1875 / 214 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Gardinen angebracht. Dem gelben Ecksalon gegenüber, an der Legtes Podium, welches mit rothem Atlas bezogene Sophas und

Fenster des Saales ö ĩ ĩ . war das Kolossal⸗Portrait Sr. Majestät in dem Saale hängt, aufgestellt. war mit seegrünem Stoff deloriri und längshin mit blühen⸗ den. Topfgemãchsen besetzt. Ueber den fünf Saalthüren erglänzten . im Fahnenschmuck. Außer den Kronenleuchtern pen

zen ein Rrahlendes Licht. Nur der zum Tanz gewählte Salon

wird durch Gaskronleuchter erhellt. Ti Zimmer ange⸗ brachten kostbaren neuen . ie in 53 z g

daß im Ganzen 1509 Gasslammen und Lichte in Sen Fest⸗

Glänzende Waffenthaten von ihnen waren der Entsatz von Colberg 1759 im siebenjährigen Kriege, und in der neuesten Kriegsgeschichte die Wegnahme einer Batterie des französischen 20. Artillerie⸗Regiments, bestehend in 4 Geschützen und 4 Mu⸗ nitionswagen bei Drleans (Dezember 1870), wofür sie wie jedes übrige an einer Waffenthat betheiligte Reiterregiment das Eiserne Kreuz in der Spitze der Standarte erhielten.

Von den Regimentern neuer Stiftungen glänzte das 2. Schlesische Dragoner⸗Regiment Nr. 8 in Folge hervorragender Tapferkeit vor dem Feinde im Jahre 1866, mit der Ehre aus⸗ gezeichnet, Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen als Regiments⸗ Chef in seine Reihen aufnehmen zu dürfen, hervor. Nach dem zweiten Vorbeimarsch begaben Sich Se. Maßsestät mit Allerhöchstihren hohen Gästen, nebst Gefolge und den begleitenden fremden Offizieren zu Pferde nach dem Dorfe Bunzelwitz zurück, um den ö stehenden Extrazug zur Rückfahrt nach Breslau zu

eigen.

Auf dem ganzen Hin⸗ und Rückwege zum Paradefelde, sowie auf demselben, hatten sich, angezogen von dem festlichen und glänzenden Schauspiel, zahlreiche Zuschauer eingefunden, welche Se. Majestät mit jubelndem Zuruf begrüßten, und ihrer Freude über die Rüstigkeit und Frische, in welcher Allerhöchst⸗ en erschienen, durch wiederholte Kundgebungen Ausdruck iehen.

Nachmittags 5 Uhr fand in dem Königlichen Palais ein Diner von 244 Cauverts statt, zu welchem die fremden Fürst⸗= lichkeiten, die Prinzen des Königlichen Hauses, die enn. die Spitzen der Civil⸗ und Milstärbehörden, zahlreiche Notabi⸗ litäten aus der Provinz, die fremdherrlichen Offiziere u. s. w. Einladungen erhalten hatten. Se. Majestät der Kaiser wohnten dem Diner nicht bei, sondern erschienen erst nach demselben, um Cercle zu machen, in österreichischer Uniform.

Den Mittelplatz der Tafel nahm Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz ein. Zur Rechten Höchstdesselben faßen die Kron⸗ Prinzessin, der Erzherzog Albrecht, der Großherzog von Mecklen⸗ burg, der Prinz Friedrich Carl, der Erbgroßherzog von Weimar.

Links die Prinzessin Albrecht, der Herzog von Connaught, Prinz Carl, Prinz Albrecht, Feldmarschall Graf Moltke. Die 4 wurde von der Kapelle des Regiments Nr. 11 aus⸗ geführt.

Die zu dem Diner eingeladenen Gäste hatten die österrei⸗ chischen Ordensbänder angelegt. Gegen ö Uhr Abends erschienen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften auf dem Ballfest, welches die Stände der Provinz im Ständehause veranstaltet hatten. Se. Majestät der Taiser, in der Uniform des Leib⸗Kürassier⸗Regiments, führten bei der demnächst beginnenden Polonagise Ihre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin; demnächst folgte Se. Kaiserliche Hoheit ber Kron⸗ Prinz in der Uniform des 11. Infanterie⸗Kegimentz mit der Ferzogin von Ratibor, der Herzog von Connaught mit der Prinzessin Albrecht, der Prinz Albrecht mit der Gräfin Mal⸗ zahn u. s. w. Nach einigen Umgängen durch die festli eschmückten

