1876 / 43 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Feb 1876 18:00:01 GMT) scan diff

m,, i w e em, * * g ö 3 m . t.

.

Türkei. Konstantinopel, 17. Februar. (B. T. B) Dem Vernehmen nach ist die Regierung damit beschäftigt, ein Projekt auszuarbeiten, nach welchem gewisse Einkünfte zur Zah⸗ lung aller Coupons der türkischen Anleihen verwendet werden sollen. Eine besondere Kommission soll darüber wachen, daß diese Einkünfte an die Banque ottomane, welche mit der Auszahlung der Coupons betraut werden soll, abgeführt werden

Rußland und Polen. St. Peters burg, 17. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Der auf morgen angesetzte Hof ball ist aufgesagt worden, da der Gesundheitszustind der Groß⸗ fürstin Marie die größte Gefahr als nahe bevorstehend an⸗ zeigt. Die von mehreren Blättern gebrachte Nachricht, daß der Papst in der Angelegenheit der Unirten ein Schreiben an den Kaiser gerichtet habe, ist nach Mittheilung von authentischer Seite ohne jede Begründung.

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hlesigen Standesämtern in der Woche vom 6. Februar er. bis incl. 12. Februar er. zur Anmeldung gekommen: 163 Eheschließungen, 865 Lebendgeborene, 31 Todtgeborene, 510 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Fehruarheft der Preußischen Jahrbücher (Berlin, G. Reimer) hat folgenden Inhalt: Entpfründung und Entstaatlichung der Kirche von Eugland. II. (R. Pauli) Gutzkow's Rückblicke auf sein Leben. (Julian Schmidt.) Preußen auf dem Wiener Con- gresse II. (Heinrich von Treitschke Crowe und Cavalcaselle, Alt⸗· niederländische Malerei, deutsch von A. Springer. (W. Lübke.) Der Materialismus in der Geschichtsschreibung. (Einst Zitelmann.) Po⸗ litische Correspondenz. (W.) Notizen. . .

Die Jury zur Beurtheilung der von den Bildhauern Bergslien und Jacobsen eingelieferten Entwürfe für das dem König Christian IJ. von Dänemark in Christiania zu errichtende Monument hat mit Majorität sich für die Annahme des Jacobsen— schen Entwurfes erklärt.

Piofessor Nils Peter Angelin, Intendant der palaeonto⸗- logischen Sammlungen des schwedischen Reichsmaseums, ist am letzten Sonntag in Stockholm gestorben. Unter seinen Arbeiten sind Pala eontologia Secica⸗ und . Palaeontologia Scandinavice“ die berühm- testen. Der Verstorbene war u. A. Ehrendoktor der Unirersität Breslau.

Im September dieses Jahres wird in Philadelphia in Anknüpfung an die Weltausstellung ein medizinischer Konzreß tagen und vorzugsweise internationale Fragen berathen.

Gewerbe und Sandel. Für die Gelsenkirchener Bergwerks Aktien Gesell⸗ schaft hat die Direktion in der gestrigen Verwaltungerathesitzung Line zu vertheilende Dividende pro 1875 in Höhe von 10060 nach Absetzung von über 500,000 AM Abschreibungen und Reservevortrag

vorgeschlagen. . r; . x Die Grimselstraße in der Schweiz erhält nach einem im Oberland“ mitgetheilten Plan eine ganze Länge von etwa sieben Stunden von Hof bis Gletsch, eine Fahrbahnbreite von 15 Fuß nebst Seitenschale und Schutzmauer oder Abweiser von 15 Fuß Breite und ein Maximalgefäll von acht Prozent. Die Kosten wurden 1861 auf zwei Millionen berechnet, eine Summe, die bei den gegenwärtig be⸗ deutend höheren Löhnen wobl um die Hälfte zu erhöhen sein durfte.

Berlin, den 18. Februar 1876.

Die Einsegnung der Leiche des Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rathes, Professor Dr. Tellkampf, Mitglieds des Herrenhauses und des Reichstages, fand gestern Nachmittag 4 Uhr in der Trauerwohnung statt. Den reich geschmückten Sarg umstand eine ansehnliche Trauer versammlung, in welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Anlegenheiten Dr. Falk, die Staats⸗Minister a. D. Graf von Itzenplitz und von Bernuth, die Präsidenten des Herren hauses und des Abgeordnetenhauses, Mitglieder der parlamenta⸗ rischen Körperschaften, Offiziere, eine Anzahl Professoren an der hiesigen Universität und andere Personen von Ruf sich be⸗ fanden. Die Feier begann mit dem Choral: „Jesus, meine Zuversicht“; die Gedächtnißrede hielt der Prediger Müllensiefen. Nach dem Gesange des Liedes: „Es ist bestimmt in Gottes Rath“ trennte sich die Versammlung. Der Sarg wurde nach der Leichenhalle des Dorotheenstädtischen Kirchhofes überführt, von wo die Beisetzung Sonnabend Nachmittag 4 Uhr erfolgt.

Die Stadtverordneten De. Stryk und Genossen hatten nach—

6

stehende Interpellation eingebracht: Unter dem 13. M

der .

1

2 Ve

C F.

v in zwar noch nicht ganz aber fraglich geworden ift. Inzwischen sei weit vorbereitet, daß, so⸗ bald Tie Entscheiding des Ministers eintrifft, sofort mit dem Ban begorneag werden kann. Damit war diese Angelegenheit erledigt. In Betreff der Mittel zur Ausführung der Erweiterung der städtischen Wasserwerke und beir. die Erweiterungs- und Ergänzungsbauten der städtischen Gasanstalten pro 1576 beantragte der Ausschuß, die vorzelegten Projekte, das für die Wasserwerke mit einem Kostenanschlage von 143502,249 M, das für die Gasanstalten mit einem Kostenanschlage von 5, 084,000 M, zu genehmigen, dabei aber den Magistrat zu ersuchen, über den Fort gang der Wasserwerkbauten von drei zu drei Menaten der Versamm. ung Bericht zu erstatten, und bezüglich der Bauten für die Gasanstalten ie Erwartung auszusprecher, daß die Ausschreibungen zu der Liefe— ing der Materialien und zu der Ausführung der Bauten unter Mit— wirkung des Gaskuratoriums stattfinden werden. Nachdem der Bersichterstatter des Ausschusses. Stadtv. Schmidt I, die Verhand⸗ lungen dez Ausschusses rekapitulirt, beantragte Stadtv. Dr. Stiyk, auch für die Wasserwerke die „Bedingung“ festzusetzen, nicht blos die Erwartung“ auszusprechen, daß bei den Submissionen dasselbe Ver⸗ fahren wie bei den Königlichen Behörden befolgt werde. Die Ber⸗ sammlung beschloß nach dem Artrage des Stadtv. Dr. Stiyk. Der⸗ selbe Antrag wurde mit Bezug an Gasanfstalten angenommen,

iuf die und im Uebrigen wurden die Anträge des Ausschusses genehmigt.

