Konto incl. des auf Gewinn und Tantieme pro 1875 reservirten 1514. 508, Reserve⸗Konto 650, 000 , Zinsenreste aus 1875: 84, 966
— Ueber den Stand der Herzoglich anhaltischen Land⸗ rentenbank am Schlusse des Jahres 1875 geht uns folgender Be= richt zu: Es waren der Landrentenbank bis zum Schlusse des Jahres 1575 Überwiesen und von derselben übernommen 652 206 M jährliche Renten, und dafür den Berechtigten zu ihrer Entschädigung und Ab- findung an Rentenbriefen im 20fachen Betrage dieser Renten aus ze⸗ fertigt und übereignet 13 041. 120 M Landrentenbriefe, Ven diesen Renten sind durch Kaxitaleinzahlungen abgelöst und Fetilat 233843 S, und dafür eingezogen und rernichtet 532.390 0 Landrentenbriefe, wonach an jährlicen Renten verblie - ben 623 362 4 Von den nach Vernichtung der durch diese Kapital- Einzablung verbleibenden 12.511, 230 M Landrentenbriefen sind durch die alljährlich zweimal statifindenden Ausloosungen behufs deren Einziehurg und Amortisatlon an Rentenbriefen bereits eingelöst und kasstit für 1,885,830 „, so daß vom Anfange des Jahres 1876 ab ohne Rücksicht auf die im Laufe dieses Jahres zu. und abgehenden
Renten und nach Abrechnung dieser eingezogenen Rentenbriefe im Be— trage von 1,885. 830 1M in den nachverzeichneten Apxoints 10, C25 400 4A Landrentenbriefe in Umlauf verblieben und mit 4 0, also mit 425 016 M alljährlich zu verzinsen waren: 2912 Stück Lit. A. à 500 Thlr. — 1500 46 4 368 000 M, 18,626 Stück Lit. B. à 100 Thlr. — 300 M 5,587, S0 46, 3066 Stück Lit. C. à 50 Thlr. — 150 459,900 46, 2294 Stüc Lit. D. à 20 Thlr. — 60 M 1373640 . 2402 Stück Lit. E. à 10 Thlr. — 30 M 72060 Mt; 29 300 Stück im Gesammtbetrage von 10625, 400 4. Die Summe der in den Katastern der Landrentenbank eingetragenen, zur Zahlung von Renten verpflichteten Grundstücke belief sich am Schlusse des Jahres 1875 auf 31774 rentenpflichtige Besitzungen und hat sich in diesem Jahre um 27856 vermehrt. Behufs der Einziebung und Amertisation sind für voriges Jahr 451 Rentenbriefe im Betrage von 160, 9360 0 ver⸗ loest und, soweit sie eingegangen, kassirt und vernichtet worden. Wien, 3. Februar. (W. T. B.). Die Kreditanstalͥt ließ an der Vorbörse mittheilen, daß am letzten Freitag an die Direktion anonym eine Anzeige über große Unzukömmlichkeiten bei der Filiale
in Prag einlief. Die Kreditanstalt sandte hierauf sofort den Direktor Pußker zur Untersuchung nach Prag, welcher der Direktion bereits telegraphisch angezeigt hat, daß bis jetzt noch Nichts vorgefunden sei.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Central-Verein für Hebung der deutschen Fluß⸗ und Kanalschiffahrt hält, seine Generalversammlung Montag, 14. Februar, Abends 7 Uhr, im Bürgersaale des Rath⸗ hauseg. Auf der Tagesordnung stehen u. A; Die Lage der deutschen Schiffahrts, und Kanalverhältnisse (Referent Reichstagsabgeordneter Moritz Wiggers); der Emscher ⸗Kanal (Referent General · Sekretãr Buccks; der Berlin ⸗ Kienitz Kanal (Referent Heinrich Kochhann, Aelte⸗ ster der Kaufmannschaft).
New ⸗ York, 2. Februar. (W. T. B) Der Dampfer Egypt“ der National · Dampfschiffs · Compagnie (G. Me ssingsche Linie) ist hier ingetroffen.
Berlin, den 3. Februar 1876.
Die Feier der silbernen Hochzeit des Kultus— Ministers Dr. Falk und seiner Gemahlin hat sich zu einem für das Jubelpaar und alle dabei Betheiligten erhebenden Familienfeste gestaltet.
Die Verfeier am Abende des verwichenen Sonntags (30. Januar), zu welcher sich außer den hiesigen und den zu dem Feste eingetroffenen auswärtigen Familiengliedern ein großer Freis von Freunden und Verehrern des Jubelpaars ein⸗ gefunden hatte, bot in einem größeren, mit frischem Grün geschmückten Raume der Ministerwohnung eine Reihe an muthiger Darstellungen. Zuerst wechselten mehr stimmige Gesänge mit dem Vortrage von dem Jubelpaare gewidmeten Gedichlen. Dann folgte eine Reihe durch einen befreundeten Künfiler vorbereiteter, lebender Bilder, erklärt durch sinnige, für den Zweck gedichtete Verse.
Wie die Vorfeier, so zeigte die Feier selbst, am 1. d. M, das Bild einer durch innige Liebe aller ihrer Glieder und durch die treue Anhänglichkeit ihrer Freunde von nah und fern beglück— ten Familie. Schon am Morgen des Festtages wurde das Jubel— paar durch vierstimmigen Gesang ernster Weisen begrüßt. Mehrere Deputationen, unter anderen solche der Räthe und der Bureaubeamten des Ministeriums, sprachen später ihre herzlichen Glückwünsche aus. Briefe und Telegramme trafen von allen Seiten ein, vor und an dem Festtage Und noch während des Festmahls, zu wel— chem das Jubelpaar die Verwandten und nächsten Freunde um sich versammelt hatte.
Zur größten Freude des Jubelpaars wurden ihm die huldvollsten Glückwünfche Sr. Majestät des Kaisers, Ihrer Majestät der Kaiserin und Ihrer Kaiserlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin zu Theil.
In Folge der einheitlichen Legielation für das deutsche Militär— wesen haben auch die gesetzlichea Bestimmungen über den Ein— jährig⸗Freiwilligendienst im Heere und in der Marine itzt für das Gesammtgebiet des Deutschen Reichs Geltung erlangt. Die Kenntniß dieser Bestimmungen ist daher für weitere Kreise, als bisher zu einem Bedürfniß geworden.
