1875 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Michel, Ortsrichter a. D. zu Penzig, Kreis Görlitz;

Mischkowsky, Gendarmer le Oberwachtmeister zu Winzig,

Mülter, Fischmeifter zu Tschischdorf, Kreis Löwenberg,

Modler, berittener Gendarm zu Kotzenau,

Neumann, Bauergutsbesitzer und Gemeindevorsteher zu Brostau, Kreis Glogau, .

Rilke, berittener Gendarm zu. Nimptsch,

Ru schig, Erbscholtiseibesitzer in Pawellau, Kreis Trebnitz

Schaefer, Gemeindevorsteher und Kirchenältester zu Schiefer, Kreis Löwenberg, .

Scha el lm ann, Zugführer bei der Breslau⸗Schweidnitz⸗Frei⸗ burger Eisenbahn zu Liegnitz, .

Schaller, Scholtiseibefitzer zu Groß⸗Selten, Kreis Sagan,

Schnal ke, berittener Gendarm zu Oppersdorf,

Scholz, Gefangenen⸗Ober⸗Aufseher in Bunzlau,

Schreiber, berlttener Gendarm zu Parchwitz,

Sehr, Erster Gerichtsdiener in diybnick, . .

Simon, Stationsaufseher bei der Breslau⸗Schweidnitz SFrei⸗ burger Eisenbahn zu Neurode,

Sochatz ki, Bank⸗assendiener zu Breslau,

Sommer, Bank⸗Kassendiener zu Gleiwitz, .

Spittel, Freirichtergutsbesitzer zu Melling, Kreis Habelschwerdt,

Stamps, Rreisbote zu Görlitz,

Strauß, berittener Gendarm zu Festenberg, .

Swirczek, ehemaliger Schulze in Bojanow, reis Ratibor,

Teige, Gerichtsmann und Steuererheber zu Weichau, Kreis Freistadt,

Teuber, Gemeindevorsteher und Hausbesitzer zu Pfarrwismuth Boegendorf, Kreis Schweidnitz,

Thom anowski, Schulze und Ortserheber in Glowezytz, Kreis Lublinitz,

Tschech, —— und Stellenbesitzer zu Groß⸗Silster⸗ witz, Kreis Schweidnitz,

Tscheufchner, Freigärtner und Gemeindevorsteher zu Stadt⸗ vorwerk, Kreis Guhrau,

Weiß, Botenmelster beim Kreisgericht in Rosenberg O. Schl.,

Wel zel, Appellations gerichtsbote in Breslau,

Wittig, Gerichtsschreiber und Steuererheber zu Seitendorf, Kreis Schönau,

Woas, Lokomotivführer bei der Niederschlesisch⸗ Märkischen Eisenbahn zu Breslau,

Ziehlke, Zugführer bei der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn zu Breslau.

Außerdem haben Se. Majestät der König Allergnãdigst geruht: den Ober⸗Präsidenten Guenther zu Posen zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikate „Excellenz“ zu er⸗ nennen.

Ferner haben Se. Maje stãt der König Allergnädigst geruht:

den Regierungs-⸗Rath a. D. und Rittergutsbesitzer von Wonrsch zu Pilsnitz zum Geheimen Regierungs⸗ Rath,

den Bürgermeister Oertel zu Liegnitz zum Ober⸗Bürger⸗ meist er,

den Kreis- Steuereinnehmer Wernhart in Militsch zum Rechnungs⸗Rath,

den Kaufmann und Fabrikbefitzer Funsemüller zu Breslau,

den Fabrikbesitzer Hänsch ke zu Waldenburg,

den Kaufmann Werther zu Breslau,

den Kaufmann und Konsul Molinari zu Breslau,

den Gerichts⸗-Assessor a. D. und Direktor der Breslauer Diskonto⸗ bank Friedenthal, und

den Fabrikbesttzer Treutler zu Neuhof, Kreis zum Kommerz ien⸗Rath, sowie

den Ührenfabrikanten Becker zu Polsnitz, Kreis Waldenburg, zum Kommissions⸗Rath

zu ernennen.

Liegnitz,

Berlin, 18. September.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopohd von Baiern ist gestern Abend 6 Uhr 10 Min. von Hubertusstock hier wieder eingetroffen, im Königlichen Schlosse abgestiegen und Abends 8 Uhr nach München abgereist.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Die Geheimen Finanz⸗Räthe Scholz und Dr. Michelly zu Geheimen Ober⸗Finanz⸗Räthen; sowie Den Gutsbesitzer Dr. Gustav Wilhelm Gerlich zu Sull⸗ nowo zum Landrathe des Kreises Schwetz zu ernennen; und Dem Kommerzien⸗Rath Oskar Henschel zu Cassel den Charakter als Geheimer Kommerzien⸗Rath zu verleihen.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der bisherige Stadt⸗Baurath Carl Samuel Leiter zu Königsberg i. Pr. ist zum Königlichen Wasserbau-Inspektor er⸗ nannt und demselben die Wasserbau⸗Inspektor⸗Stelle zu Zölp bei Saalfeld, Regierungsbezirks Königsberg, verliehen worden.

Dem Agenten Heinrich Raetke zu Berlin ist unter dem 16. September 1875 ein Patent

auf ein durch Zeichnung und Beschreibung nachgewiesenes, durch gepreßte Luft betriebenes Signal für Eisenbahnen auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Den Herren Walter Payton C Joseph Ellicot

8 zu London ist unter dem 16. September 1875 ein atent auf eine Schrämmaschine, soweit dieselbe als neu und eigen⸗ thümlich erkannt ist,

auf drei Jahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den

Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden.