5

Das 2. Magdebnrgische Infanterie⸗ Regiment Nr. 27 im Kriege gegen Frankreich 1570 71. Ein Bei⸗ trag zur Geschichte des Regiments. Von v. Lessel J, Premier— Lientenant im 2. Magdeburgischtn Infanterie⸗Kegiment Nr. 27. Berlin 1875. C. S. Mittler und Sohn.

Der Verfasser hat das vorliegende Werk Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht vor Preußen, unter dessen Kommande' Tas Regiment während eines größeren Abschnitts des Feldzuges gestanden, gewidmet. Das Regiment kann auf eine 66jährige Geschichte zurückblicken. Nach den Jahren 18513 und 14 aus Hellwigschen und keicheschen Jägern, sowie dem Reserve⸗Bataillon des Elb Infanterie⸗

iments gebildet, fand es schon im ersten Jahre seines Bestehens

t id Wapre Gelegenheit, durch Ausharren in gefährlicher Lage sich Ruhm zu erwerben und damit mittelbar zu dem Siege von la helle Alliance Feizutragen. An den Felsen von Bessin und Musky, im Walde von Benatek und dem Paß von Blumenau haben 1866 seine Bataillene die alte vreußische Treue und Tapferkeit von Neuem bethätigt. Seine Thätigkeit im letzten Kriege schildert die vorliegende Arbeit.

Das Weck beginnt mit der Darstellung der Mobilmachung von 15379 und der durch dieselbe veranlaßten Veränderungen in den Srga— nisations⸗ und Befehlsverhältnifsen im Regiment und den Stellen der direkten höheren Vorgesetzten. Die erste kriegerische Aktion, an welcher das Regiment Theil nahm, war der Angriff auf die Festung Toul. Das Regiment kann mit Stolj auf den Tag zurückblicken, an welchem es 6 lange heiße Stunden um die alte Stadt warb. Bereits am folgenden Tage setzte daz Armee Corps den Marsch fort, um bald siegreichen Antheil an der Schlacht von Beaumont zu nehmen. Der Darstellung dieser Schlacht sind keinahe 165 Seiten gewidmet, weil sie die Hauptaktion des Regiments im letzten Kriege enthält. An der Schlacht von Sedan nahm das Regiment nur mit einzelnen Theilen und mit diesen auch nur in rüdwärtigen Stellungen Antheil; eben so wenig bot die Cernirunz von Paris Gelegenheit zu hervor⸗ ragender Thaͤtigkeit. Diese wurde dem Regiment erst wieder durch den kleinen Krieg an der Oise und Epte, zu welchem es unter der Zührung des Prinzen Litrech mit Kavallerie und Artillerie vereinigt aus der Cernirungẽè⸗ linie ablommandirt wurde. Monate lang, biz zum 25. November

bat das Detachement gegen große Ueberzahl erfolgreich und glücklich Stand gehalten und sie vom Pordringen gegen die Cernirung von Paris abgehalten, bis größere Massen (die J. Armee) disponibel und zur Entscheidung heran waren. - ;

Ende November rückte das Regiment wieder zur Cernirungsarmee nach Paris ab, wo es auch bis zum Schluß der Campagne verblieb, ohne hier noch an einem größeren Gefecht Theil nehmen zu können.

Das Buch ist außerordentlich frisch und anregend geschrieben. Insbesondere gilt dies von der Darstellung der Schlacht von Beau— mont und des kleinen Krieges an der Oise und Epte.

Beigegeben sind die Gefechtspläne von Toul und Beaumont, eine Uebersichtskarte des Geländes zwischen Paris und Rouen, ein Croquis von Deuil, der Stellung des Regiments vor Paris, sowie Kriegsranglisten, ordre de bataille, Marscherdnungen und Verlust⸗ listen.

Der Verein für die Geschichte Berlins versammelte sich am Mittwoch Abend, um seinen Mitgliedern ein Bild von den Vergnü— gungen der Berliner Bürger im erken Viertel dieses Jahrhunderts zu geben, im Café Kreideweiß in Tempelhof. Eine echte Weiße“, die Aufführung des Volksschauspiels „Der bayerische Hiesel“ auf dem bekannten Linde 'schen Puppentheater, eingeleitet durch entsprechenden Prolog, und später ein richtiges Erbsessen nebst Wurstpicknick hielt die nur aus Herren bestehende heitere Gesellschaft nach Art und Weise der Vorfahren bis 11 Uhr zusammen.

Die Typhusepidemie in Frankenheim ist anch den Be— richten der nach Eisex ach zurückgekehrten Diakonissin, wie die Eis. tg.“ hört, dem Erlöschen nahe. Da die meisten Kranken sich im Stadium der Rekonvaleszenz befinden, genügen die noch befindlichen

Pflegekräfte reichlich.

Im Beisein des Vorstandes vom Central⸗Dombauverein und der Prüfungs⸗Kommission wurde, wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, am 16. Nachmittags in Cöln nochmals ein Pirrobe läuten mit der Kaiser—⸗ Wlocke veranstaltet, während gleichzeitig die übrigen Glocken des Domes mitgezogen wurden. Eine Anzahl Artilleristen brachte den Erzkoloß wieder in Schwingung. Das Ergebniß darf, dem genannten Blatte zufolge, insofern als ein günstiges bezeichnet werden, als der neue Klöppel regelmäßig anschlug und auch die Harmonie des Gesammtgeläutes vollkommen befriedigte. Nur trat das Klirren beim Anschlag noch stärker hervor, als früher; man hofft jedoch, daß es dem Glockengießer Hamm auch noch gelingen wird, diesen Üebel— stand binnen Kurzem zu beseitigen.

