1876 / 202 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Aug 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Röniglichen Hoheit dem Großherzog von Hessen hier ein⸗ getroffen, welche alsbald nach dem Bestimmungsorte befördert wurden. Hier fand gestern, als am Vorabende des Festes Zapfenstreich durch die Hauptstraßen der Stadt statt. Heute wurde die Feier des Tages durch Reveille und Kanonendonner eingeleitet. Im Laufe des Vormittags war feierlicher Gottes⸗ dienst in saͤmmtlichen Pfarrkirchen der Stadt. Um 10 Uhr celebrirte Hr. Dekan Enzler in der St. Michaelshofltirche das Hochamt, wobei sämmlliche Militr⸗Musikcorps abwechselnd mit der Vokalkapelle der Michaelskirche spielten. Nach Be⸗ endigung des Gottesdienstes nahm General Frhr. v d. Tann auf dem Maximilianspiatze nächst dem Staatsschuldentil⸗ gungs⸗Gebäude die Parade über die ausgerückten Truppen ab und defilirten dieselben hierbei in wirklich mufsterhafter Weise. Die über die 3sar neuerbaute Brücke, die „Wittelsbacher Brücke“, wurde später in feftlicher Weise eröffnet. Se. Königliche Hoheit der Herzog Lu d⸗ wig, eine Anzahl höherer Staatsbeamten und die Mit⸗ glieder der Gemeindekollegien haben der Eröffnungsfeier bei⸗ gewohnt. Heute Nachmittag fanden in den Offiziers. Speise⸗ anstalten Feftdiners statt und wurde der gesammten Mann⸗ schaft der verschiedenen Regimenter für den heutigen Tag eine Menage-Zulage gewährt. Die Mitglieder der Gemeinde⸗ Kollegien ꝛc. versammelten sich zu einem Festmahl im Hotel „Zu den vier Jahreszeiten.“

(Allg. Ztg.) Der nig hat sich heute Abends 6 Uhr von Schloß Berg aus nach Bayreuth begeben. In der Aller— höchften Begleitung befinden sich der Königliche Flügel— Adjutant Frhr. v. Stauffenberg, Generaldirektions Rath von Schamberger, der Königliche Hof⸗Sekretãr Hofrath v. Düfflipp und Staatsanwalt Dr. von Ziegler.

Der Kriegs⸗-Minister, General Lieutenant v. Mail⸗ linger, ist vor einigen Tagen nach Berlin abgereist, um auf Einladung Sr. Majestät des Deutschen Kaisers den größeren Waffenübungen einiger preußischen Armee-Corps, besonders des Garde⸗Corps, beizuwohnen. Zu den in Tirol stattfindenden größeren Uebungen österreichischer Truppen wurde von dem Königlichen Kriegs⸗Ministerium der Hauptmann Franz Frhr. v. Schleich vom Generalstabe abgeordnet.

Augsburg, 25. August. (1Allg. Ztg.) Anläßlich des Ge⸗ burts- und Namensfestes des Königs fanden nicht nur die herkömmlichen offiziellen Feierlichkeiten staͤtt, sondern auch aus der Mitte der Bevölkerung erfolgten zahlreiche Kundgebungen loyaler Gefinnung. Insbesondere hatten am Verabende des Festtages die Veteranenvereine eine Festversammlung in der Turnhalle veranstaltet, an welcher sich auch die „Liedertafel“ mit Gesangsvorträgen betheiligte. Die vorgeschlagene Absendung eines Huldigungstelegramms an Se. Majestät den König fand die lebhafteste Zustimmung. Am Festtage selbst waren außer den öffentlichen Gebäuden fehr viele Privathäuser beflaggt.

Sachsen. Dresden, 26. August. (Dr. Journ.) Durch Verfügung der in Evangelicis beauftragten Minister von Friesen und Br. von Gerber ist die zweite ordentliche Landes⸗ synode der evangelisch⸗lutherischen Kirche im Königreich Sachsen zum 2. Oktober 1876 einberufen worden.

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 25. August. Der König ist gestern Nachmittags von Bebenhausen wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 25. August. Der evangelische Ober⸗irchenrath hat seinem, auf der diesjährigen General⸗ Synode zu verhandelnden Reformantrag bezüglich der Be⸗ schränkung des sog. Apostolikums bei Konfirmanden auf die Verpflichtung zum Glauben mit Weglassung des wörtlichen Textes der alten Formel folgende Motive gegeben; „Es kam uns besonders darauf an, in die Verpflichtungsformel das sittlich⸗religissfe Moment aufzunehmen und anzudeuten, daß es mit dem kirchlich⸗ dogmatischen Glauben allein nicht gethan sei. Man kann von den Kindern nicht das Gelübde verlangen, in theoretischer Hinsicht für alle Zukunft mit dem Buchstaben des apostolischen Glaubensbekenntnisses im Einklang zu bleiben, wohl aber das, für Leben und Sterben ihrem Gotte treu bleiben zu wollen.“

Hessen. Darmstadt, 25. August. Zur heutigen Feier des Namensfestes des Großherzogs fand im Bessunger Hofgarten eine Familientafel statt.

Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 25. August. Die Ansprache, mit welcher der Bezirkspräsident von Puttkam⸗— mer am 21. d. Mts. den Bezirkstag zu Metz eröffnete, lautete nach der „Straßb. Ztg.“ wie folgt:

Meine Herren! Seit Ihrer letzten Versammlung im September des vorigen Jahres hat die Entwickelung der politischen Einrichtungen unseres Landes einen bedeutsamen Fortschritt gemacht, welcher sich vorzugs— weise durch die dem Landesausschusse gemachte, von ihm einstimmig angenommene Vorlage kennzeichnet, wonach es der Regierung frei⸗ stehen soll, zwischen ihr und dem Landesausschusse vereinbarte und vom Bundesrath gutgeheißene Gesetze ohne weitere Mitwirkung des Reichstages in Wirkfamkeit treten zu lassen. Mein Ihnen vorge— legter Verwaltungsbericht für das Jahr 1875 wird Ihnen ein im Ganzen und Großen befriedigendes Bild von zer administrativen Lage unseres Bezirkes gewähren. Den hauptsächlichften Gegenftand Ihrer diesmaligen Berathung wird die Prüfung uad Feststellung des Hauptbudgets für das Jahr 1877 und des Supplementar⸗ budgets für das Jahr 1876 bilden. Dieselben bieten aus reichende Mittel dar, um ohne irgend welche Erhöhung der Lasten und ohne Störung des nanziellen Gleichgewichts nicht nur die laufenden Bedürfnisse der Bezirksverwaltung zu befriedigen, sondern auch eine Anzahl von im Interesse des öffentlichen Dienstes nicht länger zu verschiebenden außtrordentlichen Ausgaben zu bestreiten. Ich empfehle diese, sowie sämmtliche übrigen Ihnen unterbreiteten Vorlagen Ihrer wohlwollenden Aufnahme.

. Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 26. August. Der Kaiser ist heute Morgens von Ischl zurückgekehrt und hat den Aufent— halt in Schönbrunn genommen.

Die „Wiener Abendpost“ reproduzirt die gestrigen Mit⸗ theilungen der „Politischen Korrespondenz“ über die Seitens der serbischen Regierung eingeleitete Friedensaktion.

Ueber die Grenzverletzung bei Ossoinik werden der Pol. Korr.“ aus Ragusa unterm 24. d. M. folgende Details gemeldet:

Heute früh schlugen sich tausend Türken Nizams und Ba—⸗ schibozuks von Trebinje und Korjenici gegen eine bedeutend kleinere herzegowinijche Abtheilung. Die letztere hinterließ 4 Todte und 6 Ver⸗ wundete und zog sich auf die Höhe von Kipili zurück, um sich mit einem größeren herzegowinischen Corps zu vereinigen. Eine Abthei⸗ lung der erwäbnten türkischen Truppe steckte einige Häuser von Grebci und das Dorf Vlaka in Brand und brach sodann, eine halbe Stunde von Offoinik, in das österreichische Gebiet ein. Ein eben dort be fiat lich, aus der Herzegowina geflächtetes Mädchen rief um

Hülfe, wurde aber von den Türken mit dem Erschießen be⸗ droht, als ste Miene machte, gegen das Wegtreiben des weidenden Viches Einsprache zu erheben. Es gelang den Mädchen, nach Sssoinik zu entkommen, woselbst sie durch ihr Geschrei die zwei Srtegensdiarmen und die Bewohnerschait allarmirte. Die beiden Gened' armen zogen mit 100 bewaffneten Ofsoinikanern gegen die Türken aus; diese aber retirirten, nachdem sie die Heerde geraubt und ver= schiedene Grruelthaten begangen hatten. An unserer Grenze fingen sie einen alten herzegowinischen Flüchtling Namens Sava Tarasci auf, massakrirten denselben, schnitten ihm den Kopf ab und trugen diesen auf der Spitze eines Bajonnettes im Triumphe mit sich fort. Sie tödteten weiter ein flüchtiges Mädchen und verwundeten eine herzegowinische Frau im Schenkel; sie brachten dem Ossoinikaner Vlaho Sejurko, einem öfterreichischen Unterthanen, eine Wunde im Rücken bei und mißhandelten einen anderen Ossoinikaner, Luka Orl- javic, mit Schlägen. Sie raubten auf un erem Gebiete 180 Schafe, j4 OSchsen und 8 mit Dünger beladene Maulthiere. Das gergubte Vieh gehörte zum Besitze der Ossoinikaner. Viele Weiber des Ortes ergriffea erschreckt die Flucht ihre Kinder auf den Armen mit sich tragend. Die Türken verließen das österreichische Gebiet, nach- dem fie noch verschiedene herzegowinische Knaben und Mäd— chen gefangen fortschleypten, und schlugen die Ricktung gegen Popovo ein. Als 6sterreichische Truppen in Ossoinik ankamen, hatten sich die Türken bereits aus dem Staube gemacht. Die Be völkerung ist insbesondere gegen die Trebinjer Türken außerordentlich e bittert, welche ihre Lokalkenntnisse benützten, um diese Plünderung ins Werk zu setzen.

Die von den Türken verwundete Anna Colakovits, welche hier eingetroffen ist, erzählt, daß sie selbn, dann eine herzegowinische Frau und Sava Taraci auf türkischem, das Vieh und die beiden Ossoini⸗ kaner aber auf österreichischem Gebiete von den Türken überfallen wurden. Nach derselben Quelle sollen beute früh 210 Männer und Weiber von den Türken in Zavali und den unliegenden Dörfern zu Gefangenen gemacht worden sein.“

Das „Frmdbltt.“ schreibt über diese Angelegenheit: Die beklagenswerthe Grenzoerletzung bei Ossoinik wird von unserer Regierung zweifelsohne zum Gegenstand einer Rekla— mation in Konstantinopel gemacht werden, und es steht zu er⸗ warten, daß die Kaiserlich ottomanische Regierung für die Ver— letzung unserer Grenze und die Schädigung unserer Unterthanen vollste Genugthuung geben wird. Einstweilen sind noch zwei Compagnien von Raiserjägern in jene Gegend abgesendet worden, ungerechnet jene zwei Compagnien, deren Absendung bereits das offizielle Telegramm signalisirte. Es ist um so nöthiger, in dieser Angelegenheit auf prompte Genugthuung und Entschädigung zu dringen, als sonst zu besorgen steht, daß die erbitterten Bauern Repressalien ergreifen und hinwiederum ihrerseits die türkische Grenze verletzen.

Wie das „Fremdbl.“ vernimmt, haben sich die Grenzverletzungen bei Ossoinik insofern wieder⸗ holt, als am Tage nach denselben eine Schaar von Türken es steht nicht fest, ob Reguläre oder Marodeurs diesem Orte wieder einen Besuch abgestattet, und dabei abermals nicht unbeträchtliche Quantitäten von Vieh, das österreichischen Unterthanen gehörig war, weggetrieben haben.

Die gemischte Kommission zur Feststellung der Gewichts⸗ Zollsätze für die Handelskonvention mit Rumänien ist heute im Auswärtigen Amte zu ihrer ersten offiziellen Sitzung zusammengetreten. Vertreter Oesterreichs bei derselben sind: Hofrath Bazant und Baron Kalchberg. Ungarn ist vertreten durch Sektions⸗Rath Matlekovich, Rumänien durch die Herren Carada, Varnao⸗Liteanu, Aurelian und Sterindi.

