1875 / 291 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Dec 1875 18:00:01 GMT) scan diff

burger Abtheilung des slavpischen Wohlthätigkeits⸗ Comites hielt am 5. d. M. eine Sitzung, in welcher u. A. bekannt gegeben wurde, daß bis zu diesem Tage bei der Ab⸗ theilung 575,948 R. 75 K. zum Besten der durch den Aufstand in Bosnien und der Herzegowina in Noth gerathenen slavischen Familien eingegangen sind. Bis zum 24. November waren davon 43,950 R. abgeschickt worden.

9. Dezember. (W. T. B.) Die auf heute angesetzt e . Parade ist wegen der starken Kälte verschoben worden.

Dänemark. Kopenhagen, 8. Dezember. In der heuti⸗ gen Folkethings-Sitzung griff auch Frederiksen (Mittel⸗ partei) das Minssterium an, dessen Politik unausführbar sei, da wiederholte Auflöfungen nur die Opposition verstärken würden. Der Konseils⸗Präsident antwortete, er theile Frederiksens Hypo⸗ thesen nicht.

Afrika (A. A. EC) Vom Cap der guten Hoff⸗ nung melden via Madeira eingegangene bis zum 16. v. M. reichenden Nachrichten: Der legislative Rath trat am 12. zusammen und nahm mit einer Majorität von 9 gegen 6 Stimmen eine Resolution an, welche die Rede des Geuver⸗ neurs als unbefriedigend, und den Zusammentritt einer Kon⸗ ferenz, in welcher der legislative Rath repräsentirt sein sollte für wünschenswerth erklärt. In der legialativen Versammlung, welche am nämlichen Tage ihre Session begann, bildete die Kon⸗ ferenzfrage ebenfalls Gegenstand einer Debatte, welche der allge⸗ 3 Erwartung zufolge viele Sitzungen in Anspruch nehmen ürfte.

Nr. 25 und 26 des „Armee⸗Verordnungs⸗Blatts“ haben folgenden Inhalt: Nr. 25: Fahnen Dekoration. Unterord⸗ nung des Gouvernements der Festung Mainz unter das General— Kommando XI. Armee ⸗Corps. Beförderung der Pharmazeuten des Beurlaubtenstandes. Benachrichtigung der Civil. Vorsitzenden der Ersatz Kommissionen durch die Truppentheile über den Diensteintritt Einjährig-Freiwilliger. Aenderungen zur Instruktion über die Dienstverhältnisse und Dienstfunktionen der Feuerwerks⸗Offiziere Berlin 1874. Abstandnahme von der Bestimmung des Passus 2 der Anlage 6 zur Heer⸗Ordnung für das Jahr 1875. Reisekosten vergütung der Wallmeister bei Reisen zur Benutzung von Heilquellen.

Eröffnung der Eisenbahn Grauhof Lautenthal Eröffnung der Eisenbahn Chemnitz —-Aue Adorf im Königreich Sachsen—= Liqui- dation und Zahlungs ⸗Anweisung der Remonte⸗Transportkosten. Bewilligung der freien Bekleidung und des freien Quartiers für die in Geld⸗ und Brotverpflegung aufgenommenen , . Tagegeldersatz der charakterisirten Portepeefähnriche. Auf lösung der Fortifikation zu Stettin. Bestimmung des Lokals, in welchem die unvermuthe ten Kassenrevistonen sowie bei Musterungen die Prü⸗ fung der Kaffenbücher zc. stattzufinden hat. Nr. 26: Verfahren für die Anmeldung von Freiwilligen zum Eintritt in die Unterofftzier⸗ Schulen. Nachrichten für diejenigen Freiwilligen, welche in die Unteroffizier ⸗Schulen zu Potsdam, Jülich, Biebrich, Weißenfels und Ettlingen eingestellt zu werden wünschen.

Statistische Nachrichten.

