Berlin, den 24. Februar 1876. Verein für mittelalterliche Kunst.
Die am 22. abgehaltene Monatesitzung eröffnete Hr. Geh. Rech- nungs- Rath Ohse, da der Vorsitzende, Oe. Prof. Weiß, nech immer verbindert war zu erscheinen, aus Anlaß der berorstehenden 100 jäbrig n Gebertet e gsfeier der Königin Luise mit 6 Notiz über die urkundliche Schreibart des , er Königin. — Darauf brachte Hr. v. Heyden die ee. erfchienenen Hefte des Werke: Monumente des Mittelalters und der Renaissance aus dem sächsischen Erzgebirge * Anficht, die sich des allgemeinen Beifalls e frenten. Das. Wer erscheint auf Anreguag Ihrer Majestät der Käẽnig in vgn Sch sen urd bringt in gelungenen Heliegravuren Aufnahmen aus Wechselburg, der Rechlitzer Kunigundenkirche u. . w., welche die Kenntniß vieler bis jetzt noch mie publizirten Km stobjekte des Mittelalters 2 — Hr. Wesselv machte die Versa imlung auf ein anderes Wer aufmerksam, das eben zu erscheinen beginnt. Es ist die 1 bekannte Gallerie der Familie Six in. Amsterdam, welche J. W. Kaiser, Direktor der Kupferstecherschule in Antwerpen, in gelungenen Slichen reprodurrt. — Schließlich legte Hr. Kunsthand les, Quaas Fe Gallerie vem Haag in Photographien aus Brauns Atelier vor.
In der Afrikanischen Gesellschaft
srrach am Mittwoch der Dr. Gäßfeldt über seine Wa hrneh⸗ murgen und Srlebnisse im (n ateridklen & ztaftia, Der anziehende Vortrag berührte zunächst die phyvsische Deo rapie der Loangoküste, die, in gerader Linie gemessen, nage att 855 Neilen von Berlin entfernt ift. Es geschab sedann der 1 nung, die sich dort auf zwei, den Semmer und . . 2 schraͤuken; die heiße Jahreszeit fällt in dꝛe Monate Januar, bis April. Das Thermometer zeigt alsdann eine a, ven 31 Grad Réaumur, steißt aber mitunter bis auf 50 Grad; im Juni, Juli und August, dem dertigez Winter sind nie Tage neblig, kübl und feucht: im April herrschen grobe Gitter, für deren Gewalt und Pracht uns — Die Wisserschaft vermag zur Zeit nech, nicht ein Gel . ¶Negertgee zu htwerfen, kech scheinen, die sc warten. Berner Rr Leargoküste zu den Pbegabtesten Nezern zu bath ten, Die Gliederung in soziale Schichten wird streng Aufrecht erhalten; das Land, welches sich früher in zwei Königreiche teilte, zerfãht itz in etwa hundert kleine Territorien deren Sãurtliage die ,. bilden, mit welchen der Reijende vorzuszs weise zu thun 3 Es folgt die Klasse der freien Männer und endlich die der St axen. Der Begriff der Sklaperei verliert dort viel von feiner nen Be deutung, Herr und Sklave nennen sich nicht anders als ter ur „Sohn“. Die Ehe ist ein reines Vertrag; geickaft, der Mann kauft die Frau, deren Ansehen mit der Zahl ihrer Gin der ach t Die Religion ist der Fetischdienst in jeine⸗ kra ssesten e,, d,, Gestalt; der Fetisch, der durch alles Mögliche dar sstellt ne den kann, übt eine ganz bedentende Macht auf die Neger aus. Die Polygamie ist gestattet; nach der Anzahl Der Frauen und Sklaven wird der Reich hum des Mannes i, . Festlichkeiten werden stets mit Gesang un? Tarz besser; e, le terem fehlen jedoch die Frauen, die Mug a id burg Troinmeln er. eugt. Merkwürdig ist die ausgerräste Anlage der Longo. Neger zur Redekunst, die sie in einer Art prlamentatischer eriammlang, zo. ce zur Schlichtung von streitigen Fällen zusammenkerufen wird, vielfach zur Anwendung bringen. Ein Haup reigniß ift der Tod und das Begräbniß eines Häuptlings; ersterer ist die Vera⸗ laslan z lautem Schmerze, letzteres zu lebhaster Freude. Wern die Bevölkerung auch Rcerban und Vichfucht treibt, fe kann ran Surchaus nicht sag;n, daß sie sich damit überwiegend Leschaf tige; der Acer ban liest lediz lich in den Händen der Frauen. Die Des er me hnen in Dörfer zufann. men; die Hütten werden aus ker Bamtuspalme und der Var peut staure errichtet. Der Begriff des Geldes felt es herrscht ur Tauschhandel; Gold ist unbekannt, an Silber erianat man fich noch aus der Zeit, wo der Sklavenhandel dort in Ylũtte stand der j'tzt völlig unterdrückt ist. Tretzkem. dir bortigen Neger zu den bestbeanlagten zählen, sind die Hindernisse, die sie dem
der Verzleich fehlt. ꝛ Gesammtbild der
2 2 X.
inder Reisenden be⸗ reiten, zur Zeit noch unüberwindlich; sie eignen sich nicht zum Tragen pon Lasten und zum Wandern, und haben außerdem eine unüber—
kindlice Furcht vor dem Innern des Kontinentes, das sie von menschen ⸗ frefsenden Völkerscheẽ ten bewohnt glauben.
y 1.
fũ sipstoffe einer Temperatur von ? früher benutzten Apparate um die Explosion ü
stattfindet, festzuftellen, sind zur Erzielung Resultate nicht geeignet;
nach dem von dem
Temperatur des QOnecksibers
mitteln.
Volumen, und der brennung i Schießpulver als Verbrenm
welches die gasigen Zersetzungsprodukte Erweiterung, welche dasselbe entwickelte Wärme erleidet.
glycer nz nur Gase erzeugt. D erdem wärme des letzteren eine erheblich größere ist,
hieraus, daß die Wirkung derselben bedeutend 5. etwa — größer ist, als die des Schießpulver. Das
und ähnlich wirkende 6 . wie an , Knallquecksilber, welche als fulminante ? z elch ren sind, zeigen das charakteristische Phanomen, daß Erzgicsionswirkung, zumal wenn sie lose bedeckt erplodiren, wefentlich nach unten richtet.
8 . 2 . 9 26 3 Explosion in Bremerhaven vor so daß es
sich gegangen,
pleüräsff und zwar durch Nitreglycerin verursacht werden ist. gefüllter Zünder, um dasselbe zur Explosion zu bringen.
