1876 / 92 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Apr 1876 18:00:01 GMT) scan diff

der neuzubauenden Verbindungsbabhn würde ein Anschluß dieses Bahn⸗ hofes an die verschiedenen Bahnlinien und deren Güterbahnhöfe ge⸗ geben sein, während Anlagen für den Personenverkehr auf den jetzt bestehenden Bahnhöfen nicht mehr erforderlich sein würden und des halb zur Vergrößerung der mehrfach nscht ausreichenden Güter. verkehrganlagen benutzt oder für die Stadterweiterung nutzbar gemacht

werden könnten. * Das Hochlöbliche Ministerium würde das Reichs ⸗Eisenbahnamt

zu befonderem Danke verpflichten, wenn Hochdasselbe ihm auf seine lediglich informatorische Anfrage eine baldgefällige Auskunft darüber geben wollte, ob in dieser Augtlegenheit bereits von den Bahnverwal⸗ tungen Schritte geschehen sind, eventuell welches Resultat hierüber erzielt worden ist. Das Reichs Eisenbahnamt. Maybach.

II. Berlin, den 26. Februar 1875.

Für die sehr gefällige Mittheilung vom 2. . Mts, nach welcher, wie das Reichs Eisenbahnamt mit lebhaftem Interefse vernommen hat, dortseits die Frage wegen Anlage eines Centralhahnhofes für den Personenverkehr in Leipzig bereits mehrfach in Erwägung ge zogen worden ist, unterläßt dasselbe nicht, seinen ganz ergebensten Dank auszusprechen. ö. .

Vermag nun auch das Reichs Eisen bahnamt die in dem vorerwähn⸗ ten gefälligen Schreiben entwickelte Ansicht über die Unzweckmäßigkeit beziehungsweise Entbebrlichkeit einer derartigen Anlage nicht zu theilen, ist dasselbe vielmehr der Ueberzeugung. daß bei dem Zu— sammentreffen mehrerer Eisenbahnen an einem Orte die Anlage eines Central Personenbahnhofes fast ausnahmslos dem durchgehenden Ver · kehre förderlich ist, so begegnet es doch mit dem Hoch löblichen Ministerium in der Auffaffung, daß der jetzige Zeitpunkt in Rücksicht auf die Verhäsltnisse einzelner der interessirenden Eisenbahnen zur Ausführung eines solchen Projektes nicht geeignet ist. Hierven abgesehen, möchte übrigens für Leipzig eine solche Anlage sich um so zweckmäßiger erweisen, als gerade die jenigen Bahnhöfe, zwischen welchen der Durchgangs verkehr vor- zugsweise stattfindet (für die Bahnhöfe der Magdeburg— Leipziger, Berlin Anhalter und Thüringischen Eisenbahn unter sich dürfte ein solcher kaum in Frage kommen) sehr entfernt von einander gelegen sind. Die hieraus entstehenden Uebelstände können durch Anlage der Verbindungsbahn für den Güterverkehr ver= mindert werden, der durchgehende Personenverkehr wird aber durch Letztere unzweifelhaft nicht in der Weise gefördert, wie dies bei An. lage eines Central - Personenbahnhofes möglich ist. Da das Reichs -Eisenbahnamt der Befürchtung Raum geben muß, daß bei der fortschreitenden Entwickelung des Verkehrs die gedachte Anlage für die Zukunft nicht, zu vermeiden sein wird, so erachtet es als der Sache wesentlich förderlich, wenn schon jetzt die Frage erwogen würde, auf welche Weise zu gelegenerer Zeit das Prosekt am zweckmäßigsten zu verwirklichen sein möchte. Dem Hochlöblichen Ministerium gestattet sich deshalb das Reichs- Eisen bahnamt zur geneigten Erwägung anheimzugeben, ob die Ausarbeitun und Prüfung eines bezüglichen Projekts in Rücksicht darauf, da Letztere doch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen dürfte, nicht schor jetzt zu veranlassen sein möchte. . .

Einer geneigten Mittheilung der gefaßten Entschließung darf das Reichs ⸗Eisenbahnamt demnächst ergebenst entgegensehen.

Kaiserliches Reichs ⸗Eisenbahnamt.

Maybach.

Im Spätherbste v. J. verunglückten zwei deutsche Schiffe, der Schooner „Helene“ aus Flensburg und die Bark „Vor⸗ wärts“ aus Rostock, an der jütischen Küste unweit Saby. Einwohner aus Saby unter Leitung des Strandvogts Paulsen und Bewohner der benachbarten Ortschaft Lyngsaa unter Füh⸗ rung des Strandvogts Möller waren schnell bereit mit der nöthigen Hülfe zur Hand gewesen. Unter schwierigen Umständen erfolgte glücklich die Rettung der auf den Wracks mit Unter⸗ gang bedrohten Schiffsbrüchigen. In Anerkennung dieser wirk⸗ famen Hülfe ist den bei dem Rettungswerke betheiligten Per⸗ fonen von Reichswegen ein entsprechendes Geldgeschenk bewilligt worden.

Weitere Nachrichten über den Zusammenstoß des italie⸗ nischen Dampfers „Agrigento“ mit dem britischen Dampfer „Hylton⸗Castle“ ergeben, daß sich an Bord des untergegangenen italienischen Schiffs weder unter den Passagieren, noch unter der Mannschaft deutsche Reichsangehörige befunden haben. Aus den jetzt veröffentlichten Liften ergiebt sich, daß von 27 Passagieren des „Agrigento“ 7 Personen, von der Schiffsbesatzung 23 ihr Leben gerettet haben.