Eine vollständige und übersichtliche Zusammenstellung des wesent— lichen Inhalts aller auf den Gegenstand bezüglichen Gesetze und Ver— ordnungen liegt in einer Schrift vor, die unter dem Titel: „Be⸗ stimmungen über den Einjährig-Freiwilligendienst im stehenden Heere und in der Marine“, auf Veranlassung des Kriegs⸗Ministeriums bearbeitet worden und soeben hier im Ber— lage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Sieg fried Mittler und Sohn erschienen ist. In erster Linie sind alle Vorschriften mitgetheilt, welche über die wissenschaftlichen Anfor— derungen, den Nachweis der Befähigung und die sonstigen Bedingungen für die Berechtigung zum einjährigen Dienst in Kraft sind, und es werden dadurch die Betheiligten in den Stand gesetzt, durch recht—⸗ zeitige Kenntnißnahme aller vor dem Diensteintritt zu erfüllenden ,, sich vor den Nachtheilen etwaiger Versäumnisse zu währen.
An die Uebersicht der Vorbedingungen schließen sich die besonderen Bestimmungen über die Ableiflung des Einjährig⸗Freiwilligendienstes im stehenden Heere und in der Marine und zwar nicht blos des Dienstes mit der Waffe, sondern auch als Med ziner, Pharmazeuten und Unter Roßärzte. Im zweiten Abschnitt des Buches find die Be— stimmungen uber die Dienstverhästnisse im Beurlaubtenstande zu—⸗ sammengestellt. Eine rützliche Beigabe bilden das Verzeichniß aller Lehranstalten, welche gültige Zeugnisse über die wissenschaftliche Be—⸗ fählgung für den Einjährig- Freiwilligendienst ausstellen dürfen, und ein alphabetisch geordnetes, vollständiges Sachregister.
Das Buch ist nach den Absichten der Militäcbehörde so einge⸗ richtet, daß daraus das betheiligte Publikum Über alle Verhältnisse des einjährigen freiwilligen Milisärdlenstes leicht und zuverlässtz Aus—Q— kunft erlangen kann.
Herr Professor hr. Hirsch ersucht uns, behufs Vermeidung etwaiger Mißverständnisse, zu welchen der Bericht über den von ihm , . Vortrag, die orientalische Pest betreffend, Veran— assung geben könnte, um die Aufnahme folgender Ergänzungen, resp. Berichtigungen: .
Die Veranlassung zu meinen Mittheilungen fand ich in der etwas alarmirenden Zeitungsnächricht, daß der englische Gesundheitsrath die Fage über die Möglichkeit einer Invasion der Pest nach Europa und über die eventuell zu ergreifenden Maßregeln diskutirte, vorzugk— weise aber in den daraus erklärlichen zahlreichen, von verschiedenen Sejten an mich gerichteten Fragen, ob und in wie weit eine solche Be orgniß vor dem Ausbruche der Pest in Europa überhaupt be⸗ gründet fei. — Ich hob in meinen Mittheilungen den Umstand als einen besonders eigenthümlichen und auffälligen hervor, daß die Pest, nachdem sie nahe 20 Jahre von dem Erdhoden vollkommen ver— schwunden war, mit dem Jahre 1858 an verschiedenen Orten des Orients, und zwar in Gegenden, in welchen sie früher überhaupt sehr selten und immer nur eingeschleppt geherrscht hatte, originär, deh. selbständig sich entwickelt und bei ihrem jedesmaligen Auftreten in immer größerem Umfange sich rerbreitet hat. Ich wies ferner, wie der Referent rich—⸗ tig bemerkt, darauf hin, daß diese neuerlichst von der Pest heimge⸗ suchten Gegenden die Centren oder Ausgangspunkte der großen, den Dꝛiient mit dem Occident verbindenden Verk'hrsftraßen sind, und daß, wenn auch vorläufig kein bestimmter Grund zur Besorgniß einer Infektion Europa durch die Pest vorliegt, die Möglichkeit einer solchen allgemeinen Verhreitung der Krankheit, zunächst nach dem Südosten Europas, nicht geleugnet werden könne, daß man sich die⸗ ser Pest gegenüber vielleicht in derselben Lage befinde, in welcher sich Europa in den Jahren 1817 — 1829 der in Asien wüthenden Cholera gegenüber befunden hat, und daß man, meiner Ansicht nach, daher klüger handle, die Möglichkeit eines solchen Ereignisses ins Auge zu fassen und nicht ganz außer Fraze zu stellen, wie es eben damals in Bezug auf die Cholera geschehen ist.
Ich wies ferner nach, daß die Immunität von der Pest, deren sich der größte Theil Europas seit dem 18. Jahrhundert erfreut hat, nicht eiwg ausschließlich oder vorzugsweise in dem Schutze zu suchen sei, den Quarantänen und Sperren gewährt haben, sendern in der Umgestaltung der öffentlichen Gesundheitspflege, mit deren Verbesserung die Abnahme schwerer Volkskrankheiten Hand in Hand gegangen ist. — Wenn es sich nun um die Frage handelt, ob Eurgpa sich heute einer Invasion der Pest gegenüber anders verhält, als im 18. und im Anfange dieses Jahrhunderts, so kommt dabei einerseits zu Gunsten der euro— päischen Bevälkerung der große Fortschritt in der öffentlichen Hyziene, andererseits aber zu deren Ungunsten der Umstand in Betracht, daß
mit der enormen Vervielfältigung der Verkehrsmsttel und Vertehrs wege zwischen dem Oriente und 1 3 Gefahr der Einschlep⸗ pung einer übertragbaren Krankheit in hohem Grade gesteigert wor- den, daß also, wenn das Unglück es fügen sollte, daß von Persien, Arabien oder Mesopotamien her die Pest in größerem Umfange sich verbreitete, Europa von der Einschleppung der Krankheit weit mehr bedroht sei, als es früher der Fall war.
So wenig, meiner Ueberzeugung nach, das Erlöschen der Pest auf europäischem Boden im vergangenen Jahrhundert auf den Schutz, den Quarantänen und Sperren gewähren, zurückgeführt werden darf, so wenig und noch weniger kann ich mir unter den gegenwärtigen Verhäͤltnissen von einer Pestquarantäne für Europa etwas Enscheidendes versprechen; findet man daher überhaupt Grund zur Besorgniß eines neuen Auftretens der Pest in Europa, so wird man, meiner Ueberzeugung nach, den besten Schutz in der möglichst weiten Vervollkommnung der öffentlichen Hygiene zu suchen haben, und so wenig meine Mit- theilungen dahin tendiren sollten, zu alarmiren, so sehr lag es in meinem Wunsche, die mir gebotene Gelegenheit dazu zu benutzen, auf die na— turgemäß durchgeführten Grundsätze der öffentlichen Gesundheits⸗ pflege als das beste Mittel zur Verhütung schwerer Volkekrankheiten hinzuweisen.
Die geehrten Redaktionen, welche das Referat über meinen Vor— trag aus dem „Deutschen Reichs -Anzeiger“' in die Spalten ihrer resp. Zeitungen aufgenommen haben, werden um Abdruck dieser berichti⸗ genden Ergänzungen ersucht. Prof. Aug. Hirsch.
