1875 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Oct 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen: Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath und Direktor im Reichskanzler⸗Amte, Herzog, aus Elsaß⸗ Lothringen.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Oktober. Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich Wilhelm und Hein⸗ rich haben Sich gestern Abend 165 Uhr nach Beendigung Ihres Ferienbesuchs in der Begleitung des Militãr⸗Gouverneurs, Generalmajors von Gottberg, wieder nach Cassel zurückbegeben.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Zustizwesen versammelten sich heute zu einer Sitzung.

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr hat dem Bundesrath den Bericht über die Vorschläge der Kommission zur Vorbereitung einer Reich s⸗Medizinal⸗ st atist ik erstattet.

Durch Allerhöchste Ordre vom 28. September d. J. haben Se. Majestät der Kaiser und König die Deutsche Wehrordnung genehmigt, durch welche alle entgegenstehenden Bestimmungen, namentlich der Militãr⸗Ersatz⸗Instruktion vom 26. März 1868, aufgehoben werden. Die Deutsche Wehr- ordnung besteht aus zwei Theilen, der erste Theil, die Ersatz⸗ ordnung, aus 100 Paragraphen in 15 Abschnitten; 1) Orga⸗ nisation des Ersatzwesens. 2) Wehrpflicht und deren Gliederung. 3) Militärpflicht. 4) Grundsätze für Entscheidungen über Militärpflichtige. 5) Listenführung. 6) Ersatzvertheilung. I) Vorbereitungsgeschäft. 8) Musterungsgeschäft. 9) Aushehungs—⸗ geschäft. 10) Schiffermusterungsgeschäft. 11) Schluß des Ersatz⸗ geschäfts. 12) Einstellung und Entlassung. 13) Freiwilliger Eintritt zum drei⸗ oder vierjährigen Marinedienst. 14 Ein⸗ jahrig⸗freiwilliger Dienst. 15) Ersatzgeschäft im Kriege. Schemata. Anlagen: Landwehr⸗Bezirkseintheilung für das Deutsche Reich, Prüfungsordnung zum einjährig⸗ freiwilligen Militärdienst. Der zweite Theil, die Kontrolordnung, um⸗ faßt 23 Paragraphen in 5 Abschnitten: II) Organisation der Kontrole, 2 Erfüllung der Wehrpflicht bis zum Beginn der Dienstpflicht, 3) Erfüllung der Dienstpflicht, 4 Klassifikations⸗ verfahren, 5) Unabkömmlichkeits verfahren! und verschiedene Schemata.

Die deutsche Wehrordnung ist in Nr. 41 des Centralblatts für das Deutsche Reich“ abgedruckt, auch in Separatabdruck durch Karl Heymanns Verlag (Berlin) zu beziehen.

In der Sitzung des Ober-Tribunals vom 15. Sep⸗ ember d. J. wurden die vorinstanzlichen Erkenntnisse gegen zwei evangelische Geistliche der Provinz Hessen, welche trotz ihrer Amtsentsetzung durch das Konfistorium zu Cassel fort⸗ gefahren hatten, geistliche Amtshandlungen vorzunehmen, ver⸗ nichtet. Die Kreisgerichle zu Rotenburg und Cassel hatten die erwähnten Geistlichen auf Grund des 5. 2 des Gesetzes vom 21. Mai 1874 („Die Strafe des 5. 235 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 trifft einen jeden Geistlichen, welcher Amtshandlungen vornimmt, ohne den Nachweis führen zu können, daß er zu einem hierzu ermächtigten Amte oder zur Stellvertretung oder zur Hülfsleistung in einem solchen Amte unter Beobachtung der S§. I bis 3 des genannten Gesetzes berufen worden sei“) ver⸗ ürtheilt, in der Annahme, daß die Amtsentsetzung derselben ihnen den geistlichen Charakter im Allgemeinen nicht genommen. Das Ober⸗Tribunal schloß sich jedoch dieser An⸗ schauung nicht an, vielmehr erklärte es in den vorliegenden Fällen, gleichwie bereits in mehreren ähnlichen Fällen im Juni d. J, die Anwendung der in Bezug genommenen kirchenpoli⸗ tischen Bestimmungen nicht für berechtigt: „Mit der Entsetzung eines evangelischen Geistlichen von seinem Amte“, führen die Erkenntnisse des Ober⸗Tribunals unter Anderem aus, „müssen auch die Wirkungen der Ordination, insbesondere die daran ge⸗ knüpfte Qualität als Geistlicher erlöschen, da in dieser Entsetzung sich die Zurücknahme des in der Ordination enthaltenen feier⸗ lichen Zeugnisses der Würdigkeit und Fähigkeit zum geistlichen Amte ausdrückt und ein im anderen Falle anzunehmender cha- racter indelebilis, welchen die Ordination verleihe, der pro⸗ testantischen Kirche fremd ist. Wenn dabei. darauf Gewicht gelegt wird, daß von der wiederholten Ordination eines Geistlichen, welcher sein Amt verloren, bei späterer Reaktivirung abgesehen werde, so mag dieses für das hier allein in Betracht kommende Rechtsgebiet auf Wahrheit be⸗ ruhen, hat aber für den freiwilligen Rücktritt vom Amte schon deshalb keine Bedeutung, weil dieser die Frage der Würdigkeit und Fähigkeit des Resignirenden unberührt laßt, während bei der Amtsentsetzung darin die vielleicht nicht konsequente, aber vielfach befolgte Anschauung zur Geltung gelangt, daß es in derartigen Fällen eines feierlichen Zeugnisses über die wieder⸗ gewonnene Würdigkeit und Fähigkeit des Wiederangestellten nicht bedürfe, sondern das unfeierliche in der Thatsache der Revokation zum Amte liegende Zeugniß ausreiche, so daß es sich hiernach nur um eine Verschiedenartigkeit der Form handelt, worin die geistliche Qualität in dem einen und dem anderen Falle ver⸗ liehen beziehungsweise wiederverliehen wird“.

Die Königliche Akademie der Künste ist auf Grund des durch Allerhöchste Ordre vom 6. April d. Is. be⸗ stätigten Statuts und da der Landtag die Mittel bewilligt hat, feit dem ersten Oktober neu organisirt worden. Es hat in Folge dessen der Ministerial⸗Direktor, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Greiff, am 2. Oktober den Geheimen Regierungs⸗Rath Hitzig als Präsidenten des Senats und der Köntglichen Akademie der Künste in das neue Amt eingeführt. Dem bisherigen Vorsitzen⸗ den des Senats, Professor Dae ge, wurde durch den Ministerial⸗ Direktor Greiff der durch Allerhöchste Gnade in Anerkennung seiner langjährigen Dienste ihm verliehene Kronen⸗Orden zweiter Klasse überreicht.