Säle, nahm der Hof auf einer Eftrade Platz, . 39 dem allgemeinen Rundtanz zuzusehen, während gleichzeitig in den unteren Räumen große Zelte, in welchen Buffets für Hie einge⸗ ladene Gesellschaft errichtet waren, geöffnet wurden. Die dekorative Ausschmückung des Ständehauses war eine glänzende. Das Treppenhaus war durch tropische Gewãchse und blühende Sträuche in einen Garten verwandelt, welcher durch 8 mächtige Gassterne taghell erleuchtet wurde. Einen weiteren sinnigen Schmuck bildeten das Kaiserbanner und die Embleme Preußens und Schlesiens. Auch das anstoßende Vorzimmer, mit grünen Portiren garnirt, war mit Topfgewãchsen geschmückt und bildete gewisfermaßen die Fortsetzung des Gartens. Aus dem Vorzimmer gelangt man links nach dem grünen Salon. Prachtvolle, reichvergoldete Spiegel und Möbeln von schwarzeni Holz, mit Metall ausgelegt, zierten denselben. An den Salon stößt links das Königszimmer. Ein per⸗ sischer Teppich bedeckt den Fußboden. Die Möbeln sind schwarz und mit grauem Atlas bezogen; die aufgestellten Phantasiemõbel sind reich an Bildhauerarbeit und Gold und mit Stickereien ver⸗ ziert; ein mächtiger Goldspiegel ist im strengen Styl gehalten. In jedem Zimmer waren überdies eine Anzahl Delgemaͤlde vertheilt. In dem anstoßenden Zimmer sind die mit rothseidenem Damast be⸗ zogenen Möbel von schwarzem Holz mit Bronzeverzierungen. Nãchst Dem großen Saale befindet sich ein gelber Salon, der an das rothe Zimmer anstößt. Derselbe ist überaus prachtvoll, gleich dem ersten Salon, ausgestattet und enthält Möbel mit gelbseidenem Damast. Sardinen und Portiéren entsprechen dem Mobiliar, Smyrnaer Teppiche in wechselndem Farbenspiel bedecken sowohl hier, wie in dem rothen Zimmer den Fußboden. Hinter dem sogenannten grauen Zimmer mit den kostbaren Phantasiemõblen liegt das Buffetzimmer, wo Se. Majestät der Kaiser und die Höchsten Herrschaften soupirten. Das reich mit Gold verzierte Buffet war mit dem Königlichen Adler in Gold gekrönt. Auf dem Buffet fanden die Fkostbaren Silbergeräthe Aufstellung. Antike eichene Tische und Sessel bildeten das Mobiliar, und silberne Armleuchter mit Kerzen dienten zur Beleuch⸗ tung, An das Kaiserliche Buffetzimmer stoßen nach der Wall straße zu die herrschaftlichen Buffetzimmer und die Buffet⸗ immer für die übrigen Gäste. In je einem Zimmer wurde ein uffet aufgestellt, und befanden sich außer dem Weinbuffet für die Allerhõchsten Herrschaften noch? Weinbuffets und 2 Speisebuffets für die Gäste auf dieser Seite des Hauses. Ein größeres Jim— mer, dem letzten Speisebuffet zunächst, schloß die Fest⸗ rãumlichkeiten. Die Verbindung der einzelnen Raäum⸗ lichkeiten wurde durch die reich mit Delgemälden ver⸗ zierten und durch Kronleuchter beleuchteten Korridore her⸗ gestellt. Der Salon in welchem der Tanz eröffnet wurde, hatte eine nicht minder glänzende und geschmack⸗ volle Ausstattung erfahren. Oberhalb der fünf Fenster prangten Preußische und weimarische Wappen, darunter waren zierliche

kurzen Front des Saales erhob sich ein mit rothem Teppich be⸗

vergoldete Stühle schmückten; es waren dies die Sitzplätze für die Mlierhöchsten und Höchsien Herrschaften. 2m .

welches sonst rechts vom Haupteingange Die gie ah der 5.

aun noch eine Anzahl reich vergoldeier Armleuchter mit Ker⸗

res waren mit Kerzen besteckt, so

räumlichkeiten brannten. Die drei Erfrischungszelte in dem Vor⸗ garten des Ständehauses waren ebenfalls reich mit Fahnen, Wappen und Emblemen ausgestattet.

Se. Majestät der Kaiser und die Fürstlichkeiten verweilten bis gegen 11 Uhr in den Ballräumen und zogen Allerhöchstsich dann in das Palais zurück.

Für Sonnabend, den 11. September, war in der Nähe desselben Terrains, in welchem die Parade Tags vorher statt= gefunden, ein Gefechts⸗Exerciren des I. Armee⸗Corps, nach einer untergelegten Idee, mit markirtem Feinde befohlen worden.

Der Schauplatz desselben lag hauptsächlich nördlich des Striegauer Wassers in der Ausdehnung von Striegau bis Raben, und erfüllte einen das Schlachtfeld von Hohenfriedberg etwa nordöstlich begrenzenden Raum, welcher, im Allgemeinen den Charakter eines Hügelterrains tragend, in nordwestlicher Richtung nach dem Dorfe Jarischau hin zu mehr zusammen⸗ hängenden Kuppen anstieg und daselbst einen ausgeprägteren Abschnitt im Terrain bildete. Den östlichen Theil dieses Manöverfeldes bedeckte ein Waldabschnitt, der sogenannte Hummelbusch.

Das den Feind repräsentirende Nordeorps bestand aus 3 Bataillonen, 2 Egcadrons, 3 Batterien und einer Pionier⸗ Compagnie. Seine wesentliche Aufgabe war es, die Höhen des linken Thalrandes des dort stellenweise steil eingeschnittenen Striegauer Wassers gegen einen überlegenen, von Süden her kommenden Angriff zu vertheidigen.

Nachdem die Avantgarde das Gefecht vorwärts des Ueber⸗ ganges hei Laasan eingeleitet und ein linkes Seitendetachement in dasselbe der Digposition gemäß von Puschkau her eingegriffen hatte, wendete sich das Gros des Südcorps gegen die Dörfer Grunau, Treilsdorf, Nielas dorf und den Hummelbusch. Ein von Seiten des Vertheidigers ausgeführter Dffenstvstoß führte zu weiterer Entfaltung des Südcorps und zu einem regelrechten Angriff der Positionen des Sand⸗ und Galzberges und bei dem Dorfe Rauske. q

Nach Fortnahme derselben beschränkte sich der Gegner auf die Besetzung und das Festhalten des Galzberges und endete hier das Manöver, das in dem coupirten und theilweise ziemlich steilen Höhenterrain nicht ohne bedeute ide Anstrengungen für die Truppen gewesen war.

Se. Majestät der Kaiser begaben Sich nach dem in der Nähe befindlichen Dorf Jarischau, der letzten von den Verthei⸗ digern bereits besetzten Stellung, bestiegen daselbst mit Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht den Wagen, um von hier nach Striegau und demnächst nach Schloß Fürstenstein zu dem Fürsten von Pleß zu fahren. Auf dem Bahnhof in Striegau, wo Allerhöchstdieselben, begleitet von dem, meist zu Pferde gebliebenen Gefolge, gegen 3 Uhr Nachmittags eintrafen, wurden Se. Majestät von den Ständen des Kreises, den Spitzen der städtischen Be⸗ hörden, den Reserve⸗ und Landwehr⸗Offizieren, der Schützen gil de, den Veteranen und Kriegervereinen, sowie der Geistlichkeit empfangen. Ein geschmackwolles, auf dem Bahnhofsperron aufgestelltes Zelt, war zum Empfang hergerichtet worden. Nach huldvollem Gruße an die dort wie überall auf der passirten und zu passirenden Bahnstrecke versammelten einzelnen Personen und Deputationen setzte fich der Kaiserliche Extrazug in Bewegung, umbraust von dem nicht enden wollenden Jubel und Zuruf der aus den benachbarten Gegenden herbeigeströmten Bevölkerung, die überall lange Spaliere längs der Eisenbahn gebildet hatte.

