Berlin, den 20. April 1876. Königlich Preußische Lotterie. (Ol ne Gewähr.)
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 153.
Königl. Preuß. Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn à 15,000 S½ auf Nr. 46.342. 3 Gewinne à 6000 S auf Nr. 12,932. 62, 805. 70,873. 43 Gewinne à 3000 (6 auf Nr. 1282. 1735
19932. 22,418. 243573. 24878. A, ISI. 27,320. 29, 934. 31,521. 32,607. 36,349. 36 422. 47,303. 47,9709. 48 314. 48.416. 498014. 49.955. 50. 888. 53,603. 53,793. 55 40. 57,172. 59012. 63517. 63,925. 65,131. 65,404. 69, 939. 70.886. 73 179. 73,582. 73,974. J5, 728. 78, 055. Ss, 133. 84,120. 84,923. 87,090. 90,7109. 3,518.
46 Gewinne à 1500 S0 auf Nr. 790. 3021. 6268. 7296. S624. 8718. 9454. 10151. 10,205. 17,089. 17,968. 23. 844. 24,A,940. 31,148. 31,A,805. 333885. 35,0985. 35,348. 35.768. 39,730. 41,103. 42024. 43.880. 46,0978. 503737. 50, 809. 56,076. 56,474. 60.3365. 65.084. 68,363. 69,616. 73, 101. 74,847. 76,757. 77301. 78,774. S3, 873. S7, 700. S8, 432. 980220. 91.216. 91,617. 93,155. 93,305. 94. 4838
7I Gewinne à So M auf Rr. 26. 1394. i784. 7887. 10021.
10,051. 10 149. 12,835. 133589. 15,038. 19,122. 20.492. 20,728. 21,263. 22.435. 22,462. 24,087. 25,494. 256, 866. 26021. 26,118. 26,386. 27,308. 28,638. 30,309. 33,677. 36.301. 42.551. 43,127. 43.445. 43,719. 44,078. 46,640. 48,437. 50 534. 50 841. 51,420. 51,682. 51,741. 52,574. 53,734. 54,381. 56 828. 57,820. 61,912. 61,966. 63,698. 67,823. 68,192. 69,609. 70,270. 70,329. 70,955. 71,293. 71,518. 72,990. 74,259. 76,498. 78,018. 78,985. 79,088. 81346. 81918. 82,661. 85,130. S5,283. S6, 383. S7, 945. 88, 289. 92 889. 94.497.
Aus Bogotä ist die Nachricht hierher gelangt, daß die
Ermittelung des Mörders des zu DOeana ermordeten deutschen Botanikers Albert August Christian Bruchmüller zwar noch nicht gelungen ist, daß aber die dortigen Behörden die erneute Weisung erhalten haben, der Untersuchung kräftigen Fortgang zu geben. Die Hinterbliebenen sind ermittelt, und der Nachlaß wird denselben seiner Zeit ausgeantwortet werden.
Die Ausstellung italienischer Innendekoratio nen im langen Saale der Kunstakademie.
Die Ausstellung italienischer Innendekorationen, die seit Kurzem in dem sogenannten langen Saale der Königlichen Kunstakademie eröffnet ist, führt ihren Ursprung auf die ihrer⸗ zeit auch an dieser Stelle besprochene „Ausstellung von Skizzen und Studien nach italienischen Dekorationen und Gegenständen der Kleinkunst“ zurück, die im Sommer 1874 während mehrerer Monate in den Räumen des deutschen Gewerbemuseums statt— fand und durch bereitwillig gewährte Beiträge aus den Mappen verschiedener Berliner Architekten und Maler ermöglicht worden war. Obgleich hier die meisten der dargestellten Gegenstände nur in Kopien verkleinerten Maßstabes, viele sogar nur in Bleistiftzeichnungen oder in leicht andeutenden farbigen Skizzen sich der Betrachtung darboten, so gewährten die vorhandenen Blätter in ihrer Gesammtheit doch ein überraschend reiches Bild der dekorativen Kunst Italiens und ihrer hiftorischen Entwickelung von der Antike bis zum Verfall der Renaissance. Mit dem dadurch erregten künstlerischen und wissenschaftlichen Interesse verband die Ausstellung aber zugleich eine in hohem Grade praktische Bedeutung. Sie lenkte die allgemeinste Auf⸗ merksamkeit auf ein Gebiet künstlerischer Thätigkeit, das aus naheliegenden Gründen bisher stets nur eine verhälinißmäßig untergeordnete Beachtung gefunden hatte, und erweckte damit den Wunsch, die Fülle mustergültiger und nach mehr als einer Seite hin unschätzbarer Schöpfungen deloratioer Kunst, die, über ganz Italien verstreut, in ihren Originalen zu einem nicht geringen Theile bereits dem nahen Verfall anheimgegeben sind, durch eine systematische Reproduktion für das Studium sowohl, wie für die Zwecke des kunstindustriellen Unterrichts zu erhalten.
Der von einem bewährten Lehrer des deutschen Gewerbe⸗ museums, dem Historienmaler Moriz Meurer entwickelte Plan eines dahin gerichteten Unternehmens fand die Billigung und Unterftützung der preußischen Regierung, und so kam ein Vertrag zu Stande, der bereits im Sommer 1875 eine erste, dem angedeuteten Zwecke gewidmete Expedition unter der Leitung des genannten Künstlers ermöglichte. Bei weiterem Fortgang des Unternehmens werden, wie im verflossenen Zahre, so auch fernerhin alljährlich während der vereinbarten Frist von acht Monaten bestimmte Gruppen der in Rede stehenden dekorativen Arbeiten nach den Anordnungen Meurers von drei technisch ge⸗ schulten, auf dem deutschen Gewerbenmuseum gebildeten Gehülfen mit größtmöglicher Genauigkeit in den Formen und Farben der Originale und, soweit es angeht, auch in deren Maaßstab kopirt werden, die so gewonnenen Nachbildungen aber in den Besitz des Staates übergehen.
