.
atrouillen gesäubert worden. Von den in Smyrna lebenden
Deutschen ist keiner verwundet worden. Im Hafen von Smyrna liegen gegenwärtig acht fremde Kriegsschiffe, deren Besatung bei Erneuerung von Unruhen zum Schutze der Einwohner heran⸗ gezogen werden kann. .
— Der Minister für die landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten, Pr. Friedenthal, hat an die hervorraägendsten Vertreter der Spritbranche folgende Anfrage ergehen lassen:
„Die Königlich griechische Regierung hat bei dem Herrn Reichs- kanzler die Ermäßigung des deutschen Eingangszolls für Korinthen in Antrag gebracht und sich dafür zu Konzesfionen bezüglich der griechi⸗ schen Eingangszölle für deutsche Erzeugnisse bereit erklärt. Unter den letzteren würde vorzugsweise der Artikel Sprit in Betracht kommen, welcher gegenwärtig in Griechenland einem Eingangszoll von Oso Septa (Centimes) für 1 Oka, oder 29 Franes fuͤr den Centner, unterliegt, wenn seine Stärke über 20 Grad nach Cartier, gleich 52, Velumenprozenten absoluten Alkohols, beträgt. Es fragt sich, ob eine Ermäßigung dieses Zollsatzes dem Export von deutschem Sprit in nennenzwerthem Maße zu Gute kommen, oder ob davon nicht vielmehr die österreichische und russische Spritindustrie den aus ⸗ schließlichen oder überwiegenden Nutzen zihen würde. Sie würden mich zu Dank verpflichten, wenn Sie mir Ihre Ansicht hierüber mittheilen und gefälligst hinzufügen wollten, was Ihnen über den ö Umfang des deutschen Spritexportes nach Griechenland
ekannt ist.“
— In Beziehung auf den strafbaren Widerstand gegen Exekutivbeamte hat das Ober⸗Tribunal, Straf⸗ senat, J. Abtheilung, in einem Erkenntnisse vom 14. Juni d. J. folgendes Prinzip ausgesprochen: Der mit Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt geleistete Widerstand gegen Vollzugs⸗ beamte ist auch in den Fällen strafbar, in welchen die vorzu⸗ nehmende Amtshandlung aus Gründen, welche der Beurtheilung des betreffenden Beamten sich entziehen, oder ihm überhaupt nicht bekannt sind, einer materiellen Anfechtung unterliegen, im Uebrigen aber der Beamte seine formelle Zuständigkeils grenze nicht überschreitet. Erhält demnach ein Vollzugs beamter den Auftrag, an einem Orte dienstliche Funktionen auszuüben, welcher der Befugniß der bezüglichen Behörde nicht unterstellt ist, so ist doch der materiell begründete Widerstand gegen den ausführenden Beamten auf Grund des 5. 113, resp. 5. 117 des Strafgesetzbuches zu bestrafen.
— Die von dem Bundesrathe beschlossenen Impf form u⸗ lare für die Impfärzte haben verschiedentlich zu Verwir⸗ rungen geführt, so daß Veranlassung genommen worden ist, den Impfärzten die erforderliche Belehrung regierungsseitig zu Theil merden zu lassen. Auch hat der Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten darauf hingewiesen, daß die Inipfärzte in Preußen sich nicht mehr, wie früher, ausschließlich an das Ber⸗ liner AInstitut wegen ÜUebersendung von Lymphe, sondern an ihre Provinzial⸗Institute zu wenden haben.
— Für das Uebersetzen über die Weich sel bei Palschau, die Benutzung der Brücke über den Abdaunefluß bei Augu stwalde im Kreise Marienburg, Regierungsbezirk Danzig, die Benutzung der Peen e⸗Fähranstalt zu Sto lp im Kreife Anklam, der städtischen Bohlwerke und Anlegestellen an der Ih na bei Gollnow, Kreis Naugard, des Tollense⸗ Ueberganges hei Osten, Kreis Demmin, Regierungsbezirk
Stettin, und ber Schleuse zu Gromaden im Kreise Schubin,
Regiermhgsbezirk Bromberg sind neue Tarife eingeführt worden.
— Der französische Botschafter Vicomte de Gontaut⸗ Biron ist aus Ems hierher zurückgekehrt.
— Der italienische Botschafter Graf de Lau nay ist gestern Abend aus Dresden wieder hier eingetroffen.
— Dei General der Infanterie von Ollech, Direktor der Kriegs⸗Akademie, ist mit mehrwöchentlichem Urlaub nach Johan⸗ nisbad in Böhmen abgereist. — Der General der Kavallerie Baron von Rheinbaben, General⸗Inspecteur des Militär⸗ Erziehungs⸗ und Bildungswesens, hat sich zur Inspizirung der Kriegsschulen in den westlichen Provinzen auf Dienstreisen, der General⸗Lieutenant Wolff von Linger, Inspeeteur der Ge⸗ . in dienstlichen Angelegenheiten nach Danzig be⸗ geben.
Hannover, 14. Juli. Zwischen dem Ober⸗Präfidenten der Provinz Hannover und den bischöflichen Behörden zu Hildes⸗ heim und Osnabrück ist über eine Geschäftsanweisung für die katholischen Kirchenvorstände und Gemeinde⸗ vertretungen in der Provinz Hannover Einverständniß erzielt worden. Nur in Betreff einzelner Bestimmungen ist durch Entscheidung des Ministers der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten in Folge des von der bischöflichen Be⸗ hörde zu Osnabrück erhobenen Widerspruchs die Fassung fest⸗
esetzt worden. Demgemäß wird unter Bezugnahme auf die 3. 42 und 44 des Gesetzes vom 20. Juni 1875 für die katho⸗
chen Kirchenvorstände und Gemeindevertretungen der Provinz Hannover die Geschäftsanweisung im Amtsblatt publizirt.
Bayern. München, 14. Juli. Der Kronprinz von Oesterreich hat die Stadt heute Vormittag wieder verlassen und sich nach Ischl begeben.
— Der Würzburger Magistrat hat, der „Allg. Ztg.“ zufolge, die Abhaltung einer ultramontanen Verfamm⸗ lung, für welche auswärtige Redner ohne Nennung der Namen angekündigt waren, verboten.
