1876 / 90 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Apr 1876 18:00:01 GMT) scan diff

1873 bei Uekertrazung von geistsichen Aemtern genommene blos negatire Reet der Exklusten, zumo! hier der Ein« svruch des Ober Präsidenten im §. 16 an bestimmt bezeichnete Voraus- setzungen zebunden und gegen die Einspruchserkfarung die Berufung an den Königlichen Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten zu gelassen werden ist l ] 2

Das Urtheil führt dann noch weiter aus: daß den preußischen Bischöfen mit der Unterwerfung unter das Gesetz vom 11. Mal i873 nicht eine Verlengnung des göttlichen Ursprunges des Christenthums eder auch nur unveränder licher Grundsätze der römisch⸗katholischen Kirchenverfafsung angesonnen worden, stehe durch die Thatsache feft, daß notorisch, so lange nach vreußischem Staatsrecht der erst in dem Artikel 15 der Verfassungsurkunde vom 5. Deiember 1848 aufgegebene Grundsatz galt, ein Bischof dürfe obne Vorwissen und Genehmigung des Staates Niemandem ein geiftliches Amt oder Benefizium ertheilen (Instruktion für die west— vreußische Regierung vom 21. Sertember 1773 Oestreich: Handbuch über die Kirchen- und Schulgesetzgehung im preußischen Staate. Bd. 1 S. 104]. Reskrint des Staatsrathes an die Regierung zu Posen, secwie Kabinete⸗ Ordre vom 28. Mai 1800; Rabe, Bd. 6 S. 134 u. a.), der Episkopat den gesetzlichen Vorschriften über das staatliche Bestätigungsrecht bei Besetzung kirchlicher Stellen, eben so wie denen über die Vorbildung der Geistlichen (Cirkuler Verfügung des Staats⸗Ministeriums vom 31. Juli 1820, Verfügung des Kaltus— Ministers vom 11. Mäc; 1827) nachzekommen ist, obwohl Lie be⸗ treffenden staatlichen Berechtigungen nur in der staatlichen Kirchen hoheit begründet waren. . ö

Ueber die Kundgebungen, Ausschreiben und Ansprachen des Bischofs Dr. Brinkmann sagt das Urtheil: ö

Diese Kandgebungen werden von der Staatsanwaltschaft mit Recht als vom Angeschuldigten unter Mißbrauch seiner hohen Stellung und seines weitreichenden Einflasses mit Erfolg unternommene Bestrebungen gekennzeichnet, das Volk und die ihm untergebenen Geist— lichen mit dem Wahn der Religionsverfolgung zu erfüllen, und ste da⸗ durch zum Widerstande gegen die Maigesetze und zu anderen ungesetz⸗ lichen Handlungen anzureizen. Darin hat ihm denn die Presse seiner Parteirichtung Beihülfe geleistet, für deren zahlreiche Ausschreitungen ihn insofern eine Verantwortlichkeit trifft, als er die Betheiligung von ihm untergebenen Keistlichen an dem „Westfälischen Merkur“ ungeachtet der durch wiederholte Verurtheilungen wegen schwerer Vergehen charakterisirten Richtung dieses Blartes geduldet und dasselbe zur Veröffentlichung von Aktenstücken und Nachrichten für die Diözese benutzt, bezw. von seiner Umgebung hat benutzen lassen. Die in jenen Kundgebungen des Angeschuldigten wiederkehrenden Klagen über die gegenwärtige Verfolgung der Kirche und über die auf gewaltsame Unterdrückung derselben abzielenden Angriffe müssen selbst. wo von ihm hin und wieder, wie in seinen Ansprachen auf den Firmungs— reisen, nur von Verfolgungen der Kirche durch eine ungläubige Partei, durch das moderne Heidenthum, durch einzelne mächtige Persönlich⸗ keiten geredet wird, als für die öffentliche Ordnung bedrohlich erachtet werden. Denn der unverkennbare Zusammenhang, in welchen der An— geschuldigte in zahlreichen öffentlichen Kundgebungen vor und nach der Venpflichtungskrast der Maigesetze die gegenwärtigen Leiden und Verfolgungen der Kirche mit dem Vorgehen der Staats—⸗ gesetzzebung auf dem kirchenpolitischen Gebiete, durch welches die Kirche Christi ihrer rechtmäßigen Freiheit beraubt werde, gebracht hat, gewährt die Ueberzeugung, daß er die mit den Chrifstenverfolgungen der ersten Jahrhunderte in Vergleich geftellte Religions verfolgung und gewaltiame Unterdrückung der katho— lischen Kirche der Staatsgewalt zur Last gelegt hat und die mit den unschuldigen Leiden Christi und der christlichen Märtyrer verglichenen eigenen Prüfungen und Leiden auf die wegen seiner Aufl-hnung gegen die Maigesetze ihm drohenden bezw. eingetretenen Bestrafungen durch die Obrigkeit bezogen wissen wollte, wie denn auch der Erfolg gezeigt bat, daß es ihm gelungen ist, diese Auffassung gesetzlicher Akte der Staatsgewalt unter seinen Diöcesanen zu verbreiten und dieselben dadurch zum Widerstande gegen die Obrigkeit, ja, zu ohen Gewalt— thätigkeiten zu verleiten.

Als eine ganz besonders schwere Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch den Angeschuldigten muß der Empfang der Massen—⸗ deputationen im Jahre 1874 durch ihn, in Verbindung mit seinen aufreizenden Ansprachen erachtet werden, deren Tendenz am deutlich sten in seiner Dankrede an die Männer aus Ostbevern hervortritt, die katholischen Gemeinden gäben dadurch deutlich zu erkennen, daß sie in vermeintlich kirchlichen Angelegenheiten von der weltlichen Obrigkeit weder Gesttze nech Befehle annähmen. Wie wirksam diese Aufreizungen des Angeschuldigten gewesen sind, durch die Excesse aus Anlaß der Pfändungen seines Mobiliars, ferner seine Abführung ins Gefängniß und endlich seirer Rückkehr aus demselben dargethan. Vorgänge, welche herbeizuführen der Angeschuldigte durch sein persönliches Verhalten bei diesen Anlässen ins besondere durch die von ihm provozirte Gewaltanwendung gegen seine Person bei seiner Verhaftung und durch den demonstrativen Einzug wesentlich beigetragen hat. Selbst die argen Ausschweifungen, verübt ven einer fanatischen Menge gegen rflichttrene Beamte fowie gegen den evangelischen Tischlermeister Brinkmann, charakterifiren sich als Merkmale einer Bewegung, die in ihrem Ursprung auf das Verhalten des Bischofs zurückjuführen ist. Ja, sogar die Adresse der Damen des westfälischen Adele, in der Vergleichung der durch Gesetz und Recht begründeten und wegen strafbarer Handlungen erfolgten Pfän— dung des Angeschuldigten mit der Theilung der Kleider des göttlichen Erlösers durch Schergen und Henkers knechte, ein Aergerniß für das christlich religiöse Gefübl, ist von dem Bischof mit Dank entgegen genommen, ja, noch bei späterem Anlaß durch Lob verherrlicht worden.“