Aus Nürnberg, von heute Mittags, meldet W. T. B.: Das Hochwasser hat in der vergangenen Nacht eine Höhe erreicht, wie sie seit dem Jahre 1849 noch nicht wieder erreicht war. Der Verkehr zwischen den beiden Ufern des Flusses ist nur an einer Stelle möglich, sämmtliche übrigen Uebergänge sind gesperrt.

Von der Königlichen Wasserbaudirektion in Dresden ist dem „Dr. J. in Bezug auf den bevorstehenden Elbeisgang arg 16. Mittags folgende Mittheilung zugegangen: „Die Eisdecke der Elbe erstreckt sich z. 3. von. Raudnitz bis an die faäͤchsisch-böh— mische Landesgrenze, von Königstein bis OFervogelgesang, von Meißen bis an die fächsischbreußische Landesgrenze und von da ab, soweit die Nachrichten reichen, bis Coswig (Herzogthum Anhalt. In Böhmen, wo allenthalben und noch bis vorgestern ein bedeutender Schneefall stattgefunden hat; ist seit gestern stärkeres Thauwetter mit Regen ein⸗ getreten. Der Eisaufbruch dürfte somit bald zu erwarten sein und Hochwasser im Gefolge haben.

Vom 11. bis 13. Februar fand in Leipzig, wie das Börsen⸗ Flatt für den deutschen Buchhandel! berichtet, im großen Saale der Buchhändlerbörse die Probeausstellung der für die Welt⸗ aus stellung in Philadelphia bestimmten Produkte des Buchhandels und der Druckgewerbe statt, soweit dieselben von Leipziger Firm en geliefert werden. Derselbe Pavillon, der, be⸗ trächtlich vergrößert, in Philadelphia die Gesammtausstellung des deutschen Buchhandels in sich aufnehmen soll, leicht und graziös aufftrebend und stiliftisch wie dekorativ durchaus geschmackvoll fand hier bereits Verwendung. In seiner jetzigen verkürzten Aufstellung, die den Saal ziemlich ausfuͤllte, bildet er ein längliches Octogon, dessen Länge wohl das Doppelte der Breite beträgt. Die Mitte der Langseiten wird durch zwei sich gegenüberliegende, geräumige Ein⸗ gänge halbirt; in Philadelphia werden deren vier sein. Jede dieser Hälften wird, aus fünf gleich großen Nischen gebildet, die in stumpfen Winkeln sich aneinander schließen; auf darin angebrachten Tafeln liegen die Bücher (oon jedem Anssteller beisammen) ansprechend arrangirt, während die Rückwände zum Theil (6) mit Land karten, typo⸗ und lithographischen Gegenständen bedeckt find, zum an— deren Theil und zwar die der vier Ecknischen durch je ein ge— fülltes Büchergestell ausgefüllt werden, das durch eine Büste Sr. Majestät des Kaisers und Königs gekrönt wird. Zwei große Tische, mit Büchern bedeckt und in der Mitte durch ein großes Postament, werauf Globen z, geschmückt, füllten den inneren Raum, bequeme Gänge für das Publikum frei laͤssend, aus. Die Ausstellung selbst war reichhaltig und glänzend; 51 Firmen hatten zu ihr beigekragen, wovon 9 die Druckgewerbe im weitesten Sinne und 1 die Buchbin⸗ derei ausschließlich vertraten. Der Verlag von Prachtwerken war zwar allerdings in vorzüglichser Weise vertreten; aber auch selbst den wissenschaftlichen Werken fehlte es nicht an einer geschmackvollen, soliden und, wo am Platz, auch glänzenden Ausstattung.

Nach Meldung des „Vadischen Staats -Anzeigers! hat der Groß— herꝛzog den Dichter Victor Scheffel anläßlich der vorgestrigen Feier seines 50. Geburtstags in den erblichen Ä dels stand erhoben.

Aus Do ver vom 17. Februar, Abends, meldet ‚W. T. B.“: Heute Nachmittag hat zwischen dem Dampfer „Franko nia“ von der Hamburg ⸗Amerikanischen Compagnie in Fahrt nach Westindien und dem Dampfer „Strathelyde“ von Glasgow ein Zu— samm enstoß stattgefunden, bei welchem der letztere untergegangen ist. 5 Passagiere von dem „Strathclyde“ wurden gerettet, während 52 um das Leben kamen. Der Dampfer „Franconian, welcher eben⸗ falls ftark beschädigt ist, ist bei Dover vor Anker gegangen.

Nach weiteren Nachrichten des W. T. B. aus Hamburg von heute früh fand der Zusammenstoß zwischen der „Franconia“ und dem „Strathclyde gestern Nachmittag 41Uhr in Entfernung von etwa einer englischen Meile vom Admiralstätsmolo von Dover statt. Der

Strathelyde“ war in Dover eingelaufen, um einen Piloten zu lan- den. Als derselbe in westlicher . wieder hinaussteuerte, wurde

er durch die starke Fluth sütöstlich gedreht. Die Franconia“ rannte sehr heftig an, der Kessel des Strathclyde“ crplodirte innerhalb 2 Minuten und das Schiff sark sofort.

Am 7. d. M fand eine erste Versammlung sämmtlicher Comitès, die sich mit der Organisation des Eidgenössifchen Freischießens befassen, im Gemeinderathssaal von Lausanne statt. Wee die Gaz. de Lausanne' meldet, theilte Hr. Nationalrath L. Ruch onnet, Präsident des Organisationscomités, mit, daß von den nothwendigen z0090. Aktien 190 Fr. W669 gezeichn't wurden. Da die fehlenden 31 bis zum Beginn des Festes jedenfalls untergebracht werden können, so ist damit die finanzielle Basis vollkommen gelegt. Die Festhüũtte erhebt sich bereits über der Ebene von Beaulieu. Die Schießftände werden in der Ponthaise, in geringer Entfernung oßerhalb des Fest⸗ platzes errichtet. Der Aufruf zur Dotirung des Gabentempels ist er— gangen und einige Gaben sind schon eingelaufen. Was die Weine anhelangt, so sind die Keller des betreffenden Comités schon reschlich versehen. Es wurden mit starker Mehrheit die Tage vom 16. bis V. Juli feftgesetzt, worauf die Versammlung auseinander ging. Das Organisatione comité hat kereits unter dem 20. Dezember einen Auf⸗ ruf zur Theilnahme an dem eidgensssischen Freischießen in Lausanne im Jahre 1876 an die Schweizer in der Fremde und an die Schützen aller Länder ergehen lassen.

