noch nicht obgehoben: 35393700 , in der Feststellung begriffen
7 Darlehr zgesuche auf Grundstücke, zum Feuer oersicherungs werthe von öl41300 ννς, im Laufe des Monats April er. angemeldet 6 Grund stücke mit einem Feuerverficherungswerthe von 686, 050 4,
— In der Generaiversammlung der Aktien⸗Gesellschaft für Feilenfabrikatöon (vorm. Schaaf) wurde die Bilanz co 1875 genehmigt und bestimmt, daß die Dividende von 31 / — O M vom 3. Mai ab zur Auszahtung gelangen soll.
Paris 1. Mai. (W. T. B.) Die Gruppe der französischen In haber von Obligationen der ägyptischen Staatsschuld halte heute eine Zusammenkunft, um die von dem Khedive betreffs der Einlösung der Coupons gemachten Vorschläge zu prüfen. Der Messager de Paris“ glarcbt, daß die Annahme der Bedingungen noch im Laufe des heutigen Abends nach Kairo telegraphisch ge⸗ meldet werden würde. — Gutem Vernehmen nach hat der Khedive
verlangt, daß auch ein öͤsterreichischer Kommissar der Schuldenkom— misston beitreten möge. .
— Die Warschauer Kommerzbank hat in ihrer General— versammlung vom 25. v. M. die Dividende pro 1875 auf 90½ oder 22 Rbl. 50 K. pro Aktie festgesetzt.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 2. Mai. (W. T. B.) Der Admiralitäts ⸗ Ge richtshof beendigte in seiner gestrigen Sitzung die am Donnerstag begonnenen Verhandlungen in dein Prozesse wegen des Zu sa m menst oßes der Dampfer Strathelyden und, Fran con ig'. Der für den „Strathelyde“ auftretende Anwalt, Butt, führte in sei⸗ nem Plaidoyer aus, es sei die Pflicht der Franconia“ gewesen, dem Strathelyde“ auszuweichen und demselben nach dem Zusammenstoß Hilfe zu leisten. — Der Anwalt drr „Franconia“, Benjamin, gab zu,
daß die Führung der Franconia“ Tadel verdiene, bestritt jedoch die Kom⸗ petenz der englischen Gerichte, weil die Franconia“ ein ausländisches Schiff mit Passasieren auf der Reise von und nach ausländischen Häfen ge⸗ wesen sei. Außerden sei aber auch der „Strathclyde“ zu tadein, weil er seine Schnelligkeit nicht rechtzeitig minderte und einen unge wöhnlichen Kurz steuerte. Der Vertheidiger schloß mit dem Aus⸗ druck der Ueberzeugung, das Gericht werde finden, daß der Kapitän der „Franconia“, Keyn, die Verunglückten nicht absichtlich ihrem Schicksal überlassen habe. Der vorsitzende Richter setzte das Erkennt- niß in Anbetracht der großen Wichtigkeit der Sache und der von dem Vertheidiger erhobenen Einwände aus. New-Hork 1. Mai. (W. T. B) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd -Mosel“ ist gestern früh hier eingetroffen. — Der Dampfer „Denmark“ der Na tional⸗Dampf⸗ schiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, den 2. Mai 1876. Weltausstellung in Philadelphia 1876.
Soweit der Bauzustand der Ausstellungsgebäude dies ge⸗ stattet, schreitet die Installation der deutschen Abtheilung der Weltausstellung in Philadelphia unter der Leitung des König— lich preußischen Bau⸗Inspektor Bartels in befriedigender Weise fort.
Die Hemmungen, welche zeitraubende Zollformalitäten und die den Anforderungen nicht überall entsprechende Organisation des Transportwesens auf dem Ausstellungsplatz nach sich ziehen, scheinen für die deutsche Ausstellung, Dank der getroffenen Transport⸗Einrichtungen, durch welche ein successives Einbringen der Versandstücke auf verschiedenen Linien vorgesehen war, verhältnißmäßig wenig empfindlich gewesen zu sein. Die Instaͤlla⸗ tion in dem Hauptgebäude ist so weit vorgeschritten, daß ihre Vollendung für die Eröffnung außer Zweifel steht.
Mitte April war eine große Zahl der bedeutenderen Ausstellungen bereits vollendet, andere wenigstens in der Auf⸗ stellung begriffen. Unter den ersteren sind u. A. die Gesammt⸗ ausstellung der chemischen Vereinigung, eine größere Anzahl der hervorragendsten Vertreter der Textilindustrie, die Aachen-Stol⸗ berger Spiegel⸗Manufaktur, unter den letzteren die Ausstellung der Königlichen Porzellan⸗Manufaktur, die Gesammtausstellung des deutschen Buchhandels, das Gros der Ausstellungen mufsikalischer Instrumente zu erwähnen.
Die Mehrzahl der bisher aufgestellten Ausstellungsgeräthe zeichnet sich durch ein gefälliges Aeußere vortheilhaft aus.
In der Maschinenhalle waren die Deutzer Gasmotoren auf⸗ gestellt, die umfangreiche Ausstellung von Schöffer und Budden⸗ berg in Angriff genommen.
Die überwiegende Mehrzahl der für dieses Gebäude be⸗ stimmten Güter war auf dem Kruppschen Dampfer „Essen“ zur Verladung gelaagt, welcher in Folge eines Unfalls sich verspätet hatte, inzwischen aber glücklich in Philadelphia eingetroffen ist.
Die Kunsthalle und die Agrikulturhalle sollten in der Woche nach Ostern zur Aufnahme von Ausstellungsgegenständen bereit sein, wogegen die Halle für Photographien und diejenige für Lederwaaren zwar unter Dach, in dem inneren Ausbau aber noch weit zurück waren.
