1875 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Sep 1875 18:00:01 GMT) scan diff

dem Bundezrathe elne Uebersicht der Zahlungen auf die dem Deutschen Reiche von Frankreich geleistete Kriegs kostenentschädigung vorgelegt worden. Nach der⸗ selben betrug die letztere 5 Milliarden Fr. an Kapital, dazu kommen Zinsen mit 301, 145078 Fr., zusammen 5, d0l 45. 078 Ir. Hiervon entfallen auf die in der Zeit vom 1. Juli 1871 bis JI. März 1872 abgetragenen ersten beiden Milliarden nebst der bis 3. März 1872 fällig gewordenen Zinsen der letzten 3 Milliarden 2,150 000000 Fr., auf die vom 29. August 1877 bis 5. September 1873 abgetragenen letzten drei Milliarden nebst den vom 2. März 1872 noch aufge⸗ laufenen Zinsen 3,151, 145.078 Fr. Zu der erst gedachten Rate sind gezahlt 18244816240 Fr., durch Gegen⸗ rechnung (Abtretung der Ostbahn) beglichen 325,123,580 Fr. Zur zweiten Rate sind gezahlt 3, 151,B111,349 Fr., durch Gegen⸗ rechnung beglichen 33779 Fr. Die Zahlungen auf die ersten beiden Milliarden haben für Frankreich gegen das Soll von 1824, 876,420 Fr. einen bei der dritten Milliarde ausgeglichenen Rückstand von 256,912 Fr., die Zahlungen auf die letzten drei Milliarden gegen das Soll von 3, 151,111,349 Fr. einen Ueber⸗ schuß von 841,209 Fr. ergeben. Die Uebersicht registrirt die Zahlungen in Wechseln, Geldsorten, Anweisungen auf Bank⸗ häuser an deutschen Plätzen. Die Zahlungen erfolgten in Thaler⸗, Süddeutscher, Hamburger, Franken⸗, Sterling⸗ und Holländischer Währung.

Zu der in Nr. 225 des Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers veröffentlichten Zusammenstellung der Betriebsergeb⸗ nisse der Gisenbahnen Deutschlands im Monat Au gu st 1875, ist berichtigend zu bemerken, daß es bei den Elsaß⸗Lothringischen Eisenbahnen in Kolonne 17 heißen muß: statt 1,455,944 „4 1,4 55,944.“

Von Entrichtung einer Gewerbesteuer und von der Anmeldung des Beginnes eines Gewerbes kann, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 6. September d. J. nur bei an sich erlaubtem Gewerbe, nicht aber in einem Falle die Rede sein, in welchem unerlaubte Handlungen gewerbs⸗ mäßig begangen werden. Der Webermeister S. hatte am 1. Januar 1874 homöopathische Arzneimittel, also Arzeneien, mit denen der Handel nicht freigegeben ist, ohne polizeiliche Erlaubniß an Andere verkauft und danach unerlaubte Handlungen gewerbs⸗ mäßig begangen. S. wurde hierauf wegen Uebertretung des gedach⸗ ten Strafgesetzes und da er, abgesehen von seiner Berechtigung zum Handel von Arzneimitteln, mit diesen gewerbsmäßig Handel trieb, ohne sein Gewerbe zur Versteuerung anzumelden, wegen Ge⸗ werbesteuer⸗Kontravention angeklagt. Der Angeklagte wurde jedoch von beiden Anklagen in allen Instanzen freigesprochen und zwar von der Uebertretung des 5. 367, 3 des Strafgesetz⸗ buches, weil die Strafverfolgung bereits verjährt war, und von der Anschuldigung der Gewerbesteuer⸗Kontravention, weil von Entrichtung einer Gewerbesteuer und von der Anmeldung des Beginnes eines Gewerbes nur bei an sich erlaubtem Gewerbe, nicht aber in einem Falle die Rede sein kann, in welchem wie vorliegend festgestellt ist der Angeklagte unerlaubte Handlungen gewerbsmäßig begangen hat.

Po sen, 29. September. (B. T. B.) Der Kirchenvorstand von Mogilno ist, wie die „Posener Zeitung“ meldet, von dem Königlichen Bisthumsverweser Nollau angewiesen, dem zur altkatholischen Kirchengemeinde übergetretenen Propste Susecznynski, als Inhaber der Pfründe Magilno, sein bis⸗ heriges Diensteinkommen auch ferner zu zahlen. Wie der Kuryer Poznanski. meldet, ist den Philippinern in Gostyn telegraphisch der ministerielle Bescheid zugegangen, daß sie bis auf Weiteres in ihrem Kloster verbleiben dürfen.

. Bres lau, 29. September. Der „Schles. Ztg.“ ging vom Königlichen Ober⸗Präfidium folgendes Schreiben zur Veröffent⸗ lichung zu:

Posen, den 22. September 1875.

Euer Hochgeboren bitte ich, den Ausdruck des Dankes entgegen nehmen zu wollen, zu dem ich mich bei dem Verl assen Schlesiens auf das Lebhafteste gedrungen fühle.

Die Vereinigung des V. Armee, Corps zu dem Manöver vor Sr. Majestät dem Kaiser und Könige stellte bedeutend erhöhte Anforderungen an die Gastfreundschaft der Bewohner.

Trotzdem erfreuten sich die Offiziere und Mannschaften überall des freundlichsten Entgegenkommens und der gastfreiesten Aufnahme.

Wenn ich Euer Hochgeboren bitte, meinen Dank den betheiligten Bewohnern der Provinz auszusprechen, bin ich zugleich das Organ der Offiziere und Mannschaften des Armee⸗Corps, die mit mir aus dem schönen Schlesien nur freundliche Erinnerungen hinwegnahmen.

Der kommandirende General.

u von Kirchbach.

n

den Königlichen Ober- Präsidenten der Provinz Schlesten, Herrn 2 3. n , , rege nf, 8 H. des Regierungs⸗ räsidenten Herrn Freiherrn von Zedlitz, Hochwohlgeboren Breslau. Breslau, den 25. September 36 ö ö

Es ist mir eine große Freude, vorstehendes Schreiben des Herrn kommandirenden Generals von Kirchbach zur allgemeinen Kenntniß bringen zu können.