Um 414 Uhr erfolgte die Ankunft zu Liebischau, wo der Fürst von Pleß und die Dorfgemeinde einen festlichen Empfang vorbereitet hatten.

Auf der r mn, Station wurden die Wagen zur * nach Schlo Fürstenstein bestiegen. Mit Sr. Masestät be⸗ gaben Sich dorthin Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Albrecht, die Kronprinzlichen Herischaften, der Prinz Carl und der Herzog von Connaught. Außerdem der Feld⸗ marschall Graf Moltke, der Hofmarschall Graf Perponcher, der General von Albedyll, das Militãr⸗Kabinet, und im Gefolge Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron— prinzen Oberst Mischke und Kammerherr Graf Seckendorff. Der Prinz Friedrich Carl hatte eine Einladung zu dem Grafen von Saurma, der Großherzog von Mecklenburg desgleichen nach Rohn⸗ stok zum Grafen Hochberg angenommen. Der Prinz und die Prinzessin Albrecht begaben Sich nach Camenz, alle übrigen Herrschaften kehrten nach Breslau zurück.

Im Schloß Fürstenstein wohnten Se. Majestät am Sonn⸗ tag, Den 12. d. M., um 9 Uhr früh dem Gottes dienst bei. An der Fahrt nach Rohnstock, wohin Sich Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz, Se. Kaiferliche Hohiet der Erzherzog Albrecht und Se, Königliche Hoheit der Prinz Carl begaben, nahmen Se. Majestät nicht Theil. Um 2 Uhr fand die Rückkehr der Höchsten Herrschaften nach Fürstenstein, und nach dem Diner daselbst gegen 7 Uhr ein großer Zapfenstreich, ausgeführt von den Mustkeorps und den Spielleuten des VI. Armee⸗Corps, statt. Zu demselben rückten, unter Führung des Hauptmanns von Strolinsky vom Schlesischen zFüfilier⸗Regiment Rr. 38, etwa 550 Hautboisten und 120 Tambours und Hornisten in den inneren Schloßhef ein und nahmen dort eine, der Form desselben entsprechende Aufstellung in einem großen Sal.

Das Programm bestand aus der Ouvertüre zum Feld⸗ lager in Schlesten von Meyerbeer, Chor und Marsch aus Tann⸗ häuser von Wagner, dem Schubertschen Liede: Am Meere“, der Quadrille militaire und einem Finale aus dem Ballet Satanella von Hertel. Hieran schlossen sich die Borussia von Spontini, die Kavalier⸗Retraite und das Abendgebet. Unter den Klängen des Zapfenstreiches, ebenso wie bei dem Anmarsch, fand demnächst auch der Abmarsch der Musiker statt. Während des Concertes war 2 mittelst Lampen und mil elektrischem Licht be⸗ euchtet.

Der kräftige Schwung und die Präziston, mit welcher die zum Vortrag gebrachten Musikstücke ausgeführt wurden, brachte auf die Zuhörer einen tiefen Eindruck hervor, der durch die landschaftlich und architektonisch malerische Umgebung noch ge⸗ steigert wurde. Nach Beendigung der Aufführung zogen Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften zurück.

. Heute früh um 9 Uhr haben Se. Majestät der Kaiser und König mit den Höchsten Herrschaften von Fürstenstein die Weiter- reise nach Liegniß und Haynau angetreten. Bei der dasteftelle Liebichau hatte sich ein zahlreiches Publikum auch der höheren Stände aus der Umgegend eingefunden. Eine dort aufgestellte Compagnie Bergleute der Walden⸗ burger Knappschaft rief Sr. Masestät ein dreimaliges Glück uf! zu. Se. Majestät der Kaiser, Allerhöchst⸗ welche die große Generalsuniform trugen, die Kronprinzessin in der Uniform Ihres Husaren⸗Regiments (2. n,, de,. ment Nr. D) und der Fürst pon Pleß fuhren in der ersten

herzog Albrecht Platz genommen, in der dritten der Prinz Carl und der Herzog von Connaught. Um 9J traf der Kaifserliche Extrazug in Freiburg ein; auf dem Bahnhofe spielten die Ka⸗ pellen des 1. Schlesischen Grenadier⸗Regiments Nr. 10 und des 2. Oberschlesischen Infanterie⸗Regiments Nr. 23 den Hohenfried⸗ berger Marsch. Um 9 Uhr traf der Kaiserliche Extrazug in Königszelt ein, wo sich die fremdherrlichen Offiziere und die Sffi⸗ ziere vom Großen Generalstabe, welche mit dem von Breslau gekommenen Extrazuge hier angelangt waren, Sr. Majestät an⸗

schlossen.

Zhre Majestät die Kaiserin⸗Königin wurde vorgestern im Fürstlich Taxis schen Palais in Frankfurt a. M. von dem Ober⸗Bürgermeister Mumm von Schwarzenfels, dem Comité der historischen Kunst⸗Gewerbe⸗Ausstellung und einem zahlrei en Damenkreis empfangen. Nach Besichtigung der Aus⸗ stellung fand daselbst ein Dejeuner und darauf der Besuch des Palmengartens statt. Abends traf Ihre Majestät in Baden ein und empfing gestern daselbst den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sitzung zusammen.