Die gegenwärtig eröffnete Ausstellung umfaßt die Früchte der eben erwähnten ersten Expedition — eine stattliche Anzahl ohne Ausnahme trefflich gearbeiteter Kopien, deren vorzügliche Beschaffenheit sowohl dem dirigirenden Meister als auch den unter seiner Leitung thätig gewesenen Ge— hülfen, den Malern Franz und Arno Wetzel und P. Klinka, das beste Zeugniß ausstellt. So ungünstig auch mehrfach die Verhältnisse waren, unter denen die Arbeiten ausgeführt werden mußten, so sind doch durchweg Reproduktionen erzielt worden, die in ihrem Gesammteindruck wie in sämmtlichen Details den unverkennbaren Stempel voller Echtheit an sich tragen und überdies auch in der Wiedergabe der vielfach wechselnden beson— deren Behandlungsweise den Originalen in einem so hohen Maaße gerecht werden, daß sie dieselben, wie es die Absicht des ganzen Ünternehmens war, für den nachahmenden Künstler in demselben Grade zu ersetzen vermögen, wie für das eingehendste wissenschaftliche Studium. ;
Ihrer Herkunft nach vertheilen sich die ausgestellten Blätter auf vier Ortschaften und ebenso viele berühmte Bauten Ober— Italiens, auf die Kirche San Maurizio, das sogenannte Mo— nastero maggiore, in Mailand, auf die Santa Incoronata in Lodi, den Palazzo Doria in Genua und den Palazzo ducale in Mantua.
Der Frührenaissance gehört die wohlabgemessene, wenn auch im Detail noch keineswegs völlig freie Dekoration von San Maurizio an, die besonders charakteristisch durch eine ganze Bogenstellung aus der von dem vorderen Raum getrennten Dinter kirche vertreten ist. Die Bemalung der ihr zugehörigen beiden Pilaster mit dem darüber ausgespannken Rundbogen läßt in der bereits über die verschiedensten Theile der Architeklur ausgebreiteten, auf blauem Grunde in einem weißlichen Sleinton sich abhebenden und aus Pflanzenmotiven mit eingefügtem. figürlichen Schmuck
15,889.
komponirten Ornamentation die für diese Periode bezeichnende Nachahmung der Skulptur erkennen, deren Wirkung auch in den Feldern der kasettenartig bemalten Decke mit ihren vergoldeten Rosetten und Knöpfen mit bestem Erfolg angestrebt wird. Zu jener Bogenstellung und zu den Details der Decke gesellt sich ferner noch die Bemalung einer Bogenleitung, sowie diejenige verschiedener horizontaler Füllungen und mehrerer Pilaster von mannigfach wechselnder Ausstattung. Bei einigen der letzteren ist das Arabeskenwerk in der auch sonst vielfach beliebten Weise durch Medaillons und Polygone mit Halbfiguren von Bernar⸗ dino Luini unterbrochen, dessen Fresken der Kirche ihren bedeu⸗ tendsten Schmuck verleihen.
Die namentlich in der Ausschmückung der Decen häufig wieder tehrende Zusammenstellung eines goldigen Ornaments mit blauem Grunde ist in den der Santa Incoronata angehörigen Dekorationen auch auf die übrigen Theile der Architektur, vor⸗ züglich auf Pilaster und Brüstungen, ausgedehnt. An die Stelle der die Skulptur imitirenden Malerei tritt hier jedoch eine wirklich plastische Verzierung, die im feinsten Flachrelief die strenge Grenze stilvollster Behandlung genau innezuhalten weiß, ohne dabei etwa dürftig oder leer zu werden. Die Pilaster, Brüstungen, Friese und RKasetten, die hier aufgenommen wurden, zeichnen sich durch ruhig harmonische Raumfüllung und durch eine trotz des bescheidenen Aufwands von Mitteln doch keines⸗ wegs schwächliche Wirkung aus.
Ein um vieles energischerer Effekt bleibt allerdings erst einer späteren Periode, der sogenannten Hochrenaissance, vor- behalten, wie sie uns hier in der von Perin del Vaga her⸗ rührenden Ausstattung des Palazzo Doria in Genua entgegen⸗ tritt. Tie dekoratioe Malerei erscheint in dieser Schöpfung jeder Beschränkung enthoben; in voller Freiheit und Selbständigkeit nimmt sie die gesammte Architektur für sich in Anspruch und erzielt durch den phantasievollen Schwung der Komposition, durch lebendige und mannigfache Farbenkontraste und durch ge⸗ schickte Verbindung mit dem vergoldeten oder sonst ent⸗ sprechend gefärbten Stuckornament die denkbar reichsten Wir⸗ kungen, die zierliche Dekoration der Kuppelwölbung nebst meh⸗ reren anderen Details der Loggien des Palastes, sowie das durch eine kleine Skizze in seinem Gesammteindruck vergegen⸗ wärtigte Spiegelgewölbe der Sala dei Giganti, deren Zwickel und Stichkappen mit dem darüber, unmittelbar unter der Decke, hinlaufenden Friese in der Größe des Originals und in dessen kräftiger, in Blau, Braun, Gold u. s. w. gehaltener Färbung kopirt sind, veranschaulichen diese Periode der dekorativen Kunst in charakteristischer Weise durch eine ihrer hervorragendsten Leistungen.
Die reichhaltigste Gruppe der Russtellung ist endlich die⸗ jenige, welche die aus verschiedenen Zeiten stammende Aussstat— tung des Palazzo ducale zu Mantua repräsentirt. Die prunk⸗ vollsten Räume desselben, deren Anordnung von Giulio Romano herrührt, erscheinen in dem Gesammtcharakter ihrer Dekoration derjenigen des Palazzo Doria verwandt, dabei aber doch un⸗ gleich mannigfaltiger und phantasievoller. Dem auf den kräf⸗ ügsten Effekt abzielenden Jupitersaale, aus dem die Ausstellung eine vollständige Wanddekoration mit einer in dem weißen, ornamental umrahmten Grund vertieften muschelartigen Nische und der ihr vorgestellten Kaiserbüste enthält, der nich minder wirkungsvollen, vielfach getheilten und in den Profilen ihrer Gliederung in Gold und Roth dekorirten Deckenwölbung aus dem Compartimento Sticovali, sowie den üppigen Fruchtschnüren und Zwickelfüllungen aus demselben Theile des Palastes steht in dem Giardino pensile eine zierlich anmuthige, in ihren Motiven unerschöpflich reiche Ausschmückung gegenüber, die trotz ihrer ungebundenen Entfal⸗ tung doch an grazioser Erfindung mit den besten Vorbildern der Antike wetteifert. Das Edelste aber, was der Palast auf dem Gebiete der dekorativen Kunst der Nachbildung darbot, ist die auf blauem Grunde in Gold ausgeführte reizvolle Orna mentirung aus den Zimmern der Isabella d'Este, de⸗ ren Einrichtung, einer etwas früheren Periode an⸗ gehörend, dem Antonio Maria Viani verdankt wird. Die seltenste Freiheit des Details kann sich mit der köstlichsten Harmonie des Gesammteindrucks nicht inniger ver⸗ binden, als es in diesen wundervollen, bei all ihrem Reichthum doch zurückhaltend schlichten und noblen Dekorationen geschehen ist, unter denen die in ihren Vertiefungen abwechselnd mit runden und poly zonen Rosetten gezierte Kasettendecke auch hin⸗ sichtlich der delikaten malerischen Wiedergabe als eines der her⸗ vorragendsten Stücke der interessanten Ausstellung bezeichnet werden muß.
