1875 / 271 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Nov 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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49 143 Silmnnie. Das inter der Foiffdircktls. sfebende Persotzgal ke ö Siämme. Das Unter der Fo Idit ett. bend:

e ,. Forst⸗Inspekteren, 76 Jägermeistern (Revierverwalterm, Is Kronjägern und Forsthütern und einer Anzahl von außerordent⸗ lichen Beamten.

Kunst, Wissen schaft und a, , ,

Die durch ihre merkwürdigen Wandmalerelen berühmte wban— zelische Kirche zu Partenheim (Rheinhessen! zu deren ö rirung die Landstände einen Beitrag von 2509 Gulden bewi 1

atten, ist vor einigen Wochen wieder in Gebrauch genommen worden. * von den Waͤnden ausgehenden und bas ganze Hewöälbe über— ziehendemornamentalen Dekorationen (der interessayteste und werth⸗ voliste Theil der Malereien), sowie die Medaillons (Köpfe der Apostel, Propheten und Kirchenväter) wurden durch den Hofmaler Noack in ibrer früheren Schönheit wieder hergestellt und gehören zu den interessantesten Ueberresten jenes Mischstyles zwischen Gothik und RNengissance, der nur noch selten in einzelnen Wandgemälden auf— zufinden ist. .

Anselm v. Feuerbachs 19. Geburtstag wurde in ver Aula der Universität zu München am 13. d. M. durch eine cr denk feier begangen. Professor Geyer hielt einen interessanten Vortrag zum Andenken des Gefeierten. Vertreter der Königlichen Ministerien der Justiz und des Kultus, Mitglieder der Königlichen Akademie der Wissenschaften, viele Universitätsprofessoren und Studirende ꝛc. waren bei dem Festaktus gegenwärtig. r.

Ludwig Graf Uetterodt zu Scharffenberg. „Zur Geschichte der Heilkunde.“ Darstellungen aus dem Bereiche der Volkskrankheiten und des Sanitätswesens im deutschen Mittel alter, mit besonderer Berücksichtigung der Lager Epidemien und der WMilitärkrankenpflege in den Kriegen jenes Zeitraums. Berlin, 1875. Karl Heymanns Verlag. Preis 9 M Das uns vorliegende Buch verdankt seine Entstehung langjährigen Studien des Verfassers, der als Johanniterordens -⸗Ehrenritter für Tas Sanitätsmesen in seiner kulturgeschichtlichen Entwickelung ein ebenso aufrichtiges Interesse hegt, wie ein tiefes Verständniß hat. Dasselhe bietet eine kritische Unter · suchung der Volkskrankheiten und der Lager Epidemien im Mittel- alter, sowie einen Vergleich jener Zustände mit den heutigen. Im ersten Theil führt uns der Verfasser von den Wäldern Germaniens in die alten Reichsstädte, schildert jene schrecklichen Wanderzüge verheerender Seuchen, die Deutschland durchzogen, die Furcht der Menge, die auf⸗ vpfernde Vächstenliebe der Einzelnen und die Pflege in den Kranken⸗ bäusern, Siechhäusern und Klöstern. Im zweiten Theil schließt sich hieran die Geschichte der Lager⸗Epidemien und Militär. Krankenpflege im Mittelalter. Die Schilderungen einzelner Lager Epidemien in ihrem ganzen Verlauf und ihren Folgen zeigen klar die Mangelhaftig⸗ keit der damaligen sanitären Einrichtungen. Diese kulturhinorischen Sturien bieten des anziehenden Stoffes so viel, daß das Werk nicht nur dem Arzt und Geschichtsforscher, dem Ferufenen und freiwilligen Keankenpfläger, sondern auch einem Jeden, der sich für die geschicht⸗ liche Vergangenheit und für Fragen interessirt, die das Wohl und Wehe früherer und kommender Geschlechter so nahe berühren, empfohlen werden darf. Von Seiten der Verlagshandlung ist Alles geschehen, dem Buche eine angemessene und würdige Ausstattung zu geben.

Die Nr. 4 der „Illustrirten Jagdzeitung“, Organ für Jagd, Fischerei und Naturkunde. Heraustzegeben von W. H. Nitzsche, Königl. Oberförster, (Leipzig, Verlag von Schmidt & Gün—⸗ ther) enthält: Jagdbare Sängethiere vom Königlich preußischen Vize⸗ Ober-Jägermeister von Meyerinck. Jagdstreitigkeiten von Fr. Frei herr von Droste⸗Hülshoff. Jagdbilder aus Ungarn von Arnduld mit Illustration. Der Fischadler von O. von Riesenthal mit Illustration. Inserate u. s. w. u. s. w.

Von Professor Dr. Schübeler in Christiania ist vor Kurzem die Fortsetzung seines verdienstvollen Werkes: „Die Pflanzenwelt Norwegens“ als Universitätsprogramm fuͤr das zweite Semester 1875 herausgegeben worden.

Lard⸗ und Forstwirthschaft.

New⸗York, 16. November. (W. T. B) Nach dem von dem Departement für Landwirthschaft in Washington erstatteten Be— richte steht für die Baumwolle gegenüb er dem Ernteerträgniß des Vorjahres eine kleine Mehrernie in Aussicht, wenn die Witterung im November und Dezember günstig bleibt.

Setverbe und HSandel.

In dem gestrigen ersten Termin, der in der Br. Strousberg— schen Konkursangelegenheit stattfand, erstattete der Konkurt— verwalter einen summarischen Bericht, dem wir nach der ‚N. 3.“ Folgendes entnehmen:

Im Jahre 1870 stand der Gemeinschuldner auf der Höhe seiner Thätigkeit. Er war mit dem Ausbau der großen Rumänischen Eisen— bahntinien, der Ungarischen Nord⸗Osthahn, der Halle⸗Sorauer, der Märkisch⸗Posener und der Dannover / Altenbekener sowie der Brest⸗ Graijewo⸗Eijenbahn beschäftigt, er hatte die Konzessionen zum Bau noch anderer Bahnlinien erworben; den Berliner Viehmarkt und die Hannoversche Maschinenfabrik hatte er vollendet und befand sich beim Ausbau seiner Dortmunder Werke, der Neuftädter Hütte und anderer Etablissements. Schließlich hatte er unter Anzahlung von 35 Millionen Francs die Antwerpener Süd-Citadelle zum Abbruch und zur Anlage neuer Stadttheile an deren Stelle erworben. Inmitten diefer kolossa⸗ len Unternehmungen fällt der Ausbruch des dentsch-⸗französischen Krie— ges, und hier ist die verhängnißvolle Wendung seines Geschicks. Finanzielle Schwierigkeiten waren unvermeidlich. Dennoch suchte Dre. Strousherg sie zu überwinden; er vermochte die Bahnbauten überall weiterzuführen, so daß noch vor Ablauf des Jahres 1870 der größere Theil, der Rumänischen Bahn, die Maär— kisch⸗Posener und Theile der Halle Sorauer Bahn dem Betrieb übergeben werden konnten. Der ungünstige Ver⸗ kauf der in Zahlung erhaltenen Bahnaktien und die Weigerung des größrren Theils der Zeichner von Brest.Grajewo Eisenbahnaktien,

