nur gegen die Ehebrecherin strafrechtlich einschreitet, weil es ihr an den hinreichenden Beweismitteln zur gleichzeitigen Verfolgung ihres Zuhalters fehlt. Die Bestimmung des 5. 63 des Straf⸗ Gesetzbuchs: „Der Antrag kann nicht getheilk werden“ findet auf einen derartigen Fall keine Anwendung.
— Durch die Verbreitung einer strafbaren Dru ck⸗ schrift, welche in einem Orte gedruckt und zum Theil heraus egeben, zum übrigen Theil jedoch in einem anderen Orte 3 ausgegeben worden, wird, nach einem Erkenntniß des Dber-Tribunals vom 16. September d. J., der Gerichts⸗ stand der begangenen That sowohl vor dem Kreisgericht bes Druckortes, als auch vor dem desjenigen Ortes, in welchem ein Theil der Exemplare herausgegeben worden, begründet.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Großherzoglich oldenburgische Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Selkmann, ist hier angekommen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe Herzoglich sachsen⸗ tz, che Staats-Minister Freiherr von Seebach ist hier angekommen.
Breslau, 12. Oktober. (Schles. Ztg. Das fürst⸗ bischöfliche General-Vikariatsamt und das für st⸗ bischöfliche Konsistorium sind durch Schreiben des Dr. Förster heut aufgelöst worden.
Kiel, 12. Oktober. (Kieler Ztg.) Mit dem gestrigen Tage sind hier am Orte die Winterkurse an den Schulen der Osftsee⸗Station eröffnet worden und zwar die Akademie, die Kadeltenschule, die Maschinisten⸗ und Steuermannsschule. Auch die Vorbereitungsschulen der 1. Matrosen⸗Division und der J. Werft⸗Division haben ihr neues Wintersemester begonnen.
= Die Korvette „Vineta“ wird am 16. den Hafen verlassen, um ihre zweijährige Reise nach Ostasien anzutreten.
Wilhelmshaven, 11. Oltober. CJ. Han. 3tg.) Das Kanonenboot „Drache“ hat am 9. d. Mts. den hiesigen Hafen verlassen und ist nach Bremerhaven gegangen, um die Ver⸗ messungen weiter fortzuführen, Postsiatlon für vorgenanntes Kanonenboot bleibt bis auf Weiteres Bremerhaven. Die „Victoria“ und „Luise“ sind am 11. d. Mts. in Dienst gestellt worden. Die Panzerfregatte „König Wilhelm“ und Aviso „Falke“ sind am 19. . M. außer Dienst gestellt. Die Panzerfregatte „Kaiser“ bleibt — mit reduzirter Besatzung — in Dienst.
Posen, 12. Oltober. In der heutigen (.) Plenarsitzung des Provinzial-Landtages wurden 12 Vorlagen erörtert. Es sind milden Anstalten Subventionen zugewendet, zum Bau des evangelischen Diakonissenhauses hierselbst 90900 bewilligt und das Reglement zur Ausführung der Bestimmungen des §. 60 des Gesetzes vom 25. Juni 1875, betreffend die Abwehr nnd Unterdrückung von Viehseuchen, für die Provinz Posen fest⸗ gestellt. Hervorzuheben ist, daß die Entschädigung der auf poli⸗ zeiliche Anordnung getödteten Thiere bei der mit der Rotz krank⸗ heit behafteten Pferden auf die Hälfte, bei den mit der Lungen⸗ feuche behafteten Rindern auf vier Fünftel des gewesenen Werthes nor⸗ mirt und die von den Viehbesitzern zu entrichtende Abgabe pro Pferd auf 20 3 und pro Rind auf 5 3 festgesetzt ist. In Betreff der Provinzial⸗Feuerversicherung ist bei Gelegenheit des Berichts über die Verwaltung der Sozietät pro 1874 der Beschluß ge⸗ faßt, den 5. 18 Alinea II. des Reglements vom 9. Septem ber 1863 dahin abzuändern, daß an Stelle der Zahl 25 die Zahl 100 tritt, d. h., daß anstatt dem Minimalversicherungssatz von 25 Thlr. für ein Gebäude der Satz von 100 S Platz greift, und daß in Zukunft Versicherungen in ihren Summen nur an⸗ zunehmen bleiben, die mit dem Betrage von 100 theilbar sind.
Görlitz, 11. Oktober. Heute wurde der diesjährige Kom⸗ munallandtag der Preußischen Oberlausitz mit dem Vortrage des Jahresberichts durch den Landeshauptmann von Senydewitz eröffnet. Nach demselben befinden sich fast alle Zweige der ständischen Verwaltung in gedeihlicher Entwickelung, selbst diejenigen Institute, welche am meisten von den Rückwirkungen der Verkehrsstockungen betroffen worden, erzielten bez. versprechen befriedigende Resultate. Besonders eingehend behandelte der Bericht die Konsequenzen des Reichsbankgesetzes und den Einfluß desselben auf die Rommunalständische Bank, ein Gegenstand, der wegen seiner besonderen Bedeutung für den ständischen Haus⸗ halt den Landtag vornämlich beschäftigen wird und Ursache des früheren Zusammentritts desselben ist.
Nachdem die gewöhnlichen Formalien erledigt, wurden die Verwaltungsberichte über den Emeritenfonds der evangelischen Geistlichen und über das Kredit⸗-Institut für die Ober⸗ und Rieder - Lausitz erstattet, die zu keinen besonderen Beschluͤssen Anlaß boten. Demnächst bewilligte der Landtag dem landwirthschaftlichen Centralvorstande der Oberlausitz 360 mit der Maßgabe, daß mindestens ein Drittel davon zur Förde⸗ rung der Aufforstung bäuerlicher Grundstücke in der Oberlausitz verwandt werde; ferner die bereits früher der Oberlausitzer Ge⸗ sellschaft der Wissenschaften für eine die Oberlausitzer Ver⸗ faffung betreffende Preisschrift zuerkannten 300 S auch für den Fall, daß eine solche Schrift, ohne Preisschrift zu sein, erscheinen sollte; endlich die einer Gemeinde bewilligte Unterstützung von 60 „M6 in der Voraussetzung fort, daß dleselbe kein eigenes, vom Staat zu dotirendes Schulsystem bilde. — Nach nachträglicher Genehmigung geringer Etatsüber⸗ schreitungen bei der Landsteuerkasse wurden die Wahlen bei den einzelnen Deputationen vorgenommen.
