1876 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Der Königlich spanische Gesandte in St. Petersburg, Marquis de Bedmar, welcher gestern früh in Begleitung des Legations⸗Sekretärs Perez del Pulgar aus Ems hier ange⸗ kommen war, hat Abends seine Rückreise nach St. Petersburg fortgesetzt.

Hannover, 22. August. Ihre Majestãt die Königin von Schweden passirte, von Frankfurt a. M. nach Hamburg reisend, heute Nacht den hiesigen Bahnhof.

Bayern. München, 21. August. Se. Maiestät der König beabsichtigt sein Geburts⸗ und Namensfest (25. August) auf FSohenschwangau zu verleben. Se. Königliche Hoheit der Froßherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin hat fich gestern nach Bayreuth begeben. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael von Rußland ist gestern in Begleitung seiner Gemahlin und der Prinzen Nicolai und Michael nebst Gefolge nach Wien abgereist. Zur BVerabschiedung hatten sich am Bahnhof die Großherzoge von Sach sfen-Weimar und Mecklenburg⸗Schwerin, der russische Gesandte v. Ozerow und der Legalions⸗Sekretãr v. Bacheracht eingefunden.

Durch Königliche Entschließung vom 8. d. Mts. ist die Auflösung der Feunerwerks-Eompagnie und die An⸗ stellung etatsmäßiger Feuerwerks-Unteroffiziere bei den Stäben der Fuß Artillerie⸗Regimenter, sowie die Grrich⸗ tung einer Ober-Feuerwerkerschule, vom 1. Oktober l. Is. ab, angeordnet worden.

Nürnberg, 20. August. Prin zessin Elisabeth von Baden traf, von Karlsruhe kommend, gestern inkognito hier ein und setzte heute früh ihre Reise nach Marienbad fort.

Eachsen. Dresden, 22. August. Der Stadtrath hat beschlossen, zur Feier des 2. September wie früher Fest⸗ Akte in allen stadtischen höhern Unterrichtsanstalten und Volks⸗ schulen stattfinden, das Rathhaus, sowie die öffentlichen städti⸗ schen Gebäude fistlich schmücken und beflaggen, am Abend aber nicht nur die öffentlichen Plätze, sondern auch die Fontänen im Zwingerteiche und auf dem Albertplatze beleuchten zu lassen.

Baden. Karlsruhe, 21. August. Das Ministerium des Innern hat unterm 20. d. M. auf eine Beschwerde der Alt⸗ katholiken-Gemeinschaft Offenburg wegen Wahlbeein⸗ trächtigung (zur katholischen Stiftungskommission) von Seiten des dortigen römisch katholischen Stadt ⸗Pfarramtes die Enischei⸗ dung gegeben, daß nach den Bestimmungen des Altkatholiken⸗ gesetzes vom 15. Juni 1874 für „jeden Theil? das Recht be⸗ stehe, zur Bestellung seiner Vertretung nur Angehörige der be⸗ treffenden Gemeinschaft mitwirken zu lassen. Hiernach könne den einer staatlich anerkannt n Altkatholiken⸗Gemeinschaft beigetretenen Gemeindegenossen ein Recht auf Theilnahme an den Wahlen in die den anderen Theil vertretende katholische Stiftun gskommission nicht zuerkannt werden, wie auch umgekehrt den Römisch⸗Ka⸗ thölischen keine Vertretung bei dem Antheil des den Altkatho⸗ liken zugewiesenen örtlichen Kirchenvermögens oder des ganzen Vermögens zuerkannt werden könne.

Hessen. Darm stadt, 19. August. Der Großherzog hat am Jahrestage der Schlacht bei Gravelotte, am 18. d. M., in Erinnerung der vorzüglichen Führung und Haltung der Groß⸗ herzoglich hessischen Division eine beträchtliche Anzahl von Offi⸗ zieren und Unteroffizieren mit Orden dekorirt. Der bei dieser Gelegenheit vom Großherzog veranstalteten Militãrtafel wohnten fast alle Generale und Stabsoffiziere bei.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. August. Der 2. September wird in den meisten Orten Thüringens in der bisherigen Weise durch Festgottes dien ste, Schulakte, Fackelzüge und Freudenfeuer, dem sich Festeommers anschließt, gefeiert werden. Die Urwahlen zum Landtage sind auf den 4. September anberaumt.

Anhalt. Dessau, 21. August. Die Regimenter der bei Wittenberg versammelt gewesenen 7. Kavallerie⸗Brigade trafen auf ihrem Marsche zum Herb stmanöver vorgestern in hiesiger Gegend ein, hielten gestern Ruhetag und sind heute weitergerückt. General Major v. Salmuth nahm mit einem Theile des 10. (Magdeburgschen) Husaren-Regiments Quartier in unserer Stadt. Rach dem „Anhalt. Staats-Anzeiger“ wird demnächst auch hier, wohl hauptsächlich für Wahlugitation be⸗ stimmt, von den Sozialdemokraten ein Parteiblatt herausgegeben werden.

Sach sen⸗ Coburg Gotha. Coburg, 21. August. Ihre Hoheiten der Prinz Augu st und der Prinz Philipp von Sachsen-Coburg-Gotha mit Gemahlin sind gestern in Schloß Reinhardsßrunn zum Besuch des daselbst weilenden Herzoglichen Hofes eingetroffen.

Bremen, 20. August. In Bremerhaven wird mit der Sedanfeier die Feier der Einweihung des Kriegerdenk— mals verbunden werden, mit dessen Aufstellung auf dem am Nordende der Stadt belegenen Leher Platze seit einiger Zeit begonnen worden ist. Am Vorabend des Festtages soll ein Fackelzug durch Bremerhaven und Geestemünde geführt werden. Am Festtage felbst wird nach Beendigung der kirchlichen Feier. lichkest Nachmittags ein Festzug durch die Hafenorte zum Leher Platze sich bewegen. Die Einweihungsrede spricht Herr Pastor Wolf. Derselben folgt die Enthüllung des Denkmals und die Nebergabe desselben Seitens des Comitès an die Stadtgemeinde. Das in den Hafenorten garnisonirende Militär wird sich an der Feier betheiligen, ebenso alle Vereine der beiden Ortschaften.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 21. August. Der Bezirkstag wurde heute Vormittag durch den Bezirkspräsiden⸗ ten Ledderhose im Beisein von 33 Mitgliedern eröffnet. J. Klein wurde wieder zum Präsidenten gewählt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 21. August. Wie die „Neue fr. Presse“ erfährt, wird sich der Kaiser schon am nächsten Sonntag, den 27, ins Hauptquartier der manövrirenden Armee zu Nikolsburg begeben.

