1875 / 307 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Dec 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Die heutige Nummer des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats ⸗A Anzeigers enthält in der ersten Beilage: .

Die Ernte-Erträge des Jahres 1875 in der Preu⸗ ßischen Monarchie, zusammengestellt im Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten;

in der Handelsregisterbeil ae:

Rr. 30 der Tarif⸗ ꝛc. Beränderungen der deut⸗

schen Eisenbahnen.

Aichtamtliches.

Deutsches Re m ich.

Preußen. Berlin, 28. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Beisein des Gouver⸗ neurs, Generals der Infanterie, General⸗Adjutanten von Boyen, sowie des Kommandanten, General⸗Majors von Neumann mili⸗ lärische Meldungen entgegen und hörten die Vorträge des Kriegs⸗ Ministers, Generals der Infanterie von Kameke, des Chefs des NMilitär⸗Kabinets, General-Majors von Albedyll und des Staats⸗ Sekretärs von Bülow.

Zhre Majestät die Kaiserin-Königin war gestern im Augusta⸗Hospital anwesend.

Für die Neujahrsgratulationen bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten ist folgende Zeiteintheilung festgesetzt:

Um 9 Uhr wird der Königliche Hof empfangen; um gl Uhr erscheinen die Mitglieder der Königlichen Familie; um 10 Uhr begeben Sich die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften zum Gottesdienst; um 12 Uhr werden die aktiven und zur Disposition stehenden Generale, nebst den Obersten, welche Generalsstellungen bekleiden, und die Commandeure der Leib⸗ Regimenter, um 123 Uhr die hier anwesenden Fürsten und deren Gemahlinnen und um 1 Uhr die aktiven Staats⸗Minister zur Gratulation empfangen.

Diejenigen Personen, welche Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin aus Veranlassung des eintretenden Jah⸗ reswechsels ihre Glückwünsche w hringen möchten, haben ihre Farten am 31. d. M. bei de Dber⸗Hofmeisterin Gräfin von der Schulenburg abzugeben.

In Folge der in Nr. 302 d. Bl. veröffentlichten Be⸗ kanntmachung des Reichskanzler⸗Amts, den künftigen Verkehr mit Branntwein zwischen Luxemburg und den Staaten der deutschen Brannkweinsteuer-Gemein⸗ scha ft betreffend, hat der Finanz⸗Minister bezüglich der Be⸗ nutzung der Uebergangsschein⸗Formulare bestimmt, daß dieselben bei dein aus dem Gebiete der Branntwein teuer ⸗Gemeinschaft nach Luxemburg übergehenden Branntwein „zum Zweck des steuerfreien Eingangs“ auszufertigen sind.

Branntwein, welcher mit der Bestimmung nach Luxemburg aus solchen deutschen Staaten übergeht, die nicht zur Brannt⸗ weinfteuer⸗Gemeinschaft gehören, ist „zum Zweck der Ueberwei⸗ sung des Steueranspruchs“ mit Uebergangsschein zu versehen, da in diesem Falle die Befreiung von der Uebergangsabgabe nicht Platz greift. Ueber solchen Branntwein endlich, welcher durch Luxemburg durchgeführt werden foll, ist der Uebergangs⸗ schein zum Zwecke der Durchfuhr auszufertigen.

Bei der Versendung von Branntwein aus den Staaten der Branntweinsteuer⸗Gemeinschaft nach Luxemburg kann der Ueber⸗ gangsschein bei den Aemtern, welche von dem Finanz⸗Minister nach den örtlichen Verhältnissen hierzu ermächtigt werden, ohne Feftstellung der Menge und Stärke des Branntweins auf Grund der Anmeldung erthellt werden, jedoch muß die Anlegung des Siegel verschlusses erfolßgen. Menge und Alkoholgehalt wird sodann am Bestimmungsort in der Art festgestellt, wie dies Behufs Erlangung der Ausfuhrvergütung nach den bestehenden Vorschriften zu geschehen hat.

Die Uebergangsscheine über den aus Luxemburg versandten Branntwein sind von den Aemtern nach erfolgter Erledigung unter Zurückbehaltung beglaubter Abschriften den Luxemburgschen Ausfertigungsstellen zurückzusenden, Erledigungsscheine aber nicht auszufertigen.

Die in der Bekanntmachung erwähnte Ausgleichungsabgabe ist in einer besonderen Spalte des Einnahme⸗Journals von den Uebergangsabgaben zu buchen und in den Verwaltungsabschlüssen gleichfalls in einer besonderen Spalte als „Ausgleichungsabgabe von Branntwein ohne Gemeinschaft mit Luxemburg“ ersichtlich zu machen.

Zur Ausfertigung und Erledigung von Uebergangsscheinen sind in Luxemburg ermächtigt: 1) das Haupt⸗Zollamt zu Luxe m⸗ burg, 2) die Zoll⸗Expedition am Bahnhofe zu Luxemburg, 3) die Vegitimationsscheinstelle zu Ufflingen, 4) die Legitimatsschein⸗ stelle zu Weiswampach, 5) die Uebergangsabgaben⸗Erhebungs⸗ stelle zu Wiltz, 6) die Legitimationsscheinstelle zu Vianden, 7) die Uebergangsabgaben⸗Erhebungsstelle zu Diekirch, 8) die Uebergangsabgaben⸗Erhebungsstelle zu Ettelbrück, 9) die Uebergangsabgaben⸗Erhebungs stelle zu Echternach, 10) die Uebergangsschein⸗KAusfertigungs⸗ und Erledigungsstelle zu Wasserbillig, 11) die Uebergangsabgaben⸗Erhebungs⸗ stelle zu Grevenmacher, 12) die Uebergangs schein⸗Ausfertigungs⸗ und Erledigungsstelle zu Remich, 13) die Uebergangsschein⸗Aus⸗ fertigungs⸗ und Erledigungsstelle zu Schengen, 14) die Ueber⸗ gangsabgaben · Erhebungsstelle zu Bettemburg, 15) die Ueber⸗ gangsabgaben⸗Erhebungsstelle zu Esch a / d. Alzette, 16) die lebergangsschein⸗Ausfertigungs⸗ und Erledigungsstelle zu Ober⸗ tetingen. In der Rheinprovinz ist vom 1. Januar f. J. ab den Steuerrezepturen zu St. Vith und Neuerburg die Befugniß zur Ausfertigung und Erledigung, den Steuerämtern zu Bitburg und Prüm die Befugniß zur Erledigung von Uebergangs⸗ scheinen beigelegt worden.