Württemberg. Friedrichshafen, 14. Juli. Die Prinzessin Friedrich und Prinz Wilhelm von Württem⸗ berg sind heute zum Besuche der Königlichen Familie hier ein⸗ getroffen und Abends nach Seefeld zurückgekehrt.
Baden. Karlsruhe, 14. Juli. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen Sing den Gesetzentwurf, die im Rheingebiet um die Mitte des Monats Juni d. J. eingetretenen Ueber⸗ schwemmungen und den dadurch entstandenen Schaden be⸗ treffend, 2. Diskussion einstimmig und sodann nach einer längeren allgemeinen Diskussion den Erwerb steuer⸗Gesetz⸗ entwurf mit 13 gegen 4 Stimmen (1 Mitglied enthielt fich der Abstimmung) angenommen. — Das Ministerium des Innern hat dieser Tage wieder einer altkatholischen Gemeinde —
ohentengen in der Seegegend — die Erlaubniß zur Mit⸗ enutzung der katholischen Pfarrkirche ertheilt. .
— 15. Juli. (W. T. B.) Der Landtag ist heute im Auftrage des Großherzogs durch den Minister⸗Präsidenien Jolly geschlossen worden.
HGessen. Darmstadt, 15. Juli. (Frkf. J) Der Bericht des Kammerausschusseg über die Eingaben der deutsch latho⸗ lischen Gemeinde zu Offenbach und der freireligiösen Gemeinden
. kh Ingelheim und Osthofen wegen Beseitigung des ,
arakters der Gidesformel ist nunmehr im Druck erschlenen.
Es ist daraus ersichtlich, daß jene Gemeinden ihre Änträge dem Reichstage mit der Bitte unterbreiten, bei Durchberathung des Entwurfes der Prozeßordnung dahin zu wirken, ö. aus der Sidesformel jede Beziehung auf das dogmatisch⸗religiöse Be⸗ kenntniß entfernt werde, Der Ausschuß konnte daher nur be— schließen, daß es angemessen sei, die Entscheidung der Reichs⸗ gesetzgebung vorerst abzuwarten. Ein abschlägiger Bescheid, wie früher behauptet wurde, konnte sonach nicht erfolgen. — Ein Antrag des Abg. Wolz ersucht die Regierung, mit Bayern und Preußen in Verhandlung über die Erbauung der Bahnstrecke Gelnhausen⸗Aschaffenburg zu treten, wodurch die Renta⸗ bilität der oberhessischen Bahn wesentlich erhöht würde.
Braun schweig. Braunschweig, 16. Juli. Die „Ges. u. V. S.“ publizirt die BSau⸗Ordnung für das Herzog⸗ thum Braunschweig, vom 15. Juni 1876.
Desterreich⸗ ungarn. Wien, 15. Juli. Die „Pol. Corr.“ tritt in einem Briefe aus Ems vom 11. irrigen Kom binationen über die Konferenz des Deutschen Kaisers mit dem Fürsten Bismarck in Würzburg entgegen. Gegenüber Versuchen, „diese Zusammenkunft als eine Folge, womöglich als eine nothwendige und zugleich bedenkliche Folge der Begegnung der beiden Kaiser von Oesterreich⸗ Ungarn und von Rußland in Reichstadt darzustellen“, wird dargelegt, daß nicht Würz⸗ burg erst eine Konsequenz von Reschstadt, „unter allen Umständen keine mit den Besprechungen in Reichstadt kontrastirende gewesen sei. Dann heißt es weiter: „Es ist geradezu erstaunlich, auf welchen Umwegen man zu dem Beweise zu gelangen versucht, daß angeblich das Drei⸗Kaiser⸗Bündniß erschuͤttert sei, während fast Tag für Tag neue Thatsachen die Festigkeit desselben dokumentiren. Man braucht allerdings nur hinzusehen, wer denn eigentlich seine Freude an der Erschütterung des guten Einvernehmens zwischen den drei nordischen Kaiserreichen haben würde, um sich zu über⸗ zeugen, was Alles auf dem Spiele steht, wenn es wirklich ge⸗ länge, dieses gute Einvernehmen zu stören. Anerkennen muß man, daß gerade der Kaiser von Rußland unermüdlich Alles ihm Mögliche thut, um seinerseits zu beweisen, wie ernst es ihm damit ist, seinen Worten unter allen Verhältnissen auch die That folgen zu lassen, und seine Worte waren stets: der Fried e.“
— Wie man dem „Pester Lloyd“ von hier telegraphirt, hat die Pforte auf die Anzeige von der Sperrung des Hafens von Klek bereits geantwortet; sie bedauert, daß die Möglichkeit nahe liege, daß diese Maßnahme mißverstanden werden könnte, verkennt aber nicht das Gewicht der hierbei maßgebend gewesenen Erwägungen.
— Der „N. Fr. Pr.“ wird aus Pest gemeldet: Ueber Truppenbewegungen verlautet nichts mehr. Die Pester Garnison bezieht morgen das Uebungslager in Csaba. Die
zwanzigste Division, unter General Szapary, ist bei Mitrowitz
vollständig aufgestellt. Das Hauptquartier ist in Mitrowitz. Die Pioniere gehen nach Bossut.
Innsbruck, 14. Juli. Der „Bote für Tirol“ erklärt die Meldung von der beabsichtigten Einberufung des Tiroler Landtages in der zweiten Hälfte des Monats August für unbegründet. 44 4,
Pest, 14. Juli. Gestern hq ein Ministerrath zu dem Zwecke stattgefunden, um zahlreiche laufende Geschäfte zu er⸗ ledigen und den Bericht des Finanz⸗Ministers Szell über die in Wien gepflogenen Besprechungen in der Bankfrage entgegen⸗ zunehmen. Die endgiltigen Feststellungen bezüglich dieser Än⸗ gelegenheit sollen im Laufe der nächsten Woche gleichzeitig mit den Verhandlungen über die künftige Stellung der National- bank getroffen werden. — Das ungarische Amtsblatt publizirt die Ernennung des gewesenen Justiz⸗Ministers Pauler zum Präsidenten des Landes-Unterrichtsraths an Stelle des Bischofs Horvath, welcher auf diese Würde resignirt hat.