. Wir berichteten bereits, daß die Betheiligung an dem an Stelle des amtlichen Unterrichts im stenographischen Bureau des Abgeord— netenhauses in der Gewerbe⸗Akademie am 17. d. M. eröffneten Unt er— richts kursus in der Stolze'schen Stenographie eine so zahl⸗ reiche ist, daß nicht alle eingegangenen Meldungen berücksichtigt wer- den konnten. Es wird daher ein zweiter Kursus eingerichtet der am g. Februar d. J, Abends 83 Uhr, im Hörsaal Nr. J der Gewerbe⸗ Akademie, eröffnet und mit wöchentlich einer Unterrichtsstunde jedes Mal Mitiwechs von 8J— 9 Uhr Abends weiter geführt und noch vor Ostern beendet werden wird. Herren und Damen, welche sich am Unterriä t zu betheiligen wünschen, können die Eintrittskarten beim Beginn des Kursus im Unterrichtslokale oder vorher kei nachstehenden Meldestellen in Empfang nehmen: Im stenographischen Bureau des Hauses der Abgeordneten am Sonntag, den 6. Februar, Vormittags von 19— 12 Uhr; außerdem täglich bei dem Lehrer der Stenographie Hrn. Kaeding, NO. Büschingsstr. 30 J. (auch schriftlich, in der Pa— pierhandlung des Hrn. Honrath, Charlottenstr. 62, bei Hrn. H. Kae⸗ ding, Möckernstr. 137, sowie bei dem Kastellan der Gewerbe-Akademie.
Die durch hiesige Zeitungen verbreitete Nachricht, daß Hans Makarts Gemälde: „Kleopatra“ in Hamburg verkauft sei und der Oeffentlichkei entzogen werden würde, entbehrt, wie uns aus Sachse's Internatienalem Kunstsalon mitgetheilt wird, der Begründung. Das Gemälde ist nicht in Hamburg, sondern in Berlin durch den genannten Kunstsalon verkauft und wird in wenigen Tagen zu ferneren öffentlichen Ausstellungen hier erwartet.
Wie die „Botzener Ztg.“ mittheilt, blühten bereits vor einigen Tagen die ersten Veilchen im Freien, in diesem Jahre bei Botz en auf den Höhen von Glaning und Guntschna.
Ein Telegramm aus New⸗York vom 2. Februar, Abends meldet: An der atlantischen Küste hat ein furchtbarer Sturm gewüthet, durch den die Verbindung zwischen NewYork und, Washington zeit willig unterbrochen war. Die angerichtete Verwüstung ist außer— ordentlich bedeutend.
Theater. Für das Königliche Schauspielhaus ist, der ‚N. A. Z.“ zufolge, zar Aufführung angenommen: „Maiden⸗Speech“, Plau⸗ derei in 1 Akt r Hrünse — Rose und Röschen“ von Charlotte Birch-Pfeiffer wird neu einstudirt; die Titelpartien werden von den Damen Reichardt und Hofmeister gespielt werden. — Im Mai wird Hr. Max Christoph vom Deutschen Theater in Pest auf Engagement ein Gastspiel peranstalten.
— Eine Wohlthätigkeitsvorstellung für die städtischen
Armen findet am Freitag im Vittoriathegter statt; es kommt „Der Seelenretter' von Hedwig Dohm unter Mitwirkung der Damen Keßler und Reichardt, sowie der HH. Liedtcke und Vollmer zur Darstellung. Die Hauptpartien des im Friedrich⸗Wilhelm städti⸗ schen Theater täglich vor ausverkauftem Auditorium zur Auffüh' rung kommenden Zugstückes: Die Reise durch Berlin in 80 Stunden sind, um eine Unterbrechung der Vorstellungen zx er— hüten, durchweg doppelt vertheilt. So hat z. B. Frl. v. Csep ci i, alternirend mit Frl. Meinhardt, die Partie der „Helene Möwes/ k und wird bereits am Freitag zum ersten Male darin auftreten.
— Am Dienstag waren ez fünfundzwanzig Jahre, seit der Komiker des Krollschen Theaters Hr. Eduard Weiß die Künftlerlaufbahn betreten hat. Zu der Jubil ãumsfeier versammelte sich früh zehn Uhr das ganze. Theateipersonal auf der festlich ge— schmückten Bühne, um dem Künstler seine Glückwünsche darzubringen, Mit einem Festtusch empfangen, wurde er auf die Bühne geleitet und von dem Dramaturgen des Theaters, Hrn. Rosen, in einer er— hebenden Ansprache begrüßt, welcher sich sodann ein von einem Männerquartett vorgetragens Lied anschloß. Hr. Weiß nahm hierauf sichtlich gerührt das Wort, um seinen Kunstgenossen für die erwiesenen Ehren und Auszeichnungen zu danken. Von seinen Kollegen und Kolleginnen erhielt der Künstler zur E(nnzrung an diesen Tag einen silbernen Lorbeerkranz, nachdem Hr. Dirckior Engel ihm schon vorher eigenhändig einen solchen überreicht hatte, während der Possendichter Hr. Dr. Jacobsohn den Jubilar mit einem stl bernen Pokal beschenkte. — Die Hauptfeierlichk it fand jedoch erst Abends statt. Das Publikum füllte erwartungsvoll den großen Saal, überschüttete den Jubilar bei seinem Auftreten mit. Krärzen, und be— zeugte ihm mit nicht enden wollendem Applaus seine Anhänglichkeit. Unter den Blumenspenden befanden sich auch mehrere von Kollegen anderer Theater. Am Ende der Verftellung abermals hervorgerufen, erschien Hör. Weiß mit Hrn. Direktor Engel, und nachdem sich der Beifall etwas gelegt hatte, dankte der Gefeierte in gerühr⸗ ten Worten für die zahlreichen Beweise der Anerkennung. Die Räume hatten sich bereits geleert, als Hr. Direktor Neumann vom Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater im Namen seiner Mitglieder einen prachtvollen Lorbeerkranz überreichte. Se. Majestät der Kaiser hatten dem Künstler einen kostbaren Brillantring übersendet. Es liefen auch von Freunden und Gönnern von Nah und Fern noch zahlreiche Geschenke und Beglückwünschungen ein. Den Schluß der Feier bildete ein Souper, das Hr. Direktor Engel seinen Mit—
gliedern gab, weiches noch manchen Toan, manchen herzlichen Ylnst‚ wunsch hervorrief und die Gesellschaft bis gegen Morgen vereinigte.
— Der Hofrath Dr. v, Di ngelsste dt in Wi en feierte am 1. Februar das fünfundzwanzigjährige Jubiläum seiner Wirtsamkeit als Bühnenleiter. Der Jubilar empüng zahlreiche Beweise der Anerkennung. — Um 12 Uhr erschien eine Deputation der darstellenden Mitglie⸗ der des K. K. Hofburgtheaters. Hr. Laroche hielt eine kurze herz- liche Anrede an den Jubilar, worauf Hr. Lewinsky folg ende Adresse
verlas: SHochverehrter Herr Hofrath!
