1875 / 206 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Niederlande. Haag, 29. August. Die Berichterstatter⸗ Kommission der Zweiten Kammer der Generalstaaten hat ihren Bericht über die in den Abtheilungen der Kammer jüngst stattgefundene Vorberathung des Gesetzentwurfes für Anlegung einer Reihe von Staats- Eisenbahnlinien bereits aus⸗ gearbeitet. Es ist dieser Bexicht sehr ausführlich ausgefallen; er umfaßt nicht weniger als 22 Folio⸗ Seiten. Ihm zu⸗ folge wurden die in diesem Gesetzentwurfe vorgeschlagenen Linien Zwolle⸗Almeloo und Dordrecht⸗Gorinchem⸗Elst in sämmtlichen Abtheilungen allgemein gutgeheißen, die Linie Amersfoort⸗Nim⸗ wegen dagegen von einer Anzahl Mitglieder als Luxuslinie be⸗ zeichnet; die Linie Zaandam⸗Purmerend⸗Hoorn⸗Enkhuizen wurde gleichmäßig bekämpft und vertheidigt; auch über die Linie Nim⸗ wegen⸗Venloo waren die Meinungen getheilt. Fast allgemein wurde in den Abtheilungen auch die Aufnahme folgender drei Linien in dieses Gesetz gewünscht: Delfzijl⸗Groningen, Rotter⸗ dam⸗Hoek van Holland, und von Breda oder Zwaluwe nach 's Bosch. Die Kommisston erklärte sich einstimmig für Aufnahme dieser drei Linien in das Gesetz und für haldigste Anlegung eines zweiten Geleises auf der Staatseisenbahn von Vlissingen. Außerdem wurden in den Abtheilungen von ein⸗ zelnen oder einigen Mitgliedern nicht weniger als noch 25 andere Linien dringendst anempfohlen und auch mehr oder weniger unterstützt; sehr viele Mitglieder sprachen sich zu Gunsten einer Linie Zaandam⸗Wyk aan Zee aus. In einer Abtheilung wurde der Antrag gestellt, dem Gesetzentwurfe einen Artike! anzufügen, welcher bestimme, daß durch ein späteres Gesetz Entscheidung über die Anlegung noch anderer Linien von Staatswegen getroffen wer⸗ den solle. In den Abtheilungen wurde das Verlangen nach genauer Aufklärung darüber erhoben, ob in den ersten Jahren wirklich zehn Millionen Gulden für Eisenbahnbauten zur Verfügung seien, und wenn nicht, ob die Regierung auf die Beschaffung außer⸗ ordentlicher Mittel bedacht sei. Die Zweite Kamm er hat sich zum 20. September, dem Tage der Eröffnung der neuen Ses— sion der Generalstaaten, vertagt. In Rotterdam wurde in der letzten Woche vom 25. d. an die sechste niederländische Juristenversammlung unter dem Präsidium des Hrn. J. C. Reepmaker abgehalten. Sie bestand aus ungefähr 90 Mitglie⸗ dern, und es waren ihr die Prachträume in dem Gehäude des Königlichen niederländischen Jachtklubs zur Verfügung gestellt.

1. September. (W. T. B.) Der Minister der Kolonien, Baron v. Goltstein, erklärt in einem den Journalen zugegangenen Communiqué die Mittheilungen aus⸗ wärtiger Zeitungen über Mißbräuche bei den Anwerbungen für die ostindischen Truppen für vollständig unbe⸗ gründet. Die Regierung halte überhaupt keine Werber. Für die niederländischen Truppen würden nur solche Unterthanen fremder Staaten zugelassen, die sich aus freiem Willen und unter Vorlegung der erforderlichen Papiere melden.

Großbritannien und Irland. London, 2. Sep⸗ tember. (W. T. B. . Das englische Panzerschiff „Vanguard“ ist in Folge eines durch Nebel herbeigeführten Zusammenstoßes mit dem Kriegsschiffe „Iron Duke“ in der Nähe von Wicklow gesun ken. Die Mannschaft des Schiffes wurde gerettet.

Frankreich. Paris, 1. September. W. T. B.) Der französische Botschafter am österreichischen Hofe, von Vogusés, welcher sich zur Zeit auf Urlaub in Frankreich befindet, wird gegen Ende dieser Woche wieder auf seinen Posten nach Wien zurückkehren. Der französische Botschafter in Petersburg, Ge⸗ neral Le Flö, wird Ende dieses Monats hier erwartet.

3. September. (W. T. B.) General Frossard, früher Erzieher des Prinzen Louis Napoleon und Corps⸗Commandeur im letzten deutsch⸗französischen Kriege, ist gestorben. Der Präsident Mac Mahon, der hierher zurückgekehrt ist und einem Ministerrathe präsidiren wird, begiebt sich schon heute Abend nach dem Loiret zurück.

Versailles, 2. September. (W. T. B.) Sitzung der Permanenz⸗Kommission. Von den der Linken angehörigen Mitgliedern wurde der Präfekt von Lyon, Ducros, wegen seines Verhaltens gegenüber dem jüngst von dem Assisengericht der Rhone wegen Fälschung von Privaturkunden verurtheilten Bou— vier heftig angegriffen. Der Minister des Innern, Buffet, nahm den Präfekten energisch in Schutz und hob hervor, daß Bouvier, der als Polizeiagent sich jene Fälschungen zu Schulden gemacht, sofort zur gerichtlichen Verfolgung gezogen worden sei, sobald man die Fälschungen entdeckt habe. Die Linke beschuldigte die Regierung ferner anläßlich eines gestern vom „Pays“ gebrachten Zeitungsartikels der Parteinahme für die Bonapartisten. Buffet wies diesen Vorwurf zurück und hob hervor, daß er allen Parteien gegenüber von den ihm durch den Be⸗ lagerungszustand eingeräumten Rechten nur einen sehr mäßigen Gebrauch mache. Von der radikalen Presse würden nicht weniger unausgesetzt heftige Angriffe gegen die Prinzipien der bürger⸗ lichen Gesellschaft und der Religion gerichtet. Uebrigens miß⸗ billige er den gedachten Zeitungsartikel, von der Regierung sei bezüglich desselben noch keine Entschließung gefaßt. Die Regie⸗ rung werde keinerlei Angriffe gegen die bestehende Verfassung gestatten. Endlich fragte d' Aboville (von der äußersten Rechten), ob die Regierung der Nationalversammlung die auf die Kapitu⸗ lationen mit Aegypten und die auf die spanischen Angelegen⸗ heiten bezüglichen amtlichen Schriftstücke mittheilen werde. Buffet erwiderte, die Regierung werde der Nationalversammlung Alles vorlegen, was sie derselben vorlegen könne.