Warme durch den Schlag erhalten hat.
mente davon absplittern.
bei welcher die genauer Vortragenden an⸗ gewandten Verfahren (die Substanz wird dabei in einem Quecsilber= bade allmählich erwärmt und in dem Augenblicke der Explosion die n einem . abgelesen) ge⸗ ingt es jedoch, diese Temperatur bis auf 1—? Gr. C. genau zu er—⸗ n re. kae. iet. der Ezplosiostoffe ist abhängig von dem einnehmen, durch die bei der Ver⸗ Während 3. B. bei dem ngsprodukte außer Gasen auch feste Kör⸗ per im Rückstande bleiben, werden bei der Verbrennung des Nitro—⸗ außerdem die Verbrennung so ergiebt sich S - 10 mal Nytroglycerin Chlorstickstoff, Explosiystoffe zu be⸗ ihre sich Dem entsprechend ist auch die gar feinem Zweifel unterliegt, daß dieselbe durch einen fulminanten ö.. Entzuündur gẽ temperatur des Nitroglycerins ist eine sehr hohe 26 ste legt über 60 Grad und es bedarf daher besenderer 3 heftigen Schlag kann die Explosion hervorgerufen werden, . sckränkt sie sich aledann nur auf den geringen Theil, der die größte Freiwillige Explosionen von Nitroglycerin können dagegen stattfinden, wenn dasselbe schlecht 34 waschen ist, refp. Untersalpetersäure enthält, oder wenn es sich in dur
Kälte erstarctem Zustande befindet und durch Schlag oder Steß Frag⸗ Erstere Ursache ist, wie der Vortragende
zurch diese Beimischung von indifferenten Körpern wird die Mög
23 2 Erstarrens des Nitroglycerins und damit dessen S fäͤhr⸗
lichkeit sehr vermindert. Ganz autggeschlossen ift jedoch die Exple
sionsgefahr deshalb nicht, weil die Fabrikanten bemüht sind, mõglichft
viel Glycerin in das Vehikel zu mischen. Besonders ist dies bei dem
Tellulose · Dyxamit der Fall, da Holikohle nicht so vollkommen das
Nitroglycerin in sich aufnimmt. Der kleinste, nicht absorbirte Tropfen
vermag nach der Eistarrung die ganze Masse zur Explosian zu
bringen. Daß bei der dem Unglück in Bremerhaven vorhergegangenen
sehr erheblichen Temperatur ⸗ Erniedrigung (bis auf — 13 1
Celsius) bierin die Ursache der Explosion anzunehmen sei, ist vie
wahrscheinlicher, alz daß dieselbe durch einen Kenstruktions fehler 8
Mechanismus veranlaßt wurde. Es frägt sich, auf welche Weije er Wiederhelung derartiger Unglücksfälle vorzubeugen sei. Durch eine Abänderung, resp. Veischärfung der diesen Fall betreffenden Vara
graphen des Strafgesetzbuchs, wie dies von mehreren Juristen er strebt wird, dürfte schwerlich ein Erfolg in dieser Richtung erzielt werden. Als weiteres Mittel der Verhinderung ähnlicher Vorgänge ist von dem Reichskanzler Amte eine bessere Sicherung des Verkehrs mit Sprengstoffen resp. eine Erleichterung desselben in Aussicht geismmn, Dieses Mittel wäre, wenn dasselbe nur auf eine ein ich lãpꝛlle Manifestirung der für die Sicherunz des Verkehrs erforderlichen Bedingur gen basirt würde und mit einer sachgemäßen Kon—= trole der Fabrikation und des Handelsverkehrs der Sprengsteffe Hand in Hand ginge, als gewiß erfolgreich zu empfehlen. Der Ausschluß der Exxlesipstoffe von dem Tranéport auf E senbahnen ist, kei der großen Bedeutung dieser Stoffe besonders für die Bergwerks Ver waltungen, für die betreffenden Industrien ein gan außerordertliches Hemmniß und erzeugt und begün tigt unerlaubten, heimlichen Trans- port und falsche Dellaration. Eine Erleichterung des Transports würde jedenfalls den Fertfall der sicherlich häufigen falschen Deklarationen zur Felge haben. Unbedingt erforderlich aber ist es, daß die Fabrikation und der Verkauf der Sprengstoffe wirt. samer kontrolirt würden. Da die Nitroglycerin Fabrikat on namentlich durch Ergründung der Ursacen der stattgehabten Exvplosionen auf einer zuverlässigen, in wissenschaftlicher und technischer Beziehung vollkommen sicheren Grundlage, an⸗ gelangt ist, dasselbe auch bezüglich der erforderlichen Eigen schaften der heizustellenden Fabrikate der Fall ist, ist vor allen Dingen die Geltendmachung und Kontrole di ser Fabrikations bedingungen und der erforderlichen Qualität der Fabrikate bei Konzessionirung solcher Fabriken, resp. bei Beaufsichtigung der schon bestehenden erferderlich Nächstdem müßte als gleich wesentliche Bedingung die Kontrole des Verkaufs der Sprengstoffe durchgeführt werden. Wie die Katastrophe in Bremerhaven gezeigt hat, ist die Kontrole unendlich viel wichtiger, als die der Gifte, da hier stets eine große Zahl von Menschenleben auf dem Spiele steht. Mözlicherweise würde auch durch eine solche behördliche Kontrole des Verkaufs mit Sprengsteffen, welche, wie sich dies bei den Giften zeigt, dem wirklichen tech. rischen Verbrauch derselben keinen Abbruch thut, dem Unglück in Bremerhaven vorgebeugt sein. Denn höchst wahrscheinlich stammt das verwendete Tynamit nicht aus Amerika. Nur derjenige dürfte das Recht haben, Tynamit von der Fabrik zu kaufen, der desselben kadarf und müßte der Käufer für den Verbrauch, die Fabrik für den Verkauf verantwortlich bleiben. Würzen diese Bedingungen streyg durchgeführt, so wäre zu hoffen, daß ähnliche Katastrophen sich nicht so leicht wiederholen würden. Hr. Frischen berichtet; zum Schluß roch über die Veröffentlichung weiterer Versuche, die Ablagerung des Kesselsteins in Dampfkesseln durch eingelegtes Zink zu verhindern, welche ein für die Anwendung des letzteren günstiges Resultat er⸗ geben haben.
