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— Pereits in dem gemeinschaftlichen Erlasse des Ministers des Innern und des Ministers der geistlichen Angelegenheiten vom 12. August 1870 ist, in Uebereinstinimung mit der früheren Praxis, der Grundsatz ausgesprochen, daß die nach . 59 Ab⸗ satz? der Städtordnung vom 36. Mai 1853 dem Bürger⸗ meister zustehende Befugniß, die Magistratsmitglieder der städtischen Deputation en zu ernennen auch auf, die Schul deputation Anwendung findet. Da die den einzelnen Beamten und Behörden durch das Gesetz übertragenen ressort⸗ mäßigen Befugnisse integrirende Theile der organischen Gesammt⸗ verfassung des Staatz bilden und sich der anderweiten auto⸗ nomen Regelung, insbesondere im Wege des stãdtischen Statutarrechis, entziehen, so können, nach einem erneuerten Erlaß der genannten Minister vom 18. Mai d. J., die städtischen Körperschaften nicht für befugt erachtet werden, an die Stelle des dem Bürgermeister nach 5. 59 J. . Absatz 2 zu⸗ stehenden Rechts bezüglich der Ernennung der Magistratsmit⸗ glieder der Schuldeputationen ein Wahlrecht des Magistrats zu etzen. 21 Die Befugniß zu statutarischen Anordnungen in Gemäßheit des Schlußsatzes des 5. 59 1. C. beschränkt sich nach dem Wort⸗ laute des Gesetzes auf diejenigen Fälle, in welchen eigenthümliche örtliche Verhältnisse besondere Festsetzungen über die Zusammen⸗ setzung der Verwaltungs deputationen erforderlich machen. Die Frage, ob die fraglichen Deputationen vom Bürgermeister zu er⸗ nennen oder vom Magistrat zu wählen seien, liegt nach der dieserhalb in Absatz 2 des 5. 59 a. a. O. getroffenen aus drück⸗ lichen Bestimmung außerhalb der im §. 11 sub 1 ebenda den statutarischen Anordnungen gezogenen Schranken.
— Ein Verwaltungsgericht hatte gegen die in dem Reskript des Ministers des Innern vom 4. Juli v. J. empfohlene Er⸗ nennung eines Vertreters der Staatsanwaltschaft für die in der Berufungs⸗Instanz zur Verhandlung gelangenden Angele⸗ gie, wegen Zurücknahme von Konzessionen zum
etriebe der Gast⸗ und Schankwirthschaft, sowie des Kleinhandels mit geistigen Getränken Bedenken geltend gemacht. Der Minister des Innern hat dieselben in einem Circular⸗Reskript vom 23. v. M. für unbegründet erklärt.
In Gemäßheit der §. 21, 54 und 155 der Gewerbe⸗Ord⸗ nung für den Norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869, lautet die Motivirung, ist durch die Ausführungs⸗Instruktion vom 4. September 1869 unter Nr. 50 ff. das Verfahren bei Ent⸗ ziehung einer ertheilten Approbation, Konzession, Erlaubniß, Genehmigung oder Bestallung geregelt, insbesondere ist den Re⸗ gierungen die Ernennung eines Beamten aufgegeben worden, wel⸗ cher in Vertretung der Staatsanwaltschaft die geeigneten Anträge in beiden Instanzen zu stellen hat. Nachdem durch Einführung der Kreisordnung in den, im §. 135 V. Nr. 1 und 2 benannten gewerbepolizeilichen Angelegenheiten der Kreisausschuß als erste Instanz an die Stelle des Landraths bezw. der Regierung, und hinsichtlich der unter Nr. 2 ihid. bezeichneten Entscheidungen gemäß 7. 156 das Verwaltungsgericht als Rekursinstanz an die Stelle der Regierung bezw. des Ministeriums getreten ist, erweist sich die Beslellung eines Vertreters der Staatsanwaltschaft für das Verfahren vor dem Kreisausschusse im Hinblick auf den Schlußsatz des 5. 135 V. als überflüssig, während solche für die Berufungsinstanz nothwendig bleibt. Die hiernach erforderliche An⸗ ordnung ist nach Analogie des 5. 35 Nr. 5 in dem oben ge⸗ dachten Reskript vom 4. Juli v. J. erfolgt.
Das Gesetz, betreffend die Verf hug der Verwaltungs⸗ gerichte ꝛe. vom 3. Juli d. J. — G. S. S. 375 —, durch welches nach 5. 84 Nr. 1 die Bestimmungen der Ss. 20, 21 der Gewerbe Ordnung vom 21. Juni 1869 nicht berührt wor⸗ den sind, bedingt mit dem Zeitpunkte seiner Einführung nur insoweit eine Aenderung der bisherigen Vorschriften, als der für die Berufungsinstanz mit der Wahrnehmung des öffent⸗ lichen Interesses zu betrauende Kommissarius nicht mehr von dem Vorsitzenden des Verwaltungsgerichts im Einvernehmen mit dem Regierungs⸗Prästdenten, sondern nach 5. 62, in Ver⸗ bindung mit 5. 44 4. a. O., von dem Regierungs⸗Präsidenten zu ernennen sein wird.
Da es den Aufgaben einer geordneten Staatsver⸗ entspricht, daß die, im §. 135 V. Nr. 2 der Kreisorbnung aufgeführten gewerbepolizeilichen Angelegen⸗ heiten nach einheitlichen Grundsätzen behandelt werden, so wird es sich empfehlen, daß die Regierungs⸗Präsiden⸗ ten von der ihnen in den 44 und 62 des Gesetzes vom 3. Juli d. J. gegebenen Ermächtigung auch dann thunlichst Ge⸗ brauch machen, wenn Anträge auf Ertheilung von Kon⸗ zessionen den Gegenstand des Berufungsverfahrens bilden. Ab⸗ gesehen von den Fällen, in denen, sei es von der öffentlichen Behörde, welcher als Partei die Wahrnehmung des öffentlichen Interesses obgelegen hat, der Antrag auf Abordnung eines Kom⸗ missars gestellt (3. 44 Absatz 1), sei es von dem Vorsitzenden des Kreisausschüsses, Berufung eingelegt worden ist (8 58), wird das öffentliche Interesse der Regel nach überall da die Be- stellung eines Kommissars als angezeigt erscheinen lassen, wo zu prüfen ist, ob die unter Nr. 1 und 2 des §. 33 der Gewerbe⸗ ordnung vom 21. Juni 1869 ,,. oraussetzungen vor⸗ liegen, oder ob ein Bedürfniß für die Ertheilung der Erlaubniß zum Ausschänken von Branntwein oder zum Kleinhandel mit Branntwein und Spiritus als vorhanden anzuerkennen ist.