Bei der Haupt⸗ Verwaltung der Staatsschulden ist der Kassen⸗Sekretãr Kirch ner zum Buchhalter der ontrole der Staatspapiere und der Diãtarius Sch adack zum Geheimen Sekretär ernannt worden.

E

Die heute mn, mee Nr. 38 der Allgemeinen Ver⸗ loofsungs⸗Tabelle des Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender

Papiere: Bonner, Frankenberger, Marienburger, Spandauer, Worm fer Stadt⸗Obligationen. Breslau⸗ Sd ervorstädtifche Deichverband⸗Obligationen. Brüssel er

Prämien⸗Anleihe de 1862 (Rückstände). Bukarester Prämien⸗ Anleihe. Freiburger Kantonalbank⸗Anleihe. Genfer Kan⸗ tonal⸗Anleihen. Lütticher Prämien⸗Anleihe de 1853. Reap el er Prämien Anleihe de 1868. Osten der Praͤmien⸗Anleihe de 1858. Preußische Zi, proz. Staats⸗Prämien Anleihe de 1855. Russische 4 proz. Bank⸗Billets (Metalliques). Russische 2. innere 5 proz. Prämien⸗Anleihe de 1866. Sachsen⸗ Weimarische Staats⸗Anleihe de 1846. Türkische Anleihen de 1869 und 1873. .

Die Allgemeine Verloosungs ⸗Ta belle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 1 Mark 50 Pf. (15 Sgr.) vierteljährlich durch alle Postanstalten, so wie durch Carl Heymanns Verlag, Berlin, 8. W., Königgrätzer⸗ straße 109, und alle Buchhandlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition, i, e. 33. Preis pro einzelne Nummer 25 Pf. (2/9 Sgr.)

Aichtamlliches.

Königreich Preußen.

Preußen. Berlin, 18. September. Gestern wurden die Operationen des V. und VI. Armee Corps vor Sr. Maje tät dem Kaiser und König fortgesetzt:

Das Manöver an diesem Tage schloß sich genau an die Situation, wie sie der Tag vorher ergeben, an. Das V. Armee⸗ oder Nord⸗Corps sollte seinem ursprünglichen Auftrag gemäß, die Offenstwe mit der Richtung auf Jauer weiter fortsetzen, das VI. oder Süd⸗Corps, von dem angenommen wurde, daß es auf einen überlegenen Feind gestoßen sei, sollte sich dieser Stadt mehr nähern. Nach einem von der Nachhut des zurück⸗ weichenden Süd⸗Corps an dem Fellendorfer Bache nur leicht und hinhaltend geführten Rückzugsgefecht, nahmen stãrkere Ab⸗ theilungen desselben, in dem Höhenterrain westlich von Wült⸗ schütz Äufstellung. Diese Position wurde von der, auf dem äußersten rechten Flügel erscheinenden Kavallerie des Gegners ernst bedroht. Waͤhrend die Artillerie des VI. Corps schnell auf den dominirendsten Höhen in Position ging und den Flanken⸗ angriff der zu einer Division kombinirten 4 avallerie⸗Regimenter des Y. Armee ⸗Corps abwies, suchte die Infanterie, langsam, fechtend und mit ihren Schützenlinien und Kolonnen von Ab⸗ schnitt zu Abschnitt zurückgehend, das Dorf Wültschütz zu ge⸗ winnen, dessen nach Westen gerichteter Saum eine starke taktische Vertheidigungs front darbot. Der länger anhaltende Kampf, der fich in dem wechselnden Gelände entspann, dessen breite mulden⸗ artigen Vertiefungen überall festen, gangbaren Wiesenboden zeiglen, war ein militärisches Bild, in welchem der schnelle Wechsel der Bewegungen und Formationen eine wirkungsvolle Scenerie bildete.

Auf dem rechten Flügel scharf gedrängt durch die Kavallerie, auf dem linken bedroht von der dort im Vormarsch begriffenen 9. Infanterie⸗Division, 8 sich dem weiter rückwärts liegenden Dorfe Kroitsch näherte, mußte die Stellung aufgegeben und allmählich der Rückzug auf die Katzbachlinie angetreten werden.

Hinter derselben, über welche von Pionieren ein Uebergang bei Kroitsch vorbereitet worden war, bot sich Gelegenheit, das Gefecht in defensivem Sinne weiter fort zu führen.

Der Abschnitt, den das genannte Flüßchen in seinem unteren Lauf bildet, erhält theils durch den stark uͤberhöhten rechten Thalrand, theils durch die mit ihm von dem Dorfe Donau aus parallel fließende wüthende Neiße, eine in militärischer Beziehung nicht unbedeutende Stärke. Für eine Vertheidigungsstellung war indeß immer das durch die Verhältnisse gebotene Festhalten der Richtung auf Jauer erforderlich, aus diesem Grunde empfahl es sich, die zu besetzende Defensiv⸗Position in dem Raum zwi⸗

schen den beiden Fluͤssen zu wählen, den rechten Flügel etwa an

die Neisse gelehnt.

Das F. Corps hatte seinen Vormarsch weiter fortgesetzt, die 10. Divifion war mit einigen Abtheilungen über den Fluß gegangen, während die 9. in der Nähe desselben ca. Meile weiter oberhalb stand.

Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs endete die Uebung.

Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften bestiegen nach Beendigung derselben die Wagen und begaben Sich nach Liegnitz 23 wo Allerhöchst⸗ und Höchsidieselben gegen 1 Uhr ein⸗ trafen.

Nach beendetem Manöver wurden beiderseits die Vorposten⸗ linien etablirt, und zwar vom V. Corps in der Linie Schmog⸗ nitz⸗Riemberg, vom VI. Corps auf der Strecke Laßnig, Craye, Jaänowitz enifprechend den zuletzt innegehabten Gefechtsstellungen.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin übernahm das Kommando über das VI. Armee⸗Corps.