Der Ober⸗Präsident der Provinz Schlesien. In Vertretung Freiherr von Zedlitz.

; Neis e 265. September. (SSchles. 3.) Dem Kommandanten der hiesigen (12 Division, General⸗Lieutenant Prinzen Kraft zu Hohenlohe⸗Ingelfingen, stieß gestern ein Unfall zu, der leicht einen tödtlichen Ausgang hätte nehmen können. Der Prinz kam von der Jagd bei Waltdorf. Als er, selbst fahrend, Gr-⸗Neun⸗ dorf passirte, kam ihm in rasendem Galopp, von den Pferden hin und her geschleudert, ein Wagen entgegen, der bereits die Deichsel verloren hatte. Dieser Wagen gerieth mit dem des Prinzen zusammen; der Prinz ward auf die Straße geschleudert, und die Pferde, welche sich losgerissen hatten, gingen durch. Se. Durchlaucht ließen sich, bis Anstalten zur Weiterfahrt getroffen waren, in ein henachbartes Haus führen; ehe dasselbe aber er⸗ reicht war, sank der Prinz, von den Schmerzen überwältigt, nieder: der Arm war ausgerenkt. Heute befindet sich Se. Durch⸗ laucht wieder ziemlich wohl.

Kiel, 29. September. Kieler Ztg.) Gestern Nachmittag 3 Uhr wurde an der Werft in Düsternbrook die Jacht „Grille? außer Dienst gestellt.

Hannover, 29. September. Der Pro vinziallandtag

Hie 1. . ö n n des Reglements über die Aufnahme esstestranken in die ständi Irrenanstalten vom J.

ö en in die ständischen Frrenanstalte 5. 6

andern Tages nach Possenhofen begeben, wo fie einige Tage bei lhren Verwandten verweilen und nach Wien zurückkehren wird. Prinz Otto unternahm gestern Mittags einen kleinen Tages. ausflug und kehrte gegen Abend in das Nymphenburger Schloß zurück, wo sich die Konigin⸗Mu tter von ihm verabschiedete, die heute Mittags München wieder verließ und sich mit der Prinzessin Therese mittelst Extrazuges über Biessenhofen nach Hohenschwangau begab.

29. September. (W. T. B.) Im weiteren Verlaufe der Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde die Verloosung für die Abtheilung vorgenommen. Dieselbe ist zu Gunsten der Uittramon⸗ tanen ausgefallen. Außerdem erfolgte heute auch die Wahl des dritten und des vierten Schriftführers. Das Resultat derselben wird erst morgen bekannt gegeben. Wie verlautet, sollen der Freiherr von Grießenbeck zum dritten, und der Rechtskonzipient Haeuser zum vierten Schriftführer (beide ultramontan) gewählt worden sein. Der Abgeordnete Kurz hat den Antrag eingebracht, daß die Kammer eine Adresse an die Krone be⸗ schließen wolle.

30. September. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkamm er waren sämmtliche Minister anwesend. Der Präsident, Frhr. v. Dw, theilte das Resultat der in der gestrigen Sitzung stattgehabten Wahl des dritten und vierten Schriftführers mit. Nach demselben wurde der Rechts⸗ konzipient Häuser (ultramontan) zum dritten und Freiherr von Grießenbeck (lultramontan) zum vierten Schriftführer gewählt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung legte der Finanz⸗Minister den Budgetentwurf, sowie einen Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Tax⸗ und Stempelgefälle vor. Die nächste Sitzung sindet am Sonnabend statt. In derselben soll der An⸗ trag des Abg. Kurz auf Erlaß einer Adresse an die Krone be⸗ rathen werden.

Sachsen. Dresden, 29. September. Der König wird, wie das „Dresd. Journ.“ mittheilt, heute Nachmittag, von Rehefeld kommend, hierselbst eintreffen, im Königlichen Residenz⸗ schlosse das Diner einnehmen und Abends 7 Uhr 40 Min. in Begleitung des Flügel⸗Adsutanten Major v. Minckwitz nach Wien abreisen, um in Folge einer Einladung des Kaisers von Oester⸗ reich an den nächster Tage bei Eisenerz (in Steiermark) abzu⸗ haltenden Gemssagden Theil zu nehmen. Die Rückkehr Sr. Majestät wird zum 5. Oktober erwartet.

Dasselbe Blatt schreibt: Wie die „Dresdner Nachrichten“ mittheilen, wird für den bevorstehenden Landtag eine Inter⸗ pellation an das Finanz⸗Ministerium wegen des vor Kurzem bewirkten Verkaufs von Staatspapieren beabsichtigt. Wir glauben, daß es einer solchen Interpellation nicht bedürfen wird, da sich unter den Vorlagen, die den Kammern sofort nach ihrer Konstituirung zugehen werden, eine ausführliche Mittheilung über jene Finanzoperation befindet. Aus derselben wird sich unter Anderem auch ergeben, daß die Angabe, die Papiere seien zum Course von 93 begeben worden, unrichtig ist.

Baden. Karlsruhe, 27. September. Der heutige „Staats⸗Anzeiger“ Nr. 44 enthält J. Verfügungen und Bekannt⸗ machungen der Staatsbehörden: 1) Des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen, die Bildung und Besetzung der Notariatsdistrikte be⸗ treffend; 2) Des Ministeriums des Innern: a. die Wahlen zur Ersten Kammer der Ständeversammlung für das Jahr 1875, hier Aufnahme des Freiherrn Hermann v. Göler in die Zahl der stimmfähigen und wählbaren Grundherren unter der Murg betreffend; b. die allgemeine Uebersicht über den Zustand der General⸗Wittwenkasse im Rechnungsjahr 1874 betreffend; 3) Des Handels⸗Ministeriums: a. die Auf⸗ hebung der Gisenbahnbau⸗Inspektian Mannheim be⸗ treffend; b. den Privatdepeschen Verkehr aus Mannheim Stadt nach dem Central⸗Güterbahnhof auf der Mühlau betreffend.