Bekanntlich war vor einigen Monaten ein Korrespon⸗ dent der Schlesischen Zeitung“, Herr Renn er, von den tür⸗ kischen Behörden zu Kostajnizza verhaftet worden. Auf den Antrag der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel hat die Pforte eine sorgfältige Untersuchung über den Vorfall eingelei⸗ tet und deren Ergebniß in diesen Tagen zur Kenntniß der Kaiser⸗ lichen Botschaft bringen lassen. Danach war die Verhaftung dadurch herbeigeführt worden, daß Herr Renner sich ohne Legi⸗ timationspapiere auf bosnisches Gebiet begeben, wo unter den jetzigen Verhältnissen eine besonders strenge Paßkontrolle ge⸗ handhabt werden müsse. Doch ist derselbe, nachdem die benach⸗ barten österreichischen Behörden seine Identität festgestellt hatten, sofort seiner Haft entlassen worden.

Die unterm 1. d. M. vollzogene im Reichs⸗Gesetzblatt Nr. 10 publizirte Kaiserliche Verordnung, betreffend die Ausführung des Gesetzes über die Kriegsleistungen, zerfällt in sieben Abschnitte. Der erste handelt in acht Bestim⸗ mungen zu den §§. 4, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15 des Gefetzes von den Kriegsleistungen der Gemeinden, der zweite in zwei Bestimmungen von den Landlieferungen, der dritte in einer Be⸗ stimmung von gemeinschaftlichen Anordnungen, der vierte, gleichfalls in einer Bestimmung, von den besonderen Bestim⸗ mungen bezüglich der Beschaffung von Schiffen und Fahrzeu⸗ gen, der fünfte von denen bezüglich der Beschaffung der Mo⸗ bilmachungspferde, der sechste von den hinsichtlich der Eisenbah⸗ nen, der siebente von Schlußbestimmungen. Aus dem ersten Ab⸗ schnitte ist die Bestimmung hervorzuheben, daß bei etwaiger Ver⸗ theilung der geforderten Leistungen auf eine Mehrzahl von Gemeinden darauf Bedacht zu nehmen ist, daß die Last, so weit es ohne Gefährdung des militärischen Interesses und ohne unverhältniß⸗ mäßige Steigerung des Kostenaufwandes geschehen kann, auf einen entsprechend großen Bezirk gelegt wird, so wie, daß, vor⸗ behaltlich der allgemeinen Rücksfichtnahme auf eine thunlichst gleichmäßige Vertheilung, zu den einzelnen Leistungen solche Ge⸗ meinden vorzugsweise herangezogen werden, welche zu deren Uebernahme vor anderen geeignet und im Stande sind. Handelt es sich um Leistungen, fuͤr welche die Vergütungen event. auf Grund sachverständiger Schätzungen festzustellen bleiben, so ist, so weit der Natur der Leistungen nach eine sofortige Abschätzung nöthig ist und so weit letztere nicht etwa durch die Vereinbarung eines angemessenen Vergätungssatzes überflüssig wird, die Ab⸗ schätzung sofort zu vecanlassen. ;

Die „Ostsee⸗Zeitung“ beklagt sich in einer ihrer jüngsten Nummern über die Strenge der Tele graphenämter gegen sprachwidrige Wortzusammenziehungen und über die, von dem Blatte als ‚Telegrammsteuer“ bezeichnete, besondere Gebühr für abgekürzte Adressen.

Indem die „Ostsee⸗Zeitung“ dem neuen Telegraphen⸗ Tarif an jenen Klagen Schuld giebt, übersieht dieselbe, daß die obigen beiden Maßregeln mit dem neuen Tarif in gar keinem Zusammenhange stehen, vielmehr auf ei em Be⸗ schlusse der vorjährigen internationalen Telegraphen⸗Konferenz zu St. Petersburg beruhen, weshalb sie auch bereits am 1. Januar in Kraft getreten sind, während der neue Telegraphen Tarif bekanntlich erst seit dem 1. März besteht. Gerade diejenigen Telegraphen⸗Verwaltungen, bei welchen nicht der Worttarif, sondern die Telegramm⸗Einheit von 20 Worten mit Steigerung von 10 zu 10 Worten besteht, haben sich über die Sprachverunstaltungen zu beklagen gehabt. Denn bei diesem letzteren Tarif muß unter Umständen für ein Mehr von 1 bis? Worten gleich die Taxe für zehn Worte erlegt werden: der Antrieb zu sprachwidrigen Zusammenziehungen ist mithin dort viel stärker.

Im Uebrigen trifft es nicht zu, wenn die „Ostsee⸗Zeitung“ anführt, das Wort „Sommerweizen“ sei beanstandet worden. Das Wahre ist, daß der Ausdruck „Christianiaroggen“ nicht als ein Wort hat passiren dürfen, wohl aber die Bezeichnung Som⸗ merroggen · Das Wort Christianiaroggen dürfte sich auch wohl in keinem Wörterbuch der deutschen Sprache finden.

Gegen das in dem Entwurf der Städteordnung bei⸗ behaltene Dreiklassen Wahlsystem haben sich außer den in Nr. 88 d. Bl. namhaft gemachten städtischen Behörden, sowie denjenigen Berlins noch ausgesprochen: Magistrat und Stadt⸗ verordnete von Königsberg, Elbing und Altona, sowie der Magistrat zu Osterode a. H.

Der General der Infanterie von Stosch, à la suite des See⸗Bataillons und Chef der Admiralität hat sich mit kurzem Urlaub nach Oesterreich begeben, ebenso der General⸗ a Graf von Wartensleben von der Armee nach arow.

Batzern. München, 15. April. Der König hat an⸗ befohlen, daß für dieses Jahr das St. Georgi⸗Ritterfest zu unterbleiben habe. Durch Allerhöchstes Restript vom 14. d. Mts. sind die Sitzungen des gegenwärtig versammelten Landtags bis 31. Mai d. J. einschließlich verlängert worden.

