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ab. Die Insurgenten nahmen mehrere Nizams gefangen und übergaben e den österreichischen Behörden. Die Nizams wollten lieber internirt, als freigelassen werden.“
Ragusa, 28. August. Von türkischer Seite wird ge⸗ meldet, daß nach aus sicherer Quelle geschöpften Berichten das von den Baschibozuks in der Nähe von Ossoinik weggenom⸗ mene Vieh noch nicht die ottomanische Grenze überschritten hatte, als es angehalten wurde. Die Türken haben sich trotz⸗ dem bereit erklärt, den österreichischen Unterthanen die Thiere zurückzustellen, welche sie als die ihrigen anerkennen würden.
sttatt dieser Aufforderung zu entsprechen, gaben die von den Insurgenten aufgereizten Orts bewohner von Ossoinik Feuer auf die Türken zu gleicher Zeit mit den österreichischen Gensd'armen. Die Baschibozuks zogen sich darauf zurück, antworteten aber früher auf den gegen sie gerichteten Angriff. Sieben Personen, die aus Irrthum nach Dalmatien hinübergegangen waren, kehr⸗ ten sogleich wieder zurück, als man sie dazu aufforderte. Dies ist der kurze und unparteiische Bericht über einen Vorfall, dem man unverdienter Weise Wichtigkeit beilegen wollte.
Das „Wiener Fremdenbl.“ bemerkt hierzu: „Die hier (in Wien) aus amtlicher Quelle vorliegenden Nachrichten stimmen mit dieser Version nicht überein.“
Pest, 30 August. (W. T. B.) Die 68 hier internirt ge⸗ wesenen russischen Offiziere haben heute die Erlaubniß erhalten, abzureisen. Dieselben begeben sich morgen nach Belgrad. .
Agr am, 29. August. Wie der „N. Fr. Pr.“ von hier telegraphirt wird, meldete in der gestern Abends abgehaltenen Klubsitzung Gjurgjevie eine Interpellation betreffs der Ver⸗ haftung des Handelskammer-Präsidenten Axenti⸗ je vie an. Gjurgjevie rügte scharf den Vorgang und verlangte Aufklärung über denselben. Banus Mazuranie antwortete, die Regierung sei um keinen Preis Willens, das Gerichtsver⸗ fahren zu beeinflussen, er müsse Berichte abwarten, daher er im Landtag nicht antworten werde. Was aber jene Sympathien anbelangt, sagte er, welche gewisse Leute angesichts der Wirren im Orient manifestiren, scheint es, daß, wenn fie sich auch in ihren Konsequenzen einerseits gegen die Türkei richten, sie dies nicht minder gegen den eigenen Staat thun. Im Klub wurde diese Erklärung lebhaft akklamirt.
Schweiz. Solothurn. (N. Zürch. Ztg.) Der Umstand, daß der hiefige Verwaltungsrath von sich aus die Be⸗ nutzung einer der Stadtkirchen zur Konsekration des christkatholischen Landesbischofs Herzog verweigerte, hat zu der Frage geführt, ob der Verwaltungsrath oder nicht vielmehr die Gesammtheit der Stimmberechtigten über die Einräumung oder Verweigerung der Kirchen zu entscheiden habe. Es soll nun die Veranstaltung einer Gemeindeversamm lung angestrebt werden, in welcher dann endlich die grundsätzliche Frage zur Entscheidung kommen würde, ob die Stadt Solothurn sich als chriftkatholische Gemeinde konstituiren oder ob sie die römisch⸗ katholischen Geistlichen ferner beibehalten wolle.
Großbritannien und Irland. London, 29. Augu?. Aus der Besika⸗Ba y schreibt ein Korrespondent der „Times“ am 16. August: „Die Besika⸗Bay fängt an, verlassen auszusehen, da verschiedene Schiffe des Geschwaders nach anderen Häfen abgegangen sind. Die „Antelope“ brachte den Ober⸗Befehlshaber nach Konstantinopel, „Pallas“ segelte nach Salonichi, der „Cruiser“ nach Candia, „Piraeus“ und „Hercules“ nach Lemnos, um den großen Hafen auf jener Insel zu besuchen und zu sehen, ob er als Winterankerplatz für die Flotte dienen könnte. Der „Raleigh“ ist in Rhodos und der „Research' in Malta. Am vergangenen Sonntag kehrte der „Sultan“ zurück von Smyrna. Die hier liegenden Schiffe sind ‚Triumph“, „Invincible“, „Sultan“, „Swiftsure“, „Monarch“, „Devastation“, „Hotspur“ und „Rupert“.
— Aus Windsor kommt der „Köln. Ztg.“ die Nachricht von dem Tode des früheren carlistischen Generals Cabrera.
Frankreich. Paris, 29. August. Das „Journal Of⸗ ficiel' meldet: Der Präsident der Republik gab gestern Abend im Lager von Chalons ein großes Diner, welchem sämmtliche Generale, der Senator General Boisseret, der Depu⸗ tirte Ponsard und der Bischof von Chalons beiwohnen. Später fand großer Zapfenstreich bei Fackelbeleuchtung statt. Heute Vormittag wohnte der Präsident unter strömendem Regen den Schießübungen der Artillerie bei. Tie große Parade unterblieb des schlechten Wetters wegen. Um 11 Uhr Vormittags verließ der Präsident mit seinem Gefolge das Lager, um nach Paris zurückzukehren, wo derselbe um 5 Uhr Nachmittags eintraf.
— Dasselbe Blatt veröffentlicht ein Cirkular des Mi—⸗ nisters des Innern an sämmtliche Präfekten, worin mit Rücksicht auf 5 9 des Gesetzes vom 14. April 1871, die Er⸗ gänzungs wahlen für diejenigen Gemeinderäthe auf den 17. September angesetzt werden, auf welche 5. 2 des Ge⸗ setzes vom 12. August 1876 bezüglich der Neuwahl der Maires Anwendung findet. Nach dem oben erwähnten Paragraphen des Gesetzes vom 14. April 1871 müssen nämlich sämmtliche Va⸗ kanzen in den Gemeinderäthen besetzt sein, bevor die Neuwahl eines Maire erfolgen darf.
