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Untersuchungen haben ergeben, daß die beste englische Stein⸗ kohle bezüglich der Heizkraft, des Aschengehalts, des ver⸗ brannten Quantums und der Zeitdauer des Rauches von der westfälischen Kohle übertroffen wird. Nur bezüglich der relativen Cohäsion haben die Untersuchungen ein der eng—⸗ lischen Kohle mehr günstiges Resultat gehabt. Auch diesen ge⸗ ringen Vorzug der englischen Kohle würde ein zweckmäßigeres und sorgfältigeres Verfahren der westfälischen Kohlengewinnung mindestens erreichen können.
— Mit dem gestrigen Tage haben bei der Garde⸗ Kavallerie die Uebungen im Regimentsverbande begonnen, so exerzierten u. A. heute Vormittag auf dem Tempelhofer Felde das Sarde⸗Kürassier⸗ und 2. Garde⸗Dragoner . Regiment.
— Se. Erlaucht der regierende Graf zu Stolberg⸗ Stolberg ist gestern Abend aus Stolberg a. /H. hier angekom . men und im Hotel Royal abgestiegen.
— Der General der Kavallerie Baron von Rheinbaben, General ⸗Inspecteur des Militär- Erziehungs- und Bildungs⸗ wesens, ist von seiner Dienstreise, behufs Jnspizirung der w in den westlichen Provinzen, hierher zurück⸗ gekehrt.
— Der Kaiserlich deutsche Minister⸗Resident bei den Laplata⸗ Staaten Hr. von Holleben ist von Montevideo, wohin er sich in dienstlichen Angelegenheiten begeben hatte, nach Buenos⸗Ayres zurückgekehrt.
— Briefsendungen für S. M. Tropedoboot „Zie ten“ sind bis auf Weiteres nach Wilh el msha ven zu dirigiren.
Bayern. München, J. August. (W. T. B) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen sind Cestern Abend, von Ragatz kommend, hier eingetroffen.
Mecklenburg ⸗ Schwerin. Schwerin, 4. August. Im heutigen „Regierungsblatt“ bringt das geistliche Ministerium auf Allerhöchften Befehl zur öffentlichen Kunde, daß ungeachtet der Beflimmung in §. 1 der Brrordnung vom 8. August 1855, betreffend die Heiligung der Sonn⸗ und Festtage, am Sonn⸗ abend, den 2. September d. J, in Veranlassung der Se dan⸗ feier ausnahmsweise öffentliche Aufzüge und Belustigungen mit Musik gestattet sein sollen.
Sachsen⸗ Coburg ⸗ Gotha. Coburg, 4. August. Am 1. d. Mts. fand in Coburg, wie man dem „Frkf. J.“ schreibt, eine Konferenz von Vertretern thüringischer Ministerien statt, deren Berathungen sich mit auf die neue deutsche Gerichts⸗ organisation und speziell auf die Einrichtung gemeinsamer Straf⸗ und Besserungsanstalten in Thüringen er⸗ streckten, in welch letzterer Beziehung Seitens der Ministerial⸗ bevollmächtigten eine Besichtigung der im hiesigen Lande be— stehenden Straf und Besserungsanstalt Hassenberg stattfinden wird.
Lübeck, 6. August. Wie im vorigen Jahre hat sich auch für die diesjährige Feier des 2. Sep tember ein Comitè ge⸗ bildet. Wegen eines Beitrages aus Staatsmitteln zu den er⸗ wachsenden Kosten wird das Comité, der „Lüb. Ztg.“ zufolge, sich wiederum an den Senat wenden.
Elsaß⸗Lothringen. Das Resultat der Gemeinde⸗ wahlen ergiebt, daß die Wahlbetheiligung allenthalben eine sehr beträchtliche war. In einzelnen Städten wie Thann wurde geradezu ein glänzendes Resultat erreicht, indem von 1309 Wäh⸗ lern sich 914 an ber Abstimmung betheiligten; auch in Metz be⸗ lief sich die Stimmenzahl bis auf 56 Prozent der Wahlberech⸗ tigten, fo daß man im Ällgemeinen mit großer Befriedigung auf das Ergebniß der Wahl zurückblicken kann; doppelt erfreulich auch dadurch, daß, wie von der „N. 3.“ hervorgehoben wird, die Wähler Überall ihren praktischen Sinn bekundeten und nur solchen Männern ihre Stimme gaben, die sich durch ihre poli⸗ tische Parteistellung nicht von der Ausübung ihrer Bürger⸗ pflichten abhalten lassen.
In der deutschen Presse giebt sich daher allerwärts über diese lebhafte Betheiligung an den Gemeindewahlen die Befrie⸗ digung rückhaltslos künd. In diesem Eintreten in die Aktion findet die „N. L. C.“ eine thatsächliche Anerkennung der Neuen Verhältnisse. Ueberwiegend scheinen die bisherigen Gemeinderäthe wiedergewählt worden zu sein, und da dieselben bisher sich im Allgemeinen die Verständigung mit der Verwal⸗ tung zur Richtschnur gemacht hatten, so ist damit zugleich ihr zukuͤn'tiges Verhalten bereits gezeichnet. Der Unterschied gegen die Wahlen des Sommers 1871 aber liegt darin, daß diese Ge⸗ meindevertretungen damals zum großen Theil aus Minoritäts⸗ wahlen hervorgingen, während jetzt die Mehrheit der Wahl⸗ berechtigten hinter ihnen steht.
Desterreich⸗ ungarn. Wien, 5. August. Heute fand ein Ministerrath statt, an welchem auch Finanz⸗Minister Freiherr v. Pretis und Handels⸗Minister Ritter v. Ch lum ecky, ob⸗ wohl beide gegenwartig beurlaubt, theilnahmen; Erfterer kam von Wartenberg, Letzterer von Gastein hierher. Die beiden genann⸗ ten Minister benutzten diese Gelegenheit, um auch einige drin⸗ gende und wichtigere Geschäfte ihres Ressorts zu erledigen und sind bereits behufs Fortsetzung ihres Urlaubs von Wien wieder abgereist. Ueber den Zweck der heutigen Minister⸗Konferenz liegt keine authentische Meldung vor.
