diesjährigen Preis derselben, um welchen sich kein Bewerber ge⸗ funden, dem Herrn Heinrich Schroeter, ordentlichen Pro⸗ fessor an der Univerität zu Breslau, als Anerkennung für seine Verdienste um Erhaltung, Verhreitung und weitere Aus⸗ bildung der geometrischen Methoden Steiners zugesprochen. — Es folgte, vom Vorsitzenden verlesen, der Bericht der vorbera⸗ thenden Kommission der Bopp⸗Stiftung über die Wirksamkeit der Stiftung im verflossenen Jahre und deren Vermögenszustand. Es ist die Verwendung des Jahresbetrages der Stiftung als Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen beschlossen und der ganze Betrag desselben von 1350 6 dem Herrn Professor Dr. August Fick in Göttingen verliehen worden. — Schließlich berichtete Herr Waitz über den Stand des unter seine Leitung übergegangenen großen geschichtlichen National⸗Unternehmens der von dem Freiherrn vom Stein gegründeten Monumenta Germaniae historica.
Summarische Uebersicht über die Zahl der Studi⸗ renden auf der Königlichen Universität Marburg im Sommersemester 1876.
Im Wintersemester 1875— 76 sind immatrikulirt gewesen 101. Davon sind abgegangen 121, es sind demnach geblieben 280; dazu sind in diesem Semester gekommen 160, die Gesammtzabl der immattikulirten Studirenden beträgt daher 440. Die evangelisch⸗ theologische Fakultät zählt Preußen 51, Nichtpreußen 1, zusammen 52; die juristische Fakultät zählt Preußen 82, Nichtpreußen 6, zu sammen 88; die medizinische Fakultat zählt Preußen 95, Nichtpreufsen 31, zusammen 126; die philosophische Fakultat zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 91, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife, nach 5. 35 des Prüfungs⸗Reglements vom 4. Juni 1834 —, . Preußen ohne Zeugniß der Reife nach § 56 des Reglements 56, in Summa Preußen 147. d. Nichtpreußen 27, zusammen 174. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen noch Vorlesungen mit Genehmigung des Rektors 5; es nehmen mithin an den Vor⸗ lesungen überhaupt Theil 445.
k Nummer des Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers enthält in der Central⸗Handels⸗Register⸗Beilage:
Nr. 122 der Tarif⸗ ꝛx. Veränderungen der deut⸗ schen Eisenbahnen.
Aichtamtliches. Deuntsches Neich.
Preußen. Berlin, 10. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König besuchten vorgestern in Coblenz das Dffizier⸗Kasino des 4. Garde⸗(Grenadier⸗Regiments Königin und nahmen daselbst das Frühstück ein. Zum Diner war nur der Königliche Hof geladen. Abends erschienen Se. Majestät der Kaiser und König im Theater.
Gestern, nach dem Gottesdienst in der Schloßkapelle, fuhren Beide Kaiserliche Majestäten nach Schloß Stolzenfels, dann fand ein größeres Diner statt. Heute früh um 9 Uhr be⸗ gleitete Zhre Majestät die Kaiserin⸗Königin Se. Ma⸗ jestät den Kaiser und König auf den Bahnhof, woselbst die Spitzen der Behörden versammelt waren und die Abreise Sr. Majestẽt erfolgte.
— Der Ausschuß für Justizwesen hat bei dem Bundes⸗ rath beantragt, zu beschließen, daß dem Reichskanzler⸗Amt an⸗ heimgestellt werde, einen Gesetzentwurf über die Kosten des Civilprozesses, sowie des mit der Konkursord⸗ nung verbundenen Kostenwesens aufzufstellen.
— Während der ganzen Dauer der internationalen Ausstellung in Brüssel für Gesundheitspflege und Rettungswesen sollen daselbst (abgesehen von den wissen⸗ schaftlichen Konferenzen, welche den am 27. September d. J. beginnenden Kongreßverhandlungen vorangehen werden) einzelne Populäre Vorträge über Gegenstände oder Fragen aus den in Dem Ausstellungsprogramm vertretenen Gebieten gehalten werden. Anmeldungen zur Abhaltung solcher Vorträge von deutscher Seite sind unter genauer Angabe des Themas, sowie des Zeit⸗ Punktes für den zu haltenden Vortrag baldigst schriftlich an das deutsche Comité (Wilhelmsplatz 2 in Berlin) zu richten, welches die weitere Mittheilung nach Brüssel vermittelt.
. Wir machen an dieser Stelle auf die im amtlichen Theil veröffentlichte Bekanntmachung des General⸗Postmeisters aufmerk⸗ sam, nach welcher der Postyorschußverkehr zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn bis auf Weiteres ausgesetzt wird.
— Nachdem die Ausbildung einer größeren Anzahl von Postbenmten im Telegraphendienste nunmehr beendet ist, hat der Genergl⸗Postmeifter eine umfassende Vermehrung der Tele⸗ graphenstatiom en in allen Theilen des Reichsgebiets ange ordnet. Es sollen noch in diesem Jahre 400 neue Stationen 6 gelangen, und zwar womöglich noch bis zum
— Der Kaiserlich deutsche Botschafter, General⸗Lieutenan: v. Schweinitz, ist von seinem Urlaube nach St. Petersburg zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
— Der hiesige Herzoglich hraunschweigische und Großherzog⸗ lich aldenburgische Minister⸗Refident Dr. von Liebe hat ee. Am 8. d. M, mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesen. heit wird die König lich bayerische Gesandtschaft hierselbst seine Vertretung übernehmen.
— Der Contre ⸗ Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Abmiralstät, hat sich mit Uriauß nach Thüringen 5 ö.
