Berlin, den 26. August 1876.
Aus China geht die wichtige Mittheilung ein, daß die Eisenbahn von Shanghai nach Woosung auf der etwa sieben englische Meilen langen Strecke von Shanghai nach Kang⸗ wan am 30. Juni eröffnet worden ist.
— Die Hauptversammlung des Vereins Deutscher In; genieure nahm gestern auf Antrag des Professor Dr. Grashof Karlsruhe) die folgende Re solutionen an: . In Erwägung der hervor⸗ ragenden Bedeutung, die der Technik im heutigen Kulturleben zu⸗ kommt; in Erwägung ferner der eine hohe geistige Reife erheischen . den gesteigerten Aufgaben der leitenden Techniker im Staatsdienste und der Privatpraxis und der ihnen gebührenden entsprechenden staatsbürgerlichen und gesellschaftlichen Stellung, endlich der engen Be— ziehung zwischen den einzelnen technischen Fachrichtungen — hält der Verein Deutscher Ingenieure, übrigens unter Bezugnahme auf seine Verhandlungen und Resolutionen über die Organisation polytechnischer Schulen aus den Jahren 1864 und 1865, behufs einer möglichst er folgreichen und einheitlichen Entwickelung der deutschen technischen Hochschnley die folgenden Ziele und Hauptgesichtspunkte für empfehlens⸗ werth: 1) Vellständige Durchführung der Verbindung von seither nach Berufsklassen und Fachrichtungen getrennten technischen Hochschulen in allen deutschen Staaten; 2) Zeugniß der Reife eines deutschen humanisti⸗ schen oder Regl⸗Gymnasiums resp. einer Reglschule J. Ordnung oder einer in ähnlicher Weise auf allgemeine geistige Reife hinzielenden Schule als allgemeine Aufnahmebedingung, abgesehen von Ausländern oder von In- ländern vorgerückten Alters als zuzulassenden Hospitanten; 3) Akademische Organisation, insbesondere mit kollegialisch geordneter Leitung und nur insoweit beschränkter Lehr und Lernfreiheit, als es im Interesse der Ge⸗ fammtheit geboten sein mag, selbst bei Voraussetzung von Studiren⸗ den so vorgeschrittener geistiger Reife, wie sie durch die Aufnahme— bedingung gewährleistet wird; 4) Anerkennung der Gleichwerthigkeit der an allen deutschen technischen Hechschulen getriebenen Studien, insbesondere auch Seitens der Staatsbehörden, sofern nur an allen diesen Hochschulen gewisse zu vereinbarende, für die verschiedenen tech= nischen Fachrichtungen, unerläßliche Disziplinen vertreten sind.“ — Ferner: „Es ist wünschenswerth, daß in allen deutschen Staaten eine gegenseitig als gleichwerthig anerkannte, nach übereinstimmendem Verfahren unter Staatskontrole abzuhaltende und nach Fächern ge— sliederte Prüfung eingeführt wird. der unter gleichen Verbedingun— gen, insbesoadere auf Grund des Zeuznisses der Reife eines deutschen Gymnasiums oder einer Realschule 1. Ordnung auch solche Techniker nach Vollendung ihres Voꝛstudiums sich unterziehen können die auf stän⸗ dige Verwendung im Staatsdienste einen Anspruch machen. Diese technische Staatsprüfung sei so eingerichtet, daß sie in den polytechnischen Hoch—= schulen die seither üblich gewesene Diplomprüfung, für zukünftige Staatsbeamte aber die seitherige wissenschaftlich technische Staats prüfung ersetzen kann, vorbehaltlich einer von den einzelnen Staaten . außerdem noch zu fordernden letzten, sogenannten praktischen
tüfung.“
Mit der Hauptversammlung ist eine kleine technische Ausstellung verknüpft, welche die neuesten Kenstruktionen und technischen Erfin⸗ dungen vorführt. Mit einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle und . Ausfluge nach der „Flora“ schloß der erste Tag des Kon⸗— gresses.
Salzburg, 28. August. (W. T. B) Der deutsche Juristen⸗ tag ist hier heute eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde Prof. Gneist aus Berlin gewählt, Justiz⸗Minister Glaser hieß die Ver— sammlung im Namen der Regierung willkommen und betonte in sei⸗ ner, Ansprache, daß, wenn die Geset gebung Oesterreichs und des Deutschen Reichs jetzt auch selbständige Pfade schreite, die Geistegarbeit, welche diese Pfade ebene, dennoch eine gemeinsame sei, denn die gestellten Aufgaben seien gleichartig Präsident Gneist knüpfte in seiner Erwiderung an das frühere Tagen des Juristentages in Wien an und hob her— vor, daß der der Versammlung hier zu Theil gewordene Empfang ihm die Gewißheit gebe, daß das Bewußtsein der gemeinsamen Kul⸗ turaufgaben und der gemeinsamen Wirksamkeit für Recht und Frie— den in Oesterreich unverändert geblieben sei. Auf den Vorschlag Gneists wurde der Justiz Minister Glaser zum Ehrenpräsidenten er— nannt. Hierauf erfolgten die Referate über die Civilprozeßordnung und die Gerichtsverfassung.
