Kunst, Wissenschaft und Literatur. .
Berlin. Rach dem Monatsbericht der Königlich preu— ßischen Äkademte der Wissenschaften hierelbst lasen im Mal d. J. folgende Herren: Scholt, Ueber sewisse Thierngmen mit be⸗ sonderer Rücksicht auf das sogenannte tatarische Sprach engebiet; Gold · stein, Vorläufige Mittheilungen über elektrische Entladungen in verdũnn⸗ len Gäasen; Dabcis Jöeymond. Ueber die angebliche Abnahme der Rein. welle im Muskel; Peter, n ,, neue Arten der Saurier gattung Gerrhonotus; Dove, Ueber itterungs verhãltnisse von 1875 biz Ende April 1576; Rieß, Ueber die Erregung von Elcktrizitãt durch gleitende Reibung; Peters, Ueber die Pelzrobbe von den Juseln St. Paul und Amsterdam und über die von S. M. S. . Gazelle“ mit ˖ gebrachten Flederthiere; Kuhn, Fortsetzung der Abhandlung über die aus kj entstandenen Lautentwickelungen. .
München, 27. Juli. Am 22. d. M, starb hierselbst der Ge⸗ schichtẽs maler Johann Baptist Berdells im 63. Lebensjahre, An sehnlich ist die Anzahl seiner Werke, meist allegorische mythische Gegen⸗ stände. Seine ‚Arionsage“ ist eine geistvolle, genigle Leistung, die Komp'sition voll Anmuth und plastischer Ruhe. Seit langer Zeit stark kränkelnd. war B. gänzlich vereinsamt und hielt sich fern vom Verkehr mit seinen Kunstgenossen, so daß er gegen das Ende seines Lebens der jüngeren herauwachsenden Künstlergeneration vollständig fremd geworden war. — ;
Leipzig, 28. Juli. Bei der am gestrigen Nachmittag statt— ö Rektorwahl wurde der Geheime Medizinal⸗Rath Prof. P Karl Thierfch mit großer Stimmenmehrheit im ersten Wahl gang zum Rector . der hiesigen Univerfität auf das nächste Studienjahr gewahlt. ;
. Die ki n, Verhandlungen über den Restaurations⸗
steiler unberäcksichtigt bleiben, und von den 4 Nücnberger Reißzeug
bau der Andreas Kirche in Eisleben, in welcher Luth er oft gepredigt und die letzte Predigt vor seinem Tode gehalten, sind in Folge
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der von Sr. Maßjestät dem Kaiser bewilligten Beihülfe zu einem be— friedigenden . gelangt, so daß mit der Ausführung selbst hat bezonnen werden können. — Die gleichartigen Arbeiten an dem Dome zu Naum burg sind soweit vorgeschritten, daß die Schön. beit dieses Bauwerks schon setzt zu ihrem vollen Eindruck gelangt und die Vollendung in der Hauptsache noch in diesem Herbste zu hoffen ist. Gewerbe und Handel.
Cöln, 31. Juli. (B. T. B.) Das gerichtliche Urthe il in dem Prozesse der Rhe inischen Effe ktenbank lautet für den Direktor G. Horn auf 3 Jahre Gefängniß, für den Kommerzien—⸗ Rath Wendelstadt und den Direktor Willemsen auf 6 Wochen und für den Direktor Sursn . 3 Monate Gefängniß. Alle anderen Angeklagten wurden freigesprochen. ö . ö
; w e,, 30. Jull. Wie der „Corr. v. u. f. D. hört, wür⸗ den den bayerischen Ausstellern bei der Weltaus stellung in Philadelphia sehr viele Auszeichnungen zufallen. Von der Kolteklivausstellung von Blattmetall und leonischen Waaren werden sämmtliche Aussteller prämiirt; von der Kollektivaus stellung der Spiegelmanufaktur erhalten sämmtliche Aucssteller mit einer einzigen Ausnahme eine Auszeichnung; bei der Bier, Hopfen und die einschlã⸗ gige Literatur umfassenden Kollektivausstellung werden nur 2 Aus⸗
fabrikanten, , sich zu einer Kellektivausstellung vereinigt hatten, uszeichnungen.
. ö . Du Die Handelskammer von Liverpool beschloß
in ihrer gestrigen Versammlang in Folge der ernsten Unbequemlich⸗
keiten, die aus der Silberentwerthung entftehen, die Regierung
zu petitioniren, eine internationale Konferenz über die Silberfreage
einberufen zu wollen.
Moskauer Leih- und Kommerzbank haben von der Konkurs verwaltung weitere 30 ½υ· auf ihre Forderungen erhalten.
Verkehrs⸗Anstalten. .
München, 29. Juli. Die Strecke der Eisenbahn zwischen Oberdorf und Immen stadt, wo sich vorgeftern der Unfall er- eignete, ist seit gestein Vormittags 411 Uhr wieder fahrbar und ein weiteres Umlazen nich: mehr nöthig. Ueber die Ursache der , hat sich bis jetzt noch nichts Bestimmtes ermitteln assen.
Dresden, 31. Juli. (W. T. B.) Die Generalkonferenz der deutschen Eisenbghnen zwecks Einführung eines einbeitlichen Tarissystem é, welche gestern geschlossen wurde, hat im Wesentlichen die auf 4 Spezialtarifen bastende Vorlage des Harzburger Tarifverbandes und eventuell eine diese Vorlagg auf 5 Spezialtarife modifizirende Vorlage des preußischea Handels. Mini- steriums angenommen. Nach dem Schluß der Konferenz reisten die Mitglieder derselben nach München.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau. .
Bu kare st, Dien stag, 1. Auguft, Vorm. Die Deputirtenkam⸗ mer beschloß in ihrer heutigen Sitzung fast einstimmig den Antrag, die früheren Minister in den Anklagezustand zu versetzen, in Betracht zu ziehen. Auf einen weiteren Antrag des Depu⸗ tirten Jonescu versprach der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten die diplomatische Korrespondenz bezüglich
der Aufrechterhaltung der Neutralität Rumäniens vorzulegen,
Seitens der Regierung wurde im Verlaufe der Sitzung dem Hause mitgetheilt, daß die rumänische Regierung mit Einwilli⸗ gung der türkischen Regierung einer rumänischen Ambulanz des rothen Kreuzes den Uebertritt nach Serbien gestattet habe.
Berlin, den 1. August 1876.