Bayern. München, 8. Juli. In der heutigen Sitzung der Abgeordneten kam mer begründete Diendorfer den von ihm adoptirten Sch lörschen Antrag auf Erlaß eines Ge— JLetzentwurfs über die Ausbildung des bayerischen Eisendahnnetzes auf der Grundlage der wirthschaftlichen Be⸗ , . der Landestheile diesseit des Otheins. Der Antrag wurde fast einstimmig mit der Modifikation Schlörs angenommen, daß die Vorlage erst für den nächsten Budgetlandtag erbeten werde. Der Minister v. Pfretzschner berief fc auf seine Aeußerung in der jüngsten Cisenbahndebatte hinsichtlich der künftigen systematischen Vehandlung des Eisenbahnbaues. Er könne jedoch heute, nachdem die Allerhöͤchste Ermächtigung noch nicht eingeholt, eine bestimmte Zusage nicht gehen. Einer Petition, bezüglich einer Ver⸗ bindungsbahn zwischen dem Bahnhof und dem Skaaishafen bei Würzburg, sagte der Minister Gewährung zu. Demmächst beantragte
Schlör unter allfeitigem Beifall sämmtliche noch vorliegende Eisenbahnpetitio nen dem Ministerium ohne weitere Be— rathung zur Kenntniß und Würdigung bei der seinerzeitigen Festsetzung eines Eisenbahnnetzes zu übergeben, somit über die Petition um eine Bahn von Straubing nach Landau zur Tagesordnung überzugehen. Letzteres geschah, und der erste Schlörsche Antrag wurde auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung (Montag) gesetzt. In derselben wird über den Vieinal⸗ Bahn⸗Gesetzentwurf berathen werden.
— Durch heute eingetroffene Königliche Entschließung ist die Verlängerung des Landtags bis zum 29. d. Mts. Allerhöchst genehmigt worden. .
— Die VII. Abtheilung der Kammer der Ab⸗ geordneten hat vorgestern Abends die gegen die Wahl in Regensburg erhobenen Reklamationen erledigt. Die Mehr⸗ heit, wie die „Allg. Ztg.“ hört, 12 gegen 5 Stimmen, beantragt den Reklamationen eine Folge nicht zu geben, und den gewähl⸗ ten Abgeordneten, Bürgermeister Stobäus, als legitimirt zu er⸗ klären; die Minderheit, aus fünf Geistlichen bestehend, verlangt Kassirung der Wahl wegen angeblich ungesetzlicher Eintheilung der Urwahlbezirke, einstimmig war die Abtheilung darüber, daß 18 Personen, und zwar 11 im ultramontanen und 7 im libe⸗ ralen Sinn, an der Wahl theilnahmen ohne das Wahlrecht zu besitzen, und deshalb deren Wahlzettel zu vernichten seien. An die Kammer wird schriftlicher Bericht durch den Abg. Strößen⸗ reuther erstattet werden.
Augsburg, 10. Juli. (W. T. B.) Wie der „Allge⸗ meinen Zeitung“ aus Würzburg gemeldet wird, hat Se. Majestät der König angeordnet, daß Sr. Majestät dem Deu t⸗ schen Kaiser während Seiner Anwesenheit daselbst das König⸗ 6. Schloß und die Königliche Tafel zur Verfügung gestellt werden.
Sachsen. Dresden, 8. Juli. Se. Majestät der Kaiser von Ruß land kam heute um 6t Uhr, von Reichstadt kommend, hier an und wurde auf dem Bahnhofe im Namen und Auftrage des im Auslande weilenden Königs vom Prinzen Georg begrüßt. Ebenso waren zum Empfang anwesend der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin und der Kriegs⸗Minister v. Fabrice. Der russische Gesandte in Dresden, Staatsrath v. Kotzebue, befand sich im Zuge. Nach einem viertelstündigen Aufenthalt erfolgte die Weiterreise des Kaisers nach Cottbus und Posen.
Württemberg. Friedrichshafen, 6. Juli. Die Königin ist heute, von München kommend, zum Sommerauf⸗ enthalt hier eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, J. Juli. Nach kurzer Berathung hat die Erste Kammer heute Vormittag den Gesetzentwurf über die Benutzung und Instandhaltung der Gewässer einstimmig nach den Kommissionsanträgen angenommen.
Hessen. Darmstadt, 6. Juli. Die „Main - 3tg.“ schreibt: „Die Interpellation des Abg. Edinger wegen Haltung der Regierung in der Reichs⸗Eisenbahnfrage wurde Anlaß eines Antrags des Abg. v. Rabenau, die hessische Regierung zu ersuchen, die Reichsregierung in ihrer Be⸗ strebung, das Eisenbahnwesen in die Reichshand zu neh⸗ men, zu unterstützen. Dieser Antrag wurde dem 4. Ausschuß zur Berichterstattung überwiesen, und in diesem wurde Abg. Hirschhorn zum Berichterstatter ernannt. In dem Ausschuß tauchte die Frage auf, ob es angezeigt erscheine, die Bericht⸗ erstattung über diesen Antrag in der Art zu betreiben, daß die⸗ selbe und damit die Verhandlung in der Kammer in der Herbst⸗ Session vorgenommen werden könne. Man hat sich für Be⸗ jahung entschieden, und es wird also im Herbste d. J. die Kammer Gelegenheit haben, sich über diese für Hessen höchst wichtige Frage auszusprechen.“
Mecklenburg. Schwerin, 3. Juli. Am Sonnabend, den 1. d. M., wurde die zweite Residenz des Großherzags, der Flecken Lu dwigslu st, feierlich zur Stadt erhoben und mit den erforderlichen Mitteln zur Selbstverwaltung durch Groß⸗ herzogliche Munificenz versehen. Die Inauguration der Stadt geschah im Kirchensaal des Schlosses, wo sich der Magistrat, Bürgerausschuß, die Geistlichkeit, Lehrer, Vorsteher der Kauf⸗ mannschaft und Gewerke versammelt hatten, als der Großherzog mit Gefolge eintrat. Der Minister des Innern, Staalsrath Wetzell, legte in einer Ansprache die Grundzüge der neuen Verfassung von Ludwigslust dar. Schließlich wandte er sich an den Großherzog und bat, durch persöoͤnliche Ueberreichung des Stadtsiegels die Erhebung von Ludwigslust zur Stadt feierlich zu vollziehen. Nachdem dies geschehen war, und der neue Bürgermeister Steffen den Dank im Ramen der Stadt ausgesprochen hatte, fand ein Festessen im Engelschen Lokal statt. Der Großherzog toastete auf die Stadt, Bürgermeister Steffen auf den Großherzog ꝛc. Am Schluß der Tafel erhob sich der Großherzog und brachte ein Hoch n. Se. Majestãt den Deutschen Kaiser aus, welches begeisterte Aufnahme fand. Feuer⸗ werk und Fackelzug endeten die Feier.
