1875 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

1873 in die Reichslasse fließt. Diese ungewöhnlich hohe Zins⸗ einnahme ist dadurch entstanden, daß der Reichs invalidenfonds sich eines großen Theils der Eisenbahn⸗ Prioritäten, welche er zu Anfang 1874 besaß, und wofür er am I. Januar halbjäh⸗ rige Zinsen bezogen, im Laufe des Jahres entäußert und an Sielle derselben Schuldverschreibungen deutscher Staaten und fommunaler Korporationen erworben hat, welche zum Theil bei anderen Zingfälligkeitsterminen noch 7 bis II monatliche Zins⸗ erträge, zum andern Theil aber bei gleicher Zinsfälligkeit in Folge der vertragsmäßig 14 Tage früher, mithin pro 2. Semester be⸗ reitz am I8. Dezember, erfolgten Zahlung eine volle dritte halb⸗ jaͤhrige Zinsrate geliefert haben.

Die am 15. Oktsber d. Is. in Kraft tretenden Winter⸗ fahrpläne der Eisenbah nen Deutsch lands (ezel. Bayerns), welche dem Reichs⸗Eifenbahnamte zur Prüfung vom Standpunkte des Reichs vorgelegen haben, enthalten der Mehr⸗ zahl nach bei den Personenzuͤgen größere Einschränkungen, als sonst der Wechsel der Jahreszeit mit sich zu bringen pflegt.

Es ist dafür geltend gemacht, daß die Zunahme des Per⸗ sonenverkehrs hinter den Erwartungen zurückgeblieben und seit⸗ her den durch die Eröffnung neuer Eisenbahnlinien entstandenen Konkurrenzen nicht gebührend Rechnung getragen sei; auch habe bei einem Theile der Zugverbindungen, wie durch statistische Er⸗ hebungen festgestellt worden, der Ertrag die Selbstkosten nicht gedeckl. Es erscheine deshalb zulässig und nothwendig, den Verkehr wenigstens vorübergehend auf eine geringere Zahl von Zügen zu konzentriren und dadurch die Betriebsaus⸗ gaben entsprechend zu vermindern.

Wenn schon nicht verkannt werden kann, daß dem Reise⸗ verkehr, namentlich dem Lokalverkehr, hieraus hier und dort Unbequemlichkeiten erwachsen werden, so hat doch unter den ob⸗ waltenden Verhältnissen den an sich nicht unberechtigten Anträgen die Berücksichtigung nicht versagt werden können, in der Voraus⸗ setzung, daß die Eisenbahnverwaltungen die ausgefallenen Züge wieder herstellen werden, sobald die Ver kehrsverhältnisse solches

erheischen.

Die Reichs tags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Eivilprozeß⸗ Ordnung nebst Einführungsgesetzen erledigte in ihrer Sitzung vom 17. September zunächst den Abschnitt von der Revision. Angenommen wurde ein Antrag des Abg. Dr. von Schwarze: „Betrifft die Gesetzesverletzung noch andere Ange—⸗ klagte, auf welche das Urtheil sich miterstreckt, ohne daß auch sie gegen letzteres Revision eingelegt haben, so ist zu erkennen, als ob sie gleichfalls dieses Rechtsmittel angewendet hätten“, mit der vom Abg. Dr. Bähr beantragten Einschränkung, daß diese Be⸗ stimmung nur bei einer Verletzung des materiellen Rechts zur Anwendung kommen solle. Die Kommission ging sodann zur Berathung des ausgesetzten 3. 299 über: „Die Revision findet statt gegen die Urtheile der Schöffengerichte, der Strafkammern und der Schwurgerichte.“ Diese Besimmung paßte nicht mehr in Folge der Einführung der Berufung, und hatten deshalb die Abgg. Struckmann, Hauck und Dr. Bähr folgenden Verbesserungs⸗ antrag gestellt: prinzipaliter den 5. 299 dahin abzuändern: „Die Revision findet statt gegen die von den Berufungskammern der Landgerichte erlassenen Urtheile und gegen die Urtheile der Schwurgerichten, und in dem Abschnitte uber die Berufung einen Paragraph des Inhalts einzuschalten: „Die Berufung steht der Staatsanwaltschaft nur aus den in §. 300 bezeichneten Gründen (Revisionsgründen) zu“; eventuell, den 5. 299 da⸗ hin abzuändern: „Die Revision findet statt gegen die Urtheile

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der Re hluh ge kahtsfere den Tel i lksaz ria flrrtfff bn Zit Urtheile der Schöffengerichte und Strafkammern der Landgerichte. Erhebt gegen dasselbe Urtheil einer Strafkammer oder eines Schöffen⸗ gerichts der Angeklagte die Berufung und die Staatsanwaltschaft die Reyrision, so ist auf die letztere im Anschluß an die Be⸗ rufung des Angeklagten vor dem Berufungsgerichte in den For⸗ men der Berufung zu verhandeln und zu entscheiden. Bei der Abstimmung wurde der eventuelle Antrag unverändert an⸗ genommen. Schließlich erledigte die Kommission noch das von er Wiederaufnahn:e des Verfahrens handelnde vierte Buch (8§. 320 334) in wesentlicher Uebereinstimmung mit den Be⸗ stimmungen des Entwurfs unter Annahme einiger minder erheb⸗ lichen Verbesserungsanträge der Abgg. Becker, v. Schwarze und Dr. Wolffson. In der Sitzung vom 18. September gelangte die Kommission zum fünften Buch: „Betheiligung des Verletzten bei dem Verfahren. Zu demselben hatten die Abgg. Dr. Gneist und Dr. Wolffson umfassende Abänderungsanträge eingebracht. Die des Ersteren beruhten auf dem Grundgedanken, daß, wenn ein Antrag auf Verfolgung einer strafbaren Handlung von der Staatsanwaltschaft abgelehnt oder nach dem Abschlusse der Er⸗ mittelungen die Einstellung des Verfahrens beschlossen hat, jeder im Besitz der Ehrenrechte befindliche, prozeßfählge Antragsteller befugt sein soll, eine Privatanklage auf eigene Verantwortung zu erheben; die des Letzteren schlossen sich an den von der Kom⸗ mijsion bereits früher zum 5. 146 gefaßten Beschluß an, daß dem Verletzten (im weiteren Sinne) bei der Ab⸗ lehnung der Verfolgung einer Anzeige eine Beschwerde gegen die Staatsanwaltschaft beim Gerichte zustehen solle, ertheilen dem Gerichte, wenn es die Beschwerde für begründet erachtet, die Befugniß, je nach Lage der Sache die Voruntersuchung oder das Hauptverfahren zu eröffnen, und gestatten dem Gerichte, den unmittelbaren Vorgesetzten des Staatsanwalts, welcher die Er⸗ hebung der Anklage verweigert hat, um Beauftragung eines anderen Staatsanwalts mit der Erhebung der Klage zu er⸗ suchen oder auch selbst einen Rechtsanwalt mit der Vertretung der Staatsanwaltschaft zu beauftragen. Das System des Abg. Dr. Gneist wurde indeß gegen 7 Stimmen abgelehnt, dagegen mit erheblicher Stimmenmehrheit beschlossen, das System des Abg. Dr. Wolffson der weiteren Berathung zu Grunde zu legen.