Wie die „Presse“ vernimmt, findet morgen unter dem Vorsitze des Minister⸗Präsidenten ein Ministerrath statt, an welchem auch Finanz⸗Minister Freiherr v. Pretis und Handels⸗ Minister Ritter v. Eh lum eeky theilnehmen werden, zu welchem Zwecke dieselben mit Unterbrechung ihres Urlaubs nach Wien sich begeben haben. Der Minister⸗Conseil dürfte den ungarischen Ausgleich zum Gegenstande haben und es steht die Anwesenheit der ungarischen Minister Tisza und Szell in Wien mit der morgigen Berathung der Regierung offenbar in Zusammenhang.

gliederzahl beträgt

England und während der Zeit der Verfolgung im siebzehnten

. seine politische Führerrolle in Croatien wieder übernehmen werde. Dem „Pester Llond“ wird von hier unter dem 18. u. A. geschrieben: ‚Fremdländische Offiziere, welche in juůngster Zeit das Tager bei Bruck besuchten und welche den Uebungen verschiede⸗ ner' Truppengattungen in der Nähe von Wien beiwohnten, sind voll des Lobes über das gute Aussehen, die treffliche Haltung und die ausgezeichnete Manöprirfähigkeit der gemeinsamen Armee. Namentlich jene fremden Ofsizlere, welche Gelegenheit hatten, die österreichischungarischen Truppen zu verschiedenen Zeiten, im Frieden und im Kriege, zu beobachten, sprechen un⸗ verhohlen ihr Erstaunen aus über die gewaltigen Fortschritte, die 9 allen Zweigen und von allen Truppengattungen gemacht wurden.

Feldsberg, 21. August. Nach den bisher getroffenen Vorkehrungen werden aus Anlaß der großen Manöver um Nikolsburg am 2. September im hiesigen Fürftlich Liechten⸗ steinschen Schlosse eintreffen: der Kaiser, Kronprinz Rudolph, Prinz Ludwig von Bayern und Prinz Arthur von England.

Lemberg, 21. August. Der Termin für die galizischen Landtags-Keuwahlen ist einer Meldung des „Dziennik Pol eki“ zufolge auf den 24. Oktober 1. J. anberaumt. An dem bezeichneten Tage beginnen die Wahlen in den Land⸗ gemeinden, dann folgen die Wahlen im Großgrundbesitze und in den Städten.

Pe st, 22. August. Das amtliche Blatt meldet, daß das Entlassungsgesuch des Handel s-Ministers Simonyi angenommen, letzterer aber zur einstweiligen Fortführung der Geschäfte aufgefordert sei. „Nem zeti Hirlap' weiß zu be⸗ richten, daß definitiv beschlossen worden, daß die Leitung des Handels⸗Ministeriums nach dem Anfangs September erfolgenden Rücktritte Simonyi's dem Kommunikations⸗ M inister Pech y übertragen werde.

Niederlande. Haag, 18. August. Der Präsident des Oranje⸗Freistaates, Brand, welcher sich seit Anfang Mai in London befindet, um eine Regelung der seit 1870 schwebenden Frage in Betreff der südafrikanischen Diamantbezirke zu erzielen, hat, wie nun in zurerlässiger Weise gemeldet wird, am 13. 3uli mit der britischen Regierung eine Uebereinkunft zur Erledigung dieser Angelegenheit abgẽeschlossen. Durch diesen Vertrag wird bestimmt, daß die ursprünglich von dem Gouverneur der Kapkolonie, Sir Henry Barkley, proklamirte Grenzlinie, durch welche die Diamantbezirke von dem Oranje ⸗Freistaate abgetrennt wurden, die Grenzscheide zwischen dieser Re⸗ publik und dem britischen Gebiete bleiben soll, so daß die weiter greifenden Linien, welche nachher von den britischen Be⸗ hörden zur Abschneidung neuer, von Zeit zu Zeit entdeckter Diamenkminen von dem freistaatlichen Gebiete gezogen worden, nunmehr ungültig werden. Die nun definitiv festgestellte Grenz linie soll abgesteckt und genauestens auf der Karte verzeichnet werden; die britische Regierung macht sich ferner verbindlich, darnach an die des Freistaates die Summe von 90,000 Pf. St. zu bezahlen. Dem Vernehmen nach wird Präsident Brand am 20. d. England verlassen, um direkt nach dem Oranje⸗Freistaate heimzukehren.

Großbritannien und Irlanb. London, 21. August. Ihre Majestät die Königin ißt am Sonnabend wohlbehalten in Balmoral angekommen. Ihr Aufenthalt daselbst wird bis Oktober dauern.

Die Eivilliste der Königin besteht aus einer durch das Parlament festgesetzten Bewilligung von 385, 9090 Pfd. Sterl. . ist geringer als das Einkommen früherer britischer Mon⸗ archen.

. Kommissäre des Schatzamtes zeigen an, daß die Summe von 200, 000 Pfd. Sterl. im laufenden Quartal zur Tilgung der Staatsschuld disponibel ist

Der „Globe“ giebt folgende Berechnung des Zahlen- verhältnisses der Parteien im Unterhause. Die Mit⸗ augenblicklich 647, da 5 Sitze erledigt sind. England und Wales werden durch 485, Schottland durch 60 und Irland durch 102 Mitglieder vertreten. Von den eng⸗ lischen Mitgliedern gehören 294 der konservativen und 191 der liberalen Partei an; die schottischen Parlamentsmitglieder zer- fallen in 40 Librale und 26 Konservative, Irland wird durch 33 Konservative, 13 Liberale und 26 Home⸗Rulers vertreten. Da die Home⸗Ruler keiner der beiden großen Parteien angehö⸗ ren, sondern bei den Abstimmungen immer den Home⸗Rule⸗ Standpunkt wahren, so können sie auch nicht mitgerechnet wer⸗ den, wo es sich um Feststellung der Stärke der Parteien han⸗ delt. Rechnet man sie aber allgemein unter die Opposition, so ergiebt sich eine Majorität von 47 Stimmen für das Mini⸗ sterium.