Lauenburg. Ratzeburg, 11. April. Die Ritter— und Landschaft ist auf den 20. d. M. zu einem außer— ordentlichen Landtage zusammenberufen. Die Tagesordnung weist u. A. auf: ein Schreiben des Landrathsamts, betreffend die von der Landesvertretung beanspruchte Zusicherung bezüglich derjenigen Entschädigungen, welche den übrigen Kreisen des Königreichs Preußen für neu übernommene Lasten aus der Staats kasse zufließen.

Bayern. München, 11. April. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat der Abg. Domkapitular Ant. Schmitt das Referat über das Budget des Kultus-Ministeriums so weit vollendet, daß er dasselbe unmittelbar nach dem Wieder⸗ zusamenentritt der Kammer nach Ostern im Finanzausschuß wird vortragen können. „Man darf“, bemerkt die „Allg. Ztg.“, „so⸗ wohl im Ausschuß als in der Kammer sehr umfassenden De⸗ batten entgegensehen, denn an dem Budget des genannten Minifteriums sollen Seitens der ultramontanen Kammerfrhktion bedeutende Abstriche beabsichtigt sein, und das insbesondere an den Postulaten für Kunst und Wissenschaft, beziehungsweise an den Anforderungen für die drei Bundesuniversitäten. Mag auch vielleicht der gelehrte Herr Referent das bekannte Dietum „Die Wifssen schaft muß umkehren“, nicht zu dem seinigen machen, ein sehr groser Theil seiner politischen Gesinnungsgenossen ist jeden⸗ fall diefer Ansicht, und wird derselben durch Abstriche aus den betreffenden Budgetpostulaten den entsprechenden Ausdruck geben.

In einem Artikel über das Wahlrecht der Analphabeten bemerkt die ‚Südd. Pr.“ Folgendes: iest man jetzt unsere klerikale Presse, dann ist man allmaͤhlich auf den Vorschlag gefaßt, auf die Unkenntniß des Lesens und Schreibens eine Prämee in Gestalt eines doppelten oder vier⸗ fachen Wahlzettels zu sexen. Das Interesse der klerikalen Partei m der gedachten Frage verstehen wir Übrigens vollkommen; werger pathetische Entruͤstung ücer den Stauffenberg schen Antrag

wäre eben deswegen aber wohl diplomatischer gewesen. Im

in Anspruch betreffenden Widerstande uneigennützig; wer ländliche Urwahlen und bei diesem Anlaß das emsige Schreiben von Wahlzetteln für Analphabeten Seitens der niederen Geistlichen unter dem

v. Stauffenberg mit seinem Antrage unberührt lassen wollen.“

faßt neben den üblichen Gottesdiensten und Versammlungen

lais des Herzogs von Edinburgh gefahren.

Uebrigen handelt wenigstens die Kooperatorenpresse mit ihrem

Kommando irgend eines Oberpfarrers mit angesehen hat, wisse das zu würdigen. Das Wort Wahlrecht“ ist hier natürlich nur aktiv zu verstehen; die Wählbarkeit der Analphabeten hat Herr

Der Prinz Leopold und Gemahlin werden in Por⸗ tu gal eine Rundreise machen. Die Hofkirchen-Feierlich⸗ keiten während der Char⸗ und Osterwoche finden, der „Südd. Pr.“ zufolge, ohne Betheiligung des Königs statt.

Der katholische Gesellenverein in München wird in den Tagen vom 23. bis 25. Juni d. J. sein 25jähriges Stiftungsfest feiern und erwartet bei diesem Anlasse Besuch seiner Brudervereine in Stuttgart, Freiburg im Breisgau, Cöln, Breslau, Innsbruck, Botzen und Wien. Das Programm um⸗

insbesondere auch Festzüge durch die Straßen der Stadt vom Gesellenhause zur Bonifaziuskirche und von dort zum katholischen Kasino, sowie am zweiten Tage nach Neuhofen.

Sachsen. Dresden, 12. April. Die Zweite Kam⸗ mer hielt heute ihre letzte Sitzung vor dem Feste ab. Auf der Tagesordnung befand sich der Bericht der Finanzdeputation über das Elsterbad.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 11. April. Gestern Abend ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, die Köni⸗ gin Vietoria mit der Prinzessin Beatrice hier ein⸗ getroffen und durch die festlich geschmückte Stadt in das Pa⸗ Am Bahnhofe hatten sich der eben von seiner italienischen Reise zurückgekehrte Herzog und die Herzogin von Coburg⸗Gotha zum Empfang der Königin eingefunden. Ihre Majestät wird etwa 10 Tage in Coburg bleiben.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. April. Die ge⸗ meinsamen Konferenzen beginnen, wie der „Prag. 3.“ von hier telegraphirt wird, heute erst Nachmittag. Gestern Nachts und heute Vormittags hielten die ungarischen Minister eingehende Berathungen. Tisza wurde zum Kaiser befohlen. Die ungarischen Minister treffen Donnerstag in Pest ein. Jedenfalls wird die Rückkunft derselben nach Wien nach Ostern nothwendig sein, schon deshalb, weil, wenn auch in den vor Ostern noch stattfindenden zwei Konferenzen ein fixes Resultat erzielt wird, doch noch gewisse Formalien, wie die Aus⸗ fertigung der Schlußprotokolle ꝛc., erübrigen.