. — MN. Fr. Pr.) Bekanntlich ist von den Delegationen wiederholt — auch in ihrer diesjährigen Session — in Reso⸗ lutionen der Wunsch ausgesprochen worden, die Regierung möge auf die Interessen der inländischen Kohlenproduktion dadurch Bedacht nehmen, daß die Kriegsmarine ihren namhaften Bedarf an Kohle nicht mehr wie bisher aus England, sondern aus dem Inland decke. Es ist jetzt Aussicht vor⸗ handen, daß diesem Verlangen entsprochen wird. Das Handels- Ministerium hat sich mit den Gesellschaften der Südbahn, Nordbahn, Elisabethbahn, Franz ⸗Joseph⸗ 233 Kronprinz⸗Rudolphhahn und der Böhmischen West⸗ bahn in Verbindung gesetzt, um die Maßnahmen zu be⸗ rathen, wie es möglich wäre, der englischen Kohle in Pola Kon⸗ lurrenz zu machen. Nach mehrfachen Konferenzen wurde ein Tarif vereinbart, welcher für die direkte Beförderung von Ostrauer und Pilsener Kohle nach Pola einen Einheitssatz von unter O,5 Kr. per Meile und Centner festsetzt. Der Frachtpreis würde sich dann auf 13 Fl. 36 Kr. stellen, und da der Preis der Kohle 6 Fl. 40 Kr. im Durchschnitt beträgt, so würde der Gefammtpreis der Kohle 19 Fl. 6 Kr. betragen. In den von der Marine⸗ a n den Delegationen unter⸗ breiteten Vorlagen war für den Bezug der englischen Kohle ein höherer Preis angesetzt worden, und es ist daher naturgemäß,
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daß die Kriegsmarine wenigstens für ihre Etablissements auf dem Festlande künftig österreichische Kohle benutzen wird. Diese Vereinbarung bedarf nur noch des letzten Austausches von Er⸗ klãrungen, um ganz perfekt zu sein.
— Die „Presse“ schreibt: In den verschiedenen Gesetzen, welche auf die Verwaltungsreform in Ungarn Bezug nehmen, ist auch darauf Bedacht genommen, daß wirksame Ga⸗ rantien für eine systematische und energische Ueberwachung des Volksschulwesens geschaffen werden. Zu diesem Behufe würde dem von der Regierung ernannten Schul⸗Snspektor die sehr einflußreiche Stellung im Verwaltungsausschuß des Mu⸗ nizipiums als dessen Mitglied und als Referent für das Unter⸗ richtzwesen angewiesen. Run aber, da der neue Verwaltungs⸗ apparat seine Funktionen beginnen soll, ergiebt sich, daß die Zahl der vorhandenen Schulinspektoren für den Bedarf nicht ausreicht. Bisher war nämlich in vielen Fällen das Unterrichts⸗ wesen von mehreren Munizipien in den Händen Eines Inspek⸗ tors konzentrirt, während fortan der Schulinspektor doch nur Mitglied Eines Verwaltungsausschusses sein können wird. Es zeigt sich somit die Nothwendigkeit, zahlreiche neue Inspektoren zu ernennen.
Pest, 5. August. Die gestern abgehaltene Konferenz der ungarischen Bischöfe in Unterrichts⸗Angelegen⸗ heiten fand, da der Fürst. Primas an der Reise nach Pest ver- hindert war, unter dem Vorsitze des Erzbischofs von Erlau, Joseph Samassa, statt. An derselben nahmen die in der Haupt⸗ stadt anwesenden Bischöfe Theil; Gegenstand der gemeinschaft⸗
lichen Beraihung und Beschli⸗ßung bildeten wichtige, die katho⸗
lischen Schulen interessirende Fragen.
Agram, 5. August. Am Schlusse der heutigen Lan dtags⸗ sitzung erklärte Makane c, daß seine zerrüttete Gesundheit und Vermögensverhältnisse ihm nicht mehr erlauben, an der legis⸗ latorischen Thätigkeit theilzunehmen. Er bittet das Haus, seine Prinzipiengenossen als gute Patrioten zu betrachten, denen das Vaterlandswohl am Herzen liege.
Großbritannien und Irland. London, 5. August. Lieutenant Cameron ist, wie die „London Gazette“ meldet, in Anerkennung der großen Dienste, die er durch seine jüngste er folgreiche Forschungsreise in Afrika der Sache der Wissenschaft geleistet, zum Kommodore ernannt worden.
— Das Auswärtige Amt hat dem Ausschuß des Vereines zur Erforschung Palästinas Abschrift eines türkischen Regierungsschreibens zugehen lassen, in welchem der General⸗ Gouverneur Syriens von der Pforte angewiesen wird, von dem Volke Safeds die ganze Entschädigung einzutreiben, die Konsul Moore für den im vorigen Jahre auf Lieutenant Con⸗ ders Gesellschaft gemachten Angriff fordert.
— Die Denkschrift der gemischten Ftommission, welche als Grundlage des zwischen England und Frankreich abzuschlie⸗ ßenden Vertrags über die Herstellung des Kanal⸗Tunnels empfohlen wird, ist jetzt veröffentlicht worden. Nach derselben würde die Grenze zwischen England und Frankreich halbwegs zwischen dem nledrigen Wasserstandszeichen an der englifschen Küste und dem an der französischen Küste sein. Diese Grenze wäre von einer Kommisston zu beftimmen, die aus drei von England und drei von Frankreich zu ernennenden Mitgliedern bestehen würde, Die franzöfiche Abtheilung der unterfeeischen Eisenbahn würde nach französischen, die englische nach englischen Gesetzen gebaut und erhalten werden. Innerhacb der funf Jahre vom 2. August 1875 an „wüßte die französische Gesellschaft mit einer englischen einen schriftlichen Vertrag schließen und umgekehrt. Jede Gesell⸗ schaft hätte jährlich ihrer Regierung Abrechnung vorzulegen. Streitigkeiten würden von der internationalen Kommission ent⸗ schieden werden. Ein Tarif der höchsten Sätze wäre fest⸗ zuflellen. Jede Gesellschaft wäre für den Zustand der auf ihrem Landesgebiet gelegenen Eisenbahn verantwortlich. Die Kon—= zesston würde auf 99 Jahre von Eröffnung der unterseeischen Eifenbahn an lauten; später übernimmt die bezügliche Regierung alle Rechte der Gesellschaft. Die Erforschungsarbeiten hätten im Laufe eines Jahres vom 1. Juli 1876 an zu beginnen und innerhalb der fünf Jahre vom 2. August 1875 an hätte jede Gesellschaft ihrer Regierung zu erklären, ob sie die Konzession behalten will. Zwanzig Jahre vom Tage dieser Erklärung an würden für die Vollendung der Eisenbahn und ihre Eröffnung für den öffentlichen Verkehr zugestanden. Wenn nach An⸗ fang der Arbeiten die Gesellschaften für ein Jahr ohne triftigen Grund dieselben einstellen, oder wenn die Eisen⸗ bahn in den 20 Jahren nicht eröffnet wird, oder wenn diese Ge⸗ sellschaften ohne triftigen Grund für 6 Monate nicht an der Eisen⸗ bahn arbeiten, so erlischt die Konzession. Zu irgend einer Zeit nach Ablauf von 30 Jahren, welche auf die Eröffnung der unterseeischen Eisenbahn folgen, soll jede Regierung das Kauf⸗ recht erlangen. Jede Regierung soll das Recht haben, die Ar⸗ beit an der Eisenbahn und den Durchgang durch den Tunnel, wenn sie es im Interesse ihres eigenen Landes sür nothwendig halt, einzustellen.
