1876 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

schen Behörden, sowie die Mitglieder verschiedener Kollegien. In der alten und neuen Synagoge fanden ebenfalls gottes dienftliche Akte statt. Die Schulen, und zwar sämmtliche höhere Lehr⸗ anstalten, die Symnasien, Realschulen, die Gewerbeschule, die Privat⸗ Lehranstalten, sowie die Elementarschulen haben im Laufe des Vormittags Festlichkeiten veranstaltet, bei denen zur Belebung und Förderung ächt patriotischer Gefinnung schwungvolle Ansprachen gehalten wurden und Vorträge, Deklamationen und Gesänge der Schüler stattfanden. Vom Thurme des Rathhauses er⸗ klangen um 12 Uhr Mittags patriotische Weisen. Auf den Straßen wogte zu dieser Zeit eine zahlreiche Menge, die den Festschmuck der Stadt in Augenschein nahm und sich des Mittags auf dem Ringe konzentrirte. Ver⸗ schiedene Korporationen, die Landwehr⸗Offiziere u. s. w. hatten Nachmittags zur Feier des Tages Festdiners ver⸗ anstaltet, bei denen die begeisterte Stimmung der Bethei⸗ ligten in Toasten und Ansprachen einen beredten Ausdruck fand. Das hiesige Bürgerschützencorps feierte den wichtigen Gedenktag durch das von ihm fuͤr künftige Zeiten gestiftete Festschießen, welches laut Statuten alljährlich am 2. September im Schieß werder abgehalten wird. In den Abentstunden entfaltete sich auf den Straßen, auf der Promenade (namentlich am Zelt— garten), sowie in den Konzertgärten ein äußerst reges Leben, und erst in später Stunde endete die Sedanfeier.

Rauden in Oberschlesien. Der 2. September ist hier nach dem von dem Herzog von Ratibor festgesetzten Programm auf das Festlichste begangen worden. Die Feier leitete am Vor⸗ abende ein großer Zapfenstreich ein, ausgeführt von der uniformirten Knabenkapelle mit ihrem Tambours⸗ und Pfeifer-Corps, unter Begleitung von Knaben, welche bunte Laternen trugen. Auf dem „Ringe“ wurden vor der daselbst aufgestellten und mit Fahnen umgebenen Büste Sr. Majesftät des Kaisers unter Böllerschüssen bengalische Flammen abgebrannt, wozu die Musik die Retraite und das Abendgebet spielte. Am Festtage selbst folgte militärische Reveille, darauf Vortrag des Chorals „Lobet den Herrn“ und der Volkshymne auf dem Ring. Hiernächst marschirte der Krie⸗ gerverein, verstärkt durch die Krieger aus den benachbarten Ort⸗ schaften, mit klingendem Spiel nach dem Herzoglichen Schlosse, um seimne Fahne abzuholen und dem feier⸗ lichen Hochamte in der Pfarrkirche beizuwohnen. Nach Beendigung desselben wurde eine besondere Schulfeier abgehalten, an welche sich die Ausbringung eines Hochs auf Se. Majestät den Kaiser durch den Herzog unter Böllerschüssen

und Vorbeimarsch der Krieger anschloß. Dieselben wurden dann von Sr. Durchlaucht im festlich dekorirten Theatersaale bewirthet und dabei durch den Vortrag

patriotischer Musikstücke unterhalten. Der Nachmittag des Fest⸗ tages war 500 Schulkindern von hier gewidmet, welche ebenfalls von der Herzoglichen Familie in den Waldanlagen des „Buk“ bewirthet wurden. Tanz und Illumination daselbst beschlossen den Tag, dessen Feier vom schönsten Wetter begünstigt war.

Posen, 2. September. (W. T. B.) Zur Feier des Sedanfestes fand hier heute Mittag ein Festzug der Gewerke und Vereine statt. Derselbe begab sich nach dem Wilhelms⸗ platze, woselbst die Generalität, die Mitglieder des Magistrats und die Stadtverordneten anwesend waren. Ober⸗Bürger⸗ meister Kohleis hielt die Festrede und schloß dieselbe mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, welches mit Begeisterung aufgenommen wurde. Die Betheiligung an der Feier ist eine allgemeine. Die Stadt prangt in reichem Flaggenschmuck.