12. April. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ reproduzirt die Bemerkungen des „Journal de St. Peters bourg“ über die von den Journalen Golos“ und „Russki Mir“ dem Statthalter v. Rodich zugeschriebenen Aeußerungen und fügt hinzu: „Diese Bemerkungen sind so richtig und selbstverständlich, daß die Bedenken über die Authentizität der angeblichen Aeuße⸗ rungen des Barons Rodich einer autoritativen Beglaubigung sicherlich nicht erst bedürfen.“ Uebrigens sei bereits konstatirt, daß jene dem Statthalter v. Rodich in den Mund gelegten Aeußerungen einfache Phantafiegemälde des Korrespondenten seien.

13. April. (W. T. B.) Tie gestern hier kursirenden Gerüchte von einer ungarischen Ministerkrisis sind, sicherem Vernehmen nach, durchaus unbegründet.

Prag, 11. April. (Wien. Ztg.) Der von der Kommis⸗ sion für die Landtagswahlordnung vorgelegte Gesetzent— wurf, wonach bis Ende 1877 Aenderungen der Wahlordnung mit absoluter Stimmenmehrheit des beschlußfähigen Landtages vorgenommen werden können, wurde in der heutigen Sitzung angenommen. Ebenso eine Resolution, die von der Kommission ausgearbeitete Landtagswahlordnung dem Landesausschusse zu übergeben, mit dem Auftrage, dieselbe dem Landtage bei Beginn der nächsten Session vorzulegen. Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, warf Oberst-Landmarschall Fürst Auersperg einen Rückblick auf die Arbeiten des Hauses, und schloß sodann die Session mit dreifachem Hoch auf den Kaiser, worin die Ver— sammlung begeistert einstimmte.

12. April. Wiener und Pester Blätter melden über⸗ einftimmend, schreibt das „Prag. Abblt.“R, daß das diesjährige Armeebudget, wie es in den jüngst stattgefundenen gemein⸗ samen Ministerkonferenzen festgestellt wurde, gegenüber den be— willigten Ansätzen des Vorjahres nicht nur keine Erhöhung, sondern im Gegentheile eine kleine Verminderung aufweise. Sollte sich diese Nachricht bestätigen und es liegt bisher kein Grund vor, die Wahrheit derselben anzuzweifeln dann darf das Gewicht dieser Thatsache in politischer und finanzieller Be⸗ ziehung nicht unterschätzt werden. In politischer Hinsicht repräsentirt sie eine Friedens bürgschaft, die um so bedeutfamer ist, als gerade in den letzten Tagen die Vorgänge auf der Balkanhalbinsel wieder einen bedrohlicheren Charakter angenommen haben, und kein Staat mittelbar in so hohem Grade von der aufständischen Bewegung der türkischen Rajahs berührt wird wie Oesterreich, dessen Süd⸗ grenze hart neben dem Schauplatze der Insurreltion liegt. Gerade dadurch aber, daß unser Kaiserstaat, der an der Ent⸗ wicklung der orientalischen Angelegenheiten doch das nächst⸗ liegendste Interesse hat, fein Heeres budget nicht erhöht, dokumen—⸗ tirt er auf das Schlagendste, daß er eine Störung des euro⸗ päischen Friedens nicht besorgt und das Dreikaiserbündniß für fest genug hält, um allen Eventualitäten gegenüber das Schwer⸗ gewicht seines Einflusses in die Wagschale werfen zu können.

Bregenz, 11. April. (Wien. Abpost.) In der gestrigen Abend⸗ und Schlußsitzung hat der Landtag trotz der Abmahnung des Landes⸗Hauptmannes noch die dritte Lesung des katholi⸗ schen Volksschulgesetzes vorgenommen, welches auch mit 13 gegen 5 Stimmen angenommen wurde.

Pe st, 11. April. (Pest. Korr.) Die heutige von 1 bis 55 Uhr währende gemeinsame Ministerkon ferenz ging unter günstigen Auspizien vor sich und wird morgen fortgefetzt. Auch eine baldige, wo möglich günstige Erledigung der Bankfrage wird von allen maßgebenden Seiten in Aussicht gestellt. Der genannten Korrespondenz zufolge habe der unga⸗ rische Finanz⸗Minister an die österreichische Nationalbank eine Note gerichtet, welche die Modalitäten darlegt, unter denen Un— garn bereit wäre, den Aktionären der genannten Bank die Gründung einer selbständigen Nolenbank zu über— tragen.

Belgien. Brüssel, g. April. Das neue Gesetz, be⸗ treffend die Ertheilung der zur Ausübung der libe— ralen Professionen erforderlichen Diplome, ist gestern nach langer Berathung auf Grund der von der Centralabthei⸗

lung vorgeschlagenen Fafsung von der Kammer der Abge—

nehmigt worden. Die Reform besteht, wie man der Allg. Stg.“ schreibt, wesentlich darin, daß künstighin die Uni⸗ versitãten die sogenannten akademischer Grade na eigenem Ermessen ertheilen und dem Staat keine weitere Rolle verbleibt als den Universitãätadiplomen, nach vorgängiger Prü⸗ fung durch eine spezielle Kommission, die Garantie der Regel⸗ mäßigkeit zu gewähren. Dabei bleibt vorbehalten, daß der Staat diejenigen Diplomirten, welche irgend ein Staatsamt zu über⸗ nehmen gesonnen sind, besonderen durch das Gesetz anzuordnen den Prüfungen zu unterziehen hat; das fragliche Gesetz berührt nur das Necht, die Profession eines Advo⸗ katen, Arztes, Apothekers u. s. w. auszuüben, hinsicht⸗ lich dessen die Einrichtung der bisherigen Staatsjuries auf⸗ gehoben wird. Während die Klerikalen sämmtlich, mit Aus⸗ nahme zweier Enthaltungen, für das Gesetz stimmten, theilten sich die 47 Stimmen der Liberalen in 19 beisäͤllige, 26 negative und 2 Enthaltungen. In einer der letzten Sitzungen ist in die Kammer durch eine Anzahl flämischer Deputirten ein Gesetzes⸗ vorschlag, betreffend die Regulirung des Gebrauchs der . n Sprache im Verwaltungswesen, eingebracht worden.

