1875 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

stehende, an mich gerichtete Depesche Sr. Faiserlichen und König⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.“

Aus Stuttgart, 30. August, meldet der Staats. Anzeiger für Württemberg“ Folgendes: Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen, General⸗ Feldmarschall und General⸗Inspecteur der IV. Armee⸗Inspektion, ist gestern Nacht um R Uhr behufs Inspizirung des XIII. (Königlich württembergischen) Armee⸗Corps hier eingetroffen. Schon Stun⸗ den lang vorher war der Platz zwischen dem Bahnhof und dem Königlichen Residenzschloß von einer dichten Menge besetzt, die, je näher die für die Ankunft festgesetzte Stunde heranrückte, mehr und mehr anschwoll, so daß die Schutzmannschaften vollauf zu thun hatten, eine Zufahrtsstraße freizuhalten. Als Se. Kaiserliche Hoheit die von Mannschaften des Grenadier⸗ Regiments Königin Olga gebildeten Spaliere durchschritten hatte und die am Ausgange der rechtseitigen Bahnhofshalle bereit · stehende Königliche Equipage bestieg, wurde Er von der dicht⸗ gedrängten Menge freudigst willkommen geheißen mit begeisterten Hochrufen, welche sich bis zum Eingange des Schloßportals, an dem Se. Kaiserliche Hoheit abstieg, ununterbrochen fortsetzten. Kurze Zeit nach Ankunft des Kronprinzen wurde ein Zapfen⸗ streich mit Ständchen im Schloßhofe von mehreren vereinigten Militärkapellen ausgeführt. Die treffliche Musil, die mehrere gediegene Nummern, wie Schuberts „Am Meere“, die Entreakts⸗ mufik zum letzten Akt von Wagners „Lohengrin“ mit dem Braut⸗ chor u. A. in mustergültiger Weise zu Gehör brachte, hielt eine zahllose Menschenmenge bis um 11 Uhr auf dem Schloßplatz zusammen, die sich erst verlief, als die Militãrmusik mit Zapfen⸗ streich wieder abgezogen war.

Heute früh um 7 Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit mit einem vierspännigen Hofwagen nach den Höhen der Filder, wo bei Möhringen Uebungen der 51. Infanterie⸗ Brigade (119. und 125. Infanterie⸗Kegiment) stattfanden. Im Ge⸗ folge Sr. Faiserlichen Hoheit befinden sich, außer dem persön⸗ lichen Adjutanten Oberst Mischke, der Ehef des Stabes der LI. Armee⸗Inspektion, General⸗Major v. Gottberg, die Stabs⸗ Offiziere dieser Inspektion, Major v. Unruhe und Hauptmann v. Heydwolff, sowie die ad hoc kommandirten Offiziere, Oberst v. Gottberg, Commandeur des Kurmärkischen Dragoner⸗Regi⸗ ments Nr. 14 in Colmar, und Major v. d. Knesebeck des 1. Garde⸗gFeld⸗Artillerie⸗Regiments. Nach Beendigung der Truppen⸗ übungen trafen um 12 Uhr Se. Kaiserliche Hoheit wieder im Königlichen Residenzschlosse ein; zu Höchstihrer Seite im Wagen saß der kommandirende General v. Schwartzkoppen, mit einem zweiten vierspännigen Zuge fuhren die Stabsoffiziere der Armee⸗ Inspektion.

Se. Hoheit der Herzog Georg von Mecklen— burg-Strelitz, Kaiserlich russischer General⸗Inspecteur der Artillerie, traf gestern Abend, aus Frankfurt a/ M. kommend, hier ein, übernachtete im Hotel Royal und reiste heute früh in Begleitung des Großherzoglich mecklenburg⸗strelitzischen Ober⸗Jãger⸗ meisters v. Nordenflycht nach St. Petersburg weiter.

Jui Reichskanzler⸗Amt sind jüngst die Vorarbeiten vollendet worden, die zu einer Regelung des Hülfskassen⸗ wesens durch die Reichsgesetzgebung führen sollen.

Die Gewerbe⸗Ordnung vom 21. Juni 1869 enthält keine

rundsätzlichen Vorschriften über den für die gewerblichen Klassen 6 wichtigen Gegenstand. Es sind in derselben nur die vor—⸗ läufigen Bestimmungen getroffen, daß bis zum Erlaß eines Bundesgesetzes die Anordnungen der Landesgesetze über die Kranken⸗, Hülfs⸗ und Sterbelassen in Kraft bleiben, und daß die Verpflichtung der Gesellen, Gehülfen, Lehrlinge und Fabrik arbeiter, einer bestimmten Kasse beizutreten, für diejenigen in Wegfall kommt, welche nachweisen, daß sie anderen Kranken⸗, Hülfs⸗ oder Sterbekassen angehören.

Die Entwickelung, welche das gewerbliche Hülfskassenwesen unter dem so geschaffenen Rechtszustande nahm, konnte nicht befriedigen. Die Wirksamkeit der auf der Beitrittspflicht der Arbeiter beruhenden Kassen zeigte sich der, Prov. Corr.“ zufolge, ge⸗ lähmt, weil die Ungewißhest über die Richtung der künftigen Gesetzgebung jede Reform ihrer Verfassun zurückdrängte. An⸗ dererseits hatten die übrigen Kassen nicht 9 dem gehofften Um⸗ fange Freiheit der Bewegung gewonnen, da in dem Landes⸗ rechte einzelner Bundesstaaten ihre gesetzliche Anerkennung un⸗ vorhergesehene Schwierigkeiten fand. Allfeitig wird daher die Nothwendigkeit eines Abschlusses der Gesetzgehung empfunden.

Nach zwei Richtungen hin erscheint eine gesetzliche Regelung erforderlich: es sind die Grenzen zu bestimmen, in welchen für die Arbeiter die Pflicht zur Versicherung bei einer Hülfskasse auf⸗ recht erhalten werden soll, und es a die Anforderungen fest⸗ zustellen, welchen diese Kassen in ihrer Einrichtung und in ihren Leistungen zu genügen haben. In ersterer Beziehung be- darf es einer Abänderung der im Art. 141 der Gewerbe⸗ Ordnung enthaltenen vorläufigen Bestimmungen; für die Er⸗ füllung der zweiten Aufgabe ist eine Reihe besonderer Vorschrif⸗ ten über die Einrichtung der Hülfskassen erforderlich. Den ver⸗ schiedenen hier angedeuteten Zwecken entsprechen zwei dem Bundes⸗ rathe vorgelegte Gesetzentwürfe.