Seit Wochen sind wir unter Ihrer Führung mit den Zurüstun⸗ gen für das hohe Fest beschäftigt, mit welchem wir das Gedächtniß jenes denkwürdigen Tages feiern werden, an welchem vor einem Jahr hundert ein edler Fürst des habsburgischen Kaiserhauses unserer noch im Kindesalter stehenden Kunst eine bleibende Stätte schuf, an der ste wachsen, gedeihen und zu schöner Blüthe sich entfalten jolte.
Ocefterer als sonst gedenken wir in diesen Tagen der geschichtlichen Entwickelung der deutschen Schauspielkunst und ihres wechselnden Schicksales.
Zu den freudvollsten Eindrücken, welche bei solcher Räckschau in unserer Seele wach werden, gehört die Erinnerung an jene Phase in der Entwickelung unserer nationalen Kunst, in welcher sich an einigen der wichtigsten Kunststätten des Vaterlandes die That— sache vollzog, daß die Führung der dramatischen Kunfst- genossenschaften, welche bis dahin kunstfremden Beamten anvertraut gewesen war, in die Hände sachverständiger Männer des künstlerischen Berufes gelegt wurde.
nach solch künst⸗
Schwer und tief. war lerischer Führung allüberall empfunden worden. Der Kunst⸗ betrieb der deutschen Theater drohte in geistloser Routine zu verflachen. Edle Bestrebungen tüchtiger Männer, die dem Verfalle hatten Einhalt thun wollen, waren gescheitert, ja, sie hatten, wie in Düsseldorf, mit einem traurigen Kunstmärtyrerthum geendigt.
Da brach endlich ein besserer Tag für die deutsche Bühnenkunst an. Mehrere kunstsinnige Fürsten stellten an die Sp tze ihrer Hof⸗ theater künstlerische Leiter. .
Unter diesen künstlerischen Leitern waren auch Sie, hochverehrter Herr! Wir feiern heute mit freudig bewegten Herzen die Wiederkehr des Tages, an welchem Sie vor fünfundzwanzig Jahren zum Chef des Königlichen Theaters in München ernannt wurden. Se schlossen damals einen Ehebund mit der dentschen Bühnenkunst, welcher zum Heil und Segen für diese ausgeschlagen ist, und welcher auch Sie innig beglückt hat. In München, Weimar und Wien haben Sie unserer Kunst unvergeßliche Dienste geleistet.
Wir sehen Sie die hervorragendsten Vertreter deutscher Büh⸗
nenkunst zu gemeinsamem Wettspiele vereinigen; Sie begehen die dritte Säkular-Geburtsfeier des Schwans von Avon“ mit der Vor führung seiner Heptalogie englischer Historien und Sie erhöhen die⸗ sen an der Im errungenen Erfolg, indem Sie ihn an der Donau wiederholen. Außer der Mehrzahl der Königsdramen erobern Sie der modernen Bühne noch andere verloren geglaubte Perlen Shake— speare'scher Kunst. Das klassische Drama Frankreichs wird in ein zelnen Mustern wieder hꝛimisch auf unserer Scene; Molizre und Beaumarchais schreiten über die Bretter, und die Nibelungen ⸗Trilegie unseres dithmarsischen Dichters gewinnt das Bürgerrecht auf dem modernen Theater. So waltet allüberall in Ihrer Führung ein höherer Geist und stellt der Knnst des Schauspielers erhabene Ziele Danehen vollzieht sich, von Geschmack und reicher Kenntniß getragen, eine Reformation im Comparsenwesen und in der Stellung des Bühnenb e ldes. Die Maffen werden malerisch bewegt und schön gruppirt, und die techni⸗ schen Hülfsmittel der Bühnenkunst, Kostüme, Dekoration mit allem Beiwerk, erheben sich über die theatralische Konvention und bilden sich aus za historischer Treue und siylvoller Schönheit.
Empfangen Sie, hochverehrter Herr, am heutigen Tage, an wel— chem Sie das fünfte Lustrum Ihrer Bühnenleitung beschließen, un⸗ seren Dank für die segensreiche Thätigkeit, welche Sie unserer Kunst gewidmet.
Möge ein gütiges Geschick Sie noch lange in Gesundheit und Kraft erhalten und Ihnen die rüstige Freudigkeit des Schaffens be⸗ wahren, mit welcher Sie Unvergeßlichez für unsere Kunst geleistet haben und, so Golt will, noch lange leisten werden.
Wir grüßen Sie in herzlicher Verehrung.
Die darstellenden Mitglieder des K. K. Hofhburtzheaters.“
Hofrath v. Dingelstedt dankte in warmen Worten.
das Bedürfniß
Konzerte.
Am Mittwoch veranstaltete der Pianist Hr. Max Pinner im Saale der Sing-Akademie ein Konzert, welches wohl dazu be⸗ stimmt war, ihn, der hier noch nicht bekannt war, bei dem Berliner Publikum einzuführen, und dieser Zweck ist denn auch aufs Beste erreicht worden. Hr. Pinner erwies sich als einen Virtuosen, der den schwersten Aufgaben gerecht zu werden vermag; seine Technik ist brillant, seine Kraft und Ausdauer bedeutend, sein Vortrag elegant und zart. Am meisten gefielen die modernen Kompositionen Chopins, Liszts, Tausigs Werke, da des Konzertgebers ganze Intividua⸗ lität sich besonders dieser Richtung zuzuwenden scheint. Indessen konnte man mit der ersten Nummer des Programms nicht so einverstanden. sein; es war Beethovens herrliches B- dur- Trio op. 97. Die HH. Konzertmeister de Ahna und W. Müller, welche, mitzuwirken versprechen hatten, waren verhindert, Ersterer dienstlich, Letzterer durch Unwohlsein, und dafür die Ho. Kammermusiker Strusch und Igeobows ky eingetreten. Wahr scheinlich infolge nicht genügender Probe aus Mangel an Zeit, schien die Ausführung dieses Trios nicht, klar, durchsichtig und präzis genug, auch von Seiten des Pignisten, und erst im letzten Satz, der in seiner neckisch⸗capriziösen Form ihm mehr zuzusagen schien, erhob sich Hr. Pinner zur sicheren Führung deg Ganzen. — Unter= stütz wurde derselbe noch durch Frl. Amalie Kling, deren schöne Altstimme, edel und gleichmäßig durchgebildet in j-der Lage, deren seelenvoller Vortrag und, was besonders hervorzuheben ist, deren klare Aussprache zu allgemeinem Beifall hinriß dein folgend ste noch das „Haideröslein“ zugab. Die Dame sang Beethovens „Kennst du das Land?“ und Lieder von Schubert, Schumann und Brahms; nur Eines wäre zu erinnern, das fortwährende Tremoliren. Im höchsten Affekt des Schmerzes oder der Freude ist wohl ein Zittern der Stimme erklärlich und erlaubt; in die Ruhe gehört es nicht. Zit⸗ ternd erregt darf Mignon rufen; Dahin! Dahin! — aber nicht auch so fragen: Kennst du das Land?
