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Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 106 März. Das Reichs⸗ Gesetzblatt enthält das Gesetz vom 26. Februar 1876, be- treffend die Bewilligung der zeitlichen Steuerfreiheit für Neu⸗, Um⸗ und Zubauten, und das Gesetz vom 1. März 1876, be⸗ treffend die Ausdehnung des Bagatellverfahrens auf Rechts⸗ sachen bis 50 Fl.
Pest, 10. März. (B. T. B.) Bei einer heute stattge⸗ habten Konferenz der liberalen Partei äußerte sich Minister⸗ Präsident Tisza über die Antwort, die er in der morgenden Sitzung des Abgeordnetenhauses auf die Interpellation in der Orientfrage ertheilen werde, dahin, daß er auf Details sich nicht einlasse, im Allgemeinen aber bemerke, daß die ungarische Re⸗ gierung ihren Einfluß stets zu wahren wisse. Das Vorgehen des Grafen Andrassy involvire durchaus keine Intervention. Graf Andrassy leiste jedenfalls aber dem europäischen Frieden und damit auch Ungarn einen Dienst. Es sei Sache der serbi⸗ schen Regierung, gefährlichen Eventualitäten vorzubeugen und sich nicht in einen Gegensatz zu dem Willen Europas zu bringen.
Niederlande. Haag, 10 März. (W. T. B.) Nach aus Atchin eingegangenen Nachrichten haben die niederlän⸗ dischen Truppen Lambaroe nach heftigem Widerstande genommen. Bei Kajoelo wurde mit dem Bau eines kleinen Forts begonnen. Ter Gejsundheitszuftand hat sich gebessert.
Belgien. Brüssel, 10. März. (B. T. B) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Mi⸗ niste auf die Interpellation des Deputirten Jottrand in Betreff der wegen der Unruhen in Mecheln am 13. v. Mts. ein⸗ geleiteten Untersuchung, daß das bei der Untersuchung beob⸗ achtete Verfahren nicht wider die gesetzlichen Vorschriften ver⸗ stoße und daß die Untersuchung noch nicht beendet sei.
Großbritannien und Irland. London, 9 März. Die Königin hat vorgestern den neugebauten Flügel des Londen Hospital in Whitechapel unter großem Zudrang der Bevölkerung eröffnet. Das London Hospital ist durch den Neubau in den Stand gesetzt, 800 Kranke aufzunehmen, und das größte Kranken⸗ haus in ganz England. Der Flügel wurde nach der Gewürz⸗ krämergilde benannt, welche zu dem Bau mit großer Muni⸗ fizenz beitrug. — Gestern wurde die Statue des Prinz⸗ Gemahls im Albert⸗Memorial (Hyde Park) ohne Feierlichkeit enthüllt, und das große Nationaldenkmal in somit vollendet.
Im Namen der Königin wohnte Sir Thomas Biddulph der
Enthüllung an.
— 10. Mãrz. (W. T. B.) Im Unter hause erklärte auf eine Anfrage Andersons der Unter⸗Staatssekretär im Departe⸗ ment des Aeußern, Bourke, die Nachricht, daß die englische Re⸗ gierung die Zurückberufung des amerikanischen Gesandten in London, Generals Schenck, verlangt habe, entbehre jeder that⸗ sãchlichen Unterlage. ;
— Laut Telegraꝛam aus Vombay, vom 11. März, Mor⸗ gens hat der Prinz von Wales gestern Abend auf dem Dampfer „Serapis“ die Rückreise nach England angetreten.
Frankreich. Paris, 9. März. Das heutige ‚Jour⸗ nal officiel! enthält folgende Note: „Seit einigen Tagen veröffentlichen französische Blätter Anzeigen, welche auf fremde Lotterien, namentlich auf die Hambur⸗ ger, Bezug haben. Es ist gut, bei dieser Gelegen⸗ heit daran zu erinnern, daß nach dem Art. 4 des Gesetzes vom 21. Mai 1836, welches die Lotterien verbietet, die in dem Art. 410 des Strafgesetzbuches angegebenen Strafen gegen die Agenten der französischen Lotterien oder der Operationen, die ihnen gleichgestellt sind, angewandt werden; andererseits ist auch der Art. 411 des nämlichen Gesetzbuchs anwendbar auf die, welche Lotterieloose kolportiren oder vertheilen, sowie auf die Personen, welche durch Bekanntmachungen, Anzei en, Anschlag⸗ zettel und durch irgend ein anderes Mittel der Veröffentli⸗ chung von der Existenz der genannten Lotterie Kenntniß geben oder die Ausgabe der Lotterieloose erleichtern“ — Der Divisions⸗ General Lebreton, ehemaliger Depu⸗ tirter von Eure⸗et⸗Loir und Quästor des gesetzgebenden Körpers, stab am 4. d. M. im Alter von S5 Jahren. — Der Pariser Korrespondent der Times“ stellt folgende Sta⸗ tistik der letzten Wahlen auf: Zählt man die Ergebnisse der
ersten und der zweiten Wahl zusammen, so hatten die Repub li⸗ kaner 4687,17 Stimmen, die Konservativen 2,147,094 und die
Bonapartisten 1,699,411. Das ergiebt für die Republikaner eine
Ueberzahl von 1,024,467 über die beiden andern Parteien zusammen. Die Gesammtsumme der abgegebenen Stimmen ist S8, 533, 612.
Versailles, 10. März. (W. T. B.) Der Senat und die Deputirten kammer hielten heute Sitzung, und wurde in beiden Körperschaften eine große Anzahl unbeanstandeter Wahlen für gültig erklärt.
Türkei. Konstantinopel, 11. März. (W. T. B.) Aus Mostar wird der Regierung gemeldet, daß Selim Pascha mit 2500 Mann von Gaczko nach Piva marschirte, um letzteres zu
verproviantiren. Auf dem Rückmarsche suchten die In surgen⸗ ten ihm den Weg zu verlegen. Bei dem dadurch entstandenen Kampfe verloren die Türken 60 Todte und ca. 50 Verwundete. Die Verluste der Insurgenten sind bedeutender.