Nach den neuesten in Feldsberg bekannt gegebenen Dispositionen werden der Kronprinz Rudolph, SErz⸗ herzog Karl Ludwig und Prinz Arthur von England mit ihrem Gefolge erst am 4. September in Feldsberg eintreffen, ebenso die fremdländischen Offiziere. Die Stadt Feldsberg trifft große Vorbereitungen zum festlichen Empfange Sr. Majestät.

Pest, 24. August. Der Minister am Kaiserlichen Hoflager, Baron Béla Wenckheim, hat gestern di⸗ Leitung des Minister⸗ Präsidiums und des Ministeriums des Innern bis zur Rück⸗ kehr des Minister⸗Präsidenten von Tisza übernommen.

Ragusa, 25. August. Morgen geht eine Gerichts-Kom⸗ mission nach Ossoinik, um über die von den Türken begangene Grenzverletzung eine Untersuchung zu pflegen.

Schweiz. Bern, 24. August. Seitens Italiens und der Schweiz soll eine internationale Konferenz in Sachen der Gotthardbahn stattfinden. In derselben wird das erstere durch die Herren Depretis, Melegari und Zanardelli vertreten sein, die letztere durch den Bundesrath Schenk. Laut Vernehmen ist hier ein Abgesandter der Republik San Sal⸗ vador eingetroffen, in dessen Händen sich die Instruktionen zur Abschließung eines Handelsvertrages mit der Schweiz be⸗ finden. Derselbe hat den Charakter eines außerordentlichen Ge⸗ sandten und bevollmächtigten Ministers; die Uebergabe seiner

Beglaubigungsschreiben wird nächster Tage stattfinden. Sein Name ist Don Carlos Guttierrez. Die Nachricht von dem Rücktritte des Bundesraths

Scherer, welchen das „Vaterland“ als eine mit Sicherheit in Aussicht stehende Thatsache meldete, wird von der Berner „Tagespost“ h ute als grundlos bezeichnet. In Schwyz findet zur Zeit in dem Kollegium Maria Hilf di Ja hres⸗ versammlung der schweizerischen Bischöfe statt An der⸗ selben nehmen die Bischöfe Willi von Chur, Greith von St. Gallen, Lachat von Basel, Marilley von Lausanne, Jardinier von Sitten und Bagnoud von St. Moritz, der Generalvikar von Genf, Dunoyer, sowie der Bischof Dupan⸗ loup von Orleans Theil. Die Konsekration des alt⸗ katholischen Bischofs Herzog soll, nachdem der Verwal⸗ tungsrath der Stadt Solothurn sich geweigert hat, zu diesem Zwecke eine Kirche einzuräumen, am 190. September in Bonn staitfinden.

Niederlande. Haag, 24. August. (N. Fr. Pr.) Der Justiz⸗Minister ordnete eine Untersuchung über die Zahl der Klöster und ihrer Bewohner an, namentlich um zu konstatiren, wie viele Mönche und Ronnen seit dem Bestehen der Mai⸗Gesetze aus Preußen nach den Niederlanden über⸗ gesiedelt find.

Großbritannien und Irland. London, 26. Augu t. (B. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ erklärt die Nach⸗ richt, wonach die englische Regierung zur Hülfeleistung für die türkischen Verwundeten eine Anzahl Kollis mit Hospitalzelten von Woolwich nach dem Kriegsschauplatze abge⸗ schickt habe, für unbegründet.

„Times“, „Daily News“ und ‚Daily Telegraph“ drücken ihre Befriedigung über das Vermittlungsansuchen des Fürsten Milan von Serbien aus und mahnen die englische Regierung, ihren Einfluß bei der Pforte aufzubie⸗ ten, damit diese durch Nachgiebigkeit das Zustandekommen des Friedens erleichtere.

Ein umfangreiches Blaubuch über den Sklaven⸗

handel ist soeben ausgegeben worden. Dasselbe enthält auf 360

Seiten Korrespondenzen mit britischen Vertretern und Agenten im Auslande, sowie Berichte von See ˖ Offizieren und beginnt mit einer Mittheilung des Kapitäns Prideauz an den Carl of Derby, datirt aus Zanzibar, am 2. Rovember 1874.

Der politische Agent Englands in Zanzibar, Hert Fre⸗

derick Holmwobd, giebt als nahezu genau die Zahl der auf dem Landwege im Laufe des Jahres vom Oktober 1873 bis zum Oktober 1874 passirenden Sklaven in folgender Weise an: 32000 in Pangani, 15 000 in Pemba, 16,000 in Gasi u. s. w., im Ganzen etwa 100,000. Die Preise variirten je nach der Gegend; in Pangani 20 25 Dollars, in Mombasa 25 30 u. s. w. bis endlich zu 50 Dollars. Weibliche Sklaven standen um 7 Dollars niedri⸗ ger, mit Ausnahme junger Mädchen, die auf 40 70 kamen. Der Sterbesatz hatte auf einigen Strecken den entsetzlichen Grad von 75 Prozent erreicht.

Gambetta wird in kurzer Zeit in England eintreffen. Er beabsichtigt, etwa drei Wochen in London zu bleiben und gedenkt, nachher Manchester, Liverpool, Rochdale und andere Städte zu besuchen. Seine Hauptabsicht ist, die Wirkung der Einkommen⸗ steuer, besonders auf die arbeitenden Klassen und die Leute mit kleinem festen Einkommen zu studiren. Dem Vernehmen nach wollten Arbeiter⸗Vereine einen festlichen Empfang für Gambetta bereiten, doch ist die Absicht aufgegeben, um aufregende Scenen zu vermeiden.