Die auf Abänderung der Gewerbe⸗Ordnung hin⸗ zielende Vorlage soll die zufländigen Organe der Gemeinde⸗ und Staatsverwaltung ermächtigen, die gewerblichen Arbeiter dem Versicherungs zwange zu unterftellen, aber die auf der Beitritts⸗ pflicht der Arbeiter beruhenden und die sonstigen Hülfskassen gleichen Anforderungen unterwerfen und mit gleichen Rechten

bedenken. In den einzelnen Bundesstaaten ist die bezügliche Gesetz⸗ durch diese Mannig⸗

gebung sehr verschieden; aber nicht nur

faltigleit des Rechts ist die Gestaltung des Hülfskassenwesens beeinflußt worden; auch die verschiedenartige thatsächliche Ent⸗ wickelung der Gewerbe hat, selbst im Bereiche einer und der⸗ selben Gesetzgebung, das Hülfskassenwesen sichtlich berührt. Ein Gemisch verschiedenarligster Bildungen ist dadurch entstanden. Neben den Kassen der Innungen, Zünfte und Aemter stehen andere Kassen, welche sich, von diesen älteren Gebilden un— abhängig, an einzelne Gewerke angeschlossen haben. Zu den Kassen, die auf Grund eines esetzlichen Versicherungs zwanges in das Leben gerufen wurden, sind endlich Kassen getreten, die auf völlig freier Betheiligung beruhen, und diese letzteren er⸗ scheinen wieder theilweise als ganz unabhängige Verbände, theil⸗ weise sind sie gestützt durch den Anschluß an andere Organi⸗ sationen, wie namentlich an die Gewerkvereine.

Wäre eine bestimmite Aussicht auf eine krãftige Entwickelung der Hülfskassen aus freier Betheiligung erfahrungsmäßig gege⸗ ben, so würde die Gesetzgebung von einem Eingreifen absehen können. Allein diese Aussicht fehlt. Obwohl die Kassen des

Verbandes der deutschen Gewerkvereine mit besonderer Entschie⸗ denheit den Grundsatz der Selbsthülfe auf diesem Gebiete ver⸗ treten, ist es ihnen doch bisher nicht gelungen, eine im Verhãlt⸗ niß zu der Große der betheiligten Arbeiterkreise ansehnliche Ver⸗ breitung zu erreichen. Von allen übrigen Kassen beruht die ganz überwiegende Zahl auf einem kräftigen Eingreifen der Be⸗ hörden. Darf man daher behaupten, daß ein Verzicht auf den Versicherungszwang die kräftige Fortentwickelung des Hülsskassen⸗ wesens in Frage stellen werde, so ist eben so sicher, daß ein solcher Verzicht an vielen Orten den Bestand der vorhandenen Kassen in bedenklicher Weise erschüttern würde. Aus diesen Er⸗ wägungen ist der ersterwähnte Gesetzentwurf des Reichskanzler⸗ Amtes hervorgegangen. .

Der zweite Entwurf stellt die Anforderungen fest, welchen die Unterstützungskassen zu genügen haben, um die ge⸗ setzlichen Rechte gegenseltiger Hülfskassen“ zu erlangen. Obwohl das Bedürfniß einer gesetzlichen Regelung für alle Kassen an⸗ erkannt werden muß, die dem Schutz der arbeitenden Klassen gegen die durch Krankheit, Alter oder Tod herbeigeführte Noth gewidmet sind, so befaßt der vorliegende Entwurf sich nur mit den Krankenkassen, und zwar deshalb, weil ihre Verhältnisse bereits genauer, als diejenigen der übrigen Kassen erforscht sind, und daß für keine andere Kassenart das Bedürfniß einer gesetz⸗ lichen Regelung sich so dringend herausstellt, wie für die Kran⸗ kenkassen. .

Obwohl das Bedürfniß der in Aussicht genommenen gesetz= lichen Regelung vornehmlich den Kreisen des gewerblichen Lebens entsprungen ist, so hat der Entwurf doch nicht lediglich die so⸗ genannten „gewerblichen! Hülfskassen, sondern alle auf dem Grundsatze der Gegenseitigkeit beruhenden Kassen gleicher Art, ohne Rückficht auf die Kreise, in welchen sie vorwiegend wirlen, zum Gegenstande genommen.

Nach der Anlage des Entwurfs wird keine Kasse genöthigt sein, seinen Bestimmungen sich zu unterstellen. Wenn bie überwiegende Mehrzahl der größeren Kassen sich zweifellos hierzu entschließen wird, um in den Genuß der damit verbundenen Vortheile zu treten, so werden andere Kassen durch ihre gesammte Einrichtung sich ver⸗ hindert sehen, den gleichen Schritt zu thun. In den kleineren Städten, wie auf dem platten Lande fristen zahlreiche Kassen ihr Leben, welche bei dem kleinen Umfang des Mitgliederkreifes, bei der Geringfügigkeit ihrer Leistungen den Anforderungen des Entwurfs nicht genügen können. Es liegt kein Grund vor, ihre bescheidene Wirksamkeit zu stören, indem man sie unter ein Gesetz stellt, welches durch unerfüllbare Anforderungen ihre Auflösung erzwingen würde.

Die Vortheile, durch welche die Kassen bestimmt werden sollen, den Anforderungen des Entwurfes Genüge zu thun, be⸗ stehen einerseits darin, daß die Verpflichtung zum Eintritt in eine Hülfskasse nur mittelst des Eintritts in eine der den An⸗ forderungen des Entwurfes genügenden Kassen erfüllt werden kann, andererseits darin, daß diese Kussen manche Erleichterungen in ihrer Einrichtung und ohne besondere Verleihung die Rechts⸗ fähigkeit gewinnen.

Die Anforderungen des Entwurfes sind auf dasjenige be⸗ schränkt, was vom Standpunkte des öffentlichen Interesses un bedingt nothwendig erscheint; diese Forderungen sind weniger an die erste Einrichtung der Kassen, welche deren Verhãltnisse noch nicht mit Sicherheit beurtheilen läßt, als an die laufende Ver— waltung geknüpft, aus welcher die Bedürfnisse der Kassen nach und nach sich ergeben. Die Sicherheit der Kassen wird nicht so sehr in der Richtigkeit des ersten Einrichtungsplanes, als in der Vorsicht und Gewissenhaftigkeit der Verwaltung gesucht.

