a. D. die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Drag. Regte.
Nr. 25 ertheilt.
Im . . Berlin, 3. April. Dr. Aberle, Stabsarzt der Landw. vom 1. Bat. 2. Landw. Regts. Nr. 120 der Abschied bewilligt. Durch Verfügung des Corps. Generalarztes Den 21. März. Dr. Salzmann, Breit, Ober ⸗Lazarethgebülfen der Reserve im 2. Bat. 1. Landwehr ⸗Regts. Nr. 119, zu Unterärzten der
Res. ernannt.
Aichtamtliches. Deutsches Remich.
Preußen. Berlin, 12. April. Se. Majestät de Kaiser und König nahmen heute Vormittags im Beisein des Gouverneurs und des Kommandanten von Berlin militärische Meldungen entgegen, hörten den Vortrag des Chefs des Civil⸗ kabinets, Geheimen Kabinets⸗Raths von Wilmowski, und empfingen den Gesandten am Königlich schwedischen Hofe, von Pfuel, sowie den Rittergutsbesitzer von Arnim-Zuesedom, Lieutenant der Reserve des 1. Brandenburgischen Sragoner— Regiments Nr. 2.
— Ihre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte gestern der liturgischen Abend ⸗Andacht im Dome bei.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern um 117 Uhr Bormittags mili ärische Meldungen entgegen und empfing um 11 Uhr den Gehei en Archiv⸗Rath Dr. Hassel.
Abends 6 Uhr wohnte Höchstderselbe mit den Prinzen Wilhelm und Heinrich dem Gottesdienste im Dom bei.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.
— Das Staats-Ministerium versammelte sich heute Nachmittags 2 Uhr zu einer Sitzung.
— Der Aus schuß des Bundesraths für das Justiz⸗ wesen beschäftigte sich in den Sitzungen vom 6, 7. und 10. d. M. mit den Beschlüssen der Reichs⸗Justizkommission den Entwürfen der Civil⸗ und Strafprozeßordnung und stellte in der Sitzung vom 11. d. M. den an den Bundesrath zu richtenden Antrag fest.
— Die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen haben bei dem Bundes rath beantragt, zu be⸗ schließen: Die Vertheilung des Prägematerials zur Her— stellung von Reichsmünzen auf die deutschen Münzstätten hat im Jahre 1876 in der Weise zu erfolgen, daß davon 53, Prozent auf die Königlich preußischen Münzstätten, 1I,65 Prozent auf die Münzstätte in München, 5.5 Prozent auf die Münzstätte in Dresden, 8, Prozent auf die Münzstätte in Stuttgart, 75 Prozent auf die Münzstätte in Karlsruhe, 2 Prozent auf die Münzstätte in Darmstadt, 10, Prozent auf die Münzstätte in Hamburg entfallen. Die im Jahre 1876 für Rechnung des Reichs auszumünzende Goldmenge wird auf etwa 30,000 Pfund fein festgesetzt. Dieser Goldmenge wird derjenige Goldbetrag hinzugerechnet, welcher nach den vorhan⸗ denen Anmeldungen im Jahre 1876 für Privatrechnung zur Ausprägung gelangt.
Nach Ausprägung sämmtlicher kontraktlich noch zu liefern⸗ der Nickelmünzplättchen ist mit der Herstellung von Reichsnickel— münzen einstweilen inne zu halten. An Reichs nickelmünzen sind vorläufig 33 Millionen Mark in den Verkehr zu bringen. Die über diesen Betrag hinaus geprägten Nickelmünzen werden bis auf weiteres und so lange nicht ein dringendes Bedürfniß ihre Verausgabung fordert, für Rechnung des Reichs aufbewahrt.
Ferner haben die Ausschüsse beantragt, auch die Ausprägung von Zweimarkstücken zu genehmigen.
— Die Reichs⸗-Cholera-Kommission hat ihre Be— rathungen am 10. d. Mts. geschlossen.
— Die heutige „Prov. Corr.“ enthält einen Artikel, in welchem die gegenwärtige Lage der katholischen Kirche in Europa in eingehender Weise erörtert und am Schlusse Verwah⸗ rung eingelegt wird gegen den Irrthum, „als seien die Gefahren, welche der kathol ischen Kirche eben in allen Staaten drohen, das Werk einer vermeintlich kirchenfeindlichen deutschen Politik; — vielmehr dürfte die Erkenntniß immer klarer werden, daß in jenen all⸗ seitigen Gefahren lediglich die Folgen des Vatikanischen Coneils hervortreten, wie sie nicht blos für Deutschland, fon⸗ dern für alle Länder der Welt von den frömmsten Bischöfen und von den der Kirche ergebensten Regierungen als unver— meidlich vorausgesehen und während des Eoncils selbst warnend vorhergesagt worden waren.
Aus der Verkündigung von Grundsätzen, „welche nirgends im christlichen Europa zugelassen und anerkannt sind“, und durch welche „ein verderblicher Widerstreit zwischen der bürger⸗ lichen Gesellschaft und der Kirche geschaffen worden ist““, — mußten nach und nach in allen Staaten die schwersten Ver⸗ wickelungen für die Kirche entstehen; die deutsche Politik hat in dieser Beziehung nur zuerst mit Klarheit und Entschiedenheit die staatlichen Gesichtspunkte vertreten, welche schließlich jede Re⸗ gierung zu vertheidigen genöthigt ist, wenn sie nicht der abso⸗ luten Unterordnung unter die kirchliche Souveränetät ver— fallen will.“
— Der -Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat dem leitenden Ausschusse des deutschen Fröbelverbandes auf eine von demselben überreichte Denkschrift eröffnet, daß die Be— deutung zweckmäßig eingerichteter Bilaungsanstalten für noch nicht schulfähige Kinder, welchen im elterlichen Hause die aus reichende Pflege nicht gewährt werden kann, für das öffentliche Wohl von dem Minister in ihrem vollen Umfange anerkannt werde. Es werde daher in dem pädagogischen Unterrichte auf den Schullehrer⸗ und den Lehrerinnen⸗Seminaren sowohl der Sache selbst wie der Verdienste Friedrich Fröbels um dieselbe gebührend gedacht. In wie weit es ausführbar sei, mit In Lehrerinnen⸗Seminaren ohne Beeinträchtigung ihres nächsten Zweckes Einrichtungen zu verbinden, durch welche die angehen⸗ den Lehrerinnen Gelegenheit erhalten, sich in der planmaͤßlgen Beschäftigung mit noch nicht schulfähigen Kindern zu üben, sei bereits seit längerer Zeit Gegenstand eingehender Erwägung im Ministerium.
