1875 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Nov 1875 18:00:01 GMT) scan diff

von nationalem Gesichtspunkte aus der in Rede stehenden Position zustimmen würde. Der Titel 5 wurde hierauf fast einstimmig angenommen, ebenso die Titel 6 bis 8 inkl. Auch Titel 9 (Vergütungen an Preußen) wurde nach einer Bemerkung des Abg. Rickert, auf welche der Bundes⸗ kommissar, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Michaelis, er⸗ widerte, genehmigt. Beim Schlusse des Blatts trat das Haus in die Berathung des Kap. III. ein.

Der Gottesdienst bei Eröffnung der außer⸗ ordentlichen Generalsnnode findet im hiesigen Dom am 25. d. M., Vormittags 10 Uhr, statt. Die Predigt wird der General⸗Superintendent Dr. Brückner halten.

Der Grundsatz, wonach bei der Neuveranlagung der römisch⸗katholischen Geistlichen zur Klassen⸗ steuer die auf Grund des Gesetzes vom 22. April er. ein⸗ gestellten Staatsleistungen außer Ansatz bleiben sollen, wird, wie der Finanz⸗Minister, nach vorherigem Einvernehmen mit dem Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, in einem Spezialfall entschieden hat, bei der Ausführung des Einschätzungsgeschäfts nur insoweit zur Anwendung gelangen können, als den Ver⸗

nlagungsbehörden die Ueberzeugung beiwohnt, daß eine Wieder⸗ aufnahme der Leistungen dem betreffenden Empfangsberechtigten gegenuber noch nicht erfolgt ist. In Ermangelung amtlicher Auskunft hierüber würde es zunächst Sache der in Rede stehen⸗ den Geistlichen selbst sein, den Veranlagungsorganen jene Ueber⸗ zeugung zu verschaffen. Insoweit aber auch von dieser Seite eine bezügliche Mittheilung nicht erfolgt und nicht durch Notorietät des obwaltenden Verhältnisses ersetzt wird, bleibt den Veran⸗ lagungsbehörden überlassen, bei der Einschätzung von der bereits erfolgten Wiedergewinnung der fraglichen Bezüge auszugehen, da den betreffenden Geistlichen die Herbeiführung einer Berichti= gung im Reklamationsverfahren unbenommen ist.

Die inländische Produktion an Gerberlohe reicht schon seit längerer Zeit für den Bedarf der einheimischen Leder⸗In⸗ dustrie nicht aus und ist hinter demselben besonders in den letzten Jahren zurückgeblieben. Für das Jahr 1873 weist die Handels⸗ Statistik eine Einfuhr an Holzborke oder Gerberlohe von 1760000 Ctr. im Werthe von 2,640, 000 Thlr., dagegen eine Ausfuhr von nur 198,000 Ctr. nach. Im Jahre 1874 betrug die Einfuhr 1100, 900 Ctr., die Ausfuhr 213,000 Ctr. Der bedeutenden Mehreinfuhr von Gerbermaterial ist neuerdings ein starker Import von nordamerikanischem Sohlleder hinzugetreten, welches durch seinen billigen Preis trotz geringerer Qualität dem inländischen Produkt eine empfindliche Konkurrenz macht. Diese Verhältnisse haben den betheiligten Kreisen zu vielen Kla⸗ gen und Anträgen Anlaß gegeben, in welchen auch der Wunsch nach thunlichster Förderung der Lohekultur, insbesondere der Sichenschälwaldungen, wiederholt und lebhaft zum Ausdruck gekommen ist. Diesem Wunsche da, wo die örtlichen Vorbedingun⸗ gen vorhanden sind, entgegen zu kommen, liegt nicht nur im Interesse der Lederindustrie, sondern auch der Landeskultur, da Schälwaldungen auf passendem Boden und bei zweckmäßiger Behandlung in verhältnißmäßig kurzer Zeit einen sicheren und lohnenden Ertrag gewähren. Der Minister für die landwirth⸗ schaftlichen Angelegenheiten hat deshalb die Vorstände der land—⸗ wirthschaftlichen Central⸗Vereine durch die Cirkularschrift vom 11. d. M. aufgefordert, die Angelegenheit nach Maß⸗ örtlichen Verhältnisse einer Prüfung zu unter⸗ zichen; und, sofern die Anlage von Eichenschälwaldungen an⸗ gezeigt ist und noch nicht in dem wünschenswerthen Umfange stattgefunden hat, durch Verhandlung in den Lokalvereinen, Ver— öffentlichung belehrender Aufsätze und sonstige geeignete Mittel zu derartigen Anlagen anzuregen, auch auf etwaige Mängel in der Behandlung derselben aufmerksam zu machen. Unter den Schriften, aus welchen über den Gegenstand Belehrung zu schöpfen ist, hat der Minister hervorgehoben:

') von Hagen „über die Anlage und Bewirthschaftung von Eichenschälwaldungen mit besonderer Rücksicht auf die mitt—⸗ leren Provinzen des Staats“, herausgegeben vom Landes⸗Oeko⸗ nomie Kollegium. Berlin, Wiegandt 1854.

2) „Die Gerberrinde mit besonderer Beziehung auf die EGichenschälwirthschaft“, von der Akademie Hohenheim gekrönte Preisschrist von J. G. Neubrandt, zweite Auflage 1869 bei Sauerländer in Frankfurt a. M.

3) „Praktische Anleitung zur Anlage und Behandlung der Eichenschälwaldungen“, verfaßt 1851 im Bayerischen Ministerial⸗ Forstbüreau, zunächst abgedruckt in der Zeitschrift „Forsiwirth⸗ schaftliche Mittheilungen“, München 1852. Palmsche Buchhand⸗ lung, demnächst als besondere Broschüre im Buchhandel erschienen.

Der General⸗Major Wiebe, Commandeur der 4. Fuß⸗ Artillerie⸗Brigade ist zur Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß seiner Beförderung zum General-Major von Metz hier eingetroffen.

Nachdem der zum Sekretär des archäologischen Instituts in Athen ernannte Professor Dr. Köhler Anfangs d. Mts. dort eingetroffen ist, hat sein Vorgänger Dr. Lüders ihm die Geschäfte übergeben und demnächst die Rückreise in die Heimath angetreten.