Die Motive zu dem Antrage des Abg. Dr. Beckh wegen Ausschlusses der katholischen Geistlichen von der Wählbarkeit liegen jetzt vor. Dieselben verweisen vor Allem auf die unvermeidliche Schädigung des dem Klerus an⸗ vertrauten geistlichen Berufes durch seine Theilnahme an dem politischen Parteileben und dann auf die besondere Stellung des Klerus zu den Staatsgesetzen, von derem einen Theil Seitens der Kirche die Anerkennung versagt wird. Die Motive führen das u. A. in Folgendem aus: „Im eigensten Interesse dieser Geistlichen, welche im fortwährenden Konflikte der Pflichten als bayerische Staatsbürger und Deutsche mit denjenigen als Kleriker fich befinden, erscheine daher die Be. stimmung indizirt, wonach sie wenigstens dem offenen polititschen Kampfe bei den Wahlen entrückt werden. Aber ebenso gebiete das Interesse des Staates, welcher nicht dulden könne, daß Per⸗ sonen, die sich so außerhalb des Gesetzes stellen und ihren Pflichten als Staatsbürger nicht nachkommen, die höchsten Rechte derselben ausüben, ja sogar als erwählte Vertreter des Volkes an der Gesetzgebung Theil nebmen sollen, in der ausgesprochenen Intention eben diesen sogenannten „modernen Staat“ über den Haufen zu werfen und das Regiment der Kirche an die Stelle zu setzen. Demnach sei es lediglich ein Alt der Nothwehr derjenigen Kirche gegenüber, welche ihre Diener so zum Kampfe gegen den Staat führe, wenn diesen dem gestellten Antrage gemäß das Recht zu wählen und gewählt zu werden im Landtagswahlgesetz genommen werde. Warum dies nicht auch bei den anderen Konfessionen beantragt werde, ergebe sich nach dem Gesagten einfach daraus, weil bei diesen der Geistliche bisher nicht in die Unmöglichkeit versetzt worden sei, den Staatsgesetzen unbeirrt zu gehorchen, also auch keine Zwangslage für sie bestehe.“

Die „Südd. Pr.“ bemerkt dazu u. A. Folgendes: „Diesen Sätzen gegenüber wird man die augenblicklichen praktischen Aussichten des Antrages Beckh vielleicht bezweifeln können, seine logische Begründung aber jedenfalls nicht. Obendrein ist im Wahlgesetzausschuß von klerikal⸗r Seite selbst erklärt worden, daß die Kirche das landesherrliche Placet niemals anerkannt habe oder anerkennen werde... Jedenfalls verdient der Beckhsche Antrag eine andere Behandlung, als die ihm bisher von klerikaler Seite zu Theil gewordene ironisch ablehnende.“

(W. T. B.) Die seit einigen Tagen hier kolportirten Gerüchte über angeblich bevorstehende Veränderungen im Ministerium sind gutem Vernehmen nach unbegründet.

Sachsen. Dresden, 15. April. Der König und die Königin werden fich Dienstag, den 18. d. M., Nachmittags, nach Zittau begeben und ins der Villa des Kommerzien⸗Raths Dannenberg in Oybin einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen.

Die „Dresdner Zeitung“ vom 12. d. M. enthält in einem, „Sachsen und das Reichs⸗Eisenbahngesetz“ überschriebe⸗ nen Artikel folgende Bemerkung:

„Irren wir nicht, so ist kürzlich auch behauptet worden, Sachsen habe der Annahme des Hülfskassengesetzes nicht widersprochen, und doch steht fest, daß der sächsische Kommissar im Bundesrathe den entschiedensten Widerstand dagegen erhob und denselben auch dann noch aufrecht erhielt, als Preußen seine Bedenken aufgegeben hatte.“

Diese Behauptung ist, wie das „Dresd. Journal“ bemerkt, gänzlich aus der Luft gegriffen, da, wie das Blatt aus bester Quelle vernimmt, die Königlich sächfischen Bundesbevollmächtigten weder im Ausschusse noch im Plenum gegen die Annahme des Hülfs⸗ kassengesetzes in der vom Reichstage beschlossenen Form ein Be⸗ denken erhoben haben.

Baden. Karlsruhe, 14. April. Die Kommission der Zweiten Kamm er uͤber den Schulgesetzentw urf ist, dem „Frkf. J.“ zufolge, mit der Zusammenstellung ihres Be⸗ richtes fertig geworden. Es wird darin in Uebereinstimmung mit dem Mmnisslerium die obligatorisch gemischte Schule in allen Orten des Landes zur Einführung vorgeschlagen. Nur in einem Punkte ist eine Differenz verblieben. Die Regierung will näm⸗ lich die nech in einzelnen Städten bestehenden sog. Kloster⸗ Mädchenschulen auf Grund eines Regulatios vom Jahr

steht, mit Rücksicht auf Errichtung neuer Schulen, diese Anstalten binnen Jahresfrist zu schließen. Die in der Stãnde⸗

kammer und in der Presse einer mißbilligenden Kritik unter⸗ zogene Beeinträchtigung des badischen Handels und des

Fisenbahnbetriebsergebnisses durch die elsässische

Bahnpolitik hat, wie das „Frkf. 3. mittheilt, die betreffende

Behörde veranlaßt, erklären zu lassen, daß diese Beschädigung

weniger durch die elsässischen, als vielmehr durch die Tarif⸗

politik der rheinischen Bahnen entstanden sei. Bei der

Vereinigung des Elsasses mit Deutschland sei die früher wenig

beachtete Route über Luxemburg mit der durch niedere

Frachtstze bekannten belgischen Staatsbahn als Verbindung

zwischen den holländischen Häfen und Basel maßgebend geworden und in Folge dessen die rheinischen Bahnen genöthigt