Ebenso werde der Verband überall der Bereitwilligkeit der betreffenden Regierungen begegnen, wenn er die Vermittelung derselben zu Mittheilungen uber seine Zwecke und seine Erfolge an die Lehrer und Lehrerinnen in Anspruch nehme.
Endlich würden die betreffenden Regierungen ihre Zustim⸗ mung nicht versagen, wenn Gemeinden, in welchen für
die Volksschulen isreichend gesorgt ist, einen Kinder⸗ garten als unterste Stufe an die Volksschule an⸗ schließen oder mit den höheren Mädchenschulen ¶ Ver⸗ anstaltungen zur Ausbildung von Kindergäͤrtnerinnen ver⸗ binden wollen. Wenn der leitende Ausschuß des deutschen Fröbel⸗ verbandes dagegen den weitergehenden Antrag stelle, daß unter den verschiedenen Systemen der Bildung noch nicht schulfähiger Kinder von Staatswegen das von Friedrich Fröbel vorzugs⸗ weise empfohlen werden solle, so könne dem keine Folge gegeben werden. Gerade um des Werthes der Sache selbst willen und wegen ihrer Bedeutung für das Wohl der ländlichen Beyöͤl · kerung, sowie der Bewohner größerer Städte dürfe keiner Be⸗ strebung auf diesem Gebiete hindernd entgegengetreten werden und es sei dies um so weniger zulässig, als die bisherigen Er⸗ fahrungen noch keineswegs ausreichen, um über die Vorzüge oder Nachtheile der einzelnen Lehrweisen ein sicheres Urtheil zu
gewähren.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath: Königlich säch⸗ sischer Staats⸗Minister der Justiz, Abeken, Königlich sãchsischer Geheimer Justiz Rath Anton, Großherzoglich badischer Mini⸗ sterial⸗Präsident Wirklicher Geheimer Rath von Freydorf, Großherzoglich sächsischer Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Brüger, Fürstlich schwarzburgischer Staats⸗Minister von Bertrab sind von Berlin abgereist.
— Der Kaiserliche Botschafter, Graf zu Münster, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗-Rath Freiherr von den Brincken als interimistischer Geschäftsträger.
m, mmm
— Der Kaiserliche Botschafter in Kom, Herr von Feu del !, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Leitung der Kaiserlichen Botschaft wieder übernommen.
Paderborn, 11. April. Heute hat der Landrath Jentzsch hierselbst im Auftrage des Ober⸗-Präsidenten auf Grund einer Verfügung des Kultus⸗Ministers die Schließung des bischöflichen Knaben-Seminars vorgenommen.
Bayeru. Dem „Schwäb. M.“ schreibt man aus Würz— burg unter dem 8. April: Das Manuskript der gegen das bayerische Ministerium gerichteten Resolution der katho— lischen Bürgervereine von Kitzingen und Würzburg wurde bei dem Vorstande des ersteren Bereins gefunden, und wird nunmehr die Anklage wegen Beleidigung des Gesammt— MinisteriLums weiter verfolgt werden.
Sachsen. Dresden, 11. April. Die Zweite Kam⸗ mer nahm heute in der Hauptvorberathang die Novelle zum Staatsdienergesetz fast ganz in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Ersten Kammer an.
Baden. Karlsruhe, 11. April. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat an Stelle des erkrankten Präsidenten Kirsner Lamey zum Präsidenten gewählt. Die nächste Sitzung ist auf den 24. d. M. anberaumt.
— In der Sitzung der Zweiten Kammer vom 7. d. M. amen u. A. die Matrikularbeiträge zur Verhandlung. Bei diesen Posten sprach der Kommissionsbericht den Wunsch aus, daß es dem Reiche bald gelingen möge, durch eine durch— greifende sachgemäße Umgestaltung der indirekten Steuern der Reichskasse eine Einnahmequelle zu eröffnen, welche das Reich unabhängig von den Maͤtrikularbeiträgen der Einzelstaaten zu machen im Stande sein wird. Staats-Minister Jolly betonte die vorhandene Uebereinstimmung der Regierung mit diesem Ziele, jedoch auch die damit verbundenen Schwierigkeiten.
— In der Sitzung am 9. gab bei der Berathung des Budgets der Sisenbahn⸗Betriebs⸗Verwaltung der Mannheimer Abg. v. Feder den Klagen des badischen Handelsstandes und besonders der ersten Han⸗ delsstadt Mannheim über die vielfachen Benachtheiligun— gen, welche durch die Tarifverhältnisse zwischen den deutschen Bahnen nördlich und östlich von Frankfurt einerseits und den elfässischen Bahnen andererseits hervorgerufen werden, Ausdruck. Nachdem er diese Schäden durch Zahlen nachge⸗ wiesen, hob er hervor, daß Baden das Elsaß nicht um feine billigen Frachttarife beneide, aber als gleichberechtigtes Glied des Deutschen Reiches Anspruch auf gleichmäßige Behandlung habe. Das Handels⸗Ministerium treffe kein Vor— wurf, aber es sei Sache des Reichs⸗GSisenbahnamtes, die Beseitigung dieser den Handel beschädigenden Zustände in irgend einer Weise anzustreben, um so mehr, als Baden dem Reiche in allen großen Fragen bereitwillig entgegenkomme.