S. M. S. „Hertha“ hat am 8. August er. den Hafen von Wladiwostock verlassen, ankerte am 15. dess. Mts. im Hafen von Hakodate, nahm am 20. Abends unter Segel die Fahrt nach Yokohama auf, langte am 21. in der Bucht von DYeddo an, und ankerte am 26. August er. Mittags auf der Rhede von Jokohama. An Bord Alles wohl.

Danzig, 22. November. (Westpr. Ztg. Die Panzer⸗ fregatte „Preußen“ wird binnen Kurzem von Bredow nach Swinemünde befördert werden, woselbst die Panzerung und innere Ausstattung des Schiffes bewirkt werden soll.

Kiel, 18. November. (Kiel. Ztg.) Das Kanonenboot „Delphin“ ist hier gestern außer Dienft gestellt. Bei der Bewaffnung der Besatzungen der deutschen Kriegsschiffe kommen die Entermesser in Fortfall.

Sachsen. Dresden, 22. November. Der König hat aus Anlaß seines Namens festes gestern Mittag im hie⸗ sigen Residenzschlosse die Glückwünsche des Ministers des König—⸗ lichen Hauses, sowie der Ober-⸗Hof⸗ und Hofchargen entgegen ensmmen. Nachmittags fand Familientafel bei der Königin

utter statt. —sie am Namenstage Sr. Majesfät übliche Revellle der Militärmusik ist gestern Morgen in Rücksicht auf das Todten⸗ fest unterblieben. J

Baden. Karlsruhe, 22. November. (W. T. B.) Der Landtag ist heute om Großherzog mit einer Thronrede eröffnet worden. In derselben wird zunächst die Befriedigung des Großherzogs darüber ausgedrückt, daß unter den zum Land⸗ tag versammelten Volksvertreiern zum ersten Male auch der

gabe der

volljährig gewordene Erbgroßherzog erschienen sei; es wird so⸗ dann hervorgehoben, daß der Ausbau der Reichsinstitutionen stetigen Fortgang nehme, und die Hoffnung ausgesprochen, daß die auf dem religiösen Gebiete hervorgetretenen Beun⸗ ruhigungen sich wieder in Vertrauen verwandeln würden. Als Berxathungsgegenstände für den Landtag werden auf⸗ geführt Gesetzentwürfe über Aufbesserung des Einkommens der Geistlichen beider christlichen Konfessionen, über die Vereinigung der konfessionell getrennten Volksschulen, über die Benutzung der Gewässer und Vorlagen über die Steuerreform, die Sber⸗ Rechnungs kammer, die Versorgung der Beamtenwittwen und über die Sicherung der dienstlichen Stellung der niederen Be— amten. In der Thronrede wird auch die wirthschaftliche Lage und deren Einfluß auf das Staatsbudget herührt und die Hoff⸗ nung auf baldige Besserung der Verhaͤltnisse ausgesprochen.

Mecklenburg. Schwerin, 22. November. Durch Ver⸗ ordnung vom 6. d. M. hat der Großherzog von Mecklenburg—⸗ Strelitz ein neues ‚„Gesangbuch für die eyangelisch⸗ lutherische Kirche in Mecklenburg⸗Strelitz“ eingeführt, welches vom 1. Advent 1876 an in allen Kirchen und Schulen des Landes, mit Ausnahme des Fürstenthums Ratzeburg, in Gebrauch genommen werden soll, aber auch schon von Neujahr 1876 ohne besondere landesherrliche Genehmigung gebraucht werden kann. Veranlassung zu diesem Akte kirchlicher Gesetz⸗ gebung des Großherzogs war der Umstand, daß das dem früheren Hofbuchdrucker im Jahre 1832 ertheilte und später ver— längerte Privilegium längst abgelaufen und sämmtliche Exem⸗ plare des von demselben herausgegebenen Gesangbuchs vergriffen waren. Das neue Gesangbuch ist vom Konsistorium mit Bei⸗ hülfe der Predigersfynoden ausgearbeitet, darauf der Landes— regierung zur Prüfung vorgelegt und demnächst auch mit den Ständen des Stargardischen Kreises berathen worden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. November. Der Rechnungsausschuß des Landtags ist heute zusam⸗ mengetreten.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 22. November. Der gothaische Landtag hat heute einstimmig die Summe von 3600 M zur Erhöhung des diesseitigen Jahresbeitrags für die Landesuniversität Jena und gegen 2 Stimmen, die gleiche Summe zur Erhöhung der Lehrerbesoldungen am hiesigen Gym⸗ nasiun vom neuen Jahr ab verwilligt. Vom Ministertische aus wurde hierbei mitgetheilt, daß auch das gegenwärtige Finanzjahr voraussichtlich mit einem Etatsüberschuß von über 160 006 M abschließen werde. Einstimmig wurde hierauf noch für die hiesige Seminarkasse die Erhöhung des Staatszuschusses von 14,250 6 um weitere 540 6 genehmigt. Zuletzt beschloß der Landtag, die Nachweisungen der Herzoglichen Generalkaffe zu Coburg über die Verwendung der Apersa nach genommener Kenntnißnahme an Herzogliches Staats⸗Ministerium wieder zurückzugeben und a, das mit 9000 Thlr. oder 27, 000 M etatisirte Aversum für die Unterhaltung der dem Herzoge reservirten Gebäulichkeiten inkl. der Baufuhren um 541 S, sowie b. das mit 6700 Thlr. oder 20, 1090 etatisirte Aversum für die Unterhaltung der dem Herzoge reservirten Gärten und Anlagen um 1693 S für die Dauer der gegenwärtigen Finanzperiode vom 1. Juli d. J. an zu erhöhen.

Anhalt. Dessau, 20. November. Nach einer Bekannt⸗ machung des „Staatsanzeigers“ ist vom Herzoge die Einbe⸗ rufung des Landtags auf den 29. November d. J. befohlen worden. Derselbe wird zum ersten Male in seinem neuen Sitzungssaale tagen, mit dessen Herstellung der Bau des groß⸗ artigen Behördenhauses vollendet ist. Gestern waren dle sämmtlichen Kreisdirektoren des Landes hier versammelt Auch hier ist jetzt eine Freimaurerloge begründet wor⸗ den. Sie führt den Ntamͤden Esiko zum aufgehenden Licht“ und hat durch landesherrlichen Erlaß die Rechte einer moralischen Person mit der Bestimmung erhalten, daß dieselbe in recht— lichen Angelegenheiten durch mindestens drei ihrer Vorsteher sich vertreten zu lassen hat.