Die „Erste internationale Ausstellung der Kunst, Industrie und Wissenschaft, betreffend Jugendpflege und Volksbildung, welche, wie wir gestern berichteten, am 15. Mai d. J. hierielbst in dem 110, nicht, wie gestern in Selce eines Druckfehlers zu lesen, 190 Morgen großen Pake des Schlosses Schönholz eröffnet werden soll, ist dadurch hervorgerufen worden, daß fast auf all den zahlreichen internationalen Ausstellungen sowohl allgemeiner als partieller Natur, welche dem Bereich des Gewerbe— fleißes, der Kunst, der Industrie und des Ackerbaues angehören, ge— rade das Gebiet der Kindererziehung, der Kräftigung und Erheite⸗ rung der Jugend, sowie der sittlichen Erholung und lehrreichen Unterhaltung des Volkes meist nur wenig berücichtigt wor— den ist. Da die Wirkung und der Nutzen aller Ausstellungen erst dann zur vollen Geltung kommen kann, wenn sich dieselben in kurzen Unterbrechungen wiederholen oder permanente snd, beabsichtigt die Direktion (Hr. von Lepel, Besitzer des Schlosses Schönholz) diese Ausstellung alljährlich in den Sommermonaten zu veranstalten. Ein wesentlicher Unterschied gegen alle bisherigen Ausstellungen soll aber noch darin bestehen, daß die zur Ausste lung kommenden Genenstände und Frzeugnisse nicht allein todt hingestellt, sondern alle das betreffende Gebiet umfafsenden Spezialitäten auch in ihrer vollen Wirksamkeit und Thätigkeit vor Augen geführt werden.“ Den Irteressenten giebt ein Reglement die Bedingungen bekannt, auf Grund deren die An · meldungen zur Ausstellung bis zum 15. März des laufenden Jahres entgegengenommen werden. Dasselbe sowie ein Situationsplan des Ausstellungsparkes kann gegen Einsendung von 1 6 von der Admi⸗ nistratien der Deutschen Nachrichten“, Berlin 8 W., Zimmerstraße 33, bezozen werden. Nach dem Programm zerfällt die Ausstellung in folgende Abtheilungen und Gruppen: . 3
Abtheilung J. Kindererziehung. 1. Gruppe: Kindergärten aller Erziehungsmethoden mit komplet ausgestatteten Apparaten und Einrichtungen. 2. Gruppe: Schalgärten aller Methoden mit komplet ausgestatteken Apparaten und Einrichtungen. 3. Gruppe 4. und B. Spielplätze: A. für Knaben und B. für Mädchen mit Spielübungsappa⸗ raten und Einrichtungen. 5 w
Abtheilung II. Belehrung und Belustigung für die Jugend. 4 Gruppe. Ture⸗, Zech“ und Ringplätze für Kna— Fen, mit komplet ausgestatteten Apparaten un7 Einrichtungeg. 5. Grurpe. Turnplätze für Märchen, mit komplet ausgestatteten Apparaten und Einrichtungen. 6. Gruppe. Plätze für Reit- und Fahrübungn, mit kemplet ausgestatteten Utensilien und Thierbestand. 7. Gruppe Plätze für Schieß ˖ und Warfspiel Uebungen. 3. Gcuppe. Plätze für mechanische Apparate zur Jugendbelustigung. 9. Gruppe. Gesellschaftsspiel, und Tanzübungeplätze für die Jugend.
Abtheilung 1II. Unterhaltung und Erholung für Jung und Alt. 16. Gruppe. Plätze für Männerturnen, für Gymnastik und Feuerlsschwesen. JI. Gruppe. Plätze für Ausstellung zoolozischer Spe⸗ zalitäten. 12. Gruppe. Blumen. und Gartenkunst⸗ und Kultur⸗ aue stellung. 13. Gruppe. Orchester und abgeschlossene Väter Musit⸗ und Gesangaufführungen. 14. Gruppe. Kunst⸗ Indu trie. und wissenschaftliche Ausstellung, insbeso dere von: a. allen Lehr⸗ und Lernmitteln für Schulen; b. allen Erzeugnissen des Buchhandels für Jugendunterhaltung und Volksbildung; L. aus— zestopften Thieren sowie andern lehrreichen Kunstgegenständen und Sammlungen; d. photographischen und mikrostopischen Appara- ten und Darstellungen;
Faßreise⸗Utensilien für die Jugend und Erwachsene beiderlei Geschlechts; n. Gartengeräthschaften;
Eisenbahn⸗ Regiments . 8 der zerstört Eisenbahnbrücke über die Dahme vorgestern Abend in die Garnisen zurũckgekehrt.
e. Spiel waaren a ö, Ken, ür Jugendunterhaltung; f. Turn-, Feuerlösch. und gymnasti , ret Art; 4 Turn⸗ und Tonuristen. Bekleidung ftũcken und
1. Bewässerungs⸗ und Erleuchtungseinrich⸗
wiederholt feftgestellt hat, fast stets die Veranlassung der Exxlosion von Nitroglycerin⸗ Fabriken, während anderweitige Ungũcksfalle fi meist auf unvorsichtige Behandlung gefrorenen Nitroglycerins zurück- führen lassen. Nach des Vortragenden Ansicht ist bicin, d. H. in dem erstarrten Zustande des in der Tonne enthaltenen Nitroglycerins resp. Dynamitz und in dem Stoß, den die schwere Tonne kei dem Niederfetzen erlitten hat, die eigentliche Ursache der Explosion in Bremerhaven zu suchen. Um die besprechene Gefahr zu vermeiden, hat man das Nitroglycerin mit Infuserienerde oder in letzter Zeit auch mit fein gepulverter brauner Holzlohle gemischt. Erftere Mischung (5 do Nitroglycerin und 25 9 Jafusocienerde) führt den Ramen Synamit, die lentere (80 — 85 60 Nitroglycerin und 22 - 150
tungen und Apparaten, sowie k. ö aller Art für Aus⸗ stellungs zwecke, Park⸗ und Gartenanlagen. ?. ; . IVI. Ernährungswesen. 15. Gruppe. Kraft- nahrungsmittel fär Kinder und Erwachsene. 16. Gruppe. Präparirte Speisen und Getränke zur Mitnahme auf Fuß wanderungen. 17. Gruppe. Nationale Restaurations⸗, Café und Konditorei ⸗ Etablifsements.
Zur Feier des zweiten Stiftungsfestes des hiesigen Alt⸗ are m, , m, findet am Sonntag, 21. Februar, Mittags 12 Uhr, in der „Neuen Kirche am Gened armenmarkte ein alt⸗
7 r, wird derselbe im Saale deg Hotel Stappenbec Simmer; ö 20), . an die neueste Broschũüre des Abg. Dr. Neichen⸗ sperger, einen öffentlichen Vortrag halten: Der?
Rath und Reichstagsabgeordnete H. Peter Reichensperger und der deutsche Altkatholizis mus.
Der Ober ⸗Tribunals-
Zur Feier des fünfziejäbrigen Dekter - Jublläums des Je
i s-Rathes Professor Dr Dove findet am 4 März 4 urn 1 3 im Saale des Englischen Hauses (Mohren- straße 40) ein Festm ahl statt. .
ͤ am 17. d. M. nach Uckro abgesandte Kommando des 29 ist nach Fertiastellang der zerstörten
Die neuesten Ho chwasser Nachrichten melden: ; 2 2353 Februar. Nach einer Meldung der „Schles. 3.
aus Oppeln ist im Umkreis von beinahe einer Meile alles Land
unter Wasser. . erstaꝛ . und steigt das Wasser rapide, so daß ein Durchbruch des Oder dammes befürchtet wird.