Der Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Belgien vom 24. Dezember 1874 bestimmt im Artikel g: „Der wegen einer in Artikel 1 und 2 aufgezählten strafbaren Handlung Verfolgte darf in dringenden Fällen vorläufig festgenommen werden gegen Beibringung eines Haftbefehls, welcher von dem Untersuchungsrichter dessenigen Ortes, an welchem der Verfolgte sich befindet, auf Grund einer amtlichen Mittheilung der zuständigen Behörde des die Aus⸗ lieferung betreibenden Staates erlassen ist.! Bei den Verhand⸗ lungen über den Abschluß dieses Vertrages hatte, wie der Mi⸗ nister des Innern den Bezirksregierungen in einem Cirkular⸗ erlaß vom 27. Juni d. J. mitgetheilt hat, die Königlich belgische Regierung verlangt, daß in den Artikel 9 eine Bestimmung auf⸗ genommen werde, nach welcher die darin erwähnte Mittheilung an die ersuchte Regierung zu richten sei. Diese Mittheilung sollte danach nicht mehr, wie es bisher zulässig gewesen war, unmittelbar an die Gerichtsbehörde am Aufenthaltsorte des Ver⸗ folgten, sondern auf diplomatischem Wege geschehen. Nachdem sich der Bundesrath gegen die Aufnahme einer solchen Bestim⸗ mung erklärt hatte, verzichtete die Königlich belgische Regierung auf dieselbe unter dem Vorbehalte, daß die gedachte Mittheilung von deutscher Seite in der Regel ihr selbst, und nur in sehr dringenden Fällen, insbesondere wenn es sich um flüchtige Ver⸗ brecher handle, welche ihren Weg durch Belgien nehmen, durch die verfolgende deutsche Behörde unmittelbar der zuständigen belgischen Gerichts behörde gemacht werde. Der Königlich bel⸗ gischen Regierung ist demnaͤchst Seitens des Reichskanzler⸗Amts eine, jenem Vorbehalte entsprechende Zusage ertheilt worden. Der Minister des Innern hat die Bezirksregierungen in dem vor⸗ erwähnten Erlaß angewiesen, nach Vorstehendem zu verfahren.

Seitens der Ober⸗Rechnungskammer ist in einem Spezial⸗ falle der Mangel eines schriftlichen Vertrages über den einkauf einer zu fiskalischen Zwecken erworbenen Parzelle gerügt worden. Es ist dabei geltend gemacht, daß, wenn auch das Gesetz über den Eigenthumserwerb ꝛc. vom 5. Mai 1872 den Abschluß eines schriftlichen Vertrages nicht weiter fordere, doch, um das Rechts⸗ geschäft, in dessen Veranlassung die Auflassung erfolgt, gehörig klar zu stellen, bei allen fiskalischen Grunderwerbüngen die Aufnahme eines schriftlichen Vertrages für zweckmaͤßig und eine Abänderung der in dieser Hinsicht bisher maßgebend gewesenen Vorschriften in keiner Weise als wünschenswerth zu erachten sei. Die Ressort⸗Minister find mit der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer darin einversianden, daß bei figkalischen Grunderwerbun⸗ gen zur Klarlegung des Rechtsverhältnisses der Abschluß eines schriftlichen Vertrages nach wie vor sich empfiehlt, und haben die Bezirksregierungen durch Cirkularrestript vom 20. v. M. ver⸗ anlaßt, hiernach in vorkommenden Faͤllen zu verfahren.

Zufolge einer in einem Spezialfalle ergangenen Ent⸗ scheidung der Minister des Innern und der JZustiz kann, um den im Gebiete des Rheinischen Rechts bestehenden Vor⸗ schriften über die Eheschließungen zu genügen, die sonntãg⸗ liche Vornahme eines Aufgebotes im Geltungsbereiche des Ge⸗ setzes vom g9. März v. J. in keiner Weise als unzulässig be⸗ trachtet werden, vielmehr sind auch nach Maßgabe des Gefetzes vom 9. März d. J. die Standesbeamten zur Vornahme der durch dasselbe vorgeschriebenen Amtshandlungen im Bedürfniß⸗ falle unbedenklich für verpflichtet zu halten wie sich dies aus §. 39 in Verbindung mit §. 43 a. a. O., ohne Weiteres ergebe. Demnach sind auf Antrag von Privaten oder zustãndigen Behörden aus gedachtem Rechtsgebiete l) an zwei auf einander⸗ folgenden Sonntagen zwei Verkündigungen des fraglichen Ehe⸗ verlöbnisses, welche die Vor⸗ und Zunamen, das Gewerbe und die Wohnorte der künftigen Ehegatten und ihrer Eltern, sowie den Umstand, ob erstere groß oder minderjährig sind, enthalten, vor der Thüre des Gemeindehauses laut und vernehmlich abzu⸗ lesen; 2) über jede dieser Verkündigungen, nachdem sie geschehen, von dem Standesbeamten eine Urkunde aufzunehmen, welche gleichfalls die vorerwähnten Angaben enthält; 3) ein Auszug aus der Verkündigungsurkunde an die Thür des Gemeindehaufes anzuheften, welche daselbst von der einen bis zur andern Ver⸗ kündigung angeschlagen bleibt; 4 demnächst darüber, daß dies Alles geschehen, eine Bescheinigung zu ertheilen.

Die wissentliche Geltendmachung einer bereits getilgten Forderung durch Vorlegung eines diefe Forderung betreffenden Wechsels wird nach einem kürzlich ergangenen Erkenntniß des als Betrug resp. als versuchter Betrug estra

Die Bundesraths⸗Bevollmächtigten: Königlich bayerischer Ministerial· Rath Los, Königlich sächsischer Geheimer Jufliz⸗Rath Seld und . sächsischer Geheimer Finanz⸗Rath Wahl und Bürgermeister der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Kirchenpau er sind in Berlin eingetroffen.

Posen, 12. September. (W. T. B.) Der Prop st Gutzmer wurde gestern durch den stellvertretenden Landrath als Pfarrverweser der seit langerer Zeit vakanten Propstei 6 bei Zirke eingeführt. Der Akt ging ohne jede Störung vor sich.

Kiel, 10. September. Nach der „Wilhelmshavener Ztg.“ wird der Stapellauf der Panzerfregatte „Großer ef uff . nicht, wie vordem gemeldet, am 18. sondern am 17. d. M. stattfinden. Den Taufakt wird Se. Königliche Hoheit der Groß⸗

Equipage, in der zweiten hatten der Kronprinz und der Erz⸗

herzog von Qldenburg vollziehen. Die Korvette „Vineta?

welche am Nachmittag des 8. d. Mts. Danzig verlassen hatte,

eute Abend gegen 5 Uhr hier eingelaufen und hat! ih 6. die Verf ' fe in Düsternbrook gelegt. Morgen wird die Jacht „Grille“ in Dienst gestellt, die Mann⸗ schaften waren bereits heute Nachmittag dem Kommandanten, Korvetten⸗ Kapitän Stenzel, überwiesen und dann eingeschifft worden. Die Indienststellung der Korvette ‚Vineta. für ihre größere Reise soll am 11. Oltober erfolgen. Brief⸗ sendungen für das Kanonenboot „Drache“ sind bis auf Wei⸗ teres nach Cuxhafen zu dirigiren.

