— In den deutschen Münzstätten sind bis zum 6. November 1875 geprägt: an Goldmünzen: 941,656, 140 M6 Doppelkronen, 276,605,540 MS Kronen; hiervon auf Privat⸗ rechnung: 49,660,860 6; an Silbermünzen: 23, 143,270 M 5⸗Markstücke, 7 865, 200 6 1⸗Markstücke, 409771746650 3 50⸗ Pfennigstücke, 19,211,675 MS S0 8 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmuünzen: 10,674,781 S 1073 16⸗Pfennigstücke 5,639,416 „ G65 3 5. Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 4316648 (6 S6 3 7⸗Pfennigstüͤcke; 2 285,539 M 46 8 1 Pfennigstücke Gesammtausprägung: n Soldmünzen: 1,218, 262380 66; an Silbermünzen: 144,317,863 66 30 3; an Nickelmünzen: 16,314,197 M 15 3; an Kupfermünzen: 6, 662, 188 66 32 8.
— Das Reichs⸗Strafgesetz buch enthält über das Verhältniß des Gesindes zu der Dienstherrschaft keine Vorschriften. Die preußische Gesinde⸗Ordnung vom 8. November 1810 wird daher von dem 5. 2 des Einführungsgesetzes zum Strafgesetz buche („Mit diesein Tage tritt das Reichs⸗ und Landesstrafrecht, in⸗ soweit dasselbe Materien betrifft, welche Gegenstand des Straf⸗ gesetzbuchs für das Deutsche Reich (den Norddeutschen Bund! sind, außer Kraft.“ in keiner Weise berührt. (Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 22. Oktober d. J.)
— Ein Geistlicher, welcher mit Genehmigung der kirchlichen Behörde auf eigene Kosten einen Vikar zur Unterstützung in seinem Amte ohne Zeitbestimmung annimmt, ist, nach einem Erkenntniß des ODber⸗Tribunaks, IV. Senat, vom 19. Okto⸗ ber d. J., berechtigt, den Vikar ohne Einholung der Einwilli⸗ gung der kirchlichen Behörde wieder zu entlassen. — Der katho⸗ kÜsche Geistliche 6. nahm mit Genehmigung des erzbischöflichen Konsistoriums, doch aus eigenem Antriebe und auf seine Kosten, durch Vertrag den Vikar S. zur Unterstützung in seinem Amte ohne Zeitbestimmung an. Als nun zwei Jahre später der Pfarrer seinem Vikar das zwischen ihnen bestehende Vertragsverhältniß kündigte, erklärte dieser, nicht anders als auf eine bezügliche Er⸗ klärung des erzbischöflichen Konsistoriums aus seiner Stellung scheiden zu wollen. In dem hieraus hervorgegangenen Rechts⸗ streit erkannte sowohl das Appellationsgericht zu Posen als auch das Ober⸗Tribunal das Recht des Pfarrers zur selbständigen Entlassung des Bikars an. Nach dem Allgemeinen Landrecht, Theil II., Tit. 9. §§. 516, 513“, führt das Erkenntniß des Ober ⸗Tribunals aus, „war S. nur ein von dem Pfarrer abhängiger Amtsgehülfe, und sein Verhältniß zu diesem in Bezug auf Rechte und Verbindlichkeiten ist lediglich durch den zwischen ihnen abgeschlossenen Vertrag bestimmt. Der Appellationsrichter nimmt mit Recht an, daß die privatrechtliche Naätur dieses Vertrages nach dem Allgemeinen Landrecht Theil J. Tit. 11 8. 869 ff. zu beurtheilen sei, und insbesondere nicht durch die seinem Lbschlusse zugetretene Geneh⸗ migung des erzbischöflichen Konsistoriums berührt werde, da die⸗ selbe nach dem Allgemeinen Landrecht, Theil Ji. Tit. 11 5. 513 keineswegs als wesentlich zur Gültigkeit des Vertrages selbst erfor⸗ dert, sondern nur zur Wahrnehmung der kirchlichen Interessen ertheilt würde. Ebenso richtig erachtet der Appellationsrichter für die Auflösung des zwischen den Parteien bisher bestandenen Vertrags eine besondere Einwilligung des gedachten Konsisto⸗ riums als unerheblich; denn eine solche ist weder in dem Ver⸗ trage vorgesehen noch gesetzlich vorgeschrieben und auch aus der früheren Bestätigung des Vertrags nicht zu folgern.“
— Die seit einigen Jahren in erheblicher Weise gesteigerten Aufwendungen für den Unterhalt der Gefangenen in
den gerichtlichen Gefängnifssen haben eine entsprechende Erhöhung der in dem Tarif vom 30 Rovember 1858 für den An⸗ satz der Haft⸗ und Verpflegungskosten bestimmten Paus chquanta
nothwendig gemacht. Der in Rücksicht hierauf umgearbeitete Tarif wird statt des Tarifs vom 30. November 1858 bei Be— rechnung derjenigen Haft⸗ und Verpflegungskosten angewendet, welche für die Zeit nach dem 1. Januar k. J. zur Festsetzung gelangen. Der Tarif ist in der neuesten Nummer des Justiz⸗ Ministerial⸗Blatts“ veröffentlicht.
— Am 15. d. M. trat der neue Provinzial⸗-Landtag der Kurmark im Ständehause zu Berlin zusammen. Der stellvertretende Vorsitzende, Major und Landrath a. D. v. d. Knese⸗ beck gedachte der Verluste, welche der Landtag durch den Tod seines Vorsitzenden, des Vize⸗Ober⸗Schloßhauptmanns Grafen v. Königsmarck, sowie seiner Mitglieder, des Stadtraths William und des Schulzen Schinke, erlitten. Die Versammlung ehrte das Andenken derselben durch Erheben von den Sitzen.
Zum Vorsitzenden für die mit dem 3. Oktober d. J. an⸗ hebende 3 jährige Periode wurde Major a. D. v. Rochow auf Plessow als Vorsitzender und Landrath v. Winterfeld zu Prenzlau als dessen Stellvertreter gewählt.
Den hierauf gebildeten Ausschüssen wurden die einge⸗ gangenen Geschäftssachen, die Feuer⸗Sozietäts⸗Angelegen⸗ heiten, die Landarmensachen und die Provinzial⸗-Hülfskasse, das Kriegsschuldenwesen und die Revision der ständischen Kassen betreffenden Angelegenheiten, sowie verschiedene Gesuche um Unterstützungen zur Berichterstattung überwiesen. Zugleich ver⸗ längerte der Landtag das Mandat der Kommission, welche von dem 47. Fommunal⸗Landtage ernannt worden behufs Erledi⸗ gung der Vorlage der Staatsregierung wegen Durchführung der neuen Provinzial-Ordnung in Bezug auf die Kommunal⸗ Verbände der Provinz und deren Vertretungen und ihre Arbeit vor dem Zusammentritt des Landtages bis auf einen neuerdings erforderlich gewordenen Nachtrag beendet hatte.