— Von serbischer Seite wird die Pester Korresponden /“ um die Aufnahme folgender Berichtigung ersucht: „In öffent⸗ lichen Blättern wird behauptet, Fürst Milan habe beim rufsi⸗ schen Czaren um die Erwirkung eines Waffenstillfiandes ange⸗ sucht. Das ist falsch. Es wurde von serbischer Seite an den Czaren eine Bitte gestellt: diese betraf jedoch nicht den Krieg, sondern blos die Art und Weise der Kriegführung. Serbien wendet sich an das menschliche Gefühl Kaiser Alexanders II., damit dieser erwirke, daß die turkischen Soldaten nicht foctfahren dürfen, wie bisher, in den von ihnen berührten Ortschasten auch die Wehrlosen in der grausamsten Weise niederzumetzeln.“ Wir geben der „Berichtigung! Raum — bemerkt hierzu die „Pester Korresp.“ — können jedoch nicht umhin, zu bemerken, daß die einlaufenden Meldungen vom Kriegsschauplatze auch den Serben keine besonders humane Art und Weise der Krieg⸗ führung nachrühmen. Ferner möchten wir auch auf das Kon⸗ stantinopler Telegramm verweisen, welches ausdrücklich besagt,
daß die Pforte alle Kommandanten strengftens angewiesen habe,
für eine menschliche Behandlung der feindlichen Ortschaften Sorge zu tragen. — 15. Juli.
; Demeter Markovies, Gemeinde⸗Notar zu Jankovacz in der Baeska, wurde wegen omladinistischer Umtriebe verhaftet und nach Groß⸗Beeskerek gebracht.
Agram, 15. Juli. In der heutigen Landtagsfitzung beantwortete Seltions⸗Chef Derencin die Interpellationen Hor⸗ vats und Makanec betreffs der Vereinigung der Civil⸗ und Militär⸗Obergerichte. Redner setzte auseinander, welche Schwierigkeiten die Vereinigung hindern und daß keineswegs der
Widerwille der ungarischen Regierung oder des Landes komman⸗
direnden FZZM. Mollinary einwirke. Schließlich beantwortete der Banus die Interpellation Makanee wegen des Belagerung s⸗ zustandes dahin, derselbe würde nur dann eintreten, wenn Krogtien den Ansichten und dem Vorgehen gewisser Leute bei⸗ pflichtete. Die Antworten werden zur Kenntniß genommen.
Niederlande. Haag, 12. Juli. Bekanntlich verfügten die Kammern früher, daß die Sklaverei, welche nur noch in den sogenannten Bovenlanden Padangs fortbestand, ebenfalls dort abgeschafft werden sollte. Die sun gi Nachrichten aus den überseeischen Besitzungen melden nun, daß diese Maßregel aus⸗ geführt wurde. Die Sklaverei hat somit fowohl in den oft ⸗ als westindischen Besitzungen der Niederlande zu bestehen aufgehört. — Die Verhandlungen zur Abschließung eines neuen Zucker⸗ vertrages zwischen England, Frankreich, Belgien und den Niederlanden sollen am 17. d. Mts,, und zwar in Paris, er⸗
öffnet werden. — Prinz Alexander hat eine Reise nach
Deutschland angetreten, und zwar hat er fich zuerst nach Weimar begeben.
Großbritaunien und Irland. London, 15. Juli. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg ⸗Strelitz ist in
London zum Besuche des englischen Hofes eingetroffen. — Der Botschafter des Kaisers von Marocco, Eid El Hadn Mo , Ezebdy, kam gestern Abend über Ostende und Sover in London an.
— Die Antwort Garl Derby's auf die ihm von ver⸗ schiedenen Abgeordneten überbrachte Adresse findet in sämmtlichen Zeitungen entschiedenen Beifall. Die „Times“ nennt ste die vollständigste und in vielen Beziehungen die befriedigendste Er⸗ klärung, welche bis jetzt über die orlentalische Politik des Mi⸗ nisteriums gegeben worden sei.
— Dem Parlament sind nunmehr weitere den Su ez⸗ kanal betreffende amtliche Depeschen vorgelegt worden.
— Die diesjährige Heeres liste führt zum ersten Male die Königin als den wirklichen Chef des Heeres auf.
— Ueber Orgngemänner⸗Demonstrationen berichtet die G. C.“ vom 13.: „Der Jahrestag der Schlacht am Boyne⸗ flusse ward gestern durch Versammlungen der Grangemänner an vielen Plätzen Irlands gefeiert, desgleichen in Liverpool, wo mehr als 6000 Personen an dem Aufzuge theilnahmen. Wäh⸗ rend diese ruhig verlief, ging es in Castlecaulfield, drei Meilen
von Dungannon, sehr unruhig zu. Eine große Menge Oran⸗
gisten mit Pfeifen und Trommeln und 18 Bannern zog Mor⸗ gens durch die Stadt zum Versammlungsplatze. Nachdem schon unterwegs ein Mann durch ein über ihn fortrennendes Pferd getödtet war, entstand später an einem von Katholiken bewohnten Platze ein Krawall. Es ward mit Steinen geworfen und von den in dem Aufzuge Einherziehenden etwa 230 Mal geschossen. Mehrere Personen wurden verletzt. Die Stadt war in höchst aufgeregtem Zustande, viele Scheiben wurden zerbrochen und die erk mußte mit dem Bajonet die Rückkehr des Zuges ver⸗ indern.“ ,
Frankreich. Paris, 15. Juli. Der Präsident der Republik empfing heute um halb 3 Uhr im Elysée den neuen österreichischen Botschafter, Grafen Wimpffen, und um 4 Uhr den türkischen Botschafter, Sadyk Pascha, der ihm die Thronbesteigung des Sultans Murad V. amtlich anzeigte.
— Die „Agenee Havas“ meldet: „Die Rede des Grafen Der by hat hier einen bedeutenden, beruhigenden Gindruck gemacht und die Zuversicht auf die Erhaltung des europäischen Friedens gestärkt.“
— Der Senat wählte heute die Vorstände seiner Abthei⸗ lungen; fünf Präsidenten und vier Sekretäre gehören der Linken und vier Präsidenten und fünf Sekretäre der Rechten an.