Weltausstellung Philadelphia 1876. II. (S. Nr. 90 d. BI.)
Die Beförderung der Aus stellungsgüter von dem Eingang des Aue ste lungsplatzes in Philadelphia bis auf den ihnen in den ver— schiedenen Gebãuden speziell zugewiesenen Raum wird von der General— direktion der Ausftellung bewirkt.
Die Höhe der hierfür geforderten Gebühren hatte zu Beschwerden Anlaß gegeben. Nach einem soeben angelangten amtlichen Telsgramm sind dieselben nunmehr gänzlich aufgehoben, so daß die Beförderung der Ausstellungsgüter innerhalb des Auestellungsplatzes bis auf die zu ihrer Aufstellung bestimmte Stelle gebührenfrei erfolgt.
Das Programm für die am 10. Mai stattfindenden Eröffnungs⸗ feierlichkeiten ist folgendermaßen festgesetzt: Um 10 Uhr 30 Mi— nuten Morgens, nachdem die eingeladenen Gäste ihre Plätze einge⸗ nommen haben, wird das aus 150 Mitgliedern bestehende Or⸗ chester unter der Direktion von Theodor Thomas die National. bymnen aller Nationen exekutires. Der Präsident der Vereinigten Staaten wird dann durch Gouverneur Hartrauft und eine militärische Eskorte zu seinem Sitze geführt werden. Darauf folgen: Großer Maisch, für die Feier komponirt von Richard Wagner. — Gebet. — Diꝛiiginalhymnen von J. B. Whittier. — Driginal⸗Cantate, Musik von Dndley⸗Buck von Connectieut; Worte von Sydney Lanier aus Georgia. — Kurzer Rappert über die Ausftellung durch den Präsidenten der Centennialkommission an den Präsidenten der Vereinigten Staaten. — Rede des Präsidenten der Vereinigten Staaten, am Schlusse die Ausstellung als eröffnet er— klärend, welche Erklärung durch Aufhissen der Flaggen, Geschütz⸗ salven, Glockengeläute und Händels Hallelujah“, gesungen von einem aus 600 Personen bestehenden Chor, begrüßt werden wird. — Die auswärtigen Kommifsäre nehmen hierauf Stellung bei den ihnen angewiesenen Plätzen im Hauptgekäude und der Präsident der Vereinigten Staalen, gefolgt von den Ausstellungskommissären, dem Finanzcomité der Ausftellung und den eingeladenen Gästen, be—= tritt das Hauptgebäude urter den Klängen der großen Orgel durch das nördliche Thor. Der Zug begiebt sich von dort nach der Ma— schinenhalle und dann, die Hauptavenue entlyng, nach der Mitte des Ausftellungsplatzegz. Auf ein vom Präsidenten der Vereinigten Staaten gegebenes Zeichen setzt sich die große Dampfmaschine mit den, 13 Acres bedeckenden, durch sie getriebenen kleineren Maschinen in Bewegung, und damit ist die Ausstellung eröffnet.
In den unteren Sälen des Justiz Ministeriums sind seit einigen Tagen mehrere Gegenstände für die Brüsseler Internationaleẽ Aus stellung für Gesundheitepflege und Rettungẽwesen aufgestellt. Es sind dies Pläne des Strafgefängnisses am Plötzensee, eine Mappe mit 49 Blättern r . der inneren Einrichtung dieser Anstalt und Bauprojekte ein neues Kriminalaericht und Unter- suchungegefängniß auf Alt ⸗ Moabit bei Berlin, endlich ein 4 Meter langes und 15 Meter breites Modell der ge⸗ sammten Gefängnißbeamten.,, Dekonomie⸗ 2c. Gebäude, welche das Gefängniß zu Plötzensee ausmachen Dieses Modell stellt die gesammte Anlage als eine kleine Kolonie dar, in welcher etwa 1400 Gefangene, die erforderlichen Beamten und deren Familien beherbergt werden. Für letztere sind siebzebn Häuser aufgeführt. Im Uebrigen sieht man die Gefängnißflügel für gemeinsame Haft, Für JIsolirhaft, die Arbeitsbaracken und das neue Gebäude für juzendliche Sträflinge im Alter von 12 bis 18 Jahren. Ebenso sind die Heiz-, Ventilations⸗, Wasser⸗ und Kanalisationsanlagen dargestellt, auch das Rieselfeld bat seinen Platz auf dem Modell gefunden. Letzteres ist von Sträflingen angefertigt.