gewesen, ihre Frachtsãtze 16 gleichzustellen. Das Verlangen,

Mannheim als ersten Handelsplatz Badens günstiger zu behan⸗

deln, sei nur an den Widerstande der rheinischen Bahnen ge⸗

scheitert. Da die deutschen Nordseehäfen sich nach den Sätzen

der belgischen und holländischen Häfen richten, so hätten die be⸗

theiligten norddeutschen Bahnen die gleiche Tarifpolitik befolgen

müssen, wie die rheinischen. Diese Bahnen hätten aber der

elsässischen Verwaltung direkte Tarife zugestanden, während fie

es der badischen Verwaltung bis heute noch verweigerten.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. April. Die ungarischen Minister, welche den hier stattfindenden Verhandlungen bei⸗ wohnten, werden morgen nach Pest zurückkehren, um die beiden Feiertage im Schoße ihrer Familien zuzubringen. Dienstag, den 18. d. M. werden die Berhandlungen hier fortgesetzt werden und es ist, wie die Polit. Korr. schreibt, die Hoffnung vorhanden, daß dieselben dann in kürzester Zeit einem gedeihlichen Ende zugeführt. werden. In ähnlichem Sinne äußert sich auch die ‚Pest. Korr.“ Dieselbe erklärt, daß sich als Er⸗ gebniß der bisherigen gemeinsamen Konferenzen zwar bezüglich keiner Frage eine bestimmt vereinbarte Abmachung, wohl aber bezüglich sämmtlicher Punkte eine verhältnißmäßig bedeutende Annaherung konstatiren lasse. Dem „Pester Lloyd“ zufolge soll übrigens schon am Dienstag ein gemeinsamer Minister⸗ rath unter dem Vorsitze des Kaisers stattfinden.

„Bei aller Lebhaftigkeit der publizistischen Diskussion über die schwebenden Verhandlungen,“ sagt das „Prg. Abdbt.“, „fördert dieselbe doch nur sehr wenige oder vielmehr keine positiven Daten zu Tage. Es erklärt sich dies aus der absoluten Geheimhaltung der Verhandlungen, die sich auch über die Leitha hinaus erstreckt und der ungarischen Presse, trotz allen Polterns, nicht viel mehr Gewicht verleihen kann, als der österreichi⸗ schen, der man, mit einigen Ausnahmen, volle Mäßigung nicht wird absprechen können. Was an positiven Daten vorliegt, besteht nur in Aeußerlichkeiten, wie z. B. darin, daß heute erneuert eine vierständige Konferenz stattfand und sich ihr vermuthlich morgen eine weitere anschließen wird. Die beiden Osterfeiertage werden die ungarischen Minister in Pest verbringen und vermuthlich dann am Dienstag wieder in Wien zur Auf⸗ nahme der Verhandlungen eintreffen. Mit diesen Daten ist aber auch alles Positive erschöpft. Die ungarische Presse, die es vielleicht schwerer erträgt, als die hiesige, immer im Klaren über alle verhandelten Fragen zu sein, sucht die ihr mangelnde Kenntniß der Verhältnisse durch Allarmrufe zu verdecken, die vielleicht ganz überflüssig sind, jedoch nach ihrer Meinung für keinen Fall etwas schaden können. Jenseits der Leitha mag dies letztere möglicher Weise gelten, diesseits schadet eine so lche Be⸗ handlung der schwebenden Fragen unbedingt, indem sie reizt, verbittert und Gegenäußerungen hervorruft, die sonst unter⸗ bleiben würden.“

15. April. Die „Pol. Korr.“ schreibt: „Wir bedauern lebhaft, versichern zu müssen, daß die ebenso interessanten als apodiktischen, mit dem Titel: „Das Probejahr des Ausgleiches“ geschmückten Mittheilungen eines hiesigen Blattes über ein in den Ausgleichskonferenzen vereinbartes Provisorium“ nichts Anderes als das Produkt einer etwas überhitzten journalistischen Phantasie find.“

(W. T. B.) Die Meldung des hiesigen „Vaterland“ von einem bevorstehenden Personenwechsel in der Leitung des Kriegs Ministeriums wird von gut unterrichteter Seite für völlig unbegründet erklärt.

Innsbruck, 14. April. Was der „Tiroler Landbote“ über die Vorgänge auf dem Tiroler Landtage und in Oester⸗ reich überhaupt zu berichten weiß, klingt nicht nach einer fried⸗ lichen Stimmnng. Nach diesem Blatte steht es nämlich fest, daß vom Vatikan aus eine geheime Eneyklika erlassen ist, mit der Weisung an den Klerus, Alles aufzubieten, um die Beschickung des Wiener Reichsrathes zu ermöglichen und eine allgemeine klerikale Aktion in Oesterreich ins Werk zu

setzen.

Triest, 14. April. In der gestrigen Abendsitzung, nach Uebergang zur Tagesordnung über die Gesetzentwürfe, betreffend die Reform des Stadtstatuts und die neue Wahlordnung, schloß der Landeshauptmann mit einer kurzen Rede und drei⸗ maligem Hoch auf den Kaiser die Landtagssessisn.

Pest, 15. April. Der Minister⸗Präsident Tisza hat Wiener Blättern zufolge den Präsidenten des unga⸗ rischen Abgeordnetenhauses, Koloman Ghyezy, ersucht, die nächste Sitzung des Abgeordnetenhauses, welche am 20. April stattfinden sollte, für den 24. d. M. einzuberufen. Angesichts dieser Thatsachen scheint die pessimistische Stimmung, welche insbesondere der ungarischen Presse in den letzten Tagen sich bemächtigt hatte, einigermaßen einer ruhigeren Anschauung gewichen zu sein.