Der Kaiserliche Botschafter vom Königlich großbritan⸗ nischen Hofe Graf zu Münster ist am 9. d. M. nach Lon⸗ don zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.

Der Königlich italienische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf von Launay, ist am 9. d. M. über München nach Mailand abgereist. Während seiner Abwesen⸗ heit führt der Chevalier Tosi die Geschäfte der italienischen Ge⸗ sandtschaft.

Der Königlich schwedisch⸗ngrwegische Gesandte, General⸗ Lieutenant Freiherr von Bildt ist von einer längeren U⸗⸗

sich, Recht und Gerechtigkeit zum

laubsreise hier wieder eingetroffen und hat die Geschäfte der Königlichen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General⸗Major Freiherr von Meerscheidt⸗Hül⸗ lessem, Commandeur der 11. Infanterie⸗Brigade, ist von seiner Urlaubgreife hierher zurückgekehrt, ebenso der General⸗Major Maentell, Abtheilungs⸗Chef im Ingenieur ⸗Comitè, von einer vor einiger Zeit angetretenen Dienstreise.

Der Königlich bayerische Telegraphen⸗Direktor Gum⸗ bart und der Vertreter der Königlich württembergischen Telegraphenverwaltung, Finanz-Rath Schrag, sind zu Ver⸗ handlungen mit der Reichs⸗Telegraphenverwaltung hier einge⸗ troffen, und haben die bezüglichen Konferenzen heute auf dem General⸗Postamte begonnen.

Bayern. München, 8. Oktober. In der heutigen Sitzung der Abgeordneten kammer theilte der Präsident mit, daß der König dem Direktorium eröffnet habe; es möge sich nicht nach Berg bemühen, da er es in München empfangen werde. Die beiden auf der Tagesordnung stehenden Gesetz⸗ entwürfe, betr. die Feststellung einiger Geldsätze in der Reichs— währung und die Bestimmung der Geldstrafen nach der Reichs⸗ währung, wurden dem Finanzausschuß überwiesen. Der Prã⸗ sident der Preußischen Bank, v. Dech end, ist aus Berlin heute hier eingetroffen.

Der Adreßent wurf des Abg. Jörg lautet wie folgt:

„Indem die neu gewählte Kammer der Abgeordneten sich dem Throne naht, um ihre Huldigungen darzubringen, liegt ihr vor Allem die traurige Pflicht ob, Ew. Majestät den Ausdruck des tiefsten Bei⸗ leids mit den schmerzlichen Verlusten darzubringen, die das Königs haus in kurzer Frist Schlag auf Schlag erlitten hat In guten wie in schlimmen Taägen mit dem Lande innig verwachsen, haben die Hingeschiedenen sich ein dankbares Andenken begründet, das nie er- löschen wird.

Das bayerische Volk hat den Augenblick ersehnt, wo es seinen Vertretern wieder gegönnt ist, ihre Bitten und Anliegen unmittelbar zu den Füßen des Königlichen Thrones niederzulegen. In jeder Be⸗ drängniß erwartet dies Volk Hülfe und Rettung nur von seinem Kö⸗ nige und Herrn; heute aber richtet es mehr als je die bittenden Blicke auf Ew. Najestät, denn mehr als je fühlt sich das bayerische Volk be⸗ drängt durch die friedlose Lage der Gegenwart und geängstigt durch die dro⸗ henden Gefahren der ungewissen Zukunft. Daher find im ganzen Lande die jüngsten Neuwahlen zum Landtage als ein Moment von entscheidender Wichtigkeit betrachtet worden. Aber die gegenwärtige Regierung wollte nicht, daß der Hülferuf des treuen bayerischen Volkes an Ew. Majestät gelange. Mit allen erfindbaren Mitteln gegen den Geist und unhe⸗ fangen interpretirten Gesetzesbuchstaben hat sie das Zustandekommen einer Abgesrdnetenkammer zu verhindern gesucht, wie eine solche bei einem unparteiischen Vollzug der Wahlen sich ergeben haben würde. Die Neuwahlen sind auf Grund der Einiheilung in Wahl⸗ kreise vorgenommen, bei welcher nicht Recht und. Ge— rechtigkeit die Hand geführt haben, sondern die Absicht, die wahre Meinung und Gesinnung der großen Mehrheit des bayeri⸗ schen Volkes zu unterdrücken, dessenigen Volkes, welches unter allen Unständen seine treue Anhäͤnglichkeit bewahrt hat. Wie das Bei⸗ spiel der obersten Behörde durch die untergeordneten Organe bei An- ordnung der Urwahlen nachzeahmt ist, davon werden die Wahlprü⸗ fungen ein getreues Bild ergeben. Wenn das gegenwärtige Mini-⸗ sterlum das Vertrauen des Landes zu besitzen gemeint hätte, dann wäre es nicht auf Auskunftsmittel verfallen, die selbst ein Erfolg nicht zu beschönigen vermöchte. Nachdem aber der Versuch nicht einmal von dem gewünschten Erfolge begleitet gewesen ist, hätte die neuge⸗ wählte Kammer wohl erwarten dürfen, daß das Ministerium durch seinen Rücktritt ihr die unliebe Nothwendigkeit ersparen würde, mit dieser Beschwerde Ew. Majestät zu behelligen. Das Land bedarf und ersehnt den Frieden und ein vertrauens volles Zusammenwirken der Regierung und seiner Vertreter; den hingeschwundenen Frieden wird aber weder eine Parteiregierung noch eine Regierung zu bieten vermögen, welche die eine Seite des Hauses gegen die andere verwendet, ohne jemals eine aufrichtige Ünterstützung von der einen oder der auderen Seite gewinnen zu können. Das Land ruft nach einer bayerischen Regierung, die ; alleinigen Leitstern nehmend, weder scheut, noch sich zu scheuen Ursache hat, an Stelle des ver⸗ künstelten Gleichgewichts durch allseitig freie Wahlen den wahren Ausdruck der Meinung und Gesinnung des bayerischen Volkes zu setzen. Nur eine solche Regierung wird von der Volksvertretung nicht nur nicht behindert, sondern eifrig unterstützt, di, erlahmende Thätig⸗ keit der Regierung neu beleben können, nur eine solche Regierung wird auch in dem höchst'n Kollegium des Reiches jenes Ansehen genießen, das ihr der Reichsverfassung gemäß gestattet ist und das auch unumgänglich nothwendig ist, wenn nicht, wie bisher, ein Stück nach dem andern von der bayerischen Krone und den Landesrechten dabin⸗ fallen soll in einem Interesse, das sebr weit entfernt ist, das allge⸗ meine deutsche zu sein. Im Geiste unwandelbarer Treue gegen Ew. Majestat und der opferwilligen Hingebung an das bayerische Vaterland bringen wir diese Vorstellung an den Königsthron und bitten Ew. Masestät, abermals das erhabene Königliche Wort ver⸗ nehmen zu lassen: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke!“

