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laubtenstandes) 2) Zu überzähligen Ober⸗Matrosen können dagegen am Tage ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienste diejenigen einjährig Freiwilligen befördert werden, welche die Qualifikation zum Unteroffizier der Reserve dargethan haben, d. h., welche neben guter Führung der Hoffnung Raum geben, als Vorgesetzte mit Nutzen verwandt werden zu können, und die artilleristische Ausbildung besitzen. 3) Die Zahl dieser zu über⸗ zähligen Ober⸗Matrosen zu befördernden einjährig Freiwilligen darf jedoch 1 der zur Entlassung gelangenden einjährig Frei⸗ willigen nicht überschreiten, und ist von jeder derartigen Beför⸗ derung, sowie von der Qualifikation zum Unteroffizier auf Seite 9 und 11 des Militärpasses Vermerk zu machen.
— Bei dem gegenwärtigen Stande der Feindseligkeiten in Spanien gewähren die Häfen von Passages und San Sebastian den dort einlaufenden Schiffen keine Sicherheit. Für deutsche Kauffahrteischiffe ist es daher rathsam, bis auf Weiteres den Besuch jener Häfen zu vermeiden.
— Zur Sicherung einer korrekten Publikation der Ein⸗ tragungen zum Schutz der Rechte an literarischen Er⸗ zeugnissen und Werken der Kunst, sowie in Rücksicht auf die wünschenswerthe Beschleunigung der bezüglichen Geschäfte, ist zwischen der preußischen und französischen Regierung unter dem Beding der Gegenseitigkeit vereinbart worden, die Verleger und Urheber von Werken, welche den Schutz gegen Nachdruck ꝛc. in Anspruch nehmen, zur Einsendung der Dekla⸗ rationen in duplo zu veranlassen.
— Unter dem Begriff „Ausland“, welcher in den noch in Kraft bestehenden Vorschriften der Landesstrafgesetzgebungen im Deutschen Reiche vorkommt, ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 19. Oktober d. J., nicht jedes außer⸗ halb des Reiches gelegene Gebiet, sondern jedes außerhalb des betreffenden Einzelstaates gelegene Gebiet zu verstehen.
— Der General⸗Major von Hen ning, Commandeur der 1. Infanterie⸗Brigade, ist mit kurzem Urlaub von Königsberg i. / Pr. hier eingetroffen.
— Dem praktischen Arzt Dr. Zumnorde zu Warendorf ist die kommissarische Verwaltung der Kreis⸗Wundarztstelle des Kreises Warendorf vom 1. Oktober d. J. ab auf ein ferneres Jahr übertragen worden.
Hannover, 15. November. Der Prinz und die Prin⸗ zessin Albrecht sind heute Nachmittag gegen 4 Uhr von Berlin hier wieder eingetroffen.
Stralsund, 13. November. Heute wurde der diesjährige ordentlich Neuvorpommersche Komm unallandtag,
nachdem die Schlußprotokolle, die Etats und die Anträge wegen der Ausschreibung der Steuern pro 1876 unterfertigt, auch noch einige andere geschäftliche Angelegenheiten abgethan und damit alle Vorlagen erledigt waren, die zur Berathung gestanden hatten, von dem Vorsitzenden Fürsten zu Putbus geschlossen.
Sachsen. Dresden, 15. November. Der König hat sich mit dem ehemaligen Großherzog von Toscana und dem Prinzen Georg gestern Abend zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach dem Jagdschlosse Wermsdorf begeben.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 15. November. Der Herzog ist gestern Mittag 12 Uhr 40 Minuten mit Ge⸗ folge von Altenburg in Leipzig angelangt und um 1 Uhr nach Sangerhausen weitergereist, um an den Hofjagden des Fürsten von Schwarzburg⸗Sondershausen Theil zu nehmen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 15. November Den heute wieder zusammengetretenen Landtag des hiesigen Herzogthums werden zunächst nur Gegenstände finanzieller Natur beschäftigen. Unter Anderem ist für die Landesuniversitãt Jena der diesseitige Zuschuß um 3600 606 zu erhöhen, nachdem das Großherzogthum Weimar den seinigen schon um 8000, und dann wieder um 4000, das Herzogthum Altenburg erst um 2000 und neuerdings um 1210 Thaler erhöht hat.
Lippe. Detmold, 15. November. Das neueste Bul⸗ letin über das Befinden des Fürsten lautet: ; Obwohl bei Sr. Durchlaucht dem Fürsten in den letzten Tagen die Krankheitssymptome in gelinderem Grade sich gezeigt haben, ist doch eine eigentliche Besserung nicht zu bemerken. Detmold, 15. November 1875. Hofrath Dr. Eschenburg.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. November. Der Kaiser kommt — wie der ,„sPester Lloyd“ meldet — am 19. d. M. zum Namensfeste der Kaiserin nach Gödölls und bleibt dort bis Weihnachten, wenn nicht besonders wichtige Vor⸗ fälle die Anwesenheit Sr. Majestät in Wien erfordern sollten.