Die Jesuiten⸗Patres in London beschäftigen sich gegenwärtig auf Anregung des Kardinals Manning mit der Herausgabe eines historischen Werkes. Dasselbe wird den Titel führen: „Dokumente, bezüglich der Geschichte der Kirche in

Jahrhundert.“

In Belfast brachen vorgestern (Sonnabend) Abend neue Unruhen aus, in Folge deren die Hülfe der bewaffneten Macht wieder in ÄAnspruch genommen werden mußte. Die Krawalle waren indeß nicht ernstlicher Natur.

Der „Times“ wird unterm 20. d. M. aus Caleutta telegraphisch gemeldet: Der Vize⸗-König hat eine Prokla⸗ mation, erlassen betreffs einer für den 1. Januar 1877 zu haltenden Versammlung zu Delhi, zum Zwecke der Prakla⸗ mirung der Kaiserin. Der Vize-König wird am Tage nach Weihnachten in Delhi einziehen, alle öffentlichen Geschäfte werden geschlossen; etwa 15, 009 Mann Truppen werden anwesend sein. Vas Gerücht, Lord Lytton beabfichtige Anfangs nächsten Jahres von seinem Posten zurückzutreten, wird von unter⸗ richteter Seite dementirt. Die Blokade des Kohat⸗ Passes gegen die Afridies soll nachdrücklicher gemacht werden. Telegramme aus Simla melden, daß sich denselben keine neuen Stämme angeschlossen haben, weshalb die Absendung einer Expedition nicht nöthig ist.

Aus Melbourne wird unterm 17. d. Mts. per Kabel gemeldet: Das Budget der Kolonie Victorig ist ver⸗ öͤffentlicht worden und zeigt einen Ueberschuß von 52, 000 Lstr. Es werden demnach keine neuen Steuern in Vorschlag gebracht werden. Das neue Wahlgesetz vermehrt die Zahl der Mit⸗ glieder der Legislatur von 78 auf 84.

Frankreich. Paris, 21. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist hier angekommen; der Prinz wird

. Die „Pol. Corr. erhält aus Agram die Nachricht, daß Bischof Stroßmayer demnächst wieder im Landtage erscheinen,

Alle Blätter beschäftigen sich noch mit der Rede des Ministers Maresére und den wenigen Worten, die der Mi= nister CEhristophle auf die Willkommensansprache des Maire H Dom front erwiderte. Der Eindruck, welchen die Reden gemacht

aben, kennen, mit denen die klerikalen Blätter ebensowohl, wie die des Appei au peuple“ dieselben überhäufen.

Die klerikale Partei soll, wie der „Köln. Zig.“ ge⸗ schrieben wird, noch straffer organisirt werden, als sie bereits is Die briefliche Verbindung der Führer und ihrer Organe unter. einander genügt nicht mehr, deswegen ist vor Kurzem in Pariz die „Agence catholique de publicité gegründet, welche, wie ez in dem an alle Bischöse gerichteten Rundschreiben heißt, in allen religiösen, moralischen und sozialen Fragen nur dem Interesse der helligen römischkatholischen Kirche dienen soll. An der Spitze des Unternehmens fleht der Graf de Gommeguies; die technische Leitung ist dem Redacteur eines ultramontanen Blattes aus Freiburg in der Schweiz übertragen.

Spanien. Madrid, 23. August. (. T. B.) Mar⸗ fori ist wegen eines in verletzender Form abgefaßten, an die Minister gerichteten Schreibens vor die ordentlichen Ge⸗ richte gestellt worden.

Italien. Rom 23. August. (W. T. B.) Es be⸗ stätigt sich, daß die im Orient befindliche italienische Flotte den Befehl zur Rückkehr erhielt; im Orient verbleiben nur einige Stationsschiffe.

Türkei. Die heut eingegangene orien tale“ vom 18. August schreibt:

„Trotz der beruhigenden Nachrichten, welche das Palais in Folge der Konsultationen des Dr,. Leidesdorf über den Zustand des Sultans ausgiebt, scheint die Frage, wegen Ernennung eines Regenten von Neuem aufzutauchen. Ein außerordentlicher Konseil soll sich heut oder morgen in der Hohen Pforte versammeln, um in dieser Be⸗ ziehung einen Beschluß zu fassen. Der vorgeschlagene Regent wäre kein Anderer als Prinz Abdul Hamid, der Bruder des Sultan Murad. Da eine Regentschaft eine Thatsache ohne Vorgang in der Geschichte des türkischen Reiches ist, so wäre es mnteressant, zu erfahren, auf welche Gesetzesstelle man sich stützen wird, um diese Maßregel anzuordnen. Man schreibt aus Rarasch, daß daselbst Drohschriften gegen die Ehristen an den Mauern der Kirchen angeschlagen gefunden wörden und daß deshalb der Gouverneur Said Pascha Ange fichts dieser bezeichnenden, noch Durch die Haltung der tuͤr= kischen Bewohner bestätigten Thatsache die tuͤrkischen Notabeln veranlaßt hat, eine Erklarung zu unterzeichnen, durch welche sie die Verantwortung für jeden Ängriff und jede gegen Christen begangene Missethat auf sich nehmen. 3u bedauern ist nur, daß der Gouverneur, dessen energisches Benehmen nur zu loben ist, indessen nach Merdin, in der Provinz Diarbekir, versetzt is.. Der Schatz hat mit dem Banlhause Zarifi et Co. wegen eines Vorschusses von 2 oder 300 009 Pfd. Sterl. unter⸗ handelt; als Garantie wurden die Getreidezehnten angeboten, bie dem Darleiher in natura gegeben werden. Die geforderten Bedingungen sind mäßig, da die Garantie wirklich vor⸗ handen und die Zeitdauer des Vorschusses eine kurze ist. Der Staats rath ist abermals umgestaltet worden inden einige Sektionen, welche unter dem letzten Großvezier Mahmud eingezogen waren, wieder hergestellt sind; derselbe besteht jetz abermals aus vier Sektionen: 1) Civilabtheilung (Ministerium des Innern), Y oͤffentliche Arbeiten, 3) gerichtliche Sektion, h legislative Sektion.