Daz Schiller Denkmal für Marbach, das an des Dich⸗ ters Todestage, am 9. Mai, enthüllt werden soll, ist aus der Werk- stätte des Erzgießers Pelargus hervorgegangen. Die Statue ist von dem im Sommer vorigen Jahres gestorbenen Bildhauer Rau aus⸗ geführt. Der „St. A. f. Württemberg“ schildert dieselbe wie folgt: „Die Statue stellt den Dichter in doppelter Lebensgröße in der Tracht
seiner Zeit — langem Rock mit breitem Kragen und gestick— ten Taschen, gestickter langer Weste, Kniehosen und Schnallen schuhen — dar. Haltung und Augdruck des Kopfes ist frisch,
frei, begeistert, wie denn das Werk augenscheinlich in einem gewissen Gegensatz zu Thorwaldsens Statue gearheitet ist. Die Portraäͤtähnlichkeit ist eine frappirende, die ganze Einzelausführung sehr sorgfältig. Das Ganze macht dem Geist unserer Zeit entspre= chend einen realiftischen Eindruck, und die Wirkung des Standbildes wird augerscheinlich mehr in der Porträtähnlichkeit und lebensvöllen Wiedergabe der individuellen Züge der ganzen hiflorisch so gewesenen Persönlichkeit gejucht, als in solchen Attributen, solcher Stellung, wie wir sie uns iypisch einem Dichter beigelegt denken möch⸗ ten. — Das Piedestal, aus röthlich grauem Sandsteine, steht auf der Marbacher Schillerhöhe, einem das Neckarthal be⸗ herrschenden Aussichtspunkte mit schönen Anlagen, bereits fertig und macht dem Erbauer, dem Professor Dollinger am hiesigen (Stuttgarter) Polytechnikum, Ehre. Es ist so gestellt, daß Schiller über dem rechten Ufer des Neckarthales rechtwinkelig dem Flusse zu schauen, rechts von sich Marbach, links den Anblick von Ludwigsburg und demgemäß eine westnordwestliche Aussichtelinie haben wird. Die Krönung des Piedestals nägt auf den vier Ecken je eine tragische Maske; dieselben sind durch Guirlanden verbunden. Ueber der vorderen Guirlande trägt ein Schild die Namen Marbach, Stuttgart, über der rechteseitigen ein gleicher Schild, den Namen Mannheim, über der linksseitigen Jeng, über der rückseißigen Weimar. Auf der vorderen Mittelfläche des Postaments steht Schillers Name, Geburts. und Todestag, auf der Seitenfläche rechts das Schillersch: Distichon: ; Hier ist ewige Jugend bei nimmer versiegender Fülle, Ünd mit der Blume zugleich brichst du die goldene Frucht.
Auf der linken Seitenfläche:
Wie mit dem Stab des Götterbeten,
Beherrscht er das bewegte Herz,
Er taucht es in das Reich der Tedten,
Er hebt es staunend himmelwärts. . Die Hinterfläche trägt aus Goethes Epileg zur „Glocke“ die Zeilen:
Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.“
Die deutsche Sbakespeare Gesellschaft, welche am 23. April ihre Jahresversammlung in Weimar zu halten beabsich tigte, ist durch eine Reihe unvorhergesehener Vorkommnisse darin ge— hindert worden. Die Generalyersammlung findet in Folge dessen erst am 7. Mai statt. Die Festrede wird Prof. Dr. Deliuz aus Bonn . der eben von einem längeren Aufenthalt in Rom zurückge⸗ ehrt ist
Auf den 7. Juni d. J. fällt der Tag, an welchem vor 2060 Jahren Paul Gerhardt in Luͤbben N. L. starb. Dem Dichter der Lieder: „O Haupt voll Blut und Wunden“, „Befiehl Du Deine Wege“ an diesem Tage cin würdiges Denkmal zu setzen, hat unterm 30. v. M. ein aus den heworragendsten Persönlichkeiten seines Todegortes und der Niederlausitz überhaupt bestehendes Comits einen Aufruf an die Evangelischen Deutschlands erlassen. Es besteht die Absicht, ein in Lübben zu verwaltendes Stipendium für evangelische Theologie Stu— dirende Deutschlands unter dem Namen Paul⸗-Gerhardt⸗Stif⸗ tung zu gründen. Beiträge nehmen entgegen die Herren: Grosse, Landesbestallter der Niederlausitz; Gruber, Prediger; Frhr. von Hou⸗ wald, Landsyndikus der Niederlausitz; Albert Höhne, Stadtverord⸗ neter; Koberstein, Bürgermeister; Br. Loescher jun., Sanitäts Rath. Ad. Meyer, Rendant; E. Mattern, Stadtverordneter; v. Putikamer. Königl. Landrath; Max Richter, Buchhändler; Schüßler, Senator; Wahn, V. Gen. Superintendent; Wagner, Schuldirektor.
Caub, 18. April. (Rhein. Kur.) Der drohende Berghang soll in den letzten 24 Stunden um mehr als einen Meter vorgerückt sein. In Folge dessen wurden die Bewohner von 15 Vorder⸗ und Hinterhäusern, etwa 30 Familien, polizeilich ausgewiesen, resp. ihnen das Bewohnen der Häuser zur Nachtzeit untersagt.
Theater.
Residenz- Theater. Fr. Charlotte Wolter ist von ihrem Unwohlsein wieder vollständig genesen, doch ist inzwischen ihr Urlaub abgelaufen. Die Künstlerin wird deshalb nur noch ein Mal auftreten und sich als Messalina“ vom Berliner Publikum für dies mal verabschieden. Diese Abschiedevorftellung, welche am Freitag, 21. d. M. definitiv statifindet, ist zugleich das Benefiz der Gastin.
— Wolters dorf - Theater. Die Wiederholungen der Pohlschen Posse ‚Verfehlter Beruf“ fanden ein animirtes Publikum, welches die Novität mit Beifall aufnahm und die Akt⸗ schlüsse sowohl, als die effektvollen Gesangsnummern des Stückes durch Applaus auszeichnete. Die Vorstellungen waren sehr gut besucht. Ganz besonderer Auszeichnung hatte sich eine neue, von Frl. Pagay im zweiten Akt der Posse gesungene Einlage an den letzten Abenden zu erfreuen.
— Im Belle ⸗Alliance⸗Theater findet morgen eine Extra Vorstellung statt, deren Ertrag einem wohlthätigen Zwecke ge— widmet ist. Zur Aufführung gelangt „Der Trödler“ von Brachvogel. Am Sonnabend findet der bereits angekündigte Historische Lustspiel⸗Abend statt. Dieselbe ist zusammengesetzt aus den Werken namhafter Autoren verschiedener Jahrhunderte. Das 16. Jahr⸗ hundert eröffnet den Reigen mit Hans Sachs, das 17. folgt mit Jacobus Ayrer, das 18. mit Gottlieb Prehauser, während das 19. Jahrhundert durch S. Haber vertreten ist. — Diese Vorstellung hat bei ihren Aufführungen im Wiener Stadttheater einen großen Erfolg erzielt.
Hr. Mußk⸗Direkter B. Bilse wird mit seiner aus 63 Künstlern bestehenden Kapelle in der Sommersaisen eine große Cencertreise unternehmen, welche in der Zeit vom 2. Mai bis 15. September 130 Concerte umfaßt. Der gesammte Ueberschuß fließt in die Kasse des Vaterländischen Frauenvereins unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin⸗Königin.
