Geschwader die Rhede verließ, paradirten die zurückbleibenden Segelschiffe auf den Raaen.
Die nunmehr folgenden reglementarischen Bewegungen waren insofern mit der später zur Ausführung zu bringenden Gefechtsidee in Verbindung gesetzt, als dabei von dem Gedanken ausgegangen wurde, daß eine zum Schutz der Küste bei Warnemünde stationirte und in See gegangene Flotten⸗ abtheilung durch die Vornahme von Evolutionen von dem kom⸗ mandirenden Admiral geübt wird, und während der Ausführung dieser Manöver plötzlich die Nachricht von einem in Sicht kom⸗ menden Feind erhält.
Die Uebungen selbst begannen mit der Herstellung der Reihe, in welcher die Panzerfregatten mit mehreren Kabellängen Distanz untereinander dem Flaggschiff in nachstehender Ordnung folgten: „Kronprinz“, „Kaiser“, „Hansa.“
Aus der Reihe wurden Echelons links hinter dem Flagg⸗ schiff, dann die Normalstellung, (schachbrettförmige Aufstellung), und aus dieser die Linie, d. h. alle 4 Schiffe nebeneinander in breiter Front, entfaltet. Aus der Linie wurde zum Schluß wieder in Reihe übergegangen. Die ganze Bewegung fand in nordwestlicher Richtung von Warnemünde statt.
Nachdem die 4 Panzer in der oben gedachten Weise wieder Reihe gebildet, begann der Eintritt des Gefechtsverhältnisses, d. h. wurde der Feind, in der Stärke von 3 Panzerschiffen, in Sicht gemeldet. Auf diese Meldung hin erfolgte vom Admiral⸗ schiff aus an das Geschwader der Befehl, sich zum Gefecht klar zu machen und auf den Gegner abzuhalten. Da derselbe den Kampf annahm, so eröffnete das Geschwader das Feuer mit seiner Artillerie.
Dem überlegenen Angriff entzog sich der Gegner bald mit voller Dampfkraft; zwei stark beschädigte Schiffe, markirt durch mit Flaggen versehene Flöße, aber gelang es, zu überholen und mit Lauffeuer zu beschießen. Auf das ihm gegebene Signal machte das Geschwader nunmehr Kehrt, „Kaiser“ und „Hansa“ allein wurden beauftragt, die beschädigten Schiffe in den Grund zu rammen.
Nachdem das 3. feindliche Schiff („Falke„ außer Sicht gemeldet worden war, sammelte sich die Flotte wieder, um demnächst auf dem Rückweg nach dem Äinkerplatze, für welchen wieder das Friedensverhältniß angenommen wurde, noch einige Segel⸗ Manöver zu zeigen. Dieselben bestanden in dem sogleich aus⸗ geführten Befehl: „Alle Segel setzen⸗ und darauf: „Segel fest⸗ machen.“
Bei diesen Segel⸗Exercitien richteten sich sämmtliche Panzer⸗ schiffe nach dem „König Wilhelm“ derart, daß die Segel zugleich fielen, vorgeschootet, gehißt und geborgen wurden.
Die Annäherung der aus dem Gefecht zurückkehrenden Kriegs⸗ en. wurde wiederum von den Segelschiffen mit Raaenparade alutirt.
Inzwischen hatte sich wiederum das Königsboot nebst den übrigen, sobald das Se. Majestät tragende Flaggschiff vor Anter gegangen, längsseit desselben gelegt, um Se. Majestät und das Gefolge an Bord der „Grille“ zurückzuführen.
Während der Ueberfahrt sammelten sich die Kutter und Boote zu einem Wettrudern an der Backbordseite des „Kaiser Wilhelm“ und erwarteten unter gehobenen Rudern das Signal zur Abfahrt.
Das Ziel für die Ruderfahrt bildete der 17 Seemeile süd⸗ östlich vor Anker gegangene Avifo „Falke“. Nach ihm nahmen die 14 kleinen, zum Wettkampfe vereinigten Fahrzeuge sogleich die Richtung. Die „Grille“ begleitete den Wettlauf westlich der Boote; an ihrem Bord meldeten sich die drei ersten, bei dem „Falke“ angekommenen Boote als Sieger.
Den ersten Preis erwarb der Kutter vom „Kaiser“, den zweiten ein Kutter der „Niobe“ und den dritten das 2. Boot des Kaiser“. Se. Majestät hatten die Gnade, den Siegern die Preise Selbst zu ertheilen, und bestanden dieselben für die Bootsführer in Uhren und für die Mannschaft in resp. 30, 20, 10 Thlrn.
Nach beendeter Vertheilung, während welcher sich alle in⸗ zwischen herangekommenen Boote der „Grille“ genähert hatten, und dieselbe umgaben, schickte sich die „Grille“ zur Rückkehr nach 36 Hafen an, welche demnächst gegen 44 Uhr angetreten wurde.
Unter dem artilleristischen Gruß sämmtlicher Kriegsfahrzeuge, welcher das Geschwader bald in dichten Pulverdampf hüllte und dem Blicke entzog, und dem weithintönenden Hurrahruf der wieder in den Ragen paradirenden Mannschaft, erreichte die „Grille“, welche jedesmal, sowie Se. Majestät dieselbe betraten, die Kaiserliche Standarte auf dem Hauptmast aufhißte, den Hafen von Warnemünde und legte in demselben an, um Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter wieder an Bord zu nehmen. Dann wurde die Fahrt fortgesetzt und in Rostock gegen 6 Uhr gelandet.
Abends fand eine von der Stadt veranstaltete Festvor⸗ stellung im Theater statt, deren Beginn jedoch der verspäteten Rückkehr halber um eine Stunde hinausgeschoben wurde. Zu derselben hatten die Fürstlichkeiten, das Gefolge, die fremden Militärs, die preußischen Offiziere und ein großer Theil ange⸗ sehener Personen aus der Stadt und vom Lande, soweit der Raum es gestattete, Einladungen erhalten.