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weitere Einzahlungen zu leisten, brachten Nerluste van Millionen. Die größten Schwierigkeiten entücanden jendch durch die Differenzen mit der rumänischen Regierung, welche die Zahlung der 187 1er Januar⸗Coupons ver Seigeats. Zur Besche Ming der hierzu erforderlichen Mill. Thlr. fuüchte er die „Allgemeine Sentsche Cisenbahnbaugesellschaft⸗ zu Fründen, in welche er feine m ershvollsten Vermögen zobiekte, sowie' die deutfchen

und ungarisch⸗ a Vaununternchmungen jnferiren wollte. Der Versuch

mißlang; ger rimänische Januar Coupon blieb unbezahlt, und damit war ver bie dahin fast unbegrenzte Kredit des Gemeinschuldners unter · eraben. Noch ward ein Auzweg durch die Neubildung der rumãä⸗ nischen Ecsenbahn-⸗Aktiengesellschaft gefunden. Die rumaͤnische Eisen bahngese schaft übernahm die Strougbergschen Verpflichtungen gegen eine Wergütigung Seiteng des Letzteren von 6 Millionen Thalern. Die 9gierauf beziglschen finanziellen Operationen fallen in den Anfang des Jahres 1872. Inzwiscken waren die Bestrebungen Strousbergs (af weitere Konsolidirung seiner Verhältnisse gericht't. Er verkauft die Hannoversche Maschinenfabrik, den Berliner Viehmarkt, die Neu⸗ städter Hütte und die dazu gehörigen Siegener Eisenstein⸗ und Kohlen gruben, tritt den Weiterbau der ungarischen Nordostbahn an die Wiener Unionbank ab und muß die übrigen Eisen⸗ bahnkonzessionen mit den enormen Kautionen verfallen lassen. So blieb ihm nur der Weiterbau der Brest⸗ Grajewoer, der Halle - Sorguer und der Hannever Altenbekener Bahn. Nun warf er sich mit Energie auf den Plan, den unerschspf⸗ lichen Reichthum seiner Zeirower Besitzungen zu verwerthen. Er kauft Kohlengruben in Böhmen und Schlesien hinzu, erbaut eine große Waggonfabrik, ein Walzwerk, ein Bessemerwerk, eine Räder⸗ fabrik, viele Puddel und Hachöfen, eine ca. 7 Meilen lange Eisenbahn zur Verbindung der einzelnen Werke, eine Arbeiter stadt u. A. Zu dieser großartigen Unternehmung verwandte er alles verfügbare Geld. Sein Versuch, durch Etablirung eines Londoner Geschäfts in England festen Fuß zu fassen, mißlang, und er mußte nach Deuischland zurückeilen, unt neue finanzielle Schwierigkeiten zu heben. Zunächst schaffte er durch den Ver— kauf seiner berühmten Bildergallerie und Abtretung seiner Ant- werpener Konzession neue Mittel heran. Auch gab er im September 1873 den Weiterban der Hannover- Altenbekener Bahn gegen ine Entichädigung auf, nachdem er vorher die Halle— Sorauer und die Brest⸗Graj⸗woer Bahn vollendet hatte. Im Jahre 1874 sa loß Strousberg mit dem russtschen Eisenbahn⸗Unter= nehmer Poljakoff einen Verttag auf 2000 Eisenbahnwaggons ab, um seine Zbirower Waggenfabrik Holoubka zu beschäftigen, pachtete auch die Bubnaer Waggonfabrik, welche er darauf im Januar 1875 käͤnf⸗ lich übernahm. Die Waggons waren für die Kurgk. Charkower Bahn benimmt und wurden mit Schuldverschreibungen dieser Bahn bezahlt. Diese belieh die Moskauer Kommerz Leihbank, und hieraus entstand die Verbindung Strousbergs mit dieser in letzter Zeit so oft genann- ten Bank. Nach Fertigstellung dieser Lieferung schloß der Kridar einen neuen Lieferungsvertrag auf 2000 Waggons mit der Moskauer Kommerz Leihbank und erhielt hierauf einen Vorschuß von 1800000 Rubel. Im Anfang dieses Jahres kaufte der Kridar die Neustädter Hütte nebst der Siegener Grube zurück, ebenso die Danziger Marien. hütte und versah beide Werke mit zeitgemäßen Verbesserungen. Auch in St. Petersburg kaufte er eine Fabrik für Eisenbahnbedarf, um dem⸗ nächst sich um russische Bahnbauten zu bewerben, was jedoch zu keinem Resultate führte. Noch ist dreier Unternehmungen Erwähnung zu thun, deren Weiterführung durch den Ausbruch des Ko⸗kurses ver— hindert wurde:

I) Anfangs 1875 überr ahm der Kridar die von den früheren Unter⸗ nehmern verlassene Mehltheuer⸗Weidabahn für den Rest des Aktien⸗ kapitals von 1.700, 099 Thlrn,, wonon 1,600,000 Thlr. in Aktien, C0000 Thlr. Prioritäten. Die Aktien waren jedoch fast unverkäuf⸗ lich, und auch die Prigritäten haben nur kurze Zeit 35 gestanden, um dann successive auf 12.1 und Null herunterzugehen. Zur Fertig⸗ stellung der Bahn würden noch ca. 300000 Thlr. erforderlich sein, wogegen die noch disponible gleiche Summe Prioritäten bei dem niedrigen Börsencours gar kein Aequivalent biete. 2) Um dieselbe Zeit übernahm der Kridar auch den Bau der Ungarischen Waagthal⸗ bahn für 6,480 000 Fl. Diese Bahn ist nahezu fertig gestellt. Die Leistungen des Dr. Strousberg erhielt derselbe in 74 prozentizen auf die Bahn hypothezirten, in 3 Jahren rückzahlbaren Obligationen. Die erhoffte Kotirung derselben an der Wiener Börse war nicht durchzusetzen, und so konnten sie nicht nutzbringend verwerthet werden, da er durch deren Verpfändung nur geringe Summen geliehen er— hielt. Auch hier sind die Arbeiten Seitens der Masse eingestellt, werden aber durch die Gesellschaft fortgeführt, und ist zu heffen, daß die Obligationen nach Vollendung der Bahn zu einem hohen Course verkäuflich sein werden. 3) Daz letzte Unternehmen ist die erlangte Kon⸗ zession der 10 Meilen langen Bahn von Paris nach Narbonne, von der jedoch nur die allgemeinen Vermessungen und Risse vorhanden sind, mit Ausnahme der zunächst in Angriff zu nehmenden Strecke Bourges Beaune la Rolande, für welche särmtliche Vorarbeiten fertig sind und dem Minister für Bauten zur Genehmigung vorliegen. Die Ge—⸗ nehmigung hängt zunächst von der Vermehrung der Kaution um weitere 00 000 Fres. ab. Für die gesammten Vorarbeiten hat der Kridar bereits für 37 Millionen Fres. in Aktien der Gesellschaft er⸗ halten, welche er wieder bei der Moskauer Kommerz Leihbank als Unterlage deponirt hat.