Srsßbritannien und Irland. London, 11. April. Die hiesigen Blätter nehmen die französischen Nachrichten betreffs der ägyptischen Angelegenheit, wie die „E. C.“ meldet, mit entschiedenem Mißtrauen auf. Die „Times“ äußert sich über die Angelegenheit folgendermaßen: „Hülfe könnte allerdings auf zwei Wegen von hier aus nach Aegypten gelangen, durch die Gruppe von Finanzmännern, an deren Spitze Sir George Elliot steht, oder durch die Regie⸗ rung. Was könnten aber Sir George Elliot und Genoffen über das Angebot der französischen Gruppe hinaus ver— heißen? Sir George wie jeder andere Finanzmann kann nur als Mittelmann zwischen dem investirenden Publikum und dem Khedive auftreten. Weder er noch irgend ein anderer An⸗ leiheunternehmer hat 21000 000 Pfd. Sterl. für eine Anleihe bereit. Es fragt sich also, ob die von ihm gebotenen Garantien hinreichen, das Publikum zu viranlassen, Geld zum Pari⸗ preise vorzustrecken, wenn die vorhandenen ägyptischen Pa⸗ piere auf 55 stehen. Im Punkte der Garantien aber find, wir wir fürchten, die Aussichten des Planes der eng— lischen Finanzmänner ebenso ungenügend als das eben geschei⸗ terte französische Projekt. Eine auswärtige Regierung könnte durch den Druck ihrer Macht diese Garantie geben, allein welche Aussicht ist denn vorhanden, daß sich eine auswärtige Macht solche Verantwortung aufbürden sollte! Die französische Regie⸗ rung hat sich bereits zurückgezogen. Wir könnten kaum so weit gehen, als das französische Fabinet. .... „Wir müssen entweder gar nichts oder mehr thun. Das Einfachste wird sein, nichts zu thun.“ .. . . „Der Khedive kann nicht ohne Hülfe eine neue siebenprozentige Anleihe zum Paricourse auf den Markt bringen, allein die Ereignisse belehren ihn nnd vielleicht mag sein jüngster Akt als Zeichen des Entschlusses betrachtet werden, sich ohne fremde Unterstützung zu behelfen. Das Dekret zur Einstellung der Zahlungen für die schwebende Schuld auf drei Monate ist ein Schritt von der höchsten Wichtigkeit. Es ist eine Zwangserneuerung von Wechseln, und zwischen einer Zwangserneuerung und einer Zwangskonvertirung liegt nur ein Unkerschied des Grades. In einem sonst von einem Standpunkte aus als verderblich zu be— trachtenden Schritte mag der Khedive vielleicht den einzigen Weg zur Rettung sehen.“

(A. A. C.) Die neue Klasse von Torpedobooten, deren Einführung in der britischen Marine bevorsteht, wird die schnellste irgend welcher Schiffe der Flotte sein, und das erste Boot, welches jetzt im Bau begriffen ist, wird den Namen „Lightning“ (Blitz) erhalten.

Frankreich. Paris, II. sprechungen Lord Derbys mit dem Herzog De⸗ cazes cirkuliren verschiedene Auffassungen. Nach dem „Frangais“ haben dieselben die Möglichkeit eines Ueber— einkommens zwischen Frankreich, England und Italien in der ägyptischen Finanzangelegenheit ergeben. An der Börse wurde. behauptet, England würde in Aegypten die Eintreibung der Steuern, Frankreich die Kontrole und Italien die Kassenverwaltung übernehmen. Doch findet man das Gerücht seltsam, sagt die „K. 3.“, da die Hauptfrage, die Regelung der auswärtigen Schuld, bei Seite gelassen sei, in welcher England wohl die Cave 'schen Vorschläge durchsetzen werde. Der „Soir“ hofft zwar, daß der Vize-König die von ihm eingegangenen Verpflichtungen halten werde; der Moniteur“ aber schreibt, daß man sich keine Illu— sionen über die finanziellen Beschlüsse des Khedive machen dürfe. Der „Moniteur“ hofft auf Uebereinstimmung Frankreichs und Englands, um ihm Unierstützung zu ge— währen. Jedenfalls dürften aber nicht Zinsen gefordert werden, welche auch den reichsten Staat zu Grunde richten würden (s. a. unter Aegypten).

Wegen der Wahl des Grafen Mun hat der Kar— dinal-Srzbischof von Paris ein Schrei ben an den Prä— sidenten des Ausschusses gerichtet, in dem er erklärt, der Politik stets fremd geblieben zu sein. Er wi e nichts über die ganze Wahlangelegenheit. Das Gerücht, der Abbé Cadorcet, der Mit—⸗ bewerber des Grafen, habe seine, des Erzbischofs Unterstützung, sei von ihm schon früher dementirt. Doch habe der Graf de Mun seine volle Sympathie gehabt. Da er über die Angelegenheit nichts auszusagen wisse, werde er auch der Einladung des Prä⸗ sidenten nicht folgen.

Die beiden Wahlen vom Sonntag sieht man, wie der 46st. 3.“ berichtet wird, in parlamentarischen Kreisen als eine Niederlage Gambetta's an; aber nur die Personen, die er empfohlen, seien unterlegen, nicht seine Politik.

Der Lekannte ultramontane Bischof von Angers, Msgr. Freppel, hat Hrn. de Falloux, einen frommen Katholiken und Freund von Dupanloup, ferner die Mitglieder der Kirchenverwaltung von Segré, den Unterpräfekten des letzteren Ortes, den Präfekten von Angers und einen Theil des Staatsraths mit dem Bannfluch belegt, weil sie der Kirche angehörenden Grund und Boden verkauft oder Mitschuldige bei einem solchen Verkauf gewesen. Den Sach⸗ verhalt stellt die „Köln. 3ig.“ folgendermaßen dar: Das Hospital zu Segré, zu dessen Gründern der wegen seiner Frömmigkeit und Wohlthätigkeit bekannte Hr. de Fallour gehört, mußte seine Küche vergrößern und wandte sich, um den dazu nothwendigen Grund und Boden zu erhalten, an die Berwaltung der Kirche der Stadt, die neben dem Hospital liegt. Der Kauf kam durch Vermittlung des Herrn de Falloux zu Stande, der Unterpräfekt von Segré, der Präfekt der Maine-Loite und zuletzt der Staatsrath gaben ihre Zu⸗ stimmung. Der Bischof Freppel erhob aber Einspruch und