Die Höbe des Oderstandes beträgt über 19 Fuß
O *
Magdeburg, 23 Februar Abende. (W T. B.) Der Wasser⸗
si r El be iñ ein sehr hoher; die Dämme hahen indeß bis jetzt Stand i 1 werden von der Mannschaft der Gan isan und den Be⸗ wohnern der Nachbardörfer mit Strauchwerk hFestigt. Das Wasser steht augenblickich bis zu- Heiligengeiststraße. Die Zollstraße auf dem großen Werder, der Damm nach Herrenkruz und die Eibwiesen sind überfluthet. * — / . fast ganz unter Wasser steht. Dort ist bei Glinde der Damm durchbrochen und die aanze Umgegend äberfluthet.
Bedenklicher lauten die Nachrichten ans Schönebeck,
— 24. Februar, Voꝛmittas s. W. T. B.). Der heut früh fällige Berliner Zug ift bei Biederi den Damm herunter ge⸗ fahren, welcher in Folge des hohen Wasserstandes jo durchweicht war. daß die Schengen nachgaben. Angeblich soll ein Passagier leicht ver⸗ letzt sein. Der Bahnverkehr iber die nene Eisenbahnbrücke ist vor ⸗ läufig eingestellt. — Nach hier eingegangenen Rachrichten hat die Elbe auch bei Sachan, in der Nähe von Wittenberg, den Damm durchbrochen und große Stiecken überschwemmt.
Theater.
Am 9. März findet die 350. und letzte Aufführung der „Reise um die Welt in 89 Tagen‘ im Vigt ar ig. Sbe gte 1 statt worauf nach kurzer Unterbrechurg „Die Reise in den Mend“ in Scene gehen wird. ; . — Im National⸗ Theater findet am Sonnabend die Benefiz vorstellung des Charakterdarstellers dieser Bühne, Dru; Conried, statt. Zur Auffahrung kommt außer Grinzoire“ mit dem Benefi anten in der Titelrolle noch eine Nopität: ‚Der Herr Kollege von A. Frank, in der Hr. Coaried ebenfalls die Hauptrolle spielen wird. . — Für den 22. März, den Todestag Goethe's, ist auf dem Groß- herzoglichen Hoftheater in Weimar die Aufführnng Fei der Theile des ‚„Faust“ in Aussicht genommen. Der Regisseur des Theaters, Hr. O. Devrient, ein Mitglied der bekannten Künstler= familie dieses Namens, hat eine scenische Bearbeitung der Dichtung geliefert. Er behandelt das eigentliche Drama. den Goslheschen In⸗ tentionen entsprechend, als ein Stück im Stücke. Es ift, vielfach be⸗ reits gezeigt worden, daß das Goꝛthesche Faustdrama sich in der Form den Mysterien des Mittelalters auschließt? anknüpfend an das Theo philuemysterium der Hroswithe von Gandersheim und an das Hiobs . drama des Hans Sachs. Dieser Charakter der Dichtung tritt auf der Bühne erst recht deutlich zu Tage durch die Dinzunahme Des e kannten Vorspiels, in dem der Schauspiel⸗Direktor mit dem Dich let und der lustigen Prrson verhandelt. Hält man diese Berwandtschaft des Faust mit den Mysterien fest, so stellt sich sofort heraus, daß, um die Aufführung des Dramas zu ermöglichen, auch auf die alte systerienbühne, wie sie fich aus der hoch en wickelten französischen Mysterienkühne bis zur Hans Sachsischen Schaubühne ausgebildet. hat, zurückgegriffen werden muß. Diese aber stützt sich auf das Prinzip der Dreitheilung der Bühne. Die Passtonsspiele in Oberammers au finden noch heute auf dreigetheilter Bühne statt; während ste indessen dort in dem Nebeneinander zur Geltung kemmt, beruht Je ursprünz. lich auf dem Uebereinander. Goethe selbst weist darguf hin in den Worten, die er dem Theater-Direktar am Schluß des erwahnten Vorspiels in den Mund legt: „So schreitet in dem engen Bretter haus — Den ganzen Kreis der Schöpfung aus — Und wandelt. mit bedächt ger Schnelle — Vom Himmel Lurch die Welt zur Hölle, *. Himmel. Welt, Hölle, diese drei Kreise, in denen die Mira kelst ch der Myfterien fich abspielten, wurden in der Weise dargestellt, diz auf der kurzen Vorderbühne ein Serüst nach rückwärts aufgeftellt ward, „die Brücke“; in der Vorderwand der Hrüge efann ä n. „Loch“, während hinter und über der Brücke ein drittes Emporimm, Tie „Zinne“, angebracht war; letztere vertra den Himm l, die Brücke die Erde, das Lech die Hölle. Diese Dreitheilung wird vun auch der beabsichtigten Faust⸗Aufführung zu Grunde gelegt. 26 mufikalische Theil der Arbeit ist dem Weimarischen Kapellmeister E. Lassen übertragen.
M Der
Konzerte. .
2 esttige Konzert der „Serliner Symphonie— . 3 . Leitung ihres Dirigenten, des Königlichen Mußt Direktors und Professors Ludw. v. Brenner, hatte wieder einen zahlreichen Zuhörerkreis in Sommers Salon ver immilt 6 sich denn überhaupt diese Mittwochs Konzerte einer solchen Belickthei erfreuen, daß sie einen festen Stamm von Zuhörern sch geschafff haben. Man findet dort ein aufmerksames, kunstsinnige⸗ und kun = rerständiges Publikum; viele Anwesende lesen in Partituren der Klavierauszüzen nach und Alle erfreuen sich an den gedieg nen Leistun gen dieser wohlgeschulten, im besten Geiste geleiteten Tapelle. Ihr Repertoire an diesen Abenden ist stets ein klassisches; 3 Winter bringt Beethovens sämmtliche Symphonien in mie 1. facher Wiederholung, auch Mozart; für den . n besonders Haydn bestimmt. Aber auch neuere Werke ö zur Aufführung, und jeit einiger Zeit. hat Hr. renn v. Brenner auch dem Klavier als Solo. Instrument eine Sie eingeräumt. So brachte das r. Konzert außer . Ouverture „Zur Weihe des Hauses“ noch die drei ersten ,. w. neunten Symphonie desselben Meisters in korrekter, schwung voller ö . führung. Außerdem trat der Klavier -⸗Virtuose Hr. ,, vor Kurzem in der Singakademie konzertirt hat, mit Schubert⸗ . Wanderer -Phartasien, dies mal mit Orchester, auf, und sein ö 9 Spiel erwarb ihm hierfür, wie für den korrekten Vortrag der mo . Phantasie von Bach und durch die Wiedergabe des 9 von Bargiel allgemeinen Beifall und Da Capo-Ruf. Die ,. dieses Virtuosen sind schon neulich, bei Gelegenheit seines eiger Konzertes, besprochen und gewürdigt worden. . .