Redacteur: F Preh m. Verlag der Erpedition (Kesselh. Druck W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen B⸗eilage).
Berlin:
Rommissionevorschläge kann ich mich nicht in demselben Maße ein⸗
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Prenßischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Donnerstag, den 3. Februar
—— —
scheinenden Nachforschungen mne ; . und das Refultat derselben unverzüglich der unterzeichneten Behörde
zugehen lassen.
30
Reichstags ⸗Angelegenheiten.
3. Februar. In der Sitzung des Deutschen stages am J. d. M. richtete in der Diskussion über den gentwurf, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung ꝛc, bg. Rickert die Anfrage an den Könizlich bayerischen Bundes⸗ Imächtigten, Ministerial⸗Rath von Riedel, ob nach An der baherischen Regierung die in Art. 11 des Armengesetzes 2. Mai 1869 aufgeführten Personen unter den vorgeschla— IIa. fallen oder nicht? Der genannte Bundesbevoll⸗
lige erwiderte hierauf:
Meine Herren! Ich erlaube mir auf diese Frage zu erwidern, nach melner Ansicht allerdings diejenigen Fabrikarbeiter, welche Grund des Artikels 2 des bayerischen Armengesetzes an die tassen Beiträge entrichten, unter, das Amendement Dr. Völk Genofsen fallen, und daß sohin diese auch nicht ge wungen wer⸗ fennch einer anderen Kasse beizutreten, oder Beiträge au irgend andere Kasse zu zahlen. ch darf vielleicht, nachdem ich das Wort habe, und nachdem err Berichterstatter zur Begründung des 5. 141 aa. einfach auf Fommissionsbericht verwiesen hat, zugleich einige Bedenken gegen Antrag Ihrer verehrten Kommission vorbringen. Ich bin dazu nlaßt einmal, weil der Kommissionẽ vorschlag möglicherweise in Gesetzzebungen einiger süddeutscher Staaten, nämlich Bayern, Hemkerg und Baden, soweit die öffentliche Krankenfürsorge in ge ist, erheblich eingreift, und dann weil in Süddeutschland unter kn Betheiligten eine ernste Besorgniß in dieser Hinsicht obwaltet. Meine Herren! Sowohl in dem Kommissionsberichte als auch, in Fiete ssisn ist darauf gufmerksam gemacht, daß sich die öffentliche nfenfürsorge für die arbeitenden Klassen in den genannten Staaten 13 entwickelt hat, als in Preußen und in einigen., nerd. schen Staaten. Der systematische Unterschied 6 diesen Ge⸗ bungen besteht darin, daß nach den süddeutschen Gesetzen blos die gewerblichen Arbeiter, sondern alle jene Kate orien, n ökonomische Existenz im Erkrankungsfalle besonders gefährdet ven der öffentlichen Krankenpflege umfaßt werden, wogegen sich nord beutsche Gesetzgebung nur auf die gewerblichen. Arbeiter seht, der Kreis der Betheiligten ist also dort ein größerer und rer, als hier. . J: . . cer h. systematische Unterschied besteht darin, daß in jenen bcsen kein Zwang existirt zur Bildung von Kassenvereinen, dern daß den Gemeinden nur das Recht eingeräumt ist, Beiträge erheben? wofür die Pflichtigen das Recht erlangen, auf eine be⸗ hnmte Zeit, in Bayern z. B. auf 90 Tage, die volle Kranken—⸗ pflegung von der Gemeinde zu verlangen. Ich hebe her⸗ daß diese Krankenverpflegung keine Armenunterstützung sendern daß sie jedem Berechtigten zu Theil werden muß, ohne cssicht darauf, ob die betreffende Person arm oder reich, schlecht r gut besoldet ist. Der piaktische Unterschied dieser beiden Systeme lt darin, daß da, wo Kassenvereine bestehen, außerordentliche zgaben, Verwaltungẽkosten, Defizits ꝛc. natürlich den Vereins- faliedern zur Last fallen, während dort, wo die Gemeinde gewissermaßen
BVersicherungsanstalt selbst ist, alle derartigen außerordentlichen Aus⸗ ben lediglich von der Gemeinde zu tragen sind, ohne daß eine Erhöhung Beiträge statthaben kann. Es handelt sich also bei der süddeut⸗ n Gesetzgebung zunächst nur um Gemeindeabgaben, wäh⸗ d es sich in Norddeutschland um Kassenvereine handelt, mögen nun freiwillige sein oder durch Statut angeordnete. Es bedarf iner weiteren Ausführung, daß der 5§. 141 der Gewerbeordnung sächst nur diejenigen Kassenvereine im Auge hat, die sich in orddeutschland unter dem Schutze der dortigen Gesetzgebung gebildet Uben. Die verbündeten Regierungen waren daher auch der Ansicht, ß der vorliegende Gesetzentwuif, welcher den Aushau ler Kassenvere ine, und inebesondere daß. Verhält⸗ ß der sogenannten freien Kassen zu den Zwangskassen im Auge at, auf jene Entwickelung, die sich in den süddeutschen Staaten voll⸗ g, keine Anwendung findet. Einen etwas anderen Ideengang ver⸗ szte Ihre verehrte Kommission, indem ste den §. 14lan. vorschlãgt. ie besorgte zunächst, daß, wenn der Entwurf, wie er liegt einfach Süddeutschland eingeführt würde, für die Gemeinden die Möalich⸗ it beftände, einen doppelten Zwang auszuüben, d. h. einerseits die rankenhausbeiträge zu erheben, und andererseits die Gewerbsgehül⸗ n nochmals zur Errichtung ven Kassen zu zwingen.
