1875 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

nach Kiel gehen, woselbst sich das Geschwader auflöst, Nach Auflöfung des Geschwaders gehen S. M. S. „König Wilhelm“, nach Wilhelms⸗

„Kaiser“, „Kronprinz“ und der Aviso Falke haven zurück.

Hannover, 22. September. Der Pro vinzialz-Land⸗ tag wählte in den Ausschuß für die Verordnung zum Fischerei⸗ gesetze die Herren Hermann, Holtendorf, Meine, Hurtzig, v. Frese, v. d. Wense, Grumbrecht, Merkel und Pustau, und setzte dann die Berathung des Finanzetats, bezw. der Irrenanstalten und der Taubstummenanstalten, fort.

Nach dem Erlaß des die standesherrlichen Rechte des Herzogs v. Arenberg⸗Meppen einschränkenden Gesetzes war es den Beamten im Herzogthum freigelassen, binnen gewisser Frist sich zu erklären, ob sie den standesherrlichen mit dem Staats dienste zu vertauschen bereit seien. Wie man den „Hamb. Nachr.“ schreibt, haben fast ohne Ausnahme die richterlichen wie Verwaltungsbeamten sich zum Uebertritt in den Staatsdienst entschlossen.

Bayern. München, 21. September. Die Leiche des Prinzen Adalbert wurde heute Nachmittag zu Nymphenburg von den Assistenten am pathologischen Institute Dr. Schweninger und Dr. Mayer sezirt. Die Obsignation im Schlosse zu Nymphen⸗ burg nahmen heute Nachmittag der Staats Minister des König⸗ lichen Hauses v. Pfretzschner und der Justiz⸗Minister Dr. v. Fäustle vor. Die Ueberführung der Leiche von Nymphenburg nach München erfolgt morgen (Mittwoch) Nachts in aller Stille in Begleitung des Hofmarschalls Freiherrn v. Ow, des Adiutanten Grafen v. Zech⸗Lobning und der Dienerschast des Verlebten. Die Aussetzung für das Publikum findet am Donnerstag in der alten Hofkapelle der Königlichen Residenz statt. Se. Majestät der Kaiser von Oe sterreich hat München gestern Abend mit den um 8 Uhr 45 Minuten abgehenden Wiener Schnellzuge wieder verlassen. Im Bahnhofe hatten sich Prinz Leopold, Prinzessin Gisela, Herzog Ludwig zur Verabschiedung eingefunden. Zum Bischof von Passau hat Se. Majestät der König den Domkapitular Weckert in Augsburg ernannt. Derselbe war ungefähr 16 Jahre Domvikar und seit 1870 Domkapitular in Augsburg. Da der Landtag nicht von Sr. Majestät dem König eröffnet werden wird, so finden die Eröffnungs⸗ feierlichkeiten nicht in der Königlichen Residenz, sondern im roßen Saale des Ständehauses statt, wo die Vorbereitungen i bereits getroffen werden. Nach soeben erschienenem Königlichen Dekret findet die Eröffnung am 28. September, Nachmittags 2 Uhr, statt und zwar durch den Prinzen Luitpold.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. September. Die, wie gestern erwähnt, am 20. und 21. September in Friedrich⸗ roda zusammengetretene Konferenz von Kommissarien der Re⸗ gierungen sämmtlicher thüringischen Staaten berieth, wie die „Weim. 3.“ mittheilt, die Herbeiführung einer thunlichst gleich⸗ , e Einrichtung der Standesämter in den verschiedenen Staaten.

Waldeck. Arolsen, 21. September. Das „Fürstl. Waldecksche Reg. Bl.“ veröffentlicht: Gesetz, betreffend die Aus⸗ führung des Reichs-⸗Impfgesetzes in den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont, vom 4. August 1875. Gesetz, betreffend die Gebühren der Anwälte, vom 1. September 1875. Gesetz, be⸗ treffend die Diäten der Landtags⸗Abgeordneten, vom 11. August 1875. Die Tagegelder der Landtags⸗Abgeordneten werden hier⸗ durch auf 9 Mark bestimmt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 22. September. Der Kaiser ist gestern Morgen in Begleitung seines Schwieger⸗ sohnes, des Prinzen Leopold von Bayern, aus München in Wien eingetroffen. Se. Majestät trifft, einer Meldung aus Pest zufolge, am nächsten Sonntag in Gödöllö ein, um den Mansövern beizuwohnen, welche in der dortigen Umgebung am 27. und 28. d. Mis. von den zu diesem Behufe konzentrirten Truppen ausgeführt werden sollen. Der Erzherzog Albrecht sollte schon gestern in Gödölls eintreffen, um die nöthigen Vor⸗ bereitungen einzuleiten. Die fremden Generäle und Offiziere, die von Sr. Majestät zu diesen militärischen Uebungen geladen sind, dürften im Kaiserlichen Schlosse zu Gödöllö ihre Wohnungen erhalten.

Laut Telegramm aus Sassetot vom 20. d. M., 6 Uhr Abends, betreffend das Befinden der Kaiserin, verlief der Tag ohne Störung, und die Besserung schritt regelmäßig vorwärts. Ganz kurze Promenaden im Park, ohne jede Unterstützung, wurden gut vertragen. Der Kopfschmerz schien vollkommen ge⸗ schwunden zu sein. Der Kräftezustand nahm sichtlich zu.

Laut Telegramm aus Sassetot vom 21. d. M., 11 Uhr Vormittags, war das Befinden Ihrer Majestät in jeder Bezie⸗ hung zufriedenstellend. Es war kein Gefühl des Kopfschmerzes vorhanden und die Rekonvaleszenz im besten Gange.

