1876 / 191 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Der General- Lieutenant z. D. Graf Henckel- von Donnersmark, zuletzt Fommandant von Schweidnitz, ist in der verflossenen Nacht verstorben.

Der Kaiserlich russische General von Balluseck, Ge⸗ neral à la suite Sr. Majestät des Kaisers von Rußland und Militär⸗-Gouverneur der Provinz Turgai ist hier eingetroffen.

Der Königlich niederländische Gesandte am Kaiserlich russischen Hofe, von der Hoeven, ist gestern Abend aus St. Petersburg hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der Spezial-Kommissarins zu Marburg, Regierungs⸗ Assessor Rohde, ist als Hülfsarbeiter in das Kollegium der Königlichen General-Kommission zu Cassel berufen. Der frü⸗ here Kreisrichter Dr. Roettig ist in die Beschäftigung bei der genannten Behörde behufs seiner Ausbildung zum Spezial⸗ Kommissarius eingetreten und in Folge seiner Uebernahme in die Verwaltung zum Königlichen Regierungs-Assessor ernannt. Die Leitung der Spezial-Kommission zu Marburg ist dem seit⸗ her beim Kollegium beschäftigten Regierungs- Assessor von Kamptz und die Leitung der neu errichteten Spezial-Kommission zu Wetzlar dem seither beim Kollegium beschäftigten Regierungs⸗ Assessor Or. Wed dige übertragen.

Bayern. München, 15. August. (W. T. B.) Se. Majestät der König von Württemberg ist heute früh zum Besuch der Ausftellung hier eingetroffen und bei dem Königlich württembergischen Gesandten abgestiegen. Derselbe tritt schon heute Abend die Rückreise an.

Tachsen. Dresden, 14. August. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Genua hat heute das Königliche Hoflager zu Pillnitz verlassen und fich um 4 Uhr zunächst über Niedersedlitz und Bresden nach München begeben, um auf der Rückreise nach Italien daselbst einige Tage zu verweilen.

Leipzig, 15. August. (W. T. B.) Der Ober⸗Bürgermeister von Leipzig, Dr. Koch, ist heute gestorben.

Nach dem im Auftrage des Rathes und auf Grund amtlichen Materials vom Direktor des hiesigen statistischen Bureaus, E. Hasse, verfaßten und jüngst veröffent⸗ lichten Verwaltungsbericht der Stadt Leipzig betrug das Ver⸗ mögen der Stadt Leipzig am 1. Januar 1876 bei 28,041,384 S6 76 3 Aktiven und 15 302471 S½V 81 5 Pas— siven die Summe von 12,738,912 S 95 5.

Hessen. Darmstadt, 12. August. Die Industrie⸗ Ausstellung wurde heute um 12 Uhr im Saalbau feierlich eröffnet. Der Großherzog, Prinz Ludwig und Prinzessin Alice wohnten der Feierlichkeit bei.

Um die für den Erlaß eines Weggesetzes erforder⸗ lichen Grundlagen zu gewinnen, sind, wie das „Frkf. J.“ mit⸗ theilt, Anordnungen getroffen worden, die Frequenz der Staais⸗, Provinzial⸗ und Vicinalstraßen festzustellen. Die Größe des Verkehrs auf den Vicinalwegen wird durch eine Zählung der Zugthiere ermittelt, die sich auf einer Straße bewegen; die Zäh⸗ lungen erstrecken sich vorerst auf die Dauer eines Jahres und finden am 1. und 14. eines jeden Monats vom September d. J. ab statt. An den verschiedenen Wegen werden auf Koften der Gemeinden Zähler aufgestellt, welche die Zahl der passirenden Zugthiere an Fuhren in Zählkarten eintragen.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meinin⸗ gen, 11. August. Eine amtliche Zusammenstellung bekun⸗ det, wie weit man im Herzogthum Meiningen bis Ende 1869 mit dem Ablösungsverfahren gelangt ist. Die Ablösungs⸗ Kommissionen haben bis dahin in 434 Orten 15,346 Ablösungs⸗ verträge mit einem Ablösungskapital von 4 738,594 (66 bestä⸗ tigt. Davon wurden die nachverzeichneten Laften mit den dabei genannten Summen abgelöst, nämlich: Zehntberechtigungen 1,008,496 6, Hutberechligungen 200,686 6, Holzberechtigun⸗ 57 464 66 , Naturalfrohnen 87,48 S, Handlohn und Lehn⸗ geld 1,194,150 S6, ständige Natural⸗ und Geldabgaben 2,135,094 S6 und sonstige Grundlasten mit 54, 952 46

Sch warzburg⸗ Sondershausen. Sondershausen, 12. August. Der neugewählte Landtag des Fürsienthums ist durch höchstes Reskripi auf den 25. August hierher einberufen worden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. August. Wie die „N. Fr. Pr.“ mittheilt, trifft der Kaiser am 15. d. Mts in Ischl ein. Am 16. und 17. finden Hofjagden im Leibgehege Offensee statt, den 18. August bringt der Kaiser im Familien⸗ kteise zu. Am 19. und 20. werden abermals Hofjagden abge⸗ halten, und am 21. wird der achtzehnte Geburtstag des Kron⸗ prinzen Rudolph gleichfalls im Familienkreise gefeiert. Ueber die Dauer des Aufenthaltes in Ischl ist noch nichts bekannt; gewiß ist nur, daß Ende August die ganze Kaiserliche Familie Ischl verläßt. Die Kaiserin und die Erzherzogin Valerie begeben sich nach Gödöllö.