In Ansehung der Einrichtung der Kassen enthält der Ent—⸗ wurf nur wenige Bestimmnngen. Die Bestimmungen des Ent⸗ wurfs sind von einem dreifachen Gesichts punkte beherrscht. Zunächst war Fürsorge zu treffen, daß die Kassen nicht fremd⸗ artigen, ihrer Aufgabe fern liegenden Interessen dienstbar ge⸗ macht, und daß nicht die vom Staate ihnen verliehenen Rechte geradezu gegen die Interessen des Staats verwerthet werden können, Sodann war zu verlangen, daß die Kassen durch die Höhe ihrer Leistungen ihrer Aufgabe wirklich gerecht wer⸗ den, über i Aufgabe aber auch durch eine zweckwidrige Steigerung der Leistungen nicht hinausgreifen. Endlich mußten die Mitglieder der Kassen sicher gestellt werden gegen eine ungleiche Behandlung, die den Grundsatz der Gegenseitigkeit verletzen würde; gegen ungerechtfertigte Anforderungen Sei⸗ tens der Verwaltung der Kassen, und, soweit möglich, gegen eine Verkürzung ihrer eigenen Ansprüche in Folge einer nicht vorgesehenen Erschöpfung der Rassenmittel. Die Kontrole soll durch eine jährliche Gegenüberstellung der Ein⸗ nahmen und Ausgaben, sowie durch eine in jedem fünften Jahre stattfindende Vergleichung der Verpflichtungen und Mittel der Kassen gegeben werden. Wird diese Kontrole mit Ernst geübt, so wird sie nicht nur den wirklichen Eintritt einer Un⸗ zulänglichkeit der Kassenmittel, sondern auch schon vorher die drohende Gefahr einer solchen erkennen lassen.

Die Verwaltung der Hülfskassen bedingt nur einen ein— fachen Organismus; der Entwurf hat sich daher auf wenige Bestimmungen in dieser Beziehung beschränken dürfen. Die Verwaltung war nur in einzelnen Beziehungen zu berühren, das zar ger ht dagegen erschöpfend zu regeln. Nach drei Richtun⸗ gen hin hat der Entwurf ein Eingreifen der Behörden für nothwendig erkannt. Einerseits will er verhüten, daß solche Kassen die gesetzlichen Vorrechte genießen, welche nur dem Schein nach bestehen. Andererseits soll eine ordnungsmãßige Führung der Verwaltungsgeschäfte sicher gestellt und dem 3 brauche der Kassen zu irgend welchen, ihrer Bestimmung fern liegenden Zwecken vorgebeugt werden. Hat in beiden Beziehun⸗ gen die Aufsicht nur eine negative Bedeutung, so ist ihr da⸗ gegen in dem dritten Punkte die wichtige Aufgabe zugetheilt, für die allmähliche Verbesserung der Kasseneinrichtungen die rech⸗ nungsmäßigen Grundlagen zu schaffen.

Aus diesen Gesichtspunkten sind die Bestimmungen des Ent⸗ wurfes hervorgegangen.

= Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem kürzlich herausgegebenen XIII. Bande der Stalistik des Deutschen Reichs u,. a. Angaben über die Se ereifen deutsch er Schiffe im Jahre 1873, welche von um so größerem Interesse find, als sie den Umfang der Betheiligung der deutschen Fla ge an dem Verkehr nach außerdeutschen Landern näher ersehen lassen. Aus der betreffenden Uebersicht ergiebt sich, daß Eng⸗ land und die auswärtigen Häfen der Ostsee bei weitem am häufigsten das Reiseziel deutscher Schiffe sind, daß 5 Norwegen und die übrigen Küsten der Nordfee folgen, dann die Ostküste Nordamerikas und die Ostküste Südamerikas, Westindien mit Mexiko, die Ostküsten Asiens, die atlantische Küste Frank⸗ reichs, Spaniens und Portugals, die Westkuste Amerikas, der Westen des Mittelmeers, die Südküste Afleng mit den indischen Inseln, endlich das westliche Afrika, der Osten des Mittel meerz

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und die Inseln im stillen Meere. Im Ganzen haben im Jahre 1873: 18,134 deutsche Seeschiffe mit einer Ladungsfähigkeit von 5 293, N. Register⸗Tons ihre Reisen nach fremden Häfen bez. Küstenstrecken gerichtet, und zwar nach: Norwegen und Rußland am weißen Meere und Eismeere 1388 Schiffe von 132 102 Reg⸗Tons, außserdeutschen Häfen an der Ostsee 5052 Schiffe von 642,183 Reg⸗Tons, außerdeutschen Häfen an der Nordsee, mit Ausschluß der britischen 1355 Schfffe von 305,029 Reg.⸗Tons, Großbritannien und Irland 5443 Schiffe von 1512, 567 Reg.⸗Tons, den übrigen europäischen Häfen am atlantischen Meere 531 Schiffe von 301,515 Reg⸗Kons, Häfen an der westlichen Hälfte des mittelländischen Meeres 294 Schiffe von 82,577 Reg.⸗Tons, den übrigen Häfen des mittel ländischen Meeres, einschließlich derjenigen am schwarzen Meere, 1093 Schiffe von 34,425 Reg. ⸗Tons, der Ostküste Nord⸗ amerikas am nördlichen Theil des atlantischen Meeres gö9 Schiffe von 880, 952 Reg.⸗Tons, den Häfen am Meerbusen von Mexiko und dem karaibischen Meere einschließlich der westindischen, 624 Schiffe von 374.090 Reg.⸗Tons, der Ostküste Südamerikas am südlichen Theil des atlantischen Meers 845 Schiffe von 398,435 Reg.⸗Tons, den 5 an der Westküste Amerikas 361 Schiffe von 270, 178 Reg.⸗ ons, den Häfen Afrikas, ausschließlich der Häfen am mittel= ländischen Meere, 166 Schiffe von 39, 15 Reg. Tons, den Häfen der Südküste Asiens, einschließlich der indischen Inseln, 291 Schiffe von 142,514 Reg.-Tons, den Häfen der Ostküste Asiens 544 Schiffe von 185,650 Reg.⸗Tons, Australien mit den Inseln im Stillen Meere S5 Schiffe von 36,910 Reg.⸗Tons. Für die übrigen 63 Schiffe von 5512 Reg - Tons ist das Ziel der Reise nicht näher angegeben. Auf grönläͤndische Fischerei gingen 6 deutsche Schiffe von g21 Reg.⸗Tons, auf Heringsfang 31 von 1919 Reg.⸗ Tons aus. Die durchschnittliche Größe der Schiffe ist für nordamerikanische Fahrten bei weitem die höchste (890 Reg.⸗Tons), dann für die Westküste Amerikas (610 Reg.⸗Tons) und für Westindien (600 Reg⸗Tongs), Frank⸗ reich und Spanien (668 Reg.⸗Tons), Suͤdasien (188 Reg.⸗Tons), für die Ostküste Südamerikas (71 Reg⸗Tons) und die Inseln des stillen Meeres (32 Reg⸗ Tons). Erheblich kleiner sind die Schiffe, die an der Ostküste Asitens (341 Reg.⸗Tons), im Osten des Mittelmeeres (331 Reg.⸗Tons), im Westen des Mittelmeeres (E81 Reg⸗Tons), Großbritannien und Irland (278 Reg. Tons), Afrika (235 Reg—⸗Tons), in der Nordsee (25 Reg⸗Tons) und in der Ostsee (127 Reg.⸗Tons) verkehren; endlich besuchen die kleinsten Schiffe (95 Reg⸗Tons) Norwegen und das nördliche Rußland. Die Fahrzeuge, die den Heringsfang betreiben, be⸗ fitzen durchschnittlich nur etwa 60 Reg⸗Tons Raumgehalt.