Meine Herren! Auch die verbündeten Regierungen haben sich ese Frage vorgelegt, und es wurde im Schobße des Bun desraths nuedrücklich konstatirt, daß ein solcher doppelter Zwang unstatthaft . Man hat aber giglaubt, von einer besonderen Bestim⸗ ung absehen zu dürfen, einerseits, weil man dachte, der Fall Hhürde sich außerordentlich selten ereignen, und dann weil man saubte, eg könne ein derartiger. Versuch im Ver waltungẽ⸗ zege ferne gehalten werden. Ich habe aber anzuerkennen, saz der Gedanke Ihrer verehrten Kommission ein vollstän dig erechtigter ist; ich habe anzuerkennen, daß es zweckmäßig ist, jeder uch! nur entfernt möglichen Ausbeutung der arbeitenden Klassen urch die Gemeinden sofort eine positive Bestimmung entgetzenzusetzen; ind ich bin daher mit diesem Theil des von Ihrer Kommission vor- eschlagenen Paragraphen vollständig einverstanden. Dieser Theib bird Letroffen durch das Amendement der HH. Dr. Völk und Ge⸗ ossen, und ich glaube, so weit ich dies aus den bisherigen Verhand⸗ ungen Tes Bundesraths entnehmen kann, daß die verbündeten Regierungen gegen den Antrag der HH.. Dr. Völk und Genossen einerlei Erinnerung zu machen hätten. Mit dem anderen Theile der
Berlin,
verstan den erklären. Derfelbe ist theilweise ersetzt durch die Pestim. mungen der betreffenden süddeutschen Gesetzgebungen selbst. Hier ist nämlich sowohl im bayerischen Gesetze, als noch eiwas weiter gehend m badischen Gesetze schon vorgesehen, daß einzelne Kategorien, deren Krankenverpflegung gesichert ist, z. B. die senigen Fabrikarbeiter, pie eine eigene Kaffe gründen und für deren Verpflegung der Fabrikant gewisfe Garantien leistet, frei sein sollen von den Krankerhaubeikrägen. Der regelmäßige Fall, in dem also eine dop⸗ pelte Zahlung stattfinden könnte, der Fall einer Konkurrenz der Fabrik · kassen, ift durch die süddeutschen Gesetzgebungen bereits vorgesehen. Weiter zu gehen, aber erscheint kaum räthlich. ᷣ
Die Vestimmung in der Allgemeinheit, wie sie in 5§. 141 aa. ver- geschlagen ist, geht zunächst hinaus über den Rahmen des Gesetzes. Ich habe mir bereits anzudeuten erlaubt, daß es sich in Süpdeutsch= land nicht um Kassenvereine, welche mit freien Kassen konkurriren, handelt, fondern nur um Gemeindeahgaben, welche von der Gewerbhe⸗ ordnung prinzipiell unberührt gelassen sind. Es besteht also hier nicht diejenige Rücksicht, die sich aus der Fortentwickelung des § 141 Abf. 2 Ter Gewerbeordnung ergiebt, nämlich die Rücsicht, die freien Kafsen vor der Konkurrenz der Zwangekassen sicher zu stellen. Wenn auch außerdem der Gedanke, der diesem Theil des Kommissions vorschlages zu Grunde liegt, immerhin eine bestimmte Berechtigung hat, so kann ich doch nicht verhehlen, daß er möglicherweise z iwas Anderem führt, als was in wohlwollender Weife von der Kommission beahsich. tigt wurde, und gerade das ist es, was die Befürchtungen in Süd: Deutschland herbeigeführt hat. Diese Befürchtungen gipfeln in zwei Dingen. Ich habe vorhin erwähnt, daß der Kreis Der Verpflichteten ein anderer, ein größerer ist. Wenn man nun zu Gunsten einer Ka— tegorie, die diesem Kreise angehört, eine Ausnahme macht, so liegt
Erste Be
i Lage
1876.
—— —
nahmen kommen. Schon hieraus ergiebt
Gemeinde hat, wenn ich mi nach, daß er Angehöriger einer Kasse ist, er tritt aber den vächsten Tag aus der Kass
Kurz und gut, man befürchtet namentlich den Gemeinden eine Menge sen, die dem ganzen Inst tute davon ist entweder, daß die Gemeinden oder daß sie überhaupt von der Last, die zukommen suchen. Beides Klassen nicht erwünscht.
thatsächlich gestaltet hat.
hat die
Susammenstellungen erhoben
Krankenhaus beiträge Durchschnitt der Jahre ĩ aiso von den S 0 bayerischen G nicht einmal die Halfte von ihrem. Ich schließe daraus, und dieser Schluß ist Erfahrungen, daß die Gemeinden eben
ten welche
ganz Bayern erhobenen Krankenhaus beit
also ungefahr das Dreifache.
gaben für andere Kranke sich befinden,
bei einer Vergleichung in
Anlagen der Krankenanstalten, der Ausgaben für andere Kranke Die Zahl der Krankenhäuser, stehenden Pflichten in Bayern ungefähr — mittelbare Städte, so ergiebt sich, de 7 bis 3 fur jeune Zwecke eingerichte Ein ähnliches Bild giebt der Auswei 3 größten bayerischen Städte. In Ausgaben der Krankenanstalten 44,860, burg 31000 gegenüber von Summe der Krankenhausgusgaben fache von dem, was an gestaltet sich die Sache
84,09
69 050 Gulden betragen und die mit den Zinsen der stehenden Anlagen Ersteren. Meine Herren! Die Schlüfss
habe das hervo zuheben, weil ander wär züglicher Verdacht laut geworden ist. Der zweite Schluß, trage von 1 Groschen : beiträge — die volle Verpflegung, wie stehenden Systeme geleistet wird nicht will mich über den wirklichen Bedarf ich glaube
ftungen selbst machen wollten. Ist das betheiligten Klassen durch die süddeutsche hebliche Ersparung. Nehmen wir z. B. an. Wenn setzt die Betheiligten eg. 70, eine beträchtliche Summe, welche sie se Begründung einer freien Kasse könnten. Die Entwicklung der fr das System der Krankenhausheiträge sondern gefördert. Meine Herren,
zu gewagt;
Unterstützung der Famili
kon valeszenten . ĩ als ob durch
hiernach die Befürchtung, sächlich nicht wohl richtig ist, so fällt ja sonst anerkennenswerthen Vorschlag
Wenn ich den Versuch gemacht legen, r ist und andererseits den Zweck des Ge
nur noch ein einziges Moment hervorhe
Klassen ins Leben zu rufen, kungsfalle besonders gefährdet ist. dieses Zweckes konzentrirt sich das die Form der Erfüllung Nebensache un maßen freigegt ben. —
es mir dem Grundgedanken des diese Einrichtungen
bes Hrn. Abgeordneten Dr. Völk an vorschlags zu setzen.
e een m, 2.
schütterung des ganzen Systems. — Sodann aber befürchtet man, daß die Beitragspflicht außerordentlich leicht umgangen werden lönne. Die ch eines Beispiels bedienen darf, 3 B.
einen nach ihrer Meinung Veipflichteten herangezogen.
so lange der Beitragepflicht, bis etwa neue
Schreiberei und große schädlich werden dürften.
