richtete in der Halle des Bahnhofes an die zur Begrüßung er⸗ schlenenen Herren einige huldvolle Worte, und versicherte nament⸗ lich, daß Se. Majestät der Kaiser und König zu Seinem lebhaften Bedauern nur in Folge einer leichten Indisposition auf den Rath der Aerzte von der Reise nach Schlesien Abstand genommen habe; glücklicherweise befände Se. Majestät Sich gegenwärtig wiederum vollständig wohl. Dem Oberst v. Klein, Commandenr des 2. Schlestschen Grenadier⸗Regiments Nr. 14, trug Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit die besten Grüße an Sein eilftes Regiment auf. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl erschien für einen Augenblick ur Begrüßung der Anwesenden in der Halle des Bahn⸗
ofs. Als nach Ablauf der. kurzen Aufenthaltszeit die Höchsten Herrschaften den Zug wiederum bestiegen, brachte das zahlreich versammelte Publikum auf Se, Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit den Kronprinzen enthusiastische Hochs aus,
m 8 Uhr erfolgte die Ankunft in Oh lau, welche Stadt schon seit dem 3. d. M. ein Festgewand angelegt hatte. Ganze Häuserfronten hatten sich mit reichen Fichten. und Tannen⸗ gewinden bedeckt, welche in malerischer Abwechselung vielfach ver⸗ chlungene Linien bildeten. Von Errichtung einer Ehrenpforte war Abstand genommen worden; dafür wieder der dem Stände⸗ hause, dem Absteigeort Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit, angrenzende Theil des Marktplatzes, in seiner ganzen Breite besonders reich und geschmackvoll dekorirt. Hohe, weiße mit Wal⸗ desgrün umwundene Flaggenbäume von verschiedener Höhe begrenzten in einem sanften Bogen von der Mündung der Brieger⸗ bis zur Mündung der Breslauerstraße diesen Raum. Nach unten waren die Zwischenräume der Flaggen⸗ stangen durch junge Fichten⸗ und Tannenbãume ausgefüllt, während oben zahllose Festons von einem Wipfel zum andern sich schlangen. Besonders reich war die äußere Ausschmückung des Ständehauses. Die architektonischen Linien seiner Front waren grün gefaßt, während in den Feldern zwischen den Fenstern aus Fichtenzweigen gebildete Jagdstücke in trefflicher Ausführung angebracht waren. In anderen Feldern befan⸗ den sich aus Zweigen von Nadelhölzern und Immortellen ge⸗ formte Kaiserkronen, eiserne Kreuze u. . Zur Auszierung des Bahnhofes wurden ganze Wagenladungen Guirlanden ver⸗
wendet. Sämmtliche Häuser flaggten.
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 13. v. Mts. beschlossen, zu erklaren, daß durch die auf Grund der Bundesragthsbeschlüsse vom 8. Juli und 25. November 1873 unter Ziffer 55 und 93 des Nachtrags zum amtlichen Waaren⸗ verzeichniß getroffenen Aenderungen die früher auf Seite 58 des amtlichen Waarenverzeichnisses in der Anmerkung zu „Eisen⸗ bahnschienen“ enthaltene Bestimmung, wonach alte gebrauchte EGisenbahnschienen, welche zersprungen, zerbrochen oder in Folge von Abnutzung, Spalten, Zersplittern z. zur Verwendung als Eisenbahnschienen ungeeignet geworden, als altes Brucheisen zu behandeln sind, nicht habe aufgehoben werden sollen.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen und der Ausschuß desselben für Rechnungswesen unter Hinzutritt des Ausschusses für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
— Der von dem Bundesamt für das Heimath⸗ wesen in mehreren Entscheidungen aufgestellte Satz, daß bei Auflösung einegß Armenverbandes in mehrere Verbände nicht ohne Weiteres eine Naturaltheilung der Armenlast ein⸗ trete, sondern daß diese Last eine gemeinschaftliche der neuen Verbände bleibe, bis eine Vertheilung im Wege der Einigung oder der behördlichen Regulirung eingetreten sei, ist neuerdings angefochten worden. Das Bundesamt hat ihn aber aufrecht er⸗ halten und in dem Erkenntnisse vom 9. Oktober 1875 in Sachen Marienfelde wider Berlin näher begründet.
— Im Verlauf der gestrigen Sitzung des Deutschen Reichstages ergriff in der Diskussion über die Gesetz⸗ entwürfe, betreffend die Abänderung des Titels VIII. der Gewerbeordnung (S. Nr. 256 d. Bl. und über die gegenseitigen Hülfskassen nach dem Abg. Bebel der Abg. Dr. Oppenheim das Wort; er bezeichnete vollständige Kassenfreiheit als das zu erstrebende Ziel der Gesetzgebung und verurtheilte das in den Entwürfen bevorzugte Prinzip des Kassenzwanges als eine Be⸗ vormundung mündiger Männer, als eine Besteuerung der Armen und Unmündigen zu Gunsten der Reichen, als eine Oktroyirung eines fremden Privatgeschäftes. Auch der Abg. Moufang verlangte Kassenfreiheit als eine Konsequenz des Prinzips der Selbst⸗ verwaltung auf allen Gebieten. Dagegen sprach sich der Abg. Freiherr v. Maltzahn⸗Gültz beistimmend über die Vorlagen aus und bezeichnete die Wege, welche die Gesetzgebung ferner in die⸗ sen Materien einzuschlagen habe. Nach Schluß der ersten Be⸗ rathung wurden die Entwürfe auf einen Antrag des Abg. Dr. Oppenheim an eine Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen.
ann der Sitzung 3“ Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 12 Uhr.