Das letzte Werk Strousbergzs vor dem Konkurse, augenscheinlich der letzte Versuch, seine Unternehmungen vor dem nun doch erfolgten Zusammenbruch zu retten, war die Gründung der Aktiengesellschaft für Deutsche und Böhmische Eisen⸗ und Stahlfabrik'. Die wesent= lichsten statutarischen Bestimmungen sind: Pr. Strousberg inferirt der Gesellschaft seine sämmtlichen deutschen und böhmischen Gruben und Werke. Der Preis wird auf ca. 37, 000, 9000 4, normirt. Das Aktienkapital besteht aus 15,000,000 je Aktien und ebensovielen Stamm-⸗Prioritäten. Diese bekommt mit einem kleinen Abzug sämmt— lich Dr. Strousberg, welcher auch für sämmtliche Werke General pächter ist. 7000 000 A6 Hypotheken übernimmt die Gesellschaft.

So ist der Kridar Generalpächter, einziger Aktioaär und Aufsichts⸗ rath der Gesellschaft.

Der im Inlande besegene Bestand der Masse an Immobilien und Mobilien wurde in Nachfolgendem angeführt: die Dominien Radaw⸗ nitz, Womwelno, Alt Laube, Priebisch und Garthe, die Herrschaft ELissa, Peisten und Worienen, Diepensee und Waltersdorf, Mehol;, Srundstüch zu Neidenburg, Palgis in der Wiihelmstraße Nr. 7, Haus in der v. d. Heydtstraͤße Rr. 3, Terrain am Charloften- burger Ufer, desgleichen an der Hardenber straße und Kurfürstendamm, Villa und Garten Thiergartenstraße 29. Der Taxwerth der gesammten Immohilien beziffert sich auf 16,916,151 ½, darauf haf en Hypo thekenschulden im Betrage von 135,818, 830 M, so daß ein Ueberschuß von ea. 8 Mill. resultiren konnte, wenn die effektive Realifation der Werthschätzung entspräche, was erfahrungsmäßig nicht der Fall ist. Außerdem stechen noch auf den Namen des Pr. Strousberg ein. getragen die Neustädter Hütte nebst dem Gute arerlal Wiefe, sowie diverse Cisensteingruben im Siegerlande und am Harz, ferner die Warienhütte bei Danzig. Die letztgedachten 4 Objekte sind an die Deutsch Böhmische Eisen⸗ und Ste l rr e schscha rn verkauft, jedoch ist die Auflassung noch nicht erfolgt. .

Die Mobiliarmasse setzt sich, so weit bis jetzt schon eine Ueber= sicht genommen werden konnte, aus folgenden Positionen zusammen: Baarbestand: 22.000 M, eine Aktie des Zoologischen Gartens: 7560 4, Taxwerth der Bibliothek in der Wilhelmstraße: 60 00 S½ς, Mobiliar daselbst: 70, C90 ½, Kunstgegenstände: 34, 000 c, Uten silien: 16 60 10, in Summa einschließlich verschiedener anderer kleiner Beträge:

2183565 , denen gegenüber an bis jetzt ermittelten bevorrechteten

Forderungen 122000 4

Frankfurt a. O., 8. November. Die diesjährige Mar⸗ tini⸗Messe begann in Folge der Verlegung ihres Anfangstermins schon am 1. d. Mts. und ist it beendigt. Zu derselben waren ca. 49000 Ctr., mithin ca. 5000 Ctr. Waaren weniger, als im Vyrfahre angefahren Das Ergebniß ist kein günstiges. Wenn die großen Fall sse—= mente, der Geldmangel und die ungünstigen Handels kon junltnren haupt⸗ sächlich die Geschäftsstockung herbeigeführt haben, so wan dem Besuche der Messe außerdem nachtheilig, daß der frühe Beginn derselben nicht hiniäng= lich bekannt, in allen Kalendern der 15. November als Anfang der Messe bezeichnet und die Leipziger Messe erst kurz vorher berndet war. Während in allen Tuchfstoffen genügende Auswahl und Quan⸗ titäten am Platze waren, bließ der Absatz außerordentlich schwach und hinter den mäßigsten Erwartungen zurück. Eine Abnahme der Zahl der gewöhnlichen Engros- und Kleinkäufer machte sich bemerk⸗ bar und beschränkie sich das Geschäft nur auf wenige Tage. Nicht nur in glatten Tuchen, sondern auch in den stets gesuchten gemuster⸗ ten Stoffen aus Forst, Spremberg, Cettkus c. war der Abfaßz ge— ring und konnten nennenswerthe Verkäufe nur zu shr ermäßigten Preisen erzielt werden. Die Fabrikanten hegten die Emwartung, doß sich in den Fabrikstädten selbst in kurzer Zeit ein lebhartes Geschäft entwickeln werde, weshalb dieselben in den seltensten Fällen einer un— gebührlichen Preisreduktion Folge gaben. Das Geschäft in seidenen, halbseidenen, baumwollenen, wollenen, leinen und kurzen Waaren war im Allgemeinen ebenfalls gering. An Leder und Lederwaren war die Anfuhr geringer, als im Vorjahre; dieselben wurden zwar rasch geräumt, so daß am 2. November die Ledermesse schon beendet war; allein die Preise waren gedrückt. Ein Gleiches war bei rohen Häuten, Fellen, Borsten, Rauchwaaren, Pferdehaaren, kurz len Rohprodukten der Fall. An roher Schafwolle waren zu den vorhandenen Beständen nur 20 Ctr. angefabren, die etwa zur Hälfte zu gedrückten Preisen ver= kauft wurden urd zur anderen Hälfte auf Lager blieben. An Pferden waren nur ca. 1200 Stück am Markte, das Geschäft darin nag weil fremde Aufkäufer fehlten, bei guten Preisen nur mittel- mäßig.

Frankfurt a. M., 16. Novem ker. (BW. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat die baverische Regierung mit einem aus dem hiesigen Bankhause Erlanger u. Co, der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank in München, der Bayeri— schen Bank in Nürnberg und anderen Bankfirmen in München bestehenden Kensortium eine 4prozentige Eisenbahn.- Anleihe über 60 Millionen Mark, die Hälfte fest zum Course von 91, die andere Hälfte in Option zu 92, abgeschlossen. ö!