Bremen, 6. Juli. (Wes. tg.) Heute Mittag lief von den Helgen der Aktiengesellschaft , Weser“ das erste von den fünf Panzer⸗Kanonenbooten ab, welche die Kaiser⸗ liche Admiralität bei der Gesellschaft in Bau gegeben hat. Hr. Mogle, Vorfitzender der Aktiengesellschaft „Wefer“, hielt, nach⸗ dem sich die Mitglieder des Verwaltungsrathes, der den Bau beaufsichtigende Ingenieur der Admiralität, die Techniker der Gesellschaft, einige Gäste und Damen, sodann die im Eta⸗ blissement beschäfligten Arbeiter versammelt, eine 9 die mit folgenden Worten schloß; „Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs soll dies Schiff den Namen Wes pe“ führen, ich taufe es darauf, indem ich als Symbol diese Flasche an seinem Buge zerschelle“.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 9. Juli. (W. T. B.) Das „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ meldet: Die gestern in Reichstadt stattgehabte Entrevue des Kaisers von Oesterreich mit dem Kaiser von Rußland, welche zunächst den Charakter einer rein persönlichen Begegnung der beiden Monarchen und ihrer leitenden Minister an sich trug, hat sich so warm und herzlich gestaltet, daß sie, nach der Ver sicherung der Betheiligten auf das beste und vollständigste Einverstäͤndniß der Regierungen beider Staaten . läßt. Böhmisch⸗Leipa, 8. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser von Oesterreich und der Kaiser von Rußland trafen hier⸗ selbst um 10 Uhr Vormittags ein und wurden von dem Kron⸗ prinzen auf dem Bahnhofe empfangen. Nachdem der Kaiser Alexander die Front der von dem Erzherzog Friedrich komman⸗ dirten Ehren⸗Compagnie abgeschritten hatte, erfolgte bie Abfahrt
nach Reichstadt. Die beiden Kaiser fuhren in Einem Wagen,
ebenso Graf Andrassy und Fürst Gortschakoff. Nach dem Diner fand eine Konferenz der beiden Kaiser, des Fürsten Gortschakoff und des Grafen Andrassy statt.
Bodenbach, 8. Juli. (W. T. B.) Der Kaiser Alexan⸗ der und der Kaiser Franz Josef trafen mit dem Füͤrsten Gortschakoff und dem Grafen Andrassy, von Reichstadt kommend, um 3 Uhr in Böhmisch⸗Leipa und um 435 Uhr hierselbst ein. Die beiden Monarchen verabschiedeten sich auf das herzlichste, indem sie fich wiederholt küßten. Von dem Kronprinzen ver⸗ abschiedete sich der Kaiser Alexander in gleicher Weise und reichte dem Grafen Andrassy die Hand, während der Kaiser Franz Josef vom Gefolge des Kaisers von Rußland Abschied nahm. Bei der Abfahrt intonirte die Militärkapelle die russische Volks⸗ . — Der Kaiser von Oesterreich hat sich nach Prag zurück⸗
egeben.
Wien, 7. Juli. Der Kaiser empfing gestern Vormittags eine Bürgerdeputation aus Agram. Auf die von dem Führer der⸗ selben, dem Bürgermeister Jvicz bezüglich der Grenzbahn vor⸗ getragene Bitte, antwortete der Monarch, — wie die „Deutsche Zeitung, meldet — auch sein Wunsch fei es, daß das Grenz⸗ bahn⸗Projelt zur Ausführung gelange, doch müsse man den Verhältnissen Rechnung tragen und einen günstigeren Zeitpunkt abwarten.
. Ueber die Valutenagitation an der gestrigen Börse äußert sich die „Pol. Korresp.“ in folgender Weise: „Die Börse wurde gestern in einer nicht mißverstehbaren Form und mit einer
mirt, daß an dem Gerüchte von bevorstehender Emission neuer Staatsnoten keine wahre Silbe ist. Der Versuch, die Zwecke der Spekulation auf Kosten der Regierung zu fördern, — der letzteren eine Abfsicht zu imputiren, welche nur im Kampfe gegen die Vernunft ge⸗ faßt und nur mit Verletzung der Verfassung durchgeführt wer⸗
aber darum doch nicht ihre Tendenz gewechselt. Sie stützt fich auf das Sinken des Silberpreises in London und will er⸗ fahren haben, daß die neueste Auktion von Silber im Be⸗ trage von 750,000 Pfund erfolglos geblieben sei. Sie be⸗ rechnet, daß bei dem heutigen Silberpreise von 48 Penze per Unze, zehn Pfund Sterling hier mit 129 Gulden Silber bezahlt werden müssen und stützt ihre Meinung, daß das Silber noch weiter im Preise finken könne, auf die Thatsache, daß diejenigen Staaten, welche noch bei der Silberwährung stehen, des Zwangs⸗ kurses wegen nur geringen Bedarf an Edelmetall haben. Die Aufregung, welche durch diese Argumentation hervorgerufen wird, ist die Ursache des Entstehens falscher Gerüchte. So wurde heute versichert, daß die Münze die Prägungen eingestellt habe, während unseren guten Informationen zufolge daselbst im Gegen⸗ theile große Thätigkeit entwickelt wird. — Den Vorwand für das Gerücht einer neuen Staatsnoten⸗Emisston bot, wie dem „Prg. Abbltt.“ von hier geschrieben wird, die Behauptung, man be⸗ dürfe größerer Summen für die jetzt nothwendig werdenden militärischen Maßnahmen, während man sich doch hätte sagen können, daß für diese zunächst im Wege der gemeinsamen Regierung, somit mittelst der Central⸗Aktiven u. Em aufzu⸗ kommen wäre, und erst im Wege eines größeren Bedarfes beide Regierungen einzutreten hätten. Was die Bedürfniss. der eisleithanischen Regierung betrifft, so wäre zu konstatiren, daß der Finanz⸗Minister von dem ihm zur Deckung des Defizites wie zu Eisenbahnzwecken votirten Kredite von 48 Millionen erst 15 Millionen flüssig zu machen für nothwendig fand.