— Der in der Nacht zum 5. d. M. hierselbst plötzlich ver⸗ storbene Reichstagsabgeordnete Robert v. Mohl, am 17. August 1799 zu Stuttgart geboren, wirkte als Staatsrechtslehrer seit 1824 in Tübingen und seit 1847 in Heidelberg. Im Jahre 1848 übernahm derselbe im Reichsministerium die Justiz. Im Jahre 1861 wurde R. v. Mohl zum badischen Bundegstags⸗ gesandten in Frankfurt ernannt, in welcher Stellung er bis zur Auflösung des Bundes im Jahre 1866 verharrte. 1867 ging er als badischer Gesandter nach München und blieb daselbst bis zu der 1871 erfolgten Aufhebung dieses Gesandtschaftspostens. Von da ab weilte er als Präsident der badischen Ober⸗Rech⸗ nungskammer in Karlsruhe. Seit 1867 führte er auch das Präsidium der badischen Ersten Kammer. Im Reichstage ver⸗ trat er den 2. badischen Wahlkreis Villingen⸗Donaueschingen. Seine bedeutendsten wissenschaftlichen Werke sind „Staatsrecht des Königreichs Württemberg“, Geschichte und Literatur der Staats wissenschaften“, „Encyklopädie der Staatswissenschaften“,
„Staatsrecht, Völkerrecht und Politik', „Staatsrecht des Deut⸗ schen Reichs“. Der Deutsche Reichstag ehrte gestern sein An⸗ denken durch Erheben von den Plätzen.
In den deutschen Münzstätten suind bis zum 23. Oktober 1875 geprägt: an Goldmünzen: 932, 590,520 M Doppelkronen, 275,389,540 MW Kronen; hiervon auf Privat⸗ rechnung: 41,523 060 S; an Silbermünzen: 23, 143270 S 5⸗Mark stücke, 94 886,313 6 1⸗Markstücke, 2,509, 5998 0 50⸗ Pfennigstücke, 18,797,167 6 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 10,332, 356 S½½ 60 3 19⸗Pfennigstücke, 5, 433, 592 MS 60 3 5-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 4,281,035 M0 64 8 2⸗Pfennigstücke; 2,223,330 M 77 8 1⸗Pfennigstücke. Gesammtautprägung: an Goldmünzen: 1,205,980, 060 S; an
— Unm die Bewachung der nach der Strafkolonie von Neu⸗Kaledonien deportirten Personen zu sichern sind Seitens der französischen Behörden neuerdings folgende Anord⸗ nungen getroffen worden: ; = ; Wenn ein ahr euß sich der nord⸗östlichen Küste der ile des Pins, sei es bei Tage oder bei Nacht, nähert, so soll das in der Bai von Uro stationirte Kanonenboot ihm sogleich entgegen⸗ fahren und das ankommende Schiff darauf aufmerksam machen, daß nach den Ortsvorschriften eine Fommunikation mit der Insel nur nach vorgängiger Erlaubniß des Kommandanten der Insel stattfinden darf, und daß bis zur Ertheilung derselben das Kanonenboot das neu angekommene Fahrzeug zu wegleiten hat. Wird eine solche Erlaubniß nicht ertheilt, so soll das Kanonen⸗ boot an Ort und Stelle bleiben. Wenn das Schiff indessen vor Anker geht — und dies wird nur im Bereich der Insel möglich sein — so soll das Kanonenboot zwischen ihm und dem Lande Anker werfen und seine Bewegungen über⸗ wachen. Das Kanonenboot hat alle Boote, welche eine Ver⸗ bindung mit dem Lande suchen sollten, sowie diejenigen, welche vom Ufer aus sich an Bord begeben wollen, anzuhalten und das Schiff selbst zu verhindern, ohne vorherige Durchsuchung die Anker zu lichten. Sollten hierbei etwa Deportirte an Bord ge⸗ funden werden, so soll das Schiff mit Embargo belegt und Kapitän wie Mannschaften zur gesetzlichen Verantwortung ge⸗ zogen werden. Für den Fall, daß die vorstehenden Bestimmungen sich als unzureichend herausstellen sollten, behält sich der Gouverneur von Neu⸗Kaledonien vor, den Zugang zur ile des Pins, außerhalb des Ankerplatzes von Uro, unbedingt zu untersagen; dergestalt, daß jedes . welches versuchen sollte, in die territorialen Gewaͤsser an anderen Punkten der Küste einzudringen oder sich dort aufzuhalten, sich der Fortweisung oder Beschlagnahme aus⸗ setzen würde. — Der Disziplingrhof für nichtrichterliche Be⸗ amte trat heute im Gebäude des Kammergerichts zu einer Sitzung zusammen. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog Friedrich Franz von Mecklenburg⸗Schwerin, Major à la suite des 4. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiments Nr.
24 (Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin) ꝛc., Höchstwelcher vor einiger Zeit à la suite des Garde⸗Kürassier⸗Regiments ge⸗
stellt worden, ist hier eingetroffen.
— Der General der Kavallerie von Podbiels ki, Gene⸗ ral⸗Inspecteur der Artillerie, hat sich mit Urlaub nach Zobten bei Löwenberg i. Schl. begeben.
— Der General⸗Major, Frhr. von Falkenhausen, Commandeur der 57. Infanterie⸗Brigade, ist mit Urlaub hier eingetroffen.
— S. M. S. „Hansa“ ist am 4. d. Mts. in Kiel, S. M. Knbt. „Drache“ an demselben. Tage in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.
Rendsburg, 4. November. Der Provinzial⸗Land⸗ tag hat gestern und heute seine letzten Sitzungen (18. und 19.) der diesjährigen (7.) Diät abgehalten. In der gestrigen Sitzung ward zunächst den- Idioten Unstalten in Schleswig und Kiel pro 1876 eine Unterstützung von je 5000 i bewilligt. Es fanden sodann längere Vorberathungen über den Entwurf eines Finanzetats für die provinzialständische Verwaltung und die Feststellung des Finanzetats für die Verwaltung des Chaussee⸗ bauwesens pro 1876 statt. In der heutigen Sitzung ward dem landwirthschaftlichen Generalverein in Kiel auf die mündliche Berichterstattung des Finanzausschusses die nachgesuchte fernere Subvention von 5000 MS zur Einrichtung einer Versuchsstation bewilligt. Es folgte die Schlußberathung über den Finanzetat für die provinzialständische Verwaltung pro 1876. Nach dem von dem Finanzausschuß aufgestellten Entwurf belaufen sich die Einnah⸗ men für die allgemeine Verwaltung pro 1876 auf 1,083, 345 , worunter Dotationsrente 866,400 S und Provinzialsteuer 180,000 MS, und die Ausgaben ebensoviel. Unter letzteren figu⸗ riren der Provinziallandtag mit 21,210 , das Landesdireltorat mit 44,500 M, ständische Institute mit 83, 000 SW, Landarmen⸗ wesen mit 46,400 M, Korrigendenanstalt mit 45,864 S u. s. w. und ein Extraordinarium von 464,000 S6. Die Anträge des Ausschusses, insoweit sie nicht durch einige Amendements des Landesdirektors von Ahlefeld und der Abgg. Warburg und Knauer modifizirt worden, wurden angenommen. Sodann trat der Landtag in die Schlußberathung über den Finanzetat für die Verwaltung des Wegewesens pro 1876. Die Einnahme ist darnach zu 1,ů189, 3137 ½½ veranschlagt, worunter Rente 1,117,277 M6, Chausseesteuer 66,300 MS, die Ausgabe zu 887,310 M6, worunter Verwaltungsausgaben 192,510 , Unterhaltung der Chausseen 600 000 S, Prämien für massive Brücken⸗ bauten und glinkerchausseen 60, 000 J Angenommen wurde der von dem Ausschuß vorgelegte Etatsentwurf mit den von dem Abgeordneten Mestorff dazu gestellten Amendements, daß statt 7 nur 6 Wege⸗Inspektoren und technisch gebildete Ober⸗Aufseher angestellt und die Bureaukosten für jeden Wege⸗Inspektor von 1500 4 auf 1000 6 herabgesetzt werden. .
