1875 / 262 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Nov 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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Bor einigen Tagen verstarb in London der Aegyptologe S John Gardener Wilkinson im Alter von 78 Jahren.

Aus Düsseldorf, 6. November, schreibt man der „Köln. Ztg.“: Fast gleichzeitig mit der neuesten französtschen Planeten Ent deckung sind am 1. und 2. November dem Hrn. Direktor Job. Pa- kisa in Pola die Entdeckungen von noch zwei kleinen Planeten gelungen, wodurch die Anzahl der kleinen Planeten auf 153 steigt, von denen acht in Oesterreich entdeckt sind. Dieselben standen im Sternbilde des Widders unweit der Grenze des Stiers in folgenden Dertem: .

Rectascension: nördliche Deeclination: 1. Nov. 13 Ubr 24 M. Pola 3 hr 2 Rä. 15 S. is Grad 20 6. 2. Nov. 12 Uhr 40 M. Pola 3 Uhr 1M. 28S. 4 17 Grad 35 M.

Die drei neuesten Planeten find wegen ihrer Lichtschwäche nur mit großen Fernröhren zu beobachten, während der 150, etwas hel⸗ lere, auch in mäßigen Fernröhren beobachtet wurde. Durch das gegenwärtige Jahr werden die planeteneichen Jahre 1861, 1868, 1872, in welchen 10, 12, 11 Planeten entdeckt wurden, no. über troffen, da wir in diesem Jahre schon 13 zählen. Die jährliche Durchschnittszahl der Planeten Entdeckungen betrug zwischen 1845 und

1850 2 Planeten, zwischen 1851 und 1870 5 Planeten, und von 1871 bis 1875 8 Planeten. Die Berechner und Beobachter werden voll⸗ auf zu thun haben, um diese zahlreichen Himmelskörper, von denen jetzt ungefähr 24 der Wiederaufsuchung bedürfen, der Wissenschaft zu erhalten und für weitere Untersuchungen zu benutzen.

GSewerbe und Sandel.

Berlin. Zuverlässigen Nachrichten aus Jassy zufolge hat di dortige Firma Rosenheck K Schönfeld (Kurzwaarenhandlung) ihre Zahlungen eingestellt.

In einer im Laufe dieses Monats bevorstehenden General- Versammlung der Deutschen transatlantischen Da mpfjchif f fahrts-⸗Gesellschaft wird neben den ordnungsmäßigen Geschäften ein Antrag des Verwaltungsraths über Auflösung der Gesellschaft zur Beschlußfassung gelangen.

Der Apfel sinen⸗ und Citronenimport in England ist in stetiger Zunahme begriffen. In neun Monaten von 1873 be- trug der Werth der Einfuhr 718,815 Pfd. Sterl,, in 1874 796, 898 . . und in den neun letzten Monaten dieses Jahres 871,827 Pfd. Sterl.

Brest, 7. November. (B. T. B.) Ein mit Korkrinde bei ladenes schwedisches Schiff bat in der vergangenen Nacht be der zum hiesigen Arrendissement gebörigen Insel Molsne Schiff⸗ bruch gelitten. Der Name des Schiffes ist nicht bekannt. .

St. Petersburg, 7. November. (W. T. B) Die Beunruhi⸗ gung, die durch die Zahlungzeinstellung der Moskauer Kommerz⸗ und Leihbank anfänglich hervorgerufen war, ist mehr und mehr im Schwinden. Wie der Juternatlonalen Telegraphen Agentur aus Moskau gemeldet wird, ware sogar Hoffnung, daß die Gläubiger der Bank volle Befriedigung finden könnten.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Nr. 387 der Zeitung des Vereins deutscher Eisen⸗ bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen: Bayerische Verkehrsanstalten, Station Falls⸗

Gefrees eröffnet. Uebersicht der entbehrlichen und verlangten Wagen 2c.

Triest, J. November. (W. T. B) Der Lloyddampfer Saturno“ ist mit der ostindisch chinesischen Ueberlandpost heute fruh 6 Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen. Dartmouth, 6. November. (W. T. B.) Der fällige Dampfer aus der Kapstadt ist in Walmer Castle eingetroffen.

Berlin, 8. November 1875.