— Die Proben mit dem 81-Tonnengeschätze sind in letzter Zeit in Wool wich fortgesetzt worden. Die Pulverladung wurde dabei, bei einem Gewichte des Geschosses von 1700 Pfund, von 340 Pfund auf 350, 360 und 370 Pfund gesteigert und in Schnelligkeit und Kraft eine Leistungsfähigkeit erzielt, welche alles Visherige übertrifft, und doch noch nicht den höchsten Grad erreicht hat.
— J. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des uUnterhauses erklärte der Unterstaatssekretär im Departement des Aeußern, Bourke, auf eine Anfrage Jacob Brights, die deutschen Unterthanen auf Kuba seien temporär und so lange die darüber geführten Verhandlungen fortdauerten, von der Entrichtung von Rriegssteuern befreit. Die englische Regierung stehe wegen der Kriegssteuern mit der spanischen in fortgesetzten Verhand⸗ lungen und würden die entweder ouf Vertrag beruhenden oder auf andere Weise erlangten Rechte geprüft und aufrecht erhal⸗ ten werden. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Disraeli auf eine Anfrage Nolans, die Pforte, Serbien und Montenegro wären der Genfer Konvention beige⸗ treten. Unzuträglichkeiten betreffs dieses Beitrittes zur er. e, seien wegen der Souzeränetätsfrage nicht zu be⸗ orgen.
Frankreich. Paris, 6. August. Das „Journal officiel veröffentlicht ein Dekret des Präsidenten der Republik, durch wel⸗ ches der Senator und Ober⸗Ingenieur Krantz zum General⸗2 Kommissär der Pariser Weltausstellung von 1878 ernannt wird, so wie das Gesetz, wonach die theilweise oder voll⸗ ständige Sinstellung der Ausprägung von Fünsfrane⸗ stücken auf Rechnung Privater verfügt werden darf. Das Ge⸗ fetz hat bis zum 31. Januar 1878 Gültigkeit.
— Der Contre⸗Admiral Serre ist zum Befehlshaber des Geschwaders des Stillen Oeeans ernannt worden.
— Gegen das Amen dement Keller, welches die Wiederher⸗ stellung der von dem Budgetausschuß unterdrückten Besoldungen für die Militärgeistlichen verlangte, flimmte fast das ganze linke Centrum (Leon Renault, der ehemalige Polizei⸗Präfekt, Lacaze, Deuzy, Robert de Maffy, Philippoteaux und Victor Lefrane machten eine Ausnahme), die gemäßigte Linke, die ganze äußerste Linke sowie ein Theil der VBonapartisten. Die Royalisten und Klerikalen, die Minister Dufaure, de Marcere, Christophle und Decazes, die Unter⸗Staats⸗ sekretäre Faye und Louis Passy, sowie ein Theil der Bonopartiften stimmten für Keller. Für das Amen⸗ dement Mäline, welches für elf Armeegeistliche die Be⸗ soldungen bewilligen wollte, war fast die ganze Rech te, die Minister, ein großer Theil des lin ken Centrums und so—⸗ gar einige Mitglieder der republikanischen Linken, ins⸗ gesammt 212 Stimmen. Die 217 Gegner desselben bestanden aus einem großen Theile der gemäßigten Linken, der ganzen äußersten Linken und drei Bonapartisten. Dieser vermittelnde Antrag ist demnach gefallen und die Stellen der Armeegeistlichen (Almofeniers) find durch Streichung des für fie verlangten Ge⸗
halts abgeschafft.
Italien. Rom, 4. August. (Ital. Nachr.) Der Gentral-Sekretär des Finanz⸗Ministeriums hat gestern ein die Erhebung der Mahlsteu er betreffendes Cirkular an die Steueragenten erlassen, worin diese aufgefordert werden, die Eintreibung dieser Steuer im Interesse der Steuerpflichtigen möglichst zu erleichtern und ebenso Prozessen auszuweichen, . jedoch die Staatsfinanzen zu beeinträchtigen.
— In der ersten Hälfte des Septembermonats werden (nach dem „Bersagliere⸗) an drei Punkten große Manöver stattfinden: im Val di Sacco zwischen Valmontone und Caprano von den Truppen der General⸗Kommandos Rom und Neapel unter dem General⸗Lieutenant Cosenz, zwischen Modena und Pavullo von den Truppen der General ⸗stommandos Florenz und Verona unter dem General⸗Lieutenant Mezzacapo, und zwischen dem Tessin und der Sesia von den Truppen der Ge⸗ neral'K6ommandos Turin und Mailand unter dem General⸗ Lieutenant Petitti.
— Am 2. d. Mts. versammelte sich das Kardinal kol⸗ legium im Vatikan und berathschlagte unter dem Vorsitze des Papstes über die Tagesfragen. Der Papst hat in Folge der Berathung ein Cirkularschreiben an alle Bischöfe der Ehriftenheit gerichtet, worin er sie ersucht, auf der Hut zu sein, damit sich keine Ketzereien in ihre Diözesen einschleichen.