Der Versammlung von Handelskammern des vereinigten Königreichs, welche in Bristol am 12. und 13. September abgehalten werden soll, werden folgende Fragen unterbreitet: Handelsverträge, Fabrik⸗ und Werkstattgesetz, Handel mit Mexiko, Suezkanal, Papiergeld und Diskont, Firmenregiftrirnng, Theilhadberschaft, Handels⸗Ministerium, Tele⸗ graphengebühren für die Verbindung von England und Franl⸗ reich, Eisenbahnen und einige andere. Die Handelskammern von Neweastle und Gateshead wollen eine Resolution beantragen des Inhaltes, daß der Suezlanal unter eine internationale Kommission zu stellen sei und daß die Regierung ersucht werden möge, jede Gelegenheit zur Ausführung dieses Planes zu benutzen. )

Der Unterrichtsrath hat in einem Erlaß über Ver⸗ theilung der staatlichen Zuschüsse an die Volksschulen erklärt, es solle die Bestimmung in das neue Gesetz aufgenommen wer⸗ den, daß keine Schule, die vom Unterrichts departement für über⸗ flüssig erklärt worden sei, künftighin eine Unterstützung vom Staate erhalten dürfe, damit auf diese Weise der Vermehrung überflüssiger Schulen vorgebeugt werde.

Sir Salar Jung ist am 24. in Bombay wieder angekom nien.

Frankreich. Paris, 26. August. Die Session der Generalräthe bietet bis jetzt wenig Interessantes; das Wich⸗ tigste ist, daß der Generalrath von Montpellier, wo sich schon eine medizinische Fakultät befindet, beschlossen hat, daselbst nun auch eine juristische zu gründen. Der Generalrath der Gironde tadelte sehr scharf das klerikale Auftreten der „Société protectrice des Enfants“, ohne jedoch den Zuschuß zu verweigern, welchen diese Gesellschaft seit längerer Zeit aus der Departements kasse bezieht.

In der dritten Sitzung des Kongresses der katho⸗ lischen Vereine in Bordeauz wurde noch weiter über die soziale Frage verhandelt. Tourneyille schlägt vor, katholische Kosthäuser zu gründen, um die Sittlichkeit der Jugend zu he⸗ ben. Der Jesuitenpater Joseph betonte darauf, daß Kirche und Bischöfe für die Militärseelsorger, deren Gehalt die Kammer gestrichen hat, sorgen müßten, um dieselben zu erhalten. Zum Schluß eröffnete er der Versammlung, daß schon Gesellschaften gegründet seien, welche die für die Propaganda in der Armee nöthigen Mittel zu beschaffen hätten, denn man bedürfe der Sendboten für die Soldaten als des letzten Rettungsmittels, welches man gegen das Wachsen der Revolution besitze. Der Unmuth, den die klerikalen Umtriebe und Uebergriffe in der Provinz hervorgerufen haben, scheint sich allmählich auch offen kund zu geben. In Touloufe kam es zu Demon⸗ strationen auf der Straße, wo einige Pilger von Arbeitern, die gerade in ihre Werkstätte gingen, verhöhnt wurden. Der Graf de Mun hat an seine Wähler eine Zuschrift gerichtet, welche nach dem „Journal des Debate“ folgendermaßen lautet:

Wähler des Arrondissements Pontivy! Am 5. März habt ihr

mich mit einer Majorität von 1971 Stimmen gewählt, um euer Arrondissement in der Kammer zu vertreten. Fuͤnf Monate soäter ist eure Entscheidung kassirt worden und heut müßt ihr zur Wahl— urne zurückkehren. Ihr wißt, wie die Sachen gekommen, und welche Motive ange— führt wurden, um eure Voten aufzuheben: Ihr habt die gegen euch gerichteten Antlagen und die Antworten gelesen, welche ich in curem Namen eriheilt; ihr habt urtheilen können. Jetzt ist die Reihe, zu antworten, an euch!

Kaiboliken! Man hat meine Wahl aus Haß gegen unsere gemein- same Religion kassirt! Erhebt euch Alle, um mit eurer Liebe zu ihr dagegen zu protestiren.

Breragner! Man hat die Aufrichtigkeit eurer Abstimmungen in Zweifel gezogen. Eihebt euch Alle, um die Freiheit eures Gewissens zu bezeugen! Man hat gesagt, daß ihr zur Abstimmung ginget wie eine Schaar Kinder oder wie eine Heerde Schate! Zeiget, daß ihr Män⸗ ner seid, und zwar von der Rage, die nichts beugen kann, wenn sie gesagt: Ich will! Ihr kennt mich Alle jetzt; ich bin fünf Monate euer Deputirter gewesen und ihr habt mich bei der Arbeit gesehen. Ich hatte euch versprochen, hoch und fest die Kreuzesfahne zu halten, ich habe mich bemüht, es unter allen Umständen zu thun. Ich hatte euch ver⸗— sprochen, euren Interessen mit meiner ganzen Ergebenheit zu dienen, ich habe keine Gelegenheit versäumt, euch zu Hülfe zu kommen.

Außerdem giebt es zwischen unsern Herzen Bande, die nichis zer⸗ reißen tann, denn wir haben zusammen gekämpft für dieselbe Sache und gegen dieselben Feinde. Die Gefahr ist größer als je; die That⸗ sachen find den Drohungen zu Hülfe gekommen. Stehei auf! Kinder der granitnen Erde! auf für die Ehre Britanniens, für die Hut eures Glaubens und für die Vertheidigung eurer heiligsten Rechte! Keinen Zwiespalt, keine Ungewißheit mehr; einigt euch um die katholische Fahne und gehet zur Wahl wie ein Mann, indem ihr euren alten Refrain singt: Katholik und Bretagner all'zeit!

Graf Albert de Mun, karholischer Kandidat.“

Der Stapellauf des Kriegsschiffes ‚Annamite“ welcher das erste Mal mißglückte, hat zwei Tage darauf unter großem Jubel einer zahlreich versammelten Volksmenge statt⸗ gefunden. Dasselbe liegt jetzt in der Bucht Napoleon III. vor Anker und geht seiner völligen inneren Ausrüstung und Be⸗ waffnung entgegen. Der „Annamite“ ist bestimmt, nach seiner Fertigstellung sofort in die Gewässer von Cochinchina ab⸗ zugehen.

28. August. (W. T. B.) Bei den gestrigen Nach⸗ wahlen für die Deputirtenkammer wurde in Pontivy Graf de Mun und in Guingamp der republikanische Kandidat Huon gewählt. Graf de Mun erhielt eine Ma⸗

tät von nur 375 Stimmen. Huon wurde mit 6334 Stimmen vählt, während sein Gegenkandidat Luncinge (Legitimift) 834 Stimmen erhielt.