ODber⸗Baurath Nottebohm ist die unterzeichnete Deputation in besonderem Maße schwer betroffen.

wurde er bei der Herausgabe von Werken durch die technische Deputation beschäftigt. Kurze Zeit später im März 1842

der Gewerbe gerichteten Strebens. Seitdem hat er ununter⸗

kraft zugewendet.

Die Hoffnungen, die sich an seine erste Berufung knüpften, sind in reichem Maße in Erfüllung gegangen. Wir hatten un⸗ ausgesetzt Gelegenheit, den Reichthum seiner Kenntnisse und Er⸗

Freund gewesen; wir werden stets in Dankbarkeit seiner gedenken. Der Direktor und die Mitglieder der Königl. technischen Deputation für Gewerbe.

Zu Ehren des in den Rubestand getretenen Professors Dr. Bonnell, des ehemaligen Direktorg des Friedrichs⸗-Werder— sichen Gymnasiums, hatten ältere Schüler der Anstalt am vergangenen Sonnabend in Sommers Salon einen Kommers arrangirt, an dem ungefähr 260 Personen Theil nahmen. Nachdem der Ehrengast erschienen, erklärte der Vorsitzende des Festausschusses, der Geheime Archivrath Dr. Hassel, den Kommers für eröffnet und richtete an den Professor Vonnell eine schwungvolle Ansprache, in der er zanächst der hohen Verdienste des Gefeierten gedachte, alsdann der Anstalt erwähnte, der unser Volk so viel verdankt, und schließlich die Mittheilung machte, daß aus den Kreisen ehemaliger Schüler des Gymnasiums eine Samm— lung von 4500 S hervorgegangen sei, die zum Kapital der Bonnell— stiftung“ geschlagen werden sollen. An diese Rede schloß sich unmittel⸗ bar die Verlesung einer vom Hokkalligraphen Ernst Schütz kunstvoll angefertigten Adresse, die den Gefühlen der Dankbarkeit einen ent⸗ sprechenden Ausdruck gab. In tief gerührten Worten darkte der Jubilar und trank auf die Fortentwicklung der Anstalt, sowie auf das Wohlergehen einer chemaligen Schüler. Dr. Ascherson weihete sein Glas der Vergangenheit, Gegenwart und der glücklichen Zukunft des Friedrich Werderschen Gymnasiums, und Stadtrichter Dr Rubo regte den Gedanken an, daß die Alt Wer— deraner alljährlich diesen „Bonnell⸗Tag“ in fröhlicher Weise feiern möchten. Ein aus Mitgliedern der Gesellschaft bestehender Sänger— kreis erfreute die Arwesenden mit dem Vortrage einiger bumoristi⸗ schen Lieder, denen Begebenheiten aus Direktor Bonnellz Leben und Wirken zu Grunde lagen.