Aus München wird gemeldet: Die Königlichen Staats Ministerien des Innern und der Finanzen kringen zur öffent— lichen Kenntniß, daß die bayerische Noten bank die von der baverischen Hypotheken“ und Wechsel bank auegegebenen Banknoten im Gesammtbetrage zu 12.000,99 Fl. (20 571, 128 57 ) unter Einrechnung in das ihr gest attete Notenemissions quantum übernommen hat. Die bayerische Notenbank ist zur Einlöjung der auf Guldenwährung lautenden Roten bis zu deren Verfall verpflichtet. Die von der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank aue gegebenen Hundertmarknoten, deren Umlauf bis auf Weiteres gestattet ist, sind in allen vom Standpunkte des Bankgesetzes in Betracht kommenden Beziehungen als Noten der bayerischen Notenbank anzufehen.

Wien, 16. Nevember. (W. T. B) Das Uebereinkommen wegen Verkaufs der Dniesterbahn an den Staat ist nach einer Mittheilung der (Presse⸗ zwischen der Regierung und dem Priori tätenkurator der Dniesterbahn nunmehr abgeschloffen und Seitens der Kuratelbehörde am 13. c. genehmigt. Der Kaufpress beträgt 2,100. 000 Fl. 1400900 Fl. per Meile), und hat der Prioritätenkura- tor hiergegen die Abfindung der Aktionäre und die Befriedigung der Gläubiger übernommen.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Nr. 90 der „Zeitung des Vereins deutscher Eisen— bahn⸗Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deuticher Eisenbahn Verwaltungen: Magdeburg ⸗Halberstädter Eifenbahn, Grau⸗ hof ⸗Lautenthal auch für den Personenverkehr eröffnet. Uebersicht der entbehrlichen und verlangten Güterwagen ꝛc

Die Eisenbahn zwischen Grauhof (Vienenburg⸗-Hildesheim) und Lgutenthal, sowie die Linie von Chemnitz-Aue- Adorf (Sachsen) sind am 15. d. M. eröffnet worden.

Berlin, 17. November.

Aus New-York wird unterm 14. per Kabel gemeldet: Die Leiche des Lootsen der City of Waco“ ist verbrannt aufgefunden worden, und man glaubt, daß keine der an Bord dieses Schiffes be— findlich gewesenen Personen mit dem Leben davongekommen ist.

Die westlichen Unionsstaaten in Nordamerika sind ven Stürmen und Regengüfsen heimgesucht und die Telegra— phenverbindungen von New Jork dorthin vielfach unterbrochen.

Theater.

Neu ein studirt.« ging gestern Shakespea re's Maebeth“, nach der Schlegel-Tieckschen ÜUcbersetzung, bearbeitet von W. Dechel⸗ bäuser und von Direktor Hein in Scene gesetzt, über die Bühne des Königlichen Sch au spie l hau jes, auf deffen Repertoire diese Tra⸗ gödie seit einer Reihe von Jahren nicht mehr er schienen war. Obgleich es manchen Reiz haben möchte, die heutige Darstellung einer verzleichen- den Betrachtung mit der damaligen zu unterztehen, in welcher Künstler ersten Ranges mitwirkten Hendꝛrichs als Macbeth, Dessoir als Macduff und Frau Jachmann als Lady Macheth so wärde doch ein solcher Vergleich zu einer rein objektiven Beurtheilung der jetzigen Auffühung wenig beitragen. Indem wir uns daher lediglich zu der letzteren wenden, ist zunächst die technische und dekorative Tüchtig⸗ keit der neuen Inscenirung anzuerkennen, und in dieser Beziehung auf die HDerenscen en das Bankett im dritten Aktund den wandelnden Wald hin⸗ , Aber auch die künstlerische Reproduktion dez Stückes ent⸗ fetch immerhin den Erwartungen. Denn obgleich die großartige JDrignnalität, welche der Genius des großen Briten seinen Schöpfungen eingehaucht hat, dem nachfühlenden Künstler ein schwer zu er— Fäichendet Ideal bleiben wird, so strehten doch die Haupldarsteller demselben mit Erfolg nach, und der Totaleindruck war (in solcher, daß das nahezu ausverkaufte Haus ihnen den verdienten Beifall nicht horenthielt. Der Ruhm des Tages dürfte Fr. Erbartt (Eady Macheth; und den Hh. Berndan (Macbeth) und Kahle

(Makduff) in erster Linie gebühren, deren psychologisch fein durch dachtes Spiel den Zuschauer auf der Höhe einer tragisch erhabenen An⸗ schanung zu erhalten verstand. An stürmischem Beifall und wieder⸗ holten Hervorrufen feblte es ihnen nicht. Von den Nebenrollen sind Frl. Stollberg als Lady Makduff und die HH. Hiltl, Lichterfeld und Vollmer, welchen die Darstellung der Hexen zugefallen war, Hr. Ludwigin der Rolle des Malcolm und Hr. Oberländer in der des Pförtners zu erwähnen. Nuch wiederholten Aufführungen des Macbeth dürfte durch hier oder da angestrebte Vervollkommnung der Genuß an der großartigen Tra—⸗ gödie ein noch höherer werden.

Frl. Bertha v. Csepesanyi hat ihre Verbindlichkeiten gegen die Direktion des Theaters „an der Wien“ auf gütlichem Wege ge ft und ist bereits in den Verband des Friedrich⸗Wilhelms⸗

tädtischen Theaters zurücgetreten, woselbst sie am Freitag.

als „Adele“ in: ‚Die Fledermaus“ wieder debütiren wird. . Am 22. November trifft Frl. Caroline Finaly aus Wien hier ein, um an den Proben zu Bials Operette: Der Liebesring“ theilzunehmen. Die erste Aufführung der Nevifät ist zum 30. No⸗ vember angesetzt.

Der Königliche bayerische Hofschauspieler Hr. Ernst Pos—⸗ sart wird sein Gasispiel am National-Theater bereits am Freitag eröffnen.

Im Residenz⸗Theater hat Frl. Friederike Bognär vergestein ein längeres Gastspiel als Marguerite Gaut ier in der Dame mit den Camelien“ von Du mas begongen. Die wohl- bekannte Künstlerin wurde neben Hrn. Fritsche, als Armand, mit rielein Beifall ausgezeichnet. Dem Vernehmen nach hat Hr. Direltor Rosenthal das am Karltheater zu Wien aufgeführte französische Dramg Rose Michel“ erworben und wird Frl. Bognär in dieser Novitãt demnächst auftreten.

Die Herzoglich sachsen-⸗meiningische Hoftheater⸗ Gesells . wird ihr Gastspiel in Pest am 18. November mit einer Wohlthaͤtigkeits Vorstellung beschlleßen.