Dem 66. Baubericht dis Bauraths Voigtel vom 16. Mai d. J. über den Fortbau des Domes zu Cöln entnehmen wir Fol— gendes: Die beiden Thürme des Cölner Domes, seit Einwölbung des Hochschiffes der Vorhalle in ihren Umfassungswänden getrennt emporsteigend, waren im Laufe des Jahres 1875 die alleinigen Ob—⸗ jekte der Bauausführung und konnte deren Aufbau, entsprechend der größeren Arbeiterzahl, über die im Betriebsplane vorgesetzenen Höhen hinaus gefördert werden. Die Unfassungswände des südlichen Dom thurmes schließen mit der Oberkante des 4. Hauptgesimses ab, wäh⸗ rend der nördliche Thurm zu Ende des Jahres 1875 die Linie der Fensterkapitäle bei einer Gesammthöhe von 16 Meter über dem 3. Hauptgesimse erreichten. In Folge der vermehrten Amibeitsleistung hat sich auch die pro 1875 verausgabte Bau—⸗ summe auf 1L0ll578 M 76 3 erhöht und ist der Mehrbetrag getzen die im Betriebsplane vorgesehene Verwendung von 750 000 M speziell für den Ankauf der Werksteine und die Ausführung der Hau— steingrbeiten zu den acht großen Ecfialen in Rechn ang zu sitellen. Da jede der Ecfialen, welche das Okiogen beider Thürme umgeben, eine Höhe von eg. 35 Metern bei einem Durchmesser am Sockel von 6 Metern aufweist; so sind im Laufe des Jahres 1875 im Ganzen ca. 264 steigende Meter dieser umfangreichen und mit Ornamenten allseitig überdeckten Fialen⸗ Entwickelungen einschließlich aller Figuren lauben, Säulen, Baldachine und Bekronungen fertig gearbeitet. Für die Ausführung der frei abgelösten Ornamen te an den 8 Eckfialen, be—= stehend in Kreuzblumen, Riesen, Fronten, Pfeilern, Säulen, kleinen Fie len und Kapftälen, deren Zahl sich auf 1510 Stäck beläust, wurden im Ganzen rot. 159,000 S6. verwendet, und berechnet sich unter Hin zurahme der Ausgabe für die 32 großen Engelfiguren unter den Bal⸗ dachinen zum Betrage von rot. 46106 „S, die Verwendungssumme für die von dem Pfeilerkerne abgelösten Ornamente im Ganzen auf citea 207,500 SG, Die dauernd ungünstige und stürmische Witterung während des Winters 1875,76 verhinderte den Aufbau der sämmt⸗ lichen 8 Eckfialen und geftattete das anhaltende Frostwetter nur die Vollendung der beiden südlichen Eckfialen am südlichen Thurme. Mit Beginn des Monats März 1876 sind die Versetzarbeiten an den 6 übrigen Ecfialen wieder aufgenommen und gehen zur Zeit die 2 nörd— lichen Oktegopfialen des südlichen Thurmes, desgleichen die nordöst— liche Ecfiale des nördlichen Thurmes ihrer baldigen Vollendung ent gegen. Eine große Anzahl geübter Steinm'tzen, die während der Jahre 1871 bis 1874 bei Privatbauten thätig gewesen, trat in Veranlassung der ungünstigen Geschäftsverhältnisse beim Cölner Dombau wieder in Arbeit und erhöhte sich die Zahl der Werkleute, welche in den Jahren 1871 bis 1874 auf durchschnittlich 350 reduzirt war, bis zum
chlusse des Jahres 1875 auf 556 Arbeiter. Gleichzeitig wurden in , , , zu Cöln, Königswinter, Staudernheim, Sbernküiichen, Rinteln und Hildesheim cireg 159 Steinmetzen mit Auslührung von Werksteinen für die Cölner Domthürme andaͤue nd beschäftigt, so daß die gesammte an dem Dombau zu Cöln im Jahre 1875 thätige Arbeiterzahl guf J00 Mann zu berechnen ist. Seit Beginn des Jahres 1876 sind in den Dombauhütten die Werksteine zu den Um— fassungswänden des Oktogon des nördlichen Thurmes nahezu voll⸗ endet und die Gurte, Graͤte und Schlußsteine zu den beiden großen Sterngewölben des vierten Stocwerkes beschafft. Fertig be—⸗ arbeitet 1 fernerhin in den Brüchen zu Staudernheim an der Nahe die großen Entlastungsbögen und Fenster⸗ wölbungen des nördlichen Thurmeöh, so daß zu Ende des Jahres 1876 die Vollendung, beider Domthürme bis zur Höhe ver 3060 Fuß (xeirca 94 Meter) in sichere Aussicht zu . ist. Bereits im Laufe des Winters 1876/77 wird mit der Bearbeitung der Werkstücke zu den Steinhelmen begonnen werden, und sind nament⸗
für die Gräte beider Thurmhelme rechtzeitig in Angriff zu nehmen, da die Ausführung dieser Ornamentstücke eine große Anzahl der ge—⸗ wandtesten Verziexrungzarbeiter für die Dauer von mehreren Jahren beschäftigt. Zur Herstellung der 448 großen Kantenblätter ist ein Stein ˖ quantum von circa 10, 00 Kubikfuß aus den obernkirchener Steinbrüchen in großen Blöcken zu beziehen, deren Gewinnung gleichfalls eine erheb- liche Arbeitszeit beansprucht. Von den für die Lauben der 8 , . Eckfialen im 4. Stockwerke der Thürme zu beschaffenden 32 großen Engelfizuren von 27 Meter Höhe sind 28 Statuen vollendet und theilweise versetzt, desgleichen die plastischen Arbeiten für die Statuen und Reliefs des Westportals in so weit gefördert, daß die Einfügung des gesammten noch fehlenden plastischen Schmucks der Westfront in den Jahren 1876 und 1877 erfolgen wird. Unter Hinzuziehung der Baukosten in den Jahren 1864 bis ultimo 1874 zum Betrage von 5-418, 689 66 55 8 sind im Laufe von 12 Jahren von 1864 bis ultimo 1875, im Ganzen 6,493,159 1M. 29 83 zum Ausbau der Thürme des Cölner Domes angewiesen und verwendet worden. Seit dem Bestehen des Dombauvereins (1842) sind demselben bis zum 30. Mai 1876 überhaupt überwiesen worden 8, 239,460 M 44 8, davon sind zum Dombgu verwendet worden 8, 099, 55 ½ς 64 8 und 123,77 M 64 83 zu Verwaltungskosten und Festlichkeiten. Allein aus den bisherigen 11 Prämienkolleklen hat sich ein Zinsengewinn von 459,464 M 2 8 ergeben.
Die Vitoria regia im Königlichen botanischen Garten hierselbst hat am Freitag Nachmittag ihre erste Blüthe entfaltet. Dieselbe blüht bekanntlich nur zwei Tage weiß, schließt sich dann wieder und blüht zwei Tage roth, dann taucht sie unter Wasser und reift dort den Samen. Jedesmal nach einer Pause von zwei Tagen entfaltet sich nun eine zweite Blüthe, die nach zweitägigem Leben gan wie die erste in dem Wasser verschwindet. Die Blume ist in diesem . . , Knospen, daß die Blütheperiode mehrere Wochen
auern wird.