Das auf das gesammte Reich für die ärztlichen Prüfungen innerbalb des Norddeut⸗ schen Bundes vom 265. September 1869, sowie die in Betreff bes tentamen physicum unterm 20. Juli 18351, 12. Juli und 3. September 1862, 4. April und 1. April 1864 und am 72. Dezember 1865 erlassenen Bestimmungen des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten find, da dieselben sich nicht überall zweckentsprechend und insonderheit nicht als ausreichend zur Herbeiführung eines gleichmäßigen Verfahrens bei den , Prüfungen erwiesen haben, von dem genannten Minister einer Reviston unterworfen worden, deren Ergebniß den medizinischen Fakultäten zur gulachtlichen Äeußerung vorgelegt worden ist.

Am 1. Januar 1876 treten die Bestimmungen der Be⸗

ausgedehnte Reglement

die Prüfung der Apothekergehülfen in Kraft. Der Minister der geistlichen z. Angelegenheiten hat in Gemãäßheit des 8. 1 der Bekanntmachung den Sitz der Bezirksregierungen als Sitz der Prüfungsbehörden bestimmt und die Regierungs⸗ Präsidenten zur schleunigsten Ernennung der Vorsitzenden und der Mitglieder der Prüfungs⸗Kommission veranlaßt.

Vom 1. Januar 1876 ab sind alle Gebühren für Telegramme nach den Festsetzungen des internationalen Ver⸗ trags von St. Petersburg und der mit den Nachbarstaaten ab⸗ geschlossenen besonderen Verträge zu erheben.

Von der Grundregel des 5. 141 des Allg. L. R. Thl. 1. Tit. 8, daß jeder Eigenthümer auf seinem Grund und Boden so nahe an die Grenze und so hoch bauen könne, als er es für gut finde, ist im . 139 des Allg. L. R. Thl. J. Tit. 3s zu Gunsten von älteren bereits vorhandenen Gebäuden die Ausnahme gemacht, daß neue Gebäude wenigstens drei Fuß ven ihnen entfernt bleiben sollen. Die Auslegung dieser Aus⸗ nahmevorschrift ist in der Rechtsprechung in mehrfacher Be⸗ ziehung Gegenstand der Erörterung gewesen und hat insbeson⸗ dere rücksichtlich der Abmessung der Entfernung die feste Praxis herbeigeführt, daß die Entfernung nur von den zu Tage stehen⸗ den Mauern der älteren bereits vorhandenen Gebäude zu messen ist, und daß auf die etwa vorspringenden Funda⸗ mente, Dachausladungen und sonstigen Ausbauten keine Rücksicht zu nehmen ist. Im Anschluß an diese Bestimmung hat das Ober-Tribunal, II. Senat, am 28. Oktober d. J. den Satz ausgesprochen, daß der Neubau von der ursprünglichen und richtigen Fluchtlinie der Rückwand des Nachbarhauses durch⸗ weg 3 Fuß zurückbleiben muß, daß dagegen Ausbauchungen des Nachbarhauses in Folge seiner Baufälligkeit, welche in das Nach⸗ bargrunbstück hineinragen, bei der Abmessung der gesetzlich be⸗ stimmten Entfernung von 3 Fuß nicht berücksichtigt zu werden brauchen. Ist der Besitzer des Neubaues dem baufälligen Zu⸗ stande des Nachbarhauses während 30 Jahre nicht klagend ent⸗ gegengetreten, so hat er zwar dieses Klagerecht auf Grund der Rlageverjährung verloren, dagegen hat der Beftitzer des baufälli⸗ gen Hauses dadurch nicht das Recht erworben, dem Anderen den Anbau seines Gebäudes in einer Entfernung von nur 3 Fuß von der Eigenthumsgrenze zu untersagen.

Der General⸗Arzt Dr. von Stuckrad, Err ,,, bes J. Armee⸗Corps, ist mit Urlaub von Königsberg i. Pr. hier ein⸗ getroffen.

Bayern. München, 28. Dezember. Se. Majeftät der König hat sich heute Nachmittag 5 Uhr mittelst Extrazuges vom Thiergarten aus nach Peissenberg begeben und wird heute Abend gegen 10 Uhr in Hohenschwangau eintreffen. Der Botschafter des Deutschen Reiches bei der französischen Regie⸗ rung, Fürst zu Hohenlohe, wird, der „Allg. Itg. zufolge, mit seiner Familie heut Abends von hier nach Paris zurück⸗ kehren.

Württemberg. Stuttgart, 27. Dezember. Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 38 enthält eine Verfügung der Ministerien der Justi; und des Innern, betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes und die Ehe⸗ schließumg, vom 20. Dezember 1875.