Linz, 8. Juli. Prinz Alexander von Preußen ist vorgestern von Marienhad hier angekommen und hat gestern die Reise über Salzburg fortgesetzt.
Prag, 8. Juli. Der Kronprinz Rudolf hat am 6. d. M. Nachmittags seine dem Besuche der Schlachtfelder des Jahres 1866 gewidmete Reise beendet.
Lemberg, J. Juli. In Folge der Mandatsnieder⸗ legung Seitens des Vize⸗Präsidenten Bartmanski wurde für den Großgrundbesitz Rohatyn⸗Bobrka eine neue Reichsraths⸗ wahl auf den 21. August ausgeschrieben.
Pest, 7. Juli. Die Verhandlungen wegen definitiver Festsetzung der Ausgleichsstipulationen zwischen beiden Reichshaäͤlften dürften binnen Kurzem wieder aufgenommen wer⸗ den, da sich gestern der ungarische Minister⸗Präfident Tis za, der Finanz⸗Minister Szell und der Sektionsrath Köffinger, welcher als Vertreter der ungarischen Regierung bei den Wiener Zollkonferenzen fungirt hat, nach Wien begeben haben.
— 8. Juli. Ueber den Stand der österreichisch⸗ ungarischen ¶ Ausgleichs verhandlungen bringt der „Hon“ folgende Mittheilung: In der Ea ggf rage sind die ungarischen Delegirten mit den österreichischen Fachreferenten einig geworden, jedoch sind einige Punkte von gewissen Bedin⸗ gungen abhängig gemacht. In der Bankfrage haben die Referenten beider Theile separate Bankstatute ausgearbeitet, die jetzt eingehend berathen werden. Die Frage der Achtzigmillionen⸗ Schuld wurde von österreichischer Seite aufgeworfen, von der ungarischen Regierung aber nur zur Kenntniß genommen, da von dieser Frage weder beim Ausgleiche, noch in dem vorgängi⸗ gen Notenwechsel die Rede gewesen sei.
— Das 38. Anfanterie⸗Re gim ent, Baron Mollinary, ist von hier, von Peterwardein das 61. Infanterie⸗Reg i⸗ m ent Alexander Cesarevic nach dem Süden abgegangen.
Semlin, 6. Juli. Der hiesige Bürgermeister Jova⸗ novis hat gestern abgedan kt. Man bringt diese Abdankung mit dem Vorgehen der ungarischen Regierung gegen die serbische Omladina in Verbindung.
Agram, 7. Juli. In der gestrigen Sitzung des Cen⸗ tralelubs legte Abg. Filip eine Resolution, betreffs Rein⸗ korporirung der Militärgrenze vor, welche, nachdem der Banus sich dagegen erklärte, abgelehnt wurde und im Hause nicht eingebracht wird.
— 8. Juli. In der heutigen Landtags sitz ung inter⸗ pellirte Mirko Horvat betreffs Vereinigung der Civil⸗ und Militär⸗Obergerichte. Makanee interpellirte, ob es war sei, daß über Kroatien der Belagerungszustand verhängt werden soll, endlich interpellirte Folnegovie wegen Wiederherstellung des drei⸗ einigen Königreiches. Sodann wurden gemeinsame Gesetze pro⸗ mulgirt und die Sitzung hierauf uu gh offen
Schweiz. Bern, 6. Juli. Gestern Nachmittag haben National⸗ und Ständerath ihre Sitzungen aufgehoben, um erst am 4. Dezember wieder zusammenzutreten. Die Schlußsitzun⸗ gen boten nichts Bemerkenswerthes.
— Am 30. v. Mts. ist zwischen dem Gesandten der Schweiz und Portugals in Paris der Austausch der Ratifikations⸗ urkunden zu dem am 6. Dezember 1873 in Bern abgeschlossenen
. vollzogen worden. Der Vertrag tritt nach aßgabe seines Art. 10. mit dem 30. Juli in Kraft.
Entschiedenheit, welche jede Nergelei ausschließt, darüber infor⸗
den könnte, ist abgewiesen worden. Die Valutaspekulation hat
— Im Quellenhofe zu Ragatz weilen behufs einer Brun⸗ nenkur der König und die Königin von Sachsen.
rankreich. aris, 8. Juli. Das „Journal officiel“ veriff ir! ö. ** des Ministers der öffentlichen Bauten, welcher die Mitglieder eines Spezial-Ausschusses zur Erörterung der verschiedenen Fragen erörtern soll, die sich auf den Wieder⸗ aufbau der Tuilerien und des früheren Hotels des Rechnungshofes am Quai d'Orsay beziehen.
