1875 / 256 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Nov 1875 18:00:01 GMT) scan diff

gefunden worder. Geftern Mittag, in Anwesenheit des gräflichen J. r gatmanns Sattes und Oberförsters Wenz, sowie einiser Herren aus Heusenftamm und Frankfurt, traf man auf eine Reihe schöner Bronzen in dem tiefsten Punkte des Hügelcentrums, die leider durch den Rost sehr zerfressen sind. Das bedentendste Stück derselben ist ein Bronze⸗ Schwert, das jedoch auch nur in zwei kleinen Theilen erhalten ift, während das Mittelstück fehlt. In Betracht der relativen Seltenheit der Brenze⸗Schwerter und ihres hohen künftlerischen Werthes (ꝗsie sind durchgängig etruskische Arbeiten) wäre es sehr zu wünschen, daß diese Funde einem der benachbarten Museen zugewiesen würden.“

Einige Freunde des verstorbenen Afrikareisenden Karl Mauch haben keschlofsen, einen Aufruf um Beiträge ergehen zu lassen, welche es ermöglichen sollen, das Grab desselben auf dem Pragfriedhef in Stuttgart mit einem einfachen, aber würdigen Denkstein zu zieren. Die Redaktion des Staats Anzeigers für Württemberg erklärt fich bereit, Beiträge entgegenzunehmen.

In Wien starb am 19 Oktober der akademische Bildhauer Tkomas Greinwald. Seine letzte Arbeit war ein Hautrelief in Marmor für die Kirche des K. K. Arsenals, die Versöhnung der heil. Elisabeth mit ihrem Gemahl darstellend.

Vor ungeiäbr 12 Jahren schenkte der damalige Herzog ven Oester götland (jetzt König Oskar) dem schwedischen Reichsarch iv einige zu seinem Werke über Schwedens Krlegsaeschichte von 1711— 1713 be- nutzte Dekumente darunter zahlreiche Briefe von Magnus Stenbock und Carl Gustaf Rehnsköld), so wie Ausschriften aus schwedischen und ausländischen Archiven. Diese Sammlung ist, der „Pesttidn.“ zufolge, vor Kurzem durch verschiedene Briefe von den beiden ge⸗— nannten Feldmarschällen an die Prinzessin Ulrika Eleonora vermehrt worden, indem dieselben vom Inspektor der Rosenburger Schloß- sammlung in Kopenhagen, Kammerrath Laessöße, dem König Oskar zum Geschenk gemacht und von Sr. Majestät dem Reichsarchiv überliefert worden sind. .

Die vereinigten fünf Akademien des Instituts von Frankreich hielten am 25. Oktober in Paris ihre Jahres sitzung, in welcher der 8 Preis von 20 000 Francs. angekündigtermaßen dem Professor Paul Bert für seine Arbeit „über den Diucks auf die

; Einfluß des barometrischen J Lebensericheinungen“ zuerkannt ward. Mehrere Vorträge wur⸗

den in der Sitzung gebalten, so von Desjardins „über die Inschriften der Wachestube der siebenten Wächterkohorte von Rom,“ von Xavier Marmier „über das Wohnhaus“, von Zeller „über einen Deutschen Kaiser und einen Pꝛipu im Mittelalter“ (Heinrich IV. und Gre⸗ gor VII.), endlich von dem Marine⸗Offizier Mouchez „über die Ex—⸗

6 peditien nach der Insel St. Paul zur Beobachtung des Venus.

Durchganges.

Heft 8— 10 (Jahrg. 25) der Zeitschrift für Bau⸗ wesen“, herausgegeben unter Mitwirkung der Köniel. technischen Bau⸗Decputation und des Architektenvereins zu Berlin, redigirt von Baurath G. Erbkam (Berlin, Verlag von Ernst und Kerm), hat folgenden Inhalt: Amtliche Bekanntmachungen. Bauwissenschaft⸗ liche Mittheilungen. Originalbeiträge: Kaiserliches General-Postamt in Berlin, von Regierungs- und Baurath Schwatlo in Berlin. (Statt Schluß: Fortsetzung Deffentliches Schlachthaus und Biehmarkt in Budapest, von den Architekten v. d. Hude E Hennicke in Berlin. Die hydraulischen Hebevorrichtungen auf dem Bahn hof Berlin der Berlin⸗Potsdam-⸗Magdeburger Eisenbabn, von Bau⸗ rath L. Quassoweki in Berlin. Ueber den Gebrauch des hydro— metrischen Flügels zur Bestimmung der Wassermenge von Strömen. Aus dem Nachlaß von F. Exner, Baudirektor in Bremen. Gra— phische Ermittelung der Greuzspannungen für den Bogen mit drei Charnieren, von Professor Dr. Schäffer in Darmstadt. Das Kreuz- gewölbe, eine Baukonstruktionsstudie, von Professor R. Gottgetreu in München. Mittheilungen aus Vereinen.

Gewerbe und Handel.

In der am Sonnabend abgehaltenen Sitzung der Volks⸗ wirthschaftlichen Gesellschaft, der ersten nach den Ferien, hielt Dr. Alexander Meyer einen Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Münzreform. Täglich höre man es, daß die Handels- krists durch die Münzreform und durch die Kreirung des Bankgesetzes , verschärft worden sei. Dem gegenüber erinnere er daran, daß die Einführung der Goldwährung seit Jahren vom deutschen Volke gewünscht sei, ein Wunsch, der ein solcher hätte bleiben müssen, wenn nicht der Krieg und seine Folgen zu Hülfe gekommen sei. Wolle ein Staat von der einen Währung zu einer anderen übergehen, so müsse er, ehe er die eine verlasse, von dem Edelmetalle des andern einen doppelten Vorrath haben. Diesen doppelten Vorrath habe Deutschland aus der Kriegskontribution erhalten. Die Regierung habe nun Jedermann für das Silber, was er ihr gebracht, so viel Gold gegeben, als er, wenn er allein auf dem Markte habe Gold kaufen wollen, dafür erhalten hätte. Wäre die Umwechselung eine allgemeine gewesen, so würde der Ceurs des Gol—⸗ des sich bedeutend gesteigert und, der Einzelne alsdann weniger er— halten haben; die Regierung habe also einem Jeden mehr gegeben, als ste von ihm erhalten habe und dieser Mehraufwand sei aus der Kontribution bestritten worden. Im Laufe vorigen Sommers habe sich nun ein Goldabfluß nach dem Auslande gezeigt, der jedoch so⸗

fort zur Unmöglichkeit werde, sobald unsere alten Silbermünzen, mit denen das Ausland das Gold bezahle, erschöpft seien. Ein Theil unseres Goldes habe überhaupt als Kaufgeld für die in Folge des Krieges neu zu ersetzenden Waaren nothgedrungen in das Ausland gehen müssen. Ein unerwünschter Umstand, den man jedoch der Re⸗