ö Redaetenr: F. Preh m. Berlin: 2
Verlag der Erpedition (R es seh. Druck: Ww. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen Beilage).
Er ste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
* 24.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Berlin. Der Abg. Miquel hat in seiner Eigenschaft als Vor- sitzender der Reichs Ju stizkommission bei deren Mitgliedern in einem Cirkular angefragt, ob es ihnen genehm sei, aa 2. Mai zu den Berathungen in Berlin wieder jusammenzutreten. Die Konkurs— ordnungs- Kommission trüt am 20. Mai zusammen.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Berlin. Die Subkommisston der Städteordnung s⸗Komm is⸗ sien hat auch während der Ferien ihre Arbeiten fortgesetzt. Sie hat die Beschlüsse der ersten Lesung bis §. 966 vellständig redaktionsfertig ge macht. Außerdem hat sie die Miquelschen Anträge wegen der fakul— tativen gemeinschaftlichen Sitzungen der Magistrats⸗ und Stadtver ordneten Kollegien dahin angenommen, daß jedes Kollegium in einer einen Gemeindebeschluß erheischenden Angelegenheit eine gemeinschaft ⸗ liche Sitzung verlangen kann; die Abstimmung soll jedoch — entgegen einem von anderer Seite geftellten Antrage, welcher den Modus des Durchstimmens vorschlug — getrennt erfolgen. — Sodann liegt eine Reihe von auf die Polizei bezüzlichen Anträgen von den Abgg. Miquel, Kieschle und Richter vor. Das Wesen der Miquelschen und KLieschke'schen Anträge läßt sich dahin charakterisiren: Die Ortspolizei steht dem Magistrat und nicht dem Bür—⸗ germeister zu, zugleich ist der Magistrat aber auch ver—⸗ pflichtet, falls der Bürgermeister oder der erste Bei—⸗ geordnete diese Geschäfte nicht übernimmt, aus seiner Mitte eine Person zu delegiren, welche die Leitung des exekutiven Pelizeipersonals und die Polizei⸗Anwaltschaft übernimmt uns als Hülfsbeamter der gerichtlichen Polizei fungirt. Diese Person unterliegt der Bestatigung des Regierungs ⸗Präsidenten. Die Ortspolizei Verordnungen bedürfen der Zustimmun der Stadtverordneten; wird dieselbe verweigert, so entscheidet auf Antrag des Magistrats der Bezirksrath. Der Land⸗ rath soll nur in eiligen Fällen Anordnungen in Betreff der Hand- habung der Sicherheitspolizei in Städten unter 5000 Einwohnern treffen können, vorbehaltlich der definitiven Entscheidung des Regie⸗ rungs⸗Präsidenten. In Städten über 25,9000 Einwohnern und in Festungen kann die Staatsregierung einer besonderen Staatsbehoöͤrde die Sicherheitspolizei (Verhütung und Verfolgung strafbarer Hand⸗ lungen) übertragen; auch in diesem Falle muß jedoch den Städten die Bau⸗ und Sanitätapolizei, die Aufsicht über gewerbliche Anlagen, das Versicherungswesen, die Errichtung öffentlicher Tranzportanstalten und öffentlicher Märkte verbleiben. Ein vom Provinzialrath zu er lassendes Regulativ wird für diesen Fall die beiderseitigen Befugnisse näher regeln.
Ueber die Flotte Großbritanniens
haben im engliichen Parlament interessante Debatten stattgefunden, in deren Verlauf Mr. Reed, der frühere Schiffsbaumeister der Königlichen Marine, auch die deutsche Flotte berührte, aus denen die N. A. 3.“ folgende Mittheilungen macht. Mr. Reed ist aus technischen Gründen für eine Vermehrung der nationalen Panzerflotte, denn die 15 Panzerschiffe, welche mit Ablauf dieses Jahres für die Schlachten zur See disponibel wären, genügten nicht, sie hätten nur 13,500 Tonnengehalt mit 91,300 Pferdekraft, während Frankreich S4 0600, Deutschland 53, 000, Rußland 29, 06990, Italien 37000, Türkei 59. 000, Oefterreich 35, 000 n hätten, daß Frankreich im Bunde mit einer anderen Macht England überflügele.
Deutschland verfügt, nach Reed, über 8, den vorstehend ge— nannten englischen gleichzustellende Panzerfahrzeuge. —̃
Die französische Marine hat zwar einige schwache Schiffe, die aber bei einem Vergleich doch zu erwähnen sind; es hat 3 Fahr— zeuge ersten Ranges mit 73 zölligem Panzer und je 4 21.Tons - Ge— schuͤtzen, und 9 andere, von denen allerdings 4 erst in diesem Jahre fertig werden, mit 8z — 5 zölligem Panzer und mit Geschützen von 21 bis 8 Tons. Im vorigen Jahr wurden 30 Mill. Fres. jährlich für neue Schiff sbauten bewilligt; 50 Schiffe (7 Panzerschiffe 1. Klasse, 5 zweiter, 8 für Küftenvertheidigung, 4 Kanonenboote 1. Kl., g Kreuzer, 4 Avisos, 8 Transportschiffe und 4 zerlegbare Kanonen boote sollten in den nächsten 5 Jahren in Angriff genommen werden.
In diesem Jahre werden die genannten 4 großen Panzerschiffe fertig gestellt und außerdem 2 Kanbnenboote J. Kl, 1 Kreuzer 2 Kl. und 4 zerlegbare Kanonenboote; unter den im Bau bleibenden be—⸗ finden sich 1 Panzerschiff von 12 Zoll und. 55 Tens -Geschützen und 2 andert von 11 Zoll und 24 Tons. Geschützen. . —⸗
Rußland wird Ende 1876 5 Hochsee⸗Panzerschiffe von 4 bis 15 Zoll Panzerftärke und einer artilleristischen Ausrüstung von 9) bis 40 Tong ⸗Geschützen haben. *. ö .
Ftalien besitzt 8 Panzerschiffe; zwei sehr mächtige Krieg fahr zeuge bestnden fich auf dem Stapel und werden im nächsten Jahre vollendet fein. Die 8 fertigen Schiffe sind: Venezig“, „Prinzipe Amadeo“, Palestro“, Ancona“, „Regina Maria Pia;, Castel⸗ sidardo“, , St. Martino“, „Affondatorer, vom 5zoͤlligen bis giölligen, vom 12. bis zum 18 Tons -Geschütz steigend.