Lippe. Detmold, 22. November. Das neueste Bül⸗ letin über das Befinden des Fürsten lautet: Nach einer ruhigeren Nacht ist das Befinden Sr. Durchlaucht des Fürsten wenig verändert. Detmold, 22. November 1875. Hofrath Dr. Eschenburg.

Großbritannien und Irland. London, 20. No⸗ vember. (2. A. C.) Aus Sandringham schreibt das „Hof⸗ journal⸗. „Man glaubt hier, daß die Gerüchte, der Prinz von Wales werde wahrscheinlich eher, als beabsichtigt war, aus Indien zurückkehren, nicht gut begründet sind, und daß Se. Königliche Hoheit nicht vor dem Frühjahr in England zurückerwartet werden dürfte. Auf alle Fälle ist keine Veränderung in den Reisedispositionen der Prinzessin von Wales für nothwendig erachtet worden. Nach einem Besuche bei der Königin in Windsor wird sie sich auf einen Monat oder sechs Wochen nach Dänemark begeben. Der König von Däne⸗ mark verläßt heute London und kehrt nach Kopenhagen zurück. Die Königin sowie die Prinzessin Thyra folgen ihm am 5. die Prinzessin von Wales und deren Familie am 16. nächsten Monats. Der Herzog von Gdinburgh hat Gunton Hall, den Landsitz von Lord Suffield (welcher den Prinzen von Wales nach Indien begleitete) in Norfolk, gemiethet und wird dort mit seiner Gemahlin und Familie während der Jagdsaison residiren.

Ueber den Aufenthalt des Prinzen von Wales in Indien liegen felgende Mittheilungen vor: Aus Bombay meldet der Telegraph, daß der Prinz von Wales am Donnerstag, den 18. d. M., mehrere Besuche abstattete und am Abend die Reise nach Baroda antrat. Ueber seinen Empfang da⸗ selbst wird unter dem 19. ds. berichtet: „Der Prinz von Wales kam heute früh in Begleitung seines Gefol⸗ ges hier unter Salutschüssen aus den Geschützen der eng⸗ lischen Garnison und des Guikwars an. Der jugendliche Guikwar, in dessen Begleitung sich Sit Madhava Rao und der britische diplomatische Agent befanden, empfing Se. Königliche Hoheit auf dem Bahnhofe, wo eine starke Abtheilung britischer Truppen aufgestellt war. Als der Prinz und der Guilwar den Bahnhof verließen und in den Straßen erschienen, spielten die Musikbanden, und es wurden Salutschüsse abgefeuert. Sie stiegen in ein goldenes, mit gold⸗ gesticktemn Tuche behangenes Howdah auf dem Rücken eines Elephanten. Der Guikwar saß zur Rechten des Prinzen, Madhava Rad hinten. Vor ihnen knieten 12 grell bemalte und pomp⸗ haft ausgeputzte Elephanten von riesiger Größe. Das Gefolge nahm ebenfalls auf Elephanten Platz und es wurde ein Zug gebildet. Die Seiten des nach dem englischen Gesandschafts gebäude führenden 161 Meilen langen Weges waren mit Guirlanden geschmückt, und man bemerkte zahlresche Triumphbogen mit den Inschriften Willkommen, Prinz!“ und „Gott segne den Prinzen!“ Zuerst

kamen Diener in Weiß und Scharlach, welche bunte Banner und Speere trugen; demnächst folgten Maͤnner in Scharlach und Weiß mit Banderolen, dann Marschälle zu Pferde. Ueber dem Haupt des Prinzen wurde ein Gala-Regenschirm getragen, und auf leder Seite schwenkten Männer Tücher aus Gold, Jaksschweife und Fächer aus Pfauenfedern. Die Vor⸗ stadt war nicht sehr mit Menschen gefüllt, aber die Be— völkerung war achtungsvoll in ihrem Benehmen. Auf dem

Kavaliere zu Pferde, Flintenträger, berittene indische Musik⸗ banden und eingeborene Truppen vollendeten das Bild eines Triumphzuges. Die Parsen verkündigten durch barbarische Musik das Nahen deg Prinzen. Am Eingange zu dem Kantonnement standen Fier goldene und filberne Eingeborenen⸗ Wagen, die von Ochsen mit vergoldeten und versilberten Hörnern gezogen wurden. Auf der linken Seite des Weges waren Abtheilungen des 9. und 22. eingeborenen Infanterie⸗ Regiments aufgestellt. Bei der Ankunft des Prinzen in dem Harten des Gesandischaftsgebäudes stieg er an der Terrasse ab, wo der Chef, das Personal und die Domestiken der Gesandt⸗ schaft versammelt waren, und geleitete den Guikwar nach dem Empfangssaale. Der Prinz trug eine schlichte Sol⸗ datenjacke nebst Beinkleidern und keinen Degen. Mad havo stellte die Sirdars und Minister vor, welche Nuzzurs darbrachten. Der Guikwar verabschiedete sich hierauf von dem Prinzen und kehrte nach Baroda zurück. Nach dem Frühstück inspizirte der Prinz die Gala⸗-Elephanten vor dem Gesandschafts⸗ gebäude und erledigte einige Geschäfte. Um 3 Uhr fuhr er mit seinem Gefolge nach Mohtibagh, besuchte den Guikwar und später die, Maharani, welche große Freude über den Besuch des Prinzen und die Baroda erwiesene Ehre ausdrückte. Dann begab sich der Prinz durch das mahomedanische Viertel nach der Arena. Auf den Straßen bildeten Soldaten ohne Waffen und Polizisten Spalier. In der Arena produzirten sich in Gegenwart von Tausenden von Zuschauern Ringkämpfer, und es wurden aufregende Elephanten⸗, Rhinozeros-, Buffalo⸗ und Stierkämpfe aufgeführt. Am Abend illuminirte die Stadt, und der Prinz speiste mit den Offizieren der eingeborenen Infanterie⸗ Regimenter. Für morgen steht eine Wildiagd mit einem Chitah auf dem Programm.