Spanien. Madrid, 26. August. (W. T B.) In dem Befinden des Minister-Präsidenten Canovas del Castillo ist eine Besserung eingetreten. Von den in Pampeluna verhafteten Pe. sonen sind zwei Sergeanten hochverrätherischer Handlungen überführt und hingerichtet worden. Die in St. Sebastian ausgebrochenen Unruhen sind sofort unter⸗ drückt worden.

Italien. Rom, 26. August. (W. T. B.) Der ‚Bersaglie re“ erklärt die hier umlaufenden Gerüchte über bevorstehende Ver⸗ änderungen im WMinisterium für unbegründet. Die Mili tär-Attachés der deutschen, österreichischen und französi⸗ schen Botschaft werden an den demnächstigen großen Manö⸗ pern Theil nehmen. Der Chef der italienischen Inter⸗ nationalen, Co sta, wurde in Fabriano (Provinz Ancona) verhaftet.

Türkei. Der „Politischen Korrespondenz“ vom 26. d. M. wird aus gonftantinopel gemeldet, daß die Chancen der Wieder⸗ genesung des Sultans täglich geringer würden. Der Großvezir und die Minister beschäftigten sich eingehendst mit der nahen Evpentualität eines Thronwechsels. Der eventuelle Thronfolger, Prinz Hamid, habe sich auf indirektem Wege mit den Miristern., insbesondere mit Oesterreich, in Verbindung gesetzt, um über die auf der Tagesordnung befindlichen Fragen eine Uebereinstimmung vorzubereiten.

Nach aus diplomatischen Kreisen kommenden Privat⸗ nachrichten aus Konstantinopel verlangt die Pforte, daß Fürst Milan mit seinem Friedensgefuche sich direkt an fie wen de.

In Folge der Schritte des Fürsten Milan zur Herbei⸗ führung der Friedensvermittelung haben dem W. T. B. zu⸗ folge am 26. Abends Besprechungen der hiesigen Vertreter der fremden Mächte stattgefunden. .

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Belgrad tele⸗ graphirt, daß die von der serbischen Regierung eingeleitete Friedensaktion von der Bevölkerung ungünstig aufge⸗ nommen werde. Die Unzufriedenheit mit den friedlichen Ten⸗ denzen der Regierung sei im Wachsen begriffen. Ein von dem Journal „Istok“ veröffentlichter kriegerisch gehaltener Artikel werde allgemein für den Ausdruck der zur Zeit herrschenden öffentlichen Meinung angesehen. Die Regierung habe vielleicht unter dem Eindruck dieser Stimmung die von den fremden Konsuln verlangte Einstellung der Feindseligkeiten verweigert.

Aus Paris, 28. August, meldet ‚W. T. B.“: Die von der „Agence Havas“ verbreitete Nachricht, wonach die Signaturmäch fe des Pariser Vertrages übereingekommen sein sollten, als Fried ensbedingungen vorzuschlagen: Erhaltung des Fürsten Milan auf dem Throne, Zahlung einer Friegsent⸗ schädigung durch Serbien, Recht der Besetzung einer serbischen Grenzfestung durch die Türken, wird in hiesigen diplomatischen Freisen als unbegründet bezeichnet. Es sind bisher über⸗ haupt keine derartige Basen für Verhandlungen aufgestellt wor⸗ den. Türkischerseits wird es zur Wahrung der Sou zerãnitãts⸗ rechte der Pforte gegenüber Serbien nach wie vor nothwendig erachtet, daß der Fürst von Serbien direkt einen Friedensantrag nach Konstantinopel richte.

Der telegraphisch kurz erwähnte Arnkel der „Pol. Corr.“ aus Belgrad lautet: „Die Friedens bestre⸗ bungen Seitens der serbischen Regierung haben nunmehr eine bestimmte und daher offizielle Form an⸗ genommen. Nachdem auch der sechste Tag der wüthenden Fämpfe bei Alexinatz mit einer Abweisung der wiederholten türkifchen Angriffe geendigt hatte, ist die Aussicht für jeden der kriegführenden Theile erheblich geschmälert, durch Fortsetzung des Krieges den gewünschten Zweck zu erreichen. Der Waffenehre ist vollkommen Genüge geschehen; eine Fortsetzung der Kämpfe wäre nur ein zweckloses gegenseitiges Opfern von Menschen⸗ leben, eine weitere Zerstörung von Städten und Dörfern und eine Preis gebung der Elemente der Civilisation und des materiellen Fort⸗ schrittes. Um daher diesem Kampfe ein Ziel zu setzen, berief Fürst Milan am 24. August Abends die Vertreter der Garantiemächte zu sich und, indem er denselben seine Bereitwilligkeit kundgab, die ihm seitens einiger derselben angebotenen guten Dienste“ mit Dank annehmen und in der Weise den Wünschen und Rathschlägen Europa's entsprechen zu wollen, ersuchte er sie, jene Dienste zum Zwecke der Wiederherstellung des guten Einvernehmens zwischen ihm und der ottomanischen Pforte eintreten zu lassen und so das Aufhören der Feindseligkeiten überall auch Montenegro gegenüber herbeizuführen. Die fremden Vertreter machten selbstver stãndlich unverzüglich auf telegraphischem Wege die diesem Anfuchen entsprechenden Vorschtäge an ihre betreffenden Regierungen.“

Die offizielle Srbske Novine' vom 21. August ver⸗ öffentlicht den Ükas über das Moratorium, das nicht auf weitere drei Monate, wie gemeldet wurde, sondern überhaupt auf die Dauer des Krieges verlängert wird. Weiter publizirt das amtliche Blatt die Verleihungen des Tako vo⸗ kreuzes an zwei Generale (Tschernajeff und A(impics), vier Obersten (Leschjanin, Usun, Miskowics und Jsmailoff), vier Oberst⸗Lieutenante (Tscholat⸗-Antiks, Becker, Butschovies und Mischkovics), an sieben Majore und acht Hauptleute. Mit dem⸗ selben Ukas wurden befördert 5 Oberst⸗Lieutenante, 3 Majore, 23 Hauptleute und 24 Subaltern⸗Offiziere.

Vom serbisch-türkischen Kriegsschauplatze lie⸗ gen folgende Depeschen vor: .