Gessen. Darm stadt, 28. September. Das heute aus⸗ gegebene Großherzogliche Regierungsblatt Nr. 45 enthält: Be⸗ kanntmachung Großherzoglichen Ministeriums des Innern, die Sichung und den Gebrauch offener hölzerner Flüssig— keitsmaße, sogenannte Herbstgefäße, betreffend. Bekannt⸗ machung Großherzoglichen Ministeriums der Finanzen, die Or⸗ ganisation der Münzverwaltung betreffend. Dieselbe lautet: Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben mittelst Allerhöchster Entschließung vom 10. d. M. zu bestimmen geruht, daß die Großherzogliche Münzdeputation und die seitherige Ver⸗ waltung der Großherzoglichen Münze als solche aufgehoben werden und an die Stelle beider Behörden ein dem Ministerium der Finanzen unmittelbar untergeordnetes Münz⸗Amt tritt, welches besteht aus dem seitherigen Mitglied der Münzdeputa⸗ tion als Vorstand, dem Münzmeister und dem Münzcontroleur, und welchem für Besorgung des Sekretariats und Registratur⸗ dienstes der seitherige Sekretär der Münzdeputation beigegeben ist. Bekanntmachung desselben Ministeriums, den Verkehr zwischen dem Großherzogthum Hessen und den angrenzenden Vereinsstaaten mit steuerpflichtigen Getränken betreffend. Uebersicht der vom Großherzoglichen Ministerium des Innern für das Jahr 1875 genehmigten Umlagen zur Bestreitung 3 Kommunalbedürfnissen in den Gemeinden des Kr. Heppen⸗

ei m.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 28. September. Der Landtagsausschuß für das Herzogthum Gotha ist auf den J. Oktober d. J. zur Prüfung der Staatskasse⸗Rechnungen auf das Jahr 1873.74 einberufen worden.

Elsaß⸗⸗Lothringen. Straßburg, 28. September. Seit einigen Tagen weilt der Abtheilungs⸗-Chef für Elsaß⸗ Lothringen im Reichskanzler⸗Amt, Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Herzog, im Reichslande und ist auf seiner Inspektionsreise auch in Straßburg eingetroffen.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien 28. September. Kaiser ist gestern früh 7 Uhr in Gödöllö eingetroffen.

Großbritannien und Irland. Plymouth, 29. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Das Kriegsgericht, welches zur Untersuchung der Angelegenheit des in Folge des 3u⸗ sammenstoßes mit der Panzerfregatte „Iron Duke“ erfolgten Unterganges des Panzerschiffes Vanguard“ gebildet worden ist, hat ö. dahin erkannt, daß dem Kapitän Dawkins vom „Vanguard“ ein ernster Verweis zu ertheilen und derselbe seines Kommandos als Kapitän zu entheben ist, und daß drei anderen Offizieren des „Vanguard“ gleichfalls ein Verweis zu ertheilen ist. Ferner hat das Gericht erklärt, daß auch die Manöber des „Iron Duke“ bei der Katastrophe zu

Der

Bayern. München, 28. September Die Kaiserin 2 Dest erreich wird am 1. Oh de Abends 9 Uhr, mit gf. und Dienerschaft auf der Rückreise aus Frankreich mit⸗ telst Extrazuges hier eintreffen, in München übernachten und sich

tadeln sind. Frankreich. Paris, 27. September. CKölnische Ztg.)

nach der Rücklehr der Minister Buffet und Decazes statt.

Die Angelegenheit wegen des Präfekten von Lyon, Dueros, wird alsdann zur Sprache kommen. Ungeachtet aller Vorstellungen, die man dem Vize⸗Präfidenten des Conseils machte, will derselbe den Präfekten nicht absetzen und es darauf ankommen lassen,

kommt. Die nächste Sitzung des stän digen Ausschusses wird wahrscheinlich ruhig verlaufen. Die Deputirten der Linken haben eingefehen, daß ein Antrag zur sofortigen Einberufung der Kammer nicht durchgehen wird. Der Deputirte General Billot hat seine Arbeit über den französischen General—⸗ sta b beendet. Derselbe bespricht weitläufig alle Systeme der verschiedenen Staaten, namentlich das von Deutschland, und schlägt vor, ein gemischtes System einzuführen. Gleich nach der Entlassung der Reservisten der Klasse von 1867 werden die General⸗Kommandanten über die Haltung 2c. derselben berichten. Der Kriegs⸗Minister wird dann einen Generalbericht abfassen lassen, welcher der Kammer vorgelegt werden soll.

28. September. Das „Journal officiel“ bringt heute den Wortlaut der Antwort des Kriegs⸗Ministers auf den Toast, welchen der Ober⸗ Kommandant des III. Corps auf den Marschall Mac Mahon bei dem militärischen Frühstück zu Vernon ausbrachte. Dieselbe lautet: „Ich danke Ihnen, meine Herren, im Namen des Herrn Marschalls für den soeben ihm dargebrachten Toast und für die Gesinnungen, welche der Ge⸗ neral Lebrun in Ihrem Namen und in dem seinigen so wohl ausgedrückt hat. Diese Gesinnungen theilen wir gleicherweise in der ganzen Armee. Fahren Sie fort, dem edlen Vorbilde zu folgen, welches uns täglich der Marschall Mas Mahon vorführt, dessen Minister nicht allein, sondern dessen alter Waffengefährte und Freund ich zu sein die Ehre habe, wie ich denn auch so glücklich bin, unter seiner Inspiration an der Re⸗ organisation der Armee zu arbeiten. Als Kriegs⸗Minister und nach den stattgehabten Manövern hätte ich vielleicht einige Be⸗ merkungen zu machen, aber vor der hohen Persönlichkeit des Marschall⸗Präsidenten verschwindet Alles. Sie haben bereits viel gelernt, aber es bleibt noch viel zu lernen übrig, und wir werden es lernen. Lassen Sie mich diese Gelegenheit benutzen, um von Ihnen zu verlangen, auf eine Gesundheit zu trinken, auf die des Marschalls Canrobert, welcher uns so beständig das Beispiel aller militäͤrischen Tugenden gegeben, nnd der uns so oft zum Siege geführt hat. Möge der Himmel ihn noch lange Jahre erhalten, damit er als geachtetes und geehrtes Vorbild diene. Endlich, meine Herren, können wir uns nicht trennen, ohne einen Toast auf die fremden Herren Offiziere auszubringen, welche unseren Manövern angewohnt, und die wir das Vergnügen haben an dieser Tafel zu sehen. Auf dem Boden, auf welchem wir uns versammelt finden, dürfen wir keine anderen Gedanken haben, als die an Waffengefährten, welche die praktische Nothwendigkeit zuweilen gegenuͤberstellen kann, die sich aber, wenn der Friede sie vereinigt, der allgemeinen Gesinnungen erinnern, die ihnen gemeinschaftlich sind. Es ist die Ehre des edlen Waffenwerks, daß es nach der Schlacht keine Feinde mehr giebt, sondern nur Soldaten, die sich achten und die Hand druͤcken können!“ Unter den anwesenden fremden Offizieren befanden sich auch die Militär⸗Attachés der hiesigen deutschen Botschaft, Major v. Bülow und Hauptmann Theremin.