Elsaß⸗Lothringen. Metz, J. April. Der lothringische Korrespondent der „Magd. Ztg.“ konstatirt mit Befriedigung, daß die höheren Lehranstalten Elsaß-Lothringens eine stetige Zunahme an einheimischen Schülern aufweisen, namentlich die⸗ jenigen Anstalten, welche sich von jeher mehr aus den Kreisen der ländlichen Bevölkerung rekrutirten, nämlich die Lehrer⸗ und Lehrerinnenseminarien. Beispielsweise zählt das Lehrerseminar zu Metz 75 Zöglinge, d. h. so viele, als die Anstalt überhaupt aufnehmen kann. Das vor zehn Monaten ins Leben getretene Lehrerinnenseminar, ebenfalls zu Metz, hat gegen⸗ wärtig schon über 60 Schülerinnen; zu der Präparanden⸗ anstalt zu St. Avold ist der Andrang so stark, daß ungefähr die Hälfte der sich Anmeldenden abgewiesen werden muß. Im Verlaufe der vergangenen Woche wurde in Saarburg die Auf⸗ nahmeprüfung für das am 25. d. M. zu eröffnende Lehrer⸗ seminar abgehalten, wobei sich gegen 40 junge Lothringer, aus⸗ schließlich der ländlichen Bevölkerung angehörig, einfanden. Es lasse sich daraus der Schluß ziehen, daß die Landbevölkerung, welche den Hetzereien wenig zugänglich sei, sich mit der neuen Sestaltung der Verhältnisse versöhnt habe und sich nicht mehr scheue, in die Dienste der neuen Regierung zu treken. Daß auch die Bevöllerung der Städte die sem Beispiele folgen werde, dürfe als sicher angenommen werden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. April. Ueber die Verhandlungen mit Ungarn schreibt die „Presse“: Die heutige gemeinsame Minister-Konferenz, die erst Nach- mittags abgehalten werden konnte, da Graf Andrassy Vor— mittags von dem Kaiser in LKludienz empfangen wurde, währte gegen sechs Stunden; morgen Vormittag werden die Konferenzen zur gewöhnlichen Zeit wieder fortgesetzt. In der Situation ist, dem heutigen Bulletin zufolge, keine Aenderung, sei es zum Bessern, sei es zum Schlimmern, eingetreten. Von der Konferenz ins ungarische Ministerial⸗ gebäude zurückgekehrt, empfingen die ungarifchen Minister eine aus Preßburg unter Führung des Redacteurs Simonyi und des Fabrikanten Kesselbauer eingetroffene Deputation des
dortigen Handels⸗ und Gewerbestandes. Simonyi hielt in un⸗ garischer, Kesselbauer in deutscher Sprache an den Minister⸗ Präsidenten Tisza eine Ansprache, welche darin gipfelte, daß Ungarn ohne selbfständiges Zollgebiet und ohne selbständige Notenbank nicht fortkommen könne und eine Revision des Gewerbegesetzes eine brennende Nothwendigkeit sei. Minister⸗ Präsident Tisza erwiderte, nach der „Pester Corr.“, in deut⸗ scher Sprache: Die Regierung erkenne selbst die Nothwendig⸗ keit einer Verbesserung des Gewerbegesetzes und der Handels⸗ Minister werde auch diesbezüglich das Nöthige thun. In Bezug auf die Zollfrage könne man gegenwärtig, da eben Unterhand⸗ lungen über dieselbe im Flusse sind, keine eingehenden Augein⸗ andersetzungen von ihm erwarten. Er achte die Ueberzeu⸗ gungen Anderer, müsse jedoch als seine eigene unerschütterliche Ueberzeugung betonen, daß die Errichtung eines separaten Zollgebietes selbst unter freundlicheren Verhältnissen für Ungarn und namentlich für die Grenzstädte nicht von Vor⸗ theil wäre. Die Regierung werde in dieser Beziehung, wie auch hinsichtlich der Bankfrage, deren Stand sich gegenwärtig gleichfalls detaillirten Mittheilungen entziehe, ihre Pflicht gegen das Vaterland gewissenhaft erfüllen.
— (Presse Die seit Jahren in Verhandlung stehende Angelegenheit der Militärbeguartierung scheint nun in den gemeinsamen Ministerberathungen das letzte Berathungs⸗
stadium glücklich passirt zu haben und dürfte wohl noch in diesem
Jahre vor die Vertretungskoͤrper gelangen. Bekanntlich handelt es sich um eine vollsländige Regelung der Militärbegquartierung auf Grund der gegenwärtigen politischen Verhältnisse des Reiches, und zwar sind es nicht blos neue Kasernenbauten, die hier in Betracht zu ziehen sind, sondern es müssen vor Allem die bisher zu Recht bestandenen Geld⸗ und Naturalleistungen der Länder und Gemeinden einer Revision unterzogen und die im Wege des gemeinsamen Heeresbudgets zu bestreitenden Erfordernisse genau präzisirt werden. Es sind überhaupt die Dislokations⸗ und Unterkunfts⸗Verhältnisse des Heeres auf andere Grund⸗ lagen zu stellen und die Militär⸗Bequartierungs⸗Gesetze von 1851 und 1853 in allen Theilen zu revidiren. Wie sehr auch andererseits eine Lösung dieser Fragen bereits noth thut, erhellt schon aus der Thatsache, daß nach dem Kriegsbudget pro 1876 die Zahl der in den Gemeindekasernen, in Miethzinszimmern und bei Landbewohnern untergebrachten Soldaten bis auf 89, 189 Mann gestiegen ist. Für diese und für 26,0900 in nichtärarischen Stallungen eingestellte Pferde wer⸗ den 540,000 Fl. an Bequartierungsgebühren entrichtet. So viel bezüglich der erzielten Berathungsresultate verlautet, wurde nun in den wichtigsten Punkten des umfangreichen Reformentwurfs endlich eine Einigung erzielt, so daß der parlamentarischen Be⸗ handlung dieser Angelegenheit keine weiteren Hindernisse mehr im Wege stehen dürften.