Schon jetzt ist vorauszusehen, daß auch die Ausstellung in Philadelphia zur Eröffnung nicht fertig, daß aber die deutsche Abtheilung um diese Zeit so weit vollendet sein wird, als dies der Bauzustand der Ausstellungsgebäude gestattet.
Der Pavillon des Deutschen Reiches war Mitte April im Aeußeren fertig gestellt, und in dem inneren Ausbau so weit gefördert, daß er Anfang Mai wird hezogen werden können.
Der Generaldirektor der Weltausstellung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, jetzt offiziell angezeigt, daß die Ausstellung am 10. d. M. Mittags eröffnet werden wird.
Das päpstliche Hof⸗ und Kirchen-Handbuch (La Gerarchia Cattolica e la famiglia Pontificia) für das Jahr 1876. liefert statistisches Material zur Beurtheilung des Ver⸗ haltnisses, in welchem die Zahl der kirchlichen Würdenträger italienischer Abstammung zu derjenigen anderer Nationalitäten steht.
Nach Inhalt der gedachten Zusammenstellung befindet sich die Verwaltung der Römischen Kirchenämter bis auf eine ver⸗ schwindend kleine Minorität in den Händen italienischer Kleriker, während hinwiederum an jener geringen Minderheit von hierar⸗ chischen Spitzen und pontifikalischen Hofstaaten das katholische Deutschland in bescheidenster Weise betheiligt ist.
. Bei näherem Eingehen auf die einzelnen Abtheilungen des Kirchenkalenders finden wir zunächst, daß das aus 57 Mit⸗ gliedern bestehende Kardinals kollegium nicht weniger als 38 Vertreter des hohen italienischen Klerus aufweist. Von deutschen Namen vermochten wir lediglich die des Fürsten Hohenlohe zu finden, da der Graf Ledochowsky dem Deutschen Reiche kaum zuzuzählen sein dürfte und der aus Tirol gebürtige, kürz⸗ lich verstorbene Hr. von Tarnoczy, gleichwie sein Amts genoffe Fürst Schwarzenberg in Prag der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie angehört.
Unter den aufgezeichneten 791 Bischöfen, welchen eine Diözese anvertraut ist, stellt sich die Zahl der entsprechenden deutschen Kirchenobern auf nur 48 heraus, wohingegen die Zu⸗ rücksetzung des germanischen Volksstammes bei den bekanntlich 1870 nicht ohne bestimmten Zweck ansehnlich vermehrten Epis- copi in partibus infidelium noch augenscheinlicher her— vortritt, indem sich in der Gesammtzahl von 257 solcher Bischöfe ohne Bisthum nur 12 Mitglieder deutscher Herkunft vorfinden.
Zu einem ähnlichen Ergebniß gelangt man bei Durchsicht des Verzeichnisses der cirea 900 Hausprälaten des päpstlichen Stuhles, von denen nur 54 deutfchklingende Namen führen, in— gleichen bei Prüfung der Liste von nahezu 280 päpstlichen Kämmerern und Ehrenkammerherren, worunter sich nicht mehr als 26 Vertreter germanischer Nationalität ermitteln lassen.
Auch darf man nicht bei der vorliegenden Beurtheilung aus den Augen verlieren, daß ein nicht unerhebliches Kontingent der oben angeführten kirchlichen Würdenträger deutschen Stammes auf die österreichischen Erbländer, namentlich Tirol, sowie auf den katholischen Theil der deutschen Schweizer Kantone entfällt. Das Bild, welches man hiernach von der Praxis der Kurie in Betreff der den deutschen Katholiken Aanzuweisenden Stellung gewinnt, kontrastirt seltsam mit der von den Führern der deutschen Centrumsfraktion in und außerhalb der Volksvertretung häufig beliebten Darstellungsweise, nicht minder mit den gerechten Ansprüchen, welche das katholische Deutschland nach realer und geistiger Bedeutung auf Ver—
tretung und Berücksichtigung in dem paͤpftlichen Dienst und unter den Würdenträgern der Kirche machen kann— Die diesjährigen Frühiahrsrennen auf der Rennbahn zu en neren haben am Sonntag ihren Anfang genommen Das etter erwies sich nach einem kurzen Regenschauer recht günstig. Der
Besuch war ein sehr zahlreicher. Die Rennen selbst verliefen ohne
wesentlichen Unfall in guter Ordnung. Den Beginn bildete das Er öffnungsrennen um den Staatspreis von 1500 4M bei einer Distanz von 1600 Metern. Es starteten 4 Pferde, von denen Graf Arnims dreijähriger Hengst „Eulenspiegel“ leicht gewann und 1770 ( ein—⸗ brachte; als zweiter lief Hrn. Espenschieds dreijähriger Hengst „Schützenkönig“ ein und erhielt 120 S Um den Preis von Dahl⸗ witz im Betrage von 15090 M konkurrirten fünf Pferde: die Gra— ditzer Stute Jungfrau“, Hrn. Espenschieds „Kladderadatsch“, Lieute⸗ nant. Grascheynß Hengst „Tambour“, Kommerzien Rath Herz „Gisela“ und Fürst Hohenlohe's „Endymion“. Der letztere ge⸗ wann das Rennen nach einem harten Kampfe gegen „Jung— frau‘ und erhielt 1800 S, Graditz 300 4 Um den Staatspreis IV. Klafse von 1500 S½ liefen nur drei Pferde. Fürst Hohenlohe's „Rosasitta“, Frhrn. v. Maltzabns Be— schützerin' und Graf Sierstorpffs „Fromme Helene“. „Rosalitta“ gewann das Rennen um eine halbe Länge gegen Fromme Helene“ und erhielt dafür, 1860 , während Letztere 360 M bekam. Im Begrüßungs⸗Handicap, Preis 1500 6, liefen 6 Pferde: Graf Arnims „»Hymenäus“, Hrn. Brombergs „Pontus junior“, Kapitän Joss „Flobtanz.. Füist Hohenlohe's Fundament“, des Niederbarnimer Gestüts ‚Muse“ und des Westfälischen Gestüts ‚„Shillellagstute“. Der alte ‚„Hymenäus“ gewann das Rennen spielend gegen „Pontus“, welcher zweiter wurde. „Hymenäus“ erhielt 1650, „Pontus“ 500 „. Den Schluß des Rennens bildete die Effenberg ⸗Steeple—⸗ Chase, in welcher vier Pferde starteten und zwar: Hrn. v. Falkenhausens „Nachtschwalbe“, geritten vom Besitzer, Lt. von Kramsta's „Tempelherrz, geritten vom Rittmeister Grafen Eulenburg, Lt, Leistners Franc Magon“ und Rittmeister Graf Schlippenbachs Höher Peter“, beide von den Eigenthümern felbst geritten. Die Pferde nahmen geschlofsen die beiden ersten Hindernisse; an der Stein⸗ mauer refusirte ‚Frane Magçon“ und machte dadurch auch „Tempel⸗ herr“ und „Höher Peter“ unruhig, die dann die nächsten Hindernisse nicht mehr nehmen wollten und aus dem Rennen kamen. „‚Nachtschwalbe“ sah sich so ohne jeden Konkurrenten, denn wenn auch Franc Magon“ das Rennen wieder aufnahm, so war er doch so weit zurück, daß er nicht zu fürchten war. „Nachtschwalbe“ setzte schön und willig über alle Hindernisse und siegte. Fran Magon“ kam weit hinter ihm als zweiter ein; erstere erhielt 1380, letztere 180 Mark. Die nächsten Rennen finden am Sonntag, 7. Mai, statt.