Mit Adolf Tidemand, der, wie bereits gemeldet, in der Nacht vom 24. zum 25. August in Christiania verstarb, ist einer der hedeu . tendsten nordischen Meister und eines der hervorragendsten Mitglieder der Düsseldorfer Schule, der er gleich den meisten seiner bekannteren Landsleute angehörte, dem Leben entrissen worden. Am 14 August 1814 in Mandal im südlichen Norwegen als Sohn eines Kammer raths und Zolldirektors geboren, hatte er schon mehrere Jahre hin⸗ durch die Kepenhagener Akademie besucht, als er dieselbe 1837 mit dem blühenden Düsseldorf vertauschte, wo sich, zunächst unter der Leitung Th. Hildebrands, dann unter derjenigen Schadows, sein reiches Talent entwickelte, als dessen erste größere Frucht das im Jahre 1841 vollendete Historienbild „Gustav Wasa unter den Dalekarliern' zu betrachten ift. Bald darauf ging Tidemand nach einem kürzeren Aufenthalt in München auf ein Jahr nach Italien, von wo aus er im Jahre 1842 in seine Heimatb zurückkehrte. Die Eindrücke, die er jetzt während eines dreijährigen Verweilens in Nor— wegen empfing, wurden für seine künstlerische Richtung derart bestim⸗ mend, daß er sich fortab der Genremalerei zuwandte und seine Motive mit Vorliebe dem ursprünglich frischen, schlichten und kräftigen norwe⸗ gischen Volksleben entnahm. Seit 1845 nach Düsseldorf zurückgekehrt, be⸗ gründete er seinen Ruhm auf diesem von ihm gewählten Gebiete durch die in der Düsselderfer städtischen Galerie und in einer Wiederholung in Christiania befindliche Darstellung des „Gottesdienstes der Hau— gianer‘ (einer norwegischen Sekt“), die in dem ergreifenden Eenst und der Innigkeit der Empfindung, in der Treue und Schlichtheit der Auffassung, in der lebendig und individualisirenden Charakteristik der geschickt gruppirten Gestalten und in der ansprucht los gedie⸗ genen, kräftigen Behandlungsweise für die künftlerisch. Eigen⸗ art Tidemands in hohem Grade bezeichnend ist. Auch in seinen ferneren gehaltvollen Schöpfungen sind es im Wesentlichen dieselben Eigenschaften, die den Beschauer anziehen, — vor allem fast stets ein bedeutsamer, meist einster und häufig die religiösen Aeußerungen des Volks lebens veranschaulichender Inhalt, den der Künstler in seiner innersten Tiefe zu erfassen und in einfach präten— tionsloser Weise zu nachhaltig fesselndem Ausdruck zu bringen weiß. Dem ernftreligiösen Sinn, den viele dieser Gemälde bezeugen, entsprach es, daß Tidemand, von seinen Landeleuten hierzu aufgefordert, mehrmals auch Kirchen seiner Heimath mit Altarbildern schmückte, von denen ein Christus am Kreuz, eine Taufe und eine Auferstehung Christi genannt werden. — Als naheliegende Beispiele der vorzugsweise von Tidemand gepflegten Kunst mögen die drei in der Raveng'schen Galerie befindlichen Ar— beiten desselben, „die Weise“, der „Wolfejäger, lauf der Senne seine Abenteuer erzählend,“ und die „Begräbnißfeier in Norwegen“ erwähnt sein, denen sich eine lange Reihe anderer, gleich tüchtiger Bilder anreihen ließe. In zer Nationalgalerie ist der Künstler durch die Staffage einer jener Landschaften seines Freundes und Landsmannes Gude vertreten, mit dem er sich häusig in ähnlicher Weise zu gemeinsamem Schaffen verband. Seit 1845 hielt sich Tidemand, soweit ihm nicht Studienreisen ein anderes Ziel setzten, abwechselnd in Düssel dorf und in seiner Heimath auf, in die er schließlich gänz— lich übersiedelte und in der er nach längeren Leiden sein Leben be— schloß. Daheim wie im Ausland nach seinem vollen Werth geachtet, hat es ihm an äußerer Anerkennung seines Talents niemals gefehlt. Er war Mitglied der Kunstschule zu Christiania, der Akademien von Sieckhelm, Berlin, Wien, Kopenhagen, Amsterdam und Rotterdam, sowie u. A. Ritter des Olaf Ordens, der großen goldenen Medaille von Berlin, die er 1848, der Pariser, die er 1355, und der Wiener Weltausstellungs⸗Medaille, die er 1873 erhielt.
Der Schiffsbaumeister Brevig in Fredrikshald in Norwegen hat zufolge „Fredrikshald Tilsk. eine eigene Art von Maschine erfun den, die, wenn sie sich bewährt, für die Seeschiffahrt von unberechen— barem Nutzen sein wird. Die Bestimmung der Maschine ist wesent⸗ lich, zu untersuchen, wo ein Schiff leck ist, soll aber gleich⸗ zeitig auch dazu dienen, ein Schiff zu heben und flott zu machen, wenn es auf Grund gestoßen und mit Wasser gefüllt ist. Die Ma— schine wurde kürzlich auf der Weift der Herren Loranges in Fredriks hald, als ein neusebantes Schiff, vom Stapel lief, geprobt und zeigte sich dabei eh geeignet, selbst das kleinste Leck zu entdecken. Was die Maschine so besonders anwendbar und zweckmäßig macht, ist der Umstand, daß die Untersuchung gleich sicher vorgenommen werden kann, ob das Schiff auf dem Lande oder im Wasser liegt.
Auz Bad Gastein vom 25. d. M. wird gemeldet: Seit heute früh ist hier ununterbrochener dichter Schneefall. Der Schnee liegt schuhhoch in den Straßen, zahlreiche Bäume sind unter der Schneelast gebrochen. Der Schneefall dauert fort.
Die Venetianischen Blätter bringen eine Reihe von Einzelnheiten über die Eröffnung des internationalen Turnerkongresses in Venedig, zu welchem sich Turner aus Deutschland, Oesterreich und der Schweiz zahlreich eingefunden haben und von Seiten der italienischen Turner und der venetianischen Bevöl kerung sich der herz⸗ lichsten Aufnahme erfreuen.
Die Syndikats kammer von Pgris hat eine Kommis⸗ sion ernannt, um einen Bericht über Weinverfälschungen ab— ien m n nen einen Brief an den französischen Minister
ür Handel und Ackerbau gerichtet, in welch em festgestellt wird, daß seit der Ernte von 1875 die künstliche Farbung der Weine einen sowohl in Bezug auf die Gesundheitépfleze wie auf die öffentliche Morgl beunruhigenden wie beklagenswerthen Grad er— reicht habe, Ein anfänglich nur einzeln vorkommender Mißbrauch drohe jetzt eine öffentliche Gefahr und ein allgemeiner Skandal zu werden. Thatsächlich ist es wahr, daß gewissenlose Händler ihre Weine mit Gamhechehol; Heidelbeeren, Flieder, Cochenille ze, färben, und mit dem Fortschiitte der Wissenschaft nichl gezaudert haben, diese wenigstens unschadlichen Stoffe mit cheinischen Ingredienzien zu vertauschen, die
lich die Vorarbeiten zur Beschaffung der 448 großen Kantenblätter
geradezu reines Gift sind. Die Benutzung des Fuchsins namentlich
wird nicht nur die franzoöͤsischen Weine denen des Auslandes gegenüber entwerthen, sondern auch den Konsum anderer Getränke, namentlich von Bier, Cidre 2, auf Kosten des Weinverbrauchs steigern. Die . bittet daher den Minister, die nothwendigen Maßregeln zu ergreifen.