Afrika. Der Sultan von Zanzibar hat, wie die G. C.“ berichtet, zum Danke für die Hälfe, welche ihm von England gewährt wurde, in dem nördlichen Theile seiner Be⸗ sitzungen die Sklaverei ganz aufgehoben und auch den Transit von Sklaven verboten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Royal⸗Academy in London hat, der E. C.“ zu⸗ folge, den früberen Premier⸗Minister Gladstone als Nachfolger des verftorbenen Bischofs Thirlwall zum Professor der alten Geschichte gewählt. Die Professur für Alterthumskunde, welche der verstorbene Farl Stanhope inne hatte, wurde an Sir Philip Grey Egerton übertragen.
— Die Schriftstellerin Louise Collet ist am 9. d. M. in
Paris verstorben. Gewerbe und Handel.
Der Aufsichtsrath der Mecklenburg- Schwerinschen Bo denkredit⸗Aktien⸗Gesellschaft hat die Vertheilung einer Dividende von 5 oo für das Jahr 1875 (gegen 5 o pro 1874) beschlossen.
Brüssel, 10. März. (W. T. B.) Der der Banque belgidue durch die Veruntreunngen ihres Sekretärs zugefügte Verlust erreicht nach den bisherigen Ermittelungen bereits den Betrag ven 6 Millionen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Wiesbaden, Sonnabend, 11. März, Vormittags. Von Maiuz und von Koblenz sind zur Hülfeleistung bei dem Un⸗ glücksfalle, von welchem die Stadt Caub betroffen worden, Pionier⸗Abtheilungen abgegangen. Die Bahn ist in Folge eines im Kreise Biedenkopf niedergegangenen Wolkenbruchs überschwemmt.
Innsbruck, Sonnabend, 11. März. Der Statthalter Graf Taafe hat kraft Auftrags des Kaisers gestern den Land⸗ tag wegen pflichtwidrigen Benehmens der Mehrheit seiner Mit⸗ glieder geschlossen. z
Berlin, den 11. März 1876. Welt Aus stellung in Philadelphia 1876. Für die Welt-Ausstellung in Philadelphia ist die Anheftung
Form erfolgen. Karten dieser Art werden den Herren Ausstellern oder deren
224 South Forth Street, später in dem deutschen Pavillon auf dem Ausstellungsplatz — unentgeltlich geliefert werden. Berlin, den 10. März 1576. Die Reichs ⸗Kommission für die Welt-Ausstellung in Philadelphia 1876. Jacobi.
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Die Ausgrabungen von Olympia. IV. Bericht. (Vergl. Nr. 36 d. Bl.)
Die Aufdeckung der Alterthümer von Olympia wurde während des Februars durch Regenwetter aufgehalten. Man war dadurch gezwungen, mehr die oberen Schichten des Bodens abzutragen, wobei natürlich keine Funde gemacht werden konn⸗ ten. Auch nahm die mühsame Hebung großer Gebälkstücke, die im Wege lagen, viel Kraft und Zeit in Anspruch. Leider haben die Witterungs verhälmisse auf die Gesundheit unserer jungen Landsleute einen nachtheiligen Einfluß geübt. Dr. Hirsch⸗ feld ist nach seiner Rückkehr von Athen, wo er einen Former für die abzugießenden Skulpturen gewonnen hat, in Olympia von Neuem erkrankt, und Herr Bötticher ist bei längerem Un⸗ wohlsein außer Stande gewesen, seine Berichte, wie bisher, ein⸗ zusenden. Es ist Anstalt getroffen, ihm, wenn es nöthig ist, unverzüglich eine Unterstützung bei seinen Arbeiten zu gewähren. Einstweilen ist Dr. Weil, Stipendiat des Deutschen archäologischen Instituts, an die Stelle von Dr. Hirschfeld eingetreten und hat in seinen Briefen vom 17. und 24 über den lohnenden Fortgang der Arbeiten berichtet. ö
Am 15. hat man die weitere Freilegung der Oftfront in Angriff genommen. Man stieß, der Südostecke des Tempels gegenüber, auf ein Gemäuer, wo sich der rechte Schenkel einer sitzenden Gewandfigur eingemauert fand, und darunter ein männlicher Torso, dessen linker Arm erhoben gewesen sein muß; beide Figuren über Lebensgröße. . .
Man war wieder an einen Punkt gekommen, wo eine ganze Reihe von Marmorskulpturen zusammengetragen war, die säammt⸗ lich, wie es scheint, dem Tempelgiebel angehört haben.
Am 18. zeigte sich ganz in der Nähe der untere Theil einer GSewandfigur O. 627 ho Die Beine sind bis über die Kniee
er Sie kniet auf dem as mit einem Gewande von vorzüglichem Falten⸗ Die Basis und der rechte Fuß, der gegen richtet war, sind erhalten, hoch 0, 64. Der mit
das erste ansehnliche Fragment eines Pferdeleibes mit
den Ansätzen der Beine (Gesammilänge O, 527), nachdem sich kleinere Ueberreste von Pferden kurz vorher weiter nördlich gefunden hatten. So find in wenig Tagen von fünf verschiedenen Figuren des Ostgiebels mehr oder minder ansehnliche Bruch tũcke ge⸗ funden, die sich allmählich vervollständigen und mit Hülfe der Beschreibung des Paufanias sowle des die Giebelkompo tion be⸗ herrschenden Parallelismus ordnen lassen werden. Man erkennt schon, daß der Torso des 17. dem früher gefundenen entspricht, welcher der anderen d. h. rechten Giebelhälfte angehörte. Beide wird man zu der Gruppe der mit den Pferden beschäftigten ärter rechnen. Es beginnt auch über die Zeit, in welcher man die Trũmmer des Hiebelfeldes so rücksichtsz los durchein⸗ ander geworfen hat, sowie über die Katastrophen, welche den Boden von Olynmpia heimgesucht haben, mehr Licht zu werden. Tenn es hat sich in einer Spalte des Gemäuers ein Schatz von ca. „00, durch eine Feuersbrunst zum Theil zusammengeschmol⸗
zener byzantinischer Kupfermünzen gefunden, deren Unter⸗ suchung weitere Belehrung verspricht.