Aus Rorderney, 2. September, wird der „Köln. Ztg.“ telegraphirt: An Deutschlands Nordwestgrenze Norderney, Strandhotel, brachte Bürgermeister Böttcher aus Mageburg den Toast auf Kaiser und Reich unter enthusiastischem Zuruf aus.

Kiel, 2. September. (Kieler Ztg.) Die Straßen der Stadt sind zur Feier des Sedantages mit Fahnen geschmückt. Im hiesigen Gym⸗ nasium ward um 9 Uhr Vormittags der heutige Tag durch Redeaktus in der Aula öffentlich gefeiert. Nach beendigter Feier machten die Klassen einzeln mit ihren Klassenlehrern Ausflüge in die Umgegend.

Barmen, 2. September. (Elbf. Ztg.) Zur Sedanfeier erdröhnten heute Nachmittag von den Bergen schon Kanonenschüsse, während die Schulkinder mit wehenden Fahnen, Trommeln zc. Ausflüge in die Umgegend machten. Heute Abend findet großer Zapfenstreich und Illumination des Denkmals in Unterbar⸗ men statt.

Cassel, 2. September. (W. T. B.) Das Sedanfest ist hier unter allgemeiner Betheiligung der Bevölkerung begangen worden. An dem Festzuge nahmen auch die Schüler des Gym— nasiums Theil. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm trug die Fahne. Auf dem Festplatze, der Karlsaue, sprach der Drektor der Realschule, Preime, das Festgedicht, in dessen Schlußstrophe die Menge mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser enthusiastisch einstimmte.

Frankfurt a. M., 2. September. (W. T. B.) Die Feier des Sedanfestes ist hier durch Kanonendonner, Geläute aller Glocken und durch Blasen von Chorälen von den Thürmen eingeleitet worden. Alle öffentlichen Gebäude und viele Privat— häuser haben festlich Zeflaggt.

Wiesbaden, 2. September. (Rhein. Courier.) Da sich gegen Mittag der Himmel aufklärte, beschloß das Festeomité für die Sedanfeier den Festzug und das Volksfest auf dem Neroberg noch in Scene zu setzen. In Folge dessen sammelten sich nach 3 Uhr die Vereine auf dem Luisenplatz und bald bewegte sich der siattliche Festzug mit den schönen Fahnen in folgender Reihenfolge: die Regimentsmusik der S0er, Gemeinderaths⸗ Deputation, der Männerturnverein, Krieger⸗ verein Germania, Gesangverein Union, Gesangverein Concordia⸗ Liedertafel, in zwei Equipagen mehrere Invaliden des Krieger— vereins Germania und ein ehrwürdiger Waterlooveteran, die Artilleriemusik, das Bürgerschützen⸗Corps, der Kriegerverein Alemania, der Gesangverein Friede, der Wiesbadener Turn⸗ verein durch die festlich beflaggte Rheinstraße, Kirch,, Lang—=, Webergasse, über den Theaterplatz, durch die obere Wilhelm-, Taunus⸗ und Geisbergstraße nach dem Neroberg. Dort hielt der Bürgermeister Coulin eine Ansprache.

Ems 2. September. (Rhein. Cour.) Heute früh 6 Uhr donner⸗ ten unter dem Geläute der Kirchenglocken zum Zeichen des Tages von Sedan von den Ems umgebenden Bergeshöhen Böllerschuͤsse hernieder, dann wurde am Kriegerdenkmal ein Choral geblasen. Die Stadt befindet sich in schönstem Flaggenschmuck und die Stimmung ist eine sehr gehobene. Am Abend wird ein Fackel— zug und die bengalische Beleuchtung des auf der halben Höhe der 850 Juß hohen „Bäderlei“ sich befindenden Kriegerdenkmals statifinden. Morgen, als Schluß der Feier, Festzug durch die Straßen und Volksfest auf dem hierzu bestimmten Festplatze.