Die XVII. Hauptversammlung des Vereines deut scher Ingenieure fiadet vom 235. bis W. August 1876 in Berlin statt. Die Tagesordnung lautet: Erste Sitzung: Montag, den 23. August, Vormittags 9 Uhr. IN) Eröffnung durch den Vorsitzenden. 2) Jahres« Pericht des Direftors und Kostenanschlag für eas laufen e Vereinsjahr. 3) Bericht der Revisoren über den Kassenabschluß für das vorige Vereinsjahr. 4) Bericht aber die Thätigkeit der Spezialvereine im letzten Vereint jahre. 5) Vortrag von Hrn. Prof. Dr. Grashof als Einleitung zu einer Diskussion über die wünschenswerthe Ent wicke⸗ ung der deutschen technischen Hochschulen und über Stagtseinrichtun- gen? zu geeigneter Verwendung akademisch gebildeter Techniker im öffentlichen Interesse, im Anschluß an die Verhandlungen und Be⸗ schlüffe des preußischen Abgeordnetenhauses in der Sitzung vom 17. März d. J, betreffend die technischen Hochschulen in Berlin. 6) Bericht der in voriger Hauptversommlung gewählien Kommijsion zur weiteren Erörterung der Frage, betreffend die allgemeine Ein . sührung eines metrischen Gewindesystems für scharfgängige Schrauben. Ss) Ausloosung der für das nächste Vereinsjahr nicht wieder wähl⸗ baren Vorstandsmitglieder. Zweite Sitzung: Dienstag, den 25. August, Vormittags 9 Ühr. 1) Beschlußfassung ürer die von der betreffenden Kommission vorgeschlagene und von der zur Vorberathung berufenen Delegirtenversammlung be— fuͤrwortete Herausgabe einer Wochenschrift des Vereins und über die Dadurch bedingten folgenden Statutenänderungen, 2) Beschlußfassung über den Antrag von Hrn. Dr. H. Grothe in Berlin, betr. die Wahl einer Kommission von 5 Mitgliedern zur Eiöcterung der Frage, inwieweit die Interessen des Vereines deutscher Ingenieure durch den Centralverband deutscher Industrieller zur Be⸗ förderung und Wahrung nationaler Arbeit und umgekehrt gefördert werden können“, sowie über die Anträge des Hrn. Fritz Dopp in Berlin: „I Der Verein deutscher Ingenieure in seiner XVII. Hauptoersamm-⸗ lung erachtet die Bestrebungen des Central -Verbandes deuticher In dustrieller zur Beförderung und Wahrung nationaler Arbeit als zeit- gemäß und erblickt in dem Verbande ein geeignetes Organ, die gesetz⸗ gebenden Faktoren des Reiches über die Ursachen des Verfalles deut. schen Gewerbefleißes aufzuklären und darüber positive Vorschläge zu machen, wie der gänzlichen Vernichtung der wichtigsten deutschen In dustriezweige und der daraus nothwendig folgenden weiteren Verar— mung des Deutschen Volkes und Reiches erfolgreich entgegenzutreten ist. 2) Ber Verein deutscher Irgenieure ermächtigtigt in seiner XVII Hauptversammlung seinen Voꝛstand, sich kei dem Centralverband deutjcher Industcieller durch drei Vereinsmitglieder als Delegicte ver treten zu sassen und bewilligt die dazu erforderlichen Geldmittel in Höhe von 800 A6 (Neunhundert Mark). 3) Mittheilung des Ge⸗ schäftssührers über ein Anerbieten der Lebensversich erungs-Gesellschaft „Nordstern“, betr. einen Prämiennachlaß von 50 für Vereins. mitglieder, deren Versicherungsanträge durch den Vorstand des Vereins vermittelt werden. 4) Bestimmung des Ortes der nächsten Haupt- versammlung. 5) Vorstandswahlen. 6) Neuwahl resp. Beslätigung der Redaktionskommisston.
leber die in Nr. 177 d. Bl. erwähnte, in der König lichen Seehandlung aufgestellten selbstthätigen Goldwagge theilt der Münzdirektor Kienitz aus Hamburg der „Nat Ztg.“ Fol— gendes mik: Daß dies eine Eifindung sei, deren man sich in Ham—= burg schon längere Zeit bedient, schließe ich, daß die in Rede stehende eine Napiersche automatische Waage ist, die allerdings sowohl in der Bank von England wie in der Londoner. Münze seit Jahren mit vielem Nutzen gebraucht wird. Indessen giebt es zwei deutsche Erfindungen, welche diese Waage bei Weitem übertreffen. Die erste ift die SFeyßsche Sortirwaage, welche im Jahre 1871 von dem Eifinder Herrn Ludwig Seyß in Atzgersdorf bei Wien zuerst in der Wiener Münze aufgestellt wurde und seitdem in den meisten deutschen und einigen außerdeutschen Münzstätten eingeführt ist. Diese Waage in erster Linie für Mürziwecke ausgeführt, liefert selbstthätig 6 Sorten Münzplatten in engbegrenzter Verschiedenheit ihrer Schwere gesondert. Der Erfinder hat aber seine Maschine auch in der Weise ausgeführt, daß sie gleich den Napierschen Waagen für Banken nutz bar ist, indem sie nur die über eine gegebene Grenze binaut zu schweren oder zu leichten Goldstücke ausiondert, also drei Klassen von verschiedenem Gewicht liefert. — Die zweite Maschine ist erst im laufenden Jahre von Herrn Paul Bunge in Hamburg erfunden und bis setzt einig und allein in der hiesigen Münzstätte in Gebrauch. Sie sondert gleich der englischen Waage die gewogenen Münzen heziehungsweise Platten in drei Klassen ven ver— schiedener Schwere in beliebig engen oder weiteren Grenzen. Alle drei Waagen sind in ihrer Konstruktion so verschieden, daß sowohl die englische automatische Waage wie die Seyßsche und die Bungesche Kontroll Wäge.Maschine jede als durchaus selbständige Erfindungen betrachtet werden müssen und unterscheiden sich beide letzteren von der ersten bei gleicher Zuverlässigkeit durch ihre bei wohlkeilerem P eise bedentend größere Leiftungsfähigkeit. In der Berliner Münze find sowohl die englische Waage wie die Seyßsche Kontroll⸗Wäge Maschine in Gebrauch. Die Bunge'sche Kontrollmaschine, meiner Anstcht nach für Banken noch geeigneter, als die Seyßsche, wird sich eine ehrende Anerkennung in Fachkreisen erst bei größerer Verbreitung erringen.
Metz, 26. Juli. (M. Ztg.) Die Feier des 50 jährigen Dien stjubiläums des Gouverneurs von 6 Generals der In⸗ fanterie von Schmidt, begann gestern am Vorabende mit einem von sämmtlichen Musik Corps der Gargison in der Zeit von 84 bis 10 Uhr ausgeführten großen Zapfenstreich auf dem Paradeplatz vor der Wohnung des Jubilars. Zur selben Stunde fand in den Räumen des Gouvernements Empfang einer zahlreichen Gesellschaft von Offi⸗ zieren und höheren Civilpersonen statt, die mit ihren Damen zur Beglückwünschung erschienen waren. Bei dieser Gelegenheit wurden dem Jubilar verschiedene sinnige Ovationen dargebracht Von Sr. Majestät dem Kaiser war dem General von Schmidt eine Kabinets. ordre zugegangen, welche seine Verdienste anerkannte; als Geschenk hatte ihm der Kaiser Sein Brustbild in prachtvollem Rahmen
Moskau, 31. Juli. (H. T. B) Die Gläubiger der überreichen lassen. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz sandte dem Jubilar ein Beglückwuͤnschungstelegramm und Se.
