91 8 1⸗Pfennigstüũcke. 1412. 004,030 ÆυVεm; an Silbermünzen: 271,393,180 MS 90 3; an Nickelmünzen: 29,469, 538 M 50 ; an Kupfermünzen: S, 878,524 M 37 3.
— Die Aushändigung gerichtlich au fg enommener Wechselproteste an den Prorkestnehmer erfährt bei einer An⸗ zahl von Gerichten dadurch eine Zögerung, daß der von einem Deputirten des Gerichts aufgenommene Protest unter der von dem Gerichts vorstande oder dem Einzelrichter zu vollziehenden Unterschrift der Behörde ausgefertigt wird. Die Beobachtung dieser Form ist weder nach dem, so weit sein Inhalt reicht, un⸗ bedingt und ausschließlich maßgebenden Art. 88 Nr. 6 der Wechselordnung, noch nach den, in den * 1037, 10938 und 1207 Titel 8 Theil II. des Allgemeinen Landrechts über das Verfahren bei Aufnahme der Proteste enthaltenen Vorschriften erforderlich. Deshalb hat der Justiz⸗-Minister, um Zöge— rungen der erwähnten Art zu vermeiden, den Gerichts behörden empfohlen, die mit Aufnahme der Proteste beauftragten Beamten zu ermächtigen, den Protest ihrerseits mit dem Amtssiegel zu versehen und unter ihrer Unterschrift zu ertheilen.
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— Der Kaiserlich deutsche Gesandte in Stockhosm, Tegä⸗ tions⸗Rath von Pfuel, hat einen längeren Urlaub in die Heimath angetreten. Als interimistischer Geschäftsträger fungirt während
der Abwesenheit des Gesandten der Attachs Graf von Wrangel. Bayern. München, 3. August. Die Ankunft des
Königs Albert von Sach sen ist auf Dien stag, den 8. August, definitiv festgesetzt. Auch die Ankunft des Königs Carl von Württemberg wird in den nächsten Tagen erfolgen.
— Der mehrerwähnte Antrag des Abg. . v. Hafen— brädl, die Sonntagsheiligung betreffend, welcher schon unter dem 26. April d. J. von der Kammer der Abgeordneten an⸗ genommen und sofort der Kammer der Reichsräthe hinüber⸗ gegeben worden war, ist, dem „Korr. v. u. f. D. zufolge, von letzterer gar nicht berathen, sondern unerledigt gelassen worden.
— Bei der heutigen Wahl männerwahl in Pirmasens wurden 23 klerikale und 61 liberale Wahlmänner gewählt. Zehn Wahlstimmen gingen für die Klerikalen verloren.
— Im Laufe des vorgestrigen Tages ist Se. Königliche Hoheit der Prinz Alez ander von Preußen hier angekommen und hat unter dem Namen eines Grafen von Teklenburg im Hotel zu den 4 Jahreszeiten Absteigequartier genommen.
Baden. Karlsruhe, 3. August. Der Kaiser und die Kaiserin von Brasilten haben heute Vormittags unsere Stadt wieder verlassen. Das nächste Reiseziel ist München, und von da wird der Kaiser seine leidende Gemahlin nach Gastein begleiten.
Oldenburg. Oldenburg, 3. August. (Lüb. Ztg.) Am 28. v. M. traf der Großherzog in Baden ein. — Der Minister-Präsident Freiherr v. Berg wird aus dem Staats⸗Ministerium ausscheiden. Derselbe war seit 25 Jahren Mitglied des Staats⸗Ministeriums.
Anhalt. Dessau, 3. August. Mittels höchsten Erlasses ist das Herzogliche Konfistorium beauftragt worden, die außer⸗ ordentliche Landes synode einzuberufen, damit dieselbe die erlassene „Kirchen- und Synodalordnung für das Herzogthum Anhalt“ mit Ausschluß des schon in kirchen und landesgesetz⸗ liche Wirksamkeit getretenen ersten Abschnittes derselben ihrer Berathung unterziehe und über dieselbe mit dem Kirchenregimente sich verständige. Fragen über Bekenntnißstand und Lehre der Kirche sollen von der Diskussion ausgeschlossen sein.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 3. August. Die „Straßb. Ztg.“ meldet: „In der II. Sitzung des Landés— ausschusses vom 14. Juni d. J. wurde von einem Mitgliede und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Versammlung Mit— theilung darüber gemacht, daß der Bürgermeister von Gerstheim von der drohenden Ueberschwemmung durch die Hochwasser des Rheines Seitens der Wasserbauverwaltung nicht rechtzeitig benachrichtigt worden sei. Der Ober⸗-Präsident hat auf diese Mittheilung hin der Sitzung erklärt, er werde untersuchen lassen, ob in der That die bestehenden Anordnungen unbeachtet geblieben seien. Die angestellten Recherchen haben nun zur Einleitung einer gerichtlichen Untersuchung über die Angelegen⸗ heit geführt. Erst nach dem Ergebniß dieser Untersuchung wird der Sachverhalt vollständig beurtheilt werden können.“
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. August. Aus Ab⸗ geordnetenkreisen wird der ‚N. Fr. Pr. mitgetheilt, es sei Be— schluß der beiden Regierungen, den Reichsrath und den un— garischen Reichstog im Herbste gleichzeitig einzuberufen. Die beiden Legislativen werden in der letzten Woche des September, wahrscheinlich am 28., zusammentreten. — Der Finanz⸗Minister hat, wie die „Presse“ meldet, die von der Nationalbank in An—⸗ trag gebrachte Einstellung des Umtausches von Barren— silber gegen Noten ab gelehnt und erklärt, daß das Münz⸗ amt mit der Ausprägung fortfahren werde.
Prag, 3. August. Erzherzog Albrecht änderte sein Reiseprogramm ab und reiste heute Abends nach Wien zurũck. — Die Instellation des Bürgermeisters fand heute unter lebhafter Theilnahme in herkömmlicher Weise statt. Der Statt⸗ halter betonte in seiner Ansprache, welch dankbares Feld reicher Thätigkeit die projektirten öffentlichen Bauten dem neuen Bürger⸗ meister bieten. Letzterer sagte in seiner Antwort, daß er es als strengste Pflicht betrachte, den Wünschen und Bedürfnissen beider Nationalitäten gleichmäßig gerecht zu werden. Er würbe es als höchstes Glück betrachten, wenn in seiner Amtsperiode die frühere nationale Eintracht hergestellt würde.