— Zum Thatbestande des strafbaren Betrugversuches ehört nach einem vor Kurzem ergangenen Erkenntnisse des Chr, e gh n al der Umstand, daß die Täuschung an sich geeignet war, die beabsichtigte Vermögensbeschädigung herbei⸗ zuführen.
— Der General der Kavallerie von Podbiels ki, General⸗ Inspecteur der Artillerie, hat sich, um den Manövern des V. und VI. Armee⸗Corps beizuwohnen, nach Schlesien begeben, eben⸗ dahin der General⸗Lieutenant von Biehler, Allerhöchst beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General⸗Inspektion des Ingenieur ⸗Corps und der Festungen.
— Der General⸗Lieutenant von Bülow, Inspecteur der II. Feld · Artillerie⸗Inspektion ist für die Dauer der Manöver des V. und VI. Armee⸗Corps . Ehrendienst bei Sr. Kaiser⸗ lichen Hoheit dem Erbherzog Albrecht von Oester⸗ reich kommandirt worden und hat sich zum Empfange Sr. Kaiserlichen Hoheit nach Oderberg begeben.
— Der Königlich bayerische Militär⸗Bevollmächtigte General⸗ Major Fries und der General⸗Major von Voigts⸗Rhetz, Di⸗ rektor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements, sind von ihren resp. Urlaubsreisen hierher zurückgekehrt.
— Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr Perg ler von Pergkas, ist nach Ablauf des ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaubes auf seinem Posten wieder eingetroffen.
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— Der Geheime Ober⸗Medizinal⸗Rath Professor Dr. Jüngken ist auf der Heimreise von Pyrmont hierher gestern früh in Hannover verstorben.
— Auf der Niederschlesisch⸗märkischen Eisenb ahn sind ungefähr 150 Meter vor der Einfahrtsweiche in den Bah n⸗ hof Greiffen berg in der Nacht vom 6. zum J. D. M. einige Wagen des Zuges 102 entgleist; von den Reisenden ist Niemand verletzt, nur der Postpackmeister und ein Schaffner haben unerhebliche Verletzungen erlitten. Beschädigungen an Betriebsmaterial sind unbedeutend; auch sind außer Verspätung einiger Züge Betriebsstörungen nicht vorgekommen. Die Ursache der Entgleisung ist noch nicht ermittelt.
Danzig, 8. September. 2 Gal st er, De⸗ cernent in der Kaiserlichen Admiralität, ist hier eingetroffen und wohnt den Schießübungen der Panzerflotte bei.
Posen, J. September. An Stelle des Regierungs⸗Vize⸗ Präsidenten Wegner ist der Regierungs⸗Rath Haehnel hier⸗ selbst zum Verwaltungsmitgliede und Vorfitzenden der Posenschen Deputation für das Heimathwesen und an Stelle des Letzt⸗ genannten der Regierungs⸗Rath Drolshagen hierselbst zum stellvertretenden Verwaltungsmitgliede sowie zum ftellvertreten⸗ den Vorsitzenden dieser Deputation ernannt worden.
Kiel, 8. September. (Kieler Ztg.) Das Kanonenboot „Drache“ hat Wilhelmshaven verlassen, um nach Cuxhafen zu gehen und die Vermessungen weiter fortzuführen.
Haders leben, J. September. Ueber die Sedanfeier in Hadersleben geht uns folgender Bericht zu: „Seit 3 Jahren ist unser schönstes Fest, der Sedanstag, von der Stadt Haders⸗ leben in einer Weise gefeiert worden, die erhabener und schöner in keiner Stadt dieser Provinz gewesen sein kann, und war be⸗ sonders in diesem Jahre die Betheiligung am Feste Seitens der Bevölkerung so bedeutend, wie nie zuvor und wie es im Süden des Vaterlandes wohl kaum angenommen worden.
Unsere städtischen Kollegien hatten für die Feier die Summe von 700 M bewilligt. Am Vorabende des Festes fand ein Zapfenstreich, ausgeführt von einem städtischen Musikchor und den Schülern des Gymnastums, sowie der Stadtschulen, unter Theilnahme Tausender Erwachsener statt. . Die Feier am 2. wurde mit einer Reveille eröffnet, darnach Schulfeier in allen Schulen; Auszug sämmtlicher Schüler des Gymnastums und der Bürgerschulen nach einem Walde in der Nähe der Stadt, mit Hunderten von Fahnen; hier Scheibenschießen mit Salonbüchsen für die größeren Knaben, Scheibenwerfen fuͤr die kleineren Schüler, um Gewinne. Nach⸗ mittags Auszug der Schülerinnen aus dem deutschen Institute und aus allen Stadtschulen zum Festplatze der Knaben. Diesem Zuge schlossen sich der Magistrat, die Stadtverordneten, die sämmtlichen Vereine und Tausende von Einwohnern an. ᷣ Die Knaben waren sämmtlich mit dem Bilde des Kaisers und den Nationalfarben, die Mädchen mit Schleifen in denselben Farben geschmückt. Angelangt auf dem Festplatze, wurde die Festrede gehalten, die mit begeisterten Hoch auf Kaiser und Reich schloß. Hiernach Spiele der Mädchen, Tanz für alle Kinder; Abends der Einzug Aller, Groß und Klein, Arm und Reich. 9 23 Abends Freudenfeuer und Feuerwerk und darnach Tanz für die Erwachsenen. Das Fest wurde in echt deutscher Weise gefeiert, von keinem Mißklang gestört. Alle Stände nahmen an demselben Theil und lieferten den Beweis, daß, wo es gilt treu zu Kaiser und Reich zu stehen, die deutsche Gesinnung zu bethätigen, Hadersleben nicht zurücksteht.“
Sachsen. Dresden, 8. September. Se. Majestät der König ist heute, Ihre Majestät die Königin gestern Abend von Leisnig wieder in Pillnitz eingetroffen. Der König wird sich morgen früh nach Löbau begeben, den in der Nähe daselbst stattfindenden Manövern beiwohnen und Freitag Abend nach Pillnitz zurückkehren. — Se. Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Ludwig Vietor ist vorgestern Nachmittag 4 Uhr nach Wien abgereist.