Den Delegationen ist eine Denkschrift des gemein⸗ samen Kriegs⸗Ministeriums betreffend die Beschaf⸗ fung eines neuen Feldartilleriematerials, vorgelegt 5 Wir entnehmen derselben Folgendes über die Uchatius⸗ geschütze:

Der Kommandant der Artilleriezeugsfabrik im Arsenale zu Wien, General- Major Franz Ritter von Uchatius, angeregt durch ein von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem General -Artillerie⸗In—⸗ spektor Feldzeugmeister Erzherzog Wilhelm, im Jahre 1872 aus Ruß⸗ land hierher gebrachtes Muster einer im flüssigen Zustande gepreßten Geschützbronze, noch weiter beeinflußt durch die in der Wiener Welt—⸗ ausstellung des Jahres 1873 von ausländischen, namentlich schweize⸗ rischen und französischen Firmen exponirten bronzenen Probestüũcke, war seitdem eifrigst um, die Verbesserung der inländischen Ge— schützbronze bemüht. Die schwebende Feldgeschützfcage, nament- lich aber die erwähnten Schwierigkeiten, betreffend die Er— zeugung gußstählerner Geschützrohre, gaben den Bemühungen des Generals Uchatius einen desto kräftigeren Impuls und in der That gelang es demselben nach zahlreichen und mühevollen Versuchen, im Herbste 1874 ein bronzenes Geschützrohr herzu⸗ stellen, welches in Folge geänderter Bronzelegirung, eines eigenthüm⸗ lichen Verfahrens beim Gusse und besonderer Behandlung des ge— gossenen und gebohrten Rohres eine außerordentliche, bisher bei Bronzerohren noch nie beobachtete Härte und Widerstandsfähigkeit be—⸗ kundete. Die Trefffähigkeit dieses bronzenen Rohres war jener der Kruppschen Stahlrohre gleich und zeigte selbst nach mehr als 2000 aus ersterem Rohre gegebenen Schüssen keine Abnahme; auch die Rehrbohrung hatte nach dieser Schußzahl nur eine geringfügige, praktisch bedeutungslose Abnützung erlitten. Nach dieser , ,. Probe wurden weitere zehn Bronzene Rohre vom General Uchatius erzeugt und durch daz technische und administratine Militärcomits einer Prüfung im praktischen Wege unterzogen. Das Resustat so— wohl bezüglich der ballistischen Leistungs⸗ wie auch hinsichtlich der Widerstandsfähigkeit der Rohrmaterie war so befriedigend, daß das Militärcomits nach der eindringlichsten Erwägung aller in Betracht kommenden Faktoren die nach der Methode des Generals Uchatis erzeugten sogengnnten stahlbronzenen e zur Einführung statt der beringten gußstählernen Rohre empfahl. Das gemeinsame

Kriegs Minist erium erstattete unter Darl'gung aller einschlägigen Umstände und Gründe einen analogen Vorschlag an Se Majestät den Kaiser und König, Allerhöchstwelcher der beantragten Maßnahme die Sanktion ertheilte. Durch den Gebrauch stahlbronzener statt der beringten Gußstahl⸗Kanonenrohre wurde die Hauptschwierigkeit besei⸗ tigt, welche mit der angestrebten Einführung eines neuen, allen For— derungen der modernen Taktik entsprechenden Feldgeschützsystems ver⸗ bunden sein konnte. Als besondere aus der Erfindung des Generals Uchatius hervorgehende Vortheile sind zu erwähnen: ) daß die Er— zeugung sämmtlicher Theile des neuen Geschützmateriglg vollkommen verkäßlich im Inlande durchgeführt und hiermit die Abhängigkeit vom Auslande vermieden werden kann, was in staatsökonomischer, noch mehr aber in militärischer und politischer Beziehung als sehr werthvoll zu betrachten ist. Man kann wohl nicht zweifeln, daß es der inländischen Industrie gelingen wird, beringte Gußfstahlkanonen— rohre zu erzeugen, und thatsächlich hat die Neuberg. Meriagzeller Ge— werkschaft drei solche Rohre des Kalibers 8 Em, welche jetzt in der Erprobung begriffen sind, nach einer Frist von acht Mo— naten geliefert; aber die inländische Industrie hätte gewiß erst nach längerer Zeit die nöthige Erfahrung und Befähigung erlangt, um eine in jeder Beziehung verläßliche Massenerzeugung be⸗ ringter Gußstahlrohre in gegebener kurzer Frist durchführen zu können. 25 Bei gleicher hallistischer Leistungsfähigkeit und Wirkung wie die gußstählernen Rohre und einer allen Forderungen des Krieges genügenden Ausdauer verursachen die stahlbronzenen Rohre bei der ersten Erzeugung nur circa iz der Kosten, welche auß— stählerne beanspruchen, wodurch sich mit Rücksicht auf die Zahl der zu erzeugenden Rohre ein Ersparniß von beiläufig drei Millionen Gulden ergiebt. Ferner können die stahlbronzenen Rohre bei ein⸗ tretender Unbrauchbarkeit mit geringem Kostenaufwande umgegossen und neu hergestellt werden, was bei gußstählernen Röhren nicht der Fall ist. 3) Stahlbronzene, wie überhaupt bronzene Geschützrohre, sind minder empfindlich gegen athmosphärische Einflüsse und piel besser und leichter als stählerne im guten Zustande zu erhalten. Für eine Kriegswaffe ist dies ebenfalls eine schätzbare Eigenschaft.

(W. T. B.) Bei dem Empfange der Mitglieder der beiden Delegationen antwortete der Kaiser auf die An⸗ sprachen der Präsidenten: „Die Versicherungen treuer Ergebenheit nehme ich mit aufrichtigem Danke entgegen. Ich rechne auf Ihren wiederholt erprobten Patriotismus und bin davon über⸗ zeugt, daß Sie die Regierung in Allem unterstützen werden, was zur Sicherung der Monarchie und zur unbedingten Wahrung ihrer Interessen nothwendig erscheint. Die Bewegung, welche in einigen Provinzen des türkischen Reiches entstanden ist muß durch ihre unmittelbare Nachbarschaft und die daraus entspringenden viel⸗ fachen Beziehungen die Monarchie in erster Linie berühren. Unfer herzliches Verhältniß zu den beiden großen Nachbarreichen, sowie die freundschaftlichen Beziehungen zu den anderen Staaten lassen jedoch die Hoffnung begründet erscheinen, daß trotz dieses Greignisses sowohl die Ruhe der Monarchie als der Frieden Europas erhalten bleiben wird.“

(W. T. B.) Gutem Vernehmen nach wird die Regie⸗ rung anläßlich der Sustentation der aus den insurgirten türkischen Gebietstheilen flüchtenden Rajahs demnächst den De⸗ legationen noch eine Nachtragsforderung vorlegen.