Ueber Rom, 10 Februar meldet man der N. 3. 3: Der Vesup liegt voll Schnee, eine täglich majestätischere Dampfwolke schwebt über seinem glänzenden Haupte, das Feuer steigt im Krater langsam aber sicher und ist von der Oberfläche nur noch 250 Meter entfernt. Es gilt hier als Erfahrungssatz, daß Eiuptionen, die 6 langsam vorberelten, die größten und verheerendsten zu sein pflegen.

Theater.

Um vielfachen Wünschen des Publikums nachzukommen, wird die Direktion des Nationaltheaters jetzt wieder regelmäßig wöchentlich 2 bis 3 Abonnements vorstellungen geben, und findet das heutige Gastspiel des Hrn. Herrmann Mülter bereits im Abonnement statt.

Seit vergangenem Dienstag wird im Belle ⸗Alliance— Theater Björnstjerne Björnsons fünfaktizes Schauspiel Ein Fallissement“ aufgeführt. Dieses neueste Werk deg be⸗ gabten norwegischen Dichters ist bereits auf einer Reihe von größeren deutschen Theatern zur Darstellung gekommen und überall mit Bei— fall aufgenommen worden. Die Handlung spielt im Vaterlande des Dichters und wurzelt in der Erschütterung, die seit einigen Jahren auf wirthschaftlichem Gebiete sich vollzieht. Ein Großhändler, hoch angesehen in seiner Vaterstadt und in weiteren Kreisen der Handels welt, ist nach dem wahren Stande seines Geschäftes seit drei Jahren fallit. Durch geschickte Manöver weiß er diese seine mißliche Lage zu verdecken, so daß sie selbst seinen nächsten Geschäftz— freunden und seiner Familie verborgen bleibt. Das glänzende Leben in seinem Hause wird ununterbrochen fortgesetzt, bis ein Adpokat, eine Hauptperson des Stückes, die von dem Dichter besonders ge⸗ lungen gezeichnet ist, im Interesse der Gläubiger sowohl, wie zu dem wahren Besten des Kaufmanns letzterem mit klaren Zahlenreihen den Nachweis führt, daß er seit langer Zeit insolvent ist. Umfonft erhebt sich der Stolz des verwöhnten Handelsherrn dagegen, vergeblich sind seine Drohungen, vergeblich auch sein Bitten und Flehen gegenüber den nüchternen Zahlen des unerbittlichen Advokaten. Die Katastrophe bricht herein. Der noch immer für reich geltende Großhändler muß dem Gerichte seine Zahlungsunfähigkeit erklären, Der fünfte Akt spielt zwei und ein halbes Jahr später. Aus em stolzen Großhändler ist ein bescheidener Kleinhändler geworden; das stattliche, reichgeschmückte Haus in der Stadt ist gegen ein ein faches Häuschen in einer einsam liegenden Handelsansiedelung an der Küste vertauscht; das üppige, glänzende Leben hat einem mühevollen, arbeitsamen Wirken Platz machen müssen. Die früher in Sammt und Seide gekleideten Töchter erscheinen jetzt im schmucklosen Haus⸗ kleide und walten und schaffen mit Fleiß und Geschick in Küche und Comtoöir. Das Haar des Hausherrn ist erbleicht, aber statt der Unwahrheit, auf welcher die ganze frühere Existenz beruhte, ist Wahr heit, statt der fortwährenden, nagenden Sorge um den Ausbruch der Krisis Ruhe und Zufriedenheit in das kleine Hauz eingekehrt.

Die Charaktere sind lehenswahr gezeichnet, die ergreifende, span⸗ nende Handlung entwickelt sich konsequent und erhält die Aufmerk⸗ samkeit bis zum Schlusse rege. Auch als Humorist zeigt sich der Dichter in vortheilhaftem Lichte, der Eraumeister Jacobson und der Lieutenant Hamar sind vollgültige Beweise dafür.

Die Darstellung im Belle⸗Alliance⸗ Theater, dessen Direktion un—⸗ ausgesetzt bestrebt bleibt, weiteren Kreisen gegen fehr mäßige Ein frittspreise wirklich werthvolle Werke der dramatischen Kunst vorzu⸗ führen, ist recht anerkennenswerth, auch die Inscenirung geschickt und geschmackvoll ausgeführt.

Die vieraktige Oper von Herrmann Götz: „Die bezähmte Widerspänstige“, ging, wie, die „Allg. Itg.“ meldet, am 13. Abends, zum ersten Male mit schönem Erfolg über die Hofbühne in München und bewährte sich dabei als ein Werk von entschiedener musikalischer Bedeutsamkeit. Der Hauptvorzug liege ganz entfchieden in dem orchestralen Theil, der in seiner vollstimmigen Durcharbeitung nicht selten den vokalen überwuchere die schwache Seite bestehe in den Chören un? Ensembles, welche nirgends über den Anlauf so recht hinauskommen sollen.

Die erste Aufführung des mit großer Spannung erwarteten neuesten Dramas von Alexander Dum as: „M Etrangöèr e (die Fremde) hat vor einem äußerst glänzenden Zuschauerkreise am 14. Fe- bruar im Th säter fran gais zu Paris stattgefunden. Der Esn⸗ drug des Schauspiels scheint jedoch ein keineswegs günstiger gewesen zu sein, was sich aus den sehr vorsichtig abgefaßten Rezensionen der Pariser Blätter entnehmen läßt.

Hr. Musikdirektor Bilse wiederholt im' n . konzert am Sonnabend, den 19. Februar, die symphonische Dichtung Phaeton“ von Saint⸗Sagens und bringt als Novität eine Suite für Violine und Orchester von A. Reißmann, deren Aus— führung in Händen des Konzertmeisters Felix Meyer liegt.

Redacteur: J. Preh m. Verlag der Expedition (Kessel). Druck W. Elsner. Drei Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Köni

M 43.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Uebersicht des Absatzes an Siedesalz auf den fis kalischen Salz⸗ werken in Preußen“, pro 1875. *

Absatz in 1875: Summ. . Sn 1835

In 1875 Saljwerk. Speise 6 3er n. in h we⸗ salz. 6 mme 1874 mehr niger

Ctr. Ctr. Ctr. Ctr. Ctr.