Se. Majestät der Kaiser und König haben un⸗ term 21. August d. J. ein Organisations⸗Statut für die Militär⸗Sisenbahn (Berlin Schießplatz, genehmigt. Die Letztere wird der Königlichen Direktion der Militär⸗Eisenbahn unter⸗ stellt, welche in Berlin ihren Sitz hat und emerseits unter dem Fönig⸗ lichen Kriegs⸗Ministerium vom Chef des Generalstabes der Armee, andererseits von den zuständigen Eisenbahn⸗Aufsichts behörden ressortirt. Direktor der Militär⸗Eisenbahn ist der Commandeur des Eisenbahn Bataillons. Mitglieder der Direktion sind: 1 Hauptmann und 2 Lieutenanis des Eisenbahn-Bataillons (Betriebs Chef, Büreau⸗Vorstand und Maschinenmeister).

Aus Anlaß der mehrfach an die Redaktion des Deut- schen Reichs und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers ge⸗ richteten Gesuche um Ueberweisung einer größeren nzahl von Vakanzenlisten hat der Kriegs⸗-Minister die Truppenthelle auf

den Erlaß vom 16. Juli d. J. aufmerksam gemacht, wonach jeder Mehrbedarf der Armee⸗Abtheilung B. anzumelden ist.

Dem Chef der Landes⸗Aufnahme ist für seinen Dienstbereich die Disziplinar⸗Strafgewalt und die Befugniß zur Urlaubs-Ertheilung in dem für einen Brigade⸗Commandeur fest⸗ gesetzten Umfange beigelegt worden.

Zum 1. April 1876 wird 1) das 4. Rheinische Infan⸗ terie⸗Regiment Nr. 30 von Diedenhofen und Trier nach Saar⸗ louis, ?) das 2. Bataillon des 7. Rheinischen Infanterie⸗Regi⸗ ments Nr. 69 von Trier nach Diedenhofen, 3) das 8. Rheinische Infanterie⸗Regiment Nr. 70 von Saarlouis mit dem Stabe, dem J. und Füstlier⸗Bataillon nach Trier, mit dem 2. Bataillon nach Diedenhofen verlegt werden.

Die Rückkehr der Berliner Garnison aus dem Mansverterrain findet im Laufe dieser Woche statt, und zwar geschieht der Rücktransport sämmtlicher Fußtruppen des Garde⸗ Torps per Eisenbahn in ihre Garnisonen am 22. d. Mtg. ; die Kavallerie, Artillerie und Train⸗Detachements, welche an diesem Tage Ruhetag haben, marschiren in der Zeit vom 22. bis 25. September in ihre resp. Garnisonen; in den ersten Tagen nach der Rückkehr der Truppen findet die Entlassung der Re⸗ serven statt.

Am heutigen Tage hat die Verlegung der Bureaus der General-Inspektion des Ingenieur⸗Corps und der Festungen aus den bisher inne gehabten Räumen am Tempel⸗ hofer Ufer Nr. 30 nach dem neu erbauten Ingenieur⸗Dienst⸗ gebäude in der Kurfürsten⸗Straße Nr. 62 69 stattgefunden.

Der großbritannische Botschafter Lord Odo Ruff ist von einem längeren Urlaub auf seinem hiesigen Posten wieder eingetroffen.

Die Bundesraths⸗Bevollmächtigten: Königlich bayerischer

Ministerial⸗Rath von Riedel, Großherzoglich badischer Ministerial⸗Kath Eisenlohr und Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Schroeder sind hier angekommen. SG —— 6 * Der General der Kavallerie und General⸗Inspecteur des Militär-Erziehungs⸗ und Bildungswesens Freiherr von Rhein⸗ baben ist in Begleitung des Adjutanten der genannten Inspektion, Premier⸗Lieutenant von Frobel, vom 4. Garde⸗Grenadier⸗Regi⸗ ment Königin, von der unternommenen Inspizirungsreise, in den westlichen Provinzen hierher zurückgekehrt. e / . * = Der General⸗Lieutenant und Inspecteur der Gewehr⸗ Fabriken Wolff⸗ von Linger ist in Begleitung des Adjutan⸗ ten dieser Inspektion, Hauptmanns à la suite des 5. Rheini⸗ schen Infanterie⸗Regiments Nr. 65, Habrecht, in dienstlichen An⸗ gelegenheiten nach Danzig abgereist.

Kiel, 17. September. (Kieler Ztg.) I Die Korvette „Vineta“ ist gestern von der Düsternbrooker nach der Ellerbecker Werft geschleppt und in das Schwimmdock gelegt worden, um gekupfert zu werden.

Düsseldorf, 15. September. Der Rheinische Pro⸗ vinzial-Landtag hat in seiner heutigen Sitzung das Regu⸗ lativ, betreffend die Vereinigung der in der Rheinprovinz be⸗ stehenden Bezirksstraßenfonds und der Fonds zur Unterhaltung der Staatsstraßen zu Einem Provinzialstraßenfonds, berathen und zum Beschluß erhoben.