— Der „Moniteur“ meldet: Der Prästdent der Republik wird die Session am 8. August schließen; aber das Par⸗ lament wird zu einer außerordentlichen Session einberufen wer⸗ den, um die Berathung des Budgets zu beendigen. Unverzüglich nach der Session werden die Generalräthe zusammentreten.“ Der ‚Moniteur“ spricht dem Staatsoberhaupte seine Aner⸗ kennung aus, daß es so viel Gewicht auf die Budget⸗ berathung unter normalen Verhältnifsen lege. Dem „Bien Public“ zufolge drängt der Marschall Mac Mahon darauf, daß das Budget vor dem Oktober dieses Jahres erledigt werde, wo die gesetzlich vorgeschriebenen Veränderungen in den großen militäri⸗ schen Befehlshaberstellen stattfinden. Der Moniteur“ virsichert ö. daß zwischen den verschiedenen Ministern und zwischen
em Ministerium und dem Präsfidenten der Republik vollständige Eintracht herrsche. 546 ö
— Das „Journal officiel veröffentlicht eine Bewegung in den Unter⸗Präfekturen, die jedoch ohne hervortretende politische Bedeutung ist. Der Moniteur“ bemerkt dazu, daß in Zukunft keine Präfekten und Unterpräfekten mehr abgesetzt oder versetzt werden, da die Zugeständnisse, die den Republikanern eingeräumt worden, jetzt erschöpft seien. ᷣ
— Der Ju stiz⸗ Minister ließ vorgestern dem Ausschuß der Deputirtenkammer für die Einstellung der Verfolgungen eine Note über die bis jetzt bewilligten Gnadengesuche zugehen. Der⸗ selben zufolge wurden bis jetzt, nach dem „J. d. Deb.“, 656 Gnadengesuche geprüft, 249 Begnadigungen oder Strafmilde⸗ rungen bewilligt, 208 Gesuche verworfen und 92 vertagt; 107 neue Begnadigungen wurden in Vorschlag gebracht.
— Der Unterrichts ⸗Minister Waddington ist dem Vernehmen nach entschlossen, keine Veränderung in seinem Ge⸗ setzentwurfe wegen Verleihung der Univnersitätsgrade an⸗ zunehmen. Der Konseils⸗Präsident Dufaure wird mit Wadding⸗ ton die Vertheidigung der Vorlage im Senat übernehmen.
— Aus Genf wird der „Köln. 3tg.“ als zuverlässig ge⸗ meldet, daß neue Unterhandlungen zwischen dem Grafen Chambord und den Prinzen des Hauses Orleans im Gange seien, um ein neues Einvernehmen zu erzielen.
— In Marseille ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine Pe⸗ tition an die Kammern im Umlauf, welche zahlreiche Unterschrif⸗ ten findet; fie bittet um die Ausweisung der Jesuiten aus Frankreich.
Spanien. Madrid, 16. Juli. (W. T. B.) Bei der fortgesetzten Berathung des Toleranzgesetzes beschloß der
Kongreß mit 221 gegen 26 Stimmen, dem Ministerium,
nachdem dasselbe die Vertrauensfrage gestellt hatte, ein Ver⸗ trauensvot um zu ertheilen.
Italien. Rom, 15. Juli. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung des Senates wurde auf den Antrag mehrerer Senatoren das Protokoll über die gestrige Berathung über den Gesetzentwurf, per n, die Errichtung von Freihäfen in den Seestädten ab geändert und sodann genehmigt. Der Mi⸗ nister⸗Präsident Depretis erklärte darauf, der gestrige Zwischen⸗ fall berühre die Institutionen des Ministeriums, er halte die gestrige Abstimmung für Null und Nichtig. Er überlasse es dem Senate, für seine eigene Würde und für das Prestige der ministeriellen Institutionen Sorge zu tragen. Das Mi⸗ nisterium werde sich an de Debatte nicht betheiligen. Nach leb⸗ hafter Diskussion wurde hirn die gestrige Abstimmung mit 63 gegen 62 Stimmen für ungültig erklärt. Schließlich wurde auf den Antrag des Ministers des Innern, Nicotera, be⸗ schlossen, in der nächsten Sitzung des Senates, am 26. d., von Neuem über den Gesetzentwurf ab zustimmen, weil noch im letzten Moment der heutigen Abstimmung ein der Minorität angehöriger Senator erschienen war. ]
— Einige Zeitungen berichten: Der Finanz⸗Mi⸗ nist er hat beschlossen, diejenigen Subsidien, welche der päpftliche Stuhl den Bischöfen bewilligt, die das Gxequatur nicht von der italienischen Regierung verlangen und deshalb vom Genuß der Temporalien ausgeschlossen werden, der Gin⸗ kommen steuer vom beweglichen Eigenthum zu unterwerfen. — Sieilianische Blätter melden, daß die dortige Bewölke⸗ rung anfängt an den Briganten Lynchjustiz auszuüben.
Türkei. Konstantin opel, 15. Juli. (W. T. B.) Die hie en Zeitungen veröffentlichen eine Erklärung der egierung, welche die Verantwortlichkeit für den gegenwärtigen Krieg der serbischen Regierung zuschreibt. Die Pforte werde sich bemühen, den Kampf schnell zu Ende zu führen, um die beabsichtigten Refornien und Verbesserungen durchführen zu können,. — Heute fand ein Ministerrath statt, welchem mehrere hohe Würden⸗ träger beiwohnten. Es wurde von Neuem die Grundlage der Verfassung berathen und soll das konstitutionelle Prinzip angenommen und beschlossen worden sein, demnächst die neuen Institutionen zu definiren. ; ö — Die vom Kriegsschauplatz vorliegenden zum Theil widersprechenden Nachrichten lassen wir folgen: Konstantinopel, 15. Juli. (W. T. B.) Nach offiziellen Berichten, welche der Regierung aus Nisch unter dem 13. d. zugegangen sind, haben türkische Truppen die Serben bei Chehirkenn (? Scheherköwü oder Pirot) angegriffen. Die Serben wurden mit großen Verlusten in die Flucht geschlagen; die türkischen Truppen besetzten ihre befestigten Stellungen. Konstantinopel, 16. Juli. (W. T. B.) Ueber das Gefecht bei Chehirkeny wird der Regierung weiter gemeldet: Ein türkisches Freiwilligencorps hat vorgestern die Serben jenseits Chehirkeny angegriffen. Nach einem dreistündigen
Kampfe wurden die Serben gezwungen, ihre Positionen mit
beträchtlichen Verlusten aufzugeben. Unter den Gefallenen befindet sich ein serbischer Major. Die türkischen Trup⸗ pen verfolgten die Serben während einer Stunde und blieben Herren der sämmtlichen von ihnen besetzten Positionen.