Hadersleben, 10. September. Der Minister der geist⸗ lichen 24. Angelegenheiten Dr. Falk traf, heute Nachmittag 4 Uhr bei der Eisenbahnstation Woyenrs ein. Der Bahnhof war festlich geschmückt, und ein zahlreiches Publikum, besonders aus der Stadt Hadersleben, empfing den Minister. Magistrat und Stadtverordnete Haderslebens waren zugegen. Vom Pro⸗ fessor, Konrektor Jessen, wurde der Minister in einer kräftigen Anrede begrüßt und demselben ein Hoch gebracht, in welches das Publikum lebhaft einstimmte; eine junge Dame hatte die Ehre, ein Bouquet zu überreichen, welches freundlichst entgegen genommen wurde.

Hannover, 109. September. In Gemäßheit der Aller⸗ höchsten Kabinets⸗Ordre vom 6. März d. J. durch welche die Aufficht über das Kirchenbuchwesen rücksichtlich derjenigen Kirchen bücher, welche sich über die seit dem 1. Oktober 1814 vorgenommenen kirchlichen Akte verhalten, in den evangelischen Kirchen durch die den betreffenden Geistlichen vorgesetzten Kon⸗ sistorialbehörden wahrgenommen wird, hat das Landes⸗Kon⸗ sistoruum der Provinz Hannover unterm 3. d. M. Bestimmungen Über Einführung neuer Kirchenbücher erlassen.

Bayern. München, 11. September. Im „Gesetz⸗ und Verordnungsblatt“ wird soeben die Einberufung des Land⸗ tags in folgender Weise publizirt: Ludwig l. 26. Wir haben beschlossen, den Landtag auf Dienstag, den 28. des laufenden Monats, einzuberufen. Wir befehlen Unseren Kreisregierungen, alle aus ihren Kreisen berufenen Abgeordneten für die Zweite Kammer sogleich unter abschriftlicher Mittheilung dieser öffent⸗ lichen Ausschreibung aufzufordern, sich rechtzeitig in Unserer

aupt⸗ und Residenzstadt einzufinden. Ort und Stunde der der n, sowie die Formen, unter welchen dieselbe stattfindet, wird bei der Anmeldung bekanntgegeben werden. Hohen⸗ schwangau, 9. September 1875. Ludwig.“ (Folgen die Unter⸗ schriften sämmtlicher Minister) Die Theilnahme der fechs bayerischen Mitglieder der Justiz⸗Kommission des Reichstages, die zugleich Mitglieder der Abgeordneten kammer sind, wird durch Zusammentritt dieser Kammer keine Unter⸗ brechung erleiden; denn es haben dieselben, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, dahin Verabredung getroffen, daß sie an den ersten Arbeiten des Landtages nicht theilnehmen, vielmehr sich Urlaub erholen und den Berathungen der Reichstags⸗Justiz⸗Kommission bis auf Weiteres beiwohnen wollen. Da drei dieser Abgeordne⸗ ten, die SH. Dr. Völk. Dr. Zinn und Herz, der liberalen Partei, und drei, die 5H. Dr. Mayr, Dr. Krätzer und Hauk, der patriotischen Fraktion angehören, so wird durch deren Abwesenheit das Stimmen⸗ verhältniß beider Parteien in der Kammer nicht alterirt werden. Wie die „Allg. Ztg. meldet, wird Hr. Graf v. Stauf⸗ fenberg abermals zum ersten Präsidenten der Kammer der Reichs rälhe ernannt werden. Der Entwurf des Budgets für die nächste Finanzperiode ist bereits Sr. Majestät dem König in Vorlage gebracht, und wird dasselbe nun zunächst zur Be⸗ rathung im Staatsrath gelangen. Von den nun bendeten rößeren Uebungen sind die Stäbe des J. Armee⸗Corps, 9. 1. Diviston, der 1. und 2. Infanterie⸗ und 1. Ka⸗ vallerie⸗ Brigade bereits heute wieder hier eingetroffen, und werden die Regimenter der hiesigen Garnison im Laufe des morgigen Tages wieder hier einrücken. Das Königliche Kultus⸗Ministerium hat das bis⸗ her gültige Verzeichniß der zum Gebrauch in den Studien⸗ anstalten des Königreichs gebilligten Lehrbücher einer Re⸗ vision unterzogen, nachdem thatsächlich eine Reihe älterer Bücher durch neuere, der fortgeschrittenen Wissenschaft und der verbesserten Methode mehr entsprechende Lehrmittel aus den Studienanstalten des Königreichs verdrängt ist und den geänder⸗ ten Verhältnissen, wie sie namentlich durch die Schulordnung vom 20. August 1874 geschaffen waren, auch bei Aufstellung des Bücherverzeichnisses Rechnung getragen werden mußte. Ins⸗ besondere mußte bei der e gh die im alten Verzeichniß ein⸗ gehaltene Unterscheidung zwischen Lehrbüchern für Katholiken und Protestanten in Wegfall kommen, nachdem die ehemalige Tren⸗ nung des hiftorischen Unterrichts nach den Konfesstonen aufge⸗ hoben worden ist. Es sind fortan für diesen Unterricht nur solche Lehrmittel zulässig, welche von katholischen und protestan⸗ tischen Schülern in gleicher Weise benutzt werden können, und ist die Auswahl derselben auf Grundlage der von den Königlichen Studienanstalten eingezogenen Berichte getroffen worden.