Nach vorläufiger Zusammenstellung der Zäblungslisten der am 1. d. vorgenommenen Volkszäblung hat München eine Be⸗ völkerung von 190 867, um 21,89 mehr als nach der Zählung vor drei Jahren. Die angeführte Gesammtzahl wird sich indessen durch die Revision der Zählungslisten und die Hinzurechnung des Per⸗ sonals des diplomatischen Corps voraussichlich noch um mehr als 1000 erhöhen. Mit Sendling, dessen Vereinigung mit München zu einer politischen Gemeinde eben im Werk ist, wird die Residenz- stadt eine Gesammtbevölkerung von etwa 200600 Personen erhalten. Für Karlsruhe ergab die Zählung eine Einwohnerzahl von 43,695 Personen, Breslau: 240471 (207,997 in 1871). Leipzig hatte nach vorläufiger Aufstellung am 1. Dejember 126412 Ein⸗ wohner (1871: 106,925), Altona, S 080 (1871: 74,102), Barmen S6, 266, Essen, 54 295 (1871: 51,252).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Se. Majestät der König von Bayern hat dem Professor Maxæ(ͥaüller in London und dem Ober Baurath Hansen in 4. den Maximilians-⸗Orden für Wissenschaft und Kunst verliehen.

Aus der Fülle der von den Verlagshandlungen zum Weih— nachtsfefte gebotenen Gaben machen wir als auf ein sicher allgemein willkommenes Festgeschenk auf das „Hausbuch aus deutschen Dichtern seit Claudius“ von Theodor Storm aufmerksam, das bei Wilhelm Mauke in Leipzig 1875 bereits in dritter Auflage erschienen ist Der Verfasser nennt den Inhalt seines Hausbuches eine kritische Anthologie“; eine gewissenhafte Prüfung der getroffenen Aus— wahlrechlfertigt jene Bezeichnung. Es ist eine ganz bedeutende Summe gei⸗

stiger Arbeit, welche aus der Anordnung des gebotenen Materials he. vorleuchtet; eg ist eine Arbeit, die mit dem schablonenmäßigen Zusammen. tragen, das viele andere ähnliche Werke entstellt, nichts schaffen hat, eine Arbeit, die nur von einer Hand verrichtet werden konnte, die ihrerseita wiederum einer dichterisch Pe, gabten Phantaste gehorchte. Der Umstand, daß in dem kurzen Zell, raum von nur fünf Jahren bereits die dritte Auflage der Storm schen Anthologie nöthig geworden ist, spricht für die Gediegen, heit des Werkes. Die dritte! Auflage des „Haushuchez, ist aher male auch eine erste“ als illustrirte Auflage nämlich. Der Künst. er, der in trefflich ausgeführten Holzschnitten Auge und Herz erfreut trägt einen bekannten Namen: es ist Hans Speckter, der Sohn Ott Speckters, jenes in allen deutschen Gauen beliebten Illustrators der r fen Fabeln, des Grothschen „Quickborn“ ꝛc. Hans. Spegter at das Talent seines Vaters geerbt; durch die Zugahe seiner Illu. strationen, von H. Käseberg ebenso sorgsam als kunstverständig in Holz geschnitten, ist das Buch Th. Storms zu einer Prachtausgabe erhoben. Die Verlagshandlung ihrerseits hat keine Mühe gescheut um auch in Beziehung auf äußere Ausstattung, Papier, Druck, Cin= band allen Anforderungen zu genügen, die das Werk befähigen, einen Platz unter den Zweigen des Christbaums einzunehmen und ez nicht aur dem Titel, sondern auch dem Wesen nach zu einem „Haut buch“ deutscher Familien zu machen.