HSessen. Darmstadt, 28. Dezember. Der Zweiten Kammer der Städe jst gestern die Proposition, betreffend ben Ankauf der Oberhessischen Eisenbahnen, durch den Staat zugegangen. Der Kaufpreis für die Abtretung besteht in der Einlösung der sämmtlichen, zufolge der Statuten der Gesellschaft kreirken 81,143 Aktien à 200 Thlr. 350 Fl. durch Umtausch derselben gegen mit 4 Proz. verzinsliche Groß⸗ herzogliche Staatsobligationen in dem Verhältniß, daß je 25 Attien, deren Geltung mit Ablauf des Jahres 1875 erlischt, mit je 24 Obligationen d 500 6, mit Zinsgenuß vom 15. Mai 1876 an, im Werthe gleichgestellt sein sollen. Das finanzielle Resultat dieser Operation wird sich demnach wie folgt gestalten: Die bisherige jährliche Garantiesumme beträgt 31 Proz. von 48, 685, 800 C = 1,704,003 6. Die Zinsen zu 4 Proz. aus dem künftigen Obligationenkapital von 38, 948, 640 Mse werden betragen 1,ů557, 945 G 60 3. Die Staats kasse wird hierdurch jährlich um 146057 ½½ 40 8 erleichtert. Hinzu kommt, daß die Garantie nach dem vorliegenden Vertrag nur bis Ende 1875 bestehen bleiben, die Verzinsung der Obligationen aber erst mit dem 15. Mai 1876 beginnen soll. Für die Zeit vom 1. Januar bis 15. Mai k. J. werden weder Aktien- noch Obligationszinsen bezahlt. In Folge dessen erspart die Staats⸗ kasse weiter den auf 43 Monate entfallenden Theil der jährlichen Garantiesumme mit 639, 0018 66 Rechnet man von dieser ein⸗ maligen Ersparniß jährliche Zinsen zu 4 pCt. 25,560 (6, so ergiebt sich, unter Zurechnung obiger 146,057 S6 40 5, im Ganzen eine Ersparniß von 171,B617 466 40 .

Gachsen⸗ Meiningen. Meiningen, 28. Dezember. Im heutigen Regierungsblatt wird eine landesherrliche Ver⸗ ordnung vom 15. d. über das Verfahren bei kirchlichen Trauungen veröffentlicht. Die Einsegnungsworte lauten dem⸗ nach: Auf Euer feierliches Gelübde der ehelichen Lieb und Treue weihe und segne ich Euer geschlossenes christliches Ehebündniß ꝛc. Vor der kirchlichen Trauung kann eine kirchliche Gheverkündigung stattfinden, welche indessen voraussetzt, daß entweder bereits die bürgerliche Eheschließung erfolgt, oder doch das bürgerliche Auf⸗ gebot Seitens des Standesbeamten angeordnet ist. Bei der She⸗ verkündigung fallen, auch wenn die bürgerliche Eheschließung noch nicht stattgefunden hat, die bisher üblichen Prädikate Jung⸗ geselle, Jungfrau, bez. ledig ꝛc. hinweg.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, Der Herzog und die Herzogin haben sich heute den begeben.

30. Dezember. Gesetz, den Schluß der

28. Dezember. nach Dres ·

Die Gesetz⸗ Sammlung enthält u. A.: Landrentenbank betreffend. Vom 7. De⸗ zember 1875. Höchster Erlaß, die Führung der standes amtlichen Geschäfte für das Herzogliche Saus betreffend. Vom 16. Dezem⸗ ber 1875. Bekanntmachung des Herzoglichen Ministeriums, Ab⸗ theilung des Innern, betreffend die Arzneitaxe für das Jahr 1876. Vom 17. Dezember 1875. Gesetz, einige Verhältnisse des Volksschulwesens und insbesondere die Besoldungs. und Pen⸗ sions verhältnisse der Volksschullehrer betreffend. Vom 22. De⸗ zember 1875.

Reuß ä. L. Greiz, 27. Dezember. Der regierende Fürst und die Fürstin sind heute nach Bückeburg zum Besuch des dortigen Fürstlichen Hofes abgereist. Der außerordentliche Landtag ist am 24. d. M. verabschiedet worden.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. Dezember. Die Neujahrsgratulgtionen für Ihre Kaiserlichen und Königkichen Majestäten werden sowohl in Wien als auch in Pest enkgegengenommen werden. In Pest wird aus diesem Anlasse der K. K. Erste Obersthofmeister Prinz zu Hohenlohe, gleichzeitig mit der als Obersthofmeisterin⸗Stellvertreterin fungi⸗ renden Palastdame Ihrer Majestät, Frau v. Majläth, geb. Freiin Hilleprandt v. Prandau, am 30. d. M. zwischen 8 und 10 Uhr Abends im Königlichen Schlosse empfangen. In Wien werden die Neujahrsgratülasionen für Se. Majestät am Freitag, den 31. Dezember, und am Sonnabend, den 1. Januar, Abends zwischen 8 und 10 Uhr vom K. K. Ersten Obersthofmeister im Saalgebäude des Augartens; für Ihre Majestät die Kaiserin aber an den nämlichen Tagen, ebenfalls zwischen S und 19 Uhr Abends, von der Frau Obersthofmeisterin Gräfin Gosß in der Hofburg entgegengenommen werden.

Das Reichsgesetzblatt veröffentlicht das Finanzgesetz für das Jahr 1876, vom 26. Dezember 1875. Nach dem beigefügten Staatsvoranschlag betragen für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder für das Jahr 1876 die Staatsausgaben (Erforderniß): J. Allerhöchster Hofstaagt 4650 000 Fl., II. Kabinetskanzlei Sr. Majestät 74,745, III. Reichs rath 1,879, 200, 1V. Reichsgericht 22, 009, V. Beitrags⸗ leistung zum Aufwande für die gemeinsamen Angelegenheiten gl, 5153, 397, VI. Ministerrath 6178300, VII. Ministerium des Innern 18, 967,300, VIII. Ministerium für Landesvertheidigung s. 441,890, 1X. Ministerium für Kultus und Unterricht 16, 9886, 558, X. Ministerium der Finanzen 9 809,250, XI. Han⸗ dels⸗Ministerium 23 249, 300, XII. Achrbau-Ministerium 11557 470, XIII. Ministerium der Justiz 21 408 935, XII. Oberster Rechnungshof 158,500, XV. Penstonsetat 13,193, 9000, XVI. Sub⸗ ventionen und Dotation 26,772,913, XVII. Staatsschuld 102,409 002, XVIII. Verwaltung der Staatsschuld 759,300. Zusammen 403,170,570 Fl., davon 361,234,943 Gl. ordentliche, 41,935,627 außerordentliche Ausgasen.