Bregenz, 10. April. (Win. 3.) Nach Erledigung der noch vorgelegenen internen Landesangelegenheiten wurde der Landtag heute geschlossen.
Pest, 10. April. Wie die Pester Korrespondenz“ erfährt, ist die Meldung eines Wiener Blattes von der bevor stehenden Demission des ungarischen Ministeriums erfunden.
— Der „N. Fr. Pr.“ wird von hier telegraphirt: Minister Szende konferirte heute mit dem Reichs-Kriegs⸗WMinister Koller über die Militär-Begquartierung, über die Besteuerung der militärpflichtigen dienstuntauglichen Individuen und über das Vor⸗ spannwesen. Eine Vereinbarung in allen drei Fragen ist nach dem „Hon“ voraussichtlich zu erwarten. Wie man hier behauptet, soll man sich in den Zollangelegenheiten von österreichischer Seite nachgiebiger zeigen; es wird ein wesentlicher Beschluß erwartet. Wenn dieser erfolgt, dürfte die Erledigung der anderen Fragen sich leichter gestalten. Die ungarischen Minister haben, nach einer Meldung des Pester „Lloyd, auf Grundlage der Experten-Erklärung den Zolltarif vollständig durchberathen. Sie beabsichtigen, jede Konzession von der Ueber⸗ einkunft über die Verzehrungssteuer abhängig zu machen. Die Aussichten fur das Erreichen dieses Zieles sind noch gering. In der Bankfrage wurde die Note ungarischerseits deshalb ab⸗ gesendet, um von der Nationalbank eine schriftliche Antwort zu erhalten, welche dem Kaiser vorgelegt werden soll.
Schweiz. Aus den Bundesrathsverhandlungen vom 10. April theilt die ‚N. Zürch. Ztg.“ mit, daß das Post⸗ departement die Ermächtigung zum Abschluß eines neuen Uebereinkommens mit Deutschland, betreffend den gegen⸗ seitigen Austausch von Post-Auftragsbriefen (Einzugsmandaten) und Poftanweisungen, erhalten hat. — Durch Vermittelung der britischen Postverwaltung haben, demselben Blatte zufolge, Canada und Neufundland um die Aufnahme in den All⸗ gemeinen Postverein auf 1. Juli 1876 nachgesucht. Außer den im Berner Postvertrage vorgesehenen würden keine Ge⸗ bühren für den Seettansport von und nach diesen Ländern zur Anwendung kommen. — Das ultramontane Central—⸗ Korrespondenzbureau in Bern fordert sämmtliche Ultra⸗ montanen auf, wie Ein Mann alle eidgenössischen Gesetze ohne Unterschied zu verwerfen. — Ein Berner Korrespondent im „Bund“ berichtigt die Angabe des „Bund“, das Militär— buget der Schweiz komme auf 20 Millionen. Der Korrespon⸗ dent sucht dagegen nachzuweisen, daß die regelmäßigen Militär⸗ ausgaben sich auf 19 — 11 Millionen beschränken. — Durch ein Kreisschreiben schärft der eidgenössische Ober⸗-Feldarzt die Wiederimpfung strengstens ein. Jeder Wehrpflichtige, der sich nicht über dieselbe vorschriftsmäßig aus weisen kann, soll in seinem Dienstbüchlein eine Note erhalten und disziplinarisch be= straft werden.
Niederlande. Am sterdam, 8. April. Am 18. d. M. wird die Königliche Familie, wie altherkömmlich, für eine Woche ihren Aufenthalt in Amsterdam nehmen.
— Das neue Universitätsgesetz ist, nach einer Berathung von 23 Tagen, von der Zweiten Kammer mit großer Majoritãt angenommen. Der Entwurf der Re⸗ gierung ist in manchen wesentlichen Punkten vollkommen verändert. Daß die drei bestehenden Universitäten durch eine vierte in Amsterdam vermehrt wurden, würde, nach der „Köln. Ztg.“, in der Praxis zu großen Schwierigkeiten Veranlassung geben. Die Regierung war gegen diese neue Universität, aber das Privatinteresse Amsterdams hat den Sieg, davongetragen. Nach der Theorie „Trennung zwischen Kirche und Staat“ hatte die Regierung in ihrem Ent wurf die theologische Fa kul tät an den Universitäten gestrichen. Von der Untersuchungs⸗Kommission war eine Fakultät der Re⸗ ligionswissenschaften vorgeschlagen, aber es wurde ein Amende⸗ ment des Herrn von Naamen angenommen, welches an die Stelle der alten theologischen Fakultät eine Fakultät der Gottesgelahrtheit stellt. Dies würde aber nur eine Namenzg⸗ änderung darstellen, wenn man nicht die Dogmatik und praktische Theologie aus den Unterrichtsfächern gestrichen hätte. Es soll alfo
eine rein wissenschaftliche Theologie gebildet werden. Nach dem neuen Gesetze darf Jeder höheren Unterricht ertheilen, ohne daß der Staat das Recht der Aufsicht hat; nur das jus romovendi hat er sich vorbehalten. Aber auch von diefem Rechte hat er zu Gunsten der Stadt Amsterdam Abstand ge⸗ nommen. In der Kammer wurde schließlich noch der Versuch gemacht, den Privatunterricht der Aufsicht des Staates zu unterwerfen, aber der Minister Heemskerk drohte, den Entwurf een, wenn der höhere Unterricht nicht vollkommen rei sei. f — Wie nach der Allg. Ztg.“ verlautet, sind die Un⸗ terhandl ungen zur friedlichen Lösung der zwischen den Niederlanden und Venezuela entstandenen Verwickelungen ihrem Abschluß nahe. — Die Sammlungen zu Gunsten der Ausrüstung einer wissenschaftlichen Expedition nach Sumatra haben einen so günstigen Verlauf genommen, daß die Verwirklichung dieses Planes als gesichert betrachtet werden kann. Die praktischen Vorbereitungen wurden bereits eingeleitet. So eben hat sich hier eine niederländische Abtheilung des Ver— eins für internationales Völkerrecht gebildet.