Schönebeck. . I. 234 065 53 746i 377 s es sss sr 77 Ʒůrrenberg. ] 130 661 54,05 18460165 151, 153 285 Artern 153,59 158951 172545 192215 Eifurt 25, 64 17,17 37.381 21,773 15 508 Stetten (Hohen ˖ zoller).... 14428 8,355 23, 283 19502 3.591 Inowrazlaw. . 166.253 49.951 216 204 1883854 27,350

Summe: Tos 5s V ss r, ss rss ss 7ss

Uebersicht des Absatzes an Stein salz auf den fiskalischen Salz werken Preußens in 1875.

r, m,

Abfatz in 187

8

& Gewerbe⸗

Salz · werk.

* gemahlen

decksteine salz

3. Summe

S Fabriksalz, Krystallsal

tr.

26 . n. 67525 za uuoioꝛᷣ dõb7 78 144248 ee, 21 50l9 117449 13413 53 . 416521 440077 23556 ten. 16800 4587 21387 1647714 4910 . 261065 eo do zog Loss xigon lv 1413332 4 125602

Gesammtabsatz an Viehsalz auf den fiskalischen Salzwerken Preußens.

em.

ö In 1875 Bereitet: 1875 1874 mehr weniger Ctr. Ctr. Ctr. Ctr.

t zog 363 249 663 3. 4 g aus Siedesalz . 207629 183,598 23,7131

Summe:. Ti, Ts k

Gesammtabsatz an Staßfurter Kalisalzen. . 1875. 1874. Kalisalze an Fabriken... . 2 343786 Ctr. 2, 3‚ę8, 901 Ctr. Kalisalze an sonstige Abnehmer 594461, 45, 926 , Kalihaltige Abfallsalze . . 126.8335 , 8. w 208 .

Summe: .. 3, G56 7s Fir. TW s, TT. Also in 1875 mehr: 531, 820 Ctr.

Von den fiskalischen Salzwerken sind nach Rußland (Polen) ausgeführt: 1875. 1874.

Staßfurter gemahlenes Fabriksalz 7l 690 Ctr. 16,115 Ctr. s . . 41,004 Schönebecker Siedesalz. ... . 163751 5 98, 4ę6 , Inowrazlawer Siedesalz; ;... 95925665, 66472 ,

Summe 284,4 ĩ Ft. Tb T Tm. In 1875 mehr: 62,364 Ctr.

Der überseeische Abfsatz hat betragen: . 1875. 1874. Staßfurter Steinsalz in Stücken. . . 13,000 Ctr. 31,ů000 ECtr. ö Fabriksalz K , h, Schönebecker Siedesal.... . . 45,153, 18,I63 Summe: 66. 555 Fir. ST JJ Tft. In 1875 mehr: S5, 590 Ctr.

) Die unbedeutende Produktion der Saline Sooden in Hessen ist außer Ansatz geblieben.

aus Steinsalze.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 18. Februar. In der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten erklärte der Abg. Krech in der Berathung über den Etat der Domänenverwaltung, es wäre sehr wünschenswerth, wenn die Regierung, ähnlich wie im vorigen Jahre, eine nähere Auskunft darüber geben wollte, welche Resultate und praktischen Erfolge die Maßregel der Parzellirung und des Verkaufs von Domänengrundstücken im verflossenen Jahre gehabt hat. Hierauf entgegnete der Vize⸗ . des Staats⸗Ministeriums Finanz⸗Minister Camp⸗

ausen:

Meine Herren! Ueber die Frage, die der Herr Vorredner berührt hat, ist das Haus im Jahre 1874 in eine ausführliche Berathun eingetreten und es ist in einer Sitzung im Januar 1874 pur den Referenten und den Hrn. Abg. von. Köller ein r eingehender mündlicher Bericht Über die Verhandlungen er Kommission dem Hause erstattet worden. In diesem Bericht hatte sich die Agrarkommisston damals dahin ausgesprochen, daß in Bezug uf den größeren Grundbesitz in unserem Lande das Angebot die Nachfrage überwiege; sie , sich ferner dahin ausgesprochen, daß hinfichtlich der äuerlichen Wirthschaf⸗ ten im Ganzen und Großen in unserm ande ebenfalls das Angebot die Nachfrage uͤberwiege 9 es durchaus nicht an Gelegenheit fehle, bäuerliche Wirth chaften zu kaufen, und daß davon nur eine Ausnahme Neuvporpommern machen würde, auf welches die Staatsregierung, noch bevor diefer Gegenstand im Hause zur Sprache gebracht war, ihre Aufmerksamkeit gerichtet hatte.

Wir haben nun im verflossenen Jahre die Versuche, bäuerliche Virthschaften zu begründen, im Regierungsbezirk Stralsund erneuert. Es ist ein solcher Versuch gemacht worden mit dem Domänenvorweri Redebass. Bei dem großen Interesse, was dieser Gegenstand findet, halte ich es für rathsam, die Verhältnisse, die sich bei diesem Verfuche herauggestellt haben etwas näher darzulegen.

Das Domänenvorwerk Redebass besteht aus 592 Hektaren und war verpachtet für den Pachtzins von 2435195 S6. Dle Re ierung hatte uns aber im Voraus berichtet, bei einer Neuverpachtung 6 nicht darauf zu rechnen, daß ein so hoher Pachtzins wiederum auftommen werde. Sie werden auch aus der Nachweisung, die wir Ihnen vor⸗ gelegt haben über die im Jahre 18755 pachtloz' werbenden Domänen Vorwerke, ersehen haben, daß bei mehreren im Regierungsbezirke Stralsund gelegenen Vorwerken das Pachtquantum hat ermäßigt werden mussen auf Grund der Refultate der ,.

tung, während wir in anderen Gegenden unseresg Landes sehr

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 18. Februar

=

hohe. Mehreinnahmen an Pachtgeldern erzielt haben, nament lich im Regierungsbezirk Magdeburg. Die Regierung nahm an, daß statt der A, 519 M an Pachtgeldern, die bis dahln aufgekommen waren, nur etwa ein Betrag von 20000 M zu erreichen sein würde. Es sind dann Pläne aufgestellt worden, in welcher Weife die Do— mäne parzellirt werden könne. Es stellte sich gleich heraus, daß mit Rücksicht auf die bedeutenden Wirthschaftsgebãnde, die auf dem Domänenvorwerke bestanden, es nöthig sein würde, ein größeres Gut auszusondern und dann den Ueberrest zu 11. Bauerstellen, zu 9 Kossaäͤthenstellen, zu 14 Büdnerstellen einzu— richten. Das Lizitations verfahren wegen des Verkaufs hat stattge—⸗ funden und anfangs ein überaus ungünstiges Resultat ergeben, und erst nach mehrfachen Veräußerungaversuchen ist es uns schließlich gelungen, einen Gesammtkaufpreis von 395. 840. zu erzielen; dabei wurden noch zwei Kossäthenstellen zurückbehalten, die schließlich zu 375 6 jährlich haben verpachtet werden müssen. ;