— Der Prinz Carl zu Solms⸗Braunfels ist am
13. November auf Schloß Rheingrafenstein nach längerer Krank⸗
* verstorben. Derselbe war am 27. Juli 1812 als Sohn des
rinzen Friedrich Wilhelm von Solms⸗Braunfels und der Prinzessin Friederike von Mecklenburg⸗Strelitz geboren.
— Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Großherzoglich badische Ministerial⸗Präsident, Wirkliche Geheime Rath von Frey dorf ist nach Karlsruhe abgereist.
— Der General der Infanterie von Bo yen, bisher Gou⸗ verneur von Mainz, ist unter Belassung in seinem Verhältniß als General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs zum Gouverneur von Berlin ernannt worden.
— Der General⸗Major von Neumann, Kommandant
von Berlin ist Allerhöchsten Orts mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs der Land⸗Gensdarmerie beauftragt worden.
Breslau, 19. November. (W. T. B.) In der dem Ober⸗Präsidenten gestern zugegangenen Antwort des hiesigen Domkapitels wird die Wahl eines Bisthumsyverwesers abgelehnt, weil nach Ansicht des Kapitels eine Sedisvakanz im Sinne des kanonischen Rechts nicht eingetreten sei.
Fähnriche zu Seconde⸗-Lieutenants, hievon 17 außer⸗ etatsmäßig, befördert. — Durch Königliche Entschließung wurden mehrfache Abänderungen des Exerzier⸗Reglements für die Infanterie, der Vorschriften über den Garnisoönswachtdienst und der Vorschriften über die Ehrenbezeugungen genehmigt, und wird dies vom Königlichen Kriegs-⸗Ministerium mit dem aus⸗ drücklichen Hinweis bekannt gegeben, daß es verboten ist, den im Reglement gelassenen Spiekraum zu beschränken, und daher schriftliche Befehle und Erläuterungen zum Reglement von kei⸗ nem Vorgesetzten erlassen werden dürfen. Auch ein Reglement über das Marketenderwesen“ hat die Allerhöchste Geneh⸗ migung erhalten. — Während von den Bezirksgerichten Aichach und Weiden in den gegen einige katholische Geistliche wegen Uebertretung des Art. 4 des Vereinsgesetzes durch Veranstaltung öffentlicher Prozessionen erhobenen Anklagen freisprechende Erkenntnisse erlaffen wurden, haben die beiden Bezirksgerichte Regensburg und Amberg etliche katholische Pfarrer wegen Abhaltung öffentlicher Prozessionen zu Geldstrafen verurtheilt.
Württemberg. Stuttgart, 18. November. Die Her⸗ zogin Eugen Erdmann von Württemberg ist gestern in Begleitung ihrer Tochter, der Herzogin Pauline, zum Besuche hier angekommen und in der Wohnung ihres Sohnes, des Herzogs Wilhelm Eugen von Württemberg, abgestiegen. — — Ber hiesige Gem einderath war von der Stadt-Direktion zu einem Gutachten über ein Gesuch der Kongregation der barmherzigen Schwestern in Gmünd aufgefordert wor⸗ den, welches von dem Superior und einer Schwester unterzeichnet war, und die Bitte um Grtheilung der Srlaubniß zur Exrich⸗ tung einer Privatkrankenanstalt in einem hiesigen Privathause enthielt. Die Polizeiabtheilung des Gemeinderaths hatte nun den Antrag gestellt, der Stadt⸗Direktion die Erklärung abzugeben, daß 1) die Zuverläfsigkeit der Unternehmer der Anstalt, als welche ohne Zweifel die Kongregation erscheine, die der Gemeinderath aber nicht kenne, nach Maßgabe des 5. 30 der Reichs. Gewerbe⸗-Ord⸗ nung nicht beurtheilt werden koͤnne; daß deshalb 2) zunãch st eine einzelne Persönlichkeit bezeichnet werden solle, welche als Unternehmer im Sinne des Gesetzes erscheine, da eine Korpora⸗ tion nicht wohl als Unternehmer werde zugelassen werden können; daß es endlich 3) nothwendig erscheine, vor Ertheilung der Kon⸗ zesston einen detaillirten Plan über die Einrichtung und den Betrieb des Krankenhauses in bindender statutarischer Form vor⸗ gelegt zu erhalten. Der Gemeinderath hat nun Ziffer 1 und 3 des Antrages angenommen und bei Ziffer J noch beigefügt, es möchte bezeichnet werden, wer der Träger der Konzession sein solle.
Mecklenburg. Neu⸗Strelitz, 19. November. Der GErbgroßherzog wurde am 12. November Abends unmeit des Forsthauses Drögen bei Fürstenberg von einem Un fall betrof⸗ fen, der leicht schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können. Auf der Rückkehr von einer nach Ringsleben gemachten Be⸗ suchsreise brach nämlich die Achse des Wagens, und bei der schnellen Fahrt wurde letzterer jo heftig zur Seite geschleudert, daß die Infassen in weitem Bogen hinausgeworfen wurden. Glücklicherweise hat eine weitere Beschädiguung nicht statt⸗ gefunden.
Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 17. November. Der Herzog hat heute eine Verordnung über den Kon⸗ firmandenunterricht erlassen. Nach derselben findet die Konfirmation an dem Sonntag nach Ostern, „Quasimodogeniti“, statt, und hat der Konfirmanden⸗-Unterricht am ersten Advent zu beginnen, derselbe dauert also 20 Wochen mit je vier Stunden. In Orten, woselbst alle Konfirmanden dieselbe Schule besuchen, ist der Konfirmandenunterricht zur Zeit des Religionsunter⸗ richts der Schule zu ertheilen, in anderen Orten haben Schul⸗ Inspektor und Pfarrer uͤber die Zeit sich zu vereinbaren.