Nach Erledigung von einigen noch eingegangenen Petitionen waren die Geschäfte des Landtags beendigt. Der Landtags⸗ Marschall gab einen Ueberblick der Verhandlungen, worauf ihm der Dank der Versammlung durch Erhebung von den Sitzen ausgesprochen wurde. Nunmehr schloß der Qber⸗Präsident, Wirklicher Geheimer Rath, Freiherr von Scheel⸗Plessen den Land⸗ tag mit folgender Ansprache.
Meine hochgeehrten Herren! ; Der Hr. Landtags Marschall hat mir angezeigt,
daß die dem Provinziallandtage obliegenden Geschäfte erledigt seien und der Hr. Minister des Innern hat mich auf meinen desfallsigen Bericht er . den Lantag zu schließen, sobald diese Voraussetzung einge ⸗
treten sein würde. . Erlauben Sie auch mir zu konstatiren, daß Sie in den neunzehn Sitzungen, in welchen Sie versammelt gewesen unter m, angestrengter Thätigkeit der von Ihnen erwählten Kommissionen, Beschlüsse von hoher Wichtigkeit gefaßt, welche in Folge der Ausführung des Dotationsgesetzes vom 9. Juli d. J. für die hiesige Provinz erforderlich waren, und derselben dadurch eine neue Garantie dafür gewahrt, daß die mit dem Anfange des nächsten Jahreß Ihnen und Ihren Organen in ausgedehntem
az obliegende Selbstverwaltung öffentlicher Angelegenheiten der Provinz zum Segen gereichen werde. Dem ständischen Finanz- Etat für das naͤchstfolgende Jahr haben Sie eine ein— gehende Prüfung, gewidmet. Behufs. der Uebernahme des Taubstummen⸗Instituks und der Irrenanstalt von Schleswig in die provinzialständische Verwaltung haben Sie reglementarische Bestim⸗ mungen getroffen, welche der Königlichen Staatsregierung werden
lichen Staatsregiernng schon seit Jahren gehegten Wunsche ent⸗ sprochen und zugleich ein bleibendes Denkmal Ihrer Für⸗ sorge für diese unglückliche Klasse der Bevölkerung ge—⸗ setzt. Von demselben Siune zeugen die den Iioten⸗ Anstalten in Kiel und Schlerwig bewilligten Unterstützungen. Von Ihrem; Interesse für vaterländische Kunst und Ihrem Wunsche, reiche Schätze derselben dem Lande zu erhalten und den Sinn für die Kunfst von Neuem zu beleben, geben Ihre in Veranlassung des hochherzigen Anerhietens des Professors Thaulow, seine berühmten, kostharen Kunst⸗ sammlungen seinem engeren Vaterlande zu schenken, gefaßten Beschlüsse ein redendes Zeugniß Der Förderung der Landeskaltur haben Sie durch Be⸗ willigung von Subventionen an niedere landwirthschaftliche Schulen und durch die Beihüife zur Errichtung einer Versuchsstation, sowie durch die Bewilligung einer Unterstützung an den die Kultur der Haiden erstrebenden Verein Ihre wirksame Fürsorge gewidmet. Die Ihnen vorgelegten Entwürfe, betreffend die Ablösung der Servituten, die Fischerei und die Viehseuchen, haben Sie mit Ihrem eingehenden Gutachten versehen, die der sorgfältigsten Prüfung von Seiten der Königlichen Staatsregierung werden unterzogen werden. Die über das Wegewesen der Provinz geführten Verhandlungen haben das Resultat erbracht, daß die Ausdehnung des Ihnen vor— gelegten Entwurfs einer allgemeinen Wegeordnung auf die hiesige Provinz nicht allein unbedenklich sei, sondern auch einem von Ihnen anerkannten Bedürfniß entspricht. Eine mit Schwierigkeiten ganz eigenthümlicher Art verbundene Aufgabe ist dem Provinziallandtage zugefallen, indem derselbe die Verhandlungen über die Verwendung der dem Provinzialverbande mittelst Gesetzes vom 9. Juni d. J. Üüberwiesenen 45 Millionen Mark zum Abschluß zu bringen hatte. Um so erwünschter ist es, daß unter entgegenkommender Verständigung fast mit Einstimmigkeit ein Be= schluß gefaßt worden ist, der den verschiedenen Ansichten, welche sich geltend gemacht hatten, Rechnung trägt und zu der Hoffnung berech- tigt, daß diese wichtige Angelegenheit nunmehr bald ihrer definitiven befriedigenden Erledigung wird entgegengeführt werden. — Hiermit schließe ich die J. Diaͤt des Provinziallandtages für Schleswig- olstein. 