Se. Majestät erschienen, Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin⸗Mutter führend, gegen 8 Uhr im Theater, in den fest. lich geschmückten Räumen von der zahlreichen und glänzenden Versammlung mit dreimaligem begeisterten Zoch empfangen, und nahmen zwischen Ihren Königlichen Hoheiten der Großherzo in Mutter und dem Großherzog Platz. Links neben dem Letztern saß Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl, rechts von Zhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin⸗Mutter der Kronprinz, dann Prinz Albrecht. Hinter den genannten Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nahmen die Söhne des Großherzogs Platz. Das Festprogramm eröffnete eine Festouverture und dieser fol⸗ gend ein Festchor. An diese beiden Aufführungen schlossen sich 2 kleine Lustspiele an. Die Allerhöchsten und Höchsten . wohnten der Festvorstellung bis gegen den Schluß in bei.
An Stelle des am 21. d. M. ausgefallenen Corps⸗Exer⸗ zierens hatten Se. Majestät dasselbe zu Donnerstag, dem 23. unter Abänderung der ursprünglichen Bestimmung und Ab⸗ kürzung des eigentlichen dreitägigen Feldmanöpvers befohlen. Die General⸗Idee zu demselben, welche gleichzeitig für die übrigen Manövertage des 18. Armee⸗Corps geltend bleibt lautete folgendermaßen: ;
Ein feindliches Armee⸗Corps (We steorps) ist unter dem Schutze eines Geschwaders am Heiligen⸗Damm nördlich Doberan gelandet, hat Rostock besetzt und foll gegen die untere Oder vordringen.
Das IX. Armee⸗Corps (Ost⸗Corps), welches zum Schutz der Ostseeküsten im östlichen Mecklenburg und Vorpom⸗
worden.
bahn über Malchin und Güstrow gegen Rostock instradirt
Hieraus ergab sich folgende Spezial-Idee für das West⸗Corps, d. h. den markirenden Feind. Das West⸗Corps hat am 20. September Abends mit seinem Gros Rostock besetzt, eine Avantgarde an die Kösterbeck vorgeschoben und Vorposten auf der Linie Hohen⸗Schwarfs — Flein⸗Schwarfs — Bandelstorf etablirt. Eingegangenen Nachrichten zufolge sind feindliche Truppen auf den Bahnhöfen zu Malchin und Güstrow debarkitt worden; auch wird der Anmarsch feindlicher Abtheilungen aller Waffen auf den Straßen Malchin⸗Rostock und Güstrow⸗Rostock gemeldet. Der kommandirende General beschließt, am 21. Sep⸗ tember in der Richtung auf Güstrow vorzugehen, um, wenn möglich, den Feind anzugreifen, ehe er seine Konzentration be⸗ wirkt hat. Der markirte Feind wird gebildet durch das Füfstlier⸗ Bataillon Infanterie⸗Regiments Nr. 76, das Jäger⸗Bataillon Nr. 9, je 1 Escadron der 5 Kavallerie⸗Regimenter des Armee⸗ Corps, 1. und 2. reitende Batterie Artillerie⸗Regiments Nr. 9 2. Batterie Artillerie⸗ Regiments Nr. 24.
Für das Ost⸗Corps (X. Armee⸗Corps) ergab sich fol⸗ gende Spezial Idee:
Das 1X. Armee⸗Corps ist am 20. September Abends mit der 17. Diviston, der Kavallerie⸗Brigade und der Corps-Artillerie bis vorwärts Laage, mit der 18. Division auf dem Güstrow⸗ Rostocker Landwege bis in gleiche Höhe mit der 17. Division vorgegangen. Die Vorposten beider Divisionen stehen auf der Linie GoeldenitzPankelow⸗Dummers torf⸗Kavels dorf⸗Damm. Nach übereinstimmenden Meldungen stand der Feind am 20. Sep⸗ tember Abends mit seinen Hauptkräften noch in Rostock, doch deuten die dort getroffenen Vorbereitungen auf eine Fortsetzung seines Vormarsches in der Richtung auf Güstrow.
Der kommandirende General beschließt, den Feind anzu⸗ greifen, und konzentrirt bei Tagesanbruch beide Divistonen un⸗ mittelbar hinter der Vorpostenlinie in gedeckter Aufstellung, und zwar die 17. Division, die Kavallerie⸗Brigade und die Corps⸗ Artillerie bei Pankelow, die 18. Division bei Kavelsdorf.
Die Ausführung des Manövers erfolgte in der Weise von Seiten des Ost⸗Corps, daß der kommandirende General, um die Gegner von Rostock abzudrängen, die 17. Diviston in 2 Kolonnen mit der 33. Infanterie⸗Brigade auf Dischley, mit der 34. In⸗ fanterie⸗Brigade auf und neben der Chaussee gegen Beselin vor⸗ gehen ließ. Gleichzeitig marschirte die 18. Diviston mit der 36. Infanterie⸗Brigade an der Tete in der Direktion auf Hohen⸗ Schwarfs vor. Die 35. Infanterie⸗Brigade wurde vorläufig als Reserve zurückgehalten. Beide Divisionen bewirkten die Auf⸗ klärung des Vorterrains durch die Divisions⸗-Kavallerie.
Die aus den 3 Dragoner⸗Regimentern (Nr. 13, 17, 18) zusammengesetzte Kavallerie Brigade ging in der rechten Flanke vor, dieselbe deckend und zugleich den Feind und seine Aufstellung und Stärke rekognoszirend. Die Corps⸗Artillerie folgte in der Mitte, auf der Straße Be⸗ selin⸗Rostock.
Nach einem Angriff auf den Abschnitt des Koesterbek— Baches, welcher lebhaft vertheidigt wurde, forcirte der Angreifer die Stellung und schritt dann, den waldigen rechten Thalrand derselben ersteigend, weiter zum Sturm auf Lie Roggentiner Höhen vor, an denen das Manöver gegen 1 Uhr sein Ende erreichte.