Württemberg. Friedrichshafen, 10. September Se. Majestät der König hat aus Anlaß des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin eine größere Anzahl Straf⸗ gefangener begnadigt. Dem Geheimen Rath v. Faber ist das Großkreuz des Friedrichs Ordens, dem Chef des Kriegs⸗ departements, General⸗Major v. Wundt, das Commenthur⸗ kreuz des Ordens der württembergischen Krone verliehen worden. Vorgestern ist Ihre Königliche Hoheit die Landgräfin von Hessen⸗Philipps thal, geborne Herzogin von Württemberg, sowie die Gräfin Auguste von Enzenberg, geborne Gräsin von Württemberg., zum Vesuche der Königlichen Familie hier eingetroffen. Beide Hohe Damen haben am Diner theilgenom⸗ men und sind dann, die Landgraͤfin nach Schloß Horn, die Gräfin von Enzenberg nach der Villa Leuchtenberg bei Lindau zurückgereist. ;

Baden. Karlsruhe, 9. September. Am gestrigen Vor⸗ abende des Geburtstages Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs fand Zapfenstreich mit Musik des Leibgrenadier⸗ Regiments und im Thiergarten ein vielbesuchtes Gartenfest statt. Heute Morgen verkündeten nach der militärischen Tagwache 101 Kanonenschüsse den . Festtag. Vom Stadtkirchenthurme tönte Choralmusik, die Stadt prangte im Flaggenschmuck. In den Kirchen aller Konfessionen wurde um 10 f Festgottes⸗ dienst gehalten, nach welchem die große Parade auf dem Markt⸗ platze von dem General⸗Lieutenank von Pritzelwitz abgenommen wurde. Festessen fanden im ö und in Düschners Palmen⸗

arten statt. Bei dem ersteren brachte der Staats. Minister Hr. oll einen mit Begeisterung aufgenommenen Toast auf den Großherzog aus. Im Hoftheater wurde bei festlich beleuchtetem Haufe als Festoper „Templer und Jüdin“ von Marschner gegeben. Die „Karlsr. Zig. meldet:; Ihre Königlichen Hoheiten der Iroßherzog und die Großherzogin erhielten Sonntag den 5. Nachmittags den Besuch der Kaiserin Eugenie und des laiser⸗= lichen Prinzen, welche, begleitet von der Herzogin von Mouchn

und dem Herzog von Bassano, gegen 5 Uhr auf Schloß Mainau eintrafen und nach zweistündigem Aufenthalt wieder nach Arenen⸗

berg zurückkehrten.

Baden⸗Baden, 12. September. W. T. B.) Bei dem heute zu Ehren des 50jährigen Dienstjubiläums des Generals v. Werder im Großherzoglichen Schlosse statt⸗ gehabten Diner brachte Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog den Toast auf das Wohl des Jubilars aus. Letzterer erwiderte dankend mit einem Hoch auf den Großherzog. Der Toast auf Se. Majestät den Kaiser wurde von Sr. Köoͤ⸗ niglichen Hoheit dem Erbgroßherzog ausgebracht. Der Ge⸗ neral v. Werder ist vom Großherzoge durch Verleihung der Brillanten zum Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen ausgezeichnet worden. Glückwunschtelegramme an den Jubilar waren in großer Anzahl von allen Seiten eingegangen.

essen. Darmstadt, 10. September. Eine natürliche . der Selbftändigkeit, welche die evangelische und katho⸗ lische Kirche, sowie die mit Korporationsrechten versehenen Re⸗ ligionsgemeinschaften durch das Gesetz über die. rechtlich e Stellung der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Staate erhielten, ist das Besteuerungs recht der Mitglieder einer Kirchengemeinschaft und fordert die konsequente Durchführung dieses Rechtes, daß jedem Mitgliede einer solchen Gemeinschaft durch ein Gesetz die Befugniß gewährleistet wird, aus der Gemeinschaft austreten zu können, ohne daß es ver⸗ pflichtet erscheint, einer anderen kirchlichen Genossenschaft auch wirklich beizutreten. Die Staatsregierung hat sich deshalb veranlaßt gesehen, nach dem Vorbilde inderer deutschen Staaten einen desfallsigen Gesetzesentwurf, . das Verfahren beim Austritte aus einer religiösen Gemeinschaft regeln soll, auszuarbeiten, wie dies im letzten Landtagsabschiede bereiis in Aussicht gestellt wurde. Der Ludwigs-Sisenbahn-Gesellschaft wurde die landesherrliche Konzesston zum Bau und Betrieb der Eisen⸗ bahn von Mannheim über Lampertheim und Biblis nach Frankfurt a. / M. unter Benutzung der Riedbahn mit Abzweigung von Lampertheim direkt nach Worms und von Er⸗ bach nach Eberbach sowie von Babenhausen nach Hanau ertheilt.

Mecklenburg. Schwerin, 19. September. Die ‚M. A. “⸗ berichten. Während das zur 17. Kavallerie⸗Brigade gehörende Haunoversche Husaren⸗Regiment Nr. 15 zu den Uebungen der 33. Infanterie⸗Brigade bei Crivitz herangezogen ist, sind die mecklenburgischen Dragoner⸗Regimenter der 34. Infanterie⸗Bri⸗ gade zugetheilt. Nach Beendigung der Brigade⸗Uebungen bei Crivitz und Zehna, welche gleichzeitig am 3. September begonnen haben, vereinigen sich, dem Vernehmen nach, die 33. und 34. Infanterie⸗Brigade am 6. September zu den Detachements-Uebungen zwischen Sternberg und Güstrow. Zu diesem Zwecke verlegt der Stab der 33. Infanterie⸗Brigade, die zur Zeit in Bülow bei Crivitz steht, sein Quartier am 19. bis 11. September nach Mestlin, und es geht der Stab der 17. Kavallerie⸗ Brigade am 9. zunächst nach Brüel, am 10. nach Witzin, am 11. nach Zehna 2c. Die oben erwähnten Detache⸗ mentsübungen mit gemischten Waffen währen vom 9. bis 11. September. Dann folgt ein Ruhetag. Am 13. und 14. Sep⸗ tember werden auf dem Terrain zwischen Güstrow und Goldberg die Brigaden ein Divisionsmanöver in zwei Abtheilungen gegen einander ausführen und am folgenden Tage, zu einer Division vereinigt, ein Manöver gegen einen markirten Feind in der Gegend oberhalb von Güstrow.