3. ö Mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König ging die Versammlung auseinander. Cassel, 4. November. Der Kommunallandtag erließ in heuniger Sitzung der Stadt Schmalkalden die Rückzahlung eines zu den Vorarbeiten für die dortige Eisenbahn erhaltenen Vorschusses von 1500 Thlrn.; ebenso bewilligte er dem land⸗ wirthschaftlichen Centralverein einen Beitrag von 6— 800 Thlrn. für die landwirthschaftliche Versuchsstation zu Neumorschen. Bei Berathung des zur Begutachtung vorgelegten Entwurfs einer allgemeinen Wege⸗Ordnung wurde der Ausschußantrag, die Aus⸗ dehnung des Entwurfs einer Wege⸗Ordnung auf den Regie⸗ rungsbezirk für nicht zulässig und zweckmäßig zu erklären, genehmigt. Wiesbaden, 3. November. In der heutigen Sitzung des Kommunal⸗Landtags wurde zunächst der Bericht der Kom⸗ mission zur Begutachtung der ständischen Rechnungen vorgetra⸗ gen und deren Anträge genehmigt, worauf auf Grund des Be⸗ richts der Kommission zur Begutachtung der Wegeordnung folgender Beschluß gefaßt wurde; „Der Kommunal-Landtag beschließt, eine Ausdehnung des für die älteren Provinzen der Monarchie bestimmten Entwurfes einer Wegeordnung auf die Provinz HessenNassau zur Zeit nicht für zweckmäßig und zu⸗ lässig zu erachten. Es folgte der Bericht der Kommission über Begutachtung des Gesetzes, betreffend die Ablösung der Holz abgaben an Kirchen, Pfarreien ꝛce. Der Entwurf ward mit einigen unwesentlichen Zusätzen und mit der Maßgabe ange— nommen, daß der Ablösungsbetrag auf den 25fachen Betrag festzusetzen sei. Ein Gesuch von 109 Landtagsmitgliedern, die Regierung zu ersuchen, das landwirthschaftliche Institut von Hof Geisberg ferner zu erhalten, resp. dem Landtage eine Vorlage wegen Uebernahme dieser Anstalt auf Kommunalfonds zu machen, wurde dem Eingabenausschuß überwiesen.
Bayern. München, 4. November. Der Commandeur der ersten Kavallerie⸗Brigade, General⸗Major Aug. Frhr. v. Leonrod, ist mit der Führung der zweiten Diviston beauf— tragt, und der Commandeur des ersten Kürassier⸗Regiments, Oberst Prinz Leopold, zum General⸗Major und Comman— deur der ersten Kavallerie⸗Brigade befördert worden. — Das Kriegs⸗Ministerium publizirt die Königliche Aller⸗ höchste Verordnung, durch welche die umfassende Instrul— tion zum Vollzug des Reichsgesetzes über Natural⸗ leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 13. Fe⸗ bruar d. J. für das Königreich Bayern genehmigt wurde. — Der Königlichen Staatsregierung sind in den letzten Wochen zahlreiche fast gleichlautende Adressen mit der Bitte um Erhal— tung der Klöster zugegangen.
Speyer, 5. November. (W. T. B.) Dem Bischof Dr. Haneberg ist auf sein in der Oggersheimer Angelegen— heit eingereichles Rechtfertigungsschreiben gestern der ab⸗ fällige Bescheid des Kultus⸗Ministers zugestellt worden.
Württemberg. Stuttgart, 5. November. (W. T. B.) Der „Schwäbische Merkur“ enthält mehrere Proteste von Landgeistlichen gegen die letzten Beschlüsse der evangelischen Landessynode. In einem dieser Proteste wird namentlich hervorgehoben, daß, wenn die gedachten Be⸗ schlüsse Gesetzeskraft erlangen sollten, die Geistlichen genöthigt sein würden, in das innerste Familienleben sich einzudrängen, und daß ein Geistlicher, der nicht blos von seiner Amtswürde, sondern vielmehr auch noch von seinen Nebenmenschen eine hohe ,, habe, einer solchen Aufgabe sich niemals unterziehen werde.
HGessen. Darmstadt, 4. November. Der Landgraf Friedrich von Hessen traf heut Mittag von Frankfurt zum Besuch des Großherzogs hier ein und wurde von dem General der Kavallerie, Frhrn. v. Trotha auf dem Bahnhofe em— pfangen. Zu Ehren des Hohen Gastes war Familien⸗ und Marschall⸗Tafel im Schloß. — Gestern waren die Prinzen Alexander, Ludwig und Wilhelm zur Jagd in der Fasanerie bei Wilhelmsbad bei dem Landgrafen von
essen. — Die gesammte verzinsliche Eisenbahnschuld 97 sens, einschließlich des Restes der für den Bau de Hessischen Ludwigs⸗ Bahn aufgenommenen Anleihe, wird Ende 1875 noch 7,520,000 Gulden oder 12, 891, 428 66 betragen. Mit Rücksicht auf das 4 pCt. Zinsen tragende vorhanden Aktivvermögen von 362.060 Fl. (620,571 6) und die jährlich. Minimal-Tilgung erfordert diese Schuld im Durchschnitt der Jahre 1876 bis 1878 einen Zinsbetrag von jährlich 185, 829 6 welcher denn auch in dem neuen Budget Aufnahme gefunden hat. — Die Abstimmung über Einführung der Fommunal schulen hat folgendes Resultat ergeben. Für die Einführun sprachen sich 61 Stimmen, gegen dieselbe 20 Stimmen aus. An der Abstimmung nahmen Theil der Bürgermeister, die Stadt, verordneten, die Mitglieder des evangelischen und des katholischen Schulvorstandes und die Deputirten der katholischen Schul⸗
Silbermünzen: 139, 336,348 M z an Nickelmünzen: 15,165,949 M6 20 8G; an Fupfermünzen: 6,504,366 S 41 8.
unterbreitet werden. Durch Uebernghme der Privat⸗-Blindenanstalt als provinzialständisches Institut haben Sie einem von der König
, . Die Abstimmung war geheim. Von 84 Stimm erechtigten blieben 3 aus.