Nach der Spezialidee für den 18 sollte sich das V. Armee⸗ Corps mit seinem Gros früh 8 Uhr in der Richtung auf Liegnitz in Bewegung setzen und ein Nachdrängen des Gegners an geeigneten Abschnitten verhindern.

Das VI. Armee⸗Corps durch 6 Bataillone verstärkt, so llte am linken Katzbachufer die Offensive ergreifen, in Einklang mit einem Vormarsch der Süd⸗Armee von Jauer nach Liegnitz.

Nach dem heutigen dritten Feldmanöver sollte, telegraphischer Meldung zufolge, ein déjeuner dinatoire im Schlosse stattfinden und dann die Rückreise nach Berlin angetreten werden.

Dem Manöver am 17. und 18. haben auch der amerika⸗ nische General Meigs, und mehrere amerikanische Offiziere bei⸗ gewohnt.

An beiden Manövertagen hielt stets ein zahlreich versam⸗ meltes Publikum die Punkte, an denen Se. Majestät verweilte, besetzt, und begrüßte Allerhöchsidenselben mit enthu siastischem Zuruf und begeisterten Jubel.

Die Ankunft Sr. Majestãät in Berlin wird heute Abend 10 Uhr erwartet.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen.

Nach einer dem Bundesrath vorliegenden Uebersicht der außeretatsmäßigen außerordentlichen Ausgaben und Einnahmen, welche durch den Krieg gegen Frankreich veranlaßt find oder mit dem selben im Zusammen⸗ hang stehen, für das Jahr 1874 sind bis Ende des genann⸗

ten Jahres für den angegebenen Zweck 159,385 517 Thlr. (incl. 68, 152,295 Thlr. Reste) ausgegeben worden, davon 9, 172,775 Thlr. (inel. 407,216 Thlr. Reste) für Rechnung des vormaligen Rorddeutschen Bundes, 150 212.741 Thlr. (incl. 64 145,984 Thlr. Reste)h für Rechnung der ganzen riegsgemeinschaft. = Die etatsmäßigen Einnahmen haben sich auf 91,233 222 Thlr. be⸗ laufen, und zwar 5,165, 565 Thlr. für Rechnung des vormaligen r . Bundes und S6, 067,657 Thlr. aus der Krieg⸗ ührung.

Das Reichs⸗Eisenbahnamt hat Anfangs d. J. Ver⸗ anlassung genommen, die deuischen Eisenbahn⸗Verwaltungen zur Behebung der Schwierigkeiten bei Feststellung und Abwickelung von Enischädigungsansprüchen aus dem Trangportverkehr auf die bei den Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen vornehmlich in großen Handelsplätzen bewährt befundene Einrichtung auf⸗ merksam zu machen, nach welcher für die verschiedenen Zweige des Handels, der Industrie und der Gewerbe nach Benehmen mit deren Vertretung ein für allemal bestimmte = zu vereidigende Sachverständige zur raschen Feststellung des Thatbestandes und zur Begutachtung des Geldwerthes der Beschädigungen von Gũ⸗ . gewählt werden, deren Entscheidung die Interessenten an⸗ nehmen.

In Folge dessen hat das Beispiel der Reichs bahnen Nach- ahmung gefunden von;

1) der General⸗Direktion der Großzoglich Badischen Staats⸗ Eisenbahnen,

2) der Direktion der Berlin⸗Hamburger Eisenbahngesellschaft,

I) der Direktion der Breslau⸗Warschauer Eisenbahn⸗ gesellschaft,

4) der Direktion der Cottbus⸗Großenhainer Eisenbahn⸗ geselllchafn .

5) der Königlichen Direktion in Frankfurt a. M.,

6) der Direktion der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft,

7) dem Verwaltungsraih der Märkisch⸗Posener Eisenbahn⸗ gesellschaft,

8) der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion in Wiesbaden,

9) der Königlichen Direktion der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn,

10 der Königlichen Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn,

II der Königlichen Direktion der Ostbahn,

12 dem Verwaltungsrath der Ostpreußischen Südbahn,

h fad der Direktion der Rechte Oder⸗Ufer⸗Eisenbahngesell⸗ schaft,

1c der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion in Saarbrücken, 15 dem Verwaltungsrath der Tilsit⸗Insterburger Eisenbahn⸗ gesellschaft.

Andere Eisenbahnverwaltungen haben eine ähnliche Einrich⸗ tung bereits seit längerer oder kürzerer Zeit mit befriedigendem Erfolge eingeführt, während einzelne Verwaltungen, wenngleich ste die Zweckmäßigkeit der Seitens des Reichs⸗ Eisenbahnamtes empfohlenen Einrichtung im Allgemeinen nicht verkennen, solche * für ihr Verkehrsgebiet nicht für geboten bezw. geeignet erachten.

In den deutschen Münzstätten find bis zum 4. September 1875 geprägt: an Goldmünzen: 902,921. 460 Doppelkronen, 265 350, 450 S Kronen; hiervon auf Privat⸗ rechnung: 15.382, 0090 6; an Silbermünzen; 23, 14633270 „S6 5⸗Martstücke, 86, 508, 939 S 1‚Markstücke, 4100 6 50 3 50⸗ Pfennigstücke, 17 653,687 S6 S0 3 20⸗Pfennigstücke; an gRickelmünzen: 9. 228,385 S6 40 3 16⸗Pfennigstücke, 4 701,131 M6 65 3 5-Pfennigstüäcke; an Kupfermünzen: 383,72 M6 98 8 7 ⸗Pfennigstuͤcke; 1942 491 S6 12 8 1⸗Pfennigstücke. Gesammtausprãgung: an Goldmünzen: 1,168. 251 9310 6; an Silbermünzen: 127 309,397 M 30 8; an Rickelmünzen: 13,929,520 M46; an Fupfermünzen: 5, 126, 164 66 10 8.