Das „Fremdenbl. schreibt: „Ein aus Glina im Honved⸗ Ministerium zu Pest eingelangter amtlicher Bericht bestaͤtigt die mehrfach aufgetauchte Meldung in Betreff des Einfallens türkischer Truppen in die Militärgrenze, giebt jedoch diesem Vorfall, wie zu erwarten war, weit beschränktere Umrisse. Mehrere Insurgenten haben den Türken eine Anzahl Schafe ge⸗ stohlen und die türkischen Truppen verfolgten die Diebe auf unser Ge⸗ biet, die trockene Grenze, welche nicht genügend gekennzeichnet ist, nicht beachtend. Hart an der Grenze befindet sich auch kein Militär⸗ posften und erst in Topusko ist die nächste Garnison. In Staro⸗ selo sind nur drei Häuser niedergebrannt worden, darunter zwei kleine Holzhäuser. Die Gebäude sind abgeschätzt worden. Ein nochmaliger Einfall sei keineswegs zu befürchten, die Badegäste seien ganz ohne Grund aus Topusko geflüchtet. Eine Abtheilung Honvedtruppen hat sich nach Topusko begeben.“

Pest, 13. August. Das Amtsblatt veröffentlicht zwei Königliche Handschreiben, und zwar an die ungarifche Regierung und an den Primas, in welchen der erfteren für die eifrige und erfolgreiche Thätigkeit und dem Letzteren für die bewiesene Wohlthätigkeit anläßlich der Ueberschwemmung die Allerhöchste Anerkennung ausgesprochen wird. Desgleichen veröffentlicht das Amtsblatt eine Liste von Auszeichnungen an zuhlreiche Personen und Körperschaften für die Verdienste an⸗ läßlich der Ueberschwemmung. „Hon“ erklärt die Polemik der Wiener Blätter über die Bankfrage für müßig, weil die Bankfrage seit vier Wochen unverändert blieb. Beide Regie⸗ rungen sind über alle Punkte einig.

Niederlande. Haag, 8. August. Die Verwicklungen

Guzman Blanes mit Beschlag belegte Schiff wurde dem nieder⸗ ländischen Eigenthümer wieder zurückgestellt. Wie die vor einigen Tagen aus Batavia eingelaufenen Tagesblätter mit⸗ theilen, sollen der einflußreiche Hauptpriester Imam Bidin und der Regent Padangs Maharadscha Besar angeboten haben, ihren ganzen Einfluß auf diplomatischem Wege zur Ordnung der Verwicklungen mit Atschin geltend machen zu wollen. Die betreffenden Zeitungen knüpfen sehr große Erwartungen an das gedachte Anerbieten. Da aber die bezügliche Meldung schon in der zweiten Hälfte des Monats Juni von Batavia abging, andrerseits die inzwischen eingetroffenen Drahtberichte die angeb⸗ liche Mediation mit keiner Silbe erwähnen, so liegt die Ver⸗ muthung nahe, daß die bezeichnete Angabe jedenfalls der Bestätigung bedarf, wenn der Versuch Imam Bidins und Maharadscha Besars nicht inzwischen bereits gescheitert ist. Vor emigen Tagen wurde in Rotterdam der Grundstein eines Tempels für die deutsch-evangelische Gemeinde ge⸗ legt. Zwar ward die betreffende Gemeinde bereits im Anfange des Jahres 1862 gebildet, bis jetzt besaß sie aber noch keine Kirche. Auch der Prinz Heinrich hat sich nunmehr bereit erklärt, falls die zu sammelnden Beiträge das Spinoza⸗Comitè in den Stand setzen möchten, seinen Plan zu verwirklichen, dazu eine namhafte Summe beizusteuern. Man kennt jetzt die genaue Zahl der bei dem Untergang des Dampfschiffes „Luitenant⸗Generaal Kroesen“ in der Lampong-Bai ver⸗ unglückten Personen. Von den 265 wurden nur 14 gerettet. Gegen den Kapitän ist eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet.

9. August. Hr. Kappeyne van de Coppello ist aus der Schweiz, wohin er in der zweiten Hälfte Juli eine Reise unternommen hatte, im Haag wieder eingetroffen.

Belgien. Brüssel, 14. August. (W. T. B.) Der „Nord“ bespricht die jüngsten Debatten im englischen Parlament über die orientalische Frage, sowie die Politik des Ministeriums in derselben und sagt: „Wir glauben, daß das Tory⸗Kabinet durch den Wunsch, seine Macht zu befestigen, sich hat verleiten lassen, einen Eclat herbeizu⸗ führen, welcher der nationalen Eitelkeit schmeicheln sollte. Es wurde hierzu durch die mangelhaften Berichte des englischen Ge— sandten in Konstantinopel ermuthigt. Jetzt sieht das englische Ministerium ein, daß es sich getäuscht hat. Tie öffentliche Meinung in England, durch die Ungeheuerlichkeiten des muhamedanischen Fanatismus erregt, verlangt eine humanere Politik. Eine Wen⸗ dung der Politik Englands ist nothwendig geworden, damit das⸗ selbe wieder in das europäische Konzert eintrete. Dieser Um⸗ schwung vollzieht sich bereits, und wird sich noch mehr bemerkbar machen. Man wird auf dasjenige zurückkommen, was bereits vor drei Monaten hätte geschehen können. Die Aufgabe des europäischen Konzerts ist heute bei Weitem schwieriger. Indeß ist das gute Einvernehmen der Staaten Europas unter einander so werthvoll, daß die Mächte dem Ministerium Disraeli sehr bereitwillig entgegenkommen werden.“

Großbritannien und Irland. London, 12. Auguß. Die Regierung hat in Betreff der flüchtigen Sklaven gegenüber zu beobachtenden Verfabrens ein neues Eirkular erlassen, wonach die Befehlshaber sämmtlicher Kriegsschiffe an⸗ gewiesen worden sind, im Falle ein flüchtiger Sklave, sei es inner⸗ oder außerhalb der Territorialgewässer irgend eines Staates, an Bord eines Kriegsschiffes aufgenommen und unter den Schutz der britischen Flagge gestellt sind, keinem an sie ge⸗ stellten Auslieferungsgesuche des betreffenden Sklaven zu ent⸗ sprechen. Bestimmte Vorschriften über die Fälle, in denen ein flüchtiger Sklave an Bord aufgenommen werden soll, sind in dem Cirkular nicht ausgesprochen, es heißt in demselben nur, daß sich die Befehlshaber englischer Schiffe bei der Aufnahme von Flüchtlingen, sei es auf offenem Meere oder an den Küsten⸗ gewässern eines bestimmten Landes, durch Erwägungen und Gründe der Menschlichkeit leiten lassen sollen.