Ueber die im Marmorameere vorgekommenen Fälle von Seeraub veröffentlicht die „Turqie“ nachstehende Details: „Die Admiralität hatte zwei kleine Dampfer „Suvena“ und „Oltenitza“, entsendet, um die Uebelthäter aufzusuchen. An Bord des letztgenannten Schiffes befand sich Abbeddin Effendi, einer der geheimen Agenten der Hafenpräfektur. Eine der Piraten⸗ barken würde bei Krmoutli angehalten. Sie war mit vier Leuten bemannt, welche beim Verhör das umfassendste Geständniß ablegten. Sie gaben auch die Namen ihrer Genossen an, welche, im Ganzen dreizehn an der Zahl, drei Barken inne haben. Mit Hülfe ihrer Angaben gelang es, die zweite Barke aufzutreiben. Bezüglich der drliten erlangte man die Gewißheit, daß sie das Schwarze Meer gewonnen hat. Von den dreizehn Banden⸗ genossen wurden blos acht festgenommen. Zwei von ihnen wurden nach Konstantinopel, die sechs andern nach Brussa ge⸗ schafft. Es sind Aufträge ertheilt worden auch die fehlenden fünf energisch zu verfolgen. Die eingefangenen Uebelthãter haben sich zur Ermordung der Mannschaft zweier Küstenfahr⸗ zeuge, fowie zu den Plünderungen und Ermordungen im Kloster St. Paraskevi auf einer der Marmora⸗Inseln bekannt. Sie haben auch ein bisher noch unbekanntes Verbrechen gestanden. Sie haben nämlich ganz kürzlich das Kloster St. Georg in der Nähe von Rodosto angegriffen und geplündert, mehrere Gegen⸗ stände von dort weggeschleppt und einen Mönch verwundet.

(W. T. B.) Der Politischen Korrespond enz“ wird aus Belgrad vom 22. August telegraphisch gemeldet, daß die ferbische Kegierung den hiefigen Vertretern der Großmãchtt zwischen heute und morgen in einer Note ihren Standpunkt bei even= juellen Friedensunterhand lungen auseinandersetzen dürfte. Ta die ferbische Regierung die Geneigtheit der Großmächte, den status quo für Serbien zu erhalten, voraussetzt, so könnte ihr Stand⸗ punkt nicht wesentlich von demjenigen differiren, welchen die Großmächte im Interesse des Friedens einnehmen würden. In Serbien selbst seien heute mit sehr geringen Ausnahmen alle Faktoren dem Frieden geneigt und sei daher von dieser Seite feine Opposition zu erwarten. Die Frage über den Abschluß eines Waffenstillstandes sei bisher nicht berührt worden, doch dürfte dieselbe nach einer meritorischen Aeußerung der ser— bischen Regierung zur Sprache kommen.

Ein anderes Telegramm des „W. T. B.“ aus Wien, vom 22. August, Abends, meldet: Obgleich die serbische Regie⸗ rung bis jetzt die Mediation der Mächte offiziell nicht ange⸗ rufen hat, fo mehren fich dennoch, wie von gut unterrichtetet Site verlautet, die Anzeichen dafür, daß ein hierauf bezüglich: Schritt binnen Kurzem bevorstehe. Derselbe dürfte erfolgen, so⸗ bald die serbische Regierung die Gewißheit erlangt hat, daß di eventuellen Verhandlungen auf dem status quo ante bẽllum basiren würden.

Dagegen erfährt das Reutersche Bureau“ in London aus Belgrad, daß General. Tschernajeff in seinen Berichten an den Fürflen Milan denselben von der Nothwendigkeit, den Krieg fortzusetzen, zu überzeugen suche. Der Fuͤrst sei im Allgemeinen zum Frieden geneigt, hätte aber bis zum 22. Mor⸗ gens noch keine Entscheidung getroffen. Man glaube, daß Gruich

Correspon danee

nur zwei Tage verweilen und dann nach Deauville gehen, wo ihn seine Jacht erwartet um ihn nach England zurückzubringen.

Jovanovich und Spevicha nunmehr die einzigen Minister seien welche für Fortsetzung des Krieges wären.

läßt fich auch aus dem Zorn und den Schmähungen er.

Die amtliche serbische Zeitung veröffentlicht laut Telegramm vom 22. August zahlreiche Beförderungen, Er⸗ nennungen und Ordensverleihungen. Tschernajeff und Ranko Alimpies sind in den Ritterst and erhoben worden.

Der „Köln. Ztg.“ wird aus Belgrad unter dem 18. gemeldet: Gegenwärtig wird das ganze Für stliche Lu st⸗ fchloß Toptschider mit seinen wundervollen Parkanlagen zu einem Baracken spital umgeschaffen. Die Zahl der bis jetzt eingetroffenen Verwundeten beläuft sich auf noch nicht ganz 600, doch wird eine große Menge derselben noch erwartet. Es geschieht Alles, um diesen Leuten ihr Loos so leicht wie möglich zu machen.

Vom Kriegsschauplatze wird gemeldet:

Belgrad, 21. August. (B. T. B) Von der Re⸗ gierung wird das Folgende veröffentlicht: Die ofsiziellen Tele⸗ gramme aus Konstantinopel vom 20. d. M. sind unrichtig. Der KÜebergang der Türken über die Morawa fand in Mramor, demnach auf türkischem Gebiete statt. Die türkische Armee, welche am ersten Tage vollständig zurückgeschlagen worden war, rückte am zweiten Tage bis nahe an die serbische Grenze vor. Dieselbe wurde jedoch heute Vormittag von den Serben angegriffen und abermals zurückgeworfen. Nach⸗ mittags ergriffen die Türken nochmals die Offensive, jedoch ohne Erfolg. Trotz der dreitägigen Kämpfe und obwohl der Feind 40006 Mann stark ist, gelang ihm nicht einmal die Annähe⸗ rung an die Befestigungswerke von Alexinatz, er erreichte kein anderes Resultat, als daß auf türkischem und serbischem Gebiete gelegene Christendörfer in Brand gesteckt wurden eine nicht von den militärischen Operationen gebotene und durchaus un⸗ nütze Barbarei. Die türkische Nachricht über den Kampf bei Negotin ist erfunden.