Diese Stelle wurde von den versammelten Festgästen stür⸗ misch akklamirt, ebenso die Hochrufe auf Se. Majestät den Kaiser, mit welchen der Bürgermeifter seine Rede schloß.
Klagenfurt, 2. August. Der hiefige Gemeinderath hat gegen die Internirung türkischer Soldaten in Klagen⸗ furt bei der Landesregierung Einsprache erhoben.
Krakau, 3. August. Der galizische Landtag wird, wie dem Ezas“ aus Lemberg mitgetheilt wird, am 25 August aufgelöst; die Neuwahlen sollen Ende Oktober stattfinden.
Pest, 2. August. Dr. Swetoslav Kasapinovie, dessen Verhaftung in Pancsova bereits mitgetheilt wurde, ist gestern Morgen hier eingetroffen und wurde sofort nach dem Komitats⸗ hause befördert, wo in den Lokalitäten der Staats anwalt— schaft für den Pester Landbezirk der Verhaftete bis auf Weiteres verwahrt bleibt. Ueber die Gründe, welche seine Verhaftung veranlaßt haben, wird jetzt gemeldet,
Dr. Fassapinovics habe bei Ausrüstung mehrerer Freiwilligen⸗ schaaren, welche Nachts nach Serbien ezpedirt worden sein sollen,
Gesammtausprägung: an Goldmünzen: die Hand im Spiele gehabt.
Serbien, um dort Kriegsdienste zu nehmen. die neueren Verhaftungen mehrerer Bürger
mit zusammen.
Großbritannien und Irland. London, 3. August. (A. A. C.) Der Lordm ayor gab gestern Abend den Mini—⸗ stern im ägyptischen Saale des Mansion-House ein glänzendes Bankett. Seitens des Ministeriums waren der Marquis von Salisbury, Herr Gathorne Hardy, Herr Ward Hunt, Herr Croß, Sir Stafford Northeote und Lord John Manners anwefend.
Da sowohl Herr Disraeli wie Lord Derby, ersterer durch Un— päßlichkeit, letzterer durch einen Trauerfall in seiner Familie, am Erscheinen verhindert waren, fiel die Beantwortung des Toastes Ihrer Majestät Minister dem Marquis von Salisbury zu. Rach einem Hinweis auf die Thä— tigkeit beider Häuser des Parlaments in der sich ihrem Abschlusse nähernden Session berührte der Minister in seiner Rede auch die Wnwren im Orient. Niemand, bemerkte er, könnte das Ende oder die Dauer des Bürgerkrieges in der Türkei prophezeien, aber Jedermann müßte denselben mit Entsetzen betrachten. Was die in Bulgarien verübten Gräuelthaten betreffe, so wisse man, wie das englische Volk darüber denke. Das Schicksal der unglücklichen Bevölkerung errege das tiefste Mitleid und die intensivste Entrüstung herrsche gegen die Verüber der Grausamkeiten. Man müsse sich indessen erinnern, daß viel zu erweisen übrig bleibe und daß viele der Ängaben widerlegt wor— den seien. Nach seinem Ermessen lägen keine hinlãngliche Gründe vor, um der, türkischen Regierung irgend eine absichtliche Mitschuld an diesen Gräuelthaten zur Last zu legen. Auf alle Fälle sollte man Vorsicht üben, ehe man etwas wie einer natio⸗ nalen Entrüstung Raum gebe gegen ein Volk, das sie vielleicht nicht verdiene. Die tuͤrkische Regierung lasse es an keinen Anstrengungen fehlen, um den Gräueln und Graufamkeiten ein Ende zu setzen. Ihrer Majestät Regierung, schloß der Redner, werde in dem gegenwärtigen Moment ihre Vertragsverbindlichkeiten nicht aus dem Auge verlieren. — In Erwiderung des Toastes auf die Armee bemerkte der Kriegs-Minister, daß das jüngste Mobilistwungs⸗ECzperiment vom besten Erfolge begleitet war und gezeigt hätte, daß die Armee sich niemals entehren würde. Der Marine⸗-Minister, der für den Toast auf die Flotte dankte, sagte, er könne dem Lande die Versicherung ertheilen, daß die Marine sich in irgend einer Eventualität der Gelegenheit völlig gewachsen zeigen würde. Sie sei ebenso schlagfertig wie die Armee. Die übrigen Toaste galten dem Hause der Gemeinen, beantwortet vom Minister des Innern, dem Lordmayor und der Korporation der City von London.
— Die Offiziere der Infanterieregimenter haben laut einer Verfügung des Generalkommando's einen praktischen Lehrkursus in der Feldbefestigung durchzumachen. Bereits ist eine Anzahl von Offizieren mehrerer Abtheilungen in Cha⸗ tham eingetroffen und fuͤr die Dauer des Unterrichts der In— genieurschule zugetheilt worden.
— Die „Engl. Corr.“ entnimmt dem Blaubuche die nach⸗ stehende Depesche Lord Derby's an Sir A. Buchanan, den englischen Botschafter in Wien:
.... Es ist klar, daß Dalmatien noch die Hauptbasts für die Zufuhr von Vorräthen nach Montenegro bildet, die schließlich zum Gebrauche der Insuigenten bestimmt sind, und derer, die in der Herze⸗ gowina mit ihnen gemeinsam handeln. Konful Monfon erklärt, daß der Hafen Cattaro neuerdings wieder für die Ausschiffung von Kriegsvorräthen auf ihrem Wege nach Montenegro geöffnet worden ist; daß die Truppen des Fürsten Nikita mit Buͤchsen bewaffnet worden, die Oesterreich abgekauft und an Bord von Schiffen ge⸗ bracht sind, welche von einer Kaiserliche Subvention genießenden Kompagnie gechartert sind; daß Ragusa täglich von bewaffneten In⸗ surgenten besucht wird; daß österreichische Unterthanen notorisch tbeilnahmen an den Schlachten beim Dougapaß gegen die Türken
und daß der Aufstand von den panslavistischen Ausschüssen geföõrdert wird, die unter dem Schutze österreichischer Gebiete Kriegs munition sammeln und welter 'schaffen und durch ihren
Flüchtlinge an Rücküber⸗ ] ren; Es liegt auf der Hand, daß, sollte die österreichische Grenze wirksam gesperrt und die panslavisti⸗
Einfluß die
Frankreich. Paris, 3. August. Das „Journal Officiel“ veröffentlicht das Dekret, wonach die Wähler des Arrondissements von Guingamp, im Departement Cotes du Nord, und die des Arrondissements von Pontivy, im Departement Mor— bihan, zur Neuwahl von Deputirten an Stelle des Fürsten don Lucinge-Faucigny und des Grafen de Mun, deren Wahl von der Deputirtenkammer für ungültig erklärt wurde, auf den V. August zusammenberufen werden.