Frau Peroni-Glaßbrenner, die Gattin Adolf Glaß— brenners, beginz am 15. ihr 25 5ähriges Ju biläum als Leh— rerin der Schauspielkun st, nachdem fie, eine Rivalin Char⸗ lottes von Hagn, die Bühne verlassen hatte. Unter den Schülerinner, welche sie in diesem Zeitraum herangebildet hat, sind zu nennen: Zerline Würzburg (ietzt Frau Gabillonz, Marie Seebach (Niemann), Marie Bößler (Barsnin v. Brues), diese drei sofort nach empfan— genem Unterricht für das Wiener Hofburg⸗-Theater engagirt. Ferner: Auguste Rudloff, A. Burggraf, Ant. Baumeister, Abele Gene. gun Marg, Herrlinger, Sophie Christ, Agnes Resener, Emma Harke, Clara Schunke, Charl. Frohn, Ida Grösser, Ida Pellet, Charl. Wolter, Olga v. Plittersdorf, Thea Berg, Math. Veneta, Kathi Frank, Elise Weiße, Ant. Janisch, Clara Ungar, Marie Lehnbach, Mila Röder, Helene Friedmann. Alma Remhach, Bertha Arndt, Ada Bredow, Julie Krössing u. A. Von nah und fern erhielt die Jubilarin mannigfache Beweise der Liebe und Dank— barkeit ihrer ehemaligen Schülerinnen. Die Räume der Glaßbren⸗ nerschen Behausung füllten sich an dem festlichen Tage mit zahl- reichen Besuchern, die ihre persönlichen Glückwünsche darzubringen sich beeilten. Auch von auswärts gingen viele Glückwunschtelegramme an die Jubilarin ein.

Die Zaubervorstellungen des Hin. Bellachini er⸗ freuen sich fortdauernd der Gunst des Publikums. Hr. Bellachini ist bemüht, seinen Zuschauern stets Neues und Ueberraschendes zu bieten.

Jetzt, nachdem die Fabersche Sprechmaschine fortgefallen, hat er

ein neues sehr unterhaltendes Programm fuͤr seine Borstellungen ge. schaffen, aus welchem namentlich der „Pranger“ als ein Meisterstück seixer eigenen Erfindung hervorzuheben ist.

ö Redacteur: . Preh m. Berlin: Verlag der Expedition (Kesse h. Druck W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage).

zum Deutschen Reichs⸗An

221.

en d 7 , ——

Per sonal⸗Veränderung en.

. Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Portepee - Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderung en und Verjsetzungen. Im stehenden Heere. Berlin, 9. November. Prinz Friedrich Carl zu Hoh entohe— QOehring en, dritter Sohn dez Herzogs von Ujest, Fürsten zu Hohenlohe Oehringen, in der Armee, und zwar als Sec. Lt. à 1a suite des Drag. Regtz. Nr 22, vorläufig ohne Patent, angestellt.

. Ab schiedgbewilligungen. Im stehenden Heere. Ber⸗ lin 9. November. Niem eher, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 79, v. Dass el Weller sen, Ste. et. vom Inf. Regt. Nr. 82, beide mit schlichtem Abschied entlassen. Lieser, Sec. t. 4 D., zuletzt im Inf. Negt. Nr. 2, die Erlaubniß zum Tragen der Unifsrin diescg Regta. ertheilt.

ö 31 . . . h guerre Lt. von der Res. des Füs. Regts. Nr. 39, mit schlichtem Abschied entlassen. 51 ;

wᷣö Königlich Bayerische Armee.

Offiziere, Porteęepee-Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im steh enden Heere. Den 3. Novem ber. Henig st, Pr. Lt. und Adjut. des 5. Inf. Brig, Kommandos, a ja zuit des 6. Jäg. Bats,, auf Nachsuchen der Adiut, Funktion enthoben und in den etatemäß. Stand des Batz, eingereiht Den 5. November. Graf v! Zech⸗-Lobning, Major und Adjut. Weiland Sr. Königl. Hoh. des Prinzen Adalbert von Bayern, à la suite des 1. Kur. Regts. zum Exempien der Leib—- garde der Hartschiere ernannt.

In der Reserve und Landwehr. Den 6. November. Martin, Pr. Lt. zur Disp., als Adjut. beim Landw. Bezirke= Komdo,. Erlangen in Verwendung genommen.

Ab sch iedsbew illligung en. Im stehenden Heere. Den 4 Novem ber. Martin, Pr. Lt. . D., unter die zut Dig. sichen- den Offiziere eingereiht. Den 7. Nodem ber. Klem en s. Ph. Lt. pom 8 Jäg. Bat. mit Pension und der Erlaubntß zum Tragen der Uniform verabschiedet.

86JIn, der Reserve und Landwehr. Den 6. November. . Hauptm. zur Disp. und Adjut. beim Landw. Bezirks⸗ . Erlangen, der Adjutanten Funktion auf Nachsuchen ent-

Im Sanitäts corps. Den J. November. Dr. Wig and, Qber Stabzarzt I. Kl. von der Tommandantur Rürnberg, zugleich Div. Arzt der 3. Div., unter gleichzeitiger Verleihung des Eh rakterz als Gen. Arzt 2. Kl. mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet.

XIII. (niglich Württembergisches) Armee Corps.

Offiziere, Portepee Fähnriche ꝛc. Ernennunngen, Beförderungen und Versetzungen. Im stehenden Heere. Stuttgart, 8. November. Frhr. v. Thumb ⸗Neu⸗ burg L, Frhr. v. Tbumb⸗Reuburg 16, char. Port. Fähnrs. im Ulanen, Regt. Nr. I8, Baur, char. Port. Fähnr', v. Kemnitz, Unteroff. im Infant. Regt Ar. 126, zu Port. Fähnrs. befördert. Andree, Pr. Et. im Ulanen Regt. Nr. 20, Neidhardt, Pr. Lt. im Drag. Regt. Nr. 25, in das Üilanen, Regt. Rr. 15 versetzt.

In der Reserve und Landwehr. Stuttgart, 8. No- vember. Oerrm ann, früher Königl. preuß. Sec. Lieutenant der Landw. Inf, als Sec. Lt. der Landw. Inf. übernommen mit seinem bisherigen Patent vom 25 Augkst 1876 Gerlach, Pr. Lt. von der Inf. des Res. Landw. Batg. Nr. 127, zum interimst. Comp. Führer, Kleemann, Vize Feldw. vom 2. Bat. Landw. Regt. Ni 122, zum Sec. Lt. der Res. des Pionier ⸗Bats. Rr. 13. Kuhn, Vize Wachtm vom Res. Landw. Bat. Rr. 127, zuin Sec. Tt, der Res. Des Ulanen-⸗Regtg. Nr. 19, Schaff ert, Vize Feldw. vom 2. Bat.