Belgrad, 22. August. (W. T. B) Offiziell. Die serbische Armee unter dem Kommando von Horvatovies hat gestern Knjazewatz wieder genommen und Tresi Baba besetzt.

Konstantinopel, 23. August. (W. T. B) Nach einer Depesche aus Nisch vom 21. d. Mts. ist Alexinatz von den türkischen Truppen cernirt, und steht das Bombardement diescs Platzes unmittelbar bevor,. Gegen die Montenegriner werden, wie die hiesigen türkischen Jour⸗ nale melden, Moukhtar Pascha und Mahmud Pascha, nachdem sie Verstärkungen erhalten haben, in einem gemein⸗ samen Ängriff mit Derwisch Pascha vorgehen.

Cettinje, 21. August. (W. T. B.) Vorgestern griffen die Montenegriner unter Marko Milianow die Türken in Se⸗ liste an, eroberten dieses Dorf und machten 45 Gefangene.

Die „N. fr. Pr. vom 21. August giebt folgende Dar⸗ stellung der Lage auf dem serbisch-türkischen Kriegs sch auplatze:

Das Corps Achmed Gjub Paschas ist nach zwei Gewaltmärschen, von Knjazewatz kommend, am Freitag den 18. d. in Rsavei eingetroffen. Die Avantgarde des Corps stieß bei diesem Orte auf serbische Truppen und warf sie nach kurzem Gefechte gegen die Ozren-Planina zurück. Am fol⸗ genden Tage, den 19. d., sollte in Verbindung mit dem Corps von Nisch die Vorrückung fortgesetzt werden, doch konnte unser Korrespondent nicht angeben, ob gegen Banja oder ob gegen Alexinatz, da dies selbstverständlich davon abhing, wo die Serben ihre Hauptkraft konzentrirt hatten.

Die Serben hatten übrigens den Abmarsch der Truppen Achmed Csubs von den Tresibabahöhen gegenüber Knjazewatz erst spät bemerkt, was mit Jtücksscht darauf, daß die Division Fazly Pascha von dem Corps Osman Paschas mit der Deckung und Maskirung des Abmarsches betraut worden war, begreiflich erscheint.

Die ganze Operation stellt sich nun wie folgt dar; Am 15. und 16. d. rückte Fazly Pascha im Timokthale von Saitschar nach Knjazewatz und übernahm dort von der Division Hussein Sabri Pascha den Vorpostendienst. Am nächsten Tage, den 17. marschirte Achmed Ejub mit seinen drei Divistonen über Dervent, Nisevae, Latinci und Gojmanovac nach Rsavci, wo er am 18. d. eintraf. Ob dieses Corps am 19. d. seine Opera⸗ tionen wirklich fortsetzte, wie unser Spezialkorrespondent erwartete, ist aus den bisher vorliegenden Depeschen nicht genau zu er— sehen, doch scheint es der Fall zu sein. Unter jeder Bedingung wäre die rafche Fortsetzung der Operation dringend geboten ge⸗ wesen, da man nur durch Eile in die Lage kommen konnte, den Vortheil der Ueberraschung, den man sich durch das geschickte Umgehungs⸗Manöper gesichert hatte, auszunützen. Wurde die Offensive von Seite Achmed Ejub Paschas am 19. d. nicht fort⸗ gefetzt, so dürften die Serben sich vom ersten Schreck erholt und ihre Gegenmaßregeln getroffen haben. Die Position Alexinatz⸗ Sblaglaba⸗ Ozren⸗ Planina⸗Les kowil⸗ Ban a bietet der Vertheidi⸗ gung manche Vortheile; es wäre also in diesem Falle nicht un⸗ wahrscheinlich, daß die Serben eine Schlacht in derselben an⸗ nehmen. Sowohl von Banja als auch von Alexinatz und Deli⸗ grad konnten sie, wenn Achmed Ejub am 19. d. nicht angriff, leicht starke Truppenmassen heranziehen und Vorbereitungen zur Vertheidigung der genannten Stellung treffen.“ .

Die „Pol. Corr. meldet über den montenegrinischen Sieg in der Kucci, aus Ragusa, 20. August, Folgendes: „Die Türken bereiteten ihre Unternehmung gegen die Kucci schon seit mehreren Tagen vor und hatte dieselbe den Zweck, die Invasion nach Montenegro einzuleiten. 3u diesem Behufe dis⸗ ponirte der an Stelle Achmed Hamdi Paschas neuernannte und vor Kurzem in Skutari eingetroffene Ober⸗ Kommandant Mahmud Pascha 809 Nizams in 14 Halh⸗Bataillonen, I000 Zeibeks und 5000 Baschi⸗Bozuks in der Weise, daß die türkischen Streitkräfte an der Straße, auf welcher die Vorrückung erfolgen sollte, starke Verschanzungen errichteten, von welchen aus fie successive die Kucci zu erreichen und vor Allem Medun zu verproviantiren die Absicht hatten. Die mehrtägigen Be⸗ wegungen der Türken zu diesen Zwecken konnten den Monte⸗ negrinern nicht verborgen bleiben, und somit trafen auch sie ihre Anstalten, um der türkischen Vorrückung Halt zu gebieten.

Am 14. August rückten unter Bozo Petrovies gegen 4000 Montenegriner und 2000 Kuccianer und Alb. mesen, welch Letztere sich schon seit den letzten Erfolgen der Montenegriner diesen theilweise angeschlossen hatten, in früher Morgenstunde vor und siießen alsbald auf hie türkische Vorhut, welche sich trotz ihrer Uebermacht hinter die ersten Verschanzungen zurüͤck⸗ zog. Hier entwickelte sich nun ein Feuergefecht, welches nahezu 3 Stunden dauerte und bei ö. , . ö. 6 Präͤzisionswaffen leicht zu Ungun ten der ontenegrine . in Das Feuergefecht löste sich schließ⸗ lich in ein mehrstündiges Plänkeln auf, welches bis gegen 3 Uhr Nachmittags anhielt, um welche Zeit die numerisch überlegenen Türken Anstalten trafen, von allen

Seiten aus ihren Verschanzungen zum weiteren Angriff hervor⸗ zubrechen. Dieser Moment wurde von den Montenegrinern wahrgenommen, um die bisberige Gefechtstaktit aufzulassen und zur alten oft erprobten Kampfweise ihre Zuflucht zu nehmen. Mit noch nicht dagewesener Verwegenheit stürzten sich die Mon⸗ tenegriner und ihre Verbündeten von drei Seiten her: von Bolek, Ducie und Kolac, in Schwärme aufgelöst, auf die Türken,

während von der Moraca her ein montenegrinisches Bataillon den letzteren unbemerkt in die Flanke fiel.