Lippe. Detmold, 19. November. Nach dem heut veröffentlichten Bulletin ist keine Besserung im Befinden des Fürsten eingetreten.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 19. November. Der Kaiser fand sich vorgestern im Wiener Arsenale ein, um die neuen Einrichtungen und Werkstätten in Augen⸗ schein zu nehmen, welche ausschließlich zur Herstellung der neuen Stahlbronze⸗Kanonen dienen, und um die Fabrikatien dieser Geschütze zu besichtigen. Heut früh begab sich der Kaiser mit den Erzherzogen Albrecht, Wilhelm, Leopold und Rainer sowie einer Sulte von mehr als 150 Generalen, Stabs⸗ und Ober⸗Offizieren nach dem Steinfelde bei Felixdorf, um daselbst den Schießübungen aus den Stahlbronzegeschützen beizuwohnen. Se. Majestät kehrte Nachmittags 3 Uhr nach Wien zurück. — Der Kaifer ist gestern nach Gödöllö abgereist.
— Der Kaifer hat dem Reichs⸗Kriegsminister v. Koller für seine Verdienste um Einführung des neuen vorzüglichen Artillerie= Materials seinen Dank in einem Handschreiben ausgedrückt und dem General⸗Major Uchatius in Anerkennung seiner großen Verdienste um Staat und Heer bei Beschaffung des neuen Feldartilleriematerials das Commandeurkreuz des Stephansordens verliehen. — Bei dem an Lungenentzündung erkrankten Kardi⸗ nal Rauscher sind die Athembeschwerden heftiger geworden, auch macht sich ein leichter Verfall der Kräfte bemerkbar.
Wie die Politische Korrespondenz⸗imel det, sind der Oberst⸗ Kämmerer Feldzeugmeister Graf Folliot de Crenneville, der Abt Helferstorfer vom hiesigen Benediktinerstift, der Abt Liebsch vom Praämonstratenserstift Tepl in Böhmen und Baron Franz Schar⸗ schmid vom Kaiser zu Mitgliedern des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt worden.
— Das Herren haus nahm gestern das Gensd armeriegesetz in zweiter und dritter Lesung an, ebenso das Gesetz, betreffend die Abänderung des §. 4 des Gesetzes über die Regelung der Grundsteuer.
= In der vorgestrigen Sitzung des Budgetausschusses des Abgeordnetenhauses wurde der Voranschlag des Landesver⸗ theidigungs⸗Ministeriums vollständig durchberathen. Der Be⸗ richterstatfer Dr. Groß beantragte folgende Resolution: „Die Regierung möge neuerlich und dringend aufgefordert werden, noch in dieser Session ein die Militärbequartierungslast gleich⸗ mäßig und gerecht regelndes Gesetz zur verfassungsmäßigen Be⸗ handlung einzubringen.“ Der Landes vertheidigungs⸗Mi⸗ nister bemerkte, daß dieser Gesetzentwurf bis auf einige gering⸗ fügige Details fertig sei und zur Schlußäußerung beim unga⸗ rischen Landesvertheidigungs⸗Ministerium sich besinde; er hoffe in der Lage zu sein, diesen Gesetzentwurf noch vor Weihnachten einzubringen. Hierauf wurde die vom Referenten beantragte
Resolution angenommen. ; Pest, 19. November. (W. T. B.) Das 666 rdneten⸗ atte das vor⸗
haus hat heute nach Beendigung der Generalde gelegte Budget in namentlicher Abstimmung mit 265 gegen 60 Stimmen angenommen. Von den Abgeordneten waren 111 in
Bayern. München, 18. November. Durch heute publizirte Allerhöchste Entschließung werden 79 Portepée⸗
der Sitzung nicht anwesend.
Schweiz. Bern, 17. November. Der Regierungs⸗ rath des Kantons Bern hat an die Regierungsstatthalter im Jura soeben folgendes Kreisschreiben erlassen:
Nachdem wir unterm 6. d. M. den Beschluß vom 30. Januar 1874, durch welchen einer Anzahl katholischer Geistlichen der Auf⸗= enthalt in den jurassischen Amtsbezirken bis auf Weiteres untersagt wurde, als aufgehoben erklärt und in Folge dessen diese Geistlichen in nächster Zeit in den Jura zurückkehren werden, halten wir es für angezeigt, Ihnen folgende Weisungen zugehen zu lassen: 1) Es ist uns ö, worden, daß in einigen Orten beabsichtigt werde, bei der Rückkehr der Geistlichen Kundgebungen zu veranstalten. Solchen Kundgebungen ist in keiner Weise enigegenzutreten, sofern dadurch die öffentlich: Ruhe und Ordnung nicht gestört wird. Andern⸗ falls ist nach Maßgabe der allgemeinen Polizeivorschriften dagegen einzuschreiten. ) Nach Art. 3 des in Rechtskeaft erwachsenen Ge—⸗ setzes, betreffend Störung des religiösen Friedens, ist sowohl den durch gerichtliches Urtheil abberufenen Pfarrern als denjenigen Geist lichen, welche den Protest vom Februar 1873 unterzeichnet haben, die Ausübung geistlicher Verrichtungen bei einer Religionsgenossenschaft (Pripatkultus) und jede Wirksamkeit an öffentlichen und privaten Schulen auf jo lange untersagt, als ihre Widersetzlichkeit fortdauert, d. h. bis sie eine Erklärung abgegeben haben, daß fie sich den Staats⸗ einrichtungen und den Erlassen der Staatsbehörden unterziehen wollen. Den genannten Geistlichen sind alle und jede gottes⸗ dienstlichen Funktionen sewohl in öffentlicher Kirche als in Privatlokalen untersagt, so lange sie nicht eine entsprechende Erklärung in obigem Sinne abgegeben haben. Auf diese Vor⸗ schrift wollen Sie geuau Acht geben und Widerhandlungen da⸗ gegen, sobald sie zu Ihrer Kenntniß gelangen, unnachsichtlich und ungesäumt dem Polizeirichter zur Beurtheilung überweisen. 3) Da es möglicherweise vorkommen kann, daß einzelne der zurückkehrenden Geistlichen den Versuch machen werden, ihren Wohnsitz in den noch leer stehenden . aufzuschlagen, so ertheilen wir Ihnen die Weisung, solche etwaige Versuche sofort zu vereiteln, da die Pfarrhäuser als öffentliche Gebäude nur den vom Staate anerkannten Geistlichen zur Verfügung stehen. Im Uebrigen verweisen wir Sie auf die Vorschriften des Kirchengesetzes und der ausführenden Dekrete zu demselben, sowie auf das Gesetz, betreffend Störung des religiösen Friedens, und erwarten von Ihnen, daß Sie Um so energischer auf genaue Handhabung dieser Vorschriften dringen werden, als die Lage der Dinge im Jura in Folge der Rückkehr der renitenten Geistlichen schwieriger werden wird.“
Niederlande. Luxemburg, 19. November. (W. T. B.) Die Kammerdes Großherzogthums hat heute einstimmig eine Resolution des Inhalts angenommen, daß sich die Großherzogliche Regierung bei der Kaiserlich Deutschen Regierung dahin ver⸗ wenden wolle, daß günstigere Sisenbahntarife und Trans⸗ portbedingungen eingeführt werden; daß ferner das Prinzip des Freihandels für Eifenf abrikate und Roheisen, so⸗ bald von den benachbarten Staaten die Gegenseitigkeit zuge⸗ sichert sei, verwirklicht werde, und daß bis dahin die bestehenden Gisenzölle beibehalten bleiben möchten.