Spanien. San Seba stian, 29. September. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht haben die Regierungstruppen einen Angriff auf Santiago di Mendi gemacht. Derselbe hatte keinen Erfolg. Der Kampf wurde im Laufe des Tages wieder aufgenommen.

Hendaye, 29. September. (W. T. B.) Die Carlisten haben in der letzten Nacht San Sebastian bombardirt. Der General Trillo hat sich, da der anhaltende Regen weitere Operationen unmöglich macht, auf Hernani und Renteria zurück⸗ gezogen.

Türkei. Belgrad, 29. September. (W. T. B.) Die Skupschtina ist durch ein fürstliches Dekret von Kragujevatz hierher verlegt worden.

30. September. (W. T. B.) Minister Risties hat eine Deputation der Kaufmannschaft, welche um Be⸗ schleunigung der Angelegenheit, betreffend die Ertheilung eines allgemeinen Moratoriums, nachsuchen sollte, nicht empfan⸗ gen. Man zieht hieraus den Schluß, daß die Regierung der Ertheilung des Moratoriums überhaupt nicht zugeneigt sei.

Cettinje, 29. September. (W. T. B.) Wie von Seiten der Insurgenten hierher gemeldet wird, soll es vorgestern bei Osrediza (Türkisch⸗Kroatien) an der Una und bei Prijedor (in der Nähe von Kostajnitza) zwischen den Insurgenten und den türkischen Truppen zu Kämpfen gekommen sein, . einen für die letzteren nachtheiligen Ausgang genommen atten.

Amerika. Washington, 29. September. (W. T. B.) Die republikanische Konvention von Massachusets hat sich gegen eine dritte Präsidentschaft Grants ausge⸗ sprochen. Dieselbe hat eine Resolution zu Gunsten der Wiederaufnahme der Baarzahlungen angenommen.

(Monatsübersicht für August. Zu der Finanz⸗ frage, welche selbstverständlich in einem, fast ausschließlich mer⸗ kantilen Interessen gewidmeten Lande, wie die Vereinig⸗ ten Staaten, den Brennpunkt der Interessen bei den Herbst⸗ wahlen, welche für die nächstjährige Präsidentenwahl eine so große Bedeutung haben, bildet, ist jetzt in dem religiösen Konflikt zwschen Protestantismus und Katholizismus ein neues, der republika⸗ nischen Partei günstiges Moment getreten. Wie die Befürwor⸗ tung der Mehrausgabe unfundirten Papiergeldes zuerst bei der demokratischen Staatskonvention in Ohio ausgesprochen wurde, so ist auch in demselben Staate die religiöse Frage zuerst an⸗ geregt worden. Die nächste Veranlassung, den Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken auch auf rein po⸗ litischem Gebiete geltend zu machen, gab den Republi⸗ kanern von Ohio ein im vergangenen Frühjahr von der demokratischen Staatslegislative angenommenes Gesetz, be⸗ treffend die Verwendung katholischer Kapläne in den Straf⸗ und Wohlthätigkeitsanstalten des Staates, und wies in einer zu Bellefontaine, Ohio, abgehaltenen Rede der General Noyes, an das erwähnte Gesetz anknüpfend, auf die stete Zu⸗ nahme der katholischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten hin. Da die katholische Kirche durch das stete Wachsen anspruchs voll und anmaßend geworden sei, und nament⸗ lich das System der öffentlichen konfessionslosen Schulen be⸗ drohe, so sei es, meinte General Noyes, die Sache aller Patrio⸗ ten, sich den Uebergriffen der katholischen Kirche zu widersetzen und sich der republikanischen Partei anzuschließen, da die demo⸗ kratische gerade in der ganz in den Händen des Klerus befindlichen ultramontanen irischen Bevölkerung ihre Stärke habe. Es ist wohl

Der nichste Ministerrath findet erst heute über acht Tage

anzunehmen, daß der in Ohio mit Erfolg angeregte konfessionelle

daß beim Zusammentritt der Kammer diese Sache zur Sprache

Antagonismus namentlich auf das in den westlichen Staaten ark vertretene deutsche Element nicht ohne Einfluß bleiben und neben der Finanzfrgge einen der hauptsächlichsten Krystallisations⸗ unkte für die in Bezug auf die kommende Präsidentenwahl sich bildenden Parteien abgeben wird.

Bei den im Laufe des vergangenen Monats vorgenommenen Staatswahlen siegte in Kentucky der Kandidat der demolratischen Partei für den Posten des Gouverneurs mit einer Majoritãt von 36,130 Stimmen. Das Repräsentantenhaus der Staats⸗ legislative wird nach dem Ausfalle der Wahl aus neunzig De⸗ mökraten und zehn Republikanern ein Gewinn von 11 Stim⸗ men für die Demokraten, der Senat durchweg aus Demo⸗ fraten zusammengesetzt sein. Auch in Nord⸗Karolina, wo bisher die Republikaner die Kontrolle des Staates in Händen hatten, hat die demokratische Partei, wenn auch nur mit einer schwachen Majorität gesiegt, .