Baden. Karlsruhe, 6. September. Ihre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern trafen am Sonnabend, den 4, Vormittags, von Schloß Weinburg in Constanz ein und begaben sich in den bereitstehenden Hofwagen sofort zum Besuch der Großherzoglichen Familie nach Schloß Mainau. Am Abend führten Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin die belgischen Herrschaften nach Constanz, zeigten ihnen die nenen städtischen Anlagen am Seeufer nächst dem Badhotel, besichtigten die Münsterkirche mit ihren Sehenswürdigkeiten, sowie den Hof der Stadtkanzlei und ge⸗ leiteten ihre hohen Verwandten zum Bahnhof, von wo dieselben die Rückreise nach Weinburg gegen 7 Uhr antraten. — Zum Besuch bei Ihren Königlichen Hoheiten verweilte seit Freitag der Graf Srwin zu Neipperg, Kaiserlich österreichischer General der Kavallerie und Kommandirender in Galizien; der Graf verab⸗ schiedete sich Sonntag Vormittag und hat sich nach Friedrichs⸗ hafen begeben. — Se. Königliche Hoheit der Großherzog gedenkt sich zur Feier des Dienstjubiläums des Generals der Infanterie v. Werder am 12. ds. nach Schloß Baden zu begeben, woselbst zu Ehren des Juhilars eine große Hof⸗ tafel stattfinden wird, zu welcher zahlreiche Einladungen er⸗ gehen sollen. — Das Ministerium des Innern hat der altkatholischen Gemeinde der Stadt Blumberg die erledigte Pfründe nebst der Verwaltung des örtlichen Kirchen⸗ vermögens zugewiesen, da die überwiegende Anzahl der katholi⸗ schen Einwohner Altkatholiken sind. Zu gleicher Zeit wurde der altkatholischen Gemeinde in Füntzen bei Bonndorf die staatliche Anerkennung ertheilt und dieselbe in den Mitgebrauch der Pfarrkirche und der kirchlichen Paramente eingewiesen. — — Der in Freiburg versammelt gewesene Katholiken⸗ kongreß hat, der „Karlsruher 3ig.“ zufolge, eine Reihe von Beschlüssen gefaßt, in welchen er gegen die Einmischung des Staates in den Religionsunterricht, gegen die der freien Aus⸗ übung des Lehramtes des heiligen Stuhles und der Gerichts bar⸗ keit der Kirche angethane Gewalt, gegen die Abschaffung der weltlichen Macht des Papstes nh eff der Kirche das Recht der Gründung von Schulen wahrt, dem Staate das Recht unbe⸗ dingten Gehorsam für seine Gesetzgebung zu verlangen, abspricht, seine Bewunderung für die verfolgte Geistlichkeit ausspricht und end⸗ lich den Frieden für unmöglich erklärt, so lange nicht der Kirche ihre Freiheit wiedergegeben sei. Auf ein von der Generalver⸗ sammlung an den Papst gerichtetes Telegramm ist, nach dem⸗ selben Blatte, 9 Antwort eingegangen: „An den Herrn Präfidenten der katholischen Generalversammlung der deulschen Katholiken. Freiburg, Baden. Der heilige Vater hat das Tele⸗ gramm, welches die Gefühle der erwähnten Versammlung gegen seine geheiligte Person ausspricht, huldvoll enigegengenommen.
y Seine Heiligkeit dankt und fegnet aus vollstem Herzen die ge⸗
nannte Versammlung, von deren Arbeiten er sich reiche Früchte zum Wohle der Kirche verspricht. Kardinal Giacomo Antonelli.“
Gessen. Darm stadt, 9. September. (W. T. B.) Der Zusammentritt des Landtages ist auf, den 5. Oktober anberaumt worden. — Die „Darmstädter Zeitung“ erklärt die Nachricht, daß Seitens der Regierung ein Gesetz über den Aus⸗ tritt aus den Kirchen und Religionsgemeinschaften vorbereitet werde, für unbegründet.
Waldeck. Arolsen, 7. September. Das Regierungs⸗ Blatt veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Feststellung des Stats des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont fuͤr die Jahre 1875, 1876, 1877. Der Etat schließt 1875 mit 1,571,690 ½, 1876: 940, 492 , 1877: 937, 903 MS Einnahme und Ausgabe. 3
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. September. Der Kaise und der Kronprinz 3 Rudolf sind heut Nachmittags aus Bruck an der Leitha in Schönbrunn eingetroffen.
Triest, 7. September. Die amerikanische Kriegskorvette Congreß“ kam gestern von Tripolis, wohin dieselbe zur Beilegung des Konfliktes wegen Beleidigung der amerikanischen Flagge entsendet worden war, hier an. Nachdem dem Korvetten⸗ kommando der Tod des Expräsidenten Johnson gestern offiziell notifizirt worden war, beging die Korvette heute die Trauerfeier, indem sie von 6 Uhr Morgens bis Sonnenuntergang jede halbe Stunde einen Kanonenschuß abfeuerte. ͤ
Pest, J. September. In der heutigen Sitzung des Ab⸗ geordnetenhauses wurde über Antrag 3sedenyi's beschlossen, die Thronrede mittelst einer Adresse zu beantworten. Hierauf wurde zur Wahl der Ausschüsse geschritten.
— 9. September. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses wurde ein Königliches Reseript verlesen, welches zur Vornahme der Wahlen für die auf den 21. d. einberufenen Delegationen auffordert. — Sodann wurde der Entwurf der Adresse unverändert angenommen.