Se. Majestät begaben Sich nach Schluß desselben, gefolgt von allen Fürstlichkeiten, den Gästen und den als Zuschauern und Schiedsrichtern kommandirten Offizieren nach Doberan, um daselbst das Diner bei Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin Mutter am Heiligen Damm einzunehmen und Abends einem dort im Kurhaus arrangirten Festball beizuwohnen. Die Ankunst Sr. Majestät daselbst erfolgte Nachmittags 4 Uhr. Allerhöchstdieselben wurden von dem Gemeindevorstand und der Geistlichkeit an einer Ehrenpforte, bei welcher sich die Schulen der ganzen Umgegend mit einem Musik-Corps aufgestellt hatten, feierlich empfangen. Se. Majestät der Kaiser, der Kronprinz und der Prinz Carl stiegen in Großherzoglichen Palais ab.
Für heute und morgen war die Abhaltung der Feldmansöver der 17. gegen die 18. Division in dem Terrain zwischen Rostock und Dobberan in Aussicht genommen.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr ver— sammelten sich heute zu einer Sitzung.
Die Reichs tags⸗Kommission zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichts verfassungs⸗Gesetzes, einer Strafprozeß⸗Ordnung und einer Eivilprozeß⸗ Ordnung nebst Sinführungsgesetzen berieth in ihrer Sitzung vom 22. September zunächst den Tags vorher aus⸗ gesetzten 5. 356, welcher die Fälle aufführt, in denen von dem Verletzten die prinzipale Privatanklage erhoben werden kann. Der⸗ selbe wurde angenommen unter Ablehnung einiger beantragter Zusätze. Hierauf ging die Kommission zum dritten Abschnitt (Anschluß des Verletzten als Nebenkläger) über. Eine lebhafte Erörterung rief 5. 366 hervor, indeß wurde der Erweiterungs⸗ Antrag des Abg. Wolffson abgelehnt und schließlich der ganze dritte Abschnitt (88. 366 —– 374) mit unwesentlichen Aenderungen angenommen. Ein Antrag der Abgg. Dr. v. Schwarze und Hr. Grimm, in einem vierten Abschnitt den Adhäsionsprozeß aufzu⸗ nehmen, blieb in der Minderheit. Endlich wurden noch von dem ersten Abschnitt des sechsten Buchs (Verfahren bei amts⸗ gerichtlichen Strafbefehlen) die §5§. 375 und 376 unverändert angenommen.
— Bei Eheschließungen sind der Vorschrift in §. 36 des Gesetzes vom 9. März pr. entgegen, wiederholt min der⸗ jährige Zeugen zugezogen worden. Einige Bezirksregierungen haben solche Eheschließungen für ungültig erachtet und eine Wiederholung derselben unter Zuziehung von zwei großjährigen Zeugen angeordnet. Diese Ansicht hat der Minister des Innern in Uebereinstimmung mit dem Justiz⸗Minister in einem Cirkular⸗ Erlaß vom 16. Juli d. J. nicht für zutreffend erachtet. Der §. 35 Bes allegirten Gesetzes bestimmt: „Die Ehe wird dadurch geschlossen, daß die Verlobten in Gegenwart von zwei Zeugen vor dem Standesbeamten persönlich ihren Willen erklären u. s. w.“ und erst der 5. 36 fügt die Vorschrift hinzu: „Als Zeugen sol⸗ len nur großsährige Personen zugezogen werden u. s. w.“ — Schon nach dieser Stellung der betreffenden Bestimmungen würde die Annahme nicht gerechtfertigt sein, daß die Zuziehung eines 5 Zeugen unter allen Umständen die Nichtigkeit des Eheschließungsaktes nach sich ziehen musse. Es geht überdies aber aus dem Berichte der X. Kommission des Herrenhauses über den qu. Gesetzentwurf unmittelbar hervor, daß dahin die Absicht in der That nicht gegangen ist. Es heißt nämlich dort Seite 15: „Zu 5§. 34 (letzt 8 35) wurde eine andere Fassung vorgeschlagen, um die Bedenken darüber zu beseitigen, welche
Formen für wesentlich zu erachten seien, und um den Zeitpunkt festzustellen, wann eine Ehe als geschlossen anzusehen sei.“ Da nun der 8. 34 fetzt 35) die Beslimmung, daß die Zeugen dag Alter der Großsährigkeit erreicht haben müssen, nicht enthalt diese Bestimmung vielmehr erst in dem darauf fokgenden Para⸗ graphen Aufnahme gefunden hat, so muß angenommen werden daß der Gesetzgeber die Großjährigkeit der Zeugen nicht als ein, wesentliche in dem oben gedachten Sinne betrachtet hat, und da vielmehr die Vorschrift des jetzigen 8. 36 nur eine instruktionell Bedeutung hat.
. Der nächste Kom munal-Landtag der Neu marl wird am 15. November d. J. in Cüstrin eröffnet werden.
Hannover, 23. September. Se. Königliche Hoheit Pri Gee , n, , nnn m,, m, ,. hier n. troffen und in Rudolphs Hotel abgestiegen.
— Der Provinzial-Landtag beendete heut die Be— rathung des Finanz Etats für 1876, nahm in Verbindung da— mit den Antrag wegen Uebernahme der auf den Provinzial⸗ verband übergehenden niederen landwirthschaftlichen Lehranstalten an und beschloß die Vergrößerung der Räumlichkeiten des Werk— hauses zu Moringen und Gehaltserhöhungen bezw. die Erthei⸗ ung von Remunerationen für das Werkhaus.