Hessen. Darmstadt, 8. Oktober. Ihre Hoheit die Herzogin Anna von Mecklenburg-⸗Schwerin ist gestern nach mehrwöchigem Aufenthalt bei Ihren Durchlauchtigsten Groß⸗ eltern wieder abgereist. Die in der gestrigen Sitzung der Er sten Kammer gewählten Ausschüsse traten alsbald nach Schluß der Sitzung zur Wahl ihrer Präsidenten zusammen. Es wurden gewählt: Für den ersten Ausschuß Se. Exzellenz Frei⸗ herr Schenk zu Schweinsberg, für den zweiten Ausschuß Se. Durchlaucht der Fürst zu Isenburg und Büdingen in Birstein, für den dritten Ausschuß Se. Durchlaucht der Fürst zu Ysen⸗ burg und Büdingen in Büdingen, für den vierten Ausschuß Se. Erlaucht der Graf zu Erbach⸗Erbach.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 8. Oktober. (tg. f. Lothr.) Der Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath und Direktor im Reichs kanzler⸗Amt, Herzog, ist vorgestern Abend 6 Uhr 37 Minu⸗ ten hier angekommen und von dem Bezirks⸗Präsidenten v. Putt⸗ kamer am Bahnhof begrüßt worden. Hr. Herzog besuchte gestern in Begleitung des Bezirks⸗Präsidenten die öffentlichen Lehran⸗ stalten und verschiedene Behörden. Abends fand bei dem Bezirks⸗ Präsidenten ein festlicher Empfang statt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. Oktober. Das Reichs⸗

gesetzblatt veröffentlicht den Staatsvertrag vom 15/3. O⸗

tober 1874 zwischen der österreich⸗ungarischen Monarchie und dem Kaiserthume Rußland wegen gegenseitiger Auslieferung von Verbrechern. (Abgeschlossen zu St. Petersburg am 15.3. Ok⸗ tober 1574, von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Apostolischen Majestät ratifizirt am 2. Juli 1875, in den beiderseitigen Rati⸗ fikationen ausgewechselt in St. Petersburg am 30 / 18. Juli 1875.)

Der Erzherzog Kronprinz Rudolf hat mit Anfang des laufenden Jahres das Studium aus den juridischen Fächern be⸗ gonnen, und zwar gelangt u arc. em sches Recht, Rechts⸗ geschichte und Rechtsphilosophie, sowie Kirchenrecht zur Behand⸗ lung. Da die Vorträge über letzteres (burch den Kaiserlich Königlichen Universitãtsprofessor Dr. Joseph 3sisjman) beendigt sind, so fand, wie die ‚Wien. Zig.“ mittheilt, auf Anordnung und in Gegenwart des Kaisers gestern zu Schönbrunn die

Prüfung aus diesem Gegenstande statt. dem Prüͤfungserfolge vollkommen zufrieden und drückte den Professor Dr. 3sissman seine vollste Anerkennung aus.

Der Prinz Arnulf von Banern ist am 3. d. M. in Klausenburg angekommen und besichtigte daselbst die Samm= lungen des siebenbürgischen Museums und die Bibliothek der Universität. Se. Königliche Hoheit verweilt einige Tage in Klausenburg und begiebt sich von dort am 10. d. M. auf eine Bärenjagd.

Die Reich srathsdelegation hat heute das Ordi, narium des Kriegsbudgets durchberathen. Die Ausschußanträge auf Streichung von 63,500 Fl. bei dem Tit. VI. für höhere Kommandos und Stäbe, von 63,252 Fl. bei dem Titel VII für Berittenmachung der Hauptleute und von 30 296 Fl. für Einberufung der Reserve⸗Dsfiziere wurden nach lebhafter De batte und obschon der Chef des Generalstabs und der Kriegs= Minister v. Koller für die Forderung der Regierung eintraten mit großer Majorität angenommen. Die übrigen der Regie rungsvorlage entsprechenden Ausschußanträge wurden ohne De batte genehmigt.

Die ungarische Delegation hat heute das Ordi—⸗ narium und das Extraordinarium des Armeebudgets inkl. der Forderung für die Beschaffung von FKanonen nach den Anträgen des Ausschusses unverändert angenommen. Sektionschef JM. Benedek befürwortete die Bewilligung der für die Beritten— machung der Hauptleute angesetzten Summen, welche der Aus—= schuß zu streichen beantragt hatte. Nachdem indeß Varadny und Jokai den Ausschußantrag unterstützt hatten, wurde derselbe an—⸗ genommen.

11. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Montagsrevue⸗ aus zuverlässiger Quelle meldet, hat das österreichische Ministe⸗ rium die beiden Memoranda der ungarischen Regierung über die Bankfrage und über die Verzehrungssteuer schon vor einiger Zeit in entschieden ablehnendem Sinne beantwortet. Der öster— reichische Finanz ⸗Minister bezeichnete die Regelung der Valuta als die Vorbedingung jeder Lösung der Bankfrage. der Verzehrungstener bemerkte der Minister, daß die gegenwärtige Art der Verrechnung eine der Bedingungen gewesen sei, unter denen die eisleithanifche Reichs hälfte die Quote von 70 pCt. auf sich genommen habe. Demselben Blatte zufolge betraf die Reise des Handels⸗Ministers v. Chlum ecky nach Pest hauptsächlich di Angelegenheit der Trennung des Südbahnnetzes und die Erörterung der Frage, ob Ungarn gleichwie Oesterreich geneigt wäre, in die Ueberlaffung der außeröͤsterreichischen Linien an einen eventuellen Käufer zu willigen. Die stattgehabten Verhandlungen ergaben ein völliges Einverständniß. Die Frage des Verkaufes des un— garischen Theiles der Südbahn ist einer Separatverhandlung vorbehalten worden.