— Die in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 12. November von der „Rechtspartei“ und den Polen einge⸗ brachte Interpellation trägt 61 Unterschriften, an ihrer Spitze den Namen des Abg. v. Grocholski und lautet:
„Die wirthschaftlichen Zustände saͤmmtlicher im hohen Hause vertretener Königreiche und Länder erwecken in allen Kreisen die ern⸗ stesten Besorgnifse. Die Krise des Jahres 1873 war leider keine vor übergehende Spekulations, oder Kreditkrise, wofür ste die hohe Re— gierung beim Beginne derselben gehalten zu haben scheint. Gleich einer schleichenden Krankheit greift sie immer weiter um sich. Nicht nur die greßen Unternehmungen auf dem Gebiete des Handels und der In—⸗ dustrie, auch die Kleingewerbe und die Landwirthschast sind von einem Siechthum bedroht, weiches bei längerer Unthätigkeit unheilbar werden könnte. Die Ausbeutung der produktiven Arbeit im Allgemeinen, insbesondere aber jener des Landwirths und des kleinen Gewerbs⸗ mannes, Lurch einen von allen Schranken befreiten Wucher bildet den Gegenstand vielfältiger, leider bis jetzt erfolgloser Klagen. Die bisherigen Maßregeln und das Verhalten der hohen Regierung gegenüber diesen Zuständen verschaffen uns leider ulcht die Beruhi⸗ gung, daß dieselbe nach festen Prinzipien und nach einem wohldurch⸗ dachten Plane vorgeht, um die wirthschaftliche Kraft der Bevölkerung zu stärken und der hereinbrechenden allgemeinen Verarmung, so⸗ weit dieses durch staatliche Maßregeln möglich ist, einen Damm entgegenzusetzen. Namentlich ist es uns unmöglich, in der auf den Antrag der hohen Regierung veschlossenen Maß⸗ regel der staatlichen Auehülfskassen, sowie in den von der hoben Regierung ,. Andeutungen über ihre künftige Eisenbahmpolitik ein Anzeichen zu erblicken, daß die hohe Regierung, sicher in der Wahl der zu ergreifenden Mittel, mit Festig⸗ keit und Ausdauer dem erwGünschten Ziele entgegengeht. Es tritt nun abermals ein weiterer, für die wirthschaftliche Entwicklung des ge⸗ sammten Reiches hochwichtiger Moment durch den in nächster Zet bevorstebenden Ablauf des mit Ungarn bestehenden Zoll , und Handels- bkündnisses, sowie der mit dem Auslande abgeschlossenen Zoll. und Handels vertrãge ein, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die hierbei von der höhen Regierung eingenommene Haltung für eine lange Reihe von Jahren über 8. wirth⸗
schaftiche Zukunft entscheiden wird. Nicht nur der Handel und die Industrie, sondern auch das Kleingewerbe und die Landwirthschaft verlangen dringend Aufklärung und Beruhigung über die Istentiongen der hohen Regierung in dieser wichtigen Angelegenheit. Die Ge— fertigten erlauben sich daher die Frage zu stellen: Ist die hohe Re— gierung geneigt, die Grundzüge des die Förderung der Volkswirth⸗ schaft bezweckenden und insbesondere die künftig zu beobachtende Zoll⸗ und Handelspolitik feststellenden Planes ihrer Aktion dem Reichs— rathe ehestens mitzutheilen?“
— Das neueste Verordnungsblatt für das K. K. Heer publizirt die auf Grund einer Allerhöchsten Entschließung vom 27. Sktober d. J. vorzunehmenden Aenderungen in der Srgani⸗ sation der Kadeiten⸗ und der Vorbereitungsschulen. Danach sind die gegenwärtigen Kadettenschulen mit den Vor⸗ bereitungsschulen zu vierklassigen Kadettenschulen zu vereinen, und hat die Ernennung der Kommandanten und der ständigen Lehrer von nun an durch das Reichs⸗Kriegs⸗Ministerium zu er⸗ folgen. Das Jahr 1875 — 76 ist als ein Uebergangsstadium zu erachten, und sind daher auch im Allgemeinen die bisherigen Lehrpläne beizubehalten. Die Kadettenschule in Prag wird ge⸗ bildet durch Vereinigung der bisher hier bestandenen Kadettenschule mit den Vorbereitungsschulen zu Prag, Josefstadt, Theresien⸗ stadt, Pilsen und Budweis. Sie wird, wie jene in Wien und Pest, aus 4 Compagnien und 1 Kavallerie⸗Abtheilung bestehen, 4 Jahrgänge mit Parallelklassen haben. Der Normalstand an Frequentanten ist an den drei Kadettenschulen in Wien, Prag und Pest 400, und sind denselben je 6,320 Fl. an Geldmittel zu Schulzwecken zugewiesen.
Schweiz. Bern, 12. November. Heute ist der bereits telegraphisch erwähnte Beschluß des Regierungsrathes des Cantons Bern, betreffend die Aufhebung der Ausweisung der renitenten katholischen Geistlichen aus den jurassischen Amtsbezirken, der Oeffentlichkeit übergeben worden. Derselbe lautet:
Auf den Antrag der Kirchendirektion, in Erwägung: I) daß das Berner Volk in der Abstimmung vom 31. v. M. das Gesetz, be⸗ treffend Störung des religiösen Friedens, mit großer Mehrheit ange⸗ nommen hat und somit dieses Gesetz in Rechtskraft erwachsen ist; 2) daß die Vorschriften dieses Gesetzes ausreichende Mittel dar—= bieten, um ferneren Ausschreitungen der renitenten Geiftlichen im Jura in wirksamer Weise entgegenzutreten; 3) daß daher der Beschluß vom 39. Januar 1874, betreffend Maßnahmen zur Auf⸗ rechthaltung der öffentlichen Ordnung und des konfessionellen Friedens im Jura, durch welchen denjenigen katholischen Pfarrern, welche durch gerichtliches Urtheil vom 15. Herbstmonat 1873 von ihren Stellen abberufen worden waren, so wie denjenigen katholischen Geistlichen, welche den Protest vom Hornung 1873 mit unterzeichnet hatten, bis auf Weiteres der Aufenthalt in den Amtsbezirken Courtelary, Dels⸗ berg, Freibergen, Laufen, Münster, Pruntrut und Biel untersagt wurde, gegenstandslos geworden ist; in Ausführung des Beschlusses der Bundesversammlung vom 29. Juni und 1. Juli 1875, beschlossen: . . Beschluß vom 30 Januar 1874 ist als aufgehoben erklärt.
Großbritannien und Irland. London, 13. No⸗ vember. Der „Globe“ schreibt: „Wir sind in der Lage mittheilen zu können, daß der Sitz der Regierung der Goldküste im März nächsten Jahres nach Christiansborg⸗Castle verlegt werden wird, um welche Zeit die neu errichteten Amtsgebäude zum Be⸗ ziehen bereit sein werden. Alburi ist endgültig zum Sanitarium ausersehen worden. Es ist etliche 20 Meilen von Aeera entfernt und steht ca. 1400 Fuß über der Meereshöhe. Die Aussicht von den neuen Gebäuden soll prächtig sein. Um eine rasche Verbindung zwischen Cape Coast Castle und Elmina zu er⸗
leichtern, wird eine Hängebrücke über den „süßen Fluß“ errichtet.