Großbritannien und Irland. London, 18. No⸗ vember. (A. A. C.) Der Besuch der dänischen Königs⸗ familie in England geht seinem Ende entgegen. Vor der Abreise des Königs nach Kopenhagen werden 3 Majestãten eine Woche in London zubringen, und während dieser Zeit der Königin Viktoria, welche nächste Woche von Schottland nach Windsor zurückkehrt, einen Besuch abstatten. — Der Kriegs⸗ Minister Gathorne Hardy ist von seiner jüngsten schweren Unpäßlichkeit wieder soweit hergestellt, daß er im Stande war, der gestrigen Kabinetsberathung in Downingstreet anzuwohnen. — Aus Bombay meldet der Telegraph, daß der Prinz von Wales gestern die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augen—⸗ schein nahm. Er besuchte die Thürme des Schweigens, wo die Parsen ihre Todten den Geiern zum Fraße überlassen, ferner den Hindutempel, den 500 Jahre alten heiligen Schrein in Walleshwar, das Gouvernementsgebäude in Malabar Peint, den Hindu⸗Verbrennungsplatz in Sonapore, den Crawfordmarkt und das europäische Hospitak. In letzterem unterhielt er sich freundlich mit den Patienten. Am Abend gab er am Bord der „Serapis“ den Spitzen der Regierungsbehörden ein Diner. Heute Abend begiebt sich der Prinz auf einige Tage nach Baroda zur Jagd. Die Berichte über die Cholera in Madras lauten ungünstig.
Frankreich. Paris, 18. November. Der dänische Ge⸗ sandte Graf Moltke hat vorgestern dem Präsidenten der Republik ein eigenhändiges Schreiben des Königs Christian JX. überreicht, in welchem der dänische Sou⸗ verän die Gründe auseinandersetzt, warum er und seine Gemahlin zu ihrem lebhaften Bedauern weder auf ihrer Reise nach England, noch auf ihrer Rückkehr von dort den Weg über Paris genommen hätten resp. nehmen würden. Der König deutet indeß die Möglichkeit an, daß wenigstens die Königin und die Prinzessin Thyra An⸗ fang Dezember für einige Tage in Paris eintreffen werden. — Der Sekretär des Präsidenten der Republik, Vi⸗ comte d'Harcourt, ist zum Oberst⸗ Lieutenant des 40. Infanterte⸗Regiments, das seinen Sitz in Orleans hat, er⸗ nannt worden. — Gestern fand das Begräbniß des russischen General⸗Konsuls, des Staatsraths Zachar Donurow, statt. Fürst Orlow, die übrigen Mitglieder der russischen Botschaft und die Spitzen der russischen Kolonie waren zugegen.
Spanien. Madrid, 20. November. (W. T. B.) Wie der „Imparcial“ meldet, ist Don Carlos auf dem Wege zwischen Valmaseda und Durango mit dem Pferde gestürzt und muß in Folge dessen das Bett hüten. — Nach hier einge⸗ troffenen Nachrichten aus Bourg⸗Madame hätte der Carlisten⸗ führer Miret den Wunsch ausgesprochen, mit dem General Martinez Campos behufs einer Unterwerfung in Verhand⸗ lung zu treten.
Italien. Rom, 15. November. Heute hat die Depu⸗ tirtenkammer ihre Sitzungen wieder eröffnet. Der Präsident gedachte der seit dem Schlusse der letzten Sitzung mit Tod ab⸗ gegangenen Deputirten Francesco de Luca und Alessandro Blanchi. Der Minister⸗Präsident legte den Rechenschaftsbericht über das Jahr 1874 nebst der betreffenden Relation der Rechnungs kammer vor und verlangte, daß die Berathung des Voranschlages für das Jahr 1876 vor der Behandlung aller anderen Vorlagen vorgenommen werde. Die Kammer schritt darauf zur Bildung der Kommissionen. Der Marin e⸗Minister beabsichtigt noch im Laufe der gegenwärtigen Sitzungsperiode den Plan zu einer neuen Organisation der italienischen Kriegsflotte vorzulegen. Das Budget des Marine⸗Ministeriums für 1876 beläuft sich auf 37 045.263 Lire, darunter 1,0459090 Lire für außerordentliche Ausgaben. Im Unter richts⸗Ministerium wird der den Kammern versprochene Gesetzentwurf über die Seminarien vorbereitet, während die Untersuchung über den gegenwärtigen Zustand dieser Anstalten ihren Fortgang nimmt. — Der vierte Kongreß der Handelskammerdelegirten beschäftigte sich gestern mit Verhandlungen über Generalmagazine
und „punti frauchis, eine Art Freihafen, die anstatt der ab⸗
geschafften wieder eingerichtet werden sollen. Hierauf hielt der Handels⸗Minister eine kurze Ansprache an den ö. . be⸗ lobte ihn wegen seiner Thätigkeit. Der Präsident desselben danke den Mitgliedern für die Ordnung und Ausdauer, womit sie sich den Verhandlungen hingegeben haben, und der Abg. Cacace sprach der Stadt Rom den Dank des Kongresses für die ihm bereitete glänzende Aufnahme aus. Nachdem die Versammlung Venedig zum Sitz des fünften Kongresses beflimmt hatte, trennte fie sich unter begeisterten Rufen: „Es lebe der König!