Mecklenburg. Schwerin, 5. November. Die euti en Meckl. Anz.“ schreiben: Sicherem Vernehmen nach hien 41 Verhandlungen des Staats⸗Ministeriums mit den ständischen Deputirten wegen Ablösung von Stol gebühren zu einer J . ani . ga f. und . ist daher gegründete, offnung vorhanden, daß demnächst eine Vereinigun ᷣ Ständen nicht ausbleiben wird. J
Lldenburg. Aus dem Fürstenthum - Lübeck 3. November. Die Großherzogliche Familie ist am 1. d. M, mittelst Extrazuges nach Oldenburg zurückgereist und nach hier eingegangenen Nachrichten daselbst Abends 5 Uhr nach einer sechsstündigen Fahrt eingetroffen. Die Vertretung der Kirchengemeinde Eutin hat beschlossen, die sämmtlichen kirchlichen Gebühren für Taufen, Trauungen und Begrãbnisse mit dem Zeitpunkte der Einführung des Reichs gesetzes über Beurkundung des Personenstandes aufzuheben und zur Deckung des Ausfalles eine Einkommensteuer zu erheben, die 20 pCt. der staatlichen Einkommensteuer betragen wird. Mit der Führung der Standes amtgeschãfte werden die Gemeindevorsteher beauf⸗ tragt werden. — Die freiwilligen Gaben für die Ueber⸗ schwemmten im Fürstenthum Birkenfeld haben, ein⸗ schließlich des Ertrages eines von den Gesangvereinen der Stadt 26 ö Concerts 259 ', im Ganzen nahezu 900 erbracht.
Sachsen⸗ Eoburg⸗ Gotha. Gotha, 5. November. Der Landtag für das Herzogthum Gotha ist auf den 15. d. Mts. einberufen worden und wird sich wohl zunächst mit der Berathung eines Gesetzes über die Ablösung von Abgaben und Leistungen an Kirchen, Pfarreien, Schulen und milde Stiftungen und eines Entwurfs zu einem Forstablösungsgesetze, ingleichen der Einrichtung der Standesämter und der Entschädigung für , der Stolgebühren an die Geistlichen zu beschäftigen haben.
Anhalt. Dessau, 4. November. Die Prinzessin Triedrich ist mit ihrer Tochter der e , , wren Rumpenheim hierher zurückgekehrt, um nach kurzem Aufenthalte sich zur Prinzessin Wilhelm von Schaumburg-Lippe nach Böh⸗ men und von dort zu einem längeren Besuche ihrer hohen Verwandten nach Kopenhagen zu begeben.
Lippe. Detmold, 5. November. Nach dem im „F. L. m . BI. heut veröffentlichten Bulletin sind nach einer besseren Nacht die Krankheitserscheinungen bei dem Fürsten etwas geringer geworden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. November. Der Erz⸗ herzog Kronprinz Rudolf traf heute mit der Staatsbahn gegen 2 Uhr von Gödölls in Wien ein und reiste Abends nach München ab.
= Der Herzog Ludwig in Bayern ist gestern von Gö⸗ döllö in Wien angekommen.
— Der Herzog von Sachsen-Coburg⸗Gotha ist vor⸗ gestern in Grein angekommen.
— Von den auf Grund des Gesetzes vom 20. Juni 1868 zu konvertirenden Effekten der aklgemeinen Staats—⸗ schuld wurden (auf Schuldtitel der einheitlichen Schuld um⸗ gerechnet) im Monat Oktober 1875 konvertirt und als solche ver bucht 37,776 Fl. 168 Kr. in Noten, und 15,083 Fl. 6 Kr. in Silber verzinslich, zusammen 52, 8ö9 Fl. 221 Kr.
Zu konvertiren sind noch in Noten 2,995,304 Fl. 16 Kr. und in Silber verzinslich 721,384 Fl. 68 Kr., zusammen 3,716,688 Fl. 845 Kr.
. Pest, . November. Die Ansprache, welche der Minister⸗ Präsident Tis za in der heutigen Sitzung des Abgeordneten⸗ hauses hielt, hatte nach der „Wien. 3.“ folgenden Wortlaut:
„Indem sich die Königliche, ungarische Regteruüng dem geehrten Hause vorstellt, halte ich ez nicht für nothwendig, dies mit einer längeren, programmartigen Rede zu begleiten; denn Jedermann weiß es, und der Umstand an und für sich, daß die Mitglieder der Regie⸗ rung inegesammt dieselben sind, wie am 2. Marz, flellt ez außer allen Zweifel, daß hier keine formelle Kabinetskrifss und daher keine politische Veränderung eingetreten ist, sondern daß einzig und allein ein Personenwechsel hinsichtlich des Minisier PrästdiLums erfolgte.
Nur über zwei Angelegenheiten wünsche ich, einige Worte zu sprechen und ich thue dies nicht etwa, um eine von der Re— gierung fürder einzuhaltende neue Richtung zu skizziren, sondern im BGegentheile, um gegenüber den während der Vertagung des Reichz⸗ tages verbreiteten Gerüchten entschieden zu erklären und außer Zwvei⸗ fel zu setzen, daß auch hinsichtlich dieser Angelegenheiten die Rich- tung, die Auffassung der Regierung diefelbe ist, wie am 2. Mãärz.
Die beiden Angelegenheiten, von denen ich sprechen will, sind die Frage des Zoll und Handelsbündnisses und die Bankfrage.
Bezüglich der ersteren wird das Vorgehen vom Gesetze fixirt, bestimmt das Gesetz den Weg, auf welchem die Regierung gehen muß, und eine Regierung, die es für ihre ungbweisbare Pflicht er⸗ achtet, dieses Gesetz in Allem zu beobachten, ist bisher auf diesem
ege gegangen und wird auch ferner auf demselben gehen.
Ich muß aber entschieden erilären, daß die Regierung eine billige und unter den allgemeinen Interessen des Landes enisprechenden Bedin- rigen mögliche Erhaltung des Zoll. und Handels bůndnisses ür vortheilhafter erachtet, als die Errichtung des besonderen DJollgehietes, das ohne Zweifel die Inauguration des mit gegenseitigen epressalien zu führen den volkswirthschaftlichen Kampfes wäre. (Rufe: So ist es! im Centrum) Diefer Kampf liegt aber weder im Interesse Oesterreichs, noch Ungarns.
Es ist zweifellos, daß ein dergrtiges Büudniß, oder welcher Ver⸗ trag und zwischen welchen zwei Staaten immer, nicht zu Stande kommen ann, ohne daß der Eine oder der Andere bezüglich einzelner Fragen, einzelner Details eine Löfung acceptire, an deren Stelle er nicht, wenn diese einzelne Frage abgesondert von den übrigen be⸗ trachtet wird, eine seinen Interessen entsprechendere finden könnte.