Belgien. Nach einer Mittheilung aus Brüssel vom 5. d. ist der frühere Bischof von Paderborn, Dr. Konrad Martin, an diesem Tage nach einer längeren Besprechung mit dem Erzbischof von Mecheln nach London abgereist.
Großbritannien und Irland. Der „Köln. Ztg.“ wird aus London unter dem 10. Apri? geschrieben: Auch hier hofft man von der Anwesenheit des Earl Derby in Paris und von seiner Unterredung mit dem Herzog von Decazes in Bezug auf die ägyptische Finanzangelegenheit eine neue, für England und für Aegypten zugleich günstige Wendung, zumal der Messager de Paris“ es ausgesprochen, daß ein einseltiges Vor⸗ gehen entweder Englands oder Frankreichs zu keinem bleibenden Erfolg führen könnte. Inzwischen hat der Vizekönig auf eigene Hand bekanntlich die Zahlung der verfallenen Schatz ˖ bonds auf drei Monate suspendirt und sich bereit er⸗ klärt, die Beträge mittlerweile mit 7 Prozent zu ver⸗ zinsen. Es kommt nun darauf an, unter Zuͤgrunde— legung der von den englischen Kapitalisten (im Anschluß der französischen, wie es jetzt den Anschein gewinnt) gemachten Vor— schläge, die ägyptischen Finanzen zu rekonstitüiren und die Schulden zu konsolidiren.
London, 11. April. (B. T. B.) In der heutigen Sitzung. des Unterhauses erklärte der Kanzler der Schatzkammer, North⸗ cote, auf eine Anfrage des Abgeordneten Henry Wolff, daß es ihm unmöglich sei, nähere Auskunft über die Unter häandlun? gen, betreffend die zukünftige Gestaltung der auf den Suez⸗ kanal bezüglichen Verhältnisse, zu geben, er könne nur ver— sichern, daß zwischen der Pforte, dem Khedive und den bethei⸗ ligten Seemächten augenblicklich die Verhandlungen hierüber im vollen Gange seien. — Das Haus vertagte sich darauf bis zum 24. d. Mts.
— (W. T. B.) Eine hier stattgehabte Versammlung von Inhabern peruanischer Obligationen hat dem von dem niedergesetzten Comité erstatteten Berichte zugestimmt und gegen den zwischen der Socists générale und dem peruanischen Vertreter, Riva Aguero, verabredeten Vertrag Pro⸗ test eingelegt, weil durch denselben die Rechte der Inhaber von peruanischen Staatspapieren vernichtet würden.
Paris, 10. April. Gestern hatte 6 dem Herzog von Decazes unter Zu— ziehung zweier Mitglieder des französifchen Syndikats über die ägyptische Anleihe eine längere Konferenz, um ihre Pläne und Ansichten auseinander zu setzen. Einer Meldung der „Ag.. Hav.“ zufolge sind durch diese Zu— sammenkunft die Beziehungen zwischen Frankreich und England befestigt worden; von 2 — 4 Uhr dauerte die Besprechung; ver⸗ traulich unterhielten sich dann heide Minister bis 10 Uhr bei Lord Lyons, wo auch der Minister Dufaure bei dem Diner zu⸗ gegen war.
— Wie der „Temps“ erklärt, ist die Majorität der Deputirten kamm er entschlossen, im Kampfe mit dem Kleru nicht nachzugeben. Wenn aber das genannte Blatt zur Milde und Schonung räth, so spottet, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, der Klerus dieser Halbheit: er wolle nicht geduldet sein und nicht dulden, sondern herrschen. Das „Univers“ warnt demgemäß wieder vor „deutschen Zuständen“
— Die „Rep. frang.“ fordert abermals den Herzog von Decazes auf, eine durchgreifende Aenderung in der aus— wärtigen Vertretung Frankreichs eintreten zu lassen und nicht nur die Chefs der Gefandtschaften, sondern auch die Ge— sandtschafts⸗Sekretäre, welche wegen antirepublikanischer Aus⸗ lassungen in der öffentlichen Meinung unhaltbar geworden, durch geeignetere Perfönlichkeiten zu ersetzen.
— Gefstern fanden im Seinedepartement zwei Wahlen statt, im 13. Pariser Arrondissement und in St. Denis, die beide keine absolute Majorität ergaben; im ersteren Wahlbezirk hatte ein Sozialist, im zweiten ein Republikaner die relativ meisten Stimmen für sich und wird nun eine Stichwahl ein⸗ treten müssen; das „Journal des Debats“ glaubt aber annehmen zu dürfen, daß die beiden bisher Gewählten, Cantagol in Paris und Camille Scée in St. Denis auch bei der Stich wahl den Sieg erhalten werden. Das Blatt erblickt in dem Umstande, daß nicht die erste Wahl bercits ein definitives Nesultat ergeben, eine ernste Mahnung für die gemäßigte Linke, sich zu entscheiden zwischen der äußersten Linken und den mehr konservativen Fraktionen der republi⸗ kanischen Partei. Ihre jetzige Lage sei schwierig, bald aber würde sie unerträglich und vielleicht sogar etwas — lächerlich werden. Der äußersten Linken aber könne sie sich nicht an⸗ schließen, sie hätte dann weder die Meinung des Landes noch die Majorität der Kammern für sich; so bleiben ihnen nur die anderen der erwähnten Fraktionen, wenn sie sich nicht isoliren, d. h. ihren Einfluß ganz verlieren wollen.