— Das gestrige amtliche Blatt brachte einen Entwurf ür das neu gegründete Nationalinstitut zur Hebung des Ackerbaues. Als Zweck desselben wird angegeben:
1 Grundbesitzer heranzubilden, welche alle für die bessere Boden⸗ erforschung nothwendigen wissenschaftlichen Kenntnisse besitzen; 2) Beamte zu erziehen, die fähig sind für die Verwaltung verschiedener staatlicher und privater Stellen, welche mit den landwirthschaftlichen Interessen in Berührrng kommen; 3) Professoren für den laͤndwirth⸗ schaftlichen Spezialunterricht und Direktoren für die einzelnen land⸗ wirthschaftlichen Versuchsstationen zu erlangen. Das Institut besteht aus einer Hechschule für den theoretischen Unterricht im Ackerbauwesen, die sich im Konservatorium für Künfte und Gewerbe in Paris befin— det, und in einer grotzen Versuchsstation, welche in den Lroßen Pacht⸗ höfen ven Vincennes eingerichtet werden soll. Die Lehrfächer sind Mechanik, Physik, Meteorslogie, Chemie, Botanik, Zoologie, Boden kunde, Gesund heit pflege, Mineralogie, Geologie u. s. w. Die Dauer des gesammten Cursus ist auf zwei J hre festgesetzt; der Unterricht dauert von 8 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags mit einer Stunde Unterbrechung zur Mittagszeit; das Schulgeld PFeträgt 150 Fr. für das Semester und ift pränumerando zu erlegen. Junge Leute, die sich zur Aufnahme melden, müssen mindeftens 18 Jahr alt sein, ein guteg Führungsattest von ihrer Heimatsbehörde aufwésen und eine schriftliche Erklärung ibrer Eltern beibringen, in wolcher dieselben sich zur Zahlung der für ihren Unterhalt u. s. w. nothwendigen Mittel verpflichten. Nach Beendigung des Kursus haben die Zöglinge sich eiger Prüfung in den einzelnen Lehrfächern zu unterziehen.
— Im Ministerium des Innern ist man jetzt mit den Vorbereitungen der verschiedenen Maßregeln zur ,, des neuen Gesetzes bezüglich der Ernennung der Maires und Adjunkten beschäͤftigt. Das Gesetz schweigt
Hauptorte der Departements, Arrondissem⸗nts und Kantone sind, vor jener Ernennung erst die in jedem Munizipalrath vorhan⸗ denen Lücken ausfüllen soll. Die Art der Lösung dieser Frage wird auf das Resultat der Wahlen einen starken Einfluß üben.
— Für die 18 von der Kammer für ungültig erklärten Wahlen haben bis jetzt 18 Reuwahlen stattgefunden; dabei haben die Republikaner 8 neue Sitze gewonnen, sieben waren Wiederwah⸗ len, und in Ajaccio ist Hr. Rouher durch den Prinzen Napo⸗ leon ersetzt worden.
— In Marseille wird eine chinesische Gesandtschaft erwartet. Dieselbe besteht aus fünf Mandarinen erster Klasse, darunter der Chef der Polizei von Peking.
— 30. August. (W. T. B.) Das Journal „l'Europe diplomatique“ meldet, daß der diesseitige Botschafter in Madrid, Graf Chaudordy, zum Botschafter in Konstantinopel ernannt sei, während der bisherige Botschafter bei der Pforte, Graf v. Bourgoing, den Grafen Chaudordy in Madrid ersetzen werde.
Italien. Rom, 28. August. Nach der „Gazzetta del Popolo“ von Turin hatte der Minister Nicotera eine lange Unterredung mit dem König und wurde von Sr. Majestät eingeladen, eine Woche mit ihm im Gebirge zuzubringen. — Der italienische Botschafter in Paris, General Cialdini, ist von Turin bereits nach Rom weitergereist. — Der Minister Depretis hat, den „Ital. Nachr.“ zufolge, seinen Plan, von Turin aus in die Schweiz zu reisen und den Stand der Arbei⸗ ten an der Gotthardbahn zu besichtigen, aufgegeben und wird morgen hier erwartet.
— Unter den Fragen, welche den Ministerrath dieser
Tage heschäftigen werden, befindet sich nach dem „Popolo
Romano“ auch die Bestimmung der Befugnisse des Minister-Präsidenten Schon als der Baron Ricasoli Minister⸗Präsident war, find dieselben durch Dekret vom 27. März 1867 festgesetzt worden. Sein Nachfolger Ratazzi hob dieses Dekret aber im selben Jahre wieder auf. Jetzt gilt es, dasselbe Sder ein verbessertes wieder in Kraft zu setzen. Die „Gazzetta Piemontesa“ sagt: „Es gilt, eine Form ausfindig zu machen oder eine schon früher gesundene wieder zur Geltung zu bringen, um der Willkür einzelner Minister Achranken zu setzen, die Autorität des Kabinets zu wahren und die Direktion der Politik und Verwaltung in die Hände des Minister⸗Präsidenten zu legen.
— Ueber die von uns bereits mitgetheilte Verhaftung des Hauptes der Internationale in Italien findet sich im „Corriere delle Marche“ folgendes Nähere: Andrea Co sta war zu wiederholten Malen vor das Gericht von Zmola vorge⸗ laden worden, um vom Prätor wegen seiner politischen Umtriebe verwarnt zu werden. Da er sich jedoch nicht stellte, so wurde die Vorladung ganz dem Gesetze gemäß in einen Haftbefehl ver⸗ wandelt. Nach der Verwarnung wird Costa sofort wieder auf freien Fuß gestellt. Sollte sich die Verwarnung aber fruchtlos erweisen, so wird den Gesetzen gemäß weiter gegen ihn verfahren werden müssen.
— Nach neapolitauischen Blättern sind die italienischen Kriegsschiffe, welche nach dem Orient geschickt worden waren, wieder zurückgekehrt, und haben sich dem vor Tarent ankern⸗ den Panzergeschwader angeschlossen. Nur einige kleine Stations⸗ schiffe find in den orientalischen Häfen geblieben.