Bayern. München, 13. Oktober. (W. T. Ba Ab⸗ geordnetenkammer. Bei der heute stattgehabten Adreß⸗ bebatte verlas der Abgeordnete v. Stauffenberg am Schlusse einer von ihm gehaltenen Rede die nachstehende, von den 76 liberalen Abgeordneten unterschriebene Erklärung:
„Gegenüber dem Adreßentwurfe, dessen Annahme ihnen anße⸗ sonnen wird, halten sich die unterzeichneten Mitglieder der Abgeord⸗ netenkammer Ramens ihrer Wähler, wie für sich zur nachfolgenden Erklärung verpflichtet: Im Adreßentwurfe. werden die An⸗ 6 der uns entgegenstehenden politisch · kirchlichen Partei, bie allein darin zum Ausdruck gelangen, als die Ueber⸗ zeugung des gesammten bayerischen Volks, zu dem unsere Wähler und wir nicht minder wie unsere Gegner gehören, ausgegeben — wir ver⸗ wahren uns gegen diese Eutftellung des wahren Sachverhalts und
legen auf das Entschiedenste Protest ein gegen den mit berechneter
Redewendung unternommenen Versuch, nur einen Theil der Bevölke⸗ rung als denjenigen zu bezeichnen, welcher allein die Treue und An= hänglichkeit bewahrt, hat und dahurch die andere, Halfte des bayerischen Volks zu verdächligen — eine Verdächtigung, die, wenn sie an die Stufen des Thrones gebracht wird, doppelt verwerflich ist. Wenn uns schließlich zugemuthet wird, Se. Maßestät zu bitten, daß er Frleden mache mit seinem Volke, so erscheint uns ein solches Herabziehen der geheiligten Person des Königs in den Streit der Parteien um so unerhöͤrter,
als wir von keinem Unfrieden wissen, der dag Band zwischen Fürst und Volk gelockert hat oder zu lockern dzoht. Wir bauen fest darauf, daß. Se. ajestät, dessen weiser gerechter Regierung, dessen hoch⸗ herzigen tee ng. Bayern und Beutschland so greßen Segen ver= danken, wie bisher so auch ferner getragen von der Liebe und dem Vertrauen des Volkes, Recht, Gesetz und Frieden aufrecht er-
halten wird.“
Im Verlaufe der Debatte wandte sich der Berichterstatter Abg. Joerg gegen eine Aeußerung des Ministers von Pfretzsch⸗ ner, welche derselbe in einer Sitzung des Ausschusses gethan hatte und in welcher derselbe den Adreßentwurf als ein Akten⸗ stück bezeichnet hatte, wie ein solches nach Ton und Inhalt noch nie dagewesen sei. Der Abg. Joerg bemerkte dem gegenüber, daß aber auch eine solche Veranlassung zu einer solchen Adresse noch nie dagewesen sei. Das Staats⸗-Ministerium fei vor der Kammer erschienen, trotzdem es durch die Wahlen eine Nieder⸗ lage erlitten habe. Das sei auch noch nicht dagewesen. Die Adresse könne nur eine konstitutionelle Klage zu Füßen des Thrones gegen die Vergewaltigung des freien Wahlrechts des bayerischen Volkes“ sein. Das Ministerium habe zu der Minderheit der Kammer alle vertraulichen Beziehungen, stehe aber der Majo⸗ rität der Kammer „kalt, ja gehässig“ gegenüber. Die jetzige Majorität von zwei Stimmen habe eine große moralische Trag⸗ weite, denn hinter ihr stünden über S350 000 Stimmen. Der Abgeordnete Joerg schloß seine Rede mit der Behauptung, es sei davon die Rede „die konstitutionellen Frevel“ durch eine aber⸗ malige Eintheilung der Wahlkreise zu steigern. Die Adresse bitte den König, dem Lande den Frieden wiederzugeben. Nach Joerg ergreift der Minister von Lutz das Wort und erklärt? Das Ministerium gehöre keiner Partei an, stehe aber der Linken näher, weil die Verfassung mit ihren Bestimmungen über die Gewissensfreiheit und konfesstonelle Duldung, wogegen jetzt die klerikale Partei opponire, ebenfalls liberal gehalten sei. Was die Eintheilung der Wahlkreise angehe, so sei die Regierung dazu genöthigt gewesen, weil die kirchliche Mitregierung den landläufigen Begriff des Konstitutionalismus zu einer Stabilirung der kirchlichen Herrschaft über den Staat durch Wahlhirtenbriefe und Wahlpredigten mißbrauchen wollte. In einer Diözese wurde sogar ein vertraulicher Brief des Bischofs an den Klerus ver⸗ theilt, in welchem der Klerus aufgefordert wird, die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der politisch sozialen Lage zur Erzielung von Wahlen, welche der Kirche ersprießlich seien, zu benutzen. Auf die von der rechten Seite des Hauses ergangene Aufforde⸗ rung, den Namen des betreffenden Bischofs zu nennen, bezeichnet der Minister den Bischof Senestren als den Verfasser des ge⸗ dachten Briefes. — Was den Passus der Adresse über die bayerischen Reservatrechte angehe so sei darin nur eine Denun⸗ zialion zu erkennen. Der Minister weist darauf aus den von Joerg herausgegebenen historisch-politischen Blättern nach, daß der AÄbg. Joerg seinerzeit von Bayern zu Gunsten eines groß⸗ deut sch⸗ oᷣsterreichischen Kaiserthums ungleich größere Opfer ver⸗ langt habe, als die bayerische Krone jetzt für das gegenwärtige Reich gebracht hätte. Was das Ministerium an bayerischen Reservat⸗ rechten nach I870 aufgegeben, habe Joerg nicht gesagt, er, der Minister, wünsche das zu erfahren, um alsdann darauf antworten zu können. Der Minister schlleßt: „Die künftige Geschichte wird vielleicht die Geschicklichkeit des gegenwärtigen Ministeriums ver⸗ missen, den bayerischen Patriotismus ff ben gewiß nicht!“ v. Stauffenberg erklaͤrt hierauf m Namen der liberalen Partei, daß der Justiz-Minifter Br. Jäustle nicht zu ihrer Fraktion ge⸗ höre, spricht in längerer Rede gegen die Adresse und schließt mit Verlesung der bereits gemeldelen Erklärung der liberalen Partei. Nachdem sodann noch die Abgeordneten Molitor und Kopp für die Adresse gesprochen hatten, wurde die Sitzung auf morgen vertagt.