Der 3. 37 der Reichs⸗Gewerbeordnung bestimmt: „Der Regelung durch die Orts⸗Polizeibehöorde unterliegt die Unterhaltung des öffentlichen Verkehrs innerhalb der Orte durch Wagen aller Art, Gondeln, Sänften, Pferde und andere Transportmittel u. s. w. Diese Vorschrift umfaßt auch, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribu nals vom 12. Juli d. J, den Güterverkehr und die den Zwecken desselben dienenden Transportmittel.“

Der Kaiserliche Gesandte in Madrid, Graf von Hatz⸗ feldt, ist von dem ihm bewilligt gewesenen längeren Urlaube am 31. August auf seinem Posten wieder eingetroffen.

Der Kaiserlich russische Militär⸗Attachs in Paris, Fürst Troubetz koi, ist nach Paris und Fürst Sergius Dbo— lensky nach München abgereist.

Der Kaiserlich russische Oberst und Gouverneur von Kowno, v. Basilewski, ist gestern Abend aus Carlsbad hier angekommen.

S. M. S. „Hertha“ hat am 19. Juni er. den Hafen von Honkong verlassen und ist am 3. Juli er. im Hafen von Jokohama eingetroffen. An Bord Alles wohl.

Kiel, 31. August. (Kieler Ztg.) Die Segelfregatte Niobe“, welche am Sonnabend von ihrer Uebungsreise in den hiesigen Hafen zurückgekehrt ist, wird sich zur Abhaltung einer Schießübung in nächster Zeit nach der Wohlenberger Wyk be⸗ geben. = Die nächste Poststation für das Kanonenboot, Del phin“ ist Pillau. Mit dem Zuge heute Morgen um 85 Uhr ist die Mannschaft zur Ueberführung der Korvette „Vineta“ von Danzig hierher abgefahren.

Frankfurt a. M., 31. August. Das Sedans⸗Fest wird, dem „Fr. J.“ zufolge, durch das Geläute aller Glocken in der Morgenstunde von 7 bis 8 Uhr und durch Lösen von Böllersalven auf der Main⸗Insel eröffnet. In den Gottes hãu⸗ sern wird Vormittags Gottesdienst abgehalten. Nachmittags 4 Uhr findet eine Feier auf dem neuen Friedhof zu Sachsenhausen mit Militärmusik⸗Begleitung und Chorgesang siatt. Abends ist Banket in der Halle des Zoologischen Gartenz, welcher glänzend beleuchtet sein wird.

Bayern. München, 30. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern ist heute Morgens mit dem Schnellzug in Begleitung seiner beiden Adjutanten zu der In⸗ spektion des II. Armee⸗Corps vorläufig nach Ochsenfurt abgereist und wird bereits den morgen beginnenden Divisionsmansvern anwohnen. Der sFtönigliche Staatz⸗Minister des Innern, v. Pfeu fer, trifft morgen Abends von dem meistentheils im bayerischen Gebirge zugebrachten Urlauh hier ein und wird als⸗ bald wieder seine Geschäftsthätigkeit aufnehmen. Der neu⸗ gewählte Erzbischof Friedrich Schreiber hat sich heute Morgen von hier aus nach Bamberg begeben. Der Erzbiscchof v. Scherr wird nächsten Sonntag gleichfalls dahin abreisen, da Tags darauf die kirchliche Weihe des Hrn. Schreiber im dortigen Dom vorgenommen wird. Der General der Infanterie 3 D., Baptist v. Stephan, ist (wie schon telegraphisch gemeldet zu Schlehdorf am Kochelsee gestern Morgen an den Folgen eines Herzleldens gestorben. Der Dahingeschiedene, einer der verdienstvollsten bayerischen Generale, hatte im Kriege 187071 die 1. Divlston kommandirt und war schwer verwundet aus dem Feldzuge zurückgekehrt; er war früher auch lange Jahre Adjutant und treuer Freund des kürzlich verstorbenen Prinzen Carl, dessen unglücklicher Tod auf ihn den schwersten Eindruck machte. General v. Stephan erreichte ein Alter von 67 Jahren. Ebenso meldet man heute dag Ableben eines noch anderen verdienstvollen bayerischen Offiziers, des Obersten z. D. Rudolph Frhrn. v. Gu mppenberg, der gestern zu Traunstein in Folge eines Schlaganfalles gestorben ist. Mit dem hayerischen Turntage in Regensburg wird eine Versammlung zur Gründung eines bayerischen , , . sein und am Sonnabend den 11. September statt⸗

nden.