Die Nr. 49 des II. Jahrgangs der volksthümlichen Wochen. schrist Die Selbstverwaltung“ enthält u. A.: Die Resultate der Previnziallandtagswahlen (statistisch) Abschnitt A. Erläuterungen, zur Kreisordnung ad §. 35. Zweiter Abschnitt des Disziplinargesetze vom 21. Juli 1852. Abschnitt B. Jnstruktion für den praktischen Dienst. Abschnitt G. Erläuterungen zur Provinzialordnung. Ab— schnitt J. Mittheilungen äber die Reichsgesetzgebung. Abschnitt E. Höhere Entscheidungen. Abschnitt F. Polizeiliches. Abschnitt 6 Civilstandsangelegenheiten. .

Gewerbe und Handel.

Wien, 9. Dezember. (W. T. B) Die Restdividende der Nationalbank pro 1875 läßt sich nach einer Mittheilung der „Presse⸗ mit ziemlicher Sicherheit auf 25 Fl. bestimmen, so daß also die Ge. sammtdividende sich auf 50 Fl. beziffern würde, während die Ge— sammtdividende des vorigen Jahres 61 Fl. betrug.

Die definitive Abrechnung des Syndikates der ungarisch⸗ galizischen Eisenbahn ist, wie die Presse“ meldet, nunmeht erfolgt; nach derselben erhalten die Mitglieder des Syndikates 36 Prozent baar und den Rest in Aktien, welche nach einer neuerdingt getroffenen Vereinbarung die Kreditanstalt zum Course von 100 bei einem Nominalwerthe von 200 übernimmt.

Berlin, den 10. Dezember. Camphausens Bild des „Einzugs Sr. Majestät des Kaisers in Berlin am 18. Juni 1871.“

Im Salon des Künstlervereins ist seit einigen Tagen ein in Allerhöchstem Besitz befindliches Gemälde von Wilhelm Camp⸗ hausen ausgestellt, das den Einzug Sr. Majestät des Kaisers an der Spitze der siegreich heimkehrenden Truppen in die festlich geschmückte Hauptstadt schildert. Die Aufgabe, die dem Künstler bei diesem Werke gestellt wurde, war eine ebenso ehrenvolle wie schwierige, und deutlich läßt das Bild den sorgsamen Fleiß erkennen, mit dem er sie zu lösen sich bestrebte.

Der zur Darstellung gewählte Augenblick ist der der Begrüßung des einziehenden Fürstlichen Siegers durch die Ehrenjungfrauen der Stadt Berlin, der Schauplatz der Handlung der weite, dicht von Menschen erfüllte, mit Fahnen und Flaggenstangen, mit Kränzen und Laubgewinden reichgeschmückte Pariser Platz. Seinen Standpunkt wählte der Maler auf der Südseite desselben, so daß das Brandenburger und das daran⸗ stoßende Cornelius'sche Haus nebst den auf dem davorliegenden Raume hochansteigenden Tribünen die Scene begrenzen. Ueber die durch den Rahmen des Bildes abgeschnittenen vordersten Zuschauerreihen blickt der Beschauer auf die in der Mitte der Straße sichtbare Gestalt des Kaisers hin. Mit freundlich ernster Miene sich hinabbeugend, nimmt Allerhöchstderselbe eben den Kranz entgegen, den die erste der Ehrenjungfrauen, die Tochter des jetzt verstorbenen Professor Bläser, auf hochgehaltenem rothen Sammetkissen emporreicht. Gefolgt von den begleitenden Stadt⸗ räthen, umgeben sie ihre Genossinnen, sämmtlich in das weiße, blaugesäumte Kostüm gekleidet, das als bekannte altdeutsche Tracht für diesen Tag gewählt worden war. Zur Linken des Kaisers halten auf ihren Rossen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrich Carl und der Prinz Albrecht, letzterer etwas weiter zurück zur Seite des General-Feldmarschalls Grafen Wrangel. In fest⸗ geschlossener, figurenreicher Gruppe reihen sich hieran Ihre König—⸗ lichen Hoheiten die Prinzen Carl, Alexander, Georg und Adal⸗ bert, der Großherzog von Baden, Prinz Luitpold von Bayern und die übrigen Fürsten des Deutschen Reiches, die nebst ihrem Gefolge an dem festlichen Zuge theilnahmen. Auf der anderen Seite, dem Kaiser vorausgeritten, erscheinen, weiter vorstehend und auf ihren Pferden sich umwendend, Fürst Bismark, Graf Moltke und Graf Roon, sowie die hervorragendsten Führer der einzelnen Heeresabtheilungen, Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog von Mecklenburg, die Generale Werder, Manteuffel, Göben, Steinmetz, Kameke und von der Tann. Im Hinter⸗ grunde endlich erblickt der Beschauer am Fuße der vorderen Tribüne noch die Figuren einzelner Vertreter der Stadt und über ihnen, auf den terrassenförmig sich erhebenden Bänken, die dichtgedrängte Volksmenge, die den einziehenden Siegern ent⸗ gegenjubelt.