8. 14. Oktober. (W. T. B.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkamm er zeigt der Präsident dem Hause den heute früh erfolgten Tod des Abgeordneten Schackert libera) aus Würzburg an. Das Haus erhebt sich. Hierauf wird die Adreßdebatte fortgesetzt. Rußwurm spricht für den Adreßentwurf und wendet sich gegen die gestrigen Auslassungen des Kultus⸗Ministers v. Lutz und des Ab⸗ geordneten v. Stauffenberg über die Versuche der Ultramon⸗ tanen zur Stabilirung der kirchlichen Herrschaft über den Staat. Redner behauptet, daß die Bischöfe ein Recht hätten, derartige Hirtenbriefe wie die jüngsten zu erlassen und verliest hierauf verschiedene Artikel liberaler Zeitungen, in denen das Treiben der ultramontanen Partei erörtert wird. Rußwurm schließt seine Rede mit den Worten: „Hinaus mit den rechts- verdrehenden Wahlkreis geometern!“ Darauf spricht der Abg. Schels ebenfalls für die Adresse und macht der liberalen Partei den Vorwurf, daß sie dem Einheitsstaat zustrebe. Es entsteht eine große Bewegung; der Abg. v. Stauffenberg ruft: „Dieser Satz ent⸗ hält den Vorwurf des Tandesverraths!“ Hierauf verließ die liberale Partei den Sitzungssaal. Der Abg. Schels richtet an den Präfidenten die Frage, ob er einen Srdnungsruf verdient hätte. Der Präsident erwidert, er hätte Nichts gehört, was einen folchen verdiente. Darauf ergreift der Ministerpräsident das Wort und erklärt, das Ministerlum könne leider den Saal nicht verlassen, wie die linke Seite des Hauses es gethan. Nach seinem Gefühle würde es dies thun. Der Abg. Schels habe burch Verlesung von Schmähartikeln aus fremden Zeitungen die Schamröthe tiefster Entrüstung hervorgebracht. Der Präsident erklärt, daß, nachdem jetzt der stenographische Bericht über die Einleitung ber Rede des Abg. Schels vorliege, er allerdings ersehe, daß der Abg. Schels es gewagt habe, durch Citation von' Blättern, welche in schmählichster Weise den König ange⸗ griffen, die Person des Königs in die Diskussion zu ziehen und den Anstand gröblich zu verletzen. Deshalb rufe er den Abg. Schels zur Ordnung. Der Abg. Schels sucht zu remonstriren, erhält jedoch das Wort nicht. Darauf erklärt der Abg. v. Schloer, daß die liberale Partei wieder in den Saal zurückkehren und dort verbleiben werde, so lange der Präsident Schutz gegen der⸗ artige Scenen und Injurien gewähre, Die liberale Partei er⸗ scheint wieder im. Saale. Der Minister v. Pfretzschner ergreift bas Wort und versichert, daß die Regierung die Eintheilung der Wahlkreise unter gewissenhafter Beobachtung der Gesetze im Interesse des Landes getroffen habe, ohne Rücksicht, ob dabei Wunden geschlagen werden müßten. So lange die Parteiver haͤltnisse fo lägen, wie jetzt, werde gar keine, von wem auch ge⸗ troffene Eintheilung, der Wahlkreise befriedigen. (Die Sitzung dauert fort.)
Spe yer 14. Oktober. (W. T. B.) Die „Pfälzer Zeitung“ veröffentlicht den Wortlaut der Rechtf ertigungs⸗ schrift des Bischofs von Speyer, welche letzterer bezüglich feines Verhaltens in der Oggersheimer Angelegenheit an das Mini⸗ sterium eingesandt hat. In derselben behauptet der Bischof, die In⸗ strultion vom 20. Juni 1851 finde auf den Bischof Ketteler von Mainz keine Anwendung, da dieser kein Ausländer, sondern ein Deutscher sei. Auch früher hätten schon mehrere deutsche Bischöfe in. Bahern gepredigt, ohne daß die Erlaubniß
des Königs hierzu eingeholt worden wäre. Deshalb sei das Stillschweigen des Königs als Erlaubniß angesehen worden. Der Bischof spricht die Hoffnung aus, der König werde den Ausdruck des Mißfallens in den Aus⸗ druck „besonderer Zufriedenheit“ verwandeln, sobald er den Vor⸗ fall im wahren Lichte betrachte. Zugleich wird in dem Schreiben die Erwartung ausgesprochen, daß das Ministerium dem Könige die Rechtfertigungsschrift vorlegen werde, um den Bischof wieder in den Besitz der „ungerechter Weise“ verlorenen Gnade des Königs zurückzuführen.
Sachsen. Dresden, 13. Oktober. In der heute Vor⸗ mittag 10 Uhr abgehaltenen (nichtöffentlichen) Präliminarsitzung der Ersten Kammer ist Ober⸗Bürgermeister Pfotenhauer (Dresden) zum Vize⸗Präsidenten gewählt worden, und zwar mit 38 von 39 Stimmen.
— 14. Oktober. Die Zweite Kammer, über deren Präsi⸗ dentenwahl wir bereits berichteten, wählte darauf in ihrer gestrigen Sitzung noch zu Sektretären die Abgg. Hr. Böhme und Dr. Gensel und zu stellvertretenden Sekretären die Abgg. Zumpe und Richter. Nach Schluß der Sitzung traten die Abtheilungen zum Zwecke ihrer Konstituirung zusammen. In einer für Abends s Uhr anberaumten Sitzung fand die Verpflichtung der in die Kammer neueingetretenen Mitglieder statt.
— Der auf heute Mittag 1 Uhr im Königlichen Schlosse angesetzten feierlichen Eröffnung des Landtags geht Vor⸗ mittags 9 Uhr ein Gottesdienst (in der Frauenkirche) voraus, bei welchem der Ober⸗Hosprediger Dr. Kohlschütter die Predigt halten wird.
Württemberg. Stuttgart, 12. Oktober. Der Her⸗ zog Wilhelm Gugen von Württemberg hat vorgestern Fried⸗ richshafen verlassen. — Staatsrath Adolf v. Goppelt ist in Hellbronn heute früh in Folge einer Lungenentzündung gestor⸗ hben. — Näch vorhergegangenem Gottesdienst in der Stiftskirche fand heute die Eröffnungssitzung der evangelischen Landessynode im Ständesaal statt.