April. Ueber die Be⸗

ordneten mit 78 Stimmen gegen 26 und 4 Enthaltungen ge-] wollte nicht zugeben, daß man in seiner Diözese Kirchengut ver⸗

äußerte, und da man nicht auf ihn hörte, Alle den Bannfluch aus, „weil sie die Kirche ihres Eigenthums beraubt“. Zugleich entwarf er einen Hirtenbrief, um seiner ganzen Diözese die Bestrafung dieser „Gottlosen“ anzu⸗ kündigen. De Fallouz,. der davon enntniß erhielt, eilte hierauf nach Paris, um die Intervention des päpstlichen Nuntius in Anspruch zu nehmen, der we— nigftens den Bischof bestimmte, seinen Hirtenbrief nur an die Pfarrer zu senden. Ueber die Sache selbst wurde aber an den Vatikan berichtet, und man erwartet den Entscheid des Papstes. Die „Köln. 3tg.' bemerkt am Schluß ihrer Darstellung: „Die ganze Angelegenheit ist sehr komisch, aber sie hat auch ihre ernste Seite, da sie darthut, zu welchen Hülfe mitteln schon jetzt * franzõsischen Bischöfe greifen, wenn ihnen etwas nicht ge⸗ ãllt.

Wegen der Gesellschaft „Jesus Roi“ hat der Justiz⸗ Minister Dufaure eine gerichtliche Untersuchung angeordnet.

Spanien. Die Verfassungskommission und die Regierung hatten den Cortes vorgeschlagen die Art. 6,7 und 8 des Verfassungsentwurfs, welche vom König, der Thron— folge, der Minderjährigkeit des Königs und der Regentschaft handeln, keiner Debatte zu unterwerfen. Castellar ergriff dennoch in der letzten Sitzung vor der Vertagung (am 8.) das Wort, der Minifterpräsident Eänovas del Castillo antwortete ihm, worauf die Cortes jedoch dem Antrag der Regierung, von einer Debatte abzusehen, mit 79 gegen 4 Stimmen ihre Zustimmung ertheilten. Das „Journal des TDebats“ bemerkt zu diesem Beschluß: „Der spanische Kongreß hat eben mit überwältigender Mehr— heit beschlossen, daß er die auf den König u. s. w. bezüglichen Verfassungsartikel nicht diskutiren werde. Der Kongreß hat auf den Vorschlag des Ministeriums also das Prinzip der Monarchie selbst keiner öffentlichen Debatte unterwerfen wollen, in der Be⸗ sorgniß, dasselbe durch seine Kontrole zu schwächen.“

Italien. Rom, 8. April. (Ital. N) Im Kon— sistorium am 3. April ergriff der Kardinal Ledochows ki als ältester der neu ernannten Kardinäle das Wort, um dem Papste in seinem und seiner Kollegen Namen für die ihnen ertheilte Auszeichnung zu danken und sprach, nachdem er seiner Kollegen gedacht hatte: „Die außerordent— lichen Umstände, unter denen Eure Heiligkeit mich trotz meiner Unbedeutendheit in den Kardinalsrang erhoben hat, geben diesem großmüthigen Zuge Eures Herzens einen ganz besonderen und für die Kirchen in Preußen äußerst ruhm vollen Charakter. Wir bewunderten, heiliger Vater, den wahrhaft apostolischen Muth, womit Eure Heiligkeit in der Gefangenschaft die Rechte des Glau— bens und der Kirche vertheidigt und zu unserer aller Erbauung Euch nicht fürchtetet die Feinde Christi zu erbittern, um durch den großen Akt der päpstlichen Autorität der Welt die so nöthige Lehre zu geben, daß die Prätentionen der weltlichen Gewaßt gottlos, aber der eben so feste wie ruhige Widerstand der Diener der Kirche gegen jene Regierung, welche ihre Hand kirchen— schänderischer Weise nach den Befugnissen und Rechten unserer allerheiligften Kirche ausstreckt, Eurer allerhöchsten Billigung würdig befunden worden sind. Diese feierliche Zustimmung, die Eure Heiligkeit den cristlichen Bischöfen, Geistlichen und Völkern gegeben hat, und zwar im Augenblicke, als die religiöse Verfolgung in unsern Gegenden am ärgsten wüthete, wurde von denen, welche die beglückten Opfer jener Verfolgung waren, wohl verstanden; sie stählte die Gemüther zum Kampfe, flößte ihnen neue Kraft ein, tröstete sie in der Noth, belebte das Vertrauen aller und war für alle Bürgschaft des künftigen Sieges. nd da die Verfolgung in jenen Theilen Polens, welche jetzt unter russischer Skku' pation stchen, am ärgsten war, weil die katholischen Ueber— lieferungen und der heiße Glaube unserer Ration sie den Wider— sachern der Wahrheit desto verhaßter macht, geruhte Ew. Heilig⸗ keit mich, ihren Hirten, auszuwählen, um allen das Zeugniß Eurer souveränen Zufriedenheit auszustellen. Die Ehre dieses geweihten Purpurs fiel wie himmlischer Thau auf mein unter— drücktes, bekümmertes Vaterland und scheint ihm schweigend zu verstehen zu geben, daß es, wenn auch von der Welt vergessen und verlassen, von Gott, dessen Stellvertreter Ew. Heiligkeit ist, immer geliebt und gesegnet wird.“ Der Papst erwiderte darauf, daß es ihm zur größten Genugthuung gereiche, so aus gezeichnete und um die Kirche verdienstvolle Männer in den Kardinalsrang erhoben zu haben, indem er dabei rühmlichst der Gesellschaft Jesu gedachte.

Am 7. Vormittags wurde im Vatikan schon wieder Kon— sistorium gehalten, und nachdem der Papst den Kardinälen Ledochowski, dArango und Franzelin in herkömmlicher Weise den Mund geschlossen hatte, ernannte er Monsignore Antonio Fosco zum Bischof von Sobonico (Dalmatien), den Professor am Seminar von Zara Andrea Illich zum Bschof von Lesina, Don Giuseppe Forris zum Bischof von Frejus, Don Tommaso Baron y Morales zum Bischof von Chilapa (Mexiko, Don Emanuele Alvarez zum Bischof von Cordova (in der Argentinischen Republik), Don Giuseppe Montoya zum Bischof von Medellin in den Vereinigten Staaten von Columbia, und den Monfignore Vin⸗ cenzo Arbelaes zum Bischof von Neosimopolis in partihus infidelium.