Pe st, 9. Oktober. Im Fi nanzaus schusse wurden gestern die Voranschläge für die landwirthschaftlichen Lehranstalten in Be= rathung gezogen. Es sind hierfür 227 750 fl. präliminirt. Esen= gery wünscht, die landwirthschaftlichen Lehranstalten mehr intensi⸗ als extensiv entwickelt zu sehen und die Theorie von der Praxis mög⸗ lichst zu trennen. Der Minister erklärte, daß er einen großen Theil der zu diesen Anstalten gehörigen Aecker verpachtet habe. Auf Befürwortung von Horvath und Sennyey wurde die Pot mit Ertheilung des Virements votirt. Es folgte die Pos Pferdezuchtanstalten“. Die Verhandlung wurde indessen auf Montag vertagt. Heute wird das Budget für das Ministerium des Innern verhandelt.

Agram, 59. Oktober. Der kroatische Landtag wird zur Fortsetzung seiner Verhandlungen auf den 19. d. wieder ein⸗= berufen werden.

Niederlande Haag, 9. Oltober. (W. T. B.) Das „Dagblad“ enthält ausführlichere Mitiheilungen über den Ver— lauf der Verhandlungen zwischen der nieder ländischen Regierung und der von Venezuela. Hiernach hätte die Regierung von Venezuela den Ersatz der Kriegskosten verlangt, welche ihr die Unterdrückung des jüngsten Aufstandes verur sachte, da der Aufstand, wie die Regierung behauptete, durch die Zu—⸗ sendung von Munition Seitens niederländischer Unterthanen in Curaędo unterstützt worden sei. Die niederländische Regierung hätte sich indessen geweigert, die Unterhandlungen auf— zunehmen, bevor die Regierung von Venezuela nicht zwei Bedingungen erfüllt hätte, nämlich die Wieder⸗ heraus gabe des niederländischen Schiffes, Midas“ und die Wieder, eröffnung der Häfen, welche bisher dem niederländischen Handel verschlossen geblieben waren. Zuerst habe die Regierung von Venezuela auf keine dieser Bedingungen eingehen wollen, schlies⸗ lich aber habe sie nachgegeben und in die Herausgabe des Schij⸗ fes „Midas“ gewilligt, zugleich aber die Zurücknahme der zweiten Bedingung Seitens der niederländischen Regierung gefordert. Nachdem die letztere innerhalb dreier Tage auf diese Forderung nicht eingegangen sei, habe die Regierung von Venezuela alle diplomatlschen und politischen Beziehungen mit der niederlãndi⸗ schen abgebrochen und letztere in Folge dessen ihren Geschäfts— träger aus Caracas zurückberufen.

Großbritannien und Irland. London, 11. Nl⸗ tober. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, die in den japanischen Gewässern befindlichen englischen Kriegs⸗ schiffe hätten Befehl erhalten, sich nach Ehina zu begeben. In den Grafschaften Leicester ünd Warwick haben Ueberschwemmungen stattgefunden, welche einen betrãchtlichen Schaden angerichtet haben.

Frankreich. Paris, 9. Oktober. Heute Morgen um 105 ühr hat im Elysee die Ceremonie der Ueber gabe des Bareks an den Kardinal⸗Erzbischof von Rennes durch den Marschall Mac⸗Mahon stattgefunden. Der Prinz Napoleon ist am 7. nach längerer Abwesenheit wieder in Paris eingetroffen. Die Großfürstin Katharina von Rußland wird nächsten Dienstag nach Baden⸗Baden abreisen. Gestern starb in Nantes der. Deputirte von der außersten Rechten Dezanneau. Die Zahl. der ledigen Sitze der Nationalversammlung beträgt. jetzt 2. Für die projektirte katholische Universität von Lille

fit dem „Echo du Nord“ zufolge in wenigen Wochen schon di⸗ zugleich haben

Summe von 570, 000 Fr. aufgebracht worden; die Patrone des Unternehmens dem stãdtischen Hospital von Lille für 140000 Fr. zwei Pavillons abgemiethet, um darin eine selbständige katholisch⸗medizinische Klinik einzurichten. Spanien. Madrid, 10. Oktober. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat die spanische Regierung nunmehr eine Rote an die päpstliche Kurie gerichtet, worin die Respelti⸗ rung des abgeschlossenen Konkordates mit Ausnahme

derjenigen Bestimmungen dessel ben zugesichert wird, durch die der

Kurie irgendwelche Rechte in Bezug auf die innere Verwaltung und in Bezug auf die internatlonale Stellung Spaniens und seine internatlonalen Verpflichtungen eingerãumt werden.

Der Kaiser war mi

Bezüglich

der Note wird hervorgehoben, wichtige Staatsrücksichten machten der Regierung die Wiederherstellung der katholischen Glaubens— einheit unmöglich, die ja überdies, wenn schon sie im Konkor⸗ date ausgesprochen sei, dennoch als ein unwandelbares Prinz p nicht angesehen werden könne. Die Regierung habe das Kon⸗ kordat nicht verletzt, sei aber gezwungen gewesen, die religiöse Toleranz zu respektiren. Der Staats prokurator wird die Untersuchungsakten gegen den eines Mordes bezüchtigten Bischof von Ürgel nebst seinen darauf bezüglichen Anträgen dem höchsten Gerichtshofe demnächst überreichen.

Ueber Bayonne, 9. Oktober, kommt folgende Nach⸗ richt: Die Ankunft der nach San Seba stian beorderten Verstärkungstruppen ist durch ungünstiges Wetter verzögert worden. Don Carlos wohnte am 6. d. M. dem Bom⸗ bardement auf Pampelona bei. Die Carlisten wurden indeß durch einen Ausfall der Besatzung Pampelonas zum Rückzuge gezwungen.

Aus Perpignan, 9. Oktober, Abends, meldet „W. T. B.“: Der Carlistengeneral Alvarez, vier carlistische Bbersten und mehrere andere carlistische Offiziere, welche sich uber Prats nach Frankreich begeben hatten, sind hier in Per⸗ pignan internirt worden.

Italien. Rom, 9. Oktober. (W. T. B) Nach den nunmehr getroffenen Bestimmungen wird Se. Majestät der Deutsche Kaiser an der Grenze des Königreichs von dem General Cialdini, einem General⸗Adjutanten und drei Flügel⸗ Adjutanten des Königs, bei der Ankunft in Mailand von dem Fönig und sämmtlichen Mitgliedern der Königlichen Familie empfangen werden. Am Tage nach der Ankunft findet ein Galadiner von 150 Gedecken statt.