— Von Andorno, in der Provinz Biella, wird den „Ital. Nachr.“ unter dem 27. d. M. berichtet: Heute wurde hier die 200 jäh⸗ rige Wiederkehr des Tages gefeiert, an welchem der heldenmüthige Pietro Mica sich mit dem Pulvermagazine in die Luft sprengte, um ein piemontesisches Heer vor den Franzosen zu retten. Auf Subskriptionswege waren Beiträge gesammelt worden, um dem wackern Sohne von Andorno ein einfaches Denkmal zu setzen, und dieses wurde am 27. in Gegenwart der Spitzen der Civil⸗ und Militärverwaltung der Provinz, von Vertretern des Heeres und des Parlaments, und von 26 Ar— beitervereinen, welche sich mit Musik und Bannern eingefunden hatten, feierlich eingeweiht. Gestern Abend fand ein Bankett statt, an welchem über 400 Personen Theil nahmen. Herr Sella hielt die Rede zu Ehren des Helden und gedachte dabei der Treue, mit welcher die Einwohner der Provinz Biella stets am Hause Savoien gehangen haben. Auch kamen die Tele⸗ gramme zur Verlesung, welche Se. Majestät der König, die Prinzen, Garibaldi und andere hervorragende Patrioten an das Festcomité gerichtet hatten. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde Andorno illuminirt.
Türkei. (W. T. B. Aus Konstantinopel wied über Wien gemerdet, daß der Ministerrath am 30. August den Mediationsvorschlag berathen wollte.
— Wie dem „Reuterschen Bureau‘ aus Belgrad vom 30. August gemeldet wird, glaubt man dort, daß die Pforte die Vorschläge zu einem Waffenstillstande nicht acceptiren
werde und sei die Stimm ung der Bevölkerung andauernd
eine kriegerische. Eine montenegrinische Legion sei in der Bildung begriffen.
— Ein Telegramm des „W. T. B.“ aus Wien vom 30. August meldet: Sicherem Vernehmen nach (und in Wider⸗ spruch mit den gestrigen Meldungen) hätte Fürst Nikita be⸗ reits vor 4 Tagen die Mediation des hiesigen Kabinets, so⸗ wie der russischen Regierung behufs der Einleitung von Friedensunterhandlungen nachgesucht. — Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatze lie⸗ gen folgende Telegramme vor: Belgrad, 30. August. (W. T. B.) Der Regierung wird gemeldet: Die Türken sind auf allen von ihnen besetzten Punkten des rechten Ufers der Morawa, insbesondere auf den Höhen von Pragorac, Stanzi, St. Stephan und Yezero, geschlagen und der Gefahr ausgesetzt, daß ihr rechter Flügel umgangen wird. Sie sind in voller Flucht. Die von ihnen über die Morawa geschlagenen Brücken werden von den Serben zerstört, welche den Feind verfolgen und die Höhen auf dem rechten Ufer der Morawa und die daselbst von den Türken errichteten Verschanzungen besetzen. ö — Der 28. August war der zehnte Tag, an dem südlich Alexinatz gekämpft wurde. Der „Presse“ entnehmen wir nach⸗ stehende übersichtliche Skizze der stattgefundenen Kämpfe: Am 19. griff Ali Saib Pascha die serbischen Vorposten bei Supo vaz und Goleschniza an, ohne den Gebirgsübergang der Smina Glawpa forciren zu können. Am rechten Ufer war an diesem Tage das von Knjazewatz angerückte Corps Achmed Ejub Paschas in Rsavzi eingetroffen und trieb die serbischen Vorposten zurück. Am 20. nahm Saib Pascha Supovaz, rückte bis Greje vaz vor; Ejub Pascha besetzte Stanzi. Am 21. zogen sich die serbischen Vorposten auf dem linken Morawa⸗Ufer bis Teschiza
über eine große Zahl von Punkten, was seine Ausfuͤhrung er⸗
zurück, Ejub Pascha rückte bis Prugovaz vor. Am 22. ge⸗
3 der Türken. Am 23. d. wurde die Verbindung der beiden türkischen Corps bei Bnimir hergestellt; Ali Saib Pascha hatte Nosrina genommen, Ejub Pascha griff eine der wichtigften Redouten südöstlich Alezinatz (Nr. 17) bei Sutvanovaz j'dech ohne Erfolg an. Gleichzeitig rückte an diesem Tage ein Theil der Nischer Besatzung bis Katun vor. Am 24. trat eine Wen— dung zu Gunsten der Serben wenigstens auf ihrem linken Flügel ein. Ejub Paschas Angriffe wurden nicht nur zurückgeschlagen, er mußte auch Prugovaz räumen und sich bis Dobrujepaz zurückziehen. Was von diesem Tage am linken Ufer der Mo⸗ rawa bis zum 28. August geschah, ist weder dem Telegramm von Konstantinopel noch jenem aus Belgrad zu entnehmen. Am 25. wurde Ejub Pascha in der Front wie in der rechten Flanke von Lipovaz her angegriffen und er zog sich jeden⸗ falls zurück, nachdem an diesem Tage die Ankunft des Hor— vatovics in seinem Rücken gemeldet wurde. Am 26. wurde Ejub Pascha von drei Seiten, in Front, Flanke und Rücken, angegriffen und es ist fraglich, ob es ihm gelungen sei, den Angriff zurückzuschlagen. Dagegen spricht näm⸗ lich der Ruhetag am 27., welchen die Türken nach einem Erfolge jedenfalls zur Vorrückung benutzt hätten. Auch ergriffen am 28. die Serben, wie die Telegramme meldeten, die Offnsioe gegen Ejub Pascha. Da— gegen scheint Ali Saib an diesem Tage die Serben angegriffen
Nachricht meldet. Ob die letzten serbischen Depeschen alle auf Wahrheit beruhen, ist selbstverständlich noch nicht zu entscheiden. (Vergl. auch die gestrige offizielle Mittheilung aus Konstan⸗ tinopel.)