Spanien. Madrid, 1. September. (W. T. B.) Die Regierung dementirt die von englischen Blättern gemeldete Srschießung des auf dem englischen Dampfer „Eider“ in den westindischen Gewässern verhafteten spanischen Unter⸗ thanen Venegas. Letzterer sei der Seeräuberei beschuldigt, der Prozeß aber noch nicht beendet.

San Sebastian, 2. September. (W. T. B.) Admiral Polo, welcher die Forts von Bormeo und Mundaca bombar⸗

dirt und beträchtliche Verheerungen an denselben angerichtet hat, ist an Bord der „Vittoria“ leicht verwundet worden.

Türkei. Konstantinopel, 1. September. (W. T. B.) Nach einem offiziellen, der Regierung aus Mostar zugegangenen Telegramm, haben die Redifs und die Gensd'armerie am 30. August die Insurgenten bei Konstantiche, Dobiche und Lubeny im Distrikt Bileei angegriffen. Die In surgenten wurden vollständig geschlagen und flüchteten sich sehr zahlreich in der Richtung nach der österreichischen Grenze.

Wie der „Agence Havas“ vom 1. September aus Ra⸗ gusa gemeldet wird, sind die türkischen Truppen nach Gasko aufgebrochen, um sich wieder in den Besitz der von den Insurgenten eroberten Forts zu setzen.

Dem Wiener „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ wird aus Belgrad gemeldet, daß in der Nacht vom 1. zum 2. Sep⸗ tember eine Anzahl Türken bei dem Stolazgebirge (im Südwesten Serbiens) in das serbische Gebiet eingefallen sind, mehrere Einwohner des Dorfes Javora ermordet und das Vieh derselben fortgetrieben haben.

2. September. (W. T. B.) Der hiefige dipoma⸗ tische Agent Serbiens, Magasinowitsch hat der Pforte angezeigt, daß er autorisirt worden sei, das Gerücht, Fürst Milan beabsichtige abzudanken, formell zu dementiren. Chakir Bey ist zum Gouverneur der Herzegowina ernannt worden.

Das Kommando über die Insurgenten führen, nach der „Allg. Ztg.“, folgende zum Theil herzegowinische, zum Theil montenegrinische Woiwoden: Luka Petkovich, Stojan Ko⸗ vacevich, Belo Spajich und Tripko Wukalovich in den Gebieten von Zubei; Bogdan Zimonich (ein Geistlicher in Gacko; Luka Komkaras in Golija; Glicha Miljanich, Stanischa und Blagoje Kopriviea im Gebiete der Banjani; Tomo Tomasevich auf Kruscheviecg und in der Sutorina; Maxim Bacevich, Zeko Ognjenovich, Nidak Kopriviea und Radivoj Alexich auf Rudine; Rade Babich, Lazar Sotschica und Wull Hadschich in Piva; Zivko Sibalija, Zuko Amluga und Joksim Knezevich in Saranci; Wucko Wuletich und Gjoko Gjurtovich im Trebinjaer Walde; Michael Rudich, Ilija Stefanovich und Tripko Grudaesich in Nevesinje; Mijo Brestina in Stolaz. Als Ober⸗Kommandant über die gesammten Streitkräfte gilt vorderhand der Woiwode Ljubibratich Die Insurgenten haben die Absicht, in einigen Tagen bereits zur Wahl eines Ober⸗Befehlshabers zu schreiten.

Belgrad, 1. September. (W. T. B.) Professor Wassiliewie hat anstatt Boskovies, der erkrankt ist, das Portefeuille des Kultus⸗Ministeriums übernommen; der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Ristie, wurde auch zum Stellvertreter des Minister⸗Präsidenten ernannt.

Kragujewatz, 2. September. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung der Skupschtina machte der bisherige Minister⸗ Präsident Stefanowitsch dem Hause Mittheilung von der nun⸗ mehr erfolgten Bildung eines neuen Kabinets. Dasselbe ist in der bereits gemeldeten Weise zusammengesetzt. Die Mit⸗ theilung wurde von dem Hause mit Hochrufen auf den Fürsten aufgenommen. Die feierliche Eröffnung der Skupschtina wird am 8. d. stattfinden.

Rumänien. Bukarest, 1. September. (W. T. B.) Die Nachwahlen für den Senat und die Kammer sind zum größten Theile zu Gunsten der Regierung ausgefallen, doch wurden auch einige Kandidaten der Oppositlonspartei gewählt. Der Kriegs⸗Minister ist von St. Petersburg wieder hler⸗ her zurückgekehrt.

Rußland und Polen. St Petersburg, 1. Sep⸗ tember. Der „Reg⸗Anz.“ veröffentlicht folgende Telegramme aus Zarskoje⸗Sselo, Dienstag, den 31. August, 2 Uhr 48 Minuten Nachts: Ihre Kaiserliche Hoheit die Groß fürstin Maria Pawlowna ist um 12 Uhr 5 Minuten Nachts glück⸗ lich von einem Sohn entbunden worden, der bei dem heiligen Gebet den Namen Alexander erhalten hat. Moskau, Montag, den 30. August. Se. Majestät der Kaiser kam heute um 10 Uhr Morgens wohlbehalten in Moskau an. Um 11 Uhr Vormittags hielt Se. Majestät Kirchgang aus dem großen Kreml⸗Palais in die Uspensti⸗Kathedrale. Um 12 Uhr fand auf dem Chodynskischen Felde eine Truppenrevue statt und darauf in dem Peirowfkischen Palais ein Béjeuner dinatoire, zu welchem die militärischen Befehlshaber geladen waren.