Frankreich. Versailles, 15. November. (W. T. B.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Nation alversammlungz stellte der Deputirte de la Cour den Antrag, die Berathung des Maires⸗ gesetzes zu vertagen, und motivirte den Antrag mit der Be⸗ merkung, daß es inopportun sei, am Vorabend der allgemeinen Wahlen eine derartige administrative Umgestaltung vorzunehmen. Pascal Duprat führte aus, die Maires seien Bonapartisten und dienten keineswegs dazu, die Regierung zu unterstützen, sondern verfolgten andere Zwecke. Berenger erinnerte daran, daß es vor Allem die Aufgabe und die Pflicht der Nationalversamm⸗ lung sei, die konstitutionellen Gesetze zu berathen. Der Minister Buffet trat darauf ebenfalls für den Antrag de la Cour ein und wies in seiner Rede zunächst darauf hin, daß die Regierung in überaus maßvoller Weise von ihrem Rechte, die Maires aus den nicht zu den Munizipalräthen gehörigen Personen zu ernennen, Gebrauch gemacht habe. Eine Aenderung in der betreffenden Gesetzgebung würde die Munizipalbehör⸗ den desorganisiren und den Zeitpunkt der allgemeinen Wahlen nur noch weiter hinausrücken. Was die Haltung der Regierung bei den zukünftigen Wahl angehe, so werde der Präsident der Republik in durchaus verfassungsmäßiger Weise die Personen auswählen, welche diese Wahlen zu leiten haben würden. Wenn das gegenwärtige Kabinet alsdann noch am Ruder sei, so würden die Wahlen sich in durchaus freier, ge⸗ setzmäßiger und aufrichtiger Weise vollziehen, so daß man von denselben werde sagen können, Frankreich sei niemals in loyalerer Weise um seine Meinung befragt worden. Wir werden nicht nur jede Verletzung der Wahlfrei⸗ heit fernhalten, sondern uns auch bemühen, dieselbe in jeder Weise zu schützen. Der Minister fuhr dann fort: „Als Waͤhler wie als Regierung haben wir das Recht, unsere Sache vor dem Lande zu vertheidigen, wie das Land berechtigt sein wird, über unsere Politik sein Urtheil zu fällen. Wir werden das Recht haben, diese Politik zu erläutern und auseinander zu setzen, und dem Lande zu erklären: Wenn Ihr diese Politik für eine gute haltet, so unterstützt sie, wenn nicht, so wählet Kandidaten, welche für eine andere Politik sind.· Am Schlusse der Rede erklärte der Minister, daß die Existenz radikaler Comités er⸗ wiesen sei und daß zahlreich vorliegende Polizeiberichte das Vor⸗ handensein einer von sozialistischer Seite her drohenden Gefahr bezeugten. Diese Gefahr sei allerdings durch die Annahme der Arrondissementswahlen wesentlich vermindert worden. Die Re⸗ gierung werde im Uebrigen keine offiziellen Kandidaturen auf⸗ stellen, aber sie werde von dem ihr zustehenden Rechte Gebrauch machen, die Meinung, welche sie vertritt, zu vertheidigen und sie geltend zu machen. Darauf wurde die Vertagung der Be— rathung des Mairegesetzes angenommen und zugleich be⸗ schlossen, die dritte Lesung des Wahlgesetzes am nächsten Freitag zu beginnen.
— Das neue Preßgesetz lautet nach der „Köln. Ztg.“ wie folgt:
Kapitel J. Art. J. Jeder auf einem der im Art. 1 des Gesetzes vom 17. Mai 1819 bezeichneten Wege gegen die Rechte und Autorität der gesetzgebenden Versammlungen oder gegen die von den Staats esetzen errichtete Regierung gemachte Angriff wird mit den in dem
rt. 1 des Dekrets vom 11. August 1848 vorgesehenen Strafen be legt. Der Art. 463 des Grafe e bu hes wird in dem in dem vor⸗ stehenden Paragraphen vorausgesehenen Fall in Anwendung gebracht.
Art. 2. Jeder, welcher sich durch eines der in Art. 60 des Straf⸗ gesetzbuchs bezeichneten Mittel zum Mitschuldigen nach Art. 6 des. Gesetzes vom 27. Juli 1849 macht, wird mit den in diesem Artikel vor- gesehenen Strafen belegt. Kapitel II. Art. 3. Die Verfolgung der durch die Presse oder die Oeffentlichkeit begangenen Vergehen, welche in dem Art. 1 des Gesetzes vom 17. Mai vorgesehen sind, wird fernerhin nach Kap. III. Art. 16 bis 23 des Gesetzegt vom 27. Juli 1849 statt⸗ finden, und zwar mit folgenden Beschränkungen: Art. 4. Die Zucht- polizeigerichte erkennen 1) über die Vergehen der öffentlichen Ver⸗ leumdunz, Beschimpfung und Beleidigung gegen jede Person und ge⸗ gen jede konstituirte Körperschaft. 2 Ueber das Vergehen der Beleidi⸗ gung des Präsidenten der Republik oder der Kammer, oder gegen die Person eines fremden Souveräns oder des Oberhauptes einer fremden Nation. 3) Ueber das Vergehen der Veröffentlichung oder der Wieder- holung von falschen Nachrichten, falschen, gefälschten oder lügnerischer Weise dritten Personen zugeschriebenen Aktenstücken. 4 Ueber das Vergehen der Aufforderung zum Begehen eines zur Ausführung oder nicht zur Ausführung gekommenen Vergehens (Artikel 3 des Gesetzes vom 19. Mai 1819). 5) Ueber das Vergehen der Vertheidigung oder Beschönigung der von dem Gesetz (Artikel 5 des Gesetzes von
1849) als Verbrechen und Vergehen bezeichneten Thatsachen. 6) Ueber
die gegen die guten Sitten durch die Veröffentlichung, Ausstellung, Vertheilung oder den Verkauf von obscönen Schriften, Zeichnungen oder Bildern begangenen Vergehen. 7) Ueber die öffentlich ausge⸗ stoßenen aufrührerischen Rufe. 8) Ueber rein materielle Vergehen gegen die Preßgesetze, Dekrete und das Septennat. Art. 5. Im Fall der Beleidigung gegen die Kammern oder gegen eine derselben oder der Verleumdung und der Beleidigung gegen die Gerichtshöfe oder die übrigen konstitnirten Körperschaften findet die Versetzung von Amts wegen statt; ferner wegen Verleumdung oder Beleidigung gegen alle, Staatsbegmte, sei es auf die Klage der beleidigten Partei, sei es von Amts wegen auf das an den Justiz⸗Minister durch den Minister, in dessen Departement sich der beleidigte oder verleumdete Beamte befindet, gerichtete Gesuch. Im Fall der Beleidigung der Person der fremden Sonveräne oder des Ober⸗ hauptgs der fremden Regierungen findet die Verfolgung auf das Gesuch des Ministers des Auswärtigen von Amts wegen statt. Art. 6. Der Beweis der verleumderischen Thatsachen findet in dem Fall, wo sie gestattet ist, vor dem Zuchtpolizeigericht nach den Art. 20 und 25 des Gesetzes vom 26. Mai 1819 statt. Art. 7. Jedes auf dem Wege der Presse begangene Verbrechen oder Vergehen kommt vor den Assisenhof des Departements, wo die Schrift herausgegeben oder niedergelegt worden. Art. 8 ist, unbedeutend. Kap. III. Art. 9. Der Belagerungszustand wird in allen Departements, die demselben unterworfen sind, mit Ausnahme der in den Departements Seine, Loire et Oise, Rhone, Rhonemündungen und der Stadt Algier auf— gehoben. Art. 10. Der Belagerungszustand wird in diesen Departe⸗ ments und in der Stadt Algier von Rechts wegen am 1. Mai 1876 aufgehoben, wenn er vor dieser Zeit nicht durch ein neues Gesetz be— stätigt worden ist.
Spanien. Santander, 15. November. (W. T. B.) 2000 Mann spanischer Truppen wurden nach Kuba eingeschifft. — Nach hier vorliegenden Nachrichten sind neuerdings 170 Car⸗ listen, darunter Brigadier Navarrete und 10 andere Offiziere, auf französisches Gebiet übergetreten und in Perpignan internirt worden.