Schweiz. Bern, 18. September. Der nunmehr ge⸗ schlossene Nationalrath war im Verlaufe von 3 Jahren in 12 Sessionen versammelt mit einer Sessionsdauer von 248 Ta⸗ gen und 211 wirklichen Sitzungstagen. Das wichtigste Ergebniß feiner Thätigkeit war die Totalrevision der Bundesverfassung. Als erste Ausführungsmaßnahmen der Bundes verfassung erfolg⸗ ten das Gesetz über Volksabstimmungen, die Bundesrechtspflege, Bestimmung des Sitzes des Bundesgerichtes, das Gesetz über Civilstand und Ehe, die neue Militärorganisation auf Grundlage der in der Verfassung niederge⸗ legten Grundsätze der Centralisation des Schweizer Heerwesens, Bundesbeschlüsse über Bewaffnung der Landwehr, Militärpensionen 2c. Im Eisenbahnwesen wurden die bereits in der vorherigen Periode begonnenen Reformen und Vervollständi⸗ gungen der Gesetzgebung fortgesetzt durch Erlassung des Gesetzes über die Verpfändung und Zwangsliquidation von Eisenbahnen, ferner des Gesetzes über die Rechtsverhältnisse von Verhindungs⸗ geleisen, sodann betreffend den Transport auf Eisenbahnen und endlich des Gesetzes über die Haftbarkeit bei Verletzungen und Tödtungen. Es wurden in dieser Periode 58 neue Eisenbahn⸗ konzesstonen ertheilt, im Ganzen für 1364 Kilometer. Neu eröffnet wurden 541 Kilometer, deren Bau zum größern Theil vor der jetzigen Periode begonnen wurde; im Bau begriffen sind 711 Kilometer. Für 69 Konzessionen wur⸗ den Fristertheilungen bewilligt. Im Ganzen sind gegenwärtig 2012 Kilometer im Betriebe, gegenüber 1471 Kilometer zu An⸗ fang der Periode. In andern Verkehrs- und volkswirth⸗ schaftlichen Gebieten wurden zu Ende berathen die Gesetze über Jagd und Vogelschutz, Fischerei und die Emission von Bank⸗ noten. Bundessubventionen wurden bewilligt für die Luk⸗ manierstraße und die Seedammbaute Rapperswyl. Von inter⸗ nationalen Verhältnissen sind zu erwähnen die abgeschlossenen Auslieferungs verträge mit Rußland, Belgien, Deutschland, Großbritannien 2c. die Freundschafts⸗,, Niederlassungs und Handelsverträge mit Persien und Dänemark, ferner der Nieder lassungsvertrag mit Lichtenstein und ganz besonders der Welt⸗ postvertrag.

Großbritannien und Irlaad. London, 21. Sep⸗ tember. Wie der „Times“ aus Indien mitgetheilt wird, ist Hr. Shaw, der hbritische Agent in Jarkand, von Kaschgar gegen Ende Juli abgereist, und beabsichtigt die indische Re⸗

gierung, dem Vernehmen nach, nicht, eine Gesandtschaft am Hofe

des Emir Jakub Khan zu unterhalten.

Im Rathhause in Glasgow fand gestern Abend eine große protestantische Kund gebung statt, die den Zweck hatte, die protestantische Opposition gegen die irische Home⸗Rule⸗Bewegung zu rechtfertigen. Es gelangten mehrere darauf bezügliche Be⸗ schlüsse zur Annahme.

(Monatsübersicht für Augu st. Die Königin, be⸗ gleitet von dem Prinzen Leopold und der Prinzessin Beatrice, verließ Osborne am 18. August, um, wie alljährlich im Herbste, einen längeren Aufenthalt in Balmoral zu nehmen. Auch der Prinz von Wales traf zu einem kurzen Besuche Ende des Mo⸗ nats an letztgenanntem Orte ein. Bei der Ueberfahrt von der Insel Wight nach Portsmouth hatte die Königliche Jacht „Alberta“, das Unglück, eine Privatsegel⸗Vacht „Misfleton“ zu überfahren, wobei drei Personen umkamen.

Für die in Halifax, Nova⸗Seotia, den Bestimmungen der Artikel 22 und 233 des Washingtoner Vertrages gemäß zusam⸗ mentretende gemischte Kommisston sind von Seiten der britischen Regierung Sir Alexander Tillock Galt und Hr. Francis Elare Ford, Chargé d' Affaires am Großherzoglich hessischen und Groß⸗ herzoglich badischen Hofe, zu Mitgliedern ernannt worden.

Während der nahezu noch die erste Hälfte des Monats aus⸗ füllenden parlamentarischen Sitzungen passirten im Oberhause die beiden das Verhältniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitern regelnden Vorlagen in zweiter und dritter Lesung. Die vom Unterhause zu den Vorlagen gestellten Amendements

wurden sämmtlich angenommen. In dritter Lesung wurde weiter genehmigt die Schiffahrts vorlage, die Pachtgesetze und die Vorlage behufs Konsolidirung der Milizgesetze. Im Unterhause wurde am 6. die Schiffahrtsvorlage 9. dritter Lesung angenommen, nachdem zuvor zwei gZusätze zu derselben genehmigt worden waren, von denen der eine festsetzt, daß die Ladungslinie Seitens der Schiffseigenthümer und auf deren alleinige Verantwortlichkeit anzubringen sei, während in dem zweiten angeordnet wird, daß lose Getreideladung nicht mehr als ein Drittel der Gesammtladung eines Schiffes ausmachen dürfen. Die Pachtgesetze wurden mit der Beschränkung in dritter Lesung erledigt, daß die⸗ selben insofern nicht obligatorisch sein sollen, als Kontrakte, in welchen ausdrücklich gesagt wird, daß die Bestimmungen dieser Gesetze in Betreff derselben nicht zur Geltung kommen sollen, trotzdem völlige Gültigkeit haben sollen. Nach Bewilligung der von der Regierung eingebrachten Nachträge zum Budget ging das Unterhaus am 9. zur Berathung des Budgets für Indien über. Aus dem Berichte des Unterstaatssekretärs für Indien, Lord George Hamilton, ergab sich, daß die durch die Hungersnoth des ver⸗ gangenen Jahres verursachten außerordentlichen Ausgaben sich auf 3. 8232 000 Pfd. Sterl. belaufen haben; ohne dieselben würde das Finanzjahr 1873574 mit einem Ueberschusse abgeschlossen haben. Für das Finanzjahr 1874,75 waren die Einnahmen auf 8, 984, 000 Pfd. Sterl., die Ausgaben auf 50 070, 000 Pfd. Sterl. angesetzt gewesen. Die wirklichen Einnahmen überstiegen indessen die Voranschläge um 1,086,000 Pfd. Sterl., während anderer⸗ seits auch die Ausgaben um 192 000 Pfd. Sterl. höher waren als angenommen worden war, so daß das Er⸗ gebniß des Jahres sich nur um S893 000 Pfd. Sterl. besser stellte, als im Budget in Anschlag gebracht worden war. Für das Finanzjahr 1875.76 sind die Einnahmen auf 49, 820,000 Pfd. Sterl., die Ausgaben auf 49,314 000 Pfd. Sterl. ange⸗ nommen worden, so daß, sollten die Einnahmen auch nur den Anschlägen entsprechen und keine großen außerordentlichen Aus⸗ gaben nöthig werden, für das Jahr ein Ueberschuß von etwa 00 000 Pfd. Sterl. zu erwarten sein würde. Die einzelnen Positionen des Budgets wurden vom Unterhause sämmtlich ge⸗ nehmigt.