Amerika. New⸗Jork, 1. September. (W. T. B.) Die Stagtsschuld der Vereinigten Staaten hat sich im Monat August um 1,585,000 Dollars vermindert. Im Staatsschatze befanden sich am 31. August 71,117,000 Doll. in Gold und 4 602 000 Doll. Papiergeld.

Rio de Janeiro, 1. September. (W. T. B.) Die Session der Kammer ist auf 14 Tage verlängert wor⸗ den; die Berathung des Budgets und der Wahlreform⸗ vorlage soll zu Ende geführt werden.

Nr. 33 des Justiz⸗Ministerial-Blatts für die Preußische Gesetzgebung und Rechtepflege, herausgegeben im Bureau des Justiz.¶ Ministeriums, enthält: Allgemeine Ver⸗ fügung vom 16. August 1875, betreffend den Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien vom 14. Mai 187 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 229). Allgemeine Verfügung vom 20. Augn 1375, betreffend die Zulassung italienischer Staatsangehörigen zur Eheschließung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Am 21. August starb in München der als Lithograph be⸗ kannte Historienzeichner Simon Braun. Dr. Oscar Peschel, Königlich sächstscher Geheimer Hofrath und ordentlicher Professor an der Aniversität Leipzig, ist am 31. August nach längerem Leiden sanft verschieden. Urspruͤnglich

Jurist, wandte sich Peschel noch in jugendlichem Alter der Publizistik zu, war mehrere Jahre Mitredacteur der „Allgemeinen Zeitung. und übernahm nach Dr. Wiedemanns Tod die Redaktion des „Ausland“, welche Zeitschrift er fast zwei Dezennien leitete. Seinen größern fachwissenschaftlichen Schriften verdankte er rasch aufeinanderfolgende Berufungen nach München, Graz und Leipzig. Er entschied sich für die letztere Hochschule, an welcher er bis zu seinem Tode unermüdlich seines Lehramts waltete.

Die „Astr. tg.“ enthält folgende Notiz aus Neuhranden⸗ burg, 2. August: „Am 25, d, Nachmittags gegen 4 Uhr, zeigte sich beim Treptower Thor ein Schwarm e . Ameisen in solcher Menge, daß ste einer großen schwarzen Wolke glichen. Mehrere fielen auf der Straße nieder, und Vorübergehende wurden vielfach ö ihnen bedeckt. In nordöstlicher Richtung zog der Schwarm weiter.

Ueber den Inhalt der im September erscheinenden neuen Biegraphie Michel Angelo's aus der Feder des Comthur Gotti, Akademikers der Cruzca und Direktors der Galerie zu Flo— renz, werden folgende Details mitgetheilt; Hr Gotti ist einer der Verwalter der Galerie Buonarotti, in welcher auch das Familien⸗ archiv der Familie Buonarotti, das sehr reich an Dekumenten und Briefen ist, die sich auf den großen Künstler beziehen, sorgfältig auf. bewahrt wird. Gotti hat daher die Angaben Condivi's und Vasari's üiher Michel Angelo's Leben mit Hülfe dieser Dokumente theils hbe= stätigen, theils berichtigen können, da, sie dasselbe vortrefflich beleuchten. Er hat die Dokumente in die Erzählung einge flochten, so daß, wo es möglich war, Michel Angelo selbst zum Erzähler seiner Schicksale wird, oder seine Freunde, wie einst, fich über ihn aussprechen. Es sind Dokumente von der größten Wichtigkeit, nach denen die bisherigen Biographen, wie Hermann Grimm, so lange eifrig suchten. Neben den Dokumenten ersten Ranges, welche neues Licht über die so oft besprochene Flucht Michel Angelo's aus Florenz zur Zeit der Belagerung verbreiten, finden sich Dokumente, die mehr eine bloße Kuriosität bilden, wie z B. die Rechnun⸗ gen der Arzneien und der während Michel Angelo's letzter Krankheit gemachten Ausgaben. In dem Buche wird ferner das Inventar über das Haus und die Werkstätte von Michel Angelo in Rom peröffentlicht, welches bei seinem Tode auf Befehl des Papstes Leo X angefertigt wurde; ferner mehrere Briefe mit Ehrenbezeugungen, die ihm von Rom und Florenz aus zu Theil wurden. Einige seiner Madrigale wurden zu seinen Lebzeiten in Musik gesetzt, und diese Kompositionen werden jetzt im zweiten Theile gebracht, der nur Dokumente und Anfänge enthält. In diesem Theile befindet sich auch eine nach dem Holzmodell der St. Peterskuppel gemachte Zeichnung, die bisher noch nicht veröffent- licht wurde. Kurz, die Dokumente sind so zahlreich und so werthvoll, daß sie diese Biographie zu einem, man kann sagen, ganz neuen Originalwerke stempeln. Zum 6a n. folgt ein umfangreicher Katalog der Werke, Zeichnungen und Manuskripte Michel Angelo's, die durch ganz Europa verstreut sind. Eine Lebensbeschreibung, wie diese, muß die Neugierde aller Derer anregen, welche jenen großen Künstler und edlen Menschen lieben und studiren. Außerdem ist diese Publikation durch einige Zeichnungen illustrirt, die von unseren besten Künstlern, wie Duprsé, Pollastrini, Ciseri, Mariani, Agneni und Anderen, für den Holzschnitt hergestellt wurden. Endlich werden drei Handschriftproben Michel . in Photolithographie in jenem Werke veröffentlicht: Der erste Brief, den er von Rom aus an seinen Vater schrieb; der, den er an Gigv. Bott, della Palla schickte, worin er seine Flucht von Florenz im Jahre 1529 schildert; endlich sein letzter Brief aus Rom an seinen Neffen Leonardo, den er zwei Tage vor seiner Krank- heit, an der er starb, schrieb.

Verkehrs⸗Anstalten.

Auif der Indo⸗Europäischen Telegraphen⸗Linie wurden im Monat August an gebührenpflichtigen Depeschen beför-⸗ dert: a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1220 Stück, b. aus Persien und Indien nach London, dem übrigen England und Amerika 1183 Stück, C. vom Euro—⸗ päischen Kontinent exclusive Rußland nach Persien und Indien do Stück, d. aus Persien und Indien nach dem Europäischen Konti—⸗ nent excl. Rußland 149 Stück, Summa 2642 Stück.