Baden. Karlsruhe, 12. Oktober. Der Graf und die Gräfin von Flandern haben Sonntag, den 10. d. Nachmittags, Baden wieder verlassen und sind nach Brüssel zurückgereist. — Mittwoch, den 13., erwarten der Groß— herzog und die Großherzogin den Besuch des Erbprinzen und der Erbprinzessin von Hohenzollern, sowie des Herzogs von Coimbra, Prinzen von Portugal und Bruder der Erbprinzessin. . h Hermann von Sachfen⸗Weimar ist wieder von Baden abgereist.
Braunschweig. Braunschweig, 12. Oktober. Der Herzog von Braunschweig langte heute Abend, von Wien sommend, um 9 Uhr 24 Minuten auf dem Centralbahnhofe in Breslau an. Mit dem Schnellzuge der Niederschlesisch⸗Märki⸗ schen Eisenbahn fuhr Se. Hoheit bis zur Station Mochbern, woselbst ein Extrazug der Rechte⸗Oder⸗Ufer Eisenbahn zur Weiterfahrt nach Schloß Sibyllenort bereit stand. Se. Hoheit wird dort einen mehrwöchentlichen Aufenthalt nehmen. — Die Eröffnung des fünfzehnten braunschweigischen Landtages dürfte, wie der „Magd. Stg.“ berichtet wird, dor Ende November oder Anfangs Dezember nicht zu erwarten sein. Zurörderst müssen noch wegen einiger nicht zu Stande gekommener Wahlen neue Wahltermine angesetzt werden. — Es hat in den letzten Tagen eine Zusam⸗ menlunft der Mitglieder des Ausschusses für das gefeierte Se⸗ danfest stattgefunden. Die Rechnungsablage ergab, daß etwa 26000 60 Beiträge gespendet und 200 6 gespart wurden.
Neuß ä. L. Greiz, 11. Oktober. Der Für st reiste heute Mittag nach Burgk zur Zagd. Gestern Nachmittag fand das hiesige Rennen, welches auch der Fürst und die Fürstin mit ihrer Gegenwart beehrten, vor einem zahlreich aus Nah und Fern erschienenen Publikum statt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Oktober. Der Kaiser ist gestern nach Gödöllö abgereist.
— Das „Reichs gesetz blatt“ veröffentlicht die Verord⸗ nung des Handels⸗Ministeriums im Einvernehmen mit dem Ministerium des Junern vom 25. September d. J, betreffend die in öffentlichen Schanklokalitäten verwendeten Schankgläser; die Verordnung des Handels⸗Ministeriums im Einverständnisse mit dem Ministerium des Innern vom 1. Oktober d. J., be⸗ treffend die Sicherheits vorkehrungen gegen Dampf kessel⸗Explosionen; die Verordnung des Handels⸗-Ministeriums im Einver stãndnisse mit dem Ministirium des Innern vom 1. Oktober d. J., be⸗ treffend die Umrechnung der im Gesetze vom 7. Juli 1871 an⸗ gegebenen Heizflächen in metrisches Maß.
Schweiz. Bern, 9. Oktober. Hr. Ständerath Held, welchen der Bundesrath nach Göschenen als Bundes kommissar für den am 28. Juli dort stattgefundenen Arbeiterkravall gesandt hatte, hat demselben über das Resultat seiner Unter⸗ fuchung foeben Bericht erstattet. Was die eigentlichen Beweg⸗ gründe jenes Vorganges gewesen seien, sagt der Bericht, werde wohl nie mit genügenden Beweisen dargelegt werden können. Hr. Held nimmt an, daß die Arbeiter von den Göschener Krämern aͤufgereizt worden seien, weil diese mit den Fabre'schen Depots nicht die Konkurrenz hätten halten können. Die Arbeiter selbst wären sich über die Gründe der Arbeitseinstellung nicht klar gewesen; ihre Ansprüche, als Lohnerhöhung, Verkürzung der Arbeitszeit und Verbesserung der Ventikation im Tunnel, hätten sich erst später eingefunden. Der Arbeitslohn sei durchgängig reichlich, der gewöhnliche Tagelöhner erhalte 3! Fr, der Maurer 4 - 5 Jr. Ih! rer? Arbeler an der Bohrmaschine 8 10 Fr. täglich Auch wegen der Maßregeln zur Unterdrückung des Tumultes könne gegen die Urner Regierung kein Vorwurf erhoben werden. Erst nachdem die aufgebotene Mannschaft durch Steinwürfe verletzt worden sei, habe man scharf geschossen, und die Getroffenen feien gerade die Rädelsführer gewesen. eh zu klagen dagegen sei über die Wohnungen der Arbeiter. Diese hätten oftmals Keinen Rgum für 4. 5 Arbeiter, seien aber ost mit 20 = 30 angefüllt; dabei sei der pestilenzartige Geruch in denselben, welcher von mit Dynamitgas geschwängerten Kleidungs⸗ stücken herrührt, unerträglich. Hier mußte man Abhülfe treffen, wolle man Krankheiten und Seuchen vorbeugen. Wie man per⸗ nimmt, hat der Bundesrath der Urner Regierung auf diese Mit⸗ theilung hin sofort bezügliche Weisungen ertheilt. Auch foll die⸗ selbe einen 7 enden Spezialpolizeikommissarposten in Göoͤschenen errichten und für strenge Führung der Fremdenregister sorgen.
Großbritannien nud Irland. London, 13. Ok tober. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen ripat⸗ depesche aus Shanghai vom heutigen Tage, die wahrs heinlich am 5. d. von Peling dorthin gesandt war, nehmen bie Ver⸗
handlungen des britischen Gesandten Wade mit der chinesischen Regierung einen befriedigenden Fortgang.
Frankreich. Paris, 12. Oktober. Der Herzog und die Herzogin von Alengzon sind gestern von München hier wieder eingetroffen. — Die „Amtsztg.“ vom 10. veröffentlichte die Beföorderung des Obersten Pan zum Brigadegeneral und die Ernenn ungen von neun Obersten, zwölf Oberst⸗Lieutenants und dreiundzwanzig Escadronschefs. Zu den neuen Escadrons⸗ chefs gehört der bisherige Artillerie⸗Hauptinann Jules Brunet, welcher zur Zeit dem Mllitär⸗LAttachs bei der französischen Bot⸗ schaft in Wien beigegeben ist. — Die neue katholische Uni⸗ versität von Lille wird am 15. November ihre Vorlesungen eröffnen. Sie wird, bis die drei Fakultäten voll⸗ ständig sind, den Namen „Institut catholique“ führen. Während des Schuljahres von 1875 — 1876 wird sie ihren Stu⸗ denten die Vorlesungen des ersten Jahres der Medizin, eine Rechtsfakultät, welche drei Jahre umfaßt, und Vorlesungen über Philosophie und Literatur bieten, welche später in eine Fakultät umgestaltet werden. Für die Kosten dieses Unternehmens hat die Geiftlichkeit des Erzbisthums von Cambrai bis jetzt eine jährliche Summe von F756, 000 Frs. während 10 Jahren zuge⸗ sichert; man will, daß die Geistlichkeit im Ganzen eine Million aufbringen soll. — St. Denis, wohin man seit zwei Tagen wallfahrtet, war gestern stark besucht. Unter den Pilgern be⸗ fanden sich auch S5 Lazaristen.