Konstantinopel, 25. August. (W. T. B.) Die Re⸗ n macht folgende Depeschen bekannt: Saitschar, den 33. August. Die Serben griffen die türkischen Vorposten bei Saitschar an, wurden aber zurückgeworfen. Nisch, den 24. August. Aschmed Ejub Pascha hat eine Redoute bei Alexinäatz genommen. Die Serben machten einen Ausfall ung griffen Ali Saib Pascha an, sie wurden aber mit großen Verlusten zurückgeschlagen.

Belgrad, 26. August. (W. T. B. Offiziell. Die Armee Tscherngjeffs ergriff heute die Offensive, besetzte auf dem Vormarfche Stantzi und griff die türkische Stellung zwi⸗ schen Dobrujewatz und Katun an. Mittags erhielt die Armee Fühlung mit der über Harangiel herangerückten Armee des Obersten Horvatovics, der Kampf währte vom Morgen bis zum Abend, die Verlune der serbischen Truppen sind Dank dem coupirten Terrain unbedeutend.

Die „Presse“ stellt die letzten Operationen auf dem serbisch⸗türkischen Kriegs schauplatze folgendermaßen dar;

Nachdem einmal die Timoklinie als verschobene Operations front aufgegeben war, wendete sich Abdul Kerim Pascha dem Mo⸗ ravarhale zu, selbstverständlich mit der b. sonderen Absicht, vorerst

die Serben aus Alexinatz zu vertreiben. Mit der ganzen Armee die rerichanzten Stellungen von Alexinatz zu umgehen, ging um so weniger an, als die Versuche, über Jankova-Klissura nach Krusevatz und über Banja nach Deligrad vorzurücken, verunglückt waren. Es büieb also nichts übrig, als die ser⸗ bischen Stellungen vor Altxinatz vorzugsweise in der Front anzugreifen.

Den Türken ftanden drei Wege von Nisch nach Alexinatz zu Gebote. Vorerst die Stroße über Mramor und Supovaz am linken Morava⸗Ufer derselbe Weg, den Ali Saib Pascha einge⸗ schlagen hat. Dann am rechten Ufer die Straße von Nisch über Topolniza und Katun und endlich als sekundäre Aktions- sinie die Straße von Gramada über Rsavzi und Stanzi derselbe Weg, auf dem Achmed Ejuh Pascha vorgerückt ist. Augenscheinlich war die direkte Straße von Nisch wach Alexinatz am rechten Morava-Ufer die wichtigste Operations linie, denn sie war mit den geringsten Terrainschwierigkeiten verbun. den und führte, räumlich wenigstens am raschesten zum Ziele. An Wichtigkeit zunächst stand der Weg, welchen Ali Saik Pascha über Supovaz eingeschlagen hatte. Die Diversion Ejub Paschas über Rsavzi und Stanzi war nicht minder geboten, allein der Fehler der türkijchen Operationen scheint uns darin zu liegen, daß man auf eine Rebenfache einen Hauptwerth gelegt hatte. Wenn Ali Saib am 19. gegen Supovaz vorrückte, so mußse an demselben Tage ein anderes Corps die Serben von Nisch aus bei Katun angreifen. Mit einem sogenannten hinhaltenden Gefechte mußte dann Tschernajeff verleitet werden, bis zum 20. oder A1. seine Fronten bei Supovaz und Katun sp weit und bis za dem Zeitpunkte zu verstärken, daß der günstige Moment zu einen Flankenanzriffe von Stanzi aus gekommen war,

Der Marsch Ejub Paschas mit einem ganzen Corps war aber zu einem solchen Flankenangriffe unnöthig; etwas mehr als eine Bri⸗ gade hätte, mit der nöthigen Vorsicht, Rasckheit und am richtigen Tage geleitet, den bei Katun engagirten Serben gewiß große Ver. legenheitken bereitet. So aber hatte Ejub Pascha nicht nur gegen den Grundsatz gesündigt, daß man Umgehungen nicht mit einer ganzen Armee, fondern nur mit Bruchtheilen derselben vollfübrt. Ejuh Pascha war tretz seiner guten Absichten endlich doch gezwungen, ber Buimir und Katun ins Morawathal hinabzusteigen, weil ihn oben die südöstlichen Vorwerke von Alrxinatz hinderten, weiter nördlich seinen taktischen Aufmarsch in der Morava Ebene auszuführen. Der Fehler Ejud Paschas, den Obersten Horvatovies nicht durch Schein n. bei Topla festgehalten zu haben, wurde überdies wiederhelt gerũgt.

So verkehrt auch die Wege waren, auf denen die Türken fich die günstigsten Bedingungen zum taktischen Kampfe schaffen wollten, jo vortrefflich wurden ihre Truppen in die Gefechte am linken Morava— Ufer von Ali Saib Pascha geführt. Der sanfte aber doch nachhal— tige Druck, den Ali Saib Pascha über Goryja Sutyva aegen den ser bichen rechten Flügel ausfuͤhren ließ, ist einer der wenigen Momente dieses Krieges, er der Vergefsenheit entrissen zu werden verdient.

Die Schuld der serbischen Mißerfelge vom 19. bis 22. August ist lediglich in der kriegerischen Unerfahrenheit ihrer Milizen zu fuchen. Ganz besonders scheint es in den ersten Tagen an der so⸗ genannten Gefechtsdisziplin gemangelt zu haben. Nirgends war auf eine längere Zeit eine kompakte Masse beisammenzuhalten und je dichter der Kugelregen fiel, desto rascher lösten sich die serbischen Fronten in unlenksame, regellose Feuerlinien auf.

Daß die Kämpfe südlich Alexinatz trotz der eingeleiteten Mediatisn wenigstens theilweise noch immer fortdauern, ift aus den letzten Belgrader Telegrammen zu ersehen, welche berichten, daß Tschernajeff nunmehr auch gegen Ali Saib Pascha die Offersioe ergriffen habe.