gierung nicht als Febler zur Last legen könne, sei allerdings zuzugeben, die Reduktion der

daß es nämlich nicht möglich gewesen sei, papierenen Umlaufzmittel früher eintreten zu lafsen. Zum . übergehend, wies Redner auch hier den Vorwurf zurück, daß dur

dasselbe die Krisis verschlimmert werde. Der Grund der Mißstände liege vielmehr darin, daß der Lombardkredit in ausnehmendster Weise

in Anspruch genommen werde, daß die Produzenten sich nicht ent⸗ schließen könnten, zum gegenwärtigen Preise zu verkaufen. An der

sich au schließenden sehr lebhaften Debatte betheiligte sich u. A. Abg. Dr. LS. Bamberger, der darauf aufmerksam machte, daß mit dem l. Januar 1876 allerdings die Reichswährung, nicht aber die Reichs⸗ goldwährung in Kraft treten wird, letzteres würde erst dann gesche⸗ hen, wenn sämmtliche Silbermünzen bis auf die Scheidemünzen ein⸗ gezogen wären und die Bestimmung des Artikel 15 des Münzgesetzes außer Kraft trete. Um dies zu beschleunigen, halte er es für vor

theilhaft, die Thalerstücke bis zu ihrer vollständigen Einziehung unter

die Scheidemünzen zu rechnen.

Breslau, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Aktiengesellschaft für Schlesische Leinen-Industrie wormals C. G. Kram sta u. Söhne) hat den Abschluß für das Geschäftsjahr vom 1. September 1874 bis 31. August 1875 festge⸗

stellt und beträgt darnach der erzielte Bruttogewinn 1302, 000 .

Zu Abschreibungen sind 297,000 , zum Reservefonds 5000 6 be⸗ stimmt und sollen außerdem noch 8x Dividende gewährt werden.

Leipzig, 31. Oktober. (W. T. B.) Das hiesige Gerichtsamt eröffnet über das Vermögen der Firma Heinrich Kuͤstaer u. Co. den Konkurs.

Gießen, 30. Oktober. (W. T. B) Die hente stattgehabte Generalversammlung der Aktionäre der Oberhefsischen Eisen⸗ bahngesellschaft, in welcher 27.208 Stimmen vertreten waren, hot den beabsichtigten Verkanf der Oberhessischen Eisenbabhnen an den Staat mit allen gegen 31 Stimmen genehmigt und den vorgeleg⸗ ten Vertragsentwurf angenommen.

Moskau, 31. Oktober (W. T. B.) Einige Mitglieder der Verwaltung der Kommerz und Leihbank sind neuerdings ver- haftet worden. Die hiesige Reichsbank diskontirt laängsichtige Wechsel von Privatbanken.

Berlin, 1. November 1875. In der em letzten Sonnabend abgehaltenen Sitzung des Vereins für Geschichte Berlins gedachte der stellvertretende Vorsitzende, Freiherr v Ledebur, des Verlustes, de der Verein durch das Hinscheiden des Geschichtsmalers Fritz Schulz und des Banquiers Paul Henckel erlitten. Den üblichen Vortrag hielt Archit⸗kt Prüfer über den Todtenranz in der Marienkirche. Dieses eigen tbümliche Windgemälde ist im Jahre 1860 von Sinler entdeckt worden; wie lange es in der Halle unter dem Thurme verdeckt gewesen, ist nicht bekannt, man vermuthet seit dem Anfange des 17. Jahrhunderts. In der Erinne⸗ rung des Volkes lebte der Todtentanz jedoch noch im Jahre 1729; derselbe wind sogar noch in einem 1833 erschienenen französischen Werke erwahnt. Nach einem längeren Rückblicke auf die den ver schiedensten Völkern und Zeitaltern eigenthümliche Sitte des Leichen schmauses und der Todtentänze gab Redner eine kurze Uebersickt über die als Todtentänze bekannten Wandgemälde. Das alteste befand sich in Klein Bassl und ist gänzlich zerstört, doch existiren von dem selben genaue Abbildungen aus älterer Zeit; für Deutschland inner⸗ halb seiner heutigen Grenzen dürfte eine im Jahre 1383 zu Minden auf zwei Seiten fein gemalte Fahne das erste derartige Bild sein. Auch in (Groß) Basel befand sich ein derartiges Wandgemälde, das seiner hohen Schönheit wegen fälschlich Holbein zugeschrieben wurde Das Bild ist gle chfalls nicht mehr vorhanden, doch sind Abbildungen uns überkommen. Einen Weltruf genießt der berühmte Lübecker Todtentanz; der Berner stammt aus dem Jahre 1514, der Straßburger aus dem Jahre 1450 1ᷣtzterer is leider in Jahre 1870 zu Grunde gegangen. In Luzern befinden sich sogar zwei derartige Gemälde. Auch in England und Fiankreich begegnete man zahlreichen Todtentanzbildern, Italien besitz derer nur drei. Im Ganzen sind zur Zeit 28 Todtentänze be— kannt, von denen 14 erhalten sind; von einer größeren Zahl vernich— teter Tänje sind gute Abbildungen erhalten. Eines der interessan⸗ testen Bilder dieser Gattung ist nun jedenfalls der Todtentanz in der Marienkirche zu Berlin. Die Kirche selbst wird schon in einer Urkunde vom Jahre 1292 erwähnt, die Erbauung des Tharmes wird jedoch erst in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu setzen sein, und nichts hinderte, die Halle mit den jetzt noch vorhandenen Bildern zu schmücken, die alsdann in späterer Zeit wegen Errichtung einer Treppe ver⸗ mauert wurden. Das Gemälde selbst ift 22 67 Meter lang, 1, oss Meter hoch und vom Maler Fischbach aus Düsseldorf in kunstver⸗ ständiger Weise renaurirt worden. Dem Stile und der f eieren, leben volleren Auffassung der Figuren zufolge verlegt man die Aus⸗ führung des Biltes in die Mitte des 15. Jahrh underts; ungewiß ist, wer das Bild gestiftet; man veirmuthet, daß es die Bürgerschaft wegen des an dem Prepst Nicolaus von Bernau hegangenen Mordes als eine späte Sühne hat malen lassen. Ja der Mitte des Gemäldes hängt der gekreuzigte Christus, zu dessen Füßen Maria weint; zu beiden Seiten des Heilandes befinden sich je 14 Figuren, zwischen denen je ein Todtengerippe steht. Der Tanz findet auf einem grünen Grunde att, den man für den Rasen des Kirchhofes hält. In der linken Ecke ist ein Mönch auf einer Kanzel abgemalt, unter der ein formloses Thier liegt; in letzterem vermuthet man den Teufel, der auf die Seelen der Todten lauert. Links ven Christus befindet sich Papft, Kardinal, Bischof, Abt, Domherr, Offizial, Mönch, Arzt, Küster u. J. w.; rechts Kaiser, Kaiserin, König, Herzog, Bürger⸗ meister, Wucherer, Junker, Handwerksmann, Bauer, Betrüger, Narr u. s. w. Der Tod ist stets mit böhnender Miene dargesteMt, seine Anrede geschieht überall mit „Ihr“, nur der Bauer wird „Du“ und „Velter“ genannt. Der unter der ganzen Länge des Bil⸗ des befindliche Text in mittelhochdeutscher Sprache enthalt zunächst für jede einzelne Person die Aufforderung zum Tanzen, welcke unter lauten Klagen angenommen wird, nur der Bauer sucht den Tod zu bestechen, um sein Leben zu retten. Der Text ist meist unleserlich und an einzelnen Stellen gänzlich verdorben, er hesteht im Ganzen aus 362 Versen, die von Läbke im Verein mit Maßmann bald nach Entdeckung des Bildes bis auf wenige Lücken entziffert sind.