Sachen. König sind mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen

Unterrichts anstalten beginnen Vormittags 106 Uhr.

Dresden, 31. August. Se. Majestät der

Friedrich Carl von Preußen und dem Prinzen Georg heute früh 67 Uhr mitten st Ertrazuges nach Riesa gereist, haben den Uebungen der Kavalerie⸗Division daselbst beigewohnt und sind mit en Königlichen Hoheiten Mittags 1 Uhr nach Dres⸗ den zurückgekehrt. Nach rmittags 4 Uhr findet unter Theil nahme Ihrer Majestät der Königin im hiesigen Königlichen Schlosse die Tafel statt, zu welcher auch der Königlich preußische Ge⸗ sandte, Graf zu Solms⸗Sonnenwalde, mit einer Einladung beehrt worden ist. Morgen früh werden Ihre Majestäten der König und die Königin mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen und dem Prinzen Georg mittelst Ertrazuges wieder in Riesa eintreffen und den Manövern da—⸗ selbst beiwohnen. Ihre Weajestãten werden sich von dort Nach⸗ mittags zu einem mehrtägigen Aufenthalte nach dem Jagdschlosse Wermsdorf begeben und Fodann nach einem Besuche in Jahnis⸗ hausen Sonnabend Abend nach Pillnig zurückkehren. Se. Kö⸗ nigliche Hoheit der General- Feldmarschall und General⸗Inspecteur der II. Armee⸗Inspektionm, Prinz Friedrich Carl von Preußen, wird morgen, nach Beendigung der Manöver, von Riesa aus nach Berlin zurückreisem. .

Aus Zittau, 30. August, wird dem „Dr. J.“ geschrie⸗ ben: Am heutigen Tage wurde unsere Stadt durch einen Besuch Sr. Majestät des Königs beglückt, indem Allerhöchstderselbe mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen und dem Primzen Georg Vormittags gegen 85 Uhr mit Extrazug hier eintrafen. Vom Bahnhof, wo außer den höheren Offizieren auch der Amtshauptmann v. Zahn und unser Bür⸗ germeister Haberkorn fich zum Empfang eingefunden hatten, begaben sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit einem glänzenden Gefolge, in welchem auch Se. Exeellenz der Kriegs⸗Minister, General der Kavallerie v. Fabrice und General⸗Major v. Abendroth (als Divisto när) sich befanden, in bereit stehenden Equipagen auf den Exerzierplatz, wo Dieselberr Pferde bestiegen und den Manövern der 2. Infanterie⸗Brigade Nr. 46, welcher eine Batterie des Feld⸗ Artillerie⸗Regiments zugetheilt ist, beiwohnten. Den Schluß des glänzenden militärischen Schauspiels, das eine große Menschen⸗ menge. herbeigeführt hatte und das vom Wetter ungemein begünstigt war, bildete das Defiliren, erst in Compagnie⸗ front, dann bataillonsweise. Nachdem Sr. Majestät ein jubelndes Hoch gebracht worden, begab sich Allerhõchst⸗ derselbe mit seinen Hohen Begleitern und Gefolge, sowie dem Offiziercorps zu den auf dem Exerzierplatz aufgestellten Zelten, um daselbst ein Frühstück einzunehmen, während dessen die Regimentskapellen kom zertirten. Nach 12 Uhr erfolgte, eben⸗ alls mittelst Extrazugs. Die Abreise und zwar auf der Groß⸗ d Sisenbahn über Bodenbach. Zu Ehren des Hohen Besuchs waren das Rathhaus, das Königliche Gerichts amt, die Schulhäu ser und mehrere Privathäuser in der Bahnhof straße mit Fahnen geschmückt.

Durch Verordnung des Ministeriums des Innern vom 30. August wird in JZolge des Ablebens des Abgeordneten zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung für den 4. Wahl⸗ kreis der Stadt Dres den eine Ergänzungswahl auf den 28. September d. J. festgesetzt. Zum Wahlkommissar ist der Ober⸗Bürgermeister Pfotenhauer zu Dresden ernannt worden.

In Bezug auf die Feier des 2. September hat der hiefige Rath unter dem A. v. M. Folgendes bekannt ge⸗ macht:

. diesmalige Feier Des Nationalfestes ist von erhöhter Wich⸗ tigkeit, weil sich mit demselben ein fünfjähriger Zeitraum seit dem denkwürdigen 2. September 1870 erfüllt.

Die städtischen Kollegien haben die Mittel dargeboten, um hier zu umfassenderer Fest feier anzuregen, dort manchen Ein- zelnen eine Festfreude zu bereiten. Eine allgemeine Theil⸗ nahme ift dadurch ermöglicht worden, daß das Gesammt— Ministerium die Schließung seiner Kanjlet angeordnet und sämmtliche Ministerien eingeladen hat, dasselbe zu thun und die Expeditionen der ihnen nntergebenen Behörden, insoweit dies ohne Störung von dringlichen Geschästen thunlich ist, schließen zu laffen. Auch unsere Verwaltungsste len bleiben am Festtage ohne Ausnahme geschlossen. Wir hahen die Dekoration des Altftädter Rathhaufeg, die Beflaggung der öffentlichen Gebäude und für den Abend die Be⸗ leuchtung der öffentlichen Plätze angeordnet und hoffen, daß die Einwohnerschaft auch ihrerseits dan beitragen werde, die Stadt durch allgemeine Beflaggung im wollen Festschmucke erscheinen zu lassen.

Vormittags ven y bie 10 Uhr wird in allen Kirchen Goöttendienst gehalten werden, Rath und Stadtverordnete und die Mitglieder der Behörden, die sich anschließen wollen, ver jammeln sich zu gemein schaftlichem Besuche des Gott esdienstes in der Kreuzkirche Vormittags Ft Uhr in der erften Etage des Rathhauseg, wozu hierdurch einge⸗ laden wird. Festakte finden ir den Volkeschulen von Vormittags 8. 9 Uhr statt, wobei an die würdigsten Schüler und Schüle- rinnen der ersten Klafsen Feftgeschenke in nasionalen und klassischen Werken zur Vertheilung geiangen. Die Festakte in den höheren Nach denselben werden auf den Turnplätzemn gymnastische Spiele gehalten werden. Von 12 bis 1 Uhr ist Musik auf dem Balkon des Altstädter Rath⸗ hauses. Nachmittags von 3 Uhr an werden alle Turnvereine der Stadt unter Mitwirkung der Sesangvereine auf der Wiese unterhalb des Waldschlößchens ein Scharsturnen mit Frei⸗ und Geräthübungen, Turnen der Vorturner und Wettturnen mit Preigvertheilung abhalten und sich im Festzuge 28 Uhr vom Garten des Münchner 12 aus auf den Feftplatz begeben. Tarrnspiele, Gefänge und ein ackelreigen werden diesen Theil des Festes schließen.