“ — Die „Gazetta? von Mantua meldet: „Unser Bischof begab sich gestern in das Kapitel der Kirche S. Barbara, um die durch den Tod des Mons. Corridori erledigte Direktion der Abtei temporär in seine Hand zu nehmen. Das Kapitel wider⸗ setzte sich diesem Vorhaben des Bischofs und verweigerte dem Akte der Besitzergreifung seine Unterschrift, weil nach den Statuten im Falle der Vakanz die Befugnisse des Abtes dem Erzpriester zustehen. Wie wir hören, hat der Minister⸗Siegelbewahrer, dem der Fall berichtet worden ist, den Widerstand des Kapitels gegen die Eingriffe des Bischofs in seine und Sr. Majestät Rechte gebilligt, zumal die Ernennung des Abtes und des ganzen Kapitels von Santa Barbara dem Könige vorbehalten ist. — Die am 16. d. M. eröffnete Eisenbahnstrecke Eotrone⸗ Catanzaro ist deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil dadurch Die ununterbrochene Eisenbahnverbindung der äußersten Nord⸗ und Südpunkte der HDalbinsel vollendet wird, so daß man nunmehr in 48 Stunden von Turin nach Reggio in Calabrien gelangen kann. = 19. November. (W. T. B.) Die „Dpinione“ bespricht die wegen des Abschlusses der neuen Handelsverträge schwebenden Unterhandlungen und bemerkt, die französische Re—⸗ gierung zeige sich durchaus bereit, Italien bei diesen Unterhand⸗ lungen zu unterstützen. Frankreich scheine selbst nicht abgeneigt, nöthigenfalls seinerseits auf diplomatischem Wege mit den übri⸗ gen Mächten zu verhandeln, mit denen zunächst die italienischen Handelsverträge und alsdann die französischen erneuert werden müßten. — Der Kardinal Silvestri ist gestorben.“
Griechenland. Athen, 19. November. (W. T. B.) Der Justiz⸗Minister Papazafiropulos hat um seine Sntlassung gebeten, weil die Deputirlenkammer die Be⸗— rathung der von ihm als dringlich bezeichneten Vorlage, betref⸗ fend die Reform des Kassationshofs, vertagt hatte. Das Ministerium hat indeß auf der Annahme der Dringlichkeit für diese Vorlage mit solcher Bestimmtheit bestanden, daß die Kammer die Dringlichkeit fast einstimmig beschloß und der Justiz⸗Minister hierauf sein Entlassungsgesuch zurückzog. — Das Gesetz wegen An⸗ nullirung der von der früheren nicht vollzähligen Deputirten⸗ . beschlossenen Gesetze ist vom Könige sanktionirt
orden.
Türkei. Nach über Wien, 19 November, Nachmittags, von der Herzegowina eingelangten Nachrichten haben die Türten zwar, wie bereits gemeldet, am 14. d. M. erfolgreich gegen die Insurgenten gekämpft, sind aber am 15. d. von ihnen zurück⸗ geschlagen worden.
— Nach einer aus südslavischer Quelle stammenden Mel⸗ dung der „Agence Havas“ aus Ragusa wird Garansko von den Insurgenten blokirt. Letztere hätten sehr beträchtlichen Zuzug erhalten, Der Valy Reouf Pascha habe sich mit dem größten Theil der in der Herzegowina stehenden türkischen ö gegen die Insurgentenführer Succich und Paulovich gewendet.
Rußland und Polen. St Petersburg, 20. November. (W. T. B.) Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff wird am 20. d. M. hier zurückerwartet. — Die hiesige Presse fährt fort, ihre Zuversicht über die friedliche politische Lage zu äußern. — Der Kriegs⸗Minister verweilt noch auf Urlaub, und fin⸗ det man allerseits hierin die beste Widerlegung der vor kurzem in der auswärtigen Presse umlaufenden Gerüchte über Rüstungen Rußlands. General Potapow ist aus Livadia hier einge⸗ troffen. — Die Mitglieder der schwedischen Nordpol⸗ expedition haben hier eine glänzende Aufnahme gefunden. Besonders sind sie in der geographischen Gesellschaft gefeiert worden. — Aus Moskau wird gemeldet, daß auf den Eisen⸗ ö . ,,, Jaroslaw Brände stattgefunden aben. Der durch dieselben verursachte Schaden beträgt eir 100,000 Rubel. ö ö ö
Amerika. (A. A. C.) Brigham JYJoung hat sich geweigert, seiner fiebenzehnten Frau, Anna Elisabeth Joung, die ihr zugesprochenen 9500 Doll. Alimente zu zahlen. Das Bundesbezirksgericht in Salt⸗Lake⸗City hat deshalb am 29. v. M. dekretirt, daß Brigham Joung gefangen zu halten sei, bis er die verfallenen Alimente nebst den Prozeßkosten bezahlt habe. Dieser Entscheidung gemäß wurde der Mormonen-Pro⸗ phet in seiner Behausung arretirt, doch wurde ihm, da er Krank⸗ heit vorschützte, gestaltet, einstweilen in seinem Hause unter Aufsicht eines Gerichts beamten zu bleiben. ; Montevideo, 18. November. (W. T. B.) In Folge einer hier entdeckten kommunistischen Verschwörung haben zahl⸗ ö. w stattgefunden. Die Ruhe wurde nirgends gestört.
— 19. Oktober. In der Stadt Montevideo hat eine Störung der Ruhe nicht stattgefunden. Die Regierung hat den Belagerungszustand erklärt. Der Artikel 4 des betref⸗ fenden Dekretes vom 18. d. M. lautet:
„Die Versammlungen innerhalb der Häuser, gleichviel zu welchem Zwent, sei derjelbe kaufmännischer oder literarischer Art, dürfen ohne vorhergehende Erlaubniß der Behörde nicht statifinden. Hierin ein begriffen sind die Vereine, welchen Namen sie auch führen mögen, die öffentlich bestehen, ohne die Genehmigung ihrer Statuten echal⸗ ten zu haben.“
Asien. Aus Calcutta wird der „Times“ unterm 18. d. telegraphirt: „Die 3. Buffs marschiren morgen nach Perak ab. Das 1. Goorkha⸗Regiment wird am Sonnabend aus der Punjab erwartet und soll mit Artillerie in Kurzem folgen. Das 21. Fü⸗ silier⸗Regiment aus Madras und vier Ingenieur⸗Offiziere haben , Ordre erhalten, nach den Straits⸗Settlements ab⸗
ugehen.