Großbritannien und Irland. London, J. Sep⸗ tember. Prinz Arthur, Herzog von Connaught, wird Ende Oktober oder Anfangs November in Gibraltar erwartet, um dort einige Zeit den Funktionen eines Majors im Stabe der Garnison obzuliegen. — Der Gesandte der Vereinigten Staaten am hiesigen Hofe, General Schenck, ist nach mehrwöchentlicher Abwesenheit auf seinen Posten hierher zurückgekehrt. — Das auf der Höhe von Wicklow gesunkene Panzerschiff „Van⸗ gu ard soll, einem endgültigen Beschlusse der Admiralität zufolge, nicht gehoben werden, zum mindesten nicht jetzt, vielleicht erst nach dem Winter. Taucher werden aber mittlerweile seine Masten beseitigen. — Eine in der „Times“ veröffentlichte Korrespondenz zwischen dem König von Aschanti einerseits und dem Gouverneur der Goldküste andererseits stellt neue Verwickelungen in jener Region in Aussicht. Seit der Thronbesteigung des neuen Kö⸗ nigs von Aschanti, Osai Mensah, hat sich der Häuptling von Djuabin, ehedem einer der mächtigsten Vasallen Aschanti's, den Beschwerden aus Kumasst zufolge, sehr aggressiv gezeigt. Osai Mensah behauptet, daß der Häuptling von Djuabin An⸗ sprüche auf das Königreich Aschanti erhebe, weil ihm dasselbe angeblich von der englischen Regierung gewährleistet worden sei, daß er seinen Anhängern und den kleineren Häuptlingen, die ihm Lehnstreue schulden, befohlen habe, alle Diejenigen, die Osai Mensah anerkennen, zu berauben und zu ermorden, und daß friedliche Reisende auf dem Wege nach dem Innern von ihnen mit den Tode bedroht werden. Der König von Ku⸗ massi bittet schließlich, daß wenn der Gouverneur der Goldküste nicht seinen Einfluß aufbieten wolle, um die Aggressionen Djuabins zu unterdrücken, er zum mindesten die Versicherung ertheilen möge, daß die Stämme unter dem englischen Protektorat in dem Kriege, den Aschanti dem Häupt⸗ ling von Diuabin zu erklären im Begriff sei, neutral bleiben werden. Den englischen Kaufleuten in Cape Coast, die Osai Mensahs 6. der Regierung befürwortend über⸗ sandten, hat der Privatsekretär des Gouverneurs geant⸗ wortet, daß Se. Excellenz, was die des Innern anbelange, nach Gutdünken han! eln werde. — Ueber den unglücklichen Zusammenstoß zwischen den zwei Panzerschiffen „Iron Duke“ und „Vanguard“ im irischen Kanal, der den Untergang des letzteren zur Folge hatte, liegen nun ausführliche Details vor. Das Reserwvegeschwader, dem die beiden Schiffe angehörten, befand sich auf dem Wege von Dublin nach Cork, als es plötzlich in einen dichten Nebel gehüllt wurde. Als die Schiffe langsam die Küste von Wacklow entlang dampften, wurde bemerkt, daß sich ein großes Sl hist näherte, infolge dessen der ‚Vanguard“ seinen Kurs änderte um eine Kollision zu vermeiden. Diese Kursveränderung hatte aber zur Folge, daß der dichtbei befindliche Iron Duke“ gegen den „Vanguard“ anrannte und ihm mit seinem Widder unter der Wasserlinie ein solches Leck beibrachte, daß das Schiff auf der Stelle mit Mann und Maus gesunken wäre, wenn es nicht wasserdichte Kammern gehabt hätte. Diesem Umstande ist es zu verdanken, daß sich das schwerbeschädigte Fahrzeug noch eine Stunde lang über dem . halten konnte, während welcher Zeit die aus 500 Köpfen bestehende Besatzung, unter welcher die größte Ordnung und Disziplin herrschte, gerettet wurde. Bald darauf sank der ‚Vanguard“ im Tief wasser, und dem Vernehmen nach ist sehr wenig Wahrscheinlich⸗ keit vorhanden, irgend einen Theil des Kriegsschiffes zu retten, das, wie man glaubt, nahezu eine halbe Million Pfund Sterl. gekostet hat. Das Merkwurdigste ist, daß die anderen Schiffe des Geschwaders weiter dampften, ohne von dem Unglück nur eine Ahnung zu haben. Von der Equipirung des „Van⸗ guard wurden nur drei Boote gerettet. Drei Per⸗ sonen seiner Mannschaft trugen Verletzungen davon. Der „Iron Duke“ erlitt nur unerhebliche Beschädigungen.
Frankreich. Paris, 9. September. (W. T. B.) Das Journal. officiel! veröffentlicht ein Dekret, durch welches Admiral Roze an Stelle des Admirals de la Roncisre zum Kommandanten des Mittelmeergeschwaders ernannt wird. Der Admiral de la Roncière halte, wie replublikanische Blätter melden, in einer bei einem Banket in Eyreux ver⸗ lesenen Zuschrift sich für die Einigung aller konservativen Ele⸗ mente ausgesprochen und sich zum ergebenen Parteigänger der Regierung Mae Mahons bekannt, solange dieselbe auf dem von ihr betretenen konservativen Wege mit Entschieden heit beharren werde; am Schlusse hatte der Admiral besonders hervorgehoben, wie er . e, daß der Augenblick kommen werde, wo Frankreich wieder in der Lage sei, frei seine Wahl zu treffen und unter den europãischen mee rel wieder diejenige Stellung einzunehmen, ,, . . die gegenwärtige Gestalt seiner Regierung unter⸗
agt werde. .
Angelegenheiten
Len 7, 393,104 Kr.,
Griechenland. Athen, 4. September. König Geor ist heute nach Korfu abgereist, wo er die Herbstzeit, verleben will. Die Großfürsten — 9 und Konstantin Sohn von Rußland bleiben noch einige Tage hier.
Türkei. Wie der Agence Havas' aus Ragusa gemeldet wird, bombardirten die Insurgenten die Blockhäuser bei 3upzi. Das Bombardement war jedoch erfolglos und blieben die Türken im Besitz ihrer Positionen. — Der „Agence Havas“ zu⸗ folge, hätte die Konsularkommission die Befehlshaber der Insurgenten aufgefordert, sich zur Einleitung der Unter⸗ handlungen einzufinden. Dieselben hätten sich jedoch ge⸗ weigert zu erscheinen und erklärt, sie würden den Gang der Dinge abwarten.
— Nach über Ragusa, 8. September, Abends, von Seiten der Insurgenten eingegangenen Nachrichten, hat am 7. bei Bilek ein Gefecht stattgefunden, in welchem die Türken zu⸗ ückgeschlagen wurden. Dieselben sollen angeblich 100 Todte nd noch mehr Verwundete verloren haben, während der Verlust der Insurgenten im Ganzen auf 20 Todte angegeben wird. Denselben Nachrichten zufolge hätten die Insurgenten einen von hier nach Trebinje abgesandten Mehltransport erbeutet.