Wenn man nun dieses Kapital zu o sich anrechnet und den alten Pachtzins gegenüberstellt, wenn man dann ferner berücksichtigt, daß die Erwerber die Grundfteuer zu zahlen haben, die vom Fiskus früher nicht entrichtet wurde und ebensowenig vom Pächter, und 1507 M dazurechnet: dann stellt sich heraus, daß dem Pachtquantum von etwa 20000 6 ein Betrag von 17,710 6 gegenüberstehen würde. Dann tritt noch hinzu, daß nach den Verkaufsbedingungen, die im vorigen Jahre hier dem Hause näher mitgetheilt worden find, und wonach eine Zeitlang der Kaufpreis unverzinslich stehen bleibt, auch noch nach dieser Richtung hin ein Abzug von dem ermittelten Pacht- und Renten⸗ preis zu machen sein würde.

Dieses Resultat, meine Herren, hat nun allerdings für uns eine große Aufmunterung, mit der Bildung bäuerlicher Stellen vorzugehen, nicht gegeben. Dessenungegchtet werden wir ung daduich nicht ein“ schüchtern lassen. Wir müssen bedenken, daß das Jahr 1875 in Be— zug auf diese Verhältnisse ein sehr ungünstiges war, und wir müffen allerdings besorgen, daß das Jahr 1875 auch nicht besonders güůnstige Chancen in dieser Hinsicht bieten wird. In anderen Landestheilen sind wir zwar nicht zur Bildung bäuerlicher Stellen vorgegangen, wohl aber zur Parzellirung von Domänenvorwerken, und ' da fehlt es uns nicht an manchen recht günstigen Resulta⸗ ten. Es ist z. B. im Regierungsbezirk Cassel ein Domänen—2

vorwerk, das allerdings nicht sehr groß war, von 85 Hektaren ver—

äußert worden. Dieses Domänenvorwerk brachte einen Pachtertrag von 1853 66 auf. Wir haben davon 36 Hektare für Zwecke der Forstverwaltung bestimmt, haben zur Veräußerung gebracht 48 Hek⸗ tare und haben für diese 48 Hektare, die in 28 Parzellen veräußert worden sind, einen Kaufpreis von 65, 962 M erlangt, also ein äußerst vortheilhaftes, auch finanziell äußerst vortheilhaftes Geschäft. Bei mehreren anderen solcher Komplexe hat schließlich der Veräußerung im Ganzen, während doch Ländereien abgetrennt wurden für Zwecke der Forstverwaltung, der Vorzug gegeben wer— den müssen. Nun hat aber, meine Herren, in dem Berichte, den ich vorher erwähnte, die Agrarkommission und nachher die Majorität dieses Hauses den Hauptaccent darauf ge— legzt, daß mit der Veräußerung kleinerer Grundstücke in Fällen, wo kleine Grundstücke in der Nähe von Städten belegen sind, oder wo sich sonst das Bedürfniß nach Erwerb von kleinen Besitzungen heraus— gebildet hat, die den Besitzer nicht vollständig ernähren, die ihn zwin gen, eine Nebenhbeschäftigung zu suchen, hat, wie ich sage, das hohe Haus mit der Agrärkommission den Hauptaccent gelegt, und die Re⸗ gierung macht Tag für Tag die Erfahrung, ö. nach dieser Richtung hin die größten Wohlthaten zu verbreiken sind, und daß nach dieser Richtung hin auch fortwährend günstige finanzielle Vortheile erzielt werden. Gestatten Sie mir, Ihnen ein Bild zu geben von dem, waz nach dieser Richtung hin nicht etwa seitdem, seit 2 Jahren, sondern, um irgend einen Abschnitt zu wählen, will ich sagen seit der Dauer meiner Amtsverwaltung, geschehen ist. Ich will noch vorausschicken, daß die Flächengrößen, die ich erwähnen werde, auch die wenigen Domänenvorwerke mit umfassen, die in der Zeit zur Veräußerung und . gelangt sind. Da haben wir nun, meine Herren, im Jahre 1870 an Somänengrundstücken 21457 Hek— tare, an Forstgrundstücken 141 Hektare veräußert und dafür elnen Kauspreis von 985420 Thaler erlangt. Im Jahre 1871 hat die Veräußerung etwas nachgelassen; Sie wissen, das ist das Jahr, in dem noch der Krieg fortdauerte. Da hat sie sich erstrekt auf 1704 Hektare an Domänengrundstücken, 310 Hek— tare an Forstgrundstücken. Im Jahre 1872 ist ste dagegen gestiegen auf 3661 Hektare an Domänen und auf 616 Hektare an Forft⸗ grundstücken. Im Jahre 1873 ist sie gestiegen auf 4133 Hektaren an Domaäͤnengrundstücken und auf 1923 Hektare an Forstgrundstücker. Im Jahre 1874 ist sie um eine Kleinigkeit zurückgegangen und hat sich erstreckt auf 3923 Hektare an Domänengrundstücken und auf 90660 Hektaren an Forstgrundstücken. Für diese 5 Jahre stellt sich nunmehr heraus, daß 15,858 Hektare an Domänengrundstücken, 3584 an Forstgrundstücken verkauft worden sind, zufammen 19.542 Hektare und daß diese einen Kaufpreis von 30,767, 0003 ½ gebracht haben. Meine Herren, neben diesen Veräußerungen von Domänen“ und Forstgrundstücken fällt noch ganz außerordentlich stark ins Gewicht, was die, Forstverwaltung Jahr für Jahr abtritt zur Ablöfung von Forstservituten. In den Jahren 1876, 71, 735, s3 und 74 ich weiß nicht, ob es die Herren ermüden würde, die einzelnen Zahlen zu hören (Ruf: Nein! Nein! im Jahre 1870 sind also zu diesem Zwecke verwendet worden 2249 Hektare, im Jahre 1871 2294 Hektare, im Jahre 18572 2410 Hektare, im Jahre 1873 1934 Hektare, im Jahre 1874 1077 Hektare, in diesen 5 Jahren zufammengenommen 7964 Hektare. Wenn Sie dieses Land, was auch in Privatbesitz übergegangen ist, zusammenstellen mit der Ziffer, die ich vorhin nannte, so kommen Sie dazu, daß theils durch Ver⸗ äußerung, theils durch Abfindung in den 5 Jahren bis Ende 1874 in Priyvatbesitz übergegangen sind 29766 Hektare. Meine Herren, das ist eine Fläche ven mehr als 5 Quadratmeilen, und ich glaube, daß man wird versichern dürfen, ob einzelne Aus—⸗ nahmen eintreten, mag ganz dahingestellt bleiben, aber ich glaube, daß ign wird rersichern dürfen, daß alles diefes Land in Zukunft besser bebaut werden wird von den Acquirenten desselben, und daß das dazu beitragen wird, die Erwerber dieses Landetäz an das Land zu fesseln, und daß damit der eigentliche Weg beschritten ist, den wir zu beschreiten haben, um die Arbeiterbevb kerung bei uns seßhafter zu machen, sie mehran das Vaterland zu ketten. Ich koͤnnte nun noch hinzufügen, meine Herren, dieses Bild, was ich Ihnen gegeben habe, schließt mit dem Jahre 1874 ab, aber nur aus dem einzigen Grunde, well uns in diesem Augenblick die Resultate des Jahres 1875 noch nicht vorliegen, oder wenigstens nur theilweise vorliegen, Ich will aber bemerken, daß die Regierungen im Jahre 1875 an kleineren Parzellen zum Verkauf gestellt habe 5420 Hektare an Forst ˖ und Domänengrundftücken.