Zu einer Festergötzlichkeit für die Invaliden und Wittwen ge⸗ fallener Krieger ist eine Summe ausgesetzt worden, deren Vertheilung sich der sächstsche Landes mil it ar Hülfeperein freundlichst unterzogen hat. Dem Vorftand des Dresdener Bezirkz von Sachsens Militärvereing⸗ bunde ist ein Beitrag zu den won den Hälitärvereinen der Stadt ab= zuhaltenden Festlichkeiten zugestellt worden.

Am Abend findet Konzert mit Illumination auf dem Königlichen Belvedere statt. Bei diesem, wie bei den mehrfachen von Vereinen veranstalt ten Konzerten mögen die Eindrücke des Festtages in den Tondichtung en natlonalen Aufi chwungz ihren Abschluß finden.

Wir fordern alle Einwohner der Stadt auf, dem Feste ihre lebendige Theilnahme zu schenken und es mit der vollen Hingabe und edlen Würde zu feiern, die der Bedeutung des Tages für unser theures Vaterland ent sprechen. Dres den, den 35. August 1875.

Der Rath der Königlichen Residenz. und Hauptstadt Dres den.

* n O ber · Sürgermeister.

Baden. Karlsruhe, 30. Augu st. (Tarlsr. Ztg.) Ihre 2 Soheiten der Sroßherzog und die Großher⸗ zogin haben sich am Donner stag, den 26., Nachmittags, zum Be⸗ such der Kaiserin Eugenie nach Schloß Arenenberg begeben und lehrten nach einstündigem ,, wieder nach Schloß Mainau zurück. Die vormalige aiserin der Franzosen lebt auf Arenenberg mit dem Kaiserlichen Prinzen in stiller Zurückgezogen⸗ heit unter dem Namen einer Gräfin von Pierrefond und ge⸗ denlt noch einige Zeit dort zu verweilen. Den folgenden Tag gegen Mittag empfingen Ihre Königlichen Hoheiten auf, Mainau den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Oranien, Döchstwelcher an der großherzoglichen Tafel speifte und gegen 27 bend sich nach Schloß Arenenberg begab. Um 93 Uhr Abends erfolgte die Ankunft Sr. Faiser⸗ lichen Soheit des Kronprinzen des Deuischen Reiches in

Constanz, von wo Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin ihren Hohen Verwandten sofort nach Schloß Mainau fuhrten. Jeder offizielle Empfang war verbeten, da der Kronprinz im strengsten Inkoggito reist. Se. Kaiserliche Hoheit begab sich Sonntag, den 29. früh, von Mainau zum Besuch der Fürstlich Hohenzollernschen Familie nach Krauchenwies, verblieb dort bis Abends und reiste mit Extrazug von Sigmaringen aus, wo Höchsidemselben ein begeisterter Empfang zu Theil ward, nach Stuttgart. Der Badische Militärvereins⸗Verband wird seine diesjährige Delegirtenversammlung am 26. September in Offenburg abhalten, und hat dessen Centralvertretung in der gestrigen Sitzung die Tagesordnung für den Delegirtentag und das Programm für die damit zu verbindenden Festlichkeiten fest⸗ gestellt. Gleichzeitig wurde beschlossen, auch die nicht zum Ver—⸗ bande gehörigen badischen Militärvereine zur Beschickung des Delegirtentages einzuladen. Der Centralvertretung ist es gelun⸗ gen, seit dem letzten Delegirtentage zwei Unternehinungen ins Leben zu rufen, welche für die badischen Militärvereine von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Das eine Unternehmen ist die Gründung eines Vereins organs, welches heute bereits

eine kleine Einnahmequelle für den Verband ist und so die

Möglichkeit bietet, von Neujahr an für dieses Blatt einen geeigneten Redacteur zu gewinnen. Das andere Unternehmen ist die Gründung der Badischen Militär⸗Versicherungs⸗ anstalt.

Württemberg. Stuttgart, 31. August. Der „St. A. f. W. meldet aus Friedrichshafen, 29. August, Folgendes: Ihre Majestät die Kaiserin Eugenie ist gestern in Begleitung Ihres Sohnes, des Prinzen Louis Napoleon, und der Prinzessin Mathilde, Kaiserliche Hoheiten, zum Besuche der Königlichen Fa⸗ milie hier eingetroffen; auch Se. Königliche Hoheit der Prinz von Oranien hatte sich der Kaiserin angeschloffen. Nach mehr—⸗ stündigem Aufenthalte sind die Höchsten Herrschaften mittelst Extradampfschiffes über Constanz nach Arenenberg zurückgereist. Als Gäste des Hofes weilen gegenwärtig der Fürst Wiasemsky, sowie Frau von Bariatinsky hier. Der Minister der Justiz und der auswärtigen Angelegenheiten v. Mittnacht ist von einer nach den Festlichkeiten zu Detmold unternommenen Reise durch Norddeutschland nach Stuttgart zurückgekehrt.

Bessen. Darmstadt, 31. August. (W. T. B.) Bei der heutigen Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer wurde der Kandidat der Fortschritts partei, Bankier Otto Wolfskehl, mit 29 gegen 24 Stimmen, welche auf George (Budesheim) fielen, gewählt.

