Hospital hat die Sammlung durch eine Fahne der Kurfürstin Dorothea bereichert.
— Wie die N. Z. vernimmt, ist Leopold von Ranke augenhlicklich damit beschäftigt, die Memoiren Hardenbergs, namentlich aus den Jahren 1865 und 18066, herauszugeben, die zu⸗ an eine Charakteristik der leitenden Persönlichkeiten jener Zeit ent ·
alten werden. Als Hardenberg starb, wurden diese Memoiren im Geheimen Staatzarchlv deponirt, und König Friedrich Wilhelm III. befahl, dieselben erst nach Verlauf von 55 Jahren zu publiziren.
Sie sind, damals vom Geheimrath Scheele geordnet und numerirt und insofern von vornherein zur Publikation vorbereitet worden. Ranke unternimmt die Veröffentlichung als Historiograph des preu— ßischen Staates, und ist das Werk auf mehrere Bände berechnet.
— Der außerordentliche Professor an der Univerfität Erlangen, Dr. Hilger, wurde zum ordentlichen Professor der chemischen . nologie, Agrikulturchemie und Pharmazie ernannt.
— Dem Hof-Mustkalienhändler Julius Hainauer in Bres— lau ist in Rücksicht auf sein verdtenstliches Wirken alt Verleger
musik ilischer Werke von dem Großeherzeg von Sachsen Weimar das Prädikat eines Großherzoglich Sächsischen Kommissiong Rathes“ ver⸗=
, . und demselben die Führung dieses Titels Allerhöchst gestattet orden. 3
Verkehrs⸗Anstalten.
NewYork, 6. September. (B. T. B.) Der Dampfer Egypt“ der National⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messing sche Linie) ist hier eingetroffen. .
Berlin, den 7. September.
Unter der Ueberschrift,. . Eine Erinnerung“ bringt die 2Weim. Ztg. folgende Mittheilung: „Für die Dichterzimmer des Großher;oglichen Schlosses stiftete im Jahre 1849 Ihre Majestät die Kaiserin Augusta in dankbarer Verehrung Ihrer erhabenen Großeltern und Eltern sowie der Weimarischen Dichterbernen ein prächtiges, mit meisterlichen Initialen und Arabesken aus Ihrer Hand eschmücktes Gedenkbuch, in welchem Sinnsprüche und charakterisirende rtheile über die Fürstlichen Herrschaften und die Dichter selbst aus der Feder dieser verzeichnet stehen. Im AÄnschluß an das eben ver lebte schöne Fest, welches der Erinnerung an die Geister jener Zeit gewidmet war, darf es von besonderem Interesse erscheinen, dem Be— dächtniß zurückzurufen, was jene großen Zeitgenossen über Anna Amalia, Carl August, Luise, Carl Friedrich und Maria Paulowna niedergeschrieben haben und in fenem Gedenkbuch von der Hand der dankbaren Tochter des Großherzoglichen Hauses sinnig zusammengestellt
worden ist Goethe über Amalia. ;
Das ist der Vorzug edler Naturen, daß ihr Hinscheiden in höheren Regionen segnend wirkt wie ihr Verweilen auf der Erde; daß sie uns von dorther entgegen leuchten als Richtpunkt, wohin wir unsern Lauf bei einer nur zu oft durch Stürme unterbrochenen Fahrt 6 richten haben; daß diejenigen, zu denen wir uns im Leben als zu
ohlwollenden und Hülfereichen hinwendeten, nun die sehnsuchtsvollen Blicke nach sich ziehen als Vollendete, Selige.
Goethe über Carl August.
Sein außerordentlicher Geist umfaßte das ganze Reich der Natur. Er war ein Mensch aus dem Ganzen, und es kam bei Ihm Alles aus einer einzigen großen Quelle. — Er hatte die Gabe, Geister und Charaktere zu unterscheiden und Jeden an seinen Platz zu stellen. — Er war beseelt von dem edelsten Wohlwollen, von der reinsten Menschenliebe und wollte mit ganzer Seele nur das Beste. Er dachte immer zuerst an das Glück des Landes, sah überall selber, urtheilte selber und hatte in allen Fällen in sich selber die sicherste Basis. — Er suchte nicht die Gunst des Volkes, — aber es liebte ihn, weil es fühlte, daß er ein Herz für das Volk habe.
Goethe über Luise. 3 weilte Sie, die uns verbunden, n hohen Tugenden erbaut; Sie, die in schreckensvollen Stunden Auf uns als Retterin geschaut.
Goethe an Luise über Garl Friedrich. Immer soll das reinste Leben Mit ihm wachen, bei ihm ruhn, Und der Wachsthum mit ihm streben, Edel einst Dir gleich zu thun. Schiller und Goethe über Maria Paulowna. Ein schönes Herz hat hier sich heim gefunden, Es schafft sich selbst still wirkend seine Welt. Und wie der Baum sich in die Erde schlingt Mit seiner Wurzeln Kraft und fest sich kettet: So rankt dag Edle sich, das Treffliche Mit seinen Thaten an das Leben an; So knüpfen sich der Liebe zarte Bande; Wo man beglückt, ist man im Vaterlande. Zu würdigster Umgebung Deines Bildes, Wie es mir immerfort im Geiste waltet, Wählt' ich in Tagen, wo der Frühling schaltet, Des Gartens Blumen, Blumen des Gefildes
Die schönsten Kränze wönden Lieb' und Treue.
Auf cie bedeutungsvolle Zusammenfassung dieser großen Namen bezog sich der pietätvolle Akt Ihrer Majestät der Kaiserin, als Sie am 3. September auf den Stufen des Denkmals Ihres Großvatert einen Lor rerkranz niederlegte, auf dessen Band die Namen Ihrer er⸗ habenen Vorfahren und Eltern in schoͤner Vereinigung sich befanden.“
16. Volkswirthschaftlicher Kongreß. Dritte Sitzung. München 3. September.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die statistische Ermitte⸗ 96 und die wirthschaftliche Bedeutung der Handels—
ilanz.