Nr. 44 des Justiz⸗Ministerialblattes enthält: HAllge- meine Verfügung vom 16. Nevember 1875, betreffend das Ver⸗ fahren bei Requisttionen an Kaiserlich russische Behörden. — Allge⸗ meine Verfügung vom 15. November: Tarif für den Ansatz der Ge⸗ fangenen Verpflegungskosten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. Der Umzug des Märkischen Provinzial Museum s aus dem Nathhause nach dem ehemals Gräflich Podewilsschen Palaig, Klosterstraße Nr. 68, ist jetzt vollendet. Es wird nun safort die Auf⸗=
stellung in den neuen Räumen erfolgen, damit die Eröffnung des Muscums für das Publikum womö lich n Nen let = ö P glich noch vor Neujahr stattfin 8 — — 46 hat der ö irmeni ein neuet ild, „Alte Wassermühle i Walde“ [Motiv: Quitzowmühle, Spreewald), , ; Dan bekannte Talent Firmenichs, Baumgruppen mit Naturwahr⸗ heit und Frische und zugleich in den edelsten Formen dar— zustellen, fällt in diesem Bilde wieder in die Augen, es stellt die eigenartige Natur des Spreewaldes in voller Majestät dar. Rechts licht man eine kräftig gehaltene, von der Morgensonne durchstrahlte Baumgruppe, bestehend aus knorrigen Eichen, Buchen und Weiden zwischen denen romantisch die alte zerfallene Wassermühle liegt. Diefer hechaufstrebenden Partie, dem eigentlichen Glanzpunkt des Bildes gegenüber steht eine große Lindengruppe, neben der sich ein Waldweg am Ahbhange über eine Brücke hinzieht, unter ihr schimmern thaufrisch die Gräser, wie denn die Thauwolke, welche über der Land— schaft hängt, ihr auch im fernsten Hintergrunde Morgenfrische ver—= leiht. Auf der andern Seite blickt man über das Wafsser hinaus guf einen Wiesengrund, der in der Ferne von hohen Baumzügen, über denen noch der Kirchthurm von Läbben hervorragt, begrenzt wird Firmenich ist eine dichterische Natur, stets geneigt, aus der so reichen Waldnatur das Schönste und Stattlichste, was ste bieten kann, zu naählen; bekannt ist auch die gewissenhafte Sorgfalt, mit welcher er Alles behandelt und ausführt, von der tausendjährigen Eiche bis zum kleinsten Grashalm. Daraus entsprießt vor Allem auf den wild wuchernden Gewächsen des Vordergrundes eine Wahrheit, die der Beschauer zu bewundern gezwungen ist. Den Freunden der Kunst owohl, wie den Freunden der Mark empfehlen wir, den Besuch des Ateliers Dorotheenstraße 6z nicht zu versäumen, woselbst das Werk auf das Bereitwillitzste bis 1. Dezember gezeigt wird.
— In Wien ist der Geburtstag Schillers in den weite— sten Kreisen besondera feierlich . word en. Die en ern seierten den Dichter in Gesang, Deklamation und Reden. Gefsellige Vereine veranstalteten besondere Zusammenkünfte, und in dem schönen Saale des Gartenbauvereins fand ein großes Fest⸗Concert mit aus⸗ gewähltem Programm statt. Im Burgtheater wurde „Wallenstein“ im Stadttheater Laube's „Karlschüler‘ in neuer Besetzung gegeben, welche letzter am Sonntag, den 14 d., als volksthümliche Vorftel⸗ lung bei uͤbervollem Hause wiederholt wurden.
— Von „Carl Heymanns Literaturblatt für Rechts—⸗ und Staatswissenschaft“ ist die Nr. 18 Ja soeben ausgegeben worden. ꝛ J
— Am 17. d. M, eischienen bei Michel Levy aus dem Nach⸗ lasse Michtelets die letzten zwei Bände der G . 9 . ö . ö. ö. . und . Band der „Geschichte des 19. Jahrhunderts. Der erste der beiden Bände reicht bit zur Brumaire, der andere bis Waterloo. .
Land⸗ and Forstwirthschaft.
Für die im nächsten Monat in Auesicht genommene Plenarversammlung der technischen . für . Veterinärwesen ist folgende Tagesordnung festgestellt worden: 7 Berathung der Instruktionen zur Ausführung des Seu chengesgtzes. (8. 28.) Bisherige Referenten: Departements Thierarzt Dr. Paali, Geh. Medizinal Math Dr. Gerlach. Die Ent⸗ würfe zu den Instruktionen werden in einzelnen AÄbschnitten den Mit— gliedern der Deputation vor der Plenaiversammlung übersandt wer—= den. Auch wird für jeden Abschnitt je ein außerordentliches Mitglied der Deputation um die Uebernghme des Referats ersucht werden. Bei dem auf die Maul, und Klauenseuche bezüglichen Abschnitt der Instruktion wird in Erwägung zu ziehen sein, oo bei der großen Ver breitung, welche die Seuche gegenwärtig gewonnen hat, etwa vorüber⸗ gehende Maßregeln angezeigt scheinen. g Berathung über den Erlaß eines Verbots der Einfuhr von Rindvieh aus dem Königreich der Niederlande nach Preußen. Referenten: Rittergutsbesitzer Graf von Zedlitz - Trütschler Gemeindevorsteher Groeneveld. Prefessor Dr. Meller. Y) Ber a⸗ thung über eine neue Regelung des Prüfungswesens für heamtete Thierärzte. Referenten: Geh. Medizinal-Rath Dr. Gerlach, Professor Dr. Skzreczka, Dr. med. Loewe. 4 Bera“ thung über Vorschläge wegen Gewährleistung beim Vieh— handel. Referenten: Lehrer an der Königlichen Thierarzneischule Dieckerhoff, Geh. Medizinal⸗ Rath De, Gerlach, Rittergutsbesitzer Graf von Zieten˖ Schwerin. 5) Berathung über den Eintritt in internationale Verhandlungen behufs gemeinschaft⸗ licher Maßregeln zur Unterdrückung der Lungen seuche. Referenten: Prefessor Dr. Skzreczta, Professor Dr. Müller, Ritter⸗ gutsbesitzer Gerpoff. 6 Berathang über die Vorbereitung einer Viehseuchen-Statistik in Preußen. Referenten: Pro– fessor Dr. Müller, Gutsbesitzer vom Hof, Gutsbesitzer Plehn.