Wien, 1. September. Die Braungu⸗Straßwalchener Eisenbahn hat heute den Betrieb eingestellt, weil, wie bekannt, der Betriebsvertrag mit der Elisabeth⸗Westbabn heure abgelaufen ist und sie keine eigenen Betriebsmittel besitzt. Es ist dies der erste Fall einer derartigen Einstellung des Eisenbahnbetriebes in Oester⸗ reich. In Folge der Betriebseinstellung hat der Handels Minister so⸗ fort über die Braunau ⸗Straßwalchener Eisenbahn die Sequestration auf Gefahr und Kosten der Gesellschaft verhängt. Zum Sequester ist der Sektionsrath Leddhin ernannt worden. Die Direktion der Elisabeth⸗Westbahn macht bekannt, daß sie auf Grund eines Ueber⸗ einkommens mit dem vom Staate bestellten Sequester vom 3. Sep- tember ab den eingestellten Betrieb wieder aufnimmt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

Weimar, Freitag, 3. September, Mittags. Heute Mittag fand die feierliche Enthüllung des Karl⸗August⸗Denkmals statt. Nach Aufstellung des stattlichen Festzuges auf dem Festplatz er⸗ schienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie die Großherzogliche Familie und wurden von dem zahlreich versammelten Publikum mit stürmischen Hochrufen begrüßt. Die Festrede, welche vom Kreisgerichts⸗Direktor Dr. Fries gehalten wurde, wies zunächst auf die seit der Grundsteinlegung innerhalb der letzten 18 Jahre vollzogene Umgestaltung der öffentlichen Angelegenheiten in Deutschland hin und feierte das pa⸗ triotische Streben des Großherzogs Carl August, welches stets einer Einigung Deutschlands unter Preußens Fuͤh⸗ rung gegolten hätte; der Redner pries dann die hohen Verdienste Karl Augusts um das Land, sowie um das Geistesleben der Nation und schloß mit einem Hoch auf den Großherzog, sowie auf Kaiser und Reich. Alsdann fiel unter dem Salut der aufgestellten Truppen und unter den begeisterten Zurufen der Zuschauer die Hülle des Denkmals. Der Kaiser umarmte und küßte wiederholt in sichtlicher Bewegung den Großherzog. Nachdem darauf die Uebergabe des Denkmals an die Stadt erfolgt und ein Gebet

esprochen war, wurde das Denkmal besichtigt und der Bild⸗ . Donndorf, sowie der Festredner dem Kaiser vorgestellt. Die Kaiserlichen Majestäten werden, gutem Vernehmen nach, bis Sonntag Abend hier verweilen.

Berlin, den 3. September.

In der gestrigen Sitzung des volkswirthschaftlichen Kon- resses zu München wurde eine von Dr. Rentzsch (Dresden) und Dr. Höh (München) beantragte Resolution, in welcher die Ein kommen⸗ steuer unter der Voraussetzung, daß sie nicht die alleinige Steuer bilde, zur Einführung dringend empfohlen wird, mit geringer Ma— rer angenommen. Der Antrag Dr. Hirths auf Einführung einer eichs ⸗Ginkomm ensteuner wurde abgelehnt. .

Die 16. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure hat am 30. d. M. in Aachen ihre Sitzungen be⸗ 2 Hr. Bügermeister v. Weise begrüßte die Versammlung im

amen der Stadt auf das Herzlichste, worauf der Vorsitzende der Versammlung, Hr. Civil Ingenieur Dittmar von Eschweiler, dem Vertreter der Stadt den Dank für den freundlichen Gruß des Will—⸗ kommens aussprach. Dann theilte der Vorsttzende mit, daß, ent sprechend der Entwicklung des Vereins, auch dessen Thätigkeit eine vielseitige geworden sei, daß mit Vergrößerung der Mitgliederzahl

auch die Zwecke des Vereing gewachsen sind. Der eigentliche Schwerpunkt des Vereinslebens ruhe in den Bezirks. und Zweigver einen, deren man jetzt 28 zähle. Hr. Hermann, Professor an der Königlich polytechnischen Schule in Aachen, hielk einen Vortrag über „die logarithmische Scala und deren Anwendung beim praktischen Rechnen.“ Nach einer kurzen Pause wurden die Verhandlungen durch den Vortrag des Hrn. Professors Ludwig ans München über die vom polytechnischen Vereine in Manchen gestellte Frage: „Welches auf dem Metermaße bastite Gewindesystem fur scharfgängige Schrau⸗ ben erscheint mit Räcksicht auf die Herstellung, auf den Gebrauch und auf die Aussicht möglichfter Verbreitung zur allgemeinen Ein führung zunächst in Deutschland alz das geeignetste?“ fortgesetzt. Der Redner theilte die eingeholten Gutachten verschiedener Vereine und Maschinenfabriken in ausführlicher Weise mit. Darauf fand die Besichtigung deg Rathhauses statt, an welche sich das Festeffen im großen Kurhaussaale anschloß.

Theater.

Am Sonnabend findet im Woltersdorff⸗Theater die erste Aufführung einer größeren neuen Firn enn von Costa und Salingrs statt. Dieselbe betitelt lich en. ark“ und wird von der Direktion, was den dekorativen Theil anbelangt, bedeutend ausgestattet. Die männliche Hauptrolle liegt in den Händen des be— währten Emil Thomas in der Soubrettenpartie debütict die für dieses Fach neugewonnene Dame, Frl. Agnes Weller.

Im Eirkus Renz zu ,, ereignete sich am 28. v. M. in der Probe der Unfall, daß die Kunstreiterin 9 Neiß vom Pferde stürzte und den Arm brach.

Redacteurt F. Preh m. Verlag der Expedition (Kesfeh.

Vier Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

Druck W. Elsner.

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger n

4xiges vormals Nassauisches Staats-Anlehen

von 1200, 990 Fl. d. d. 26. Oktober 1853.