Der Referent Dr. Wolff (Stettin) weist auf die steigende Be—⸗ deutung hin, die die öffentliche Meinung in Deutschland neuerdings der Handelskvilanz beilege, und beantragt, der Kongreß wolle folgende Resolution annehmen:
I. Will man die Bilanz des auswärtigen Handels eines Landes ziehen, se ist dabei außer der Waarenein⸗ und Ausfuhr eine Anzahl anderer Memente zu berücksichtigen, welche, z B. die Anlage von Kapitalien im Auslande und die daraus sich ergebenden Zinszahlungen, in neuerer Zeit eine weit erheblichere Rolle spielen, als früher. Da sich nun diese Momente der statistischen Kontrole entziehen, und über dies die Fesistellung der Ausfuhr durch die Zollverwaltung eine durch— aus unvollständige ist, so ist es unmöglich, aus den bisherigen Ver—⸗ öffentlichungen der Statistik eine wirkliche Bilanz zu ziehen. Die betreffenden Zahlen können vielmehr, wenn es gelingen sollte, eine vollständige Statistik der Ausfuhr zu schaffen, nur ein Bild geben der Waarenein, und der Wagrenausfuhr von Fabr zu Jahr
II. Ein Rückgang der Ausfuhr hat in der Regel feinen Grund in dem gesteigerten Niveau der Preise des exportirenden Landes. Er kann daher seine Ausgleichung nur finden durch Ermäßigung der Preise, welche mittelst der Wechselcourse und der Bewegung des Wäͤh⸗ rungsmetalles von selbst herbeigeführt wird.
Dr. Hirth beantragt, der Kongreß wolle erklären:
„Da sich an die Waarenausfuhr kein Zollinteresse knüpft, und da es fraglich erscheint, ob die Zollbehörden ohne ein solches Intereffe, . bei strengster Deklarationspflicht der Exporteure, jemals in ber
age sein werden, die Ausfuhr wirksam zu kontreliren, so empfiehlt der Kongreß, die nothwendig fehlerhafte eigene Ausfuhrstatistik event. durch kritische Berzleichungen der Einfuhrlisten der mit Deutschland in Verkehr stehenden Staaten zu ersetzen resp. zu ergänzen.“
Bei der Abstimmung wird der Antrag des Referenten in seinem zweiten Theile abgelehnt, dagegen der erste Theil (mit 59 gegen 55 Stimmen) angenommen. Der Antrag des Dr. Hirth wird verworfen.
Die Versammlung geht hierauf zur Berathung über die Fort⸗ entwickelung der internatignglen Handelspolitik nach Ablauf der gegenwärtig bestehenden Zollverträge über.
Der Referent Dr. Eras (Breslau) weist darauf hin, daß die im Sinne des Freihandels von dem Kongresse in früheren Jahren ge— faßten Beschlüsse in der dentschen Handelspolitik mehr und mehr zur 9 gekommen seien, und empfiehlt dem Kongresse folgende Re⸗
olution:
Es liegt in der augenblicklichen und vorübergehenden wirth— schaftlichen Krisis kein zureichender Grund, von dem bisher befolgten System der internationalen Handelspolitik und von dem der beste⸗ henden Zollverträge abzuweichen.“
Baare (Bochum) beantragt:
Ohne das Ziel der Fortentwickelung der internationalen Han⸗ delsbeziehungen im Sinne des Freihandels aufzugeben, hält der Kon⸗
reß, in Ruͤcksicht auf die gegenwärtige wirthschaftliche Lage des andes, eine verläufige Sistirung der freihändlerischen Maßregeln für geboten und erkrärt sich daher gegen cine weitere Ermäßigung der be⸗ stehen den Zölle.“
Murray (Mitglied der Handelskammer von Paris) entwickest einen Plan zur Organisation der Sachverständigen auf dem Gebiete des Handels in den verschiedenen Ländern, welche die Aufgabe haben, vor dem Abschlusse eines Handelgvertrages sich unter einander über die Grundlagen der Einzelnheiten des Vertrages zu verständigen.
v. Pacher (Bien) nimmt die von dem Referenten angegriffenen Schutzzöllner Oesterreichs in Schutz.
Br. Stöpel (Frankfurt) beantragt folgende Resolution:
„Angesichts der gegenwärtigen Lage der deutschen Industrie und der in den anderen Ländern hervertretenden Tendenz, ihren Markt den auswärtigen industriellen Erzeugnifsen durch Zollmaßrégeln mehr und mehr zu verschließen, empfiehlt der Kongreß, von einer weiteren Er— mäßigung der bestehenden Zölle bis auf Weiteres abzusehen.
Ueberdies erscheint es geboten, im Zolltarife eine rationellere Klassifizirung der Industrie⸗Erzeugnisse in der Richtung herbeizu= führen, daß die Tarifsäße mehr, als bisher, dem Werthe der auf die Waaren verwendeten Arbeit entsprechen.“
Bei der Abstimmung wird der Antrag Stöpel mit 62 gegen 568 Stimmen angenommen und dadurch alle anderen Anträge erledigt. Der Beschluß lautet hiernach:
Angesichts der gegenwärtigen Lage der deutschen Industrie und der in anderen Ländern hervortretenden Tendenz, ihren Markt den auswärtigen industriellen Erzeugnissen durch Zollmaßregeln mehr und mehr zu 3 empfiehlt der Kongreß, von einer weiteren Er— maͤßigung der bestehenden Zölle bis auf Welteres abzufehen.
Ueberdies scheint es geboten, im Zolltarife eine rationellere Klassi. fizirsng der Industrieerzeugnisse in der Richtung herbeizuführen, daß die Tarifsätze mehr, als bisher, dem Werthe der auf die Waaren ver⸗ wendeten Arbeit entsprechen.“
Nachdem die Versammlung, der Aufforderung des Herrn Freise (Magdeburg) entsprechend, hierauf dem Bureau und speziell dem Prä⸗ sidenten ihre Anerkennung für die Leitung der Geschäfte durch Er— heben von den Sitzen ausgesprochen, schließt der Letztere den Kongreß mit dem Ausdrucke des Dankes an die Stadt München, das Lokal- Comité und die Presse.
Die in der gestrigen Sitzung gewählte ständige Deputation hat noch folgende Mitglieder cooptirt: ;
Rickert (Danzig; Frhr. v. Kübeck (Wien); Eras (Breslau); Rentzsch (Berlin); Weigert (Berlin; Taucher (Berlin); Weidert (München); Schulze Delitzsch (Potsdam); Soetbeer (Göttingen); Michaelis (Berlin); Hirth München); Brebmer (Lübech; Hei men⸗ dahl (Ceefeld); Kgyp (Berlin); Leonhardt (Wien); Makowitzka (Er= langen); Zwicker (Magdeburg); Lammers (Bremen); Gerstner (Würz⸗ burg); Sax (Wien).