Ueber den Unglücksfall auf der Franz⸗Josefsbahn wird der, W. Pr“ aus Gmünd, 4. November, geschrleben: Der PVersonenzug Nr. 9, welcher gestern Abends Wien verließ, passirte die Station Göpfritz um Uhr 15 Minuten nach einer Fäahrtdaue pon 21 Minuten. Etwa 6 Minuten von Schwarzenau entfernt, sollte er die Stegersbacher Brücke passiren, welche in der Höhe ron 11 Meter (G5 Klafter 44 Fuß) das Thal überbrückt. In diesem Momente wur⸗ den die Passagiere, etwa 140 an der Zahl, welche sich zumeist im Schlaf befanden, durch einen furchtbaren Steß geweckt. Was weiter im Memente geschah, darüber kann sich Niemand Rechenschaft geben. Der ganze Zug war von dem Damme herabgestürzt. Die Maschine war entgleist und über die Brücke jählings gestürzt und hatte 13 Wag— gons, darunter die Postamkulanz und den Schlafwaggon, mit in die Tiefe gerissen. Die Maschin« grub sich ein, und dar— über thürmten sich der Tender, der Kammerwagen, der Post⸗ wagen und 6 Waggons dritter, zweiter und erfte Klasse. Die Wucht des Sturzes war so gewaltig, daß die Waggons in einander stürzten, die Decken wurden abgeschoben, die S itenwände zertrümmert, und in jeden vorhergehenden Wagen bohrte sich das Gestelle des nachfolgen- den ein. Einige Waggons wurden derart umgestürzt, daß die Räder nach oben gerichtet waren. Von den Plätzen weggeschleudert, fielen 2 Waggons auf die Decke, der dritte und vierte im Zuge von rückwärts blieben umgestürzt auf der Dammböschung liegen. Der nächte, der Schlafwaggon stürzte um, kollerte über die Böschung, wobei er die Räder verlor und dann weiterglitt, bis er aufrecht in der Thalsohle, etwa 4 Klafter vom Fuße des Dammes entfernt, blieb. Ser letzte Waggon des Zuges blieh dadurch, daß die Kette ritz, auf den Schienen stehen. Eine Pause unbeschreiblichen Entsetzens, dann Hülferufe, Angst⸗ geschrei, Aechzen und Wehklagen! Undurchdringliche Finsterniß machte, daß die Verwirrung ins Außerordentliche sich steigerte., Der Bahn⸗ wächter vom nächsten Wächterhause war der erste, der vom Unglück Kenntniß bekam und sefort nach Schwarzengu das Nothstgnal gab. Von den Passagieren kamen zunäckst die zwei Insassen des Schlaf waggons und der Kondukteur dieses Waggons, sowie die Passagiere des auf dem Bahnkörper ehen gebliebenen Waggons zur vollen Be—⸗ stnnung und zur Erkenntniß der Kataftrophe. Sie waren die ersten, welche den unter einem Trümmerhaufen begrabenen anderen Passa⸗ gieren Hülfe zu bringen suchten. Einer großen Anzahl von Personen gelang es, sich selbst aus den Trümmern hervorzuarbeiten. Um halb 2Uhr tam von Schwarzenau die erste größere Arbeiterpartie, die aus. reichend mit Fackeln versehen war, bei deren Scheine nunmehr die Ret— tungs arbeiten mit größter Energie in Angriff genommen wurden. Mittler⸗ weile waren auch aus Göpfritz und Schwarzengu zwei Aerzte her⸗ beigekommen, die den Verwundeten die erste Hülfe leifteten. Aus den Kissen der zertrümmerten Waggons wurden auf dem Wiesenplane Betten imprevisirt und die Verletzten darauf gelegt. Bis dahin hatte man sich die einigermaßen beruhigende Gewißheit verschafft, daß der größte Theil der Passagiere unverletzt geblieben ober mit leichten Kontusionen davongekommen ist. Dagegen war vom Zuge per sonale nur einer gerettet; der Lokomotivführer und der Heizer waren unter der Maschine begraben worden, und es ist bis heute Nacht noch nicht gelungen, die Leichen hervorzuschaffen. Der Oser⸗Konducteur gerieth iwischen zwei Waggong; ihm wurde der Kopf so zermalmt, daß man, als man die Leiche auffand, vom Kopf nichts sah, so daß es schien, der Kopf sei vom Körper getrennt. In einem Waggon zweiter Klasse be⸗

. sich . Biaumeistersgattin 6. n. ö . . der imzn Gattin eines Regiments arztes aus Marienbad, die ihrer Entbindung Durch den am 2. d. M. erfolgten Tod des Geheimen in den nächsten Tagen entgegensah. Die Nutler wurde während des Sturzes dadurch getödtet, 96 . 6 . , i n. . eingedrückt wurde; die Tochter kam auf die Leiche der Mutter zu Beuth's klares Auge richtete sich früh auf den Ver⸗ si h ; storbenen. Kaum hatte dieser seine Vorbildung beendet, so der Vorname Samuel bekannt ist, sowie der Korrespondenzeonducteur und der manipulirende Conzucteur wurden nach vieler Arbeit als

wurde er zu deren Assessor mit Sitz und Stimme ernannt Diese Leichen hervorgezog en. Besenders schwer wurden die Beamten und

ungewöhnlich frühzeitige Ernennung erfolgte ausdrücklich als An⸗

erkenntniß seiner bisherigen Leistungen und seines auf die Technik Katastrophe eine Jertrünmerung des Kessels erfolgte, so drang en

eil des stedenden Wassers in den Postwagen, ver unmittelbar an brochen der Deputation als Mitglied angehört und den Arbeiten . 6 s ' K derselben neben allen sonstigen wichtigen Berufsgeschäften un. verändert sein lebhaftes Interesse und seine unermüdliche Arbeits⸗ Gablonski. Bohuslav erinnert sich an den Eintritt der Katastrophe, und nach seiner Auesage warf er sich in dem Momente, da er ein beschleunigtes Tempo des Zuges wahrn ahm, auf den Boden, Hra— detzky that das Gleiche Im nächsten Augenblicke . der Post . 1 2 2 ?