Ueber die Ursachen der Rinderpest und der Cholera veröffentlicht Hr. Dr. G. M. Asher, außerordentlicher Professor aus Heidelberg, der sich zur Zeit auf Reisen in Rußland befindet, unter dem 8. Oktober (26 September) von Malo⸗Usen auf der Wolga⸗ Steppe aus in der ‚Nat. 3. Folgendes:

Auf den Steppen des östlichen Rußlands fällt häufig ein zif⸗ tiger Mehlihau, der in manchen Jahren, z. B. im gegenwärtigen, dem Getreide unberechenbaren Schaden thut. Dieser Mehlthau ist nach den Beobachtungen vieler Deutschen jener Gegenden die Ursache der furchtbaren, unter dem Namen „Rinderpest“ bekannten, in . endemischen und von dert sich zuweilen nach anderen euro päischen Ländern verbreitenden Viehseuche. Nach einer vereinzelten, aber glaubwürdigen Ausicht ist der Mehlthau zugleich auch die Ur⸗ sache der Cholera. .

Die deutschen Koloniften der Wolga-⸗Stenpen nennen den Mehl- thau, um den es sich hier handelt, ‚Höhenrauch“, und in der That sind die mit seinem Niederfallen verbundenen Erscheinungen dem Höhenrauch sehr ähnlich; die Luft verdunkelt sich, man athmet schwer, es verbreitet sich ein widerlicher, brandiger Geruch. Das dauert ge⸗ wöhnlich drei bis vier Tage. Geschieht es in der Zeit, wo die Wei⸗ zenkörner sich ausbilden, so leidet der Weizen Shaden bis zur fast völli⸗ gen Vernichtung der Ernte. Es entsteht nämlich eine Krankheit der Halme und der die Körner umgebenden Hüllen. Die Halme werden an vielen

Stellen schwarz, wie verkohlt, und die Hüllen überziehen sich mit einem äußerst feinen, fest baftenden Staube, der Anfangs violet ist und später weiß oder fast weiß wird. Vermuthlich ist es eine Pilz⸗ krankheit. Jedenfalls wird die Kraft der Pflanze schnell aufgezehrt

Die noch nicht ausgebildeten Körner verkümmern und viele Achren

bilden überhaupt keine Körner aus. Doch behält die Aehre eine selbst die erfahrensten Bauern täuschendes Aussehen strotzender Fülle. Wenn die Kolonisten von der Wirkung dieser Krankheit sprechen, so sagen sie: der Höhenrauch hat den Weizen gedrückt!“

Geht man, wenn eben der Mehlthau fällt oder gefallen ist, über die Aecker, so bleibt an den Stiefeln ein feiner Staub haften, der sie gelbbraun färbt. Er rührt von einer Krankheit der Gräser und namentlich des Queckengrases her. Oeffnet man einen solchen Halm, so findet man eine verhältnißmäßig ganz bedeutende Quantität des gelb braunen Staubes. Dieser Staub nun ist nach der Ansicht der Kolonisten die Ursache der Rinderpest. Auf der Stepre giebt es viel stehendes oder fast stehendes Wasser. Dasselbe wird durch den massenhaft nieder⸗ fallenden gelbbraunen Staub wie mit einer Haut bedeckt; trinkt das Vieh davor, so erkrankt es, und die Rnderpest ist da; vom Trinken fließenden Wassers entsteht sie jedoch nie. Ist die Pest einmal ent⸗ standen, so greift sie durch Ansteckung furchtbar um sich. Häufig ver⸗ liert ein davon betroffenes Dorf weit über die Hälfte seines Viebes; nur strenge Absperrung vermag der weiteren Verbreitung Ein⸗ halt zu thun. Im gegenwärtigen Sommer ist wiederum die Rinderpest spontan auf der Steppe ausgebrochen und zwar in Gegenden, die stark vom Mehlthau betroffen waren, und in denen das Vieh häufig aus stehendem Wasser getränkt wird.

Die Beobachtung, daß die Cholera eine Folge des Höhenrauchs ist, hat nur einer der ven mir befragten Kolonisten, ein sehr intelli⸗ geater Schulmeister, gemacht. Ich legte Anfangs der vereinzelten Aussage kein Gewicht bei, finde sie jetzt jedoch in überraschender Weise durch ein im Jahre 1848 erschienenes, dem Schulmeister sicher unbekanntes russisches Buch bestätigt. In diesem Bache, der „Geschichte der Saratowgegend von A. Leopoldow“, wird ein dem ersten Erscheinen der Cholera, im Jahre 18390 vor— angegangener Höhenrauch genau so beschrieben, wie die Kolonisten den diesjährigen beschreiben, als ein dicker, das Athmen erschwerender, brandig riechender Nebel. Im Jahre 1830 war jener Schulmeister noch nicht geboren. Die Verbindung von Höhenrauch und Cholera war also eine wiederholentliche und kann daher nicht zufällig sein. Auch ist es bemerkenswerth, daß die Cholera in dieser östlichen Gegend in den Jahren 1830 und 1831, also ein Jahr früher, als in Westeurepa auftrat. Im Jahre 1839 raffte sie über 10 * der Bevölkecung der Stadt Saratow hinweg. .