Die möglichst genaue Treue, deren Camphausen sich in der Wiedergabe diefes denkwürdigen Moments der neueren preußi⸗ schen und zugleich deutschen Geschichte befleißigte, tritt nicht allein in dem geschickten äußeren Arrangement und in der Vertheilung der Massen, sondern in kaum geringerem Grade auch in mancher der zahlreichen Figuren zu Tage, die das umfangreiche Bild in charakteristischer und porträtmäßiger Auffassung in sich vereinigt. Daneben mangelt es freilich anderen Gestalten an der bedeut⸗ samen Größe des Ausdrucks; die weiblichen Gestalten wirken in ihrer Mehrzahl allzu reizlos und die gleich⸗ gültigeren, zum Theil nüchternen Köpfe des Vordergrundes drängen sich vielleicht zu sehr den Blicken des Beschauers auf. Bei dem sorgsamen Fleiß, der in der Ausführung des Ein⸗ zelnen hervortritt, hat der Maler nicht auch zugleich den mächtig ergreifenden Zug des Ganzen, die Älles mit sich fortreißende, begeisterungsvolle Bewegung dieser erhebenden Stunde in dem Grade zur Geltung zu bringen vermocht, daß nun auch vor dem Bilde dasselbe Gefühl mit neuer und gleicher Stärke in der Empfindung des Beschauers erwacht. Und auch auf die rein malerische Erscheinung des Dargestellten darf sich diese Bemerkung erstrecken. Die farbige Frische und Freudigkeit der in hellem Sonnenlicht daliegenden Scene, das Flattern der Fahnen, das bunte Gewoge der jubelnden Menschenmenge, durch die sich der impofante Zug dahinbewegte, wirkt 29 bei der namentlich in der Ferne stumpfen und kraftlosen

önung nicht mit der unvergleichlich packenden Wahrheit, die etwa Adolf Menzel in der Schilderung ähnlich bewegter Motive erreicht hat. Trotz dieser Ausstellungen aber, die sich in Betreff

einzelner Punkte mit gutem Recht erheben lassen, bleibt Camp⸗ hausens neueste Schöpfung ein in seiner Art bedeutendes Werk, und schon um des zur Darstellung gewählten Gegenstandes willen erscheint es des großen Interesses werth, das ihm von allen Seiten in reichem Maße entgegengebracht wird.

Vom Kunstmarkt. Am Dienstag, den 14. Dezember, von 10—2 Uhr wird Unter den Linden 12 der noch verbliebene Rest von Kunftgegenständen aus der aufgelöften Kunsthandlung von Emden und Heß, bestehend in Porzellanen, Bronzen, getriebenen Silber⸗ arbeiten, Waffen, Rüstungen 2c, durch den Auktionator Lepcke ver—⸗ steigert werden. Eine Besichtigung der vorhandenen Stücke ist an demselben Orte am Sonntag, den 12., und Montag, den 13. d. M., von 10—2 Uhr gestattet.