— Im Regierung bezirk P'o/ t sdam ist man mit der Ernte am meisten in den Kreisen Ostpriegnitz und Neu⸗Ruppin, am wenigsten im Kreise Zauch-Belzig zufrieden. Die Winterung hat durchschnittlich im Korn einen etwas besseren, in Stroh einen noch geringeren Ertrag als im Vorjahr ergeben. Das Sommetgetreide dagegen ist in Folge der Ungunst der Frühjahrswitterung durchweg nur dürftig, an einigen Stellen sogar fast ganz ausgefallen. Der Weizen in einzelnen Strichen des Kreises Angermünde hat durch Rost gelitten, in den Kreisen Prenzlau und Jüter— bogk⸗Luckenwalde ist er nicht unerheblich hinter dem Ertrage des Reggen zurückgeblieben; ein gutes Ergebniß ist haupt— sächlich auf einigen Gütern des Kreises Niederbarnim erzielt worden, welche auf künstliche Düngung große Mittel verwenden. Hafer und Gerste haben mit sehr wenigen Ausnahmen nicht befriedigt, im Kreise Zauch⸗Belzig haben hohe Lagen sogar eine gänzliche Mißernte ge— liefert. Diesem im Ganzen unerfreulichen Resultat gegen über muß indeß hervorgehoben werden, daß die Qualität der Körner durchweg als gut, in manchen Gegenden sogar als vorzüglich bezeichnet wird. Von Hülsenfrüchten haben die Erbsen stellenweise durch Mehlthau gelitten; Wicken und Lupinen befriedigen mehr. Kleehen ist mit geringen Ausnahmen sehr dürftig gerathen und vielfach ganz ausgefallen. Was an Heu geerntet worden, ist hauptsächlich dem zweiten Schnitt und den einschäligen Wiesen zu verdanken, auch die Qualität ist meistens gut. Die Obsternte ist durchgängig reichlich ausgefallen, jedoch wird mehrfach über Früh⸗ reife und dadurch verminderte Qualität geklagt. Verzüglich haben die Pflaumen, ausgenommen im Kreise Prenzlau, ge— lohnt, auch Birnen sind überall in Fülle geerntet worden, Aepfel dagegen weniger. Ueber die Kartoffelernte herrscht vollste Be = friedigung, namentlich über die Qualität der Frucht, die einzig im Kreise Angermünde nicht genügt; die Kartoffelkrankheit hat sich nur sehr vereinzelt gezeigt. Die Zuckerrüben versprechen guten Ertrag; dagegen ist der Tabak nur im Bezirke der Haupt⸗Steuerämter Prenzlau und Neu⸗Ruppin gerathen, in den übrigen Theilen des Regierungs⸗ bezirkes haben die Pflanzen durch Yagelwetter bedeutende Be— schädigungen erlitten. Uebrigens hat der Tabaksbau, trotzdem die Preise gesunken, namentlich im Bezirke der Haupt⸗ Steuerämter Prenzlau und Neustadt- Eberswalde nicht un— erheblich zuzendmmen. — Unter dem Rindvieh hat fast allge⸗ mein, . gutartig, die Maul ⸗ und Klauenseuche geherrscht, auch Lungen seuche und Milzbrand und aufgetreten; auch unter den Pferden hat sich die Rotzkrankheit im 3. Quartal d. J. fast in allen Kreisen, aber nur vereinzelt, gezeigt. Auch die Schafe haben vielfach unter Pocken und Klauensenche gelitten, letztere Krankheit ist stellenweise erenfalls unter den Schweinen aufgetreien. Beinerkenswerth ist noch, daß die land wirthschaftlichen Vereine zu Pritzwalk und Kyritz neuer—= dings 24 Zuchtstiere aus den vorzüglichsten Heerden Ostfries⸗ lands zur Förderung der Rindviehzucht angekauft haben.
— Am 17. November starb in Schwerin der Ober⸗Forstmei⸗ ster a. D. Friedrich Grohmann im 89. Lebensjahre.
— Das Königliche bayerische Forstamt Kronach theilt Fol- gendes mit: Nach den offiziellen Berichten der einschlägigen König
Landschaftsmaler Joseph
lichen Forstreviere betragen die juͤngsten Windbruchanfälkte in den Staatswaldungen des Frankenwalpes ga. 38,090 . . ,,, mit der Wurzel aus Boden gerissen, und es stud diese Windbruchbeschädigungen i Reviere Stein wie sen am beträchtlichsten. ö. , .
Gewerbe und Handel.
Im Anschluß an die bevorstehende ordentliche eneralver⸗ sammlung der Chemischen Fabrik Schönebeck . ordentliche stattfinden, in welcher Aufsichtsrath und Direktion die Li— quidation und Auflösung der Gesellschaft mit der Ermächtigung zum freihändigen Verkauf der Gesellschaftsobjekte beantragen werden.
— Eine Anleihe der Stadt Frankfurt a. M in Gestalt 4prozentiger Obligationen gelangt vom 1—3 Dezember zur öffentlichen Subskription. Der Emissionscours ist auf 95 * festge⸗ setzt. Die Subskription wird geschlossen, sohald der aufgelegte Be⸗ trag von 5 Millionen Mark voll gezeichnet ist.
. Die Direktion der Danziger Privatbank erläßt wieder- holt die Bekanntmachung, daß die in Thalerwährung lautenden Noten des Instituts mit dem 1. Januar tut. ungültig werden; zugleich ver⸗ öffenilicht ste eise Liste von Bankfirmen, die außerhalb Danzigs di Einlösung der Noten übernommen haben. (S. Inf.) z
Dresden, 19. November. (W. T. B.) In der heute hier stattgeha bten Generalversammlung der Aktionäre der sächsischen . . der sächsischen Bank unter das Reichs⸗
gesetz na aßgabe der vorge ö g einstimmi =. 9 rgelegten Tagesordnung einstimmig
Wien, 19. November. (W. T. B.) Der Verwaltungsre
Lemberg⸗CEzernowitzer Bahn hat, wie die n n . beute das Uebrreinkommen mit der Regierung genehmigt, wonach die Czernowitzet Bahn die Albrechtsbahn zu den zwischen der Re— gierung und der Albrechtsbahn vereinbarten Bedingungen übernimmt und wonach ferner die Strecke der Staatsbahn Tarnow Leluchor gegen einen in Aktien der Czernowitzer Bahn al pari an die Re— gietung zu bezahlenden Kaufpreis von 16 Millionen Gulden an die Czernowitzer Bahn übergeht. Die gedachten Aktien zum Betrage von 16 Millionen Gulden, sowie die für die Albrechtsbahn zu begeben den. Titres werden staatlich garantirt, die Gzernowitzer Bahn verpflichtet sich zum Ausbau der Strecken Siy⸗Beekid und Lemberg ˖ Nowosielika und erhält für den Fall der Konzessionirung der Linien Lemberg⸗Tomatzow und Giybow-Zagarcz das Vorrecht. — Die Meldung der „Opinione“ von dem erfolgten Abschluß des Ver— trages über Rückkauf der oberitalienischen Bahnen durch die italienische Regierung wird in hiesigen Börsen. und Finanzkreisen vollinhaltlich bestätigt. Zur Perfektüachung des Uebereinkommeng trifft, gutem Vernehmen nach, in den nachsten Tagen ein Vertreter der italienischin Regierung hier ein. Wi en, 20 November. (W. T. B.) Die Morgenblätter demen tiren die Gerüchte über Nichtzahlung des Januar-Coupons der Kreditaktien. Die Direktion der Kreditanstalt werde erst in der Weihnachtswoche über die Couponzahlung beschließen. Die Blätter koastatiren, daß die Situation der Kreditanstait unverändert sei.