Der Höhenraguch der Wolga⸗Steppen wird von einem dem Si⸗ rocco ähnlichen Südostwinde herbeigeführt und erscheint sehr häufig, vielleicht jedes Jahr. Selten jedoch ist der Nebel dicht und stark brandig riechend, nur ganz ausnahmswrise wird das Getreide bedeu⸗ tend geschäd gt. Damit dies geschehe, muß die Aehre im Stadium der Körnerentwickelung ergriffen werden. Wieviel dabei auf nur wenize Tage ankommt, konnte man im gegenwärtigen Jabre deutlich sehen. Da der Höhenrauch von SO nach NW zieht, so ist ihm das östliche oder linke Wolga Ufer mehr, als das rechte ausgesetzt. Im gegen- wärtigen Jahre hat aber auf dem rechten Ufer die Ernte stärker, als auf dem linken gelitten, und das nur, weil auf dem linken die Saat eine Woche früher begann und daher der Weizen dieses Ufers dem des rechten um eine Woche in der Entwickelung voraus war. Wie gesagt, nur aus diesem Grunde war auf dem rechten Ufer eine Mißernte, auf dem linken eine leidliche Mittelernte. Auf dem rechten Ufer können sich die ältesten Leute nur vier stark durch den Höhenrauch geschädigter Ernten entsinnen. Wie es sich damit auf dem linken Ufer verhält, habe ich bisher noch nicht festzustellen varmocht. Meine Erkundigungen beschränken sich zudem auf die von den Kolonisten be—⸗ wohnte zwischen dem 50. und 52. Grade belegene Gegend. Daß weiter nördlich die Ernte befriedigender war, ist aber unzweifelhaft; ob die Mißernte Südrußlands mit dem Höhenrauch zusammenhängt, weiß ich nicht.

Ueberhaupt veröffentliche ich gegenwärtige Bemerkungen nicht etwa, um die Frage abzuschließen, sondern nur um die Aufmerksam⸗ keit der Spezialisten und der Regierungen darauf zu lenken, zur Er⸗ ielung eines auch nur wissenschaftlich einigermaßen zuverlässigen Re—⸗ am müßte ein ausgedehntes Material gesammelt werden; und ob sich daraus wird praktischer Nutzen ziehen lassen, bleibt dann immer noch dahingeftellt. Jedenfalls hat aber die Frage ein hohes wissen⸗ schaftliches Interesse, und Dinge wie Weizenkrankheiten, Rinderpest und Cholera, verdienen auch die Aufmerksamkeit der Regierungen. Es ist daher zu hoffen, daß sich Naturforscher, mit Unterstützung ver schiedener Regierungen, bereit finden, die Frage an Ort und Stelle zu untersuchen.“

Das Fabrikgebäude der bekannten Tabaksfabrikanten Wilh. Ermeler & Co. hierselbst wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ein Rauh der Flammen. Gegen 6 Uhr Abends am Sonnabend verließen sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen, ca. 200 Personen, die Fabrik. Dieselbe wurde wie allabendlich von den betreffenden älteren Arbeitern, unter denen welche bereits 30 - 45 Jahre in der Fabrik thätig sind, revidirt, und Alles in Ordnung befunden. Gegen 19 Uhr Abends bereits stand, als die Feuerwehr gerufen wurde, das ganze große 4 Steck hohe Fabriksgebäude in hellen Flammen. Die Feuer wehr mußte sich anf die Rettung der angrenzenden Gebäude

beschränken, was auch durch die Thätigkeit von 13 Spritzen, 1 Hy

dranten und der Dampffeuerspritze gelang. Auch diesmal mußte in⸗ deß Militär die erschöpfte Feuerwehr ablösen. Nach 2 Uhr Nachts war jede Gefahr für die angrenzenden Gebäude beseitigt und um 5 Uhr früh das Feuer selbst als beendet anzusehen. Das Fabrikgebäude selbst ist gänzlich heruntergebrannt bis auf die Umfassungsmauern; sehr bedeutende Vorräthe an Tabak sind dabei ein Raub der Flammen geworden Der Gesammt⸗ schaden wird von den Besitzern auf 225,900 Thaler geschätzt. Von nebenstehenden Gebäuden ist nur das Dach eines Hauses der Neumannsgasse und eine Brandmauer eines anderen Nachbargrund⸗ stückes beschädigt worden. Der Polizei⸗Präsident v. Madai war fast ununterbrochen ebenfalls auf der Brandstätte thätig, ebenso eine An⸗ zahl hochgestellter Ofseiere. Während der ersten Siunden de; Brandes war der el weithin taghell erleuchtet. Die benach⸗ barte Petrikirche, hhausthurm ꝛc. glänzten wie im bengalischen Brillantfeuer.

Aus Toulon, Oktober, meldet W. T B.: In Folge eines Brandes hat auf . Admiralschiff Magenta! heute früh um 35 Uhr eine CExploston stattgefunden, bei welcher jedoch keiner von der Mannschaft um das Leben gekommen ist.

In einem Telegramm von gestern Abend wird weiter be⸗ richtet, daß das Feuer um 1 Uhr Morgens ausbrach und ver- gebens bekämpft wurde. Die Mannschaft verließ daher das Schiff, welches um 35 Uhr in die Luft flog. Die auf demselben befindlichen Pulvervorräthe hatten noch nicht vollkommen unter Wasser gesetzt wer⸗ den können. Es bestätigt sich, daß bei dem Unglücksfall keiner von der Mannschaft um das Leben gekommen ist; nur Einige, sind leicht verletzt worden.

Aus Kronstadt wird unterm 25. v. M. über den Stand des Eises gemeldet: Die östliche und die kleine Rhede ist dicht mit Treibeis besetzt. Im nördlichen Fahrwasser und auf der Großen Rhege am südlichen Ufer ist stehendes Eis. Das letzte Dampfschiff aus St. Petersburg ist heute ausgeblieben.

Theater.

Bei der am Sonnabend stattgehabten ersten Wiederholung der drei einaktigen Novitäten im Königlichen Schauspielhause ging die Aufführung des Lindauschen Schwanks „Der Zan kap fel“ dersenigen des Dohmschen Lustspiels ‚Der Seelenretter“ voran. Diese Umstellunz fiel, wie sich erwarten ließ, entschie den zu Gunsten des Lindauschen Stücks aus, welches am Sonnabend vom Publikum bei weitem freundlicher, als bei der ersten Vorstellung aufgenommen wurde. Ja gleichem Maße hatte sich die Theilnahme an dem nun nachfolgenden Dohmschen Lustspiel abgeschwächt. Das Marbachsche Schauspiel „Marius in Minturnä“ erfreute sich auch bei der Wieder⸗ holung lebhaften Beifalls .

Im Wallner-⸗Theater erhält sich das Mosersche Lust⸗ spiel: „Der Veilchenfresser“ mit ungeschwächter Zugkraft auf dem Repertoir. Nur in der Besetzung der Rolle der jungen Wittwe ist eine Aenderung eingetreten: Frl. Arndt alternirt in dieser Rolle mit Frl. v. Rothenberg, welche damit ein recht erfolgreiches Debut er zielte. Das Ensemble ist so präzise und die Leistung der einzelnen Künstler se vortrefflich, daß „der Veilchenfresser wohl nur für kurze Zeit einer demnächst aufzuführenden Posse weichen wird, um dann noch lange . zu bleiben.