Bei der am 2. . Mts. stattgefundenen zweiundzwanzigsten Ver⸗ loosung der Partial ⸗Obligationen des unter . des Bank⸗ hauses der Herren M. A. von Rothschild C Söhne zu Fronkfurt a. M.

negociirten 4x igen Staatsanlehens des vormaligen H

Nassau von 1,200,000

Fl. d. d. 26. Oktober 1853 sind zur

erzogthums ückzah⸗

lung auf den 1. Dezember 1875 nachverzeichnete Nummern gezogen

worden:

Litt, A. a 1090 Fl. Nr. 3. 59. 71. 154. 181. 295. 310. 339 und

364. 9 Stück ůber 9000 Fl. 15475 M 57 3

Litt. B. à 509

Fl. Nr. X41. 309. 315. 336 377. 509. 511. 570.

592. 609. 647. 663. 715. 731. 738. 748. 763. 766. 775. 813. 803.

905. und 949. 23 Stüc über 11500 FI. 19714 ½ 29 3. Litt. 9 à 290 FI. Nr. JI. 95. 109. 186. 265. 225. 258. Itzg.

3053. 413. 582. 597. 612. 610. 665. 655. 713. Soi. 365. s54. 877.

9I7. und 9831. 23 Stück über 4600 Litt. D. d 100

Fl. 7885 M 71 9. Fl; Nr. 166. 200. 215. 251. 295. 428. 460. 480.

483. 551. G97. 7965. 706. 721. 765. 783. 755. 5i9h 847 S823 un

920. 21 Stück über 2100 Fl. 3600 M

Summa 76 Stück über 27,200 Fl. 46,628 M 57 Jg.

Die Inhaber dieser

artial- Obligationen werden hiervon mit

dem Bemerken in 5 gesetzt, daß ste die Kapitalbeträge, deren

Verzinsung nur bis zum

ückzahlungstermine erfolgt, sowohl bei dem

Bankhause der Herren M. A. von Rothschild C Söhne zu Frank—⸗ furt a. M. als auch bei der Königlichen ö in Wiesbaden, sowie bel jeder anderen Königlichen Regierungs ⸗Hauptkasse, bei der Königlichen Siagtsschulden-Tilgungskasse in Berlin, der König⸗ lichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. und bei den Königlichen Bezirks- Hauptkassen in Hannover, Lüneburg und Osnabrück gegen Rückgabe der Partial Obligationen mit den dazu gehörigen nach dem 1. Dezem- ber 1875 fälligen Zinscoupons Serie J. Nr. 5 = 8 nebst Talon erheben

können. Der Geldbetrag

der etwa fehlenden unentgeldlich zurückzu⸗

Lebenden Zingzcoupons wird von dem zu zahlenden Nominalbetrage der

Obligationen zurückbehalten.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen nicht bei dem vorbezeichneten Bankhause noch bei der Königlichen Regierung · Haupt · kasse hier oder der Kreiskasse in Frankfurt 4. M, sondern bel einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obliga⸗ tionen nebst Coupons und Talons durch diese Kasse vor der Auszah— lung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden, weshalb diefe Schuldverschreibungen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermine ein⸗

gereicht werden können.

Rest anten: Rückzahlbar am 1. Dezember 1857 Litt. A. Nr. 124. Rückzahlbar am 1. Dezember 1863 Litt. B. Nr. 24. Rücktahl⸗ bar am 1. Dezember 1873 Litt. D. Nr. 27, Litt. D. Nr. 135. Rück. 9 am 1. Dezember 1874 Litt. B. Nr. I72. itt. G. Nr. 236.

7I. 306. 427. Litt. D. Nr. 140. 271. 292. 299. und 561.

Wiesbaden, den 5. August 1875. Der Regierungs⸗Präͤsident. v. Wurmb.

Land⸗ und Farstwirthschaft

Das wirthschaftliche Leben des Regierungsbezirks Gum bin⸗ nen zeigt auf allen Gebieten eine rührige Thätigkeit, und selbst Der⸗ senige, welcher zum ersten Male den Blid auf dasselbe wirft, fühlt den steten Fortschritt, namentlich auf dem Gebiete der landwirthschaft⸗ lichen Thätigkeit, heraus. Allerdings grenzt sich die von fruchtbaren Flußthãälern durchschnittene Ebene der litthauischen Kreise, welche fast durchweg mit einer humusreichen aufgeschwemmten Erdschicht bedeckt und, * Theil wenigstens, schon eine Reihe von Menschenaltern bewirth-= chaftet sind, in chaifer Scheidelinie ab von den masurischen Kreisen, deren mit angespültem Sande bedeckte, von zahlreichen Wasserbecken durchbrochene agg das Aussehen einer jungen Kultur darbieten,

welche fehlerha an Futterbau darauf bedacht war, die öhen abzuholzen, um

zu

ter Weise zunächst und ohne Rückficht auf den Mangel t. mit Wald bedeckten ö n möglichst viel Acker ultur und wirthschaftliches Leben sind denn auch in Litthauen bei Weitem entwickelter, der Wohlstand ungleich höher, als in Ma

gewinnen.

Uren.

Gleichwohl schreitet die Kultur und Kulturfaͤhlgkeit auch diefes Lan. destheiles stetig vor. Zwischen den nr, e. hat sich fast aller⸗