22. November. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen amtlichen Nachrichten aus Singapore vom 21. d. Mis. war General Golbione am Donnerstag vor 8 Tagen mit 3600 Mann und mit den Kriegsschiffen ‚Ringdove“ und „Egeria“ nach Perak abgegangen und hatte sich am Montag nach voraug— gegangenem Bombardement des Dorfes bemächtigt, wo der Agent Birch ermordet worden war. Verschiedene dem Ermordeten ge⸗ hörige Gegenstände wurden in der Wohnung des Maharadja Lela aufgefunden. Die Truppen sollten demnächst nach der Residenz zurückkehren.

Frankreich. Paris, 21. November. Der Kapitän der in Flammen aufgegangenen Panzerfregatte ‚„Magentan, Ga⸗ libert, wird dem Hesetze vom 4. Juni 1858 gemäß vor einem Kriegsgericht erscheinen, welches wie folgt zusammengesetzt ist: Präsident: Vize⸗Admiral Bourgois; Richter: die Contre⸗ Admirale: Thomasset, Buret, de Fayolles und Amet, und die Fregattenkapitäne Vieary und Lacour⸗Marivaug. Als Regierungskommissar wird der Fregattenkapitän Le Blanc fungiren. In der Nationalverfammlung gelangte ein Bericht des General Appert über die Sperationen der Militärgerichte im Anschluß an den Kommune⸗ aufstand von 1871 zur Vertheilung. Das Aktenstück enthält folgende Daten: Nach der Einnahme von Paris be⸗

schen Armee. Man war allgemein der Ansicht, daß es nicht ge⸗ nügte, den Aufstand durch Waffengewalt bezwungen zu haben, und daß Sicherheitsmaßregeln gleich denen, welche nach den Vorgängen vom Juni 1848 getroffen worden waren, am Platze sein dürften. Damals hatte die Rationalversammlung verfügt, daß alle Diejenigen, die geständig waren, an der Insurrektion vom 23. 24. und 25. Juni theilgenommen zu haben, in die überseeischen französischen Kolonien gebracht werden sollten. Demgemäß waren vier Militärkommissionen ernannt wor⸗ den, mit deren Hülfe binnen drei Monaten über das Schicksal von 11060 Individuen entschieden wurde. Von diesen hatte man 261 den Kriegsgerichten überantwortet, 4330 zur Deportation verurtheilt, die übrigen auf freien Fuß gesetzt. An dieses Ausnahmeverfahren erinnert der General Appert in seinem Bericht, indem er hinzufügt, daß es im Jahre 1871 der Nachahmung um so würdiger scheinen mußte, als die Ahndung auf dem gesetzlichen Wege ungeheure Schwierigkeiten bot. Allein Hr. Thiers theilte diese Auffassung keineswegs, und die Kriegs⸗ gerichte traten in volle Thätigkeit. Am 1. März 1872 waren von 30090 in Untersuchung gezogenen Personen 18,930 in Folge von Ablaßverordnungen auf freien Fuß gesetzt, 11,170 den Kriegs⸗ gerichten überantwortet worden. Unter den der Theilnahme an dem Aufstande Beschuldigten zählte man 7460 röckfällige Verbrecher und 850 Frauenspersonen. Von diesen letzteren waren 492 verheirathet, die meisten Anderen jedes Gefühls für Familie und Sittlichkeit bar; nur 200 wurden vor ein Kriegsgericht ge⸗ stellt. Auch 651 Kinder, darunter 38 sieben⸗ bis dreizehnjährige, waren gefänglich eingezogen, 460 dann wieder auf freien Fuß gesetzt und 80 den Kriegsgrichten überliefert worden. Nach dem Aufstande hatte man in Paris 50090 Militärs vorgefunden. 1491 verfielen den Kriegsgerichten, 2266 wurden zu ihren Corps und 1167 in die Strafcompagnie nach Algerien geschickt. Durch⸗ schnittlich haben die zwischen dem 3. April und 31. Juli 1873 verhafteten und nach einer ersten Untersuchung freigesprochenen Personen eine Haft von 5 Monaten, die rückfälligen Verbrecher, Kinder, Militärs, die aus verschiedenen Gründen einer Spezial⸗ untersuchung unterzogen worden sind, eine Haft von 8 bis 9 Monaten bestanden.

Versailles, 22. November. (W. T. B.) Die Nation al⸗ versammlung begann in ihrer heutigen Sitzung die dritte Berathung des Wahlgesetzes und nahm den ersten Artikel desselben ohne erhebliche Debatte an. In der heutigen Sitzung der Kommission zur Vorberathung des , fm entwurfes waren die Minister Buffet und Dufaure erschienen. Letzterer vertheidigte den Gesetzentwurf im Ganzen; Buffet führte aus, der Belagerungszustand müsse in den großen Centren Frankreichs aufrecht erhalten bleiben, um jede Unregelmäßigkeit bei den bevorstehenden Wahlen zu verhindern. Es herrschten noch viele ß. Leidenschaften in Frankreich, und gegen diese müßte die Regierung bewaffnet sein. Sie würde sich übrigens des Belagerungszustandes nur im äußersten Nachfalle be⸗ dienen. Die Organisation radikaler Comitès bilde eine ernst⸗ hafte soziale Gefahr.

Spanien. Madrid, 22. November. (WBV. T. B.) l General Martinez Campos ist hier eingetroffen, um an

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Wege nach den Kantonnements bildete indische Kavallerie Spalier.

fanden sich cireg 38, 000 Personen in den Händen der französi⸗

den Berathungen über den weiteren Operationsplan für den Feldzug der Nordarmee theilzunehmen.

Nußland und Polen. (Monatsübersicht für Ok⸗ tober.) Der Kaiser verweilt noch im Süden, wie gewöhnlich

vwährend des Oktober und während eines Theils des November.