In Missouri hat die seit einigen Monaten tagende Kon⸗ vention für Aufstellung einer neuen Staatsverfassung ihre Ar⸗ beiten vollendet. Das Resultat wird dem Volke am 30. Ok⸗ tober zur Abstimmung vorgelegt werden, und soll, im Falle ihrer Annahme, die neue Verfassung am 30. November in Kraft treten. In derselben wird die Gewährung einer Unter⸗ stützung Seitens des Staates oder irgend einer städtischen oder Hemeindeverwaltung, mag sie in Geld, Obligationen, Ftreditgewährung oder sonst etwas bestehen, an irgend eine Rorporation, Gesellschaft oder Person direkt verboten. Reine Grafschafts-, städtische oder sonstige Behörde darf auf Stammkapital von Eisenbahnen oder anderen Gesellschaften substribiren oder ihren Kredit zum Besten der⸗ selben verwenden, und find alle derartige früher bereits ertheil⸗ len Befugnisse, soweit sie noch nicht ausgeführt worden sind, zu widerrufen. Gemeindeschulden dürfen den Betrag von fünf Prozent des abgeschätzten Grundeigenthums nicht überschreiten und überhaupt nicht ohne Genehmigung ven zwei Drittel der Stimmgeber bei einer zu diesem Behufe besonders abzuhalten⸗ den Abstimmung kontrahirt werden. Der Staatslegislative wird ferner die Macht verliehen, die Eisenbahngesellschaften zu kon⸗ trolliren, deren Angelegenheiten zu reguliren und dieselben zu besteuern. .

Der amtliche Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben der Union während des am 30. Juni beendeten Finanzjahres hat folgende Resultate ergeben, welche, wenn man den außer⸗ ördentlich schlechten Handelsverhältnissen Rechnung trägt, nicht als besonders ungünstige bezeichnet werden können. Die Ein⸗ nahmen stellten sich im Ganzen auf 288, 000,051 Doll. 10 Ets. gegen 289, 48,756 Doll. im Vorjahre, so daß sich im Vergleich zu letzterem, trotz der Erhöhung der Einfuhrzölle, eine Minder⸗ einnahme von nahezu 14 Millionen Doll. herausgestellt hat. Was die einzelnen Posten anbetrifft, so brachten die Einfuhrzölle 157,167,722 Doll. 35 Ets. (sechs Millionen weniger als im Vorjahre), die Bundessteuern 110 007,493 Doll. 58 Cts. (acht Millionen mehr als im Vorjahre), die Verkäufe von Staats⸗ sändereien 1413, 640 Doll. 17 Ets. (zweihundert und fünfzig⸗ fausend Dollars weniger als im Vorsahre), verschiedene andere Einnahmequellen 19,411,195 Doll. (etwa drei Millionen weniger als im Vorjahre). Die Ausgaben beliefen sich auf 274 523,392 Doll. 846 Cts. gegen 285.7525530 Doll. in dem Finanzsahre 1873.74, dieselben haben sich mithin in dem eben abgelaufenen Jahre um etwas mehr als 11 Mill. Doll. ver⸗ mindert. Die einzelnen Ausgabeposten stellen sich folgender⸗ maßen: Civildienst 71.070, 702 Doll. 98 Cts. (1400, 099 Doll. mehr als im Vorjahreq, Armee 41,120,645 Doll. 98 Ets. (l, YM, 000 Doll. weniger als im Vorjahre), Marine 21,497 626 Doll. CEts. (95500, 090 Doll. weniger als

im Vorjahre), Indianer und Pensionen 37840 873 Doll. 46Cts.

(2. 000,006 Doll. mehr als im Vorjahre), Zinsen für die Bundes; schuld 103, 083,544 Doll. 57 Cts. (4, 000,000 weniger als im Vorjahre). Zu der oben angeführten Gesammtsumme von A4 6333392 Doll. 84 ECts. ist aber ferner der Betrag von 31 Millionen hinzuzufügen, welche laut Beschluß des Kongresses für den Tilgungsfond angewiesen wurden, so daß sich für das Finanziahr 1874/75 ein Defizit von etwa 174 Millionen Doll. ergeben hat. Daffelbe war im Kongresse bei den Budgetverhand⸗ lungen bereits vorhergesehen und damals auf 22 Millionen ge⸗ schäßt worden, ist aber in Folge der seitdem in Kraft getretenen Zoll- und Steuererhöhungen um 45 Millionen hinter dieser An⸗ nahme zurückgeblieben.

Aus dem am 1. September ausweise des Finanz⸗Ministers Bundesschuld ergiebt sich für LAugust eine Abminderung von 1,585,049 Doll. 26 Ets., so daß sich das Total derselben, abzüglich der zu Gunsten der verschiedenen Paeifie⸗ Eisenbahnen emittirten Obligationen und des Baarbestandes im Schatzamte am 1. September auf 2, 125,808, 189 Doll. J0 Cts. bellef. Der Bestand an baarem Gelde belief sich bei Abschluß des Monats auf 140,499, 6383 Doll. 48 Els., darunter 4 602,365 Doll. 75 Ets. Papiergeld, etwa 3090 000 Doll. mehr als im Vormonate. Die Spezialdepositen der Banken behufs Einlösung von Deposit⸗Certifikaten, welche gesetzlich nur bei den Abrechnungen im Clearing⸗House verwendet werden dürfen, betrugen 64,180, 000 Doll., 5090 000 Doll. mehr als im Vormonat. Der Metallvorrath an Gold und Silber be⸗

veröffentlichten Monats⸗ über den Stand der

trug 71,117,272 Doll. 73 Cts., wovon indessen für ausstehende

Gold⸗Certifikate 17618,5o0 Doll., für aufgelaufene Zinsen 26 58738338 Doll., für gekündigte aber noch nicht ein⸗ gelöste Obligationen 17, 465.000 Doll., im Ganzen also oi, S0s,338 Doll. in Abzug zu bringen sind, so daß der am 1. September wirklich disponible Bestand an Edelmetall 9510, 934 Doll. 73 Cts., oder etwa 300 000 Doll. mehr als im Vormonat betrug. An Bundespapiergeld waren im August 374, 315.565 Doll, 500,009 Doll. weniger als im Juli, an Papierkleingeld 41,137,918 Doll,, etwa 8000 Doll. weniger als im Vormonat, im Umlauf. Für den Monat September ists Sei⸗ tens des Finanz-Ministers der Verkauf von vier Millionen Doll. in Gold angeordnet worden.