Als Muster in dieser Beziehung führt das „Journal des Debats“ Gambetta auf, der jetzt mildere Unfichten ausspreche und damit seine bereits schwierig gewordene Stellung wieder fest und einflußreich gemacht habe. Äls ein Beweis seiner Mäßigung erscheint auch der von ihm am 4. April an das nach Aufhebung des Belagerungszustandes wieder aufgelegte Marseiller Blatt Politique“ gerichtete Brief, in weichein er sagt, er und seine Freunde seien zwar die Erben der früheren Vertreter des Fortschritts und der Eivilisation, sie müßten aber im Hinblick auf die Verschiedenheit der Zeiten, der Umgebung, der Verhältnifse entschieden andere Wege einschlagen. ‚Sie haben erobert, wir müssen erhalten, ihre Selbstverleugnung und Uneigennützigkeit nachahmen, aber Jedermann begreiflich machen, daß die Politik heutzutage nur dann wahrhaft wirksam und fruchtbar ist, wenn sie, fratt mit Enthusigemus und Leidenschaftlichkeit mit wissenschaftlicher
Frankreich. Derby mit
Methode betrieben wird Da, wo sie geboten, müssen wir über⸗ zeugen, wo fie improvisirten, müssen wir überlegen, und wãhrend sie der Zahl entbehren ko nten, müssen wir sie zu gewinnen und zu bewahren trachten. Mit einem Worte, wir müssen die Politik als eine Wissenschaft und Kunst und nicht mehr als einen stampf ansehen. Wir müssen aus ihr ein höheres Werkzeug des Fort⸗ schritts und der Gesittung machen, Studium, Ueberlegung, Fleiß, Beharrlichkeit, unerschütterliches Selbstvertrauen müssen unsere Daupttugenden sein.“. .. . Er fährt dann fort, dem Blatte den Rath zu geben, daß es, nachdem einmal die Staatsform festgestellt, sich weniger mit Staatstheorien und hoher Politik beschäftigen, als zur Entfaltung d.r wirthschaftlichen und ge⸗ sellschaftlichen Kraft der Nation mitwirken solle.
Versailles, 11. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtentammer legte Leblond den Bericht der Kommission zur Vorberathung der Am nestie vorlage vor, in welchem letztere abgelehnt wird, und beantragte in Ueber⸗ einstimmung mit der Regierung, die Berathung der Vorlage bis zum 1. Mai zu vertagen. Der Deputirte Mitchel (Bonapartist) beantragte, die Berathung der Vorlage auf die Tagesordnung der morgenden Sitzung zu stellen. Der Minister des Innern, Ricard, erklärte hierauf, die Regierung wünsche zwar eine schnelle Berathung der Vorlage, doch müsse sie dem gegen eine solche von den Kammern erhobenen Widerstand nachgeben; der Minister fügte hinzu, da das Land jetzt die Ansichten der beiden Kammern über die Amnestiefrage kenne, so sei es nicht in Be—⸗ sorgniß über dieselbe. Raoul Duval bestritt im weiteren Ver— laufe der Debatte, daß die Mitglieder der bonapartistischen Partei das Land beunruhigen wollten, und daß sie der Regie⸗ rung einen systematischen Widerstand entgegen setzten. Sie wollten vielmehr die Verfassung zur Ausführung bringen und sich überzeugen, ob die republikanische Partei die Regierungs⸗ partei sei. — Tie Deputirten kammer vertagte sich hierauf bis zum 10. Mai e.
Türkei. Von der kroatisch⸗bosnischen Grenze, 8. April. Nach der Pol. Corr.“ wäre nicht mehr in Abrede zu stellen, daß der Aufstand in Bosnien ganz beträchtliche Dimensionen annehme. Wenn die türkische Regierung nicht rasch mindestens 20000 Mann in das Vilajet zu werfen im Stande sei, werde die Insurrektion daselbst bald in ganz anderen Verhãltnissen um sich greifen wie in der Herzegowina. „Man sieht, schreibt der Pol. Corr.“, daß der Winter von den geheimen Insuͤrrek⸗ tionscomitès nicht unbenutzt gelassen wurde. Wie auf ein ge⸗ gebenes Signal flackern an allen Orten die Flammen des Auf⸗ standes empor. Auch in Türkisch⸗roatien rührt es sich ganz gewaltig. Die Gegend von Bica ist vollständig insurgirt und hat daselbst sogar ein für die zumeist aus katholischen Christen bestehenden Insurgenten siegreiches Treffen stattgefunden.
»In Bosnien ist die Zahl der neu auftauchenden In— surgentenchefs eine Legion. Unter diesen neuen Erscheinungen befehligt Trifun Bundala die größte Insurgentenschaar. Am 6. April verbrannte er die türkischen Dörfer Lipnik, Mehalija, Androvea, Palanka und die Czardake „Paschina“; außerdem lieferte er an demselben Tage den Türken ein sechs stũndiges Treffen, in welchem dieselben 16 Todte und 38 Verwundete auf dem Kampfplatze ließen. Des Ausganges des Treffens sich zu rühmen, scheinen indeß die Insurgenten trotzdem keinen Grund gehabt zu haben.
Um ihre Schaaren möglichst rasch auf eine ansehnliche Höhe zu bringen, üben die Insurgenten auf ihre christlichen Landsleute, welche sich nicht anschließen wollen, einen Terrorismus aus, welcher an vielen Orten bereits in unerhörte Greuelthaten ausartet. So hat eine Schaar von Insurgenten, geführt von Diako und Stojan, im Bezirke von Rovine den christlichen Hausbbesitzer Nicola Macak im Dorfe Tzirna Rika überfallen und, nachdem es ihm gelang zu fliehen, dessen Hausgefinde ge⸗ tödtet. In Folge dessen eilten drei Compagnien Nizams unter Nedjih Effendi den bedrohten Ortschaften zu Hülfe und vertrie⸗ ben die Insurgenten aus der Umgegend von Naden.