Mejestät der König von Bayern verlieh ihm das Großkreuz des Milttär⸗Verdienftordens. Die Gen⸗ale, Offiziere und Militärbeam⸗ ten der hiesigen Garnison übergaben dem Gouverneur als Ge chenk einen prachtvollen Tafelaufsatz von schwarzem Marmor. Der- elbe hat die Ferm eines Monuments: auf Stufen ruht ein Würfel, auf deffen vier Ecken oben je ein silberner Adler angebracht ist. Auf der Vorderfeite des Würfels befindet sich auf silbernem Schilde die Widmung, auf der Rückseite die Namen der Schlachten und Gefechte, an denen der Jubilar Theil genommen; auf der einen Seitenfläche ist der St. Quentin, auf der andern das Deutsche Tbor in Metz bildlich dargeftellt. Auf dem Würfel erhebt sich ein Thurm dessen Spitze die aus Silber gearbeitete Figur der Germania, in Verthei⸗ digungsstellung, krönt. Der ganze Aufsatz ist etwa ein Meter hoch und von schönem künstlerischem Ebenmaße.
Am 13. Juli 1876 beging die Hamburger Latherische Ge⸗ meinde in London die feierliche Einweihung ihrer soehen beendigten neuen Kirche. Die Hamburger Lutherische G meinde ift die allerälteste deutschprotestantische Gemeinde Londons. Sie war bereits im Anfange des 17. Jahrhunderts begründet, doch waren die Mitglieder gezwungen, ihre Gottesdienste in zu diesem Zweck gemietheten Räumlichkeiten — in einem Saale — akzuhalten. Erst einige Jahre nach dem großen Londoner Brande (1666) gelang es der Gemeinde, meist aus Hamburgern und Hannoveranern bestehend, von der Regierung die damals nöthige Erlaubniß nicht nur zum An— kauf eines Stück Landes, sondern auch zur Erbauung einer fremdläͤndischen Kirche zu erlangen. Der Opferwilligkeit der Mit, glieder, befonders aber auch dem Enthusiasmus der alten Freistadt Hamburg ist es zuzuschreiben, daß nicht nur sofort zurn Bau einer schönen Kirche geschritten werden konnte, sondern daß sich auch ge— nügende Mittel fanden, um für die weireste Zeit eine ge— nügende, ja eine liberale Besoldung eines Predigers und Seelsorgers zu sichern. Im Dezember 1671 konnte die Gemeinde bereits in der
neuen Kirche ihre auf dag Augsburger Glaubensbekenntniß basirten Gottesdienste abhalten. In Anbetracht der Frei⸗ gebigkeit der Stadt Hamburg und der Hamburger Ansiedler
wurde die Kirche eben die „Hamburger Lutherische“ benannt. Die in 1671 erbaute Kirche hat die Hamburger Lutherische Gemeinde gerade 200 Jahre benutzen dürfen, denn im Jahre 1871 hat sie den Bedürfnissen der Meir politan R ilway Company“ Platz machen müssen. Der Umstand, daß seit der Verlegung der Wohnungen in den Westen und die Vorstädte Londons, welche vor ca. 50 Jahren ihren Anfang nahm, die Mitgliederzahl der in der City gelegenen Kirchen nothwendigerweise nehmen mußte, ließ es dem Vorstand wünschenswerth erscheinen, fü den Wiederaufbau der Kirche eine passende Lokalität in den Vorstädten Londons zu wählen. Der seit nunmehr 39 Jahren an der Himburger Lutherischen Kirche segens reich wirkende Prediger Dr. Walbaum, der Begründer dez deut⸗ schen Hospitals in Dalston, drückte dem Vorstande der Hamburger Lutherlschen Gemeinde den Wunsch aus, die neue Kirche möge ganz in der Nähe des Hospitals erbaut werden, und ging derselbe mit Vergwügen auf diesen Vorschlag ein. Glücklicher Weise fand sich in der Nähe des Hospitals ein passendes Stückchen Land; dasselbe wurde sofort acquirirt, und schon am 5. Mai des vorigen Jahres konnte durch den Prästdenten des Hospitals, den Herzog ven Cambridge, der Grundstein der Kirche gelegt werden. Die Kirche ist nun vollendet. Im rein gothischen Styl und in Kreuzesform erbaut, ziert die Kirche ein schlanker 3 Fuß hoher Thurm. Zum 13. Juli war das nene Gotteshaus noch besonders schön mit Blumen und Epheuguirlanden ausgeschmückt Auf dem Altar prangte n den alten herrlichen Kirchengeräthschaften das der Gemeinde kürzlich von Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin geschenkte Kreuz. Schon um 11 Uhr Mor— gens füllte sich die Kirche mit den Gemeindemitgliedern und Freun— den des Hospitals. Nachdem sich viele Gäste — darunter Prinz Christian nebft seiner Schwester Prinzessin Amalie von Schleswig- Holftein⸗Augustenburg, der deutsche Bolschafter Graf Münster, dessen Tochter Gräfin Marie Münster, Hr. von Ohlendorff aus Hamburg, Hr. Otto Goldschmidt Hr. J. Rahles ꝛ. — im Hosp tal versammelt hatten, übergab der Vorstand dem Prediger Pr. Walbaum den Schlüssel der neuen Kirche, und derselbe führte dann, begleitet von der deutschen Geistlichkeit Londons und dem Vorstand der Kirche die Gäste in den neuen Tempel. Dr. Walbaum drückte beiläufig in seiner Einweihungspredigt sein Bedauern aus, daß die Mittel der Gemeinde nit ausgereicht hätten, den schönen Thurm der Kirche mit einer Uhr und mit einem Glockenspiel zu versehen. Der Vor— stand war daher erfreut, als nach beendigtem (Hottesdienste Hr. von Ohlendorff sich die Erlaubniß aushat, eine freiwillize Kollekte für Anschaffung der Uhr und der Glocken mit einer Subskription von 25 Pfd. Sterl. eröffnen zu dürfen. Dieses Anerbieten nahm der Vorstand mit Freuden an.
Aus Kopenhagen, 22. Juli, erhält die „Polit. Korr.“ ein Schreiben über die Entstehung und Weiterausbildung der skandinavischen Einheitsidee. Es heißt daselbst:
„Vor 37 Jahren erhielt der skandinavische Einheitsgedanke seinen ersten praktischen Ausdruck in der Bildung der skandinavischen Natur- forschergesellschaft. Ein junger norwegischer Arzt, Namens Egeberg, lud alle Aerzte und Naturforscher des Nordens zu einer Versamm— lung in Gotheuburg ein, und nicht wenige angesehene Gelehrte folgten dieser Einladung im Juli 1839. Die Versammlung stiftete die Gesellschaft der skandinavischen Naturforscher, und bestimmte, daß periodisch abwechselnd in den drei Reichen Versammlungen gehalten werden sollten. Bald folgten die Studenten dem gegebenen Beispiel und versammelten sich, von den Kopenhagener Studenten angeregt, 1843 zum ersten Mal in Upsala uad seitdem abwechselnd in Kopenhagen, Christidnia und Stockholm Upsala. An der vorjährigen Studenten versammlung zu Upsala nahmen auch die Studenten von Helsingfors Theil. Die periodisch wiederkehrenden skandinavischen
Kongresse haben sich seit der Zeit immer mehr verallgemeinert.