Es ist daher zweifellos, daß Jeder, von dem Anderen Reziprozität erwartend, Konzessionen machen muß. Aber klar liegt vor ung die Grenze, bis zu, welcher man in dieser Beziehung geben darf; und hinsichtlich der jetzt erwähnten Frage liegt bie Grenz bort, wo, wenn wir weiter gingen, die Erhaltung des Zoll. und Handels bũndnisses aufhörte, vortheilhafter für die Volkswirthschaft des Landes zu sein, als die Eirichtung des abgesonderten Zollgebietes.
Von diesen Ansich en ausgehend, war und ist die Regierung bereit, hinfichtlich der gegenseitigen Konzessionen eine Vereinbarung zu treffen; aber ich kann das geehrte Haus versichern, daß sie die eben bezeich- nete Grenze nicht überschreiten, deren Ueberschreitung nie anrathen und die Regierung des Landes erhalten wird.
Betreffs der Bankfrage ist die Lage eine in vielen Beziehungen verschiedene. Bezüglich der Bankfrage regelt das Gesetz nicht das Vorgehen der Regierung. Daß die Bankfrage keine politische, fondern blos eine volkswirthschaftliche und eine Frage der Zweckmäßigkeit sei, so wie daß überhaupt das Recht Ungarnz jur Ertichtung der selbfi— ständigen Bank jeder berechtigte Faktor anerkannt hat und anerkennt, steht außer Zwelfel. Auch die Regierung kennt die Rechte des Landes und betrachtet es als ihre Aufgabe, die Geltendmachung der selben zu ,. und in nichts einzuwilligen, was diese Rechte schmälern
Doch so wie in Allem, so hält die Regierung auch hier nicht das
. r nt . der Frage ohnehin ni ehr glänzender Kredit nicht zum Schaden Hande und der Industrie ünnöthigen rf lt nh, w, ö . Was die anderen Fragen betrifft, halte ich es nicht für noth⸗ wendig, mich zu äußern. Die Regierung hat niemals Wunder, hat niemals die sofortige Heilung unserer Uebelstände versprochen, ja bei . Kö. ö ö Erwartungen proteftirt. Sie ver⸗ J r ehn ufenweiser Sani kae , ö fenweiser Sanirung unferer Uebel⸗ in ansehnlicher Theil der hierauf bezüglichen Vorlagen wird i *. nächsten Tagen auf den Tisch des Hauses niedergeh gt 3 Wenn dieselben sich auch nicht auf Alles erstrecken, was verbessert werden muß, so werden sie doch sdenfalls genügen, damit Jeder sich über die Absichten der Regierung orientiren könne und die Dis kussion über dieselben wird Gelegenheit bieten, daß das geehrte Haus auch die weiteren Absichlen der Regierung kennen lerne. Ich bitte das geYrhrte Haus achtungsvpoll, es möge unsere Vor— schläge unbefangen, nüchtern, unvarteiisch beurtheilen, und wenn ich außerdem noch an das geehrte Haus die Bitte richte, dasselbe möge trotz aller etwaigen divergin enden einzelnen Ansichten die Regierung energisch und aufrichtig unterstütz n, so thue ich dies, von der innigen Ueber⸗ n geleitet, daß man die Finanzen eines Landes zu regeln, seine dministration richtig zu leiten, seine Vertragäverhältnisse seinen Interessen entsprechend zu regeln — wenigstens auf- Fonstitutionellem Wege — nur dann vermag, wenn die Legislative dieses Landes be— weist, daß ste, über unwichtige divergirende Ansichten, über persön— liche, lokale oder Partei Interessen sich erhebend, alles das energisch unterstützt, was auf die Erreichung dieses Zieles gerichtet ist. f Ich bitte, wollen Sie bei der Beurthellung der Zeit, welche wir Angesichts unserer Uebelstände zu sehr bedürfen, möglichst schonen Wir empfehlen uns Ihrem Wohlwollen.“ — 5. November. (W T B.) In einer von der liberalen Partei abgehaltenen Konferenz ist von den Ministern eine Reihe von Gesetzvorlagen angekündigt worden, die demnächst ein— gebracht werden sollen, darunter solche betreffend die Reform des Oberhauses, die Schließung der Ehen vor Civilbehörden, das Wechsel⸗ und das Strafgesetz, sowie das Strafverfahren, ferner über die Civilprozeßordnung und das Konkursverfahren.
. Niederlande. Haag, 5. November. (W. T. B.) Die Königin ist an einem Fieber erkrankt und der Zustand, wenn auch seit gestern Abend keine Verschlimmerung einteat, doch ein so beunruhigender, daß der König und der Prinz von Oranien telegraphisch herbeigerufen sind und Prinz Alexander seine Abreise nach Algier aufgeschoben hat. (Ber Prinz Alexander, des Königs jüngerer Sohn, gedachte am Sonn“ abend nach Algier abzureisen, um dort zur Befestigung seiner Sesundheit einen mehrmonatlichen Aufenthalt zu nehmen). — Ein zu einer Uebungsfahrt nach Westindien bestimmtes Geschwader, bestehend aus den Schraubendampfschiffen „Zil⸗ veren Kruis“, Leeuwarden! und „Cornelis Dirks“, ist am 1. d. M., Nachmittags, von der Rhede von Texel in See ge⸗ gangen. Das Kommando über dieses Geschwader führt der Kapitän zur See Klis. Es wird diese Schiffs⸗-Diviston zunächst die niederländischen Besitzungen in West⸗Indien besuchen.
brit Irland. London, 4. November. (A. A. C.) Wie die „Hour erfährt, haben die Regierungen der austra⸗ lischen Kolonien an die britische Regierung nachdrückliche und formelle Vorstellungen zu Gunsten der Annexion von Neu— Guinea gerichtet. Die Regierung zieht diefe Vorstellungen gegenwärtig in sorgfältige Erwägung. — Kardinal Me. Elo 8key ist von Paris in London angekommen. Ehe sich der amerika⸗ nische Prälat nach Neio⸗gork zur äackbegiebt, wird er seinem Ge⸗ burisland, Irland, einen mehrtägigen Besuch abstatten.