Belgrad, 8. September. (W. T. B.) Fürst Milan st heute früh nach Kragujevatz abgereist. Die feierliche Eröffnung der Skuptschina und die Verlesung der Thron⸗ ede erfolgt morgen Nachmittag.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Septem⸗ her. Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der berzog von Edinburgh sind am 4. d. M. aus Moskau ach Zarskoje⸗Sselo zurückgekehrt. — Zur Zahlung von Sub⸗ idien an verschiedene russische Dampfschiffahrts⸗ esellschaften ist, einer Angabe der „M. 3.“ zufolge, im Budget des Finanz⸗Ministeriums pro 1876 die Summe von 810,388 Rbl. ausgeworfen worden. An dieser Summe parti⸗ spiren: 1) Die russische Gesellschaft für Dampfschiffahrt und handel mit 1,063 780 Rbl., 2) die Gesellschaft „Kawkas und Merkur“ mit 335,608 Rbl., 3) Die Archangel⸗Murmansche Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft mit 40 000 Rbl., 4) die Amur⸗ Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft mit 345,900 Rbl. und 5) die Bai⸗ alsche Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft mit 26,000 Rbl. — An ybosteinnahm en sind nach der „N. 3.‘ eingelaufen: 1870 — 982,479 Rbl., 1871 — 9,702,232 Rbl., 1872 — g, 342,530 äbl., 1873 — 9,925,353 Rbl., 1874 — 10,437,284 Rbl., im Hanzen in fünf Jahren 483389, 880 Rbl., oder durchschnittlich 677, 976 Rbl. im Jahr. Die Posteinnahme des laufenden Jah⸗ es wird auf 19,329, 100 Rbl. veranschlagt. — In Orenburg st nach dem „Russ. Inv.“ ein neuer Bestandtheil der Kavallerie, ine Escadron von Baschkiren, die auf ihren eigenen pferden reiten, ausgebildet worden. Die Escadron besteht aus 40 Mann und ist in zwei Abtheilungen eingetheilt.
Schweden und Norwegen. Christiania, 7. September. die Enthüllung des Denkmals für König Karl XIV. ohann wurde heute Mittags um 12 Uhr durch Se. Maßjestät en König vorgenommen. Ihre Majestäten die Königin und die önigin⸗Mutter, der Kronprinz, der Fürst von Waldeck mit seinen öchtern, alle hiesigen und mehrere hierher gekommene Diplo⸗ aten und Notabilitäten nahmen an der Feier Theil. Die nor⸗ sgischen und schwedischen Truppen defilirten vor dem König. as Wetter war herrlich. Es ist allgemeiner Feiertag. Große kenschenmassen sind in Christiania anwesend. Vorgestern wur⸗ en die Feldmanöver beendigt, gestern fand ein großartiges . zu Ehren der schwedischen Offiziere und Truppen att; heute Rachmittags ein Fahnenzug aller Stände. Abends Souper im Königlichen Schloß.
Dänemark. Kopenhagen, 6. September. Zufolge Ministerialtidende! wurde in den ersten vier Monaten des inan zjahres 1875/76 vereinnahmt an Einfuhrzoll⸗ und tempel abgaben von Spielkarten 7,592, 80 Kronen gegen 61,268 Kr. in dem entsprechenden Zeitraume des vorigen snanzjahres, an Packhausmiethe 23,532 Kr. gegen 21,942 Kr., chiffsabgaben inkl. Schiffsvermessungsgebühren 339,297 Kr. gen 295,732 Kr., Branntweinfabrikationsabgaben 758,451 Kr. gen 709,979 Kr., diverse Einnahmen 32,546 Kr. gegen 562 Kr. Nach Abzug der Bonifikationen betrugen die allge⸗ einen Zoll, Branntwein⸗ und Schiffsabgaben 8,600, 342 Kr. mithin eine Mehreinnahme im
Jahres von 1,207,238 Kr.,
pril bis Juli dieses
Es eine Verringerung des Status im uli von 146,776 Kr.
— Die Kriegssteuer hat in demselben Zeitraum, nach Abzug Bonifikationen, 1ů318,347 Kr. gegen 1,183,218 Kr. einge⸗ aht, nämlich Zölle 948,159 Kr. gegen 837, 364 Kr., Brannt⸗ iasteuer 370 188 Kr. gegen 345,854 Kr. Die Mehreinnahme s der Kriegssteuer beträgt für April⸗Juli 135,129 Kr., und dieselbe hat sich der Status im Juli um 116771 Kr. ver⸗ ndert. Die gesammten Mehreinnahmen aus allen Zoll-, anntwein⸗ und Schiffsabgaben betrugen in den ersten vier onaten des Finanzjahres 1,342,367 Kr., und die Totalver⸗ gerung des Status im Juli 263,547 Kr.
Amerika. New⸗gork, 8. September. (W. T. B.) Die publikanische Konvention von New-⸗Jork hat Frede⸗ Seward für den Posten eines Staatssekretärs in Vorschlag bracht. Sodann wurden von derselben mehrere Resolutionen Gunsten einer billigen und nachsichtigen Politik gegenüber Südstaaten und einer verfassungsmäßigen Verwendung der itärischen Gewalt angenommen. In den Resolutionen wird er auf eine Bestrafung der Unterschleife in der Verwaltung drungen. Sodann wird empfohlen, die Zahlungen in Metall ald als möglich wieder aufzunehmen. Endlich erklärte sich Versammlung gegen eine dritte Präsidentschaft Grants, ht demselben jedoch ihren Dank für seine Dienste aus und ärte sich mit dessen innerer und äußerer Politik einverstanden.
— Die Indianer haben Haydens Forschungsexpedition im slichen Colorado angegriffen und dieselbe gezwungen, mit a Verlust ihres Gepäcks nach dem Laplatteflusse zurückzu⸗
en. — Ueber die Ermordung des Präsidenten von uador bringt die letzte amerikanische Post, der ‚A. A. C.“ lge, nachstehende Einzelheiten: Der Präsident befand sich in em Palast, als Kapitän Rayo, den er seines Amtes entsetzt m sich Zutritt zu ihm verschaffte. Im Gespräch mit dein denten zog der Mörder seinen Säbel und ver⸗ damit dem . einen Streich aufs Haupt. 6 Zeit stürzten zwei Helfershelfer ins Zimmer feuerten ihre Revolver auf den Präsidenten ab. Der her⸗ eilte Wachtposten rannte unverzüglich dem Kapitän sein nett durch den Leib, aber die Anderen entkamen. Der Prä⸗ t fiel tödtlich verwundet auf sein Antlitz und gab bald nuf seinen Geist auf. Die Stadt Guayaquil war über die de von der 6 That sehr aufgeregt, aber die Ruhe de nicht geftöͤrt.