— Das „Journal des Debats“ widmet Casimir Perier einen langen höchst ehrenden Artikel. Das Leich enbegängniß des Verstorbenen fand heute unter großer Betheiligung statt. Der Konseilsprästdent Dufaure, Hr. Thiers und die Senatoren Duelere und Bersot trugen, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, die Zipfel des Leichentuchs. Sämmtliche Minister und die gesammte Linke beider Häuser folgten. ö
— Die äußerste Linke bleibt unerschütterlich in ihrer Opposition bezüglich des Maire⸗Gesetzes, sie scheint, wie das „Journal des Debats“ meint, entschlofsen, sowohl das all⸗ gemeine Projekt der Regierung als das partielle der Kommission zu verwerfen. So ist die Linke also in einer wichtigen Frage gespalten. Doch denkt die äußerste nicht daran, einen Sturz des Ministeriums herbeiführen zu wollen. Das linke Centrum aber beschloß, jedes zwischen der Regierung und dem Ausschuß verein⸗ barte Amendement zum Gemeindegesetz zu verwerfen und ferner in einer gestern abgehaltenen Versammlung einstimmig, bei seiner früheren Entschließung zu bleiben. Das Centrum nimmt das vermittelnde Projekt der Kommisfion an, und indem es sich volle Freiheit in Allem, was das definitive organische Gesetz betrifft, bewahrt, glaubt es damit dem Ministerium ein Vertrauensvotum zu geben. — Am Mittwoch wird Hr. Paris seinen Bericht über das Gesetz wegen Verleihung der Grade erstatten.
— (W. T. B.) Das französische Mittelmeerge⸗ schwader ist gestern in Tu nis eingetroffen.
— 9. Juli. (W. T. B) Die Zeitungen veröffentlichen eine amtliche Mittheilung, in welcher das Gerücht, daß die für das Jahr 1878 angekündigte internationale Ausstellung vertagt sei, für unbegründet erklärt wird.
Spanien. Madrid, 9. Juli. (W. T. B.) Der Kon⸗ greß hat den Gesetzentwurf, durch welchen für das König⸗ reich Navarra eine Ausnahme von dem allgemeinen Steuer⸗ gesetz verlangt wurde, abgelehnt.
Italien. Rom, 5. Juli. Die Gazzetta uffiziale“ meldet: Durch Noten, welche am 23. Juni d. J. zwischen dem Grafen Robilant, außerordentlichem Gesandten und be⸗ vollmächtigten Minister Sr. Majestät des Königs von Italien und Sr. Exzellenz dem Grafen Andrassy, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie in Wien gewechselt worden sind, ist der Verfall des zwischen Italien und Oesterreich⸗-Ungarn zu Recht bestehenden Handels- und Schiffahrtsvertrages bis zum 1. Juli 1877 hinausgeschoben worden, jedoch mit dem Vorbehalte, daß falls inzwischen der neue Handels und Schiffahrtsvertrag zum Abschluß gedeihen sollte, derselbe womöglich noch vor dem 1. Juli 1877 in Kraft tritt. — Durch Noten, welche am 28. und 29. Juni dieses Jahres zwischen dem Königlich italienischen Geschäftsträger in Paris Cav. Ed. E. Reßmann in Paris und Sr. Excellenz dem Herzog Decazes, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der französischen Republik gewechselt worden find, ist die Dauer des
andels⸗ und Schiffahrtsvertrages, welcher zwischen
talien und Frankreich zu Recht besteht, bis zum 30. April 1877 verlängert worden.
Türkei. Die neuesten Nachrichten vom Kriegs⸗ schauplatz lauten:
Konstantinopel, 8. Juli. (W. T. B.) Der Regierung ist vom Kriegsschauplatze folgende Nachricht zugegangen: Am 6. d. hat bei Sienitza im Sandjak von Novibazar ein Kampf stattge⸗ funden. Die serbischen Streitkräfte, welche im Gefecht standen, beliefen sich auf 15, 000 Mann. Der Divisions General Mehmed Ali Pascha konnte denselben nur 8 Bataillone reguläre Truppen entgegenstellen. Trotzdem wurden die Serben zurückgeworfen und von den Türken bis in ihre Verschanzungen verfolgt. Die Serben ließen auf dem Schlachtfelde 1500 Todte und eben so viel Verwundete zurück. Außerdem verloren sie eine beträchtliche Anzahl von Gewehren und viele Munition.
Konstantin opel, 9. Juli. (W. T. B.) Regierungs⸗ seitig wird gemeldet: Die serbischen Truppen, welche vorgestern die einen Theil der Befestigungen von Jeni⸗Bazar bildende Batterie bei Eski⸗Kilisé angriffen, find nach zweistündigem Kampfe zurückgeworfen worden. Sie ließen mehr als 500 Todte und eine beträchtliche Anzahl Verwundeter auf dem Schlachtfelde zurück, auf welchem 500 Gewehre und Tornister von unseren Truppen aufgesammelt wurden. Unsere Artillerie hat die vom Feinde unserer Batterie gegenüber gestellten Geschütze zertrümmert. In dem Kampfe, welcher bei Societe (é) stattgefunden, haben unsere Truppen die Serben völlig in die Flucht geschlagen, nachdem sie ihre Verschanzungen erstürmt, alle darin befindliche Munition, Waffen, Kanonen, Lafetten fielen in unsere Hände. Der Verlust der Serben beträgt 2600 Mann.
Belgrad, 9. Juli. (W. T. B.) Der Regierung sind vou Ftriegsschauplatze folgende Meldungen zugegangen: Der gestern von Osman Pascha auf Saitchar unternommene vierte Angriff wurde ebenfalls zurückgeschlagen und erlitten die Türken hierbei bedeutende Verluste. Die serbischen Truppen haben die Grenze bei Negotin überschritten und sind Osman
Pascha in die Flanke gefallen. Die gegen Widdin operirende serbische Armee hat den Timok überschritten und ist auf das türkische Gebiet übergetreten.