Am 13. wurde die Session in Abwesenheit der Königin mit den herkömmlichen Formalitäten durch eine Königliche Kommission ge⸗ schlossen und das Parlament bis zum 29. Oktober vertagt. Nachdem in der von dem Lordkanzler verlesenen Thronrede zu⸗ nächst die freundschaftlichen Beziehungen Großbritanniens zu den auswärtigen Mächten und das Vertrauen der Königin aus Aufrechterhaltung des europäischen Friedens hervorgehoben und die Hoffnung ausgesprochen war, daß durch den gelegentlich der Anwesenheit des Sultans von Zanzibar abgeschlossenen Vertrag die vollständige Unterdrückung des ostafrikanischen Sklavenhandels erfolgen werde, wurde in derselben des auf chinesischem Gebiete erfolgten Angriffs auf die von Birma ausgegangene englische Expedition und der Ermordung des Herrn Margary Erwähnung gethan, und dabei erklärt, daß eine Untersuchung bereits eingeleitet worden sei und keine Mühe gespart werden würde, die Bestrafung der Schuldigen herbeizufuͤhren. Weiter wurde dann des blühenden Zustandes der Kolonien gedacht und die wichtigsten der in der diesjährigen Session ange⸗ nommenen Gesetze erwähnt. Zum Schlusse beglückwünschte die Königin das Parlament zu dem Resultate seiner Arbeiten. Im Ganzen sind in der vom 5. Februar bis zum 13. August wäh⸗ re aden Session 96 öffentliche, 215 lokale und 7 Privat⸗Akte berathen und angenommen worden. In der vorjährigen Sesston war dieselbe Anzahl von öffentlichen Gesetzen, sowie 200 lokale und 9 Peivat⸗Akte passirt worden.

Die Staatseinnahmen beliefen sich in den ersten fünf Monaten des laufenden Finanzjahres (vom 1. April bis zum 28. August) einschließlich des bei Beginn desselben in der Bank von England und der Bank von Irland befindlichen Guthabens der Regierung, im Ganzen auf 36,226,790 Pfd. Sterl., gegen 35,986,139 Pfd. Sterl. in der entsprechenden Periode des Vorjahres (vom 1. April bis zum 29. August). Die Gesammtausgaben in der angegebenen Zeit beider Jahre betrugen bez. 34,868,258 Pfd. Sterl. und 33,028 009 Pfd. Sterl, so daß sich das Guthaben bei den obengenannteu beiden Banken am 28. August des laufenden Finanzjahres auf 2,058,532 Pfd. Sterl. gegen 2, 958, 730 Pfd. Sterl. am 29. August des Vorjahres stellt.

Dem Berichte des Handelsamtes zufolge betrug der Werth der Ausfuhr aus Großbritannien und Irland während des ver⸗ gangen Monats 19,418,876 Pfd. Ster. gegen 20 503,156 Pfd. Sterl. in der nämlichen Periode des Vorjahres, und während der ersten acht Monate des laufenden Jahres im Ganzen 169,011, 84 Pfd. Sterl., etwa 10 Millionen Pfd. Sterl. weni⸗ ger als im vergangenen Jahre. Der Werth der Einfuhren im August belief sich auf 31,200,145 Pfd. Sterl. gegen 32 317,228 Pfd. Sterl. in demselben Monat des vorigen Jahres. Die Einfuhr von Wolle, Wein, Spiritus und Zucker ist gegen die acht ersten Monate des Vorjahres bedeutend gestiegen, dagegen hat die von Thee, Baumwolle und Seide abgenommen. Die Mehreinfuhr von Weizen ist um 125, 000, 000 Kilogramm gestiegen. Bei der Ausfuhr hat die Quantität nicht dem Werthe entsprechend abgenommen. Kohlen sind in größerer Masse ausgeführt worden, als in den beiden letzten Jahren, die Quantität von Baumwollwaaren und Eisen—⸗ und Stahlwaaren ist ungefähr dieselbe geblieben, dagegen hat die Ausfuhr von Eisen und Stahl um etwa 40 9090 Tonnen zugenommen, obgleich sich der Werth derselben um 31 Millionen Pfd. Sterl. vermindert hat. Die Ausfuhr von Wollenwaagren hat in der angegebenen Zeit um etwa eine halbe Million Pfd. Sterl. abgenommen.

Auch im vergangenen Monat hat sich das Verhältniß zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern nur wenig gebessert. In den Spinnereien zu Oldham und Dundee dauerte die Arbeits⸗ einstellung fort und in South⸗Staffordshire und Cast⸗Worcester⸗ shire haben die Eisenarbeiter wenigstens zeitweilig die Arbeit niedergelegt. Aus den ländlichen Distrikten hat die Auswanderung, namentlich nach Canada und Australien kaum eine bemerkliche Abnahme erfahren. Dagegen haben sich in Warwicksire die Grubenbesttzer bereit erklärt, die zwischen ihnen und den Arbeitern schwebenden Differenzen einem Schiedsgerichte zur Entscheidung zu unterbrei⸗ ten. Das nämliche ist von Seiten der Grubenbesitzer in Nord⸗ Wales geschehen, die ihren Arbeitern eine Lohnherab⸗ setzung von 15 Prozent angekündigt hatten, welche am 28. August in Kraft treten sollte. In dem Streite zwischen den Kohlengrubenbesitzern und Arbeitern in North⸗-Staffordshire ist. das schiedgrichterliche Urtheil zu Gunsten der Ersteren aus gefallen, wobei der Schiedsrichter die geforderte Lohnherabsetzung von