— Dem „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau' in Wien wird aus Stagno gemeldet, daß die Insurgenten am 13. Juli zwischen Duea und Ranjevoselo die Türken angriffen und dieselben gegen Nepun zurückwarfen, woselbst sich ein heftiges Geschützfeuer entwickelte. Nach dreistündigem Kampfe zogen sich die Insurgenten gegen Gradac (in der Herzegowina, unweit der dalmatinischen Grenze, nordöstlich von Stagno) zurück. Sowohl die Türken wie auch die Insurgenten erlitten große Ver⸗ luste. Auch Montenegriner nahmen an dem Kampfe Theil. Die Insurgentenführer Pekopavlovits und Mussie sind am 13. d. M. mit ca. 4000 Mann bei Dubravitza (südöstlich von Gradac) und Oltaja eingetroffen.
— Wie der „Agence Havas“ in Paris aus sFagusa von slavischer Seite gemeldetz wird, hat am 14. d. bei Lju⸗ bowija, unweit der Grenze bei Klein Zwornik (an der Drina, Westgrenze Serbiens), ein heftiger Kampf statt—
efunden, in welchem die Serben geschlagen wurden. De Türken eroberten hierbei serbische Geschütze und zerstörten die Flöße, welche auf der Drina . Zweck eines Einfalls in das türkische Gebiet bereit lagen. Die Verluste der Serben betrugen ca. 500 Mann, die der Türken ca. 300 Mann.
— Wie der „Agence Havas“ unter dem 15. Juli aus Ragusa gemeldet wird, blockiren die Türken den Ort Metochia (Sandchak Mostar). Gaczko ist fast gänzlich von den Montenegrinern besetzt. Beträchtliche Streitkräfte der Mon⸗ tenegriner befinden sich auf dem Marsche nach Newesinje.
— Wie dem „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ in Wien unter dem 16. Juli aus Widdin gemeldet wird, sind die ser— bischen Truppen in Folge der am letzten Mittwoch bei Widdin stattgehabten Gefechte, von den Türken verfolgt, über den Timok zurückgegangen. Der Gouverneur von Widdin ist mit 2000 Mann türkischer Truppen nach Serbien vorgerückt.
Belgrad, 16. Juli. (W. T. B.) Der Regierung wird vom Kriegsschauplatze gemeldet: Die Nachricht, daß ein ser⸗ bisches Detachement die österreichische Grenze bei Drenkowa (auf dem linken Donauufer nördlich von Milanowatz) ver⸗ letzt habe, beruht auf Erfindung, ebenso die Nachricht von dem Angriffe der Serben auf A dak ale (türkische Festung auf einer Donauinsel an der Grenze von Serbien, Ungarn und Rumänien. — Weiter wird gemeldet: Die türkischen Truppen versuchten Klein⸗Zwornik wiederzunehmen, wurden aber zu⸗ rückgeschlagen. — Ein Bericht des Präfekten behauptet, daß die Türken, als Ducie Nopa⸗Warosch angriff, in den Ver⸗ schanzungen Frauen und Kinder der christlichen Bevölkerung auf⸗ gestellt hatten, von denen viele durch die serbischen Geschoffe getroffen wurden.
Fanstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) Der Regie⸗ rung ist von Ali Pascha, dem Gouverneur der Her— zegowina, aus Mostar vom 16. d. M. folgendes Tele⸗ gramm zugegangen: Sämmtliche Rachrichten aus Cettinje über angebliche Siege und Eroberungen der Feinde in der Herzego⸗ wing sind unbegründet. Abgesehen von dem Kampfe, welchen Selim Pascha in dem Engpaß von Zallam (Zalamska) be⸗ standen hat und über welchen ich in meinem Telegramm vom 13. d. berichtet habe, hat kein Zufammentreffen mit dem Feinde stattgefunden. Die Montenegriner, welche sich in den Bergen und in verlassenen Ortschaften aufhalten, haben sich den Positio⸗ nen der Kaiserlichen Truppen nicht genähert. Somit beruhen die Nachrichten, daß Gaezko, Bileki, Stolaz, Nevesinje von den Fein⸗ den befetzt seien, gänzlich auf Erfindung. — Am 15. d. wurde eine Compagnie von Klek, welche Wasser holen wollte, von In— surgenten unter Peco aus dem Hinterhalte überfallen. Die Com⸗ pagnie vertheidigte sich unter schweren Verlusten gegen die Uebermacht der Insurgenten sehr tapfer bis zum Eintreffen 3 Bataillans, vor welchem die Insurgenten fich ae , mußten.
— Nach in Ragusa am 17. Juli Vormittags eingegange⸗ nen Nachrichten des W. T. B.“ aus südslavifcher Qu ekle wären die montenegrischen Truppen, nachdem sie die De⸗ filsen, ohne Widerstand zu finden, passirt hatten, in dem eine Stunde von Mostar entfernten Orie Blagaj eingetroffen. Der Angriff auf Mostar stände bevor.