Nachdem der einsame Schiffer mit seinem Boote Centen⸗ nig!“ am Montag in Liverpoo! angekommen ist, erfährt man Näheres über dieses Wagniß, den Atlantischen Ocean in einem derartigen Fahrzeuge zu durchkreuzen. Am 15. Juni verließ Mr. Johnson unter herzlichen Zurufen der Einwohner die Stadt Gloucefter. Das Anfangs gute Wetter ward nebelig und windig. Am 22. legte er in Shake Harbour mit beschädigtem, Kompoß an. Am 25. ging er weiter und hatte bis zum 7. Juli die b ste Fahrt. Durch einen Sturm gerielh er in Noth, lehnte aber das Anerbieten eines nach Liverpool fahrenden Kapitäns, auf dessen Schiff zu gehen, ab. Er legte täglich durchschnittlich 7109 Mei en zurück.
Theater.
Das National⸗Theater brachte zur Feier von Goethe's Geburtstag den Egmont“. Viel Gäste und Debutanten sind in den Kreis dieses Bühnenverbandes eingetreten, hatten aber unter der tüchtigen, gewandten Direktion gleich ein gutes Ganze hervorgebracht; nur trat diegzmal im Einzelnen die Eigenthümlichkeit hervor, daß die kleinen und Nebenpartien fast durchweg vollendeter waren und besser dargestellt wurden, als die Hauptrollen, soviel Gutes diese auch hat⸗ ten. Hr, Delmar (Debutant) gab Egmonts Schreiber mit großer Wahrheit, Innigkeit und edlem Anstand; Hr. Hoffmann wußte dem Brakenburg das Unangenehme, das dieser Partie sonst anhaföet, glücklich durch warmen Gefüblsausdruck zu nehmen; Hr. Senf Gon Meiningen, Debutant) gab den Raysum recht brav; der Vansen war eine Meisterleistung des Hrn. Menzel, die ihm all— gemeinen Beifall und Hervorruf einbrachte. Was die Vertreter der Hauptpartien angeht, so gab Hr. Pfadisch (vom Stadtthegter in Königsberg) den Ezmont, zrefflich ausgestattet mit äußeren Mit teln, Gestalt, Organ z., brachte den Ernst der Situation stets vollkommen zum Ausdruck, zeigte auch Gefühl und Wärme der Em⸗ pfindung, aber die fröhliche Leichtlebigkeit, die ganze poetische Sorg⸗ losigkeit fehlte ihm, was besonders im Gespräch mit Oranien hervor⸗ trat, da Hr. Fellenberg diesen, den Schweigsamen“, mit einer Lebendigkeit und einer Renseligkeit ausstastete, daß Beide die Rollen vertauscht zu haben schienen. Auch Hr. Kreutz amp vergriff sich in der Partie des Alba, den er ganz als bösartigen Intri⸗ guanten, nicht als den ruhigen, düster entschlessenen Fanatiker auffaßte. Das Clärchen gab Frl. Frauenthal vom Königlichen stän⸗ dischen Theater in Graz, Die Künstlerin ist mit guten äußeren Mitteln begabt, und Vieles gelang ihr trefflich, namentlich die Scenen schmerxzvoller Erregung, so ihr Abschied von Brakenburg und dem Lehen. Aber die rechte aufjauchzende Lust des übermüthigen Kindes kam nicht zu ihrem vollen Rechte. Trotzdem ist sie ein schönes Talent und so frei von jener Unnatur und Unmanier, daß sie hoffentlich bald eine Zierde dieser Bühne sein wird. = Die Mitglieder des Berliner Sradttheaters brachten im Thalig-⸗-Theater am Sonnabend zum 1. Male das Rosensche Lusispiel: Ein Engel, das am Königlichen Theater schon so oft durch Re meisterhaften Leif ungen der Fr. Frieb⸗Blumauer und des Hrn. Döring großen Beifall gefunden hat. War es demnach ein Wagestück, an einer Privatbühne dasselbe Lustspiel zu geben, so muß man doch anerkennen, daß dieses Wagestück gelung n ist Frl. Fannh Heller gab, als erstes Debut, die Partie der Kommerzien Räthin fein, ohne Uebertreibung und mit recht pikantem Humor; Hr Bojock zeichnete den alten Lebemann recht glücklich; Frl. Savary gab die Tochter des alten Geschäftsreisenden einfach und natürlich und hrachte die Würde der Armuth und Arbeit, ohne alle Prüderie oder Mani— riertheit recht trefflich zur Erscheinung Frl. Miller, des Kom— merzien Ra hs junge Tochter, war sehr anmuthig in ihrer kindlichen Ausgelassenheit, die Anderen schlossen sich im Ganzen gut an.
— Am Sonnabend, den 2. September, wird unter der Direktion des Hrn Emil Thomas auch as Wolters dorff ⸗ Theater wieder eröff net werden, nachdem dasselbe durchgeh nds renovirt und, wie wir hören, in seinen inneren Räumen insofern wesentlich ver⸗ bessert und verschönert ist, als sämmtliche schlechte Parquet-Seiten-⸗ plätze fortgefallen und an Stelle derselben erhöhte Parquetlogen ge⸗ treten sind — Neben einer Festouverture und einem Prolog zur Feier des Sedantages wird die nach seinem älteren Stücke neu bear beitete Posse: „Wenn Leute Geld haben — können sie lachen von A. Weirauch zur Aufführung gelangen, in welcher neben Hin. Dirck— tor Thomas die ersten Kräfte des sonst durchweg neuen Personals beschäftigt sind.
— Der ehemalige Wiener Hofschauspieler und artistische Direk- tor des hiesigen Residenztheat'rs Hr. Eduard Kierschner, eröffnet am 15. September in Berlin eine Theaterschule, welche vollständige allseitige Ausbildung für das Theater bezweckt. Die Eleven werden, um eine wirkliche Propädeutik für den theatralischen Beruf zu ermöglichen, theoretisch, und praktisch eingeübt und es werden darum auf einer zweckmäßig eingerichteten Schulbühne regel mäßig wiederkehrende Voistellungen stattfinden, deren Repertoir außer bereits bekannten und erprobten Stücken auch neue Werke jun- ger Autoren bringen wird, welche sonst nicht Gelegenheit fänden, auf die Bühne zu kommen.
ESingegangene literarische Neuigkeiten.