Braunschweig. Braunschweig, 11. September. St. Hoheit der Herz og, welcher noch immer in Hietzing bei Wien verweilt, wird, dem Vernehmen des „Br. Tgbl. nach, bald nach Beendigung der großen Feldübungen in Schlesien nach seiner Besittzung Sybillenort abreisen, wo alsdann die Hofiagden statt⸗ finden werden. Durch landesherrliche Verordnung ist die Vornahme der Wahl der Hälfte der Landtags⸗Abge⸗ ord neten verfügt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. September. Der Kaiser hat vorgestern Mittags den apostolischen Nuntius Erz⸗ bischof Jacobini zu empfangen geruht. Der K. und Ft. Bot⸗ schafter Graf Beu st ist gestern in Wien angekommen. Das Reichsgesetzblatt enthält die Verordnung des Ministeriums für Landesvertheidigung, des Ackerbau⸗Ministeriums und des Ministeriums des Innern im Einvernehmen mit dem Reichs⸗ Kriegs⸗Ministerium vom 30. August 1875, womit für die im Falle einer Mobilisirung in Dalmatien zu stellenden Pferde und Tragthiere besondere Minimalmaße festgesetzt werden; ferner die Verordnung des Ministeriums für Landesvertheidigung, des Ackerbau⸗Ministeriums und des Ministeriums des Innern vom 30. August 1875, womit einige Bestimmungen der Ministerial⸗ Verordnung vom 1. August 1873 (R. G. B Ne. 136), betreffend die jährliche Nöchweisung und die Epidenzstellung der Zahl und Beschaffenheit der Pferde (Tragthiere), zum Zwecke der Repartition des in Mobilisirungsfällen zu deckenden Kontingents abgeändert, beziehungsweise ergänzt werden.

; ö 6 le , . (WV. T. B.), Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Sassetot stürzte die Kaiserin am Sonn⸗ abend Nachmittag während eines Spazierrittes mit dem Pferde und blieb in Folge des Falles momentan bewustlos; doch ist der Unfall glücklicher Weise ohne alle ernsten Folgen geblieben und auch der anfänglich vorhandene heftige Kopfschmerz ließ bald nach. Das Gefammtbesinden der Kaiserin ist bereits wieder so beruhigend, daß dieselbe im Laufe des Sonntags den Versuch machen durfte, das Bett zu verlassen.

Pest, 10. September. Im Oberhause wurden heute 20 Delegations mitglieder gewählt Im Abgeordneten⸗ hause findet die Wahl der Delegationsmitglieder in der nächsten Woche statt. Die Adreßdebatte wird im Abgeordnetenhause erst nächsten Mittwoch beginnen. Die zur Kontrole der schwebenden Staatsschuld entsendete Kommission hat den Grafen Georg Festeties zum Präsidenten, Thaddäus Prileszky zum Vize⸗Präst⸗ denten und Julius Halassy zum Schriftführer gewählt. Der Finanzausschuß hat Eduard 3sedenyi zum Präsidenten und Paul Erdödy zum me,, n, gewählt. Finanz⸗Minister Szell, der bei der Konstituirung des Finanzausschusses anwesend war, er⸗ klärte, daß er die Budgetvorlage nächstens dem Reichstage unter⸗ breiten werde, und bat, der Finanzausschuß mõge dieselbe wäh⸗ rend der Delegationssession verhandeln. Gleichzeitig werde der Finanz⸗Minister einen mit dem Budget zusammenhängenden Ge⸗

aängenden organischen Finanzgesetzentwürfe jedoch werde er erst 66 vorlegen. Im Budgetentwurfe für 1876 sei aber auf iese Gesetzentwürfe noch nicht Bezug genommen.

11. September. Der in der heutigen Seng des Unterhauses vorgelegte Entwurf der Adresse in Beantwor⸗ tung der Thronrede verspricht, die in Aussicht gestellten, auch

e n unterbreiten; die übrigen miteinander zusammen⸗

vorlagen mit voller Hingebung zu berathen und die Regierung in dem Bestreben nach einer gesetzmãßigen und zweckmãßigen Lösung der Bankfrage zu unterstützen. Der Entwurf ver sichert sodann, daß für die bei der Reviston der Ausgleichsgesetze zu fassenden Beschlüsse die aufrichtige Treue und die Anhänglichkeit an den Kaiser, sowie das Wohl des Vaterlandes und die Rück⸗ sichten der Billigkeit maßgebend sein werden. Ferner wird in dem Entwurf der Befriedigung über die in der Thronrede kundgegebene Hoffnung auf die dauernde Erhaltung des Friedens Ausdruck gegeben. Bezüglich der Provinzialistrung der Militärgrenze wird die Ueberzeugung ausgesprochen, daß die Weisheit des Kaisers zur rechten Zeit die nothwendigen Modalitäten finden werde, um die hierbei obwaltenden Schwierigkeiten zu über⸗ winden. Das Haus beschloß, mit der Berathung der Adresse am nächsten Mittwoch zu beginnen und am Dienstag die Wahlen für die Delegationen vorzunehmen.