— Der Ausschuß für den Antrag von Hrn. Madier de Montjau betreffs Abschaffung des Dekrets von 1857 über die Presse hörte gestern den Minister Dufaure. Derselbe bestand von Neuem auf der Beibehaltung einer Anzahl Artikel des Dekrets und glaubte namentlich, es waͤre nicht zeitgemäß, die Artikel 2, 15, 16, 18, 21 und 23 abzuschaffen. Der Ausschuß ist dagegen der Ansicht, daß dieses Dekret keinen gesetzlichen Werth habe und nur durch die Gewalt aufgezwungen wurde, und wird sein Berichterstatter, Hr. Baysset, die Angelegenheit der Kammer auch in diefem Sinne vorlegen. Die Artikel des Preß⸗ . von 1852, welche Dufaure aufrecht erhalten will, sind olgende:
Art. 2. Die sich mit Politik oder Staatsökonomie beschäftigen. den Blätter des Auslandes können nur kraft einer Ermächtigung der Regierung in Frankreich verbreitet werden. Die, welche ein nicht solcher Maßen erlaubtes fremdes Blatt in Frankreich einführen oder vertheilen, werden mit einer Gefängnißstrafe von einem Monat kis zu einem Jahre oder einer Geldstrafe von 1060 bis 5660 Fr. belegt. Art. 15. Die Veröffentlichung und Wiezerholung solcher Nachrichten, erfundener, gefälschter oder lügnerischer Weise dritten Personen zuge⸗ schriebener Aktenstücke werden mit einer Geldbuße von 100 bis
50090 Fr bestraft. Wenn die Veröffentlichung oder Wieder—⸗ bolung böswilliger Weise geschehen oder der Art ist, daß
sie die öffentliche Ruhe stört, so eifolgt eine Gefängnißstrafe von einem Monat bis ein Jahr und eine Geldstrafe von h bis iGo Fr.
Art. 16. Es ist verboten, über die nicht öffentl chen Sitzungen des
Ueberhaupt — so wird versichert O gehen täglich Serben aus dem Banat und der Bacs ka nach Vielleicht hängen in Pakrac und Belovar, von denen ein czechisches Blatt zu melden weiß, da⸗
Staatsraths Bericht zu erstatten. Act. 17. In allen Civil“, Kor= reftiens. und Kriminalsachen können die Gerschtsböfe die Bericht., erftattung über die Prozeffe verbieten. Art. 18. Jeder Gerant ist genöthigt, an der Spitze des Blattes die Mittheilungen aufzunehmen, die ihm von den Behörden zugesandt werden. Geldftrafe weren Ver“ steß gegen diese Bestimmung 56 bis 1660 Ir Art. 21. Die Ver⸗ öffentlichung eines jeden Artikels, der sich mit Politik oder Staats. ökonomie beschäftigt und von Leuten ausgeht, die zu entehrenden oder Leibes strafen verurtheilt sind, ist verboten. Die Heraug⸗ geber. Geranten und Drucker, welche zu dieser Veröffent⸗ lichung beitragen, werden mit 1009 bis 569 Fr. Geldstrafe belegt. Art. 22. Keine Zeichnungen, keine Lithographien, keine Denkwmünzen, keine Embleme, welcher Art sie auch sein mögen, dürfen ohne die Erlaubniß des Polizei-Präfekten in Paris oder der Präfekten in den Departements veröffentlicht werden. Im Falle des Zuwiderhandelnz werden die Zeichnungen ꝛc. konfiszirt und pie, welche ste veröffentlicht haben, zu einem Monat bis einem Jahr Gefängniß und zu 1060 bis 1000 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Art. 23 betrifft die gerichtlichen Anzeigen. Art. 27. Die Verfolgungen finden in den vom Kriminal Untersuchungsgesetzbuch vorgeschriebenen Formen und Terminen statt. In Folge dieses letzten Artikels tritt die Verjährung erst nach drei Jahren, statt, wie früher, nach sechs Monaten ein)
— (Köln. 3tg.) Der Ministerrath setzte heute für die Ver⸗ tagung der Kammern den 12. August fest. Das Datum für den Wiederzusammentritt derselben wurde nicht bestimmt.
— Durch Verfügung des Kriegs-Minisfters sind von der Klasse von 1875 81,646 junge Leute berufen, fünf Jahre in der Armee zu dienen. Der Marine⸗Minister hat das Kontingent dieser Klasse für die Marine auf 8400 stgesetzt.
— Mehrere protestantische Senatoren und Deputirte machen Schritte bei dem Unterrichts⸗Minister Waddington, um eine protestantisch⸗theologische Fakultät in Paris zu gründen. Herr de Pressensé hat an der theologischen Fakultat von Montauban seine Doktorprüfung gemacht, um in Paris einen Lehr⸗ stuhl bekleiden zu können.
— Vom 21. bis 25. dieses Monats wird in Bor— deauz unter dem Vorsitz des Msgr. Sẽgur der 6. Kongreß der Leiter der „katholischen Arbeiterin nenwerke⸗ tagen. Msgr. Mermillod und andere Bischöfe wollen ihm beiwohnen. — Unter den Katholiken in der Provinz giebt sich in der neuesten Zeit eine entschiedene Stimmung gegen die Zesuiten kund. Man legt ihnen vor Allem die Schuld bei, daß die Kirche in alle möglichen Streitigkeiten hineingezogen wird, während die⸗ selbe, als die Jesuiten aus Frankreich verbannt waren, ein friedliches Dasein führte. Diese Stimmung giebt sich besonders unter der unteren Geistlichkeit kund, die, namentlich auf dem platten Lande, stark angefeindet wird, weil man fie für die Werkzeuge der Jesuiten hält.