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Bayern. München, 20. September. (W. T. B.) Prinz Adalbert von Bayern war seit Donnerstag an Nierenkolik und Unterleibsentzündung nicht unbedenklich erkrankt; nach

dem heute ausgegebenen Bulletin ist der Zustand bernbig nder, di- Mere n , fn hllyelst nig gn fn auch hat der

Patient die Nacht theilweise unter Schlaf zugebracht.

Sachsen. Dresden, 18. September. Der König, Prinz Georg und Prinz August von Portugal sind heute Abend nach 10 Uhr von den Manövern aus Schlesien zurückgekehrt.

Leipzig, 18. September. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Aus Karlsbad ist heute die Meldung hierher gelangt, daß der Kreishauptmann v. Burgsdorff daselbst plötzlich verstorben ist. Derselbe hat gestern auf dem Spaziergange einen Fall ge⸗ than und dabei einen innern Bruch davongetragen, welcher eine Darmverschlingung veranlaßte. Eine Operation gestern Abend ward glücklich überstanden, und die gestern Abend spät und heute frühzeitig hier angelangten Nachrichten lauteten verhältniß⸗ mãßig gut.

Würrtemberg. Süstgarf, II. Schemer.

Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 31 veröffentlicht das Gesetz über die Bewirthschaftung und Beaufsichtigung der Wal⸗ dungen der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlichen Körperschaften vom 16. August 1875; und enthält außerdem eine Königliche Verordnung, betreffend den von Zöglingen der evangelisch⸗ theologischen Seminarien im Falle ihrer Entlassung

aus dem Seminarverband zu leistenden Kostenersatz vom 10. September 1875; sowie eine Verfügung des Ministeriums des Kirchen⸗ und Schulwesens, betreffend den von Zöglingen der katholischen Konvikte im Falle ihrer Entlassung aus dem Konviktsverbande zu leistenden Kostenersat vom 13. Sep⸗ tember 1875.

Friedrichshafen, 15. September. Ueber den Ausflug, den Ihre Majestäten der König und die Königin an dem Geburtsfest Ihrer Majestät mit den Hohen Gästen des Hofes nach Constanz machten, schreibt man der „Allg. Ztg.“: ‚Bei der Ankunft um 3 Uhr Nachmittags von dem Kammerherrn Grafen Zeppelin und seiner Gemahlin empfangen, begaben sich die Hohen Herrschaften in das Insel⸗ hotel, dessen innere Räume und Einrichtung sowohl als seine von stattlichen Bäumen beschatteten Anlagen sie einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Nachdem die Hohen Herrschaften auf einem die schönste Aussicht über den See und das Hochgebirg gewährenden Balkon eine Erfrischung eingenommen hatten, ver⸗ ließen sie die Insel, um, bei der Abfahrt aus dem Hafen von den Kanonen der anwesenden Dampfer salutirt, nach Friedrichs⸗ hafen zurückzukehren. 1 23

= 17. September. Ihre Königlichen Hoheiten die Fürstin von Hohenzollern, der Graf und die Gräfin von Flandern, sowie der Erbprinz und die Srb⸗ prinzessin von Hohenzollern haben gestern den Besuch erwidert, welcher von Ihren Majestäten und der Herzogin Wera von Württemberg vor einigen Tagen auf der Weinburg bei Rorschach abgestattet worden ist. Can statt, 17. September. Soeben Abends halb 8 Uhr ist das Reiterstandbild des Königs Wilhelm, mit Kränzen ö. auf einem vierspännigen Wagen unver ehrt hier ein⸗

offen.

Baden. Karlsruhe, 18. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist Dienstag, den 14. d., Abends, auf Schloß Mainau wieder eingetroffen.

Mittwoch, den 15. d., Morgens, begaben sich Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin nach Konstanz und wohnten dort dem Fest⸗Gottesdienst in der evangelischen Kirche an, welcher zur Feier der Jahres versamm⸗ lung des Gustav⸗Adolf⸗Vereins stattfand. Den darauf folgenden Verhandlungen wohnten Ihre Königlichen Hoheiten ebenfalls an und kehrten erst nach deren Beendigung nach Mainau zurück.

Der Großherzog hatte das Dampfschiff „Kaiser Wilhelm“ dem Gustay⸗Adolf⸗Verein zu einem Ausfluge nach Mainau zur Verfügung gestellt, und so traf denn die zahlreiche Versamm⸗ lung Rachmittags auf der Insel ein und wurde von Ihren Kö⸗ niglichen Hoheiten freundlichst empfangen und durch Erfrischun⸗ gen bewirthet. Nach längerem Aufenthalt kehrte die Versamm⸗ lung nach Konstanz zurück. Der Ausflug war vom schönsten Wetter begünstigt.

HSessen. Darmstadt, 17. September. Der Groß⸗ herzog wohnte gestern und heute den Manövern der Groß⸗ herzoglichen Division bei.

Braunschweig. Braunschweig, 17. September. (Br. T) Von dem Commandeur der 20. Division des X. Armee⸗ Torps, General -⸗Lieutenant von Voigt s⸗Rhetz, ist dem Her⸗ zoglichen Staats⸗Ministerium nachfolgende Zuschrift zugegangen:

C.- G. Sambleben, den 19. September 1875.

Die Truppen der mir unterstellten Division sind bei dem so eben beendeten Manöver in den Gemeinden des Herzogthums in einer Weife aufgenommen worden, die uns Alle zum lebhaftesten Danke verpflichtet. Die freigebigste Gastfreundschaft, deren sich Offiziere wie Mannschaften erfreuten, gab ein schönes Zeugniß von dem Sinne, in dem die Braunschweiger den Reichthum ihres gesegneten Landes zu gebrauchen wissen; höheren Werth aber hatte für uns noch die Herz⸗ lichkeit, die aller Orts in der Aufnahme der Truppen, trotz sehr starker Belegung, sich kund that. Die Herzoglichen Behörden haben durch freundliches Entgegenkommen und unausgesetzten Eifer in erster Stelle sich um dies erfreuliche Resultat verdient gemacht, Dem Herzoglichen Staats- Ministerium würde ich sehr verpflichtet sein, wenn es meinen und der Truppen herzlichsten Dank zur Kenntniß aller Betheiligten

bringen wollte. . von Voigts ⸗Rhetz, . General⸗Lieutenant und Commandeur der 20. Division.“