Ueber die 60 0jährige Jubelfeier der Stadt Marien⸗ burg wird der „K. H. Ztg.“ unter dem 27. April geschrieben: Seit Festein prangt unsere Stadt im reichen Schmuck der Fahnen und des festlichen Grüns, und ein lebhaftes Festgewühl entwickelt sich in den Straßen. Der Ober ⸗Präsident v. Horn langte gestern Abends mit dem Courierzuge an, und wohnte darauf den Aufführungen im Remter bei. Alle zur Darstellung gebrachten hifterischen Momente gelangen trefflich und fanden reichen Beifall. Heute begann die eigentliche Feier des Tages um. 8 Uhr mit festlichen Akten in den Schulen, um 9 Uhr folgte Gottesdienst und um 10g Uhr die Begrüßung Fer Gäste im Hochmeister - Remter der Marienburg. Der Bürgermeister Horn wies in seiner begrüßenden Rede darauf hin, wie schon im Jahre 1274 die Idee zur Erbauung der Marienburg angeregt, aber erst im Jahre 1276 ausgeführt sei, wie die verschiedenen polnischen Kriege und Belagerung den Aufschwung der Stadt gehindert, bis endlich im Jahre 1772 durch Friedrich den Großen die Befreiung von polnischer Herrschast erfolgt sei. Der Ober Präsident v. Horn erwiderte die Begrüßung mit herzlichem Dank Namens der Gäste und schloß daran warme Wünsche für das Wohl und Gedeihen der Marienburg. Genau um 12 Uhr begann der glänzend ausgestattete Festzug. Von der vor dem Rathhause aufgerichteten Tribüne herab hielt Dr, med. Marschall die Festrede, welche eine Darstellung der geschichtlichen Verhältnisse der Stadt gab. Um 25 Uhr Fesidiner. An demselben betheiligten sich gegen 300 Personen. Den ersten Toast brachte der Bürgermeister Horn auf Se. Majestät den Kaiser, als Beschützer des Reichs, den zweiten Toast der Ober-Präsident v. Horn auf die Stadt Marienburg, dann folgte ein Trinfspruch auf den Landes Direktor und Provinzialausschuß und verschiedene andere auf die Provinz, auf einzelne Mitglieder des Fest . Comités und auch auf „den jüngsten Bürger der Stadt Martenburg“, den Ober-Präsidenten v. Horn, dem am heutigen Tage das Ehrenbürgerrecht der Stadt Marienburg verliehen worden war. Am Abend, mit her einbrechender Dunkelheit, wurde die Stadt illuminirt und am jenseitigen Ufer der Nogat, dem Marienberger Thor gegenüber, ein giänzendes Feuerwerk abgebrannt.
Aus Stuttgart meldet der Schwäb. Merkur“ vom 29. April: Die freudige Theilnahme, welche der Vollendung der ersten seit Jahr⸗ hunderten erbauten weitern Stadtpfarrkirche, der St. Johannes« kirche, folgt, erstreckt sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Im Laufe der Woche haben der König und die Königin, sowie Die Prinzessin Marie die Kirche besucht und ihr hohes Interesse und die freudige Befriedigung über das gelungene Werk ausgesprochen. Die allerhöchsten Herrschaften haben ihre n n, an der morgigen festlichen Einweihung zugesagt. Schon heute Abend wird der Platz im vollen Festschmuck prangen. Um 6 Uhr verkündigen die Glocken den Vorabend des festlichen Tages und an den letzten Glockenklang reiht sich ein Konzert vor der Kirche.