Landw. Regts. Nr. 122, zum Sec. Lt. der Ref. des Fuß Art. Bats.

Nr. 13, ernannt. Schuhmacher, Sec. Lt. der Ref. des Inf. Regts. Nr. 122, zum Pr. Lt. befördert. ; .

Abschiedzbewilligungen. Im stehenden Heere. Stuttgart, 8. November. Frhr. v. Stetten ⸗Buchenbach, Aberst und Commdr. des Inf. Regts. Nr. 130, der Abschied mit Venston und mit der Regts. Uniform, Frhr. v. Hayn, Pr. Lt. im Ulanen · Regt. Nr. 19, der Abschied mit Pension und mit der Regts. Uniform unter Verleihung des Charakters als Rittmeister bewilligt. Karle, Pr. Lt. im Inf. Regt. Ne. i364, Hiller, Sec. Lt. im Inf. Regt, Nr. 121, der Abschied mit Penston und mit der Armer Rmnif. bewilligt. Egner, Port. Fähnr. im Feld. Art. Regt. Nr. 13, zur Reserve entlassen. ;

Im Sanitäts- Corps. Durch Allerhöchste Verfügung. Stuttgart,. 8. November. Dr. Kurtz, Assist. Arzt 2. Kl. im Gren. Regt. Nr. 119, zum Assist. Arzt j. Kl. befördert. Durch Verfügung des Corhs-Generalarztes. Stuttgart, 1. November. Dr. Puricelli, einjährigfreim. Arzt im Gren. Regt. Nr. 119, unter BVersetzung zum 1. Bat. 7. Inf. Regts. Nr. 125, zum Unter? arzt des aktiven Dienststandes ernannt und mit Wahrnehmung der bei vorgenanntem Bataillon vakanten Assistenzarztstelle beauftragt.

Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Allerhöchste Verfügung., Sku ttgart, 8. Revember. Ha lser, Kasernen. n. spektor in Wein larten, zum Farnison. Verwaltungs ⸗Inspektor ernannt. J. Durch Verfügung des Kriegs- Ministeriums. Stuttgart, 5. November. Ham mel, Proviantamté. Ajsist. bei dem Proviantamt Ludwigsburg, zu dem Proviantamt Ulm versetzt Stuttgart, November. Ruth ardt, Lazareth-Inspektsr in Um, zur Gar— nisonverwaltung daselbst, Vogel, KasernenInspeftor in Ulm, zum Garnison · Lazareth daselbst . 2

derzoglich Braunschweigsches Kontingent.

Braunschweig, g. Oktober. Zimmermann, Vize Feldw. der Res., zum Sec Lt. der Res. der 5. Batterie . Regts. Nr. 10 mit einem Patent vom 3. Oktober 1575 befördert.

In der Kaiserlichen Marine.

Komm andirungen. Koester, Korv.-Kapt., als Direktions= Offizier der Marine⸗-Akademie und Schule kommandirt. Wolff, Sec. Lt. im See Bat., vom J. November er. ab als Platz · Major in Kiel kommandirt. von Halfern, Unter Lt. 3 S. als Assistent für das Observatorium in Wilhelmahaven kommanvirt.

Neichstags⸗ Angelegenheiten. Denkschrift zur Erläuterung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Haushalts⸗ Etats des Deutschen Reichs für das Jahr 1876.

Das vorliegende Gesetz enthält e,. in seinem 8. 1 in der üblichen Form die Feststellung des Reichs aushalts · Etats für das

Jahr 1876.

Nach 5. 28 des Bankgesetzes vom 14. März 1875 Reichs- ge S. 177) soll, jährlich durch den Reicht haushalts ⸗Etat der Besol dungs. und Henstens Etat des Reichs bank-Direktoriums fest⸗= gestellt werden. Dieser Vorschrift für das Jahr 1876 zu genügen, ist der 3. 2 des Ttatsgefetzes bestimmt. So lange für Mitglieder des Hauptbank· Direktoriums . nen nicht zu zahlen sind, wird dieser Etat nur Besoldungzausgaben nachzuwelsen haben. Daß die⸗ elben nicht in den eigentlichen Reichshaughalts Etat aufgenommen, ondern zu einem besonderen, dem Etatege 3 als weitere Anlage beizufügenden Etat Beilage z des Reichshaushalts⸗Etats) zusammen⸗

Erste Beilage

gefaßt sind, beruhet auf der Erwägung, daß diese Ausgaben nicht

Ausgaben des Reichs, sondern Ausgaben der Reichsbank sind.

In den §5§. 3 bis 6 waren die Bestimmungen zu wiederholen, welche das Gratsgesetz für 18575 (Reichs⸗Hesetzbl. von 1874 S. 165) in den 5§. 2 bis 5 enthält, und welche den Zweck haben, die Beschaffung von Geldmitteln

1) er vorübergehenden Verstärkung des ordentlichen Betriebs

onds der Reichshauptkasse,

2) zum Betriebsfonds für die Durchführung der Münzreform, durch Ausgabe von Schatzanweisungen zu ermoglichen.

Zu Ü hat sich in den, für den Bedarf maßgebenden Verhãltnissen . geändert; es war daher lediglich der bisherige Betrag beizu⸗

thalten.

Zu 2 ist dagegen anf eine Erhöhung der im Wege des Kredits flüssig ju machenden Mittel Bedacht zu nehmen. Wie in dem Reichshaushalts. Etat zu Kap. 66 Tit. 2 der fortdauernden Ausgaben bereits angemerkt ist, kann nicht darauf gerechnet werden, daß im Jahre 1876 der Reichs⸗Finanzverwaltung Bestände, welche neben den durch Schatzanweisungen für das Münzgeschäft zu beschaffenden Be—⸗ triebs fonds vorübergehend zur Durchführung der Münzreform ver⸗ wendet werden können, in dem bisherigen Maße zur Verfügung stehen werden. Auch ist nicht vorauszusetzen, daß das Münzgeschäft im Laufe des Jahres 1876 einen geringeren Betriebsfonds, als bisher, erfordern werde. Es ist demnach der durch Begebung von Schatz . anweisungen aufzubringende Theil des Münzbetriebsfonds um zwanzig Millionen Mark, also von dreißig auf fünfzig Millionen Mark, er⸗ höht worden.

. . der auf die Ausgabe 2c. der Schatzanweisungen be⸗ züglichen Bestimmungen hat nur in der einen Beziehung eine Aende⸗ rung erfahren, daß, dem Beschlusse des Reichstags zu Kap. 8 der fort⸗ dauernden Auggaben im Reichshaushalts. Etat für 1875 entsprechend, auch die Ausfertigung unverzinslicher Schatzanweisungen vorgesehen ist.