— Des kürzlich verstorbenen schwedischen Komponisten . = . mans letzte Arbeit Missa solemnis“ ist von , Theaterdirektion in Stockholm um den Preis von 5 2 angckauft worden. In einem während der Osterfeiertage zu är anftaltenden Kirchen ⸗Konzert daselbst soll das Musitwerk zurse vollstãndigen Aufführung gelangen.
Redacteur: J. Preh m. Verlag der rvedilion KResselJ. Druck W. Elt8ner.
Drei Beilagen
Berlin:
katholischer Goitesdienst nebst Predigt statt, und zwar wiederum durch
Holzkohle) die Namen Cellulose⸗- Dynamit“! oder Ʒulminamit ).
Professor Dr. Weber aus Breslau. Am Abende vorher, 26. Februar,
leinschließlich Börsen · Beilaze).
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen
M 48.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Berlin, 24. Februar. In der Sitzung des SHauses der Abgeordneten am 22. d. M. brachte in der Berathung des Stats für das landwirthschaftliche Ministerium der Abg. Dr. Frhr. v. d. Goltz zur Sprache, daß auf einen Antrag wegen Ablösung der Reallasten von Schulen die Regierung zu Marienwerder die Schullasten für solche erklärt habe, welche nicht zu den ablösbaren gehören. Durch diese Entscheidung werde offenbar die Tendenz und wohlthätige Absicht des Ablö⸗ sungsgesetzes vom 27. April 1872 für den ganzen Regierungs⸗ bezirk illusorisch gemacht. Der Staats⸗Minister Dr. Frieden⸗ thal erwiderte:
Gegenüber den Entscheidungen von Behörden, welche den Cha⸗ rakter der Gerichte haben, kann es sich selbftverständlich, selbst wenn eine Abbülse nothwendig wäre, nur um eine folche im Wege der Gesetzge bung handeln; die Staatsregierung hat in keiner Weise in die Entscheidungen der in Rede stehenden Behörden, so weit sie richterlicher Natur sind, einzugreifen. Mir ist von den vorgetragenen Verhältnissen als allgemeiner Beschwerdepunkt allerdings nichts zu Ohren gekommen, die einzelnen Beschwerdefälle der vom Herrn Vor⸗ redner bezeichneten Art habe ich auf den Gang der Instanzen ver- wiesen, wie er von den Gesetzen vorgeschrieben ist. Ich werde übri⸗ gens Veranlassung nehmen, mir über die Sache eingehenden Bericht erftatten zu lassen, und dann wird es Gegenftand weiterer Prüfung sein, eb ein Bedũrfniß vorliegt zur Einbringung eines abandernden Gesetzes, denn in, anderer Weise kann, wie gesagt, Remedur, falls sie nothwendig wäre, nicht gescaffen werden. In diesem Augenblick darüber zu entscheiden, ob ein solches Bedürfniß verliegt, bin ich, wie die hohe Versammlung wohl einsehen wird, gänzlich außer Stande. Ich möchte aber allerdings bemerken, daß es nach meinem Dafürhalten sehr heilsam gewesen wäre, wenn die Beeinträchtigten auch die dritte Instanz beschritten hätten, weil in der That dem hohen Hause gegen über ein legislatorisckes Bedürfniß zur authentischen Deklaration eines erst kürzlich erlassenen Gesetzes sich kaum wird rechtfertigen lassen, als nachdem auch die letzte Instan; derjenigen Interpretation beigetreten ist, über welche Beschwerde geführt wird.
— Der Abg. Dr. Bähr (Cassel) beschwerte sich über die Art und Weise, wie die auf einer Diktaturverordnung aus dem Jahre 1867 beruhende Waldhut⸗Ablösung in He sen⸗Nassau zum großen Nachtheil der betreffenden Gemeinden zur Ausführung gebracht werde. Der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal ent— gegnete:
In Folge des Beschlusses dieses hohen Hauses, betreffend den vom Herrn Vorredner bezeichneten Gegenstand, hat sich die Staats⸗ regierung mit der Fragze beschäftigt, ob nicht durch ein Gesetz eine Abänderung der von dem Herrn Vorredner als Diktaturgesetz bezeich⸗ neten Ablösunge verordnung herbeizuführen sein würde. Bei Gelegen ˖ beit der Vorbereitung eines solchen Gesetzes fand sich aber, daß es sich bei die sen Angelegenheiten darum handelt, historische Unter suchun gen darüber anzus ellen, aus welchen Titeln und unter welchen Vor— — diejenigen dinglichen Rechte entstanden seien, welche von den Berechtigten als durch jene Verordnung gefährdet, bezeichnet werden. Es zeigte sich vor Eingang in die gegenwärtige Session, daß es mindestens nicht möglich sein würde die Absicht der Regierung so zeitig zu verwirklichen, daß unter allen Umständen diefe Gesetzes⸗ vorlage zur abschließenden Verhandlung vor Ablauf der Seffion ge— lange. Unter solchen Umständen erkannte die Staatsregierung das Berürfniß jedenfalls den status quo in einer Weise aufreckt zu er⸗ halten, welche verhindert, daß durch die Ablsfung nicht diejenigen Verletzungen unabänderlich eintreten, welche in feinen Petitionen Pbe— hauptet wurden., Es wurde folgeweise dem Kommunallandtag der Entwurf eines Siftirungsgesetzes vorgelegt, dahin zielend: daß, so lange bis eine Abänderung der Verordnung von 1867 oder eine defini⸗ tive Entscheidung hier erfolgt sei, daß eine solche Abänderung nicht vorgenommen werden könne, die Ablösung der in Rede stehenden Rechte sistirt sein solle.
Dieser Entwurf ist von dem Kommunallandtage allerdings inso— fern als nicht befriedigend anerkannt worden, als der Kommunal— landtag die endgültige Erledigung der Sache der Sistirung vorzu⸗ ziehen erklärte, befriedigend aber insofern — Uund das darf ich den Auseinandersetzungen des Herrn Vorredners binzufügen — als man anerkennt, daß unter Umständen, wie ich sie anführte, durch das Si— n,. der Schaden für die Betheiligten einstweilen verhin— ert wird.
Die Angelegenheit liegt gegenwärtig so, daß die Staateregierung lieber mit dem Herrn Vorredner die Angelegenheit endgültig erledigen wird und daß, wenn im Laufe der Session noch so zeitig ein Abschluß der Vorbereitungen erfolgt, daß eine abschließende Erledigung zu erörtern sein würde, Lie Staatsregierung dann den betreffenden Entwurf einbringen wird. Sollte sich aber zeigen, daß die Vorberei⸗ tungen hierfür nicht so zeitig zum Abschluß gelangen, dann wird von der Staatsregierung der von dem Kommunallandtag vorberathene Sifstirungsentwurf eingebracht werden. Ich bemerke übrigens, daß auch im Kommunallandtag die Schwierigkeit der Sache ihren Aus⸗ druck gefunden hat, indem eine erhebliche Minorstät zu anderen Schlußfolgerungen kommend, als die Majorität, an die taatsregie- rung das dringende Ersuchen gerichtet hat, die sehr schwierige Frage gründlich zu untersuchen, ehe ein Abänderungsentwurf an die hohen HDäuser des Landtages vorgelegt werde.