— 153. Oktober. (W. T. B. Der Prinz von Wales hat heute Abend seine Reise nach Brindist fortgesetzt.
Griechenland. Athen, 13. Oktober. (W. T. B.) Das Kabinet hat die Erklärung abgegeben, die jüngste Mi⸗ nisterkrisis sei nicht durch politische Fragen herbeigeführt wor⸗ den, sondern durch die Hallung der Deputirtenkammer gelegent⸗ lich der Wahlprüfungen. Zugleich hat sich das Kabinet bereit erklärt, die Geschäfte noch etwa zehn Tage bis zur Vollendung der Wahlprüfungen weiter zu führen.
Türkei. Belgrad, 13. Oktober. (W. T. B.) In der Skupschtina sind Seitens einiger Mitglieder zwei Anträge auf Revision der Verfassung gestellt worden; dieselben warden dem Ausschusse zugewiesen. — Fürst Carl von Ru⸗ mänien hat zur Hochzeitsfeier des Fürsten Milan eine Deputation hierher entsendet. Die Feier findet am nächsten Sonntag statt.
Amerika. New⸗Jork, 13. Oktober. (W. T. B.) Die Wahl des neuen, der republikanischen Partei angehörigen Gouverneurs von Ohio, Hayes, erfolgte nach Angabe der Demokraten mit einer Majorltät von 6000 Stimmen, nach Angabe der Republikaner mit einer Majorität von 10000. Ab⸗
egeben wurden 500,000 Stimmen. Die hiesigen Journale
ö. die Wichtigkeit der Wahl hervor und sind der Ansicht, daß dieselbe die Wiederherstellung der Einheit der republikanischen Partei zur Folge haben werde. Außerdem werde die Wahl die Niederlage der Demokraten in Pennfylvanien und die Vermin⸗ derung der demokratischen Majorität im Staate New⸗9Jork nach sich ziehen. Bei der bereits gemeldeten, zu Gunsten der republi⸗ kanischen Partei ausgefallenen Wahl in Jowa wurde Kerk— wood zum Gouverneur erwählt.
— 13. Oktober. (W. T. B.) Nach den letzten hier vor⸗ liegenden Nachrichten beträgt die rèpublikanische Majorität bel der Gouverneurwahl in Ohio nahe an 20 000 Stimmen, in Nebraska wird die republikanische Majorität auf 10000 Stimmen geschätzt. Von der demokratischen Partei Nebraska's selbst wird zugestanden, daß die eine Umgestal⸗ tung der Konstitution dieses Staates erstrebende Partei den Sieg davongetragen habe.
Australien. (A. A. C.) Das südau stralische Par⸗ lament hat sich, wie aus Adelaide gemeldet wird, bis zum 22. d. vertagt, um der Regierung Zeit für die Wiedereiun bringung der vom esetzgebenden Rath verworfenen Stempel⸗ gesetzorlage zu . Im neuseeländischen Parla⸗ ment ist nach Berichten aus Wellington eine Gesetzvorlage für eine größere legislative Volksvertretung eingebracht worden.
Afrika. Mr. Roberts, der gegenwärtig in England wei⸗ lende Präsident der Republik Liberia, läßt mit Bezug auf den in seinem Lande ausgebrochenen Krieg in den Zeitungen veröffentlichen, daß zwischen den Eingeborenenstämmen vom Tarallafluffe bis Fishtown und der liberischen Armee unweit Cape Palmas bereits fünf Gefechte stattgefunden haben, in denen allen die nationalen Truppen siegreich waren.
Reichstags ⸗Angelegenheiten.
Weilburg, 13. Oktober. (W. T. B.) Bei der Ersatzwahl eines Reichstagsabgeordneten für den vierten Wiesbadener Wahlkreis an Stelle des verskorbenen Abgeordneten Knapp wurde Justiz-Rath Hilf aus Limburg Fortschritts partei) gegen den Oekonom Tripp
ultramontan) mit großer Majorität gewählt.
Statistische Nachrichten.
Vor Kurzem sind die ersten beiden Viertel jahrshefte? des Jahr zanges 1875 der Zeitschrift des Königlich sächst⸗ schen statistischen Brreaus unter der neuen Redaktion bes im April'd. J. nach Dresden berufenen Direktors Dr. Victor Böhmert erschienen. Die Zeitschrift, deren Preis nur 3 S¶ für den! ganzen Jahrgang beträgt, will den Lesern, in Zukunft folgen⸗ den Hauptinhalt bieten: I) Repertorische Rückblicke auf die wichtig⸗ sten Begebenheiten, welche Aie Verfassung, Gesetz gebung, Verwaltung und Volkswohlfahrt des Deutschen Reichs und des Königreichs Sachsen berühren; 2) Veröffentlichung des neuesten statistischen Stoffs aus dem Königreiche Sachsen; 3) Veröffenllichung der Zustände Sachsens und seiner Gebietstheile unter sich selbst, sowie mit den analogen Zuständen anderer Länder; c) Besprechung wichtiger, das öffentliche Interesse berührender statistischer und volkswirthschaftlicher Flagen; 5) Fortbildung, der Theorie und, Technik der Statistit; 6) Recension wichtiger literarischer Erscheinungen statistischen und volkswirthschaftlichen Inhalts. ; ; .