Italien. Rom, 13. November. In den nächsten Tagen tritt im Ministerium der öffentlichen Arbeiten eine Kommission zur Beurtheilung der zahlreichen Tiber-Regulirungsvor⸗ schläge zusammen, zu denen auch Garibaldi — bekanntlich der Schöpfer desjenigen Planes, welcher am meisten Aussicht auf Erfolg hat — hinzugezogen werden soll. — Hr. d' Anethan ist als bevollmächtigter Gesandter der belgischen Regierung beim h. Stuhle in Rom eingetroffen; ebenso der Bischof von Olinda in Brasilien. — Die Pilger von Luzon sind bereits mit ihrem Bischof an der Spitze eingezogen, andere 150 aus Aix werden in den nächsten Tagen erwartet. Mit ihnen kommt der Erzbischof aus Aix und die Bischöfe von Digne und Gap. Auch aus der Bretagne, aus Marseille und anderen Diöcesen Frankreichs stehen Pilgerzüge in Aus⸗ sicht. — Die genuesischen Journale berichten über eine Ver⸗ sammlung der ligurischen Parlaments⸗Abgeord⸗ neten, welche am 5. November in Genua zusammengetreten sind. Gegenstand ihrer Berathung waren die Interessen der Stadt Genua. Schließlich wurde der nachstehende Antrag ge⸗ nehmigt: „Die Versammlung enthält sich jeglichen Urtheils über die technischen Fragen; aber sie hält es für nothwendig, daß die Königliche Regierung so schleunig als möglich für die Vollen⸗ dung der inneren wie äußeren Hafenarbeiten und für die Er⸗ weiterung derselben Sorge trägt, indem sie gleichzeitig die Ueber⸗ zeugung ausspricht, daß die Gutachten der Lokalbehörden dabei die schuldige Berücksichtigung finden.“
Türkei. Aus Rag u sa, 15. Rovember, meldet, W. T. B.“: Ein Ausfall der Garnison von Zubzi, welcher die Ein⸗ führung eines Lebensmitteltransports in die Festung bezweckte, ist, wie aus südslavischer Quelle gemeldet wird, von Petkovich zurückgeschlagen worden, und ließen die Türken 25 Todte auf dem Platze.
— Nach weiteren Nachrichten über Ragusa, 16. November, aus südslavischer Quelle, hat zwischen den türkischen Truppen und den Aufständischen ein Gefecht bei Gorans ka statt⸗ gefunden, das zwei Tage gedauert und mit einer Niederlage der Türken geendet haben soll. Die Türken hätten in einer Stärke von 5009 Mann am 11. cr. die Aufständischen angegriffen und am Abend des 12. 800 Todte auf dem Platze und 28 Gefangene in den Händen der Aufständischen gelassen. Sämmtlicher Pro⸗ viant der Türken sei von den Insurgenten erbeutet worden; die Verluste der letzteren seien nicht bekannt.
Rußland und Bolen. St. Petersburg, 16. November. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ bringt einen Artikel, welcher die Befürchtungen der auswärtigen Presse in Bezug auf die Orientfrage widerlegt; nie sei Europa in günstigerer Lage gewesen, um die friedliche Lösung jeder Frage zu sichern. Die drei mächtigen Kaiserreiche seien bemüht, unter dem Bei stand der übrigen Kabinete die friedliche Lösung der Herzegowina⸗ Wirren zu finden. Niemand könne daran denken, den Frieden stören und den allgemeinen Friedensbestrebungen entgegentreten zu wollen. Der Artikel schließt mit dem Hinweise, daß das gegenseitige Vertrauen und Einverständniß der Großmächte eine volle Basis für den Frieden Europas gewähre und daß gar keine Gefahr eintretender Störung vorhanden sei.
Dänemark. Kopenhagen, 11. November. Prinz Wilhelm von Glücksburg, Bruder des Königs, ist, der Berl. Tid.“ zufolge, gestern Abend von hier abgereist, um den ö, . beim Könige und der Königin von Griechenland zu verleben.
Amerika. (A. A. C.) Aus Westindien und Süd⸗ am erika überbringt der am 12. d. in Plymouth angekom⸗ mene Postdampfer „Moselle“ unter den Daten: Valparaiso 3., Callao 13., Panama, 20., Jamaica, 25., St. Thomas, 28. und
Barhadoes, 30. Oltober, folgende 1 In Chili ist die Takna⸗Affaire noch immer an der Tagesord⸗ nung. Ein Mitglied der Deputirtenkammer hatte die Vorlegung der
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auf diese Frag bezüglichen Schriftstücke beantragt; aber der Minister für auswärtige Angelegenheiten weigerte sich, diesem Antrage statt⸗ zugeben — Dem Panama. „Star und Hereld“' wird aus Greyto wn, San Juan del Norte in Nikaragua, unkerm 14. Oktober geschrieben: Räubereien und, Krawalle sind in Greytown gegenwärtig an der Tagesordnung. Die Unruhe— stifter bemächtigten sich der Stadt, belagerten das Haus des Gouverneurs und schofsen in dasselbe, wodurch ein Polizist seinen Tod fand und der Gouverneur, dessen Frau und Tochter verwundet wurden. Die Unruhestifter erbrachen auch ein Gefängniß, nahmen den Gefangenen die Ketten ab und verlangten dann, daß der Gouverneur seinen Posten niederlege, was dieser that. Der britische Vize Konsul wurde! zum Gouverneur ernannt und dig fremden Einwohner bewaffneten sich und übernahmen die Bewachung der Stadt auf eigene Kosten. Die Rebellen zogen dann nach . Liraon in Costa Rica ab. Bei der Ankuuft der egierungstruppen wurde der eingeborene Gouverneur wieder installirt und die Fremdenwache ihrer Funktionen enthoben.“ — Aus Peru bringt die „Moselle“ detaillirte Berichte über den greßen Brand in Iquigue. Das Feuer wurde um 2 Uhr Morgenz entdeckt, und ehe der Mittag herankam, waren drei Viertel der Stadt verschwunden. Die Flammen schlugen, wie man bemerkte, zuerst aus einem von dem Deutschen Klub innegehabten Hause heraus. Eine leichte Brise aus dem Südwesten leistete dem Brande Vorschub, wo, durch 24 Häusergepierte nebst Magazinen und Banken eingeäschert wurden. Iquique war fast gänzlich gus Holz gebaut, und selbst den Trottoirs bestanden aus demselben Material. Der Boden war mit Salpeter geschwängert. Es mangelte an Wasser, und die Flammen strichen wie ein Orkan über die Stadt und vereitelten die Anstrengun⸗ gen der Löschmannschaften. In Folge des regellosen Laufes, den die Flammen nahmen, konnte nur wenig gerettet werden. Es wurde aber so schnell Lärm geschlagen, daß keine Todesfälle oder , , verursacht wurden. Einer ungefähren Schätzung zufelge dürften nicht 5 Millionen Dollars den angerichteten Schaden decken. In Folge der Natur des Bodens und des für den Häuserbau verwendeten Mate— rials konnten in Iquique keine Verstcherungen effektuirt werden. Der Verlust ist demnach ein totaler. Viele Familien sind gänzlich ver⸗ armt und obdachlos. Sobald die Kunde von der Feuershrunst in Lima ankam, befahl der Präsident den Behörden des Hafens, 6 09 Soles zur Unterstützung der Abgebrannten anzuweisen. Der amerikanische Gesandte sammelte 1060 Soles und die britischen und deutschen Einwohner traten zu⸗
sammen, um Mittel zur Linderung des Unglücks zu beschaffen — Rus Kingston, Jamaieg, wird unterm 25. Oktober gemeldet: Der cubanische Flibustierdampfer Uruguay“ ist hier mit Beschlag be— legt worden. Die spanische Regierung forderte die Auslieferung von Schiff und Ladung. Die Differenz zwischen den Vereinigten Staaten und Hayti ist beigelegt worden. Boison Canal, der Insurgent, der nach dem Mißlingen des Aufstandes in Port⸗au Prince auf dem dortigen amerikanischen Konsulat eine Zuflucht suchte, worauf das Konstzlat von haytischen Truppen umzingelt und seine Auslieferung verlangt wurde, hat die Erlaubniß erhalten, sich in das Ausland zu begeben und ist in Kingston angekommen. Die Pereinigten Staaten erklärten, daß jedwedes Hinderniß gegen sein Entkommen als ein casus beili betrachtet werden würde, und sandten einen Kreuzer mit dieser Erklärung nach Port-au-Prince.