Aus der Besika⸗Bay wird ein Zusammenstoß englischer Kriegsschiffe gemeldet. Um Mitternacht ward, während alle die Schiffe dicht nebeneinander dahindampften, das Signal gegeben, den Kurs zu ändern. „Triumph“ und „In⸗ vincible“ änderten den Kurs nicht in der angegebenen Weise und kamen so quer vor den Bug des „Monarch“. Dieser hielt inne, um den „Invincible“ nicht niederzurennen, und fuhr rück⸗ wärts; der „Raleigh“, das nächste Schiff hinter dem Monarch“, bemerkte dies nicht eher, als bis es zu spät war, einen Zusam⸗ menstoß zu vermeiden, riß den Sperrb aum des „Monarch“ ab, zerstörte die Kapitänsgaleere und verlor seine eigenen Boote.

14. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung

des Oberhauses erwiderte der Staats-Sekretär des e, . Derby, auf eine bezügliche Anfrage Lord Strathedens, die Ver⸗ handlungen wegen Abschlusses einer Handelskonvention mit Rumänien ohne Zustimmung der Pforte invol⸗ virten keinen Bruch mit der bisherigen Politik. Die Pforte habe auf das Recht, Einsprache gegen den Abschluß solcher Verträge zu erheben, verzichtet, dieses Recht existire nicht mehr. In der Sitzung des Unterhauses erklärte der Kanzler der Schatzlammer, Nort heote, auf eine bezügliche Anfrage des Deputirten Dilke: wenn die Pforte den Vorschuß für die Verzinsung der türkischen Anleihen von 1855 und 1871 nicht zurückzahle, müsse die englische Regierung denselben der ottomanischen Bank zurückerstatten und die französische Regie⸗ rung ersuchen, den ihr zuköammenden Theil zu hinterlegen. Die englische Regierung sei mit der französischen deshalb in Unter⸗ handlungen getreten. Die Vertagung des Parlamentes findet morgen Nachmittag um 2 Uhr statt.

Frankreich. Paris, 13. August. Der Marschall⸗ Präsident hat seit gestern das Elysée in Paris bezogen. Das „Journal Officiel“ veröffentlicht die auf die Erhebung der direkten Steuern ven 1817 und die Er⸗ nennung der Maires und Beisitzer bezüglichen in den letzten Tagen vom Parlament angenommenen Gesetze. Zugleich meldet das, Journal Officiel“, daß durch Dekret vom 11. August 161 Strafabänderungen und Straferlasse für aufrührerische Handlungen vom Jahre 1871 bewilligt wurden. Der neue Erzbischof von 5 hielt gestern seinen feierlichen Einzug. Die Militär⸗ und Civilbehörden empfingen den Erzbischof an den Thoren der Stadt. Bei der Ankunft des Erzbischofs wurden Kanonenschüsse gelöst. Die erzbischöfliche Eskorte bestand aus Kuirassieren und Artilleristen. Auf dem . welchen der erzbischöfliche Zug nahm, bildete Infanterie palier.

Italien. Rom, 12. August. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz Humbert und die Kronprinzessin Margarethe find heute Nachmittags 1 Uhr in Venedig ein⸗ getroffen. Zahlreiche Barken begleiteten die hohen Herrschaften den Canale grande entlang nach dem Königlichen Schlosse. Ihre

mit Venezuela sind beendet. Das auf Befehl des Präsidenten

zeigen, um die Huldigungen des versammelten Volks entgegen zu nehmen.

Gleich nachdem der Abg. Mancini Minister⸗ Siegel. bewahrer geworden war, erinnerte ihn der Präsident des Eman— zipationsvereins in Neapel, Prota, hierbei in einer Zuschrift an eine die Regelung der Beziehungen des Staates zur Kirche betreffende Petition, welche Mancini im Namen dez Vereins dem Parlamente zu überreichen hatte und die er warm befürwortete. Der Minister⸗Siegelbewahrer erklärte, den „Ital. Nachr.“ zufolge, in der so eben veröffentlichten Antwort auf die Zuschrift, daß er den damals im Parlament ausge sprochenen Ansichten treu geblieben ist und daß er bereltz eine Kommission zur Abfassung eines Gesetzentwurfz zur Regelung der Beziehungen zwischen Staat und Kirche er— nannt habe. Was die in der Zuschrift erwähnte Erwãhlung der Pfarrer durch die Gemeinden betreffe, so müsse vor allen Dingen die öffentliche Meinung für dieses Prinzip gewonnen werden; diese werde dann nicht ermangeln, ihren Ein— fluß auf die gesetzgebenden Körperschaften auszuüben, welche über die Lösung der Frage zu entscheiden habe. Es sei deshalb höchst wünschenswerth, daß die Gemeinden, welche bereits das Recht besitzen, ihre Pfarrer zu wählen, es in allen Fällen ausüben und er werde sie stets dabei unterstützen. Waz die Verwaltung des Kirchenvermögens betreffe, so erwarte er die Vorschläge der obenerwähnten Kommission zur Ermuthigung und Unterstützung von Geistlichen wie Laien zu ernsten Studien der Kirchengeschichte und Literatur, welche sowohl der Kirche wie dem Vagterlande zu Gute kommen würden; und die Regierung werde solche, die sich durch ernste Studien auszeichnen, zu belohnen wissen. Hinsichtlich des Verlangens, dem Emanzipations vereine eine Kirche oder ein Kloster Neapels nebst den betreffenden Ein— künften zuzuwenden, könne er nicht willfahren, weil nach der bisher üblichen Auslegung der hier einschlägigen Gesetze der erzbischöfliche Stuhl darüber zu verfügen habe; er wolle sich je— doch beim Präfekten von Neapel erkundigen, ob dem Vereine vielleicht auf andere Weise geholfen werden könne. Was schließ= lich den verlangten Schutz der niederen Geiftlichkeit gegen Verfolgungen von Seiten ihrer Vorgesetzten wegen libe— raler patriotischer Gesinnung betreffe, erklarte Herr Mancini, so brauche er wohl keine ausdrücklichen Versprechungen zu machen, weil seine Gesinnungen in diesem Punkte hinlänglich bekannt seien, und so lange er Minister⸗Siegelbewahrer bleibe, haben libe⸗ rale patriotische Geistliche keine ungerechten Verfolgungen von Seiten ihrer Obern zu fürchten.