Bayern. München, 22. September. Die Prinzen Luitpold und Ludwig sind auf die Nachricht von dem Ab— leben des Prinzen Adalbert gestern Abends aus dem Algãu zurückgekehrt. Aus gleichem Anlaß trifft Ihre Majestät di. Königin⸗Mutter mit dem Lindauer Schnellzug heut Abends 8 Uhr aus Hohenschwangau hier ein. — Mit dem Salzburger Schnellzuge sind gestern Abends 93 Uhr der Herzog und die Herzogin von Modena — letztere ist eine Schwester des ver— storbenen Prinzen Adalbert — hier eingetroffen und im Prinz Luitpold⸗Palais abgestiegen. — Gestern Abends ist der Herzog Max Emanuel mit seiner jungen Gemahlin, Prinzessin Amelie, aus Wien hier eingetroffen. Das junge Ehepaar wurde am Bahnhof vom Herzog Max empfangen. Heute Vormittags begaben sich dieselben zu ihren Hohen Verwandten nach Possen— hofen; ebenso ist heute Morgens mit dem Wiener Schnellzug der Herzog Karl Theodor mit Gemahlin, zurückkehrend von den Ver⸗ mählungsfeierlichkeiten des Herzogs Max Emanuel, hier ein— getroffen, und hat fich alsbald nach Schliersee weiter begeben.
Sachsen. Dresden, 22. September. Auf Allerhöch⸗ sten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens des Prinzen Adal⸗ bert von Bayern am Königlichen Hofe eine Trauer auf zwei Wochen, vom 23. September bis mit 6 Oktober d. J, angelegt.
Leipzig, 23. September. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albrecht von Preußen traf heute früh mit Gefolge von Kamenz in Schlesien hier ein und reiste um 77 Uhr auf der Thüringer Bahn weiter nach dem altenburgischen Jagd⸗ schlosse Hummelshain.
Württemberg. Stuttgart, 22. Sptember. Die Königin ist gestern Abend von Friedrichshafen im hiesigen Residenzschlosse eingetroffen.
— Wegen Ablebens des Prinzen Adalbert von Bayern ist von gestern an auf 8 Tage Hoftrauer angeordnet worden.
— 24. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Ersatz⸗ wahl eines Abgeordneten zum Reichstage für den 1. Württem⸗ bergischen Wahlkreis siegte in der Stadt Stuttgart der Kandidat der national⸗liberalen Partei, Kammer⸗Präsident Földer, über die Gegenkandidaten Redakteur Hillmann (Sozial⸗ Demokrat) und Rechts anwalt Diefenbach (Volkspartei). Letzterer erhielt die wenigsten Stimmen. Aus dem Oberamt Stuttgart liegt das Resultat der Abstimmungen noch nicht vor, doch durfte durch dasselbe das Endresultat kaum geändert werden, so daß . jetzt Kammer⸗Präsident Hölder als gewählt betrachtet wer⸗ en kann.
Sessen. Darm stadt, 22. September. Der Prinz und die Prinzessin Ludwig reisten heute Vormittag mit der Odenwaldbahn nach Michelstadt, um sich von da nach Wald⸗ . zum Besuch bei Fürst Leiningen und Gemahlin zu egeben.
— Heute Vormittag um 11 Uhr hat sich der Hofmarschall v. Küchler nach München begeben, um im Auftrage Sr. König⸗ lichen Hoheit des Großherzogs der Beisetzung des Prinzen Adalbert von Bayern beizuwohnen.
Mecklenburg. Ro stock, 22. September. Die „Rostocker Ztg.“ veröffentlicht heute folgendes, der Rhederei des wegen der Affaire mit den Carlisten bei Zarauz in Spanien viel be⸗ sprochenen Schiffes „Gustav“ vom Rath mitgetheiltes Mi⸗ nisterialreskript: Dem Magistrat zu Rostock wird mit Bezug⸗ nahme auf dessen Bericht vom 17. v. M., betreffend das Schiff „Gustav“, eröffnet, daß das unterzeichnete Mi⸗ nisterium, in Uebereinstimmung mit einer Erklärung des auswär⸗ tigen Amtes, welches davon ausgeht, daß der Rhederei ein klagbarer Anspruch auf Entschädigung in keiner Weise zusteht, der auf die letztere entfallende Theil, der hier seiner Zeit von Reichswegen für die Interessenten des „Gustav“ bereits zur Disposition gestellten Summe so lange einbehalten wird, bis die Rhederei ihren Protest gegen die Höhe der von der Reichsregierung in Madrid geltend gemachten und von der Königlichen spanischen Regierung zugestandenen Entschädi⸗ gungssumme zurückgenommen und sich zur Ausstellung einer vorbehaltlosen Quittung über die zur Auszahlung gelangende Summe bereit erklärt haben wird. — Die vom Kapitän Zeplin und der Mannschaft in Ansatz gebrachten Beträge für verloren gegangene Effekten werden nunmehr von hier aus direkt bezahlt werden. Der Magistrat wird angewiesen, der Rhederei die desbezüglichen Eröffnungen zu machen und darüber, daß dies geschehen, binnen 14 Tagen zu berichten. Schwerin, 8. Sep⸗ tember 1875. Großherzoglich Mecklenburgisches Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Für den abwesenden Minister:
Buchka.“
. 19. September. Der „Offizielle An⸗ zeiger“ Nr. 32 enthält in der 1. Abtheilung die landes⸗ herrliche Ausführungs⸗Verordnung zum Reichsgesetze über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875; die 2. Abtheilung enthält die regiminelle
Instruktion für die Standesbeamten.