Die Einnahmen (Bedeckung) betragen: J. Allerhöchster Hofstaat Fl., II. Kabinetskanzlei Sr. Majestät —, III. Reichs⸗ rath IV. Reichsgericht =, V. Gemeinsame Angelegenheiten —, VI. Ministerrath 431,200, VII. Ministerium des Innern 1,3108, 800, VIII. Ministerium für Landesvertheidigung 34,123, JX. Ministerium für Kultus und Unterricht 6012, 736, X. Mini⸗ sterium der Finanzen 316,829,657, X. Handels⸗Ministerum 18. 565, 000, XII. Ackerbau⸗Ministerium 19942970, XllI, Mini⸗ sterium der Justiz 387,400, XIV. QOberster Rechnungshof —, FV. Pensions⸗Etat 42 000, XVI. Subventionen und Dotationen 26 325, XVII. Staatsschuld 17867, 431, XVIII. Verwaltung der Staatsschuld 113,600, XIX. Einnahmen aus der Veräußerung von Staat seigenthume 342 000 Fl. Zusammen 372,702,342 Fl., davon 351,6ol, 322 Fl. ordentliche, 21,101,020 Gl. außer⸗ ordentliche Ausgaben.

Zur Deckung des Abganges, welcher sich, wenn den ge⸗ sammten Staatsausgaben von 403, 170570 Fl., die gesammten Staatgeinnahmen von 372, 102342 Fl. entgegengehalten werden, mit 30,468,228 Fl. ergiebt, wird zunächst der Finanz⸗Minister ermächtigt, Obligationen der durch das Gesetz vom 20. Juni 1868 kreirten, nicht rückzahlbaren, in Noten verzinslichen einheitlichen Staatsschuld bis zu dem noch zulässigen Nominalbetrage von II. 000 ,. οοꝘᷣ FI. innerhalb der durch 5. 2 des Gesetzes vom 24. Dezember 1867 bestimmten Grenze zu veräußern. Für die Bedeckung des hiernach noch erübrigenden Betrages wird durch ein besonderes Gesetz Vorsorge getroffen werden, in welchem auch zugleich auf die Beschaffung der zum Staatseisenbahnbaue er⸗ forderlichen Geldmittel Bedacht zu nehmen sein wird.

Außerdem veröffentlicht das Reichsgesetzblatt das Ge etz vom 27. Dezember 1875, betreffend die Militärversorgung der Personen des K. K. Heeres, der K. K. Kriegs⸗ marine und der K. K. Landwehr.

Die Zahl der aus Bosnien und der Herzegowina nach Dal⸗ matien geflüchteten Personen beträgt nach dem neuesten Be⸗ richte über 17,500.

Triest, 28. Dezember. Auf der Werfte S. Rocco des „Stabilimento teenico triestino, ist heute Vornättags die Panzer⸗ fregatte „Kaiser Max“ in bester Weise vom Stapel gelaufen.

Pest, 28. Dezember. In den beiden Häusern des Reichs⸗ tages wurden heute zehn sanktionirte Gesetze, darunter das Budget pro 1876 und die Gesetze, betreffend den Zuschlag zur Einkommensteuer und die Rentenanleihe promulgirt.

Großbritannien und Irland. London 28. Dezem⸗ ber. Telegramme aus Caleufta melden: Der Prinz von Wales kehrte gestern (Montag) von seinem Ausfluge nach Ba⸗ rackpore nach Calcutta zurück. Bald nach seiner Ankunft empfing er die nepaulesischen und birmanischen Botschafter, die Maharajahs von Benares, Johore und Sunneah, sowie die Ra⸗ jahs von Ihnend und Nahum. Nachmittags 5 er den unter den Auspicien des Gouverneurs von Bengalen gegründe⸗ ten zoologischen Garten. In Begleitung seines Gefolges erschien Se. Königliche Hoheit alsdann auf einem Bartenfeste, das ihm zu Ehren von dem Gouverneur von Bengalen im Belvedere gegeben wurde. Das Fest war sehr glänzend. Während des Nachmittags besuchte er auch das allgemeine Krankenhaus und drückte seine Befriedigung über die für die Pflege der Patienten getroffenen Vorkehrungen aus. Am Abend gab der Gouverneur von Bengalen dem Prinzen ein Galadiner. Später besuchte Se. Königliche Hoheit einen glänzenden Ball im Gouvernementspalast, der ihm zu Ehren vom Vize · König gegeben wurde. In einer Versammlung von einflußreichen Eingeborenen wurde beschlossen, den Besuch des Prinzen von Wakes durch die Gründung einer Anstalt für den Unterricht in praktischen Wissenschaften zu verewigen., Heute (Dienstag) stattet der Prinz mehreren indischen Fürsten Gegenbesuche ab.

Der Spezialberichterstatter der Times“ in . telegraphirt unterm 27. Dezember:. Ich verließ Brigadier Ro und fuͤhr am 25. ds. den Perakfluß unweit . und dem Gebäude der englischen Gesandtschaft hinab. Wir ahen einige Malayen und Mannschaften des Rajahs Lela friedlich nach Hause kehren. Die Chinesen erboten sich, die Köpfe von Lela uͤnd anderer Malayen zu erlangen, wenn sie belohnt würden; aber Dunlop lehnte ihr Anerbieten ab, Die Briten sind im Besitz aller wichtigen Positionen, und Lela ist auf siamesisches Terrstorium geflüchtet. Ein erfolgreicher Nachtangriff auf Sun⸗ gien Jong machte den Wunsch des Häuptlings nach Unterhand. kungen rege. Die britische Macht ist letzt in Perak wieder die herrfchende, und nur die Mörder von Mr. Birch stehen noch in Waffen.“

29. Dezember. . T. B.) Bei der gestern fortgesetzten Untersuchung des Handelsamtes über den Unter⸗

kanntmachung des Reichskanzler vom 13. November d. J. über

gang des Dampfers „Deutschland“ lehnte der Vertreter

des norddeutschen Lloyd, Cohen, ein Kreuzverhör der Zeug bezüglich der angeblichen Plünderung des . ab, ö er erklärte, er habe keinerlei Grund anzunehmen, daß eine Plün⸗ derung des Schiffes oder sogar der Leichen stattgefunden habe. Sben so wenig habe er auch im Namen des Lloyd behauptet, daß der Schleppdampfer Liverpool hätte in See stechen können; er freue sich vielmehr, daß die Aussagen der Zeugen den Beweis lieferten, daß Alles geschehen sei, was geschehen konnte. Der Direktor des norddeutschen Lloyd, Hargesheimer, stellte dem Kapitän Brickenstein das vorzüglichste Zeugniß über seine Ge⸗ schicklichkeit und Aufrechterhaltung der Disziplin aus und fügte hinzu, derselbe habe laut Ausweises des Log unter schwierigen Verhältnissen verschiedene Male erfolgreich navigirt. Der deutsche Vize-Konsul in Harwich, welcher darauf ver⸗ nommen wurde, erklärte, von einer Verstümmelung und Berau⸗ bung der Leichen, sowie über den Verbleib des Schiffsgutes nichts zu wissen. Er glaube, daß das geborgene Schiffsgut dem Bergeamte abgeliefert worden sei.