Cöln, 3. Septem er. (Ftöln. Ztg.) Auch in diesem Jahre wunde in unserer Stadt der Sedantag öffentlich und in engeren

Kreisen, durch festlichen Gottesdienst, durch echte patriotische Ver⸗

Bürgermeister Coulin und die

anstaltungen, durch fröhliche Zusammenkünfte, Festmahle und dergleichen in würdiger und erhebender und auch in heiterer Weise gefeiert. Schon am frühen Morgen hatten viele Straßen, namentlich die im Mittelpunkte der Stadt, ein freundliches Fest⸗ gewand angelegt; bunter Fahnenschmuck prangte auf manchen Straßen von Haus zu Haus, Buͤsten und liebliches Grün

schmückten hier und dort die Fenster, Balkone und Fagaden. Die öffentlichen Gebaude, die beiden Rhein⸗ brücken waren beflaggt und lustig wehten Wimpel

und Fahnen an den Masten und aus dem Tauwerk der in den Häfen ankernden Schiffe. Den Tag über donnerten an den beiden Ufern des Rheins die dort aufgestellten Böller ihre Festgrüße herüber und hinüber. Unabsehbare Scharen zogen gegen 4 Uhr Nachmittags nach dem Gürzenich hin, um daselbst der öffentlichen und Hauptfeier des Tages beizuwohnen. Bei Beginn derselben war der grole Saal sammt seinen Galerien von Festgenossen aus allen gesellschaftlichen Kreisen dicht besetzt. Die Orchester⸗ Vorträge, die herrlichen Lieder und die patriotischen Ansprachen riefen eine Begeisterung hervor, die sich in den srürmischsten Bei⸗ fallsbezeigungen kund gab. Die Versammlung übersandte Sr. Majestät dem Kaiser durch den Ober⸗Bürgermeister folgendes Telegramm: „Eurer Majestätsendet die zur Sedanfeier im Gürzenich⸗ saale versammelte Bürgerschaft von Cöln ehrfurchtsvollen Gruß mit begeistertem dreifachem Hoch!‘ Nach Beendigung der Feier be— gaben sich die betheiligten Vereine unter Begleitung zweier Musik⸗ corps nach dem Vereinshause der Lesegesellschaft, dem Gertruden⸗ hofe, um daselbst die Stunden des Abends bei einem allgemeinen Commers in fröhlicher Geselligkeit zu vollbringen. Die Schützen gesellschaft hat eine Rheinfahrt projektirt. .

München, 3. September. (W. T. B.) Das Sedanfest ist gestern hier glänzend gefeiert worden. Die Häuser der Stadt, namentlich die öffentlichen Gebäude, prangten in reichem Flaggenschmuck, welcher den im vergangenen Jahre bei Weitem übertraf. Am Abend fand im Zacherkeller ein sehr zahlreich besuchtes Festessen statt, bei welchem der Bürgermeister Erhard die Festrede hielt.