Nr. 16 des ,,, hat folgen⸗ den Inhalt: , n,, Civilanstellung bei den Schutzmann⸗ schaften. — Erhöhung deg Besatzungsetats S. M. Schiffe um Deck Offiziere und Unteroffiziere für das Steuermannsdetail. — Inne⸗ haltung eines bestimmten Systems bei der Wahl der Benennungen S. M. Schiffe und Fahrzeuge. — Geldbeschaffung durch S. M. Schiffe und Fahrzeuge im Auslande. — Das Ankern im Kieler Hafen zwischen Friedrichsort und Möltenort. — Neubenennung eineg Schleppdampfers. — Erhöhung des Löhnungsbeitrages der Mann— schaften zur Beschaffung der Mittagskost ꝛc. sowie des den kanto⸗ nirenden Mannschaften für den 31. eines Monats zur Beschaffung der Mittagskost extragordinär zu gewährenden Löhnungsantheils und des Zuschusses zur Beschaffung einer Frühstücksportion für die Mann- schaften. — Asserpirung der standgerschtlichen Untersuchunggakten bei den Schiffen im Auslanze bis zur Außerdienststellung. — Abände⸗ rung in der Bekleidung der Offizlere, Aerzte, Beamten ꝛc, sowie der Mannschaften der Kaiserlichen Marine. Einfluß der Schildzapfen— deckel auf die Feuerthätigkeit der Geschütze. — Koftenfreier Stellen- nachweis für Militärinvaliden durch den Verein „Invalidendank“. O Mischungsverhältniß der Labsalbe für die stehenden Takelagen S. M. n f und Fahrzeuge.
— Die Nr. 18 des Centralblatts der Abgaben, Ge⸗ werbe⸗ und Handels-Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Stgaten hat folgenden Inbalt: Verfügungen des Königlichen Finanz Ministeriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll und Steuerstellen be—⸗ treffend. Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz. ⸗Ministeriums, die Konfiskation von Brennereigeräthen betreffend, vom 13. Juni 1875. — Gesetz, betreffend die Verwaltung des Stempelwesens in Frankfurt a. M. — Cirkular⸗Verfügung des Königlichen Finanz- Ministeriumz, die Tariftrung von Fleischguano betreffend, vom 15. Juli 15975.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Vom 6.—8. September tagte der Verwaltungsrath der Deutschen Schillerstiftung zum ersten Male in Dresden, welche Stadt durch vorjährigen el iu für die nächsten fünf Jahre ᷓ. Vorort gewählt worden ist. Außer dem Vorsitzenden Ed. Du⸗
oc (R. Waldmüller), dem Kassirer Ober⸗-Appellations-Rath Klemm, resp. deren Vertretern Hofrath Dr. Pabst und Prof. Dr. Diestel, welche den Statuten gemäß von der Dresdner Zweigstiftung ernannt worden sind, und dem General⸗Sekretär der Stiftung, Dr. Julius Grosse, welcher seit Anfang dieses Jahres von Weimar nach Dres- den übergestedelt ist, waren erschienen die Vertreter von Berlin, Geh. Reg. Rath Dr. Bormann, von München, Hofrath Dr. Ernst Förster, von Stuttgart, Ober -Tribunals⸗Rath v. Köstlin, von Weimar, Reg.“ Rath Genast, von Wien, Dr. Leop. Kompert. Die Konferenzen, welche in einem Saale des Palaig am Taschenberge abgehalten wurden, waren vollkommen interner Natur und betrafen zunächst die Erledi⸗ gung zahlreicher Unterstützungsgesuche. Da der Hauptstiftung vier Fünftheile von der Jahreseinnahme der Dresdner und zwei Drittheile von derjenigen der ubrigen Zweigstiftungen zufließen, so sind gegen 40,000 S6 verwendbar. Dennoch liegt der Wunsch nahe, das Grund⸗ kapital angemessen zu vergrößern, um in noch umfangreicherer und energischerer Weise verdienten Schriftstellern Unterstützungen zu Theil werden zu lassen. Auch dahin zielende Vorschläge kamen zur Be⸗ sprechnng. Der Vorstand der Dresdner Zweigstiftung, welche nach wie vor unter dem Vorsitze des Ober⸗Bürgzermeisters Pfoten hauer zu tagen pflegt, ist neuerdings durch General⸗Staatsanwalt Dr. Schwarze ergänzt worden, welchen an Stelle des verstorbenen Professor Dr. Helbig Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen Weimar ernannt hat.
— Ueber die Rückehr des Fhefs der afrikanischen Expedition, Dr. Güßfeldt, nach Berlin wird der „Weser-3.“ von hier Ausführlicheres berichtet, dem wir Folgendes entnehmen: Die auf der Beobachtungsstation von Chinchoxo noch weilenden Mitglieder Lieutenant v. Hattorf, welcher zugeich mit Dr. Güäßfeldt hinübergegangen war, Dr. med. Falkenstein, der die administrative Leitung der Station führte, Major v. Mechow, der die Aus— bildung der angeworbenen einheimischen Truppen übernehmen sollte, Dr. Peschuel - Loesche und Herr Lindner werden vorauzsichtlich nach Abwickelung der schwebenden Geschäfte und Heimsendung der gemietheten Neger unverzüglich die Rückceise nach Europa antreten. Die Expedition des Dr. Güßfeldt, welcher wegen der an der Loangoküste ungünstigen klimatischen und politischen Verhältnisse von dem Vordringen in das Jnnere Afrikas Abstand nehmen mußte, hat auf wissenschaftlichem Gebiete sehr erfreuliche Re⸗ sultate aufzuweisen. Die der Expedition zugänglichen Gebiete, die Küstenländer Kabinda, Tschilmango und Loango, die Landschaften Mayombe und Nengela sind ausgiebig erforscht. Neben einer sehr bedeutenden Anzahl von Ortsbestimmungen hat die Feststellnng größerer Flüsse, namentlich des Quillu, der an Größe unserem Rheine kaum etwas nachgiebt, stattgefunden, und sind eine Menge meteorologischer und physikalischer Beobachtungen mit größter Sorgfalt zum Besten der Wissenschaft vorgenommen. Von bleibendem Werthe sind die von den Expeditionsmitgliedern mit großem Fleiße angelegten Samm⸗ lungen von Naturkörpern und Präparaten, deren Verarbeitung die Gelehrten noch lange in Anspruch nehmen wird. Sehr erfreulich ist, daß die meisten Gegenstände in gutem Zustande angelangt sind, während erfahrungsmäßig sonst von in den Tropen angelegten Samm⸗ lungen ein großer Bruchtheil durch Fäulniß, Insektenfraß, Zerbrechen der Gläser 2c zu Grunde geht.