— Der Handel s-Minister hat an die Präfekten fol⸗ gendes Rundschreiben erlassen:
Versailles 23. Juli 1876. Herr Präfekt! Durch ein Dekret vom 4. April d. J. hat die Regierung berfügt, daß eine Weltaus. stellung in Paris am 1. Mai 1878 eröffnet und am 3J. Oktober desselben Jahres geschlossen werden soll. Dieses aus der patristischen Initiative des Präsidenten der Republik hervorgegangene Projekt hat jetzt die Sanktion der gesetzgebenden Gewalt erhalten und die beiden Kammern haben, von denselben Anschauungen geleitet, welche der Regierung ihren Entschluß eingaben, die Finanzmaß⸗ regeln votirt, welche die Ausführung dieseg großen Unternehmens sichern sollen. Im Hinblick auf die kurze Frist, die uns von ber Eröffnung der Ausstellung trennt, ist es von Wichtigkeit, rasch ans Wert zu gehen und uns der Mitwirkung der Landwirthe und Ge⸗ werbetreibenden Ihres Departements zu versichern, welche Lurch die Vorführung der Erzeugnisse ihres Bodens und ihrer Werkstätten den Glanz dieses Festes erhöhen können. Zu diesem Behufe werden Sie am besten thun, sich mit den Präsidenten der landwirtschaftlichen Raths kammern, Genosfenschaften, Vereine oder Komstien, der Han⸗ delskammern, der Rathskammern für Kunstgewerbe in Verbindung zu setzn und im Verein mit ihnen einen Departementalausschuß für die Anmeldungen zu bilden, welcher Ausschuß sich nöthigenfalls in Unterausschüsse zu theilen, die Anmeldungen enegegen zu nehmen, zu prüfen und dann durch Ihre Vermittelung an das General Kommissariat in Paris zu leiten hätte. Ich zweifle nicht, daß Sie bei den Mitgliedern dieser verschiedenen Körperschaften den lebhaftesten Eifer und die auf⸗ merksamste Hingebung finden werden, und kann Ihnen nicht genug empfehlen, sich rasch an dieselben zu wenden; denn von der Zahl, und. Art der auszustellenden Erzeugnisse werden haupt⸗ sächlich die Disposglonen für den Bau, die innere Einrichtung des Palais und den Umfang des den verschiedenen Abtheilungen zu gewährenden Raumes abhängen. Ich werde Ihnen demnächst die be⸗ treffenden Reglements einschicken, bitte Sie aber, nicht erst den Empfang dieser Dokumente abzuwarten, um sich mit den Präsidenten der Han⸗ delskammern und der landwirthschaftlichen Vereine zu benehmen, die ich übrigens noch durch ein direktes Rundschreiben um ihre Mitwir⸗ kung angehe. Ich sehe demnach in Bälde der Liste der Personen entgegen, welche Sie für die Ausschüsse und Unterausschuͤffe gewählt 9 n. Der Minister für Handel und Ackerbau: Teisserenc e Bort.“
— 4. August. (W. T. B.) Die Nachrichten von einer Konvertirung der französischen fünfprozentigen Rente sind nach Meldung der Agence Havas“ unbegründet.
— Der „Allg. Itg.“ wird aus Paris geschrieben: „Innerhalb weniger Monate ist Hr. Waddington der populärste Minister geworden. Seine Aufrichtigkeit und sein praktischer Sinn machen ihn zum Vertrauensmann bis in die Reihen der ultraradikalen Linken hinein. Außerhalb der Kam⸗ mer erstreckt sich jene so schnell und so gründlich erworbene Po— pularität auf die weitesten Kreise im ganzen Land. In zahl⸗ reichen Städten schloß das Schuljahr mit einem Hoch auf den Unterrichts⸗Minister. Daß gerade der Unterrichts⸗Minister die höchste Stelle in der öffentlichen Meinung und im Vertrauen aller, welche es mit dem Lande gut meinen, einzunehmen wußte, ist gewiß bezeichnend.“
Ver sailles, 4 August. (W. T. B.) Die Deputirten—⸗ kammer genehmigte das Einnahmebudget und setzte dann die Berathung des Kriegsbudgets fort. Der für das Liquida⸗ tions konto geforderte Kredit wurde mit 260 Millionen Fres. bewilligt, mehrere Anträge, die auf Wiederherstellung derjenigen Posten abzielten, deren Streichung die Budgetkommission bean⸗ tragt hatte, wurden abgelehnt. — Die Neuwahl eines leben z⸗ länglichen Senators an Stelle Périers wurde vom Senate heute auf den 12. d. festgesetzt. Die Wahl Dufaures wird in parlamentarischen Kreisen als sicher angefehen.
Spanien. Madrid, 4. August. (W. T. B.) Die Verhandlungen wegen Konvertirung der inneren und äußeren schwebenden Schuld haben dem Vernehmen nach nunmehr einen befriedigenden Abschluß gefunden.
Italien. Rom, 2. August. Die liberale italienische Presse spricht ihre Freude und Genugihuung über den überaus herzlichen Empfang des Kronprinzen Humbert und der Prin⸗ zessin Margarethe von Seiten der russischen Kaiser⸗ familie und des russischen Volkes aus. „Die Reise des Kron⸗ prinzlichen Paares nach St. Petersburg,“ sagt die Florentiner Nazione“, hat eine um so größere und erfreuliche politische Be⸗ deutung, weil fie gerade nicht durch speziell politische Gründe ver⸗
anlaßt worden ist, und weil sie nicht im entferntesten mit politischen
Unterhandlungen. Missionen oder sonst dergleichen in Zusam— menhang steht. Die erhabenen Kinder unsers Königs sind nicht nach St. Petersburg gefahren, um Verträge oder Ällianzen ab⸗ zuschließen oder um eine politische Mission zu erfüllen, sondern ihre Reise bezweckt besseres und dauerhafteres: eine alte Freundschaft von neuem zu besiegeln, sie noch intimer und herzlicher zu machen, den betreffenden Nationen und ganz Europa auf das Deutlichste zu zeigen, daß gegenseitige Gefühle der Ach⸗ tung und Freundschaft vorhanden sind, welche die beiden Dynastien mit einander verbinden und sichere Garantien für die Freundschaft der beiden Regierungen und der beiden Völker bieten. Der Empfang, den das Fronprinzliche Paar in St. Petersburg gefunden, kam eben so sehr vom Herzen, wie die Reise dahin aus herzlicher Zuneigung zur russischen Kaiser⸗ familie von hier aus unternommen worden ist“.