fahrungen würdigen zu können, und beklagen es tief, daß wir d, , seines bewährten und zuverlässtgen Rathes künftig entbehren den Schreckliher war die Lage des Hradetzky; er lag unter den müssen. Er ist uns zugleich ein lieber Kollege und ein treuer Franz Gablonsky arbeitete im Packwagen. Beim Absturze ging der

liegen und blieb merkwürdiger Weise gänzlich unversehrt. Ein Fahr⸗ gast dritter Klasse, ein Handelmann aus Prag, von dem bisher nur

Posteonducteure des Postambulanzwagens betroffen. Der Wagen be—⸗ fand sich wie gewöhnlich nächst dem Gepäckswagen, und da bei der

die Lokomotive stürzte. Die beiden Offiziale Alfred Bohuslav und Alfred Hradetzky befanden sich im Beamtenraume bei ihrer Arbeit. Im anstoßenden Gepäckergume befand sich der Posteonducteur Franz

i zu liegen, hatte jedoch trotzdem von Rauch und Dampf außerordentlich zu lei⸗

Trümmern und war am ganzen Körper verbrüht. Der Poft conducteur

Packwagen in Trümmer, und Gablonsky wurde unter deinselben be⸗ graben. Nach seiner Aussage blieb er eine zeitlang bewußtlos liegen, dann hörte er Jammerlaute, und nun fühlte er plötzlich Schmerzen am Kopfe. Er hatte genug Kraft, sich aus den Trümmern heraus zuarbeiten und vom Trümmerhaufen herabzuklettern. Das Blut rann ihm vom Kopfe, und Frost schüttelte ihn am ganzen Körver, da er nur eine Blouse trug. Bohuslav und Gablonsky hörten die Stimme Hradetzky's, konnten mit ihm sich verständigen; aber es gelang nicht, selbst dann nicht, als später Hülfe kam, den Platz frei zu machen, wo Hradetzk9 lag. Derselbe klagte in erschütterndster Weise zahl reichen Persenen vernehmlich das Schicksal seiner Frau uud seiner sechs unversorgten Kinder. Allmählich wurden die Klagelaute schwächer, Hradetzky rief nur noch nach Wasser, das ihm nicht gereicht werden konnte. Um 4 Uhr Morgens ward es stille, um diese Stunde mochte er anegerungen haben. Oberst Benko aus Königgrätz, der sich im letzten Wagen befand und unverletzt blieb, hatte mit dem Strecken-⸗Ingenieur von Göpfritz die Unglückestätte untersucht und dabei gefunden, daß zweifellos durch ver⸗ brecherische Hände eine Schiene am Außengeleise der Kurve kunst—⸗ gerecht losgelöst war, indem die Schraubenmutter abgeschraubt, die Bolzen herausgezogen, die Nägel entfernt und die Schiene neben das Geleise gelegt worden war. Die Schrauben und die Bolzen lagen neben der Siene, die Nägel fehlten. Erst Vormittags fand ein Bauer, als er über die Böschung kletterte, in einem Gebüsche die fünf Nägel unter einem Steine verborgen. Hierdurch ist es ganz außer Zweifel gestellt, daß ein furchtbares Verbrechen vorliegt. Der Bahnwãachter hatte um 11 Uhr Nachts die Strecke revidirt und das Geleise in O(dnung gefunden, auch Niemanden auf dem Bahn. körper gesehen. Nach halb 1 Uhr ist aber das Unglück erfolgt. Im Laufe des Vormittags erschlen eine Kommission, bestehend aus dem Bezirks Hauptmann und einem Gerichts -Adjunkten; die Er hebungen des Obersten Benko wurden bestätigt und ferner konstatirt, daß Nacht? zwischen 3 und 4 Uhr zwei städtisch und angeblich elegant gekleidete Männer, die sich durch ihr seltsames Benehmen bemerkbar gemacht, in einem Gasthause in Schwarzenau einsprachen, ein Glas Glühwein tranken und sich sodann eiligst entfernten. Die Ausfor schung dieser beiden Leute wurde eingeleitet, und wurden Detektiv zur Unterstützung der Gensd armerie aus Wien requirirt. Von Seite der General-Inspektien wurde Nachmittags eine Kommifston zur Aufnahme des Thatbestandes nach Schwarzenau entsendet; unter Fackelschein wird jetzt und die ganze Nacht hindurch an der Unglücks stätte gearbeitet, da befürchtet wird, daß im Schutte doch noch einige Leichen begraben liegen könnten, obwohl durch Vergleich der Karten— ausgabe mit der Anzahl der in Schwarzenau konstatirten Personen— zahl angeblich die volle Uebereinstimmung festgeftellt ist. Soweit bis jetzt gewiß ist, sind getödtet: Ober Conducteur Rickel, Correspondenz= Conducteur Brauer, manipulirender Conducteur Watzin, Lokomotio= führer Schleinzer, Heizer Klunn, die Branmeistersgattin aus Pilsen, der Handelsmann Samuel N. aus Prag, Post⸗Conducteur Hradetzt ). Die Wiener Morgenblätter vom 5. veröffentlichen eine Zu⸗ schrift des General⸗Direktors der Franz ⸗Josefsbahn, aus welcher hervorgeht, daß nunmehr aufs Bestimmteste sich be⸗ haupten läßt, der Unfall in Schwarzengu sei duich cine frevelhafte Hand herbeigeführt worden. Drei Mitreisende, worunter Oberst Wenke und Architekt Swoboda, stellten sich diesfalls als Zeugen zur Disposition. Geiödtet wurden 3 Personen vom Zugbegleitungs⸗· persenal, ein Postoffizial und 4 Passagiere; außerdem wurden der Maschinenfũhrer und der Heizer noch nicht aufgefunden. Ueberdies wurden 7 Passagiere und 2 Postbedienstete theils leicht, theils schwer verwundet. Beim Zuge befanden sich 128 Reisende.