Zu der Revue sind die nachfolgenden Truppentheile be⸗ fohlen worden: Das 3. Militärkolleg, collegio di San Luca ge⸗ nannt, nebst den Einjährig⸗ Freiwilligen; die 3. Infanterie⸗ Brigade, 3. und 48. Infanterie Regiment (General-Major Bocca); die 4. Infanterie⸗Brigade, 7. und 74. Infanterie⸗ Regiment (General⸗Major Colli); die 6. Infanterie⸗Brigade, J. und S. Infanterie⸗ Regiment (Oberst und Brigade⸗ Commandeur Filippone); die 23. Infanterie⸗Brigade, 36. und 73. Infanterie⸗Kegiment (General⸗Major Cavalchini); die 25. Infanterie⸗Brigade, 41. und 42. Infanterie⸗Regiment (General⸗Major de Fornarih. Zusammen 10 Infanterie Regi⸗ menter. Zu diesen Truppentheilen treten sechs, aus 24 Kompagnien formirte Alpen⸗Bataillone, kommandirt von den Majoren: Queirazza. Cochis, Ramonda, Ceresa, Goggia, Gobbo, Jonio; ferner das 2. und 3. Lehr⸗ Bataillon, das 1. und 8. Bersaglieri⸗Regiment, das 1. Genie⸗ Regiment, das 4, 6. und 9. Ärtillerie⸗Negiment, die 3. Ka—= pallerie Brigade, 4, 9. und 20 Kavallerie⸗Regiment (General- Major Incisa), und endlich die J. Kavallerie⸗Brigade, 10, und I7. Kavallerie⸗Regiment, zusammen 5 Regimenter, nämlich 1 Dragoner⸗Regiment, 2 Lancier⸗ und 2 leichte Reiter⸗ Regimenter. Es ist von Hinzuziehung noch zwei weiterer Kavallerie⸗Regimenter die Rede. Die Truppen werden von den General⸗Lieutenants Ferrero und Thaon de Revel, unter dem Oberbefehl des Generals Petitti kommandirt werden. Der Gemeinderath hat für die Bequartierung von 1 General⸗Lieu⸗ tenant, 3 General⸗Majors, 8 Obersten, 31 Oberst⸗Lieutenants und Majors, 111 Hauptleuten und 350 Subaltern⸗Offizieren, abge⸗ sehen von den Massenquartieren für die Truppen, Sorge zu tragen.

10. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Opinione“ meldet, find die Verhandlungen wegen Abschluß eines Han⸗ delsvertrages zwischen Italien und der Schweiz nun⸗ mehr beendet. Die Schweiz willigt ein, den bestehenden Vertrag schon vor dem Ablaufstermin als erloschen zu betrachten, und ist bereit, einen neuen Vertrag auf 10 Jahre zu unterzeichnen.

Türkei. Konstantinopel, 9. Oktober. W. T. B.) Die Banque impériale hat formell gegen den Beschluß der türkischen Regierung, betreffend die Couponseinlöõsung, protestirt und erwartet Instruktionen von den Comités in Paris und London. Die italienische Regierung hat heute in ofsi⸗ zieller Weise Aufklärungen über die neueflen Finanzmaß⸗ regeln der Pforte verlangt; auch die Botschafter anderer Mächte haben solche Aufklärungen, aber in offiziöser Form, ge⸗ fordert. Die Lokalbanken bereiten eine Petition an den Sultan gegen die Finanzmaßregeln vor.

10 Oktober. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister hat in Betreff der künftigen Sinlösung der Soupons der türkischen Staatsschuld durch den Börsen⸗Präsidenten eine offizielle erläuternde Ro te an der Börse zum öffentlichen An⸗ schlag bringen lassen, welche also lautet: ;

Da die Erkläruzg der Pforte vom 6. d. M. mit der dieselbe begleisenden aufklärenden Note an der Börse nur einigen Kapitalisten und Bankhäufern bekannt gegeben worden ist, erklärt die Kaiserliche Regierung zur Vermeidung jeder künftigen Zweideutigkeit und in der Absicht, ein für alle Mal bestimmte, endgültige Erläuterungen abzu⸗ geben, Folgendes: ; .

I) Vom 6. Oktober d. J. angefangen, werden die Zinsen und die Amortisirung der inneren und äußeren Staaatsschuld für die Daner von 5 Jahren auf die Halfte reduzirt. ; .

2) Bie Bezahlung der Coupons erfolgt in der Weise, daß die eine Hälfte baar, die andere Hälfte in Schuldtiteln, welche 5 pCt. Zinsen tragen, bezahlt wird. Die fünfprozentigen Zinsen auf die neuen Schuldtitel werden gleichzeitig mit der ersten Hälfte der Cou—⸗ pons an den Verfalltagen baar bezahlt.

3) Die Garantien für die unverkürzte Baarbezahlung der ersten Couponhälfte, sowie der obgedachten fünfprozentigen Zinsen auf die neuen Schuldtitel bestehen in den gesammten Zolleinkünften, in den Einnahmen von Tabak und Salz, sowie in dem von Aegypten zu zahlenden Tribut. Sollten diese Garantien ungenügend sein, so wer den dieselben noch durch die Hammelsteuer ergänzt werden.

4) Sollte nach Ablauf obgedachter 5 Jahre die in ein 5 Proz. Zinsen tragendes Kapital ungewandelte Couponhälfte nicht zurück— gezahlt worden sein, so soll eine neue Fristverlängerung bis zur dem- nächstigen vollständigen Tilgung der inneren Schuld Platz greifen, deren Garantien mit diesem Zeitpunkte wieder frei werden, und die dann zur vollständigen Rückzahlung der gedachten 5proz. Zinsen und der Amortifation verwendet werden sollen.

Aus Ragusa, 9. Oktober, liegt folgende Meldung des W. T. B.“ vor: Die Insurgentenführer Lju bibatritsch und Peko versuchten in der letzten Nacht. das Fort Zarina, welches beträchtliche Proviantvorräthe enthält, zu. überrumpeln. Die Insurgenten wurden jedoch durch das Kartätschenfeuer der Türken zum Rückzuge gezwungen.