Staate ökonomen (von denen 1872 der Gedanke der jetzt verwirklichten nordischen Münzeinheit ausging), Juristen, Aerzte, Theologen, Schul⸗ lehrer, Künstler, Eisenbahnbeamte u. a. hielten bisher Versamm⸗ lungen. Diesen ist in diesen Tagen die der nordischen Philologen ge⸗ folgt, welche eben ihre erste Versammlung in Kopenhagen geschlossen haben. Der bei der vorjährigen Studentenversammlung auf⸗ getauchte Gedanke wurde von dänischen Philologen seiner Verwirklichung entgegengeführt. Auf ihre Einladung versam= melten sich die nordischen Kollegen zum erstenmal an der Univer— sität, an welcher der größte nordische Philolog Dr. Madvig wirkt, dessen 50jähriges Jubiläum mit dieser Versammlung zusammenfiel und ihr zugleich das Gepräge eines Festes gab. Die Anzahl der hier anwesenden Philologen betrug 177, darunker 108 Dänen, 38 Nor weger und 31 Schweden. Dr. Madvig wurde zum Präsidenten der Versammlung gewählt. Der Raum gestattet nicht, hier auf den In balt der viertägigen Vorträge und Diskussionen einzugehen. Nur sei bemerkt, daß der König in Begleitung des Kultus-⸗Ministers am Donneistag der gemeinschaftlichen Versammlung beiwohnte, bei welcher Gelegenheit Dr. Thomsen einen Vortrag über die Verbindung zwischen Skandinavien und Rußland in der ältern Zeit und über die Grün— dung des russischen Reiches hielt. Es wurde beschlossen, den nächst en Kongreß in Christiania abzuhalten.“
Theater.
In Wallner ⸗Theater wurde am Sonntag eine „neue“ Lokalposse Berliner Sonntagssch wärmer“, nach „einer aͤlteren Idee“ gegeben. Hr. Engels mit seiner drastischen Komik und Frl. Löffler mit ihrem frischen Talent und kecken und dabei dezenten Wesen, sowie die Herren Meißner, Blencke und Frau Walther Throst xverschafften demselben unter den obwaltenden Verhältnissen einen nicht zu unterschätzenden Emfolg. Dem aufmerksamen Beobachter kann nicht entgehen, daß die wachsende Opposition, die j⸗de Novität auf dem Gebiet der Lokalposse im Wallnertheater in der letzten Zeit gefunden hat, wohl einen tieferen Grund haben muß, als in dem grö— Feren oder geringeren Werth derartiger Erzeugnifse. Es soll hier die 66 nicht erörket werden, ob das ganze Genre der volksthümlichen
okalposse in dieser karrikirten Gestalt sich überlebt hat, aber es wäre ungerecht, wenn man nicht anerkennen wollte, daß, abgesehen von der stets nebensächlichen Handlung, die Qualität der Witze und Couplets entschieden eine bessere geworden ist. Indessen eine Steigerung ist eben in keiner Beziehung mehr möglich, und selbst die größten Anstrengun gen der Possendichter begegnen daber, sogar wenn ste von einem Künstler wie Helmerding, und einer Soubrette wie Frl. Wegner unter—⸗
Novität ungesehen läßt, einer ablehnenden Haltuag. Die unter diesen Umständen immerhin gute Aufnahme des heiteren Stücks verdient daher besonders hervorgehoben zu werden.
am Mittwoch Gefängnißdirektor Frank“ in der Operette „Die Fledermaus“. Eben⸗
weise neu einstudirt, wieder zur Aufführung. Frl. Horti, deren De⸗ buls als „GirofléGirofla“ beifällige Aufnahme gefunden, hat darin die Parthie der Mamsell L'Ange“ übernommen.
— Krolls Theater. Hr. Direktor Engel, welcher so eben
garten zu leiten. — Hr. Direktor Thomas wird das Woltersderff⸗Theater
die Hauptrolle spielt. spiel des Frl. Gallmeyer.
stige Aufnahme; Hr. Menzel war ein trefflicher Darsteller der Titel rolle; die plötzliche Wandlung zum Greise wußte er vorzüglich wie— derzugeben und ebenso zeigte er, daß sein ursprünglich wackeres Ge—⸗ müth nicht durch den Reichthum verdorben, sondern nur eine Zeitlang usterdrückt gewesen; er ließ es auch schließlich rein und fröhlich wie der zum Durchbruch kommen. Seine Lieder, namentlich „der Aschen⸗ mann“, brachten ihm mehrfache Da-Capo-Rufe ein. Frl. Schwarz, seine Adoptiotochter, Frl. Frenzel, (ein Gast), die Zufriedenheit, sind recht lobend zu erwähnen; einfaches, natürliches Wesen und klare Sprache zeichneten sie aus. Frl. Corvin gab die „Jugend“; die Dame sah anmuthig aus, sang recht hübsch, und spielte die kleine, gemüthvolle Abschiedsscene so, daß ihr wirklich Talent zuge— sprochen werden muß, eine Anerkennung, die ihr nach ihrem ersten Auftreten (Clara in „Verlorene Ehre“) noch sehr schwer zu machen war. — Hr. Fellenberg (Wurzels Kammerdiener) und Hr. Hoffmann (der Fischer Carl), wirkten bestens mit.
— Belle⸗Alliance Theater. Der anerkannt tüchtige Re gisseur dieser Bühne, Hr. W. Ottomeyer hat morgen daselbst Benefiz und ift ihm vom Hrn. Direktor A. Wolf hierzu die eiste Aufführung des von ihm aus den besten Original ⸗ Komödien des Hans Sachs, Andreas Gryphius und Fürchtegott Gellert zusammengestellten zweiten hister rischen Lustspiel⸗Abends“ bewilligt. Schon der erste histo⸗ rische Lustspiel⸗ Abend errang vor einiger Zeit einen bedeutenden Er— folg und so dürfte wohl auch für diese zweite Zusammenstellung das Interesse des Publikums ein lebhaftes sein. In dem Schwanke
wird, beabsichtigt de Benefiziant, sich seine Sporen als dramatischer Schriftsteller zu verdienen.
—
Redacteur: F. Prehm.
Berlin: Verlag Ter Erpedition (*æessel). Druck: W. Elsner.