Die Nr. 2 des Marine⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat folgenden Inhalt: Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere in der Kaiserlichen Marine. — Ankern von Kriegsschiffen bei Kopen ; hagen. — Fortfall der Entermesser. — Lebensversicherun gsanstalt für die Armee und Marine. — Beförderung der einjährig Freiwilligen der Matrosen⸗Divisionen. — Vereinnahmung und Verausgabung der in Liffabon aufgenommenen Geldbeträge. — Löhnungssätze für zu Bade⸗ kuren zugelassene inaktive Mannschaften. — Zulage für Buchführung des neben einem eingeschifften Garantie Maschinisten fungirenden Maschinisten der Marine. — Verlegung des Dezernats für Marine Medizinal⸗ urd Sanitätswesen in der Admiralltät. — Behandlung der Korkankerbojen.
— Das Beiheft Nr. 14 zum, Maxine⸗Verordnungs⸗Blatt“ hat folgenden Inhalt: 1) Gefechts⸗Exerciren des Panzergeschwaders bei der Kaiser⸗Revue am 22. September 1875. — 2 Bestimmung der geographischen Breite aus zwei Höhen eines Sterns und der Zwischenzeit der Beobachtungen. — 3) Die Umstenerung durch vier Räder. — 4) Mittheilungen aus den Reiseberichten der englischen Korvette „Challenger“. — 5) Ueber den Dienst an Bord S. M. Schiffe. — 6) Vermeidliche Seeunfälle von F. Perels, Justizrath und Marine · Auditeur.
Vereinswesen.
Das neueste Doppelheft der von V. Böhmert und Rud. Gneist redigirten Zeitschrift Der Arbeiterfreund“, Organ des Centralvereins für das Wohl der arbeitenden Klassen, veröffentlicht den vollständigen Bericht des Stadtrath Stort über die Verhaältniffe der Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Berlin, wovon bisher nur Ans⸗ züge bekannt geworden sind, ferner einen längeren Aufsatz über das Gesammteinkommen und dessen Vertheilung im preußischen Staate, worin die Einkommensverhältnisse Preußens auf Grund der amtlichen Aktenstücke den Angaben des Geheimen Ober-⸗Regierungs Rath Dr. Engel und dessen Schlußfolgerungen gegenübergestellt und zugleich mit den Einkommens uständen in England, Frankreich und speziell in Hamburg verglichen werden. Sodann be⸗ spricht das Heft die neuesten Reichsgesetzentwürfe über das Hülfs⸗ kassenwesen. Ein vierter Aufsatz von A. v. Studnitz behandelt die neueste englische Gesetzgebung in Betreff der Arbeiterverhältnisse, ein fünfter von Hansen die neueste dänische Enquete über die ökoncmische Lage der Arbeiter in Dänemark, ein sechster den volks- wirthschaftlichen Kongreß in München und ein stebenter die Mit⸗ arbeiterschaft des Lehreistandes an der Lösung der sozialen Frage.
Statistische Nachrichten.
In der am 6. November beendeten Woche starben, der Nat. Z.“ zufolge, von je 100 000 Cinwohnern in Berlin 50, in Breslau 40, in Hamburg 41, in München 61, in Wien 42, in Budapest 67, in Paris 44, in Brüssel 36, in Amsterdam 52, in Rotterdam 53, int Haag 53, in Kopenhagen 32, in Christiania 44 in Rom 54, in Neapel 47, in Turin 46, in Alexandria (Aegypten) 60, in New. Jork 46, in London 46 und in den 18 größeren Städten Englands 46.
— Nach den Aufstellungen des Kaiserlich statistischen Amts in dem jetzt herausgegebenen Heft III. Abtheilung 1 der Vierteljahrs— hefte zur Statistik des Deutschen Reichs für dag Jahr 1875 hat die Be st eue run , n ,,, . in den der Steuer⸗ gemeinschaft angehsrenden dentschen Stagten im Jahre 1874 einen Bruttoertrag von 18,173,919 Thlr. geliefert. Hierunter befinden sich jedoch 198407 Thlr., welche in Elsaß Lethringen, das erst mit 1. Jull 1873 bezüglich der Branntweinbesteuerung dem Reichtzsteuergediete angeschlossen ist, aufgekommen sind. Läßt man, um eine Vergleichung des Steuergufkommens von 1874 mit dem der Vorjahre zu ermöglichen, diesen Betrag außer Ansatz, so stellt sich der Hruttoertrag der Steuer für 1874 auf 179074512 Thler oder 1753 Sgr. pro Kopf der Bevölkerung, während derfelbe 1873 16,584,287 Thlr. oder 161 Sgr, pro Kopf, und 18727 15051751 Thlr. oder 1458 Sgr. pro Kopf betragen hat. Von dieien Einnahmebeträgen ent⸗ fallen auf das Königreich Preußen für 1874: 15,5563, 622 Thlr. . Sar, pro Kopf), für 1873: 14348, 1358 Thlr. 743 Sgr. pro
opf), für 1872: 13,056,236 Thlr. (15.3 Sgr. pro Kopf)]),.— Am Schlusse des Jahres 1874 waren im Gebiete der gemeinsamen Brannt⸗ weinbesteuerung 38,776 Brennereien vorhanden. Hiervon kommen allein auf Elsaß Lothringen 27, 969, auf Preußen 8729 und auf die
übrigen Staaten des Steuergebiets 2078. Nach Abzug der elsaß—
lothringischen Betriebzanstalten ergiebt sich für 18374 ein Bestand von
10807 Brennereien, von denen Sidz im Betriebe gewesen sind. Im
Jahre 1873 zählte man 10886 (darunter S827 aktive) Brennereien,
1872: 11,124 (darunter S456 aktive), so daß also der Bestand, sowie
die Zahl der im Betriebe gewesenen Anstalten sich um ca. 3 pCt.