— Ital. Nachr.) Der Papst hat eine strenge Unter— suchung anzustellen befohlen, um zu erfahren, wer die Geist⸗ lichen sind, die bei den Bestrebungen, den Laien ihren Antheil an der Papstwahl zurückzugeben mitbetheiligt find, damit fie entweder widerrufen oder exkommunizirt werden.
— Die „Italie“ berichtet: Die ehemalige Königin von Spanien, Donna Isabella, hat den Papst vor dem Be— treten des spanischen Bodens um seinen Segen für sie selbft, ihren Sohn Alphonso, das ganze Königliche Haus und für das spanische Volk gebeten. Man ist im Vatikan durch diesen Be⸗ weis des hohen Respekts tief gerührt worden, und dieser hat leinen Augenblick gezögert den erwünschten Segen sofort per Telegraph abzuschicken.
Türkei. Die heute vom Kriegsschauplatze vor— liegenden Telegramme lauten:
Paris 4. August (W. T. B.) Nach einem Belgrader Telegramm des Journals „Les Debats“ von heute haben die Türken nach einer am Timok stattgehabten Schlacht die ser⸗ bischen Stellungen um Knjazewatz genommen. Die Nachricht hatte in Belgrad große Aufregung hervorgerufen.
Belgrad, 4. August. (W. T. B. Die Regierung veröffentlicht folgende Nachrichten: Die Türken haben gestern unsere Armer von Knjsazewatz bei Tressibaba ange⸗ griffen. Der Kampf währte von 1 Uhr bis 8 Uhr Abends, das türkische Centrum wurde eine Meile weit nach rückwärts geworfen Unsererseits hat Horvatovies die Türken gestern Morgen angegriffen. Der Kampf dauerte heute früh 4 Uhr noch fort. Unsere Truppen haben die türkischen Befesti— gungen von Mramor bei Risch genommen und sind ins türkische Lager eingedrungen.
— Die N. Ir. Pr.“ vom 3. August stellt die Lage auf dem serbisch-türkischen Kriegsfchauplatze folgender— maßen dar:
Die türkische Armee hat die serbischen Befesti— gungen bei Knjazewatz (Gurgusovach angegriffen und die serbischen Redouten genommen. Wenn Knjazewatz von den Türken noch nicht besetzt wäre, so würde dies darauf schließen lassen, daß die Serben doch noch das Glück der Waffen versuchen wollen, bevor sie diese so wichtige Position der türki⸗ schen Armee ausliefern. Mit Einem Worte, die Hauptschlacht wäre noch nicht geschlagen und daher stündlich zu erwarten (f. d. heutigen Telegramme.)
Vorgeftern bereits waren die beiden Heere nur durch den Sorlsicki⸗Timok getrennt, standen sich also Aug' in Aug' gegen⸗ über. Es ist anzunehmen, daß beide Theile sich mit Rücksicht auf die Hauptschlacht bemüht haben werden, den Erfolg der eigenen Sache zu sichern. Abdul Kerim Pascha wird nicht früher das Zeichen zum Ueberschreiten der serwischen Grenze gegeben haben, bevor er nicht ziemlich sicher wußte, daß ihm auch die numeriscke Ueberlegenheit zur Seite fteht. Außerdem dürfte der türkische Ober⸗Kommandant wohl auch dafür gesorgt haben, daß im Momente der Entscheidung auch bei Zajcar und Nisch entweder wirkliche oder Scheinangriffe stattfinden, um zu verhindern, daß die zunächst stehenden serbischen Heerestheile Truppen zur Unterstützung Tschernajeffs nach Knjazewatz absenden. Andererseits wird General Tschernajeff, als er die Gefahr erkannte, welche ihm aus der türkischen Offensive gegen Knjazewatz erwuchs, gewiß Alles aufgeboten haben, um etwa auf anderen Operationsfeldern disponibele Streitkräfte nach dem bedrohten Knjazewatz zu dirigiren, wozu er Dank der ziemlich langsamen Vorrückung der türkischen Kolonnen unter Achmed Ejsub Pascha und Suleiman Pascha allerdings genügende Zeit hatte. Die „Pol. Corr.“ giebt die dem General Tschernajeff am obern Timok zu Gebote stehenden Streitkräfte mit 65, 000 Mann an, welche Ziffer freilich nicht sehr beträchtlich wäre, da die vor Knjazewatz stehende Nischer Armee mindestens ebenso stark, wenn nicht stärker ist. Daß übrigens Tschernajeff seine Streitkräfte im Bezirke von Knjazewatz konzen⸗ trirt hat, beweist der Umstand, daß nach einer Meldung des Korrespondenten der „Daily News“ Oberst Uzun⸗-Mirkovits am Freitag, den 29. Juli, sich noch in Deligrad befand und daß seine Truppen vor einigen Tagen bereits bei Gramada kämpften.
Aus den beinahe gleichlautenden Berichten, welche einige Wiener und Pester Blätter aus dem serbischen Lager an der Drina veröffentlichen, ist zu erselen, daß sowohl das Hauptquartier, als das Gros der Drina⸗-Divifion des Ra nko Alimpies sich nicht auf türkischem, sondern auf serbi— schem Gebiete befinden. Das Hauptquartier ist nämlich in Badorina, einem serbischen Dorfe am rechten Drina - Ufer. Von seiner Division hat Alimpies nur seinen rechten Flügel jenseits der Drina in Bosnien stehen, während seine übrigen Truppentheile das rechte serbische Drina-Ufer bis nach Losnjea in der Nähe von Zwornik besetzt halten. Der serbische General hält somit mit seinem höchstens 15. bis 20 000 Mann zählen— den Corps eine Linie von mehr als 40 Kilometer besetzt — eine Ausdehnung, für welche die dreifache Truppenzahl nicht zu wenig wäre.