Drei Beilagen (einschließlich Börsen · Beilage).
stützt werden, Seitens eines ständigen Publikums, das keine Possen ;
— Im Friedrich ⸗Wilhelm stadtischen Theater debutirt . r. Fiedler vom Stadttheater in Königaberg als
daselbst kommt am Donnerftag die Operttte Mamsell Angot“, theil⸗ .
von seiner Kur aus Carlsbad wieder in Berlin eingetroffen ist, be- ginnt heute wieder das Concert nach der Vorstellung im Sommer ⸗
am 1. September mit einer theilweis neuen Gesellschaft wieder eröff- nen und zwar mit einer neuen Weihrauchschen Posse, in der er selbst Am 16. September beginnt alsdann das Gast⸗
— „Der Bauer als Millionär“, dieses gute alte Zaubermärchen fand bei seiner Aufführung im National-Theater eine sehr guͤn⸗
Berichterstatter“, welcher zum Schlusse der Vorstellung aufgeführt
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeißer und Königlich Preußischen Stagis⸗Anzeiger.
M 79.
Weltausstellung Philadelphia 1876.
Ueber den deut schen Wein auf der Weltausstellung in hiladelphia eꝗtnehmen wir dem Rlein. Ceur.“ Folgendes: Das Deutsche Reich ist in Pdiladelphia durch 73 Wein aus steller vertreten, Frankreich init 67, Osterreich mit nur 3; die appeninische Halbinsel mit 85, Nordamerika mit 36. Die argentinische Republik ist mit 53, Brasisien mit 9, Ching mit 1 Aussteller erschienen. In Bezug auf die Reichhaltigkeit der eingefandten Weine ergiebt sich folgende Reihenfolge: 1) Italien, 2 Deutschland, 3) Frankreich, 4) argentinische Republik, 5 Vereinigte Staaten von Nordamerika, 6) englische Kolonien, 7) Brasilien, 8) Oesterreich Ungarn, 9) China und Aegypten. ; Diejenige Provinz Deutschlands, welche die größte Weinmenge erzeugt, Elsaß -Lothringen, ist im Fairmounipark nicht vertreten; auch Bayern mit seinem Weinbau in der Pfalz und Franken ist nicht in gleichem Umfange wie bei früheren Auestellungen vertreten. Da— gegen ist eine ziemlich vollständige Kollektion jener altbewährten Weine aus dem Rheingau vorhanden.
Die Reihe eröffnet Fürst Richard von Metternich⸗Winnedorf mit seinem Schloß Johannisberger aus den Jahren 1861, 1862 und 1865 mit seinem unveigleichlichen Bouquet, welches ihn, nebst seinen übrigen gänzlich un definirbaren Eigenschaften, schon längst zum König der Weine erhoben hat.
„Dorf Johannis berger“, worunter die Weine im Umkreis des
Schlosses verftanden werden, haben Klein und Forst ausgestellt.
Gewiß stammt auch der meiste im Handel vorkommende Jo— hannisberger aus dieser Gemarkung. Steinberger, der Zweite im Rang nach dem Johannisberger, ist nur in wenigen Sorten vor— handenz dagegen finden wir eine ziemlich reichhaltige Auswahl von Rauenthaler, Rüdesheimer und Geifenheimer. Rauenthaler stellten aus: König Wwe.,, G. W. Siegfried, 1865er und 1368er Auslese, ferner Bauer und Kremer, Schmidt und Kett in Eltville. Rüdesheimer: Dilthey. Sahl u. Co., Ehrhard, Jung, Schultz und Reuter, Winkel und Rothenbach. Geisenheimer exponiren: Fritz Lade, N. Burgeff, Auguft Quitmann, Rothe und Thorndike.
9 Die Weine sind edel, kräftig, bouquetreich und von feinster Würze.
Einige Sorten Rauenthaler, auch Fürstenwein genannt, wurden von einem amerikanischen Preisrichter als non plus ultra erklärt.
Aßmanns häuser, bekanntlich der beste deutsche Rothwein, ist durch 4 Ausfteller repräsentirt, nämlich J. A. Jung, Erwin Brück, Wilhelm Grün und P. S. Kerber.
Hochheim er wird von Heinrich Wiener, sowie von Langenbach u. Söhne auggestellt.
Von Rheingau-⸗Weinen sind im Fairmountpark noch vor handen: Marcobrunner, Grafenberger, Winkeler, Oestricher und Wein von Eltoille und Lorch.
Von Frankenweinen haben wir in Bezug auf Quantität wenig angetreff n. J. W. Meuschel sen. in Buchbrunn hat einige Proben gelandt. Mit badischen Weinen sind in Philadelpbia er. schienen: J. Herbster in Sulzburg, A. Schutt in Bühl und A. Rößler in Schloß Neuweier.
Mit Mosel weinen sind wenig Exponenten erschienen.
Pfälzer Weine lieferten u. A. Friedrich Seyler, Gebr. Labroisse, Gebr. Eckel u. A. Jeder Liebhaber von deutschen Weinen kennt die pfälzer Weine; sie sind glatt, köcperig und schmalzig.
In Perlweinen, Schaum weinen, Sparkling Hock, Sparkling Moselle ist eine reichhaltige Kollektion vorhanden. Unter den hauptsächlichsten Ausftellern nennen wir die Rheingauer Schaumweinfabrik (Söhnlein u. Co.) in Schierstein, welche durch ein besonders geschmackvolles Arrangtment (ein Pavillon, nach Entwurf des Architekten G. Fürstchen, in Wiesbaden geschmackvoll ge— fertigt, ihrer Ausstellung und ihre Riesenflaschen mit „Rhein. gold“ gefüllt die Aufmerksamkeit der Besuchenden auf sich zieht, ferner Henkel u. Comp. in Mainz, deren Weine sich seit Jahren einer gegründeten Popular tät erfreuen dann Gebr. Feist in Frank— furt a. M., Dietrich u. Comp. u. A. Die deutsche Schaumwein« Industrie ist im Aufschwung hägriffen; ihre Hauptsitze sind der Rhein— gau, Hochheim, Mainz, Kreuznach, Würzburg, Coblenz, Trier. Schon die Wiener Ausstellung zeigte, daß die mousstrenden Rheinweine dem französischen Champagner in Nichts nachstehen.
Das Ereigniß der letzten Woche war ein „‚Lonch“ und ein „Winesampling“, veranstaltet von deutschen Preizrichtern in dem deutschen Pavillon. An 60 Einladungen waren ergangen an Komm issions mitglieder und eine Anzahl Vertreter der Presse. Unter den Gästen waren der Generaldirektor Mr. Goshorn, die Ver— treter von Großbritannien, Frankreich, Oesterreich, Schwewen, Por— tugal, Niederlande, Aegypten, der argentinischen Republik u. s. w. Das schöne Gebäude war geschmackvoll dekorirt. Der Präsit ent der deutschen Kommission, Geh. Regierunge⸗Raty Reule aux, bot seinen Gästen in einigen angemessenen Worten herzlichen Willkomm auf deutschem Boden unter der deutichen Flagge, welche von der First des Gebäudes wehte, und gewürzt mit launigen Reden und Toasten zur höchsten Befriedigung aller Theilnehmer, verlief das gesellschaftlich wie gastro— nemisch böchst gelungene Fest. Aber din größten Antheil an der fest⸗ lichen Stimmung haite die Kollektion rheinischer Weine, welche von den Kommissären der verschiedenen deuischen Sektionen ausgewaͤhlt waren zur Unterhaltung ihrer Gäste und zur größeren Ehre deutscher We nzüchter.