Vom montenegrinisch-⸗-türkischen Kriegsschau⸗ platz wird gemeldet:

Das türkische Journal „Ittihad“ bestätigt die Nieder⸗ lage Mahmud Paschas bei Medun. Derselbe hat sich mit 14 Bataillonen und 11 Geschützen nach Medun begeben, um dem dortigen Fort, in welchem sich unter Anderm 79 Kranke befinden, Unterstützung zu bringen. Auf dem ganzen Vormarsche begeg⸗ nete Mahmud Pascha nirgends den Montenegrinern. Kaum an⸗ gelangt, wurden jedoch die Türken von allen Seiten angegriffen, trotzdem gelang es Mahmud Pascha, sein Corps und seine Ge⸗ schütze nach Podgorizza zurückzuführen. Wie übrigens der „Djeridei⸗Havadiß“ mittheilt, haben sowohl Moukhtar a scha als auch Mahmud Pascha Verstärkungen erhalten, wodurch die Streitkräfte beider Generale auf je 25,000 Mann gebracht wurden. Dietse unter dem Oberbefehl Derwisch Paschas stehenden Truppen sollen nun demnächst gleichzeitig von Pod⸗ gorizza und Bilek aus die Offensive gegen Monte— ne gro ergreifen.

Ragusa, 26. August. (W. T. B.) Hier eingegangenen Nachrichten zufolge hat Derwisch Pascha das Kommando der türkischen Truppen in Albanien übernommen. Die Miriditen bewahren eine völlig neutrale Haltung.

Zara, 27. August. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten haben Moukthtar Pascha von Trebinje und Dje⸗ laddin Pascha von Stolae kommend am 24. d. mit 7 Ba⸗ taillonen und 600 Baschibozuks Popovo eingeschlossen. Die⸗ selben griffen darauf eine Schaar Insurgenten an, die sich nach kurzem Gefechte zurückzogen. Am 25. erhielten die Insurgenten, sowie die Türken Verstarkung, die letzteren 3 Bataillone mit 4 Kanonen.

Ragusa, 27. August. (W. T. B.) Der am 24. d. bei Popovo begonnene Kampf zwichen den türkischen Truppen und Insurgenten wurde am 25. und 26. d. fortgesetzt. Der Er⸗ folg des Kampfes war unentschieden.

Dem „Standard“ wird von seinem Spezial⸗Korrespon⸗ denten aus Podgorizza unter dem 21. August in Bestätigung der bereits mitgetheilten Nachrichten telegraphirt:

„Ich habe einer Einladung Mahmud Pascha's zufolge das hier befindliche türkische Spital besucht und elf Türken gesehen, die als Gefangene in den Händen des Feindes ver stümmelrt worden sind. Ihre Rasen und Oberlippen waren aufgeschnitten und ein Ohr ab— gehauen worden. Zwei andere waren schon gestorben. Einigen der felben war es erst gelungen gestern, drei Tage nach der Schlaast, in halbverhungertem Zustande Podgerizza zu erreichen. Sie sagen aus, daßz mehrere hundert Verwundete in ähnlicher Weise verstümmelt wurden, aber auf dein Schlachtfelde starben. Der Gesammtverlust der Türken betrug 11 Todte und 460 Verwundete. Die Leichen ker Serödteten liegen unbeerdigt auf dem Schlachtfelde, da die Mon tenegriner die Weiber zu verstüämmelnn drohten, die bei früheren Ge⸗ fechten die Todten begruben“ (Auch „Daily News“, die sich bisher blos mit türkischen Gräuelthaten beschaftigte, bestätigt diese Nachricht.)

Numänien. Bu kare st, 23. August. (Allg. Ztg.) Bei⸗ nahe sämmtliche Gesetze, welche in der außerordentlichen Ses⸗ sion von den Kammern votirt worden sind, haben bereits die Sanktion des Fürsten in Sinai erhalten und sind durch den „Monitor“ promulgirt worden. Die Abänderungen des Spirituosen⸗Licenzgesetzes, die Abänderungen des Münzgesetzes nach welchen die rumänischen Münzen künftig auf der einen Seite das Bildniß des Fürsten und die Jahreszahl, auf der anderen Seite das Landeswappen und den Nennwerth tragen die Aujhebung des Rural⸗Gemeindegesetzes vom Jahre 1874, an dessen Stelle wiederum das Gemeindegesetz vom Jahre 1864 tritt; die Erhöhung des Postportos und der T legraphen⸗ gebühren; die Reorganisation der Depositenkasse; die Kredit⸗ bewilligung zur Unterstützung der serbischen Flüchtünnge; die Er— sparniffe durch Entlassung von Beamten ꝛc. 36, find sammtlich

bereits in Kraft getreten. Von den Ministern hält sich ab⸗ wechselnd einer am fürstlichen Hoflager auf. Gegenwärtig ist es der Minister des Aeußern, Jonescu, welcher in Sinai Aufent⸗ halt genommen hat. Die Bojaren-Partei, welche in der letzten Zeit ihrer Herrschaft beinahe gänzlich zerfallen war, hat sich jetzt insbesondere nach der Anklage der gewesenen Mi⸗ nister aus der Periode der letzten fünf Jahre wieder geeinigt, und bietet nun ihrerseits alle Mittel auf, um das Kabinet Bratiano wieder zu stürzen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. Aua Fi. Se. Masestãt der Kaiser hat bei Beendigung der Manöver in Krasnoje Selo Gelegenheit zu einer Ansprache an die Truppen genommen, in welcher er seiner Ueberzeugung Aus⸗ druck gab, „daß er wisse, auf die Ergebenheit seiner Soldaten zählen zu können, wenngleich augenblicklich keine besondere Veranlassung dazu vorläge.“ Reueren Nachrichten zu⸗ folge wird Fürst Gortschakoff den Kaiser nicht, wie anfangs beabfichtigt war, nach Livadia begleiten.

Ihre Majestät die Kaiserin wird am 1. September aus Zarskoje⸗Selo nach der Krim abreisen und am 4. Sep⸗ tember in Ssewastopol eintreffen, wo die Jachten ‚Livadia“ und Eriklik' in Bereitschaft gesetzt werden.

Zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers von Bra⸗ silien meldet der „Herold“, daß derselbe auch in Rußland namentlich wissenschaftliche Studien machen will und daß sich ihm dazu der Minister der Volksaufklärung, der Chef der Mi⸗ litärlehranstalten und verschiedene andere russische Gelehrte und Spezialisten zur Disposition gestellt haben.