Gleichzeitig mit dem Angriffe Achmed Ejub Paschas auf Knjazewatz dürfte ein Angriff Osman Pa sch as auf Zascar erfolgen. Der Letztere hat die Posttion der Serben bei diesem Orte während der Vortückung Achmed Tiubs und Suleimans gegen FKnjazewatz, trotz der gegen⸗ heiligen Meldungen aus Belgrad, niemals ernstlich angegriffen, sondern nur durch Demonstralion beunruhigt, um Ljeschanin zu verhindern, Truppen zur Verstärkung Tschernajeffs südlich in das obere Timokthal zu detachiren. Gleichzeitig mit der Attacke auf Knjazewatz wird jedoch Osman Pascha ernfilich angreifen müssen, und zwar in erster Linie um Ljeschanins Truppen fest⸗ zuhalten und dann eventuell Zajcar selbst zu foreiren.
Die Strategie der serbischen Kriegs leitung wird wohl haupt sächlich in der Verstärkung der Position Knjazewatz durch Truppen— Undungen ihr Heil suchen müssen. Zascar ist der defensive Flügel der serbischen Position am Timok und kann daher von allen Truppen, die nicht zu dessen Vertheidigung nothwendig
sind, entblößt werden, um die Stellung bei Knjazewatz zu halten.
In dem Felle, als es den Türken nicht gelingen sollte, die Po— sition von Knjazewatz zu nehmen, könnten die Serben zur Offensive übergehen und, auf den linken türkischen Flügel drückend, versuchen, die ottomanischen Truppen von ihren Rück⸗ zugspunlten Ak Palanka⸗Pirot abzudrängen und nach Norden zu werfen.
— In Ergänzung zu der gestrigen Darstellung er Positionen der serbischen und türkischen Armee giebt die „Presse⸗ nunmehr eine Darstellung der wahrscheinlichen Vertheilung der Streitkräfte auf dem westkichen Kriegsschauplatze in Albanien, Bosnien und der Herzegowina: Die ent— scheidendsten Ereignisse wickeln sich dermalen in Trebinje ab, wo Moukhtar Pascha in eine sehr bedenkliche Lage gebracht ist. Fürst Nikita duͤrfte vielleicht in der Herzegowina, die Insurgenten unter Pavlovies eingerechnet, über 20 000 Mann und etwa 30 Geschütze verfügen. Die Anzahl der unter Moukhtar Pascha aufgeriebenen Truppen läßt fich dermalen selbstverständlich nicht beurtheilen. An der Südgrenze Montenegros gegen Scutari und Antivari dürften unter dem Kommando des Bozo Petrovies etwa 8009 Mann stehen, welche die be⸗ festigten Punkte Spusch, Schabljak, Podgorizja und Medun mehr beobachten als angreifen. Die Türken unter Achmed Hamdi Pascha müssen dort jedenfalls in der Zahl den Montenegrinern bei Weitem nachstehen; es wäre sonst das beharrliche defenfive Verhalten der türklschen Truppen unerklärlich, welche hier wie an sonst keinem Theile des Kriegsschauplatzes Gelegenheit zu einem erfolgreichen Angriff haben.
Jüngst gemeldete Gefechte konstatiren, daß die Montenegriner im Osten Schekulare, im Thale des Lim, dem türkischen Berane gegenuber, im Norden Ni schin Luk und das Thal der Ljuboschniza gegen das türkische Kolaschin, wie die Ebene von Niksies besetzt halten. Auf allen diesen Punkten können ihnen nur untergeordnete türkische Wachposten gegenüberstehen.
Der Kriegsschauplatz in Bosnien entzieht sich sowohl mit Bezug auf die Stellung, noch mehr aber in der Anzahl der beiderseitigen, einen Guerillakrieg führenden Streitkräfte jeder verläßlichen Angabe. Es wurde der Presse“ gemeldet, daß Vely Pascha in Serajevo nur über eine Garnison von 1000 Mann verfüge. Hussein Hajre Pascha sucht mit seinen in Travnik, Bihaes, Livno und Banjaluka zerstreuten kleinen Abtheilungen die Insurgenten nach Möglichkeit zu in⸗ kommodiren. Soweit über die schnellfüßigen, aber immerhin vorsichtigen Bewegungen der bosnischen Insurgenten eine Orien⸗ tirung möglich ist, so scheinen sie fich zumeist in dem nordwest— lichsten Winkei Bosniens, in der Krajna, dann im Kosara', Strmez⸗, Vuesia- und Vrana-Gebirge aufzuhalten.
— Von den serbischen Befestigungen im Morawa— thale bei Deligrad und Aleksin ac giebt der Berichterstatter der „Daily News“, welcher jene Positionen mit Erlaubniß des Obersten Uzun⸗Mirkovich am vorigen Freitag besichtigte, folgende Schilderung:
Das Merawathal ist bei Deligrad etwa vier englische Meilen breit. Der Fluß fließt nahe an den Hügeln längs seines linken Ufers. Die rechte Seite des Flußthales ist begrenzt durch verein— zeltes Gehölz, und hier erhebt sich eine Reihe von Bergen bis zu einer Höhe von 4009 Fuß. Die Hauptstraße durch das Thal geht den Fluß entlang. Von Knjazewatz und von der bulgarischen Grenze her steigt die Straße aus dem Thal zu einem breiten, aber zerklüf— teten Tafelland empor, das zu beiden Seften abfällt, und quer äber den Steilrand dieses Plateaus sind binnen einem Jahr die einge— schnittenen Befestigungen von Deligrad angelegt worden. Sie be⸗ stehen aus sechs starken Redouten für schwere Gesckütze; die Zwischenräume sind geschützt durch fortlaufende Gräben für die In— fanterie, welche durch Emplacemerts für Feldgeschütze verstärkt sind Längs der ganzen Vorderseite der Befestigungen sind Gräben argelegt und spanische Reiter angebracht. Die Redouten sind vollständig aus geführt mit Glacis, Gräben, (iner mit Pallisaden besetzten Contre⸗ Escarpe und einer erhöhten, festen Brustwehr. Jede Redoute ist für zehn Geschütze mit voller Ausrüstung angelegt, und innerhalb befinden sich Kasematten nnd Magazine.