— Auf eine Anfrage des Abg. Parisius in Betreff der land⸗ wirthschaftlichen Mittelschulen antwortete der Staats Minister Dr. Friedenthal:
Meine Herren! Was den ersten Punkt der Anfrage des Herrn Vorredners betrifft.; so bedauere ich, seine Hoffnung nicht verstärken zu können. Die Mittheilung in der Beantwortung der Beschlüffe des hohen Hauses ist der Zeit nach fruher erfolgt. Als sie erging, war Der definitiv ablehnende Bescheid des Reichskanzler -⸗Amts noch nicht in meinen Händen. Letzteres war der Fall, als die Antwort auf die in der Geuppe gestellfe Frage zu erfolgen hatte. Die Ablehnung Seitens des Reichskanzler⸗Amts ist so bestimmt und schneidet so jedes fernere Paktire, ab, daß die preußische Staatsregierung kaum in der Lage ist, den Gegenstand gegenüber dem Reiche zur Zeit weiter zu verfolgen. Man betrachtet die Vorschrift dort als eine zunächst unabänderliche Angelegenheit, an der, so lange nicht entgegenstehende Erfahrungen gesammelt seien, nichts zu modifiziren sei. Es muß also dem Herrn Vorredner lediglich überkassen bleiben, den Gegenstand innerhalb der Vertretung des Reiches zu verfolgen. .
Was den zweiten Punkt der Anfrage . so bin ich heute nicht in der Lage, aus den Berichten der 10 Lehranstalten die ge⸗ wäünschte Antwort zu geben. Ich bin übrigens gern bereit, bis zur dritten Lesung die Frage zu beantworten. Im Allgemeinen kann ich aus meiner Erinnerung soviel sagen, daß man sich meistens für die französische und englische Sprach e entschieden hat. Einzelne Anstalten haben allerdings darauf Gewicht gelegt, entgegen den hier geltend ge⸗ machten Anschauung en, die lateinische Sprache einzuführen. Sie ganze Sache ist augenblicklich noch im Fluß.
ch kann mittheilen, daß ich meinerfeits hervorragende Philo⸗
Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 24. Februa
Sluuls⸗Anzeiger. 1876.
Angelegenheit ersucht habe. Hierdurch und durch die Verhandlung mit den Dirigenten der verschiedenen Anstalten, beabsichtige ich, mit ein abschließeades Urtkeil über diese Frage zu bilden. Soweit in meinen Akten Mittheilungen darüber enthalten sind, werde ich übri— gens, wie gesagt, die von dem Herrn Vorredner angeregte Frage bis zur dritten Lesung beantworten.
Der Abg. Donalies monirte, daß die Kreise Stallupönen und Pillkallen zu einem Veter inärbezirk vereinigt seien, so daß der betreffende Kreisthierarzt, der zugleich die Funktionen eines Grenzthierarztes zu versehen habe, völlig außer Stande sei, den Bedürfnissen zu genügen.
Hierauf bemerkte der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal:
Was den vorgetragenen besonderen Fall betrifft, fe kann ich dem Herrn Abgeordneten versichern, was auch in meinem Bescheide ausge · sprochen int, daß ich in demselben Augenblick, wo mir das behauptete Bedürfniß nachgewiesen wird, nach Mitteln und Wegen suchen werde, dem Wunsch nach Anstellung eines besonderen Kreisthierarztes zu befriedigen. Allgemeine Stimmungen und Schilderungen können nach meinen Dä fürhalten nicht maßgebend sein, es muß durch die Thatsachen selbst die gegenwärtige Einrichtung thatsächlich als unbefriedigend sich berausgestellt haben.
Was diese Einrichtung selbst anlangt und deren Motive, so halte ich es für nothwendig, wenn auch nur in aller Kürze, auf den Erör⸗ terungen des Herrn Vorredners Folgendes entgegenzuhalten:
Zunächst ist es kein Experiment, zwei Kreise der Monarchie in einen kreisthierärztlichen Bezick zusammenzulegen, sondern eire der— artige Einrichtung besteht zu meinem Bedauern schon sehr lange in vielen Theilen des Landes. Mein Bestreben geht im Allgemeinen dahin, diese. Bezirke zu verkleinern und selbständige Kreis. Thierarztbezirke in jedem Kreise zu errichten. Wenn in dem vorliegenden Falle hiervon abgewichen würde, so hat Dies darin seinen Grund, daß besondere Motive, die ich für durchaus zu treffend halte, sich geltend gemacht haben. Wie der Herr Vorredner auch zwischen den Zeilen seiner Ausführung zugegeben hat, reichen sowohl das verfügbare Personal als auch die finanziellen Mittel bei Weitem nicht aus, um die für die Durchführung einer guten und energischen Veterinärverwaltung nothwendigen Einrichtungen und Personen zu beschaffen, es muß also gerade an denjenigen Punkten, wo eine besonders tüchtige Veterinärberwaltung nothwendig ist — und das gebe ich dem Herrn Vorredner zu, das ist der Fall in den Geenzkreisen und namentlich in seiner Heinath — zu Kombinationen geschaffen werden, welche mehr die erforderlichen Garantien bieten und namentlich bewirken, daß besonders tüchtice Persönlichkeiten, welche ibre ganz. Kraft ihrem Berufe und der Erfüllung ihrer amtsmäßigen Obliegenheit widmen, dort fungiren. In diesem Sinne habe ich aus den mir behufs der Grenzkonkrole zur Verfügung gestellten Mitteln an den besonders bedrohten Punkten der Monarchie die Grenj= Thierarztstellen begründet, die vorläufig allerdings nur kommissarisch verwaltet werden und habe ferner, da die Mittel immer noch nicht ausreichen, um diese kommissarisch verwalteten Grenz Thierarztstellen genügend zu honoriren, wenn man die tüchtigsten Kräfte dafür er— langen will, die Kreis - Thierarztstellen der benachbarten Kreife mit den Grenz ⸗Thierarztstellen kombinirt. Ich u dadurch in die Lage gekommen, den Betreffenden ein ausreichendes Salär bieten, tüchtige Leistungen von ihnen erlangen und ihnen die Bedingungen auferlegen zu können, welche ich für absolut nothwen eig halte, entgegen der Ansicht des Hrn. Vorredners, daß sie sich jeder Privatpraxis enthalten. Die Stellen sind also nicht von dem Etat verschwunden, sondern sie sind kombinirt mit denen der Grenzthierärzte. Die Gehälter, die früher der Kreis— thierarzt