Dieses Vorführen der großen und mannigfaltigön Auswahl der hochfeinsen Weine rief Bewunderung und Beifall hervor.
Fůrst Metter ich mit seinem köstlichen Johannisberger möge zuerst genannt sein; obgleich wir im Zveifel sind, ob nicht Einer seiner Rivalen den Vorzug verdienen möge.
J. B. König und Siegfied in Rauenthal, Fritz Lade und N. Burgeff in Geisenheim; Dilthey, Sahl u. Co, Schultz und Reuter in Rüdesheim, Baron Gunibert von Oestrich und A Nilkens in Eu ville befinden sich unter denen, welche die besten Weine aus dem ,
us der Pfalz müssen die Weine von F. P. Bubl, Jordan,
Schellhorn, Egel und Friedrich Styler lobend erwähnt werden. In der That, die Pfalz stellte Weine ersen Ranges aus. Aus Franken sandten J Obmann und J. W. Meuschel sen. von Buchbrunn die bemerkenswerthesten Sorten; von Wüslttemberg Keßler und von Worms hielt das alte Haus P. J. Valkenberg seinen wohlbegründe— ten Ruf durch ein ige Qualitäten hervorragender Gewäͤchse aufrecht.
Gegen Schluß des Mahls erschienen die deurschen Schaumweine. Henkel u. Co. in Mainz „Champagner‘, — die Rheingauer
Schaum we in fabrik in Schierftein Söhnlein u. Co. Rhinegold“ — Die Weine von Feist Bretks in Frankfurt a. M., Dietrich u. Co. in Rüdesheim stritten um die Gunst der Gaͤste.
Die Nr. 30 des Central-Blatts für das Deutsche Rei“ herausgegeben im Reichskanzler-⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allge— meine Veiwaltungasachen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Finanzwesen: Goldaukäufe Seitens der Reichsbank. Zoll. und Steuerwesen: Kompetenz einer Steuerstelle. Münzwesen: iebersicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Marine und Schiffahrt: Abänderung des Verzeichnisses der Kom“ issionen für die Prüfung der Seeschiffer für kleine Fahrt. Handels. und Gewerbe— wesen: Nachtrag zu den Bestimmungen über die Führung des Muster⸗ registers. Justizwesen: Erstattung von baaren Auslagen im Dis.
Berlin, Dienstag, den 1. August
angabe nach Frankreich und Algerien; Portoermäßigung für Brief— sendungen nach Japan; Postaufträge zur Besorgung von Wechsel⸗ accepten. Konsulatwesen: Entlassung. sor guns ch
— Die Nr. 15 des „Central. Blatt der Abgaben, Ge⸗ werben und Handelsgesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Hreußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesetz. Sammlung erschienenen Gesetze und Verord⸗ nungen. — JL. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Errichtung einer Provinzial Steuerdirektion für die Provinz Brandenburg mit dem Sitze in Berlin. — Angabe des innegehabten Dienstverhaͤltnisses und des Grundes der unfreiwilligen Dienstentlassung von Militäranwär— tern in deren Civilversorgungsscheinen ꝛc. — Anderweite Einrichtung der Dokumentenbücher. — Veränderungen in dem Stande und in den Befuanissen der Zoll! und Steuerstellen. — III. Indirekte Steuern. Stempelfreiheit der Abgangszeugnisse der Studirenden und der Beglaubigungen der Servlrzeugnisse der Apothekergehülfen. — Postbeamte, welche in dienstlicher Eigenschaft am Umlaufe eines Wechsels Theil nehmen, sind wegen Stempel und Strafe außer An= spruch zu lafsen. — Verjährungsfriften für Werthstempel über 10,0. — VI. Personalnachrichten.
— Die Nr. 14 des Marine⸗Verordnungs⸗Blatts“ hat folgenden Inhalt: Revision der meteorologischen, Obser vations⸗ und Chronometer-eurnale und wissenschaftliche Verwerthung des Inhalts derselben. — Zusatz zum Inhaltsverzeich niß der Schiffsbücherkisten (Anlage zu Nr. 4 des Marine Rerordnungs Blattes pro 18755. — Personalveränderungen. — Benachrichtigungen.
Statistische Nachrichten.
(Statist. Corr). Das Jahrbuch für die anmtliche Statistik des preußischen Staates, welches in kurzer Zeit durch die Veröffentlichung der zweiten Hälfte zum Abschluß gelangen wird, berichtet in seinem dritten Theile über die einzelnen Zwelge der Staatsverwaltung und giebt in dem er Justizverwaltäng ge— widmeten Abschnitte auch einen Rückblick auf die Entwicklung der gewerblichen Schiedsgerichte in Preußen. Nochdem die deutsche Gewerbeordnung den Gemeindebehsrden freigestellt hatte, Schiedsgerichte zur Schlichtung der Streitigkeiten selbständiger Gewerbetreibender mit ihren Gesellen, Gehülfen und Lehrlingen zu errichten, sind bis zum Schlusse des Jahres 1874 51 Schiedsgerichte in Preußen entstanden und zwar in den Regie— rungsbezirken Danzig 3, Marienwerder 6, Potsdam 8, Frank furt 3, Cöslin 8. Posen 5, Bromberg 1, Breslau und Liegnitz je 2, Merseburg 3. Erfurt 2, in den Land— drostei⸗Bezirken Lüneburg und Stade je 1, Osnabrück 2, in den Re⸗ gierungsbezirken Arnsberg, Cassel und Wiesbaden je 1, und im Regie- rungsbezirk Trier 4. In den übrigen Theilen des Rheinlandes er— füllten die aus dem französischen Rechte hervorgegangenen Königlichen Gewerbegerichte bereits seit längerer Zeit die Aufgaben, welche die Gewerbeordnung den Schiedsgerichten zugewiesen hat. Von größeren Städten sind Elbing, Danzig, Brandenburg, Landsberg a. W., Kott— bus, Posen, Liegnitz, Görlitz, Nordhausen, Erfurt und Trier im Be— sitze gewerblicher Schiedsgerichte.