Die Werke von Deligrad allein aber würden nicht genügen, um das Morawathal zu sperren. Sie bilden nur die zweite Linie der serbischen Befestigungen. Die eriste besteht aus einem noch stãrker befestigten Lager auf den Höhen vor Aleksinac, welches thatsächlich die Straße beherrscht. Dieses wichtige Werk umfaßt neunzehn Re— douten, die mit Vierundzwanzig⸗, und Zwölfpfündern vollständig ar⸗ mirt sind, und zablreiche Batterien für Feldgeschütze; es hat eine Besatzung von 15.009) Mann Miliz der ersten Klasse. Es könnte möglicherweise auf der Straße von Knjazewatz aus umgangen wer— den; wenn es aber entschlossen und geschickt gehalten wird, kann es mit keinem Kraftaufgebote, dessen die Türken fäbig sind, genommen werden. Proviant ist in Aleksina! für eine Vertheidigung über die Dauer eines Jahres ausreichend vorhanden.
— Ueber die seit der letzten Schlacht in der Herze⸗ gowina stattgefundenen Bewegungen wird der „Poel. Corr.“ aus Ragusa unter dem 2. August Folgendes geschrieben:
Nachdem die Montenegriner Bilek mit vier sammt der de zu görigen Munition den Türken abgenommenen Kanonen beschießen, erscheint dieser Ort mehrfach gefährdet. In Folge des Nichtein lan ⸗ gens der Lebensmittel, welche Monkhtar Pascha, als er sich in Plana befand, von Trebinje aus hinbeordert hatte, ist Bilek nicht genügend verproviantirt. Es ist auch schwach befestigt, da es bloß eine mit zwei Thürmen befestigte Kaserne hat. Auch an Wasser mangelt es dort. Diese Umstände haben Moukhtar Pascha bewogen, aus Trebinje auszurücken, um Bilek zu Hülfe zu kommen und sich vielleicht auB einen Rückzug nach Mostar zu suchen. Allein auf den beiden von Trebinje nach Bilek führenden Straßen traf er das Corps des Peko Pavlovic in sehr starken Stellungen und mußte daher ohne Weiteres nach Trebinje zurückkehren.
Nach Trebin je zurückgekehrt, zog Moukhtar Pascha alle Tabors in die Stadt zurück und läßt rings um di⸗selbe Verschanzungen an⸗ legen, vielleicht un die Montenegriner über seine wahre Absicht, sich nach Mostar zurückzuziehen, zu täuschen. Es wird ihm dies auch möglicher Weise gelingen, da es bei den Montenegrinern an der nöthigen Wachsamkeit fehlt. So ließ, um einen Fall anzuführen, eas Coips des Music und Vukalovich vor einigen Tagen, während Musie in Slano war, ein tar j Dien e en, unbeachtet passiren, das den Türken von Utovo zu Hülfe eilte. . .
Moukhtar Pascha wurde in der Schlacht von Brbica wirklich und zwar hinter dem linken Ohre verwundet. Diese Verwundung ist ing eß eint so leichte, daß sie ihn nicht hinderte, an dem vorgestrigen Ausmarsche von Trebinje Theil zu nehmen. ; ;
Leute, die aus jeger Gegend kommmen, erzählen, daß eine große
Menge von Leichen unbeerdigt liegen. Diese Leichen verpesten bereits
zu Zeiten derart die Luft, daß seibst hier in Ragusa der öffentliche Gesundheitszustand einigermaßen beunruhigend geworden ist und es immer mehr werden wird.
Das Bestreken der Montenegriner, Mouhktar Pascha womöglich Die Straße von Trebinje
nach Ragusa ist gegenwärtig von einer Injurgentenbande, unter ) ; . Smokvoa gezogen
zu isoliren, wurde von Erfolg gekrönt.
Führung Kokosars, welche von Grebei gegen Bin war, besetzt.
Ragusg tbatsächlich unterbroch-z und mußten Yie , rn, ,
* h . 22 D . Auf diese Weise ist 3 ben Banern en beftimmte
nach Jagusa zurüdkehren. jeder Ausweg varsperrt. Gestern nahmen die Jasurge. aus Canali (Distrikt Ragusa) sechzig für Tie Tur
ladungen ab.
Pferde mit Proviant und den Bauern aus Brend vierzig Pferde= Aus Ora hovcan und Zatrepean in Albanien haben sich 700 Mann den Monteneagrinern angeschlossen.
— Das Wiener „Fremdenblatt“ bemerkt zu dem von Edhib Effendi, außerordentlichen Pforten⸗-Khommissar, über den Ursprung des bulgarischen Aufstandes verfaßten und in der ‚„Turquie“ abgedruckten Memoire: „Dasselbe ver⸗ dankt einer sehr gewandten Feder seine Abfassung, setzt mit gro⸗ ßer Klarheit die Geschichte dieser Revolte und deren anfänglichen Verlauf auseinander, und wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß zahlreiche der Grausamkeiten und Gräuelthaten, die von türkischer Seite den aufftändischen Bulgaren zugeschrieben wer⸗ den, auf Wahrheit beruhen.“ Indessen meint das genannte Blatt, daß die Geschichte des bulgarischen Aufstandes erst dann vollständig klar liegen werde, wenn fich die Pforte entfchlossen haben werde, auch über die von ihren Beamten und Generalen gebrauchten Repressionsmittel ebenso unbefangen zu berichten. Erst dann werde ein unbefangenes Urtheil ermöglicht sein.