Wie der Schles. Ztg. aus Warm brunn geschrieben wird, zeigt die Mittellinie des Riesengebirges nebft den an dieselbe heranreichenden Vorbergen, wie die Gräbersteine, der fogenannte Semmelberg vor der Kirche Wang bis nach der Höhe der Josephinen⸗ hütte und dem Hochstein hin dem Anschein nach bereits eine ebenso dichte Schneebekleidung, wie die Kämme und Kuppen des Hochgebirges selbst. Letzeres gewährt gegenwärtig einen Anblick wie zu Ende des dies fährigen Maimonatg, wo in den an den Vorbergen gelegenen Dörfern kereits die Kirschbäume blühten, während die Hoch kuppen und Lehnen bis auf einzelne hervorragende Felsenpartien noch gewal tig. Schneefelder zeigten. Die blendend weiß sich abjeichnenden Schneeflächen rühren ven den gewaltigen Schneestürmen her, die daz Hochgebirge für diesen Winter sehr frühzeitig heimgesucht haben.

In Teplitz sind im Monate Oktober 43 Kurparteien angelangt; überhaupt steigert sich, wie man von dort der „Prager Zeitung“ be⸗ richtet, die Zahl der Winter⸗Kurgäste von Jahr zu Jahr. Der Fürst v. Clary-Aldringen beabsichtigt im Kurgarten einen großen Kur salon aufzuführen.

Das Auswandererschiff Strathmore“, wel am 39. Agril von London nach Reus eeland absegelte, . .I. A. G.“ zufolge am 4. d. M. bei Lloyds als verschollen, d. h. untergegangen, eingetragen.

Theater.