Türkei. Vom RFriegsschauplatze wird telegraphisch gemeldet:
Fonstantinopel, 8. August. (W. T. B.) Ueber die jüngsten Kämpfe mit den Serben liegen folgende of fi⸗ zielke Rachrichten vor: Knjazewatz ist nach dreitägigen Kämpfen in die Hände unserer Truppen gefallen. Die Niederlage der Serben ist eine vollständige und um so größer, als der Feind um diesen Ort beträchtliche Streitkrãfte konzentrirt und Verschanzun⸗ gen errichtet hatte, welche jedoch den Angriffen unserer Truppen nicht widerstehen konnten. In Folge des Bombardements ist Knjazewatz niedergebrannt. — In dem bei Senidje ftattgehabten Kampfe haben unsere Truppen den Feind von den Höhen, welche er besetzt hatte, vertrieben und fich der dort errich⸗ teten Verschanzungen bemächtigt. Der Feind wurde von unseren Truppen bis uber die Grenze hinaus verfolgt und wurden von unseren Truppen zahlreiche Gefangene gemacht und viele Waffen und Kriegsmaterial erbeutet. —Sassan Pascha hat von Tso ka aus die Dffensive ergriffen und hat den Feind bei Gralako am Timok (eine halbe Stunde von Saitschar und in der Nähe eines anderen ebendaselbst gelegenen Ortes) angetroffen. Die Serben konnten dem Angriffe unserer Truppen nicht wider⸗ stehen und ergriffen die Flucht. Unsere Truppen üũberschritten bei der Verfolgung den Timok und bemächtigten sich daselbst zweier Dörfer, welche nachher durch un⸗ sere Artillerie in Brand geschossen wurden. — Bei Soboukdia wurde der Kampf fortgesetzt. Die Serben griffen unsere Truppen an, welche sich diesseits der Morawa be⸗ fanden. Nach einem siebenstündigen Kampfe wurden die Serben zurückgeschlagen. Wir haben viele Waffen erbeutet. Die Dörfer Fraikoficha Bilek und Dorsi Petza sind während des Kampfes in Flammen aufgegangen. Als die Serben unsere Verschanzungen bei Pedia 3Zwornik angriffen, wurden sie ebenfalls zurückgeschlagen.
Paris, 7. August. (W. T. B.) Wie ein dem Journal Les Debats““ zugegangenes Telegramm meldet, setzen die Türken die Verfolgung der Serben in der Richtung auf Banja zu fort. — Die Armee des Oberst Leschjanin hat stark
gelitten.
Wien, 6. August. (W. T. B.) Die von hier gemeldete Nachricht, daß Serbien bereits eine Mediation der Großmãchte nachgesucht habe, ist nach einer Mittheilung des Tele graphen⸗ en mn nenn. bis jetzt ohne thatsächliche Begrün⸗
ung.
Belgrad, 7. August. (W. T. B.. Der Präfekt von Alexinatz hat hierher gemeldet, daß die Türken das von den Serben verlassene Knsazewatz sowie die in türlischen Befitz ge⸗ langten Dörfer auf beiden Seiten des Timok in Brand ge⸗ steckt haben.
Belgrad, 7. August. (H. T. B.) Hier herrscht große Aufregung. Die angesammelte Volksmenge verlangt laut die Absetzung Tschernajeffs. Die serbische Fürstin ist erkrankt. Die Ausländer verlassen Belgrad. Semendria und Kragujevas werden eilends befeftigt. Der Fürst ist auf dem Wege nach Zacvad, wo heftig gelämpft wird.
Wien, 7. August. (W. T. B.) Gegenüber den verschi:⸗ denen Nachrichten hiefiger Blätter über die angebliche Enthaup⸗= tung des von den Montenegrinern gefangenen Os man Pascha wird der „Politischen Korrespondenz“ aus Cettinje gemeldet, daß Osman Pascha am 1. d. in Cettinje eingetroffen, und da ihm dort eine Wohnung in einem Gasthause angewiesen sei Der Fürst von Montenegro behandele Osman Pascha mit Auszeichnung. Der Fürst habe auch den gefallenen Selim Pascha mit allen Ehren bestatten lassen.
— Die „Turquie“ demenlirt das Gerücht, es habe die Ne⸗ gierung den Mantel des Propheten nach dem Krieg⸗⸗ schaupkatz gesendet; die Reliquie dürfe niemals die Hauptftad verlassen.
— Der „Bassiret/ veröffentlicht nachstehende Dokumente: Unterm 9. Juli 18745 hat der Großvezier per Telegraph die folgende Cirkulardepesche an die Gouverneure der Proyinz versendet:
Ich grüße euch Alle von Seite Sr. Maiestät des Sultang, Alle wissen daß seit einiger Zeit die Feinde der Regierung und der Nation allerhand Intriguen, heimliche und offene, ins Werk setzen, mit der Absicht, unserer Regierung zu schaden und ste zu ruiniren, was Gott behüte. Das Resultat dieser Intriguen ist, daß in diesem Augen blicke die Feinde unserer Religion und Regierung fich an verschiedenen Orten empört und das Reich angegriffen haben. Es ist daher die Pflicht eines jeden gläubigen Muselmana, an dem heiligen Kriege theil⸗ zunehmen, um die Rechte, die Ehre, Religion und Natien des Islam zu retten. Wie die regulären Truppen, welche zum Kampfe in dem heiligen Kriege unter die Waffen gerufen sind, so ift es durchaus nothwendig, daß auch die Redifs (Reserven) aufgefordert werden, am Kampfe theiliunehmen. Auf Befehl Sr. Majeftät muß daher die ganze otto—= manische Macht bereit sein, den Angriff der Feinde des Reiches zu⸗ rückzuweisen, weshalb es nothwendig ist, die Redifs unter die Waffen zu rufen und die vom Kriegs-⸗Minister bezeichneten Bataillone so schnell als möglich an die verschiedenen Orte zu senden, welche ihnen per Draht angegeben werden. Sie werden Alle gebeten, nicht einen einzigen Augenblick zu verlieren, um dies zu erreichen, und jeglichen Muth und jede Eile, welche in solchen Verhältniffen nothwendig ist, zu entwickeln.