— Der „Standard“ bringt über die Kämpfe bei Alexinatz ein vom 27. d. Abends datirtes Telegramm von türkischer Seite, welches, wie folgt, lautet:
„Wir haben seit den letzten zwei Tagen sehr harte Kämpfe gehalt. Fazyl Pascha fand, daß das Fort, das anzugreifen er abgesandt wurde, weit davon entfernt der Schlüssel von Alexinatz zu sem, selber von anderen Forts beherrscht wurde Wäre es genommen worden, so hätte es nicht gehalten werden können. Der Angriff erfolgte Seitens eines Bataillons ohne vorherigen Befehl und als das Resultat einer mit einem ande⸗ ren Bataillon gemachten Wette. Das Bataillon litt nicht so heftig als erwartet wurde, da es in geschütztem Terrain gerade unter den Kanonen der Redoute operirte, und, unterstützt durch ein heftiges Infanterie⸗ und Artilleriefeuer, seine Position bis zum Einbruch der Nacht behauptete, worauf es sich zurückzog. Am nächsten Morgen fiel Fazyl Pascha, bemerkend. daß eine große Streitmacht Alexinatz auf einer Bergstraße verließ, und, einen Anariff in seinem Rücken argwöhnend, auf eine neue den Rücken der Armee deckende Position zurück. Am folgenden Morgen erschien der Feind auf allen Seiten, und es entspann sich eine scharfe Ka— nonade, die den ganzen Tag hindurch anhielt. Die serbische In⸗ fanterie näherte fich von allen Seiten und die Infanterie unter Fazyl Pascha rückte ihr entgegen und warf sie mit starkem Ver⸗ lust zurück. Seine Division bestand aus drei Batterien Ar⸗ tillerie und einem Bataillon Infanterie. Gestern wurde der Feind durch mehrere frische Bataillone aus Alexinatz verstärkt. Seine Artillerie nahm ausgesuchte Pofitionen ein, und es entspann sich ein scharfes Gefecht. Unser Lager wurde von allen Seiten von den feindlichen Granaten bestrichen. Gewisse Bataillone blieben unter dem Schutz der Laufgräben, die am Morgen errichtet worden waren, und die übrigen zogen sich zurück, um als Reserve zu dienen. Die serhische Infanterie rückte, wie am vorgehenden Tage, Nachmittags um 4 Uhr vor, worauf unsere Infanterie die Offensioe ergriff und sie zurückwarf. Unsere Artillerie brachte auch die ihrige zum Schweigen. Ein sehr scharfes Gefecht fand in einem von Aziz Pascha besetzten Gehölz im Hintertreffen statt, gegen welchen der Feind beständig starke Bataillone auf⸗ brachte. Die Schlacht dauerte fünf Stunden, aber schließlich blieben die Türken Sieger. Hätten die Serben reussirt, so würde Fazyl Paschas Division gänzlich isolirt worden sein. Es fanden auch Angriffe der serbischen Infanterie an anderen Punkten der Linie statt. Die Serben wurden indeß überall zurückgeworfen. Es war ein wirklicher türkischer Sieg und die serbischen Ver— luste müssen sehr beträchtlich sein.“
— Dagegen meldet der Belgrader Korrespondent der „Daily News“ vom 28. 85.: „Der türkische Mißerfolg längs der Alexinatzlinie ist augenscheinlich vollständig. Gerüchte kursiren, daß die Serben die Türken nach der Umgegend von Nisch zurück⸗ gedrängt haben. Zünfzig Stück Belagerungsgeschütze wurden gestern Abend von Belgrad nach der Grenze gesandt. Es heißthier, daß sie für das Bombardement von Nisch bestimmt sind, aber ich halte es für wahrscheinlicher, daß sie fur die weiter unten im Morawa⸗ thale nach Paratschin zu gelegenen Fortifikationen sind, die für den Fall, daß die Türken schließlich die Positionen von Alexinatz und Deligrad nehmen sollten, als eine Reservelinie dienen sollen.
— Vom türkisch-⸗montenegrinischen Kriegsschau⸗ platze wird telegraphirt:
Wien, 30. August. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten hat das zwischen den Türken und den Insurgenten bei Popowo stattgehabte Gefecht sich zum Vortheil der Türken entschieden. Gegenwärtig findet ein neuer Kampf bei Bilek statt, an welchem der Senator Vukotic mit 8000 Montenegrinern betheilièt ist.
Skutari, 30. August. (H. T. B.) Unter den Miri⸗ diten herrscht eine bedenkliche Gährung gegen di Türken. Von hier sind Truppen an die miriditische Grenze abgegangen, um einem eventuellen Aufstande entgegentreten zu können.
Zara, 30. August. (W. T. B.) Derwisch Pascha ist mit 3 Tabors ägyptischer Truppen, 4000 Baschibozuks und 3000 anderen Truppen in Podgorizza angekommen. Da⸗ selbst sind augenblicklich 56 Tabors mit 54 Kanonen konzentrirt. — Ein Geistlicher und ein Bürger Podgorizzas wurden von den Türken massakrirt. — Der Fürst von Montenegro be⸗ findet sich bei Grahowo. Am 28. d. drang eine Abtheilung Montenegriner in die Nähe von Podgorizza vor und verbrannte S0 Hãuser.
— Den heut eingetroffenen Rummern der „Turquie“ vom 23. —25. August entnehmen wir folgende Nachrichten: Der Sultan hat am Mittwoch die Panzerfregatte „Messudie“ be⸗ sichtigt. — Der „Neologos“ meldet, daß der Sultan auf den Rath seines Arztes einige Zeit auf der Insel Prinkipo (im Marmara⸗Meer) zuzubringen gedenke. — Der „Vakit“ zeigt an, daß eine Kommission bei der Hohen Pforte eingesetzt worden, um über die bulgarischen Angelegenheiten zu berathen. Die Präsidenten der verschiedenen außerordentlichen Gerichtshöfe,
die in Bulgarien funktionirt haben, gehören zu dieser Kommis⸗
schwert, z. B. darüber, ob man in den Kommunen, die nicht! langte Teschiza einerseits und Prugovaz andererseits in den J fion, die außerdem noch einige andere höhere Beamte zu Mit⸗
zu haben — jedoch ohne Erfolg, wie die Belgrader offizielle
ruhen, laut der „Polit. Corr.“ auf einem Irrthume. Allerdings
gliedern zählt. Akif Pascha, der General-Gouverneur von Adria⸗ nopel, ist vom Großvezier zum Präsidenten der Kommission er⸗ nannt worden. — Aus Armenien wird gemeldet, daß man dort auf die Briganten eine sehr wirksame Verfolgung veran⸗ stalte. — Aus Bagdad wird die Nachricht, die Pest sei in Mukri in Persien aufgetreten, dementirt.