Am Mittwoch findet im Wallnertheater eine Benefiz vorstellung für die Genolsenschaft deutscher Bühnen⸗ angehörig er statt, unter gefälliger Mitwirkung des Hrn. Ba- quiers Max Löwen feld, dessen Schauspielertalent jüngst allgemeine Anerken⸗ nung gefunden hat. Zur Darftellung gelangen Man sucht einen Erzieher“ und „Der grade Weg der beste“ mit Hrn. Löwenfeld als. Arthur von Marsan und Ellas Krumm. Zum Schluß wird Hr. Löwenfeld seine „Kopien deutscher Schauspielergrößen“ wiederholen.

Die Straußsche Operette: Die Fleberm aus“ hatte am Sonntag die Räume des Friedrich-Wilh elmsstädtischen Theaters wiederum bis auf den letzten Platz gefüllt.

Das Lebensbild Das ,, Gesicht“, welches am Sonnabend als Benefiz für Frl. Mejo auf der Krolischen Bühne zum ersten Male aufgeführt wurde, hat die Erwartungen derjenigen zahlreichen Befucher getäuscht, welche sich an einer neuen übermüthi⸗= gen Posse helustigen wollten, und denen statt derselben ein im Allge—⸗ meinen ernstes Stück vorgestellt ward, von welchem viele Scenen in eine Tragödie passen. Wenn nichts destoweniger der Erfolg des Schau—= spiels ein durchschlagender war, so spricht dies umsomehr für den Verfgsser, Hrn. J. Ro sen, für die Leistungs fähigkeit der Mitglieder der Krollschen Bühne, die sich hier meist auf einem ihnen ganz unge= wohnten Gebiet bewegen mußten, aker anch für daz Pu— blikum, welches durch die überaus günstige Aufnahme des Stücks von Neuem bewiesen hat, daß es für gehaltreichere Leistungen wohl em- pfänglich ist. Der Inhalt des Lebensbildes ist in den äutzersten Um⸗ rissen der, daß sich einem tiefgesunkenen Mädchen, die sich Aurelie von Mayen nennt, durch die ernstgemeinte Liebe eines jungen reichen Ban quiers Gelegenheit bietet, als seine Gattin eine Stellung ein unehmen, in welcher sie die Makel ihrer Vergangenheit tilgen kann. Der Ban“ uier lernt aber ein anderes ehrbares armes Mädchen, Helene, die Tochter einer Milchverkäuferin kennen, die er der Aurelia vorzieht und der er seine Hand anbietet., Aurelia, über die Zerstörung ihrer Hoff— nungen verzweifelt, sinnt auf Rache, und führt diese mit Hülfe eines ihr von früher bekannten Strolchs, Lampe, dadurch aus, daß sie in der Maske der Helene einem Freunde des Banquiers ein Stell dichein giebt. Durch den hierdurch auf Helene sehr geschickt gewor⸗ fenen Verdacht der Untreue zerstört sie deren Vermählung mit dem Banquier, Helene wird von ihrer Mutter verstoßen. Zwei Jahre später führt der Zufall die Vorerwähnten wieder zusammen, und als Aurelia nun, um die Wiederannähberung der einander noch immer Liebenden zu verhindern, dasselbe Mittel, das gestohlene Gesicht, noch einmal anwenden will, schlägt es fehl, da ihr Helfershelfer Lampe sie verläßt; sie wird entlarvt, Helene's Unschuld offenbar und die Lie—⸗ benden werden vereint. Die Hauptrolle im Stück spielt Frl. Mejo, die das Tiefgemütbliche der Mutter, deren Stolz über die schöne, tugendhafte Tochter, die Freude über die Verlobung ihrer Kinder, den Schmerz über den Fehltritt des angebeicken Kindes, oft in der ergreifendsten Weise zum Ausdrack bringt und dabei doch immer den Ernst durch, feinen Humer zu mildern weiß. Frl. Mejo hat sich in dieser Partie als treffliche Charakterdarstellerin bew währt. Die ernste Helene‘ wurde durch Frl. Hagemann, deren mehr realistische, muntere, aber auch tieffühlende Schwester Marie durch Frl. Stolle sehr gut repräsentirt. Die däͤ— monische Aurelia“ spielte Frl. Galtllsraadsdie mit einer angenehmen Erscheinung ein viel versprechendes Talent für tragische Rollen verbindet. Hrn. Ed. Weiß, dem beliebten Komiker, ist die Rolle des Strolchs Lampe zugefallen, die nicht hedeutend ist und einem Komiker wem bietet. Nichtsdestoweniger wußte Hr. Weiß im dritten Akt un eine Maske und Haltung die Lachlust des Publikum zu erregen. Danlbarer ist Hrn. Carl Weiß's muntere Partie, der aus dem »Katschke; eine recht unterhaltende Figur gemacht hatte. Von den übrigen Mitwirkenden sind noch Hr. Bäckers als Banquier Borne⸗ mann“ und besonders Hr. Heder als „Dr. Töpfer in seiner ganz vorzüglich gespielten Scene im dritten Akt hervorzuheben. Die von Hin. G. Michaelis arrangirte Musik, die den . mitunter melo⸗ dramatisch begleitet, ist ansprechend. Zwei Couplets, die in das Stück eingefügt sind, köentn fortbleiben, obne daß das Ganze ver⸗ loͤre. Die Vorstellung fand den reichsten Beifall Die Darsteller wurden fat nach jeder Scene gerufen, auch der Verfasser mußte mehrmals erscheinen, um die Anerkennung des Publikums entgegen zu nehmen. Frl. Mejo wurde noch besonders durch zahlreiche Kränze ausgezeichnet. ;