in Stallupönen und Pillkallen bekomrien hat, bekommt zur Zeit der Grenzthierarzt, um seine ganze Kraft der öffentlichen Vete— rinärverwaltung der gedachten Grenzkreise zu widmen. Nach meinem Dafürhalten ist es ein Hauptschaden unserer velerinãrpolizeilichen Einrichtungen gewesen, und bisher habe ich von allen Seiten und aus allen Theilen des Landes nur die Bestätigung dafür erhalten, daß die beamteten Thierärzte, die Kreisthierärzte durch ihre Privatpraxis davon abgehalten würden, mit derjenigen Energie und Rücksichtslosigkeit vorzugehen, wel ge nothwendig ist, um einen guten Gesundheitszustand unter den Viehbeständen ihres amtlichen Bezirks herbeizuführen. Ez ist des halb mein lebhaftes Bestreben uberall, wo es nur angeht, der Privatpraxis der beamteten Thierärzte entgegenzutreten. Bas gerade war der entscheidende Grund, weshalb ich dort unter so schwierigen Verhältnissen die dargelegte Kombination Platz greifen ließ. Nun gebe ich dem Herrn Vorredner zu, daß die Kreife Pillkallen und Stallupönen besonders bedroht sind, daß die Anforderungen, welche an die Thätigkeit des stationirten Veterinärbeamten gestellt werden, erheblich sind; ich hoffe aber, daß er diesen Anforderungen gerecht werden wird. Ich möchte also die Bitte an die Herren richten, erst dann auf die Beschwerde zurũckzu⸗ kommen, wenn die behaupteten Uebelstände sich zeigen sollten, wenn durch Thatsachen nachgewiesen werden kann, nicht blos durch allgemeine Behauptungen, daß der betreffende Beamte seine Pflicht nicht zu thun vermag, daß er nicht im Stande ist, seinen Obliegenheiten zu genügen, und dafür ist, wie gesagt, bisher kein Beweis erbracht worden. Uebrigens will ich dem Herrn Vorredner gern zugeben, daß, wenn ich mehr Per⸗ sonal, wenn ich größere Mittel hätte, ich sehr gerne auf die Vermeidung mancher Uebelstände, die unleugbar vorhanden sind, meine amtliche Thätigkeit ausdehnen würde; ich muß aber mit ge— gegebenen Verhältnissen rechnen, und unter den gegebenen Verhält— nissen glaubte ich, in dieser Beziehung das Richtige getroffen zu haben. Ich kann dem Herrn Vorredner mittheilen, daß in anderen Landes— theilen, wo ganz die nämlichen Verhältnisse obwalten, wo ebenfalls große Kreise mit den Kreis⸗Thierarztstellen verlunden sind, entgegen⸗ gesetzte Erfahrungen gemacht sind, daß man mir gedankt und gefagt hat: Sie haben uns einen tüchtigen Mann gegeben, der nun seine ganze Thätigkeit auf die Unterdrückung der Seuche und die Verhin— derung ihrer Einschleppung vom Auslande konzentrirt. In Summa, sobald sich wirklich die Nebelstände herausstellen, welche von dorther behauptet worden, werde ich versuchen, eine selbständige Stellung in Stahlupönen wieder einzurichten; ich werde aber vorher nicht bloß die Berichte der Betheiligten, sondern auch die der Behörden ein= fordern, da es doch nun einmal in unseren Staatseinrichtungen be. gründet ist, daß über solche Dinge neben den Betheiligten, die ich bekanntlich sehr gerne höre, auch die Behörden über die Bedůrfnisse gefragt worden und ihr Urtheil abgegeben haben. Hiermit ist aus⸗ drücklich in meinem Bescheide hingewiesen. Ich habe übrigens, wie ich dem Herrn Vorredner bemerken will, die Regierung in Gumbinnen aufgefordert, mir nach kurzer Zeit darüber zu berichten, wie sich die Verhältnisse gestaltet haben, und erst dann wird nach meinem Dafüͤr⸗ halten der Zeitpunkt gekommen sein, wo in die weitere Erwägung der Angelegenheit einzutreten ist.
— Der Abg. FIrhr. Dr. v. d. Goltz brachte den Uebelstand zur Sprache, daß die Publikationen der öffentlichen Sperr⸗ maßregeln in Folge des Viehseuchen-Gesetzes vom 25. Juni 1875 nur in den Amtsblättern publizirt werden, wo sie regel⸗ mäßig zu spät erscheinen, oft erst dann, wenn die Sperrmaßre⸗ gel bereits aufgehoben ist. Der Staats⸗Minister Dr. Frieden⸗ th al erwiderte:
Ich habe auf die Anfrage zu erwidern, daß ja in der That in
logen und Schulmãnner um ihren sachverständigen Rath in Ddieser
— — — ö ——
gehenden und den ganzen Gegenstand erschöpfenden Instruktion fehlte. Ich habe nicht ermangelt, bei der Verhardlung jenes Gesetzes darauf aufmerksam zu machen, daß der Instruktien ein großes und ziemlich geräumiges Feld über lassen werden müßt⸗. Es int diese Instruktion nunmehr so weit gedieben, d ß sie roraussichtlich in allernch ter Zeit herantgegeben wird. Dieseibe ist der technischen Depatation für das Veterinãrwesen vorgelegt worden und vor einigen Wochen von dem Penn dieser Deputation, bei welcher Landwirthe aller Theile der Monarchie theilgenommen haben, nach eingehender Berathung geneh⸗ migt worden. Es sind jetzt nur noch die letzten Formalien zu cer. füllen; dann wird, wie ich hoffe, allen solchen Beschwerden, wie den⸗ jenigen des Herrn Verredners, eine spstematische Abhüffe geschaffen werden. Es wird ein dem Gesetze in allen Bezie hungen entsprechen des und ein gleichmäßiges Verfahren Platz greifen.
— Auf die Bitte des Abg. Knebel, im Etat der nãch sten Session eine Erhöhung der Gehälter der Kreis⸗Thierärzte eintre⸗ ten zu lassen, antwortete der genannte Minister:
Ich kann auf die verschiedenen Wünsche, welche seeben geltend gemacht worden sind, nur nochmals betonen, was ich schon gegenũber den Kusführungen des Herrn Abgeordneten für Stall zwönen gesagt habe: in dem * der Wänsche bin ich vollkommen mit den Herren eins, die Frage der Erfüllung aber ist eine rein finanzielle. In dern selben Maße, als es mir möglich fein wird, vergrößerte Mittel zu erhalten, werde ich beftrebt sein, die Mittel so zu vertheilen, daß den öffentlichen Interessen, die ich in erster Linie ing Auge faßen muß, entsorochen, und den geäußerten Wünschen nach Möglichkeit Rechnung getragen wird.