10 Prozent mit Rücksicht auf die gedrückte Lage des Kohlen⸗ geschäftes auf 121 Prozent erhöhte. Ob die Arbeiter sich diesem

Spruche fügen werden, ist zur Zeit noch nicht entschieden. Be⸗ ufs Ausführung des auf dem im Januar v. J. in Sheffield abgehaltenen Kongresse der Arbeitervereine an⸗ geregten Planes zur Bildung eines großen Bundes der Arbeitervereine, hat jetzt ein in Liverpool tagender Ausschuß nach langen Berathungen vorläufig die Statuten des neuen Bundes festgesetzt. Dieselben sollen von einer Versamm⸗ lung der Leiter der Arbeiter vereine in Glasgow nochmals durch⸗ berathen, und dann dem im Oktober an demselben Orte tagen⸗ den Kongresse vorgelegt werden. Der Zweck des Bundes ist, bei künftigen Kämpfen der Arbeit gegen das Kapital ersterer durch die Einheit der verschiedenen Vereine eine größe Macht zu geben.

In Dublin wurde am 6. August die Säkularfeier des Ge⸗ hurtstages O'Connells mit großem Enthusiasmus und dem den Irländern so unentbehrlichen Pompe gefeiert. Wenn die Feier auch ohne Ruhestörungen verlief, so kam es bei derselben doch zu Mißhelligkeiten zwischen den beiden leitenden Parteien, den Ultramontanen und den Nationalgesinnten,. Erstere hatten das Arrangement. der Feier vollständig in ihre Hand genommen und beabsichtigten, demselben einen entschichen international kirchlichen Charakter zu geben, wodurch Letztere, die das Greigniß als ein rein politisches feier⸗ ten, in den Hintergrund gedraͤngt wurden. Den Bemühungen der Home⸗Ruler und Fenier gelang es auch, den Lord⸗Mayor von Dublin an der Verlesung der Festrede zu verhindern, an dessen Stelle dann der Führer der nationalen Partei, Herr Butt, trat. In Glasgow, wo, in Folge der dortigen star⸗ fen irischen Arbeiterbevölkerung, das. Sentennium eben⸗ falls festlich begangen wurde, kam es zu ernstlichen Ruhestõrungen und Straßenkämpfen zwischen der Polizei und den irischen Orangi⸗ sten einerseits und den katholischen irischen Arbeitern anderer⸗ seits, so daß die Truppen in den Kasernen konsignirt und die Freiwilligen unter die Waffen gerufen werden mußten, Es ge⸗ lang indessen, den Unruhen ohne Einschreiten des Militärs ein Ende zu machen. .

Das Verhältniß Großbritanniens zu Birma ist noch immer ein gespanntes. Der König von Birma hat noch keine entscheidende Erklärung über die Forderung Englands, eine etwaige Expe⸗ dition nach China durch eine stärkere Truppenabtheilung geleiten zu lassen, abgegeben, doch rechnete man noch immer auf eine friedliche Lösung der Sache. Die Differenzen mit China, in Betreff des auch in der Thronrede erwähnten Ueberfalles einer englischen Expedition, sollen in befriedigender Weise gelöst worden sein. Den darüber eingegangenen Nachrichten zufolge hat sich China bereit erklärt, einen eigenen Gesandten nach England zu senden, und sich verpflichtet, di⸗ Schuldigen zu be⸗ strafen. Den Hinterlassenen Margarys soll eine Entschädigungs⸗ summe gezahlt und zwischen Birma und Jaenvan eine Handels⸗ straße eröffnet werden.

rankreich. Paris, 21. September. (K. Ztg.) Wie 5 Nachrichten über den Empfang, welchen der Marschall Mac Mahon in Moulins fand, ergeben, zeigte die Bevölkerung ziemlich lebhafte Sympathieen. Gesern wohnte der Marschall les begleitete ihn sein Sohn, der die Uniform eines Zöglings der Schule St. Cyr trug, da seine Ernennung zum Unter⸗Lieute⸗ nart erst am 5. Oktober in Kraft tritt) den Manövern des Armee⸗Corps von Picard an. Die beiden Divistonen des Corps sie waren in eine Nord⸗ und in eine Süd⸗ Armee eingetheilt manöbrirten den ganzen Tag. Die Reservisten legten, wie die offiziellen Berichte behaupten, besonderen Eifer an den Tag, und die Offiziere waren genöthigt, ihnen etwas mehr Mäßi⸗ gung zu gebieten, da sie zu entschlossen vorgingen. Die Waffen⸗ ruhe trat um 4 Uhr ein, worauf der Marschall nach Varennes ging, wo er den Offizieren der beiden Armeen ein Diner gab.

Spanien. Madrid, 22. September. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ giebt die Zahl der bei Tarbes inter⸗ nirten Carkisten auf 928 Soldaten und 133 Offiziere an. Die Regierungsorgane erklären übereinstimmend, daß der frühere Minister⸗Präsident Canovas niemals die Wiederherstel⸗ lung des Konkordats von 1851 zugesagt, vielmehr stets eine religiöse Toleranz angestrebt habe. Das von dem Minister des Innern erlassene Cirkularschreiben richtet an alle Parteien die Aufforderung zur Versöhnung, um alsdann in Spanien auf Grundlage der bestehenden Institutionen den Frieden wiederherzustellen. Der Winister erklärt ferner, daß der Zu⸗ sammentritt der Cortes aller Wahrscheinlichkeit nach nahe bevorstehe. Der Termin des Zusammentritts wird indeß in dem Cirkularschreiben nicht angegeben. Die Polizei hat eine Anzahl von Gewehren und Munition in Beschlag genom⸗ men, welche von Anhängern der republikanischen und sozia⸗ liftischen Partei augenscheinlich zur Erregung von Unruhen be⸗ reit gehalten waren.

Wie das „W. T. B.“ aus Rom unterm 22. Sep⸗ tember berichtet, dürfte das Entlassungsgesuch des spa⸗ nischen Botschafters beim päpstlichen Stuhle, Bena⸗ vides, an genommen werden. Dem Vernehmen nach hat der Botschafter von der Madrider Regierung die Instruktion erhal⸗ ten, dem Papst zu erklären, daß die spanische Regierung in der Angelegenheit des Rundschreibens des päpstlichen Nuntius in Madrid eine gemäßigte aber feste Haltung annehmen werde. Die Regierung werde die Religion achten, aber auch die Rechte des Staates schützen. Der Botschafter hat heute dem Papste das goldene Vließ für den Kardinal Antonelli überreicht.