Im Nationaltheater wurde am Sonnarend Don Juan d' Anstria«, geschichtliches Trauerspies von A. Tind=— ner, mit Hrn. Enerich Robert in der Titelrolle, zum ersten Male aufgeführt. Das schon im Wiener Stadttheater mit Beifall begrüßte Drama des Dichters des Brutus und Gollatinns“ und der Bluthochzeit“ fand auch bier eine sehr freundliche Auf⸗ nahme, Die Bezeichnung „geschichtlich wäre allerdings bei der sehr sreien dichterischen Behandlung des historischen Vorgangs wohl besser zu vermeiden gewesen. Indessen ist tretz mancher Reminiecenzen des Stücz an, unsere greßen Klassiker, im sprachlichen Ausdruck wie in der Zeichnung der Charaktere, die schöͤne poetische Sprache desselben häufig von, hinreißender Gewalt,. zumal wenn sie einen so aus⸗ gezeichneten Interpreten findet, wie Hrn. Robert, der den Don Juan zu einer n vollendeten Leistung gestaltete. Die Leichen rede, welche Karl V, in der Scene seiner Thronentsagung, im 3. Akt, sich selbst und seinen Verdiensten hält, bedarf der Kürzung. Der ge⸗ schätzte Gast wurde, wie der Dichter, wiederholt gerufen und von den Mitgliedern der Bühne, deren Vorstand alles Mögliche für eine wür⸗ dige ., und lebendiges Zusammenspiel gethan hatte, auf das Redlichste unterstützt. Der Vorstellung wohnte Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg bei.

Der Physiognomiker Hr. Ernst Schulz wird, um mehrfachen Wünschen nachzukommen, dem mit dem . Abende 3 . Cyklus von mimisch⸗physiognomischen Soirsen, vom nächsten Mittwoch ah noch eine 6. kurze Serie von Vorstellungen im Saale des Grand Htel de Rome folgen lassen. Das Programm wird mit Ausnahme der beliebten letzten Abtheilung durchweg neu 1 folgende Nummern enthalten: I) Wie Kleider Hute machen, ober; die charatteristischen Eigenschaften des schwarzen Huteg; 2) Ueber Land und Meer. Eine mimischphantasmagorische Darftellung der verschte⸗ densten Völler and Nationen der Erde; 3) Die fleine Narremwelt. Flüchtige Skizzen, gesammelt auf einer Reise durch Lilliputanien.

Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition KResfse h. Dr W. El z ner.

Drei Beilagen leinschliehlich Bör sen · Beilage).

Berlin:

Von der Gesammtzahl der Ver⸗ je Eine Verunglückung auf

gegen Sept. 1874

Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. M 2G2.

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auf den Eisenbahnen Dentsehlands (exkl. Bayerns) im Monat September 1875 vorgekommenen Unfälle, aufgestellt im Reichs-ESisenbahn⸗Amt.

Bezeichnung

Gisenbahn.

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