wärts fruchtbarer Boden niedergeschlagen,

er schon jetzt, wo er

GSrste Beilage

Berlin, Freitag den 3. September

wirthschaftlich benutzt wird, reiche Ernten an Futterkräutern und Ge⸗ treide liefert. Vielfach ist indeß diese fruchtbare Erdschicht noch von Seer bedeckt; wo deren Ablassung erfolgt ist, also vorzugsweise im Sensburger und Lößener Kreise, da hat sich auch überraschend schnell der gesammte wirthschaftliche Zustand der ganzen Ge⸗ gend. gehoben, da ist das Vieh peffer und kräftiger, da liefert auch der magere Sandboden, dem jetzt kräftiger und reich⸗ licherer Dung zugeführt werden kann, höhere Erträge. Naturgemäß geht daher auch das allgemeine Bestreben dahin, die masurischen Seen, soweit sie fruchtharen Boden in ihrem Schoße bergen und es sonst ohne Nachtheil geschehen kann, allmählich abzulassen. Namentlich berspricht man sich gegenwärtig viel von der in Verbindung mit der Anlegung eines Kanals zwischen dem Mauer · See und dem Alle. Fluß pro⸗ jektirten Senkung des ersteren, der eins der größten Wasserbecken Mafurenz ist. Aber auch in den litthauischen Krelsen dürfte der weilere Fort⸗ schritt der Kultur zunächst wesentlich von der Trockenlegung des Boden und zu diesem Zwecke von einer Regulirung der Wasserabflüsse und Beförderung der Drainage abhängig 6 in der fruchtbaren Niederung des Memeldeltat endlich von einer Abwehr des n durch An⸗ legung, von Deichen. Bereits hat auch der Minisler der landwirth. schaftlichen Angelegenheiten Dr. Friedenthal bei seiner Bereifung der Provinz Preußen diese Meliorationsprosekte an Ort und Stelle e in- gehender Erörterung unterzogen. Bom hay, 2. September. (. T. B.) In Folge starker Regengüũsse ist im Distrikte Broach die nochmaligẽ Bepflanzung eines beträchtlichen Theiles der Baum wollenplantagen noth⸗ wendig , 6 31 T Die Nr. 22 der Illustrirten Fagdzeitung“, Organ für Jagd Fischerei und Naturkunde, herausgegeben 39 W. ö. Nitzsche, Königl. Oherförster, (Leipzig, Verlag von Schmidt L Gün= ther) enthält: Der Thurmfalke von J v, Fischer. König Friedrich Wilhelm J. als Jäger von Friedrich Freiherr v. Droste⸗Hülshoff. Der Wüstenkönig von O. v. Riesenthal, mit Illuftration. Still. leben, mit Illustration. Aalfang mit Aalpuppen, mit Illustra⸗

tion u. s. w. Gewerbe und Handel.

Vom, Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende August 1875 21, 902400 M 45 prozentige und 6, 545, 700 S h pro⸗ zentige, zusammen 28,448,109 Pfansbriefe ausgegeben. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 4 558, 200 e, in der Feststellung begriffen 7 Darlehnsgesuche auf Grundstüucke zum Feuerversicherungs⸗ werthe ven 948,825 M, im Laufe des Monats August cr. angemeldet 5 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 59g, 75 ,

= Ueber den Fortschritt der Arbelten auf der Neubaustrecke Cüstrin⸗ Stettin der Breslau⸗Schweidnitz-⸗ Freiburger Eisenbahn wird mitgetheilt, daß die 24 Kil. lange Strecke Cästrin- Baͤrwalde bereits mit Arbeitszügen befahren wird, und daß den in⸗ dustriellen FCtablissements in der Nähe genannter Strecke die Zusiche⸗ rung gemacht worden ist, daß nach den Stationen Neumühl fi Kil., Fürstenfelde 19 Kil., Baäͤrwalde 24 Kil, vom J. November d. J. ab Wagenladungsgũter, als Kohlen, Getreide 2c. expedirt werden würden. Der übrige Theil der Bahn Vietniz bis Stettin dürfte späͤtestens am 1. Oktober k. J. zur Eröffnung gelangen. Die Arbeiten auf der 28 Kil. ö. Neubaustrecke Sorgau Friedland i. Schl. werden so gefördert, daß der Eröffnung der Bahnhöfe Ober. und Nieder- salzbrunn zu Beginn der nächsten Badesaison nichts im Wege stehen wird.

Aus dem Geschäftsbericht der Werra ⸗Eisenbahn, resp. dem angefügten Rechnungtzabschluß ist Folgendes zu entnehmen: Dle Strecke Eisenach Coburg ˖ Lichtenfels ergab einen Reinertrag von Zö6, O73 Fl.; davon sind in . zu bringen 30818 Fl. Fehlbetrag bei dem Betrieb der Strecke Coburg / Lichtenfels, 247, 227 Fl. 45 dinsen des Prioritäts-⸗Anlehens, 64698 Fl. zur Deckung Zer Konvertirungékoften laut Beschluffes der Generalver= 1 vom 24. September 1874, 308 Fl. Staats- teuern, in Summa 343 052 F1., so daß ein Ueberschuß von 125211. verbleibt, welcher dem Wirthschaftsfond Üüberwiesen werden soll. Es wurden befördert 677675 Personen mit einer Einnahme von 451180! Fl. gegen 625,709 Personen resp. 431,255 Fl. in i873 und 458,999 Ctr. Güter mit einer Einnahme von 1,147,357 Fl. gegen L324, 389 Ctr. und L029, 392 Fl. in 1873. Es ist somit für das Jahr 1874 gegen 1873 im Personenverkehr abermals eine Steigerung

um hl, 975 Personen und 20,546 Fl. Einnahme zu verzeichnen. Im Gepäcverkehr snd 103714 Ceniner mehr, dagegen 37617

nd Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1873.

Centner- Kilometer weniger transportirt worden, und die Ein- nahme ist um 234 Fl. gegen das Vorjahr zurückgeblieben. An Eilgütern sind 386 Centner mehr, dagegen 308, 560 Gentner -Kilo— meter weniger, an Frachtgütern 21215 Gentner mehr, dagegen 28773, 914 Cent ner-Kilometer weniger transportirt und im Gesfammt⸗ güterverkehr 54,964 Fl. mehr vereinnahmt worden. Im Vlehverkehr ergiebt sich eine Minderbeförderung von 4607 Stück und 760,383 Kilometer ⸗Centnern, sowie eine Mindereinnahme von 2105 Fl. An Wagenmiethe sind 16433 Fl., an Zinsen g5hs Fl. weniger ein⸗ gegangen. Im Ganzen ergiebt sich unter Berücktchtigung des Mehr an Miethen und an diversen Einnahmen eine Mehreinnahme von 4, i5z gl.

Der Aufsichtsrath der Vereinigten Rheinisch⸗West⸗ fälischen Pulverfabriken hat in seiner Sitzung vom 25. v. M. nach dem Vorschlage der Direktion beschlossen, die Bividende für das zweite Geschäftsjahr neben angemessenen Apschreibungen und statuten⸗ mäßiger Dotirung des Reservefonds auf 11x festzusetzen.

D- Die Verwaltung der Weimarischen Bank theilt der „B. Börs. Ztg.“ mit, es würde noch im laufenden Jahre eine Generalversammlung einberufen werden, welcher der Antrag auf Ver⸗ längerung der am 5. August abgelaufenen Frist zur Einkösung der Weimarischen Zehn- Thaler⸗Banknoten vorgelegt werden foll. Hierbei ist zu konstatiren, daß nach dem Statut die Verwaltung der Weima—⸗ rischen Bank nicht in der Lage ist, selbständig die einmal festgesetzte Einlösungsfrist zu verlängern.