— 5. November, (W. T. B.) Eine aus den Ver⸗ tretern von Obligationsinhabern der türkischen Anleihen von 18654, 1858 und 187 bestehende Depu⸗ tation ist heute von dem Staatssekretär des Aeußern, Carl of Derby, empfangen worden. Lord Derby gab derselben zur Antwort, es sei eine seit mehreren Jahren feststehende Gewohn⸗ heit der Regierung, jede Einmischung in Dinge, bei denen es sich um auswärtige Anleihen handele, abzulehnen. Jede der⸗ artige Einmischung würde deshalb lediglich einen nichtamtlichen Charakter tragen können.
6. November. (W. T. B.) Der Regierung ist ein Telegramm zugegangen, welches genauere Nachrichten über die Srmordung des britischen diplomatischen Agenten Birch enthält. Hiernach wäre derselbe in Vassir Sala zwischen Rhota und Durian, am Perakflusse, während des Badens meuchlings ermordet worden. Ebenso ist auch sein Dolmetscher Brint getödtet, und sind 4 Personen von seiner Begleitung verwundet worden. Eine Abtheilung Truppen und Polizisten sind von Singapore nach Perak zur Bestrafung der Thäter abgesendet. Der Gouverneur von Malakka hat sich zur Untersuchung des Mordes nach dem Perakflusse begeben. — Wie aus Shanghai gemeldet wird, hatte der britische Gesandte Wade am 5. d. die Stadt noch nicht verlassen.
Frankreich. Paris, 4. November. Der Herzog von Coimbra hat vorgestern dem Grafen von Paris und. dem Herzog von Nemours Besuche abgestattet. Der Präsident der Republik hat dem Prinzen zu Ehren für gestern eine große Jagd in den Gehegen von Marly veranstaltet. Heute wird der Fürstliche Gast im Elysée speisen und morgen nach Bordeaun abreisen. Zu dem heutigen Diner sind sãmmtliche Minister, die Spitzen des diplomatischen Corps, der Polizei⸗ und der Sine Fräfekt geladen. — Das „Journal officiel veröffent⸗ licht iin Dekret des Präsidenten der Republik, durch welches dem Art. 9 des Gesetzes vom 5. Juni 1875 gemäß ein Ober— aufsichtsrath über die Staatsgefängnisse eingeführt wird. — Der Unterrichts-Minister Wallon hat eine Anzahl neuer Agrägeès an den Staatsuniversitäten, namentlich an der Sorbonne, ernannt. Die Agréges sind Privat⸗ dozenten mit kleiner Besoldung, welche ihre Stellung durch Konkurrenzprüfungen erwerben. — Der „Monde! enthält folgende Mittheilung: „Die Zusammenfetzung des Professoren Corps der Rechtsfakultät an der katho⸗ lischen Universität von Paris ist bereits fertig. Per⸗ sönliche Gründe gestatten noch nicht, die ganze Liste zu ver⸗ öffentlichen. Um den zahlreichen Anfragen der Familien und Studenten zu genügen, glauben wir, die Namen folgender Pro⸗ fessoren bekannt machen zu müssen: Connelly, Rath am Kassa⸗ tionshof; Hallays⸗Daboh, ehemaliger Advokat beim Staatsrath und am Kassationshof; Alix, Advolat beim Appellationshofe von Paris; Delemarre, Advokat am Appellationshofe von Paris; Romain de Seze, Advokat am Appellationshofe von Paris; Ehabert, ehemaliger Professor an der Rechtsfakultät von Nancy; Jamet, Advokat am Appellationshofe von Caen.“ — Der Bischot von Oran, Callot, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Er hatte früher lange als Missionär im Orient gewirkt und sich auch in Algerien viel um die Bekehrung der Araber bemüht.
Versailles, 5. November. (W. T. B.) Die National⸗
Großbritannien und
Aufsuchen der Konflikte füt ihre Aufgabe, sondern fle ist bestreht,
zu erreichen, daß durch dleselbe unser
mit 3906 Stimmen (von den abgegebenen Stimmzetteln wä—
n ᷣ wären 104 unbeschriehen) wieder zum Praäͤfidenten , . X der demnächst folgenden Wahl der übrigen Mitglieder des Ju— reaus der Nationalversammlung wurden die seitherigen Vize⸗
Präsidenten und Schriftführer gleichfalls wieder gewählt.
. Spanien. Madrid, 5. November. (W. T. B) N hier eingegangenen Nachrichten haben die Carl ö. . Adiutanten Mendiri unweit der Grenze festgenommen und ohne ihm den Zuspruch eines Priesters zu gestatten, erschossen⸗ — Eine große Anzahl von Carlisten in Catalonien hat um Am nestirung nachgesucht; von den in Catalonien stehenden Truppen sind zwei Brigaden zur Nordarmee abgeschickt worden. 2366 amerikanische Gefandte, Caleb Cushing, hat der hꝑiesigen Regierung wegen der permanenten Kriegsgerichte auf Eu ba und deren Wirkfamkeit amerikanischen Staalsbůrgern gegenüber eine neue Note überreicht. — Das Gerücht von einer beabsichtigten Verschiebung der Corteswahlen wird in Regierungskreifen als unbegründet bezeichnet.
Türkei. Der „Agence Havas“ vom 6 November wird aus Ragusa aus südslavischer Quelle gemeldet, 3 Insurgentenführer in Bosnien, Urgelaz, Bilbija, Babich Kurvarich und andere beschlossen hätten, den Aufstand mit Auf bietung aller Mittel fortzusetzen. Ferner sollen dieselben beab⸗ sichtigen, eine Volks verfammlung einzuberufen, um in Gemein⸗ schaft mit den Insurgentenführern in der Herzegowina eine pro⸗ visorische Nationalreglerung zu proklamiren.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. No⸗ vember. Nachdem der zwischen den vereinigten Königreichen und Italien am 14. Juni 1862 abgeschlossene Handels⸗ und Schiffahrts vertrag von italienischer Sete zum 26. Juni 1876 gekündigt worden, ist die Kündigung in Folge einer zwischen Schweden⸗Norwegen und Italien getroffenen Vereinbarung wieder aufgehoben morden.