„Vielleicht hat eg nun noch ein Interesse, wenn ich darauf hin— weise, wie sich das Verhältniß zwischen den älteren und neuen Lan—

destheilen gestaltet hat. Da fallen denn von der Summe, die ich

vorhin gab, an veräußerten Domaänengrundstüͤcken auf die älteren Lan- degtheile gha Hektare, es treten hinzu 2877 Hektare an Forstgrund⸗ stücken, während in den neuerworbenen Landestheilen relativ bie Do— mänengrundstücke es handelt sich da wesentlich um die Streu—⸗ parzellen im ,, . Königreich Hannover während in den ueuen dr,. len 9810 Hektar an Domänengrundstücken und 190 Hektare zur Abfin dung von Forstservituten in Privatbesitz gelangt sind.

Ich glaube, meine Herren, diese Zahlen werden Ihnen den Nach⸗ weis age, daß, die Domänen und Forstverwaltung un seseßt darauf Bedacht nimmt, denjenigen Zielen nachzustreben, die Sie in

glich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1876.

den Verhandlungen des Jahres 1874 163. haben, und daß die Erfolge bei Bildung von bäuerlichen Wirthschaften, wie dies unt damals der Referent Ihrer Kommisston vorausgefagt hat, daß die ohne Schuld der Regierung nicht in den gewüänschten Maße ein⸗ getreten sind.

Die übrigen Reden aus der gestrigen Sitzung werden wir morgen mittheilen.

Zum preußischen Staatshaushalts-Stat 1876. II. (S. Nr. 42 d. BI.)