Die heutige „Wes. Ztg.“ bringt die erste ausführliche Kunde über die traurige Katastrophe des Dampfers „Deutschland“. Der nachfolgende Brief eines Passagiers schildert in ergreifen⸗ der Weise die Schrecknisse, welche die mehr als 200 Menschen an Bord der „Deutschland“ länger als vierundzwanzig Stunden, immer und immer wieder in ihrer Hoffnung auf nahende Hülfe getäuscht, ausgestanden haben. Der Brief ist aus Harwich, am 7. Dezem- ber Nachmittags, geschrieben und lautet im Wesentlichen:

„Heute 3 Uhr Mittags durch ein englisches Schleppboot glücklich hier gelandet. Wir fuhren Sonnabend Mittag 29 Uhr aus dem Hafen (Bremerhaven) und kamen wegen dicker Luft und Schnee nicht in See, sondern gingen die Nacht über vor Anker. Sonntag gingen wir in See. Der Tag verlief ohne Bemerkenswerthes. In der Nacht vom Sonn⸗ tag auf Montag fühlte ich plötzlich zwei heftige Stöße des Schiffes, kleidete mich in Eile an und fand die Passagiere halb und ganz an⸗ gekleidet, in höchster Aufregung auf den nach Deck führenden Treppen. Draußen krach sich die See in wüthenden Schlägen über das Schiff bei völliger Dunkelheit und heftigem Sturme. Wir bekleideten uns mit Rettungsgürteln und erwarteten jeden Augenblick den Aufbruch des Schiffes. Einzelne Passagiere stürzten sich in Böte, auch einige Matrosen, denen dann ein Offizier zugetheilt wurde. Vielleicht ist eines der Böte irgendwo glücklich angekommen, wahrscheinlich sind aber alle drei verloren. In größter Aufregung wurde nun der Tag erwartet. Endlich wurde es hell, und wir konnten nach Hülfe aus- sehen. Viele Dampfer und Segelschiffe passirten im Laufe des Ta—⸗ ges. Alle möglichen Signale wurden gegeben, aber vergeblich. Wir fahen nun einer höchst trostlosen Nacht entgegen. Das Schiff hielt noch, wurde aber bei einem rasenden Nordsturme stark gestoßen und leckte. Wir Passagiere mußten den ganzen Tag an den Pumpen arbeiten. Als gegen Abend bei Dunkelwerden keine Hülfe zu sehen war und der Leck stärker wurde, ergaben wir uns in unser Schicksal und sahen dem Schlimmsten entgegen. Das Schiff krachte fürchter⸗ lich, und der Sturm nahm an Heftigkeit zu. Fast alle Passagiere ver— brachten die Nacht wachend in der Kajüte. Um 2 Uhr Nachts hieß es: wer klettern kann, soll in die Masten gehen, denn das Schiff lief rasch voll Wasser. Sechs bange Stunden haben wir dort gehangen. Das Deck war ganz unter Wasser und die Wellen schlugen hoch darüber weg. Viele wurden herabgerissen, auf dem Deck vor unseren Augen umher geschleudert und schließlich ins Meer gespült. Manche konnten sich mit den erstarrten Händen nicht halten und fielen hinab. Die Nacht war fürchterlich. Die Kälte, das Schreien der Unglücklichen, die hinab fielen, und der Gedanke, auch bald hinabfallen zu müssen, machten die Stunden zu einer entsetzlichen Ewigkeit. Das Schiff hielt sich, und endlich wurde es wieder Tag, Ebbe und der Wind schwächer, so daß wir auf einen Theil des Hinterdecks hinabklettern und die steifen Glieder warm trampeln konnten. Man zählte, wer umgekommen war, und sah nach der nun bestimmt erwarteten Hülfe aus. Dampfer kamen in Sicht, ebenso Fischerböte, aber zu uns kam Niemand! Unsere Gefühle waren setzt wirklich verzweiflungsvoll. Achtundzwanzig Stunden saß ein großer Dampfer mit 260 Personen an belebter Passage, halte fortwährend stgnalisirt, und Niemand brachte uns Rettung. Zu Essen hatten wir so wenig wie zu Trinken, da die Kajüten bis oben mit Wasser gefüllt waren. Endlich hieß es, 21 . ein Schleppboot in Sicht! Er kam und nahm uns