vermindert hat. Die Gesammtproduktion des Reichssteuergebiets an
Branntwein berechnet sich nach, der Höhe des Steuergufkommens
(L Hektoliter Branntwein zu 50 nach Tralleßz — 4 Thlr. 11 Sgr.
Steuer) für 1874 auf rund 4,154,000 Hektoliter, und ohne Elsaß⸗
Lothringen auf 4108 950 Hektol. (1873: 3.797,80 Hektol, 1872:
3,442, 3060 Hektol Dieselbe hat somit in den letzten beiden Jahren um 10 bej. 8 pCt. zugenommen. Auf Den Kopf der Bevölkerung entfielen von dem Gesammterzengniß 1874; 1353 Liter zu 50 pCt. Trallez, 1873: 123 Lit. und 1872: 112 Lit. Die stärkste Branntwein produktion in 1874 hatten die Regicrungsbezirke Potz dam (286, 178 Hektol. oder 29,0 Lit. pro Kopf) und Frankfurt a. O. G368,I39 Hektol. oder 355 Lit. pro Kopf), die Provinzen Posen (470,681 Hektol. oder 295 Lit pro Kopf), Sachsen (610,295 Hektol, oder 243 Lit. pro Kopf). Pommern G1 1,600 Hektol. oder 21, Lit. pro Kopf). West⸗ preußen (267 202 Hektol.! oder 203 Lit. pro Kopf) und Schlesien (636,306 Hektel. oder 172 Lit. pro Kopf), außerhalb Preußens die Herzogthümer Braunschweig (67,975 Hektol. oder 217 Lit. pro Kopf) und Anhalt (80, 900 Hektol. oder 398 Lit, pro Kopf). In den west⸗ lichen Theilen des Reichesteuergebiets, inshesondere in HessenNassau, den Rheiglanden und Hohenzollern, im Großherzogthum Hessen, in Thüringen und Elsaß ⸗Lothringen wurde verhältnißmäßig am wenigsten Branntwein erzeugt. — Der Beanntweinverbrauch des Reichsfteuer⸗ gebiets berechnet sich nach dem Durchschnitt der Jahre 1872-1874 auf 2,963, 175 Hektol. oder 9 bis 19 Liter auf den Kopf der Bevölke⸗ rung. — Das bei weitem wichtigste Rohmaterial der Branntwein⸗ brennerei ist die Kartoffel gewesen, namentlich in den durch die Höhe ihrer Produktion sich auszeichnenden östlichen Provinzen Preußens. Dagegen hat in einigen Bezirken des westlichen Theils des Reichs Steuerecbiets die Getreidebrennerei überwogen. In Gegenden mit entwickelter Rübenzucker⸗Industrie, ins besondere in Sachsen, Schlesien, Hannover, Braunschweig und Anhalt hat noch die Melassebrennerei, uͤnd in den am Rhein gelegenen Verwaltungsbezirken das Abbrennen von Weintrebern, Stein⸗ und Kernobst, Weinhefe und Hefenwasser einige Bedeutung. Im Ganzen sind im Jahre 1874 zur Branntwein⸗ erzeugung verbraucht worden 25,335,522 Hektol. Kartoffeln, 5, O99. 331 Hektol. Getreide, 1123, 331 Hektol. Melasse und S6õz,b79 Hektol. andere Materialien (darunter 167, 8097 Hektol. Weintreber und 215.510 Hektol. Steinobst). — Was den auswärtigen Handel des deutschen Zollgebiets mit. Branntweinen aller Art ketrifft, so betrug im Jahre 1874 die Einfuhr 116053 Ctr. netto, gegen 1095795 Ctr. in 1873, von denen u. a, ostsee⸗ warts 18083 Ctr. (1573: 19,392 Cir), aus Frankreich 17.596 Ctr. (1873: 15,035 Ctr), aus Belgien 443 Ctr. (1875: 6692 Ctr), aus den Niederlanden 17461 Ctr. (1873: 17, 233 Ctr), aus Bremen 19,2988 Ctr. (1873: 18849 Ctr), aus Hamburg 26,818 Cir (1873: 25,7786 tr.), nordseewärts 7197 Ctr. (1873: 4780 Ctr). Dagegen beziffert sich die Ausfuhr von Branntwein aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets für 1874 auf 7045760 Ctr. brutto gegen 727 607 Ctr. brutto in 1873; davon exwvportirten u. a. ostseewärts 335,349 Ctr. (1873: 397713 Ctr.), nach Rußland 30 904 Ctr (1573: 10,512 Etr), nach Oesterreich 138,125 Ctr. (1873: 203,182 Ctr.), nach der Schweiz 152,839 Ctr. (1873: 1063, 191 Ctr), nach Bremen 35,767 Ctr. 1873: 395720 Ctr.), nach Hamburg 285, 053 Ctr. (1873: 303,195 CEtr.).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der rofessor der Landwirthschaft an der Uninersität . Karl Nikolaus Fraas, ist am 10. d. M. ver⸗ storben. . .
— Am 19. November, dem Geburtstage Thorwaldsens, will man in Reykjavik das bronzene Standbild des Künstlers enthüllen, das die Stadt Kopenhagen der Stadt Reykjavik ge— schenkt hat. ö.
— Dem Chef der schwedisch norwegischen Nordpolexpedition, Pro feffor Nordenskjöld, welcher in St. Petersburg erwartet wird, wird von Seiten der Gesellschaft zur Förderung der russischen Handels⸗-Seeschiffahrt ein Festdiner gegeben werden.
— Mit der Explosion der Magenta“ hat auch der Wissenschaft ein empfindlicher Verlust gedroht, der indeß, wie es scheint, glüclich abgewandt ist. An Bord des Linienschiffes waren nämlich 46 Kisten phoͤnicische Alterthümer, die M. de Sainte Marie in Tunis gesammelt hatte, verladen. Es befanden sich über 2083 phõnicischer Inschriften in der Sammlung. Die Kisten waren im, ãußersten Vordertheile verladen und nach Aussage der Taucher hat dieser wenig gelitten. Die „Magenta“ ist entzwei gebrochen und der vordere Theil durch die Schwere des Sporns tief in den Schlamm gezogen. Auf Anordnung der Behörden ist mit der Rettung der Sammlungen bereits begonnen und 15 Kisten sind bereits aus der Tiefe herauf⸗ gebracht. .