Italien. Rom, 21. September. Am 16. d. ist die Un⸗ tersuchungs kommission des hohen Gerichtshofes zu⸗ sammengetreken, um über das Gesuch des Senators Satriano, vorläufig auf freien Fuß gesetzt zu werden, zu berathen. Gegen Bürgschaftstellung wurde dem Antrage willfahrt. Am folgenden Tage begab sich die Kommission nach Neapel, um den Prozeß gegen den Senator fortzuführen.

Türkei. Wie der „Agence Havas“ aus Konstantinopel vom 22. d. M. gemeldet wird, hätte der dort befindliche Agent der serbischen Regierung der Pforte eine Depesche seiner Regierung übermittelt, worin darüber Klage geführt wird, daß eine Bande von Marodeurs die Grenze ü ber⸗ schritten und Vieh weggetrieben habe. Eine Antwort Seitens der Pforte sei noch nicht erfolgt. .

Konstantinopel, 23. September. (W. T. B.) Wie ein Communiqué der Regierung mittheilt, hat der hiesige persische Gefandte auf Grund einer von ihm in Teheran gehaltenen Anfrage der Pforte die Mittheilung gemacht, daß die Nach⸗ richt von der angeblichen Konzentrirung von pexsischen Truppen an der Grenze unbegründet sei und daß in den Ebenen von Tabris nur von einigen Bataillonen die allsährlich üblichen Manöver ausgeführt würden. .

Belgrad, 23. September. (W. T. B.) Die auf die In⸗ surrektion in Bosnien und in der Herzegowina bezügliche Stelle in der von der Skupschtina angenommenen Adresse besagt,

die Nation sei tief gekränkt in Folge des Blutvergießens, wel⸗ ches das fortdauernde Leiden der Bruderbevölkerung hervor⸗ gerufen habe. Die Nation sei dem Fürsten dankbar für die Er⸗ klärung, daß er mitwirken werde, um Frieden und Ruhe in Bosnien und in der Herzegowing heimisch zu machen, dieselbe stelle zu diesem Zweck dem Fürsten alle nöthigen Mittel zur Verfügung und werde vor keinem Opfer zurückscheuen. Sie ah der Fürst werde in seiner Weisheit diese hohe Aufgabe erfüllen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. September. Der Kaiser ist am 19. d. M. wohlbehalten in Odessa einge⸗ troffen. Nach einem Besuch in der Kathedrale um 10 Uhr Morgens wohnte Se. Maßjestät dem Gottesdienste in der In⸗ stitutskirche bei und hielt dann eine Repue über die Truppen ab, worauf um 3 Uhr auf der Jacht „Livadia“ die Abreise nach Jalta erfolgte.

Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh, die, wie bereits mitgetheilt, am 12. d. M. nach England abge⸗ reist sind, haben die Reise von Peterhof nach Kronstadt Abends auf der „Alexandra“ angetreten. Auf der ganzen Strecke waren Dampfer und andere kleine Schiffe aufgestellt, welche den Weg mit bengalischen Flammen beleuchteten. In Kronstadt bestiegen Ihre Königlichen Hoheiten die Kaiserliche Dampfnyacht „Derjava“, welche, begleitet von der Fregatte „Olaf“, Höchst dieselben nach Eng⸗ land bringt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 20. Sep⸗ tember. Unterm 9. d. M. ist den hinterbliebenen Familien der vier deutschen Lootsen Hansen, Büttner, Argens und Burmeister, welche am 11. Juni d. J. bei dem Versuche, der bei St. Peter an der Eider gestrandeten norwegischen Brigg „Diamant“, Kapt. Osmundsen, zu Hülfe zu kommen, verun⸗ glückten, aus der norwegischen Staatskasse eine Gratifikation von 600 Reichsmark bewilligt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 22. September. Gestern wurde in den Gehegen Ermelunden und Fortunen Königs⸗ jagd abgehalten. An der Jagd nahmen Se. Majestät der König, der Großfürst-Thronfolger von Rußland, der Kronprinz, der Ferzog von Edinburgh und Prinz Hans Theil. Unter den Eingeladenen waren u. AU. der Hofmarschall des Großfürsten, General⸗Lieutenant Sinowjew, der Leibarzt Staatsrath Hirsch und Adjutant Cheremeteff, sowie General Kauffmann, welcher dem Großfürsten attachirt ist, und Commandeur Meldal, welcher dem Herzog attachirt ist. Nach der Jagd war Tafel auf Bern⸗ storff, zu welcher außer den Theilnehmern an der Jagd auch der russische und englische Gesandte eingeladen waren.

Amerika. New⸗Jor k, 22. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten hat in Indianola ein Unwetter ge⸗ wüͤthet, welches zwei Tage lang andauerte. Der Sturm trieb das Wasser aus dem Meere in die Stadt. Dasselbe erreichte in den Straßen die Höhe von 6 Fuß. Sämmtliche Kirchen und drei Viertel der Häuser sind zerstört, viele Menschen sind um das Leben gekommen; 70 Leichname sind bereits aufgefunden und beerdigt worden. Das Unwetter erstreckte sich über die ganze Küste von Texas, und hat in Saluria, Matagorda, San Bernandino, Cedariake und Siluria ebenfalls bedeutende Verheerungen angerichtet.

Rio de Janeiro, 21. September. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer motivirte und vertheidigte der Justiz⸗Minister die bei der Amnesti⸗ rung der Bischöfe von der Regierung eingeschlagene Politik. Vom Minister des Innern wurde eine Vorlage eingebracht, in welcher die Zustimmung der Kammer zu einer auf 18 Monate berechneten Reise des Kaisers nach Europa und nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika nachgesucht wird.