ist gewiß im Interesse der n Sie gestatten mir in Kürze einige Ziffern vorführe, wie sich
Nach den vom statistischen Bureau
1871—3 32090 meinden ihrem Rechte
vorliegt, von ihrem Rechte Gebrauch machen, — die Summe der in
der gedachten Jahre 449, 000 Gulden betragen, die Jahresausgaben der Krankenanstalten dagegen 133 ; Ich bemerke zur Aufklärung, daß hier die einz luen Kategorien nicht ausgeschieden sind, daß jene Beiträge vielmehr von allen Pflichtigen geleistet werden. hb bezüglich der Jahresausgaben, daß unter diesen natürlich auch Ausz⸗ und daß die letzteren Ausgaben Abzug zu bringen wälen. diesen Ausgaben nicht enthalten die Kapitalzinsen für die stehenden die sehr bedeutend sind und dem Betrage fast gleich welche zur Erfüllung der in Rede bestehen, fo Distrikts Verwaltunesbezirke hat und 0.1 daß in jedem Verwaltungsdistrikte
Summe der Krankenhausbeiträge 68 753 Gu den, 2öb, bo 4. Gulden, die Summe der Ausgaben 37, 000 Gulden,
immer ungefähr Krankenhaus beiträgen 39 eig 1 In München haben z. B. im Jahr die Krankenhauskeiträge ] eie ; Ausgaben 330 000 Gulden, also
zlehe, sind sehr einfach. Der eine geht. dahin, daß die Gemeinden kein pekuniäres Geschäft mit diesen Beiträgen machen können.
den ich ziehe, geht dahin, daß mit dem Bei⸗ — dem zulässigen Maximum der Wochen⸗
aber, daß mindestens der doppelte Betrag von dem er⸗
hoben werden müßte, was jetzt bezahlt wird, e die gegenwärtig von den suͤddentschen Gemeinden geschehenden Lei⸗
ten sie bei eigenem Betriebe 140, 000 Gulden zahlen, sie ersparen also
für verwandte Zwecke v freien Kassen wird also durch
denn die Sache verhält sich thatsächlich bereits so. Es find in Bayern eine Reihe freier Kassen gegründet. worden, und in Blüthe, welche verwandte Zwecke verkolen: Unterstützung von Re—
die Forterhebung der Kranken⸗ bausbeiträge die Entwickelung der freien Kafsen gehindert werde, that⸗
der Kommission besteht, hinweg. habe, dem hohen Hause darzu⸗ daß die Institution der Krankenhausleitung einerseits nützlich
der freien Kassen zu fördern, nicht , so möchte ich zum Schluß zen.
Die Haupttendenz des vorliegenden Gesetzentwur fg geht dahin, Einrichtungen einer möchlichst guten Krankenfürsorge für diejenigen deren 56konomische Existenz 1k — In der wirklichen Erfüllung Insctesse des Reiches, dagegen ist
Wenn nun, wie Ihre verehrte Kom missisn selbst anerkannt hat, jener Hauptzweck im Wesentlichen auch durch die in den süddeutschen bestehenden Einrichtungen erfüllt wird, dann scheint Gesetzentwurfs wohl entsprechend, ganz unangetastet zu lassen, und von diesem Ge⸗ sichtspunkte aus möchte ich das hohe Haus bitten, etwa den Antrag
sich die Gefahr einer Er
Derselbe weist und wird nun freigelassen; e aus, und entzieht sich dann Recherchen gepflogen sind. in größeren Städten, daß Einbußen erwach⸗ Die Folge in ibrem Eifer erlahmen, sie jetzt gerne tragen, los⸗ arbeitenden vielleicht, daß ich Ihnen das System in Bayern
in München gemach⸗ Zahl der Gemeinden, haben, in Bayern im betragen. Es haben des Königreichs Gebrauch gemacht. bestätigt durch anderweitige nur da, wo ein Bedürfniß
räge hat im Durchschnitt Summe der 1330, 000 Gulden,
Ich bemerke ferner Dagegen sind in
kommen dürften.
ist 415. Da Bayern ca. 30 un⸗
te Krankenhäuser bestehen. s pro 1874 bezüglich der Munchen betrug 1874 die die Summe der in Nürnberg in Augs⸗ also die das Drei⸗ Anders eintritt.
o; es beträgt
eingeht.
eine Epidemie
nahezu das Sechsfache der e, die ich aus diesen Ziffern
ts wenigstens ein hierher be—
sie nach dem in Bayern be— geleistet werden kann. nicht in Konjekturen ergehen, wenn die Betheiligten richtig, dann entsteht für die n Systeme offenbar Line er⸗ das Verhältniß in München 000 Gulden zahlen, so müß⸗
hr wohl zur Dotirung und verwenden
nicht nur nicht gehemmt, dieser Schluß ist nicht
en Erkrankter U. s. w. Wenn
der Hauptgrund, der für den
setzentwurfs, die Entwickelung
im Erkran⸗
d auch im Entwurfe gewisser⸗
die Stelle des Kommissions—
1
Die wegen der bremerhapener D zember 1876 eingeleitete Untersuchung mitgetheilten Resultate ergeben.
Es werden dieselben veröffentlicht, Gerüchten entgegenzutreten, neben vielen der Wahrheit gang gefunden haben und durch welche
klärung namentlich der in früheren Explosson geplanten oder ausgeführten wenn Behörden, Versicherungszesellscha
nahe, daß auch die anderen Kategorien mit der Forderung von Aus⸗
ihnen nach Maßgabe der vorliegenden
Amtlicher Bericht, betreffend die Dynamitezplosion in Bremerhaven.
die in Betreff der ermittelten Thatsachen entsprechenden. Angaben in
falionen veranlaßt sind, — anderentheils aber, ö 6. Jahren von dem Urheber der
—
ynamiterploston vom 11. De— hat bis jetzt die nachstehend
einestheils, um den falschen der Presse Ein⸗ eine Reihe unbegründeter De⸗ weil es die Auf⸗
Verbrechen nur fördern kann, ften und Privatpersonen alle
festgestellt, veranlaßt war,
auch ohne speztelle Aufforderung anstellen
Sobald sich dazu Veranlassung bietet, werden die amtlichen Mit⸗
theilungen fortlaufend ergänzt werden. Bremerhaven, am 25. Januar 1876. Das Hansestadt Bremische Amt.
Schultz.
Unmittelbar nach der Katastrophe vom 1I. Dezember v J. wurde daß dieselbe durch Expplosion einer Kiste oder eines Fasses welches mit anderen Passagiergütern zulammen durch von Bremen herfüh⸗
ben die Passagiere für den Dampfer „Mosel' renden Extrazuz in Bremerhaven angebracht war und welches man im Begriffe gewesen war, an Bord der Mosel“ zu schaffen. Augen⸗ zeugen sahen, wie einige Arbeiter das Faß, das durch seine Form und Schwere bereit beim Ausladen aus dem E senbahawagen aufgefallen war, von einem der Wagen hoben, der die Güter an die Mosel⸗ führte, wie das Faß ihnen vom Wagen glitt und wie darauf die Exploston erfolgte, der mehr als hundert Personen zum sosortigen Opfer fielen. . 6. Die Art und Weise, in welcker die erplodirte Masse namentlich auf das Bodenterrain der Unglücksstätte selbst gewirkt, ließ sofort darauf schließen, daß Nitroglycerin oder Dynamit explodirt sei. Das zersprengte Faß war, wie in den näch nen Tagen ermittelt wurde, in Bremen von einem W. K. Thomas zur Beförderung nach New⸗York aufgeg hen war
296 ö 12. Charles J. Harvey in bonded — FT. Gœorges.