— Hr. Professor Zumbusch in Wien hat das Modell für die kolossale Kriegerfigur zum Augsburger Siegesdenkmal an die Erzgießerei des Professors Lenz in Nürnberg übergeben und auf⸗ gestellt. Das ganze Denkmal, wozu noch vier Nebenfiguren und reicher Ornamentenschmuck für das Piedestal kommen, wird bis Mai des nächsten Jahres vollendet sein.
— An der un garischen Landes⸗Musikakademie hat der Unterrichts⸗Minifter den General ⸗Musikeirektor des Nationaltheaters Franz Erkel zum Direktor und den Komponisten Robert Volk⸗ mann zum ordentlichen Professor ernannt.
— Der „Academy“ zufolge wurde jüngst die Aufmerksamkeit des italienischen Ministeriums auf eine nunmehr im Gange be⸗ sindliche beständige Beseitigung werthvoller Bücher, Manuskripte und Kunstwerke aus den italienischen Klöstern, insbesondere aus a ffn die unter römischer Juris⸗ diktion stehen, gelenkt. Nicht allein sind illuminirte Manuskripte, Choral⸗ bücher, kleine Gemälde, Stickereien und Bildnisse zum Gegenstand des Handels gemacht worden, sondern in einzelnen Fallen sind in Er⸗ wartung der Auflösung der Klöster sogar kolossale Altarstücke von ihren Plätzen herabgenommen worden und haben ihren Weg in die Hände von Pariser und Londoner ö gefunden. Große Kloster⸗ Bibliotheken sind in derselben Weise verkauft worden.
— Freunde der Natur und wohl auch die Besitzer von Oleander ⸗ bäumen dürfte die Mittheilung aus Ems interessiren, daß daselbst vor einiger Zeit an einem Oleanderbaume fünfzehn Raupen des Oleanderschwärmers e,. nerii) entdeckt wurden, eines sehr schöän grün und violett gezeichneten Schmetterlings von der ungefähren Größe des sich bei uns findenden Todtenkopfs, der sich sonst nur in südlichen Gegenden, wo die Heimath des Oleanders zu suchen ist, aufhält und bizher nur im südlichen Deutschland ganz ver— einzelt gefunden wurde. Die Raupen, welche bei . Ver⸗ ann etwa fingerlang und Dick sind, haben eine schöne
ellgrüne Färhung, untermischt mit . Punkten. Außerdem sind sie mit einem weißen Rückenstreifen gezeichnet und mit einem ockergelben Horne versehen. Jedenfalls kommen, wenn die Verpup⸗ 1m in , . Weise vor sich geht, die Schmetterlinge noch diesen erbst zum Vorschein. Die Raupen, welche in einen Glaskasten gebracht worden sind, entwickeln eine außerordentliche Gefräͤßigkeit und ist daher die Augsa e von Beobachtern leicht glaublich, daß
e wenige Raupen im Stande seien, in einigen Tagen einen nicht ehr großen Oleanderbaum vollständig kahl zu fressen.
— ., Die Nordenskjöldfche Expedition nach Nowafa Sem lja scheint ohne Unfall begonnen zu haben. Norwegische 7 meerfahrer haben Nordenskföld am T. August 7130 nördl. Br. und 65 östl. S., im Westen von Nowaja Semlja, getroffen und am Borh Alles wohl gefunden. ͤ
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Zu dem vom 25. September bis 3. Oktober d. J. in Colmar stattfindenden internationalen Weinbau -⸗Kon⸗ gresse hat das aus 15 angesehenen landesangehörigen Ein— wohnern des Oberelsaß bestehende Centralcomits,ů sowie der Gemeinderath und die Bürgerschaft der Stadt Colmar, die umfassendsten Einleitungen getroffen. Die mit dem Kongresse verbundene Aug stellnng zerfällt in vier Abtheilungen: I) Rebbau, Y) Ampelographie, 3) Ackerbau, ) Gartenbau. Die Preisbewerbung im Weinbaufache erstreckt sich nur auf die in Deutschland gezogenen Weine in vier Sektionen: a. Flaschenweine, b. Geräthe für Weinbau und Weinbehandlung, C. Lehrmittel, d. Literatur, in welch letzterer Hinsicht die Herren Buchhändler besonders gebeten sind, alle den Weinbau betreffenden Publikationen zur Ausstellung zu senden. Eine Unterabtheilung der Preigbewerbung bezieht ich auf elsässische Pro— duzenten welche 1) den best dirigirten und rationirten Weinbau treiben und 2) die für unser Klima und unsern Boden bestgeeigneten Reben eingeführt haben. Von hohem Interesse wird u. A. die von der internationalen ampelographischen Kommission besonders veranstaltete wissenschaftlich geordnete Traubenausstellung sein.
Die in den ersterwähnten vier 6 der Ausstellung zur Vertheilung kommenden Preise sind sehr reichhaltig, und be= stehen außer Kunstgegenständen, Ehrenbechern u. dal“, aus goldenen, silber vergoldeten, silbernen und bronzenen Medaillen, Prämien in Geld und Ehrendiplomen. Hervorragende Eiwägung gebührt den drei kunstreich gearbeiteten, prachtvollen Ehrenpreisen, über welche das Centrgleomité der Ausstellung durch die Munificenz Sr. Mase stät des Kaisers zu verfügen hat.
Die Ausstellung wird auf dem mit der Stadt Colmar im direk—⸗ ten Zusammenhange stehenden ‚Marsfelde“ abgehalten, auf welchem die entsprechenden Einrichtungen und Baulichkeiten (Marunter eine große gedeckte Halle für die zarteren Augste lungsobsekte) ihrer Vollendung entgegengeh en. Die unmittelbar anftoßenden . artigen Parkanlagen mit dem monumentalen Denkmale des Admirals Bruat, welche Colmar vor vielen Städten auszeichnen, sind für die geeignete Gruppirung der Feld⸗ und Gartenbau⸗Ausstellung beftimmt. Für die Verhandlungen des Weinbgu⸗Kongresses selbst sind folgende The⸗ mata aufgestellt: 1) Boden und Düngung, Y) Kultur der Rebe, 3) Krank heiten und Feinde der Rebe, 4 Weinbehandlung, 5) Oekonomische Fragen.