Am 12. Juli versendet der Großvezier das folgende Telegramm:
Ich bescheinige biermit den Empfang Ihres Telegramms vom 10. Juli, betreffend die Einberufung und Bewaffnung der Redifẽs, sowie der ,, ,. welche am heiligen Kriege theilzunehmen wünschten, um zie Bestrafung der Feinde, welche sich in . Punkten Rumeliens erhoben und das Reich angegriffen haben, zu beschleunigen. Die Freiwilligen, welche engagirt sein wollen, werden unter der Bedingung angenommen, daß sie in der Reserve stehen und während der ganzen Durch das Militärgesetz festgestellten Zeit dienen, wofür ste Waffen, Kleider. Anstellung und Ratienen erhalten. Benachrichtigen Sie daven die Offiziere der Redifs und registriren Sie Alle, welche die Waffen ergreifen wollen, und senden Sie, wenn möglich, s0o0, sei es Redifs, lei es Freiwillige, an die Ihnen bezeich neien Plätze, wo besondere Dampfer, Waffen und alles Nöthige ste erwarten. Theilen Sie mir das Resultat mit.
Numänien. Bukare st, 8. August. (W. T. B.) Das neue Ministerium hat in der heutigen Kammersitzung die Aufrechterhaltung der bestehenden Verfassung und Gesetze, die Dezentralifirung der Verwaltung, eine sparsame und haus- häͤlterische Finanzverwaltung und, was die Politik nach Außen betrifft, die Beobachtung strenger Neutralität unter Ueberwachung der öffentlichen Sicherheit und der Landesgrenzen als die Hauptpunkte seines Programmes bezeichnet.
Nußland und Polen. St. Peters burg, 6. August. Von unseren Kriegsschiffen befinden sich gegenwärtig, so schreibt man dem „Rikol. Westn. vom Piräus, nur der Schooner „Kelasfuryꝰ und die kürzlich angelangte Panzer⸗ fregatte ‚Petropawlowsk“ im Piräus. Die letztere hat zu ihrer Reise aus dem Baltischen Meere allerdings gegen 17 Monate gebraucht, ist aber nach Abzug der Rasttage im Ganzen nur 22 Tage unter Dampf gewesen. Sobald die täglich aus Neapel erwartete „Swetlana“ eintrifft, wird diese mit dem „Petro⸗ pawlowsk“ nach Smyrna abgehen, um sich dem bereits dort vor Anker liegenden „Askold“ anzuschließen, während der Schooner „‚Kelassury“ den „Psesuape“ in Salonichi abzulösen bestimmt ist, der dann ebenfalls nach Smyrna abgehen wird.
Dänemark. Kopenhagen, 5. August. Am Donner stag starb der Ober⸗ammerherr und Ober⸗Hofmarschall, General⸗ Major W. T. v. Oxholm, im Alter von etwas über 70 Jahren. Der Verstorbene, ein langjähriger treuer und er⸗ gebener Freund des Königshaufes, wurde in den Jahren 1348 1860 zu verschledenen diplomatischen Sendungen, u. a. nach St. Peters⸗ burg, verwendet, und im Jahre 1853 zum dänischen Gesandten in London ernannt, in welcher Stellung er bis gegen Ende 1860 verblieb.
Die Nr. 60 des ‚„Amtsblatts der Deutschen Reiche Po st und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Ordre vom 17. Juli 1876, betreffend die Verleihung der Amts bezeichnung ‚Telegraphendirektor⸗ bz „Telegraphen ˖ Inspektor“ an die Vorsteher von Telegraphenämtern J. Klasse bz. an die Be— zirks Aufsichtsbeamten der Telegraphie, sowie die Verleihung des Ranges als Postdirektoren bz. Post-⸗Inspektoren an die Beamten der vorgenannten Dienstklassen. — Verfügungen vom 1. Auguft 1876. Anwendung des Eisenbahn ⸗Postgesetzes vom 29. Dezember 1875 auf die Eisenbahnen Gießen Fulda und Gießen ⸗ Gelnhausen.
Statistische Nachrichten.
London, 3. August. Aus englischen Häfen sind im Jahre 1875 den statistischen Zusammenftellungen des Handelsamtes zufolge 173,809 Auswanderer nach außereuropäischen Ländern abgegangen. Es sst dies seit 1862 die niedrigste Zahl und zeigt gegen 1874 eine Abnahme von 67, 00, gegen 1873 von nahezu 137,600. Eg sind da⸗ bei auch die jenizen nichibritischen Auswanderer mitinbegriffen, welche äber englische Häfen nach überseeischen Ländern gingen. Die Zahl der britifchen Unterthanen, die sich nach außereuropäischen Ländern einschifften, betrug im letzten Jahre 140,675, im Jahre 1574 19727727 und 1873 225.345. Wie viele von diesen Auswan—⸗ derern wieder zurückgekehrt sind und wie viele als bloße Reisende zu betrachten waren, darüber liegen keine statistischen Angaben vor.
— Die Einwanderung in den Vereinigten Staaten während des ersten Vierteljahres 1876. Während der ersten drei Monate dieses Jahres wanderten in den Vereinigten Staaten 24,541 Personen ein, 18,532 männlichen und 60609 weiblichen Ge— schlechtcz. Davon standen im Alter von;
Mãnner Frauen unter 15 Jahren 1878 1258 15 bis unter 40 Jahren 14 950 4113 40 Jahren und darüber 1704 638
Unter den Einwanderern waren 5081 Chinesen, von denen 5065 in San Francisco anlangten. Aus England und Wales wanderten 3384, aus Irland 72, aus Schottland 687 Personen ein, aus Frankreich 1819, aus Deutschland und Oesterreich 4162 aus Ungarn 145, aus Schweden, Norwegen und Dänemark 747, aus der Schweiz 247, aus Italien 605, Rußland und Polen 427. Das britische Nordamerika war unter den Einwanderern mit 4515 Personen ver- treten. Die stärksten Einwanderungsplätze waren New Jork, Huron, San Francisco und Philadelphia; in New Vork landeten 9056 Per- sonen, zum überwiegenden Theil Europäer, in Huron 6944, von denen 3757 aus dem britischen Rordamerika kamen, in San Franeisco 5409 und in Philadelphia 751 Personen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
München, 1. August. In der vergangenen Woche feierten hiesige Künstler und wn gere ein Fest auf der Rottmannshöhe, am Ostufer des benachbarten Starnbergersees. Dort steht seit dem Jahre 1857 ein dem Andenken Karl Nottmanns, dem deutschen Flaude Lorrain, gestiftetes, einfach würdiges Denkmal in Obelisken ⸗ form. Dem Meister und seinem Gedaͤchtniß in der Meonument⸗ verkörperung galt die Huldigung der von hier aus um dasselhe Ver= sammelten. — Seit Mitte voriger Woche hat der deutsche Kun st= verein für Glasmalerei eine permanente Augstellung von Glas malereien im Gräflich Arco ⸗Vallty' schen Palaste in der Maffeistraße hier veranstaltet. Ez find gegen 70 meist kleinere, wohlgelungene Glasmalereien in dunklen Kästenumrahmungen, bei angemessenem Halbdunkel ausgestellt.