Am Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater findet demnächst die 209. Vorstellung der Operette „Die Fleder- maus“ statt. Der Komponist, Hr. Johann Strauß, hat zugesagt, an diesem Abend persönlich sein Werk zu dirigiren.

Das Gastspiel des Meininger Hoftheaters im Theater an der Wien geht seinem Ende zu Wir hoffen, schreibt die Wiener Abendpost“, das erste Gastspiel des Meininger Hoftheaters in Wien werde nicht das letzte sein. Wien, was dar- stellende Kräfte betrifft, die erste deutsche Theaterstadt, hat dem Mei⸗ ninger Hoftheater willig die Superiorität in Betreff des künstlerischen Arrangements und der Ausschmückang der Szene zuerkannt. Wir haben stets den Geist der künstlerischen Vornehmheit in Allem und Jedem anerkannt, der diese Gesellschaft leitet, und den Geist der eifer⸗ und liebevollen Unterordnung und Ordnung, welche die Mit⸗ glieder zu einem schönen Zwecke eint: dem der treuen Wiedergabe des Dichterwerkes. Wenn wir auch die Kehrseite des schönen Bildes be⸗ tonten, nämlich: daß die Darsteller dem Maßstabe nicht genügten, welchen man in Wien an Schauspieler zu stellen vollauf berechtigt ist, so schließt dieser Tadel ein großes Lob ein für die Leitung. Wie trefflich muß dieselbe sein, wenn sie mit mittelmäßigen Schauspielern so schöne Gesammtdarstellungen zu erzielen vermag!

Das Lustspiel von Sardou, »Die guten Freunde“, hat im Residenztheater außerordentlich gefallen und das Publikum im ausverkauften Hause in die heiterste Stimmung versetzt. Die, wie uns gemeldet wird, von heute ab eingetretenen billi= geren Preise werten das ihrige zu einer Reihe von Wieder- . erwähnten Stücks und zu fortgesetzt vollen Häusern bei-

agen.

Berlin:

derer, F Dre m. Verlag der Expedition Cd esseh. Drei Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).

Druck W. Elsner.

D

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 1. November. Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Titels VIII. der Gewerbe⸗Ordnung, vorgelegt worden. Derselbe lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, Könis von Preußen 2c. ; . verordnen im Namen des Deutschen Reichs, nach erfolgter Zustimmung

des Bundesraths und des Reichstags, was folgt: Art. 1. In die Stelle des §. 141 der Gewerbe⸗Ordnung treten nachfolgende Bestimmungen: . 141. Durch O testatut (5. 142) kann die Bildung gegensei⸗ tiger Hälfskassen (Gesetz über die gegenseitigen Hülfskassen vom d 35 zur Uaserstützuag von Gesellen, Gehülfen, Lehr⸗ ingen und Fabrikarbeitern angeordnet wer en. ö Die 1 1 in diesem Falle ermächtigt, die Ein richtung der Kassen nach Aubörung der Betheiligten zu regeln und für die Verwaltung der Käassen, sow⸗t dies nicht durch die Mitglieder schieht, Sorge zu tragen. ; : 363 ö . Otstatut kann Gesellen, Gehülfen, Lehrlingen und Fabrikarbeitern, welche das sechszehnte Lebens jah; urückgelegt haben und die Betheiligung an einer gegenleitigen Hülfe kasse nicht nachwessen, die Betheiligung an einer bestimmeen TKasse dieser Art zur Pflicht gemacht werden. Es bedarf der Zustimmung der Kasse, Denn deren' Errichtung auf freier Vereinbarung beruht; die Kasse unterliegt alsdann der Vorichrift des 8 141 Abs. 2. Wer der Pflickt zur Betheiligung nicht genügt, kann von der Kasse für alle Zahlungen, welche bei rechtz tigem Eintritte von ihm zu entrichten gewesen wären, gleich einem Mitgliede in Anspruch ge— in werden. - . 141 5. Durch Ortsftatut kann benimmt werden, daß Arbeit⸗ geber zu den Beiträgen, w le die bei ihnen in Arbeit stehenden Wütglieder einer nach 8 1431 2. durch Octsstarnt, bezeichneten Hülfs. kasse zu entrichten haben, Zaichüsse bis auf Höhe der Hälfte jener Beiträge leisten, auch die letzteren soweit diele während der Dauer der Arbeit bei ihnen fällig werden, bis auf Höhe des verdienten es vorschießzen. . K Weise kann angeordnet werden, daß Arbeitgeber ihre zum Emtritt in eine bestimmte Hüliskasse verpflichteten Arbeiter für diese Kasse anzumelden haben. Wer dieser Pflicht nicht genügt, kann von der Kasse für alle Zahlungen, welche bei rechtzeitigem Ein⸗ tritt von den Arbeitern zu entrichten gewesen waren, gleich einem itgliede in Anspruch genommen werden. . ö . Abf. 2 und 8. 1419 Abs. 2 bezzich= neten Forderungen eimer KRasse verjäbren in einem Jahre; die Ver⸗ jährung beginnt mit Sa luß des Kalenderjahres, in welchem die cd entstanden ist. ö Die in 85 41 bis 14 b. bezeichneten Bestimmungen können von der höheren Verwltunas behörde für einzelne Ortschatten oder für größere Bezirke getroffen werden sofern dem Hedürfniß durch entspreche⸗-de Ortsstatute nicht genügt wird.

Erste Beilng

Deusschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich

1. November

Berlin, Montag, den

I41e. . bei Bergwerken, Aufbereitungsanstalten und unter⸗ irdisch betriebenen Brüchen oder Gruben beschäftigten Arbeiter und Arbeitgeber, für welche eine sonstige gesetzliche Verpflichtung zur Bildung von Hülfskassen und zur Betheiligung an denselben nicht besteht.

t Auf Arbeiter und Arbeitgeber, welche bei den auf Grund berg⸗ gesetzlicher Vorschriften gebildeten Hülfskassen betheiligt sind, finden sie keine Anwendung. ö .

Art. 2. Hälfskassen, in Ansehung derer eine Eintrittẽpflicht ge= werblicher Arbeiter bei Erlaß dieses Gesetzes begründet ist, werden bis auf weitere Beflimmung der Centralbehörde den gegenseitigen Hülfs, kassen im Sinne des Art. 1 gleichgeachtet. Bis dahin beibt die Vflicht zum Beitritt, sowie zur Zahlung von Beiträgen und Zuschüfsen für Arbeiter und Arbeitgeber bestehen. Wenn Ärbeiter oder Arbeitgeber ihrer Pflicht nicht genügen, so treten die in §5. 1412. und 141b. zu Gunsten der Kassen bestimmten Rechtsfolgen ein.