Nr. 45 des „Central⸗Blatts herausgegeben im Reichskanzler ⸗Amt, meine Verwaltungs sachen: Verbot der ferneren Verbreitung des 36663 Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Münzwesen: Uebersicht üher die Ausprägung von Reichsmünzen. — Zoll! und Steuerwesen: Bundesrathsbeschlüsse, betr. zollfreie Ein= lassung von alten ꝛ4. Eisenbahnschienen; — betr. Tarifirung von Boulinikon und von hölzernen ꝛc. Cigarrenspitzen; — Veränderungen bei Steuerstellen. — Marine und Schiffahrt: Berechnung der von dentschen Schiffen in ägyptischen Häfen zu entrichtenden Leuchtfeuer⸗ Abgaben. — Postwesen; Bekanntmachung, betr. Postverbindung mit Konstantinopel. — Heimathwesen: Entscheidungen des Bundesamts für das Heimathwesen. — Konfulatwesen: Exequaturertheilung.
für das Deutsche Reich', hat folgenden Inhalt: Ãge⸗
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das zwanzigste Heft des amtlichen Berichts über die Di Weltausstellung im Jahre 1873, erstattet von ö. ae en f des Deutschen Reichs für die Wiener Weltausstellung, beschaftigt sich in sehr eingehender Weise mit der chemischen Industrie. Be- arbeitet ist der Bericht im Verein mit Freunden und Fach— genossen von Dr, A. W. Hofmann, Professor der Chemie an der Universität Berlin. Der als Einlestung beigegebene Rückblick auf die Entwick lung der chemischen Industrie während des letzten Ta hrzehendẽ zeigt deutlich, welche gewaltigen Fortschritte diese Vissenschaft in neuerer Zeit gemacht, welche immer höhere Bedentung dieselbe für den täglichen Gebrauch gewinnt. Um so mehr muß es Wunder nehmen, daß unter der Fülle von Vorträgen. aus allen Gebieten menschlichen Wissens, welche während des Winters in jeder Woche dem Publikum geboten werden die Physik und Chemie so wenig vertreten sind. Wenn auch in den Fachvereinen die regelmäßigen Zusammenkunfle stattfinden, so fehlen doch im Allgemeinen jene populär wissenschaft. lichen Vorträge, die im Bereich der Physik und Chemie, namentlich in Verbindung mit einschlägigen Experimenten, dem Gebildeten Be⸗ ö, ,, zugleich bieten. Möge der Wunsch nach ergleichen enden, den wir hiermit aussprechen, an S geeignetes Gehör finden. . k — Seit dem 3 d. M. sind die Sammlungen des zólo— gischen Gartens durch zwei Paradiesvogel . i den, welche zwei verschledenen Arten angehören. Die Paradies vögel sind auf Neu⸗Guinea und den benachbarten Inseln zu Haufe, und waren in europäischen Sammlungen bisher nur in seltenen Exempla— . . . . e,. Beamer hatte sie aus dortiger
egend nach Dresden gebracht, wo sie für den hiesi og sch Garten angekauft worden sind. , . — We Verbindung für historische Kunst hielt am 23. und 21. September in Stuttgart ihre 15. Hauptversamm⸗ lung ab, worin u. A. einstimmig beschlossen wurde, die nächste Zu⸗ sammenkunft im Jahre 1877 in Düsseldorf abzuhalten. Den Voꝛsitz in der Versammlung führte zum neunten Male der Kanzler v. Goß⸗ ler aus Königsberg, dem der Regierungs⸗Rath Wettendorf am Schlnsse der Verhandlungen im Namen der Anwesenden den wärmsten Dank für die umsichtige Leitung aussprach. Es waren im Ganzen 38 Bilder und Entwürfe von Künstlein aller deutschen Schulen ein- gesandt, darunter sieben aus Düsseldorf. Bestellungen wurden nicht beschlossen, dagegen von den fertigen Gemälden vier erworben, und zwar von den Malern Franz Adam, Meisel und Petersen in München und Professor Baur in Weimar. Von den letzlen Bestellungen ge⸗ langte das Bild „Gravelotte“ von L. Kolitz zur Ablieferung. wäͤh— rend die Begegaung des Fürsten von Bismarck und Napoleons III. bei Sedan“ von Professor Camphausen erst im nächsten Jahre voll⸗ endet wird. ü ; — George Smith, der bekannte Keilschriften⸗-Entzifferer ir British. Museum, hat sich nach Kleinasien be J. 2 a fe fin thumsforschungen in Niniveh —3 ;
Aus Düsseld orf, 4. November, schreibt man der „Köln. Ztg.“: Am 2. November, 11 Uhr Paris, entdeckte Herr Paul Henry in Paris noch einen kleinen Planeten zwölfter Größe in 2. Uhr 35 in, 17 Sek. Rectascension und 4 15 Grad 25 Min. nördlicher Deklingtlon, also im Sternbilde des Stierz. Hierdurch steigt die Anzahl der bekannten kleinen Planeten auf 151, von welchen 42 auf französischen Sternwarten entdeckt worden sind.
GSewerbe und Gandel.
Die 5. ordentliche Generalversammlung des Vereins zur Wahrung der gemein samen wirthschaftlichen rn, in Rheinland und Westfalen wird Mittwoch, den 17. No— vember Vormittagz 11 Uhr, im Rittersaale der städtischen Tonhalle zu Düsseldorf abgehalten werden. Die Tagezordnung für die Ge— neralversammlung ist wie folgt festgesetzt: I) Ergänzungswahl für die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder des Ausschusseg; 2) Be— richt der Rechnungsrevisoren und Wahl) der Revistonzkommission; 3) Feststellung des Ctats; 4) Jahresbericht; s) die init Rücsichl auf den bevorstehenden Ablauf der Handelsverträge von dem Deutschen Reiche einzuschlagende Handelspolitik; 6) Berichterstattung Über die gegenwärtige Lage der Transportfrage; 7) Anträge der Mitglieder.
— Aus dem Geschäftsbericht der Chemnitzer Werkzeug-
Versammlung hat den Herzog v. Audiffret⸗Pasquier
maschinen⸗Fabrik theilen wir Folgendes mit: Bei Abschreibungen