. Meber die türkisch⸗montenegrinischen Gefechte bei Krniea und Seyca, wird der „Pol. Corr.“ aus Ragusa vom 11. d. M. geschrieben:
Nach telegraphischen Berichten fanden heute mit Tages⸗ anbruch zwei bedeutende Gefechte bei serniea und Sevca, zwei Dörfer, die hart am Ufer des Scutari-Stes und kaum zwei Meilen entfernt von Zrmniea liegen, statt. Die Türken, von I im Bey geführt, waren 6009 Mann stark und bestanden aus , Mann Rizams, 2100 Baschibozuls und 960 Redif. 2 Baschibozuks wie Redifs sind lguter muhame⸗ . Albanesen, die bekanntlich zu den besten Soldaten der r ischen Armee zählen. Die Türken gingen angrfffsweise vor, Ie fr en auf heftigen Widerstand. Die Montenegriner,
eist Einwohner der genannten Dörfer, wurden von ihrem Ka—⸗
itän Marits sofort jn. zwei Treffen formirt. Das erste Tres⸗
en erwiderte das türlische Feuer ziemlich lebhaft, mußte
aber schon gegen 10 Uhr Vormittags, durch die felndliche Lech
a. gedrängt, auf das zweite Treffen repliren, worauf der ampf geraume Zeit unentschieden hin und her wogte, bis end⸗
lich die türkische Uebermacht an Terrain gewann. Von dem heftigen Gewehrfeuer angelockt, eilte der Wojwode Mascha Gsi⸗ trovits mit einem Bataillon Zrmnikanern herbei und stellte als⸗ bald das Gefecht wieder her. Die Montenegriner waren nun⸗ mehr etwa 34090 Mann stark und gingen aus der Defensive zur Offenstve über.
In den Nachmittagsstunden waren die türkischen Reihen bereits erschüttert und gaben das gewonnene Terrain wieder auf. Gegen 6 Uhr Abends traten bereits einzelne türkische Abtheilun⸗
gen, von den Montenegrinern hart bedrängt, den Rückzug gegen
das Dorf Mulica an, während ein anderes türkisches Bataillon sich auf einem auf dem Scutari⸗See bereit gestandenen Kriegs⸗ dampfer embarkirte. Die Montenegriner, welche theilweise in gedeckter Stellung fochten, verloren 180 Mann an Todten und Verwundeten, während der türkische Verlust mindestens gegen 300 Mann an Todten und Verwundeten betragen soll.
Aber noch auf einem anderen Punkte fand ein heftiger
Kampf statt. Der Stamm der Kucei bewohnt die Grenzlinie
zwischen Montenegro und Albanien und find die Kuccilaner Unterthanen des Fürsten von Montenegro. Dieser Stamm zählt bei 1200 waffenfähige Männer und thut sich vor allen Monte⸗ negrinern durch seine Kühnheit hervor. Gegen die Kuccianer nun versuchten die Türken gleichfalls und gleichzeitig einen Offensipstoß. Die Türken bestanden aus zwel Abtheilungen, von welchen die eine 500 Albanesen, dem Stamme Malesia an⸗ gehörend, und die zweite 800 Nizams zählte. Letztere waren aus dem Lager von Podgorizza detachirt. Die Kuccianer sollen nach mehrstündigem Feuergefechte, welches zuletzt in ein blu⸗ tiges Handgemenge mit dem Handschar überging, die Türken zurückgeschlagen haben. Der Kampf währte bis spät Abends. Der Verlust ist auf beiden Seiten groß.
— Aus Serajewo, 9. Juli, wird der „Pol. Corr.“ ge⸗ meldet: Nach den Berichten Eyub Paschas, der in Beljina kommandirt, können die Serben diesen Ort nicht nehmen, ein⸗ mal gelang es denselben, für kurze Zeit in die Stadt zu dringen; sie wurden aber mit einem starken Feuer von den Barrikaden empfangen, welche die türkische Besatzung dort er⸗ richtet hat. Auch von den Dächern eines jeden Hauses herab, sowie aus den Fenstern wurde auf die Serben geschossen, welche sich in Folge dessen zurückziehen mußten. Aus Mostar sind vier Tabors Redifs , Beljing entsendet worden. Moukhtar Pascha, welcher nach der Drina marschirte, hat den Befehl bekommen, nach Alt- Serbien aufzubrechen, um Mehmed Ali Pascha zu verstärken, da man große Kämpfe dort erwartet. Direkt aus Rumelien sind in den letzten acht Tagen nur 2200 Nizams hier angekommen, während man zwei Divisionen in Aussicht stellte.
— Die „Wiener Wehrzeitung ,, ein militärisches Fach⸗ blatt, stellt die Lage auf dem Kriegsschauplatze wie folgt dar: ;
„Ser biens Hoffnung auf Erfolg beruhte in erster Linie auf einer wirksamen Kooperation Seitens der Insurgenten in den türkischen Provinzen, sowohl derjenigen, welche bereits zu den Waffen gegriffen rg und seit längerer Zeit schon gegen ihre muselmanischen Unter— drücker kämpfen, als auch, und vielleicht in noch höherein Grade, Seiten; dessenigen Theiles der christlichen Bevölkerung in der Tükkei, guf deren Erhebung man nicht ohne Grund glaubte rechnen zu dür= fen, sobald serbische und montenegrinische Truppen in die von jener bewohnten Gebiete einrüken und sie mit den nöthigen Waffen verschen würden. An je mehr Orten derartige Erhehungen gleichzeitig stattfinden würden, desto mehr müßten die türkischen Truppen Behufs deren Bekämpfung fich zersplittern, und desto leichter wäre es gewesen, diesen partielle Schlappen beizubringen. Von diesem Gesichtüpunkt aus muß man den ursprünglichen serbischen Operationsplan als korrekt bezeichnen. Nach demselben wurden näm- lich, wie bekannt, die Truppen in vier Armee Corps getheilt, die an vier verschiedenen Punkten, am Timok, an der Morava, am Ibar und an der Drina, die Grenze überschreiten sollten, um den jen⸗ seitigen Insurgenten, beziehenklich den Montenegrinern, die Hand zu reichen. Je schneller dies geschah, desto wahrscheinlicher war ein günstiges Resultat. Jede Belagerung fester Plaͤtze, ja, jeder An= griff eb nur passager befestigter Posttionen mußre möglichst vermieden werden, um Zeit und Menschen zu sparen. Freilich, die wirksame Kooperation der Insurgenten“ ift ausgeblieben und die Verstöße bei Nisch, Saitschar und Bjelina haben keinen dauern den Erfolg gehabt. Den Vorstoß gegen Bosnien an ber Südwest—