Augsburg, 2. September. (Allg. Ztg.) Für unsere Stadt wurde die diesjährige Sedanfeier zu einer wahrhaften Festfeier, da mit ihr die Enthüllung des von der Gemeinde ihren auf dem Felde der Ehre gebliebenen Söhnen errichteten Denk⸗ mals verbunden war. Frühe schon erinnerten feierliche, von der Plattform des Perlachthurmes weithin hörbare Klänge und Weisen die Bewohner Augsburgs an die Wichtigkeit des neu⸗ angebrochenen Tages. Dann sammelten sich im Hallhofe die alle Altersstufen umfassenden Theilnehmer des Festzuges, der sich vor 11 Uhr nach dem Frohnhofe zu durch die breite reichgeschmückte Maximilianstraße in Bewegung setzte. Voran zog eine Feuerwehrabtheilüng mit 2 Fahnen, ihr folgte ein Musikcorps, diesem die Schülerinnen und Schüler der Volks⸗ und Mittelschulen, ihnen wieder ein Musikcorps, dem sich nun zahlreiche Veteranen⸗ und Kriegervereine und die hiesigen Sängergenossenschaften mit ihren Fahnen anschlossen. Mit⸗ glieder des Turnvereins und der Feuerwehr bildeten den Schluß des langen Zuges, der sich nun weithin uͤber den schönen Fest⸗ platz ausdehnte, in dessen Mitte das noch verhüllte Denkmal hoch emporragte. Im Kreis umher bildeten Militärabtheilungen und Turner einen Tordon, am Fuße des Denkmals hatte sich die ganze Beamtenwelt, Magistrat und Gemeindebevollmächtigte, die Geistlichkeit und die Lehrer der höheren Anstalten ꝛc. gruppirt. Nachdem durch die vereinigten Gesangvereine der „Festgesang und König Ludwigs J. schwungvolle Dichtung „An Deutschlands Krieger“, beide von H. Stunz komponirt, ge⸗ sungen waren, hielt der erste Bürgermeister, Ludwig Fischer, die Festrede, deren patriotisch zündende Kraft auf alle An⸗ wesenden den tiefsten Eindruck machte. Unter brausenden Hoch⸗ rufen auf Ihre Majestäten den König von Bayern und den Deutschen Kaiser und dem Donner der Kanonen fiel dar— auf die das Denkmal bergende Hülle.

Mitten auf dem Frohnhofe, im Hintergrunde die Königliche Residenz, rechts vom ehrwürdigen Dome abgeschlossen, erhebt sich auf hohem Sockel von dunklem Syenit das jüngste, aus der Hand des Meisters C. Zumbusch hervorgegangene Pracht⸗ werk: die in Erz gegossene überlebensgroße Statue eines römischen Kriegers, der, siegreich aus dem Kampfe heimkehrend, das mit Ehren geführte Schwert nun ruhig in die Scheide steckt. Eine edle muskelkräftige Gestalt, in ruhig sicherer Haltung, den antiken römischen Helm auf dem Haupte, den Körper von fliegen⸗ dem Mantel umwallt, unter den Füßen feindliche Trophäen, hebt sich schlank in die Luft. Kraft und Besonnenheit, jedes sich überhebenden Trotzes oder stolzer Siegessicherheit bar, sprechen aus den männlichen Zügen. Der Sockel, auf dem die Statue sich erhebt, zeigt auf seiner vordern Seite eine in Erzguß aus⸗ geführte Siegesgöttin, auf seiner Rückseite das Wappen der Stadt, die beiden anderen Seiten füllen die Gedenk⸗ tafeln mit den Namen der Söhne Augsburgs, die für das Vaterland ihr Leben ließen. An den Ecken weiter unten sitzen vier kräftige Knabengestalten, die Werke des Friedens und das zu Schutz und Trutz gerüstete Deutschland ver⸗ sinnlichend.

Rachdem das Musik⸗Corps des 4. Artillerie ˖ Regiments die bayerische Nationalhymne vorgetragen, die ganze ver⸗ sammelte Menge begeistert „die Wacht am Rhein“ ge⸗ sungen hatte, während welcher Zeit sich die Stufen, auf denen das Denkmal sich erhebt, mit Lorbeer⸗ und Blumen kränzen bedeckten, umdrängte und umwogte die Menge noch lange das Denkmal, um sich dann am Nachmittag zum Volksfest im Schießgraben wieder zu⸗ sammenzufinden, gelegentlich dessen zwei Mufikchöre ein aus 46 Nummern bestehendes Programm und die vereinigten Gesangs⸗ vereine eine Anzahl von Chorgesängen zu Gehör bringen wer— den. Der vom schönsten Wetter begünftigte Festtag wird sei⸗ nen Abschluß durch ein großes Feuerwerk und ein morgen Nachmitta s stattfindendes Festschießen des Schützenvereins Augsburg erhalten.