Die Reichs tags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Civilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen fuhr in ihrer Sitzung vom 16. September mit Berathung des Abschnitts von der Revifion fort. Es lag eine Reihe von Anträgen vor, welche sämmtlich die Revision der Staatsanwaltschaft gegen frei⸗ sprechende Urtheile beschränken wollten. Nur ein Antrag der Abgg. Klotz nnd Genossen fand Annahme, daß die Verletzung von Rechtsnormen, welche lediglich im Interesse des Angeklagten gegeben find, von der Staatsanwaltschaft nicht zu dem Zweck geltend gemacht werden können, um eine Vernichtung des Urtheils zum Nachtheile des Angeklagten herbeizuführen. Die §§8. 302 —- 305 wurden nicht beanstandet, §. 306 mit einer uͤnwesentlichen Aenderung angenommen. Die S5. 307 - 311 fanden mit der vom Abg. Becker beantragten Umgestaltung An⸗ nahme, daß der Angeklagte von der Einsendung der Allen an das Revisionsgericht nicht benachrichtigt, da⸗ gegen zur Hauptverhandlung vor dem Revisionsgerichte stets gekaden werden solle. 5. 312 erhielt den Zusatz daß

dem Angeklagten stets das letzte Wort gebühre. Die 85. 313

bis 315 wurden unverändert oder nur mit geringfügigen Aen⸗ derungen angenommen. Bei 5§. 316 entspann sich eine lãngere Erörterung uber die Frage, ob, wenn das Revisionsgericht nicht in der Sache selbst entscheidet, die Zurückweisung stets, wie der Entwurf will, an dasjenige Gericht, welches in der vorigen In⸗ stanz erkannt hat, geschehen solle, oder ob das Revisionsgericht befugt sein solle, die Sache auch an ein anderes Gericht gleicher Ordnung zu verweisen. Die Kommisston entschied sich mit gro⸗ ßer Mehrheit in letzterem Sinne. Außerdem fanden einige Zu⸗ faͤtze Annahme, wonach das Revisionsgericht auch dann in der Sache selbst solle entscheiden können, wenn eine absolut be⸗ stimmte Strafe in Frage stehe, und wenn nur die gesetzlich niedrigste Strafe vom Staatsanwalt beantragt sei und vom Gerichte ausgesprochen werde. 5. 317 wurde unverändert an⸗ genommen, g. 318 mit einem Zusatze, daß die Verkündung des Ürtheils um eine Woche ausgesetzt werden könne. Eine sehr eingehende Diskussion rief die Bestimmung des §. 319 hervor, daß das Gericht, an welches die Sache zur anderweiten Ver⸗ handlung und Entscheidung verwiesen ist, die rechtliche Beur⸗ theilung, welche der Aufhebung des Urtheils zu Grunde gelegt ist, auch seiner Enischeidung zu Grunde zu legen habe. Der Abg. Reichensperger, sowie die Abgg. Klotz und Genossen beantragten die Streichung dieser Be⸗ stimmung und statt derselben folgenden Zusatz: Wird, nachdem ein Urtheil wegen Verletzung des Gesetzes aufgehoben ist, von dem Gerichte, an welches die Sache zurückverwiesen wurde, auf eine mit dem vorigen Urtheile übereinstimmende Weise erkannt, und das neue Urtheil aus denselben Gründen, wie das frühere, mit der Revision angefochten, fo hat das Revifionsgericht in sei⸗ ner Plenarversammlung über die Revision zu entscheiden. Wenn hierauf das zweite Urtheil aus denselben Gründen, wie das erste, aufgehoben wird, so ist die Sache zur nochmaligen

Aburtheilung an ein anderes Gericht, welches noch nicht in der Sache geurtheilt hat, zu verweisen, und dieses hat sodann die Rechtsansicht des Nevistonsgerichtes seiner Entscheidung zu Grunde zu legen.“ Der Abg. Reichensperger beantragte hierzu noch die Modifikation, daß statt: „seiner Plenarversammlung“ gesetzt werde: „der Versammlung der vereinigten Strafsenate“. Bei der Abstimmung wurde der Antrag mit der Reichenspergerschen Modifikation mit 13 gegen 12 Stimmen angenommen.

Unter Abänderung der Bestimmungen im F. 53 der Geschäftsordnung für das Garnisonbauwesen ist Allerhöchst ge⸗ nehmigt worden, daß die Superrevifion der von den Militär⸗ oder Civilbaubeamten angefertigten Projelte und Kostenanschläge über Militärbauten, nachdem dieselben in der technischen Vorrevistonsinstanz geprüft worden sind, nur stattzufinden hat, wenn 1) der Kostenbetrag bei Neu⸗ oder Umbauten die Summe von 3000 , 2) bei Reparaturen die Summe von 9000 übersteigt und 3) ohne Rücksicht auf den Kostenbetrag in allen Fällen, in welchen der Gegenstand so wichtig erscheint, daß eine nochmalige technische Prüfung in der Superrevisionsinstanz für nothwendig oder zweckmäßig erachtet wird. Diese Bestimmungen haben auch rückwirkend für bereits in der Ausführung begriffene Bauten einzutreten, für welche die Kostenanschläge resp. die Baurevisionsprotokolle nachträglich aufgestellt werden.