— Der „Köln. Ztg.“ wird aus Konstantinopel vom 24. d. M. geschrieben: Der griechische General⸗-Konsul Axelos ist gestern im Alter von 70 Jahren gestorben. Er hatte den größten Gerichtskreis der Türkei, da die seiner Juris⸗ diktion angehörigen Griechen an Zahl jede andere gerichtliche Klientel übertreffen. Mit seinem Hinscheiden zusammen fällt die letzte Sitzung des Ausschusses zur Untersuchung der Naturalisa⸗ tion ottomanischer Unterthanen in Griechenland. In der Mon⸗ tagsfitzung des Ausschusses, welche unter dem Vorsitze des Unter⸗ Staatssekretärs Alexander Karatheodori stattfand, wurden die fünf Punkte, die in Zukunft die Anerkennung der Naturalisation bestimmen sollen, festgesetzt, und damit den künftigen Ueber— tritten schwere Hindernisse in den Weg gelegt. — Ein mit Wun⸗ den bedeckter Grieche, der sich in Therapia bei der englischen Vot⸗ schaft meldete, brachte die Nachricht, daß ein bei Rodosto am Marmara⸗Meere gelegenes Dorf von Türken niedergebrannt und die Einwohner (fünfzig Familien) getödtet worden seien. Der britische Botschafter Sir Henry Elliot hat einen Unter⸗ suchungskommissar sofort abgesandt. — General Klapka wird morgen nach Ungarn zurückkehren.
— Die „Daily News“ veröffentlichen einen vorläufigen Bericht des Herrn Schuyler über die von den Türken in Bulgarien verübten Gräuelthaten. Derselbe ist aus Philippo⸗ polis vom 10. ds. an Herrn Horace Maynard, den Gesandten der Vereinigten Staaten in Konstantinopel gerichtet. Schuyler bestätigt die Berichte der „Daily News“ über die schlimmsten Gräuelthaten in ihrem ganzen Umfange, meldet, daß in drei Distrikten 65 Dörfer ganz oder theilweise nieder⸗ gebrannt und 15, 000 Menschen niedergemätzelt worden seien. An dem Gemetzel hätten sich auch türkische reguläre Truppen be heiligt. Er erklärt, daß diese Grausamkeiten durchaus nicht nothwendig für die Unterdrückung des Aufstandes gewesen seien, und daß die Bulgaren dieselben durch ähnliche Handlungen nicht provo⸗ zirt hätten. Den Bericht des türkischen Kommissars charakterisirt er als ein Gewebe von Unwahrheiten. Schuyler setzt seine Untersuchungen fort.
— Ueber Vorgänge in Bosnien theilt die „Pol. Corr.“ Folgendes mit: „Wie aus Unoz, einem keinen, aher ziemlich wohlhabenden Orte gemeldet wird, ist derselbe von 8090 Baschi⸗ Bo zu ks aus Skeplje, Rama und Trawnik in füichterlicher Weise heimgesucht worden. Fast die ganze männliche Bevölkerung des Ortes, darunter selbst Kinder von drei Jahren, wurden erbarmungslos nieder⸗ gemetzelt, worauf der Ort total ausgeplündert wurde. Auf dem Rückwege erschlug die türkische Horde 20 hosnische Feldarbeiter, darunter sieben Brüder Spicits. Ein gleiches tragisches Geschick ereilte die Bewohner des Dorfes Bodies bei Glumaz. Unter der Anführung des Murad Nuics erschlugen die Baschiboʒuks die dortige Rajah sammt ihrem Popen Damian, raubten die Driskirche aus und verkausten die Meßgewänder im Bazar von Glumaz um einen Spottpreis. Jetzt gehen die Raub⸗ und Mordthaten der Baschibozuks bereits so weit, daß sie ihre eigenen Glaubensgenossen nicht mehr schonen. Im Dorfe Po dhum wurde die Besitzung des reichen Türken Hassan Ber⸗ kits aus Livno gänzlich ausgeraubt und darauf niedergebrannt. Selbst die türkischen Regierungsbeamten sind vor diesen zügel⸗ losen Banden ihres Lebens und Eigenthums nicht mehr sicher.“
— Die Baschibozuks werden übrigens seit einiger Zeit nicht mehr als besondere Truppenkörper verwanzt. Abdul Kerim Pascha ließ, laut der „Pol. Corr.“, 4000 Baschibozuks und 5000 Tscherkessen unter die regu⸗ lären Nizams und Redifs vertheilen. Die über Rust⸗ schuk eingetroffenen Baschibozuks aus Sinope, Erzerum und Trapezunt sind unmittelbar unter vier Regimenter der adrianopler Redifs vertheilt worden.
— Die verschiedenen Gerüchte von einem abermaligen Aus⸗ bruche eines Aufstandes bei Panajurischte im Balkan be⸗
entsandte Ljeschanin vor fünf Wochen einen Theil der bulgari⸗ schen Legion unter Hitrowo in das bulgarische Gebirge., um einen Aufstand im Rücken der türkischen Armee amnustiften. Hitrowo stieß aber überall auf vollständige Gleichgültigkeit, theil⸗ weise sogar auf Widerstand. Seine Abtheilung, die im mittleren Balkan sich eingenistet hat, zählt etwa g0 Mann. Da sich aber in diesem Hochgebirge jetzt bereits empfindlich: Kälte ein⸗ stellt, so werden auch diese bald verschwinden.
war, werden auch hier viele Griechen eingekerkert, ohne daß man den eigentlichen Grund dieser Verhaftungen erfährt. Die ottomanischen Behörden können, wenn sie sich unsicher fühlen, von der alten Gewohnheit nicht lassen, die angesehenflen Ein⸗
wohner zu verhaften. Dadurch glauben fie den Keim zu be—⸗ sorgten Unruhen ersticken zu können. In der Regel hat ein folches Verhalten gerade die entgegengesetzten Resultate. Seit 14 Tagen werden fast allnächtlich die angesehendsten Griechen ausgehoben und eingekerkert. Man weiß, daß bereits 200 notable Griechen sich in den Gefängnissen des Vilajets befinden. Von einem Proztsse gegen dieselben hört man nichts.“
— Der Gouverneur von Kreta, Reouf Pascha, verlangt reguläre Truppen zur Aufrechthaltung der Ordnung, da er, wie der „Pol. Corr.“ gemeldet wird, wohl voraussehen mag, daß die Kretenser, mit der Abweisung aller ihrer konstitutionell vor⸗ gebrachten Wünsche nicht zufrieden, sich zu einem allgemeinen Aufstan de rüsten. e
— Wie der „N. Fr. Pr.“ aus Belgrad telegraphirt wird, hätte Professor Braun den Zustand der Fürstin Na⸗ talie für gefährlich erklärt.