Zur zweiten Sitzung des Institut de droit inter- national im Haag (am 26. August) erschienen der „Allg. Itg. zu⸗ folge noch aus Deutschland Professor Marquardsen (Erlangen), aus Eng- land Montague Bernard, früher Professor in Oxford, und die zu Sülfs. mitgliedern in der ersten Sitzung gewählten Herren Hall (praklischer Jurist) und Holland, Professor in Drford; aus Frankreich de Parieu; aus der Schweiz Brocher, Professor in Genf. Nach Approbation des Protokolls über die erste Sitzung wurde die vom Bureau aug—⸗ gehende Proposition angenommen, hinfort die beiden Kategorien der Mitglieder des Instituts zu bezeichnen mit membres und associss. Hierauf traten die verschiedenen Kommissionen, nachdem sie sich noch durch andere Mitglieder ergänzt, in Berathung und setzten dieselbe auch am 3. Sitzungstage (27. August) fort, während am 4. (28. Auguftz. nachdem die Kommissionen zum Abschlaß gelangt, die Resultate derselben in einer im Lokal der Zweiten Kammer abgehaltenen öffentlichen Sitzung dargelegt wurden. Zu dieser war das niederländische Staats- Ministe⸗ rium fast vollzählig erschienen, und hatten sich mehrere Abgeordnete der Generalstaaten, so wie frühere Minister, auch Mitglieder des iplomatischen Corps eingefunden, andere Mitglieder desselben hatten ihr Nichterscheinen entschuldigt mit dem Ausdruck der Sympathie für die Bestrebungen des Instituts. Der derzeitige Minister-Präsi⸗ dent Heemskerk begrüßte die Versammlung, indem er der in den Rie⸗ derlanden empfundenen Genugthuung Ausdruck gab, daß diesesmal das Innitut den Haag zu seinem Versammlungsort auserwählt habe, resumirte einige auf das Völkerrecht bezügliche historische Remi⸗ niscenzen der Niederlande, wünschte den Arbeiten des Instituts günstigen Erfolg und bat um freundliche Erinnerung an die dem- selben in den Niedenlanden gewordene Aufnahme. Der Präsident Bluntschli proponirte nach einigen Worten der Erwiderung und nach⸗ dem er hervortzehoben, daß das Institut keine glänzenden Reden der Versammlung darbielen werde, sondern nur im wefentlichen die Re⸗ sultate seiner Arbeit, die Tagezordnung für die Sitzung, welche all⸗ seitig genehmigt wurde. Dieser gemäß erstattete der General Sekretär G. Rolin. Jacquemyns den Jahresbericht. Er schilderte zunäͤchst die dem Wirken des Instituts entgegenstehenden Schwierigkeiten, wie die räumlich weite Entfernung der einzelnen Mitglieder von einander während des Ve laufes des Jahres, ihre sonstigen, ihre Zeit und Kräfte beanspruchenden vielfachen Berufgarbeiten und Beschäftlgungen, und deren national und lokal beeinflußte verschiedene Anschauungen. Dessenungeachtet sei die gemeinsame Arbeit zu immer größerer Ein⸗ heitlichkeit vorgeschritten, und sei einerseits eine Grundlage für die gemeinschaftliche Berathung durch die von den einzelnen Mit gliedern schon vor dem Beginn der Jahressitzung eingesandten Gutachten, die größtentheils dem Druck uͤbergeben waren, gewonnen, und andererseits durch die Berathung dieser Tage zum Theil eine Ausgleichung der verschiedenen Ansichten erreicht worden. Das Resultat der Berathung und Beschlußfassung der Kommissionen würden die Berichterstatter jeder einzelnen derselben darlegen, in jeder habe zwar eine Mehrheit für bestimmte Konklusa, welche der Ver- sammlung zur Beschlußfassung vorgelegt werden würden, gewonnen werden können; indeß habe auch in jeder eine Minderheit abweichende Ansichten verlautbart, die mit gleichem Rechte sich geltend machen könnten indem ein Majorisiren dem Wesen des Instituts nicht als eines wissenschaftlich freien entspräche. Diese Minderheit hat vielfach ihre An= sichten ausführlich motipirt, und würde sie den einzelnen Mitgliedern des Instituts im Druck übergeben. Zur Herbeiführung einer Arbeit der Kommissionen in gleicher Richtung seien aus jeder Kommission im Laufe des Jahres deren Mitgliedern Fragenschemata (Questionnaires) zugesandt worden und hierauf auch Antworten eingegangen, welche dann der oder die Berichterstatter der bezüglichen Kommissionen resumirt, und auf Grund weicher die Kom—⸗ missionen herathen und bestimmte Resolutionen zur Vorlage an die allg'meine Versammlung des Instituts gefaßt hätten. Bei der Be— sprechung der Aufgabe des Instituts betonte der Generalfekretär, daß dasselbe auf historischer Grundlage arbeite und durchaus nicht Utopien nachgehe, sondern dem Ziel zustrebe, die Beziehungen der Staaten auf der Basis des Rechts zu befestigen. Dieses Ziel wolle das Institut in maßvoller Weise zu erreichen suchen, ohne eine Ueberschätzung sei⸗ ner Stellung und Kräfte. Endlich machte der Sekretär diejenigen Mitglieder namhaft, welche über das Wesen des Instituts in anderen Akademien Mittheilung gemacht oder Publikationen in Bezug auf daf⸗ selhe innerhalb des letzten Jahres veröffentlicht haben, sowie diejenigen Schriften, welche von Mitgliedern des Instituts demselben überreicht werden. Der Antrag des Irrer nter dem Generalsekretär für seinen licht, und maßvollen Bericht zu danken, wurde durch Akklamation genehmigt. Der Vize ⸗Präsident des Instituts, de Parien, sprach über die praktischen Fortschritte des Völkerrechts durch Abschiuß von Münz⸗
und Postkonventionen im Laufe des letzten Jahres, und von der
Wirkung solcher Verträge auf die Beförderung des völkerrechtlichen Verkehrs und die weitere Verbreitung internationaler Institute und dadurch geförderter internationaler Anschauungen, welche letztere auch eine richtigere gegenseitige Werthschätzung der Rationen herbeifũhren würden. Der Redner hielt für den Hauptgrund der fort schreitenden Internationalität „daß diese im Geiste der Zeit sei⸗, weßhalb., sie auch die ihr noch sich entgegenstellenden Dindernisse überwinden werde. Der Sekretär des Infti⸗ tuts, Professor Rivier (Brüssel) verlas hierauf einen Nachruf des im Januar d. J, verstorbenen Mitgliedes des Instituts Haute⸗ feuille (Frankreich), in welchem eingehend das selbständige und an— spruchslose Wirken dea Verstorbenen auf dem Gebiete des Völkerrechts und dessen eminente Leistungen auf dem Gebiete des Rechtes der Neutralen auf historischer Grundlage gewürdigt wurden. Es folgten die Berichte der Rapporteure der einzelnen Kommisstonen, über welche wir im Zusammenhange mit den Beschlüssen der Versammlungen über die Kommissions ⸗Konklusa berichten werden. Zum Schluß berichtete Professor Pierantoni (Neapel) über Italiens literarische und prak⸗ 6. Leistungen auf dem Gebiete des Vöoͤlkerrechts im verflossenen ahre.