Der 'erfte Aufsatz unter dem Titel „Die Aufgaben der stgtisti⸗ schen Bureaus und Zeitschriften in ihrer Verbindung mit Hochschulen und Lehrftühlen für Nationalökonomie und Statistik enthält eine Ait Programm des neuen Herausgebers für die ihm, übertragene dop⸗ pelte Stellung als Direktor des Königlichen statistischen Bureaus und Professor am Dresdner Polytechnikum. .
er zweite Aussatz macht den Anfang mit dem angekündigten Repertoriüm und bringt eine Uebersicht der wichtigsten legislatorischen und administrativen Thatsachen des ersten Halbjahres 1875, soweit sie das Deutsche Reich und Sachsen berühren. Es folgt, ein höchst interessanter Aufsatz des früheren Direktors, Geheimrath. Dr. ut über die Hauptergebnisse der Sparkaffen im Königreich Sachsen während Fer letzten 89 Jahre mit, einer . Tafel. Ez ist danach, dag. Gesanmmtvermögen der ächstschen Spar⸗ kafsen von 1815 — 1874 von 8,380, i561 auf 237,600 000 0
gestiegen, während das Guthaben der Einleger von 4.2 auf Fg, 5s ½ pro Kopf der Bevölkerung gewachsen ift. Das Guthaben vertheilte sich im Jahre 1871 auf 517,105 Einleger, die genaue Feststellung der Zahl der Einleger kann für die drei letzten Fahre erst später erfolgen. Im vierten Aufsatze behandelt der Heraus
geber die Geschichte und die Resultate der sächsischen Landeskultur
Rentenban von ihrer Begründung im Jahre 1861 bis Ende 1874. Weiter enthält die Zeitschrift einen längeren Aufsatz über die „Eisen⸗ bahnen im Königreiche Sachsenꝰ von F. Ulbricht, Vorstand des statistischen Bureaus der Königlichen General-Direktion der sächsischen Staatsbahnen. Es wird darin die Entstehung und Entwickelung der säͤchsischen Eisenbahnen von 1336 = 1873, der Verkehr und die Ren—⸗ kabililät der Bahnen dargestellt, Es folgt sodann ein Aufsatz über den Fleischkonsum der städtischen Bevölkerung; ein Beitrag zur Kritik der Konsumstatistik von Dr. R. Jannasch, Direktor des städti⸗ schen statistischen Bureaus in Dresden, und ein Aufsatz über die Ver theilung der Bevölkerung des Königreichs Sachsen nach den Haupt⸗ Berufs, und Erwerbsklassen auf Grund der Volkszählung vom I. Dezember 1871.
Damit schließt die Reihe der eigentlichen wissenschaftlichen Ar= beiten dieses Heftes. Es folgt noch eine Statistik der Handels und Gewerbekammern im Königreiche Sachsen, ein Bericht über die Leip⸗ ziger Reujahrämesse von 1875, und unter dem Titel Literatur“ eine Besprechung mehrerer neuerer statistischer Publikationen.
In Betreff des ersten Aufsatzes ist noch zu bemerken, daß die Verbindung des sächsischen statistischen Bureaus mit dem Dresdner Polytechnikum nach dem Herausgeber einen doppelten Zweck fördern soll: „sie soll einerseits das statifstische Bureau mit wissenschaftlichem Geisté erfüllen und ihm den Rath und die Mitwirkung von Männern der verschiedensten Wiffenszweize fichern, und fie soll andererseits der statistischen Methode Eingang und Anwendung auf den verschiedensten Wisseng. und Erwerbsgebieten verschaffen und das Studium der Statistik und Nationalökonomie zu einem Bestandtheil der allge⸗ 6 Bildung, wie zu einem Erforderniß der Fachbildung machen helfen g
„Die Vorbedingung zur Erreichung dieser Ziele ist ein reges Zusammenwirken vicler Kräfte und die weitere Durchführung der be— reit in umfassender Weise begonnenen Umwandlung des Polytechnikums in eine wirkliche Hochschule der Produktion und der Technik, auf welcher nicht blos die speziell technischen Wissenschaften, sondern die Wahr⸗ heitsforschung überhaupt auf Grundlage der mathematischen, natur i . wirthschafts. und staatswissenschaftlichen, philoso⸗ phischen, historischen, literarischen Disziplinen gepflegt werden kann. Gleichzeitig follte aber auch das statistische Bürequ des Königlichen Ministeriums des Innern eine Erweiterung seiner Aufgaben erfahren und durch, Gewinnung weilerer wissenschaftlicher Kräfte, sowie durch die Mitwirkung von Fachmännern aus den verschiedensten Verwal⸗ tungs- und Berufszwelgen in den Stand gesetzt werden, für Regie⸗ rung und Volk ein förmliches Auskunftsburegu über alle wichtigeren flatlstisch darstellbaren Angelegenheiten des Staats- und Volkslebens zu werden.
Ein solches statistische⸗ Bureau, welchem Fachmänner aus allen Ministexien mit Rath und That zur Selte stehen, und wo die wich⸗ tigsten Thatsachen und Erfahrungen aus den verschiedensten Verwal⸗ tungs⸗ und Berufszweigen und Wissenschaftsgebieten zusammenfließen, könnte in Verbindung mit einem statistischen Seminar zugleich zur Vorbereitung auf den e, ,. Staatsdienst mit benutzt werden und als eine Art Verwaltungsakademie oder staatswissenschaftliche Fa⸗ kultät der lechnischen Hochschule ergänzend zur Seite treten oder, soweit es Lehrinstitut ist, mit ihr ein Ganzes bilden und in den Organisationsplan der Hochschule mit aufgenommen werden.“ Zufyolge Aufforderung des Königlichen statistischen Buregus in Kopenhagen ließ das dänische Kriegs ⸗Ministerium im Jahre 1873 eine Ünterfuchnng anstellen, betreffend die Kenntnisse im Lesen und Schreiben Der in diesem Jahre in den Gestellungsterminen ausgeschriebenen und in den Abtheilungen dienstthuenden dänischen Mannschaften. Das Resultat dieser Untersuchung ist vor Kurzem von dem ftatistischen Bureau veröffentlicht worden. Es wurden im Ganzen 9131 Mann gepruft. Von diesen konnten zusammenhängend schreiben und Gedrucktes und Geschriebenes lesen 13883 oder 564 *v; nur ihren eigenen Namen schreiben, aber Gedrucktes und Geschriebenes e 154, nur ihren eigenen Namen schreiben und blos Gedrucktes lefen 773, gar aicht schreiben, aber sowohl Gedrucktes als Geschrie⸗ bencg lesen 7, gar nicht schreiben und blos Gedrucktes lesen 126, zusammen in diesen vier Kategorien 1059 oder 11,6*9; ihren eigenen Namen schreiben, aber nicht lesen 91, und weder schreiben noch lesen 93, zusammen 184 oder 22. Während von den Mannschaften aus den Städten 96,2 * lesen und schreiben konnten und nur O, ꝝᷣ des Lesen und Schreibens ganz unkundig waren, stellten sich die ent- sprechenden Ziffern für die Mannschaften aus den Landdistrikten auf resp. 84,4 und 23. Das beste Verhältniß zeigte Kopenhagen, indem von 518 Geprüften nur 1 Person weder lesen noch schreiben konnte. Gegenüber der in 1855/60 veranstalteten Untersuchung zeigt die neueste einen kleinen Fortschritt der allgemeinen Schulbildung des Volkes, in⸗ dem damals von S844 Ausgehobenen 88, 3x schreiben und lesen, Sox nur lesen und 283 weder lefen noch schreiben konnten. Von den in 185969 aus Schlezwig ausgeschriebenen Mannschaften konnten 25 und von den aus Holstein ausgeschriebenen 3,35 weder lesen noch schreiben.