Jena, 4. August. Aus dem Programme der hier vom 9.—11 August tagenden. De utschen anthropolegischen Gesellschaft“ theilt die Weim. Ztg. Folgendes mit: Mittwoch Eröffnung der Generalversammlung durch den Geschäftsführer Prof. Dr. Klop- fleisch, Jahresbericht des Generalsekrekärs, Rechenschajtsbericht und Wahl des Rechnungsausschusses, wissenschaftliche Vorträge, Ueber das , ,. Thüringen“ von Professor Dr. Klopfleisch, Besichtigung der Sammlung prähistorischer Funde im germanischen Muscum unter Führung des Professors Dr Klopfleisch, auch der Sammlungen des ethnographischen Mufeums, der mineralegischen, geo; logischen, anatomischen, Joologischen undäolozischen Sammlungen. Don nerftag Berichterstattungen über die statistischen Erhebungen bezũglich der Farbe der Augen, der Haare und der Haut (Virchow), äber die Her. stellung einer prähistorischen Karte (Frags), über die Statiftik der Schädelformen in Deutschland (Schaaffhausen), geschäftliche Erle⸗ digungen, wissenschaftliche Vorträge, Zur Keltenfrage“', Dr. Riecke, Dr. Mehlis und Prof. Dr. Sievers, Ausflug nach der Heidenschanze auf dem Jenzig unter Führung des Prof. Dr. Klopfleisch. ((Mit Ausgrabungen.) Freitag geschäftliche Angelegenheiten, Bericht des Rechnungsausschuss' s, Decharge, Voranschlag für das nächste Jahr, wissenschaftliche Vorträge. e mn und Auszrabungen unter Führung des Profefsers Dr. Klopfleisch. onnabend archäologischer Aus flug und Ausgrabungen in der weiteren Umgegend von Jena unter Führung des Professorz Dr. Klopfleisch.
— Im Regierungs und Nachrichts blatt für das Für ⸗ stentb am Schwarzbuürg⸗Sondershausen“ sind von Nr. 11 bis 19, Jahrgang 1876, unter Beiträge zur Schwarzburger Hei⸗ mathskunde XW.“ von Th. Jimisch eine Reihe interessanter AÄr— tikel „zur Geschichte der verheerenden Krankheiten im 16. und 17. Jahrhundert“ mitgetheilt. Diese Mittheilungen be— treffen vorzugsweise das Füärftenthum Schwarzburg Sondershausen, die Städte Sondershausen, Frankenhausen, Arnstadt, Ilm und viele Dörfer daselbst, außerdem aber auch die Umgegend, wie Erfurt, Mag⸗ deburg, Langensalza u. s. w. und sind gleichzeitigen Berichten, wie der Chronik von Joachim Managrdt, vem Jahre 1551, dem Kirchen buche bon Sondershausen, der Beschreibung der Städte und Flecken der Grafschaft Schwarzburg von Toppius und verschiedenen hand— schristlichen Nachrichten entlehnt.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 vom Sturm geworfenen Holzmassen belaufen sich — nach einer vorläufigen Zusammenstellung in der Forstl. Beilage (1876, 5) der Zeitschrift des Vereins Nafsauischer Land. und Forstwirthe — für die preußischen Stagatszorsten auf nicht weniger als S3 2. 728 Fest- meter“ Diese koloffale Holzmaffe vertheilt sich auf die einzelnen Re⸗ ierungsbezirke wie folgt: Coblenz 14300, Düsse dor! 57530, Göln 5 Trier 6500, Aachen 27.910, Königsberg 3300, Gumbinnen 2650, Marienwerder 4856, Potsdam 1400, Frankfurt 15,2 0, Liegnitz 33665, Merseburg Hi i3, Erfurt 109, 509, Arnsberg 11,000 Cassel 35823317, Wiesbaden 172748. — Dazu kommen noch aus den Ge⸗ meindewaldungen bes Regierungsbezirks Cassel 25637 und Wiesbaden 3954476 — Aug einzelnen Bezirken resp. Oberförstereien fehlten die Berichte noch.
Bremen, 4. August. (O. N) Morgen treffen die Herren Minssterialdircktor Marcard und Landes Oekonomie Rath Dr, Thiel von Berlin hier ein, um mit hiesigen und oldenburgischen Bevoll⸗ mächtigten die Grundlinien für die beschlossene Moor⸗Versuchs⸗ st ation hierfelbst zu ziehen. Sie beabsichtigen mit dieser Konferenz einen Besuch des Hochmoors in der Nähe von Bederkesa zu verbinden wozu der Landdrost Küster in Stade die erforderlichen Vorbereitun⸗ gen getroffen hat.
Sewerbe nnd SGandel.
Die Generalversammlung der Düssel dorfer Allgeme nen Versicherungs-Gesellschaft für See“ Fluß⸗ und Landtransport beschloß von dem Reingewinne von 182,509 als Dividende 144 000 1 — 144 4 per Aktie oder 48 / vom Kapitalseinschusse zu vertheilen und 3, 500 1M dem Reservefonds zuzu- weisen. Der Rest wird auf neue Rechnung vorgetragen. Der Reingewinn beträgt nach Abzug der Zinsen etwas über 6 der Prämieneinnahme. Die Gesammt⸗Versicherungssumme betrug ca. IO, , davon wurden rückversichert 2909 0000 , folglich blieben für Antheil der Gesellschaft ca. 10 000 00 dς Die Einnahme an Prämien. und Policegeldern ist für 1875 2268, 613 6, 1874 1,9173573 6, daher in 1875 mehr 350,740 6 Von den Ausgabeposten ist zu erwähnen, daß die Rückversicherungs Prämien, welche in 1874 709,533 6 73 3 betrugen, in 1875 nur 5h l 423 Æ 8 J, folglich weniger 158, 110 S 65 3 erforderten. Die Schäden, abzüzlich der Rückrergũtungen, be= tragen 7l 0 der nach Abzug der Rückversicherungen verbleibenden ö , , . diefes Schaden verhältniß stellte sich für 1874 auf
oso.