London, 3. September. (W. T. B) Das Haus Caldwell and Na Ason, ostindisches Geschäft (Lawrence Ponsteney Lane), hat seine Zahlungen eingestellt. Die Aktiva betragen 40, 000 Pfd. Sterl., die Passiva 80, 000 Pfd. Sterl.

New-⸗-York, 1. September. (W. T. B.) Schatzsekcetãr Bri⸗ stow hat 8 Millionen Dollars von den 1887er Bonds, und zwar 1599 900 Coupon. Obligationen, 3,500 000 registrirte Bonds, sowie 3. Mill. 1884er Bonds für Rechnung des Syndikates Rolhschild, Morgan und Seligmann zur Amortisirung einberufen.

Die New-⸗Jorker Handelszeitung“ schreibt in ihrem Wochenbericht vom 29. vorigen Monats: Das Geschäft im Allge= meinen gestaltete sich in dieser Berichtswoche befriedigend. Einige unserer Stapelprodukte fanden guten Absatz. In Importen war das Geschaͤft lebhaft, namentlich hat die Herbstfaison für Manufakturwaaren einen ermuthigenden Anfang genommen.

Im dies wöchentlichen Geldstande machten sich noch keine An— zeichen bemerkbar, welche auf ein baldiges Aufhören der Abundanz hindeuten könnten. Durchschnittsraten für call joans gegen Depot ge⸗ mischter Sekuritäten stellten sich auf —3 , während gegen Hinter- legung von Bundespapieren Geld à 2 reichlich angeboten war. Einige unserer Banken haben bereits begonnen, die zur Mobilisirung der Getreideernte nöͤthigen Cirkulationgmittel nach dem Westen zu senden, . stnd die Ressourcen unserer Finanzinstitute so bedeutend, daß diese imessen der Abundanz im Geldmarkte keinen Abbruch thaten.

Die Baissestimmung im Goldmarkt wurde in der ersten Hälfte dieser Berichtwoche durch die Knappheit des Cash. Goldes neutrali— sirt. Bei wenig belangreichen Umsaͤtzen beschränkten sich Fluktuationen anfänglich auf * und so oft das Agio bis 133 anvancirte fiel es bald wieder auf 13—- 133 zurück. Erst die kriegerischen Nachrichten gus der Herzegowina und der Effekt, den dieselben auf die Londoner Börse hatten, änderten den Ton des Marktes. Seit Mittwoch begann das Docouvert, welches während der letzten zwei Wochen wieder ziem⸗= lich umfangreich geworden, sich zu decken und das Agio avancirte bis . auf 145. Da die heutigen Depeschen aus London weit . lauteten, auch für die morgen abgehenden Dampfer bis Schluß der Börse keine Contanten engagirt waren, fiel das Agio auf 13) rar g. welchem Course der Markt in flauer Stimmung schloß Am Wggren⸗ und Produktenmarkt, mehren sich die Anzeichen einer befriedigenden Gestaltung der Herbstsaison.

San Francis co, 2. September. (W. T. B) Die „Mer-= chants ezchange bank“ welche ihre Zahlungen ebenfalls ein gestellt hatte, wird, gutem Vernehmen nach, ihre Geschäfte heute wieder aufnehmen. Die geschäftliche Stimmung fängt an sich zu

bessern. Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗York, 1. September. (W. T. B) Der Dampfer Frisia‘ von der Hamburg ⸗Amerikanischen Compagnie ist heute Morgen 2 Uhr hier eingetroffen.

1 bringen, oder dem Gericht so zeitig anzuzeigen,

27. August 1875. Königliche Kreisgerichts⸗Deputa⸗ tion. Der Polizeirichter. ĩ. 99 ö

Staatg - Anzeiger, das Gentral⸗Handelzregister und dag Peftblatt nim mt ani die Inseraten⸗Expedition den Nentschry Reichs · Anzrigers and Aöninlich Arrnßischen Ataats · Anzeigers Zer lin, 383. F. MWilhelm-Straße Rr. Bz.

W X FJäaserate für ken Deutschen Reicht n. Kgl. Preuß.

L Steckbriefe und Latersuchungs-Sachen.

2. e n, , Anfgebote, Vorladungen n. dor

3. erkänfe, Verpachtangen, Subraissienen ete

4. Jerloosung, Amortisation, Tinszahlung

6 n. 8. w. von öffentlichen Papieren.

Deffentlicher

Anzeiger.

5. Industrielle Etablissementa, Fabriken und Grosshandel.

6. Versehiedene Bekanntmachangen.

7. Literarische Anzeigen.

S8. Theater- Anzeigen. In der Börsen-

J. Familion- Nachrichten. beilage. *.

KR * Inser ate nehmen an: die autoristrte Annoneen⸗Expedition

von Rudolf Moffe in Berlin, Breslau Chemnitz CGöln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a. M., Halle a. S. Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Straß burg i. G., Stuttgart, Wien, Zurich und deren Agenten sewie alle ¶brigen größeren Annoncen⸗Bn renn.

Steckbriefe und Untersuchun gs⸗ Sachen.

Der unter dem 3. Oktober 1874 resp. 23. Januar 1875 hinter dem Schornsteinfeger Wilhelm Ruhn, wlinz Geisler, erlassene Steckbrief ist erledigt.

Tilsit, den 31. August 1875.

Königliche Staats- Anwaltschaft.

Gegen 1) den Wehrmann Gustawv Paris, ge—= nannt Eichler, geboren am 6. März 1840 zu Oranien burg, ?) den Reser visten Carl Friedrich Schwerdtke, . am 14. September i848 zu Joachimzthal,

st wegen Auswanderns ohne Erlaubniß nach §. 363 Vr. 3 des Strafgesetzbuchs Anklage erhoben worden. Dieselben werden, da ihr gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, hierdurch öffentlich aufgefordert, in dem auf den 15. Dezember 1875, Vermittags Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht zur fest⸗ gesetzten Stunde zu erscheinen und die zu ihrer Ver⸗

an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstr. Nr. 25, Zim-=

mer Nr. 16, im Wege der nothwendigen Subhasta—

tion öffentlich an den Meistbietenden versteigert,

e, ma das Urtheil über die Ertheilung des uschlag

den 9. Sttober 1875, Vormittags 12 Uhr, ebenda verkündet werden.