— Das „Journal officiel“ enthält folgende auf Grund eines Erlasses des Unterrichts⸗Ministers kürzlich aufgenommene Statistik der Pariser Bibliotheken;: Die Bibliothek des Arsenals besitzt 20d 0h00 Bände und S000 Handschriften z die Bibliothek der Sorbonne So, 000 Bände; die Biblicthek der Medizinschule 33 009 Bände die Nationasbibliothek 1700000 Druckbände, S0, 0079 Handschriften, 10009000 Kupferstiche und Karten, 120,000 Medaillen; die Biblio⸗ hk Mazarin 200,99 Bände, 4000 Handschriften und 80 Relief⸗ modelle der pelasgischen Denkmäler Italiens, Griechenlands und Kleinasiens; die Bibliothek Sainte⸗Genevisve 160,00 Bände und 3h50, 000 Handschriften. Im Ganzen besitzen also die öffentlichen Sammlungen von Paris 2.375.000 Bände, 442, 000 Handschriften und I, 120,000 Kupferstiche, Medaillen u. s. w,
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Am? 3. d. wurde bei einem Neubau in Landesh ut i. Schles. unter dem Schutt ein altes, für Möünzsammler gewiß interessantes Geld st ück gefunden. Dasselbe zeigt auf einer Seite die Jaschrift: Justus. Judex; auf der anderen Seite ein C. mit Krone und der Ziffer 4. Die Umschrist lautet II Mark. Danske 1645. Wahr- scheinlich aus der Zeit Christian IV. von Dänemark stammend, mag kas Geldstück seit der Zeit, wo das schwedische Heer im 30 jährigen Kriege vor Landeshut lag, an dieser Stelle geruht haben.
— Der Reichsrath v. Cramer Klett in Nürnberg hat dem Vor⸗ stand der „Dürerh aus stiftu ng“ welche für die Restauratoin bes Dürerhauses und später für Künstlerstipendien bestimmt ist, die Summe von 1000 Fl. behändigen lassen.
— Für Freunde der Kunst und mittelalterlicher Alterthüůmer wird die Rachricht von Interesse sein, daß die Niederreißung der Nürnberger Stadtmauern nun beschlossen ist. Die 4 großen, inmitten der Stadtmauern sich befindenden (Dürerschen) Thürme sollen erhalten bleiben.
— Nachdem man vor Jahresfrist Walther von der Vogelweide, dessen Heimath man in Tirol entdeckt zu haben glaubt, gefeiert, hat män am 3. Bktober d. J. das Andenken des dentschen Minnesaͤngers Luit hold von Säb'sen in dem tirolischen Städtchen Klauen festlich begangen. An einem Thurme der halbzerfallenen Feste Säben, welche auf senkrechtem Felsen über der Stadt thront, wurde eine ein⸗ fache Gedenktafel enthüllt.
— Der Komponist Gounod hat, laut telegraphischer Mel dung aus Paris vom gestrigen Tage, bei einem Falle einen Bruch des linken Schulterblattes erlitten.
= Der Bildhauer Carpeaux, einer der bedeuten dsten Ver⸗ treter der mo dernen realistischen Schule auf dem Gebiete seiner
und storben.
„Jungen Fischer (1859
Lieferung. Buchhandlung.
und Reichstags berathunge Ergebnisse der Praxis in
Feld von Kontroversen
Bezirksgericht Rücksicht eben auf Herbst d. J.
schrifst „Die Selbst Abschnitt A. Erläuterun struk ion, betreffend das
Fragen:
Höhere. Eatscheidungen. Literarisches.
dung der „OAstpreußischen
8 Fuß, die Dampfer „D dem Grund. — Das erwähnte, be
J. d. Mts., Vormittags von dem Leuchtfeuerschi nach Angabe der Besa „L. J. Bager“ ist, davor warnt.
hagen, 11. Oktober, zufo
Carpeaux war am
wohl keine wichtigere von dem Verfa dürfte. Der. Standpunkt, welchen der Kommentar in sachlicher Be⸗ ziehung einhält, ist, wie natürlich, ein strengjuristischer; während einer mehrjährigen Praxis als Staatsanwalt am Militär⸗ München mit den spezifisch⸗militärischen Bedingungen eng verkraut gewordenen Verfgsser aber nicht gehindert, zugleich die die militärischen Interessen levendig und folge⸗ n. Der Preis des jedenfalls noch im derbf T komplet vorliegenden Werkes wird inkl. eines sehr aus⸗ führlichen Sachregisters keinenfalls 10 überschreiten.
— Die Nr. 39 des II. Jahrgangs der volksthümlichen Wochen-
richtig im Auge zu behalten.
schätzung zar Klassensteuer. rung der Provinzialordnung.
Königsberg i. Pr., schende starke Ostnordostst
— Das schwedische Dampfschiff , singborg ist, einer Privatdepesche ber
Wrack untergegangen.
ein, dann folgte (1863)
n angewiesen zu s
Kunst, ist, wie schon telegraphisch gemeldet, am 12. früh nach langer ichmerzlicher Krankheit, auf dem seinem Freunde und Gönner,
dem Fursten Stirbey, gehörigen Schlesse Becon bei Asnisres ge- r 14. Mai 1827 in Valenciennes ge⸗
boren. Er genoß in der Ecole des Beaus Arts den Unterricht Rude s, Durets und Abel de Pujols und trug im Jahre 1850 den römischen Preis davon. Bei dem Publikum führte er sich zuerst mit einem
die Gruppe
Ugolino mit seinen Söhnen“, welche der Staat ankaufte und die man jetzt im Tuileriengarten bewundern kann, Nun war sein Ruf begründet, und die späteren Arbeiten, namentlich eine ganze Reihe ausgezeichneter Porträtbüsten, konnten ihn nur befestigen. Als es galt, die Fagade der neuen Oper mit vier kolossalen allegorischen Marmorgtuppen zu schmücken, erhielt Carpeaux den Auftrag, den Tanz darzustellen; er lieferte eine virtuos ausgeführte, aber allerdings höchst verwegene Gruppe. Wenige Tage nach der Aufstellung wurde sie von einer
and, die man nie entckdet hat, nächtlicher Weile mit einer ätzenden Substanz übergossen und auf das Nichts würdigste verstüůmmelt; fie zeigt noch heute die Spuren dieses schnöden Vandalismus. Carpeaux irug in den Pariser Kunstausstellungen mehrere Medaillen davon und war seit 1866 Ritter der Ehrenlegion.