30. Dezember. (W. T. B.) Die Admiralität hat nunmehr ihre frühere Verordnung betreffend die Aufnahme flüchtiger Sklaven durch englische Schiffe modifizirt und dabei in Erinnerung gebracht, daß die Schiffe der König⸗ lichen Marine an und fuͤr sich nur Mannschaften führen dürften. Wenn aber die Schiffe aus besonderen Rücksichten Sklaven auf⸗ nehmen zu müssen glaubten, so müßten sie dieselben an Bord behalten, bis man ihre Ausschiffung in einem Lande bewerk⸗ stelligen könnte, wo ihre persönliche Freiheit gesichert wäre.

Frankreich. Paris, 29. Dezember. Das „Journal officiel vom 24. Dezember publizirt nach erfolgter Zustimmung der Nationalversammlung und des Präsidenten der Republik die Konvention zur Herbeiführung der internationalen Gini— gung und Vervollständigung des metrischen Systems vom 20. Mai d. J., zu welcher die Ratifikationen am 20. d. M. ausgewechselt worden sind. Die Konvention für die Errichtung eines internationalen Bureaus für einheitliches Maß und Ge⸗ wicht ist geschlessen von den Staaten Deutschland, Frankreich, Desterreich, Ungarn, Belgien, Brasilien, Argentinische Republik, Dänemark, Spanien, Vereinigte Staaten von Nordamerika, Italien, Peru, Portugal, Rußland, Schweden und Norwegen, Schweiz, Türkei und Venezuela. Zugleich mit der Konvention ist . das Reglement für das internationale Bureau publizirt worden.

29. Dezember. (W. T. B.) Der Prinz von Join⸗ ville hat ebenfalls jede Kandidatur für eine Stelle im Senat oder in der Deputirtenkammer abgelehnt.

Versailles, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Na⸗ tionalversammlung nahm in ihrer heutigen Sitzung die Art. 5—9 des Preßgesetzes an und trat sodann in die Be⸗ rathung des von der Kommission beantragten Artikels ein, nach welchem der Belagerungszustand in allen Departements aufgehoben werden soll. Der Deputirte Challemel (radikal) sprach für die Annahme dieses Artikels und griff dabei die Po⸗ litik des Ministers Buffet an. Buffet befürwortete in seiner Erwiderung die Aufrechterhaltung des Belagerungszu⸗ standes in den großen Städten bis nach Beendigung der Wahlen für den Senat und die Deputirtenkammer und bemerkte, er verstehe darunter keineswegs die Ausübung einer Pression bei den Wahlen in den großen Städten. Die Wahl Barodet 's beweise, daß eine solche unmöglich sei. Er, der Minister, wolle nur den Anforderungen, welche die öffent⸗ liche Ordnung Frankreichs stelle Genüge leisten. Er wolle nicht, daß neue Ueberschreitungen der Freiheit das Land in eine Diktatur zurückwerfen. Schließlich gab Buffet seinem Vertrauen auf die öffentliche Meinung Frankreichs Ausdruck, welche die Regierung des Marschall Mac Mahon unterstützen werde, seine Aufgabe, die Parteien zur Ruhe und zur Ehre Frankreichs zu beherrschen, zu erfüllen. Die Versammlung verwarf hierauf den Antrag der Kommission, den Belagerungs⸗ zustand in allen Departements aufzuheben, mit 377 gegen 329 Stimmen und sprach sich mit großer Majorität für die Aufrechterhaltung des Belagerungszustandes in den Depar⸗ tements Seine, Seine et Oise, Rhone und Bouches du Rhone aus. Die Aufhebung des Belagerungszustandes in Algier wurde von der Regierung zugestanden. Hiernach wurde das Gesetz, be⸗ treffend die Presse und die Aufhebung des Belagerungs⸗ zu st andes, im Ganzen fast einstimmig angenommen und die Berathung über den Termin für die Auflösung der Nationalversammlung begonnen.

Auf die Tagesordnung für morgen wurde die Berathung der Gesetze über die Besteuerung des Zuckers und das Sisenbahngesetz gesetzt. Die Versammlung wird morgen zwei Sitzungen abhalten, um womöglich morgen die Sesston zu

schließen.

Spanien. (W. T. B.) Nach einem über Paris eingegangenen Telegramm aus Madrid wurde am 29. Dezember die Veröffent⸗ lichung des Dekrets erwartet, durch welches die Wähler für die Cortes auf den 20 Januar k. J. und die Cortes selbst auf den 15. Februar k. J. zusammenberufen werden.

Türkei. Belgard, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Skupschtina hat heute die Vorlage der Regierung, an die hier weilenden Flüchtlinge aus der Herzegowina und aus Bosnien 10,0900 Dukaten zu vertheilen, genehmigt.

Rumänien. Bu kare st, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm in ihrer heutigen Sitzung das rektifizirte Budget für das Jahr 1876 mit 78 gegen 16 Stimmen an.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. Dezember.