— Die Aktionäre der Leipziger Wechslerbank werden zu einer außerordentlichen Generalversammlung auf den 17. Okteber d. J. nach Leipzig berufen. Auf der Tages ordnung steht u. A.: An- trag auf AÄuflösung der Gesellschaft und Ausführungsantrgg ad L: Den Kapitalantheil der Wechslerbank an der „Leiziger Malzfahrik in Schkeuditz“ eventuell auch den an der National Aktien Bier⸗ Bierbrauerei Braunschweig in Braunschweig! durch Zukauf oder Ver⸗ Fauf de gestalt abzurunden, daß derselbe an die Aktionäre der Wechsler ⸗ bank effektiv vertheilt werden kann.
Rom, 4. Auguft. Die Königliche General ⸗Zolldirektien hat eine vergleichende ÜUebersicht der vom 1. Januar bis 30. Inn i 19875 und 1876 in Ftalien ein- und ausgeführten Güter veröffentlicht. Demnach betrug der Werth der in diesem Zeitraum jmportirten Güter 18576 614577, 335 Lire. 1875 624,026,444 Lire, g, Mg. oO99g Lire mehr als 1876, und der Werth der xportirten Gñũter 1676 573, 295, 019 Lire. 1875 561, 332330 Lire, 11,372 689 Lire mehr als 1875. Die Zolleinkünfte betrugen im 1. Semester 1876 47, 935, 035 Lire, 1875 19, 4,431 Lire, 1,179,396 Lire weniger als 1875.
— Die Handelskammer des Staates New York hat eine Reihe von Resolutionen zu Gunsten einer finanziellen Konfe⸗ renz angenommen, die sich ins besondere mit der Sil berwätrung s frage befassen soll. Es ist im Plane, diese Konferenz in Wasphing⸗ ton abzuhalten.
Verkehrs⸗Anstalten.
Zur Zeit sind beim bayerischen Staatseisenbabnbanu 24 27i Arbeiter, deren kleinere Hälfte Italiener, beschäftigt; hier- von treffen 11,277 Mann auf die Fichtelgebirgs bahn, 700, auf die Eifenstainer Linie, 1305 auf die Strecke Miltenberg, Aschaffenburg und der Rest veriheilt sich auf die übrigen dermalen noch im Bau begriffenen kleineren Linien.
— Mitte vorizer Woche hat, „Helsingõr Av.“ zufolge, im Kattegat zwischen einem norwegischen Dampfschif fe und einem deutschen Schooner (Namen werden nicht genannt) ein Zusam⸗ m enstoß stattgefunden, in Folge dessen der Schooner gesunken ist. Zwei Matrosen von der Besatzung des Schooners kamen bei der Rollision leider ums Leben, während der übrige Theil sich an Bord des Dampfschiffes rettete.
New⸗ Vork, J. August. (WB. T. B.) Der Dampfer The Queen) der Rational ⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Mes⸗ singsche Line) üst heute hier eingetroffen.
NewYork, 8. August. (W. T. B) Der Dampfer Den mark‘ der Rational Dampfschiffs Compagnie (C. Mes⸗ singsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, den 8. August 1876.
Königlich Preußische Lotterie. ((Ohne Gewähr.)
Bei der heute angefangenen Ziehung der 2. Klasse 164. Königl. Preuß. Klassenlotterie fielen: 3 Gewinne à 600 S auf Nr. 62, 299. 66,974. 82, 891.
6 Gewinne à 300 S auf Nr. 7551. 19,516. 27,095. 45.603. 81, 008. 82, 241.
Weltausstellung in Philadelphia 1876.
Ueber die deutsche Textilindustrie auf der Weltaus⸗ stellung in Philadelphia“ schreibt Herr Max Weigert in einem von der „Köln. Itg. verxoͤffentlichten Artikel u. A.:
Bei den mannigfachen Angriffen, welchen die deutsche In⸗ dustrie in ihrer Beiheiligung an der Ausstellung, in Phila ; delphia in der . ausgesetzt gewesen ist, Angriffen, denen ihre theilweise Berechtigung nicht abgesprochen werden kann, erachte ich cs als eine Pflicht der von der dentschen Regierung zur Vertretung der Industrie nach Philadelphia gesandten Preisrichter das Wort zu ergreifen. Sie hatten während der nunmehr been deten Arbeiten in der internationalen Jury die beste Gelegenheit, die deut- schen Fabrikate zu studiren, ihr Urtheil über dieselben festzustellen, die Ansichten der fremden Kollegen zu hören und Vergleiche mit den Enten g ssen anderer Länder vorzunehmen.
Bie deutsche Textilindustrie war allerdings in Philadelphia nur schwach vertreten; manche bedeutende Zweige derselben fehlten ganz, die erschienenen zeigten durchaus nicht einen ihrer Bedeutung ent sprechenden Umfang. Wer hierin etwas Befremdliches sieht, weiß nicht, welche Meinung in den industriellen Kreisen — und mit Recht . äber das Äutstellungswesen herrscht. Die Weltausstellungen stad, Dank der Dichtigkeit und Schnelligkeit unserer Kommunikations · mittel, der Bill, keit unserer Pestporti, nicht, mehr von dem Einflusse, den sie vor 25 Jahren hatten, als London zum ersten Male der Weltindustrie feine Thore öffnete. Heute ist dem Fabri— kanten genugsam Gelegenheit geboten, alle. Orten seine Waaren anzu ˖ bieten, seine Muster hinzusenden; die auf den Ausstellungen zu er⸗
wartenden Preife haben sich in der Regel als werthlos erwiesen und!