Ueber die Explosion des Dampfschiffs bei Rüdesheim am 30 v. Mis. enthält der „Rhein. C. folgende weitere Nachtich« ten: Rüdegheim, 1. Mai. Durch das Zerspringen des Kesfels wurde das Schiffchen — ein altes Fahrzeug, das Eigenthum eines Binger Schiffers war — in zwei Theile zerrissen. Der Keffel flog ans Land, der Mantel desselben wurde ca. 200 Fuß weit in den Garten der Sturmschen Weinhandlung geschleudert. Das Hintertheil des Schiffes sank sofort mit allen darauf befindlichen Personen, wäh— rend das Vordertheil einige Hundert Schritte abwaͤrts trieb und dann gelandet wurde. Es befanden sich darauf etwa 15 Personen, darunter Oberamtsrichter Kleinschinidt mit seinen beiden Kindern, welche smmtlich gerettet wurden. Auf der Privatdampffaähre befanden sich im Augenblicke der Explosion etwa 50 Per- sonen, darunter 25 Rüdesheimer; 5 davon sind bis jetzt todt gelandet, nämlich Carl und Franz Siegfried aus Geisenheim, Josef Kremer aus Rüdesheim, der Heizer des Schiffchens Jostf Belahaye aus Bingen und die achtzehnjährige Luise Nachelsky aus Gneifsen in Onpreußen. Eine Fahrlässigkeit des Heizers liegt nicht vor, wohl aber ist die Schuld an dem Unglücke der schlechten Reparatur des dünnen Kessels zuzuschreiben. Hr. Staatsanwalt Moritz aus Wiezbaden leitet hier die Untersuchung. Se. Majestät der Kaiser find um 12 Uhr 36 Minuten pr. Extrazug hier angekommen und ließen Sich von dem Bür⸗ germeister, der an den Bahnhof befohlen war, die Details der Exple⸗ sion mittheilen. Se. Majestät reiften dann weiter nach Cauh und von da nach Lorch.
. Theater. Das diesjährige Gesammt ⸗Gastspiel des
. äh l ; erzoglich Sachsen⸗Meiningenschen Hoftheaters wurde am
zontag mit
dem . Käthchen von Heilbronn“ eröffnet. Das Haus (die Winter= bühne des Friedrich⸗Wijhelmstädtischen Theaters) war, wie bei den früheren Festspielen, bis auf den letzten Platz gefüllt. Die großen Erwartungen, mit denen man auch dieser ersten Aufführung wiederum entgegengesehen, sind jedoch nur in zwei Beziehungen vollständig er füllt worden. Denn die Darstellungen der Meininger müssen immer nach drei Seiten hin beurtheilt werden: was die Dekorationen, was die Ausstattung und was die Darstellung selbst betrifft. Die dekora—⸗ tive Seite war auch diesmal wieder vollendet schön; die stylvolle Einheit, die sich in den Zimmern und in den architektonischen Bildern Rigte, war bewunderungswürdig. Ebenso die dekorative Ausftattung der Plätze und Straßen. Was die übrige Ausstattung betrifft, so setzt das Meininger Hoftheater bekanntlich seinen Stolz in die histo— rische Treue und Einheitlichkeit, und diese waren auch hier wieder bis in die kleinsten Einzelheiten gewahrt, so daß die Darsfellungen stets für den Historiker und Alterthumsfreund von höchstem Interesse sind. Doch kann man auch hierin wohl zu weit gehen; man braucht nicht gerade absolut Falsches, Anachronismen zu bringen, ohne doch, wie es gestern geschah, Kostüme zu zeigen, die — ganz gegen die Ab⸗ sicht des Dichters wie des Darstellers — den Eindruck des Ko— mischen machen; es sei hier z. B. des riesigen Helmschmuckes des Grafen von Strahl, der wunderlichen Kopfbedeckung Gottschalks, der noch wunderlicheren der Gräfin Mutter u. dgl. m. gedacht. Hier konnte Lẽmildert werden, und um so eher, als Kleist gar keine bestimmte Jahreszahl angegeben, nicht einmal den Kaiser genannt hat. Doch waren alle Kostüme so brillant und allerdings interessant, und die ganze scenische Einrichtung so schön, daß der Ober⸗Regisseur, Hr. Chroneck, mehrfach gerufen wurde, namentlich nach dem treffl ausgefũhrten Einsturz des Thurmes. — Was die Aufführung felbst betrifft, so war das unbearbeitete Kleistsche Werk gewählt, nicht eben fehr zum Vortheil, wenngleich die Pietät darin Befriedigung finden mochte; es wurden soviel Verwandlungen, ein so häufiges Fallen des Zwischen— vorhangs nothwendig, daß der Gang der Handlung dadurch etwas zerriffen wurde. — Ünnter den Mitwirkenden ist zuerst der Graf von Strahl des Hrn. Nes per zu erwähnen; derselbe fah stattlich aus und hatte viele treffliche Momente, doch aber fehlte ihm gerade, was sonst die Meininger auszeichnet, die Einheit der Sprache und des Tones, und auß rbem die Poesie; seine Rauhheit klang öfter roh, da man ihr das Absichtliche nicht anfühlte — dagegen war seine Innig⸗ keit und Weichheit recht natürlich und lobenswerth. Frischer dagegen und recht aus einem Guß gab den gutmuͤthigen, etwas keck gewordenen Dienstmann Gottschalk mit seiner drolligen Laune Hr. Hassel, der auch vielen Beifall fand. Frau v. Moser⸗Sperner beherrschte die unsympathische Partie der Kunigunde v Thurneck vollkommen und gab die schein baren Wand⸗ lungen dieses Charakters glücklich und gewandt wieder: nur wurde die Sprache oft etwas zu scharf. Ganz trefflich war Hr. Hellmuth⸗ Bräm, der alte Waffenschmied, vollkommen wahr in feinem Zorn und seinem Schmerz, wie nachher in seiner Freude; in seiner kummer—⸗ vollen Fürsorge für fein Käthchen gab er das echte Bild dieses mittel⸗ alterlichen Charakters. — Frl. Pauli hatte das Käthchen übernommen, deren ganzes treues, kindliches Wesen, deren holde Natürlichkeit und Unbefangenheit, deren kühner, nur aus Liebe hervorgehender Opfermuth, deren holde Scham⸗ haftigkeit in ihr zum Ausdruck und zur Erscheinung kam. Einige Male wohl klang das Organ zu kindlich dünn, aber im Ganzen war ie des reichen Beifalls, der ihr zu Theil, wurde, vollkommen werth. Noch zu loben ist Hr. Teller, der Rheingraf, der in seinem kecken, derben Ton den Ritter jener Zeit gut traf. Die Ensemble. Scenen waren, wieder vorzüglich und mit hohem Kunstsinn arrangirt. Eine interessante Neuerung ist noch zu erwähnen: Lichteffekte ließen den strömenden Regen in der Sturmnacht vor der Köhlerhütte sehen. — Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin beehrten nebst Gefolge am Montag die auf Höchstihren Wunsch angesetzte Vorstellung,Kläffer? im Wallner kö Ihrem Besuch, und wohnten derselben bis zum i.