Arber die Thätigkeit, welche dieselben entwickelt haben, liegen leider nur sehr dürftige Nachrichten vor, denen nicht mehr mit Sicherheit entnommen werden kann, als daß diese Gerichte von den vorgetragenen Streitigkeiten erledigten:
durch Vergleich durch Urtheil überhaupt 1870 76 64 140 1871 163 101 264 1872 506 344 850 1873 792 597 1389
Unter 100 Streitigkeiten, welche zum Augtrag gelangten, gelang es also 1870 54, 1871 62, 1872 60 und 1873 57 durch einen Ver⸗ gleich gütlich beizulegen. Gewiß kann dieses Ergebniß als ein befrie—⸗ digendes angesehen werden und als geeignet, auch diejenigen Gemeinden zur Errichtung von Schiedagerichten zu veranlassen, die bisher noch nicht dazu geschritten sind.
Da die Gewerbeordnung über deren Zusammensetzung nur die eine Bestimmung getroffen hat, daß sie unter gleichmäßiger Zuziehung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu bilden seien, so zeigen sie in ihrer Veifassung mannichfache Verschiedenheiten, die in den örtlichen Verhältnissen begründet sind. Ueber die Frage, welchen Einfluß die Zusammensetzung der Gerichte auf ihre Wirksamkeit äußert, und welche Bestimmungen über die Ausmitte lung der Richter füt den ein— zelnen Fall wohl auf allgemeine Annahme gerechten Anspruch haben, könnte eine eingehende Statistik mancherlei Aufschluß gewähren, der die Schiedsgerichte in ihrer Entwickelung vielfach fördern würde. Um so mehr ist der Mangel derselben zu bedauern, um so lebhafter der Wu sch, daß die Schiedsgerichte durch sorgfältige Aufzeichnungen über die Natur, den Grund und den Ausgang der vorgetragenen Streitigkeiten, namentlich auch über die Anfechtung der gefällten Ur— theile und deren Bestätigung oder Abänderung Seitens des Richters, die Grundlage zu einer Statistik geben, die die aufgewandte Mühe reichlich lohnen würde.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die „Entom. Nachr.“, herausgegeben vom Gymnasia lehrer Pr. F. Katter in Putbus, enthalten einen Aufsatz über die Vertilgung der Wanderheuschrecke, welchem wir Folgendes entnehmen: Es ist eine überall gleichbleibende Erscheinung, daß sich das Insekt — sowobl migrat rius wie einerascens — stets in den unkultivirten Gegenden am meisten vermehrt. Hr. A. Müller in Basel giebt in seinem Bericht über das Auftreten der Wanderheuschrecke in der Schweiz als Ursache des massenhaften Erscheinens dieses Thieres die Tieferlegung des Bielersees an, one daß die blosgelegten Flächen kultivirt wurden. Es ist dies leicht erklärlich. Die Eier werden — nach den Beobachtungen von Jeisin — im Herbst in Häufchen in einer Tiefe von 4—- 5 Cm. in die Erde gelegt und ruhen dort bis zum nächsten Frühjahre, wo gewöhnlich im Mai das Thier ausschluͤpft. Werden sie durch Umpflügen des Bodens in ihrer Lage gestört, so wird dadurch die Entwicklung der Mehrzahl gehemmt werden, während bei ruhendem Boden ein ungestörtes Auskriechen des Insekts er folgen kann. 2
Die Ablagerung der Eier in Häufchen, die mit einem festen Gewebe überzegen sind, erleichtert das Sammeln derselben bedeutend; es wird diese Art der Vertilgung besonders in Südfrankreich geübt. Nach Solier kann ein Kind an einem Tage 6— 7 Kilogramm sam⸗ meln. Die Stadt Marseille bezahlte für ein Kilogramm Eier 50 Centimes. Im Oktober ist die Hülle der Eier sehr weich, so daß sie beim Herausnehmen aus der Eide leicht zerreizt; man hat verfucht, sie zu dieser Zeit durch schwere Walzen, die man über die Felder zog, zu vernichten. .
Ist die Heuschrecke zur Entwickelung gelangt, so kann man fie durch Gräben, Fußsteige, Wege leicht einhegen. Nersin erzählt, daß ein Schwarm Heuschreckenlarven, der die Rhoneufer verwüstete, durch einen Fußsteig abgehalten wurde, auf ein benachbartes fruchtbares Feld überzugehen. Man kann sie auch in ihrem ersten Larvenzustande leicht auf geringe Strecken begrenzen und obne große Mühe vertilgen. Demole in Orsssa steht deshalb auch die Vertilgung der Larven als
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lange, 12 — 15 Zoll dicke Holzwalzen, alle mit Ochsen oder Pferden bespannt. Das Prinzip der Bewegung dieser 5 Instrumente ist ro⸗ tatorisch; man beschreibt stets einen Kreis, dessen Durchmesser gleich der Breite der Kolonne ist, d. b. höchstens D Ellen. Die Eggen be—⸗ finden sich an der Kreisperipherie, die Walzer innerhalb derselben.
Sobald die Eggen den äußeren Kreis daschriehen und das Gras niedergerissen haben, versuchen die Heuschrecken nicht mehr, die gezogene Linie zu überspringen, sendern stürzen, er—
schreckt durch das Geräusch der Eggen, dem Mittelpunkt zu. In⸗ dem man nun allmählich den Kreis verengt, erdrückt man durch die Walzen die in der Mitte aufgehäuften Insekten. Hat man einen Kreis vollendet, so beginnt man einen neuen, und auf diese Weise wird eine ganze Kolonne durch eine Reihe von Kreifen angegriffen. Alle entkommenen Insekten fammeln sich von Neuem; man schreitet dann zu einem zweiten, bedeutend weniger mühevollen Angriffe. Die . . * Gefahr; theils haben sie einzelne Glieder verloren, theils haben si: dadurch, daß sie ifeli ö
ihren Wanderinstinkt verloren. w
Ich glaubte zuerst, daß man leichter zum Ziel gelangen wurde, wenn man die Walzen und Eggen der Richtung des Schwarmes fol' gen ließe; dies hatte indessen keinen Erfolg, denn erstens verfolgen die Heuschzecken bei ihren Märschen keine geraden Lin sen, fondern meistens so krumme, daß man ihnen mit dem Gespang nicht folgen kann; zweitens entfliehen sie so schnell vor dem Ge— räusch der Eggen und Walzen, daß man sie nicht erreicht, während sie bei der kreisförmigen Bewegung sich auf einen kleinen Raum be—= schränken und leicht von den Waljen vernichtet werden.“
Nach Solier fängt man sie bei Marseille, indem man mit großen, schräg gehaltenen und von 4 Perfonen geführten Leinwand— tüchern über die Felder streicht und die sich auf dem Tuche an— sammelnden Thi⸗re in bereit gehaltene Säcke thut; oder indem man die Felder mit großen Fangnetzen abstreift.
.Es ist wenig wahrscheinlich, daß man bei uns in Deutschland, wie es Riley in Amerika versuchte, die Heuschrecken als menschliche Nahrung verwerthen wird, wohl aber eignen sie sich nach den Mit— theilungen von Yersin in hohem Grade zu Futter für Truthühner. Diese Thiere verzehren nicht nur begierig die schälichen Insekten und vertilgen bedeutende Mengen davon, sondemn sie werden bald fett von der animalischen Nahrung und erhalten ein wohlschmeckendes Fleifch darnach. In Südfrankreich und Algier treibt man sie schaarenweife auf die von Heuschrecken angegriffenen Felder.