Belgrad, 9. Juli Abends. (W. T. B.) Der Regierung sind folgende weitere Meldungen vom Kriegsschauplatz zugegangen: Die serbischen Truppen sind im Vormarsche im Paschalik von Novibazar begriffen. — Der Archimandrit Du did ist am Freitag Abend mit dem Feinde bei Nova Warosch (in der Herzegowina auf der Straße von Sienitza nach Wischegrad) zusammengetroffen. Am Sonnabend früh griff Dudid die in be⸗ festigten Stellungen befindlichen türkischen Truppen an und nahm ihnen zwei Schanzen, mußte jedoch später eine derselben wieder aufgeben, da der Feind bedeutende Verstärkungen erhielt. Gegenwärtig steht Dudid vor Nova Warosch. — Oberst Ezo⸗
lakanties beschießt Novibazar. — Kapitän Ilitch hat die
Ibar bei Jarinje (Grenzort im Süden an dem genannten Flusse) überschritten und die türkischen Verschanzungen erstürmt, wobei er die Vorräthe der Türken erbeutete. Ilitch bedroht Mi⸗ trovitza (in der Herzegowina am Einfluß der Sitznitza in die Ibar), die Endstation der nach Salonichi führenden Eisenbahn. — Ranko Alimpies ließ 709 von den Türken auf dem Schlachtfelde (bei Bjelina) izurückgelassene Todte beerdigen. — Das von der türkischen Regierung veröffentlichte Bulletin über den angeblich über den General Zach erfochtenen Sieg ist un⸗ richtig; General Zach konnte zwar mit seinem Angriff auf die Türken keinen Erfolg erzielen, erlitt aber auch keine Niederlage.
— Wie dem „Reuterschen Bureau“ in London aus Athen gemeldet wird, hat die griechische Regierung am 9. d. M. Abends aus Salonichi ein Telegramm erhalten, nach welchem die türkische Garnison daselbst plötzlich zur Verstärkung der türkischen Armee bei Mitrovitza (am Ibar Sandjak Novibazar) mittelst Eisenbahn abgerückt ist. Die serbischen Truppen sind gegen letztere im Vormarsch begriffen. Es wird befürchtet, daß die Verbindung zwischen der türkischen Armee und Salonichi unter⸗ brochen werden könnie.
— Die „Correspondance orientale“ vom 4. d. M. berichtet:
Bekanntlich hatte der Fürst Milan dem Großvezier eine Depesche gesandt, in welcher er sich erbot, sich mit seiner Armee zurückzuziehen, den rückständigen Tribut zu bezahlen und den neuen Sultan anzuerkennen, wenn ihm eine kleine Entschä⸗ digung an Land gewährt würde. Diese Entschädigung bestand, wie man jetzt weiß, in der Annexion Bosniens an Serbien. Am Sonnabend, den 1. Juli Abends, hat der Großvezier dem serbischen Agenten seine Antwort zugestellt; die Sprache der⸗ selben ist einfach und selbst wohlwollend. Der Großvezier erin⸗ nert den Fürsten an die Pflichten, die ihm als Vasallen zu⸗ kämen, und erklärt ihm, daß, wenn er die Grenze überschritte, er die ganze Verantwortung dafür zu tragen habe. — 30-40 Bataillone, die in Bulgarien zerstreut maren, haben Ordre er⸗ halten, das Corps von Nisch zu verstärken; diese Bataillone sind jetzt auf dem Marsch nach ihrem Bestimmungsort. Das Armee⸗Corps besitzt 56 Gebirgskanonen, welche, wie es heißt, die Wiedernahme ihrer jetzt im Besitz der Serben befindlichen Festungen erleichtern werden. — Nach dem „Vakit“ werden in einigen Tagen drei Freiwilligen⸗Corps aus Albanesen und Circassiern zusammengezogen sein und ein Corps von 60, 000 Mann bilden. — Das offizielle Blatt von der Donau, der „Tuna“, publizirt in seiner letzten Nummer vom 28. Juni einen Artikel: „Helfen wir unserem Staate!“ Es sagt darin: „Alle Welt ist überzeugt, daß die neue Re⸗ gierung fest entschlossen ist, mit radikalen Reformen vorzugehen; aber die augenblicklich bestehenden Verwickelungen und Schwierigkeiten hemmen die Ausführung. Jeder fühlt, daß alle jene Schwierigkeiten vorher und unabweialich beseitigt wer⸗ den müssen. Es ist daher nöthig gewesen, seine Zuflucht zu militärischen Maßnahmen und enormen Truppenbewegungen zu nehmen, die außergewöhnliche Kosten verursachen. Allerdings entwickelt der Kaiserliche Schatz so sehr als irgend möglich alle seine Kräfte, um den an ihn gestellten An⸗ forderungen genügen zu können, aber diese sind eben zu groß. Es ist daher Pflicht jedes wahren Freundes des Vaterlandes, jedes Patrioten, der dem Staate ergeben ist, jedes Geschäftsman nes und Rentiers, der ein Unterthan des Reiches ist, seine Geldmittel nicht zu sparen, um für die außergewöhnlichen Be⸗ dürfnisse derjenigen Söhne des Vaterlandes zu sorgen, welche jetz mit den Waffen in der Hand das Land gegen den Feind vertheidigen. Deshalb hat die Regierung zu einer Subskription ihrer getreuen Unterthanen ihre Zustimmung gegeben. Auf Be⸗ fehl des Veziers sind Spezial⸗Anweisungen den Behörden zu⸗ gestellt, und heut (am 28. Juni) sind die Notablen und vor⸗ nehmsten Bewohner Rustschucks in das Palais der Regierung be⸗ rufen worden, um mit solcher Subskription vorzugehen. — Der „Djeride⸗i havvadis“, ein offizielles Blatt, sagt: Das Mini⸗ sterium läßt die Reformfrage jetzt ganz bei Seite und be⸗ schäftigt sich nur mit der Unterdrückung der Un⸗ ruhen. Sobald die letzten Dispositionen im Kriegsrath getroffen sind, wird der Kriegs-Minister in Per⸗ son nach Rumelien abgehen um das Oberkommando über alle Truppen zu übernehmen.“ — In Trapezunt sollen einige Unruhen stattgefunden haben; die Veranlassung ist noch unbekannt. Einstweilen ist die Korvette „Libanon“ dorthin ab⸗ gegangen.