Die mit der Reform des Wahlgesetzes beiraute Königliche Ko mmission hat, nachdem ihr Präsident den dem Parlament vorzulegenden Entwurf ausgearbeitet und der Bericht= erstatter an das Ministerium referirt hat, sich für aufgjeloͤst erklärt.

Da der Minister des Innern die Präfekten ersucht hat, die Pfarrer von dem das Verbot der Prozessionen außer— halb der Kirchen betreffenden Cirkular in Kenntniß setzen zu lassen, damit fie sich darnach richten können, so hat der Kar— dinalvikar Patri zi, der „Italie“ zufolge, die hiesigen Pfarrer angewiesen, dem Präfekten zu verstehen zu geben, daß sie die Befugniß, Prozessionen zu veranstalten oder zu verbieten, nur dem Vikariat zuerkennen.

Nach der „Gazzetta uffizialen wurden im Juli dieses Jahres 422 Kirchen⸗ und Klostergüter für 661,885 L. 98 C. ausgeboten und für do2. 995 L. 1G. zugeschlagen; vom J. Januar bis 31. Juli wur den 2780 Loose für 4 768,176 L. 99 C. ausgeboten und füt 6,064, 163 L. 73 C. losgeschlagen; vom 26. Oktober 1867 bis 31. Dezember 1875 wurden 114 693 Loose für 392,653, 182 L. 50 C. ausgeboten und für 505,358,647 L. 21 C. losgeschlagen; und vom 26. Oktober 1867 bis 31. Juli 1876 wurden 117,875 Loose für 398,083,245 L. 47 C. ausgeboten und füt 512,225,805 L. 95 C. an die Meistbietenden verkauft.

Die „Ital. Nachr.“ melden (in Bestätigung des gestern mitgetheilten Telegramms): Man versichert uns, der Fürst Karam vom Libanon sei mit Aufträgen der hohen Pforte an den päpstlichen Stuhl nach Rom gekommen, habe dem Papste die Absichten des Großsultans eröffnet und warte auf die Antwort. Die Wahl des Fürsten Karam wird als ein Be— weis angesehen, daß es der türkischen Regierung dieses Mal Ernst ist, mit dem päpstlichen Stuhle gute Beziehungen anzu— knüpfen. Der Papst hat in Folge der Unterredung mit dem Fürsten den Kardinal Franchi zu sich rufen lassen, der gegen— wärtig dem Auswärtigen Amte vorsteht.

Türkei. Konsantinopel, 15. August. (W. T. B.) Der wegen des Gesundheitszustandes des Sultans Murad hierher berufene Arzt Leidesdorf aus Wien hat dem Levant Herald“ zufolge sich dahin ausgesprochen, daß bei ge⸗ höriger Ruhe und Pflege eine Wiederherstell ung des Sultans in einigen Wochen erfolgen könne, da sein Nervensystem in einer die Wiedergenesung ausschließenden Weise noch nicht er— schüttert sei.

Aus Serbien liegen folgende Nachrichten vor:

Wien, 14. August. (W. T. B.) Die „Politische Korrespondenz“ laßt sich aus Belgrad telegraphisch mel⸗ den, Fürst Milan habe die Absicht, dem Kriege ein Ende zu machen und habe diese Absicht den diplomatischen Vertretern der Großmächte gegenüber geäußert. Das Ministerium Ri⸗ sties würde zurücktreten, die Skupschtina einberufen und ein provisorisches Ministerium ernannt werden. Dagegen berichtet ein Telegramm aus London, vom 14. August, Abends: Dem „Reuterschen Bureau“ wird, im Widerspruche mit anderweitigen Nachrichten, aus Belgrad gemeldet, Fürst Milan habe erklärt, daß er entschlossen sei, den Krieg bis aufs Aeußerste zu führen. Der Zustand der Truppen sei ein durchaus befriedigender. In Folge dieser Et⸗ klärung des Fürsten hätten auch die Gerüchte von einem Rück tritt des Kabinets Risties an Wahrscheinlichkeit verloren. Bei Banja werden zahlreiche Truppen zusammengezogen. In Belgrad strömen viele Freiwillige aller Nationalitäten zusammen. Belgrad, 14. August. (H. T. B.) Im Minister⸗ rathe wurde die Friedenspartei überstimmt und die Fort⸗ setzung des Kampfes beschlossen. Fürst Milan kehrt zur Aimee zurück. Vom 10. d. M. wird der Pol. Korr.“ aus Belgrad ge⸗ schrieben: Bis zur Stunde ist es nicht wahr, daß Krusewaß von den Türken besetzt sei. Bohl aber ist es richtig, daß diese in strategischer Beziehung wichtige Stadt ernstlich gefährdet ist. Frusewatz, eine der I7 Kreis städte Serbiens, liegt an der Mün— dung der Raschnitza in die serbische Morawa, etwa in einer Entfernung von fieben Meilen westlich von Alexi natz, und ist Saib Pascha von Prokoplje aus, welches acht

Königlichen Hoheiten mußten sich mehrere Male auf dem Balkon

Meilen in südöstlicher Richtung von Nisch entfernt ist, mit etwa

10000 Mann und neun Geschützen gegen dasselbe im Anmarsche. ]

Wie es heißt, sollen zu Saib Pascha auf dem Marsche noch eine Brigade Nizams unter Hussein Husni Pascha und Baschi⸗ bozuks gestoßen sein. Sollte Krusewatz fallen, dann würde dieser Verlust die serbische Armee noch härter treffen, als das Auf⸗ geben von Saitschar, da dadurch die neue Defensiv⸗Linie sehr ge⸗ fährdet werden könnte. Es verlautet daher, daß der General en chef die energischsten Maßregeln traf, um Krusewatz um je⸗ den Preis zu halten.

Deligrad und Aleksinatz sind in den letzten Tagen sehr stark armirt worden. Bei Deligrad sind die Schanzen mit 24 Geschützen des schwersten Kalibers versehen worden; ebenso viele Geschütze sind auf den 19 Schanzen und Redouten placirt worden, welche auf den Aleksinatzer Höhen errichtet wurden. Aleksinatz wie Deligrad sind mit Lebensmitteln für je 15,000 Mann auf ein Jahr verproviantirt worden. Dieser Tage wird Oberst Ismailoff mit dreißig Offizieren hier eintreffen.