— Aus Ru stschuk, 23. Juli, erhält die ‚Pol Corr.“ über die türkischen Freiwilligen folgende Mittheilungen:
Am 20. v. M. kam das erste Freiwilligen⸗Bataillon in der Stärke von 910 Mann aus Konstantinopel hier an. Das Bataillon ist in 10 Compagnien zu 94 Mann eingethenlt; jede Compagnie wird von einem selbstgewählten Jusbaschi kommandirt und hat 2 Lieufe= nants und 5 UÜnteroffiziere. Der Bataillonékommandant ist ein Kurdem⸗Beg, welchem 1 OberstLientenant, 1 Hauptmann und 1 Lieutenant der regulären Armee beigegeben sind. Die Freiwilligen sind mit einer sogenannten wollenen Vareuse von blauer Farbe uni⸗ formirt und mit Vorderladern, Minlés und Haubajonetten armirt. Mit besserem Schuhwerke und Kopfbedeckung wurden sie erst hier versehen. Die verschiedenfarbigen Fahnen des Freiwilligen⸗Bataillons haben meist Koransprüche eingenäht. Auch aus allen' Städten und Dörfern der unteren Donau langen Freiw'llige hier ein, so nament .˖ lich aus Tultscha, zumeist aus Tartären bestehend. Einzelne reiche türkische Grundbesitzer spenden den Freiwilligen bedeutende Geschenke. So ließ Alisch Pascha in Silistria unter die Konstantinopler Frei⸗ willigen 300 Paar Bundschuhe und 3009 Piaster veriheilen. Rumänien. Bu kare st, 5. August. (W. T. B.) Das gesammte Ministerium hat in Folge des gestrigen Kam— merbeschlusses. betreffend die Aufrechterhaltung der Anklage gegen die früheren Minister, seine Entlassung eingereicht. Der Fürst hat dieselbe angenommen. Das neue Kabinet wird wahrscheinlich noch heute von Bratiano oder Joan Ghika gebildet werden.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 3. August. An den Manövern, welche in den letzten sechs Jahren in Krassnoje⸗Sselo alljährlich abgehalten worden, betheiligten sich ausschließlich nur Landtruppen. Wie nun der „Golos“ erfährt, soll in diesem Jahre auch die Flotte zur Theilnahme heran⸗ gezogen werden und sich zu diesem Zwecke auf der Rhede von Kronstadt versammeln. Von hier aus wird eine Truppenlandung bewerkstelligt werden, und zwar in der Art, daß Warinesoldaten in Böten die Newa bis ÜUst-Ishora hinaufgehen, hier landen, die daselbst stehende Garde angreifen und diese auf Krassnoje⸗ Sselo zurückwerfen. Die Erlauchten Gäste des Kaiserhofes wer⸗ den diesem Manöver beiwohnen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. Auaust. Aus der Kanzlei des Königs hat die heutige „Post⸗ och Inr. Tidn.“ folgende Mittheilung erhalten: Der König hat unterm 15. Juli den Vorschlag der französischen Regierung genehmigt, daß der Handelstraktat zwischen den vereinigten Reichen und Frankreich, welcher zum 25. März 1877 gekündigt worden ist, falls die Unterhandlungen wegen einer neuen Uebereinkunft nicht vorher abgeschlofssen worden sind, über diesen Zeitpunkt hinaus und bis eine neue Uebereinkunft abgeschlossen und in Kraft getreten ist, Gültig⸗ keit haben soll, jedoch mit dem Vorbehalt, daß in jedem Falle eine Einschränkung in den Begünstigungen, welche durch den Handels. und Schiffahrtstraktat den Vereinigten Neichen zugesichert find, die in dieser Hinsicht jetzt geltenden Bestimmun⸗ gen nicht früher ablösen darf, als zwei Monate von dem Tage an, wo der Beschluß wegen einer solchen Veränderung der All⸗ gemeinheit hat bekannt gemacht werden können.
Asien. Singapore, 13. Juni. Die in meiner Mit⸗ theilung vom 18. März d. J. erwähnten Vorstellungen gegen das im Königreich Annam bisher bestehende Ver⸗
bot der Ausfuhr von Rohseide und Reis ind von Erfolg begleitet gewesen. Seit einiger Zeit hat die annamitische Regie⸗ rung jenes Verbot aufgehoben, und da die gedachten beiden Artikel die Haupterzeugnisse der dem Weltverkehr er⸗ öffneten Provinz Tongking ausmachen, so wird diese Maß nahme für den Handel des Landes von hoher Wichtig⸗ keit sein. Ebenso wird gemünztes Geld nicht mehr als Waare behandelt und kann deshalb zollferi ein und aus⸗ geführt werden. Die Lootsengebühr von der See bis zu dem Hafenplatz Haiphong und in umgekehrter Richtung ist ür Segel⸗ schiffe auf 15 Dollars per Meter Tiefgang ermäßigt worden. Für Dampfschiffe und bugsirte Segler dagegen ist die Gebühr nach wie vor 10 Dollars per ler, n Tiefgang. Es sind zwei eprüfte Lootsen angestellt worden. ö ö Die oe e; . daß sich 120000 Shinesen in der Provinz Tongking befänden, beruht anf einem Schreibfehler. Für „Ehinefen“ ist ‚Christen“ zu lesen. Die chinesische. Be⸗ völkerung wird auf 60 000 Köpfe geschätzt.
Afrika. Aegypt an. Kairo, 4. Aagust. (B. T. B.) Die zum Abmarsch nach der Türkei bestimmten gypꝛischen Streitkräfte werden im Ganzen die Stärke von 9009 Mann nicht überschreiten. Es werden nämlich dorthin geasondt werden? 4 Regimenter Infanterie, 1 Kavallerie⸗Regiment und 2 Batterien.
Nr. 14 des Archivs für Post und Tele grg phie (Bei'eft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Peost⸗ und Tel egrapben verwal⸗ tung) hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsẽgze :. Das britische Post⸗ und Telegravhenwesen im Jahre 28714 Die Zeitungen und. die Post (Schluß) Telegraphie ohne Draht. Ostindser is Handeleverkehr und seine Mittel. — Kleine Miztheilungen: Zan Postverkehr auf den elsässischen Bahnen. — Die deutsche Sprache auf der Weltaus— stellung in Philadelrhia. — Persisches Pestwesey. — Pfennig oder Pfennige. — Zeitschris ten ⸗ Ueberschau.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Chronik des germanischen Musenms“ vom
15. Juli 1816 entnehmen wir folgende Daten: Die frũher gegebene Zusage der Stiftung eines Fensters hat das hiesige Lokal: Gomite des XIi. deutschen Juristentag‘s durch Uebergabe von 430 M 56 3
Seit heute ist die Verheudung zwiscken Trebinse und
erfüllt. Von Seite der Freiherrlich v. Riedeselschen Gr saumtfam lie sind für Stiftung eines Fensters S5! 6 (G00 Fl) zugesggt , . Die Herstellung des letzten Fensters im Saale der deutjchen Reichs stãdte um J00 M bat Herr Fabrikbesitz Mahla in Nürnberg übernommen, so da nunmehr die Reihe von 17 Grau in Grau aussnführenden Gias—