Der §. 7 des Ctatsgesetzes vermehrt das Material deffelben um eine neue Bestimmung. Im Bereich der Verwaltung des Reichs⸗ heeres kommt es häufig vor, daß für Grunderwerb und für Bauten Ausgaben zu, bestreiten sind, welche ihre Deckung in den Verkauft erlösen derjenigen Grundstücke finden, zu deren Erfatz die neuen An— lagen bestimmt sind. Müssen, wie dies fehr häufig der Fall, die neuen Anlagen früher in Angriff genommen werden, als die Veräußerung der alten thunlich ist, so fehlen zu den ersteren bis zum Eingang der Verkaufa⸗ erlöse die Deckungsmittel. Diese Mittel durch den Ctat aus den gewöhn⸗ lichen, auf die Ergänzung durch Matrikularbeiträge angewiesenen Ein⸗ nahmen bereit zu stellen, empfiehlt sich nicht, da alle Maßnahmen thunlichst vermieden werden müssen, welche die Einschränkung ber Matrikularbel— träge auf einen einigermaßen konstanten Betrag erschweren. Eben sowenig empfiehlt es sich. die muthmaßlichen Verkaufserlöse in Einnahme zu stellen und als Resteinnahmen fortzuführen, die Ausgaben dagegen aus den bereiten Mitteln zu bestreifen. Vielmehr erscheint es zweck · mäßig, die Deckungsmittel zu solchen, den Reichshaushalt dauernd nicht belastenden Auzgaben vorschußweise aus einem der der Kriegs⸗ kostenentschädigung entstammenden Nebenfonds zu entnehmen. Der zu verwandten Ausgaben bestimmte Reichs-Festungsbaufonds dürfte sich hierzu am besten eignen.

Für das Jahr 1876 ist in dem §.7 die Ermächtigung zur vor—⸗ schußweisen Inanspruchnahme des Festungbaufonds zu den Ausgaben für die Erweiterung der Umwallung von Straßburg und für Lazareth⸗ bauten zu Bockenheim und Gmünd, sowie zur Erweiterung der Mi litär. Erziehungt⸗ und Bildungsanstalten in Höhe von zusammen öl oho AM ausgesprochen. Auch ist zugleich die Bestimmung über

die Erstattung dieses Vorschusses dem 5. 7T einverleibt. Der wegen

dieser Ausgaben und ihrer Deckung in entsprechender Weise bereits eingerichtete Reichshaushalts. Etat bezw. die Anlage IV. desselben ent⸗ . . den betreffenden Titeln die nähere Erläuterung des Sach⸗ verhalts.

Das Verfahren durch das Etatsgesetz ausdrücklich zu sanktioniren, erschien geboten, weil das Gesetz über den Reichs Festungsbaufonds vom 30 Mai 1873 (Reichs. Geseßbl. S. 123) an sich die Entnahme solcher Vorschüsse nicht gestattet und die Beseitigung dieses Hinder⸗ nisses sich am einfachsten durch eine entsprechende . des je⸗ weiligen Etatsgesetzes erreichen läßt.

Ueber den Etat selbst ist zunächst Folgendes zu bemerken:

Durch das Gesetz vom I1. Februar 18355 (Reichs · Gesetzbl. S. 61)

sind für die, durch den Rechnungshof auszuũübende Kontrole des Reicht= haushalts vom Jahre 18734 die für die Wirksamkeit der Ober · Rech⸗ nungskammer als preußische Rechnungs- Revistonsbehörde geltenden Best mmungen, insbesondere diejenigen des Gesetzes vom 25. März 1872, betreffend die Einrichtung und die Befugnisse der preußischen Ober. Rechnungs kammer (Preußische Gesetz-Sammi. S. 279), maß⸗ gebend geworden. Da diese Bestimmungen in ihren wesentlichen Theilen die Grund—⸗ lage der Wirksamkeit des Rechnungshofes des Deutschen Reichs vor. auesichtlich auch für das Jahr 1875 bilden werden, felbst wenn dat Reid mit seiner eigenen Gesetzgebung über das Etatsrecht und die Haushaltskontrole big dahin zum Abschluß gelangt sein sollte, so ist der Reichshaushalts⸗ Etat für 1876 nebst den dazu gehörigen Spe zial Etats nach Form und Inhalt so eingerichtet worden, 3 e, die Anforderungen jener gesetzlichen Bestimmungen erfüllt werden.

In dem 5. 19 des Gesetzes vom 27. März 1872 ist unter An— derem rvorgeschrieben, daß in die Spezial-Etats bei den Besoldunggz« fonds die Stellenzahl und die Gehaltssätze, welche für die Disposition äber diese Fonds maßgebend sind, aufzunehmen seien. Im Allgemeinen ist dieser Grundsatz bei den Spezial Etats des Reichshaushaltg auch früher bereits befolgt. Sofern dies jedoch bei einzelnen Spezial Etats bisher nicht oder nicht durchweg in der wünschengwerthen Form geschehen ist (3. B. bei den Etats der Eisenbahn⸗ und der Postverwal⸗ tung), sind die betreffenden Etats für 1876 3a entsprechend ver änderte Einrichtung derselben der gesetzlichen Vorschrift angepaßt.

Ferner ergiebt sich aus dem 5. 19 des Gesetzes vom 27. März 1872, daß unter Etatsüberschreitungen, welche der nachträglichen Ge⸗ nehmigung des Bundesraths und des Reichstags bedürfen, alle Mehr⸗ ausgaben zu verstehen sind, welche gegen die einzelnen Kapitel und Titel des nach Artikel 69 der Reichsverfassung festgestellten Reichs haushalts-Etats oder gegen die von dem Reichstage genehmigten Titel der Spezial. Etats stattgefunden haben, soweit nicht einzelne Titel in den Etat als übertragbar ausdrücklich be eichnet sind und bei solchen die Mehrausgaben bei einem Titel durch Minderausgaben bei anderen Titeln ausgeglichen werden, und daß unter dem Titel eines Spezial Etats im Sinne i Gesetzes jede Position za verstehen ist, welche einer selbständigen Beschlußfassung des Reichstags unterlegen hat und als Gegenstand einer solchen im Etat erkennbar gemacht worden ist.

Nach diesen Bestimmungen werden fortan diejenigen einzelnen . . der Spezigl- Etats, welche bei der Gtatsberathung im

eichstage einzeln bewilligt und als Gegenstand einer selbständigen Beschlußfassung im Reichshaus halts⸗Haupt⸗Etat erkennbar gemacht sind, als die unter den gesetzzebenden Faktoren vereinbarte Norm für die Verwendung der Reichseinnahmen zu gelten und als Grundlage für die verfassungs mäßige Rechnungslegung, sowie für die Entschei‚ dung darüber zu dienen haben, was gegenüber dem Bundesrathe und dem Reichstage als Etatsüberschreitung zu behandeln ist. Bisher ist bekanntlich bei den Etatsberathungen im Reichstage hinsichtlich der Spezialisirung nicht blos bei den verschiebenen ats, sondern

auch bei denselben Etats in verschiedenen Jahren verschieden verfahren

worden. Auch ist bisher im Reichshaushalts-Etat nicht erkennbar gemacht worden, welche Etats. Positionen einer selbständigen Be⸗

zeiger und Königlich Preußisch

Berlin, Mittwoch, den I7. November

(für 1876 Ka⸗

en Staats⸗Anzeiger.