Die Legion der Fürstin ist bis zur Stunde bei 420 Mann stark. Dieselbe begiebt sich am 12. nach Alexinatz. Die Leute find gut bewaffnet. Außer Hinterladern erhielten sie noch Re⸗ volver.

Die Regierung hat sich in Permanenz erklärt. Ihre Berathungen sollen nur der Friegführung gelten. Vom Frieden ist noch nicht die Rede. Erst wenn die Türken das Morawathal erobern sollten, wird man fich für geschlagen erklären. Gehen die türkischen Generale mit Raschheit vor, dann könnte schon in 10—14 Tagen der Zeitpunkt eintreten, wo man in Friedensverhandlungen willigen wird. Es ist aller⸗ dings die Möglichkeit eines Umschwunges nicht ausgeschlossen. In den Defileen können die Türken noch einen schweren Stand haben. Wahrscheinlich ist aber eine solche Eventualität keines⸗ wegs. Die Paschas gehen mit größter Behutsamkeit vor und verfügen über überlegene Kräfte. Aller Vorauesicht nach dürfte es bei Cuprija zur Entscheidung kommen.

Man schreibt dem Wiener „Fremdenblatt“ aus Phi⸗ lippopel, 3. August: „Die hier seit Längerem tagende tür⸗ kische Untersuchungskommission in Sachen des bul⸗ garischen Aufstandes hält ununterbrochen täglich unter dem Vorsitze Selim Effendi's ihre sechsstündigen Sitzungen. Die Verhandlungen tragen äußerlich so ziemlich einen europäischen Charakter an sich. Es wird regelrecht inquirirt, ein vollstandiges Beweisverfahren eingehalten, und fehlen sogar die Vertheidiger nicht, welche zumeist eingeborene Bulgaren sind. Die Todes⸗ urtheile sind jetzt zwar bedeutend seltener, immerhin kommen doch wöchentlich zwei bis drei derselben vor. Im Laufe der letzen acht Tage sind mindestens 300 Bulgaren freigelassen und von der Regierung sofort in ihre Heimathsorie erpedirt worden. Dagegen nimmt die Repression der Regierung gegen die barba⸗ rischen Horden der Bajchibozuks größere Dimensionen an. Fast jeden Tag werden dieselben in großer Zahl gefesselt hier eingebracht. Die gewöhnlichen Gefängnißräume reichen nicht mehr aus. Es mußten provisorische Haftlokale in der Nãhe des Konaks des Gouverneurs hergestellt werden, wo jetzt Tiese Baschi⸗Bozuks untergebracht und scharf bewacht werden. Auch gegen sie ist das Prozeßverfahren bereits eröffnet und sind meh— rere derselben schon gehenkt worden.“

Die „Corr. orientale“ meldet aus Creta: Die Cretenser haben an den Kaiserlichen Divan eine Reihe von Reklamationen gerichtet, deren wichtigste sind: 1) Reduktion der Abgaben von 12 auf 8 Proz.; 2) Ernennung eines christlichen Gouverneurs; 3) Leistung des Gensd'armerie⸗Dienstes von Christen und Musel⸗ manen nebeneinander, in der Zahl entsprechend der christlichen resp. muselmanischen Bevölkerung der Insel⸗

Rumänien. Bu kare st, 5. August. In diesen Tagen ist eine Gesetzesvorlage von beiden Kammern angenommen wor⸗ den, welche das Münzgesetz vom Jahre 1867 dahin abändert daß in Zukunft die Prägung der rumänischen Landes⸗ münzen mit dem Bildnisje des Fürsten stattzufinden hat. Das Gesetz lautet in deutscher Uebersetzung wie folgt:

Art. 1. Der Art. 10 des Münzgesetzes vom 22. April. 1867 wird wie folgt abzeändert: die Münze soll auf der einen Seite das Wappen des Landes mit der Werthangabe, auf der anderen Seite das Bild des Fürsten und die Jahreszahl tragen.

Art. 3. Die Regierung ist ermächtigt Münzen bis zum Betrage von 3 Millionen Franken in Gold zu schlagen; hiervon soll ein Viertel aus Zehnfrankenstücken, der Rest aus Zwanzigfrankenstücken

n. . 3. Die Regierung ist ermächtigt, Kupfermünzen bis zum Betrage von 13 Millionen Franken zu schlagen und zwar 500, 0090 Fran⸗ fen in 1-Centimesstücken und 1 Million Franken in 2 Certimesstücken.

7. August. (Allg. Ztg Die Fürstin Slisabeth mit ihrer Mutter, der Fürstin Wied, sind nach Sinai abgereist. Fürst Carl wird ihnen bald dahin folgen. Obgleich gestern Sonntag war, hat die Kammer dennoch Sitzung gehalten. Nachdem zwei Mitglieder der „Ver⸗ folgungskommiffion zu Ministern ernannt sind, mußten zwei neue Mitglieder gewählt werden. Demeter Bratiano (Bruder des Minister⸗Präsidenten) erklärte, aus der fraglichen Kommission austreten zu wollen, und ließ sich nur durch vieles Bitten des Kammer ⸗Präsidenten Rosetti und mehrerer Ab⸗ geordneten bewegen, in derselben zu verbleiben, nach⸗ dem man hervorgehoben, daß seine gereifte Erfahrung den Uebereifer der sängeren Mitglieder mäßigen werde, so daß sein Verbleiben in der Kommission eine Garantie für die Kam⸗ mer und für die Angeklagten sei. Hierauf vervollständigte die Versammlung die Kommission durch die Wahl von Missailu und Emil Costinescu. Von der Präventivverhaftung der an⸗ geklagten Minister ist auch keine Rede mehr. Die Kammer, heißt es, wollte sich nur ihr Recht wahren, diesen Schritt thun zu können. Hierauf entwickelte der Minister des Innern das Programm des neuen Kabinets, da der Minister⸗ Präsident sich unwohl befand. Das Programm weicht eigentlich in gar keinem Punkte von dem Programm der frühe⸗ ren Regierung ab. Aufrichtige und gewissenhafte Achtung der Verfassung und der Gesetze, ehrenhafte und kluge Verwaltung, Dezentralifation und Verbesserung der finanziellen Lage duich Sparsamkeit und gewissenhaft« Verwendung der öffentlichen Huͤlfsmittel bilden die innere, strenge Neutralität mit Uerer⸗ wachung der Landesgrenzen und der öffentlichen Sicherheit die auswärtige Politik. Der neue Minister der öffentlichen Arbei⸗ ten verlangte von der Kammer, daß das Straßenbaugesetz (Aufhebung der Prästationstage der Bauern) von der Tages⸗ ordnung abgesetzt und bis zur nächsten ordentlichen Session verscheben werde, da er nicht Zeit gehabt habe, die Vorlage zu studiren, und da außerdem diese Vorlage auch den Senat passiren müsse, welcher sich kaum mehr beschlußfähig erhalten lassen werde. Die Kammer und auch der Minister des Innern wollten indessen auf einen langeren Aufschub der Abänderung des Straßenbau⸗ gesttzes nicht eingehen, damit dasselbe nicht allzulange Zeit sus⸗