Nürnberg, 2. September. (C. v. u. f. D.) Die Sedanfeier wurde heute Mittag durch Choralmusik vom Sebalder Thurm eingeleitet; hierauf folgte um 12 Uhr viertel⸗ stündiges Geläute sämmtlicher Kirchenglocken. Die Häuser prangen in Flaggenschmuck, in den Straßen herrscht reges Treiben. Eine außerordentlich zahlreiche, die graumige Kirche füllende Menschen⸗ menge hatte sich zu dem Festgottes dienstt um 3 Uhr Nachmittags eingefunden.

Dresden, 2. September. (Dr. J) Der heutige Jahres⸗ tag der Schlacht von Sedan ist in unserer Stadt in einer wür⸗ digen Weise begangen worden. Vom Residenzschloß wehte, ne— ben den deutschen und sächsischen Flaggen, die Fahne des niglichen Hauses herab. Das Altnadter Rathhaus hatte sein Festgewand angelegt, und ebenso waren alle übrigen Königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser mit Flaggen in den deutschen und sächsischen Farben geschmückt. Zugleich waren alle Königlichen und ftädtischen Expeditionen,

die Königlichen Kunstsammlungen, die Börse, die Banken und viele Geschäftslokalitäten und Werkstätten, wenigstens am Mor⸗ gen, wie an den gesetzlichen Feiertagen geschlossen. Nach dem Gottesdienste fanden in allen höheren Unterrichtsanst alten und Schulen Festakte statt und auch für den Nachmittag und Abend stehen mannigfache Festlichkeiten in Aussicht.

Leipzig, 2. September. (Leipziger Ztg.) Der heutige Sedantag wurde durch das Geläute der Glocken sämmtlicher Kirchen eingeleitet. Vormittags war in den Kirchen Gottesdienst und fanden in den Schulen feierliche Atte statt. Für Nach⸗ mittag ist ein großer Festzug der Kinder vor das Palais Sr. Majestät des Königs vorbereitet Die Thürme der Siadt, die , . und viele Privatgebäude haben Flaggenschmuck an⸗ gelegt. ;

Stuttgart, 2. September. (St. A. f. Württ.) Die Sedanfeier begann hier, wie alljährlich, an den Gräbern der Gefallenen. Um 6 Uhr ertönten von allen Kirchihürmen die Glocken und war das Kriegerdenkmal in weitem Umkreis von

einer großen Menge umgeben. Den Zug eröffnete der Kriegerverein mit umflorter Fahne, dann der Militär⸗ Invalidenverein und weiterhin eine Anzahl von Offizieren des aktiven Heeres, der Reserve und der Land⸗ wehr folgte, voraus der Chef des Kriegs- Departements,

General⸗Major v. Wundt, der Gouverneur von Stuttgart, General⸗ Lieutenant Graf v. Schéler, und der hiesige Divisionär General v. Kottwitz. Die Festrede hielt der Geistliche, Professor Weit⸗ brecht. Gestern Abend von 8 Uhr an brannten Freudenfeuer auf den Höhen der Umgebung der Stadt. Heute Morgen gegen 9 Uhr nahmen auf dem Marktplatz verschiedene Vereine, so die Stadtgarde, die Feuerwehr, die Schützengilde, der Liederkranz Aufstellung zum feierlichen Zug in die Stiftskirche. An dem Zuge, welcher um 91 Uhr durch die ünzstraße über die Planie durch die Königs⸗ und Stiftsstraße sich bewegte, betheiligten sich auch die bürgerlichen Kollegien, und eine Anzahl von Beamten und Offizieren. Die Predigt in der Stiftskirche hielt Prälat v. Kapff. In der Hospitalkirche predigte Helfer Reiff, in der Leonhards⸗ kirche Helfer Schmidt, in der Johanniskirche Stadtpfarrer Fischer. In der katholischen Kirche fand ein feierliches Hochamt, und in der Synagoge en Fesigottesdienst statt. An die gottesdienstliche Feier schlossen sich dann um 11 Uhr öffentliche Schulfeiern mit Festreden beziehungsweise Ansprachen, Gesangs⸗ und deklamato— rischen Vorträgen an.