renze hatte die serbische Kriegsleitung absichtlich verzögert, um dem günfen von Montenegro Zeit zu lassen, sich mit seinem Heere bei der schon früher vereinbarten Operation betheiligen zu kännen. Da nun am 6. Juli Nachrichten vom Heranrücken des Fürsten über Gachko und Nevesinje einliefen, ein montenegrinisches Freicorps auch bereits Plevlje (Taschlidscha) an der Straße von Serajevo nach Noyibazar besetzt hatte, so entschloß man sich, das Corps des Generals Zach nach Rascien (Alt ⸗ Serbien oder das Paschalik Novibazar) einrücken zu lassen. Man hoffte, wenn es diesem General gelänge, sich der wichtigsften Plätze im Paschalik zu be⸗ mächtigen und die Vereinigung mit den Montenegrinern zu bewerkstel⸗ ligen, Bosnien mit seinen türkischen Besatzungen vom übrigen türkischen
Reiche abzuschneiden. Nun fand aber, wie ein Militär im Wiener „Vaterland“ erörtert, General Zach bei Ausführung seiner Aufgabe
mehr Schwierigkeiten als er erwartete. Vor sich hatte er eine fast ununterbrochene Gebirgskette, die unter verschiedenen Namen den Raum zwischen der Dring und Ibar abschließt. Ueber dieselbe führen eigentlich nur zwei praktikable Kommun kationen, nämlich die Straße von Uschiea nach Visegrad und von Uschica über Nova Varos nach Sjenica; denn jene von Cacak im Thale der weft lichen oder serbischen Morava nach Sfseniea und die zweite von Karanopac im Thale des Ibar nach Novibazar stnd als Karrenwege oder Reiisteige blos für leichtes Fuhrwerk passirbar. Außer⸗ dem finden sich noch schmale Saumpfade vor, welche üher das den allgemeinen Namen Javor - Planina tragende Grenzgebirge durch schmale i , führen, die von den Türken durch Anlage von Blockhäusern, gemauerten Thürmen, sogenannten Kulas, gesperrt waren. Die tuͤrkischen Grenzorte Visegrad, Nova⸗Varog, Ssenica hatten überdies Befestigungen im Permanenten Stile. ber⸗ schreilet man den serbisch:bosnischen Grenzwall Javor nach Alt— Serbien, so wird man gewahr, daß dieser Theil Bosniens einen gänzlich veränderten Landechaftscharakter hat. Die üppige Vegetation Serbiens hört hier plötzlich auf und es breitet sich ein zer— klüftetes Felsengebilde aus, das diesen trostlosen Charakter bis an die obere Drina und die montenegrinischen Grenzberge beibehält und jenseit bis an das Adriatische Meer fortsetzt. Hiernach erhält in solchem Terrain auch die . ein eigenthümliches Gepräge. Der Krieg nach . Maßstabe ist hier nicht anwendbar. Die Verwendung von Kolonnenmassen, Anhäufung von Geschütz zur Sprengung feindlicher Linien, Kavalleriechoes können da nicht zur Geltung gebracht werden. Dagegen werden kleine Haufen guter Schützen, hinter deckenden Felsbloöͤcken postirt, eine veischanzte Thal enge, einen Felzspalt, Paß auch gegen einen weit überlegenen Feind mit Vortheil vertheidigen. Statt dessen brach General Zach in drei . Kolonnen in Rascien ein, und zwar in solchen Ent⸗ ernungen voneinander, daß eine von der anderen nichts hörte und sah und keine von der andern Unterstützung erwarten konnte. Zwei wurden zurückgeworfen, die dritte Kolonne war glücklicher, fand ge⸗ ringeren Widerstand, da die türkische Hauptmacht nach Steig ab— gezogen war, eroberte am 6. Juli mehrere Blockhäuser an der Grenze und diang am T in den Gebirgskessel von Raska ein, bis zum Römerbad, 3 Stunden von Novihazar entsermt. Ein Seitendetachement unter Kapitän
Illis ging über den Kopasnik Paß (am rechten Ufer des Ibar⸗-Flussen) bis Farinje vor und bedrohte Mitrovica, die Endstation der Eifenbahn von Salonichi. Noch am selben Tage begann Czolak. Antio, der Kom⸗ mandant der dritten Kolonne, die Beschießung von Novibazar, die jedoch von wenig Erfolg gewesen zu fein scheint. Gelingt es ihm nicht, sich Novibazarg durch einen kühnen Handstreich zu bemächtigen, so wird diese ganze Operation sich eben so wie die beiden anderen als problematisch erweisen, da, wie man berichtet, bereits Truppen mit der Eisenbahn von Salonichi nach Mitrovsca abgefandt worden sind, um die serbische Invasion zurũckzuweisen.“
— Rach offiziellen Angaben stehen der serbischen Krieg s⸗ leitung zur Verfügung: 250 000 Hinterlader, 100 000 Vor- derlader, 28 Feldbatterien, 5 Gebirgoͤbatterien und 25 Batte⸗ rien Bronzekanonen nach dem System Lahitte. Auch bedentende Quantitãten Munition (2, 250 006 Kugeln und 50 000 Artillerie⸗ Patronen) sind in den Reservemagazinen aufgespelchert.