Das Bulletin über den Gesundheitszustand der Groß fürstin Maria Nikolajewnag vom 26. Dezember lautet: Ihre Hoheit fühlte sich den gestrigen Tag sehr schwach und ermattet und verließ in Folge dessen das Bett nicht. Die Nacht ver⸗ brachte Ihre Hoheit ruhig, und in dem Allgemeinbefinden ist keine Veränderung eingetren!·«— Am (19) 31. d. M. werden es fünfzig Jahre, seit Se. Majestät der Kaiser zum Chef des Pawlowschen Garde⸗Regiments ernannt wurde. Anläß⸗ lich dieses Festes wird im Beisein Sr. Majestät um 109 Uhr Morgens in den Sälen des Winterpalais die Ceremonie des Anschlagens einer dem 4. Bataillon dieses Regiments verliehenen neuen Fahne und dann um 1 Uhr Nachmittags in der Manege des Ingenieurschlosses Gottesdienst, Weihe der neuen Fahne und we, . stattfinden. Am folgenden Tage, den (20. De⸗ ember) 1. Januar um 1 Uhr Mittags wird den Untermilitärs den Kasernen ein Mittagsmahl gegeben, dem Se. Majestät

der neu ernannte Kriegsgöouverneur des Küstengebiets und Dber⸗ Commandeur der Häfen des Stillen Oceans, ist, wie der 2Kronst. Bote“ nach Privat⸗Telegrammen meldet, auf seinem Posten eingetroffen.

Die Nr. 106 des, Amts-⸗Blatts der Deutschen Reichs- k hat folgenden Inhalt: .

Kaiserlichen Ober -Postdirektionen und Ober. Postkassen am Sitze d bisherigen Kaiserlichen Telegraphen⸗Direktionen und He , deer

kassen.

Nr. 44 des Amtsblatt der Deutschen Reichs Telegraphen, Verwaltung hat folgenden Inhalt: . vom 27. Dezember 1875: Gebührentarif; vom 25. Dezember 1875: Die Anwendung abgekürzter bz. verabredeter Adressen; vom 24. De⸗ zember 1875: Zuwendung der Aachener und Münchener Feuerve rsiche⸗ rungs ⸗Gesellschaft an eine im Bereich der Reichs ⸗Poft⸗ und Tele⸗ graphen verwaltung bestehende Wohlthätigkeitsanstalt; vom 28. De⸗ zember 18575: Einziehung des Landespapiergeldes.

Vereins wesen.

In der von Ihrer Majestät der Kaiserin-Königi präsidirten Vorstandssitzung des Vaterländischen . vereins vom 15. Dezember kam zunächst ein Bericht des Bremer Zweigvereins über das von demselben bei dem furchtbaren Unglück in Bremerhafen beobachtete Verfahren zur Verlesung. Danach hatte der Verein aus seinen bereiten Beftänden, nach Verabredung mit den Aerzten, sofort Hülfe nach Bremerhafen gesandt. Da wegen des Sonntags kein Aufruf zu Beiträgen gedruckt werden konnte, so wurde eine Aufforderung dazu dreimal in der Hauptkirche von der Kanzel verkündigt, am darauf folgenden Montag aber in einem Exteablatt des Bremer Couriers, veroffentlicht. Indem der Frauenverein sich in diesem Aufruf zur Erlangung rascher, im ersten Augenblick wirk— samer Hülfe an die Bewohner Bremens wendet, weist er ausdrücklich darauf hin, daß dieses Auftreten zu den ihm obliegenden Aufgaben in Sa ere, gehöre.

Ihre Majestät knüpften an die Verlesung des Berichts eine Erörterung über die hohe Wichtigkeit des raschen Lin e fle. der Frauenvereine bei außerordentlichen Nothfällen, wozu dieselben statuta⸗ risch berufen seien, und ordneten den Erlaß eines darauf bezüglichen Cirkulars an sämmtliche Zweigvereine an. Dasselbe ist am 22. De⸗ zember ergangen und lautet folgendermaßen:

Ihre Majestät die Kaiserin; Königin haben in der unter Allerhöchst Ihrem Vorsitz abgehaltenen Vorstandesitzung des Vaterländischen Frauenvereins vom 15. Dezember er, einen leitenden Gesichtsyunkt zu erörtern geruht, welcher für die Friedensthätigkeit unserer Vereine von höchster Bedeutunz ist.

In dem Allerhöchsten Diplom für die Zweigvereine heißt es: AWUnser Verein dient im Kriege dem Volk in Waffen „im Frieden der Linderung Noth, wo und wie eine solche unerwartet herantritt.“

Ihre Majestät erinnerten daran, daß auf Grund statutarischer Bestimmung die Vaterländischen Frauenvereine ein für alle Mal als Hülfsvereine konstituirt und als solche permanent, also schneller, als irgend Jemand in der Lage sind, Hülfe zu leisten, in ihrem Bezirke sofort Sammlungen zu veranstalten und in öffentlichen Blattern Aufrufe zu erlassen.

Ihre Majestät sind der Meinung, daß dies hinfort in beschleu—⸗ nigtem und gesteigertem Grade geschehen müsse. Eine darauf fol⸗ gende Benachrichtigung des Vorstandes des Hauptvereins in Berlin Seitens der Zweig vereine über die näheren Umstände des Noth⸗ standes könnte durch das Netz der über das ganze Vaterland ver— breiteten Vereine die werkthäͤtige Unterstützung der weitesten Kreise durch Reciprocität herbeiführen, sofern eine Nothwendigkeit dafür vorhanden sei.

Auf diesem Wege werde nicht nur am besten und schnellsten der materiellen Noth des ersten Augenblicks gesteuert werden, sondern es werde auch eine solche praktische Ausübung des Berufs das Ansehen der Frauenvereine wesentlich heben.

Der Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins. Charlotte Gräfin Itzenplitz.