Mp0.

25,870,748

Den einzelnen Etats⸗Kapiteln sind auch in den betreffenden Spezial ⸗Etats die Nummern gegeben, welche sie in der Reihenfolge des gesammten Reichshaushalts Etats einnehmen.

Durch die vorgenommene Umgestaltung der Etats ist die Zabl der Titel gegen früher bedeutend vermehrt worden. gehalten, daß unter einem Titel nicht ungleichartige Ausgaben zu= sammengefaßt sind; so sind z. B. durchweg die Besoldungen von den anderen persönlichen Ausgaben, und diese von den sächlichen Ausgaben getrennt und bei diesen Kategorien wiederum alle diejenigen Ausgaben nnter einen besonderen Titel gestellt, welche nach ihrer etatsrechtlichen und wirthschaftlichen Natur zweckmäßiger oder nothwendigerweise aus einem gesonderten Etatsfonds zu bestreiten sind. ;

Als Regel konnte daran festgehalten werden, daß jeder Titel zu⸗ gleich nur aus einer Textposition zu bestehen hat. Wo es indeß zu größerer Uebersichtlichkeit wünschenswerth erschien, innerhalb eines Titels den Stoff in Abtheilungen zu gruppiren, ist dies für zulässig gehalten worden., Es sind in diesem Falle die Geldbetraͤge der Titel- abtheilungen nicht in der Kolonne der Etats summen, sondern in der zu diesem Zweck im Formular der Spezial Etats angebrachten Vor- spalte (also vor der Linie) und nur die Titelsumme in die erstgedachte Kolonne gebracht worden. .

Von den Bemerkungen, welche in den Etats bisher einzelnen Positionen beigefügt sind, sind mit Rücksicht auf die Vorschriften im 18 unter T des preußischen Gesetzes vom 21. März 187. die⸗ jenigen dispofitiven Inhalts in den Text des Etats, die übrigen in die Kolonne „Eiläuterungen“ aufgenommen worden. .

Was die Ansätze in dem vorliegenden Entwurf des Reichs haus⸗ balts-Etats für 1876 betrifft, so findet sich in demselben die Ge— sammtausgabe um 32,478,433 niedriger veranschlagt, als in dem Etat des Vorjahres. ; Bei den fortdauernden Ausgaben hat sich ein Mehrbedarf von 12,786,561 6, bei den einmaligen Ausgaben ein Minderbedarf von 45,264,994 M hergusgeftellt, insgesammt also ein Minderbedarf von, wie oben, 32,473, 433 M ;

Ein klarerer Ueberblick darüber, wie sich der Etatsentwurf für 1876 zu dem Etat für 1875 verhält, läßt sich indeß erst dadurch ge⸗ winnen, daß aus beiden Etats

D diejenigen fortdauernden Ausgaben, welche mit ihren in gleicher

Höhe ausgebrachten besonderen Deckungsfonds den Etat nur als durchlaufende Posten belasten,

2 diejenigen einmaligen Ausgaben, welche durch außerordentliche chüsse (aus der französischen Kriegskosten . Entschädigung, dem

Festungtbaufonds und dem Eisenbahnbaufonds) gleichfalls ihre besondere Deckung finden, ausgeschieden werden.

In dieser Beziehung kommen in Betracht für 1875: Fortdauernde Ausgaben. Reichs Invalidenfonds

pitel 73 bis 75).

Ueberall ist darauf

fũr 1876:

M0.

28 828611

Zu 2. Einmalige Ausgaben. Außerordentliche Verwendungen für

die Verwaltung des Reichsheeres

auf Grund besonderer Gesetze (Ka⸗

Desgl. für die (für 1876 Kapitel 10... Für das Münzwesen (Kapitel 11). Von dem ordentlichen Etat der Ver- waltung des Reichsheeres die aus dem Festungsbaufonds zu den La— zarethbauten in Bockenheim und Gmünd vorzuschießenden

Eisenbahnverwaltun

39, 639. 300

54. 414 876 7, So, 000

28 626, 052

16,692, 784 7, So0 000

177.000

bei den fortdauernden Ausgaben von bei den einmaligen Ausgaben von im Ganzen von Dieser Mehrbedarf vertheilt sich auf die einzelnen Verwaltungen

I) Reichskanzler · Amt. 2) Auswärtiges Amt! 3) Verwaltung des Reichshe Marineverwaltung.. 5) Reichs. Eisenbahn· Amt 6) Verzinsung der Reichsschuld Y Rechnungshof S) Reichs ⸗Ober⸗Handel 9) Allgemeiner Pensionsfonds. und Telegraphenverw isenbahnverwaltung.

TD Dor T sas lch Ausscheidung dieser Beträge ergeben sich für 1876 Mehr—

12, 828, 698 329533346

S3, 295 836

Fortdauernd.

4. Sd? 86 2604 55 7621 Si 3 Or zz g6 6b 1,553 66 16 So] 1336 26 629

16,122 044 M

Einmalig.

l. S9 9901

1863 916

905, 298

135 621 j. 350

2.828. 698

3813 096

wovon nach Gegenrechnung von Minpßer- Ansätzen, nämlich: beim Answaͤrtigen Amte. beim Rechnungshofe

499,750 20000

519.750

verbleiben, wie oben

i r

.

I) höher angesetzt werden konnten: die „M, die Wechselstempelfteuer um 1,174,500 M, und Telegraphenverwaltung um 3, 157, 005 4, bahnverwaltung um 2,405, 150 MS, die ver⸗= schiedenen Veriwaltungseinnahmen um 259612 6 20587, a7 ;

2) neu zum Etat gebracht sind: die Einnahmen aus dem Bank⸗ wesen mit 1,810,000 4, die Erträge in Folge der Gesetze, betreffend der Braufteuer und betreffend Reichs ⸗Stempelabgaben nd zusammen 38 217, 747 erschüffe aut

steuern um 13, 611,4 die Ueberschüsse der die Ueberschüsse der

die Erhöhun von Schlußscheinen 2c, mit 15,820

wogegen niedriger angesetzt wer

en mußten:

16, 127 UI ,

Der Mehrbedarf findet dadurch seine Deckung, daß bei der Ein

ölle und Verbrauchs⸗

die Ueb