Schweiz. Bern, 15. April. Laut Mittheilung des Gesandten an den Bundesrath sind am Mittwoch in Paris die Ratifikationen des zwischen der Schweiz und dem Großherzog⸗ thum Luxzemburg abgeschlossenen Auslieferungsver⸗ trag es ausgetauscht worden. Derselbe tritt mit dem 1. Mai in Kraft. Der Bundesrath ertheilte in seiner Sitzung vom 13. dem Be⸗ richte des eidgenössischen Postdepartements über seine Geschäfts⸗ führung im Jahre 1875 die Genehmigung. Laut demselben stellt fich das finanzielle Er gebniß des Postbetriebs dieses Jahres mit einem Reinertrag von Fr. 139,237. 50 als ungünstig dar, trotzdem, daß die Ausgaben um Fr. 78,401. 62 unter dem ursprünglichen Budget, mit Ausschluß der 6. kredite von 146,000 Fr. geblieben find. Die Rubrik „Reisende“ ergiebt einen Ausfall von 672,240 Fr., woran sich ein solcher

1811 fortbestehen lassen, während die Kommission darauf be⸗

von 212.854 Fr. in der Rubrik „Briefe“ schließt.

rs ßbritaunien und Irlaud. Limerick, 18 April. (B. T. B.) Zwischen einer Schaar von gegen 4000 Hom eru⸗ lern und etwa 400 Rationalisten, unter welchen die Reste der Denier enthalten sind, fand gestern ein Zusammenstoß statt, bei dem gegen 40 Personen verwundet wurden. Polizei- Patrouillen durchziehen die Stadt, das Militär ist konsignirt.

Frankreich. Paris, 16. April. Das „Journal officiel zeigt gestern noch die Ernennung von sechs Unter⸗Präfekten und einem Prãfektur⸗Rath an. Die Ernennungen werden, dem J. d. D.“ zufolge, gleichwie die früheren von der öffentlichen Meinung günsiig beurtheilt.

Ein gestern unter dem Vorfitz des Marschall⸗Präsidenten abgehaltener Ministerrath hat, 2 die a. erfãhrt, in der Absicht, die Wahlagitation nicht zu verlängern und das Parlament zu vervollstãndigen, beschlossen, von dem gesetzlichen ihm zustehenden Recht, die Zusammenberufung der Wähler drei Monate aufzuschieben, keinen Gebrauch zu machen. Die Regie⸗ rung will also den nächsten Termin nehmen und zum 21. Mai alle Kollegien, das von Ajaccio mit einbegriffen, wo durch die

Ungültigkeitserklärungen im gesetzgebenden Körper Lücken ent⸗

standen, einberufen.

In der ägyptischen Angelegenheit giebt sich, der K. 3.“ zufolge, wenigstens unter den parlamentarischen Führern, entschiedene Neigung zum Anschluß an England kund. Msgr. Freppel, Bischof von Angers, hat, wie demselben Blatte geschrieben wird, die von ihm gegen de Fallouz und Ge⸗ nossen verhängte Exkommunikation nicht auf die Bitte des Nun—⸗ cius, sondern auf den Befehl des Vatikans aufgehoben.

Unter den Bonapartisten herrscht seit einigen Tagen große Aufregung, weil ihr Hauptverleger in das Ausland gegan= gen und alle Schriftstücke, die ihm dieselben seit Jahr und Tag eingehändigt hatten, mit sich genommen hat und sie zu veröffentlichen droht, wenn man sich nicht mit ihm abfinde und die ihm zur Fortsetzung seines Geschäftes nothwendigen Gelder liefere. Die Royalisten und Klerikalen wollen sich, wie die „K. 3.“ erfährt, neu organisiren und einen beson— dern außerparlamentarischen Klub bilden, in den alle hervor— ragende Mitglieder der Partei eintreten sollen.

Das Sisele“ zählt die Arbeiten auf, die in der ersten Session der beiden Kam mern erledigt wurden, um gegenüber Darstellungen anderer Blätter zu beweisen, daß sie nicht nur mit Gültigkeits⸗ und Ungültigkeits- Erklärungen von Wahlen aus— gefüllt wurde. Abgesehen von dem Gesetz in Betreff der Auf⸗ hebung des Belagerungszustandes und von mehreren dringlichen Finanzgesetzen, die von beiden Kammern angenommen wurden, wurden 97 Gesetzentwürfe und Amendements auf die Tische der beiden Häuser niedergelegt. Bon diesen 97 An⸗ trägen legte die Regierung 12, die Mitglieder des Senats 15 und die Mitglieder der Deputirtenkammer 70 vor. Die von der Regierung vorgelegten Entwürfe sind: Budgetgesetz von 1877 und sechs andere Finanzentwürfe von geringerer Bedeutung, drei Ent⸗ würfe betreffs der Militärorganisation und der Entwurf von dem Minister Waddington über die Verleihung akademischer Grade. Die parlamentarische Initiative berührt zahlreiche Fragen, unter denen in erster Reihe die Gemeindeorganisation, die Amnestie, das Gesetz über den höheren Unterricht, die Organisation der Jury, die Gesetzgebung der Presse, das Vereins⸗ und Verbindungsrecht stehen. Die Amnestie veranlaßte sechs verschiedene Anträge. Die Befugnisse der Generalräthe waren der Gegenstand zweier An⸗ träge; der erste verlangt, diese Versammlungen sollen wieder das Recht erhalten, die Wahl ihrer Mitglieder zu prüfen, der andere schlägt die Festsetzung eines einzigen Datums für die Aprilsitzung vor. Zwei der Presse günstige Anträge wurden niedergelegt; der Unterricht war der Gegenstand von zehn An⸗ trägen und Amendements; die Organisation der Armee veran⸗ laßte drei Anträge, und der Amendements oder Anträge, welche das Ausgaben⸗ und Einnahmebudget betreffen, sind fünfzehn.

= Da bei dem jetzigen Auftreten der Ultramontanen in Frank⸗ reich häufig die Deklaration“ erwähnt wird, so geben wir den Hauptinhalt derselben nach franzöfischen Blättern hier wieder.

Dieselbe entstand im Jahre 1682, als die vom Könige zusammenberufenen französischen Erzbischöfe, Bischöfe und an⸗ deren Geistlichen in ihren berühmten vier Artikeln sich nach den Grundsätzen der Konzilien von Constanz und Basel über die zwei Hauptgrundlagen des kirchlichen Verhältnisses er⸗ llärten. Die „Deklaration“ vom Könige staatsrechtlich sanktionirt und verkündet, behielt in Frankreich stets ihre offizielle Gültigkeit; nach dem organischen Statut von 1802 muß seder in den Seminarien unterrichtete Geistliche sie unter Mitwirkung des Bischofs feierlich geloben; am 25. Febr. 1810 wurde sie noch einmal als allgemeines Staatsgesetz verkündet und ist seitdem in Gültigkeit.