Sachsen⸗Weimar⸗Fisenach. Weimar, 23. September. (Weim. 3.) An den am 20. und 21. d. M. in Friedrichroda stattgehabten thüringischen Ministerkonferenzen haben theil⸗ genommen: 1) für Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach Geheim⸗Rath Dr. Stichling, Geh. Staatsrath Dr. Frhr. v. Groß, Geh. Justiz⸗Rath Dr. Brüger; 2) für S.⸗Meiningen Wirkl. Geheim⸗Rath Dr. Frhr. v. Uttenhoven, Regierungs⸗9Rath Trautmann; 3) für S.⸗
mern dislozirt war, ist, unter theilweiser Benutzung der Eisen⸗
von den in der Vorlage für die Eheschließung vorgeschriebenen
Altenburg. Regierungs⸗Rath Göpel; 4) für S.⸗Coburg⸗Gotha Staats⸗Minister Dr. Frhr. v. Seebach, Geh. Staatsrath Brück⸗
ner, Staatsrath Rose; 5) für Schwarzburg⸗Rudolstadt Staats⸗ Minister Dr. v. Bertrab, Regierungs⸗Rath Hauthal; 6) für Schwarzburg⸗Sondershausen Geh. Staatsrath Blei, Regierungs⸗ Rath Gerber; 7) für Reuß ä. 8. Regierungs⸗Rath v. Geldern⸗ Crispendorf; 8) für Reuß j. 8. Staals⸗Minister Dr. v. Harbou, Regierungs-Rath Engelhardt. Neben der Frage nach Herbei⸗ führung einer thunlichst gleichmäßigen Einrichtung der Standes⸗ ämter sind auch die Aufhebung der Stolgebühren und die damit in Verbindung stehenden Fragen Gegenstand gemeinsamer Be⸗ sprechung gewesen.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 22. September. Gestern Nachmittag ist die diesjährige Sesston des Bezirks⸗ tags für das Unterelsaß durch den Bezirks⸗Präsidenten ge⸗ schlossen worden.
Desterreich⸗Ungarn. Wien, 23. September. Dem Vernehmen nach wird die Kaiserin am Sonnabend die Rück⸗ reise nach Wien antreten.
Pest, 21. September. Franz Deak hat heute Vormittag eine Deputation der Wähler der inneren Stadt Pest empfangen, welche ihm aufs Neue die Kandidatur anbot. Deak hat das Mandat, in der Hoffnung, daß seine Gesundheit bald hergestellt sein wird, anzunehmen erklärt.
Großbritannien und Irland. London, 21. Sep⸗ tember. Die Königin verließ gestern Abend in Begleitung der Prinzessin Beatrice Schloß Balmoral und begab sich nach Je⸗ verary zu einem mehrtägigen Besuche des Herzogs von Argyll. Letztgenannter ist bekanntlich der Vater ihres Schwiegersohnes, des Marquis von Lorne. Prinz Leopold hat sich nach Blyths⸗ word House zu einem Besuche des Obersten Campbell begeben.
Frankreich. Paris, 22. September. Der „Moniteur“ bestätigt, daß Du eros vor der Hand Präfekt von Lyon bleibt. Buffet will erst eine Untersuchung vornehmen. — Das fran zösische Svolutionsgeschwader befindet sich seit dem 17. in Algier. Das Schiff „Magenta“, mit dem Admiral Roze an Bord, ist am 18. d. angekommen. Die Flotte macht Uebungen im Feuer. Zwei österreichische Fregatten sind eben⸗ falls vor Algier. — Die Unversöhnlichen der äußersten Linken wollen offen mit der übrigen Linken brechen und unter Louis Blanc einen besonderen Verein gründen. — Der Herzog von Cambridge verläßt heute Paris.
— 23. September. (W. T. B) Das Journal „Temps“ bestätigt die vom „Courrier de France“ gebrachte Nachricht, daß das Ministerium einstimmig beschlossen habe, eine Kahi⸗ netsfrage daraus zu machen, daß die Deputirtenwahlen nicht nach dem Listenskrutinium, sondern nach Arrondisse⸗ ments vorgenommen werden.
— (Monatsübersicht für Juli und August.) Der Präsident der Republik kehrte am 5. Juli von seiner Rundreise durch die überschwemmten Departements nach Versailles zurück. Die Kaiserin von Oesterreich passirte in der Nacht vom 29. zum 30. Juli Paris, um sich zur Kur nach dem Bade Sassetot zu begeben. Am 16. Juli kam der Sultan von Zanzibar auf seiner europäischen Rundreise in Paris an und schiffte sich am 29. in Marseille nach Afrika ein.
Es starben von hervorragenden Personen am 8. Juli der Kardinal Erzbischof Matthieu von Besangon, am 24. Juli der Geistliche Athanase Coquerel, Sohn des bekannten reformirten Theologen, am 25. Juli der Admiral Exeelmans, in Folge eines Sturzes vom Pferde, und am 30. August der General Graf von Montebello, ehemaliger Adjutant des Kaisers Napoleon.
In der Nationalversammlung wurde am 6. der An⸗ trag, die Konzession für den Bau der flandrisch⸗pikardischen Linien der Nordbahn⸗Gesellschaft zu ertheilen, abgelehnt und der Ausschußantrag angenommen, der flandrisch⸗pikardischen Gesell⸗ schaft die Konzession zuzusprechen, obgleich der Minister der öffentlichen Arbeiten sich dagegen äußerte. Darauf trat die Ver⸗ sammlung in die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Beziehungen der öffentlichen Gewalten, ein. Mit der An⸗ nahme des Gesetzes über den höheren Unterricht, welche am 12. Juli erfolgte, errang die ultramontane Partei einen ent⸗ schiedenen Sieg. Die gesammte Rechte, das rechte Centrum, die Bonapartisten, die Anhänger Wallons und Laboulaye's, die Minister Buffet, Wallon, Montaignae und Meaux stimmten für dasselbe; der Herzog von Decazes war, weil auf Urlaub, nicht zugegen; die Minister de Cissey und Caillaux fehlten; 115 Mit⸗ glieder, unter ihnen die Minister Say und Dufaure, enthielten sich der Abstimmung. Bei der Verhandlung über das bonapartistische Comité des „Appel au peuple“ vertheidigte Rouher in längerer Rede die Bonapartisten gegen die wider sie in dem Bericht Savary's enthaltenen Angaben. Nachdem Savary die Behaup⸗ tungen Rouhers widerlegt hatte, sprachen am 15. die Minister Buffet und Dufaure und darauf Gambetta. Der Letz⸗ tere wandte sich gegen die Bonapartisten, warf dem