Die Revolution in Montevideo breitet sich, den neuesten Postnachrichten zufolge, in den Provinzen aus, und die Regierungstruppen haben mehrere bedeutende Nieder⸗ lagen erlitten. Es wird beständig um Verstärkungen nach Montevideo telegraphirt, und von der Bedeutung der aufständi⸗ schen Bewegung durchdrungen, hat es der Kriegs⸗Minister für nothwendig erachtet, den Hauptsitz der Revolution persönlich zu besuchen. Mittlerweile ist es den einflußreichen Exilirten, die Präsident Varela bei seinem Amtsantritt nach Cuba transpor⸗ tiren ließ, gelungen, nach Pernambuco zurückzukehren, von wo aus sie die Revolte unterstützen und leiten. Monte⸗ vides wird als eine Stadt unter der „Schreckensherrschaft“ geschildert, während die Regierung sich weigert, die National⸗ garde zu bewaffnen, weil sie den Ausbruch einer Insurrektion in der Hauptstadt selber befürchtet. Die Straßen sind bei Nacht wie bei Tage thatsächlich verödet, und die Geschäfte stocken fast gänzlich. Die Regierung war größtentheils außer Stande, die Steuern in den Provinzen einzutreiben, während die Zoll⸗ einnahmen in Monteevideo fortfahren ernstlich abzunehmen. Die Armee hatte bis zum 17. ult. noch nicht ihren Sold für Juli erhalten, da derselbe in Gold gezahlt werden muß, trotzdem die Zwangsnoten nun ein legales Zahlungsmittel sind.

Afrika. Aus Cape Coast Castle wird vom 26. August berichtet, daß in den meisten Häfen an der afrikanischen West⸗ küste der Gesundheitszustand ein guter ist. Der Handel ist flau in Jella Coffi, Acora und Cap Palmas.

Mustralien. Bezüglich des jüngsten Angriffes auf Commodore Goodenaugh in den australischen Ge⸗ wässern hat die Admiralität aus Sydney eine Depesche vom 18. d. empfangen, des Inhalts, daß der „Pearl“ nach Mel⸗ bourne abgegangen ist und daß sämmtliche Verwundeten ge⸗ nesen sind.

Statistische Nachrichten.

Nach den Aufstellungen des Kaiserlichen statistischen Amts in dem jetzt' herausgegebenen Band XIII, der Statistit des Denutschen Reichs umfaßte der Schiffs verkehr in sämmtlichen deut schen Hafenplätzen im Jahre 1873 47,344 Schiffe mit einer Trag⸗ fähigkeit von 6 170,785 Regin er-⸗Tons und zwar 38,39 Segelschiffe von 2951, 395 Fteg. T. und och Dampfschiffe von 3,219,393 Reg T. Die Segelschiffahrt war hiernach an der Gesammt,Schiffszahl mit 82,0 B, an der Gesammt⸗Tragfähigkeit mit 47,8 * betheiligt, während sich ber Antheil der Dampfschiffe auf 180 bez. 52 * stellt, Den be beutendsten Schiffs verkehr zeigen folgende Häfen: Hamburg 4870 Schiffe von 1356954 Reg. T., Bremerhaven 1463 Sch, von 98,219 Reg. T, Stettin 2541 Sch. von 510,204 Reg. T. Neufahrwasser (Danzig) 1747 Sch. von 369.273 Reg. T. Pillau 2106 Sch, von 356, 247 Reg. T, Lübeck 2807 Sch. von 294,148 Neg. T., Königsberg 1687 Sch von 253,540 Reg. T., Kiel 3284 Sch. voa 220,830 Reg. X Memel 1215 Sch. von 174,853 Reg. T. Geestemünde 41 Sch. von 172,854 Reg. T, Swinemünde S55 Sch, von 125,314 Reg. T. Flensburg 2530 Sch. von 23,585 Reg. T., Brake 682 Sch. von Fö,iö5sl Reg. T., Tönning 173 Sch. von G2, S2 Reg. T., Altona 727 Sch. von 51,6890 Reg. T., Papenburg 730 Sch. von

60 165 Reg. T., Rostock 535 Sch. von 50,457 Reg. T., Stral⸗ sund 406 Sch. von 45,903 Reg. T., Bremen 1089 Sch. von 43,433 Reg. T., Leer 546 Sch. von 41,546 Reg. T., Emden 366 Sch. von 32.579 Reg. T, Harburg 439 Sch. 29 668 Reg. T. Der Natio- nalität nach gehörten den verschiedenen Flaggen folgende Schiffe an: der deutschen Flagge 30,171 Sch. von 2, 982, 006 Reg. T. (davon: preußische Schiffe 25,754 von 1,528,949 Reg. T., mecklenburgische ß von 1414291 Reg. T., oldenhurgische 1157 von 76, 059 Reg. T., Lübeckische 368 von 63,574 Reg. T, Bremische 883 von 608,745 Reg. Te Hamburgische 1645 von 56,288 Reg. T.), der russischen Flagge 757 Sch. von 138,460 Reg. T., der schwedischen 2136 Sch. von 299,894 Reg. T, der norwegischen 1437 Sch. von 280,193 Reg. T. der dänischen 6197 Sch. von 468,231 Reg. Te, der hritischen 4679 Sch. von 1,691,730 Reg. T., der niederländischen 1655 Sch. von 184277 Reg. T., der helgischen 10 Sch. von 2684 Reg. T., der fran⸗ zösischen 148 Sch. von 4446546 Reg. T., der spanischen 26 Sch, von 6470 Reg. T., der portugiesischen 2 Sch. von 367 Reg, T., der italienischen 65 Sch. von 32.981 Reg. T., der österreichischen 6 Sch. von 3065 Reg. T. der griechischen ? Sch. von 642 Reg. T., der nordamerika= nische 5? Sch. von 33,345 Reg. T., der Flagge von St. Domingo 1 Sch. vom 139 Reg. Ti, der brasilianischen 1 Sch, von 181 Reg. T., der hawaischen 4 Sch. von 1477 Reg T. Nach dem Verhält⸗ nisse der Zahl der Schiffe, sowie der Tragfähigkeit derselben waren Flaggen an dem Verkehr folgendermaßen be— heiligt: ven je 100 verkehrenden von je 100 Register⸗Tons Schiffen kommen auf: kommen auf: Schiffe Schiffe Segel⸗ . ah. . e f ih schiffe. schiffe. haupt. schiffe. schiffe. haupt. Deutsche Schiffe. . 675 z 56 40,6 48,3 Darunter preußische . Schiffe sz Russische Schiffe. Schwedische Schiffe. 336 Norwegische Schiffe. 3,0 Dänische Schiffe .. 13,6 Britische Schiffe .. 5.8 Niederländische Schiffe Schiffe der übrigen fremden Flaggen.. C, 0,

Kunst, Wissenschaft und Titeratur.