Theater.
Im Wallnertheater bewähren die Aufführungen des Schweitzerschen Schwankes Großstädtisch! von Tag zu Tag eine stärkere Anziehungskraft. Am Mittwoch wird Frl— Bredow, von ihrer Krankheit nunmehr völlig genesen, zum ersten Mile die bisher von Frl. Eckstein gespielte Rolle der Paula Walden darstellen, und erden außerdem an demselben Abend Frl. Risa Mellner alz Dien stmãdchen Hulda und Hr. Haßkerl als Studiosus Haberland debütiren. Die übrige Besetzung ist unveräudert dieselbe geblieben, welche am ersten Abend den Erfolg des Stückes mit entscheiden half.
— Da die Nachfrage für Sitzplätze zu den Aufführungen ven »Stufe zu Stufe. in Krolls Theater noch ünmmer eine sehr lebhafte ist, hat Hr. Direktor Engel die Vorführunz der Posse Der stolze Heinrich. bis Sonnabend verschoben, bis zu weichem 8 6 Hugo Müllers Lebensbild noch ununterbrochen fort gesetzt wird.
, Die Novität des Wolters dorff-⸗Thegters „Eine Mark“ (Posse mit Gesang in 3 Akten nach einem Stoffe von Carl Cofta, von H. Salingrs, Musik von Adolf Mohr), hat am Sonn⸗ abend vor gut besetztem Haufe einen vollständigen Erfolg erzielt. Der dramatijche Vorgang ist sehr einfach und leidet, wie gewöhnlich, an Unwahrscheinlichkeiten, auch ist die Handlung schon im ersten Akte zu durchsichtig; dafür aber das Ganze mit so viel sprudelndem Witz, so urwüchsigem Humor und so melodiösen Couplets aus- gestattet, daß dem Stück eine ziemlich lange Lebens dauer gesichert erscheint. Allerdings verlangt die umfangr iche Rolle des Instrumentenmachers August Hofer einen außerordentlich gewand⸗ ten Komiker, wie ihn die Bühne an Hrn. Direktor Emil Thomas besitzt, welcher die Versammlung bei andauernder 6 erhielt. Hr. Thomas wurde von Hrn. Junker (Lehrjunge Georg) und Fr. Rademacher (Dauline, Hofers Frau) gut unterstützt. Die debütirende Soubrette Frl. Weller (Line Coferj fand dagegen nur geringen Bei⸗ fall. Hr. Thomas, der sich auch in der szenischen Einrichtung der Posse wieder als tüchtiger Regisseur bewährt hat, und der Verfasser wurden wiederholt hervorgerufen.
— Hr. Robert vom Stadt⸗-Theater in Wien wird sein Gast⸗ spiel am Residenz Theater am 1. Oktober eröffnen. Die König⸗ lich sächsische Hofschauspielerin Frl. Ulrich ist gezwungen, in wenigen Tagen ihr Gastspiel zu unterbrechen, da sie von ihrem Chef nach Liegnitz befohlen wurde, um dort während der Anwesenheit Sr. Maje⸗ stät des Kaisers zu spielen.
— Wie uns berichtet wird, findet im Belle Allianee⸗
Theater am Freitag zum Benefiz des verdienstvollen Regisseurs dieser Bühne, Hrn. Julius Wisbeck, die erste Aufführung von „Hans und Grethe“ ven Friedrich Spielhagen statt. Der Erfolg des Schauspiels Liebe für Liebe“ im Königlichen Schauspiel- hause, das die hohe Befähigung des beliebten Romanschriststellers für das Drama glänzend erwiesen hat, dürfte die Aufmerksamkeit auf dieses ältere, aber wenig bekannte Stück wieder hinlenken. — In Leipzig wurde in der am 4. d. M. abgehaltenen Plenarsitzung des Raths Dr. Förster, das bekannte Müglied des Hofburgtheaters in Wien, mit überwiegender Majorität zum Direk⸗— tor der beiden städtischen Theater gewählt und beschloffen, ihm beide Theater in Pacht zu geben. Uebrigens soll der vielbe—⸗ sprochene neue Pachtvertrag eine Abänderung nicht erfahren haben.
Der Luftschiffer Godard, der sich von Berlin nach Posen begeben, ist daselbst gleichfalls aufgestiegen. Am 6. September kam der Ballon nach Istuͤndiger Fahrt auf dem Territorium des Ritter= gutes Gowarzewo bei Schwersenz, dem Major von Helldorf gehörig, zur Erde. Da man dort bereits die Are und die Ankunft des Ballons bemerkt hatte, so waren sofort die nöthigen Kräfte zur Stelle, um ihn an den zugeworfenen Stricken festhalten zu können. Beim Entleeren des Ballons kam indeß eine Laterne, mit der ge⸗ leuchtet wurde, der Ausströmungsöffnung zu nahe, das Gas explodirte, zerriß und verbrannte den Ballon, wobei Hr. Godard erheblich im Gesichte verletzt wurde. Mit einem von Hrn. v. Helldorf gestellten Fuhrwerk traf der Luftschiffer 115 Uhr Nachts mit den Ueberresten wn, . d. h. dem Netze, der Gondel und dem Ventile, hier wieder ein.