Mecklenburg. Schwerin, 31. August. Gestern Vor⸗ mittag 11 Uhr rückle die hier erwartete reitende Batterie des schleswig⸗holsteinischen Feldartillerie⸗ Regi⸗ ments Nr. 9 in einer Stärke von 3 Sffizieren, 69 Mann und SI Pferden mit 4 Geschützen hierselbst ein. Die Batterie war am 28 in Gadebusch eingetroffen und hat dort am 29. Ruhe⸗ tag gehabt. Den einmarschirenden Truppen waren der Stadt—⸗ Kommandant, General⸗Major Baron vw. Langermann⸗ Erlenkamp, der Commandeur des 24. Artillerie⸗ Regiments Oberst v. Lewinsky, sowie der Commandeur der hiesigen Ar⸗ tillerie⸗ Abtheilung, v. Fragstein⸗Niemstorff, und mehrere andere hiesige Artillerie⸗Offiziere nebst dem Trompeter⸗Corps der hiesigen Abtheilung entgegengeritten, um an der Spitze der frem— den Truppen, die heute früh bereits ihren Weitermarsch zu den Kaynallerie⸗Brigadeübungen angetreien haben, mit klingendem Spiel einzurücken. Ferner trafen gestern in einer Stärke von 1 Offizier und 16 Mann die Quariiermacher des 1. Batail⸗ lons vom 2. hanseatischen Infanterie-Regiment, welches heute mit dem Regiments⸗Stab in einer Stärke von 21. Offizieren, 523 Mann und 14 Pferden hier Marschquartier nehmen wird, hier ein. Am 6. September ist abermalige Ein⸗ quartierung von der 2. Abtheilung des Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 24 hier zu erwarten.

Sachsen · Weimar⸗Eisenach. Weimar, 31. August. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin ist heute früh gegen 10 Uhr hierselbst eingetroffen. Auf dem festlich geschmůͤckten Bahnhof hatten sich die Herren Staats⸗Minister Pr. Thon, Ge⸗ heime Rath Dr. Stichling, Geheime Staatsrath Pr. v. Groß, Graf BVeust, Gräsin Stirum, die Herren Geheime Ober⸗Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Schomburg, Präsident Dr. Burckhardt, Bezirks⸗ Direktor Wokenius, Seitens der städtischen Behörde die Herren Bürgermeister Pabst und Finanz⸗Rath Br. Schenk, so wie zahl⸗ 8 andere Beamte und Herren und Damen aus der Stadt versammelt, welche Ihre Königliche Hoheit mit wiederholten Dochrufen lebhaft begrüßten. Die Großherzogin nahm die ihr dargebrachten Glückwünsche huldvoll dankend entgegen, ebenso die ihr von einigen Damen überreichten Bouquets. Unter dem lauten Zuruf der Versammelten fuhr Ihre Königliche Hoheit zum Residenzschlosse. Die allgemeine weimarische Leh⸗ rerversammlung wird in diesem Jahre zu Sulza den 29. und 30. September abgehalten werden.

Oldenburg. Oldenburg, 30. August. Das Pro⸗ gramm für die Sedanfeier in hiesiger Stadt ist unlängst ver⸗ oͤffentlicht. Am Morgen Gottesdienst und Feierlichkeiten der Schulen, am Nachmittage ein allgemeiner Festzug und Abends gesellige Vereinigung und Belustigungen in verschiedenen Loka⸗ len. Auch die aus dem Lande einlaufenden Nachrichten weisen darauf hin, daß der Gedenktag des 2. September überall als nationaler Festtag sich bereits eingebürgert hat. Der Amt⸗ mann von Schrenkh in Vechta ist zum Bürgermeister der Stadt Oldenburg gewählt worden.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 28. August. Seit vor⸗ gestern Abend weilt in hiesiger Stadt der kommandirende Ge⸗ neral des XV. Armee⸗Corps, der General der Infanterie von Fransecki. Nach Besichtigung der hiesigen Garnison im Re⸗ gimentsexereiren wird sich der General zu gleichem Zwecke nach Diedenhofen begeben und von dort zu den Divisionsmanövern hierher zurückkehren.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. August. Se. aiser⸗ liche und Königliche Hoheit Erzherzog Kronprinz Rudolf trifft heute im Brucker Lager ein, um den milstärischen Uebun⸗ gen beiguwohnen. Auch Se. Majestät der Kaiser wird nach Eröffnung des ungarischen Reichstages wieder in Bruck zurück⸗ erwartet. Der regierende Fürst zur Lippe ist am 27. d. M. zur Kur in Karlsbad angekommen. Minister⸗Prãsident Prinz Adolf Auersperg ist gestern Abends in Prag angekom⸗ men und sogleich nach Dobrisch, der Besitzung des Ackerbau⸗ Ministers Grafen Mansfeld, weiter gereist. Der nieder⸗ oösterreichische Landes ausschuß hat beschlossen, sich an der am 4. Oktober in Czernowitz ttfindenden Feier⸗ lichkeit der hundertjährigen

Landes Bukowina mit dem österreichischen aiser⸗ staate und der gleichzeitigen Eröffnung der Franz⸗Josefg⸗Univer⸗ sität in offizieller Weise zu betheiligen. Die Parteigruppirung des neuen ungarischen Reichstages ist folgende: Von 411 gewählten Abgeordneten gehören 330 der liberalen Partei, 19 der Opposition der Rechten, 37 der Partei der Unabhängigen und 25 der nationalen Partei an. Die Zahl der zum ersten Male gewählten Abgeordneten beträgt 197, von welchen 165 der liberalen Partei angehören.

Pest, 29. August. Se. Majestät der Kaiser wird, wie es heißt, diesmal nur zwei Tage hier verweilen, jedoch gegen den 29. September wieder in Gödölls eintreffen, um bei den Schlußmanövern anwesend zu sein. Nach den Manövern wird Ihre Majestät die Kaiserin fammt der Erzherzogin Valerie gleich⸗ falls nach Gödöllö kommen, um dort den Herbstaufenthalt zu nehmen und bis gegen die Weihnachtsfeiertage zu verbleiben.