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 17. September. (Straßb. Ztg) In der vorgestrigen Sitzung des Bezirkstages von Lothringen wurde Uu. A. der Bericht des Bezirkspräsidenten von Lothringen über das Resultat der ersten Serie der Bezirksanleihe und über den Modus für die Realisirung der zweiten Serie dieser Anleihe verlesen. Die Versammlung nahm die Antrãge des Bezirkspräsidenten, welche dahin gehen, ein Bankhaus mit der Emission der Anleihe zu betrauen, an und ernannte die Her ren Antoni, Ditsch, Thomas, Gandar und Grumbach zu Mitgliedern der für die Anleihe einzusetzenden Spezial Kommission.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 19. September. (Wien. 3.) Laut Nachricht aus Sassetot von vorgestern, den 17. September, 5 Uhr Abends, zeigte sich im Laufe des Tages bei der Kai⸗ serin mehr Eingenommenheit des Kopfes und Wärme, als vor⸗ dem; dagegen erschien der Puls weniger verlangsamt, als vor

einigen Tagen. Durch die mehrstündige ruhige Lage im Garten trat wieder das Gefühl von Erleichterung so wie eine regere Theilnahme ein. Die Verschlimmerung war nicht wesentlich, doch zeigte die Wiederkehr der Kopferscheinungen und der noch ver⸗ langsamte Puls, vaß noch immer Grund zur Besorgniß ein⸗ treten könnte. Hocherfreulich sind dagegen die Nachrichten von gestern, den 18., Morgens 11 Uhr: Die vorgestern Nachmittags eingetretene Besserung steigerte sich Abends zum Gefühle einer wesentlichen Erleichterung. Die Nacht brachte Ihre Majestät in ruhigem Schlafe zu. Nach dem Erwachen war das subjektive Befinden gut, der Kopf mäßig warm, jedoch frei, der Puls weniger gedruckt. Die vorgestern eingetretene Steigerung der Kopferscheinungen schien voruͤber zu sein. Ihre Majestät sollte gestern abermals mehrere Stunden im Garten zubringen.

(W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ bezeichnet die Nachricht, daß die Misston der Konsularkommission in der Herzegowina gescheitert sei, als mindestens verfrüht, da die Verhandlungen mit den Führern der Insurgenten erst heute oder morgen in Trebinje stattfinden würden. Derselben Korrespon⸗ denz wird aus Belgrad gemeldet, daß der Sieg der Regierungs⸗ partei im Ausschuß der Skuptschina zur Berathung der Adresse sehr zweifelhaft erschiene. Die Anzeichen einer bevorstehenden Ministerkrisis seien im Zunehmen begriffen.

Pest, 18. September. Die ungarische Delegation hält am 21. d. M. in Wien ihre erste Sitzung und wird am 22. d. M. von Sr. Majestãt empfangen. Im Abgeord⸗ netenhause wurde die Adreßdebatte fortgesetzt, und befür⸗ wortete Daniel Iranyi die Annahme des Adreßentwurfes der Unabhängigkeitspartei. Nach geschlossener Diskussion nahm das Haus den Adreßentwurf nach der Fassung des Ausschusses mit großer Majoritãt unverändert an. Gegen denselben stimmte nur die äußerste Linke.

19. September. (W. T. B.) Der Finanz ⸗Minister hat dem Abgeordnetenhause den Voranschlag für die Staats⸗ einnahmen und ⸗Ausgaben pro 1876 vorgelegt und in einer mehrflündigen Rede ein Exposé über die finanzielle Lage des Staates gegeben, wobei er hervorhob, daß der vorliegende Budget⸗ entwurf eine sichere Basis für die künftige Regelung des Staats⸗ haushaltes bilde. Das gegenwärtige Budget weise ungeachtet der mehrfachen im Budget pro 1876 beschlossenen Abstreichun⸗ gen noch weitere Ersparnisse im Gesammtbetrage von S, 617, 009 Fl. auf; die Einnahmen seien nur auf völlig sichere Ziffern basirt, so daß sich die Bilanz um volle 10 Millionen gebessert habe, und das unbedeckte Defi⸗ zit auf etwas über 11 Millionen reduzirt erscheine. Hierzu kä—⸗ men aber noch 23 Millionen für Beschaffung von Kanonen, eine Ausgabe, deren Nothwendigkeit die Regierung Jedermann gegen⸗ über vertheidigen werde, und 2 Millionen für einen später zu erwäh⸗ nenden Zweck. Das Defizit müsse beseitigt werden; denn die Eisen⸗ bahnfrage, die Frage der Staatsschulden, sowie die Frage der Regelung der Valuta könnten nur bei einem geordneten Staats- haushalte günstig gelöst werden. Deshalb seien Opfer erforder⸗ lich, und die Regierung beantrage deshalb unter Eliminirung der drückenden 4prozentigen Erwerbsteuer die Einführung einer 3 prozentigen allgemeinen Einkommensteuer, welche bis dahin, wo die Reform des Steuerwesens durchgeführt sei, die Herstel⸗ lung des Gleichgewichts ermöglichen solle. In Folge dieser Ein⸗ kommenstener würde das Defizit von 1876 einschließlich aller er⸗