— Eine merkwürdige archäologische Entdeckung ist, dem „Athenäum“ zufolge, soeben in Jerusalem gemacht worden. Der Besitzer eines außerhalb der Stadt, 150 Ellen nördlich von dem Damaskuser Thore und im Westen der nördlichen Straße gelegenen Grundftückes stieß, während er auf demselben eine Cisterne grub, auf einen 1235 Fuß unter der Oberfläche befindlichen Felsen. Da es ihm vorkam, als ob der Felsen hohl sei, durchbrach er denselben und fand darunter eine Reihe in den Felsen gehauener Grabkammern. Ihre Struktur bietet nichts Besonderes dar, und sie bestehen aus zwei un⸗ regelmäßigen viereckigen Gewölben, von denen eins 15 Fuß lang, 10 Fuß breit und 8 Fuß hoch ist, nebst einem dritten, dessen lan noch unvollkommen ist, und unter dem kleineren der zwei Gewölbe
mehreren anderen Abbildungen ausgestattet. Die praktische Einrich tung dieses Kalenders (Sonn. und Festtage mit Rothdruck, sowie das außerordentlich umfassende Verzeichniß der deutschen Jahrmärkte and Messen ist geeignet, demselben eine weit. Verbreitung zu verschaffen. Der Preis für diesen 17 Bogen starken, in gefälligen Umschlag gehefteten Kalender beträgt nur 1
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Fortdauernd trockene Witterung begünstigte im Regierungs⸗ bezirk Merseburg die Ernteagrbeiten, erschwerte und verzögerte aber die Herbstbeffellung, so daß erst nach den Niederschlägen in der letzten Hälfte des Septembers die Einsagt allgemein beginnen konnte. Der Ernteertrag ist in den einzelnen Kreisen fehr verschieden ausge— fallen: durchschnittlich ist vom Roggen und Weizen im ganzen Bezirk nicht eine volle Mittelernte gewonnen worden, wähsend Gerste und Hafer, namentlich der letztere, mehr als eine Mittelernte ergeben haben, die Erbsen aber einer solchen gleich zu schätzen sind. Heu, Stroh und Futterkräuter haben fast überall durchaus unzulängliche Erträge geliefert, da die vorherrschende Dürre, auch den Nachwuchs nicht aufkommen und nur eine höchst spär⸗ liche Grummeternte gewinnen ließ. Die Hacktrüchte haben dagegen mit wenigen Ausnahmen die gehegten Hoffnungen gerechtfer⸗ tigt, und sich namentlich bei Kartoffeln und Rüben lohnende Ergeb⸗ niffe herausgestellt; erfreulich ist, daß sich nirgends eine Spur der Kartoffelkrankheit gezeigt hat. Ebenjo haben die verschiedenen Obst⸗ gattungen, mit Ausnahme der Aepfel, namentlich aber Pflaumen, Birnen und Wein eine überaus reichliche Ausbeute ergeben. — Die erwähnte Knappheit des Futters nöthigt viele Wirthschaften, schon jetzt auf Verringerung des Viehstandes Bedacht zu nehmen; die Wanderheuschrecke hat sich in zwei an den Potedamer Bezirk angren⸗ zenden Feldmarken des Schweinitzer Kreises glücklicherweise nur in beschränkter Zahl gezeigt, und sind sofort umfassende Maßregela er⸗ griffen worden, ihrer Weiterverbreitung vorzubeugen.
Gewerbe und Handel.
Die Generalversammlung der Berliner Weißbier Brauerei⸗Aktiengesellschaft (Carl Landré) ertheilie nach Verlesung des Geschäͤftsberichtes und der Bilanz, die ebenso wie die auf 83 festgesetzte Dividende ohne Diekussion genehmigt wurden, einstinmig durch Akklamation dem Aufsichtsrath Decharge.
Stettin, 15. November. (W. T. B.). Die heutige, zahlreich besuchte Versammlung von Delegirten pommerscher Städte und Handelskammern hat einstimmig folgende Reso⸗ ntionen angenommen: I) Die Versammlung erblickt in der von der Reichsregierung bisher eingeschlagenen Handelspolitik den rich tigen Weg für eine gesunde wirthschaftliche Entwickelung. 2 Die Ver— sammlung würde in der Suspension des Zollgesetzes vom 7. Juli 1873 mit Bedauern ein Verlassen der bisherigen Handelspolitik und eine arge Schädigung des Nationalwohlstandeß, namentlich der östlichen Provinzen, erkennen.
— Auch im Regierungebezirk Magdeburg nehmen bei der allgemeinen Stockung in Handel und Wandel die Arbeitslöhne einen steligen, wenn auch langsamen Rückgang. Mangel an Arbeit hat sich indeß noch nicht bemerkbar gemacht, da die letzten Arbeiten der Ernie aus der Ackerben ellung, wie die begonnene Campagne der ZJuckerfabriken und der Cichoriendarren viele Hände beschäftigen; auch die Bauarbeiten waren vom Herbstwetter begünstigt. Die Schiffahrt auf Elbe und Saale war des niedrigen Wasserstandes wezen wenig lebhaft. Der Bergbau lieferte im Allgemeinen befriedigende Ergeb- nisse. Förderung und Absatz der Braunkohlengruben sind im dritten Quartal d. J. gestiegen, obgleich der Kohlenabsatz nicht den des gleichen Zeitraumes des Vorjahres erreichte. Auf der fiskalischen Saline zu Schönebeck verlief der Salzverkauf zufriedenstellend, wäh⸗ rend Staßfurt eine kleine Abschwächung erfuhr, sich jedoch im Ganzen noch ziemlich auf der normalen Durchschnittshöhe dielt, und insbe⸗ sondere den Absatz in dem gleichen Zeitraum des Verjahres nicht unbedeutend übertraf. Die Kalifabriken arbeiteten regelmäßig fort, doch blieb ihre geschäftliche Lage eine gedrückte, da das Angebot noch immer die Nachfrage überbot.