Nachdem hierauf der Papst den Kardinälen Ledochowski, d'Arango und Franzelin den Mund wieder geöffnet, die Kardi— nalsringe angesteckt und dem Kardinal Ledochswski die Kirche St. Maria in Aracoeli, dem Kardinal d'Arango St. Susanna und dem Kardinal Franzelin St. Bonifazio und Alefiro als Titularkirchen angewiesen hatte, wurde das Konsistorium ge⸗ schlossen.

Griechenland. Athen, 12. April. (W. T. B. Der König begiebt sich am 22. d. über Triest nach Kopenhagen. Das Urtheil in dem Prozesse gegen das gefammte Kabinet Bulgaris wegen Verfassungsverletzung und Simonie ist heute verkündet worden. Dasselbe lautet gegen den früheren Justiz⸗Minister Nikolopulos auf eine Gefängnißstrafe von 16 Monaten und, gegen den früheren Kultus-Minister Valassopulos auf eine Gefängnißstrafe von einem Jahre, eine Geldbuße von 52,9090 Drachmen und Ehrverlust auf 3 Jahre. Drei Erz⸗ bischöfe haben an den Armenfonds das Doppelte der von ihnen gezahlten Bestechungssumme zu entrichten. Die Verurtheilten haben ferner die Kosten des Prozeßverfahrens zu tragen.

Türkei. Konstantinopel, 13. April. (W. T. B.) Ein Telegramm Haydar Pascha's meldet, daß die türkischen Truppen am 11. d. bei Kayach an der Save ein Gefecht mit etwa tausend Insurgenten zu bestehen hatten. Letztere flüchteten nach dreistündigem Kampfe, in welchem sie 150 Todte und eben so viel Verwundete zurückließen. Ein Theil derselben zog sich ins Gebirge zurück. Ber Verlust der Türken wird auf nur 3 Todte und 6 Verwundete angege⸗ ben. Der seitherige General-Direktor der Steuern, Ghalib

so sprach er ũber nanz⸗Minister,

Ben, ist unter Erhebung zum Range eines Pascha zum Fi⸗ der seitherige Finanz⸗Minister Jusfuf Pascha zum Minister der Staatsarchive ernannt worden.

(W. T. B.) Die Politische Korrespondenz“ hebt bei Besprechung der orientalischen Lage hervor, daß die Verhandlungen mit den Insurgenten in der Herzegowina keineswegs gescheitert seien. Sodann bestãtigt das genannte Organ die Meldung, daß der russische Spezial⸗ abgesandte Wesselits ti Bozidarewitsch, nachdem er sich seiner Mission bei den Insurgenten entledigt hat und seines of iziellen Eharakters entkleidet ist, nunmehr als Mandatar der Insurgenten auftreten werde. Derselbe wird sich behufs weiterer Verhandlungen zunächst zu dem General von Rodich nach Zara und alsdann nach Wien, St. Petersburg und Kon⸗ stantinopel begeben, um den betreffenden Regierungen die De⸗ klaration der Infurgenten zu übergeben und auf Grund derselben eine Garantie der Ausführung der von der Pforte bewilligten Reformen, zu deren Annahme die Insurgenten bereit sind, zu erwirken.

Belgrad, 12. April. (W. T. B.) Ein Volkshaufe demonstrirte vorgestern vor dem osterreichischen Konsulate, wobei zwei Bewohner desselben durch Steinwürfe verletzt wurden. Die österreichische Regierung hat unverzüglich Satisfaktion verlangt.

Rumänien,. Bu karest, 12. April. (W. T. B.) In Folge des Resultates der Senatswahlen hat heute das WMini— sterium dem Fürßen sein Entlassungsgesuch überreicht.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. April Ueber die Stellung Rußlands zu der Herzegs wina⸗ frage bringt der „Golos“ einen größern Leitartikel, der vor— wiegend friedlich gehalten ist. Die Sine qua- non- Bedingung zur Niederlegung der Waffen von Seiten der Insurgenten sei die Räumung der aufftändischen Provinzen won türkischen Truppen und die Einsetzung einer gemischten Kommission zur Durchfüh—⸗ rung der Reformen, an der außer den europäifchen Mächten Vertreter der Türkei, Serbiens und Montenegros Theil nehmen müßten. Darauf hin zu wirken, sei die naͤchfte Aufgabe der rnssischen Politik.

Allerdings habe Rußland lebhafte Sympathien für die un— glücklichen christlichen Kämpfer in der Türkei, aber der Wunsch nach Erhaltung des europäischen Friedens sei doch vorherrschend; trotz aller scharfsinnigen Pläne, welche dahin zielten, auf den Trümmern des türkischen Reichs einen neuen Staat zu bilden, gipfelten doch die wirklichen Interessen des russi⸗ schen Volkes in Erhaltung des Friedens und wie— derum des Friedens und noch einmal des Friedens. Zwei Wege seien für Rußland offen: mit den Waffen in der Sand ohne Rücksicht auf seine Bundesgenossen die Ordnung des türkischen Reichs zu verändern, d. h. einen internationalen Krieg heraufzubeschwören, oder gemeinsam mit den anderen europäischen Mächten durch Vereinbarung die Lage der Christen in der Türkei zu verbessern. Dann sen die Erhaltung des Friedens möglich. Dies müsse das Ziel der russischen Politik sein, das sei Rußlands Mißsion, und diefe Mission müsse in festgeschlossener Allianz erreicht werden und darum eben vor allen Dingen eine europälsche Kommission gebildet werden.