Ueber, die hevorstehenden Aufführungen des Wagner schen Bühnenfestspiels in J,, wird holgead g . 3 ö =
u dem am 13., 14. 15. und 16, dann am 20, 21., 22. un
23. sowie schließlich am 27. 28, 29. und 30. August diefes dann in,. Bayreuth stattfindenden Aufführungen des Bühnenfestspieles „Der Ring der Nibelungen“ kann nur Demjenigen, welcher 6 unter dem Titel eines Patrones, somit mindestens durch Lösung einer Patronatt⸗ karte für eine Serie der drei Aufführungen das Recht hierzu erwor⸗ ben hat, der Zutritt offen stehen, wogegen die Zahl der verfügbaren Freiplätze für die dies fährigen Aufführungen nothgedrungenermaßen stark herabgesetzt und die in der ursprünglichen Absicht gelegene Ver⸗ günstigung eines. zahlreichen Zutritteg für Unbemittelte erst für die nächst jährigen Aufführungen vorbehalten werden mußte. Die nächsten Ansprüche auf einen freien Eintritt können da— her für jetzt, außer den durch aufopferungsvolle Mitwirkung bei den Aufführungen selbst Betheiligten, nur solchen bewahrt werden, welche namentlich durch Beisteuern in den Wagnervereinen auch von außen dem Unternehmen förderlich waren, und es ist daher für das Erste den wahrhaft produktiven Vereinen selbst anheimgestellt, zu Gunsten solcher Mitglieder, welche bei der Verlsofung der erworbenen Patronatsscheine vom Zufall unbedacht blieben, über Freiplätze zu verfügen, worüber ste ihre Vorschläge an den Verwaliungzrath der Bühnenfestspiele gelangen zu lassen gebeten werden.
Der Zutritt zu den Proben, welchen Namen sie haben mögen, bleiht außer, wenn die gesammte Genossenschaft der Ausführenden die Anwohnung einzelner Proben al Angehörigen oder Sachvertrauten besonders zugestehen will, jedem bei der Aufführung nicht Betheiligten durchweg ungestattet und es wird dies als Beantwortung vielfacher Anfragen hiermit zur ausdrücklichen Anzeige gebracht, um Eattäu— schungen bei vorzeitigem Eintzeffen in Bayreuth vorzubeugen.
Bayreuth, 18. April 1876.
Richard Wagner.
Unterzeichneter fügt bei, daß die Patronatsscheine, fowie die Pa tronatskarten vom 15. Mai ab in definitive Eintrittskarten umge- tauscht e,. , . . daß jedem der Patrone, der eine Woh⸗ nung rechtzeitig bestellt, solche zu angemessenem Preise besorgt wird. (Adresse: Offiziant Ullrich, senssenrn w
Umtausch und Ausgahe weiterer Eintrittskarten erfolgt durch den mitunterzeichneten Fr. Feustel, dahier.
Bayreuth, 20. Aprit 1876.
Der Veiwaltungsrath. Kaefferlein. Muncker. Feustel.
Redacteur: F. Preh m. Verlag der Expedition (Kes eh. Vier Beilagen
leinschließlich Börsen ⸗· Beilage), außerdem ein Fahrplan der Main ⸗Weser Bahn.
Berlint Druck: W. Elsner
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
V der im 1. Quartal 1876 in den freien Verkehr des deutschen Zoll
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 2. Mai
1e , / , a 3
Deuntsches Reich. a rei cht
und des entsprechenden Quartals des Vorjahres.“)
1876.
—
gebiets getretenen wichtigeren Handelsartlkel, verglichen mit der Einfuhr des vorhergehenden Quartals
In freien Verkehr getreten
Waarengattung mit Angabe des Maßstabes.
im 1. Quartal im 4. Quartal im 1. Quartal ö
1875. 1875.
Waarengattung mit Angabe des Maßstabes.
In freien Verkehr getreten
im 1. Quartallim 4. Quartal im 1. Quartal 1876. 1875. 1875.
I. Vieh.
ferde K indvieh Schweine Schafe JJ II. Nahrungs- und Genußmittel. Zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck, Würste,
J nt, nnn ö J Tonnen J Getreide J Brutto k ‚ Roher Kaffe Netto Zucker f. Südfrüchte. . Rohtabak und Tabaksstengel Cigarren J Branntwein Wein Salz
2 9 9 2 N 42
III. Sämereien.
Lein, Raps⸗ und Rübsaat ..
me,,
II. Bau und Nutzholz.
Bau⸗ und Nutzholz in Blöcken und Balken. . U
Bohlen, Bretter, Latten, Faßhol3z... .. CEtr.
Stück
Ctr. Brutto
7 Mt)
V. Kohlen. Steinkohlen, Braunkohlen und Kok... .. Ctr. VI. Harze, Oele und Fette. Harze ; ; k
l ö Leinöl K . ;
Berlin, im April 1876.
22914 ol. 56 264, 746 22421
31,581 147.255 36 87 6, S5 57d 2535 5 ö5d . ng S0 ls 151 304 2j 5h 250 725 3. 855 25. 198 277 05 Vb 43
305,360 167, 126
20220909 19 505
2, 36. 16 77, 705
18,031,579
126,399 14747 163, 9756s
20 065 73, 849 143,927 14,223
11,125 S4 745 277 455 Jö gas
Petroleum.