S5. 15 des Statuts der Sebens ver sich erun gs⸗ anstalt für die Armee und Marine ist in folgender Weise abgeändert worden:

5. 15. Einschränkungen der Versicherungen auf Zeit und Summe. Versicherungen dürfen nicht gewährt werden, wenn der zu Versichernde das 60 Lebensjahr hereits überschritten hat. Das Minimum der Versicherungssumme beträgt 500 M R.⸗W., das Maximum 20 600 M R-We; dazwischen können nur Summen ver— sichert werden, welche durch 5069 theilbar sind. Die Erhöhung der Maximalsumme bis 30, 000 M R. W. steht, auf Vorschlag des Ver- waltungergthes, der Generalversammlung zu, während Beschlüsse der letzteren, Erhöhungen über 30 000 M R. W. betreffend, dem Kriegs Minister zur Genehmigung ,, sind.

Der Eintritt in die Anstalt kann je nach Wahl des Versicherten am 1. Januar oder 1. Juli jeden Jahres erfolgen, auch sind nur zu diesen Terminen Erhöhungen oder Ermäßigungen der Versicherungs⸗ sfumme zulässig, jedoch mit der Maßgabe, daß Erhöhungen stets als neue Versicherungen anzusehen und demgemäß zu behandeln sind.

An Stelle der dem Statut als Anlage zu §. 18 beigefügten Prämientabelle pro 160 Thlr. Versicherungssumme tritt eine andere

Tabelle.

Dem gestern Nachmittags 3 Uhr in Wilhelmshaven glücklich von statten gegangenen Stapellauf der Panzer⸗ fregatte Großer Kur fürst! wohnten die Militär⸗, Marine⸗ und Civilbehörden sowie ein sehr zahlreiches Publikum bei. In Vertretung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Olden⸗ burg, Höchstwelcher durch Unwohlsein verhindert war, vollzog der Chef der Admiralität, Staats⸗Minister General v. Stosch, die Taufe des Schiffes, bei welcher Contre⸗Admiral Klatt, Ober⸗Werftdirektor Ulffers, Geheimer Admiralitäts⸗Rath Koch und General p. Hagen affistirien. Die Stadt und der Hafen hatten festlich geflaggt. Nach Besichtigung der Werft fand in der Admiralität ein Diner statt, bei welchem der General v. Stosch die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers ausbrachie.

Der General der Infanterie von Groß⸗ genannt von Schwarzhoff, kommandirender General des III. Armee⸗Corps, ist von seiner Reise zur Besichtigung der diesjährigen Herbst⸗ übungen der Truppen des III. Armee⸗-Corps hierher zurück ·

gekehrt.

Der General⸗Major Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem, Commandeur der 11. Infanterie⸗Brigade, und der Stab dieser Brigade sind aus dem Manöver⸗Terrain hier wieder eingetroffen.

Der bisherige Spezial⸗Kommissarius Regierungs⸗-Rath Rintelen zu Meschede ist in das Kollegium der General⸗Kom⸗ mission zu Frankfurt a. O. berufen worden.

S. M. S. . Vineta“ ist am 15. d. Mts. in Kiel außer Dienst gestellt.

Kiel, 17. September. (Kieler Itg) Wie verlautet, sollen sich an dem Flottenmanöver zu Warnemünde außer dem Panzergeschwader auch sämmtliche Uebungsschiffe: die Fre⸗ gatte ‚Niobe', die Briggs „Undine“, „Rover“ und „Mus—⸗ qui to“ betheiligen. Briefsendungen für das Pan zergeschwa⸗ der, bestehend aus den Schiffen „König Wilhelm“, Kaiser“,„Kron⸗ prinz“, „Hansa“ und Ayiso „Falke“, sind vom 14. d. M. ab bis inkl. 18. d. M. nach Kiel, vom 19. bis inkl. 21. d. M. nach Warnemünde und vom 22. d. M. ab wieder nach Kiel zu diri⸗ giren. Die Indienststellung der Korvetten „Victoria“ und „Louise“ soll am 11. Oktober er. erfolgen. Die Korvette „Augu sta“ ist am 16. August er. früh in Barbados angekom⸗ men und beabsichtigte am 16. desselben Mis. Mittags die Reise nach Sabanilla fortzusetzen.

Bayern. München, 16. September. Der Königliche Justiz⸗Minister Dr. v. Fäustle und der Königliche Kriegs⸗ Minister Hr. v. Maillinger sind gestern Abend wieder hier eingetroffen. Beide haben ihre Portefeuilles, ersterer aus den Händen des Hrn. Staatsraths im ordentlichen Dienste v. Bom⸗ hard, letzterer aus denen des Hrn. General⸗Majors Grafen v. Tattenbach, übernommen. Da auch der Königliche Minister des Aeußern Hr. v. Pfretzschner vorgestern hierher zurück⸗ gekehrt ist und die Leitung seines Ministeriums gestern über⸗ nommen hat, so ist zur Zeit zur Erledigung der dringenden Budgetarbeiten das Gesammt⸗Ministerium hier anwesend. Wie der „Allg. Ztg. versichert wird, darf als feststehend be⸗ trachtet werden, daß auch in dem Fall, daß der Landtag ohne eine Thronrede eröffnet werden sollte es soll dies noch un⸗ bestimmt sein von Seite ultramontaner Abgeordneten eine Adresse an Se. Majestät den König beantragt werden wird. Es soll dies auch schon in einer der ersten Sitzungen der Kammer geschehen und der Gegenstand möglichst beschleunigt werden, damit die Adresse jedenfalls vor der in Folge der Ein⸗ berufung des Reichstags in Aussicht stehenden Vertagung unscerer Kammern erledigt werden kann. Wie von einem der betreffen⸗ den Abgeordneten dem „Bam r. Kurier“ mitgetheilt wird, wer⸗ den die fechs bayerischen Mitglieder der Reichstags⸗Justizkom⸗ mission zum Beginn unseres Landtags nun dennoch hierher kommen. .