Die Bestrafung des Vertragsbruches und analoger Rechte verletzungen in Deutschland. Von Dr. Wilhelm Sickel. Halle. Verlaz der Buchhandlung des Waisenhauses. 1876. (182 S)
Wiederverheirathung eines beständig von Tisch und Bett getrennten Ehegatten. Von Dr. Adolf Nölzel. Berlin, 1876. Verlag von Franz Vahlen. C72 S)
Die Militär- Laufbahn. Im Wortlaut nach amtlichen Quellen. Berlin, 1876. J. Bochmanns Verlag. Thl. 1 u. 2. (94 u. 72 S.) kl. 8. DVolytechnische Bibliothek. Menalliches Verzeichniß der in Deutschland und dem Auslande neu erschienenen Werke aus den Fächern der Mathematik und Astronomie, der ift, und Chemie, der Mechanik und des Maschinenbaues, der Baukunst und Ingenieur⸗ wissenschaft, des Berg und Hättenwesens, der Mineralogie und Geo- gal. 1g it Inhaltsangabe der wichtigsten Fachzeitschriften. Nr. 7.
uli 6.
Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redacteur Dr. L. Wittmack, General⸗Sckretär des Vereins. Mit Tafel IV. Berlin. In Kommission bei Wie⸗ gandt, Hempel K Parey. 19. Jahrg. August 1876.
Ortschaftsverzeichniß des Großherzogthums Olden⸗ burg, aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom L. Dezember 1875. Herguegegeben vom Großherzoglichen statistischen Bureau. Oldenburg, 1876. Schulze'sche Hofbuchhandlung und Hof buchdruckerei. (166 S.)
Karte der dänischen Insel Bornholm nebst Beschrei⸗ bung der wichtigsten landschaftlichen Punkte. Als Anhang: Die Münzverhältnisse in Dünemark. Grammatische Notizen un) deutsch= dänisches Wörterverzeichniß. Zum Gebrauche für Neisende und Touristen von A. Woldt. Berlin, 1875. Im Selbstverlage des Herausgebers. (32 S. nebst Karte.) 32.
Redacteur: F. rehm.
Verlag der Expedinon (Kesseh. Drei Beilagen
leinschließlich Börsen · Beilag?).
Berlin: Druck: W. El aner
desselben
zum Deutschen Reichs⸗An
Jur Beurtheilung V
(Vgl. Rr. 202 d. Bl.)
ausgesprochen:
1) daß die von der Kommission in ihrem — als bekannt vorauszusetzenden — Schiußgutachten skizzirten Grundzüge eines einheitlichen Tarifsystems an und für sich zwar als e die erstrebte Einheit auf dem Tarifgebiete zu vermitteln, daß dieselben jedoch für die Formulirung praktisch zu verwer⸗ chender Vorschläge eine genügende Basis nicht gewähren könnten,
erachten,
weil wesentliche Punkte, insbesondere!
gut, die
artikel in die Spezialtarife durch die Höhe
besondere des Satzes der allgemeinen Wagenladungsklasse für
offene Wagen von 2090 Centner und der
den Sätzen für 100 Centner und 200 Ceniner, und bedeckte Wagen bedingt werde, diese aber unentschieden ge⸗
lassen sei;
2) daß unter solchen Verhältnissen sowie in Rücksicht auf
wirthschaftliche
die gegenwärtige allgemeine sich widerrathe, über ein in
empfehlen,
bahnen genügend klar gestellt
züge eines Tariffystems zur Klarstellung d
unter Rücksichtnahme auf der Reichsverfassung wie durch Erledigung neten, sonst noch offen gebliebenen Punkte,
Beschlußnahme des Bundesraths, falls derselbe allerdings wenig aussichts vollen Wege der freien Vereinbarung der Eisenbahnverwaltungen unter sich, sei es eventuell im Wege der Gesetzgebung das Erforderliche zu
fugt erachte, sei es in dem
veranlassen; 3) daß der provisorischen Frachtzuschläge aussprechen
rungen ersuchen wolle, in Bezug hierauf das Erforderliche in die Wege zu leiten, soweit solches die Betriebs⸗ und Finanzverhält⸗ nisse der betreffenden Bahnen zulassen würden
Das Reichs-Eisenbahnamt hat in der
erkannt, daß bezüglich des in dem Gutachten stizzirten Tarifsystemz, wenn auch eine unmittelbare praktische Verwerthung einstweilen ausgeschlossen bleibe, de obwaltenden Verhältnissen Erreichbare gegeben sei,
empfohlen, bei den Verhandlungen zur Er Unterlagen Erörterungen auf anderer Richtung, als solche wonnen wurden, auszuschlie ßen,
durch
Resultat, die mögliche Brücke zu einem besseren Zustande,
wieder preisgegeben werde.
Für die Erlangung der fehlenden Unterlagen bezeichnet das
Reichs⸗Eisenbahnamt unter Hinweis auf Rechte der Privatbahnen in Verbindung §. 49 des preußischen
betrifft, so begegnet es aus den Festsetzungen in fassung die Befugniß beiwohnt, Frachttarifsystem unter
einreihung vorzuschreiben. Allerdings hat der Juni 1874 nicht nur
reform von der Tariferhöhung abhängig
nur unter Voraussetzung der Annahme eines näher bezeichneten
Tarifsystems zuzulassen. Indessen war in dem Beschlusse bezüglich der Sätze, daß bei denmächstiger Normirung der
die Frachteinheiten der generellen Wagenladungsklassen zu der Frachteinheit für Stückgut in ein angemessenes Verhältniß zu
bringen, dahin zu wirken, daß Sätzen für Klasse A. nicht weniger a
Klasse B. nicht weniger als 50 Prozent der Sätze für Stück⸗
gut betrage, . für die Auffassung des Bundesraths ü
zeichnend und in der That verleiht der
verfassung dem Bundesrath nur das
führung von Reichsgesetzen treffen. Ein das wesen regelndes Gesetz ist bisher schnitt VI. der Reichsverfassung,
nicht
Aufforderung des Artikels 45,
lich le Gleichman igkeit Kohlen, Koks, Holz, Erzen, Landwirthschaft
allgemeine Direktive, aus : übung eines Zwanges kaum abgeleitet w
unseres Eisenbahntarifwesens.