— Der Geschäftsbericht der Sächsischen Stickmaschinen⸗ fabrik zu Kappel pro 1874 75 konstatirt, daß das erzielte Re= sultat in Berücksichtiung der überaus ungünstigen Lage des Ma⸗ schinenbaues im Allgemeinen zufriedenstellend sei. Es ist pro 187475 ein Gewinn von 98.993 S6 zu verzeichnen, und wür— den mithin nach Deckung des Verlust⸗Saldo vom vorigen Jahre von 26,555 M und nach Abzug der bisher üblichen Abschrei⸗ kungen von zusammen 59,436 (M. noch 13,0901 6 zu Ver⸗ zinsung des Aktienkapitals mit O6 v übrig bleiben. Im Einver⸗ ständniß mit dem Aufsichtsrathe schlägt die Direktion vor, von einer Zinsenvertheilung für diesmal abzusehen, vielmehr diele 13, 001 4 zur Bildung einẽs neuen Reservefonds zu verwenden. Es wurden im verflossenen Geschäftsjahre 58 Stück neue Stickmaschinen im Gesammt⸗ Netiowerthe von 125,560 M, außerdem 186 Stück Festonir und 400 Stück Bohrapparate im Gesammt⸗Nettowerthe von 196,107 M ab- gefetzi. Der Umsatz im Werkzeug⸗Maschinenbau betrug (ungerechnet 213, 000 M für eigenen Bedarf erstellter Maschinen) bei gedrücten Preisen circa 186, 000
Prag, 15. November. (W T. B) Bei dem hiesigen Kon⸗ kurse des Dr. Strousberg sind, wie die Liste der stattgehabten Gläubigerversammlung ergiebt, weder, wie anderweitige Zeitungs mitthei⸗ lungen besagen, die Rothschildschen Häuser, noch das Bankhaus S. Bleichroeder betheiligt.
New⸗ York, 15. November. (W. T. B) Schatzsekretär Bristew hat den Wie der verkauf von 7, 875 000 Dollars der Vꝛo Bonds und zwar 12.785.600 für daz Syndikat Rothschild u. Seeligmann, 5006 Mo für den Amortisationsfond angeordnet. Damit sind die ösaoer Bonds von 8584 nunmehr vollständig und außerdem 2 Millionen der uh er Bonds von 1885 einberufen.
befindet sich noch ein anderes. Aber in der grõhßeren Kammer wurde ein steinerer Kasten von sehr ungewöhnlichen Dimensionen ge⸗ funden, der menschliche Gebeine entbielt. Er ist aus einem einzigen Stein gefertigt, mißt 7 Fuß 7 Zoll in der Länge, 2 Fuß 8 Zoll in der Breite und 3 Fuß 2 Zoll in der Höhe. r steht auf 4 Füßen, und sein Rand ist beschnitten, um den Deckel aufzunehmen, von welchem Theile in der Kammer umherlagen. Dr. Chaplin hält den Kasten für viel älter, als die Grabgewölbe. Er glaubt, daß er kon— struirt wurde, um einen seitdem beraubten und beseitigten Holz oder Bleisarg aufzunehmen. Unweit dieser Stelle und vielleicht über der⸗ selben en die dem heiligen Stephan dedicirte Kirche. „Ist es möglich,“ fragt Dr. Chaplin, „daß wir hier die letzte Ruhestätte von Eudeeig haben?!“ Hr. Schick hat von diesen Gräbern einen vortreff⸗ lichen Plan angefertigt. .
— Von der Modezeitschrift Haus und Welt, Blatt für Deutschlandz Frauen“ (Berlin. Redaktien und Verlag von Franz SGbhardh liegt uns die Nr. 2 des V. Jahrgangs vor. Die elegant ausgestattete Zeitung erscheint monatlich 2 Mal oder jährlich in 21 Nummern nebst 24 Schnittmusterbogen, 24 belletristischen Bei⸗ lagen (enthaltend Romane, Novellen, Biographien, Miccellanea, Räihselaufgaben ꝛc und 52 kolorirten Modekupfern. Der Preis beträgt vierteljährlich 2 Reichsmark, mit 13 kolorirten Modekupfern 4 Reichsmark 50 Pf. . .
— Die Nummern 83— 89 der, Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung“ enthalten u. A. folgende Aufsätze: Ein Hexenprozeß von 1693; pfycholegisch kriminalistisches ach tfrnc dargestellt von Otto Moser. — Die Quelle des Freischütz — Aus Heinrich Laupe's Leben (110 — 18340). Ein Beitrag zur politisch. sterarischen Geschichte der 10 er Jahre. — Getreideproduktion und Viehzucht im Deutschen Reich, von Dr. W. Löbe.
— Unter den neuen Kalendern ist der in dem G. Schwetfschke' schen Verlage zu Halle heraus zegehene Kaise r und Reichskalender für 1876 zu verzeichnen. Es ist ein Volks · und Familienkalender, mit Beiträgen von Ernst Eckstein, R. Mülde⸗ ner, Ernst Willkomm u. A, sowie mit einem Titelbilde das Her
manns ˖ Denkmal“, vier Landschaften aus dem Deutschen Reiche und
— 16. November. (W. T. B.) Darch die gestern erfolgten Amortisationen des Restes der 1881er Bonds und eines Theiles der 1885er Bonds ist der nut dem Syndikate für die 5pro⸗ zentige fundirte Anleihe abgeschlossene Vertrag vollständig erfüllt. Die Verziusung der gestern einberufenen Bondz hört mit dem 15. Fesruar 1876 arf.
Verkehrs⸗Anstalten.
Unter Vorsitz des Geheimen Regierungs-Rath Professor Dr. Meitzen trat am Montag Abend der Ausschuß des Central— verekns für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanal⸗ schiffahrt im Gourszimmer des Börsengebäudes zu einer Sitzung zufammen, um sich über die in der nächsten Generalversammlung zu behandelnden Fragen schlüssig zu machen. Nach längerer Debanle einigte man sich dahin, im Allgemeigen die Nothwendigkeit und Nütz⸗ lichkeit eines Ausbaues des deutschen Kanalnetzes zur Sprache. zu bringen und darauf hinzuweisen, daß dieser Ausbau der ihatkräßtigen Unterstützung der Regierungen bedürfe; gleichzeitig sei aber auch auf die Tariffrage einzugehen. — Des Naäheren sollen alsdann die all⸗ gemein behandelten Fragen an dem Kanal, der die Oberspree mit der unteren Od er verbinden soll, sowie an dem Emscher⸗ Kanal praktisch dargelegt werden. — Den übrigen Theil der Sitzung füllte ein Referat des Pr. Moritz Wiggers über den Ro st ock Ber⸗ liner Kanal aus, in welchem er auf die Dimenstonenfrage einging und die Durchführung gleicher Dimenstonen für alle Kanäle warum befürwortete.
London, 15. November. (W. T. B.) Die Kabelverhin dung ist zwischen Madras und Penang unterbrochen. Für Java, China, Japan oder Australien bestimmte Depeschen werden in Folge dessen mehrere Tage verzögert. .
Plym outh, 15. November. (W. T. B.) Der fällige Dampfer vom Kap, „Syria“, ist eingetroffen.
New⸗York, 15. November. (W. T. V] Der Dampfer des Rorddentschen Lloyd, Moe!“ ist gestern Morgen hier einge⸗ troffen. .