18. September. (W. T. B.) Se. Majestãt der Kai⸗ ser von Oesterreich ist heute früh hier eingetroffen und im Palais des Prinzen Leopold, seines Schwieger sohnes, abgestie⸗ gen. Dem Vernehmen nach wird der Kaiser bis zum Dienstag hier verweilen.

Sachsen. Dresden, 17. September. Das ö

ist anders lautenden Nachrichten gegenüber ermächtigt, zu kon⸗

statiren, daß der Tag der Einberufung des Landtags zwar noch nicht definitiv bestimmt ist, daß aber soviel nf f feststeht, daß der Zusammentritt desselben nicht am 4. Oktober und voraus sichtlich überhaupt nicht in der ersten Woche des nächsten Monats stattfinden kann. Auch über die Dauer dieser Herbstsession sei zur Zeit etwas Bestimmtes nicht zu sagen, da sie wesentlich abhängig sein werde von dem Beginne der Reichs⸗ tagssessian, über den ebenfalls noch keine Bestimmung vorliege.

Baden. Karlsruhe, 16. September. In der heutigen „Karlsr. Ztg.“ wird folgendes Schreiben des Generals v. Werder aus Baden-Baden vom 13. September veröffent⸗ licht: Zu meinem 50jährigen Dienstjubiläum sind mir von nah und fern so viele freundliche Wünsche und Beweise der Liebe und Anhänglichkeit zu Theil geworden, daß mir die Möglichkeit genommen ist, sofort allen verehrten Sendern eigenhändig zu antworten und meinen herzlichen Dank auszusprechen. Sie mögen mir gestatten, dies vorläufig in dieser Form zu thun.“

Hessen. Darm stadt, 15. September. Die „Darmst. Ztg.“ schreibt: Die Nachricht eines hiesigen Blattes, daß der bevorstehende Landtag nicht von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog in Person, sondern im Allerhöchsten Auftrag durch den Gr. Minister⸗Präsidenten Hofmann werde eröffnet werden, ift voreilig, da bis jetzt, wie wir hören, noch keine Bestimmung hierüber getroffen wurde.

Mecklenburg. Schwerin, 17. September. Ihre König⸗ liche Hoheit die Großherzogin ist gestern von Rudolstadt in Ludwigslust eingetroffen, wohin sich auch am gestrigen Tage die jüngeren hochfürstlichen Kinder, welche Tags zuvor von Heiligen Damm hier eingetroffen waren, begeben haben.

Anhalt. Dessau, 16. September. Der Herzog und die Herzogin nebst Familie werden morgen früh hier wieder eintreffen.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 14. September. (Straßb. Zig) Von den nach dem Gesetze vom 14. Juni 1871 in Lothringen eingesetzten Kriegsentschädigungs⸗Kom⸗ missionen haben sämmtliche, mit Ausnahme der in hiesiger Stadt befindlichen zwei Kommissionen, ihre Thätigkeit eingestellt. Bis Ende des vorigen Jahres sind für Kriegsschäden 20 481, 100 6 und für Kriegsleistungen 265,190, 100 ausbezahlt worden. Außerdem sind als Unterstützung für erlittene Kriegsschäden, welche nicht unter das Gesetz vom 14. Juni 1871 fallen, 27.000 M und zur Entschädigung solcher Personen oder ihrer Angehörigen, welche durch Kriegsereignisse an Gesundheit oder Leben Einbuße erlitten, weitere 60, 00 S6 verwilligt worden.

Cesterreich⸗ ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.) Nach den der „Wiener Zeitung“ vom 16. und 17. d. aus Sassetot zugegangenen telegraphischen Meldungen hat die Kaiserin vorgestern einige Stunden im Garten zugebracht. Eingenommenheit im Kopfe war noch vorhanden, der Puls jedoch nur zeitweise gehobener. Die Nacht verbrachte die Kaiserin in ruhigem Schlafe, jedoch war die Temperatur noch immer nicht bleibend normal.

Pest, 16. September. Das Abgeordnetenhaus setzte die Adreßdebatte fort. Sennyey hielt eine längere, vom Hause und der Ministerbank beifällig aufgenommene Rede, in welcher er sich gegen den Minoritäͤtsentwurf und für den Adreßentwurf der Majorität aus Gründen der Loyalität und des bürgerlichen Anstandes erklärt und hervorhebt, daß er bei der demnächstigen Budgetdebatte Gelegenheit finden werde, die Wünsche und Ab⸗ sichten seiner Partei darzulegen.

Agram, 16. September. Der Landtags-Präsident Krestie und Vize⸗Präsident Horvath begaben sich nach Wien, um die Adresse des kroatischen Landtags dem Kaiser zu überreichen, Die Wiederaufnahme der Landtagsverhandlungen erfolgt wahrscheinlich erst Mitte Oktober.