Eingegangene literarische Neuigkeiten. Die neue Vormundschafts-⸗Ordnung nebst Erläuterungen. Ergänzungsheft zu Nachlaßregulirung, Erbrecht und Vormundfchafts— wesen von Märcker, Stadtgerichte⸗ Rath. Berlin 1875. R v. Decker. Preis 1ů50 0 Statistik des Hamburger Staate. Bearbeitet vom sta—= tistischen Burgau der Deputation für direkte Steuern. Heft ViJ. Hamburg, Otto Meißner. 1875. Noch ein Wort zur Anregung des Baues der Lokal bahnen und Einrichtung eines billigen Eisenbahnbetriebes von Fer⸗= dingnd Pleßner. Berlin, Polytechnische Buchhandlung (A. Seydel) 1875. Socialismus und Christent hum. Ein Bruchstück aus der speziellen Ethik. Von Dr. thebl. H. Marten sen, Bischof von Seeland. Deutsche vom Verfasser autorisirte Ausgabe von Al. Michelsen. Gotha, Rud. Besser, 1875. Brockhaus' Konversations-Lexikon. Zwölfte umgear— beitete, verbesserte und vermehrte Auflage. Vollständig in 15 Bän⸗ den. 23. u. 24 Heft. Bogen 54 —–64 (Schluß) des zweiten Bandes. Baptisten bis Baumschnlen. Preis des Heftes J 60. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig, Beilin und Wien.
Nieder sächsischer Volkskalender für 1876. Bremen, Nordwestdeutscher Volksschriften Verlag. A. G. Preis 50 3.
Arabien und die Araber seit hundert Jahren. Eine geo—⸗ raphische und geschichtliche Skizze von Albrecht Zehmen. was*
erlag der Buchhandlung des Waisenhauses.
Nedacteurt F. Preh m. Verlag der Expedition (Kessei). Druck W. Elan er. Drei Beilagen
Berlin:
(einschließlich Börsen · Beilage).
Königreich Preußen.
Privilegium zur Emissien von Prioritäts Obligationen der Berlin⸗ Anhaltischen Eisenbahn ⸗Gesellschaft zum Betrage von 30, 000,000 S.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛe.
Nachdem die Berlin ⸗Anhaltische Eisenbahngesellschaft auf Grund des in ht Generalversammlungen vom 30. April und 21. Juni 1875 gefaßten Beschlusses darauf angetragen hat, zur Erweiterung und Ver— vollständigung der Bahnanlagen und zur Vermehrung der Betriebs. mittel die Aufnahme einer Summe von Dreißig Millionen Mark durch Ausgabe auf den Inhaber lautender und mit Zinscoupons ver— sehener Prioritäts- Obligationen zu gestatten, ertheilen Wir in Ge— mäßheit des §. 2 des Gesetzes vom 17. Juni 1833 durch gegen ⸗ wärtiges Pririlegium hierzu Unsere landesherrliche Genehmigung unter nachstehenden Bedingungen:
§. 1. Die zu emittirenden Prioritäts-Obligationen werden in 30,000 Stück à 500 M in fortlaufenden Nummern von 1— 30,000, in 7500 Stück à 1009 S in fortlaufenden Nummern von 30 001 - 37,90 und in 1500 Stück à 5000 M in fort ⸗ laufenden Nummern von 37,501 - 390090 nach dem an⸗ liegenden Schema. I. unter der faesimilirten Unterschrift von 3 Mitgliedern der Direktion und des Hauptkassen ⸗Rendanten der Gesellschaft ausgefertigt und erhalten Zinscoupons nach Schema II. zu je fünf und fünf Jahren und mit jeder Coupon-Serie einen Talon nach Schema III., welcher zur Empfangnahme einer weiteren Coupon-Serie nebst Talon berechtigt. . . .
Auf der Rückseite der Obligationen wird das gegenwärtige Pri- vilegium abgedruckt. ö Kö
2. Die Prioritäts⸗Obligationen werden mit viereinhalb Pro⸗
zent sährlich 5 und die Zinsen in halbjährlichen Terminen am
2. Januar und 2. Juli jeden Jahres gezahlt. An den Dividenden der Berlin ⸗Anhaltischen Eisenbahngesellschaft nehmen die Prioritäts Obligationen keinen Theil, dagegen erhalten sie für die ihnen zu— gesicherten viereinhalb Prozent Zinsen das Vorrecht vor den vorhan— denen Stammaktien im Betrage von 51,750 000 A dergestalt, daß die Zinsen der ersteren bei der jährlichen Einnahme vor den Divi- denden der Stammaktien in Abzug gebracht werden. Auch den Ka⸗ pitalien der Prioritäts -⸗Obligationen steht dasselbe Vorzugsrecht vor dem Stammaktien⸗Kapitale der 51,750 000 4 zu. - ;
Coupons, welche innerhalb vier Jahten von dem darin bezeich- neten Zahlungstage ab nicht erhoben worden, verfallen zum Vortheile der Gesellschaft. Gin öffentliches Aufgebot und eine Mortifikation verlorener oder beschädigter Coupons und Talons ist nicht zu lässiß. An Stelle von Obligationen, Coupons und Talong, welche beschädigt oder unbrauchbar geworden, jedoch in ihren wesentlichen Theilen noch dergestalt erhalten, sind, daß über ihre Richtig- keit kein Zweifel obwaltet, kann die Direktien gegen Einreichung der beschädigten Papiere auf Kosten des Eigenthümers neue gleichartige Stücke ausfertigen und ausreichen. Außer diesem Falle ist die Ausfertigung und Ausreichung neuer Obligationen an Stelle be= schädigter oder verloren gegangener nur nach deren gerichtlicher Morti⸗ fikation zulãässig. . .
Wenn der Inhaber der Obligation vor Ausreichung der neuen Coupons⸗Serie und Talon der Verabreichung derselben an den Prä⸗ sentanten des Talons wider spricht, der Präsentant sie jedoch fordert, so sind die Parteien auf gerichtliche Entscheidung zu verweisen, bis zu deren Ausgang die Direktion die Couponsbogen retiniren oder ge richtlich deponiren kann.