Niederlande. Haag, 6. September. Nach Postberichten aus Batavia vom 28. Juli waren daselbst, wie das Alge⸗ meen Dagblad van Nederlandsch Indis“ mittheilt, am 16. tele⸗ graphische Meldungen des Obersten Wiggers van Rerchem aus Atch in eingetroffen, nach welchen Spione am 11. die Nachricht überbracht hatten, daß Tuku Muda Tut Latif, Fürst von Merdu, einer der erbittertsten Feinde der Niederländer, gestorben wäre, daß Tuwanku Daud noch nicht als Sultan von Groß⸗ Aschin installirt worden, daß aber alle Hulubalangs überein- gekommen wären, seine Erhebung zum Sultanate solle am 16. Juli vollzogen, und zwei oder drei Tage darauf ein allgemeiner Hauptangriff, den die Niederländer von den im Süden und DOsten befindlichen Verschanzungen des Feindes her zu erwarten hätten, unternommen wer⸗ den, und zwar würden die feindlichen Schaaren aus nicht weniger als 30000 Mann unter vier Heerführern be⸗ stehen. Der „Javasche Courant? vom 27. Juli veröffentlicht indeß neuere telegraphische Meldungen aus Atchin, nach welchen weiteren Benachrichtigungen zufolge Tuwanku Daud noch nicht zum Sultan erhoben und bis zum 19. der angeblich geplante allgemeine Angriff des Feindes noch auf keinem Punkte unternommen worden war. Es waren jedoch, wie man vernom⸗ men, viele Hülfsmannschaften bei dem Feinde eingetroffen, so aus Pedir, Endjung, Merdu, Samalanga u. s. w. und in Groß⸗Atchin sollen alle streitbren Männer zum Heeresdienste ein⸗ berufen worden sein, die feindlichen Befestigungen waren stark besetzt. Am 17. Juli hat in Atchin ein heftiges horizontales Erdbeben in der Richtung von Süden stattgefunden.

Frankreich. Paris, 11. September. Der Präsident Mac Mahon, der Herzog von Nemours und der Kriegs⸗ Minister werden den großen Feldmanövern des III. Armee⸗ Corps anwohnen, welche vom 24. bis 26. September in der Umgegend von Rouen Statt finden. Der Admiral Topete und der General Moriones befinden sich zur Zeit in Paris.

12. September. (W. T. B.) Das Journal „France“ glaubt zu wissen, daß demnächst eine Aenderung in der traditionellen Politik des rechten Centrums eintreten werde. Diese Aenderung sei auf den Willen der Prinzen von Drleans selbst zurückzuführen, welche jedes Anspruchs auf den Thron zu entsagen und sich ohne jeglichen Vorbehalt der Republik anzuschlie ßen gedächten.

Spanien. Madrid, 12. September, Morgens. (W. T. B.) In dem gestrigen Ministexrathe, welcher etwa sechs Stunden währte, haben sehr lange und lebhafte Debatten stattgefunden, in welchen bedeutende Meinungsverschiedenheiten zu Tage traten. Der Präsident des Ministerrathes, Canovas, war ver⸗ geblich bemüht, einen Bruch zwischen den Mitgliedern des Ka⸗ binets zu verhüten und eine Verständigung zu erzielen. Die Minister reichten vielmehr ihr Entlassungsgesuch bei dem Könige ein. Die amtliche Gaceta“ veröffentlicht bereits die auf die Konstituirung des neuen Kabinets bezüglichen Königlichen Dekrete. Nach denselben ist General Jovellar zum Minister-Präsidenten und Kriegs⸗Minister, Casa Valencia zum Minister des Aus⸗ wärtigen, Calderon Coblantes zum Justiz⸗Minister, Duran n Liria zum Marine⸗Minister, Martin Herrera zum Minister für öffent⸗ liche Arbeiten ernannt, Salaverria behält den Posten als Finanz⸗ Minister, Romero Robledo denjenigen als Minister des Innern, als Minister der Kolonien fungirt Lopez Ayala weiter. Das Ministerium gilt für freisinnig und entschlossen, die Wahl der Cortes auf der Grundlage des allgemeinen Stimmrechtes vor⸗ nehmen zu lassen. Wie verlautet, ist der Austritt der Minister aus dem Kabinet durch den Beschluß, die Wahlen der Cortes auf der Grundlage des allgemeinen Stimmrechts vorzu⸗ nehmen, herbeigeführt worden.

Türkei. Konstantinopel, 11. September. (W. T. B.) Wie der Levant Herald“ meldet, hätte die Pforte auf Anregung der englischen Regierung den Zehenten für die Insel Creta von 125 auf 10 Prozent herabgesetzt und angeordnet, daß 24 Prozent aus der Staatskasse zurückerstattet würden. Wie das genannte Blatt weiter hinzufügt, habe die Pforte diese Maßregel in Gemäßheit der Bestimmungen ergriffen, welche für Creta im Jahre 1868 festgesetzt worden seien. Dieselben ent⸗ halten die Zusage, daß der Zehente niemals den Betrag von 10 Prozent übersteigen darf.

12. September. (W. T. B.) Die Konsuln der aus⸗ wärtigen Mächte beabsichtigen, noch heute Mostar zu ver⸗ lassen, um die Führer der Infurgenten aufzusuchen und um die⸗ selben davon zu überzeugen, daß sie auf keine Unterstützung Seitens der auswärtigen Mächte oder der Donau⸗Fürstenthümer zu rechnen hätten, sowie um sie zu bewegen, ihre Beschwerden dem türkischen Kommissär vorzustellen. Der deutsche, der österreichische und der italienische Konsul werden zusammen an der österreichischen Grenze entlang reisen, während der französische, englische und rus⸗ sische Konsul sich in paralleler Linie im Innern der aufständischen Gebiete bewegen werden. Die Konsuln beabsichtigen, am Mitt⸗ woch oder Donnerstag in Stolatz wieder zusammenzutreffen, um Server Pascha von dem Erfolge ihrer Mission in Kenntniß zu setzen. Sollle der Erfolg derselben nicht vollkommen zufrieden⸗ stellend sein, so gedenkt Server Pascha eine Proklamation zu erlassen, in welcher versprochen wird, alle begründeten Beschwer⸗ den der Insurgenten zu beseitigen, wenn letztere die Waffen niederlegen, und in welcher eine Frist für diese Unterwerfung ge⸗

ellt wird. Die „‚Turquie/ , zwei Aktenstũcke vom 1. September. Der Kaiserliche Ferman, welcher an alle General⸗Gouverneure der Vilajets entsendet wurde, tet: ö „Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Wohlfahrt des Landes und das Gedeihen In,. Bevölkerungen zur allgemeinen Grundlage die Sicherheit des Besttzes, des Lebens und der Ehre jedes Einzel- nen haben. Diese Sicherheit kann nur aus dem Walten einer guten

vom Reichstage als dringend nothwendig anerkannten Reform⸗

und unparseiischen Gerichtspflege 6 dies war der Snn unseres zuletzt an unseren erlauchten Großvezier gerichteten, folgen⸗