pendirt bleibe. Die Vorlage wurde deshalb nur für zwei Tage von der Tagesordnung abgesetzt, damit der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten Zeit habe dieselbe zu studiren.

N , 2 D Q ᷣ— , , , -, gb, --, eme, , . . 22 Rußland und Polen. St. Peters burg, 13. August. Das „Journal de St. Petersbourg“ schreibt über das Attentat auf den Gesandteu in Bern, Fürsten Gortschakoff: „Die Dame Dobrovolsky, Urheberin dieses verbrecherischen Versuchs, ist, soviel wir erfahren, in St. Petersburg nicht unbekannt. Es scheint, daß fie, vorgeb ich durch eine ungesetzliche Handlung, ihres Vermögens in Warschau beraubt, seit einer gewissen Zeit die Behörden dieser Stadt und der Hauptstadt mit Briefen und Bittschriften belästigt hat, in welchen sie ihre Rechte behauptete. Zuletzt befand sie sich in Bern, wo fie die russische Gesandtschaft behelligt hatte, indem sie um eine Unterstützung nachsuchte, um sich nach St. Petersburg begeben zu können, wo sie nach ihrer Behauptung ungeduldig erwartet werde und wohin fie große Interessen be⸗ riefen. Da man dieser Bitte nicht oder doch nicht mit dem ge⸗ wünschten Eifer nachkam, so schoß Frau Dobrovolsky einen Re⸗ volver auf den russischen Gesandten in Bern ab. Sechs Aerzte haben fengestellt, daß die Unglückliche sich im Zustande geistiger Unzurechnungsfähigkeit befand. Die Vorsehung hat sie gluͤck⸗ licherwesse verhindert, ihren unheilvollen Plan zur Ausführung zu bringen.“

Amerika. Washington, 14. August. (W. T. B.) Die von dem Kongresse genehmigten Kreditbewilligungen für die Regierung weisen, mit denjenigen des Vorjahres ver— glichen, eine Abnahme von 30 000,000 Doll. auf. Ge⸗ rüchte, welche noch der Bestätigung bedürfen, melden, daß Ge⸗ neral Crook die Sioux unter dem Befehle von Sitting Bull vollständig geschlagen hätte.

Peru. Lima, 13. August. (W. T. B.) General Prado ist zum Präsidenten von Peru prollamirt worden, nachdem der Kongreß seine Wahl für gültig erklärt hatte, und hat die Präsidentschaft der Republik übernommen. Das Kabi⸗ net ist folgendermaßen zusammengesetzt: Areras übernimmt das Justiz-Ministerium und den Vorsitz im Minister-Rathe, Jose Antonio Garcia das Ministerium der auswärtigen Angelegen— heiten, Bustamente das Kriegs⸗Minifterium, Aronibar das Finanz⸗ Ministerium, Ben avides das Ministerium des Innern.

Asien. (W. T. B.) Dem ‚Reuterschen Bureau“ wird aus Shanghai gemeldet, daß in der Kapelle der fran zösischen Mission zu Ring-Koue, Provinz Ngan-Hoei, der eben die Messe zelebrirende katholische Priester und mehrere dem Meß⸗ amte beiwohnende Katholiken durch Eingeborene ermordet worden sind.

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Krrꝛast, WVissenschaft und Ziteratur-

Für das Jahr 1876/77 sind an der Universität Mün— chen folzende Preisaufgaben gestellt worden: A. Theologische Fakultät: I) Darftellang der Logoslehre des heil. Athanasius; ) Geschichte der katholijcken Misfionen in China bis zum Ausbruch der Streitigkeiten unter den Missiorären; B. Juristische Fakultät: In welchem Umfange und unter welchen Veraussetzungen und mit wel chen Unterschieden könn: e vor Aufstellung der PFubliciana in rem actio von Eigenthum die Rede sein? wie und seit wann ist das nicht quiritariiche Eigenthum vindizirbar? C. Staatswirthschaftliche Fakultät: Wie verhält sich die Grundrente des Waldbodens zu jener der landwirth⸗ schaftlichen Grundstücke und wie verhält sie sich zur ganzen Waldrente? D. Medizinische Fakultät: Nachdem die für 18751676 gestellte Preis auf- gabe: „Eine sorgfältige Auseinandersetzung der gegenwärtigen Anschau⸗ ungen über das Wesen und die Ursachen des sogenannten Puerxeralfiebers, webei die Bacterienfrage beizuziehen ist? eine Bearbeitung nicht gefun— den hat, so wird dieselbe für das Jahr 1876177 wiederholt uad außerdem noch folgende Preisaufgabe gegeben: „Es sine die Er— scheinungen, welche durch Verschluß des gemeinschaftlichen Gallen— ganges gelrsüchtig gemachte Hunde zeigen, nach ihren verschieden n Richtungen genauer als es bieher geichehen, zu verfolgen. E. Philo- sophische Fakultät: J Sektion: Dieselbe stellt aus dem Gebiete der orientalischen Philologie folgende Preisaufgabe: Die Lehre der arabischen Grammatiter über das Mubladä und Chabar sowie das Fa'il soll auseinandergesetzt und kritisch belcuchtet werden, mit be— sonderer Rücksicht auf die Alfiygah, das Mufassal und die Rafi.“ II. Sektion: „Es wird gewünscht, durch chemische Versuche und die nöthigen Analysen darzuthun, in welcher Weise der Pyrit bei den vorkommenden Pseudomorphosen in Göihit und Limonit um⸗ gewandelt wunde und wie dergleichen von Hämatit und Limonit nach Calcit sich gebildet haben mögen? Es ist Rüchsicht zu nehmen auf die in der Natur allgemein wirksamen Agentien.“