Dem Inhaber einer Obligation, wovon der Talon abhanden ge— kommen, ist nach Ablauf von drei Monaten nach der Fälligkeit des Talons die neue Coupons -Serie nebst neuem Talon gegen Quittung zu verabfolgen. Meldet sich später Jemand mit dem angeblich ver⸗ lorenen Talon, so hat er kein Recht an die Gesellschaft aus dem- selben, sondern muß seine etwaigen Ansprüche gegen den Eigenthümer der betreffenden Obligation geltend machen. w
§. 3. Dagegen stehen die neuen Prioritäts Obligationen folgen ⸗ den, auf dem Gesellschafts vermögen der Berlin Anhaltischen Eisenbahn⸗ gesellschaft lastenden Prioritäts-Aktien resp. Prioritãts Obligationen in der Priorität nach: . .
I) denjenigen 1,ů500, 000 Thalern — 4,500 0990 M Prioritäta ⸗ Aktien, welche mit Unserer, unterm 18. Februar 1842 ertheilten Genehmi⸗ gung (Gesetz. S. für 1842 S. ITI) emittirt sind; .
2) den senigen 16000, 000 Thalern — 3, 000000 M Prioritäts Obligationen, welche nach Unserem, unterm 4. Februar 1856 erlasse⸗ nen Privilegio emittirt sind (Ges. S. für 1856 Seite 919;
s) denjenigen 4 500 009 Thalern — 13500000 S Prioritäls⸗ Obligationen, welche nach Unserem, unterm 25, Juni 1856 erlassenen Privilegio emittirt sind (Ges. S. für 1856 Seite 622); .
4) denjenigen 1500900 Thalern — 4,3509, 90 1s. rin ritãts· Obligationen, welche nach Unserem, unterm 1. Juli 1865 erlassenen Privilegio emittirt sind (Ges. S Nr. 6136; . .
und zwar sowohl rücksichtlich der Zinsen, als rückschtlich des Kapi⸗ talz, so daß den schen vorhandenen Prioritäts⸗Aktien und Obligatio- nen im Gesammibetrage von 8500, 000 Thalern — 265 500960 die unbedingte Priorität ausdrücklich vorbehalten bleibt. Rücksichtlich der Prioritaͤt der beregten 8500 000 Thaler — 25,5060, 000 S unter sich, verbleibt es bei den bisherigen Bestimmungen.
Die zufolge dieses gegenwärtigen Privilegiums ausgegebenen Prioritäts Obligationen haben unter sich gleiche Rechte. .
8.4. Die nach dem gegenwärtigen Privilegium kreirten Priori⸗ täts⸗ Obligationen unterlietzen der Amortisation, und es wird für diese alljährlich die Summe von 150,000 M unter Zuschlag der durch die eingelösten Obligationen ersparten Zinsen aus dem Ertrage des Eisenbahnunternehmens verwendet.
Die Amortisation und die jährliche Verwendung von 160000 4
sollen jedoch erst mit dem Jahre 1889 ihren Anfang nehmen, der- gestalt, daß die Zurüczzahlung der zu amortisirenden Obligationen, welche am 1. Juli jedes Jahres geschehen soll, zuerst im Jahre 1880 erfolgt. ; ; 63 bleibt der Generalversammlung der Eisenbahngesellschaft vorbehalten, unter Genehmigung der Staatsregierung den Amorti⸗ sationsfonds zu verstärken und o die Tilgung der Prioritäts . Obli. gationen zu beschleunigen. Auch bleibt der Eisenbahngesellschaft das Recht vorbehalten, außerhalb des Amortisationsverfahrens unter Ge— nehmigung der Staatsregierung die Prioritäts⸗Obliggtionen durch die öffentlichen Blätter mit e ten dreimonatlicher Frist zu kündigen und durch Zahlung des Nennwerthes einzulösen. Die Kündigung darf jedoch nicht vor dem Jahre 1880 geschehen. ö
Ueber die Amortisatien muß Unserem Eisenbahn⸗Kommissariate zu Berlin alljährlich ein Nachweis vorgelegt werden. ;
§. 5. Die Inhaber der Prioritäts- Obligationen sollen nur in 64 Fällen den wn, dieser Obligationen von der Gesell⸗
aft zurückzufordern berechtigt sein: i. ea. 8. ein Zinszahlungstermin länger als drei Monate un- erichtigt bleibt . ;
b. 3 der Transporthetrieb auf der Eisenbahn mit Dampf- wagen aus Verschulden der Gesellschaft länger als sechs Monate ganz aufhört, . .
e. wenn die im 5. 4 festgesetzte Amortisation der Prioritäts- Obligationen nicht eingehalten wird. .
n den Fällen ad a und b bedarf es einer Kündigung nicht, son⸗ dern das Kapital kann an demselben Tage, wo einer Nieser Falle eintritt, zurückgefordert werden und zwar zu a bis zur Zahlung des
Erste Beilage
In dem sub C vorgesehenen Fall ist jedoch eine dreimonatliche Kündigungsfrist zu beobachten, auch kann der Juhaber einer Priori⸗ täts⸗Orligation von diesem Kündigungerechte nur innerhalb dreier Monate von dem Tage ab K machen, wo die Zahlung des Amortisations Quantum hätte erfolgen sollen. .
Bei Geltendmachung des vorstehenden Rückorderungsrechts ist den Obligationen⸗Inhabern das gesammte bewegliche und unbeweg⸗ liche Vermögen der Gesellschast nach Maßgabe des folgenden Para— graphen verpfändet.
.S. 6. So lange nicht die gegenwärtig kreirten Prioritäts-Obli⸗ gationen eingelöst sind, oder der Einlösungs⸗Geldhetrag gerichtlich de⸗ Ponirt ist, darf die Gesellschaft von den zum Bahnkörper, zu den Bahnhöfen und zu dem Bahnbetriebe verwendeten und eingerichteten Grundstücken Veräußerungen nur mit Genehmigung der Staatsbehsrde vornehmen auch neue Anleihen nur mit der Maßgabe aufnehmen, daß den Prioritäts⸗ Obligationen der jetzigen Emission für Kapital und Zinsen das Vorrecht vor den ferner auszugebenden Obligationen reservirt und gesichert bleibe. .
Ss. . Die Nummern der nach der Bestimmung des §. 4 in amortisirenden Qbligationen werden jährlich durch das Loos bestimmt und wenigstens drei Monate vor dem Zahlungstage öffentlich bekannt gemacht, Es soll jedesmal, möglichst die Hälfte des Betrages in Obligationen à 500 S und je ein Viertel in Obligationen à 1600 und 5000 M gezogen werden. . 5. 8. Die Verloosung geschieht durch die Gesellschafts⸗Direktion in Gegenwart zweier Notare in einem vierzehn Tage vorher zur öffentlichen Kenntniß zu bringenden Termine, zu welchem den In- habern der Prioritäts-⸗Obligationen der Zutritt gestattet ist.