Niederlande. Haag, 13. September. Der König ist nach einem etwa dreimonatlichen Aufenthalte in Clarens in der Schweiz heute Vormittag im Haag wieder angelangt. An das Präsidialbureau der Zweiten Kammer der Generalstaaten (die Eröffnung der neuen legislativen Session findet am nächsten Montag statt) ist dieser Tage das Budget Niederländisch⸗ Indiens für 1876 gelangt. Nach der ihm beigefügten Er⸗ läuterung beläuft sich der Saldo voriger Dienstjahre auf 217 Millionen Gulden. Davon wird ein Theil bestimmt für außer⸗ ordentliche Bedürfnisse in Indien und Niederland, so für Hafen⸗ werke in Batavia und Samarang, ferner 41,9 Millionen für Eisenbahnanlagen auf Java, 800, 000 Gulden für außerordentliche Ergänzung des Materials der Seemacht, 599, 0099 Gulden für Ab⸗ schaffung der Sklaverei auf Sumatras Westküste, 1 Millionen Gul⸗ den Vorschuß an die niederländisch indische Dampfschiffahrtsgesell⸗ schaft, zusammen 7, 862, 0900 Gulden. Ein Theil der Ueberschüsse wird auch zur Deckung der Ausgaben für Regelung und Vollendung des niederländischen Festungssystemes verwendet werden. Die Totalziffern des Budgets sind: Einnahmen: 1401 Millionen; Ausgaben: 1294 Millionen; Beitrag an die Niederlande: 1038 Millionen. Nach Abzug der oben erwähnten außerordentlichen Ausgaben bleiben noch 14 Millionen aus den früheren Diensten übrig, und voraussichtlich wird das Jahr 1875 wegen der hohen Kaffeepreise einen anfehnlichen Saldo liefern. Die Ausgaben für das Kriegswesen mußten im Hinblicke auf Atchin viel höher veranschlagt werden, ebenso die für die Werbungen. Der Ver⸗ kauf von Kaffee im Jahre 1876 wird auf 750, 000 Pikols à 49 Cent per I Kg. veranschlagt.

17. September. (W. T. B.) Eine amtliche Depesche aus Atchin vom 7. d. meldet ein im Süden von Long⸗ battah stattgehabtes ernsteres Gefecht, wobei die Nieder⸗ länder 5 Todtie und 5 Verwundete hatten, während die Einge⸗ borenen durch das Granatfeuer der Niederländer erhebliche Ver⸗ luste erlitten. Der Gesundheitszustand der niederländischen Trup⸗ pen war ein günstiger.

Frankreich. Paris, 16. September. Der italienische Gesandte Ritter Rigra ist nach längerem Urlaub heute auf sei⸗ nem Posten wieder eingetroffen. Am 14. Nachmittags ist der deutsch⸗belgische Pilgerzug von Lourdes in Paran⸗le⸗ Monial angelangt. Die Pilger hielten sich nur wenige Stun⸗ den auf und kehrten über Moulins und Montluçon nach Paris und Belgien zurück. Heute früh ist der größere Theil in Paris wieder eingetroffen.

Spanien. Nach Meldungen der „Agence Havas“ vom 17. d. M. haben die Besatzungstruppen von Hernani und San Seb asti an die wichtigen Stellungen der Carlisten bei Lasarte und Urnieta genommen. In Hernani war gestern eine größere Anzahl von . durch eine Bombe, welche in das Stadthaus einschlug und die dort aufgehäuften Munitionsvor=

räthe entzündete, weren oder verwundet wotden. In To⸗ losa hatte dem Vernehmen nach ein carlistisches Bataillon sich noch weiter zu schlagen geweigert.

Italien. Rom, 17. September. (W. T. B.) Der Pap st hat in dem heute abgehaltenen Konsistorium den nordameri⸗ kanischen Erzbischof Mac Closkey unter den herkömmlichen Ceremonien als Kardinal eingeführt. Hierauf hielt der Papst eine längere Ansprache an das Konsistorium und theilte alsdann die Namen der weiter neuernannten und von ihm am 15. März er., in petto reservirten Kardinäle. mit, nämlich: Antiei Mattei, Vittelleschi, Simeoni, Randi und Pacca. Sodann eröffnete der Papst dem Konsistorium, daß er auch den Bischof zu Rennes, Godefron Saint Mare, zum Kardinal und mehrere Bischöfe zu Erzbischöfen ernannt habe. Unter letzteren befinden sich der Bischof von Stuhlweißenburg. Dulansky, der Bischof von Laibach, Pogatschar, außerdem 10 Bischöfe in Spanien, 2 in Italien, ein Bischof in Frankreich, einer in Columbia, einer in Panama. 2 in Peru. 2 in Griechenland und einer im grie⸗ chischen Archipel. Ei ich ernannte der Papst noch 8 Bischöfe in partihus infideliun,. Am Schluß der Sitzung überreichte der Papst dem Kardinal Mac Closkey den Kardinalsring und gab demselben den Titel eines Kardinals von Santa Maria supra Minervam.

Besondere Abgesandte des Papstes begeben si nach Madrid und Rennes, um den neu ,. ea, Simeoni und Brossays-Sgint⸗Mare, den Kardinalshut zu über⸗ bringen. Am 24. d. M. soll abermals ein Konsistorium abgehalten werden. Der Kardinal⸗Diakon Grasselini ist gestorben.

Türkei. Kragujevatz, 17. September. (W. T. B) Der Minister desInnern hat der Stupsch tina einen Gesetzentwurf wegen Erweiterung der Preßfreiheit und einen Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Gesetzes über die Autonomie der Gemeinden vorgelegt. Beide Gesetzentwürfe wurden dem Ver⸗ fassungsausschuß überwiesen.

Amerika. New⸗gork, 17. September. (W. T. B.) Schatz sekretãr Bristow hat weitere 5 Millionen Coup on⸗ Obligationen der 1884 er Bonds zur Rückzahlung einberufen; die Verzinsung derselben hört mit dem 17. Dezember d. J auf. Die demokratische Konvention von New⸗Jgork hat sich, im Widerspruch mit den bezüglichen Beschlüssen der demokratischen Konvention von Ohio und Pennsylvanien, für die Wiederaufnahme der Baarzahlung und gegen eine Ver⸗ mehrung des Papiergeldes, welche der Nation zur Unehre ge⸗ reichen würde, ausgesprochen.

Kunst, Wissenschaft und iteratur.