Unter den einzeln gefundenen Alterthümern wird das erste
. l ansehnliche Bruchstück eines (mit Gewand bekleideten) Erzbildes des Preises der auszustellenden Gegenstände gestattet. Die . .
Preisangabe darf indessen nur unter Benutzung von Karten nach einer von der General-Direktion genau vorgeschriebenen
angesührt, eine Terrakottenplatte mit zierlichen Arabesken u. A.
Man fand ferner eine Basis mit den wohlgearbeiteten Füßen einer Gruppe von zwei Figuren, eine zweite Marmor⸗ basis mit der wohl erhaltenen Inschrift zu Ehren des Tele—
z z n machos, des Sohnes des Leon, aus Elis, dem von den Hesa— Vertretern in dem deutschen Ausstellungs bureau — zur Zeit . . 3
nodiken unter Vorsitz des Antiphanes und dem olympischen Rathe eine Bildsäule errichtet worden ist; endlich ein drittes Postament aus weißem Marmor mit einem durch alterthümliche Schrift- und Sprachformen ausgezeichneten Weihinschrift in zwei Distichen, gesetzt von einem Praxiteles, der sich Syrakusaner und Kamarinäer nennt.
Soweit die Nachrichten bis zum 24. Februar.
Man sieht jetzt, daß der Tempel auf drei Seiten von Mauer⸗ zügen späterer Zeit umgeben war, die an der S. O. Ecke bis
an die Tempelstufe reichen, aus Epistylbalken und anderen
Trümmern der alten Kunst roh aufgeschichtet. An der Nord⸗ seite allein hat man bis jetzt noch kein Mauerwerk dieser Art gefunden.
Die Abformung der ans Licht gezogenen Marmorwerke hat begonnen. Die Inschriften werden nach den eingesandten Pa⸗ pierabdrücken in der archäologischen Zeitung veröffentlicht.
Aug rg si li gn. Der Ueberfall der Kolonie Sta. Thereza durch die Bugres⸗Indianer.
Ebenso wie die Kolonie Dona Francisca am 4. Januar d. J.“), so hatte auch die in der Provinz Santa Catharina belegene Kolonie S. Thereza kurze Zeit zuvor einen Ueberfall der Bugres⸗ Indianer zu erdulden.
Die in Rio Janeiro erscheinende Deutsche Zeitung enthält hierüber folgende Mittheilung aus Theresopolis:
„Seitdem die Bugres auf einem oberhalb Boa Vista an der Lageaner Straße gelegenen Campo 14 Esel umgebracht haben, was Anfangs Dezember geschah, sollen sie sich noch immer in der Gegend herum getrieben haben, und Mancher passirte nicht ohne Furcht die Straße.
Ein weit größeres Unheil haben dieselben aber am 15. De⸗ z mber auf der ebenfalls nicht weit von Boa Vista gegründeten Militärkolonie Sta. Thereza angerichtet. An genanntem Tage brachen sie dort aus und überfielen das Haus eines deutschen Kolonisten Namens Barth, der sich noch nicht sehr lange dort an⸗ gesiedelt hatte. Sie plünderten das ganze Haus aus, schlugen alles Eisen was nagelfest war, los und nahmen außerdem noch 350 Doll. an baarem Gelde mit, welches sich der Kolonist sauer erworben und erspart hatte.
Die Familie Barth, dadurch in die äußerste Armuth ver⸗ setzt, hat aber noch Schwereres zu beklagen und zwar den Ver⸗ lust ihrer zwei ältesten Kinder, zwei Söhne, die zur Zeit des Ueberfalles der Bugres in der Nähe des Hauses in der Roçga arbeiteten, wo sie überfallen und getödtet wurden. Barth selbst, nachdem er einige Schüsse mit oder ohne Erfolg unter die Bugres abgefeuert haben soll, flüchtete mit seiner Frau und den übrigen Kindern. Auch die Frau seines Nachbarn, die allein mit ihren Kindern im Hause war, flüchtete sich mit denselben nach der zwei Stunden entfernt liegenden Freguezia. Dieselbe lief, wie man sagt, mitten durch die Bugres hindurch, welche sie unbeschädigt mit ihren Kindern passiren ließen. Ihr Haus jedoch blieb vom Ueberfall verschont. Tags darauf schickte der Kommandant der Kolonie einen Boten mit der Meldung und 5 Pfeilen, welche man vorfand, an den Präsidenten, und bat um Hülfe. Am 23. kamen denn auch 18 gut bewaffnete Soldaten hier an, und reisten am nächsten Morgen weiter. Oh dieselben aber dieses Jahr noch nach der stolonie kommen, ist die Frage; denn wenn man von Desterro bis hierher 4 Tage zur Reise haben muß, so gehen wenigstens 12 Tage darauf, ehe man nach der Kolonie Sta. Thereza kommt. Am 25 sind auch 3 Esel, beladen mit Gewehren, Säbeln und Munition, hier vorbeigetrieben worden, die wahrscheinlich unter die doctigen Kolonisten vertheilt werden.
Eine Schilderung des Ueberfalls in Dona Francisca ist in
Die Stadtverordneten⸗Versamm lung hat sich in ihrer geheimen Sitzung am 9. d. M. damit einverstanden ecklärt, daß dem Prediger Dr. Sydow ein Rahegehalt von 6690 MÆ gewährt were, von welchem die eine Hälfte auf die Kirchenkasse, die andere auf die Fädtische Kasse zu übernehmen seien.