adressirt, und wog 450 Kilo; sein als Kaviar deklarirter Inhalt war zu 3009 46 bei n Norddeutschen Lloyd versichert. . Am Nachmittage des 11. Dezember zeigte der Kaiüts steward der „Mosel“ an, daß einer der Kajätspassagiere, ein Amerikaner Tho⸗ mas, der die Passage bis Southampten belegt gehabt, sich in seiner Kabine zu erschießen versucht habe, und schwer verwundet zum Hospital transportirt sei. ö. . war 16 dem Extrazuge gekommen, der auch das explodirte Faß gebracht hatte, hatte sich mit seinen Effekten in die ihm angewiesene Kabine begeben und war dann an Deck gegangen, wo er während der Explosion gestanden hatte. Bei der Explosion blieb er unverletzt. Bald nach derselben siel er dem Zeu zen durch sein aufgeregtes, unruhiges Wesen auf. Nachmittags schloß er sich in seiner Kabine ein, und als diese, weil man ihn darin laut stöhnen hörte, gewaltsam erbrochen wurde, lag er am Beden derselben im Blute. Der Inhalt seines Koffers lag umher geftreut neben ihm. nter dem Diwan fand man einen kleinen Revolver, aus dem. wle sich ergab, zwei Schüsse abgefeuert waren. Sein Koffer, die Tasche und eine kleine eifenbeschlagene Kiste, die er bei sich führte, ent= hielten nur Kleidung, Wäsche und Reise⸗ Effekten. Aus den in feiner Rocktasche zefundenen Briefen feiner Frau ergab sich, daß seine Familie in Strehlen bei Dresden wohnte — daß die Frau wegen der ihr unerwarteten längeren Abwesenheit ihres Mannes und wegen der ihn fern von Haus zurückhaltenden Geschafte in großer Sorge war —, und daß sie sich, von allen Geldmitteln entblößt, umer Dem? Drucke eingehender Rechnungen unbehaglich fühlte. Weitere bei ihm gefundene Briefschaften ergaben, daß er mit Baring Brothers in London in einer Geschäftsverhindung stand, die, in früheren Jah⸗ ren mit größeren Beträgen zu Thomas Gunsten abschließend, der Art abgewickelt war, daß Thomas im Juli 1875 80 * schuldete, und daß aus diesem Grunde ein im September 1875 von Linz aus auf Baring Brothers von ihm gezogener, Wechsel von 110 K nicht accep⸗ firt wurde. Ferner fand sich bei ihm eine Quittung der Güter Expedition Bremen, nach welcher Thomas am 25. November 1855 ein vom Dampfer „Rhein“ angebrachtes 500 Kilo schweres Faß em⸗ fangen haben mußte. ; 961 . [, Gelde hatte der Verwundete 20 4 und 89 6 bei sich. — Neben dem Gelde fand sich außer wenigen Zeilen, in denen er von seiner Familie . nahm, das folgende, an den Kapitän
osel“ gerichtete reiben: ö ö. . this money vou will find in my pocket
20 Pounds Sterling S0 Marks German Money
my wife resides at 14 Residenz Street
⸗ Strehlen by . e seen to day LI cannot Stand.
What I have k
Der Verwundete lebte bis zum 16. Dezember Nachmittags. Die Schußwunde, der er erlag, verlief, wie sich bei der Seltien ergab, vom rechten Scheitelb ein durch die ganze recht; Hemisphäre, welche der Schußkanal von oben rechts nach unten links durchdrang; die Kugel lag in der Nähe des großen Keilbeinhügels, welcher mehrfache Risfe und Absplitterungen zeigte. Eine zweite Schußwunde in der Brust, in welcher keine Kugel, sondern nur ein zersprungenes Zünd⸗ hütchen gefunden wurde, hatte edlere Theile nicht berührt.
Der' Verwundete lag, an der linken Seite gelähmt, fast fort während in einer bis zum letzten Tage wesentlich unverändert bleibenden Betäubung. Aus dieser aufgerüttelt, war er bei klarer Besinnung. Bei seinen Veinehmungen zeigte er sich als verschlossen und überlegend. Nur nach und nach konnten ihm die Aussagen entrissen oder abgefragt werden, zu denen er sich im Laufe einer Reihe von polizeilichen und gerichtlichen Ver⸗ hören herkeiließ. Manches an einem Tage Zugestandene nahm er am folgenden Tage unter dem Vorwande, nicht recht verstanden zu sein, wieder zurück. Das Sprechen war durch seine theilweise Läh⸗ mung zuweilen erschwert; er blieb aber his zuletzt verständlich wenn. gleich er immer nur in ganz kurzen Sätzen oder einzelnen Worten sich aussprach. Bei den späteren Vernehmungen konnten ihm ver— schiedene, auf die Bearbeitung und Einrichtung des explodirten Fasses bezügliche Vorhalte gn. J, zu denen die inzwischen fort
esetzten Ermittlungen Anhalt boten. . ö ve nach und 2 von ihm gemachten Geständnisse resp. Aus⸗ sagen lassen sich zu folgenden Schlußrefultaten zusammenfassen:
Er habe sich William King. Thomas genannt, . aber Wil. liam King Thomson, sei 1830 in Brooklyn geboren, sei der Sohn deutscher Eltern, die von Hamburg ausgewandert seien und jetzt im Staate Virginia lebten; er habe mehrere Brüder, sei Protestant, verheirathet, Vater von fünf Kindern, von denen eins gestorben sei.
Er fei früher Schiffskapitän, gewesen, habe als solcher dag ihm gehörende Schiff Old Dominion“ geführt, habe während des Seces⸗ sionskrieges die Blokade der Rordstaaten gebrochen, sei gefangen wor⸗ ken und nach dem Süden ensflohen, wo e sich Thomas genannt habe.
Er habe sich in 2 w und sei mit der Frau
11 Jahren nach Europa gekommen. . ͤ ö. . sich . 3 versucht, weil er sein Vermögen durch Spekulationen verloren habe. . . in,, mit dem Dampfer Rhein“ ein Jaß von Amerika be⸗ kommen, dessen Inhalt er in Bremen im Stalle des Dr. Flörke, hinter verschlossener Thür, in ein anderes Baß umgepackt habe,, weil das alte Faß rer gewesen sei. In dem asse sei Wichse“, in Blechbüch sen verpackt, gewesen, die er in New⸗Hork persönlich bei George Moore, Broadway 72 gekauft habe; es sei ihm das Faß durch den Makler
Ermittelungen zweckmäßig er⸗
Skidmore, dessen Person er genau beschrieb, hergeschickt, während er mit