Das zu versteigernde Grundstück ist zur Grund- steuer, bei einem derselben unterliegenden Gesammt Flächenmaß von 7,8. Aren mit einem Reinertrag von 262 4 veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle und Hypothekenschein, ingleichen etwaige Abschäͤtzun⸗

gen, andere das Srundftück betreffende Nachweifun⸗

7 und hesondere Kaufbedingungen sind in unserm ureau T. einzusehen.

Alle 6 welche Eigenthum oder ander- weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung

in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht ein⸗

getragene Realrechte geltend zu machen haben, wer⸗

theidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle den aufgefordert, dieselben zur Vermeidung der Prä—

klusion spätestenz im Versteigerungstermin anzu—

sie noch zu dem Termine herbeigeschafft werden melden.

können. Im Fall des Ausbleibens der Angeklagten wird mit der Untersuchung und Entscheidung in Con= tamatiam verfahren werden. Dranienburg, den

I6s 79]

mann Thierling gehöoͤri

Subhastationen, Aufgebote, Bor⸗ ladungen n. dergl

Suhhastations⸗Patent. Das dem Schlossermeister Johann Rudolph Herr

run dstück nebst Zubehr soll den 7. Oktober 1875, Vormittags 11 Uhr,

6377

Zimmer Nr. 12, im I. Nr. 565 ver⸗ hastation öffentli gert, und demnäch des Zuschlags

Berlin, den 21. Juli 1875. Königlsches Keisgericht. Der Subhastationzrichter.

Subhastations⸗Patent.

Die dem Kupferdruckereibesitzer Carl Gustav

Blödorn zu Berlin gehörigen, in Steglitz belegenen, im Grundbuch von Steglitz Band 18, Bl. Nr. 588 und Blatt Nr. 590 verzeichneten Grundstücke nebst Zubehr sollen

den 16. Oktober 1875, Bormittags 11 Uhr,

e, in Steglitz an der von an hiesiger Gerichtsstelle, Zimm ; Altermann neun , . 2 ö belegene, im le. 9 ö Grundbuche von Steglitz Band 18, zeichnete

Wege der nothwendigen Sub⸗ an den Meistbietenden verstei⸗ das Urtheil über die Ertheilung

den 20. Okteber 1375, Vormittags 11 Uhr, ebendaselbst verkündet werden.

Die zu verfteigernden Grundstücke sind zur Grund⸗ steuer, bei einem derselben unterliegenden Gesammt⸗ Flächenmaß von 12 Ar und bez. 111 Ar 87 Qu.-M. mit einem Reinertrag von l,ss und bez. 1,ů8s Thalern

veranlagt, Auszug aus der Steuerrolle und Hypo— thekenschein, ingleichen etwaige Abschätzungen, andere das Grundstück betreffende Nachweisungen und be—⸗ sondere Kaufbedingungen sind in unserm Bureau J. einzusehen. Die Bietungskaution für jedes der beiden Grund- stücke ist auf 3000 A festgesetzt worden. Alle g g welche Eigenthum oder ander- weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht einge= tragene Realrechte geltend zu machen haben, werden aufgefordert, dieselben zur Vermeidung der Prä⸗ 1 spätestens im Versteigerungstermin anzu- melden. Berlin, den 29. Juli 1875. , , Kreisgericht. Der Subhastationzrichter.

sis! Subhastations⸗Patent.

Die der minorennen Anna Marie Minna Kuch—⸗ mann gehörigen, in Lichtenberg an der Frankfurter Chanssee belegenen, im Grundbuche von Lichtenberg Band X. Bl. Nr. 343 und Bd. XVII. Blatt Nr. 589 verzeichneten Grundstücke nebst Zubehör sollen

den 27. Oktober 1875, Vormittags 11 Uhr an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraͤße Rr. 35, Zimmer Nr. 12, im Wege der nothwendigen Sub⸗

gert und zemnächst daz Urtheil über die Ertheilung

hastation öffentlich an den Meistbietenden verstei⸗ des Zuschlag .

veranlagt. Zur Gebäudesteuer sind die auf beiden Grundstücken befindlichen Gebäude bisher noch nicht

den 28. Oktober 1875, Vormittags 12 Uhr, ebenda verkündet werden.

Die zu versteigernden Grundstücke sind zur Grund⸗ steuer bei einem derselben unterliegenden Gesammt⸗ Flächenmaß von Hi resp. 1433 Aren mit einem Reinertrag von 180 resp. 4,55 M, zur Gebaäͤude⸗ steuer aber noch nicht veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle und Hypothekenschein, ingleichen etwaige Abschätzungen, andere das Grundstück betreffende Nachweisungen und besondere Kaufbedingungen sind in unserm Bureau V. einzusehen.

Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder ander⸗ weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintra⸗ gung in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht eingetragene Realrechte geltend zu machen haben, werden aufgefordert, dieselhen zur Vermeidung der Präkluston spätestens im Versteigerungstermin an⸗ zumelden.

Berlin, den 1. August 1875.

Königliches Kreisgericht. Der Subhastationsrichter.

lhre Subhastations⸗Patent.

Das dem Banquier Lipmann Hirsch Schachtel zu Berlin gehörige, in Neinickend orf zwischen den beiden Chausseen von Berlin nach Oranienburg belegene, im Grundbuche von Reinickendorf Band V. Bl. Nr. 169 verzeichnete Grundstück nebst Zubehör soll

den 29. Oktober 1875, Vormittags 11 Uhr, an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraße Nr. 25, Zim⸗ mer Nr. 12, im Wege der nothwendigen Subhastation oͤffentlich an den Meistbietenden , n, ,. und dem⸗ nächst das Urtheil über die Ertheilung des Zu

schlags

ven 380. Oktober 1875, Gormittags 12 Uhr, ebenda verkündet werden.

Das zu ', ,. Grundstück ist zur Grund steuer, bei einem berselben unterliegenden Gesammt-=

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