Schon bis heute sind zahlreiche Anmeldungen von Kongreß und Aus stellungetheil nehmern beim Hauptcomité in Colmar eingelaufen, und wird selbstverständlich das elsässische Weinland in aller Vell— ständigkeit auf der Augsstell ang vertreten sein. Verhältnißmäßig gering sind dagegen bis zur Stunde noch die Aussichten auf eine seiner Be—⸗ deutung entsprechende Repräsentation des außerelsässischen Wein baue in Deutschland, sowie des Rheingaues und der Mosel.
Beseelt von dem Wunsche, die herannahende Ausstellung zu einem
ganz Deutschland umfassenden Gesammtbilde des Weinbaues empor⸗ zuheben, hat deshalb das Centralcomité des Weinbau -Kongresses in Colmar den Beschluß gefaßt, daß Anmeldungen von Ausstellern noch bis zum 10. September in Colmar entgegengenommen werden, und daß ferner die Ausstellungsgegenstände selbst bis 20. Sep⸗ tember (spätestens nach Colmar eingesandt werden können Etwa gewünschte spezielle Aufschlüsse und Mittheilungen werden durch das mehrerwähnte Centralcomits bereitwilligst ertheilt. — Die italienischen Blätter schätzen die diesjährige Ernte in Italien folgendermaßen: Im Neapolitanischen und Römischen eine gute, in Umbrien und der Mark eine reichliche, in der Romagna einẽ ausgezeichnete, in den Herzogthümern eine mehr als gute Getrelde⸗ Ernte; im Venetianischen, Mantuanischen und der Polestna drei Mal so viel Ertrag, als im vorigen Jahre; in Piemont ebenfalls eine sehr th gte die Vorräthe vom Jahre 1874 in ganz Italien noch be⸗ rächtlich.
Gewerbe und Sandel.
Nachdem am 6. Abends eine gesellige Zusammenkunft der Mitglieder der gegenwärtig in Ham burg fagenden Generalver⸗ sammlung des deut schen Apotheker⸗Vereins im Convent- Garten stattg⸗funden hatte, wurde am 7. Vormittags daselbst die erste Sitzung im großen Saale abgehalten. Derselbe war mit den verschiedenen deutschen Wappen, mit Fahnen und allegorischen Figuren festlich und geschmackvoll dekorirt. Die große Zahl der Anwesenden zeugte von einer zahlreichen Betheiligung. Es waren alle Theile Deutschlands vertreten. Auch der Schweizer Apotheker Verein hat in der Person des Staatgapethekers, Hrn. Perrenoud aus Bern, einen Delegirten gesandt. Die Zahl der angemeldeten Mitglieder betrug am 7. Morgens mit Einschluß der Hamburger und der theilnehmenden Damen 4090 und einige. Um 9 Uhr eröffnete der Vorsitzende, Hr. Dr. Schacht aus Berlin, mit einigen begrüßenden Worten die Ver⸗ sammlung, worauf Hr. Senator Dr. Petersen dieselbe willkommen hieß.
— In der Generalversammlung der Aktionäre der Werkzeug⸗ Maschinen-Fabrik Vulcan‘ wurde der Geschäftsbericht ver⸗ lesen. Die Zahl der Arbeiter sank demzufolge von 260 auf 120; an Arbeitslöhnen wurden 1874s75 111,297 M gegen 161,451 S im Vorjahre gezahlt. Das Gesammtgewicht der Seitenz der Fabrik hergestellten Maschinen beziffert sich auf 417,580 Kilo gegen 8I6, 722 Kilo im Vorjahre, der dafür erzielte Erlös auf 3135848 M gegen 5853, 984 M in 1873174. Der erzielte Gewinn berechnet sich nach der Bilanz auf 36,349 M, wovon dem VBorschlage der Direktion und dem Beschlusse der Generalversammlung gemäß 31,739 M½ zu Ab⸗ schreibungen verwendet, 3600 M Dividende von Rx an die Aktionäre vertheilt und 1009 S auf neue Rechnung vorgetragen wurden. Die mit 151,258 M inventarisirten Vorräthe haben sich gegen das Vor⸗ jahr um 1500 MS vermindert. .
Königsberg i. Pr., 8. September. (W. T. B) Das Vor⸗ steheramt der hiesigen Kaufmannschaft hat beschlossen, in Anbetracht der Fortschritte der schutzzöllnerischen Agitation die Zu⸗ sammenberufung der Delegirtenkonferenz der deutschen Seehandelz⸗ plätze bei dem Vororte zu beantragen, um nehen den einzelnen Schritten der verschiedenen freihändlerischen Körperschaften auch Kollektiveing ab en an den Reichstag, das Reichskanzler⸗Amt und den Bundesrath zu richten und in Erwägung zu ziehen, ob nicht außerdem unter Zuziehung bewährter volkswirthschaftlicher Kräfte von freihändlerischer Richtung eine dauernde Gegenagitation zu or— ganisiren sei.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die Eröffnung der Strecke Neumünster⸗Segeberg⸗ Oldesloe der Altona⸗Kieler Eisenbahn wird aller Voraus⸗ sicht nach vor Ende Oktober stattfinden. Die Bahn soll u. A. das neue, in großartigem Ausbau begriffene Salzbergwerk Segeberg dem Verkehr erschließen. , -
— Die neue Linie Wittenberg⸗Falkenberg der Berlin⸗ Anhaltischen Eisenbahn wird am 15. Oktober er. dem Betriebe übergeben werden. . ;
— Seiteng der Lemb exg-Częrnowitzer Ba hn ist, wie berichtet wird, die Tracirung der 3 Anschlußlinie Lemberg ⸗ Tom as⸗
ow (Untreba) angeordnet und mit der Leitung der Arbeiten einer ihrer
, . betraut. Die Arbeiten sollen in sechs Wochen vollendet werden. Die erste Tracirung der Bahn wurde vor mehreren Jahren durch die Galizische Karl Ludwighahn vorgenommen. Die Bahn ist 105 Meilen lang ünd soll mit Rücksicht auf das günstige Terrain mit einem Effeklivbetrage von cireg 660, 000 Gulden per Meile her⸗ gestellt werden. Die Gefammt · Effektiv · Saukosten sind auf 6,33 Mil- lionen veranschlagt.
Ne w⸗Jork, 8. September. (W. T. B.) Der Dampfer
„Wieland“ von der Adlerlinie ist heute Morgen 10 Uhr hier an. gekomm en.
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