Ans Flensburg wird den Hamb. Nachr“ unter dem 8. März geschrieben: ‚Zur hundertjährigen Geburtstagsfeier der Königin Luise von Preußen dürfte manche Leer die Mit theilunz eines Glückwunsches interessiren, welchen Jean Paul im Jahre 1801 an die allverehrte Fürstin zu ihrem Geburtstage richtete. Das schöne und sinnige Schreiben, in dem sich ganz die Originalität des Jean Paulschen Geistes zu erkennen giebt, ist nicht allgemeiner bekannt und namentlich auch in den Ausgaben der Werke des Dichters nicht enthalten. Es lautet in genauer Wiedergabe:
-Verzeichniß derer, welche heute der schönen und edlen Königin Glück zu ihrem Geburtstage wünschen werden:
Erstlich: Alle.
Zweitens: die Guten.
. Drittens: Die Künstler, welche durch Raphael an die Unsterb⸗ lichkeit der Schönheit gewöhnt, sie auch dieser wünschen müssen.
Victtens: Die Unglücklichen. So viel Getröstete, so viele Be⸗ glückte, denen Sie die Thränen nahm, werden sie heute wieder ver⸗ gießen; aber auch nur für Sie, nicht vor Ihr, und nur aus Liebe und Freude, weil sie für ein Leben danken und beten, das so warm und freundlich in manches trühe leuchtet.
Fünftens: Die Glücklichsten, nämlich Ihre Geliebtesten: Ihr Gemahl, Ihre Kinder, Ihre Schwestern und Ihr Bruder; — aber was die nächsten Herzen dem nächsten gerührt und selig sagen, bleibt heilig verhüllet. 3
Auch der Verfaffer des Verzeichnisses gehört in das Verzeichniß und stebt schen in der zuerst genannten Klasse; aber die Wünsche seiner Seele sind so warm und aufrichtig, als gehörte er in die dritte und vierte. Jean Paul Fr. Richter.“
Aus Caub a. Rh. meldet ein Telegramm des „W T. B.“ Folgendes: In vergangener Nacht sind durch einen Bergrutsch hier 8 Häuser verschüttet worden und haben dabei 265 Personen den Tod gefunden. Auch die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen.
Der Gerichtshof der Seine hat laut Telegramm des „W. T. B.“
von gestern Abend aus Paris die Naturalisation und die andzrweite Verheirathung der Prinzesꝗin Beauffremont mit dem Für sten Bibesco für nichtig erklärt und der Prinzessin die Führung des Namens Bibesco untersagt. Gleichzeitig ist die Staatsanwaltschaft e,, , worden, die Prinzessin wegen Ehebruchs und Bigamie zu verfolgen.
Theater.
Am Montag, den 13. d. M. geht im Könjglichen Opern hanse das neue Ballet von Taglioni Madeleine! zum ersten Male in Scene. Auf Sonnabend, den 18. März, ist die erste Aufführung. von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ in Auesicht genommen.
— Bei dem bexorstehenden Gastspiel der Königlich bayerischen Hof⸗ schauspielerin Clara Ziegler im Königlichen Schauspiel⸗ haufe wird, dem B. Fr. Bl. zufolge, auch Hebbels „Judith auf⸗ geführt werden. Dieses Trauerspiel ist bereits früher, am 6, 9, 13. und 18. Juli 1840 (mit der Gattin des Dichters) und am 12., 17. und 25. Juli 1851 im Königlichen Schauspielhause zur Aufführung gekommen.
. Krollschen Theater wurde vorgestern zum Benefi— für Fe. Marie Stolle Die ESpitzenkönigin! von Hugo Müller und L Arronge aufgeführt. Dieses „Original⸗Lebensbild“ ist inhaltlich vor der Wallnerbuhne her bekannt, wo es vor einigen Jahren zuerst ur mit nur mäßigem Erfolge in Scene ging. Die Hauptrollen wa— diesmal in guten Händen, und neben der Benefiziantin hat r den Damen Frl. Hagedorn den reich gespendeten Bei wohl verdient, obgleich gerade die Rolle der letzteren (Marie, Büff-== dame) manche Schwierigkeit bietet. Die HH. Ed. Weiß (Huido Hammerstein) und Köhler (Baron Simon von Görlitzer) waren von ausgezeichnetem Humer und, wurden wie auch Hr. Heder (Invalide Sturrwedel) ihren Rollen durchaus gerecht. Das Stück fand eine recht gute Aufnahme.
— Das Schauspiel „Deutsche Treue von Felix Dahn ist am 6. d. M. in Königsberg mit außerordentlichem Erfolge in Scene
gegangen.
Berlin:
Nr. 52 dieses Blattes abgedruct.
Redacteur: J. Preh Gm. — Verlag der Expedition (Kessel). Druck W. Elg ner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen Beilage).
zum Deuschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich
Mn 62.
Königreich Preußen.
Auf Ihren Bericht vom 5. d. Mis. will Ich entsprechend den Beschlüssen der Rit erschaft des Herzogthums Bremen vom 2. Dezember 1874 und 9. November 1875, hierdurch die in dem anliegenden Ersten Nachtrage zu dem Statut des Bremenschen ritterschaftlichen Kreditvereins vom 4. Mãrz 1856 (Hannoversche Gesetz-- Sammlung von 1856, Abth. J. Seite 67 und folgende) enthaltenen Aenderungen des 8. 59 Wr, 4 und. S. 60 jenes Statuts genehmigen. Dieser Mein Erlaß ist im gesetzlichen Wege zu veröffentlichen.
Berlin, den 9. Februar 1876.
Wilhelm. Leonhardt. F riedenthal. An den Minister der Justiz und den Minister für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten.
Erster Nachtrag zu dem Statut des Bremenschen ritterschaftlichen er örere en vom? 4. März 1856 (Hannoversche Gesetz · Sammlung von 1856, Abtheilung J. Seite 67 und folgende.) .
Die Nr. 4 des §. 55 und der 8. 60 des vorgedachten Statuts werden aufgehoben und treten an deren Stelle die nachfolgenden Be⸗
immungen: .