Der Endtermin für die Einreichung der Bearbeitungen der ge— stellten Preisaufgaben ist der 50. April 1877. Arbeiten, welche nach diesem Termine einlaufen oder deren Verfasser nicht vollberechtigte immatrikulirte Studirende bei Verkündigung der Preis aufaaben waren oder bei Ginliererung ihrer Bearbeitungen sind, können keine Berück— sichtigung finden.

Von Carl Heymanns Literaturblatt für Rechts⸗ und Staatswissenschaft ist so eben Nr. 25 (Mai⸗Juni 1876) des 3. Jahrganges erichienen. Die „Beilage“ enthält den Monats- bericht über die amtliche, periodisch erscheinende Lite⸗ ratur des Deutschen Reichs.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Speyer, 10. August. (Pf. Zig) Die hier eingetroffene Untersuchungskommission über das Vorkommen der Phyl⸗ loxera, bestehend aus den Herren Dr. Bubl von Deides⸗ heim, Dr. Meriz von Karlsruhe und Professor Nippeiler von Kaiferslautern, hat gestern und heute früh in der eingehendsten Weise die Rebanlagen im Etablissement des Hrn. Velten von hier unter⸗ sucht und namentlich den amerikanischen Reben ihre besondere Auf⸗ merksamkeit geschenkt. Es wurde hierbei auch nicht die leiseste Spur des gefährlichen Insektes gefunden.

Gewerbe und Handel.

Aus dem Jahresbericht der Königlich Niederschlesisch⸗ Märkischen Fifenbahn sind folgende Angaben zu entnehmen: Die Königlich NiederschlesischMärkische Eisenbahn umfaßt die Haupt⸗ bahn, bestehend aus der Sirege Berlin Breslau mit Abkürzungslinie Gafsen. Arne dorf, der Zweigbabn Kohlfurth-Görlitz, Verbindungsbahn zwischen Mochbern und Oberschlesischen Bahnhof und der an die Kö⸗ niglich Sächsische Staate bahn verpachteten Strecke Görlitz Reichenbach. Landesgrenze, fodann die Schlesiscke Gebirge bahn zwischen Kohlfurth und Aliwasser, Görlitz und Lauban und Ruh bank ⸗Läebau Landesgrenze. Die Hauptbahn ist 49833 Kilometer, die Gebirg bahn 173, Kilo⸗ meter lang. Hauptbahn, sowie Zeigbahn Kohlfurth Görlitz und Rub⸗

mit 15,392 Achsen, an Personen wagen 693 mit 1612 Achsen vor⸗ handen. Im Ganzen stud befördert 225.591 Personen; dafür sind an Fahrgeld 7.312.576 M vereinnahmt worden. An Gepäck wurden 11,259 Tonnen erpedirt und dafür 199,329 1 eingenommen. Die Gesammteinnahme für Personen. Gepäck, Egquipagen⸗ꝛc. Sefõrderung beträgt 7. 667,613 M½½, gegen 1874 121,847 M. weniger. Im Güter- verkehr wurden im Ganzen befördert: 4 527,847 Tonnen, welche iakl. der Erträge für Viehlransporte 28,770, 958 M erbrachten. Den Haupt⸗ verkehr auf der Bahn bilden Steinkoblen, Getreide, Bau⸗ und Nutz= holz, Schmiede⸗ und Waljeisen ꝛc. Für Oberschlesische Steinkohlen wurden 8,183, 008 S6, gegen 1874 1B 766 478 M. 173 ½ weniger, für Niederschiesische Steinkehlen 2,436, 896 , gegen 1874 486 429 6. 168 o weniger, überhaupt für Koble gegen das Vorjahr 1452 908 S 12 , weniger vereinnahmt. Die Gesammt⸗Ein⸗ nahme beteug 38.97 5,898 M, die Gesammt -⸗Ansgabe 25.731,79 Unter Berücksichtigung von Resten 2 bleibt ein Einnahme⸗Ueberichuß von 13,670,136 M, für Zusen wurden 2.487.530 M gezahlt und an die Staats kasse 1I, 182,506 M abgeführt. Die Betri bs Ausgaben haben betragen für die allgemeine Verwaltung 124373 6, Babn⸗ verwaltung 8, 842,902 MS, Transvortverwaltung 14,673,188 6, außer⸗ dem Wohnungsgeldzuschuß 580, 482 M

In der außerordentlichen Generalversammlung der Vereins Bank Quistorp C Co wurden die von der Gläubigerversamm⸗ lung den Aktienären an Stelle der ausgeschiedenen Herren Geh. Rath Jungermann und Quistorp als Liquidatoren in Vo schlag gebrachten Herren Ludwig und Dannenbaum gewählt. Die Liquidations-Kom⸗ mission besteht sonach zur Zeit aus den oben genannten beiden Her- ren und dem in seiner Stellung verbliebenen Konsul PVätow. Ferner wurde beschlossen, daß ven nun ab zu einem rechtsailtigen Beschluß nur mehr zwei der in der Kommission vertretenen Stimmen erforder⸗ lich sind.