See. betreffs der Zahl der Klassen für Stückgut, : Spezialtarife, der Anwendung der Sätze der allgemeinen und der Spezial⸗Wagenladungsklassen, der Zulassung von Aus⸗ nahmetarifen neben den Klassen des Tarifschemas, .
offen geblieben und weil ferner die Zahl der Klassen für Stück⸗
Zahl der Spezialklassen, die Nothwendigkeit von Aus⸗
nahmetarifen, sowie die demnächstige Einreihung der Transport⸗
seinen Grundzügen skizzirtes Tarif⸗ system Beschluß zu fassen und dessen Durchführung unter der Autorität des Reiches sei es anzuordnen, sei bevor nicht die Wirkung eines solchen den allgemeinen Verkehr sowie auf die Erträͤgnisse der Eisen⸗ worden, und daß deshalb event. wegen der Ergänzung der von der Kommission empfohlenen Grund⸗
durch Festsetzung der Maximaleinheitssätze bezw. der prozentualen Verhältnisse in den Sätzen der einzelnen Klassen den Einpfennigtarif des Artikels 45
. * 3. . Bundesrath sich für thunlichste Aufhebung der
anderer
damit das bis dahin erzielte
Eisenbahngesetzes vom 3. November 1838 begründeten Entschädigungspflicht drei Wege, nämlich die Be⸗ schlußnahme durch den Bundesrath, die freie Vereinbarung mit den Eisenbahnverwaltungen und den Weg der Gesetzgebung.
Was zunächst die Beschlußnahme durch den begründeten Zweifeln, daß demselben Artikel 7, 42 und 45 der Reichsver⸗ mit entscheidender Wirkung ein Fixirung der Normalsätze resp. eines Rormalsatzes und der zulässigen prozentualen Verhãltnißsãtze fur die einzelnen Abtheilungen des Systems, sowie die Artikel⸗
Bundesrath durch seinen Beschluß vom die Grundzuge eines Tarifsystems festge⸗ stellt, sondern auch bezüglich der prozentualen Sätze einzelner Klassen Festsetzungen getroffen die Kompetenzfrage ist hierbei aber un⸗ berührt geblieben, weil die Verhältnisse es gestatteten, die Tarif⸗
erforderlichen Anordnungen zu Eifenbahnwesen bezw. das Eisenbahntarif⸗
insbesondere der Artikel 42, „die Bahnen wie ein einheitliches Netz zu verwalten und die dahin zu wirken: „daß die mög⸗ und Herabsetzung der Tarife erzielt, ins⸗ befondere, daß bei größeren Entfernungen für den Transport von Steinen, Salz, Roheisen, Düngungs⸗ mitteln und ähnlichen Gegenständen ein dem Bedürfniß der und Industrie entsprechender ermäßigter Tarif und zwar zunächst thunlichst der Einpfennigtarif eingeführt
werden, enthalten nur generelle Vorschriften, ⸗ ö! der bestimmie Befugnisse für die Aus⸗
geeignet zu
der Zahl der
der Frachtsätze, ins⸗
Frachtunterschiede in sowie für offene
Lage Deutschlands es
es auch nur zu Systems auf
es praktischen Effekts
der unter 1 bezeich⸗ sei es im Wege der hierzu sich be⸗
1 . .
und die Bundesregie⸗
Denkschrift ferner an⸗ der Kommission
das unter den und zugleich langung der fehlenden
Basis und nach die Kommission ge⸗ nicht
die konzessionsmäßigen mit einer etwa nach
Bundesrath
zu machen und letztere schon die Wortfassung Sätze zu dem Zwecke,
die Differenz in den ls 33153 Prozent, für
ber die Kompetenz be⸗ Artikel 7 der Reichs⸗ Recht, die zur Aus⸗
erlassen und der Ab⸗
beziehungsweise eine
Eisenbahnamt selbst That dürften die Wa 18ur In der Denkschrift hat das Reich⸗-Eisenbahnamt sich dahin ö. . ĩ ei ö. ein bestimmtes Tarifs fester Normalsätze handelt, wie vor Freiheit in der Frachtst
men, daß die Verwa Verhãltnisse den Aufsichtsbehörden die eit 2 anderen Richtung fern zu halten. Ein wie weit mit dergleichen
Erste Beilage
zeiger und Königli
Berlin, Dienstag, den 29. August
Den Weg der
Herstellung eines in befriedigendes Resultat
der Tarifreform nicht hlos
das Berlangen tragen werden,
eine Verständigung
dauernd aufrecht und Abweichn
die Eisenbahnen in Oester fugnisse der staatlichen Au find, als in Deutschland und wo nur die Maximalhöhe der Fahr⸗
der Fahr⸗Frachtpreise d und außerdem seit einer gesellschaften die Verpflichtung
Reihe von J enthalten,
welche der größte Theil allgemeinen österreichischen Verbandsverkehr
Ministeriums zu unterwerfen. Das Bedürfniß
neben anderweiter Regelung
führung von der Regierung in Rücksicht auf die
der Konzessionsurkunden und schwierige einzelnen konzessionirten Gesellschaften en in der Erwartung zurückgezogen,
würde. Die Bahnverwaltungen haben sich Durchführung der Tarifreform schlüssig dels⸗Ministerium mitgetheilt,
welche die einzelnen Gesellschaften nach legien
vorbehalten müßten, jederzeit von der angenommen 6 zurückzutreten; waltungen, welche in Rücksicht auf die ih für gewisse Artikel wären, die nach entfallenden Sätze in Anwendung zu br Spezialtarife erlassen.
zeigen, und somit Zustände lediglich auf Entschädigung, fei es durch den Erwer das Reich zu erhoffen sein.
Dieser Ueberzeugung scheinen
gegebenen von Seiten der Herren von Wedell Die von der Kommission gewo punkte seien zwar als eine feitigung der dringendsten bahntarifwesen anzuerkennen,
Höhe der Tarifsätze zur Einführung die deutschen Eisenbahnen, portanstalt entsprechend, auf allen Normen und als einheitliches Retz ver heutigen Besitzstande der deutschen
Forderung nicht durchführen, ohr erheblich zu schädigen; es erscheine Bedürfniß der Verkehrs⸗ und essen, daß die Herstellung eines eführt werde.
9 ick Seiten der
In Erwägung,
Tarifeinrichtungen berechtigten befonderen Interessen d gesellschaften resp. dingt sind;
daß dagegen die Eisenbahnen,
mehr im Einklange mit
lichen Tarifsystems allein maßgebend daß ein solches es dauernd seinen jeweiligen Konzessionen . einzelnen Gesellschaften abhängig sondern einerseits eine mit
der
erden können.