Der Etat der Ju stiz⸗Verwaltung für das Jahr 1876 schließt in Einnahmen ab mit 42,815, 000 4 (gegen 1875 4 139, 0004; u. A. stehen Gerichtskosten⸗Einnahmen einschließlich der von den Ge— richten zu verrechnenden Stempel und baaren Auslagen in Rechnung mit 39. 000000 M (gegen den Durchschnitt von is?? - 187 1.318.949 ½ς, „da für 1876 ein Ausfall an den Kosten in Vor mundschaftssachen zu erwarten ist und der Einnahme ⸗Ertrag des Jahres 1572 schon in beiden folgenden Jahren nicht mehr erreicht ist ; Einnahmen, welche als Emolumente der Beamten zur Ver— wendung kommen 1, 95,251 46 (diese auf Fraktionsberechnungen be— ruhende Summe wird wiederum unter verschiedenen Titeln der Aus— gaben nachgewiesen); Strafen 1241. 390 (gegen 1875 4 587.650 , der Durchschnitt der Jahre 1878 bis incl. 157 des an Strafen ein— gekommenen Betrages beläuft sich auf 1,432, 059 ); Antheil an dem Arbeitsverdienst der gerichtlichen Gefangenen 445.70) 4. C hh, 100 41 gegen den vorigen Etat); der Gesammtbetrag des Arbeitsverdienstes der Gefangenen stellte sich im Durchschnitt der Fahre 1872 bis incl. 1871 auf 685,8 14 46, davon betragen die Antheile der Gefangenen 211,423 ., von dem Rest von 474.391 wurden 228, 068 S' an die Staats- kasse abgeführt, 246.323 . zu Remunerationen der Gefängniß⸗ beamten und zur Verstärkung der Unterstützungsfonds für hülfsbedůrf⸗ tige Kinder verstorbener Justizbeamten verwendet. Von' den Aus gaben sind dauernde“ mit 65, 5 15.060 M (gegen den 1875er Etat 4 1.604870 S), darunter werden als künftig wegfallend be⸗ zeichnet 295, 25 6, „einmalige und außerordentliche mit 3, 500, 000 An dauerden Ausgaben veranlassen das Ministerium 537, 700 *, das Ober⸗Tribunal 965,910 M6, die Justiz Prũfungskommission 19,500 M06, die Gerichte zweiter Instanz in den Landestheilen, in denen die Verordnungen vom 2. Januar 1849 und vom 26. Jun 15567 Gesetzes kraft haben, 4.444 910 M, das Appellationsgericht in Felle und Obergerichte des dortigen Departements 1,224 6045 6, das Appellationsgericht in Frankfurt 4. M. I9i, 56 s, der Äppellationz— gerichtEhof in Cöln und Rheinische Landgerichte 1,365, 65 MS, die Gerichte erster Instanz in den Landestheilen, in denen die Verord= nungen vom 2. Januar 1849 und vom 26. Juni 1867 Gesetzeskraft haben, 41,698,411 , (d. h. gegen den vorigen Etat l, 192,242 ½9; von diesem Posten werden 221 585 als „künftig wegfallend! be⸗ zeichnet), die Amtsgerichte im Departement des Appellationsgerichts zu Celle 2.579, 308 „, das Stadtgericht und sonstige Gerichts behörden erster Instanz in Frankfurt a. M 3083340 „ο, die Friedeng⸗ und Handels⸗ gerichte des Departements Cöln 1019, 890 6, Kriminalkosten h. 370, 336. Gzegen den vorigen Etat 476455 6), baare Auslagen und und andere Ausgaben in Parteisachen 2, 86,440 Mυς (gegen den 1875er Etat 263,637 „S), Porto und Auslagen für Postsendungen und Post—⸗ bestellungen 238 . 3d „Ss, sonstige Ausgaben 381,400 S (gegen den vorigen Etat 70,000 ), Unterhaltung der Justizgebäude mit Aus— schluß der größeren Neubauten und Haupt⸗Reparafuren 754,900 (s, Jusl i · Offizianten⸗Wittwenkasse 84,000 ½p6. Unter den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind hervorzuheben 5G, 006.4. als fernere Rate zum Neubau eines Gefängnisses für die von dem Stadt⸗ gericht und dem Kreisgericht in Berlin zu vollstreckenden Gefängniß— strafen, 0, 000 ς zum Neubau eines Geschäftzhaufes des Stadk« gerichts in Berlin für Untersuchungssachen und zum Neubau von Untersuchungsgefängnissen für dasselbe, 4260 000 S6 ' zur Erweiterung der Geschäftslokalien des Stadtgerichts zu Breslau 2c. Im Einzelnen sind zu erwähnen unter den „Besoldungen“ beim Stadtgericht zu Berlin Mehrausgabe von 39000 ½ für 10 neue Richterstellen; die Beilage A. des Etats bemerkt erläuternd hierzu: „Ungeachtet dem Stadk— gericht erst durch den Etat für 1875 zu den bis dahin vorhandenen 144 Richterstellen 18 neue Richterstellen bewilligt sind, ist doch das Bedürfniß einer weiteren Verstärkung des richterlichen Personals in— zwischen in so überzeugender Weise hervorgetreten, daß schon für 1876 eine abermalige Stellenvermehrung geboten erscheint. Schon bei Forderunz der 18 Stellen für 18575 wurde bemerkt, daß von dem Präsidenten des Stadtgerichts anstatt dieser 18 Stellen 36 Stellen als erforderlich bezeichnet seien, und es ist Seitens der Staatsregie⸗ rung damals auch anerkannt worden, daß eine solche Vermehrung an sich begründet sein würde. Es wurde aber die Forderung auf 18 Stellen beschraͤnkt, und ist der weitere Bedarf inzwischen fuͤr Rechnung des allgemeinen Diätenfonds gedeckt worden. Die Erfahrung hat nun gezeigt, daß, wenngleich durch die neue Vormundschafts— ordnung und vielleicht auch in den Grundbuchangelegenheiten eine mäßige Verminderung des Richterpersonals möglich werden wird, doch Angesichts der Zunahme der übrigen Geschäfte des Stadtgerichts und bei der fortwährend erheblich wachsenden Bepölke— rung der Stadt mindestens 10 neue Richterstellen, mithin im Ganzen 172 etatsmäßige Richter, unentbehrlich sind. Insbefondere ist in den Abtheilungen für die wichtigeren Civilprozesse der Mangel an Rich⸗ tern bereits ein so fühlbarer geworden, daß die Termine nicht selten auf viele Monate hinaus angesetzt werden mußten, und es würde ernstliche Nachtheile zur Folge haben können, wenn ungeachtet der außergewöhnlichen, meist durch die großgrtigen Bewegungen in den Grundstücks⸗ und Kreditvꝛrhältnissen entftandenen Geschäftszunahme dem Gerichte das unbedingt erforderliche elats mäßige Personal noch vorenthalten werden sollte. Nehrigens fteht mit der Geschäftsvermeh⸗ rung auch die Einnahme an Gerichtskosten im Verhältniß, welche für 1876 auf 4,500,000 Me hat veranschlagt werden können.“ Weiter⸗ hin wird in derselben Beilage zu der oben erwähnten Mehrausgahe an Kriminalkosten bemerkt: „Die Unzulänglichkeit der bisherigen Kri⸗ minalkostenfonds ist besonders dadurch hervorgetreten, daß seit Fest⸗ stellung der letzten Etats für 1873 bis 1875 der Geschäftverkehr, namentlich auch in Untersuchungssachen, erheblich zugenommen hat, und daß die Verpflegung der Gefangenen jetzt einen weit höheren Kostenaufwand erfordert, als früher. Es kommt außerdem in Betracht, daß das Gesetz vom J. Juli 1875, betreffend die Ge⸗ bühren der Zeugen und Sachverständigen in gerichtlichen Angelegen— heiten, noch eine weitere, nicht unbedeutende Vermehrung der Aus- gaben veranlassen wird. Im Ganzen ist für die Gerichte, deren Etats jetzt regulirt werden, eine Verstärkung von 510,655 6 erfor—= derlich. Dieser Betrag vermindert sich jedoch dadurch, daß von dem Kriminalkostenfonds: I) auf die sächlichen Fonds der Obergerichte des Departements Celle 6000 ος, Y auf die Fonds zu anderen persön— lichen Ausgaben der Rheinischen Landgerichte 19, 230 6, 3) auf die sächlichen Fends derselben Gerichte 000 M, zusammen 34.260 ( übertragen sind, so daß verbleiben 476,455 (.“

Der Etat der Geßüt-⸗Verwaltung für das Jahr 1876 schließt ab mit Einnahmen im Betrage von 1,695,240 0 (gegen den vorigen Etat 313,460 „M), und zwar bei den Haupt estüten (zu . seit der Auflösung der Generalverwaltung des Kurfürstlich hesf chen Hausfideikommisses auch das Kurfürstliche Leibgestüt Beber⸗=

eck gehört) mit 563,420 , bei den Landgestüten (inkl. des mit dem Jahre 18576 in Betrieb gesetzten Landgestüts für die Provinz Pom— mern) mit 1B 138, 320 (gegen 1875 4 297,510 9, bel der Central⸗