Die Turkestanische Zeitung“ bringt folgenden GSeneralbefehl an die Truppen des turkestanischen Militär— bezirks: „Tapfere Truppen des Namaganschen Landes! Der Krieg ist beendet. Eine Reihe glänzender Siege ist errungen worden über zahlreiche feindliche Corps. Unsere Waffen haben sich mit neuem Ruhm bedeckt. Das Chokandsche Chanat, in welchem immer unsere Feinde geherrscht haben, existirt nicht mehr. Chokand ist ein Theil des rufsischen Reichs. Ewig glanzvoll werden die Tage der russischen Sieg bei Machrama, Ramagana, Balyckn, Uldschibnj, Assat, Utsch⸗Kurgan bleiben. Ich bin Üüber— zeugt, daß ihr jederzeit für neue Feinde furchtbar bleiben werdet.“

12. April. (W. T. B.) Der „Golos“ äußert sich in anerkennender Weise über die deutsche Politik und hebt be— züglich des Verhältnisses von Deutschland zu Ruß— land hervor, daß die zwischen Beiden bestehende Freundschaft den Interessen beider Lander entspräche und den allgemeinen Frieden sichere. Verschiedene Zeitungen besprechen den Artikel, den der aus Chiwa ausgewiesene englische Kapitän Burnaby in der „Naval and Military Gazette“ veröffentlicht hat. Die Blätter verweisen in Betreff der Angelegenheit der Ausweisung des Kapitän Burnaby auf die St. Peters urger Korrespondenz der „Nordd. Allgem. Zeitung“ vom 9. April, wonach die Ausweisung des Kapitäns, welcher allen Paß- und Legitimations-Eventuali⸗ täten aus dem Wege gegangen war, auf eine Beschwerde des Chans von Khiwa erfolgt ist.

Amerika. Washington, 12. April. (W. T. B.) Die Repräsentantenkam mer hat der Bill, betreffend den Ersatz der kleinen Papiergeld-Werthzeichen durch Silber⸗ scheidemünze, in der Fassung, wie dieselbe aus den Berathun— gen des Senats hervorgegangen ist, ihre Zustimmung ertheilt.

New⸗YJork, 12. April. (W. T. B.) Die hiesigen Zei⸗ tungen melden, daß die mexikanischen Insurgenten gestern die Stadt New-Lareda auf dem rechten Ufer des Ric⸗Grande genommen haben. .

(G. C.) Von Porto Rico wird berichtet, daß am 28. März die spanischen Bewohner der Insel an das britische Kanonenboot „Eelipse“ die Mannschaft des Dampfers „»Octavia“ auslieferten, auf den mehrere Rädelsführer der Aufständischen sich von San Domingo geflüchtet hatten und deren Auslieferung von der Regierung verlangt wurde.

. 38 . 2 . Asien. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Singapore vom 9. d. M. gemeldet, daß in Perak von Neuem Unruhen ausgebrochen seien.

Afriku. Aegypten. Alexandrien, 12. April. (W. T. B.) In einer gestern hier stattgehabten Versamm⸗ lung von Inhabern von Obligationen der ägyptischen Staatsschuld und Vertretern der ottomanischen Bank wurde ein Comits ernannt, welches beim Khedive eine Audienz nachsuchen soll, um von demselben Aufklärungen hin— sichtlich der Finanzlage zu erbitten. Heute hat eine Verfamm⸗ lung der Mitglieder der französischen Folonie stattgefunden und morgen soll eine internationale Versammlung statt— finden. welche die Intervention der Mächte anrufen will. Die Unruhe ist im Steigen begriffen.

Die Nr. 29 des „Rmtsblatts der Deutschen Reichs Post⸗ und Telegraphen-Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 9. April 1876, Telegraphen Ueber inkommen mit Luxemburg; vom 6. April, Angaben auf den Abschnitten derjen; gen Vestanweifungen, mittelst welcher die Uebermittelung eingezogener Postauftrage gelder erfolgt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

an n,. 3 . , ö . Tas neueste (Axrril- j Heft der Preutzis en Jahrbücher“ ent⸗

lt u A. auch die beiden Fe streden, welche gelegentlich des hunderjãh⸗ en Geburtstages der Hochseligen Königin Luise Prof. Dr Ther⸗ Mom m sen in der Akademie der Wiffenschaften und Prof. Dr. eit schke im Kaisersaale des Berliner Rathhauses gehalten

Der Bildhauer Philipp Groß, Schẽpfer der Kleber— ist gestern früh in Straßburg gestorben. er Cameron in Kurzem eine zweite unternehmen, um seine begonnenen gecgraxhis ortzusetzen. ;

1

Morning Po st⸗ zufolge beaksichtig

Gewerbe und Handel.

Ven Salings Börsenpapieren ift nunmehr 2. Hälfte des V. Theiles in 4. Auflage erschienen. D den bewährten ausführlichen Kommentar 3 Berliner und den bedeütendsten auswärtigen Börfen ten belgischen, niederlaͤndischen, schweizerischen, amerikanisch-n, italienischen, russischen und österreichisch ungar ichen aktien. Bearbeitet ist dieser von Hrn. W. L. Hertslet, nicht nur durch Uebersendung schätzenswerther Weise entgegenkamen, das und Berichtigung des Manußskripts unterzogen. Börsenpapieren ist bekanntlich SDaude ˖ Buchhandlung (5. Weidling) in Berlin.

In der gestrigen Generalversammlung des Nord Lebens: Versiche rungs- Aktiengefel lschaft zu Berlin, wur die Vertheilung der vom Verwaltungsrathe vorgeschlagenen Divide ven 8 n gleich 48 „M pro Aktie an die Aktionäre und von 18 an die Versicherten genehmigt und der Direktion und dem Ver tungsrath Decharge ertheilt. Die aus dem Verwaltungs: athe regelmäßigem Turnus ausscheidenden drei Mitglieder wurden einstimm! wiedergewählt desgleichen die Rechnungsrevisoren. = Dem Geschäftsbericht der Birkenwerder Aktie schaf: fär Baumaterial entnehmen wir, daß im verkauft wurden 5,53 1,000 Birkenwerder Verblendsteine steine, außerdem circa 40,600 Formsteine und Fa Bruttogewinn betrug hierfür 65, 654 0 ĩ brennerei, die Cementhandlung 2c. einschlie

M.