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zieren schon massenhaft nur die Fakturen; ein praktischer Nutzen schaut fuͤr den ausstellenden Fabrikanten in den seltensten Fällen herauz. Wer wissen will, was auf seinem Gebiete geleistet wird, wo etwas zu lernen, zu kaufen oder zu verkaufen ist, hat leicht Gelegen. heit, sich darüber zu orientiren, ohne die kostspielige Ausstellung zu besuchen. Ganz besonders für die Gebiete der Industrie, deren Er⸗ zeugnisse einerseits aus kleinen, leicht versendbaren Abschnitten beur- shelit werden önnen und die andererseits nicht durch glanzende Muster dle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieben, was beides in der Textilinduftrie zum größten Theile der Fall ist, sind die Auͤestellmngen nutzlose Schagustellungen. Das hahen die letzten euopaͤischen Augstellungen in Paris und Wien zur Genüge bewöesen. Wer sich in Wien über die englische und französische In. duftrie sein Urtheil zebildet hätte, würde diese Länder sehr falsch taxirt haben. Die heutige Weltausstellung giebt, mit Augnahme vielleicht der Industrie des eigenen Landes, ven den anderen kein wahres Bild, sondern Zerrbilder, und ist vollstãndig ungeeignet zur richtigen Be⸗ urtheilunßg. Der Fabrikant arbeitet kein Schaumaterial, sondern Kaufmaterial, und feine Arena ist der freie Markt. Dort gehe man hin, wenn man die Leistungen eines Landes kennen lernen, ihre Kon ⸗ kurrenzfähigkeit mit anderen vergleichen will! . .
Und an die Industrie, heißt es dann, also ermüdet durch die in schneller Reihe aufeinder folgenden Weltaugsstellungen, die nur Kosten, ke nen materiellen Rutzen gebracht hatten, kleinmüthis durch den Jahre lang anhaltenden schlechten Geschäftsgang, tritt das Land mit der Aufforderung zu iner neuen Kusftellung, das seinen Mart der Mit ⸗˖ bewerbung der anderen Natlonen erschwerte. Die Industriellen, die in richtiger Erkennung der Sachlage Abstand gengmmen hätten von einer Beschlckung der Äuzstellung, verdienten keinen Tadel. Aber Dank und Anerkennung den Induftriellen, die zum großen Theil ohne Aussicht auf materielle Vortheile, mit großen Mühen und Kosten, ihren Platz da eim nehmen zu müsfen geglaubt haben, wo die deutsche Fahne im Ausstellungsraume wehte. ; .
Es sel erwähnt, daß wie die deutsche Industrie, auch die sämmt— licher europäischen Industriestaaten äußerst lückenhaft vertreten ist. In der englischen Textil⸗Jandustrie fehlen Bradford und Manchester mit ihren Weitindustrien gänzlich; Frankreich hat nicht mehr aus⸗˖ geftellt wie Deutschland. ö
Bedenken, die eiwa gegen das Arrangement der deutschen Aus⸗ stellung erhoben werden möchten, fallen, wie der Verfasser meint, in den seltensten Fällen den Industriellen zur Last; aber schließlich ftellt Niemand für den Aus stellungsk ummler“ aus,
der binläuft, wo es glänzt und blitzt, sondern für den, der den Gehalt versteht, und ebenso wie der, welcher den Wein nach dem Glase beurtheilt, in dem er ihm gereicht wird, sich manchen Genusses beraubt, haben die Besucher, die von der oft un= scheinbaren und unschönen Hülle abgeschreckt wurden, die edelsten Kerne dentschen Gewꝛrbefleißes sich entgehen lassen.
Die deutschen Textil⸗Industriellen, welche in Philadelphia er- schienen sind, haben fast durchweg vortreffliche Leistungen geliefert und sind fowohl in der Juiy als auch in der amerikanischen Presse auf das Günftigste beurtheilt worden. .
Die deutsche Seiden. Industrie, durch die Firma Gebhard u. Co. in Giberfeld auf das Glänzendste vertreten, zeigt couleurte Seiden und Sammte, Kleiderfloffe und Shawls in gelungensten Ausfüh⸗ rungen, vor Allem aber kostbare fagonnirte und golddurchwirkte Praͤchtstoffe für den Orient, welche, zum Theil Meisterwerke der Fabrikation, in der ganzen Ausstellung nicht ihres Gleichen haben. Die feidenen Hutplüsche, die Eecales u. Hatry und Ma sing Fiores ausstellen, bilden die besten Fabrikate dieses Artikels in der Auzst lung. — Die deutsche Tuch - Industrie ist durch eine Kollektiv ⸗Ausstellung acht rbeinischer Fabrikanten, zwar in kleinem Maßstabe, aber auf das Würdigste präsentirt. Die schwarzen Tuche und Militärtuche in den prächtigsten Farben von Ich. Erdens Söhne in Burtscheid; die Buckskins, Paletot, und Damenmäntel 1 e von Joh. W. Jansen in Montjoie; die Tuche und Paletot⸗
offe von Leop. Schöller und Söhnen in Düren, die Kammgarn. und Paletotsstoffe von J. P. Schöller in Düren, tie hochfeinen Tuche von Gbr. Wiese in Werden bilden die Spitzen von dem, was in dieser Industrie überbaupt auf der Ausstellung vorgeführt ift, und ernteten den höchsten Beifall der Fachmänner. — Die Kollektiv. Ausstellung der Elverfelder Fabrikanten, an der sich acht Firmen betheiligten, et in couleur ten Zanellas in den feinsten Farben und sergfaästigster Ausführung das Schönste, was in Phila⸗ delphia in dieser Branche zu sehen sst. — Die deutsche Kammgarn ⸗ spinnerel ist durch die Spinnerei in Kaiserglautern in würdigster Weife repräsentirt und bekundet die hohe Stufe, die sie im Vaterlande einnimmt. In gefärbten Wollen, besonders Zephyr ⸗Stickwollen, worin Deutschland den Ton auf dem Weltmarkt angiebt, siad vor Allen Bergmann u. Co. in Berlin zu erwäbnen, deren meisterhaft ausge⸗ führte Schatten farben alle anderen Äusftellungen äberrggen. Daneben find Titel u. Krüger in Leipzig und. W. Spindler in Berlin mit Aut⸗ zeichnung zu nennen. = In Wolfi zen bielen die wünttem bergische Woll n Manufaktur in Giengen und Amkrosius Marthas in Oschatz Vortreff⸗