Die Friedensthätigkeit der Vaterländischen Frauenvereine ist nächst dem Einschreiten bei außerordentlichen Nothständen auf die Kranken- pflege und die Ausbildung von Krankenpflegerinnen gerichtet, ganz be. sonders aber auch auf die Kinderrettung und Kinderbildung. Die Grün⸗ dung von Kleinkinderbewahranstalten, Kleinkinderschulen, Kinder⸗Asylen und Spitälern hat nach und nach eine außerordentliche Ausdehnung gewonnen und ist nicht blos auf dem platten Lande und in Fabrik- distrikten, sondern auch in Städten von den segensreichsten Folgen begleitet gewesen. Es handelt sich vorzugsweise um die Fürsorge für noch nicht schulpflichtige Kinder, um Rettung fur ver— wahrloste, taubstumme und blödstnnige aus den ärmsten Be⸗ völkerungeschichten. Der Vaterländische Hauptverein hat die Grün— dungen der Zwe gvereine, wenn Aussichk auf ihren Bestand vorhanden, in der Regel zu unterstützen versucht, insbesondere, wenn die betreffen den Gemeinden, oder der Kreis⸗ oder Provinzial⸗Verband irgend einen Beiftand leisteten. Im Allgemeinen ist dies aber nicht häufig der Fall, vielmehr werden an die Privatwohlthätigkeit über⸗ mäßige Anforderungen gerichtet, und die Mittel der Frauenvereine, deren Anstalten meist in den besten Händen sind, mußten so nach und nach unzuläuglich werden.

Eine bedeutsamere und für die Frauenthätigkeit geeignetere Wirk⸗ samkeit, welche zugleich die wichtigste soziale Frage berührt, kann es kaum gehen, als diese Kinderpflege. Die Beschaffung größerer Mittel für diese und die andern Zwecke der Friedensthätigkeit der Frauen⸗Vereine bildete daher auf Anregung Ihrer Majestät der Kaisecin⸗Königin den Gegenstand einer weiteren einzehenden Be⸗ rathung.

Die Frage lag nahe, ob nicht aus Provinzialfonds für solche An

stalten der Frauenvereine, welche offenbaren Nothständen abhelfen, Beiträge geleistet werden könnten; um so mehr, als die Fälle nicht selten sind, wo die Privatwohlthätigkeit die Kosten für die Unter⸗ haltung taubstummer oder blödsinniger Kinder in den Provinzial⸗ Anstalten trägt. (Im Kreise Gerdauen allein z. B. soll dies für 3 n. 10 blödsinnige und 2 blinde Kinder armer Eltern geschehen. Ihre Majestät gaben Allerhöchstihre Willensmeinung am Schlusse der Siskussion dahin kund, daß der Frage wegen Beschaffung von Hülfsquellen für diese Friedensthätigkeit der Vaterläandischen Frauen⸗ vereine praktisch näher getreten werden müsse.

Statistische Nachrichten.

Nach der FZeststellung des statistischen Vuregus der Stadt Berlin stellt sich in Folge der nachträglichen Ermittelungen durch Polizei! und Steuerdeputirte die Bevölkerun Berlins am Volkezählungstage auf 568,621 Einwohner, das Militär eingeschlossen.

Die ‚Austria⸗ veröffentlicht die Ergebnisse des Stempel gefälls der im Reichsrathe vertretenen Länder der ö sterreichisch⸗ ungarischen Monarchie in den drei ersten Quartalen 1875

Der in den drei ersten Quartalen 1875 für Stempelmarken ze. eingegangene Gebührenerttag beließ sich auf 12.058, 728 Fl. Der gleichartigen Einnahme des Jahres 1874 pr. auf 14023102 2

In den drei ersten Quartalen 1875 zeigt sich daher ein Steigen desselben um. 656 619 Fl

beiwohnen wird. Contre⸗Admiral Gust. Feodor. Erdmann,

V

d. i. um 5. ms oo.

„Dezember 1875: Einrichtung von Restverwaltungen bei den

Von dem Gesammt⸗Erkrägniß entfallen:

in den drei ersten Quartalen

. 11.013, 178 112,197

59 275 679727

11,559

gegen die drei ersten Quartale 874

mehr 633, 050

5,147

7, 959

9 17,010 11,559

13 261 . 45679 .

wenĩger

369

auf die Stempelmarken Spielkarten. Kalender Zeitungen Ankündigungen Eisenbahnfrachtbriefe Promessenscheine 4695 Wechselblanquette . 106,791

. ö 12058725 656 619 Außerdem wurden in Folge der mit dem Kaiserlich Königli Handels Ministerium gepflogenen Abrechnung für an das ge gen . ö . 1874 abgelieferte gestempelte Postfracht⸗ f Nachnahmescheine t ückvergũůter ö 8. cheine an das Stempelgefälle rückergüter ie von der Nationalbank, den Eisenbahn⸗ und Dampfschiff⸗ fahrts⸗Unternehmungen, Spartassen, Kredit⸗ Ce kornpt⸗ . sicherungsanstalten und ähnlichen Instituten für gegebene Borschüsse, Aufnahms⸗ und Versicherungzurkunden statutenmäßig geleiftete Ein⸗ lagen, eingelöste Chéques, erfolgte Pensionen, sowie für auszegebene Fahr- und Frachtkarten in den drei ersten Quartalen 1875 entrichteten . . ö 3, 234,042 Fl., daher gegen das Er⸗ 3 der gleichen Periode des Vorj 3, 32 F i eng di gh e rjahrs pr. 3,328, 758 Fl., weniger