RNumänien. Bukarest, 8. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkamm er ermächtigte in ihrer heutigen Sitzung auf Verlangen des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten ihr Bureau und die Adreßkommission zur Entgegennahme der Do⸗—
kumente bezüglich der auswärtigen Politik. Der Finanz-Minister legte einen Gesetz entwurf, betreffend die Verminderung der Ausgaben im laufenden Jahre vor.
Amerika. Washington, 7. Juli. Die Niederlage des Generals Euster und seiner Truppen durch die Indianer verursachte gestern im Repräsentantenhause eine kurze Debatte, im Verlaufe welcher die Republikaner die Demokraten des Geizes beschuldigten, weil sie den Armee⸗Etat reduzirt, sö daß nur eine unzulängliche Streitkraft in dem Indianer⸗Lande auf dem Fuße erhalten werden konnte. Die Demokraten entgegneten, daß, wenn die Truppen im Süden nach dem Westen gesendet würden, eine hinreichende Streit⸗ kraft an der Grenze vorhanden sein würde. General Terry, der Befehlshaber des Corps, zu welchem Custers Detachement gehörte, telegraphirte dem General Sheridan, wie die „A. A. C.“ mittheilt, daß Custer mit seinem Regiment aus⸗ gesandt wurde, um die Fährte der Sioux, welche Crook bei Rosebud besiegt hatte, aufzusuchen. Er sollte indeß nicht an⸗ greifen, sondern seine Beobachtungen dem General Terry melden. Dagegen machte General Custer, sobald er auf die Fährte stieß, drei Tage lang forcirte Märsche und griff die Sioux an, ohne sich mit dem Gros in Verbindung zu halten und vertheilte seine Kräfte, so daß er einzeln geschlagen wurde. Custer scheint von einem Wunsche nach einem kühnen Handstreiche beseelt gewesen zu sein, um Coroks Niederlage zu rächen, und er handelte demnach un⸗ besonnen. General Terry hatte alle Truppen nach dem Sammel⸗ platz am Jellowstonflusse zurückgerufen und nach Verstärkungen, Pferden und Lebensmitteln telegraphirt. Die Expedition ist augenscheinlich zu ernstlich gelähmt für eine baldige Aktion. Washingtoner Telegrammen zufolge wird jede Anstrengung ge⸗ macht werden, um eine große Streitmacht gegen die Sioux ins Feld zu stellen, da man fürchtet, daß diese Niederlage eine demo⸗ ralisirende Wirkung auf die andern bisher friedlichen Stämme aus⸗ üben dürfte. General Sheridan, der gegenwärtig in Philadelphia weilt, hat Befehl erhalten, sich nach dem Westen zu begeben, um den Feldzug persönlich zu beaufsichtigen. Er hat ein Telegramm erhalten, welches meldet, daß Custers Verluste 15 getödtete und 2 vermißte Offiziere, sowie 265 getödtete und 62 verwundete Gemeine umfassen. Die Verluste des Majors Reno, der in Gemeinschaft mit General Custer in dem unglücklichen Angriffe gegen die Sioux agirte, sind ebenfalls beträchtlicher, als An⸗ fangs geglaubt wurde. Es verlautet jetzt, daß seine wirklichen Ver⸗ luste sich auf 50 Todte und 40 Verwundete belaufen. Im Senat wurde eine Resolution eingebracht, welche den Präsidenten Grant er⸗ mächtigt, die Dienste von 5 Regimentern Freiwilliger aus den nordwestlichen Staaten und Territorien anzunehmen, um gegen die Indianer zu operiren.
Weiter meldet der amerikanische Correspondent der, Times“ noch Einzelheiten über die Niederlage der gegen die Sioux⸗Indianer ausgesandten Expedition des Generals Custer. Custers Angriffs⸗ corps fiel in einer tiefen Schlucht in einen Hinterhalt und kein Mann blieb am Leben. Custer, seine zwei Brüder, sein Schwager, sein Neffe und 17 andere Offiziere wurden ge⸗ tödtet. Die Gesammtzahl der Todten in dem Hinterhalt ist 315. Nach dem Gemetzel umzingelten die Indianer Major Reno's Kommando und hielten ihn einen Tag in den Hügeln, aber später, nachdem er im Stande gewesen, sich mit seiner Reserve zu vereini⸗ gen, fand er, daß die Indianer plötzlich abgezogen waren und ihre Verwundeten sowie die meisten ihrer Todten mitgenommen hatten. Als man nach Custer suchte, fand man 207 Leichen an einer Stelle und begrub sie. Die Indianer bemächtigten sich sämmtlicher Waffen der Getödteten. Reno hatte 31 Verwundete in seiner Kolonne. Die Todten wurden von den Indianern schrecklich
verstümmelt. Kurze Berichte über diese Katastrophe, fügt der Korrespondent hinzu, haben im ganzen Lande ein Gefühl des Entsetzens verursacht.