Belgrad, 9g. Oktober. (W. T. B.). Die Braut des Fürsten Milan hat heute Nachmittag hierselbst ihren Ein⸗ zug gehalten. Die Trauung wird Dienstag oder Mittwoch satifinden. Wie die Amts zeitung! meldet, hat der Kaiser von Rußland bei der Trauung die Funktion als Zeuge über⸗ nommen und als Stellvertreter den General⸗Adjutanten Grafen Sumarokow delegirt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Oktober. Se. Majestãät der Kaiser hat dem Generalgouverneur von Turkestan und Commandeur der Truppen des Turkestanschen Militärbezirks, General⸗Adjutanten Ingenieur⸗General Konstantin von Kaufmann, einen mit Brillanten besetzten golLdenen Säbel mit der Lufschrift auf dem Gefäß „Für Besiegung der Kokander am 22. August 1875“ verliehen. Die vorbereitenden Arbeiten zur Revision des Strafgesetz buch es find, wie die russische „St. P. Ztg.“ aus zuverlässiger Quelle erfährt, im Ju stiz⸗Ministerium bereits in Angriff genommen. Zu diesem Zweck sollen allen Prokureuren der Bezirksgerichte Eirkulär⸗ Vorschriften zugesandt worden sein, laut welchen sie dem Ministerium ihre Bemerkungen darüber einzureichen haben, welche Schwierigkeiten bei der praktischen Anwen⸗ dung des Strafkodex aufgefallen sind, und welche Veränderungen ihnen nothwendig erscheinen. Zum Unterhalt der grie⸗ chisch-unirten Geistlich keit in den polnischen Gouvernements sollen nach dem „Golos“ im künftigen Jahr 21,293 Rbl. aus⸗ gesetzt sein. Im vergangenen Jahr war derselbe Posten im Budget edes Ministeriums des Innern mit 165,473 Rbl. vermerkt. Die durch die Massenbekehrung der unirten zur griechisch- orthodoxen Ko nfession verursachte Ersparniß von 144980 Rbl. fällt im fünftigen Jahr dem Synod zu. Die Einrichtung einer Flußinspektion über alle schiffbaren Flüßsse Ruß lands sst nach der russischen „St. P. Ztg. von dem Ministerium der Kommunikationen als Ziel ins Auge gefaßt worden. Diese In⸗ spektion soll zum Theil von Ingenieuren der Kommunikation, zum Theil von Marine⸗Offizieren ausgeübt werden, wozu eine bedeutende Anzahl von Marine⸗Offizieren erforderlich sein wird. Die Ertscheidung der Frage soll, wie verlautbart, in kurzer Frist im Reichs rath stattfinden. Die Durchführung der allgemeinen Flußinspeltion würde die Assignirung von 21 Millionen Rubel rfordern.

Dänemark. Kopenhagen, 9. Oktober. W. T. B.) Wie die „Berlingske Tidende“ aus gut unterrichteter Quelle erfährt, ist Baron Rosenoern-Lehn an Stelle des verstorbenen Grafen Moltke Bregentved zum Minister der auswärtigen An⸗ gelegenheiten designirt.

Amerika. New⸗Jork, 9. Oktober. (W. T. B) Wie hierher gemeldet wird, hat der Präsident von Mexiko den dortigen Kongreß in Person eröffnet und in der Er⸗ 5ffnungsrede die im Lande herrschende Ruhe und die zufriedenstellenden Beziehungen zu den auswärtigen Mächten besonders hervorgehoben.

Montevideo, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Belage⸗ rungszu stand ist hierselbst proklamirt worden.

Rio, 10. Oktober. (W. T. B.) Die Kammern sind heute von dem Kaiser mit einer Rede geschlossen worden, in welcher derselbe für die Genehmigung der von der Reg ierung eingebrachten Vorlagen dankte, hervorhob, daß die Beziehungen des Reiches zu den auswärtigen Mächten zufriedenstellend seien, und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die gewährte Amnestie die Harmonie zwischen Staat und Kirche wieder herstellen werde.

Statistische Nachrichten.

Der Etat der Haupt- und Residenzstadt Berlin für das Jahr 1876 schließt, wie die „Nat.-Zig.“ mittheilt, in Ein nahme und Ausgabe mit 34 202,523 60 (1875: 33 267, 6146 S6) und zwar in Einnahine: Ordinarium 32,211 4309, Extraordinarium mit 1,381,073, in Ausgabe: Ordingrium 29,400,134, Extraordinarium mit 4 802 369 M ab, so daß die Mehr⸗Einnahme im Dꝛidinarium sich auf 2.311.296 und die Mindereinnahme im Extraordinarium sich auf dieselk? Summe stellt. Nach den Spezialetats balanziren die Ein⸗ nahmen und Ausgaben wie folgt: J. Kämmerei Verwaltung: Ein⸗ nahme 585,090 M gegen 1875 mehr 13,758 ½ο½, Ausgabe: 96,640 gegen 1575 mehr 19,234 M II. Erleuchtungswesen: Einnahme Nichts. Ausgabe 2,526 650 M gegen 1875 mehr 48,452 M III. Steuer- verwaltung: Einnahme: Miethssteuer 10,300, 0 0, gegen 1875 mehr 1.300 0, Haussteuer 3, 051, 090 gegen 1875 mehr 261, 0690, Hundestener 263,610 gegen 1875 mehr 45.189, Gemeinde⸗Einkommensteuer S, 146, 863 gegen 1875 weniger 2693552, Braumalzsteuer 430,000, mehr 35 9004 Dle Ausgaben in der Steuerverwaltung belaufen sich auf 122, 000 gegen 1855 mehr 18336 6 LV. Kapital- und Schulden verwaltung: Einnahme 1) Kapitalien 200, 29, 2) Anleihen 3,041,742 (, Hypo⸗ theken 5550 Sυς, in Summa 3, 247 562 A gegen 1875 mehr 598,376 Ausgabe: 1) Anleihen 4 580,124, gegen 1875 mehr 439, 443, Hypothe⸗ ken 56, 780 M, gegen 1875 weniger 27, 676, in Summa 4.536,90, gegen is75 mehr 465,767 1M V. Schulverwaltung: Einnahmen 1 höhere Lebranstalten a. Gymnasien 456,877, gegen 1875 mehr 109,108 S, b. Gewerbeschulen 107,675 6, gegen 1875 weniger 2379 6, . Real- und höhere Bürgerschulen 357.657 , gegen 1875 mehr 15.523 S., 4d. höhere Töchterschulen 174890 6, gegen 1875 mehr 23420 S', Gemeindeschulen, Turn⸗ und Fort⸗ bildungssckulen 65,115 6, in Summa 1,162,244 S, gegen 1875 mehr 141,541 S6 Ausgabe: höhere Lehranstalten a. Gym: nasien: Ordinarium 892,587, Ertraordinarium 183603, gegen 1875 mehr 196,086, b. Gewerbeschulen: Ocdingrium 257, 929, Extxaordi- narium 3000, gegen 1875 mehr 2633, e. Reagl⸗ und höhere Bürger schulen 701,272, gegen 1875 mehr 9181, d. höhere Töchterschulen 247,680, gegen 1875 mehr 45,747, in Summa: Ordinarium 2081, 948, Extraordinarium 39,1 14, gegen 1875 mehr 253,652 S½, Gemeinde⸗ schulen 3,452,900, gegen 1875 mehr 157 439, Turn und Fortbildungs⸗ anstalten 164,940 M Fends zur Remunergtion der Vikariatstunden an den höheren Lehränstalten: 123700, für den Religions - Unter⸗ richt in den 16 höheren Lehranstalten für Nicht Exangelische 10 000 6 dieser Posten ist neu), Schulwesen im Allgemeinen 22.8932 MS, in Summa 5. 796 612 6, gegen 1875 mehr 446.541 40 FI. Fär kirchliche Zwecke: Einnahme Nichts; Ausgabe 2700 „, gegen 1875 weniger 12000 VII. Armen verwaltung: Einnahme 488.633 MS, gegen 1875 weniger 209, 07)5 ; Ausgabe: I Armenwesen 2652, 733 4, 2) Rummels burger WaisenAnstalt 731,050 M6, 3) Arbeite hans nebst Filialen und Irrenanstalt 649 274 M, 4) Friedrich Wilhelm Hopital 189,480 6. in Summa 4 232,555 , gegen 1875 mehr 269.506 VIII. Ver- waltung der Krankenhäuser und Einrichtungen für Gesundheitspflege: Einnahme 131,315, gegen 1875 mehr 13, 85s M; Ausgabe 1 Siechen⸗˖ anstalt 59, 900 M, 2A Krankenhaus am Friedrichshain 566 090 , 3) Epidemiehäuser, Barackenlager und Peckenhaus 124685 , 45 Sanitäte verwaltung 29, 060 6M, 5) Bade Anstalten 14,024 6. in Summa S5g, 6069 M, gegen 1875 mehr 1845782 1X. Park und Gartenanlagen: Einnahme 799 , Ausgabe 62. 8)6 M, gegen 1875 mehr 291.433 6 X. Bauverwaltung; A. Hochbau: Einnahme: Neu⸗ bauten und größere Reparaturen: Extraordinarium 209, 000 A, gegen 1875 weniger 1,359 500 4; Ausgabe: Allgemeine Verwaltung 45 000, Neubauten und größere Reparaturen: a höhere Schulen 5070, Extra- ordinarium 35, 50 νς, b. Gemeindeschulen 2116, Extraordinarium 1357, 00. α, c. Gebäude für verschiedene Schulzwecke: Extraordinarium ö GM M, d. Gebäude für andere: Zwecke Feuerwehr 30 849l, Extraordinarium 1063, 400 M B. Tiefbau: Einnahme 531 127 4, Ausgabe: 1) Allgemeine Verwaltung do oJ) M, 2 Straßen⸗ pflasterung und e ferm, a. Erwerbung von Terrain zu Straßenanlagen c. Neupflasterungs⸗