Dänemarks Staatstelegraphenwesen im Jahre— 874. Einer soeben erschienenen tabellarischen Uebersicht . Thätigkeit der Staatstelegraphen im Jahre 1874 zufolge vermehrte sich die Länge der Linien im vorigen Jahre um 2533 geographische Meilen und die Länge der Leitungen um 583 Menlen, so daß am Schlusse des Jahres 368 3 geographische Meilen Linien und 16383 Meilen Leitungen vorhanden waren. Am Schlusse des Jahres be⸗ standen 111 Staats, 69 Eisenbahn., 1 Privol, und 1 Seebefeftigungs= stationen, im Ganzen also 182 für die öffentliche Korrespondenz geöffnete Telegraphenstationen. Die Anzahl der Morse⸗Apparate betrug am Ende des Jahres bei den Staatsstationen 226, und die der Angestellten lerkl. der Boten) 284, worunter 45 Postbeamte und 31 Personen in anderen Lebensstellungen als Verwalter kleinerer Stationen. Im Ganzen wurden in 1874 762 60) Depeschen befördert und betrugen die Einnahmen dafür 283 238 Rdlr. 55 Sk. gegen 626728 Depeschen und 239 088 Rdlr. 21 Sk. in 1873. Die Anzahl der Depeschen hat sich mithin um 2,6 o/so und die Einnahme um 18413 0 vermehrt. Die Anzahl sämmtlicher Expeditionen betrug cg. 1,900, 60. Auf der Kopenhagener Station mit Filialen wurden 27 von sämmtlichen inländischen Depeschen aufgegeben. Von den internationalen Depeschen sind ca. 48, * nach dem Auslande abgesandt und 51,3 aus dem Auslande angekommen. Mit Schweden sind 63,089 Depeschen aus—= gewechselt oder 25,3 , mit England 2003 „, mit Norwegen 1230 *, mit Hamburg 10431 *, mit Schleswig, Holstein und Lübeck 8, a3 z 2c. Mit außereuropäischen Stationen sind nur 382 Deveschen ausgewechselt. Die Anzahl der internationalen Depeschen hat sich um 101 * und die Einnahme dafür um 102 *, die Anzahl der transitirenden Depeschen um 51,93 * und die Einnahme dafür um 37, vermehrt.

Kunst, Wissenschaft und Titeratur.

Die Nr. 51 (Dezember 1875 der ‚Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“, verantwortlich redigirt von G von Marses, Major (Berlin, F. Schneider C Co), enthält folgende Aufsätze: Die Metallpatrone und die Geschichte ihrer Ein⸗ führung bei den europäischen Großmächten. Der Oberst Hans von Thümen. Ein kurzes Lebensbild von Carl ven Thümen, Major z D. Die historische Entwickelung des preußischen Offiziercorps nebst kurzer Darstellung der Grundsätze bei Heranbildung desselben von Fihr. v. Luedinghausen gen Wolff Il, Lieutenant im 2. Garde Regiment z F. Der eiste Theil des Loire⸗Feldzuges im Spälherbste 1870. Fine Studie von H. Helbig, Major im bayerischen Generalstabe (Schluß), Zum Uebergange über die Beresina. Umschau in der Militär ⸗Literatur. Verzeichniß der bedeuten deren Aufsätze aus an⸗ deren militärischen Zeitschriften.

Die Nr. 62 des II. Jahrgangs der volksthümlichen Wochen- schrift Die Selbstverwaltung“ enthält u. A.: J. Provinzial ordnung: Rekapitulation der 88 14-25, Besprechung der §5. 26 -= 30; über die Sitzungen und die Beschlüsse der Provinziallandtage. II. Freis- ordnung: Rekapitulation der §5§. 1— 35, Besprechung des 8. 36; über die Aufhebung des Lehnschulzeninstituts. III. Reichsgesetzgebung. IV. Höhere Entscheidungen. V. Pol zeiliches. VI. Civilstandaange⸗ legenheiten. VII. Kirchliche Selbstverwaltung und Schulangelegen⸗ heiten. VIII. Verschiedene auf den praktischen Dienst bezügliche Mit- theilungen. Briefkasten.

Ein zu Auckland auf Nenseeland erscheinendes Blatt meldet einen Ausbruch des neuseeländischen Vulkans Tongarivo welcher mit entsetzlichem Getöse Lava und Steine auswirft, Die h beißen Springbrunnen, üher fünszig an der Zahl, sind ebenfalls in Thätigkeit und senden in kurzen Zwischenräumen stedende Wassersäulen empor, welche Wolken von Dampf entwickeln.

Gewerbe und Sandel.

Berlin, 30. Dezember. Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen hat das Fräulein Pauline Bessert⸗ Nettelbeck hierselbst, Inbaberin einer Gold, Silber⸗ und Seiden Stickereimanufaktur, zu Höchstseiner Hoflieferantin und Hofstickerin ernannt.

In der gestrigen Generalversammlung der hiesigen Konti⸗ nental-Telegraphen⸗ Compagnie, Akriengesellschaft, gelangte zunächst der Geschäftsbericht und Rechnungsabschluß für das ab⸗ gelaufene Geschäftsjahr (1. Oktober 1874 bis 36. September 1875) zur Mittheilung. Nach denselben haben sich die Geschäfte der Ge—⸗ sellschaft tretz der allgemein herrschenden geschäftlichen Stagnation in günstiger Weise entwickelt, indem namentlich Lie Verbindungen mit deutschen und fremdländischen Zeitungen und Institutionen eine zunehmende Vermehrung und Ausbreitung erfuhren. An die obigen Mittheilungen schloß sich alsdann die Decharge ˖ Ertheilung für die ,, . sowie die Festsetzung einer Dividende von 59 Reichsmark pro Aktie.

London, 30. Dezember. (W. T. B.) Die Bank von Eng=— land hat beute den Diskont von 3 auf 4 erhöht.

Paris, 365. Dejember. (W. T. B) Eine amtliche Bekannt- machung benachrichtigt die Inhaber von Obligationen der tür kisch em Anleihe von 1860, daß die Einlösfung des am . Januar 1576 fälligen Halbjahrcoupons und der am 27. d. M. ausgeloostey Obligationen vom 3. Januar k. J. ab stattfindet.

Verkehrs⸗instalten.

Der Fortschritt der Ba'grung am Gotthardtunnel betrug während der letzten Woche: Göschenen 6,60 M. Airolo 2,0 M. Total 34,0 M., mithin durchsch aittlich per Tag 5 M.

New⸗NYork, 29. Dezeml er. (W. T. B) Der Dampfer Egypt“ der National- Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier ein igetroffen.

Nr. 102 der Zeitung des Vereins deutscher Eisen⸗ bahnverwaltungen hat folgenden Jnbalt; Noch einen Schritt weiter. Vereinggebiert: Wentteimbergijche Stuatsbahnen, Umgang nau eröffnet. Oesterreichisch Ungarische Kornespondenz; Budget ⸗Debatten, In ,, , ,. Vieh Transporte, Bahnfrevel und Unfälle, Iwei oberftgerichtliche Entscheidungen, Direktoren -Koaferenz. Englische

Rorrespondenz