ansgerüstete Reichs⸗Aufsichts behörde,
freien Vereinbarung bezeichnet als einen wenig aussichtsvollen, und in der hrnehmungen bei den bisherigen Versuchen einheitlichen Tarifs
in Aussicht nehmen lassen, als es
chema, sondern auch um die Fixirung die Bahnverwaltungen aber nach
ellung den Einfluß zu sichern, ĩ her in Ausübung ihrer konzessionsmäßigen Rechte auf sämmt⸗
liche Verkehrsverhältnisse ausgeübt haben. zene ö ; . ltungen unter dem Drucke der gegenwärtigen
erzielen, Macht fehlen,
Vereinbarungen zu kommen, gewähren reich Ungarn, wo bekanntlich die Be⸗ fsichtsbehörden sehr viel weitergehende die ertheilten Konzessionen nicht und gie gn! e festsetzen, sl on⸗
auch die Regelung der Fahr⸗Frachttarifbestimmungen, sowie 1 z . ,, ausdrücklich vorbehalten
senige Romenklatur und Klasfifikation der Waaren, sowie die⸗ jenigen Tranzportbestimmungen zur Anwendung zu bringen, der österreichischen Eisenbahnen für den
sollte, resp. sich den desfallsigen Anordnungen des Handels-
nach einer Tarifreform hat sich auch in Desterreich geltend gemacht, und um solche zur Durchfuhrung zu bringen, war nach Verhandlungen mit den Eisenbahngesellschaf⸗ ten beim Reichsrathe ein Gesetzentwurf eingebracht, der Maximalsätze
eines einfachen Tarifsystems bezielt.
kam im Reichsrathe jedoch nicht zur Erledigung,
Vereinigung der Eisenbahngesellschaften, welche eine Abänderung
daß die Tarifreform auf Basis der einheitlichen Klassifikation durch bloße Vereinbarung zwischen der Regierung und den Bahngesellschaften durchgeführt werden
daß die Einführung der neuen Waarenklassifikation unter Anwendun derjenigen Einheitstaxen,
und Konzessionen einzuheben berechtigt seien, erfolg werde, daß die fämmtlichen einzelnen Gesellschaften sich indessen nach ihrem freien Ermessen
auch würden diejenigen Bahnver⸗
vorgeschriebenen Sätze nicht in der Lage der neuen Klasseneintheilung für diese Artikel
Aehnliches würde sich unzweifelhaft auch utschl eine Besserung der gegenwärtigen unleidlichen dem Wege der Gesetzgebung, sei es unter
auch die von 4 Mitgliedern
der Tarifreform⸗Enquete⸗Kommission dem Schlußgutachten bei⸗ Separatvota entsprungen zu sein. Diese lauten:
vortheilhafte Grundlage zur Be⸗ Uebelstände im deutschen Eisen⸗ sie erfüllten aber nicht die An⸗ forderungen, welche an eine genügende Lösung der Tarif⸗ reformfrage mit Recht gestellt würden. Die ? erheischten immer gebieterischer, daß gleichzeitig mit dem ein⸗ heitlichen Tarifsysteme eine gemeinschaftliche Grundlage für die
dem Charakter der öffentlichen Trans⸗
ohne berechtigte Privatinteressen
allgemeinen Wirthschaftsinter⸗
Deutschland sich erstreckenden Reichs⸗Eisenbahnnetzes herbei⸗
Herren Delbrück und Bergmann:
daß die verschiedenartigen, die Nationalwohlfahrt schädigenden auf den deutschen Eisenbahnen durch die Verfolgung der vom Standpunkte des Privatrechtes aus
Staatseisenbahnen hervorgerufen und be⸗
ihrer Tarife nicht als Privatunternehmungen —; . kan Artikel 45 der Reichs verfaffung in
erster Linie als öffentliche der wirthschaftlichen Thãtigkeit des Landes dienende Üünstalten anzusehen sind, und dieser Gesichts⸗ punkt bei Erlaß eines ganz Deutschland umfassenden einheit⸗
einheitliches Zweck erfüllen soll, nicht von den Einzelstaaten
weitgehenden
das Reichs⸗
umsoweniger
um die Einengung
sich durch möglichste den sie bis⸗ Aber auch angenom⸗ so würde doch die erzielte Ein⸗
ngen in der einen bezeichnendes Beispiel,
ahren für die Privat- im Frachtverkehr die⸗
einzuführen beschließen
welcher die Ein⸗ Dieser Entwurf wurde vielmehr inzwischen stattgehabte
Unterhandlungen mit tbehrlich erscheinen ließ,
denn auch über die gemacht und dem Han⸗
Maßgabe ihrer Privi⸗ erfolgen
en Waarenklassifi⸗
nen in den Konzessionen
für diese Artikel in Deutschland
ingen,
b der Eisenbahnen für
und Stumm: nnenen Verständigungs⸗
Die Verkehrsinteressen
gelange, daß überhaupt
Gebieten nach gleichen waltet werden. Bei dem Bahnen lasse sich diese
deshalb als zwingendes
einheitlichen über ganz
er einzelnen Eisenbahn⸗
insbesondere in Betreff sondern viel⸗
sein muß;
Tarifsystem, wenn
oder der
gemacht werden darf, Befugnissen
erklären die r punkt, von dem aus sie dem Gutachten beigetreten sind, er⸗
lãuternd,
9 ch Preußischen Stants⸗Anzeiger.
1826.
gen erfordert, welche die auf dem Gebiete des Privatrechts gewährleistete freie Bewegung hindern, und zu Gunsten der Reichswohlfahrt wohlerworbenes Privateigenthum und berech tigte Finanzinteressen einzelner Bundesstaaten werden schãdi⸗
gen müssen, Herren Delbrück und. Bergmann ihren Stand⸗
daß die Durchführung eines ganz Deutschland umfassenden einheitlichen Tarifsystems nothwendig die Herstellung eines ein⸗ heitlichen über ganz Deutschland sich erstreckenden Reichs⸗Eisen⸗ bahnnetzes im Gefolge haben müsse, sei es, daß dieses durch Ankauf der Bahnen, sei es, daß es durch andere Kombi⸗ nationen hergestellt werde, wenn nicht stets wieder neue, den Verkehr tief schädigende Wirnisse entstehen oder durch an sich unberechtigte Uebergriffe in wohlerworbene Rechte schwere Verluste für Einzelne und für den Nationalwohlstand ein⸗ treten sollen.
Zur sozialen Frage. (Vergl. Nr. 193 d. Bl.) Die Raiffeisenschen Darlehnskassenvereine in der Rheinprovinz.