00 0090 ½, b. Pflasterungsmaterial 1,398,800 ,

und Enrwässerungszanlagen 344 000 ½, d, Um- pflasterung 300 000 , 8. Reparaturen von Straßen 66,200 M, F selbständige Kanälz 20000 1M 3) Chausseen 237, 8626 S 4) Bruͤcken S5, 505 6. 535) Brunnen SI, 000 S 6) Bed ürfnibanstalten

steckt,

29, 5 o0 M, 7) Granitbahnlegung 182000 M S9) Verschiedene Ausgaben 5339, setztere gegen 1575 weniger 253356 „M; im Ordinarium 3,598 717 4, im Extraordinarium 4060700 , in Summa 7,759,447 , gegen 1875 weniger 2725,32 M. XI. Verwaltungskosten: Einnahme: 1) Zum Per sonal. Vesolpungs. Etat gehörige Stellen 376,196 „M, Ausgabe 693.742 M 2) Ge⸗ schäftsbedürfnisse und Prozeßkosten: Einnahme 6819 M, Ausgahe 5587 325 S6 3) Wittwen Penstonen: Einnahme 169815 , Ausgabe S3, 895 66 Außerdem hetragen die Ausgaben der Verwaltungskosten: 1) Nicht zum Personal-Besoeldungs⸗Etat gehörige Stellen: 187,510, 2 Pensionen 177570, 3) Uaterstũtzungen 45 359 606; in Summa: Einnahme 483.731 1, Ausgabe 3,773, 0 S XII. Dolizeiverwal⸗ tung: I Polizeikosten, Srtepollzei! Einnahme 2880 „S6, Aus. gabe 957770 4; 2) Nachtwacht. Feuerlösch⸗ und polizeiliches Straßenreinigungswesen: Einnahme 270. 500 4, Ausgabe 1 566,560 4, in Summa Ennahme As, 680 , Ausgabe 2524531 * XIII. Städtisches Straßenreinigungs⸗ und Straßenbeleuchtungs= wesen; Einnahme 8460, Ausgabe 1) Straßenreinigung 1,628, 460. Straßenbesprengung 246,900, 2) Stratzenbeleuchtung 2,131,039 4 Ausgaben in Summa 2.599 490 Mƽ,. XIV. Militärverwaltung: Aus- gabe 69. 890 M als Unterstützung für die Invaliden und Veteranen von 1813 215 und für die Ir validen und Hinterbliebenen von 1864. TV. I) Civilstandsämter: Einnahme 5060 M, Ausgabe 180,069. 2) Verschiedene Einnahmen und Ausgaben aus Beiträgen und Ge⸗ schenken an Vereine und Institute. Kosten der Normaluhren u. s. w. Die in diesem Titel befindlichen 100,900 Thlr. dürfen nur zum An⸗ kauf von Schularundftlcken verwendet werden. Einnahme⸗-Ordina— rium 788,191, Extrasrdinarium 1,781,573 M, gegen 1875 weniger 2239550. 1 Ausgabe: Beiträge an Geschenken 2c. Ordinariua 284,105, Extraordinarium 300, 000

Nach Mittheilunz des städtischen statistischen Bu⸗ reaus sind bei den Standesämtern Berlins in der Woche vom 26. September bis inkl. 2. Oktober zur Anmeldung gekommen: 357 Eheschließungen, 835 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene und 595 Sterbefälle.