7 . des § 59 die Zinsen der eigenen Kapitalien des Reserve⸗ onds ! Die Mittel des Reservefonds sind zu belegen in Pa- pieren, welche vom Deutschen Reiche, dem preußischen Staate oder anderen zum Deutschen Reiche gehörigen Staaten emittirt oder garantirt sind, oder in Schuldverschreibungen Der Provinz Hannover, der Gemeinden innerhalb derselben, Jowie er im 5§. 39 Absatz 4 der Vormundschafts Ordnung vom 5. Juli 1875 (Preußische Gesetz · Sammlung Seite 410) erwähnten inländischen Kreditanstalten. ;
§. 66. Der Reservefonds soll bis zur Summe von 300 090 angesammelt werden. Die Zinsen und übrigen Einflüsse desselben dienen vorab zur Deckung der Administrationskosten; der darnach ver · bleibende Rest derselben wird, sobald der Fonds die vorgedachte Höhe erreicht hat, dem Tilgungsfonds überwiesen.
Personal⸗Veränderungen. Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee-⸗Fähnriche 2c. Ernennungen, wer feen, en ünd Versetzungen. Im stehenden Heere Berlin, 29. Februar. v. Broesigke, Rittm. und. Egcadr. Chef Tom Ulahen-Rezt. Rr. 15, unter Versetzung in die Adiutantur, zum perfönl. Adjutanten des Prinzen Friedrich Carl von Preußen, Königl. Hoheit, ernannt. — Berlin, 2. März. Bendel, Pr, t. à la suite des Füsilier⸗Regts. Nr. 40 und kommdrt. zur Dienstleistung bei der Inspektion der Gewehrfabriken, unter Belassung in diesem Kommdo., zum Füstlier · Regt. Nr. 36, a la suits desselben verfetzt, v. Gizycki, Haupkm. vom Generalstabe der 15. Div., als Batterie ⸗ Chef in das Feld⸗ Art. Regt. Nr. 6 versetzt. Kuhlmann, Hauptm. vom Fuß⸗ Art. Regt. Nr. 8 und kemmdrt. als Adjut. bei der 1. Fuß -Artill. Inspektion, unter Ueberweisung zum Großen Generalstabe, in den Deneralstab versetzt Priwe, Hauptm, vom Feld Art. Regt. Nr. 7, unter gleichzeitiger Versetzung zum Fuß ⸗ Art. Regt. Nr. 5, in seinem Kommdbo. als djat., von der 4. Feld-Art. Insp. zur 1. Fuß⸗Art. Insp. übergetreten. Graf zu Dohna, Hauptm. und Battr. Chef vom Feld ⸗Art. Regt. Nr. 6, unter Versetzüng in das Feld. Art. Regt. Nr. 7, als Adjutant zur 4. Feld-⸗Art, Juspektion kommandirt. — Berlin, den 4. März. Rothen bücher, Hauptm. von der 4. Hensd' arm. Brig., zur 10. Gensd'arm. Brig. v. Krane, Haurtm. Lon der 5. Genzd'arm. Brig. zur 4. Gengd'arm. Brig, versetzt. v. Waldaw, Rittmeister a. D., zuletzt Premier Lieutenant im Dragoner Regiment Nr. 4 als Haupim. in der 4. Gensd' arm. Brig, Frhr. v. d. Goltz, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 165, in der 5. Gensd'arm. Brig. angestellt. . ;
In der Reserve und Landwehr. Berlin, 4. März. Baron v. Kirchbach, Sec. Lt. von der Reserve des Inf. Regts. Rr. 87, früher Sec. Lt. im Drag, Regt. Nr. 5, im stehenden Heere, und zwar als Sec. Lt, im Inf. Regt. Nr. 87 wieder angestellt.
Abschiedsbewilligungen. Im stehenden Heere. Berlin, 4. März. v. Siegroth, Major von der 10. Gensd arm. Brigade, als Obeist-Lieut. mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Uniform des Ulancn-Regts. Nr. 2, Böhm, Hauptm. von der 4. Gensd'arm, Brig., als Major mit Pension nebst KAussicht auf Anstellung im Civildienst und der Uniform des Inf. Regts. Rr. 25 der Abschied bewilligt. Keydel!l, See. Lt. vom Inf, Regt. Nr. 117, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst ber Abfchied bewilligt. Wolff, Sec. Lt, 4. D., zuletzt im Infant. Regt. Nr. 16, der Char. als Pr. Lt. verliehen. .