sie sich 26510

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wal 21

gewinns an den Kautionspapieren einen Brutt

Dazu treten die Miethen der Berliner C

und ein Gewinnsaldo von 1874 mit 1269 sich im Ganzer ein Bruttogewinn von 140,325 erziebt. Nach Teckung der Hypo⸗ thekenzinsen mit 61 230 4, der Handlungsunkosten mit 28,551 (, der Reparaturbautenkosten mit 1851 6,

haften Forderungen mit 8897 S und 4148 46, verblieb ein Gewinnsaldo von 3: zu Abschreibungen verwandt 23 487 , S656 S verblieb.

g die Erträgnisse der Centralstelle diejenigen des Vorjahres etwas ütersteig'n. D sammtergebniß der Gesellschaitt wurde dadurch geschmälert, daß Toursrückgang der Aktien der Rotterdamer Handel? vereinigung zu bedeutenden Abschreibungen nöthigte. Der Vesitz in diefen Aktien beträgt 416 500 Fl. die zu 78 ο in die Bilanz eingeftellt Ee“ den sind. Die Abschreibung auf diesem Poslen beträgt' 177,341 . An Effekten sind von größeren Posten außerdem nur noch 56 099 Il. Aktien der Leinenzwirnerei und Weberei zu Otterberg und 18, 00) (tt. Frankfurter Vörsenbau Aktien vorhanden. Dem Effekten. Konto stehtr eine Spezial- Reserve von S5,ů7 14 gegenüber. Das Jastitut der stillen Gesellschafter ist mit 10 000 305 M in die Gila

Der Reservefond hierfür beziffert sich auf 27.731 60 Zum Schlu fe kommt der Bericht noch auf die beschloffene s apitalreduktion zu, sprechen. Diejelbe soll 3, 00 000 betragen und durch Rückauf von 5009 Aktien geschehen. An Gewinnen er sehen wir für Waacen Kommissten 79. 285 (6, für Waarenbeleihnng 4856 66, Devisen 64.717 46, Wechsel 37.302 , Effekten 25,010 diverse Gewinne 6600 6, Bankprovistonen 99,970 (iC und Juteresser ALI,977 Æ. Dagegen betragen Lie Handlungsunkosten 215.714 , Kontokorrent⸗Konto (Verlust der Kommanditen) 28, 120 (6, Abschre?! bung auf Effekten 177,41 S6. Der Reingewinn von 528,134 4 vertheilt sich 900, 00 M 53 für die Aktionäre. 28 18 M kemmen auf den Reservefonds. Der Rest theils auf Tantismen, theils f neue Rechnung., In der Bilanz ist der Reservefends mit 927, 563 eingestellt. Die Spezialreserve beträgt 85,714 M An Tatten cirka— kirten am 31. Dezember 1875 6,466,484 60,

In den Generalversammlungen der Aachen⸗Münch Feuerversicherungs-Gesellschaft und der Aachener versicherungs-Gefellschaft wurden die Jahresrechnungen 1875 vorgelegt, denen wir das Folgende entnehmen. ĩ Aachen⸗ Münchener Feuerversichkerungs⸗Gesellschaft ̃ am 31. Dezember P 152, 310565 Versicherungen, wachs circa 147,000, 00 S; Prämiene innahme 6.833, 551 h Zunahme 18845383 6; Prämienüberträge 10 1Iis88 gl Ja, Zunahme 392,966 AM Der Gewinn betrug für die Aktionäre 1,139,290 46 und für gemeinnützige Zwecke 771,878 (S6. zusammen l, 51,978 6. Davon hatte das Versicherungs Geschäft 1,186, 484 . und die Kapitalbenutzung 714,594 M produzirt. Der Äbschluß der Aachener Rückversicherungs⸗Gesellschaft weist auf: an Prämien 7,539 S6, Zugahme 13,563 M;

; . an Prämien ˖ Ueberträgen nebst Kapital Reserve 1,257, 74 S6, Zunahme 79 535 Der Gewinn

betrug 324 00) 6, nämlich 201,638 ½ aus dem Rückversicherungs— Geschäft und 122,351 M aus den Zinsen.

Wien, 12 April. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, wird die nach Ostern festzusetzende Dividende der Staatsbahn zwischen 30 bis 35 Fres. betragen. Der Ausgleich der Elita— beth bahn mit der österreichischen Baugeselischaft weren des Prozesses betreffs des Baues der Linz-Budweiser Linie ist perfekt geworden. Die Genehmizung desselben durch die Regierung steht zu erwarten. Wie die Presse“ aus gut unterrichteten Finanz⸗ kreisen erfährt, wird die Einberufung einer außerordentlichen GeüueQ ralversammlung der Aktionäre der Austro⸗Aegyptischen Bank wegen Liquidation der Gesellschaft in Folge der englischen Ingerenz auf die egyptischen Finanzen als bevorstehend betrachtet. Im Fall der Liquidation dürften 4 bis 5 Pfd. Sterl. per Aktie sofort zar Vertheilung kommen.

Wie dasselbe Blatt meldet, weist der Rechnungsabschluß der Un garischen Westbahn (Raab Grazer Linie) an Einnahmen 1429, 174 Fl. und an Ausgaben 1B,200, 502 Fl. aus. Der Betriebs—⸗ überschuß beträgt daher 226672 Fl. Die Staatsgarantie Ungarns wird mit 1,B353,200 Fl., diejenige Oesterreichs mit 366,259 Fl. in ÄAn— spruch genommen.

Die Neue freie Presse“ erklärt das Gerücht von einer absichtigten Kapitalsreduktlon der Kreditanstalt oder ei sammenlegung von Aktien der Gesellschaft für unbegründet.

London, 12. April. (W. T. B.) Die Ottomanische Bank macht bekannt, daß alle umlaufenden Gerüchte, betreffend die angeb— lich zweifelhafte Einlösung der am 15. d. M. fälligen Dividenden und gezegenen Bonds der Aegyptier von 1873 absolut unbegründet seien. Für alle Couponz und Bonds, die bis jetzt präscntirt worden, seien Zahlungsanweisungen ausgestellt worden, die 5 Tage nach der Präsentation zahlbac seien,

Verkehrs⸗Anstalten.

St. Petersburg, 12. ril. (W. T. B.) Das Eis der Neva hat sich in Bewegung gesetzt.

New York, 12. Aptll. (. T. B.) Der Hamburger Post dampfer „Gellert“ ist heute Morgen hier eingetroffen.

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