In der Schweiz giebt es gegenwär ig etwa 5090 Hotels und Pensionsbäuser für Fremde; 40 bis 50 derselben sind Etablissements ersten Ranges, meist im Besitze von Aktiergesellschaften, mit einem Bauaufwande von je 1 bis 2 Millionen Francs. Im Jahre 1874 zählte man in der Schweiz 255,009 Reisende, die öffentliche Fahr⸗ gelegenheiten, die Eisenbahn oder Post benutzten; 65, M00 derselben gingen über den St. Gotthard, 27⸗ bis 28, 0900 über den Simplon oder Splügen, 100000 fuhren auf den Rigi hinauf; vor dem Bestehen einer Bergbahn bestiegen diesen Berg kaum 150900 Reisende jährlich. Die Zahl der Reisenden, die sich jährlich längere Zeit in der Schweiz aufhält, wird auf 100 090 angeschlagen; 17 000 Fremde wohnen gegenwärtig beständig im Kanton Waadt, davon 4509 im Bezirke Vevey am Genfer See. Ueberaus zahlreich ist der Fremden⸗ besuch im Berner Oberland, am Thuner und Brienzer See und in dem zwischen beiden Seen gelegenen Interlaken. Auch in Grau⸗ bündten, wo früher Fremde nur vereinzelt zu sehen waren, ist jetzt der Fremdenverkehr fo stark, daß man dessen Geldumsatz auf 3 bis 4 Millionen Francs jährlich anschlägt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ja der zweiten und letzten Sitzung der General versammlung der deutschen Geschichts⸗ und Alterthums-⸗ vereine in Detmold am 7. d. M. schlug Prof Oncken folgende, von Hrn. Lindenschmit und ihm formulirte Resolutionen als Er—⸗ gebniß der Verhandlungen vor: ‚Der Gesammtvzrein der dentschen Geschichts- und Alterthum: vereine hat in seiner Generalversammlung zu Detmold vom J. Oktober das Ergebniß feiner am 5. urd 6. d. M. gepflogenen Berathungen in folgenden Sätzen zusammengefaßt:

J. Daz Castell Allso kann nur an einer Stelle zestanden haben, welche sowohl durch einen schiff baren Fluß als auch durch eine massive römische Heerstraße mit Castra Vetera verbunden war. Die letztere Bedingung ist entscheidend für die Bestimmung des Untersuchungsfeldes.

II. Die Angabe der Alten über die Oertlichkeit und den Verlauf der Niederlage des Varus, sowie die Züge des Germanikus nach der Stätte desseiben schließen die Annahme aus, daß das Schlachtfeld sich in der Nähe eines schützenden römischen Castells befunden habe. Die Frage steht zwar in einem gewissen Zusammenhange mit der Frage nach dem Castell Aliso (eastellum Lupiae oppozitum ?), doch ist die Größe des Abstandes beider Oertlichkeiten so zweifel= haft, daß sich ein sicherer Schluß von der einen auf die andere nicht machen läßt und beide Fragen also möglichst getrennt zu be— handeln sind.

III. Gewißheit über Castell und Schlachtfeld ist nur von einer sicheren Ermittelung der römischen Straßenzüge zwischen Rhein und Weser, sowie von der Auffindung altrömischer Waffen in den Meor— gründen des Osning zu erwarten.

IV. Für die Veranstaltung der hierzu nöthigen Ausgrabungen hofft der Gesammtverein der deutschen Geschichts⸗ und Alterthums⸗ vereine auf die Hälfe des Reichs. Er beauftragt den Musenms-= direktor zu Mainz, Hrn. Dr. Lindenschmit, im Verein mit Hrn. Oberst v. Cohausen, unter Benutzung der Holzermannschen Grund⸗ riffe und Durchschnitte, Detail vorschläge auszuarbeiten und in einer Denkschrift näher zu begründen. Der Verein behält sich vor, beides dem Reichskanzler ⸗Amt in Berlin zu unterbreiten.“

Die Resolutionen wurden von der Versammlung einstimmig an genommen. Oncken empfahl auf den Antrag des Dr. Lindenschmit, ber Verein möge sich dahin aussprechen, die Regierung des Fürsten- thums Lippe möge für die Erhaltung der Steindenkmale in ihrem Bereiche dle erforderlichen Schritte thun. Insbesondere werden der Forstbehörde die Steinringe, Opfersteine u. s. w empfohlen. Wörner von Darmstadt, Sekretär def Gesammtyereins, verlas darauf die Beschlüsse der Delegirten. Die Versammlung stimmte den Vorschlä—⸗ gen wegen Wahl des Versammlungsortes für nächftes Jahr (an erster Stelle Wiesbaden, an zweiter Stuttgart, an dritter Landshut) zu.

Aus Bern, 7. Oktober, erhält die „Allg. Ztg.“ folgende Zuschrift: ‚„Gewiß wird es Sie und die ganze wissenschaftliche Welt Deutschlands interessiren, welchen Fund ich diesen Sommer Anfangs Juni gemacht habe. Wegen der Erwerbung konnte ich ihn aber ßis jetzt nicht veröffentlichen. Ich fand nämlich im Schlosse zu Spie; am Thuner See, wo ich schon vor langer Zeit auch eine Hand- schrift vom Fabeldichter Boner, ven den Chroniken Justingers, Die⸗ bold Schillings u. . m. entdeckte, unter einem Haufen Schriften ver- eine vollständige Handschrift des Gresgrins von Hartmann von Aue. Bekanntlich sind sämmtliche bis jetzt be kannten acht Handschriften lückenhaft; diese füllt nun, wie ich durch Vergleichung mit Hermann Pauls Ausgabe gefunden habe, alle Lücken der bisherigen Handschriften vollständig aus. Nach Vers 5 folgt der Vers: „Das rietent mir min tumben jar.“ Nach Vers 16 folgen zwei Verse, nach Vers 36 felgen 40, und nach Vers 402. sogar 46 Verse. Endlich finden sich nach dem Schluß noch eir e Anzahl Blätter mit Zusätzen, Gebete u. g. m. enthaltend. Die Dandschrift ist schön zeschrieben und vortrefflich erhalten. Es ver- steht sich wohl von selbst, daß, darauf gestützt, eine neue Aus gabe bes Gregorius zu eifos zen hat, was wohl etwa Fier geschehen wird. Auf meinen Betrieb hat sie unser Mäcen, Hr. Großrath F. Birki, erworben und wirz sie nebst andern Handschriften der hiesigen Stadtbibliothek schenken. Ich fand übrigens auch noch eine bis her nicht bekannte Schweizer Chronik von Ulrich Riff aus Rapenswil aus dem Jahr 14561 mit einem Nutschen Lucidarius. Diese Yand⸗ schrift kommt auch in die hiesige Stadtbibliothek. Dr. B. OH idber. ord. Profess or der Schweizer Geschichte und Diplomatik an der Universität in Bern.“

Ta Wien starb am 8. d. M. der als Chemiker bekannte Hofrath Hlasiwetz.

Gewerbe und Sande.

Die Direktion des Berliner Pfandbrief In stituls hat, der Nat. Z. zufolge, dem Magistrat mitgetheilt, daß sie sich für