Vize⸗Präsidenten des Kabinets vor, daß er die bona— partistischen Beamten erhalten wolle, protestirte gegen die Be⸗ hauptung, die republikanische Partei sei die revolutionäre und stellte das Kabinet als ein blos geduldetes hin. Buffet erklärte, er könne die Lage einer nur geduldeten Regierung nicht an⸗ nehmen, er stelle daher den Antrag, die Versammlung möge die von Baragnon vorgeschlagene Tagesordnung annehmen, dagegen werde er die einfache Tagesordnung als ein Mißtrauensvotum auffassen. Die erstere, lautend: „Die Nationalversammlung geht im Vertrauen auf die von der Regierung abgegebenen Erklärungen zur Tagesordnung über“ wurde darauf mit 483 gegen 3 Stim⸗ men angenommen, nachdem die einfache Tagesordnung mit 424 gegen 272 Stimmen verworfen worden. Der Präsident richtete alsbald an Buffet ein Dankschreiben für sein energisches Ein⸗ treten für die konfervative Politik in der Sitzung vom 14. Juli. Am 19. genehmigte die Nationalversammlung den Gesetzentwurf wegen Er⸗ höhung der Gehälter für die Volksschullehrer und begann darauf die Budgetberathung. Sodann wurde die Dringlichkeit für den Bericht der Kommission zur Prüfung des Gesetzentwurfs über den Bau eines Tunnels zwischen Calais und Dover beschlossen. Bei der Berathung des Malartre'schen Vertagungsantrages am 22. Juli beantragte die zur Prüfung desselben niedergesetzte Kom⸗ mission, in Uebereinstimmung mit der Regierung, als Anfangs⸗ punkt für die parlamentarischen Ferien den 4. August und als Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Sesston der Nationalversamm⸗ lung den 4. November festzüsetzen. Der dahin modifizirte An⸗= trag Malartre's fand nach längerer Debatte mit 470 gegen 155 Stimmen Annahme. Die Versammlung erledigte dann in den Sitzungen vom 23. bis 27. Juli die zweite Berathung des Hesetzentwurfs über die Wahlen zum Senat und wählte am 29. die Mitglieder für den ständigen Ausschuß; am 30. beendigte sie die Budgetberathung und bewilligte dem Friegs⸗Minister einen besonderen Kredit. In der Sitzung vom
2. August wurde das Gesetz über die Senatswahlen mit 559 gegen 73 Stimmen genehmigt. der Gesetzentwurf über den
Calais und Dover angenommen. Der Antrag Wad⸗
das Gesetz Tallon angenommen, welches die streitigen Wahlen der Entscheidung des Staatsraths überweist. An den beiden letzten Tagen, 3. und 4. August, erledigte die Versammlung end⸗ lich in je 2 Sitzungen die Budgets der Ministerien, bewilligte
stützung politischer Ausgewanderter und erklärte ihre Zustimmung zu den Gesetzentwürfen über den Beitritt Frankreichs zu dem internationalen Postvertrage, sowie über den Bau der großen Pariser Gürtelbahn. Darauf wurde die Session geschlossen. Die Berichterstattung über die beantragte Aufhebung des Be⸗ lagerungszustandes wurde bis nach den Ferien vertagt.
Die Permanenz⸗Kommission versammelte sich seit der Vertagung der Nationalversammlung zum ersten Male am 19. August. Es wurden mehrere Fragen über Verwaltungs—⸗ Angelegenheiten an die Regierung gerichtet. Ueber die neueste Schrift Gladstone's Rome and the newest fashions in religion“ ertheilte der Vize⸗Minister⸗Präsident die Auskunft: es sei zwar die Einführung dieses Buches in Frankreich nicht verboten, das⸗ selbe jedoch den gesetzlichen Bestimmungen über die Kolportage unterworfen, und er werde die Genehmigung zum Vertriebe weder für Schriften politischen Inhalts, noch für Streitschriften gegen den Katholizismus ertheilen.
Am 16. August wurde in ganz Frankreich die Session der Generalräthe eröffnet. Von den meisten wurden die früheren Präsidenten wieder gewählt. In Bordeaux erhielt der Herzog von Decazes bei der Wahl 33 von 41 Stimmen.
Das „Journal offieiel“ vom 27. Juli veröffentlichte bereits das Gesetz über den höheren Unterricht. Das amtliche Blatt vom 15. August verkündigte die Ernennung Paulier's, Bischofs von Grenoble, zum Erzbischof von Besangon und die Ernennung Fava's, Bischofs von Martinique, zum Bischof von Grenoble.
Zur Gründung einer katholischen Universität ver⸗ einigten sich im August 6 Erzbischöfe unter dem Kardinal Gui⸗ bert, welche einen Hirtenbrief erlassen haben, der zu Geld⸗ beiträgen auffordert. Der Bischof von Angers hat sich seiner⸗ seits in einem Hirtenbriefe zur Gründung einer Hochschule in seinem Sprengel erboten. In Cambray fand am 10. August eine Versammlung von ultramont nen Delegirten statt, in wel⸗ cher beschlossen wurde, die erste „freie Universität in Lille am 1. November, zunächst mit nur einer Fakultät, der juristischen, zu eröffnen. Der „Univers“ vom 16. August kündigte die Er⸗ oͤffnung der katholischen Hochschule in Paris ebenfalls bereits für den November an.
Vom 18.—22. August war in Poitiers der katholische Kongreß versammelt und nahm einstimmig mehrere Wünsche in Betreff des Universitäts⸗Unterrichts an. Ferner nahm der Kongreß u. A. einen Bericht des Jesuitenpaters Taupin über die Presse entgegen, der im Sinne der Lehrsätze des Syllabus abgefaßt war, und den Wunsch an, daß die katholische Presse einen regeren Anstoß und weitere Verbreitung erhalte. Auf die⸗ sen Kongreß folgte die Zusammenkunft der katholischen Arbeitervereine in Rheims, welche bis zum 27. August währte.
Das von dem Seine⸗Präfekten Duval erlassene Verbot der Feier der Prämienvertheilung in dem liberalen Collège Chap- tal, einer städtischen Anstalt, erregte große Erbitterung. Die Angelegenheit wurde durch den Vorsitzenden des Gymnasial⸗ Verwaltungsausschusses am 4. August vor den Gemeinderath gebracht.