Gohan. Farbhölzer . Salpeter 39,727 Schwefel 7h, 678 24.507 6,871,988 Rohe Baumwolle.. 304,438 . nt, 521/010 eiden⸗Cocons und Seide 105,106 Rohe Schafwolle 138,601 21, 176 207,420 3,558 360517 233 019 234,208
22, 948 260,774 42,723 747,761 253,977 403,559 100, 97 213,679 32, 074 228, 670 4,467 43,546 343,608 364,547
Baumwellengarne Leinene Garne. Wollene Garne.
Baumwollene Gewebe.
303,275
728,185 lõ6, 471
Seiden⸗ und Halbseidenwaaren. 8,17 . Half
Wollene Zeug und Filzwaaren.
3 oz 436 2d go] d, d 9 114 565
1,843, 025 173568
2 246,460 155,374
Häute und Felle. Leder aller Art. Lederwaaren
Roh⸗ und Bruchei sen
24 383 314.5 17, 186, 8672
Eisenbahnschienen .. 105,738 59, 949 154,941
191,177 68, 897 179, 293
Eisen⸗ und Stahlwaaren .
Kaiserliches statistisches Amt.
Palmöl, Kokosnußöl und anderes Oel in Fässern Ctr. Brutto Talg, Schmalz und anderes Thierfet ...
VII. Rohe Droguen.
VIII. Spinnstoffe.
IX. Garne.
X. Zeugwaaren.
Leinwand, Segeltuch, Zwillich und Diillich z 78, 290
XI. Häute, Leder und Leder waaren.
XII. Eisen und Eisenwaaren, Maschinen. Geschmiedetes und gewalzles Siabeisen JJ . Eisen⸗ und Stahlplatten, Eisen· und Stahlblech Ctt. Brutto
Lokomotiven, Dampfkessel und Naschinen 6 ö ö
110, 189 215,776 1.276, 5665
146, 921 II 454 1707 33
202. 183 315. 399 2572 451
114,246 92, 814 230. 621 25, 788
143.078 173,693 323,618
39,811
164,522 176,299 223, 0658
S5, 918
S3 9, 87 544,253
165557 272, 1360
89 Soꝛ 11363
23 899 265. 383
Brutto
Netto Brutto
1004407 195. 156 15. 82 245 95
103, 76 165, 645 7I, 15?
1099, 908 82,382 S2, 201
Neilto 198,885 84167
70, 539
12 045 I hh
3236 32 152
12.243 77,744
4, 2985 35, 162
11,604
3,167 29, 842
272, 47 233,345 35315 26, 1 15 6. Oos 14132
241.445 27,385 4,727
Ctr. Brutto Netto
2 1
2, 298, 687 59, 006 19,655 64,916
163, 334 160, 396
3, 405. 200 56. 177 50. 305 411534
195, 111 155 6031
Ctr. 1,735, 139 Sh. 486 . 356 34.545 1723, 130
Netto 131,977
„) Bei den in dieser Uebersicht aufgeführten zollfreien Waaren enthält der Eingang in den freien Verkehr auch die Durchfuhr oder wenigstens einen Theil derselben. Einfuhr zum Verbrauch und Durchfuhr können bei zollfreien Artikeln in der Regel nicht gesondert nachgewiesen werden.
Der Aufstand in der Herzegowina und in Bosnien. II. (Vgl. Nr. 102 d. Bl.)
Nach dieser Darstellung der allgemeinen Verhältnisse, des Kriegsschauplatzes und der kriegführenden Parteien kommen wir zu den Ereignissen selbst. V
Der Aufstand hat seinen Grund in einer rein agrarischen Be— wegung, der von ihren Grundherren (Beys), wie auch von den Steuerbeamten bedrückten bäuerlichen Bevölkerung. Durch die Steuer verweigerung entstanden im Juni v. J. Unruhen auf der Hochebene von Rewesinje, denen bald eine politische Spitze gegeben wurde. Das Gouvernement in Serajewo sah sich deshalb genöthigt, die bewaffnete Macht, die sich damals in der ganzen Herzegowina auf 4 Bataillone, 1 Gebirgsbatterie, 1 Ezegdron und etwa 100 Gens d' armen, im Ganzen auf etwa 1809 Mann belief, zur Herstellung der Ordnung aufzubieten.
Am 19. Juli wurde Selim Pascha von dem Gouverneur in Sergjewo beauftragt, mit den verfügbaren Kräften der Garnison von Mostar gegen die Aufständischen in Newesinje zu marschiren; die nur ? Bataillone und 1 Gebirgsbatterie starke Expedition wurde aber von den auf den Berghöhen , Bauernhaufen durch Flinten schüsse und Steinwürfe zum Rückzuge gezwungen.
Dieser erste Erfolg verfehlte seine ermunternde Wirkung nicht und in dem die Stunde des Kampfes schon lange erhoffenden Ljabibrarich fand sich bald der leitende Kopf. Aussicht auf Erfolg hatte aber die Insurrektion nur, wenn ste ihre Basiz an die Grenze Montenegros und Dalmatiens verlegte, da von hier Zuzüge von Freiwilligen, Nach⸗ schübe an Waffen und Munition zu erwarten, der Rückzug auf nen— trales Gebiet gesichert war. Die Aufständischen zogen daher, damals nur 400 Köpfe stark, mit Weib und Kind in das Thal, der Trebinj Aiza, auf ihrem Wege durch Zuzüge sich noch erheblich verstärkend. Dlesem Treiben standen die Behörden thatenlos gegenüber und hald hatten die Vorgänge in der Herzegowina auch die unzufriedenen Ele⸗ mente in Bosnlen in Bewegung gebracht. Aber die Insurrekiion hatte so lange nichts Bedrohliches, als sie in der Herzegowina nicht einen Kern an Montenegro, in Bosnien einen solchen an Serbien gefunden hatte. .