Amerika. Washington, 18. August. (N. J. 5. 3) In Folge der von beiden Häusern des Kongresses angenommenen Bill werden die Gesandtschaftsposten in Portugal, der Schweiz, in Bolivia, Ecuador, Colombia, Paraguay, Uru⸗ guay, Griechenland und Dänemark abgeschafft, da⸗ gegen Chargé d'Affaires mit einem Jahresgehalte von 5000 Doll. eingesetzt, welche die Vereinigten Staaten in ge⸗ nannten Ländern vertreten sollen; ferner wurden die Be⸗ willigungen für die Konsulate in Swatow, Southampton, Malta, Wladiwostock, Oporto, Santa Cruz, Port Said, Nantes, La Rochelle, Port Mahon, Valencia, Stettin, Maranham, Cypern, Bucharest, Venedig, Mailand, Gabun, Hakodadi, Godrich und Windsor in Canada West gestrichen, was das Eingehen dieser Konsulate zur Folge haben wird. Die bisherigen Ge⸗ sandten in Griechenland, Dänemark, Portugal, der Schweiz und Paraguay und Uruguay werden zu Chargé d' Affaires ernannt und als solche vom Senat bestätigt.
— Kabeltelegramme aus New⸗ Jork vom 27. ds. melden: „Nachrichten aus dem Lande der Siouxz⸗-Indianer beflätigen die Annahme, daß Letztere jedes Treffen mit den Bundes truppen zu vermeiden beabsichtigen. Ein Theil der Sioux wünscht sich nördlich in britisches Territorium zurückzu ziehen, aber General Miles bewacht mit einem Infanterie⸗Regi⸗ ment den Jellowstone-Fluß, um sie daran zu verhindern, den⸗ selben zu überschreiten. Am Montag versammelt sich eine Friedens-Kommission in Omaha. Diese sKommission ist in Gemäßheit des jüngst angenommenen Gesetzes ernaant, um mit den freundlichen Sioux in Unterhandlungen zu mreten und die Räumung der Schwarzen Berge sowie die schließliche Ueber⸗ siedelung des Ztammes nach dem Indianer-Territorium, wo sie ihren Unterhalt selber beschaffen dürften, herbeizuführen.“
St. Domingo. (A. A. C.) Senor Venturas, der Ge⸗ neral-Konsul der Republik St. Domingo in London übermittelt der „Times“ folgende am 28. 8. M. aus St. Domingo emofangenen amtlichen Nachrichten: „Die Revolution ist im Schwinden. General Miches steht mit 2500 Mann in La Vega. Seine
Truppen stießen auf keinen Widerstand in der Provinz Cibao. Santiago, Colny9 Bongo, Macoris, Porto Plata, Guayubui, Monte Christi, Dajabon u. s. w. sind für die Regierung.“ Senor Venturas fügt hinzu: Rur wenige Insurgenten sind noch in der Nachbarschaft von Porto Plata und Santiago, aber da
um diese Zeit wieder völlige Ordnung hergestellt sein wird.
— Bis zum 10. August reichende Berichte aus Kingston, Jamaika, melden, daß General Boisrond Cangl zum Prä- sidenten von Hayti gewählt und bereits in sein Amt ein— geführt worden sei. Sein Ministerium ist wie folgt zusammen— gesetzt: General Cassius Daniel — Krieg; Franzois Savois Faubert — Justiz und öffentlichen Unterricht; Eskart — Finanzen und Handel, und Auguste Menetas — Inneres und Ackerbau.
Peru. (A. A. C.) Nach aus Callao eingetroffenen Nachrichten wurde General Prado, der neue Präsident von Peru, nach seiner Rückkehr aus Europa in Callao und Lima mit großem Enthusiasmus empfangen. Er erfreute, sagt der „Panama Star u. Herald“, die Bevölkerung mit der An⸗ zeige, daß er 80 000,000 Soles, bestimmt für die Bedürfnisse des Landes, mitbringe. Seine Installation sollte am 2. August erfolgen. Der Poften des ersten Vize-Präsidenten wird wahrscheinlich Herrn de la Rive Aguero, einem Mitgliede von Prado's Partei, zufallen. — Das Peruanische Kanonenboot „Chanchamayo“ hat unweit False Point totalen Schiffbruch er⸗
— Aus Monastir wird der „Pol. Corr.“ geschrieben: „In Macedonien geschieht von den Behörden Alles, was eine
Katastrophe herbeizuführen geeignet ist. Die Klagen der Rajah finden kein Gehör, und eben so wie es in Bulgarien der Fall
litten.
— (N. J. H. 3.) Dem Staats⸗Departement in Washington ist notifizirt worden, daß zwei Häßen im nörd⸗ lichen Peru, Pimental und Pacasm ano seit dem 1. d. M.
sie mehrmals besiegt wurden, unterliegt es keinem Zweifel, daß
für den fremden Handel geöffnet worden sind. Beide Plätze haben Eisenbahnverbindungen mit dem Innern und sind die Häfen für zwei wichtige Thäler, in welchen sich 122 Zucker⸗Plantagen befinden.
— Nachrichten des W. T. B.“ aus Lima über Paris zufolge haben daselbst einige Unruhen stattgefunden, welche sedoch bald unterdrückt wurden. Der Justiz⸗ M inister und der Minister des Zunern haben ihre Entlafsung ge— nommen.