Aus den Sitzungen der historischen Vereine im Juli und August d. J.: Verein für die Geschichte Berlins: Geh. Regi⸗ strator Dr. Brecht hielt einen Vortrag über den im Schlosse zu Cöpenick am 3. Januar 1571 erfolgten Tod des Kurfürsten Joachim 16. und die daran sich schließende Prozesstrung des Hofjuden Lippold. Nach urkundlichem Material wurden die Momente des Todes des Kurfürsten und das ganze Prozeßverfahren gegen Lippold mit allen seinen Inquisitionen und schließlich seine Hinrichtung ge⸗ schildert. Harz ⸗Geschichtsverein: Past. Th. Stenzel sprach über das Münzwesen Anhalts im Mittelalter. Thüringisch⸗Sächsischer Geschichts! und Alterthumsverein in Halle: Past. Risel gab eine Biographie des Georg Schüler oder Sabinus, der (am 7. April 1508 zu Brandenburg geboren und seit seinem 15. Jahre in Wittenberg in Melanchthons Hause als Schüler und Student zum Juristen gekildet) später Melanchthons Schwiegersohn), die Gunst verschiedener Fürst⸗ licher Persöntichkeiten jenes Zeitalters gewann. Gern gesehen bei dem Magdeburger Eczbischof Albrecht von Brandenburg; bei Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, der ihn 1541 als seinen Gesandten auf den Regensburger Reichstag schickte; durch Kaiser Karl V. in den Adelftand erhoben, endlich von Herzog Albrecht von Preußen 1544 1547 zum Rektor der Universität in Königsberg ernannt, starb derselbe am 2. Dezember 1560 in Frankfurt a. O. Verein f. Ge— schichte und Alterthumskunde zu Frankfurt a. M.: Pred. Dr. Dechent über die altchristlichén Sarkephage in Rom. Verein f. Anhaltische Geschichte und Alterthumskunde zu Dessan: Sanitäts-Rath Fränkel uber eine Anzahl vorgeschichtlicher Gegenstände; Reg. Rath Lange über die Sage vom Krötenringe; Oberst v. Olszewski über die zu defen⸗ siven Zwecken erbauten Burgwälle in den Eib⸗ und Muldeniede⸗ rungen.

Daz bayerische Kultus ⸗Ministerium hat die photogra⸗ phische Vervielfältigung der Kunstschätze des bayeri⸗ schen Nationalmusenm s und die Herausgabe derselben in un— veränderlichem photographischen Drucke dem Photographen J. B. Obernetter in München ausschließlich übertragen. Das Direktorium des Museums macht dies mit dem Bemerken bekannt, daß sämmtliche Blätter mit dem Stempel des bayerischen Nationalmuseums versehen sind. Der Preis der Lieferung (10 Blatt mit kurzem Text) ist 10416, des einzelnen Blattes 1 Format der Blitter 32448 Centimeter. Unagufgezogene Exemplare für Schulen kosten 690 FJ. . Den, Kom⸗ missiongverlag hat die Buchhandlung von Max Kellerer in München.

Der Professor Dr. Karl Siegfried aus Schulpforta und der Archidiakonns Dr. Rudolph Seyerlen aus Tübingen stnd zu ordentlichen Professoren bei der theologischen Fakultät der Gesammt⸗ Universität in Jena ernannt worden.

Der unlängst in Pa via kinderlos verstorbene Senator und Professor Luigi Porta hat der dortigen Universität sein ganzes bedeutendes Vermögen vermacht, jedoch für den Fall, daß die Universttät verlegt werden sollte, die Bestimmung getroffen, daß dann die Stadt Pavia Erbin seines Vermögens wird, es aber zu Unter— richtszwecken verwenden muß.

Wie man aus Mailand meldet, hat im dortigen Staats⸗ Archiv Dr. Arthur Wolméky beim Durchstöbern einiger Dokumenten⸗ Faccikel verschied'ne Autographen Galileis endeckt, von denen die palatinische Sammlung nichts weiß, und die sich namentlich auf die Unterhandlungen beziehen, welche der Gelehrte mit Spanien er⸗ öffnet hatte, um die doctige Regierung in den Besitz seines Systems, sich bei der Schiffahrt der Gradmessung zu bedienen, zu setzen. Zum Theil beziehen die Autographen sich auf Galileis Reise nach Rom, die er im Jahre 1624 unternahm, um dem Papste Urban VIII. seine Hulcigüngen darzubringen. Die für die Geschichte so interes⸗ sante Entdeckung soll Gegenstand einer besonderen Schrift werden.

Ja Norwich wurde am 20 September ein großes Mu sik⸗ fest unter sehr zahlreicher Betheilignng des Publikums eröffnet. Die Musikaufführungen stehen unter der Leitung von Sir Julius Benedikt und werden von einem 76 Instrumentalisten zählenden Srchester und einem 284 Mitglieder starken Chore ausgeführt. Die Soll ruhen in den Händen bewährter Kunstkräfte, unter denen sich Mlle. Albani, Mlle. de Belocca, Madame Lemmens⸗Sherrington, Mabame Pati, Mr. E. Lloyd und Signor Foli befinden. Am ersten Tage gelangte Mendelssohns großes Oratorium Elias“ zur recht wirkungsvollen Aufführung. Das übrige Programm bringt als Haupt⸗ werke Benedikts Cantate , St. Cecilia“, Bennetts Orgtocium The Woman of Samarian und Haendels Messias“, denen sich Komposi⸗ tionen von Haydn, Spohr, Rossini, Pierson, Randegger u. s. w. anschließen.

Gewerbe und Handel.

Nach Art. 42 der Allg. Deutschen Wechselordnun kann durch Hinzufügung der Worte „ohne Proötest“, „ohne Kosten auf dem Wechsek die Aufforderung zur Unterlassung der Pratest. aufnahme ergehen. Es empfiehlt sich aber, wie die ‚Magdh. Zig.“ schreibt, die angegebenen Worte voll auszuschreiben und nicht mit „0. P.“, „o. K.“ abzukürzen, da mehrere Königliche Bankstellen, in Uebereinstimmung mit dem Haupt⸗Bank Direktorium, dergrtige Ab⸗ kürzungen nicht respektiren. Die voll ausgeschriebene Bemerkung „ohne Protest“, „ohne Kosten“ findet dagegen stets Beachtung.

Die Görlitzer Aktiengesellschaft für Fabrikation

von Eisenbahnmaterial hat in der letzten Rechnungsperiode