Nun entstand ein fürchterliches Gemetzel mit der blanken Waffe. In wenigen Augenblicken wurden den Türken 20 Ver⸗ schanzungen entrissen und bieselben in wilder Flucht von den montenegrinischen Scharen, welche stets dareinhauend und köpfend dicht hinter ihnen her waren, verfolgt. Mindestens blieben 5000 Türken todt auf dem Schlachtfelde. Die Monte⸗ negriner überbrachten ihrem Kommandanten Petrovies 3090 Hinterlader, 5 Lasten Munition, 98 Säbel und Zeibeks⸗ Hatagans, 19 Fahnen, sehr viele kostbare Waffen, Pferde, Zelte und anderes Kriegsmaterial. Der Verlust der Montenegriner beträgt 200 Todte und mehr als 3000 Verwundete. Unter den gefallenen 4 Bajraktars.“

Rußland und Polen. St. Peters burg, 22. Auanst. (W. T. B. In Betreff der in Konstantinopel und Bel—⸗— grad auf Herstellung einer Friedens strömung gerichteten Bestrebungen wird hier von unterrichteten Personen bemerkt, daß an sich die beiderseitige Lage der kriegführenden Parteien kaum besonderen Ansprüchen auf Erwerb neuer Rechte oder Entschädigungen eine Berechtigung verleihen dürfte. Dagegen möchte, wie schon seit Monaten, dle Frage der Sicherstellung der Christen in der Türkei und die Gewähr von Einrichtungen, welche dauernden Frieden verheißen, in der alten Schwierigkeit auftauchen. Es wird davon abhängen, ob England, das die Friedensströmung jetzt zu befürworten scheint, auch in der vor— gedachten Richsung sich den Bestrebungen anschließt, welche vor Monaten schon maßgebend für die Schritte der drei Kaiserlichen Höfe gewesen sind. e

Dem ehemaligen Khan von Khokand, Chudojar, ist die Stadt Wladimir zum Aufenthalt angewiesen worden; sein Gegner, der ehemalige Awtobatschi Abdurrhaman, wird in Ekatherinoslaw inkernirt werden. Ihm sind 3000 Rubel zum jährlichen Unterhalt angewiesen worden.

= Laut Allerhöchstem Befehl hat die Verschickung von Verbrechern zur Ansiedelung oder Zwangsarbeit nach Sibirien aus dem Königreich Polen fortan, ohne die bisher übliche vor⸗ hergehende öffentliche Urtheilsverkündigung und Aus— stellung des Verbrechers auf dem Schaffot ꝛc. stattzu sinden.

Amerika. Brasilien. Unter dem 20. Juli hat der Pap st eine neue Encyel ic a veröffentlicht, in der er bestimmt erklärt, die Aufhebung der Interdikte in Brafilien sei auf die Voraussetzung gestützt, daß alle Freimaurer aus den religiösen Brüderschaften ausgestoßen würden; ferner spricht der Papst von Neuem den Kirchenbann über alle Freimaurer aus und befiehlt die Aus⸗ stoßung derselben aus dem Schooße der katholischen Kirche. Nur auf diesen Grundlagen würde er mit Brasilien unterbandeln. Die Freimaurer des Landes aber haben bereits Position ge⸗ nommen. Roms Sache wird durch den außerordentlichen vatika⸗ nischen Gesandten, Mgr. Lanceti, der soeben vom Papste zum Erzbischof, und durch den Nuntius, Msgr. Bruschetü, der zum Bischof ernannt wurde, verfochten. Don Vital, der brasilianische Bischof von Pernambueg, welcher vor Wochen nach Rom ge⸗ gangen ist, um eine Vereinbarung mit dem Papste zu treffen, soll nicht wiederkehren, wenn nicht ein Konkordat auf obiger Grundlage zu Stande käme.

Montenegrinern befinden sich 7 Offiziere und

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Důu sseldorf, 19. Auguft⸗ Außer dem Planeten 165, welcher seit dem 11. Augzust schon mehrfach in Europa beobachtet ist, meldet die „Smithsonian Institution in Washington noch folgenden Pla- neten 166 von Peters in Clinton; 17. August Nektascension 21 Uhr 30 Min., füt liche Deklination 19 Grad 23, tägliche Bewegung 19 elfter Größe. Hiermit steigt, die Neuheit vorausgesetzt, die Anzahl der auf amerikanischen Sternwarten entdeckten Planeten auf 48, welche Anzahl auch Frankreich aufzuweisen hat. ;

Straßburg, 16 August. Nachdem der Landes auẽschuß die Genehmigung ertheilt hat, ist auf 6 Jahre hinaus jäbrlich eine Subvention von 6000 M für die Herausgabe eines Straßburger Rrkundenbuches bewilligt worden. Bereitßz im Jahre 1537 bonrde auf Antrag des damaligen Maines von Strgßhurg, G. J. Schũtzen· berger, vom städtischen Munizipalrath die Publikation eines um fassen⸗ den städtiischen Urkundenbuches beschlossen. 1843 und 1848 erschienen auch je ein Band des Code historique et diplomatique de la ville de Strasbourg, der jetzt nach Professor Hegels Aueggabe der Straß burger Chromken fast ganz weithlos geworden ist. Bis zur Publi⸗ katloön von Urkunden, die doch eigentlich in erster Linie beabsichtigt war, ift man indeß gar nicht gekommen, wahrscheinlich der zu hoch an⸗ laufenden Kosten, die schon 1848 nahezu 23,000 Fr. betrugen und der politischen Ereignisse der folgenden Jahre wegen. In Anbetracht' der Bedeutung, die ein nach den modernen Grund⸗ sätzen der historischen Edüion gearbeitster Coaer diplomaticas Ar- gentoratensis nicht blos für die Kenntniß der Vergangenheit unserer slten Reichsstadt und des gesammten Eijasses, sondern auch für die deutsche Reichszeschichte baben vürde, nahmen die Professoren Wei faäcket und Baumgarten der hiest- en Univeisität den Plan, wieder auf, und unterbreiteten dem Oher-Präsidium eine hierauf bezügliche Vor⸗ lage. Zur Leitung der Arbeiten ist eine Kommission gebildet worden, Hie ans dem hiesigen Präfektur ⸗Aichivar Louis Spach, dem Stadt. Archivar Brucker, den Unioersitãtsprofisseren Scherer, Baumgarten und Scheffer⸗Boichorst, sowie dem Pr. Elvard besteht. Auch Pro— fessor Weizsäcker hat, tietz seinces zu Ostern, erfolgten Rufes nach Göttingen, die Mitgliedschart beibehalten. Die Herausgabe des Ur⸗ kundenbuchs selbst ist von der Kommission dem Dr. W. Wiegand übertragen worden. Seit dem 1. Deztmber vorigen hies ist der · selbe mit der Ausbeutung des hiesigen sehr umfangreichen archiva⸗ lischen Materials beschäftigt. ö . . ö