Oe st er reich hat 7 Panzerschiffe, „ Cuftozza“, Erzherzog Al⸗ brecht⸗, „Kaiser' „‚Lissa? mit 66 — zzölliger Panzerstärke und 123 und 21 Tona. Geschkitzen, und drei Fregatten, ‚Kaiser Ferdinand Max, „Don Juan“, „Prinz Eugen.“ . . n
Die Türkei hat zahlreiche, sehr kriegsbrauchbare Schiffe, näm— lich 14 Fahrzeuge (1 mit 1265lligem, 1 mit Szölligem 4 mit 9 zͤlli⸗ em Panzer und 12 Teng ⸗Geschützen, 4 kleinere mit & resp. Izölligem — 5 uad 12 Tons Geschützen, A mit unbekannter Panzerflaͤrke und 12 Tonz ⸗Geschützen, L mit i235lligem Panzer und 4 25 Tons Ge⸗ schützen. Außerdem ist von den beiden schwerften Schiffen je ein Schwesterschiff in England noch im Bau und schon ziemlich weit vor— geschritten. Bie türkischen Schiffe haben also im Totaldeplacement von 66 5060 Tons und 4. 000 angezeigter Pferdekraft.
Berlin,? Donnerstag, den 20. Axril
Sehr abweichend von diesen Angaben sind die des englischen Marine Ministert, M. Ward Hunt, welcher behauptete, Mr. Reed habe zu Ungunsten Englands gerechnet Nach Mr. Hunt besitzt Eng. land jetzt 27 Dochsee Panzerschiffe, 0 davon seien feeferrig, eines tritt im Anauft, drei andere noch in diesem Jahre hinzu, die anderen 4 werden möglichst schnell gebaut.
Woallte man, wie Mr. Reed, England nur mit 12 disponiblen Panzerschiffen gelten laffen, so könnten Frankreich nur mit 5, Italien mit 4. Deutschland mit 3, Rußland und die Türkei nur mit 1 Pan- zerschiff in Rechnung kommen; und keine dieser Mächte, besäße Schiffe wie die ‚Devastation“ und der ‚Thunderer‘. Enzland würde 18576 14 Panzerschiffe, darunter nur 1 von Holz, Frankreich 9, alle von Holz, im Dienst baben. In der ersten Reserve wür⸗ den sich in England 12, sammtlich von Eisen, in Frankreich 17, darunter nur 3 eiserne, befinden. In Reparatur und der Vollendung nahe seien in England 9, darunter 2 boöͤlzerne, in Frankreich 3, alle von Helz; im Bau in England 6 eisenne, dabor 3 laid vollendet, in Frankreich 13, darunter Tur 1 eisernes. Das Verhältniß der englischen zur fran zösischen Flotte sei daher wie 10 zu 75, England ist also bei einer Vereinigung der französischen 4 anderen Flotte in Betreff seiner Seestreitkräfte hinreichend gesichert.
Indem nun die N. A. Z.“ die Angaben Reedz mit denen des Chefs der englischen Admiralität vergleicht, findet sie den Grund der Verschiedenheit in der verschiedenen Basis, auf der die Vergleiche be⸗ ruhen Mr. Reed hat das Deplacement und die Pferdekraft zu Grunde gelegt, diese Vergleichsbasis habe aber nur untergeordneten Werth und müsse vom militärischen Standpunkt ganz außer Acht ge⸗ lassen werden. Es handle sich 5 nur um die Frage, welche Panzerschiffe noch zu den Schlachtschiffen zu rechnen seien; da diese Schiffe aber in allen eurepäischen Staaten in Schnelligkeit und Be— weglichkeit ziemlich gleich seien und als Offensivwaffe auch einen Sporn haben, so bleibe für den Vergleich ur die Panzerstärke übrig. Die untere Grenze sei eine Stärke von 20 Ctm. ; Schiffe mit schwächerem Panzer könnten heut zu Tage nicht mehr als Schlachtschiffe gelten. Hält man nun die Panzerstärke von 20 Etm. als untere Grenze fest, so stellt sch das Verhältniß mit Schluß des Jahres 1876 wie folgt:
In England sind alsdann 10 Fahrzeuge (. Devastation“, „ Thun⸗ derer? Dreadneught“', Sultan“, „Herkules“ und 5 Schiffe der Audaciousklasse (J. h. Panzerfregatten mit gepanzerter Oberdeck batterie) bereit, alle anderen müssen außer Betracht bleiben, da ihr Panzer schwächer als 20 Ctm. ift und von den noch im Bau befindlichen die mit stärkerem Panzer versehenen Schiffe Alexandra und „Shannon“ in diesem Jahre noch nicht ihre Vollendung erfahren dürften. In Frankreich sind zu diesem Zeitpunkt 6 Schiffe („Richelien“, Colbert“, Trident“, „Marengo“, ‚Octan“, . der oben⸗ genannten Kategorie vorhanden; in Deutschland 5 ( König Wilhelm“, „Kaiser“, Deutschland', Preußen“ und Friedrich der Große“), in Desterreich 2 („Custezza?, „Erzherzog Albrecht), in Italien 2 (Principe Amadeo“, „Palestro“, in Rußland 1 ((Peter der Große“), in der Türkei 2. . .