— Das Militärstrafgesetzbuch für das deutsche Reich, nebst dem Einführungsgesetze“, mit Kommentar heraus gegeben von Clemens Koppm ann, Geheimer referent im Königlich Bayerischen Ministerium. (Erste bis dritte Rördlingen, Druck und Verlag der C.
Sekretär und Hülftz⸗
H. Beckschen
15875). Der Kommentar zum deutschen Militärstraf⸗ gesetzbuche, dessen 1. Lieferung hier vorliegt, konnte nicht früher er⸗ scheönen, weil dem Verfasser daran lag, nicht allein
auf die Motive
ein, sondern vielmehr die
den Kreis seiner Bearbeitung hereinzuziehen
und Zweifelsfragen erschloss
verwaltung“ hat
folg gen zur Kreisordnung.
und für die Kommentirung in erschöpfender Weise zu verwerthen. In der That hat sich im Laufe der wenigen Jahre, welche seit dem Ing⸗ lebentteten des Militärstrafgesetz uches verflossen sind, ein ergiebiges
en, von denen
sser außer Betracht gelassen sein
dies hat den
enden Inhalt:
Abschnitt B. In⸗
Verfahren bei der Veranlagung und Ein-
Abschnitt D.
Abschnitt F. Polizeiliches.
Sewerbe und Handel.
London, 14 Oktober. (W. T. B.) Die Bank von England
hat heute den Diskont von 25 auf 35 * erhöht. Verkehrs⸗Anstalten.
14. Oktober. (W. T. B.) Nach Mel⸗
hat der in der letzten Zeit h
; urm einen Fall des Wasserst andes
von 3 Fuß herbeigeführt. Der Wasserstand im Haff beträgt nur
Zeitung“
ag mar“ und „ Lorne sitz
i Fal ster bro gesunken
10 Uhr, auf ein eg, eine en
Abschnitt G. Vorläufiges zur Ausfüh⸗ z Besprechung wichtiger Ueber Straffestsetzungen und Polizeigerordnungen; über Tragung der Kosten bei Feststellung von Verbrechen.
Abschnitt E. Abschnitt G.
err⸗
en im Haff auf
ö z Dampfschiff ist das eiserne Dampfschiff „ Oeresund, Kapitän Johnson, Eigenthum der Kullens Dampfschiffs Attiengesellschaft“ .
der Neise von Kronftadt nach Kopenhagen und
Das Schiff war auf stieß Donnerstag, den
glische Seemeile
ff bei Falsterbro liegendes Wrack, welches,
tzung des Feuerschiffes,
; das Dampfschiff wenhalb Kapilän Johnson alle Seefahrende
Oeresund“ aus Hel—⸗ amb. Nachr.“ aus Kopen⸗
lge, bei . durch Anlauf gegen ein
Mannschaft und Passagiere
sind gerettet.
Tele graphlaeke voitternnazshericate.
Ort.
Bar, Ap Temp. Abꝰ . L. v. M. R. .
ind.
s V. M.
Allgemeine Himmels ansicht.
S Constantin. 337, 6 6 Danzig. ... 332, dj
11
s Haparanda 341,6 Ohristiansd 337, Lernöõsand Helsingfors Petersburg 3: Stockholm . 3 Skndes ns. . 337
1
Flensburg. Königsberg 332, 0 Danzig ... 331.6 Putbus ... 328,5 Kieler Haf. 336, 6 Cõslin .... 329,4 Re serlth. . 327, 6 Wilhelnsłh. 328,8 Stettin .... 328,9 Aröningen. 328, 0 Bremen ... 326,3 Helder .... 327,6 — Berlin
8 8 8 8 8 8 8 6 7 7 6 6 7 6
Brůssel .. .. , Wiesbaden. Ratibor
8 / ö arier is. ö, S Paris.. 328,1 — g St. Mathien 556.4 —
) Gestern Regen, ) Gestern Abend OXO.
Nachm.
Regen. gestern un U io) Gestern viel Regen.
6
7
6
8
6
8
6 326,8 — 8,6 6 Posen ..... 326, 1 —8,3 6 Künster ... 324,7 – 9, 9 6 Torgau .... 324,6 — 9. 6 Breslau. .. 2338 8.6 8 6
6
6
6
8
bedeckt. ) Nachts starker Wind.
12. Oktober. 7,2 — N., stürm. 6,2 — — 14. Oktober.
3 —3 4
—7, 3
NNO., mãss. NNO, schw. ONO, Windst. 9ä9⸗ stark ONO, stürm. NO, Sturm. —4 2 0., stark. O., Sturm. O., s. stark.
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= 0.5 80 ., stark. 058 NG, ms. 261 8, mãss.
1.4 8. Schw.
— OSO. , schn. = 3,5 8., schw.
— SW. , s. schw. 1, 118., sohn. 3, 4 0, sehn ach. 1 — N.. lebh. NO. —
NO., z3chw. NNO. , schn. N., mäss.
Abend ORNo.
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2) Gestorn stürmisch.
d Nachts stürmisch und 1) Harter Wind, Regen.
wenig bewölkt. bedeckt.ij
1,40 — XG, schwach. gan bedeckt. O NO., s. schw. ganz heiter.
ganz bedeckt. bedeckt. Nebel. ganz bedeckt.) 2 fast bedeckt.) heiter. bewölkt. be leckt. bedeckt. ) — 9) Regen. bed., Regen. Regen. bezogen. bedeckt.) bedeckt. bedeckt.
ganz trübe. ) bedeckt.) trübe, Regen. heiter. i) wolkig. Regen. Nebel u. Reg. schwach bed. heiter. bewölkt. fast bedeckt. — 11 bed. Regen. ganz bedeckt. halb bedeckt.
stark bedeckt.
I Gestern Abend O. Sturm, ) Grkanartiger Sturm seit gest. Gestern Regen.) Gestern den ganzen Tag und Nachts
starker Regen.