Dies zu verhindern, wurden zugleich Truppen nach der Herzegowina, 1 . albanisch-ezernagorische und die serbische Grenze in Bewegung gesetzt.
Das Gros der Insurgenten hatte sich inzwischen nach kurzem Ausfallgefecht mit der Festungsb satzung in der Stärke von 800 Mann auf den Höhen um Trebinse etablirt, und die Verbindungen der Festung mit der Außenwelt unterhrochen. Das Hauptquartier befand sich in dem nahe gelegenen Kloster Duze. Imwischen war vom 15. 20. August die Brigade Nedsib Paschg in dem Golfe von Klek gelandet, und hatte sich aus den früher bereits erwähnten Gründen. guf dem gefahrvollen Reitwege über Stolge nach Mostar in Bewegung gesetzt, um sich dort mit der in den mohameda— nischen Distrikten Bosniens mohilisirten 23 Redif⸗Bataillonen des Gouverneurs zu vereinigen. Am 22. August traf die Brigade unbe⸗ lästigt vom Feinde in Stolae ein.
Das Gros der Insurgenten war ruhig vor Trebinje verblieben, nur eine Abtheilung von etwa 500 Mann hatte sich von der Gegend von Niksics aus des Blockhauses von Krstac und des Forts Korito bemächtigt, welche . auf den Wegen nach Niksics und Bilec immerhin einige Wichtigkeit hatten.
Inzwischen gährte es auch in dem benachbarten e n Novi⸗ bazar und die Ortsältesten in der Zubci hatten den Beschluß gefaßt, sich dem Aufstande anzuschließen. ;
In dieser Zeit ging der Gouverneur Derwisch Pascha, als ihm weitere Verstärkungen in, Aussicht gestellt waren, zur Offensive über. Zwei Bataillone gingen am 25. August von Stolae mit Proviant zur Verstärkung der Garnison von Trebinie ab, wo ste am 29. ohne Gefecht einrückten. Eine andere soeben bei Klek gelandete Kolonne unter Hussein 6 (3 Bataillone, 1 Ge⸗ pi een wurde von hier auf direktem Wege zum Entsatz Tre⸗
binjes entsandt, vor dessen Mauern sie am 31. eintraf. Waren die Infurgenten schon durch die vorher eingerückte Verstärkung der Gar. nison verblüfft und durch die zeitige Abwesenheit ihres Führers Ljubibratich rathlos, so widerstanden sie dem Angriff Hussein Paschas und seiner Geschütze nicht, flohen vielmehr in wilder Panique in die unzugänglichen Berge der Zubci. Hiermit war der Insurgenten Haupt körper zersprengt, Trebinje entsetzt, und die Türken durften es wagen, die Festung Niksics mitten durch montenegrinisches Gebiet von Albanien durch bewaffnete Transporte zu verproviantiren, wozu ihnen der Friedenstraktat von 1863 mit Montenegro allerdings das formelle Recht gab. Gleichzeitig mit dieser Unternehmung hatte der andere Brigade ⸗ General Nedsib Pascha den Auftrag erhalten, von Stolagc aus die bei Bilek angesammelten Insurgenten zu zerstreuen, er wurde jedoch auf der Hochebene von Dabra überfallen und sein mit 4 Ba taillonen und J Batterie begonnenes Unternehmen war damit geschei⸗ tert; doch zogen die Insurgenten aus di sem Erfolge wegen Man— gels einer militärischen einheitlichen Leitung keinen Nutzen, die Bewegung löͤste sich vielmehr in planlose Guerillakämpfe auf.
Nach diesen Ereignissen schien es Mitte September v. J., als würde der General-Gonverneur binnen Kurzem die Er— hebung unterdrückt haben. Aber der Fanatismus des Musel⸗ mannes war durch die jüngsten Ereignisse entfesselt; er hatte sichmehrfach hinreißen ö D so daß der dadurch verbreitete Schrecken wieder alle waffenfähigen Männer in die Gebirge an der montenegrinischen Grenze trieb, wo die Führer die Flüchtigen zu sammeln und zu ordnen suchten. Gegen Ende September fühlten sich die Insurgenten wieder zu kleineren Unternehmungen befähigt und am 30. September vermochte diubibratich sogar auf dem bereits erwähnten Reitwege von Klek nach Stelac bei Prapalnitza einer soeben im Golf von Klek ausgeschifften Kolonne von 4 Bataillonen, die auf dem Marsche nach Mostar be⸗ griffen war, mit 2000 Mann einen Hinterhalt zu legen und derselben einen Verlust von 480 Mann beizubringen, dann aber sich unbelästigt in das Gebirge gegen Ljubinje zurũczuziehen. ;
Diefe Waffenthat blieb nicht ohne Wirkung auf die Bevölkerung
Bosniens und der Herzegowina und neue Zuzüge aus Montenegro sowie aus Novibgzar waren die Folge, so daß die Zahl der Insur—⸗ genten Anfangs Oktober über 5000 Mann betrug. Es verblieb je⸗ doch nach wie vor bei dem Bandenkriege an der dalmatisch⸗montene—⸗ rinischen, sowie an der Novibazarer , dessen Unternehmungen ich wesentlich darauf richteten, den von Klek eder von Ra usa aus in das Innere des Landes marschirenden türkischen Verpflegungs⸗ kolonnen ihre Last zu erleichtern. ;
Um diesem Zustande ein Ende zu machen, ertheilte der General= ouverneur der um Trebinje stehenden Brigade Chefket Pascha den efehl, die Basis der Insurgenten, das Gebirge der Zubci, von ihnen