Um die Zeit, wo der Kaiser sich im Süden aufhält, werden in der Regel die Inspektionen über die in den mittäglichen Pro⸗ pinzen des Reichs stationirten Truppen abgehalten, und so war e auch in diesem Jahre. Am 22. Oktober traf auch der Ge⸗ neral⸗ Adjutant Ignatjew, der diesseitige Botschafter in Konstan⸗ tinopel, auf des Kaisers Landsitz in der Krym, Livadia, ein, um Sr. Majestät über die Lage der Dinge im Orient persönlich zu referiren Am 19. Oktober hatten der Thronfolger und seine Gemahlin Kopenhagen verlassen und trafen am 22. in Kronstadt ein, worauf sie sich nach Zarskoje Sselo begaben. Von St. Petersburg reiste inzwischen der Großfürst Rikolai Nikolajewitsch (Bruder des Kaisers) nach Livadia. Von der Kaiserin heißt es, sie werde auch für diefen Winter nach San Remo gehen. .

Während des Oktober traf die Mehrzahl der auf Urlaub befindlichen Minister in St. Petersburg wieder ein.

Es wurde dem Slavischen Wohlthätigkeits⸗Comité zu St. Petersburg gestattet, in ganz Rußland Sammlungen zu Gunsten der nothleidenden Herzegowiner zu veranstalten, mit der Klausel jedoch, daß diese Gelder nicht den kämpfenden Insurgenten, son⸗ dern nur den obdachlosen Flüchtlingen, die an Allem Mangel leiden, zukämen.

Die Verhältnisse mit Kokand sind noch immer nicht ge⸗ ordnet. Nach dem Siege bei Machram, der Hauptfestung des Khanats, erklärte der neue Khan Nasr⸗Eddin (Ehudojars Sohn) sowie das Volk von Kokand ihre unbedingte Unterwerfung. Nasr⸗Eddin wurde von Rußland ohne Weiteres anerkannt, wenn er nur Schadensersatz leisten und die Verträge halten wollte. Am 15. September zog der General⸗Adjutant v. Kauffmann in Ko⸗ land ein, aber der Awtobadschi Abderrahman hatte in Margilan eine neue Erhebung bewerkstelligt. Nach dem neuen Siege vom 21. September schien Kokand pacifizirt, bis im Oktober plötzlich wieder ein allgemeiner Aufstand losbrach, der die Ver⸗ treibung des Khan Nasr⸗Eddin zur Folge hatte und zeitweilig alle Erfolge über die Kokandzen in Frage stellte. Der General⸗Adjutant von Kauffmann hält zur Sicherung der Grenzen vor neuen Anfällen und namentlich zur Deckung der gponirten Städte Chodschend und Ura⸗Tjube und selbst Tasch⸗ lends,s die Annexion des rechten Naryn⸗ und Syr⸗Darja⸗Ufers (des Gebiets von Namangan) für unumgänglich nothwendig.

Im Oktober wurde im Finanz⸗Ministerium eine Kommission gebildet zu Regelung der Betheiligung Rußlands bei der Welt— Lusstellung zu Philadelphia. Für die russischen Aussteller haben

die Amerikaner einen Raum von 10,000 Quadrat⸗Jards ein⸗ emessen.

Im August 1876 versammelt sich in St. Petersburg der dritte internationale Orientalisten⸗K⸗ongreß. Zu diesem Kongreß ind schon mancherlei Vorarbeiten gemacht worden, zunächst wird, m die im Auslande bisher wenig bekannten Arheiten russischer Reisenden und Forscher der Versammlung möglichst vollständig borzuführen, den Gliedern des Kongresses eine umfassende Bibliographie von russischen Gelehrten, kartographischen und seisewerken über Sibirien, Mittelasien, die Kaukasusländer

und andere Gebiete Asiens vorgeführt werden. Gleich⸗ heitig wird während des Kongresses eine Ausstellung von allen AUrten von archäologischen, archäographischen, ethnographischen, umismatischen, künstlerischen und literarischen Denkwürdigkeiten Hbrientalischen Ursprungs veranstaltet. Die zahlreichen Museen in sußland liefern für die Ausstellungszeit ihre besten Schätze nach St. Petersburg; der Geheime Rath Grigorjem präsidirt im be⸗ reffenden Comité und der Hofrath Lerch hat speziell die Aus⸗ ellungsgeschäfte zu besorgen. .

Das Justiz⸗Ministerium hat im Reichsrath Vorschläge ein⸗ gebracht zur Einführung der friedensrichterlichen Institutionen n folgenden Gouvernements: Astrachan, Ufa und Orenburg.

Aus dem Vortrage, welchen der Finanz⸗Minister am 28. Okto⸗ er in der Reichs⸗Kreditkommission gehalten, ist Folgendes zu ersehen: Rußland hatte am 1. Januar 1874 an Staatsschulden, a. im Aus⸗ ande: zu 5 Proz.: g5, 182, 000 holländische Gulden, 19, 868,000 'bfd. Sterl., 57,869, 950 Rubel inreditbillets, S3, 014 670 dubel in klingender Münze; zu 41 Proz.: 8 300,000 Pfd. Sterl;

4 Proz.: 20,275,000 Rubel in Kreditbillets; zu 3 Proz.: 363 000 Pfd. Sterl; b. im Inlande: zu ß Proz.: 47 489, 357 ubel in Kreditbillets; zu 5 Proz: 217.131, 957 Rubel in reditbillets; zu 4 Proz.: 153, 865,225 Rubel in Kreditbillets, „354,600 Rubel in klingender Münze. Die Totalsumme der ver⸗ nslichen Staatsschulden Rußlands am 1. Januar 1874 belief sich mit auf 95,182,000 holl. Gulden; 33,531, 100 Pfd. Sterl.; t 369,270 Rubel in klingender Münze; 496,630,589 Rubel

Kreditbillets. Davon wurde im Laufe des Jahres 1874 ab⸗ zahlt: a. im Auslande: von der 5proz. Schuld; 1,6209, 090 bll. Gulden; 73,400 Pfd. Sterl.; 2,136,750 Rubel in Kredit⸗ illets, 2,214,660 Rubel in klingender Münze; von der 4 proz. chuld: 200900 Pfd. Sterl.; von der 4proz. Schuld 1,675,090 ubel in Kreditbillets; von der Zproz. Schuld: 214 300 Pfd. Sterl.;

im Inlande: von der 6proz. Schuld: 365,585 Rubel in

reditbillets, von der 5proz. Schuld 1ů,289 850 Rubel in Kredit⸗ lets, von der 4proz. Schuld: 945,609 Rubel in klingender Rünze. Außerdem blieben unverändert im Umlauf 2 Serien n Rentenscheinen im Gesammtbetrage von 216 Millionen ubel, polnische Rentenscheine im Betrage von 100,000 Rubel;

ner polnische proz. Obligationen im Betrage von 23 052, 900 ubel; konsolidirte Eisenbahn⸗ Obligationen im Betrage von ' éS82, 200 Pfd. Sterl. .