Urkundlich ꝛc.

Gegzzeben 2c.

Sewerbe und Sandel.

Der Geschäftsbericht der Neuen Gasaktien-Gesell⸗ schaft in Berlin konstatirt für das letzte Betriebsjahr eine Zu⸗ nahme, einen nicht unwesentlichen Mehnkonsum dem Vorjahre gegen⸗ über und dem entsprechend einen höheren Gewinn. Nichts desto weniger ist die Dividende in derselben Höhe wie im vorigen Jahre (65 *) festgesezt worden, da ein durch Anleihen keschafftes größeres Anlage kapital höher zu verzinsen war. In den 22 Anstalten der Gesellichaft wurden 121241, 800 preußische Kubikfuß Gas (4 S878 075) produzirt, während die, zu speisende Flammen ˖ ahl 49,679 (4 2.3821) betrug. Der Durchschnitts verbrauch pr.

lamme und Jahr betrug 2.297 Kbf. gegen 2390 Kbf. im Vorjabr, bat also eine Verminderung von 98 Kbf. oder fast 4 ergeben. An Steintohlen wurden verbraucht 148, 590 Hektoliter. Der Durchschnitts. preis der vergasten Kohlen auf sämmtlichen Austalten stellte sich auf 17535 Sgr. pr. Hektoliter gegen 1855 Sgr. im Vorjahr. Aus den vergasten Kohlen wurden durchschnittlich gewonnen 200.781 Hektoliter Coakz oder 1353 gegen 1322p im Vorjahre. Von demselben wurden zur Retortenfeuerung verbraucht g5 846. Hektoliter oder Sn gegen 497, im Vorjahr. Der Durchschnitts, erkaufspreis war 646 Sgr. pr. Hektoliter gegen 8.2 Sgr. im Vorjahr, ergab also einen sehr erheblichen Minderertrag. In der Gasanstalt Wüna, wo das Gaz aus Holz erzeugt wird, wurden 184835 Etr. Holz ver⸗ gast nud ergaben eine Produktion von 10.905320 Kbf, preuß. oder 59 Kbf preuß. pr. Ctr. gegen 595 Kbf. im Vorjahr. Die Länge der Rohrnetze auf sämmtlichen 22 Anstalten zusammen beträgt 675.289 laufende Fuß gegen 6515330 laufende Fuß im Voriahr, hat also eine Verlängerung von 23, 959 laufende Fuß erfahren.

Den Bestimmungen der §§. 141 bis 1414. unterliegen

tober erledigte die statutenmäßigen Wahlen, genehmigte ein? bean tragte Statutenänderung, beschloß einftimmig die Liquidation der Gesellschaft, vorausgesetzt, daß der Konkurs aufgehoben wird, nd wählte drei Liquidatoren: die Herren Konkursverwalter Goedel, Die rektor Pr. Alb. Jausel und Sekretär Gruhn, mit der Be ugniß, Grundstücke freihändig unter Zustimmung des Aufsichtsraths zu ver— kaufen und bewilligte für die Liquidation eine Remuneration von 12* der Brutto⸗Aktivmasse.

Die „Prager 3tg. vom 30. v. M berichtet über die Insolvenz Strousbergs: Den Konkurs in Prag ließ Dr. Strous⸗

berg durch feinen Vertreter, Hrn. Dr. Schäffer, anmelden. Auf die Zbirover Herrschaft sind 11 Millionen Hypethekarschulden sichergestellt. In den letzten Tagen wurden die Einrichtungsstücke der Holoubkaer Fabrik, sowie der Marstall zu Zbirov von Privatgläubigern exequitt, das Schlo4s Abirov selbft. blieb jedoch von Exckutionsschritten bisher verschont. Der Prokurist des Dr. Strousberg richtete vor- geftern in Vertretung Strousbergs, um einer Entlassung der 5000 Fabriksarbeiter in Holoubka vorzubeugen, an die öste reichische Regierung die Bitte, durch staatliche Vorschüsse den Weiterbau des Walzweckes in Borek zu ermöglichen, um so jenen Arbeitern Be— schäftigung zu bleten. In Bubna wurde gestern eine Kommission in Anwesenheit des Massenverwalters Dr. Tragy abgehalten und be⸗ schlossen, vorläufig die Arbeiten fortsetzen zu lassen, so lange der vor= handene Betriebsfond ausreicht. Man giebt sich der Hoffnung hin, daß das Unternehmen, welches an 800 Arbeiter beschäftigt, ohne Unter brechung in Thätigkeit bleiben wird. Dr. Tragy ist gestern Nach⸗ mittags nach Zbirov abgereist.

Die ‚N. Fr. Pr.“ berechnet, daß Bank- und In dustrie⸗ Aktien in Sesterreich gegen Ende 1874 ungefähr 163 Millionen Gulden, das ist 143 * des eingezahlten Aktienkapitals von rund HII Millionen Gulden am Werthe verloren haben. Von 264 Aktien der erwähnten Gattungen erscheinen regelmäßig kaum mehr als röch= stens 50 im Courszettel mit einer Notiz; am 27. Oktober, der zum Ausgangspunkte der Vergleichung ginommen wurde, waren nur 59 verschiedene Effekten notirt, und zwar von 58 kotirten Eisenkahnaktien 9g, von 135 Industrie⸗Aktien nur 17 und von 60 Bankaktien eben- falls 17. Diese wenigen Papiere erlitten allein, wie bereits bemerkt, einen Coursverluft von ungefähr 163 Millionen Gulden. Nur vier Papiere untergeerdneten Ranges weisen eine Avance auf, All- anderen zeigen Einbußen von mitunter außerordentlicher Höhe. Der Cæurs- verlust der anderen sporad sch oder gar nie mit einer Notiz erschei⸗ nenden Effckten ist nicht berechnet worden.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die landespolizeiliche Abnahme der neu erbauten Theilftrecke der Ringbahn der großen Berliner Pfer de⸗ Eisen⸗ bahn vom Prenzlauer Thor bis zum Landeberger Thor hat am 30. Oktober stattgefunden. Der Betrieb ist mit dem heutigen Tage eröffnet; der Fah-preis für die ganze neu entstandene Linie Landsberger Thor Weldendammer Brücke stellt sich auf 20 Pfennige, für die beiden Theilstrecken Weidendammer Brücke = Prenzlauer Thor und Schönhauser Thor Landsberger Thor je 10 Piennige.