Karlsruhe, 2. September. (W. T. B.) Zur Feier des Sedanfestes ertönten heute früh Kanonensalven. Die Stadt ist mit deutschen und badischen Fahnen festlich geschmückt. Im Gymnasium fand eine Feierlichkeit statt, bei der Direktor Wendt die Festrede hielt.

3. September. (W. T. B.) Anläßlich des Sedan⸗ tages haben gestern in dem ganzen Großherzogthum Baden zahl⸗ reiche Festlichkeiten stattgefunden, insbefondere in den Städten Konfstanz, Freiburg, Offenburg, Kehl, Durlach, Pforzheim, Bruchsal und Heidelberg, sowie in sehr vielen anderen Orten.

Braunschweig, 2. September. (Br. Ztg.) Der heute zur Feier des Tages von Sedan veranstaltete Festzug verlief bei günstigem Wetter in glänzender Weise. Derselbe bedurfte zu seiner Ent⸗ faltung 25 Minuten und es flatterten über den Theilnehmern gegen 80 Fahnen und Fähnchen. Vor Abmarsch des Zuges vom Altstadtmarkte hielt Hr. Stadtrath Gebhardt eine kurze An⸗ sprache, welche mit einem Hoch auf Kaiser und Reich schloß.

Bremen, 2. September. Die Sedanfeier wurde gestern Abend durch einen Fackelzug des Kriegervereins eröffnet. Heute früh von 7 bis 8 Uhr läuteten die Glocken sämmtlicher Kirchen der Stadt und des Gebiets auf Senats⸗Anordnung. Zwischen 8 und 12 fand in allen Kirchen, auch in der Synagoge, Fest⸗ gottesdienst statt. Von 12 bis 1“ mustzirte eine Kapelle am Krieger⸗Denkmal auf dem Wall. Von 1 bis 2 läuteten wiederum die Glocken. Gleichzeitig fand auf dem Schützenhofe das Festessen statt. Gegen 4 Uhr Nachmittags marschirte der Kriegerverein aus und wurde vom Vorsitzenden des Festaus⸗ schusses begrüßt. Dr. Arthur Breusing hielt die Festrede. Vor⸗ träge der Liedertafeln, Aufmarsch und Schauturnen der Turn⸗ vereine, Erleuchtung und Feuer werk, letzteres auf dem sogenann⸗ ten Separationswerk inmitten der Weser, beendigten das Fest

Hamburg, 3. September. (S. N) Zur Feier des Sedan⸗ tages waren gestern die Thürme unserer Stadt, sowie eine große Anzahl Privathäuser festlich beflaggt und fand in sämmt⸗ lichen Kirchen der Feier entsprechender Gottesdienst statt. Morgens gegen 7 Uhr wurde in den Straßen Hohe Fahlentwiete, Neu⸗ straße ꝛc. von 7 Tambours der alten Hamburger Bürgergarde eine Reveille ausgeführt, während ein Mufikcorps an den Ecken der genannten Straßen einige Märsche spielte.

Berlin, 4. September. Aus Salonichi werden über den k vom 21. August d. J. noch folgende Einzelheiten ge⸗ meldet:

Am 21. August d. J., Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr ist die Verkündigung des Urtheils gegen die drei bei dem Kon— sulnmorde kompromittirten türkischen Militärpersonen, die Degra⸗ dation derselben und hierauf der Salut für die deutsche und französische Flagge in feierlicher Weise vollzogen worden.

Um 5 Uhr waren zu diesem Behuf die in Uniform be⸗ findlichen Delegirten der Botschaften von Deutschland und Frankreich mit je einem Konsulatsbeamten und die zur Theil⸗ nahme kommandirten Vertreter der Geschwader, beiderseitig der Chef des Stabes und ein Kapitän, von berittenen Zaptics (Polizeisoldaten) in ihren Wohnungen abgeholt und nach der Citadelle geleitet worden, an deren Eingang sie vom Gouverneur und seinen Beamten empfangen wurden.