Es geht hervor, daß von der verzinslichen Staatsschuld im

hre 1874 etwa 17 Millionen Rubel abgezahlt wurden.

Die unverzinsliche Staatsschuld Rußlands, die Kredit⸗ illets, beliefen sich 1374 auf 566 Millionen Rubel.

Die Eisenbahnschuld Rußlands verlangte im Jahre süd an Zinszahlungen und Amortisationen 243 Millionen ubel. Die Garantiezahlungen für die Eisenbahnen und e Emissionen von neuen bezüglichen Obligationen belaufen sich hrlich durchschnittlich auf 131 Millionen Rubel, repräsentiren so ein Ftapital von 265 Millioen Rubel.

Darnach entnimmt die ‚Börsen⸗ Zeitung“ der Rede des snanz⸗Ministers folgende Totalsumme aller Schulden des ichen Reiches, indem sie sie sämmtlich auf Rubel in Kredit⸗

ets reduzirt: ö

2 der verzinslichen Staats schuld 1250 Millionen senbahnschuld (Garantiegelder) 265. Millionen, unverzinsliche taatsschuld (Kreditbillete) 566 Millionen, Eisenbahn⸗Anleihen d nominelle Eisenbahnschuld 795 Millionen, Hypothekar⸗ und quidationgschulden 552 Millionen; Totalsumme aller Schulden,

ohne Unterschied des Charakters und der Produktivität: 3458 Millionen Rubel in Kreditbiklets.

Nach einem Berichte, welcher in der statistischen Abtheilung der russischen geographischen Gesellschaft erstattet wurde, giebt es in Rußland circa 757 Banken und Kreditanstalten. Von diesen sind 643 Hauptanstalten und 114 Filialen. Unter jenen Tö7 find 231 Hülfs⸗ und Darlehnsgenossenschaften (meistens von Bauern begründet und unterhalten und in beständiger und rapider Zunahme begriffen, 73 Darlehnskassen, 234 städtische Banken., 88 AÄktienbanken für kommerziellen Kredit (mit Filialen), 51 Anstalten begreifen die Reichsbank und ihre Filialen, 45 sind gegenseitige Kreditanstalten, 8 begreifen die polnische Bank und ihre Filialen, 5 gehören der Gesellschaft für gegenseitigen Bodenkredit, 7 sind städtische Kreditanstalten, 11 Aktienbanken für Hwüpothekar⸗Kredit, 2 Leihbanken sür Loskaufsachen. Von diesen I57 Kreditanstalten sind 483 auf solidarische Haft der Bethei⸗ ligten gegründet, 135 gehören der Regierung. Herr J. Kauf⸗ mann, der Berichterstatter der Geographischen Gesellschaft, giebt dabei die Zahl der Kreditanstalten, welche in dem unge euren Reiche der Kontrole der Gesellschaft entgangen sein könnten, auf höchstens 20 bis 30 an. Ferner berichtete Herr J. Kaufmann: alle hypothekarischen Papiere in Rußland haben einen Werth von 1030 Millionen Rubel, wovon 559 Millionen von der Re⸗ gierung, 204 Millionen von Landgemeinden unter gegenseitiger Haftpflicht, 1539 Millionen von städtischen Kreditgesellschaften und 108 Millionen von Aktiengesellschaften für Hypothekarkredit emittirt sind. Mit allen sonstigen Einlagen belaufen sich die Umsätze der Banken auf 2880 Millionen Rubel im Jahr.

Die Totalsumme aller Schuldbeträge, welche auf Immo⸗ bilien corroborirt sind, beläuft sich bis 656 Millionen Rubel auf bäuerlichen, 372 Millionen Rubel auf gutsherrlichem, 199 Millionen Rubel auf städtischem Grundbesitz. Von den 372 Millionen gutsherrlicher Hypothekarschulden kommen 98 Millionen Rubel auf Polen und auf die baltischen Provinzen, die ein mehr ausgebildetes Hypothekensystem besitzen, als das übrige Rußland.

Bei den Banken wurden im Jahre 18373 203,000 Wechsel diskontirt im Betrage von 904 Millionen Rubel, wovon 548 Millionen Rubel auf Wechsel von 1000 Rubel und darunter, und 356 Millionen auf Wechsel über 1000 Rubel kommen.

Die Insolvenz Erklärung der Moskauer Kommerz⸗ und Leihbank, welche in Folge des bekannten Fallissements des Dr. Strousberg erfolgte, bedrohte die Moskauer kommerziellen Kreise mit einer gewaltigen Börsenkrise: durch die umsichtigen Maßnahmen des Justiz⸗ und des Finanz⸗Ministeriums ward die Krise jedoch nur auf kleinen Umfang beschränkt. Dazu ist Aus⸗ sicht vorhanden, daß selbst die Katastrophe der erwähnten Kom⸗ merz⸗ und Leihbank noch beträchtlich gemildert wird. Auf Befehl des Kaisers vom 11. November wird eine Liquidationskommission von 6 Gliedern, deren 4 vom Finanz und Justiz-Ministerium und 2 vom Moskauer Börsencomité erwählt werden, eingesetzt.

Nach mehreren hiesigen Zeitungsnotizen beträgt die Zahl der Offiziere in Rußland jetzt 26,273: von diesen sind 704 Ge⸗ nerale (pom General⸗Major aufwärts), 4806 Stabsoffiziere, 20,763 Ober⸗Ofsiziere. Die Zahl der Civilbeamten beim Militär⸗ ressort beträgt 7780. Die Zahl der Untermilitärs beträgt 779,437; davon sind 84,071 Nichtkombattauten und 48,940 Unteroffiziere. Die Zahl der Pferde beträgt über 72 000, wovon 46,900 für die Kavallerie und 11,080 für die Artillerie zu rechnen sind. Die Zahl der Ausgehobenen vom vorigen Jahre betrug 150,900, in diesem Jahre werden 180 000 ausgehoben, doch ohne Vermehrung des aktiven Truppenbestandes, indem ein entsprechender Theil der Mannschaften beurlaubt wird. Diese ausgedehnten Beurlaubungen finden sowohl in der Armee, wie in der Marine statt.