§. 9. Die Auszahlung der ausgeloosten Obligationen erfolgt an dem dazu bestimmten Tage in Berlin von der Gesellschaftskasse nach dem Nominalwerthe an die Vorzeiger der Obligationen gegen Aus- lieferung derselben. Mit diesem Tage hört die Verzinsung der aus · geloosten Obligationen auf. Mit letzteren sind zugleich die ausgereich⸗ ten, noch nicht fälligen Zingcoupons und Talons einzuliefern. Geschieht dies nicht, so wird der Betrag der fehlenden Zinsconpons von dem Kapitale gekürzt und zur Einlssung der Coupons verwendet. Die im Wege der Amortisation eingelösten Obligationen sollen in Gegenwart zweier Notare verbrannt, und es soll, daß dies geschehen, durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht werden.
Die Obligationen aber, welche in Folge der Rückforderung oder Kündigung der Inhaber außerhalb der Amortisation eingelöst werden (G6. 4, kann die Gesellschaft wieder verausgaben. ö
§. 10. Die Nummern der zur Zurückzahlung fälligen, nicht zur Einlssung eingereichten Obligationen werden während der nächsten 5 Jahre nach dem Zahlungstermine jährlich einmal von der Direktion der Gesellschaft behufs Empfangnahme der Zahlung öffentlich bekannt gemacht. Jede Verpflichtung der Gesellschaft aus den Obligationen, welche nicht innerhalb eines Jahres nach der letzten Bekanntmachung zur Einlösung eingereicht werden, hört mit Ablauf dieses Termins auf, und ist dies von der Direktion unter Angabe der Nummern als= dann öffentlich zu erklären. Die Direktion ist jedoch unter Genehmi⸗· gung des Verwaltungsraths befugt, in den ihr entschuldbar erscheinen⸗ den Fällen nachträglich Zahlung zu leisten. Ein Rechts anspruch findet hierauf nicht statt. ;
S. 1135. Auf den für die Obligationen und die Zinscoupons zu zahlenden Betrag kann kein Arrest bei der Gesellschaft angelegt werden.
§. 12. Die in den §5§. 4, 7, 8, 9 und 10 vorgeschriebenen öffent⸗ lichen Bekanntmachungen erfolgen durch das Amtsblatt der König⸗ lichen Regierung zu Potsdam, den Reichs und Preussschen Staats⸗Anzeiger, mindestens zwei Berliner Zeitungen und eine Leipziger Zeitung.
Zu Urkund dieses haben Wir das gegenwärtige landesherrliche Privilegium Allerhöchsteigenhändig vollzogen und unter ÜUnserem Königlichen Insiegel ausfertigen lassen, ohne jedoch dadurch den In— habern der Obligationen in Ansehung ihrer Befriedigung eine Gewähr leistung von Seiten des Staates zu geben oder Rechten Dritter zu prãjudiziren. .
Das gegenwärtige . ist durch das Amtsblatt der Re⸗ gierung zu Potsdam auf Kosten der Gesellschaft bekannt zu machen und eine Anzeige hierüber in die Gesetz Sammlung aufzunehmen.
Gegeben Schloß Babelsberg, den 25. August 1875.
(L. 8.) Wilhelm. Für den Finanz Miniffer Graf zu Eulenburg. Achenbach.
Schema J.
Reichsmark 90g. Prioritais - Vhligation . der ö Eisen bahn ˖ Gesellschaft U 7
er (Fünfhunderth . 45 Prozent Zinsen itt
Inhaber dieses hat auf Höhe von (Fünfhundert) Reichsmark Antheil an dem in Gemäßheit Allerhöchster Genehmigung und nach den Bestimmungen des umstehenden Allerhöchsten Privilegii emittirten Kapital von Dreißig Millignen Reichsmark Prioritäts⸗ Obligationen der Berlin ⸗Anhaltischen Eisenbahn ⸗Gesellschaft.
Berlin, den ö. . ;
Die Direktion der Berlin. Anhaltischen Eisenbahn ⸗Gesellschaft. Facsimile 3 Unterschriften. ü Obligationen Reg. S. (L. S.) N. N. Facsimile. Controleur. Rendant. Allerhöchstes Privilegium.
Schema II. Zins ⸗ Coupon.
. Goupen Nr. J. Prioritäts-Obligation Litt. G. Nr. 1. von Fünfhundert Reichsmark.
Inhaber dieses Coupons erhält gegen dessen Rückgabe am (2. Juli.. ) auß der Haupt⸗ kasse der Berlin. Anhaltischen Eisenbahn Ge. sellschaft Eilf Mark fünf und zwanzig Pfennig ausgezahlt.
Berlin, den ten . 187
Die Direktion der Berlin ⸗Anhaltischen
Eisenbahn ⸗Gesellschaft. Coupon. Reg. S.
§. 19 des Ge⸗ statuts wird dieser
nscoupon nach dem (2. ) nicht mehr
Nach §. 2 des Privile⸗
uli 18. eingelöst.
llschafts 1
‚ -
iums und
Schema III. Talon
1408. 1424. 1429. 1462 und 1545 - 22009 Fl. —2— 37, 714½ 29 3.
4 Obligationen über je 500 Fl. Nr. 1617. 1630. 1848 und 2007 — 2006 Fl. — 3428 M 57 3.
2 Obliggtionen über je 300 Fl. Nr. 2322 und 2432 — 600 Fl. — 1028 M 57 53.
. Obligation über 100 Fl. Nr. Als — 100 Fl. — 171 16. 3.
Zusammen 29 Obligationen über 24,700 Fl. — 42,342 1 86 5.
Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be⸗ merken in Kenntniß gesetzt, daß sie die Kapitalbetrãge, deren Verzin⸗ sung nur bis zum Rückzaͤhlungstermine erfolgt, bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt 4. M., bei der Königlichen Staatsschulden⸗ Tilgungskasse in Berlin, bei jeder Königlichen Regierungs⸗Hauptkasse, so wie bei den Königlichen Bezirks- Hauptkassen in Hannover, Lüne— burg und Osnabrück gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu . nach dem 1. Dezember 1875 fälligen Coupons (Serie I. tr. 2— 8) nebst Talons erheben können. ⸗.