Der Akt selbst hatte in dem Hofe der Citadelle Statt, wo ein Truppendetachement von etwa 400 Mann Aufstellung ge⸗ nommen hatte. Gegenwärtig waren die türkischen Behörden und die Mitglieder der drei Medjliß (Provinzialräthe), ferner mehrere fremde Konsuln, unter denen die von Oesterreich⸗ Ungarn, Rußland und den Niederlanden, endlich ein Theil der Bevölkerung, welchem ungehinderter Zutritt gelassen war.

Nachdem die drei Verurtheilten in Cwilkleidung von 50 bewaffneten Matrosen vorgeführt waren, erfolgte die fast eine halbe Stunde andauernde, laute und vernehmliche Verlesung des Urtheils, in welchem auch die Degradation ausgesprochen ist, bei lautloser Stille der VBersammelten.

Nach diesem Vorgang wurde der Ex⸗Polizeichef von einer Abtheilung Zapties in das Gefängniß von Salonichi, wo er zunächst drei Monate Strafe verbüßen soll, geführt, während die beiden anderen Verurtheilten auf die türkische Fregatte „Selimiè“ gebracht wurden. Wie man hört, sollen die letzteren nach Rhodus und Mytilene geschafft werden. Während der Verlesung des Urtheils stand die Wachtmannschaft unter ange⸗ faßtem Gewehr.

Nach Beendigung dieser Handlungen wurden sodann gleich⸗ zeitig auf zwei Flaggenstöcken die deutsche und die französische

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Flagge gehißt und mit 42 Kanonenschüssen von den türkischen Forts salutirt. Die Admiralschiffe beider Nationen erwiderten den Gruß gleichzeitig mit j⸗ 21 Schüssen. Hiermit hatte der Sühnakt für das traurige Ereigniß vom 6. Mai d. J. seinen Abschluß gefunden.

Die Sach ver stãn dige n⸗ En quste liche Regelung des Patentwesens hat gebnissen geführt:

In der Sitzung vom 29. v. M. wurde die Frage:

Empfiehlt sich ein gesetzlicher Schutz für Erfindungen? von allen gegen eine Stimme bejaht.

Eine nähere Spezialisirung dessen, was Gegenstand eines Patentes sein kann, wurde abgelehnt und eine generelle Fassung, etwa im Sinne des belgischen Gesetzes, empfohlen. Ausgeschlos⸗ sen soll die Patentirung solcher Erfindungen werden, die den Gesetzen oder guten Sitten zuwider sind.

Der Ausschuß der Patentirung von Arkana und Schönheits⸗ mitteln wurde einstimmig abgelehnt.

Für den Ausschluß der Patentirung der Nahrungsmittel erhob sich keine Stimme.

Der Ausschluß von Giften und Ezplosivstoffen wurde ein⸗ stimmig, der Ausschluß der Arzeneien mit allen Stimmen gegen eine abgelehnt.

Daß keine Patente zu ertheilen sind in solchen Fällen, in denen der Eintritt der beabsichtigten Erfolge durch die Natur⸗ gesetze unmöglich gemacht ist, wurde allseitig anerkannt.

Auch darüber herrschte sachlich Uebereinstimmung, daß bloße Formveränderungen nicht zu patentiren seien.

Der Inhaber des Patents soll nach einstimmiger Ansicht das ausschließliche Recht der Herstellung und des Handels mit den patentirten Gegenständen haben. Er soll ferner nach fast einstimmiger Ansicht das ausschließliche Recht der Benutzung haben; dagegen soll die Benutzung der patentirten Gegenstände zu andern als gewerblichen Zwecken nach der Ansicht der Mehr⸗ heit Jedermann freistehen.

In der Sitzung vom 30. v. M murde die Nothwendigkeit von Schutzmaßregeln gegen eine gemeinschädliche Wirkung des Patentrechts mit 16 gegen 6 Stimmen anerkannt.

Für den unbedingten Licenz Zwang waren 6 Stimmen für den bedingten oder indirekten Licenz⸗ Zwang im Sinne der Wiener Beschlüsse oder des letzten englischen Entwurfs sprachen sich l0 Stimmen aus. Gegen jeden Licenz⸗Zwang entschieden fich 6 Stimmen.