Aus dem Journal des Ministeriums für das Verkehrswesen entnehmen wir Folgendes: In dem Quinquennium 1870 - 1574 vermehrte sich die Gesammtausdehnung der im Betrieb befind⸗ lichen Eisenbahnen Rußlands von 10,831 Werst auf 17,459 Werst. Auf diesen Bahnen wurden beschädigt:

im Jahre: verwundet: getödtet: macht zus. Verungl. 1870 370 208 578 1871 485 253 738 1872 490 261 7H 1873 481 300 781 1874 637 391 1028 Macht in 5 Jahren 2463 Verw., 14136Getödtete 3876 Verungl. ; von diesen Verunglückten gehörten 1942 dem Dienstpersonal der Eisenbahnen an. .

Die Zahl der Schiffe, welche auf den russischen Gewässern Havarie oder Schiffbruch gelitten oder sonst verunglückten, betrug nach demselben Journal

im Jahre: Segelschiffe: Dampfschiffe: 1869 218 9 1870 189 15 417 14

1871 1872 530 26

Dänemark. Kopenhagen, 20. November. Der König wird zum 24. d. von London in Kopenhagen zurückerwartet, um bei der Wiedereröffnung des vertagten Reichstages anwesend zu sein. Am 17. d. hat in Kolding (Jütland) eine Volks⸗ versammlung stattgefunden, in welcher der Abg. Berg vor etwa 15,000 Personen über das Grundgesetz nach der Auffassung der Linken, ohne Widerspruch zu finden, eine lange Rede hielt. Am 17. d starb zu Kopenhagen der Commandeur J. A. Meyer im 77. Lebensjahre. Er war es, der am 5. April 1849 im Gefechte von Eckernförde als Kapitän die Fregatte „Gefion“ kommandirte.

Amerika. New⸗Jork, 22. November, (W. T. B) Der Vize⸗Präsident der Regierung, Henry Wilson (gewählt den 4. März 1873), ist gestorben.

23. November. (W. T. B.) Der Senator Thomas Ferry (Michigan) ist zum Vize⸗Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt worden.

Afrika. An der Westküste Afrikas drohen neue Feind⸗ seligkeiten auszubrechen. Beim Abgange der letzten Post von dort herrschte, wie der „Globe“ erfährt, einige Aufregung in Quittah, weil die Afflowhos das Polizeilager in Addafio angegriffen und gedroht hatten, den Ort zu zerstören und die Einwohner zu bekriegen.

Nr. 34 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs Telegraphen-⸗Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Bescheidung: vom 12. November 1875. Verfügung der Kaiserlichen Genetal· Direktion der Telegraphen vom 12. November 1875 an sämmtliche

Vereins wesen.

Die Baruch Auerbachschen Waisen⸗Erziehungs⸗ Anstalten in Berlin begingen am 21. 8d. Mts. den Gebu tetag Höchftihrer Protektorin, Fhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, in gewohnter festlicher Weise— Vormittags versammelten sich alle Zöglinge m Betsaale der Anstalten zu einer Festfeier, bei welcher ihnen der Direktor Dr. Auerbach in einer Rede die Bedeutung des Tages vorführte und sie zu trener Hin. gebung an das Herrscherhaus und das Vaterland ermahnte. Gebet und Gesang beschlossen die Feier. Mittags wurden alle Kinder fest— lich gespeist. Abends war die ganze Front des mit Fahnen geschmüäck⸗ ten Hauses erleuchtet. Dem, wie allsährlich, zu Ehren des Tages ausgegebenen (nunmehr 32) Jahresberichte eninehmen wir, daß das Waisenhaus auch in dem abgelaufenen Jahre wieder nach allen Seiten hin erfreuliche Fortschritte gemacht hat. Zahlreiche Zuwendungen, neue jährliche Beiträge und Geschente beweisen die unveränderte Theilnahme der weitestem Kreise. Das Mädchen ⸗Waisenhaus, welches am 13. November 1843 mit der Auf- nahme von ?2 Zöglingen eröffnet wurde, zählte am Schitusse des abgelau⸗ fenen Jahres deren 20, das Knaben-Walsenhaus 50. Von den weib⸗ lichen Waisen haben 5 die Anstalt verlassen, eine als Lehrerin, zwei als Zuschneiderinnen, eine zur Führung des Hauswesens der Mutter, und eine, da die Verhältnisse der Angehörigen sich gebessert; in ihre Stellen sind O neue Zöglinge getreten. Gegenwärtig besucht ein Mädchen die Königin ⸗Uugusta⸗Schale, um sich zur Lehrerin auszu⸗ bilden, 19 die höhere Töchterschule des Dr Möbus, von letzteren auch eins das Konservatorium des Professor Kullack. Ebenso erhalten 4 besonders befähigte Zöglinge von dem Gesanglehrer der Anstalt, Musikdirektor Rosenfeld, Klavierunterricht. Unter⸗ richt in der Religion und im Hebraischen ertheilt Prediger Dr. Apolant. Die Erziehung und wessenschaftliche Ausbildung im Hause, sowie die wirthschaftliche Heranbildung wurde von zwei Er⸗ zieherinnen Frl Therese Levinsohn und Frl. Josephine Rieß geleitet; an Stelle der Letzteren ist am 1. Oktober Frl. Malwine Wolff ge⸗ treten. Die Bibliothek der Anstalt zählt 1520 Bände. Von den ausgeschiedenen Zöglingen, welche die Fürsorge der Anstalt bis zu erlangter Selbständigkeit begleitet, sind bereits 25 glücklich ver— heirathet. An bedentenderen Schenkungen und Legaten sind folgende im abgelaufenen Jahre der Anstalt zugefallen: Fr. Sara Wulff (84,000 66), Fr. Emilie Beschütz (6000 0, Hr. Eduard Levin (6066 A6), Hr. Louis Philippi (900 c), Fr. Helene Czanickow (1009 , Fr. Friederike Lehmann und Fr. Theophilie Lazarus je 660 (S6, Hr. Louis Hirsch und Wilhelm Kopetzky jährtich je 60 6. Bisher be— trugen bereits die Gelder und Fonds der in der Anstalt zu bestimmten Zwecken und für die Zöglinge gegründeten Stiftungen 72,509 S6, das Eigenthum der gegenwärtigen und früheren 37 Zöglinge 18,979 6; letzteres schwankt zwischen 120 und 1114 4 Seit den 33 Jahren ihres Bestehens hat die Anstalt für die Erziehung, Ausbildung und Erhaltung ihrer Waisenmädchen 252,665 ι verausgabt, ein unan⸗ tastbares Vermögen von 260, 073 S erspart und für ihre Waisen außer den jedem Kinde gehörigen Sparkassenbüchern die Summe von 37,5676 M niedergelegt. Die Einnahmen an bestimmten jährlichen Beiträgen, wie Geschenken und Legaten in baarem Gelde, einschließlich der Gaben Ihrer Majestät der Kaiserin - Königin, Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, 8660 S6. Die Gesanmmt⸗ ausgaben stellten sich auf 23,779 6. Ehrenmütter sind gegenwärtig Fr. Emma Auerbach, geb. Heller (seit 1838), Fr. Ida Auerbach, geb. Dalheim (1870), Fr. Alexandrine Beer, geb. Rosen (1862), Fr. Emma ven Bleichröder, geb. Guttentag, Geheime Kommerzien—⸗ Räthin (eit 1863), Fr. Philippine Liebermann, geb. Haller (1869), und Fr. Recha Marckwald, geb. Kohn⸗Speyer (1866). Das Bureau der Anstalt befindet sich Oranienburgerstraße 33.