/ / . r *

* . ; ö * Inserate für den Deutschen Reichs. u. Kal. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central-Handelsregister und das

Postolatt nimmt an: die Jaseraten Expedition

; des Aentsüsen Reichs -Anzeigers und Königlich 1 Preußischen Staats-Anzeigers:

Berlin, 8.“ Wil tzesm Straße Nr. 32.

* u.

1L Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen Gro słhandel. 1

4. Verloozung,

deigl

. . . Amortisation, Zinszahlung offen 1 illen . Rackricht s. w von öffentlichen Papieren. 9. Familien-Nachrichten.

* 8 * 2 * . 1 e. * 1 E * zeiger. Inserate nehmen an: die autorisirte Annoncen ⸗Expedition

Iadustrielle Etablissements, Fabriken und

g 6. Verschiedene Bekanntmachungen. 3. Verkaufe, Verpachtangen, Sut missionen ete. 7. Literarische Auxzeigen. . 8. Theater · Anzeigen. In der Börsen- beilage. *.

von Rudolf Messe in Berlin, Breslau, Chemnitz, Cöln, Dres den, Dortmund, Frankfurt a. M., Halle a. S, Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Straß burg i. E, Stuttgart, Wien, Zürich und deren Agenten sowie alle übrigen größeren ,,

. ——————— ——

Suaßbhastatisgaen, Aufgebote, Var ladungen u. dergl.

1s. Sußhastatians⸗Patent.

Das früher dem Kaufman Simon Silbermann, jetzt dem Parrikulier Ausust Maiche zu Berlin ge⸗ börige, in Lichtenberg in der Blume nthalstraße Rr 40 beleg⸗ne, im Grunebuch von Lichtenberg Vand 24. Bl. Nr. 799 verzeichnete Grundstück nebst k Zubehör joll den 2. Dezember 1875, B tag an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraße Nr. 25, Zimmer Nr 12, im Wege der nothwendigen Sub⸗ astation öffentlich an den Meintbietenden verstei⸗ gert, und denmächst das Urtheil über die Erthei⸗ S3 lung des Zuschlags 68341

den 3. Deiember 1875. Vormittags 12 Uhr, ebenda verkündet werden. .

Das zu versteigernde Grundstück ist zur Grund steuer, bei einem derselben unterliegenden Gesammt⸗ Flächenmaß von Sa Aren mit einem Rein · ertrag von 56s 4 und zur Gebaudesteuer mit einem jährlichen Nutzungswerth von 6759 S provi⸗ sorisch ur der Steuerrolle und etwaige Abichatzungen, andere

bedingungen

weite, zur

Vormittags 1 Uhr, zumelden

D

behör sollen

das Jahr 1878 veranlagt. Auszug aus

Dppothekenschein, ingleichen Zimmer Rr

fende Nach vei ungen und besender Kauf bedingungen und demnächst das Urthell über die Ertheilung des

sind in unserm Bureau V. einzusehen Zuschlags

Alle Diejenigen, welche Eigenthum . ander Feanb gre vember 1875, Bormittags 12 ur, , ei weite, ur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung (renda verkündet werden.

in das Hypothekenbuch bedürfende, aber nicht ein getragene Realrechte geltend zu machen haben, wer. Lehtere bei den aufgefordert, dieselben zur Vermeidung der

zumelden. 3 . Berlin, den 2. Oktober 1375. Königliches Kreisgericht. Der Subhastations Richter.

9 6 22 J sii Suhhastatious⸗Pateut.

Das zu der Konkursmasse dis am 9 Okte ber 1871 zu Nieder⸗Schönhausen verstorkenen Fuhrherrn Carl Rudolph August Woicke gebörige, in ö Schönhausen am Wege uach Slanke kurt be. legene, in Grundbuch von Nieder⸗ S höshausen Band 111. BI. Nr. 123 verzeichnete Grundstüct nebst Zubehör soll ö

den 3. Dezember 1875, an hiesiger Gerichtestelle, . 25, Zimmer Nr. 12, im Wege der nothwendigen Sub hastation öffentlich an den Meistbietenden ver⸗ steigert, und demnächst das Urtheil über die Ertheilung 18571 des Zuschlags

2 1. Dezember 1875, Vormittags 12 Uhr, ebenda verkündet werden.

Vormittags 11 Uhr, melden.

Zmmerstraße Nr

steuer nicht, dagegen zur Gekäudesteuer mit einem jährlichen Kutzungswerth von 42 A veranlagt.

Auszug aus der Steuerrolle und Hypothekenschein, wird eingestellt, u ö. ingleichen etwaige Abschätzungen, andere das Grand⸗ und 22. Dezember d. J. ftuͤck betreffende Nachweisungen und besondere Kauf gehoben. sind in unserm Bureau V. einzusehen. Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder ander- Wirksamkeit gegen Dritte der Eintra— gung in das Hypothekenbuch bedürfende, eingetragene Realrechte geltend zu machen haben, erden aufgefordert, dieseiben zur Vermeidung der z Präkluston spätestens im Versteigerungstermin an⸗

Berlin, den 2. 8 1875. Königliches Kreisgericht.

X =. * Subhastations⸗Patent.

Die dem Rentier Johann Friedrich =chmiedchen igen, in Rixdorf belegenen, im Grund- buch von BöhmischRirxdorf Band II. Blatt Nr. g5 und im Grundbuch von Deutsch Rirdorf Band 4 selbst belegenen, R Blatt Nr 165 verzeichaeten Grundstücke nebst Zu von der Loussenstadt, Band 21 Nr. 1271 verzeich⸗ neten, dem Buchdruckereibesitzer Franz Grunert ge⸗ den 26 ztovember 1875, Vormittags 1 Utzr, hörigen Grundstucke haften in der dritten Abtheilung ñ 25, unter Nr. 1 für den Ober ⸗Inspektor a. D. A Straußberg auf Grund

zu Berlin gehör

an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmerstraße Nr. 22 12, im Wege der nothwendigen Resub⸗ Ferdin ind Siegmund zu ö das Grundstück betref⸗ Past tien öffentlich an den Meistbietenden versteigert kes Echez⸗Legitimations Attestes vom J. März und der Verhandlung vom 17. Januar 1868 zufolge Ver und 4. April 18653 6000 Thlr. nebst 1. Januar 1868 als Theilpost abge⸗