In Jalta (Provinz Taurien) traf vor einiger Zeit ein türkischer Mullah, wie die „Donsk. Ptschela“ berichtet, mit der grünen Fahne des Propheten ein und predigte in einer Moschee den Krieg gegen die Ungläubigen. In Folge dessen fing es unter der mohamedanischen Bevölkerung bedenklich zu gähren an. Als jedoch der Mullah verhaftet war, stellte sich die Ruhe ohne Zuthun der Obrigkeit oder wieder her.

Der amtliche ‚Kawkas“ bringt folgende offizielle Nach⸗ richten aus den Kaukasus: „Am 4. (16) August leisteten die Be⸗ wohner des Dorfes Cholda in Swanetien einem Kommando von 100 Mann, das zur Verhaftung von Verbrechern abgesandt war, Widerstand. Bei dem in Folge dessen sich entspinnenden Gewehrkampfe wurden der Anführer des Kommandos, Major Leus, und zwei Gemeine getödtet und der swanetische Pristaw Fürst Mikeladse und 10 Soldaten verwundet. Nach Besetzung eines der Thürme Seitens des Kommandos wurden der Kreischef Grinewskij und der Kreisarzt Bliwskij verrätherisch ermordet. Der Vorgang trug den Charakter einer zufälligen privaten Er⸗ bitterung an sich. Die Einwohner der benachbarten Dörfer sind ruhig.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. Auguft. Se. Majestät der König reiste vorgestern Abend in Begleitung der Herzogin von Gothland nach Helsingborg in Schonen ab, empfing daselbst gestern Mittag die aus dem Auslande rück⸗ kehrende Königin und fuhr nebst Ihrer Majestät und den übrigen Mitgliedern der Königlichen Familie sogleich nach So⸗ fiero. Während der Abwesenheit des Königs von der Haupt⸗ stadt wird eine interimistische Regierung die Geschäfte führen. Zum Vorsitzenden derselben ist der Staats⸗Minister Freiherr L. de Geer, zu Mitgliedern die Departementschefs Carl- son und v. Otter und der Staatsrath Alströmer ernannt wor⸗ den. Alle übrigen Departementschefs und Staatsräthe sind bis zur Rückkehr des Königs beurlaubt.

Amerika. (A. A. C.) Aus New⸗Jork wird unterm 24. d. M. per Kabel gemeldet: Die republikanische Partei in dieser Stadt hat Resolutionen angenommen, welche den Versuch der Demokraten, die Gesetze aufzuheben, welche die Wieder⸗ aufnahme der Baarzahlungen verfügen, als einen Akt des Preisgebens (Repudiation) und der Unloyalität mißbilligen. Die Partel ertheilt auch dem General Grant Versicherungen ihrer tiefen Dankbarkeit und Achtung. Die Demokraten in Kansas haben einen Vergleich mit der „Greenback“ Partei zu Stande gebracht und einen Anhänger dieser Partei zu ihrem Kandidaten für die Gouverneurschaft des Staates aufgestelll. Das Finanz⸗ Ministerium schloß heute Abend neuen Kontrakt mit dem Hause Rothschild und den Syndikaten der amerikanischen und Nationalbanken für den Verkauf von 300 Millionen Dollars in 43prozentigen Konsolidirungs-Obligationen. Vierzig Millionen Dollars wurden zum Paricourse abzüglich eines halben Prozents Provision placirt. Die Nehmer tragen alle Kosten der Trans⸗ aktion. Der Schatzamtssekretär wird in Kurzem die zur Aus⸗ führung der Transaktion nöthigen Fünfzwanziger⸗Bonds einbe⸗ rufen.

Dominikanische Republik. St. Domingo, 20. Juli. Neuerdings ist hier wieder in einigen Provinzen eine Revolu⸗ tion ausgebrochen. Die Regierung hat das ganze Land in Belagerungszustand erklärt.

Afrika. Eine Depesche der „Köln. Ztg.“ aus Algier meldet: „Der Kaiser von Marokko ist am 20. August an der Guerma, gegenüber Tcherraa, angekommen. Die Beni⸗ Snassen in Si⸗Mohamed⸗Und el Baschir begeben sich in sein Lager. Der Sultan, den Bitten seiner Marabuts nachgebend, bewilligte Si⸗Mohamed⸗Uäd el Baschir den Aman, legte aber den Beni⸗Snassen eine Geldstrafe von 500,000 Fr. auf. Nach⸗ dem er einen Theil der Ebene Trifna durchzogen hat, begiebt er sich nach Utperda.“

Aus Cape Coast Castle wird dem „Reuterschen Bureau“ in London unterm 2. d. telegraphisch gemeldet:

Der König von Dahomey hat die Verbindung mit Whydah zu Wasser und zu Lande abgeschnitten und alle von Wbydah nach dem Innern führenden Wege werden von dahomianiscben Truppen be- wacht. Ein Brief von einem in Whydab ansässigen Europaer, welcher in Grand Popo eintraf, meldet, daß alle Europäer in Wbydah in ihren Häusern internirt und bewacht sind. Sie dürfen weder unter sich, noch mit dem Gestade verkehren und alle Kähne in der Bucht sinde weggeschafft worden. Sämmtliches europäisches Besitzthum ist mit Beschlag velegt worden. Der König hat die Europäer ber achrichtigt, daß er für einen Krieg rüstet, und er droht sie alle tödten zu lassen. In Folge dessen herischt große Bestürzung unter den Eurehpäern. Der in Liperpool von der Westküste Afrikas aagekommene Postdampfer „Roquette? übermittelt folger de Rachrtichten; Der König hat vier Franzosen festnehmen lassen und droht sie enthaupten zu lassen, sobald ein Schuß von dem Geschwader ab gefeuert wird. Er hat Trurpen auf der nach der Küse füäbrend en Siraße aufgestellt und Hietet der Blockade Trotz, da ihn Zufuh,ren aus anderen Quellen erreichen. Es verlautete, daß ein Eingeh arner von Appam, ein writischer Unterthan von einem Stamme auherhalb der britischen Gcenze, ergriffen und gepeitscht wurde. Seine Freunde kaben an die Höitische Behörde das dringende Gesuch gästellt, zu seinen Gun stea einzuschreiten. ;

Den Nachrichten einer neuen Cappost der T. A. C. vom

28. v. R. zufolge, scheinen sich die Gerüchte von dem nahe be⸗

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