Der Geldbetrag der etwa fehlenden unentgeltlich zurückzugeben den Zinscoupons wird von dem zu zahlenden Nominalbetrage der Qbli⸗ gationen zurückbehalten. Soll die Einlösung von dergleichen Obli⸗ zationen nicht bei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt 4. M., noch bei der Königlichen Regierungs- Hauptkasse hier, sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons durch diese Kasse vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden, weshalb diese Schuld⸗ verschreibungen einige Zeit vor dem Rückzahlungstermin eingereicht werden können. . .
Restanten;: Aus der 15. Verloosung Obligation à 500 Fl. . 1972. à 300 Fl. Nr. 2330. 2453 und 2479. à 100 Fl. Nr. 504.
Wiesbaden, den 5. August 1875.
Der Regierungs⸗Präsident. v. Wurmb.
Königlich Preußisches Landwirthschaftliches Institut zu Hof Geisberg bei Wiesbaden. (Gegründet im Jahre 1818.) Landwirthschaftliche Winter⸗Schule. . .
Im bevorstehenden Winterhalbfahr 1875.76 beginnt der theoretische Unterricht Dienstag, den 19. Okte ber, und werden in demselben folgende Fächer gelehrt: . I) Mathematik, einschließlich des Feldmessens und Nivellirens, sowie —
2 Allgemeine und landwirthschaftliche Botanik und
3) Allgemeine und landwirthschaftliche Zoologie von Landes geologe Dr. Koch. .
1 Allgemeine Chemie von Dozent Dr. Fresen ius.
8) Agrikultur⸗ Chemie von Geh. Hofrath Pr. Fresenius.
6) Anatomie und Phystologie der Hausthiere (einschließlich der Lehre von dem Zahnwechsel und der darauf begründeten Altersbestim-⸗ mung), sowie Lehre vom Exterieur des Pferdes und Rindes und
7) Lehre vom Hufbeschlag von Departements ⸗Thierarzt Groll.
8) Lehre vom Klima und Boden, sowie von der Bodenbearbei⸗ tung und Düngung von Dr. Freiherr von Canstein. .
9) Landwirthschaftliche Geräthe⸗ und Maschinenkunde von Di⸗ rektor Or. Medicus.
10 Wiesenbau nebst Lehre von der Drainage von General⸗ Sekretär Dr. Klaas. .
1) Allgemeiner Theil der Lehre von der Viehzucht nebst Schaf⸗ und Schweinezucht von Direktor Dr. Medicus.
12) Landwirthschaftliche Betriebslehre (Taxationslehre) von Dr. Freiherr v. Canstein. . . .
13) Hopfen⸗ und Gemüsebau von Direktor Dr. Medieus.
Die hiesige Stadt bietet sonstige Bildungsmittel aller Art.
Von den Aufnahmebedingungen wird hier hervorgehoben, daß die Schüler der Anstalt das I7. Lebensjahr angetreten haben müssen.
Für unbemittelte und durch die Instituts-Direktion empfohlene Zöglinge aus dem Regierungabezirke Wiesbaden hat der Verein Nassauischer Land⸗ und Forstwirthe eine Anzahl von Stipendien zu 12 und 8 Thalern ausge etzt. .
Alle, welche in das Institut für das nächste Winterhalbiahr ein- zutreten beabsichtigen, werden um baldige Meldung ersucht.
Weitere Auskunft über die Anstalt gewähren der Prospektus und die Statuten, welche durch den Unterzeichneten oder die hiesigen Buch⸗ handlungen bezogen werden können.
Wiesbaden, im Sommer 1875. —
Die Königliche Instituts Direktion. Dr. Medicus, Direktor.
Gewerbe und Sandel.
Der Aufsichtsrath der Bank für Landwirthschaft und In dustrie (Kwilecki Potoci; Go. beschloß in seiner letzten Versammlung, die Dividende für das letzte Geschäftsjahr auf 6x festzustellen und den Reservefond angemessen zu dotiren, — natürlich vorbehaltich der Zustimmung der Generalversammlung.
—. Der Rechnungsabschluß der Chemnitzer Werkzeug— maschinenfabrik (Zimmermann) ist, der Dr. Pr. zufolge, fertig gestellt und soll nach den Abschreibungen eine 6x Dividende nachweisen. Es wird jedoch beabsichtigt, diesen Reingewinn nicht vollständig zur Vertheilung zu bringen, sondern einen Theil zur Ver⸗ mehrung des Betriebskapitals zurückzubehalten.
— In der Generalversammlung der Werra ⸗Eisenbahn⸗Ge⸗ sellschaft vom 4. September wurde die beantragte Statutenände⸗ rung, die sich auf die Selbstübernahme des Betriebes der Werrabahn durch die Gesellschaft bezieht, angenemmen. Die Mitglieder des Ver⸗ waltungsrathes, Muther und Trinks, wurden wiedergewählt. Der . für 1874 ergebende geringe Betriebsüberschuß wurde dem Wirth⸗ chaftsfonds überwiesen. .
Rom, 6. September. (W. T. B.) In der Prozeßsache der Deut sch⸗Ftalfenischen Bani hat der spellgerichtähof das erst⸗ inftanzliche Urtheil des Handelsgerichts aufgehoben, den Beschluß des Verwaltungsratheg für ungültig erklärt, und unter Verurtheilung der Liguidgtoren in Schaden, Zinsen und Kosten, dahin erkannt, daß die Aktionäre zur Leistung der stebenten Cinzahlung nicht verpflichtet seien, und daß der Verkauf derjenigen Aktien, auf welche die letzten Einzahlungen nicht geleistet worden, ungültig und unwirksam sei.
— Der Russische auf Gegenseitigkeit gegründete Boden⸗ Kredit ⸗Verein legt eine 11. Serie ox iger Pfandbriefe zur öff ent⸗ lichen Subskription auf. Der Cours ist für Berlin auf 90 festgesetzt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Am 4. September fand unter Betheiligung von Vertretern der Städte Greiz, Elsterberg, Plauen, eine Probefahrt f der Strecke Greiz Plauen-Weischlitz der sächsisch - thüringischen Eisenbahn statt. Die Betriebseröffnung der Strecke bis Plauen erfolgt am 8. September.