2215 , i w e, ,,. Aren zur Grundsteuer nicht, 1de. Präklusion spätestens im Versteigerungstermin an, steuer mit einem jährlichen Nutzungew rth von zss 6600 Thlr. Mark, das Erstere dagegen mit einem Flächeninhalt mittelst notarieller Cession vom von 180 Aren mit einem Reinertrage von 1322 Æ den Königlichen Hauptmann r zu Auszug aus der Steuer 36090 Thir. nebst Zinsen seit dem 1. Juli 1874 ab- rolle und Hypothekenschein, ingleichen etwaige Ab- getreten, im Grundbuche jedoch nicht auf den Namen schätzungen, andere das Grundstäck betreffende Nach. des Cessionars umgeschrieben worden, weisungen und besondere Kaufbedingungen sind in unserm Bureau V. einzusehen Alle Diejenigen, welche Eigenthum oder ander- gebildete Zweigurk. Nieder. weite, zur Wirksamkeit gegen Dritte der Eintragung das öffentliche Aufgebot in das Hypethekenbuch bedürfende, ł er u getragene Reairechte geltend zu machen haben, wer- Urkunde sewie alle Diesenigen, lben zur Vermeidung der Prä⸗ thümer, Cessionarien, Pfand o er auf dieselbe irgend welche haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, sich bei dem unterzeichneten Gericht te fen in dem auf den r, Stadtrichter Rotel im Zimmer 12, Jüdenstr, 56 58 anberaumten Termine zu melden und ihre Ansprüche geltend zu machen, widrigenfalls sie mit denselben

zur Grundsteuer veranlagt.

den aufgefordert, diese ur . kluston spätestens im Versteigerungstermin anzu- inhab

Berlin, den 2. Oktober 1875. Königliches Kreisgericht. 22. Der Subhastati ons⸗Richter.

i. . ö. Rittergutsbesitzer Dag zu versteigernde Grundstück ist bei einem Band 1II. Blatt 193 des Grundbuchs der Ritter. Gesammt-⸗Flächenmaß von 136 Aren zur Grunde guter verzeichnete

Rittergut Oelsnigck

Cottbus, den

aber nicht ö 85501

r Sah hastatione⸗Richter.

Röhricht.

8558

fügung vom

Zinsen laut notariellem Attestes

aber nicht ein

ebruar 1876,

Bekanntmachung.

schlossen und die

f werden ausge Das Subhastationsverfahren über das dem, 6 ae ö Berlin, den 29. Oktober 1875. Königliches Stantgexicht, , n . Civilsachen. Deputation für Kredit ꝛc. und?

August Langer gehörige und

Königliches Kreisgericht. Der Subhastationsrichter. Bekanntmachung. Die nothwendige Subhastation des Stankie— wiczschen Lehnschulzenguts Kalau Kr. 1 ist 28265 sistrtrt; der auf den 13. November er. anberaumte 2. Sltober 186. Verstelgerungstermin wird hiermit aufgehoben. Meseritz, den 30. Oktober 1875. Königliches Kreisgericht. Der Subhastationsrichter.

Bekanntmachung. ; Auf dem in der Alexandrinenstraße Nr. 33 hier⸗ im stadtgerichtlichen

. . zweigt von den ur prünglich dort Von den zu versteigernden Grundstũcken ist das notariellen Kaufvertrages vom einem Gesammt⸗Flächenmaß von 25,6

16. August 1858 zu folge Verfügung vom 4 September 1858 für den dagegen zur Gebäude- Lederhändler Friedrich Wilheim Eckert eingetragenen Von der genannten Theilpost sind

Max Reuter zu Kiel

Die Über diese abgezweigten 3000 Thlr. nebst

gurkunde ist angeblich verbrannt und derselben beantragt worden. Demgemäß werden der unbekannte Inhaber dieser

der sonstige Briefs

; 9 ö und werden deshalb die am 15. I8560) anstehenden Termine auf⸗

Wegen Prodigalität ist dem Besitzer des Ritter uts Hülfede, Hermann von Yteugersen, zur

27. Oktober 1875. Zeit in Londen, das Verfügungsrecht entzogen.

Der Rittergutsbesitzer von Strube auf Beh renfen, bei Coppenbrügge, Amts Hameln, ist zu seinem Kurator ernannt. . . Münder a. Deister, den 22. Qktober 1875. Königliches Amtagericht Springe. von Uslar.

lSa8o) Oeffentliche Bekanntmachnug.

Auf den Antrag der Exekutoren des von Blome⸗ Heiligenstedten'er Fideikommisses wird nach dem erfolgten Ableben des bisherigen Nutznicßers desselben, in Gemäßheit der betreffenden fideikom= missarischen . hierdurch zur öffentlichen kunde gebracht: . . 9 . die adeligen Güter Heiligenstedten mit Julianca, Bahrenfleth, Beckmünde, Beckhoff, Cam- Fen, die Erbpacht der Camper Mühle und die ven Blome'sche Wildniß, mit einem immerwährenden Familien Fðideikommiß belegt sind; .

daß der Besitzer dieses Fideikommisses rechte gũltig weder über dessen Substanz ganz oder theilweise ver= fügen, noch dasselbe mit Schulden beschweren kann;

Grundbuche

August

daß nas dem am 9. Juli d. J. erfolgten Ableben des Gehesmen Konferenz-⸗Raths Adolph von Blome der Bésitz des gedachten Fideikommifsses auf den Baron Otto von Blome auf Heiligenstedten über gegangen ist.“ . Fiel, den 25 Oktober 1875. Königliches Appellatinusgericht. Ebert.

18554 Ediktalladung. . .

In den hiesigen ältesten Hypothekenbüchern finden

sich folgende Hypotheken eingetragen: ĩ

1) Vol. J. pag. 426. 30 Thlr, Ka ssen / ne, ver⸗ zinslich mit 4, zu Lasten des Ho lbhöfners

Johann Jürgen Meyer zu Riecklin⸗ en unter

Bürgschaft seiner Ehefrau, Anna El sabeth, geb.

Radel, daselbst und zu Gunsten Her Lirche in

Bleckede, laut Obligalion vom 16. Dezember

1788.

Vol. II. pag. 225 ff. 74 Thlr. 14 Ggr. Ansprüche

der im Konvokatiensverfahren des Halbhöfners

Johann Jürg. Meyer in Riecklingen aufgetre⸗

Fenen Gläubiger, und welche der neue Wirth auf

der Meyerschen Stelle, Jürgen Hacke, in sãhr⸗

lichen Terminen, beginnend zu Martini 1794

mit 10 Thlr abzutragen übernommen hat, laut

Protokolls vom 4. Sani 1793.

Von dem jetzigen Inhaber der Pfandobjekte und Rechtsnachfolger der Schuldner, Hofbesitzer Röber u Riecklingen, welcher den im 8. 501 Nr, 6 der ärgerlichen Prozeß dnung vorge chtiebnen Eid ab geleistet hat, ist der Erlaß einer Ediktalladung behuf

auf Grund des

29. Mai 1874 an

vom 29. Mai 1874

welche als Eigen ˖ Ansprüche zu

vor dem Herrn

aufgerufene Urkunde

a hlaßsachen.