Nachdem durch Höchste Entschließung Sr. Mäjestät des Königs von Württemberg vom 27. Jali d. J. die Wiederabhaltung des landwirtschaftlichen Festes in Cannstatt in diesem Jahre verfügt worden ist, wird in Beziehung auf dieses Fest bekannt ge⸗ macht, daß das landwirmhschaftliche Hauptfest den 25. Septemb er d. J. auf dem gewöhnlichen Platze bei Cannstatt gefeiert werden wird. Bei demselben findet eine Vertheilung von Preisen für Pferde, Rind⸗ vieh, Schafe und Schweine statt und werden die wärkttembergischen Besitzer ausgezeichneter Thiere eingeladen, an der Preis bewerbung sich zu betheiligen.
. — Erntebericht. Im Lüneburgischen hat man seit einigen Tagen auf dem leichtesten Boden mit der Ernte den Anfang gemacht, und gestaltet sich das Ergebniß derselben doch günstiger, als man vor Kurzem meinte. Der Roggen, die Haupifrucht, steht allerdings dünn und ist in niedrigerer Lage stark mit Fuchsschwanz durchwachsen. Dabei sind aber die Aehren durchweg lang und voll⸗ könig, so daß auf einen guten Körnerertrag zu rechnen ist. Stroh, w'lches man in letzter Zeit bis zu 60 6ις die 1200 Pfd. bezahlt hat, wird auch in diesen Winter nicht billig werden. Auf Lieferung hat man es schon mit 50 4 ͤgehandelt. Sehr günstig stehen sämmt⸗ liche Sommerfrüchte. Auch die Kartoffeln zeigen bislang einen guten Stand, und außer in der Gegend von Dannenberg ist noch nichts darüber laut gewarden, daß die Krankheit fich eingestellt hat. Die Heuernte ist seit Kurzem beendet. Auch sie hat einen guten Ertrag gebracht; leider war das Einbringen in den letzten 14 Tagen durch tägliche Gewitterschauer erschwert, und an einzelnen Orten sind größere Menzen völlig verdorben. Die Peeise dafür waren vor der Ernte bis auf 60 K für 10 Ctr. gestiegen, und wurden bei den Gras ver⸗ käufen, da sämmtliche Vorräthe aus den Vorjahren eischöpft, hohe Preise gezahlt. Im Ganzen hat der durch die Ueberschwemmung im Winter hervorgebrachte erhöhte Graswuchs den Schaden aufgewogen, der durch Verderben der Winterfiucht entstanden ist.
Aus Stallupönen wird geschrieben: Die Roggenernte ist jetzt überall bei herrlichem Erntewetter in vollem Gange. Hatte man von den gebliebenen Kornfelders gerade auch nicht die schönsten Hoffnungen, so zeigt sichs doch, daß seibst die schwachen Hoffnungen noch zu hoch gespannt gewesen. Die Haufen stehen selbst auf Feldern, die gut bestanden aussehen, sehr weitläufig und das Stroh ist kurz geblieben. Auch die Hoffnungen auf einen erträglichen Erdrusch fan⸗ gen an zu sinken, weil die vorhandenen Aehren nur wenig gefüllt sind, indeß hierüber sind wohl die Urtheile nicht maßgebend, weil noch kein Ergebniß vorliegt. Die Sommerfelder dagegen werden, falls nicht Naturereignisse verheerend auftreten, in dem größten Theile unfe⸗ res Kreises durchgängig einen Ertrag an Stroh und Körnern liefern. wie es schon in Jahren nicht gewesen. Die Kartoffel verspricht eben⸗ falls eine reiche Ernte, und deshalb sieht der Landmann auch nicht mehr so ängstlich dem kommenden Winter entgegen, wenn er seinen Vichstand ansieht, als ers im Frühlinge zu thun alle Ursache hatte. Der junge Klee verspricht auch eine gute Herbstweide zu geben, und so ist Aussicht vorhanden, daß das Vieh gut genährt eingest allt wird, und dieser Umstand ist auch nicht zu unterschätzen. Der Flachs dagegen, welcher bei uns auch nur mehr zum eigenen Bedarf gezogen wird, ist kurz geblieben und verspricht wenig Samen. Die Futterrüben dagegen wachsen überall gar üppig. — Auf dem letzten Wochenmarkt war schon frische Gerste zugefahren und mit 420 M pro Scheffel bezahlt. — Die „Osts. Ztg.“ bringt aus dem Schlawer Kreise folgenden Be⸗ richt: Wir haben allerdings, seit das abnorme Maiwetter zu Ende ging, schöne Sommertage, die indeß nach voraufgegangener Kalte und darauf folgender Hitze nicht den erwünschten Einfluß auf die Feld- früchte gehabt. Bei wenig feuchten Niederschlägen können wir das Wetter als trocken bezeichnen, und wenn auch auf schwerem Boden Manches ausgeglichen ist,. so kännen wir doch kein Lob über die Feld- früchte fällen. Der frühe Roggen ist nothreif und wird auf den
leichen Bodenarten dürftig schütten, der spät gesäete ist dünn, und wenn er auch verhältnißmäßig gut schüttet, so wird er doch dem eigenen Bedarf nicht genügen. Weizen
ist jüngst vom Roft befallen, und die Körnerbildung ist noch zweifelhaft. Gerste und Hafer haben sich nach dem letzten Regen theilweise erholt. Kartoffeln scheinen in den für unsere Gegend maß- gebenden Brennereidistrikten unter der Hitze gelitten zu haben, das Kraut läßt nicht viel Erscorießliches hoffen, während Knollengewächse Feuchtigkeit bedürfen, ay f die wenig zu rechnen ist. Wir können auch heute nichts Besseres berichten, als vor nicht langer Zeit: das CHe— sammtresultat im Krern und Stroh resp. Futter bietet keine Char cen für den Landmann im Zusammenhange mit niedrigen Preisen für Getreide und na nentlich Spirituß, der seit einem Dezennium nicht so niedrig star o, als in diefer Brennereiperiode und Rentabilität des Brennereiben riebes nicht entfernt zuläßt.
Verkehrs⸗Anstalten.
das einzig wirksame Mittel, die a nnn . bekaͤmpfen, an. Er beschreib. einen Apparat, der hierbei wesentliche Dienfste geleistet hat, folgen dermaßen:
ziplinarverfahren. Post und Telegraphenwesen: Böiefe mit Werth.
„Man nimmt zwei uz Zweigen gebildete Cggen und drei 5 Zuß l
New⸗ k, 31. Juli. (W. T. B. Der Da ap fer Italy von der zr rt üg p fh ffe Go n Fag aft (C. Messingsche
Linie) ist hier eingetroffen,