In Lyon wurden die unter Anklage gestellten Mitglieder der geheimen republikanischen Gesellschaft verurtheilt. Die ihnen zuerkannten Strafen belaufen sich von 3 Monaten Gefängniß bis herab zu 50 Fries. Geldbuße.
Der Eröffnung der geographischen Austellung am 15. Juli folgte am 1. August die Eröffnung des internatio⸗ nalen geographischen Kongresses. In Gegenwart des Präsidenten Marschall Mae Mahon und des Großfürsten Con⸗ stantin fand am 11. August die feierliche Preisvertheilung statt. In der mathematischen Gruppe erhielt Rußland, in der Gruppe Hydrographie, Physik, Reisen England, in der historischen Gruppe Frankreich, in der staatswirthschaftlichen die Suezkanal⸗ gesellschaft, in der didaktischen Gruppe Deutschland den ersten
zreis. ö Nach den in der Sitzung der Budget- Kommission am 24. Juli von dem Minister der öffentlichen Arbeiten, Caillaux, ge— machten Mittheilungen über die durch die Ueberschwemmun⸗ gen in den füdlichen Departements angerichteten Verwüstungen beläuft sich der Gesammtschaden auf 75 Millionen Fres.; davon kommen 50 Millionen auf Ernteverluste, 20 auf Ein⸗ bußen am beweglichen Vermögen, 3 auf Zerstörungen von öf⸗ fentlichen Bauten und Wegen und 2 auf Eisenbahnschäden.
Auch die Normandie, namentlich die Umgegend von Li⸗ steux, wurde zu Anfang des Monats Juli durch Ueberschwem⸗ mungen heimgesucht. .
Das Marinebudget giebt den Stand der französischen Kriegsflotte wie folgt an: 272 Schiffe aller Klassen davon 39 im Bau begriffen. Von den übrigen 233 sind 124 aus⸗ gerüstet, davon 6 gepanzert. Das Flottenpersonal hat eine Ge⸗ sammtstärke von 30, 000 Mann. . ö
Das „Journal officiel! vom 11. Juli veröffentlichte den zwischen Frankreich und dem Königreich Anam abgeschlossenen Handels vertrag. Nach den amtlichen statistischen Ausweisen uͤber den französischen Handel während der ersten acht Mona te dieses Jahres beliefen sich die Einfuhren vom 1. Ja⸗ nuar bis 31. August 1875 auf 2,778,419, 000 und die Ausfuh⸗ ren auf 2,5676531, 000 Fr. und zwar zerlegen sich diese Ziffern wie folgt: Einfuhren: Zur Nahrung dienende Gegenstände 183,857,000 Fr., Naturprodukte und Rohstoffe für Industrie 1472, 566 000 Fr., verarbeitete Artikel 312. 50409090 Fr, sonstige Waaren 109, 552, 000 Fr.; zusammen 2 378.419, 009 Fr. Aus⸗ fuhren: Verarbeitete Artikel. 1424 815,909 Fr., Naturprodukte, Rohstoffe und Nahrungsgegenstände 1007 833099 Fr., sonstige Waaren 134, 823, 000 Fr.; zusammen 2, 567,531,000 Fr.
Die indirekten Steuern haben in der Zeit vom 1. Januar bis 31. August 53 Millionen Fr. mehr eingetragen als in der entsprechenden Periode des Vorjahres.
Italien. Rom, 23. September. W. T. B.) In dem heute abgehaltenen Konsistorium hat der Papst die Erzbischöfe Vitellefchi, Randi und Pacca unter den herkömmlichen Ceremonien als Kardinäle eingeführt. Der ebenfalls zum
Kardinal ernannte Erzbischof Antiei Mattei konnte wegen
An demselben Tag wurde Bau des Tunnels zwischen
dingtons, daß den Generalräthen die Prüfung der Wahlen
ihrer Mitglieder gelassen werde, wurde in der Sitzung vom 31. Juli mit 366 gegen 327 Stimmen verworfen und dagegen
den geforderten Supplementarkredit von 300 000 Fres. zur Unter⸗
Krankheit der Feierlichkeit nicht beiwohnen. Außerdem hat dar Papst 3 neue Bischöfe in Frankreich, 7 in Spanien, einen in Havanna, einen in der Schweiz, einen in Italien und einen in Partibus infidelium ernannt.
Türkei. Konstantinopel, 23. September. (W. T. B.) Nach Meldungen vom 21. und 22. d. wurde eine mehr als tausend Mann zählende Insurgentenschaar, die sich auf der Straße von Ragusa nach Trebinje eines Privattransportes bemächtigt hatte, von den türkischen Truppen verfolgt und mit einem Ver⸗ lust von 150 Mann vollständig geschlagen. Cheyket Pascha ist, nachdem er die in Peira kampirenden Truppen verproviantirt und den Insurgenten in einem Gefechte, wobei der Insurgenten⸗ führer Darik fiel, einen Verlust von 260 Mann beigebracht hatte, wieder in Gaezko eingetroffen.
— Die Wiener „Neue freie Presse“ meldet aus Mostar, daß Chevket Pascha 2009 Insurgenten zurückgeschla⸗ gen und zwei andere Insurgentenschaaren bei Celigea und Mokvast zersprengt habe. — Dem „Tageblatt“ wird aus Bel⸗ grad berichtet, die Befürchtung, die Türken könnten einen Zu⸗ sammenstoß provoziren, habe die Entsendung von 4 Bataillonen und 5 Batterien an die Grenze veranlaßt.
Cettinje, 23. September. (W. T. B.) Nach Meldungen aus slavischer Quelle haben die Insurgenten am 21. d. M. einige türkische Compagnien, die einen Provianttransport nach Goransko geleiteten, überfallen. Das mehrere Stunden dauernde Gefecht soll für beide Theile verlustreich gewesen sein.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. September. Der Kaiser ist am 20. September Morgens wohlbehalten in Liviadia eingetroffen.