. WVon jenen vier Artikeln betreffen die drei letzten die innere Kirchenverfassung; diese sind jetzt weniger wichtig als der er ste, der das Verhältniß der Kirche zum Staat betrifft und der wörtlich folgendermaßen lautet:

Nachdem im Eingange von den Mißbräuchen der Kirche und den Gegnern derselben gesprochen, fahren die Geistlichen fort:

»Indem wir, die Erzbischöfe und Bischöfe und die anderen mit uns abgeordneten geistlichen Männer, zu Paris auf des Königs Befehl versammelt, als Repräsentanten der gallikarnischen Kirche diesen Mißständen abhelfen woller, so haben wir nach reff— licher Bera thung beschlossen, die folgenden Regeln und Deklarationen festzustellen:

I) daß dem heiligen Petrus und den Statthaltern Christi, seinen Nachfolgern vor Gott, Gewalt über die geistlichen zum ewigen eile gereichenden Dinge, nicht aber jene über die bürgerlichen und weltlichen, gegeben sei, nach den Worten des Herrn: Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ und sodann: „Gebt dem Kaiser, was Kaisers, und Gott, was Gottes ist“, sowie des Apostels: Jedermann sei unterthan der obrigkeitlichen Gewalt, denn es ist keine Obrigkeit, ohne von Gott, wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott geordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebt Gottes Ordnung“; daß also die Könige und Fürsten nach löttlichem Willen in weltlichen Dingen der Kirchengewalt nicht unterthan sein sollen und nicht durch das Ansehen des päpstlichen Stuhles direkt oder indirekt entsetzt werden können; daß deren Unker= thanen nicht von dem Gehorsam und dem geleisteten Eide der Treue entbunden werden dürfen; daß dieser Grundsatz nicht nur für den iffentlichen Frieden nothwendig und nicht minder der Kirche als der Königlichen Gewalt zuträglich sei, sondern auch durch das Wort Gottes, die Ueberlieferung der Kirchenväter und das Beispiel der

eiligen geboten werdẽc.

. Die folgenden drei Artikel beziehen sich auf die Interna der Kirche, und lehrt der erste derselben, daß die Gewalt des Papstes über die geistlichen Dinge den Beschlüsfen der Kirchenversamm⸗ lung zu Constanz (4. und 5. Session) unterworfen sein solle; der zweite, daß bie Anwendung der . Gewalt durch diese Schlüsse beschränkt sei, und der dritte, daß auch in Glaubens⸗ sachen das Urtheil des Panstes nicht unfehlbar und unab—

*

anderlich sei, bis der Kons ens der Kirche hinzukomme.

Deputirtenwahlen wurde in Lille Mazure und in Marseille Bouquet (Beide radikah) gewählt. In Bordeaux und im 17. Arrondissement von Paris sind engere Wahlen erforderlich. Bei der Deputirtenwahl zu Saint Amand, Departement Cher, erhielt der konservative Kandidat Saint Sauvenr 5210 Stimmen, , 6 1 1974 Stimmen auf Dindeau eide Republikaner) fielen. s muß daher hier ei ge e ne ft ß daher hier eine engere

18. April. (W. T. B.) Gestern Abend fand auf der deutschen Botschaft zu Ehren des Prinzen Leopold und der Prinzessin isela von Bayern ein größeres Diner statt, welchem außer dem gesammten Personal der deutschen und oͤsterreichischen Botschaft auch der Flügeladjutant des Marschall⸗ Präsidenten, Marquis d'Abzac, und der Herzog und die Her⸗ zogin von Decazes beiwohnten.

Spanien. Madrid, 15. April. (W. T. B Die Dele. girten der baskischen Provinzen treten am 20. d. M. in Vittoria und am 1. k. M. in Madrid zu Berathungen über die Aufhebung der Fueros zusammen.

Italien. Rom, 17. April. (W. T. B) Nach den „Italie- nischen Nachrichten“ sind die Verhandlungen zwisch en der pstlichen Kurie und der spanischen Regierung sus⸗ pendirt. Spanien hätte sich zur Annahme des Konkordats vom Jahre 1851 mit Ausnahme des die Glaubenseinheit betreffen⸗ den Artikels bereit erklärt und erwarte wegen Wiederaufnahme der Verhandlungen neue Vorschläge der Kurie. Der Papst habe an den König Alfons ein Schreiben gerichtet und den⸗ selben darin an seine Versprechen wegen Aufrechterhaltung der Glaubenseinheit und des Konkordates erinnert. Die über an⸗ gebliche Verhandlungen der italienischen Regierung mit dem Bankhause Rothschild wegen der Baseler Konvention ver⸗ breiteten Nachrichten werden von unterrichteter Seite mit Be⸗— stimmtheit als unbegründet bezeichnet.

. Griechenland. Athen, 16. April. (W. T. B.) Der ehemalige griechische Gesandte in Konstantinopel, Sim os, ist zum Gesandten in Paris ernannt worden. Der von seinem hiesigen Posten abberufene italienische Gesandte, Mar⸗ quis Migliorati, hat von dem Könige eigenhändig das Groß⸗ kreuz des Erlöser⸗Ordens erhalten.

Türkei. Konstantinopel, 17. April. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten ist Muyktar Pascha am vorigen Sonnabend mit 17 Bataillonen von Gaczko zur Ver— proviantirung von Niksie aufgebrochen. Es heißt, daß die Unterzeichnung des Projektes wegen Konvertirung der Staats schuld demnächst bevorstehe.

(W. T. B) Die „Agence Havas“ meldet aus Ragusa vom 17. April: 99 Türken, die den Versuch gemacht hätten, Grahowo zu entsetzen, seien durch die Insurgentenhäuptlinge Uzelaz und Bahich in die Flucht geschlagen worden.