Danach sei also die Superiorität Englands unzweifelhaft. Aber ganz Unrecht habe auch Mr. Reed nicht, da im Fall der Noth iede RNalion ihre auch schwächer als 20 Ctm. gepanzerten Schiffe ins Gesecht schicken würde. Dann aͤndern sich aber die oben angeführten Zahlen bedeutend. Rechnet man alle seegehenden Schiffe bis zu einer Panzer⸗ stärke von 12 Ctm. hinzu so ergeben sich für England im Ganzen 18 Schiffe, wobei 3 Schiffe (. Minotaur“,.. Agincourt“,, Northumberland), außerordentlich geringe Manöprirfähigkeit haben und demzufolge nicht leicht in eine Schlachtflotte eingesftellt werden dürften, inbegriffen sind. Frankreich würde dann ohne die Schiffe der Almaklasse (d. h. Panzer⸗ forvetten mit festen Panzerthürmen auf dem Oberdech über 14 Schiffe und mit den letztgenannten sogar über 22 Schiffe zu verfügen haben. Deutschland häfté 8 Schiffe, Desterreich 6, Italien 3, Rußland 2, die Tuͤrkei 6 zur Verfügung. Dadurch also stelle sich das Verhäliniß für Erg⸗ land weit ungünstiger. Denn wenn auch unter den französischen Schiffen meist bölzerne und mehrere ältere sich befinden, so seien ste darum nicht ohne Weiteres für unbrauchbar zu erklären, wenn auch ihr Werth verringert sei. Auch dürfe man kein so großes Gewicht auf ein einzelnes Schiff lezen, wie die . Admiralität auf die „ De⸗ vastation“ (lieselbe bildet einen besonderen Schiffsippus und ist ein verbesserter Monitor). Rußlands „Peter der Große“ könne sich wobl
mit ihm messen; wenn aber auch kein anderer Staat ein ihm eben- burtiges Schiff besitze, so sei es doch zweifelhaft, ob die ‚Devastation“ dem kombinirten Angriffe mehrerer schwächerer Schiffe mit ihrem Sporn und ihrer zrößeren Manövrirfähigkeit widerfte hen könne. Es hänge da= her Allez so sehr von den verschiedenen Kombinationen ah, daß eine Aufzählung der Streitmittel allein gar keinen Schluß auf die Superiorifät oder Inferiorität gestatte. —
Das Resultat der ganzen Untersuchung ist nun, daß England bei der Zahl seiner vorhandenen und im Bau begriffenen Panzer schiffe unter Berücsichtigung der diesem Lande zur Verfügung stehen den kolossalen Hülfsmitkel wohl in der Lage sei, auch mit dem gegen wärtigen und dem durch die in der Ausführung begriffenen und ge—
lanten Neubauten zu erreichenden Bestande an gepanzerten Schlacht- n den ersten Rang unter den Seemächten der Welt zu be— haupten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin, 20. April. Gestern wurde in der großen Aula der hiesigen Universitãt der diesjährige Chirurgen -⸗-Kongreßmit einem Vortrage des Professors Esmarch aus Kiel über die antiseptische Verhand- methode, welche bekanntlich von ihm in die Chirurgie neu eingeführt worden ist, eröffnet. Der Kongreß wird bis zur Mitte der nächsten Woche tagen und während dieser Zeit die hiesigen chirurgischen Kliniken — pie Bardelebensche Klinik in der Königlichen Charité, die Langen becksche Klinik und das Augusta⸗Hospital — besuchen.
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1876.
— Die „Allg. Ztg.“ meldet aus München vom 18. April: 2 Professor Neureuther, nach dessen Plänen bekanntlich das ebäude für die Kénigliche Akademie der bil denden Künste erbaut wird, ist nach Italien abgereist, un an Ort und Stelle die für den großen Prachtbau erforderlichen Marmorstücke zu erwerben.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Berlin. Durch einen Bericht, welchen der Ober Amtmann Deutsch kürzlich dem Minister für landwirthschafiliche Angelegenheiten er⸗= stattet hat, ist, wie die Nat. 3. mittheilt, festgestellt, daß im Tel- towschen Kreise eine Strecke von mehr als fünf Duadratmeilen von Steglitz bis Trebbin, mit Milliarden von Heuschreckeneiern infizirt ist, die ca. 3 Zoll unter der Erde in etwa 2 Zoll langen Klum pen zusammensitzen und bereits so weit entwickelt sind, daß das Aus- kriechen der jungen Brut in den nächsten Tagen erwartet werden darf. Ueberall sind deshalb die Bauern emsig thätig, die Aecker um⸗ zupflügen und die Eier zu sammeln, die sodann mittelft Einstampfen unschädlich gemacht werden.
Rom, 16 April. (Ital. TB.) Aus allen Provinzen treffen die besten Nachrichten über den Stand der Saaten im Acerbau-⸗ Ministerium ein.
Gewerbe und Sandel.
Aus dem Geschäftsbericht der Breslauer Dis kontobank Friedenthal C Co. heben wir Folgendes hervor: Die Komman⸗ diten Gleiwitz und Dresden wurden aufgelöft, es beftehen jetzt noch Kommanditen in Cosel, Glatz, Halle a. S. und Cöln, deren Kapital 1216,18 46 beträgt. Der Gesammtumsatz betrug in runder Summe 1217 Mill., mithin pro Tag durchschnittlich rot. 3, 330, 000 MW — An dem Rückkaufe von 1 Mill. Thlr. eigener Aktien hat die Bank einen Gewinn von 888,135 M gehabt, welcher nach Abzug der Coursverluste an anderen Effekten mit 237,114 (66 den auf Gewinn⸗ und Verlust« Konto verbuchten Gewinn⸗ betrag von 651,00 S läßt. Auf Konsortial Conto wurden um⸗— gesetzt im Debet 6 086,982 S, im Kredit 5,887,607 M, Saldo am 31. Dezember 1875 199,375 6 Das Gewinn⸗ und Verluft⸗Conto weist im Ganzen einen Brutto⸗Gewinn von 1,745,319 6 aus. Hier⸗ von sind abzuziehen: die Handlungsunkesten, Verluste und Abschrei⸗ bungen mit 1,391,166 M, ferner: 5 0½ für den Reservefonds mit 17,707 M, zusammen 1408, 873 S½ , so daß der vertheilbare Gewinn unter Vortrag eines Gewinn⸗Saldos von 6446 MS — 330000 gleich 2 n des Aktienkapitals beträgt.
— Nach dem Rechenschaftsbericht der Bank für Elsaß⸗ Lothringen betrug der Totalumsatz in Straßburg 4883 Millionen, in der Succursale in Metz 142 Millionen und in der zu Mülhausen 240 Millionen. Der Reingewinn betrug 63607? Fr. Die Aktionäre erhalten als Zins und Superdividende 70/9. In die ordentliche Reserve kamen 31,803 Fr. und in die außer⸗ ordentliche 108201 Fr. Die Totalreserve beträgt gegen⸗ wärtig 482691 Fr. oder 8 oo des eingezahlten Kapitals, so daß das eigentliche Erträgniß jeder Aktie sich auf gro belsuft. — Die An— theilsverschreibungen dieser Anstalt befinden sich großentheils in hei⸗ mischen Händen. An der Spitze der Verwaltung stehen die Straß⸗ burger Banquiers H. Klose, L. Gouvel und L. Blum - Auscher.