Nachdem durch die am 28. Juli erfolgte Kündigung von 14897, 25) Doll. sechsprozentiger Obligationen sämmtliche Fünf⸗ zwanziger⸗Bonds der Emission von 1862 einberufen worden waren, hat der Finanz⸗Minister mit der Einlösung bez. Konver⸗ tirung in fünfprozentige Obligationen, der sech prozentigen Obli⸗ gationen der ersten Emission von 1865 begonnen, und zu diesen Zwecke am 13. August 10 Millionen und am 1. September 5 Millionen derartiger Bonds gekündigt, deren Verzinsung am 13. November, bez. 1. Dezember aufhört. Außerdem sind für Rechnung des Amortisa⸗ tionsfonds am 1. September anderweitig acht Millionen sechs⸗ prozentiger Obligalionen gekündigt worden, deren Verzinsung ebenfalls am J. Dezember aufhört. Von der durch die Gesetze vom 14. Juli 1870 und 20. Januar 1871 genehmigten füuͤnf⸗ prozentigen Anleihe blieben daher am 1. September noch

33 537,550 Doll. disponibel. Behufs. Wiederaufnahme der Baarzahlungen, wobei mit der Einlösung des Papierkleingeldes begonnen werden soll, hat der Finanz⸗Minister, der ihm er⸗ theilten Ermächtigung gemäß, bereits für mehr als 17 Millionen Bbligationen verkauft und für den Erlös derselben Silber an⸗ gekauft. (Die ganze Operation erfordert etwa dreißig Millionen.) Der zwischen Belgien und den Vereinigten Staaten ab⸗ geschlossene Vertrag zur Regulirung der gegenseitigen Handels- und Schiffahrtsbeziehungen ist am 30. August von dem Präfi⸗ denten veröffentlicht worden. In demselben ist in Betreff der Fabrikzeichen die Bestimmung aufgenommen worden, daß die in einem der beiden Länder vorkommende Nachahmung der Fabrik⸗ zeichen des anderen Landes verboten sein und Grund zu einer Entschädigungsklage geben soll. Zur Sicherung des Eigenthums⸗ rechtes sind die Fabrikzeichen amerikanischer Fabrikanten in Brüssel, die belgischer im Patentamt in Washington zu registriren.

In Folge einer dem amerikanischen Konsul in Tripoli zu⸗ gefügten Beschimpfung, für welche die dortige Regierung die verlangte Genugthuung verweigerte, wurden die Kriegs⸗ dampfer „Hartford“ und „Kongreß“ dorthin beordert. Ein Offizier des ersteren Schiffes wurde beim Landen ebenfalls vom Pöbel beschimpft, doch gewährte die Regierung auch für diesen Fall die verlangte Genugthuung und haben beide Schiffe Tripoli, mit dem amerikanischen Konsul an Bord, verlassen.

Zu den vielfachen Veruntreuungen, welche in der letzten Zeit in verschiedenen Regierungs- Departements aufgedeckt worden sind, kamen im Laufe des Monats auch dergleichen im Marine⸗Ministerium und im Ministerium des Inneren. Letz⸗ tere sind in der Abtheilung für Indianer vorgekommen. Eine Kommission zur Untersuchung der Vorgänge hat sich nach der ‚Red Eloud Agentur“ im Indianerterritorium be⸗ geben. Die mit der Unterhandlung mit den Sioux⸗Indianern Über die Abtretung der Blaäck-Hill beauftragte Regierungs⸗Kom⸗ mission hat sich am 26. von Omaha nach Fort Laramin begeben. Die Berathungen mit den Indianerhäuptlingen sollten Anfang September beginnen.

Wenngleich die Brutto⸗-Einnahmen einzelner Eisenbahnen, namentlich im Westen höher gewesen sind, als im vergangenen Jahre (dieselben betrugen auf den elf bedeutenderen westlichen Bahnen im Juli 4,941,334 Doll,, 431,301 Doll. mehr, als in dem enisprechenden Monate des Vorjahres, und in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres 2. 670,691 Doll. mehr, als in der entsprechenden Periode von 1874), und man daraus mit Recht auf eine Besserung der Handels- und Verkehrsverhältnisse schließen darf, so ist der Nothstand unter der Arbeiterbevölkerung in den Vereinigten Staaten doch noch immer ein sehr großer, der an einzelnen Orten noch durch die in Folge der nothwen⸗ digen Herabsetzung der Löhne von den Arbeitern gemachten Strikes vermehrt wird. So haben in Fall River, Massachusetts, die Arbeiter in drei der dortigen Baumwollwebereien in Folge einer Reduktion des Lohnes um 20 Pro⸗ zent die Arbeit eingestellt, worauf einem früher ge⸗ troffenen Uebereinkommen gemäß auch die übrigen Fabriken ihre Arbeiter entließen und mehr als 15.000 an dem genannten Orte allein außer Arbeit sind; dieselben weigern sich indessen hartnäckig, auf die von den Fabrikbesitzern gestellten Bedingungen einzugehen. Daß die seit zwei Jahren bestehende Stockung in Handel und Verkehr auch nicht ohne Einfluß auf die Einwan⸗ derung gewesen ist, ergiebt sich aus dem von der Regierung veröffentlichten Berichte für das Fiskaljahr 1874,75. Nach dem⸗ selben belief sich die Gesammtzahl der Einwanderer während des gedachten Zeitraums auf 139 880, 49345 weniger als in dem am 30. Juni 1874 beendeten Jahre. Der Nationalität nach be⸗ fanden sich unter denselben 4,760 Deutsche, 40 098 Irländer, 37,955 Engländer, 18,654 aus britisch Queb ee und Ontario und 16,433 Chinesen, während sich die übrigen auf 21 verschie⸗ dene Nationen vertheilen. In den ersten sieben Mo⸗ naten des laufenden Jahres betrug die Zahl, der Ein⸗ wanderer in New⸗Jgork 67163, davon 18,315 Deutsche. In derselben Periode des verflossenen Jahres wanderten 94, 753 Personen, darunter 28,243 Deutsche ein. Die Einwanderung hat daher in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Juli gegen das Vorjahr um 27,590, die deutsche speziell um 9928 Personen abgenommen. . .