Betreffs der italienischen Eppe ition, welche unter der aher tern Mrd e Artinori Central Afrika bereisen will, ft dem General-⸗Konsul Coms. e Martino in Kaire am 159. d; M. mitgetheilt worden, daß ägvptische Offiziere dem Marchese Antinori vier Tagereisen vor Ankobar begegnet sind Den Vortrab der Karawane trafen sie 3 Stunden früher. Die Reisenden erfreuten sich

Alle des besten Wohlseins.

Land⸗ und Jorstwirthschaft.

neber die Ergebnisse der am 5. und 7. August in Brem en stattgehabten Konferenzen der Kom mission für die Mooransge legenheiten, wobei die Regierungen vos Preußen (duich den Mi— nisterial⸗Direktor Marcard und Landes · Dekonomie. Rath Dr. Thiel aus Berlin), von Oldenburg (durch den Dber⸗ Kammerrath, Ruder) und Bremen (durch den Redgcteur Lammert), sowie die betheiligten preußischen landwirthschaftlichen Vereine (durch den Landdrost Frhrn. bon Quadt aus Osnabrück) vertreten waren, erhalten wir folgende nähere

Mittheilun zen: Die Berathungen bezogen sich auf die Bildung einer

Duantität hinter der Weizenernte zurücksteht.

ständigen Centralkommisston für das Moorwesen und auf die Her⸗ stellung und Unterhaltung einer Moorversuchsstation. In Beziehung auf die Organisation einer ständigen Centralkommisston wurde zu⸗ nächst beschlossen, den Beitritt anderer deuischer Staaten, welche dem Vereine noch nicht beigetreten sind, offen zu halten. Die Leitung der Geschäfte der Kommission soll von Berlin, als dem Sitze der Kommission, aus statlfinden und der Vorsitz von dem durch den landwirthschaftlichen Minister Preußens ernann⸗ ten Mitgliede geführt werden. Jeder Staat soll das Recht kabeg, fuͤr behinderte Mitglieder Stellvertreter zu den Ver handlungen zu entsenden und Sacher stãn dige zuzuziehen, ohne daß jedoch das Stimmenverhältniß, wie es für die Central · Coem⸗ mission früher in Aussicht genommen ist, alterirt werden darf. In Beziehung auf den Geschäftsgang und die Thätigkeit der Kommission war mon' einstimmig darüber, daß auf dem Wege der Korrespon denz allein die Geschäfte sich zweckmäßig nicht würden erledigen lassen, sondern daß man periodisch wiederkehrende Sitzungen in Aussicht neh⸗ men müßte. Zunächst wurde eine dreimondtliche Periode für diese Sitzungen als passend erachtet und vorbehaltlich besonderer Ein⸗ berufungen aug speziellen Veramassungen jedesmal die erste Hälfte der Monate Februar, Mai, August und November als regelmäßiger Termin für die Sitzungen festgestellt. Die Einberufung der Central⸗ Kommission und die Bestimmunz des Orts der jedesmaligen Sitzung erfolgt durch den Vorfitzenden. Von den Aufgaben der Kommission wird' zuerst die Vornahme statistischer Aufnahmen über die Ausdeh⸗ nung und die Verhältnisse der Moore in Angriff genommen werden. Von den? der Kommiffion in den Gesichtspunkien weiter gestellten Auf⸗ graben, soweit sie die Begutachtung von legislatorischen und Verwal⸗ tungsin aßregeln betreffen, liegt zunächst die Begutachtung der zwischen Oldenburg und Preußen im Gebiete der Ems zu projeklirenden Kanalanschlüsse vor. Der oldenburgische Vertreter übernahm es, über die diesen Projekten zu Grunde liegenden Verhältnisse, soweit sie Ol⸗ denburg bekreffen, eine kurze Denkschrift mit kartographischen Ueber⸗ sichten auszuarbeiten, und dasselbe übernahmen preußischerseits die Herren Marcard und von Quadt. Desgleichen wurde beschlessen, die Anfertigung einer genauen Uebersicht über die bestehenden Schiffahrts⸗ wege und Kanäle in ben Mooren des Herzogthums Bremen zu veran⸗ laffen und im Anschlusse daran von sachkundiger Seite eine Denk- schrift darüber anfertigen zu lassen, welche Vervollständigungen und Verbesserungen des Kanalnetzes sich im Interesse des Terf⸗ absatzes namentlich nach Bremen und Hamburg vorzugsweise empfehlen. In Being auf die Errichtung und Leitung der Moor ⸗Verfsuchsstation wurde beschlofsen, daß die Station als Organ der Centralkommission sungiren und von dieser in Be— ziehung auf ihren Etat, die Auswahl der von ibr zu beschäftigenden Persönlichkeiten, ihren Arbeitsplan und ihre ganze Thätigkeit ab— hängig bleiben soll. Zur Deckang der Kosten der Einrichtung uad aterhaltung ber Verfucheflation, soweit sie für spezielle Aufgaben nicht dem Auftraggeber zur Last fallen, sollen zunächst die Zuwen⸗ dungen des Staates Bremen und der in demselben domizilirten Ve eine und die eigenen Einnahmen der Station her angezogen wer⸗ Den. Der Rest wird zwischen Preußen ung Oldenburg, und zwar nach der Maßgabe der in den Provinzen Hannover und Schleswig Holstein einerseits und in Aldenburg andererseits vorhandenen Moor⸗ flächen vertheilt werden müssen. Für die Uebernahme der lokalen Leitung und finanziellen Geschäfts führung der Veisuchsstation ist der Naturwissenschaftliche Verein in Bremen zunächst ins Auge gefaßt.