5hten , im Ganzen 8,590 000 Gulden betragen. odann beabsichtige die Regierung in der Art der Steuer⸗ erhebung gründliche Aenderungen vorzunehmen und zur Ver⸗

waltung der direkten Steuern Steuer Inspektorate zu errichten. Hierzu seien die vorerwähnten 2 Millionen Fl. erforderlich. Ferner gedenke, die Regierung die unbeibringlichen Steuer= rückstände abzuschreiben, um die übrigen mit um so größerer Strenge beizutreiben. Das Defizit von 8 Millionen

sei aus den vorhandenen Anleihegeldern, welche noch bis zum

Jahre 1877 ausreichen würden, zu bedecken. Um dem in der ersten Hälfte jedes Jahres stetig vorkommenden Kassadefizite ab⸗ zuhelfen, müsse ein besonderer Kassafonds gegründet werden. hierzu, sowie um alle ungarischen Anleihen einschließlich der letzten Anleihe von 153 M, Fl. unifizirt zu konvertiren, er⸗ achte die Regierung ein Anlehen von eiwa 300 Mill. Fl. er⸗ forderlich Dieses Anlehen müsse ein rein ungarisches Renten⸗ unlehen sein. Da die Regierung sich jetzt nöllig frei bewegen könne, werde sie zur Aufnahme dieser Anleihe die gelegenste Zeit abwarten. Ein Rentenanlehen könne man auf dem euro⸗ pãischen Geldmarkte nur dann einführen, wenn der ungarische Staat bewiesen haben werde, daß er einen Staatshaushalt aus eigener Kraft regeln könne. Das Exposé des Ministers wurde mit anhaltendem allgemeinem Beifall aufgenommen. Der Reichstag ist durch ein Königliches Reskript bis zum 4. Okto ber vertagt.

rs ßbritannien und Irland. London, 18. Sep⸗ tember. Der Herzog von Cambridge ist am 16. d. M. vom Kontinent nach London zurückgekehrt. Die „Times of India“ will aus guter Quelle wissen, daß der junge Nizam von Hyderabad die Einladung des Vizekönigs von Indien, dem Prinzen von Wales während seiner Anwesenheit in Indien seine Aufwartung zu machen, angenommen habe. Die Begeg⸗ nung soll in Bomban stattfinden.

Frankreich. Paris, 18. September. Der Marschall⸗ Präfident Mac Mahon wird nach Beendigung der Ma⸗ növer die Departements besuchen, welche in der letzten Woche von Ueberschwemmungen heimgesucht worden find. Der Schaden

̃in diesen Departements (Herault, Gard, Lozère, Allier) wird auf

33 Millionen geschätzt. 400 Häuser gingen zu Grunde; die Zahl der Todten wird auf 100 angegeben. Nach weiteren Mittheilungen der „K. 3.“ wird der Marschall⸗Präsident auf seiner Reise Orleans nicht berühren, aber nach einem kurzen Aufenthalt in Paris nach Bernan zu den Manövern des V. Corps abreisen. Am 25. wird derselbe eine große Revue zu Vernon abhalten, am 26. in Rouen sein, am 27. nach Paris zurückkehren und dort bis zum Wiedereintritt der Nationalversammlung ũbleiben. Der Kriegs⸗-Minister wird beim Beginne der nächsten Session der Kammer einen Gesetzen twurf über die Ab⸗ änderungen vorlegen, welche in dem Gesetz über die Beför⸗ derung in der Armee angebracht werden sollen. Die von dem Marschall geleitete Kommission, welche mit der Ausarbeitung desselben betraut war, hat ein für Frankreich ganz neues System in Vorschlag gebracht. Bisher stieg eine Hälfte der Offiziere nach dem Bienftalter, die andere wurde nach Auswahl ernannt. Da diese Art der Beförderung aber zu vielen Mißbräuchen An⸗ laß gab, so macht die Kommission den Vorschlag, die Offiziere nach dem Dienstalter zu befördern, dabei aber diejenigen zu übergehen, welche man für nicht fähig hält, d. h. ein dem deut⸗ schen ähnliches System einzuführen. .

Der Herzog von Aum ale hat sich nach Wien begeben, um der Hochzeit der Prinzessin Amalie von Coburg deren Mutter, die Prinzessin Clementine von Orleans, eine Sch wester des Herzogs ist) mit dem Prinzen Max von Bayern anzuwohnen. Gestern wurde die internationale geographische Aus stel⸗ lung mit einem Konzert im Ausstellungspalais und einem Bantet im Grand Hotel zum Abschluß gebracht. Der Ertrag des Konzerts war für die Ueberschwemmten im Süden Frank⸗ reichs bestimmt. Dem Banket wohnten die französischen und fremden Kommissare an; den Vorsitz führten Hr. Reille, der erste französische Kommissar, und Hr. Delesse, der Vize⸗Präsident der geographischen Ausstellung. Diese beiden Herren so wie Morln und mehrere andere Kommissare hielten Reden. Deutsch= land war bei dem Banket von dem zweiten deutschen Tommissar Hrn. Stuht (die übrigen Kommissare find von Paris ab⸗ wesend) vertreten, welcher auch für die Rücksendung der von Deutschland her ausgestellten Gegenstände Sorge zu tragen hat. Die Königin Isabella, welche ursprünglich bis zum Oktober im Seebade Trouville zu bleiben gedachte, ist am 18. d. M. nach Paris zurückgekehrt. .

(W. T. B.) Die Erzbischöfe von Rouen, Paris, Bourges, Sens und Rheims und 18 französische Bischöfe haben gemeinsam einen Hirtenbrief erlassen, in welchem sie die Grün⸗ dung der freien Universität Paris anzeigen und um Bei⸗ hülfe durch Subskription bitten. Der Prozeß des Comitèé central in Marseille wird am 28. d. beginnen. .

20. September. (W. T. B.) Eine gestern in Troyes stattgehabte, gegen 30 Theilnehmer zählende Ver⸗ sammlung von Vertretern der republikanischen Presse hat eine Peütion an die Regierung zu richten beschlossen, worin die Aufhebung des Belagerungszustandes und die Vorlegung eines neuen Preßgesetzes beantragt wird. = Der Mi⸗ nister des Innern, Buffet, hat einem Fesidiner des landwirth⸗ schaftlichen Vereins in Donipierre beigewohnt und in seiner Erwiderung auf einen zu Ehren Mac Mahons ausgebrachten Toast zunächst den Marschall⸗Präsidenten und dessen Hingebung und Energie gefeiert, sodann aber unter Bezug auf die bei seinem Eintrlit in das Ministerium obwaltenden Umstande hervorgehoben, daß die Intention des Ministeriums hauptsächlich dahin gehe, den Gesetzen den Gehorsam zu sichern und alle konservativen Kräfte gegen das Umsichgreifen revolutio⸗ närer und verfassungswidriger Tendenzen zu sammeln und zu vereinigen. Das Ministerium sei unter sich fortwährend im besten Einvernehmen gewesen, es seien niemals Meinungsverschiedenhei⸗ ten vorgekommen. Der Minister schloß mit der bei einer frühe⸗ ren Gelegenheit schon ausgesprochenen Aufforderung, daß Alle, die die Srdnung und Ruhe liebten, eine feste Scheidewand auf⸗ , müßten gegen die subversiven und verderblichen Leiden⸗

aften.