Mexiko. Der Staat Michoacan ist noch immer der Schau⸗ platz blutiger Excesse, welche in dem von dem Klerus angefachten Fanatismus ihre Ursache haben. Auch in dem Staate Sonora sind abermals Unruhen ausgebrochen, welche gegen den Gouverneur Pesgunion, der seit 1858 die Stelle bekleidet und in des potischer Weife regiert, gerichtet sind. Sinaloa und die Staaten im In⸗ nern von Mexiko wurden durch räuberische Banden, welche un⸗ ter dem Vorwande einer konservatip⸗klerikalen Erhebung ihr Wesen trieben, unsicher gemacht. . ö..

Vereinigte Staaten von Col umbien. Die politische Lage der Republik ist in Folge der. Parteikämpfe, welche die be⸗ vorstehende Wahl eines Bundespräsidenten hervorgerufen hat, eine wenig erfreuliche geworden. Der Präsident des Staates Bolivar, Senor Baena, hat eine Proklamation erlassen, worin er erklärt, daß sein Staat der Anmaßung der Bundesregierung Widerstand leisten würde, und demzufolge Truppen gegen den General Delgado, welcher die Bundestruppen am Mag dalenenstrome befehligt, geschickt. Die Aufständischen hatten Verbindungen mit Senor M. Kara, dem 3. Desigando, der an der Spitze der Exekutivgewalt im Staate Magdalena, und mit Panama ange⸗ knüpft, wohin Don Pedro Ueros als Kommissar von Bolivar gekommen war. Die Staaten Magdalena, Panama und Santandar haben sich dann ebenfalls dem, Aufstande angeschlossen. Von Bogota sind zahlreiche Streitkräfte nach Baranquilla, im Staate Bolivar, dirigirt worden und erwartete die Bundesregierung den Aufstand in kurzer Zeit zu unter⸗ drücken. Zur Sicherung amerikanischer Interessen werde das nordatlantische Gefchwader der Vereinigten Staaten⸗Flotte be⸗ ordert, sich bereit zu halten nach dem Isthmus abzusegeln. *)

Venezuela. Die Ansprüche der Vereinigten Staaten sind in befriedigender Weise erledigt worden und ist ein Theil der geforderten Entschädigungsgelder bereits nach Washington ab⸗

esandt.

ö Eeuador. Don Gabriel Garcia Moreno, der Präsident der Republik, wurde am 6. August in einem Schatzamte von Faustino Rayo, Manuel Cornejo und Roberto Andrade ermor⸗ det. Ersterer wurde unmittelbar nach der That von der wache⸗ habenden Schildwache getödtet, die beiden Anderen entkamen. Die Regierung hat der Vize⸗Präsident übernommen.

Peru. In Folge der schwierigen finanziellen Lage des Landes ist von den Banken ein Abkommen getroffen und daffelbe von der Regierung bestätigt worden, wonach die dem Vertrage Beigetretenen die Baarzahlungen sus⸗ pendiren und während der Zeit der Suspenston ihre Noten als

courantes Geld annehmen.

Man erwartete indessen, daß durch

den Verkauf von Guano in Europa die finanzielle Lage des Landes bald eine bessere werden würde. Der Kaiser von Ruß⸗ land hat als Schiedsrichter in dem Streite zwischen Peru und Japan wegen des Avolieschiffes „Maria Luz“ seine Entscheidung dahin abgegeben, daß Japan in gutem Glauben gehandelt habe und daß Peru, da zwischen ihm und Japan leine Verträge be⸗ standen, kein Recht auf Entschädigung habe. Ein abermaliger revolutionärer Ausbruch hat im Juli im Süden Perus unter Leitung von Bardales Arevalo, einem der Anhänger Pierola's stattgefunden. Es gelang den Aufstãndischen Islay unter Mollendo einzunehmen, doch wurden dieselben auf dem Marsche nach Arnquiga von den Regierungstruppen aus⸗ einandergesprengt.

Argentinien. Durch die gute Aufnahme, welche die be⸗ reits früher erwähnte, in versöhnlichem Tone abgefaßte Note der argentinischen Regierung an die brasilianische, in Rio de Janeiro gefunden, sind die Befürchtungen vor kriegerischen Komplikationen vollständig geschwunden,. wozu auch die Er⸗ nennung des Dr. B. de Irigoyen zum Minister des Auswärti⸗ gen beigetragen hat. Gleichzeitig sind auch von Paraguay aus Schritte geschehen, um die Verhandlungen betreffs der Chaeo⸗ Frage, welche seit der Abreise des Dr. Tejador von Rio de Janeiro und der Verwerfung des von ihm mit dem Bevoll⸗ mächtigten von Paraguay abgeschlossenen Vertrages abgebrochen waren, wieder aufzunehmen. Von Seiten der argentinischen Regierung ist als Ort der Verhandlungen Buenos Ayres vor⸗ geschlagen worden, und wird die Regierung von Paraguay vor⸗ ausfichtlich mit diesem Wunsche einverstanden sein. Die patagonische Frage dagegen ist noch immer nicht gelöst und dürfte zu neuen Verwickelungen führen, da die Regierung nicht nur denselben Ravigationsvertrag, gegen dessen Berathung im Kongresse der chilenische Gesandte Protest eingelegt hatte, unterzeichnet hat, sondern auch dem Kongresse eine Vorlage zugehen ließ, welche die administrative Einheilung des Territoriums, südlich von Chugut bis zur Magellaensstraße zum Gegenstande hat. Dr. Avellanede hat ein von dem Kongresse angenommenes Amnestie⸗ Dekret, das indessen zahlreiche Ausnahmen enthält, veröffentlicht.