Rumänien. Bu karest, 16. April. (W. T. B.) General Flores cu hat ein neues, aus konservativen Elementen bestehendes Kabinet gebildet, die Ernennung desselben wird voraussichtlich noch im Laufe des heutigen Tages erfolgen.

17. April. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist nun definitiv wie folgt zusammengesetzt; General Florescu Krieg und Inneres, General Tell Finanzen, Vioreanu Justiz, Cornen auswärtige Angelegenheiten, Orescu Kultus und Ünterricht, General Ghergel öffentliche Arbeiten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. April. W. T. B.). Der Kaiser, sowie die Mitglieder der Kaiser⸗ lichen Familie wohnten heute der herkömmlichen Mitter⸗ nachts messe bei. Anläßlich des Osterfestes haben verschiedene Beförderungen und Ordens verleihungen stattgefunden, u. A. ist den Botschaftern in Wien, Paris und Konstantinopel der Alexander Rewsky⸗Orden und zwar dem General Ignatieff in Diamanten verliehen worden. Das „Journal de St. Pétersbourg“ reproduzirt den Artikel der „Politischen Korrespondenz“ über die zwischen den beiden Kaiser— reichen herrschende ständig fortdauernde Uebereinstimmung und fordert das Publikum auf, den alarmistischen Gerüchten keinen Glauben zu schenken, an denen die Presse weniger mitschuldig sei, als sie vielmehr als ein Opfer derselben erscheine.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. April. Aus der Kanzlei des Königs hat die „Post⸗ och Inr. Tidn.“ fol⸗ gende Mittheilungen erhalten; Der König hat unterm 24. März den schwedischen und norwegischen Konsul in Tamatave auf der Insel Madagascar, T. C. Pakenhain, beauftragt, zwischen den Vereinigten Reichen und der Regierung der genannten Insel einen Handels⸗ und Schiffahrtstraktat abzusfchließen und zu unterzeichnen. Nachdem das durch Generalordre vom 15. Septem⸗ ber 1874 niedergesetzte schwedisch⸗norwegische Signaleomité feinen Auftrag vollendet hat, ist unterm 6 d. M. vom Könige für die Kriegs⸗ schiffe der Vereinigten Reiche ein neues Signal- und Evolutionsreglement bestätigt worden. Der Staats⸗ ausschuß hat nunmehr seinen Bericht über den Antrag des Marine⸗Ministers, betreffend die Bewilligung der Mitter zur Vergrößerung der Flotte erstattet. Nach der Ansicht des Ausschusses ist es nothwendig, daß bevor der Reichstag einen bestimmten Beschluß faßt, welcher für eine längere Zukunft ver— mehrte Bewilligungen zur Marine nothwendig machen könnte, derselbe erst Kenntniß nicht allein von dem vollständigen Plane zur Ordnung des Landes vertheidigungswesens erhält, um mit Anleitung desselben richtig beurtheilen zu können, welche Stellung die Seevertheidi⸗ gung im ganzen Vertheidigungswesen des Landes einzunehmen habe, sondern auch von der jetzt stattfindenden Untersuchung, ob das Land im Stande sei, die vermehrten Lasten zu tragen, welche durch die Einrichtung einer ausreichenden Verthei⸗ digung entstehen. Aus diesem Grunde schlägt der Ausschuß vor, vorläufig zum Bau von größeren und kostbareren Kriegs⸗ schiffen keine Mittel zu bewilligen und deshalb für 1877 anstatt der außerordentlich verlangten 2, 400, 000 Kronen nur 1,700,000 Kronen zum Bau von solchen Kriegsschiffen anzuweisen, welche mit dieser Summe vollendet werden können.

Die Staatseinnahm en in den drei ersten Monaten dieses Jahres betrugen, zufolge der ‚Post⸗ och Inr. Tidn.“, aus den Zöllen 44454071 Kronen 58 Oere gegen 3,357 086 Kronen 94 Oere in demselben Zeitraume des Vorjahres; Branntweinsteuer 4 853,970 Kronen 60 Oere gegen 4,968,065 Kronen 28 Oere; Staatseisenbahnen ca. 3, 75. 006 Kronen gegen 3, 142, 460 Kronen

6. Oere. Die Gesammteinnahme dieses Jahres im Betrage von 13,083,042 Kronen 18 Oere ist gegenüber der des Vorjahres

17. April. (B. T. B) Bei den gestern stattgehabten von 1I, 467 612 Kronen 28 Oere, folglich um 1B915, 429 Kronen

S0 Oere größer.

Dänemark. Kopenhagen, 11. April. Die gestrige WBerlingske Zeitung“ theilt eine Ansprache mit, e r r Tommandirende in Jütland, General Wilster, bei der zur Feier des Geburtstages des Königs Christian in Aarhuus statt⸗ gehabten Parade gehalten hat. Dieselbe schließt mit folgenden Worten: Alle wollen wir uns im Rreise um den König im Gebete vereinen, daß der Herr ihn und fein Haus beschirmen,

das Vaterland bewahren und di ĩ geben mõge.“ h iesem seine rechte Grenze

Amerika. New⸗Jork, 15. April (W. T. B.) Der Kaiser von Brasilien ist ; eute hier ei ffen und feier⸗ ö . st h hier eingetroffen und feier

Montevideo, 13. März. Der zum Minister⸗Residenten des Deutschen Reiches bei den La⸗Plata⸗-Staaten seit⸗ herige Geschãfts träger in Japan, Pr. v. Holleben, ist heute hier eingetroffen und wird sich demnächst behufs Uebernahme

der Geschäfte der Kaiserlichen Minister⸗ Aires begeben. serlich inister⸗Residentur nach Buenos⸗

Peru. Lima, 25. Februar. In Callao wird von dem Freimaurer⸗Orden ein Logenhaus errichtet; die nöthigen Fonds sind bereits zusammengebracht und Herr Meiggs, der große Eisenbahnunternehmer Perus, welcher den Ban ausführen wird, hat gestattet, daß die fehlende Summe, etwa die Hälfte, als erste Hypothek auf das Grundstück eingetragen wird.