99

Ein Telegramm aus London von heute Vormittag berichtet: Vor dem Leichenbeschauer in Harwich hat gestern die Untersuchung über den Untergang des Dampfers „Deutschland“ respective über die Todesursachen der 13 bis jetzt gelandeten Leichen begonnen. Die „Times“ bemerkt, soweit die gestrige Beweisaufnahme ergiebt, hätte kein Menschenleben verloren gehen dürfen, wenn die Harwicher Seeleute im Stande gewesen waren, Hülfe zu leisten, Der Verlust an Menschenleben scheine hauptsächlich der schweren Vernachlässigung eines wichtigen englischen Seehafens zuzuschreiben zu sein. Harwich habe kein Rettungsboot und die dortigen Seeleute hätten sich daher . verpflichtet gefühlt, den Nothstgnalen durch Hülfeleistung zu ent⸗ prechen.

Ueber die Abenteuer des Prinzen von Wales auf der Elephantenjagd auf Ceylon berichtet der Korrespondent der Times“ aus Colombo, 7. Dezember:

Der Prinz von Wale verließ das Lager gestern (Montag) um

6E Uhr und fuhr nach dem Walde, wo man Elephanten anf die Spur gekommen war. Der Prinz erreichte das Jungle um 9 Uhr Morgens und faßte, begleitet von Lord C Beresford, an einer Stelle Posto, wo er sechs Stunden lang auf der Lauer stand. Jede Ar strengung, die Elephanten zu treiben, mißlang. Man konnte Elephan— ten durch die Bäume mit einem Geräusch wie Pistolenschüsse krachen hören, aber nur ihre Rücken wurden sichtbar. Da die Treiber die Ele— phanten nicht auffinden konnten, stieg der Prinz, nachdem er auf einen geschossen, vom Pferde und wagte sich mit Mr. Varien und Mr. Fisher gefolgt von Lord C. Beresford und Lord Suffield mit Büchsen zu Fuß in das Jungle hinein. Jetzt war man mitten unter den Ele— phanten, und der Prinz bekundete die größte Kaltblütigkeit, als er in einer Entfernung von 10 Ellen der verwundeten Bestie gegenüber stand. Dieselbe schickte sich zum Angriffe an, als der Prinz sie todt niederstreckte. Der Prinz schoß auch zwei andere Elephanten, welch wie es heißt, todt in dem Jungle liegen. Die Jäger bemerkten, daß die Situation kritisch war. Die Scene bei dem todten Elephanten am Flusse war sehr aufregend, Schaaren von Eingeborenen warteten außerhalb des Jungles, um das Resultat zu erfahren. Der Prin war sehr vergnügt, und ist eben hier (Ruanwella) angekommen, nach einem Umsturz in einen Gra en, wobei aber weder er, noch irgend Jemand aus seinem Gefolge die mindeste Verletzung davontrugen. Am Dienstag verließ Se. Königliche Hoheit Ruanwella, und kehrte, be= gleitet von dem Gouverneur und seinem Gefolge, nach Colombo zu⸗ rück. Die Kunde von dem Erfolge des Prinzen auf der Elephanten— jagd hatte große Freude verursacht, und der Jubel war enthusiastisch.