In Uruguay ist eine neue Revolution ausgebrochen, welche die Regierung mit Waffengewalt zu unterdrücken bemüht ist. Handel und Verkehr haben in Folge der durch die Emission von Papiergeld mit Zwangscours fast vollständig aufgehört und Goldagio ist bis nahezu 170 gestiegen.

Bra silien. Der Kaiser und die Kaiserin haben San Paulo am 16. August verlassen und eine Reise in die Provinz Santos angetreten. Die Rückkehr nach Rio war auf den 29. August angesetzt worden. .

Die Deputirtenkammer erledigte die Etats für das Finanz⸗ jahr 1876/77, sowie das Gesetz betreffend die Errichtung von Banken zur Hebung des Ackerbaus. Das letztere Gesetz ist vom Senate gleichfalls angenommen worden, ebenso die Etats für das Finanzjahr 1875576. Die Berathungen über das neue Wahlgesetz dauerten fort und wurde die Dauer der Session um vierzehn Tage verlängert, um der Kammer Zeit zu geben, die⸗ selben zu Ende zu fuͤhren.

In einzelnen Provinzen, namentlich in Bahia, Folge der Einführung des neuen Konskriptionsgesetzes

herrschte in und der

Anfertigung der erforderlichen Listen große Auftegung, doch ist es nirgends zu Ruhestörungen gekommen. .

I) Einer in New Jork am 2. September eingetroffenen De⸗ pesche zufolge, ist zwischen dem General Santo Domingo, dem Be⸗ fehlshaber der Bundes ftreitkräfte, und dem General Reges Petora, welcher die Armee der aufständischen Staaten befehligt, ein Friedens⸗ vertrag abgeschlossen worden.

Die Nr. 20 des Armee⸗Verordnungs⸗Blattes (heraus- gegeben vom Kriegs⸗Ministerium) hat folgenden Inhalt: Beklei⸗ dange⸗ Kompetenzen der manquirenden bezw. der zur Probedienstleistung bei den Civilbehörden ohne Gehalt kommandirten Unteroffiziere. Heranziehung von Roßärzten oder Unterroßärzten resp. von begmteten Civil-Thierarzten in Ermangelung von Oberroßärzten zur Bildung der Kommission behufs Ahschätzung der Dienstpferde für Adjutanten. Bekanntmachung der Lebensversicherungs ⸗Anstalt für die Armee und Marine. Eiöffnung der Eisenbahn von Habelschwerdt nach Mittelwalde, Regierungsbezirk Breslau. Extraordinäre Verpfle⸗ gungszuschüsse pro 4. Quartal 18715.

Statistische Nachrichten.

In dem jetzt herausgegebenen Heft JI. der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1875 veröffentlicht das Kaiserlich statistische Amt u. g. Uebersichten über die Auswan⸗ derung aus dem Deutschen Reich nach transatlantischen Ländern im Jahre 1874. Danach sind im gedachten Jahre von Bremen und Hamburg 42,006, von Antwerpen aus 1342, zusammen B. 848 deutsche Auswanderer befördert worden. Im Jahre 1873 wurden im Ganzen 110674 Personen als ausgewandert nachgewiesen, so daß also in 1874 ein ganz ent chiedener Rückgang der deutschen überseeischen Auswanderung stattgefunden hat. Dieses für Deutsch· land erfreuliche Resultat findet seine Erklärung hauptsächlich in den ungünstigen Aussichten, welche die Verhältnisse derjenigen beiden Staaten, die den Strom der deutschen Auswanderung vorzugs weise auf sich gelenkt haben, der Vereinigten Staaten von Amerika und Brastlien, den Auzwanderern boten. Nach den Vereinigten Stagten Wurden 1854 Auswanderer befördert 41 223 gegen 96.901 in 183, nach Brasilien 1019 gegen 508 in 1873, so daß also die Auswande⸗ rung nach ersteren um Hö, 673 Personen oder 574 *, nach Brasilien um 4029 Personen oder 96 * abgenommen hat. Die verminderte Auzwanderung nach den Vereinigten Staaten ist ohne Zweifel, eine Wirkung der daselbst herrschenden wirthschaftlichen Krisis, welche sogar dort befindliche deutsche Ar⸗ beiter massenhaft zur Rückkehr nach der alten Heimath veranlaßt hat, und waz Brasilien anbetrifft, so haben die neuerdings in die Oeffent⸗ lichkeit gelangten Nachrichten über die Bedrückung und harte Lage der dortigen Beutschen die Auswanderung dahin ins Stocken gebracht. Britisch⸗Kordamerika hat 1874 eine stärkere Einwanderung von Deut- schen erfahren; es sind 138 Personen, S9 mehr als in 1873 dahin abgegangen. Die Auswanderung nach Central und Sidameri ha mit Ausschluß von Brasilien, hat 528 Personen gegen 556 in 1873 betragen. Eine Abnahme ist jedoch nur in der Richtung nach den Argentinischen Stagten eingetreten, wogegen in der Richtung nach Westindien und Chile eine Zunahme stattge funden hat. Die Außwande⸗ rung nach Australien endlich ist zurückgegangen, indem sich 1373: 1331, dagegen 18574 nur 900 Deutsche dahin eingeschifft haben. Die größeren deutschen Staaten waren an der Auswanderung des Jahres 1874 im Vergleich mit dem Vorfahr folgendermaßen betheiligt: Preußen 2,941 Personen (gegen 1575 39,5635), Bayern 4131 P. ( 5410), Sachsen 159 P, (— 1343), Württemberg 2003 P. . 2648), Baden 2061 P. 2311) Hessen 998 P. ( 1023), Mecklen⸗

urg Schwerin 1935 P. 4657), Sachsnn⸗Weimar 198 P. ( 194), Mecklenburg , 1588 P. (— 388), Olden⸗ burg 565 P. (— 570), Elsaß Lothringen 285 P. (— 185), die übri⸗

ischen Propinjen kommen folgende Auswanderer: Preußen 4891

en Staaten zusammen 2369 P. (= 1786). Auf die einzelnen preu⸗ —̃ᷣ Brandenburg 1915 (— 1717), Pommern 4387 (- 9338),