Moulins, 19. September. (W. T. B.). Der Marschall⸗ Präfident ist heute früh 3 Uhr hier eingetroffen. Bei dem Vormittag statigehabten Empfange der Behörden richteten der Präsident des Generalraths und der Maitre von Moulins Ansprachen in republikanischem Sinne an denselben, in welchen sie gleichzeitig ihren Sympathien für Mae Mahon Ausdruck gaben. Letzterer erwiderte hierauf, indem er zunächst für die seiner Person bezeugte Sympathie dankte und als dann hinzufügte: „Was mich betrifft, so kenne ich nur eine einzige Politit und bas ist die der Liebe zum Vaterlande.“ Der Marschall wird die landwirthschaftliche Versammlung in Sou⸗ vigny besuchen und morgen den Manövern in Varennes beiwohnen. .

Spanien. Madrid, 19. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen offiziellen Berichten hat die Brigade Casola am 17. d. 3500 Carlisten unter dem Befehle Gamundi's geschlagen; die letzteren veloren viele Todte und Verwundete. Die Stadt Tremp wurde während der Nacht durch Ueberrumpelung genommen. Den Carlisten gelang es, in die Berge zu entkommen.

Italien. Rom, 15. September. Durch schiedsrichterlichen Ausspruch des hiesigen amerikanischen Gesandten, Hrn. March, ist am 23. September v. J. ein Grenzstreit zwischen Italien und der Eidgenossenschaft über die Alp von Cravaisota bei Valle di Campo im Kanton Tessin erledigt worden. Am J. und 8. September d. J. wurden nun in Gegenwart des eidgenössischen Obersten Siegfried und des italienischen Generalstabs⸗Majors Terzaghi, als Vertreter der beiden Staaten, die Grenzsteine ge⸗ setzt und dadurch Italien ein Zuwachs von 1735 Hektaren Wald⸗ und Wiesenland gesichert. Die Manöver, welche dieser Tage unter dem Kommando des Generals Pettinengo bei Capua ausgeführt wurden, sind glänzend ausgefallen. Prinz Humbert belobte die Mannschaften nicht weniger als die Offiziere welche sie eingeübt haben. Heute Morgen hielt der Kronprinz zum Schluß der Manöver in Begleitung des Kriegs⸗Ministers Ri⸗ cotii und des Generals Cosenz noch eine Truppenschau ab, kehrte dann heute Nachmittag nach Neapel zurück und schiffte sich dort nach Genua ein.

19. September. (W. T. B.) Das nächste Kon⸗ sistorium soll, wie nunmehr definitiv feststeht, am 23. d. M. ab⸗ gehalten werden. In demselben sollen zunächst die in dem Kon⸗ sistorium vom 17. er. ernannten Kardinäle unter den herkömm⸗ lichen Ceremonien eingeführt werden. Außerdem wird der Papst noch ungefähr 12 weitere Bischöfe ernennen.

Rumänien. Bukarest, 17. September. Fürst Karl kehrte heute wieder nach Schloß Sinai zurück.

Türkei. Konstantinopel, 20. September. (W. T. B.) Riza Pascha ist zum Marine⸗Minister, Essad Pascha, bisher Minister für öffentliche Arbeiten, zum Gouverneur von Smyrna ernannt worden. Den Posten des Ministers für öffentliche Arbeiten hat Kadri Ben erhalten.

Ueber die Bewegung in der Herzegowina und den anstoßenden Landschaften liegen folgende Telegramme vor:

London, 18. September. (W. T. B) Wie den „Times“ aus Cattaro vom heutigen Tage gemeldet wird, hätten in der östlichen Herzegowina in der Nähe von MatsoF neuerdings Gefechte statigefunden, welche einen für die türkischen Truppen ungünstigen Ausgang genommen hätten.

Konstantinopel, 18. September. (W. T. B.) Nach hier aus der Herzegowina eingegangenen Nachrichten haben sich die drei Konsuln von Rußland, England und Frank⸗ reich nach Gaschko begeben, und gedenken dieselben am Mon⸗ tag in Stolatz einzutreffen. Die Insurgenten in dem Distrikte von Nevesinje haben den Vorstellungen der drei Kon⸗ suln gegenüber eine versöhnliche Haltung angenommen, ihre weileren Entschlüsse jedoch von dem Verhalten der Insur⸗ genten in den Bergen von Saschko abhängig gemacht. Die Ronsuln Oesterreichs, Deutschlands und Italiens sind in Trebinje eingetroffen und werden demnächst nach Stolatz abreisen. Rach einem dem Kriegs⸗Ministerium zugegangenen Telegramm des Vali von Bosnien aus Mostar vom 13. d. sind die Insurgenten am 8. d. bei Visegrad von den tür⸗ tischen Truppen angegriffen und in die Flucht geschlagen worden.

Wien, 19. September. (W. T. B.) Dem „Telegraphen⸗ Korrespondenz⸗Bureau“ wird aus Knin (Dalmatien) vom heuti⸗ gen Tage gemeldet, daß nach dort eingegangenen Nachrichten aus südflavischer Quelle die Insurgenten bei Tiscovac, in der Nähe von Grahowo an der montenegrinischen Grenze, ein türkisches Blockhaus angezündet haben, und die Besatzung desselben entflohen ist. Von Seiten der Insurgenten werden außerdem Nachrichten über eine weitere Ausbreitung des Auf⸗ standes im westlichen Bosnien verbreitet. .