In der Reserve und Landwehr. Berlin, 4. März. Bu rwe ist or, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 45, mit Pension der Abschied bewilligt. — Berlin, z. März. v. Selle, Rittm. von der Landw. Kavall. deg 1. Bats. Landw. Regte. Nr. 5, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Landw. Armee ⸗Uniform der Abschied bewilligt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee Corys.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im stehenden Heere. Den 26. Februar. Frhr. b. Gültlingen, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, als Commdr. der Schloßgarde⸗Comp. kommandirt. — Den 28. Februar. Frhr. v. Wöllwarth-Lauterburg, Pr. Lt. im Ulan. Regt. Nr. 20, zum Königl. Stallmstr, ernannt. — Den 4. März.. Frhr. v. Gaisberg, Oberst à. 12 zuite des Infant. Regts. Nr. 126, Flügel ⸗Adjut., beauftragt mit Führung der 31. Infanterse Brigade! zum Gommandeur dieser. Hrigade, v. Haldenwang, Oberst⸗Lieutengnt à la suite des Infanterie⸗ Regts. Nr. 121, beauftragt mit Fübrung desselben, zum Commdr. deg Inf. Regts. Nr. 126, v. Wölckern, Oberst⸗Lt. und Bats. Commmdr. im Inf. Regt. Nr. 125, zum Gommdr. des Inf. Regts. Nr. 125, v. Grävenitz, Oberst ˖ Li. à la suite des Inf. Regts. Rr. 130, beauftragt mit Führung desselben, zum Commdr. dieses Regts. ernannt. v. Wag ner⸗Frommenhausen, Oberst Lt, und Coin mdr. des Ulan. Regis. Nr. 19, v,. Kurtz, Oberst, Le. und Com mandeur des Drag. Regte. Nr. 25, Patente ihrer Charge verlieben. Frhr. v. Lupin, Major und Batz. Cemmdr. im Inf. Regt. Nr. 25, mit Führung des Inf. Regts. Nr. 121 beauftragt unter eien jg zuite dieses Regts. v. Karg ß, char. Major und Escadr, Che im Dragoner⸗Regiment Nr. 26, ein Patent seiner Charge verliehen. Keller, Hauptmann und Compagnie⸗Chef im Infanterie. Regiment Nr. 121, unter Beförderung zum Major in das Infanterie Regt. Rr. 125, Graf v. Degen feld. Schomburg, Hauptm. u. Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 126, unter Beförderung zum Major in bas Inf. Regt. Rr. 125 versetzt, Kleiner, n Rittm. im Drag. Regt. Nr. 26, zum etatsmãäß. Rittmstr, Böh eim, Pr. Lt. im ian. Regt. Nr. 26, zum überzähl. Rittm. befördert. Steiner, r. Ut. im Inf. Regt. Rr. 121, Kehrer, Pr. Lt. im Inf. Regt, *. 126, zu Hauptl. und Comp. Chefs ernannt. Ban er, Pr. Lt. m Gren. Rezt. Nr. II9, in das Inf. Regt. Nr. 122, Alber, Pr. Lt.
e Beilage
.
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Berlin, Sonnabend, den II. März
im Inf. Regt. Nr. 125, in das Inf. Regt. Nr. 120 verletzt. Ger⸗ ** 26 Y im Ülan. Reg. Nr. 25, Kal lee, See. Lt. im Gren. Regt. Nr. 119, zu Pr. Lts befördert Gauner, Sec. Lt. im GrenadierNegiment. Nr. 123, unter Befõrde⸗ rung zum Pr. Lt. in das Infanterie · Regiment Nr. 126 versetzt. Bauer J, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 121, zum Pr. Lt. befördert. Burster, Jetter, Port. Fähnrs, im Feld⸗Art. Regt. Nr. 29, zu , Sec Lis. ernannt, letzterer unter Versetzung in das Feld · Art. Regt. Nr. 13, . h. . Port. Fähnr. im Inf. Regt. r. 120, zum Port. Fähnr. befördert. ; ö In 1 , und Landwehr. Den 4 März. Sch of, unter dem gesetzl. Vorbehalt ausgeschiedener Sec. Lt. sriher im 6. Inf. Regiment, in die Kategorie der Reserve · Offiziere versetzt Und als solcher dem Inf. Regiment Nr. 2 . Abschiedsbewilligun gen. Im stehen den Heere. Sen 28. 1 Froft, Sec. Lt. im Inf, Regt. Nr. 125, mit schlich˖ tem Abschied entlassen. — Den 4. Mä rz. Haußmann, unter dem gesetzlich. Vorbehalt ausgeschiedener Sec. Lt, früher im Reiter ⸗ Rent, der Abschied bewilligt. Koch, unter dem gesetzlich Vgrhehalt ausgeschiedener Sec. Lt., früher im Inf. Regt. Nr. 122, Maag, Bender, unter dem gesetzlich, Vorbehalt ausgeschiedene Ser, Lts., früher im 6. Inf. Regt, Volkh, unter dem gefetzlich. Vorbehalt ausgeschiedener Sec. Et. früher im Juf. Regt. Nr, 122, Ro mmel, unter dem gesetzlich. Vorbehalt ausgeschiedener Sec. Lt., früher im Feld Art. Regt. Nr. 13, verabschiedet. ; . In der Reserve und Landwehr. Den 4. März. Rein hardt, Hettich, Sec. Lts. von der Art. des Res. Landw. Bat. Nr. 127, v. Sachs, Sec. Lt., von der Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 127, der Abschied bewilligt; letzterem behufs Uebertritts in die önigl. preußische Armee. ; ö ,, Den 4. März. Dr. Stoll, Ober- Stabtarzt 2. Kl. und Regts. Arzt im Gren. Regt. Nr. 119, der Charakter ais SberStabsarzt 1. Kl. verlichen. Dr, Purieelli, Unterarzt im Inf. Regt. Nr. 126, zum Assist. Arzt 2. Kl. ernannt. Pre Weige tn, Staböarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 120, der Abschied bewilligt. . Beamte der Militärverwaltung. Den 28. Februar.
Reuß, Regts. Quartiermstr., der Titel Rechnungs-⸗Rath verliehen.
Eykel, Garn. Verwalt. Direktor, die Kantillen zu seiner Dienst⸗ Uniform verliehen.
Aichtamtliches.
Asien. Persien. Das „Journ. de St. Petersb. ver⸗ öffentlicht einen Artikel über pers ische Zustände, der eine Reihe dem Schah behufs Weiter entwicklung und Hebung des Landes gemachten Vorschläge mittheilt; wir geben in Uebersetzung Folgendes daraus wieder: .
Wenn Persien nicht in wenigen Jahren mit allen Ver⸗ besserungen der Neuzeit bedacht, wenn es nicht nach allen Rich⸗ tungen von Eisenbahnen durchzogen ist, von Wegen, die allen Kunstregeln gemäß erbaut sind, sowie von schiffbaren und fahr⸗ baren Straßen, — so wird der Grund hierfür nicht in einem Mangel an Projekten liegen, die der Regierung des Schah vor⸗ gelegt worden wären. Spekulanten aller Nationen bieten um die Wette diesem ebenso reichen wie fruchtbaren und zugleich armen Tande die Unterstützung ihrer Kapitalien, ihrer Industrie für die verschiedensten und großartigsten Unternehmungen von öffentlichem Interesse dar. Bisher sind die Projekte, deren Ausführung man wirklich näher getreten ist, in sehr geringer Zahl vorhanden und die Telegraphen fast die einzigen Unternehmungen dieser Art, die in Persien eine nennenswerthe Entwicklung erlangt haben.
Wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, welche in der Geschäftswelt zirkuliren, hat die Regierung des Schah im Laufe des Jahres 1875 ein sehr intereffantes Projekt erfaßt, dessen Urheber der Leibarzt des Schah, Pr. Tholozan, ein soll.
. . Projekt zielt vor Allem ah auf die Wiederher⸗ stelung und Entwicklung der Wohlfahrt und des inneren Wohl landes Persiens, seines Reichthums und seiner pro⸗ duktiven Kräfte, während dasselbe an zweite Stelle die Errichtung von Banken und anderer Kredit ⸗Institute, ja selbst die Reorganisation der Armee verweisen soll; es soll die Aufmerksamkeit der persischen Staatsmänner auf die Nothwen⸗ digkeit lenken, die Kultur Industrie und den Handel des Landes wieder zu heben, wie es die Mittel kennzeichnen soll, die ehemals blühenden, jetzt aber in Verfall gerathenen Industrien wieder erstehen zu lassen, die gegenwärtig noch bestehenden zu ermuthigen und zu entwickeln und auf diesem Wege Handelszweige, zum Export geeignete Artikel zu schaffen, welche für Persien eine Quelle unerschöpflichen Reichthums werden würden; dasselbe Projekt soll besondere Maßnahmen bezeichnen, um die Berg⸗ werke und Forsten produktiv zu machen, es soll schließlich in Anbetracht der unmittelbaren Dringlichkeit das Urbarmachen verschiedener früher produktiver Ebenen in Vorschlag bringen, die gegenwärtig in Folge des Verfalls der Bewãässerungs kanäle, der Bersandung der Deiche der Wasserlãufe ꝛc. aus getrocknet sind. Zur Zeit seiner letzten Reise nach Frankreich versicherte sich err Tholozan der Mimwirkung französischer Kapitalisten, welche ich bereit zeigten, dem Schah bedeutende Summen behufs Durchführung der oben aufgeführten Anlagen zur Verfügung zu stellen, ohne weitere Garantien dafür zu verlangen, als einen Antheil von der Erhebung der sich ergebenden Einkünfte.
Sämmtliche Pläne des Dr. Tholozan wurden von dem Schah seinem Madjlissi-choura oder Staatsrath zur Begutachtung überwiesen, welcher, bei aller Würdigung der Bedeutung dieser Vorschläge, dieselben gleichzeitig für zu ausgedehnt erachtete und für nicht bestimmt genug, als daß dieselben in ihrer Gesammt⸗ heit den Gegenstand einer Konzession abgeben könnten; es wurde die ÄAnsicht ausgesprochen, daß schon jede der für den Entwurf untergeordneten Fragen für sich allein Gegen tand eines besonderen Unternehmens sein könne. In Folge dessen soll Herr Tholozan seinen Plan geändert und dem Staatsrath eine besondere Denkschrift über die Wiederherstellung des alten Wehres von Ahvaz in dem Karoun, unterbreitet haben, einem sinken Nebenfluß des Chat—el Arab, an dessen Mündung die Stadt Mohammẽéra liegt.
Auf i ig hege durchschneidet der Karoun Gegenden, welche Spuren einer früheren Kultur tragen. Von allen Seiten stoßen in sein Bett alte Bewãsserungskanäle, seine Nebenläufe tragen handgreifliche Zeichen von Kanalisation, von Wehren und
Dämmen, offenbar bestimmt, den Fluß an bestimmten Stellen
g Preußischen Stants⸗Anzeiger.
1876.
schiffbarer zu machen, sowie ihn seine Ufer übersteigen zu lassen, um die benachbarten Anpflanzungen zu tränken u. s. m. Jedenfalls war die Gegend, welche er durchschneidet, früher der Sitz einer zahlreichen, thätigen und wohlhabenden Beyölke⸗ rung und wäre auch geeignet, das heute wieder zu werden, was fie ehedem gewesen, durch einige weiße Maßregeln, eingegeben von dem festen Willen, ein Land aus der Verkommenheit zu reißen, dem die Natur in verschwenderischer Weise ihre kost⸗ barsten Geschenke zuertheilt hat, einen Boden von erstaunlicher Fruchtbarkeit und ein prachtvolles Klima. — Von diesem Gesichtspunkte aus würde das Projekt des Pr. Tholozan eine besondere Beachtung verdienen, wenn über⸗ haupt die Mittheilungen, die uns über diesen Gegenstand geworden, nicht ganz unbegründet sind. Man versichert, daß der Schah dem unternehmen geneigt wäre, daß ein Konzessionsprojekt, dem Staatsrath uüberwiesen, bereits in Berathung sei, und daß nur uber einige Punkte Schwierigkeiten entstanden wären, die leicht durch den französischen Konzessionär beseitigt werden könnten. Wir hören gleichzeitig, daß die Idee des Dr. Tholozan zwei andere Vorschläͤge hervorgerufen hätte, welche dem Schah von englischen Kapitalisten gemacht worden sind. Der erste würde sichzauf eine Kanalisation des Karoun selbst und die Errichtung einer Dampfschiffahrtsgesellschaft auf die⸗ sem bedeutenden Wasserlauf beziehen. Die Urheber des Planes würden das Schiffahrtsmonopol auf diesem Flusse bean⸗ spruchen und, ohne jede Garantie von Seiten des Gou⸗ vernements, alle Kosten der Ausgrabung des Fluß⸗ bettes bis Chouster tragen, sowie der Anschaffung und Unterhaltung der Dampfschiffe, der Besorgung der offiziellen Korrespondenz, und der Errichtung telegraphischer Verbindungen. Ein zwelter Vorschlag, welchen die Englãnder dem persi⸗ schen Gouvernement annehmbar zu machen beabsichtigen würden, soll in dem Projekt der Ausbeutung der Naphtaquellen bestehen, welche in der Provinz Bender⸗Bouchir in reichem Maße vor⸗ handen. Dem Anscheine nach weniger umfangreich, als der erste, würde er vielleicht mehr Aussicht auf Gelingen haben, wenn die englischen Unternehmer dem Schatze erhebliche Vortheile böten. Endlich handelt es sich dem Vernehmen nach um Vorschlãge eines österreichischen Ingenieurs G. Pressel, der um die Kon⸗ zession für ein ganzes Eisenbahnnetz in Perfien nachgesucht haben foll. Der Plan dieses Ingenieurs soll vom Schah gebilligt, die Angelegenheit aber vertagt sein, weil der Konzessionar von Teheran abwesend war.