zu säubern. Am 13. Sktober griff die Brigade die auf den Felsen südöftlich Grab stehenden, 2036 Mann starken Insurgenten an und nahm nach mehrstündigem Gefecht mit Bravour die Position. Der Verlust der Insurgenten belief sich hierbei auf 69 Todte; das war aber auch Alles, denn eine Verfolgung war zwischen den unzugäng= lichen Bergen nicht möglich, die Brigade mußte nach Trebinje zurück gehen und die Insurgenten hinderte nichts, ihre alten Positionen wieder einzunehmen. ⸗ ö Veränderungen im Seraskierate zu Konstantinopel führten An- fangs Oktober zur Ablösung des bisherigen Generalgouverneurs und ur Ernennung des Marschall Reuf Pascha zum Kommandanten der n in der Herzegowina, gleichzeitig wurde die Brigade Hatil Pascha nun auf den Kriegsschauplatz dirigirt. Der Aufstand griff , zusehends um sich, die Zahl der Insurgenten stieg im No— vember bis auf 10,009 Mann und man begnügte sich nicht mehr mit dem Ueberfall von Verpflegungskolonnen, schickte sich viemehr zur Cernirung der Forts an, die zunächst von Piva aus bei dem Forts Goransko mit 5600 und bei der Festung Niksis mit 3000 Mann durchgeführt wurde. i . ; ; ö. Entsatze des ersteren entsandte Reuf Pascha eine Kolonne von 10 Bataillonen und 6 Geschützen unter dem Befehl Chefket
aschas, der trotz eines für die Türken günstigen Gefechts bei Muratovizza (I. und 12. November) das Fort nicht zu erreichen vermochte und unverrichteter Sache wieder nach Metokia zurückkehren mußte. Dieses Gefecht bildet den bedeutendsten Zusammenstoß in der ersten Periode des Aufstandes in der Herzegowing, den Türken hatten etwa 7000 Mann gegenüber gestanden, die allein 450 Todte verloren. ; . Eine am 24. November durch den Marschall Reuf ascha in Person geführte türkische Division vermochte dagegen den Zweck der Verproviantirung Goranskos durchzuführen, erlitt jedoch nach er— füllter Aufgabe auf ihrem Rückmarsche noch erhebliche Verluste. Inzwischen hatte sich in den ersten Dezembertagen auch wiederum die Rothwendigkeit einer Expedition gegen neue Insurgentenansammn= lungen bei Bilek herausgestellt, die auch durch 19 Bataillone unter eigener Führung Reuf Paschas bei Bilang gläcklich zerstreut wurd n. Ein Mitte Dezember auf Befehl des Marschalls durch Selm Pascha von Gatschko aus versuchter Entsatzversuch der Festung Niksic scheiterte an den Forcirungsversuchen des Dugapasses, welcher von den nach dem Gefecht von Muratovizza wieder gesammelten Jusur⸗ genten aufs Hartnäckigste vertheidigt wurde. Erst ein nach dem glücklichen Gefecht von Bilana erneuerter Verxsuch in derselben Rich- tung, kombinirt mit eine Umgehnng des Passes von Süden durch den Distrikt von Banjani führte zu dem gewünschten Erfolz. Hiermit endigten die Gefechte des Jahres 1875 und gleichzeitig schied Reuf Pascha aus Gesundheitsrücksichten aus dem Kammando der Truppen in der . das er an Achmed Moukhtar Pascha übergab. Dieser konnte wegen des inzwischen eingetretenen uͤberaus kalten Winters die Operationen nicht mehr fortsetzen, mußte vielmehr seine Truppen Winterquartiere a gen lassen. Auch die Insurgenten zogen sich nach Novibazar, ontenegro sowie den Distrikten von Zubci und Banjani zurück, um hier Unterkunft zu suchen. ; ⸗ ; ö Hiermit hatte der erste Abschnitt des Aufstandes seinen Abschluß gefunden, die Jasurgenten aber erwarteten nur den Einfluß der milderen Witterung, um den Kampf wieder aufzunehmen.
GSewerbe mad Sandal.
Die Stettiner Maschinenbau⸗Aktien ⸗Gesellschaft „Vulkan“ hielt gestern ihre Generalversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht theilen wir Folgendes mit: Nach Verrechnung der für die Instandhaltung der Anlagen verwendeten 213,789 S und nach statukengemäßer Minimal ⸗-Abschreibung von Sl, 504 46, sowie nach einer Extra⸗Abschreibung von 397569 6 und ferner nach Einlage von 16 des Reingewlnnes mit 66 587 “ in den Garantiefond, sowie nach weiterer Dotirung desselben mit einer außerordentlichen Einlage von 100,000 , wodurch derselbe auf die Höhe von 337.095 ½ gebracht ist, können auf das emittirte Aktienkapital von 3.960 000 MS. 1050 zur Vertheilung kommen. Der Werth aller Arbeiten überhaupt beträgt in 18755 8288, 345 „6, davon ge— sangten zur Ablieferung an die Besteller 5,477 963 66 Die größte Zahl der Arbeiter belief sich in 1875 auf 2594 Mann, der Burchschnitt auf 21430 Mann. Die Fabrik lieferte in 1875 außer diverfen kleinen Arbeiten 86 Lokomotiven und besitzt noch Konirakte über Lieferung von 26 Stück und übernahm die Erbauung einer ge— deckten, gezinkten Korvette. Es sind gegenwärtig 3 Kriegsschiffe anf dem Stapel, während die Korvette „Leipzig“ schwimmend in der Fertig stellung begriffen ist, und die Panzerfregatte Preußen“ in Kürze zur Uebergabe in Swinemünde gelangen wird. Der Gesammtwerth der aus den vorliegenden Aufträgen noch zu liefernden Arbeiten beziffert sich mit 10,506,607 .
— Der Rechnungsabschluß der französischitalienischen Bank pro 1875 ergiebt einen Reingewinn von 38 4225 Fres. welcher nach Abzug der statutenmäßigen Entnahmen die Vertheilung einer Dividende von 1006 oder von 25 Fres. per Aktie gestattet.