Die Schlesische Provinzial⸗Landfeuersocietät hat 1875 bei 1,011,208 S Einnahme und 634,580 M. Ausgabe einen Ueberschuß von 376,627 erzielt, also einen sehr günstigen Abschluß gemacht. Die Brandschäͤden in Höhe von 526.421 „66 waren durch 347 Brände, von denen nicht weniger als 47 durch Blitzschlag veranlaßt waren, hervorgerufen. Die Aktiva betrugen am Schlusse des Jahres 3,385,554 M6 denen Passiva von nur 48, 251 6 gegenüberstanden, so daß sich das reine Vermögen der Sccietat auf 3.537.293 S bezifferte. Die Versicherungssumme ist 1875 um 33,355.560 M gegen das Vorjahr gestiegen und betrug 381,389,910

In Sachen der Alabama⸗ und Chatonooga-⸗Eisen⸗ bahn hat das Gicht in Mobile ein Dekret erlassen, welches die Frist, innerhalb welcher die Bondsbesitzer den Ankauf der Bahn ver— vollständigen und den Rest des Kaufgeldes im Betrage von 2105410 Doll. zehlen sollen, bis zum 1. September ausdehnt. Für den Fall, daß dies bis dahin nicht geschieht, sind die Spezial -Kom missare angewiesen, den Verkauf der Bahn zu annonciten, und die— selbe am 4 Ottober in Mobile unter den in dem Dektet vom 29. August 1874 namhaft gemachten Bedingungen wieder zu verkaufen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 10. August. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat unter dem Titel „Seemann in Noth“ ein sehr nützliches Büchlein herausgegeben, das Alles zu sammenstellt, was im Falle eines Schiffbruchs an unseren Kütten zu geschehen hat und zeschehen kann. Zunächst werden die verschiedenen Rettungsgeräthe geschildert, welche in praktischem Gebrauch sind. Dann folgen Anweisungen für die Handhabung offener Boote in schwerer See und für die Handhabung der Rettungsraketenapparate. Ueber der Rettung Ertrinkender durch Schwimmen wird die Behand— lung scheinbar Ertrunkener zum Gegenftande bewährten Raths gemacht. Weiterhin finden sich die Konstruktion von Nothrudern und von Flötzen erörtert, sowie die alarmirenden Fälle von Mann über Bord oder Feuer im Schiff. Die Noth und Hülfszeichen der Gelell⸗ schaft, in farbigen Flaggen bestehend, fehlen ebensowenig, wie die Stationen derselben an der Nord- und Ostsee, von einer gut angeo dneten Uebersichtskarte begleitet. Einen Anhang endlich bilden die auf das Seerettungswesen bezüglichen geltenden Gesetze und Ver— ordnurgen des Deutschen Reichs. Ueber diese nationale Grenze hin- auszugehen hat man vermieden, um die Schiift nicht ungebührlich anschwellen zu lassen und in der Hoffnung, daß die übrigen betheri⸗ ligten Völket bald mit einer ähnlichen Zusammenstellung von ihre— Seite folgen werden.

Rom, 12. August. Da einige Blätter das Gerücht verbreitet haben, die Regierung habe die Oberitalienische Eisenbahn-⸗ gesellschaft gemahnt, die Eisenbahn von Como nach Chiasso baldmöglichst fertig zu stellen, so entgegnet der Monitore delle strade ferrate“ darauf: Wir glauben das nicht, denn der Bau dieser Eisenbahnstrecke ist mit dem größtmöglichen Eifer betrieben worden, und er ist so weit vorgerückt, daß die Gesellschaft noch im Laufe dieses Monats die Regieruag ersuchen wird, die offiielle Prü- fungs kom mission zu schicken, damit die Bahn Anfangs September dem Verkehr ürergeben werden kann.

In einem Vertrage, den die Simplonbahn-Geselljchaft mit der Tondoner Gesellschaft Rail central? über die Anwea— dung des Systems Fell für einen provisorischen Simplonübergang ab⸗ geschlossen, verpflichtet sich der N. Z. Z.“ zufolge die Londoner Ge= fellschaft, die nöhigen Geldmittel herbeizuschaffe! und die Bahn bis Ende 1878 zu vollenden. Dem gegenuber hätte die Simplonbabn keine andere Verpflichtung zu übernehmen, als 30 o ihrer künftigen Mehreinnahmen bis zur Eiöffnung des großen Tunnels, bezw. wäh⸗ rend wenigstens 15 Jahren, an die Londoner Gesellschaft abzugeben. Dabei ist voraus gesetzt, daß die Simplonbahn die Sektion Siders Disp und mit Hälfe des Kantons Wallis und der ketheiligten Ge⸗ meinden auch die Sektion Visp-Brieg binnen zwei Jabren vollende, während die „‚Rail central“ von Brieg über den Simplon bis Feriolo zu bauen hätte.

Hamburg, 14. August. Zufolge aus Bab ia hier einge- gangen -r Nachricht ist der temporär auf der brasilianischen Linie varwandte Dampfer der Hamburg-Amerikanischen Packet⸗ fahrt ⸗Aktien⸗Gesellschaft Germania“, Kapitän Nielsen, am 11. d. Mis. bei dem Einlaufen in die Bucht von Bahia inner halb des Leuchtfeuers gestrandet. Man war mit der Landung der Ladung beschäftigt.

Baltimore, 11. August. Das Postdampfschisff des Norddeutschen Lloyd „Nürnberg“, welches am 26. Juli von Bremen und am 25. Juli von Southampton abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.

New York, 12. August. Das Postdampfschiff des Norddeutschen Lloyd „Rhein“, welches am 29. Juli von Bremen und am 1. August von Southhampton abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.

14. August. (W. T. B.) Der Dampjer Spain“ der Nattonal“ Dampfschiffs Compagnie (6. Messingzsche Linie) ist hier eingetroffen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

St. Petersburg, 15. August. Noch ener Meldwnn der „Internationaten Telegraphen⸗Agentur“ aus Simonn van gestern Abend ist Dr. Sandwirth von seiner Widdiner Mißssion nach Belgrad zurückgekehrt. Abdul Kerim Pascha hat bei Todes strafe

bank. Altwasser sind doppelgeleisig. Die Gesammtlänge der Geleise beträgt 15343 Kilomster. An Lokomotiven waren Ende 1575 518

Siück, an Güter- und Gepäckwagen 1808 bedeckte und Höll offene

befohlen, daß das rothe Kreuz respeßckrt werde und hat dies der

J serbischen Regierung angezeigt.