— Nachdem der Abg. Donalies den Minister gebeten, mit der Abhülfe nicht so lange zu warten, bis unheilvolle Schäden ent⸗ standen seien, fügte der Minister hinzu:
Was die Position selbst betrifft, so wird voraussichtlich das hohe Haus dem Herrn Vorredner auf seinen Antrag diejenige Antwort geben, welche mir gar nicht zweifelhaft erscheint.
Was sodann eine der Bemerkungen des Herrn Vorredners an⸗ geht, so muß ich darauf noch einmal zurückkommen; ich bin weit ent⸗ fernt, zu glauben, daß es mixe gelingen könnte, alle Kreisthierärzte o zu stellen, daß ich ihnen die Privatpraxis nehmen kann, weil ic mit den Verhältnissen rechnen muß. Ich habe aber die Ueberzeugung, daß die Mehrheit des Hauses in der gekennzeichneten Richtung meiner Meinung ist, und habe deshalb zu deren Illuftrirung meine Ausfüh⸗ rungen gemacht. — Gerade weil ich durch die kombinirten Grenz thierarztstellen die Mözlichkeit habe, eine Anzahl gut dotirter Stellen für Veterinärs einzurichten, und hierin die Garantie finde, daß in den schwer bedrohten Grenzkreisen unabhängig, rücksichtslos, ohne die Interessen Privater zu beräcksichtigen, verfahren werde, habe ich jene Kombination für zweckdienlich erachtet. Ich bitte das hohe Haus, diese Position anzunehmen und dadurch meinem Gedanken entgegen den Ausführungen des Herrn Vorredners zuzustimmen.
— In Betreff der Weichselregulirung erklärte der Stagts— Minister Dr. Friedenthal:
Was den Wansch bettifft, daß die Arbeiten behufs Regulirung des untern Laufs der Weichsel rascher von der Stelle gehen möchten. so theile ich denselben in hohem Maße mit dem Herrn Vorredner. Das war auch das Motiv, weshalb in der Behandlung dieser Ange⸗ legenheit im vorigen Jahre eine Veränderung eingefreten ist. Es hatte bis dahin der Provinzial Meliorations⸗Bau-FInspektor, dessen Domizil in Königsberg liegt, die Leitung der Vorarbeit-n. Auf den Wunsch vieler Betheiligten war es, daß die weitere Bearbeitung der Sache an die Regierung in Danzig überging, welche dem betreffen den Theil des Stromes näher domizilirt, im Uebrigen mit den Strowmangelegenheiten viel zu thun hat, so daß man von ihr erwarten kann, daß sie in raͤscherer und energischerer Weife die Vorarbeiten zum Abschluß bringt. Bisher indessen ist allerdings zu meinem Bedauern eine wesentliche Beschleunigung der Arbeiten nicht eingetreten, und der Grund dafür ist in dem Mangel an tech— nischen Arbeitskräften zu suchen. Troßz wiederholter Anstrengungen ist es nicht gelungen, diejenige Verstärkung der Arbeitskräfte der Re— gierung in Danzig zuꝛuführen, welche nothwendig ist, eine schnellere Regelung der Sache herbeizuführen. Ich werde aber nicht müde werden, bei meinem Kollegen, dem Herrn Handels. Minister, in die nr Beziehung thätig zu sein.
— Dem Abg. v. Czarlinski, welcher die Berücksichtigung der polnischen landwirthschaftlichen Vereine aus dem Dispositions⸗ fonds befürwortete, entgegnete der Staats⸗-Minister Dr. Frie—⸗ denthal:
Meine Herren! Die Antwort auf die Auseinandersetzung des Herrn Vorredners habe ich in letzter Session, wie der Herr Vorredner die Güte hatte zu bemerken, gegeben, ich kann Alles, was ich in die= ser Beziehung denke, in einen Satz zusammenfassen: die Unterstützun— gen aus dem Staatsfonds werden weder an deutsche, noch an polnische Vereine gegeben, sondern an landwirthschaftliche; sobald die Vereine, für welche der Herr Vorredner das Wort ergriffen hat, nicht polnische sein werden, sondern nur landwirthschaftliche ohne Räcksicht auf die Nationalität, in diesem selben Augenblick: werden sie sich ohne Weiteres an staatlich anerkannten Organisationen anschließen können, und werden alle, wie andere Vereine, an den Wohlthaten dieser staat⸗ lichen Organisation theilnehmen.
— Der Abg. Witte wünschte Auskunft darüber, ob Aus⸗ ficht vorhanden sei zur Bildung einer bäuerlichen Landschaft in der Provinz Posen. Das Haus habe sich schon früher hierfür ausgesprochen, und ein ähnlicher Beschluß liege auch von Seiten des Provinziallandtages vor. Der Staats⸗Minister Dr. Frieden⸗ thal antwortete: .
Meine Herren! Ich persönlich habe die größte Sympathie für die Einrichtung eines Instituts, welches den bäuerlichen Grundbesitz in der Provinz Posen durch antzemessene Privatbewilligungen aufrecht zu erhalten im Stande ist. Nach den Berichten, die ich von dort be—⸗ kommen habe, ist die wucherische Aussaugung und Aufsaugung des kleinen Grundbesttzes in Posen zu einer wahren Landplage geworden, und es liegt ganz gewiß im vaterländischen Interesse, diesem Zustande, soweit das überhaupt durch staatliche Einrichtungen geschehen kann, ein Ende zu machen oder wenigstens Abhülfe zu schaffen. Ich habe in dieser Beziehung schon unmittelbar nach der Uebernahme meines Amtes Verhandlungen mit der neuen Posener Landschaft angeknüpft, weil ich hoffte, es würde sich ohne Weiteres da eine Erweiterung auf dem kleinen ländlichen Grundbesitz einrichten lassen, es haben sich aber da allerdings große Schwierigkeiten ergeben, es ist zwar nicht eine direkte Ablehnung, aber doch eine . solcher Bedenken ein getreten, daß ich meinerseits nicht in der Lage war, über die Ein— wendungen ohne Weiteres hinwegzukommen. Zu meiner Genugthunng hat nun der Posener Kommunallandtag den nämlichen Gedanken aufgenommen und hat an die , , das Ersuchen gerichtet, die Organisation eines solchen Instituts zu fördern. Förmlich ist die Angelegenheit noch nicht an mich gelangt, ich habe nur vorläufige Nachricht davon erlangt, es hat deshalb das Staats Ministerium auch noch nicht darüber Beschluß fassen können, ich aber versichere dem Herrn Vorredner, daß, so weit es in meinen Kräften steht, ich bei den Verhandlungen und Erwägungen im Staats. Ministerium dem Wunsche des Posener Kommunaliandtages alle Unterstützung
der letzten Zeit mancherlei Un uträglichkeiten bei der Ausführung des Seuchengesetzes vorgekommen . weil es bisher noch an einer ein
werde zu Theil werden lassen.