Mexiko, 5. August. (N. J. H. 3.) Die politische Situation ist unverändert und kündigen die Regierungs⸗ organe das baldige Ende der Rebellion an. Die Rebellen sind machtlos, haben sich aber in kleine Banden aufgelöst und halten dadurch die Regierungstruppen in beständiger Bewegung.
Afrika. Aegypten. (W. T. B.) Einer Meldung der, Times vom 31. August zufolge ist der bisherige Direktor des Handels⸗ bureaus im Ministersum der auswärtigen Angelegenheiten in Kairo zum Mitglied des Rathes für den ägyptischen Staatsschatz ernannt worden.
— Von der Gold kü ste meldet eine Depesche des „Manchester
Guardian“ꝰ via Madeira, daß die Situation in Dahomey unverändert ist. Dreiundzwanzig Europäer befinden sich in sirengem Gewahrsam. Der britische Commo dore ist noch nicht vom Niger zurückgekehrt.
Kunst, Wissenschaft und Titeratur.
Cöln, 30. Augzust. Die kunsthistorische Ausstellung wird bis zum 24. September verlängert werden.
Wiesbaden, 238. August. Am verflossenen Sonnabend feierte der seit einigen Jahren hier wohnende Kaiserlich russische Staatsrath a. D. Prof. O Mathias Jacob Schleiden, einer der Eervor- ragendisen Botaniker der setzigen Zeit, sein 50 jähriges Doktor— jubiläum.
München, 29 August. Se. Maiestät der König hat dem Kunstexperten und Vorstand des Münchener Alterthums⸗-Vereines Pr. Föürst er, sowie den Historienmalern Wilhelm Hauschild, August v. Heckel und Ferdinand Piloty die Ludwigs Medaille (Abtheilung für Kunst und Wissenschaft) verliehen.
Erlangen, 31. August. (W. T. B.) Piofessor Rudolf von Raumer ist gestern plötzlich gestorben.
Heidelberg, 28. August. Der Operateur und Professor der Chirurgie an der hiesigen Unioersität, Hofrath Lr. Simon, ist in vergangener Nacht um 12 Uhr verstorben.
— Einer der geschätztesten Maler der modernen französischen Schule, Eugen Fromentin, ist am 27. 8 M. zu Saint Maurice bei La Rochelle im Alter von 55 Jahren gestorben. Besonders bekannt sind seine algerischen Landschafts,, Genre- und Schlachtenbilder.
Christiania, 26. August. Die norwegische Eismeer⸗ Expedition ist wohlbehalten nach stürmischer Reise zurückgekehrt. Das Expeditionsschiff ‚Vöringen“ hat sich bei Bergen vor Anker gelegt.
Gewerbe und Handel.
Wien, 31. August. (W. T. B.) In der heutigen außer- ordentlichen Generalversammlung der Aftionäre der Unionbank ist beschlossen worden, den in der erdentlichen General— versammlung gefaßten Beschluß, betreffend die Kapitalsreduktion da— hin zu mobifiziren, daß nur 5000 Stück Aktien eingezogen wer— ken sollen, und daß von den 150,0 Aktien, welche noch im Umlauf verbleiben, der Betrag von 40 Fl. per Aktie abgeichrieben werden soll, so daß der Nominalwerth einer voll einge zahlten Aktie 160 Fl. und das Aktienkapital 15 Millionen Fl. beträgt. Der Verwaltungsrath wurde ermächtigt, den bei de- Reduktion des Aktienkapitals erzielten Ueberschuß, soweit dies erforderlich ist, zu Abschreibungen, insbesondere an den Aktien des Koplen-Industrie Ver= eins zu verwenden und ferner die in Folge der vorstehenden Beschlüsse nothwendig gewordenen Statutenänderungen vorzunehmen.
London, 30. August. Der Prospekt für die Emission der neuen konsolidirten amerikanischen 4 ½ν—, Anleihe von 300 Millionen Dollars ist nunmehr eischienen. Die Subskriprionen geschchen bei den Bankhäusern Romhschild, Morgan und Gebrüder Seligman von morgen ab bis zum 5. Scptember d. J. Der Emissionepreis beträgt 1033 Pfd. Sterl. für 500 Dollars. Die eingezahlten Beträge werden mit 4 Co rem Tage der Zahlung bis zum 23. Februar 1877 verzinst Die Qbligationen tragen viertel jährliche Zinscoupons, decen erster am 1. Juni 1877 fällig wird.
Paris, 31. August. (W. T. B.) Von dem dem Finanz⸗Minister Löon Say nahestehenden „Journal des Debats“ wird die abermals aufgetauchte Nachricht von einer bevorstehenden Konvertirun g der fünf prozentigen Rente formell für unbegründet erklärt.
Paris. (O T. B.) Das Lendoner Haus Rotbschud legt mor- gen die amerikanische Anleihe zu 1035 50 zur Subskription auf.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 30. August. W. T. B) Die telegraphische Verbindung mit Rio de Janeiro ist wieder hergestellt.
Berlin, den 31. August 1876.