„Im Orte Bazeyae im Distrikte von Türkisch⸗Gradisca über— sielen die Infurgenten die dort friedlich lebenden christlichen Mit⸗ bürger, plünderten und beraubten sie und tödteten einen Der— selben Namens Theodor Malitzam. Nach Verübung solcher Thaten verbreiten sie in den umliegenden Ortschaften, daß die von ihnen begangenen Missethaten von den Türken verübt worden sind.
„Der Vali von Bosnien Ibrahim Pascha entsandte alle ver— fügbaren Truppen aus Serajevo und der Travniker Sand— schakate nach dem Norden. Man glaubt, daß bis längstens zum 15. d. M. die Türken mit einer bedeutenden Truppen macht die Operationen gegen die Insurgenten eröffnen werden. Ueber— dies werden alle Mohamedaner Ängesichts der drohenden Gefahr militärisch organisirt.“
— Aus Ragusa, 10. April, meldet die „Pol. Corr.“: Bis zur Stunde ist die türkische Festung Niksie nicht verprovian⸗ tirt worden. Achmed Moukhtar Pascha trifft nun militärische Vorkehrungen, um die Verpropiantirung ins Werk zu setzen. Er hat seine Truppenmacht so disponirt, daß er einer gewalt⸗ samen Verhinderung der Verproviantirung durch die Insurgenten begegnen zu können hofft. Die in der Suftorina versammelt ge⸗ wesenen Insurgenten⸗Chefs kehrten über österreichisches Gebiet zu ihren Abtheilungen zurück. Pian ist gespannt darauf, oh dieselben etwa noch vor dem 12. April die Feindseligkeiten er⸗ öffnen werden, da sie sich allenthalben vernehmen ließen, daß sie die während der vereinbarten Waffenruhe erfolgte Ausschiffung von 1600 Türken in Kiek als einen Bruch des Waffenstillstandes betrachten.
— Von den beiden vor Kurzem veröffentlichten Aktenstücken, welche auf die innere freiwillige Anleihe Serbiens Bezug haben, heißt, nach der „Allg. Ztg.“, das erstere: „Bestimmungen für Herausgabe von Staatsobligationen“ und enthält 21 Punkte, von welchen die nachfolgenden die wichtigsten sind: „Der Staat giebt Obligationen im Betrage von 12, 000 000 Dinars (Francs) aus die Verzinsung beträgt 8 Proz.; jede Obligation wird auf 59 Dinars lauten; nach Ablauf von fünf Jahren, vom 13. Mai 1876 an gerechnet, wird die Anleihe getilgt sein. Der Zinsen— coupon wird am Ende jedes Jahres gezahlt. Die Obligationen werden als Kautionen bei allen Staatskassen angenommen wer— den. Im Finanz⸗Ministerium und im Kriegs-Ministerium wird eine Verwaltung für die Staatsanleihe gebildet, welche die aus der Anleihe einfließenden Gelder verausgaben wird. Die An— fertigung der Obligationen wird durch Mitglieder der Skupsch— tina, des Kassationshofs, der Staatskontrole und des Ministe— riums des Innern überwacht werden.“ Das zweite Aktensiück heißt: „Anweisungen für die Gemeinde⸗AUusschüsse in Betreff der Repartirung des Staatsankehens,“ und enthält elf Punkte, die fol⸗ gendes Wesentliche besagen: „Der Gemeinde Ausschuß wird die Vertheilung der Anlehensübernahme vornehmen. Die Belastung der Bürger darf nur nach Maßgabe ihrer Vermögensverhältnisse
vorgenommen werden. Wer sich überbürdet fühlt, kann sich mit einer Klage an den Finanz-Minister wenden, der über dieselbe zu entscheiden haben wird. Die Repartirung erfolgt erst dann, wenn die auf die Gemeinde entfallende Quote durch freiwillige Anmeldungen nicht gedeckt werden kann.“ Beide Aktenstücke sind vom provisorischen Finanz⸗Minister Zdravkovitsch unterschrieben und tragen das Datum vom 18. März 1876.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. April.
Der „St. Petersb. Herold“ wendet sich in seinem Leitartikel noch einmal dem „Kulturkampf“ und dessen Ausbreitung zu, und entgegnet der „Germania“, welche von den Gefahren sprach, die allen Regierungen drohen würden, falls dieser Kampf auch in Rußland entbrennen würde: „Als ob die „Germania“ nicht wüßte, daß, was Rußland betreffe, dasselbe dem Vatikan eher noch unzweideutiger seine Meinung zu erkennen gegeben, als irgend ein anderer Staat.“ — Die (russische) „St. Petersburger Zeitung“ bringt einen längeren Artikel über die Frage des obligato⸗ rischen Elementar-Unterrichts und kommt zu dem Re⸗ sultat, daß weder die Gesetzmäßigkeit noch der Nutzen dieser Maßregel bestritten werden könne, daß aber die Frage sci, ob dieselbe bei der Ausdehnung der Distrikte, dem Mutgel an Tehr= kräften, dem geringen Fonds, der für den Unterricht vorhanden, und der Gleichgültigkeit der niederen Klaffen gegen denselben auch durchführbar sei. Vierzehn Distrikte hätten sich zwar dafür bereits ausgesprochen, und so kommt das Blatt schließlich zu dem Resultat, man möge das Recht, die Bitte um Einführung des obligatorischen Unterrichts in allen einzelnen Distrikten aus⸗ zusprechen, diesen selbft überlassen.
Kmerika. (EC. C.) Die neueste amerikanische Post bringt einen Theil der Aussagen General Schenks über seine Theilnahme an dem Emma⸗WMine⸗Geschäfte, ausführlicher als sie bereits aus telegraphischen Berichten bekannt waren. Di Angaben des Ge⸗ nerals werden durch die Aussagen Parks, durch dessen Vermitt⸗ lung er die Aktien kaufte, vollkommen bestätigt,.