— Die heute eingegangene „Correspondance orien⸗ tale vom 11. Juli bringt u. A. folgende Mittheilungen:
Die bereits angekündigte amtliche Bekanntmachung be⸗ treffs der Julie gupons lautet: „Die gegenwärtigen Umstände zwingen die Kaiserliche Regierung, von Neuem die Bezahlung des Cou⸗ pons und der Amortisirung der inneren und äußeren Schuld aufzuschieben. Die von der Regierung in Uebereinstimmung mit der Kaiserlichen Bank angeordneten Maßregeln, um die Ver⸗ zinsung der Staatsschuld regelmäßig zu machen, werden sofort in Vollzug gesstzt werden, sobald die Ursachen, welche sie verhindert hatten, aufgehört haben werden. — Für st Ghika hat sich bekanntlich im Namen der rumä⸗ nischen Kegierung an die Hohe Pforte gewandt, um die Neutralisirung der Donau zwischen Negotin und Vigciorova während des türkisch⸗serbischen Krieges zu erlan⸗ gen. Der Fürst machte auf die Schäden aufmerksam, welche das Land und sein Handel erleiden würden, wenn dieser Theil des Flusses nicht geschützt würde. Die Pforte erkannte diese Gründe an und hat gestern durch einen offiziellen Brief geantwortet, daß sie die Forderung des Fürsten bewillige und daß dem Komman⸗ danten der Kaiserlichen Donauflotille Befehle gegeben werden sollten, daß er nicht über den Timofluß hinausgehe. — Die Rück⸗ lehr des vor fast 4 Jahren verbannten armenisch⸗katholischen Patriarchen Hassun hat Aufmerksamkeit erregt. — Was die Rüstungen betrifft, so arbeitet man jetzt an der Equipirung zweier Monitors. Diese Schiffe werden in einigen Tagen fertig zum Auslaufen nach der Donau sein, wo sie die Kaiserliche Flotte verstärken soll. Jetzt sollen leichte Kavallerie⸗ Corps aus Kurden und Arabern zusammengezogen und auf 10000 Mann gebracht werden. — Am Freitag haben sich in Stambul in ungefähr einer Stunde 1500 Softas und 6000 junge Männer aus Rumelien als Freiwillige zum Heer einschreiben lassen. Die Softas haben gebeten, unter das Kom⸗ mando eines ihrer Professoren gestellt zu werden, den sie selbst bezeichneten, was genehmigt worden ist. Die Minister haben jeder 2 = 300, selbst 500 Pfd. Sterl. zur Subskription beigesteuert.
— „Glas Cernagorea“, das montenegrinische offi⸗ zielle Organ, bringt in seiner letzten Nummer einen Artikel, der das Verhältniß zwischen Serbien und Monte⸗ negro charakterisirt. Der Artikel lautet:
„Die Stellung unserer Truppen ift eine sehr günstige; zu unsern
Fahnen eilen nicht nur die von den Türken unterworfenen Christert⸗— 3
sondern auch unsere Brüder aus Dalmatien und anderen slavischen Gegenden. Daraus sieht man, daß der Krieg kein montenegrinisch= türkischer, sondern ein christlich türkischer ist, wo Montenegro als bis jetzt unabhängi zer Staat die erste Rolle spielen muß. Was Serbien speziell anbe⸗ langt, so wünschen wir unsern Brüdern Waffenglück und Sieg! Wir können aber mit Serbien keine Verträge schließen, weil dieses Fürsten thum in ganz andern stagtlichen Verhältnissen zur Pforte stehn, als wir. Montenegro sührt offen den Krieg gegen die Pforte und ist als kriegführender Staat anerkannt, während Serbien ein Vasallenstaat der Pforte ist und sich verpflichtet fühlen muß, die Bestimmungen der zwischen ihm und Fer Pforte bestehenden Verträge nicht zu ignoriren. Fürst Nikolaus führt daher den Krieg nicht mit Serbien im Bunde gegen die Pforte, sondern er führt ihn allein, auf eigene Faust. Ser- bien ist Montenegros Verbündeter nur insofern, weil die Sen ben durch ihre begonnenen Feindseligkeiten die Pforte schwächen und ihre Kräfte paralysiren. In diesem Sinne ist Jeder, und wer er immer sei, unser Freund und Allirter⸗
Das serbische Amtsblatt untersagt, einem Telegramm der „Allg. Ztg.“ vom 14. zufolge, allen Fremden das Reisen in Serbien ohne einen Erlaubnißschein der Regierung.
Rumänien. Bukarest, 15. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte der Deputirte Ghergel im Namen von 80 Mitgliedern des Hauses, das vorige Ministerium in den Anklagezustand zu versetzen.
— 16. Juli. (W. T. B.) Angesichts des immer bedroh⸗ licher werdenden Krieges zwischen Serbien und der Türkei hat der Kriegs⸗Minister in der Deputirtenkammer eine Vorlage eingebracht, betreffend die Mobilisirung der Armee und die Einberufung eines Theiles der Reserven.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Juli. Der Kaiser hat zwei Bestimmungen des Comités für die pol⸗ nischen Angelegenheiten genehmigt; die eine hebt vom 1. Juli ab die gouvernementale Justizkommission auf, deren Verrichtungen zwischen dem ersten Praͤsidenten des Gerichtshofs von Warschau und dem Staatsanwalt desselben Hofes getheilt waren. Nach der anderen Bestimmung wird die provisorische militärische Untersuchungskommission zu Warschau aufgehoben; die Prüfung der Staatgverbrechen wird den kompetenten Gerichten übertragen; mas die Gesuche der polnischen Auswanderer betrifft, in ihre Heimath zurückkehren zu dürfen, so sollen ste nach den 1871 festgesetzten Bestimmungen geprüft werden.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Juli. Der König traf, , , , Nachricht zufolge, gestern früh auf dem Dampfschfffe ‚„Slesvig“ auf der Außenrhede von Aarhus ein. Gegen 11 Uhr ging der König nebst Gefolge ans Land und begab sich durch die festlich geschmückten Straßen direkt zu dem Ausstellungsgebäude. Nachdem der Bürgermeister Schmidten den Fönig begrüßt und Adsunkt Bischoff, als Vorsitzender des Ausstellungseomités, eine kurze Geschichte der Entstehung der Ausstellung gegeben hatte, wurde von dem Könige die er ste allgemeine jütländische Industrieausstellung mit wenigen Worten für eröffnet erklärt. Gegen Abend wohnte der König einem Volksfeste in der Nähe der Stadt bei, und nach seiner Rücklehr zum Dampfschiffe wurde auf der Hafenmoole ein großartiges Feuerwerk abgebrannt.
Amerika. Washington, 12. Juli. Das Repräsen⸗ tante nhgus hat, die Gesetzvorlagen angenommen, welche 200,000 Dollars für die von den Generalen Sheridan, Custen und Terry befürwortete Bildung zweier militär ist er Posten im feindlichen Indianer⸗-Lande bewilligen.
Haiti. Fort au Prince, 9. Jun. Die Rewolution,
welche mit der Vertreibung des Prästdenten Domingue und der