Statistische Nachrichten.

In Schweden bestehen, den neuesten Angaben zufolge, ge en wärtig 254 Baptisten⸗ Gemeinden mit 16436 Yin ner en. gen. den Gemeinden, von welchen im vorigen Jahre 10 neu gebildet worden sind, haben 7! eigene Bethäuser. Während deg vorigen Jahres sind 817 Mitglieder getauft und 131 wieder aufgenommen worden; da⸗ gegen sind 128 gestorben und 333 Mitglieder excommunicirt. In den . . . , . Sonntazgsschulen wurden 16, 093 Kinder zon ehrern unterrichtet, und in den eige Sch der meinden 2095 Kinder alltäglich. ,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das „Journal officiel! vom 16. April veröffentlicht eine Be— kanntmachung, wonach gleichzeitig mit der im Jahre 1878 statt⸗ findenden Weltausstellung eine Universalausstellumg von Werken 3 ö , . werden . Die alljähr⸗ attfindende Ausstellung von Werken lebender Künstler wird di diese Aussftellung nicht pile ö

„L Art de battre les Prussiens (Die Kunst die Preußen zu schlagen“) ist der Titel einer soeben in Paris n nn, nn schrift, welche Hrn. Charles Mesmer zum Verfasser hat, shren kriegerischen Titel aber nur sehr indirekt rechtfertigt. Der Verfasser führt darin die wohlgemeinte These aus, daß Frankreich, wenn es je wieder in die Lage kame, sich mit Deutschland zu messen, seinen Feind durch geistige und sittliche Ueberle genheit schlagen müsse, was er mit hin verbringt, ist nicht ein militärisches, sondern vorwiegend ein Un⸗ terichtsprogramm.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Gum binnen, 15. April. (W. T. B) Die Rinderpest in . (Rußland) ist zuverlässiger Mittheilung 6 o schen.

Gewerbe und Pandel.

Zuverlässtgen Nachrichten zufolge hat der Kaufmann A. Gratschoff, Inhaber des finnischen Industriemagazins und kJ in Helsingfors seine Zahlungen ing ö

Verkehrs⸗Anstalten.

Der Bericht des schweizerischen Postdepartements über das Jahr 1875 enthält folgende Angaben über die Organisation und die Arbeiten des neugegründeten internationalen Po stbureaus: Das Per— sonal des internationalen Posthureaus besteht aus: I) einem Direktor, Hrn. Eugen Borel, der als schweizerischer Bundesrath und Vorsteher des Postdtpartements dem internationalen Poftkongreß präsidirte. Sein Gehalt, welcher auf 16,00) Fres, festgesetzt wurde, wird in den Rechnungen für 1875 nur pour mémoirs aufgeführt, indem Hr. Borel, welcher bis Ende des Jahres 1875 in seiner Stellung als Vorsteher der schweizerischen Post und Telegraphenver= waltung verblieb, auf den Gehalt der Direktorstelle des inter—⸗ nationalen Postbureaus verzichtete. 2) Einem ersten Sekretär, fran— zösischer Sprache, Hrn. Acsène Moret, ausgetreten aus der General⸗ Postdirektion von Belgien, wo er die Funktionen eines Bureauchefs ausübte; jährliche Beseldung 19,0090 Fres. vom September an. 3) Einem zweiten Sekretär, deutscher Sprache, Hrn. Hermann Galle, von der Generalpoftdirektion des Deutschen Reiches, hei welcher er als Geheimsekretär thätig war; jährlicher Gehalt 8000 Fres. 4) Einem Uebersetzer, jährlicher Gehalt 4000 Fres. vom 1. Oktober an, und zwei Kanzlisten, von denen der eine zugleich Haus diener ist. Der Bezug ihres Gehaltes, welcher 3000 Fres. jährlich beträht, begann für den einen den 1. September, sür den andern den 1. Oktober. Das Bureau beschäftigte sich in erster Linie mit der Herausgabe einer Fachzeitschrift in franzö— sischer, englischer und deutscher Sprache. Zwei Monate nach der ersten Ausgabe der Zeitschrift wurde eine Auflage von 4000 Exem⸗— plaren nöthig und es steht zu erwarten, daß diese Zahl bald nicht mehr genüge. Im Weitern befaßte sich das Bureau mit der Samm⸗ lung von Mittheilungen über den internationalen Dienst, mit Statistik und mit Vorschlägen für Auslegung des Postvertrags und für Abänderung des Ausführungsreglements. Das internationale Bureau hatte im Jahre 1855 Reinausgaben im Betrage von 20,002 Fr, 41 Ct. Für das Jahr 1876 ist demselben von dem schweizerischen Bundesrathe ein Kredit von 65,000 Fr. gewährt.

New - York, 15. April. Daz; Postdampfschiff des Nordd. Lloyd Main“, welches am J. April von Bremen und am 4. April von Southampton abgegangen war ist heute wohlbehalten hier angekommen.

New-Orleans, 15. April. Das Postdampfschiff des Norddz Lloyd „Frankfurt“, Kapt. F. v. Bülow, welches am 15. März von Bremen un' am 21. März von Havre abgegangen war, ist gestern via Havana roohlbehalten hier angekommer.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Weimar, Dienstag, 18. April, Nachmittags. Se. No jestãt der Kaiser ist um II Uhr hier eingetroffen und arg Bahn⸗ hofe von dem Großherzog und den Mitgliedern der Broßherzog⸗ lichen Familie empfangen worden. Der Großhee zog begleite Se. Majestät nach Eisenach, woselbst die Ankanft um 1 Uhr erfolgen soll. In Eisenach wird Se. Maiestät das Frůũhstück

einnehmen und um 2 Uhr die Reise nach Coburg fortsetzen=

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