Nr. 10 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Rei * herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: 1) Allge⸗ meine Verwaltungsfachen: Verweisung von Ausländern, aus dem Reiche gebiet. — Finanzwesen: Goldankäufe Seitens der Reichsbank; — Rachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlicken Steuern, sowie anderer Einnahmen des Deutschen Neichs für das Rechnungs ahr 1875; — Nachweisung der bis Ende Februar 1876 sctattgehabten Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen. — Zoll / und Steuerwesen: Bundesrathsbeschlüsse, betr. Zoll füär das Nestie'sche Kindermehl, — Aenderung des Haupt- zollamtsbezirks Wandsbeck, — Verzollung getragener seidener and halbfeidener Herrenhüte; — Veränderungen bei Steuerstellen. Eifenbahnwesen: Eröffnunz der Zweig bahn zwischen Kettwig und Mülheim a. d. Ruhr. — Konsulatwesen: Ernennung ꝛe.
Vereinswesen. ; J Der Preußische Frauen- und Jungfrauen er enn bie! heute . im blauen Marmorsaale des Justiz⸗Ministeriu ms seine J2. Generalversammlung ab, der Ihre Königliche Hoheit ie Prinzessin Friedrich Carl als Protektorin heiwohnte. Höchst. Fieselbe wurde bei Ihrem Erscheinen von der Vorsitzenden, Frau v Shlen / u. Adlerekron, und den Vorstande damen impfangen. Der Schriftführer las den Jahresbericht. Der Verein ist auch im verflofsenen Jahre, ungeachtet durchaus ungünstitzer Zeit ver · hältnisse, im Stande gewesen, seine Thätigkeit. zum Wohle erwerbözunfähiger und bedürftiger früherer Mi⸗ litärperfonen oder deren Angehörigen und. Hinterblie benen erfolgreich fortzusetzen. Im Ganzen sind im ver⸗ flossenen Jahre zu Unterstützungen 1,329 υι verwendet worden und zwar zu einmaligen Unterstüͤtzungen 9137 M, zu fortlaufenden 1456 , zu außerordentlichen 615 „ und zu Brot⸗ und Speisemarken 121 4 Im Vorjahre waren S562 4M. zur Auszahlung gelangt; die zur Unter— stützung verwendete Summe hat sich also um 2764 M6 vermehrt. Dic Zahl der Mitglieder hat sich nicht unerheblich erhöht, die Einnahmen des Vereins beliefen sich inkl. Baarbestand aus dem Jahre 1874 auf 15,923 S 69 3. Diesen standen Gesammtausgaben in Höhe von 11,632 6. 20 3 entgegen, so das ein Bagrbestand von 4296 M00 49 3 verblieb. Das Vermögen des Vereins besteht aus 35526 & 49 3 gegen 32,644 470 8. am Schluß des Jahres 1874. Wie im Vorjahre, so hat auch diesmal, und zwar am 16. Juni, eine festliche Invalidenspeisung stattgefunden, an der 126 Veteranen und Invaliden theilnahmen. — Ihre Königliche Hoheit unterhielt Sich nach Vorlesung des Jahresberichts noch, einige Zeit mit den Damen und Herren det Vorstandes und ließ Sich mehrere Damen vorstellen. Verkehrs⸗Anstalten. r Der Güter-CEilgutverkehr, von Berlin nach und über Magdeburg hinaus ist seit dem 6. d. M. wiederaufge⸗ nommen worden. (S. Inserat.) ö ö — um bestimmtere Unterlagen für die Beantwortung der Frage gewinnen, ob die Kanalisirung der Oder oberhalb Breslau als zweckmäßig zu erachten und mit welchen Mitteln zu ermöglichen sein würde, sind nach einer dem Hause der Abgeordneten Seitens der Staatgregierung ertheilten Auskunft. im November 1874 und im April 1875 Verfügungen an die . zu Oppeln erlassen . den, nach denen zunächst die Vermessung des Oderlanfes von Ratibor aufwärts bis zur Einmündung der Oppa (österreichische Grenze), i. wie die bezüglichen Nivellirungsarbeiten angeordnet worden sind. . dem Widerstande, welcher dem Einsetz n der erforderlichen Marksteine fur diese Vorarbeiten Seitens der Adjazenten entgegengestellt wurde, bedurfte es zunächst der Ente gnung der betreffenden Punkte nach Maßgabe des Gesetzes vom 11. Juni 1874, wodurch das Ver⸗ messunggwerk erhebliche , nnen erfahren hat und noch nicht bschluß gebracht werden kannte ⸗ ( . . . ö Vollendung dieser Vorarbeiten wird sich beurtheilen lassen, ob und wie ein Oderkanal angelegt werden kann, welcher der Sberschlesischen Montanindustrie einen billigeren Abfuhrweg fur ihre Produkte zu beschaffen geeignet sein würde, als die vorhandenen Eisen bahnen ihn gewähren, und erst wenn diese Vorfrggen erledigt sein werden, wird auf eine finanzielle Mitbethätigung der Provinz Schlesien bezw. der betreffen den induftriellen Bezirke Bedacht genommen werden können.