— 8. Juli. (W. T. B.) Der hiesige russische Gesandte, Staatsrath Schisch kin, hat dem Präsidenten Grant ein Hand⸗ schreiben des Kaisers Alexander überreicht, in welchem dieser den Präsidenten anläßlich der Jubelfeier der Gründung der nordamerikanischen Union beglückwünscht.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 10. Juli. (W. T. B) Der Lloyvddampfer „Mars“ ist gestern Abend 7 Uhr mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
NewYork, 8 Juli. sPer transatlantischen Telegraph. Das Postdampfschiff des Norddeutschen Lloyd „Oder“, Kapitän C. Leist, welcheß am 24. Juni von Bremen und am 27. Juni von Southampton , ,. war, ist heute 2 Uhr Morgens wohlbehalten hier an⸗ gekommen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Wien, 10. Juli. In der Angelegenheit des bei Spiz von den serbischen Truppen beschossenen Dampfers Tisza“ hat die österreichische Regierung von der serbischen die Abberufung und Bestrafung des serbischen Kommandanten, sowie eine Entschuldigungserklärung der serbischen Regierung wegen dieses Vorkommnisses und die nöthigen Garaniien dafür verlangt, daß sich ähnliche Vorfälle nicht wiederholen. Die serbische Regierung hat diesem Verlangen in vollem Umfange entsprochen und die schriftliche Erklärung abgegeben, daß der betreffende Kommandant bestraft werden solle und daß für die Zukunft strenge Vorkehrungen zur Verhütung ähnlicher Vorfälle getroffen seien. Die von der Regierung . Verfügungen werden im serbischen Amtsblatte veröffentlicht werden.
Berlin, den 10. Juli 1876.
Die soeben in Kiel von Stapel gelaufene Kaiserliche Jacht „Hohenzollern“ ist zur Aufnahme der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften bei Seereisen bestimmt, und foll die weder dem Raum nach ausreichende noch zu längeren Fahrten geeignete Dampfiacht Grille“, welche vor ungefahr 2 Jahren zu diesem Zweck erbaut wurde, ersetzen.
Der bereits im vorigen Jahre Seitens der Kaiserlichen Ad⸗ miralitůt entworfene Bauplan zeigt eine mustergültige Vereini⸗ gung aller den Anforderungen der modernen Bautechnik, sowie denen eines behaglichen Komforts und eines wirthschaftlich geordneten Haushaltes entsprechenden Einrichtungen.
6 ö. dem Entwurf wurde der Gedanke sestgehalten, ein
chiff zu konflruiren, das neben großer Fahrgeschwindigkeit auch genügende Räumlichkeit zur Beherbergung fürstlicher Per⸗ sonen nebst Gefolge, und einer ziemlich zahkreichen Besatzung gewährte.
Außerdem wurde eine Verwendung als Aoiso für den Kriegsfall vorgesehen. Diesem Gestchts punkte entsprechend ist der. Schiffskörber, der durch, die Göeschwindigkeis bedingten Festigkeit und größeren Leichtigkeit halber, aus Cisen erbaut,
und sind die Dimensionen des Schiffes 81, M. Länge, 1063 M. Breite, der Tiefgang 44 M.
Die Maschine, von 3000 Pferdekraft, giebt der Jacht eine Geschwindigkeit von 16 See⸗ oder 4 deutschen Meilen in der Stunde, und ist aus der Märkisch⸗Schlesischen Maschinen⸗ fabrik, vormals F. A. Egells, in Berlin hervorgegangen. Die Ma⸗ schine hat zwei oseillirende Cylinder und Qberflächen⸗Keondensatoren. Sie treibt zwei Patentschaufelräder. Für ihre Umsteuerung ist eine besondere kleine Dampfmaschine angebracht. Außer dieser Maschine sind noch kleinere zum Auspumpen von Leckwasser und zum Speisen der Dampfkessel vorhanden. Der Dampf wird durch 6 Kessel, von denen 4 vor und 2 hinter der Maschine stehen, mit zusammen 22 Feuerungen geliefert. Jede der beiden Kesselgruppen hat einen besondern Schornstein.
Der hinter dem Maschinenraum gelegene Theil ist aus⸗ schließlich für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften und deren Gefolge, der vor demselben befindliche für den Komman⸗ danten, die Offiziere und die Besatzung, sowie für einen Theil der Hofdienerschaft bestimmt.
Ein Orientirungsgang durch die Jacht, welche von der Norddeutschen Schiffbau⸗Aktien⸗Gesellschaft zu Gaarden bei stiel gebaut worden, da die Staatswerften mit an⸗
deren Arbeiten zu sehr überhäuft waren, beginnt am besten an dem Oberdeck. Hier tritt sogleich ein auf dem Hinterdeck belegener Pavillon hervor. Er enthält drei Räume: einen Empfangssaal, ein Vorzimmer, ein Eintritts⸗ immer. ; Aus dem letzteren führt die große Staatstreppe nach dem ersten Zwischendeck zu den Zimmern und dem Speisesaal der Fürstlichkeiten. Die Zimmer für Se. Majestät den Kaiser liegen an der rechten, die Ihrer Majestät der Kaiserin an der linken Seite. Sie bestehen für jede der Majestäten aus einem Wohn⸗ und Arbeitszimmer, einem Schlafzimmer und einem Badezimmer. Unmittelbar hinter den Zimmern des Monarchen folgt eine Kammer für die Kammerdiener. Der vor den Zimmern des Kaisers liegende Speisesaal nimmt die ganze Breite des Schiffes ein, und sönnen in ihm 24 Personen gleichzeitig speisen. Vor dem Speisesaal befindet sich an jeder Seite ein Zimmer für die älteren Kinder Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen. Der mittlere Raum ist theils Treppenhaus, theils dient er als Vor⸗ raum für die Dienerschaft. Dieser Vorraum steht durch einen Aufzug mit der auf dem Oberdeck befindlichen Küche zusammen.
Die Räumlichkeiten des zweiten Zwischendecks enthalten die Zimmer für die Personen des Gefolges und der Umgebung, so⸗
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