Aus verschiedenen Theilen des südlichen Frankreichs wird von einem in diesen Gegenden höchst ungewöhnlichen Schneefall berichtet. Man schreibt aus Paris, 6. Dezember: Auf der Eisen= bahnlinie Lyon⸗Marseille ist der Verkehr seit mehreren Tagen an zwei Stellen durch Schneeverwehungen unterbrochen, nämlich in der Nähe von Orange und zwischen Arles und Miramas. Zwölf Eisenbahnzüge sind zwischen Avignon und Valence blockirt, und Mar— seille hat durch dreimalvierzundzwanzig Stunden jede Postverbindunz mit dem Norden verloren. Die Lyon. Mittelmeer⸗Gejellschaft hat mehrer: Regimenter zur Wegschaffung des Schnees herbeigerufen; aber die Ar= beit rückt in Folge des stürmischen Wetters nur langsam vor. Gestem Abends um 74 Uhr ist indeß telegraphischer Meldung zufolge ein Courierzug, der von Paris am Donnerstag Abend abgegangen, also drei Tage unterwegs war, mit acht Postsäcken eingetroffen. In Folge von Schneeverwehungen in der Frau, bei Saint. Martin de Grau, ist ferner die Verbindung zwischen Paris und Montpellier und zwischen Montpellier und Marseille unterbrochen; in der letzteren Stadt, mußte das Packetboot für die Levante seine Abfahrt verschi⸗ ben, da die Passagiere und Sendungen nicht rechtzeitig eintreffen konnten; in Böziers hat man seit drei Tagen keinen Brief und keine Zeitung aus Paris erhalten. Heute früh war indeß, wie die Hi. rektion der Lyon. Mittelmeer⸗Bahn anzeigt, der Verkehr auf allen Linien dieser Bahn wiederhergestellt.

Am 19. Dezember, Abends zwischen9 und 10 Uhr, tritt der Planet Jupiter in den Schatten des Mondes ein und wird auf die Dauer von 6 Minuten 15 Sekunden verfinstert. Dieses Phänomen, welches mit bloßem Auge sichtbar ist, wiederholt sich nur ca. alle 200 Jahre und verdient um so mehr Beachtung, als bekanntlich DO. Römer im Jahre 1675 die Geschwindigkeit des Lichtes daraus ableitete.

Theater. .

Das Königliche Schauspielhaus bereitet an Novitäten vor: sür den 21. d. Mts. Paul Lindau's „Tante Therese“, für der 31. Julius Rofenz „Gitronen“, für den Anfang des nächsten Jahre „Caroline Brocchi“ von Kette und für später ‚Comtesse Dornröschen von Günther (Herzog Elimar von Oldenburg). Um den letzteren Abend zu füllen, werden Goethe's „Geschwister“ mit Fr. Niemann als Marianne neu einstudirt.

Für die Weihnachtszeit wird im Stadttheater ein Weih⸗ nachtsmärchen mit Gesang und Tanz von A. L'Arronge, betitelt „Mein Leopoldchen!“ in Scene gehen und zwar zum ersten Nil im Sonntag Nachmittag als Kindervorfstellung bei halben Kassen, preisen. Außerdem wird Hr. Dahn am Stadttheater demnächst, da „Gringoire' spielen, und bereitet Hr. Direktor Hugo Müller bas dreinktige Orlginallustspiel eines hieslgen Autors, Nur Modell, von Ernst Lehmann vor.

Bie erste der beiden Hohenstaufen-Tragödien ba Grabbe, ‚Kaiser Friedrich Barbarossa“, in der Bearb. tung des Intendanten der n ori glichen Hofbühne n Schwerifn, ging am 8. d. M. daselbst bei ziemlich besetztem Hau von statten und fand Theilnahme und lebhaften Beifall von Seiten des anwefenden Publikums. Der Intendant wurde nach dem 2. Alt gerufen, folgte aber dem Rufe nicht.

Redacteur: F. Prehm.

Verlag der Expedition (Kesse h. Dru W. El s ner

Drei Beilagen leinschließlich Börsen⸗· Beilage).

Berlin:

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lülle, aufgestellt im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt.

. Erste Beilage . zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

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