Schwerin, 18. August (Lüb. Zta) Die Ernte nimmt bei dem schönen Wetter einen sehr raschen Fortgang. Leider stellt sich aber immer mehr heraus, daß sie noch schlechter ausfällt, als man schon länger befürchtete. Der Weizen ist in ausgedehaten Distrikten, namentlich südlich und westlich von Rostock und dann zwischen Tete⸗ row, Penzlin und Reubrandenburg in den letzten Tagen vielfach mit Rost befallen, und zwar theilweise so stark, daß er nur als Viehfut⸗ ker wird verwendet werden können. Das Sommerkorn, hesanders der Hafer, ist in Folge der letztwöchigen großen Dũrre vielfach nothreif geworder. Von allen Feldfrüchten werden nur Erbsen, Bohnen und wie es bis setzt den Anschein hat, auch Kartoffeln einen genügenden Ertrag bringen. Sie haben sich bisher im Kraute recht grün zehal⸗ ten, wenngleich auf einzelnen Feldern die Kartoftelkrankheit sich hier und da durch fchwarze Flecke bemerkbar macht. Von einer Krankheit der Knollen hört man jedoch nur vereinzelt. Der Ettrag verspricht ein lahnender zu werden. Die Knollen sind gegen das Vorjahr be⸗ deutend größer, mehlreicher, wohlschmeckender und schlagen beim Kochen besser auseinander. Nur hohe sandige Felder dürften einen so hohen Ertrag nicht zu liefern im Stande sein.

Dem vom österreichischen Ackerbau Ministerium veröffent- lichten Berichte über die Saatenstands und Ernteverhält⸗ nisse Oesterreich⸗ Ungarns Pro Ende Ju li entnehmen wir solgendes: Weft liche Reich s bälfte, In Böhmen, Mähren und Schlesten stimmen beinahe alle Nachrichten darin überein, daß die Rougenernte im Geströh entweder „mittel“ oder unter mittel“ aus gefallen ist oder ausfällt, bezüglich der Schüttung variiren die Angaben wischen „gut mittel“! und schwach mittel“, das Endꝛesultat dürfte also immerhin einer Mittelernte entsprechen. Die Schätzungen der Weizenernte schwanken zwischen gut, und mittelmäßig. Brand im Weizen kommt vor, aber verhälmißmäßig weniger als ge⸗ wöhnlich. Lagerfrächt giebt es viel, dessen nngeachtet befriedigt die Qualität der Körner beinahe allgemein Ueber Gerste lauten die Schätzun en sehr verschieden, pon schwach mittel“ bis vorzüglich“. Jie messten Rachrichten lassen auch betreffs dieser Frucht auf cine „gut mittlere! Ernte schließen. Ueber den Stand des Hafers liegen mit einer einzigen Ausnahme nur gute und sehr gute Rachrichten vor. Kartoffeln stehen schön und haben reichlich Knollen angesetzt. Die Kartoffelkrankheit zeigt sich bisher nur im östlichen Theile Schlestens. In Galizien und der Bufowing liefert Roggen die erwartete schwache Mittelernte im Geströh, bezüglich der Schüttung aber finden Enttäuschungen statt. Dieselbe kann höchstens als mittel bezeichnet werden, wonach auch als Endresultat nur eine schwache Mittelernte sich ergiebt. Weizen giebt mindest ns eine gute mittlere Ernte. Die Qualität der Körner ist häufi⸗ minder entsprechend, da sehr viel Brand darin vorkommt. Die Ger ste. Ernte kann auch noch als „gut mittel“ geschätzt werden, ohwohl sie in BSiehung auf

In der al be⸗ Fiedigt ste dagegen weit mehr. In den Alpenländern ist die Weizen- a. . bis „zut mittel! im Geströh und „gut mittel! bis „gut‘ in Bezug auf den Körnerertrag ausgefallen. Gute Einen Kurden gemeldct aus dem Wien erwaldg biete Nieder. Desterreichs, dem Hügelland Salzburgs und aus Tirol Die Qualitat ist sowohl vom Weizen als von der Gerste mindestens einer durchschniitlichen ent⸗ sprechend. Kartoffeln stehen schön und sind bisher ven der Krankheit verschont, soweit die Berichte reichen. Oest liche Reich shälfte. In Transleithanien sind Weizen und Gerste, mit Ausnahme der höheren Jebsrgelagen, bereits überall entweder eingeführt oder stehen in Gebünden auf den Feldern, auch viel Hafer ist schon niedergelegt. Die Roggenernte ist unter der Erwartung geblieben. Die Qualität aber befriedigt. Dagegen findet bezüglich der Ernten des Weizens und der Gerste das umge— kehrte Verhältniß statt, indem zwar das quantitative Ergebniß, nicht aber auch die Qualität befriedigt. Jadessen darf für die Mehrzahl der Fälle eine befriedigende und zum Theile auszezeichnete Qualitat der Körner auch bezüglich des Weizens und der Gerste angenommen werden, während das quantitative Ergebniß dieser beiden Getreide arten einer ‚guten Mittelernte⸗ entsprechen dürfte. Hafer liefert eine entschieden gute, wenn nicht sehr gute Ernte.

Setserbe und Sandel.

Das Direktorium der Magdeburg.“ Ha lberstadter Eisenbahn erläßt eine Bekanntmachung, durch welche die Besitzer pon Magdeburg⸗Leipziger Aktien eingeladen werden, ihre Aktien resp. ihre Ansprüche an die Liquidationsmasse der Magdeburg⸗ Leipziger Eisenbahngesellschaft gesen die neu zu kreiren en Ptioritäten auszutauschen. Es wird demnach in der Zeit vom J. September bis 36. November umgetauscht: I) für ede bisher mit 4piozentiger

Staats garantie veisehene Magdeburg · Leipziger Stammaktie Iatt. B:.