Washington, 10. April. (W. T. B.) Der Senat hat die von dem Repräsentantenhause bereits angenom⸗ mene Bill, betreffend den Ersatz der kleinen Papiergeld— Werthzeichen durch Silberscheidemünze angenommen; nur derjenigen Bestimmung des Gesetzentwurfs, wonach die Silberscheidemünze nur bis zu Beträgen von höchstens 50 Doll. gesetzlichen Cours haben soll, wurde die Zustimmung versagt.
New⸗FJork, 11. April. (W. T. B.) Nach hier einge⸗ gangenen Nachrichten aus Mexiko wurden gestern zwischen nordamerikanischen und mexikanischen Truppen⸗ Abtheilungen, die sich an den Ufern des Rio-Grande bei Lareda gegenüberstanden, Flintenschüsse gewechselt. — Aus Jacmel auf Haity wird vom 36. v. M. berichtet, die Be⸗ fehlshaber von zwei nordamerikanischen Panzerschiffen und der französische Konsul in Port-au-Prince hätten mit Anwendung von Waffengewalt gedroht, falls den auf Haity befindlichen Ausländern Abgaben auferlegt und zwangsweise erhoben werden sollten.
Buenos⸗Ayres, 9. März. (E. C.) Die Expedition gegen die Indianer, die für ihren verheerenden Einfall empfindlich gezüchtigt werden sollen, ist unter dem Befehle des Obersten Alsina aufgebrochen. Die ausgesandte Truppenmacht ist 4000 Mann stark und zerfällt in 5 Abtheilungen von je 800 Mann, die in Zwischenräumen von 30 Legas marschiren. Das Centrum wird vom Kriegs-Minister selbst geführt. — Die Aus⸗ gabe, von Schatzkammerscheinen zur Abhülfe der gegen⸗ wärtigen Finanzkrisis ist wahrscheinlich, obwohl“ die darauf be⸗ züglichen Kammerverhandlungen noch nicht geschlossen sins.
Asien. Singapore, 8. März. Der niederlãndische Major a. D. Steck, dessen Verurtheilung in Darmstadt wegen Anwerbung Deutscher zum holländisch-ostindischen Militärdienste auch in den holländischen Koölonien großes Aufsehen erregt hat, ist im Monat Februar hier eingetroffen und hat sich demnächst nach Deli auf Sumatra vegeben, woselbst ihm die Verwalter— stelle auf einer Tabaksplantage übertragen worden ist.
Afrika. Aegypten. (W. T. B) Wie der „Agence Havas! aus Kairo gemeldet wird, sind die am 10. 5. M. fällig ge⸗ wesenen Daira-Bons eingelöst worden. — Demselben Buͤregu wird aus Alexandrien gemeldet, die Beunruhigung, welche dort zwei Tage hindurch herrschte, habe sich gelegt. Von Seiten der Spekulanten, der Börsenmakler und der Gläubiger des Khe— dive seien beim dortigen englischen Konsul zahlreiche Vorstellun— gen und Proteste erhoben worden.
Die Nr. J des Centralblatts der Abgaben, Ge— werbe⸗ und Handels Gesetzgebung und Verwaltung in en Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Einlösung und Präklusion preußischer Kassenanweisunger. — Verän= derungen in den Zoll. und Steuerstellen. — Verfahren bei Ver— zollung von Wein ꝛc. in den Niederlagen. — Ausgleichunzsabgabe für Branntwein aus Luxemburg. — Uebergangsstraßen für den Ver— kehr mit Branntwein zwischen Luxemburg und Elsaß Lothringen. — Anwendbarkeit der Bestinimungen über die Entrichtung der Stem pel— abgabe von Erbtheilungsverhandlungen und Ueberlassungsvertrãgen zwischen Ascendenten und Descendenten bei gerichtlichen Auflassungs⸗ erklärungen. — Tarifirung von Schiefertuͤch. — Verzollung von Pappkartons zu Herreuhüten. — Tarifirung von Kindermehl.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Nach der soeben erschienenen Rednerliste aus der letzten Session des Reichstages, welche vom 27. Oktober bis 19. Februar gedauert hat, haben in den 51 Sitzungen der Session das Wort er— griffen: der Abg. Windthorft 79 mal, demnächst Lasker 61, Reichen sperger (Crefeld) 53, Grumbrecht 47, Wehrenpfen. nig 46, v. Schwarze 45, Rickert 12, Oppenheim 41, Richter (Hagen) 30, Bamberger 25, Duncker 27, Sonnemann 25, Freiherr p. Maltzahn Gültz 2, Buhl und Lucius je 26, Thilo 19, Hänel, Freiherr v. Minnigerode und Nieper je 18, Berger, Kapp, Feeiberr v. Rabenau und Schmidt (Stettin) je 17, v. Kardorff 15, Acker— mann, Bebel, v. Benda, Beseler, Eberty, Frankenburger, Loewe, Miquel, Freiherr v. Schorlemer. v. Schulte, Schulze⸗Dlitzsch, Siemens, Simonis, Websky, Westermayer, Winterer und Zinn je 14 bis inkl 11 mal. Im Ganzen betheiligten sich 159 Abgeord— nete an der Debatte, also etwas über (in Drittel der Reichstags mitglie der.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Das dem Abgeordnetenhause zugegangene Gesetz ů ber den Austritt aus den Synagogen. Gemeinden umfaßt 6 Paragraphen. Während der Austritt aus der Religionsgemeinschaft, also aus dem Judenthume, durch das Gesetz über den Austritt aus der Kirche vom Mai 1873 geordnet ift, erfolgt der Austritt aus den Synagogen Gemeinden, unbeschadet von jenem aus der Religions⸗ gemeinschaft, durch Erklärung vor dem Richter. Der Austretende ist von den laufenden Gemeindebeiträͤgen mit Schluß des Kale ndersahrs,