Die Raiffeisenschen Darlehnskassenvereine in der Rheinprovinz, welche sich feit einigen Jahren auch nach Westfalen und der Previnz HessenNassau verbreitet haben, sind der erste in größerem Umfange angestellte Versuch, der Kreditnoth des kleinen Landwirthz in Deutsch land durch ein fpeziell dafür eingerichtetes Bankwesen abzuhelfen. Zugleich sind sie eine eigenthümliche Anwendung des genossenschaftlichen Prinziptz, welches in ihnen aber in anderer Weise als in den von Schulze⸗ Delitzsch geleiteten Vereinen zum Ausdruck gelangt. Die die jerhalb Fffentlich geltend gemachten Bedenken haben zuerst die Aufmerksam keit weiterer Kreise auf die Raiffeisenschen Darlehnskassenvereine gelenkt und auch Ende 1874 den Minifter für die landwirthschaftlichen An⸗
elegenheiten veranlaßt, eine Enquete äber diese Vereine zu veran— i, Die betreffende Kommission gelangte zu der Ueberzeugung, daß die einzelnen lokalen Vereine segensreich wirken, wenn auch manche Einrichtungen als verbesserungsbedürftig erschienen. Wie u. A. die Ver= handlungen im Deutschen Reiche tage vom 19. Januar d. J. bewiesen, haben sich die Gegner der Raiffeisenschen Vereine durch die Erg bnisse jener Enquete in ihren Ansichten nicht umstimmen lafssen. Das Lehrer ⸗ kollegium der landwirthschaftlichen Akademie zu Peppelsdorf hat da⸗ her mit Genehmigung des Ministers für die landwirthschaft⸗· lichen Angelegenheiten beschlossen, eine neue eingehende Er— örtkerung der gedachten Vereine für die internationale Aus⸗ stellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen zu Brůssel zu veranlassen, auf welcher auch die Entwickelung der Schulze schen Genossenschaften veranschaulicht ist. Mit dos Ausführung der Arbei wurde der mit den Verhältnissen genau bekannte Stun irende der Aka⸗ demie zu Poppelsdorf und Universität Bonn, Hr. Theodor Kraus, betraut, dem es indessen bei ber Kürze der ihm gestatteten Zeit and der Schwierigkeit, das weit zerstreute Material zu sammeln, nur ze⸗ lungen ist, von 46 Vereinen die statistischen und sonstigen Daten zu erhalten. Auf Grund der letzteren ist ein in Brüssel als ein Theil der Kollektivausstellung des Königlich preußischen Ministeriums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten ausgestelltes Werk“) verfaßt worden, welchem wir das Nachstehende entnehmen. . Das Verdienst, das Genossenschaftswesen den ländlichen Verhält— nissen entsprechend eingerichtet zu haben, gebührt Hrn. Raiffeisen, 1849 Bürgermeister in Heddesdorf, wo er den ersten derartigen Ver- ein begründete. Hervorgerufen durch den Wucher, dem die kleinen Landwirthe am Rhein verfallen waren, wollen die Vereine dem Land- wirth' die Möglichkeit gewähren, sich von den Wucherern frei zu machen und wieder ein schuldenfreier selbstoertrauender Unternehmer zu werden. Dieses Ziel haben die Vereine ihren Mitgliedern gegen⸗ äber erreicht. Anfangs entstanden die Vereine selbständig, in ihrer Entwickelung aber sind sie durch die Erfahrung, dnrch den Vorgang der Schulzeschen Genossenschaften und durch die Gesetzgebung wesent⸗ lich modifizirt worden. — . .
Die Zahl der Raiffeisenschen Vereine beträgt über 100, indessen ist es, wie bemerkt, bis jetzt nur möglich ,., Verhãltnisse von A6 derselben genau zu ermitteln. Dieselben zählten 1376 Mit- glieder im Durchschnitt 160) und hatten 757,186 Thlr. im Durch- schnitt 17.113 Thlr. Darlehne gewährt. Zu diesem Zwecke waren 551A 875 Thlr. als Anlehen au'genommen und 57096 Thir. Spareinlagen verwendet worden, so daß die Vereine jim Ganzen 668,971 Thlr., im Durchschnitt 13,235 Thli, schuldeten. Diesen Passivis standen eigene Fonds gegenüber: 22,067 Thlr. HGeschäftsantheile der Mitglieder, 194,166 Thlr. Reserven, zusammen L26233 Thlr. oder durchschnittlich 2744 Thlr. 6 zi Die Raiffeisenschen Darlehnskassen sind gleich den Schulze chen Vorschußvereinen Banken, welche den Kapitalverkehr zwijchen Gläu— biger und Schuldner vermitteln, indem sie das augenblicklich mäßig; liegende Kapital auffaugen und dahin fließen lassen, wo es nutz bar angelegt wird. Indessen unterscheiden sich die Raiffeisenschen Vereine von den Schulze'schen in folgenden Punkten: . .
Die Raiffeisenschen Vereine üben eine örtlich beschränktere Wirkfamkeit; größere Vereine haben sich, den ländlichen Verhältnissen entsprechend, bald in kleinere Lokalvereine aufgelöst. Dieser SBe⸗ schränktheit ihres Geschäftsbezirks schreiben die Raiffeisenschen Dar- lehnskaffen das Vertrauen, welches sie bei ihren Gläubigern genießen und die geringen Verluste, die ste erleiden, zu. Bei den durchsichtigen Verhältnissen in den kleinen Bezirken kontrolirt der Gläubiger mit Teichtigkeit den Geschäftsverkehr der Bank und faßt nicht unkegrän= deteßz Mißtrauen, der Schuldner aber kann rücksichtlich seiner Fredit⸗ würdigkeik so leicht nicht täuschen. Der 304 Mitglieder zählende Steimeler Wohlthätigkeitsverein hat seit seiner Begründung im Jahre soM7I nur I υ 30 3 Verluste gehabt. Klagen gegen Schuldner kommen wohl vor, aber in den seltensten Fällen muß auf die Bürgen zurückgegriffen werden. Für das Vertrauen, welches die Raiffeisenschen Vereine bei ihren Gläubigern genießen, spricht die Thatsache, daß keiner derselben in den Kriegsjahren 1870 und 1871 in Geldverlegenheit gerathen ist. Auch sind dem Flammers⸗ felder Verein, welchem im Fruͤhjahr d. J. 18.000 6, mehr als die
alfte seiner Passiva gekündigt waren, von anderer Seite so viele
apitalien zur Verfügung . worden, daß die Rückzahlung der gekündigten Posten erfolgen konnte ohne daß ein Schuldner zur Rück⸗ zahlung seines Darlehens aufgefordert zu werden brauchte.
Die Verwaltung der Raiffeisenschen Kassen geschieht unentgeltlich, nur der Vereinzrechner erhaͤlt eine Vergütung, die indessen nur niedrig, zS: B. auf 16 6 monatlich bemessen ist. Da die Vorstands⸗ mitgli⸗ der Ehrenämter bekleiden, so ist es ihnen auch er⸗ laubt, felbst Darlehne aus der Kasse zu nehmen. Eine andere, mit der Unentgeltlichkeit der Verwaltung zusammenhängende Ab. weichung von der Organisation der Schulze schen Genossenschaften ist
) Auch im Buchhandel erschienen unter dem Titel:; Die Ralffeisenschen Darlehnskassenvereine in der Rheinprovinz von Theodor Kraus, mit einem Vorwort von Pröofesser Dr. A. Held, Bonn 1876,
andererseits Bestimmun⸗
Emil Strauß.