Dänemark. Kopenhagen, 23. September. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh gingen gestern Nachmittag 2 Uhr an Bord der russischen Jacht, welche dieselben von Kron⸗ studt hierher geführt hatte. Der König und die Königin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, sowie der Großfürst Thron⸗ folger von Rußland und die Großfürstin Dagmar begleiteten die Abreisenden bis an Bord des Schiffes, das um 4 Uhr die Anker lichtete und nordwärts sieuerte.
Amerika. Aus Philadelphia wird der „Times“ telegra⸗ phirt: Ein Telegramm aus Galve ston meldet, daß der jüngste Sturm die Stadt Indianola in Teras gänzlich zerstört hat. Die Leuchtthürme, Werften und fast jedes Haus wurden weg⸗ geschwemmt. Dabei kamen 1060 — 150 Menschen ums Leben. Ein dahin gehender Dampfer konnte keinen Platz finden, um seine Ladung zu löschen und kehrte nach Galveston zurück. — Weitere Kabelberichte über das Unglück melden: Der Sturm in Indianola dauerte zwei Tage. Während dieser Zeit wurde das Meer in die Straßen getrieben und dieselben standen sechs Fuß tief unter Wasser. Sämmtliche Kirchen und Dreiviertel der Wohnhäuser wurden zerstört. Viele der Insassen waren außer Stande, zu flüchsen und einige wurden in das Meer hinausgetragen. Ganze Familien kamen zusammen um, und Leichen wurden in jeder Richtung unter den Ruinen und auf zwanzig Meilen längs des Gestades gefunden. Siebenzig Leichen sind bereits beerdigt worden. Die Ueberlebenden, unter denen großer Nothstand herrscht, sind unterstützt worden. Der Sturm dehnte sich längs der ganzen texanischen Füste aus. Mehrere Ansiede⸗ lungen wurden überschwemmt und, wie verlautet, sollen die Städte Saluria, Matagorda, San Bernardinos und Cedar Lake weggeschwemmt worden sein, in jedem Falle verknüpft mit dem Verlust von Menschenleben. — In Fall River, Massachusetts, haben in Folge einer Lohnherabsetzung 15,000 Arbeiter einen Strike begonnen. Vierzig Baumwollspinnereien feiern.
Nr. 14 des „Deutschen Postarchivs“, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Postverwaltung, hat folgenden In
halt: I. Aktenstücke und Aufsätze, Die Organisation des Pest⸗ wesens der Vereinigten Staaten von Amerika. — Der Haßmn⸗ und Straßenverkehr in Konstantinopel. II. Kleine Mittheilungen: Auszug aus der Chronik des Kaiserlichen Postamts in Dortmund. — Die von Homeyersche Expedition nach Inner ⸗ Afrika. III. Literatur des Verkehrswesens. IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.
— Nr. 36 des Justiz⸗Ministerial⸗Blatts für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, herausgegeben im Bureau des Justiz-Ministeriums, hat folgenden Inhalt: Be— schluß des Königlichen Staats. Ministeriums vom 3. September 1875 und allgemeine Verfügung des Justiz Ministers vom 14. September 1575, betreffend die Benutzung der Postanweisungen bei Zahlungen aus Staatskassen — Allgemeine Verfügung vom 26. September 1875, die Feststellung der Bestände an Ein⸗ und Zweithalerstücken betreffend. ⸗
Kunst, Wissenschaft und TZiteratur.
Ferd. Heldengeschichten des, Mittel⸗ alters. Neue Folge. 3. Heft. 1 Beowulf, 2) Wieland der Schmied, 3 Ravennaschlacht. Zweite Auflage. Kl. 8. mit 9 Illustrationen. Geheftet Preis 1,30 6 Berlin 1875. Verlag der Königl. Geheimen Ober ⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Der Ber- fasser trat ver mehr als dreißig Jahren durch Herausgabe seiner Schönsten Heldengeschichten des Mittelalters! Ceipzig, bei Hartung, Heft 1 bis 5. Neue Folge: Berlin bei R. v. Decker, in 5 Bändchen) den seitdem mannigfach wiederholten Versuch an, die alten nationalen Epen in ungebundener Rede nach Art der bekannten deutschen Volks ⸗ bücher, dem deutschen Volk und seiner Juzend wieder nahe u bringen. Aus den inzwischen nothwendig gewordenen 2, theilweise 3 Auflagen beider Sammlungen ist zu ersehen, daß der Absicht des Herausgebers die Empfänglichkeit des Publikums andauernd entgegenkommt.
— Unter dem Titel „Urkundliche Geschichte Eislebens bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts“ hat Dr. Dermann Größ- ler vor Kurzem (Halle, Verlag der Buchhandlung des Wai⸗ senhaufes, kl. S auf Grund der Urkunden zum ersten Male den ersten Theil einer Geschichte der Stadt Eigleben veröffentlicht, Derselbe reicht bis zum Jahre 1190 und handelt zunächst vom Aer, der Umgebung und den ersten urkundlichen Erwähnungen des Ortes bis zu dem gedachten Jahre. Weiter werden dann noch 2 Urkunden von 1179 und 1191 ausführlicher besprochen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Reichskanzler hat in Ausführung des Gesetzes vom 6. März d. J. Maßregeln gegen die Reblauskrankheit betreffend, für die rechtsrheinlschen Weinbangegenden mit Einschluß der Weinbaubezirke am Main und der Weinbaugegenden im Regierungsbezirk Cassel, zum Aufsichtskommiffar den Wein gutsbefize Lade zu Geisenheim, zum Sachverftändigen den Prof. Kir schbaum zu Wiesbaden ernannt. .
— In Deidesheim, Forst und Wachenheim hat abermals ein Hagelwetter Verheerungen in den Weinbergen angerichtet.
— Aus Rheinhessen wird dem „Frkf. Journ. unterm 20. Sez⸗ tember geschrieben: Im ganzen Ingelheimer Grunde, Heidesheim, Wackernheim, den beiden Ingelheim und Gau⸗Algesheim ist seit
Bäßlers
einigen Tagen die Lese des Früh-Burgunders im Gange;