Ragusa, 19. September. (W. T. B.) Hier eingegan⸗ gene Nachrichten aus südslavischer Quelle melden zwei weitere Scharmützel zwischen Türken und Insurgenten, in denen die letzteren zum Rückzuge gezwungen wurden. Dieselben standen unter dem Oberbefehl von Peko und zogen sich auf Sciumma (?) zurück. Das zweite Gefecht fand bei Glaski (?) statt und sollen dort 1409 Türken gegen S800 Insurgenten ge⸗ standen haben. Die Insurgeuten geben ihren Verlust auf 50, den der Türken auf 200 Mann an. ; .

Bel grad, 20. September. (W. T B.) Siesige Journale bringen die Nachricht, daß die Pforte an die serbische Regierung die Anfrage gerichtet habe, ob sie gewillt sei, die Neutrali⸗ tät aufrecht zu erhalten. Die Antwort der serbischen Regierung darauf sei noch nicht erfolgt. Die Debatte über die Adresse an den Fürsten hat heute im Plenum der Skuptschina bei geschlossenen Thüren begonnen. .

Kragujevacz, 17. September. Der Minister des Innern legte der Skuptschina Gesetzentwürfe über Erweiterung der Preßfreiheit und Abänderung des Gemeinde⸗Autonomiegesetzes vor, welche dem Verfassungsausschusse zugewiesen wurden.

Smyrna, 10. September. (Augsb. A. Ztg.) Die tür⸗ kischen Truppenansammlungen dauern fort. Das diesseitige Vilajet, allerdings eines der größten, hat bis jetzt zum Heerbann gegen 12009 Neservemannschaften gestellt, die ohne Verzug nach den nordwestlichen Provinzen befõrdert wurden. Es ist offenbar, daß es sich nicht blos um die Niederwerfung des Aufftandes in der Herzegowina handelt, sondern man beab⸗ sichtigt zugleich möglichen Ausbrüchen der gedrückten Raja⸗ bevölkeruͤng an den bedrohten Punkten des Balkan⸗Gebiets durch Aufstellung starker Beobachtungs⸗Corps vorzubeugen.

Rußland und Polen. St Petersburg, 18. September. Aus Konotop wird dem Reg⸗Anz.“ vom 15. September tele⸗ graphirt: Der Kaiser hielt heute um 10 Uhr Morgens über die im Lager bei Baturin zusammengezogenen Truppen eine Revue ab. Um 2 Uhr Nachmittags trat Se. Najestãt die Weiterreise nach Kiew an, wo Allerhöchst derselbe nach einem weiteren Telegramm Abends 10 Uhr eingetroffen ist. Die Wirren in Kokand haben, neueren vom General⸗ Gouverneur von Turkestan telegraphisch . Meldungen zufolge, nach der Affaire bei Machram eine friedliche Wendung genommen. Beim weiteren Vor⸗ rücken des russischen Detachements kam der neue Chan von Kokand, Chan⸗-Sade, dem General⸗Adjutanten von Kaufmann entgegen mit der Erklärung, daß er sich dem Kaiser unterwerfe und ergebe, und persönlich an dem Eindringen der Kokander in die rufstschen Besttzungen keine Schuld trage. Auch die Ein⸗ wohner von Koland erklärten ihre Unterwürfigkeit, und bald

darauf ergaben fich Sultan Murat, bek und die Einwohner von ö Bei ö angelangt, bezog das Detgchement vor

der Stadt ein Lager, wo es auch bis jetzt unangefochten steht. Der

Gesundheitszustand der Truppen ist gut, Am 19. September er⸗ hielt der Oberbefehlshaber unserer Truppen von Abdurrahman⸗ Awtobatschi einen Brief mit der Eröffnung, anläßlich des von den Russen über die Muselmänn er errungenen Sieges bitte er im Verein mit den Vertretern aller Stämme der nomadisirenden Bevõlkerung des Chanats, ihnen dieselbe Ruhe zu gewähren, wie sie die Einwohner der Stadt Kokand und des ganzen Terriioriums genießen, durch welches die Russen von Machram an marschirt sind. Das Schreiben trug 70 Siegel.

Odessa, 19. September. (W. T. B.) Kaiser Alexan⸗ der, der gestern früh hier eingetroffen war und nach einem Besuch der Kathedrale eine Truppenrevue abgehalten hatte, ist . Nachmittag auf der Jacht „Lipadia“ nach Jalta weiter⸗ gereist.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Sep⸗ tember. Der Fürst von Waldeck wird nächsten Donnerstag nebst Familie die Rückreise nach Deutschland antreten. Der Commandeur C. P. Virgin ist zum Contreadmiral und ge e nett zum Chef des Militärpersonals der Flotte ernannt worden.

Australien. Das neue Ministerium von Vietoria hat der legislativen Versammlung sein Budget unterbreitet. Es zeigt ein Defizit im Betrage von 265,000 Pfd. Sterl. Zur Deckung desselben sollen neue Steuern, darunter welche auf Ländereien, Banknoten und Testamente, eingeführt werden, die einem un⸗ gefähren Voranschlage zufolge 185,000 Pfd. Sterl. realisiren dürften. Die an dem Zolltarif vorgenommenen Veränderungen sind geringfügiger Natur. Die Regierung schlägt vor, eine An⸗ leihe von 3. 000,000 Pfd. Sterl. für öffentliche Bauten inkl. Schulgebäude und Eisenbahnen aufzunehmen.

Die Nr. 18 des Armee⸗Verordnungs⸗Blattes (cheraus⸗ gegeben vom Kriegs-Ministerium) hat folgenden Inhalt: Diszi⸗ plinar⸗Strafgewalt des Chefs der Landes ⸗Aufnahme, sowie dessen Be⸗ fugniß zur Urlaubsertheilung. Dislokation von Jafanterie⸗Truppen⸗ theilen des VIII Armee Corps. Organisations⸗Statut für die Mi- litär⸗Eisenbahn Berlin Schießplatz. Beförderung von Schirrmeistern der Train Depots zu Vize Wachtmeistern. Zahlungen an auswärtige Privatempfaͤnger durch Postanweisung. Liquidirung der Bestell⸗= gebühren für die an Adressaten im Landbestellbezirke der Aufgabe⸗ Postanstalt gerichteten Militär ⸗Dienst briefe. Einbehaltung der 1. Silbergroschen⸗ und -Silbergroschen⸗Stücke deutschen Gepräges. Anmeldung des Mehrbedarfs an Vakanzenlisten. Abänderung einiger Maaße in der Zeichnung des Blechgefäßes zur Geschoßfettung. Mo—⸗ difikation der Verfügung vom 22. April 1870, betreffend die Servis-⸗ Entrichtung für die in Königlichen Ställen untergebrachten Pferde rationsberechtigter Offiziere und Beamten. Ecmittelung des Charles E. Nixdorff.