Aus Linz, 16. September, meldet die ‚N. Fr Pr.: Dr. Augustin Neslhuhber, Abt von Kremzmünster, ,, und be⸗ deutender Astronom, ist heute Morgen gestorben.

Das neue Observato rium für physische Astronomie in Paris verdankt seine Entstehung der Initiative der Abgeordneten Paul, Bert und Cezanne, und zum Theil auch dem Zerwürfnisse, welches bei Gelegenheit der Beobachtungen des Venus durchganges zwi⸗ schen Leverrier und Janssen ausgebrochen war. Die phystkalische Sternwarte wird sich, wie ihr Name sagt, nicht sowohl mit dem malhematischen Studium der Gestirne, als mit Forschungen über ihre physische Natur an der Hand der Photographie und der Spektral- analyse beschäftigen. Für den Bau des Observatoriums, welches in dem nahen Fontenay -aur⸗Roses seinen Platz finden soll, sind einst⸗ weilen 50 006 Fr. ausgeworfen, die Ausgaben für Instrumente sind auf 0, 00 Fre präliminirt, darunter 60 960 Fr. allein für eine große parallactische Lunette von 12 Zoll Durchmesser, 6000 Fr. für einen Meridian, 2000 Fr, für einen Pendel u. s. w. Das Gehalt des Direktors ist auf 8090 Fr, angesetzt; ihm sollen zwei Adjunkten mit einem Gehalte von je 4600 Fr. zur Seite stehen.

In der Hafenstadt Kertsch in der Krim, einem ergiebigen Fundorte für Alterthümer aus scythischer, griechischer und römischer Zeit, entdeckte man kürzlich bei einer Grundsteinlegung eine gemauerte Gruft und darin einen eiselirten Kopfschmuck aus gediegenem Golde, der theils einer Krone, theils einem Helme gleicht; dann zwei goldene Becher, einen Ring mit einem Edelstein, der mit einer oxydirten Kruste überzogen ist, eine zerbrochene goldene Krone, mehrere goldene Agraffen, eine Goldmünze mit dem Bilde Alexanders des Großen und eine prächtige, leider gebrochene Vase mit Zeichnungen in dunklen Farben auf rothem Grund und mehreren griechischen Jaschriften. Man hofft, die Vase wieder zusammenkitten zu können. Sie und die anderen Funde scheinen unter einer Feuersbrunst gelitten zu haben. Das Gewicht der goldenen Schmucksachen übersteigt 300 Zolotniks (russische Lothe).

Das S8. Heft der Zeitschrift für deutsche Kultur—= geschichte (aeue Folge, 4. Jahrg), herausgegeben von Dr. 2 Müller, Studienrath, (Hannover, in Kommission bei, Carl Mever) hat folgenden Inhalt: Beiträge zur Geschichte des Militärwesen in Deutschland während der Epoche des dreißigjährigen Krieges. Von G. Droysen. (Fortsetzung) Kulturgeschichtliches aus der bayeri⸗ schen Grafschaft Werdenfels. Von Joseph Baader. (Schluß) Reformation im Kirchspiel Ankum. Von Hermann Hartmann. . Ein mittelalterlicher Küchenzettel. Mitgetheilt von C. M.

aas.

Von dem Prachtwerk „Italien“, Eine Wanderung von den Alpen bis zum Aetna (Stuttgart, Verlag von J. Engel horn) ist nunmehr die 21. und 22. Lieferung erschienen. Der Lcser wird darin durch Wort und Bild nach dem Golf von Neapel geleitet. Den farbenfrischen Schilderungen des Textes über das bunte Leben und Treiben in der nie alternden Parthenopea reihen sich würdig zur Seite die vorzüglich ausgeführten Bilder, von denen folgende hervorzuheben sind: „Blick auf Neapel vom Corso Vittorio Emanrele“ und von den Holzschnitten den „Triumphbogen König Alfonso's J.“, „Napolctanisches Fischermädchen“, „Corso in Neapel). „Porta Capuana“, „Grotte des hosilippo“, „Zigeunerschmiede“, die griginelle Figur des „Zampognaro“ und die „Äusternzucht auf Santa Lucia.“

„‚Pariser Zustände während der Revolutionszeit von 1789 = 1860, von Adolf Schmidt, ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Jena. Zweiter Theil. (Jeng, Verlag von Hermann Qufft. 1875 Der vorliegende zweite Theil diefer interessauten Publikation schildert die sozialen Zu- stände der Hauptstadt während der Revolutien, die Gegensätze zwischen Arm und Reich, die Zunahme der Spiel ucht, der Verbrechen und ber Unsittlichkeit, das materielle Elend in seiner Wiegenzeit bis zum Sturz der Gironde, seine Großziehung unter der Schreckens. herrschaft und seine Blüihe in der letzten Zeit des Konvents. Ein Fritter und letzter Theil, den der Verfasser verspricht, oll die Zustände des Elends vom Juli 1795 bis zum Ende des Direstoriums überblicken, dann die mannigfachen Phasen der religiösen , . von 7859 an verfolgen und endlich die Unterzichts⸗ und

chulzuftände der Rebolutionszeit schisldern. Wie die beiden vorlie- genden Bände darthun, ist die innere Geschichte der französischen Re volution noch immer zum großen Theil eine Legende. Die archiva⸗ lischen Afzenstuͤcke, die der Verfasser in den drei Bänden der Tad leanr de la révolution frangaise herausgegeben und dem vorliegen den Merke vorzugsweise zu Grunde gelegt 966 werden dazu beitragen, den mhythischen Nimbus nmer mehr verschwinden zu niachen, ohne darum auch nur im mändesten die weltgeschichtliche Größe der Ereig, nisse zu verkleinern.