w„öttingen, im August 1576. Die juristische Fakultät der Georgia Augusta in Göttingen hat am 15. August d. J. dem Tage
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des Schlusses des Sommersemesters, dem Präsidenten des Königlichen
Gerichtshofs fuͤr kirchliche Angelegenheiten, Vize- Präsidenten des Königlichen Ober -Tribunals zu Berlin, Wirklichen Geheimen Ober Justiz Rath Gustav Eduard Heineccius (geboren zu Danzig am 9 November 1805, Urenkel des berühmten Juristen Johann Gottlieb Heineccius), welcher vor nunmehr fünfz;ig Jahren Göttingen, nachdem er dort unter Leitung von Hugo, Eichhorn, Göschen u. A. den juristischen Studien sich gewidmet hatte, verließ, um dem nächft am 2. April 1827 in den Justizdienst zu treten, „r* 9pter magna imprimis de jure pablieo dienndo et eeolendo merita“ „honoris causü, die Würde eines Dektors beider Richte verliehen. G. E. Heineccius gehörte namentlich auch vom 9g. März 1555 bis 1872, wo er von des Königs Majestät zum Vize- Präsidenten des Ober- Tritzunals befördert. wurde, der Immedigt-Justiz Examinations Kommission an. Nach Einsetzung des Königlichen Gerichishofes für kirchliche Angelegenheiten (1873) zu dessen Präsidenten ernannt, siebt er seitdem an der Spitze dieses bedeutenden Gerichtshofes des öffentlichen Rechts, welcher, wie einst auch die Reichsgerichte, streitige Fragen aus dem. Geenggebiete des Staates und' ker Kirch? auf Grund contradictorischer Verhanzlung zu entscheiden hat. Das Diplom meldet, daß die Fakultãt durch ihren Dekan R. v. Ihering ihre höchsten Ehren über⸗ tragen habe an Gustav Eduard Heineccius. „virum illutrissi: mum et doctizssimum, Gedanensem, Johannis Theophil Heineccii inclyti Jureconsalti pronepotem (folgen die Titel), alumnum (lim hujüs academiae dignissimum, qui ante hoc sem is asculum Göttinga studiis ibi peractis migravit, deinde per qduinquaginta fere annos judicando, seribendo, jn ris studiosam juventutem examinando in defessam utri- que juri operam dedit in omnibus quibus functus est offleiis seientia, religione, aequitats, prudentia clarnit, nu- per in magno Finium regundorum inter eivita- tem et ecelesiam judicio patriarum legum vigoris
aeerrimum se praestitit vindicem, virum pietate, sinceritate, comitate omni dus probatissimum - Es ißjt dies der erste Fall, in welchem die Göttinger Juriftenfakultät seit ihrer vor einigen Jahren nach Aufhebung Fer alten Henorenfakultäten erfolgten Reorganisatien honoris cauca rie Dokterwürde ertheilt hat und zwar, wie bei derartigen Ehrenbezeuzungen herkömmlich, durch einstimmigen Beschluß sämmt— licher Ordinarien.
Sal;burg, 30. August. (W. T. B.) Heute bat die zweite Plenarsitzung des Junrstentages staitgefunden. Die Re⸗ sferenten er einzelnen Scttionen teugen die Beschlüsse derselben vor. Präsigent Professer Gneist referirte üher den Entwurf zur Straf⸗ Frozeßordnung und kielt dann die Schlußrede. Bei dem alsdann folgenden Festbankette brachte Gneist einen Toast auf Se. Maꝛiestãt den Kaiser von Oesterreich, Ruthner einen solchen auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser aus. Jaques toastirte auf eme Allianz Deutschlands mit Oesterreich.
Pest, 29. August. Um 55 Uhr Nachmittags langten mittelst Separat Bampfbootes die auswärtigen Gäste des statistisch en internationalen Kongresses, gegen 70 an der Zahl, hier an. Der Ober Bürgermeister Rath und der Direktor des hauptstädtischen statistischen Bureaus, Körösi, waren den Gästen bis Gran entgegen · gefahren. Auf der Brücke harrten der Gäste die Spitzen der Ge⸗ lehrtenwelt mit dem Chef des statistischen Landesbureaus, Keleti, an der Spitze, ferner die Spitzen der Jurisdiktion unter Führung des Bürgermeisters Kammermayer und endlich die Vertreter der Presse.
In einer Kollektion von Abbildungen nach hervorragenden Gegenständen der dies jährigen dentschen Kun st . und Kunst⸗ gewerbe Ausstellung zu München, die in unverãnderlichem dbotegraphischen Druck ausgeführt und im Verlage von J. B. Dbernetter in München erschienen sind, bat unter Nr. 12 auch das vor einigen Wochen (in Nr. 148 d. Bl.) von uns erwähnte, von den Archltekien J. v. Schmaekel und Schönbemmer entworfene und in der Albumfabrik von J. J. Knipp in Offenbach und Berlin herge
stellte ‚»Deutsche Reichsalbum einen schicklichen Platz ge— funden Ursprunglich für die Ausstellung in Philadelphia bestimmt, konnte dasselte in Folge seiner etwas verspateten Vollendung nicht mehr dorthin abg sandt werden und gelangte nunmehr in München zur Ausstellung, wo es inzwischen von der Jury durch Verleihung einer Medaille an den Inhaber der ge— nannten Fabrik ausgezeichnet worden ist. Die uns vorlie- gende Photographie bringt die meisterhafte Komposition dieses Al rums, die künstlerische Gesammtwirkung sowohl wie die Feinheit des Ein zelnen, in vor üglicher Weise zur Geltung; sie läßt die strenge So sidität der Arbeit, die sich in dem Original mit tadelloser Gediegen⸗ heit dis Materials verbludet, nicht minder deutlich erkennen, als die stilvolle Zrichnung und die harmonisch in sich geschlossene Aaordaung, die in geschicktester Weise die Formen der verschiedenartigen Orna⸗ mente miteinander zu vermitteln und jedem der zahlreichen Details die richtige, innerhalb des Ganzen ihm gebührende Stelle anzu⸗ weisen verstand, so daß bei allem Reichthum des prächtigen und mannigfachen Schmuckeß doch jede Ueberladung vermieden und eine ruhige und vornehme Einfachheit der Verhältnisse erzielt wurde. Wenn die Reproduktion dabei auf einen wesent⸗ Üchen Vorzug des Originale, auf den farbigen Reiz der in Leder mofaik ausgeführten Einbanddecke mit ihren in Ebenhelj, in Geld, Silber, Bronze und buntem Email hergestestten Zierrathen, verzich⸗ ten muß, so ersetzt die Photographie, die, rein an sich ketrachtet, gleich- falls als eine durchweg gediegene Leistung zu bezeichnen ist, diesen Mangel, so weit nur möglich, durch einen trefflich gestimmten Ton und durch die schärfste stoffliche Charakteristik des verschier enartigen Materials, und so darf das Blatt, gleich anderen desselben Unterneh- men, ebenso als gelungene Wiedergabe eines hervorrogenben Stückes moderner deutscher Kunstindustrie, wie als eine für kun sigewerbliche Zwecke vorzüglich geeignete Vorlage empfohlen werden.
An ä mn t ch Künst ler — Architekten, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lit ographen u. 5. w. — erläßt die Verlagsbuchbandlung von Ebner und Seubert in Stutt- gart die Bure, sie durch Mittheilung genauer Angaben über ihr Leben.
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