Statistische Nachrichten.

In dem Zeitraum vom 1. bis 15. Juli er. wurden an Brennmaterial in Berlin eingeführt: Zu Wasser 116,550 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 29,3715 Km. Terf, 47,588 Km. Brennhelz; auf den Eisenbahnen 32,563 899 Kil. und 71.375 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 10450 Kil. und 244 Km. Torf, 739 630 Kil. und 3935 Km. Brennholz. Summa 187955 Hekt. und 323569. 890 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 29, 959 Km. und 10450 Kil. Torf, 51,523 Km. und 739,680 Kil. Brennholz; ausgeführt: zu Wasser 5210 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Kekz; auf den Eisenbahnen 2032775 Kil. und 52,576 Hekt. Steinkoh en, Braunkohlen und Koks, 595 Kil. und 30 Km. Brennholz. Summa 57,886 Hekt. und 2032, 775 Kil. Stein kohlen, Braunkohlen und Koks, 30 Km. und 595 Kil. Brennholz. In dem Zeitraum vom 16. bis 31. Juli er. eingeführt; zu Was- fer 43 995 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 37 778 Km. Torf, 34,4984 Km. Brennholz; auf den Eisenbahnen 92,265 Hekt. und 363565, 590 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 199 Km. Torf, 775,600 Kil. und 3002 Km. Brennholz. Summa 136,256 Hekt. und 363565, 690 Kil. Steinkohlen, Braunkehlen und Koks, R968 Km. Torf, 37496 Km. und 000 Kil. Brennholz; au s-= geführt: zu Wasser 8126 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 1900 Km. Torf; auf den Eisenbahnen 965.049 Hekt. und 2,158, 575 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 88 Km. und 1I4 Kil. Brennholz. Suinma 3,175 Hekt. und 2,159,575 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 1900 Km. Torf, 88 Km. und 4 Kil Brennholz. In dem Zeitraum vom 1. bis 16. Auzust er. ein geführt: zu Wasser 39 3335 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Kok, 54.631 M. Torf, 28,809 M. Brennholz; auf den Eisenbahnen 1I1,iß5 Hekt. und 34547653 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 91 M. Torf, 3793 M. u d 354180 Kil. Brennholz. Summa 150,490 Hekt. und 34547 653 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 54.722 M. Torf, 32,602 M. und 364,180 Kil. Brennholz; ausgeführt: zu Wasser 8646 Hekt. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks; auf den Eisenbahnen 44,981 Heft. und 1,5592, 264 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 561 Til. Brennholz. Summa 54.527 Hekt. und 1592, 264 Kil. Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 561 Kil. Brennholz.

Das im Verlage von Otto Meißner, Hamburg, soeben er⸗ schienene VII. Heft der Stati stik des hamburgischen Staates. bearbeitet vom statistischen Bureau der Deputation für direkte Steuern, dessen Inhalt wir bereits mitgetheilt haben, enthält viele intereffante Mittheilungen. Seit dem Erscheinen des V. Heftes sind fast zwei Jahre vergangen, Fa die Herausgabe des statistischen Hand kucheéz für den hamburgischen Staat und des beschreibenden Ort= schaftsverzeichnisses im Jahre 1874 die Kräfte des Bureaus in unge⸗ wöhnlichen Maßstabe in Anspruch gengmmen hat. Das Kapitel über die direkten Steuern bildet die Fortsetzung und Ergänzung der bereits im III. und JV. Heft gelieferten Arbeiten. Die wachsende Bedeutung der Stener für den Staatshaushalt ergiebt sich aus einer Zusammenstellung, welche zeigt, daß der Betrag seit dem Jahre 1815 auf die fast siebenfache Höhe gestiegen ist. Es erhrachte amlich die Grundsteuer im Durchschnitt, der Jahre 1515,13 664,175 M 100 x, 183842 931819 6 140 x, 1843/47 1,483,544 M 2260, 186367 2870439 M 452 *, 1873 42502, 563 M 683 , 1874 453535699 M 683 89. Nach dem Brande von 1842 tritt deutlich eine Erhöhung der Steuer um 25 * hervor, indem die folgende Durchschnittsumme gegen das vorher · gehende Jahrfünft um mehr als die Halfte steigt. Bei der Ein⸗ kommensteuer zeigt eine Tabelle eine erheblich stãrkere Steigerung der verfteuerten Einkommen und demgemäß der Steuerertrãge, als der Bevölkerung. Diese Vermehrung ist hauptsãchlich dem Um- stande zuzuschreiben, daß im Allgemeinen der Wohlstand stärker ge—⸗ wachfen ist, als die Bevölkerung, zum Theil aber auch den Anstren⸗ gungen der Verwaltung, alljährlich eine verhältnißmäßig größere An⸗ zahl von Steuerpflichtigen heranzuziehen. 1866 kamen mehr als 7 Personen der Bevölkerung auf einen Steuerzahler, 1874 kaum 35. Die Cinkommenfteuer betrüg im Jahre 1874 ca. 4010000, in 1866 25845768 M für ein versteuertes Einkommen von resp. ca. 299 und 1295 Míll. MM Die Cholera trat 1873 in Hamburg am 14. Junll auf, erreichte ihren Höhepunkt in der letzten Hälfte des August und siel dann rasch bis Mitte September, doch kamen noch bis zum 6 November einzelne Erkrankungen und Todesfälle vor. Das Auf. treten der Epidemie war kein ungewöhnlich heftiges, es ercfielen auf 16 000 Cinwohner 257 Todesfälle. Beim ersten Auftreren im Jahre 1831 im Ganzen hat die Cholera 14 Mal in Hamburg gcherrscht R war die Sterblichtein relativ fünfmal, in 1832 viermal So groß als 1875

Berlin.