31. August. (W. T. B.) Der ungarische Reichs⸗ tag ist heute Mittag von Sr. Majestät dem Kaifer und König in Person eröffnet worden. In der Thronrede werden zunächst die Mitglieder des Reichstags begrüßt. Fast auf jedem Gebiete seien tiefeingreifende legislatorische Ver⸗ fügungen nothwendig, damit Ungarn sich auf jene Höhe des geistigen und materiellen Wohlstandes erhebe, dessen Elemente dasselbe in seinen reichen natürlichen Hülfsquellen be⸗ sitze, und wohin das Land zu bringen, der sehnliche Wunsch des Königs sei. Als erste unabweisliche Bedingung hierfür erscheine die Regelung der Landesfinanzen. Das Anfehen, der Kredit und die Sicherung der staatlichen Existenz Ungarns gebieten gleichmãßig die baldmöglichste Herstellung des Gleichgewichts zwischen den Er⸗ fordernissen fuͤr den Staats haushalt und deren Bedeckung. Die übernommenen Verbindlichkeiten, die unabweislichen For⸗ derungen für die Sicherheit der Monarchie, sowie die Erfor⸗ dernisse für die Verwaltung und Entwickelung des Landes ständen dem berechtigten Streben nach möglichster Spar⸗ samkeit gegenüber. Es sei jedoch zuversichtlich zu hoffen, daß, wenn auf den Gebieten der Administration und der Rechtspflege zweckmäßige und radikale Reformen voll⸗ zogen würden, wenn die Nation bereitwillig jene Opfer gebracht haben werde, welche das vorgesteckte heilksame Ziel bon ihrem Patriotismus fordere, wenn durch die Verbesserung und Regelung der Kreditverhältnisse und durch sonstige zur Hebung der Produktion, des Handels und der Industrie nothwendige Vorkehrungen für die Kräftigung der Steuerfähigkeit und die leichtere Bewältigung der zu übernehmenden Lasten vorgesorgt sein werde dann, aber auch nur dann werde es gelingen, die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage zu überwinden. Die Regierung werde in ihren Vorlagen keine der auf eine günstige Gestaltung der gesammten Staais— angelegenheiten bezügliche Frage außer Acht lassen; dieselben würden die dringendsten Bedürfnisse in jedem Zweige des öffent⸗ lichen Lebens umfassen. Die Thronrede lenkt die Aufmerk— samkeit des Reichstages insbesondere auf diejenigen Vorlagen, welche den Zweck verfolgen, die Wirksamkeit der verschiedenen Verwaltungszweige in Einklang zu bringen und eine Verbesserung der Adminsstration und Rechtspflege, sowie eine Regelung des Kommunikationswesens und der öffentlichen Arbeitspflicht, sowie eine Ergänzung des Eisenbahnnetzes herbeizuführen. Erwähnt werden ferner Vorlagen, betreffend eine zeitgemäße Regelung der Verhältnisse des Oberhauses und über eine Lösung der Reli⸗ gions⸗ und Ehefragen in dem durch die Bedürfnisse des Lebens geforderten Maße. Die Regierung sei außerdem eifrigst bestrebt, eine zweckmäßige Lösung der Bankfrage herbeizuführen; auch habe dieselbe bereits Unterhandlungen wegen Modifizirung einiger Bestimmungen des Gesetzes vom Jahre 1867 mit der cisleithanischen Regierung eingeleitet. Endlich sollen vor Ablauf der gesetzlichen Dauer des gegenwärtigen Reichstages die zwischen beiden Theilen der Monarchie in den Jahren 1867 und 1868 auf 10 Jahre getroffenen Vereinbarungen zur Verhandlung ge⸗ langen. (Lebhafte Zustimmung.) In dieser Beziehung wollen Wir der Hoffnung Raum geben, daß die Verhandlungen vom Geiste wechselseitiger Billigkeit durchdrungen sein werden, die Zeit, die Lage des Landes und die große Zahl der vorbereiteten Gesetzentwürfe mahnt zu energischer eifriger Thätigkeit. Unsere herzlichen Beziehungen zu den auswärtigen Mächten berechtigen uns zu der Hoffnung, daß der Friede trotz der in neuester Zeit aufgetauchten Ereignisse aufrecht erhalten werden wird, und daß Sie daher Ihrem legislatorischen Beruf ungestört werden obliegen können. Hierauf wird der Reichstag für eröffnet erklaͤrt. (Anhaltende und lebhafte Eljen⸗Rufe.)

Sroßbritannien und Irland. London, 31. August. (W. T. B.) Earl Russel hat den Vorsitz bei einem Meeting übernommen, das demnächst stattfinden soll, um für die Auf⸗ ständischen in der Herzegowina seine Theilnahme auszu⸗ sprechen und zu Zeichnungen zu ihren Gunsten anzuregen.

Frankreich. In Bordeaux starb am 27. d. der De⸗ putirte der Gironde, der Advokat Princeteau, im 71. Lebeng⸗ jahre. Er gehörte der gemäßigten Rechten an. Nunmehr sind in der Nationalversammlung zweiundzwanzig Plätze neu zu besetzen.

Spanten. Madrid, 31. August. (B. T. B.) Nach Regierungsmittheilungen soll eine 150 Mann starke Kavallerie abtheilung von Dorregaray abgefallen fein. General Jovellar ist in Lerida eingetroffen und wird demnächst hier erwartet.

San Sebastian, 31. August. (W. T. B.) Die Car⸗ listen sind, wie aus den hier vorliegenden Nachrichten zu ent⸗ nehmen ist, mit einer Konzentrirung ihrer sämmtlichen Streit⸗ kräfte in Guipuzeoa beschäftigt. In Navarra sind alle waffenfähigen, verheiratheten oder nicht verheiratheten Männer vom 17. bis zum 50. Lebensjahre zu den Waffen gerufen. Es finden in Folge dessen zahlreiche Uebertritte nach Frankreich statt.

Barcelona, 31. August. (W. T. B.) General Campos hat dem gefangenen früheren Ftommandanten von Seo de Urgel, Lizarraga, gestattet, seinen Aufenthalt hier zu nehmen; der Bischof von Urgel mit den übrigen Kriegsgefangenen wird nach Alikante gebracht.

Italien. Rom, 1. September. (W. T. B.) Einem. von der Insel Maddalena hier eingegangenen Telegra am zu⸗ folge ist die Nachricht von der Erkrankung Garibaldi s. unbegründet. Garibaldi befindet sich wohl und beabsichtigt am 19. September nach Civitavecchia zu reisen.

Neapel, 1. September. (W. T. B.) Gestern fand in Portiei ein großes Banket des landwirthschaftlichen Kongresses statt, zu welchem Kronprinz Humbert ge⸗ laden war. Der Präsident der landwirthschaftlichen Ausstellung brachte einen Toast auf die Dynastie Savoyen aus, welchen der Kronprinz mit einem Toast auf Italien erwiderte.

Türkei. Aus Ragusa, 31. August, Abends, meldet, W. T.

ereinigung des!

B.“: Die Insurgent en sind gestern Nachmittag bei dem Kloster