— Die „Neue freie Presse“ erklärt, daß zwar die Höhe der in der Baseler Konvention von der italienischen Regierung behufs Rückkaufes der oberitalienischen Eisenbahnen bewilligten Ablösungs summenicht bekannt sei, jedoch könne versichert werden, daß die italienische Regierung we⸗ sentlich über das ursprüngliche Angebot hinausgegangen sei, und daß der geserwärtige Preis mit den Betriebzergebnissen der italienischen Eisen⸗ bahnlinien in besserem Einklange stehe. — Dem „Tageblatt“ zufolge soll die Kaufsumme in italienischen Rententiteln aurgefolgt, diefe vin. kulirt und aus deren Erträgnissen die theilweise Verzinsung der Prio⸗ ritäten und Aktien der Südbahn nach vorgenommener Reduzirung der—⸗ selben sichergestellt werden. Auch soll der Personalstand der Südbahn, der verringerten Ausdehnung der Bahn entsprechend, reduzirt werden.
— Auf den Schiffsbauwerften am Elyde soll, wie ez
heißt, wegen der großen Geschäftslosigkeit vom 29. d. Mis. ab eine e, Herabsetzung der Arbeitslöhne von 5 bis 10 * in Kraft rrten. — Die „New Yorker Handels⸗-Zeitung“ schreibt i ihrem vom 5. Noveniber cr. datirten , , n. tg während einer Wahlwoche, nahm das Geschäft auch dieses Mal einen sehr stillen Verlauf. In sehr wenigen Exportartikeln waren Umsätze belangreich, und auch in Importen konnte das Geschäft nicht befrie⸗ digen. — Die Tendenz am dieswöchentlichen Geldmarkt zeigte etwas größere Festigkeit. Der Abfluß nach dem Westen und Süden hielt an, und auch Seitens des Platzgeschäftes machte sich eine etwas lebhaftere Frage geltend. Während die Banken und meisten Finanz- institute on call nicht unter 5 x ausliehen, war auch an der Bötse nur in wenigen Fällen unter 4-5 x anzukommen. Ein gestern er= folgtes Anziehen bis 7 war durch künstliche Manipulation einer Spekulantengruppe hervorgerufen worden und nur von kurzer Dauer. In den angeführten Raten zeigte sich Geld im Allgemeinen abundant. In Diskonten überwog das Angebot die Nachfrage; kurze Sicht Mlatzwechsel konnten nicht unter 6 73 p. a. begeben werden' Das Geschäft im dieswöchentlichen Goldmarkt nahm einen unregelmäßigen Verlauf. Am vergangenen Sonnabend à 163 eröff— nend, fiel das Agio während der ersten zwei Tage graduell bis 153; später versetzten politische Momente den Goldstrom in eine so enthustastische Stimmung, daß eine weitere Baisse bis 14 Platz griff, worauf nach einer Reaktion bis 153 das Agio heute àz 15 schloß. Am Waaren- und Produktenmarkt wurde das Ge— schäft durch die am Dienstag abgehaltenen Wahlen wesentlich beein⸗ trächtigt. Für Brodstoffe riefen die minder günstig lautenden Kabeldepeschen eine mattere Stimmung hervor, und konnten sich bei gesteigertem Angebot höchste Preise der Woche mit wenigen Aut⸗ nahmen nicht behaupten, zumal Frachtraten bei der gerin zen Auswahl der im Lauf der Woche angekommenen Schiffe sehr fest blieben. Baumwolle verfolgte ununterbrochen weichende Tendenz, die in einem Rückgang von 111160 zum Ausdruck gelangte; zu den reduzirten No⸗— tirungen belebte sich jedoch der Exportbegebr etwas, und schließt der Markt in fester Haltung sowohl für effektive Waare als auch sür Termine. Der Gesammtwerth des letztwöchentlichen Waaren⸗ und Produkten Imports war um 1254 832 Doll. größer, als in der Vorwoche. Der Import fremder Webstoffe partizipirt an dem Ge— sammtwerth mit 1349011 Doll. und hat sich um 69, 399 Doll. ver= mindert, während von diversen Produkten und Waaren von 1,324,231 Doll. mehr importirt wurden. — Am letztwöchentlichn Waaren⸗ und Produkten Export, dessen Gesammtwerth um 1,9105351 Doll größer ist, als in der Vorwoche und den Wo hen-Import von 763, 030 Doll übersteigt, partizipirt Baumwolle mit 13623 Ballen im klarirten Werth von 882,685 Doll. ⸗
Verkehrs⸗Anstalten.
Breslau, 20. November. (W. T. B) Der Courierzu von Berlin ist heute in Folge einer Entgleisung bei . merf eld mit zwei Stunden Verspätung hier eingetroffen. Nähere Mittheilungen über den Unfall liegen augenblicklich noch nicht vor.
Wien, 2. November. (W. T. B.) Ueber den Präliminar⸗ vertrag der Regierung mit dem Verwaltungsrath der Lemberg— Czernowitzer Bahn wegen der Fuston mit der Albrechts bahn und der Uebernahme der Staatsbahn Tgarnsw⸗ Leluchow durch die Czernowitzer Bahn wird noch Folgendes bekannt. Der Kaufpreis für die Bahnlinie Lemberg Stry und Stiy Stanislav beträgt 19,179,400 Fl. einschließlich der von der Lemberg Czernowitzer Bahn an die Albrechtsbahn, zu vergütenden 4 Millionen Fl. Prioritäten, welche zur Liquidation noch vorhan⸗ dener Forderungen und zur Entschädigung der Aktionäre bestimmt sind. Die Staatagarantie bei der Albrechts bahn beträgt . de8,149 Fl. und bei der Tarnow Leluchower Bahn SI6 000 FI. Für das ganze neut Netz wird eine neue Konzesstonsurkunde ausgestellt, und die neue Gesellschaft bis zum Jahre 18861 von allen Steuern und Stempelgebühren befreit werden. Außerdem wird sowohl für die alte als auch für die neue Linie die Bildung eines Reservefonds von 2 Millionen bestimmt.