Wien, 19. April. (W. T. B.) Das an der Börse verbreitete Gerücht, daß die Anglobank bei der Liquidation der Anglo⸗— Hungarian⸗Bank Verluste erleide, wird von der „Presse“ als unbegründet erklärt. — Die österreichische Kreditanstalt hat eine außerordentliche Generalversammlung auf den 1. Juni . aus⸗ geschrieben. Auf der Tagesordnung für dieselbe steht der Antrag auf Statutenänderung, nach welchem die bisher im Januar erfolgte Zahlung einer Abschlagsdividende künftig unterbleiben soll.
Pest, 19. April. (W. T. B.) Die auf heute anberaumte Generalversammlung der Aktionäre der Kaschau- Oderberger Bahn ist auf die Berathung der Tagesordnung nicht eingegangen. Der Aktionär Herz beantragte Auflösung der Versammlung, weil dieselbe nicht legal einberufen sei; die deutschen Aktionäre wider sprachen. Der Verwaltungsrath erklärte nach kurzer Berathung, er sehe 9 Einberufung ebenfalls als illegal an, weil die Tagesordnung nicht deutlich angegeben sei. Der Präsident schloß darauf die Ver= sammlung; die Einberufung einer neuen Generalversammlung wurde sofort an geordnet. . ö 3
Paris, 19. April. (W. T. B.) Die Kommission zur Prüfung der Lage des Gotthardtbahn-⸗Unternehmens wird, wie der „‚Agenck Havas“ aus Bern gemeldet wird, ihre Arbeiten bis zum Mai vorauszsichtlich noch nicht beendigen können und wird daher wahr— scheinlich die internationale Konferenz vertagt werden.
Berkehrs⸗An stalten.
Southampton, 19. April. Das Postdampfschiff des Nordd. Lloyd „Neckars, welches am 8. April von New. York abgegangen war, ist gestern Abend wohlbehalten hier angekammen, und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und La— dung die Reise nach Bremen fortzesetzt. Der „Neckar überbringt 157 Passagiere und volle Ladung. .
St. Petersburg, 19. April. (W. T. B.). Das Eis der Newa hat sich gestern hier in Bewegung gesetzt. Heute ist die Temperatur 14 Grad Röéaumur im Schatten.
— Die „Rivista maritima“ meldet: Die it glienische Firma E. Pallas u. Co. irn London hat die Konzession zur Da mpf⸗ schiffahrt auf dem Nicargguasee und dem ihm entströmenden Flusse bis zu seiner Mündung ins Caraibische Meer bei San Juan del Norte oder Greytown mit Subsidien der Regierung von Nicaragua erhalten. Da in Greytown die englischen Postdampfer anlaufen, so wird Nicaragua dadurch in regelmäßigen Verkehr mit Eure pa ge bracht Die Dampfer der Nicaragualinie werden unter italienischer
Flagge fahren.
s w Deffentlicher Anzeiger.
K X Inserate für den Deutschen Reicht ⸗ u. Kgl. Preuß. Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das ö ; ̃ — z U . 3. ĩ ie Ki i 8 ; Industrielle Etabli ts, Fabriken un Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen Expeditienen de hastblatt nimmt a1 zin än e eren mn . . e,, z inn. K „In validendank⸗ Rudolf HMosse, Haasenstein des Beutschen Reichs · Anzrigerz and Königlich u. erg . 6. Verschiedene Bekanutmachungen. & Vogier, G. 8. Daube & Co.,. E ,. Preußischen Atauts Anz eig es: 3. Verkäufe, Ver pachtungen, Submissionen ete. ö. e, , Anzeigen. . Büttner & a, , , , . größeren W. Wilh . 4. Verloosung, Amortisation, Linszahlung S8. Lheater-Anzeigen. er Börsen- = — XK et e, n e eee ee, en e. n. 8. ö. öffentlichen Papieren. 9. Familien- Nachrichten. beilage. E — —
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GSnbhastatisnen, Anfgebote, Vor⸗ ladungen n. dergl.
In unserem Depositorio befindet sich das über
den Vorschriften der 88. A9 seg, Tit. 12 Thl. I. auf den des A. L. R. verfahren werden wird. * den 8. April 1876. — önigliches Kreisgericht. II. Abtheilung.
werden. Die
56 Jahre alte Testament der Wittwe Maricke Blisczinnus, geborne Bendsicke, aus Palinkuhnen vom J. April 1820. Da bisher von Niemanden 3 die Publikation dieses Testaments nachgesucht wor 3374
fordern wir alle Diejenigen, welche ein gegründetes bis 136,
Publikation binnen 6 Monaten bei unt nachzusuchen, an Dit und widrigenfalls mit dem vergedachten Testamente nach
Verkaufe, Verpachtun gen, Submissionen ꝛc. Detauntmachung. . den, noch sonst von dem se. oder 3 der en 4 * . k . der König⸗ i ĩ 8 annt geworden ist, so lichen Porzellan⸗Manufaktur, , , cke der Klein beerenstraße stehende 2037 M. Interesse nachweisen können, auf, die Testaments⸗ lange und 1 ö breite Fachwerkschuppen soll elle - am Montag, den 24, Nachm. 3 Uhr,
nahme ausgelegt. Berlin, den 14 April 1876.
August Lanz. öckernsfraße Nr. 125 13077
sowie die Verkaufsbedingungen sind im Bureau des schafft werden. Unterzeichneten täglich von 8 — 11 Uhr zur Kenntniß⸗ bis zum
Der Königliche Baurath
Bekanntmachung. ut
Der Bedarf von ungefähr 2000 Kubikmeter eingesehen und unterschrieben haben. kiehnen Klobenholz und 2000 Kubikmeter Torf fuͤr die unterzeichnete Anstalt für die Zeit vom
Abbruch öffentlich meistbletend verkauft] 1. Juli 1876 bis Ende Juni 1877 zur, direkten Taxe und Zeichnung des ,, Einlieferung nach Bedarf soll durch. Submission be—
Versiegelte Anerbietungen werden
„28. April d. J., Vormittags 10 Uhr,“ im Geschäftszimmer der Anstalt entgegengenommen. . Die Eröffnung der eingegangenen Offerten erfolgt ( Cto. 145/4) in dem anberaumten Termine in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten. Es können aber nur die Submittenten berücksichtigt werden, welche die im Bureau der Anstalt ausgelegten Bedingungen
otsdam, den 5. April 1876. . großes Militär ⸗Waisenhaus.