Die hiesige Wadzeck⸗-Anstalt beging am Sonntag den Geburtstag Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin, Höchstihrer Protektorin, in üblicher Weise durch eine Festandacht und sich daran anschließende Festspeisung der Zöglinge. Zur Erhöhung der Freude trug wesentlich ein eigens zu diesem Tage von einem Vorstandsmitgliede, dem Kaufmann Ovppen und dem Historienmaler G. F. Bolte geschenkter werthvoller Bilder⸗ schmuck bei, der zum ersten Male den Speisesaal und die Wohnsäle zierte und in den schön eingerahmten Kartons aus den neuesten Schöpfungen des genannten Meisters, Darstellungen aus der heiligen Geschichte, besteht.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ein von dem Oberrathe der schönen Künste ernannter Aus- schuß hatte den Antrag gestellt, daß die Kunstausstellungen in Paris nicht mehr jedes Jahr, sondern nur alle drei Jahre statt⸗ finden sollen. Der Oberrath verwarf jedoch in seiner Sitzung vom I9. November diesen Antrag und faßte folgende Beschlüsse: Die jährlichen Ausstellungen werden mit der von den Künstlern gewählten Jury aufrecht erhalten. Jeder Aussteller kann nur zwei Werke ein⸗ senden. Davon sind nur die Künstler ausgenommen, welche drei Be⸗ lohnungen erhalten. Eine „Exposition de récapituiation“ findet alle fünf Jahre statt.

Gewerbe und Handel.

In einer kürzlich abgehaltenen Sitzung des Aufsichtsraths der Deutschen Handelsbank wurde ein Status für die Zeit vom J. Januar bis ultimo September c. vorgelegt. Hiernach bestehen, von dem Aktienkapital abgesehen, die Passiven nur aus folgenden Pesten: das Accepten⸗Conto 235,000 MS, die Depostten und Spar · gelder 100,000 M und die Kreditoren 160,900 MM½.. Demgegenüber stehen an Aktiven ein Cassabestand von 50,000 , das Wechsel⸗ Pertefeuille mit 1,000,000 „. die Debitoren mit 950 00 M und der Effektenbestand zu den Conrsen vom 30. September 2,000 S Es ergiebt sich aus den angeführten Zahlen, daß für die Passiva eine mehr als ausreichende Deckung vorhanden ist. Die Nettoprovenue des laufenden Jahres wird ohne das Conto⸗Curreut« und fremde Valuten⸗Geschäft, welche beiden Conten nicht in Berechnung gezogen werden konnten, auf über 5xꝶ geschätzt. ö

Ham burg, 22. November. (W. T. B.) In der Heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Komm erzbank wurde der von Arnold und Genosfen gestellte Anregg, betreffen die Reduzirung des Aktienkapitals durch Rückkauf auf die Summe von 165006, 000 , mit 1542 gegen A Stimmen ange nommen.

Bradford, 22. November. (W. T. B.) Wolle und Wol⸗ lenwaaren. Wolle n . e , ,. für den Export

au, hiesige besser, wollene Stoffe unverändert. . ö 4 h November. (W. T. B) Das Comit s zum Schutze französischer Inhaber von Obligationen der türkischen Staatsschuld hat sich nunmehr konstituirk und Bonzäe zum Vor⸗ itzenden gewählt.

5 8 Hythe, unweit Southampton, starb am 17. d. der Civil. Ingenienr Mr. Charles B. Vigneles nach nur dreitägiger Krankheit in seinem 84. Lebensjahre. Er baute die Midland Counties Eisenbahn, die Dublin⸗ Und Kingstown⸗Eisenbahn und die Hängebrücke über den Dnieper in Kiew. Er ist auch uf dem Fest lande als der Erfinder einer eigenthümlichen Gisenbahnschiene, die nach ihm die Vignoles. Schiene“ heißt, bekannt.

Stockhoim, 22. November. (B. T. B.) Die Kreditoren der Ban kf irma C. G. Cervin haben heute die Reichsbank Direltoren Arnberg und Dufva und den Advokat-Fiskal Themptander zu Admi⸗ nistratoren gewählt.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Saarburg, 22. November. (W. T. B). Der Sch nell zug von Ostende nach Basel ist heute Morgen in Folge des Bruches einer Bremsstange bei Qberstinzel (Kanton Fistingen) entgleist. Personen sind bei dem Unfall- nicht verunglückt.

New⸗ York, 22. November. (W. T. B. Der Dampfer der Hamburger Adlerlinie Gellert“ und der Dampfer des Nerd

Kaiserliche Telegraphen Direktionen, betreffend Tagegelder.

deutschen Lleyd „Neckar“ sind gestern hier eingetroffen.