Das General-Postamt hat statistische Ermitte— lungen über den Postpäckereiverkehr im Allgemeinen und auf den Eisenbahnen für die Zeit vom 10. bis 19. bezw. 20. d. M. angeordnet.

In Beziehung auf die Verpflichtung der Reichs— angehörigen zur Quartierleistung für die bewaffnete Macht während der Friedenszeit hat das Ober-Tribunal, II. Senat, in einem Erkenntniß vom 17. April d. J. folgende Entscheidung gefällt: Diese Verpflichtung kann Fiskus nur dann in Anspruch nehmen, wenn keine fiskalischen Kasernen oder

über die gesetz⸗ zu folgenden Er⸗

Stallungen an dim mit Einquartierung zu belegen den Orte vorhanden sind, dagegen hat Fiskus die Pflicht, die einmal bestehenden Kasernen und Stal⸗

lungen zu erhalten, baufällig gewordene Räume zu restau⸗ riren, resp. von Neuem wiederherzustellen. Wird die Wieder⸗ herstellung ohne Verschulden der Militärbehörde verzögert, so tritt in der Zwischenzeit die Verpflichtung der Reichsangehörigen zur Quartierleistung gegen die im Reichsgesetze vom 25. Juni 1868 bestimmte Entschädigung in Kraft. Zum Erwerb eines neuen Bauplatzes behufs Erbauung einer neuen Kaserne oder Stallung für die unbenutzbar gewordenen entsprechenden alten Räume ist die Militärbehörde nicht verpflichtet.

Zu Oudler im Königlich preußischen Hauptamtsbezirke Malmedy und zu Dasburg, Obersgegen, Schternacher— brück, Igel und Nennig im Königlich preußischen Haupt amtsbezirke Trier sind Abfertigungsstellen für den Branntwein— verkehr mit dem Großherzogthum Luxemburg errichtet worden, welchen nebst der Steuer⸗Rezeptur zu Perl im Hauptamtshezirke Trier die Befugniß zur Ausfertigung und Erledigung von Ueber— gangsscheinen über Branntwein im Verkehr von und nach dem Großherzogthum Luxemburg beigelegt ist. An der Ueber— gangssteuerstraße von Luxemburg nach Ewringen in Elsaß— Lothringen ist eine weitere Uebergangssteuerstelle für Brannt— er, in Frisingen auf luxemburgischen Gebiete errichtet worden.

Der General der Infanterie Freiherr von Losn, Prä— ses der General-⸗Ordens⸗Kommission, hat sich mit Urlaub nach Holstein begeben.

Bayern. München, 1. September. Die Königin⸗ Mutter von Sachsen ist gestern Mittag mit dem Courier— zuge von Eger hier eingetroffen und setzte nach einem kurzen Aufenthalt die Reise zum Besuche der Herzoglichen Familie nach Possenhofen fort.

Die Staats⸗-Ministerien des Innern und des Kriegs haben im Einverständnisse mit dem Staats⸗Ministerium des Innern für Kirchen⸗ und Schulangelegenheiten die Anord⸗ nung ergehen lassen, daß die als außerordentliche Mitglieder zur Abhaltung der Prüfung für Einjährig⸗Freiwillige beizuziehen⸗ den Lehrer einer höheren Lehranstalt sich der Ertheilung jeg⸗ lichen Privatunterrichts an Prüfungsaspiranten des be— treffenden Brigadebezirks zu enthalten haben.

Sach sen Leipzig, 2. September. (Leipz. Ztg.) Der König wohnte heute den Manövern bei Böhlen bei. Se. Majestät gedenkt sich morgen nach Dresden zu begeben und am Montag von dort hierher zurückzukehren. Der Ankunft der Königin Carola hierselbst wird zum Dienstag entgegen⸗ gesehen.

Württemberg. Stuttgart, 1. September. Kürzlich ist die Nachricht durch die Blätter gegangen, Württemberg habe abgängiges Armeematerial an die serbische Regierung verkauft, serbische Offiziere hätten dasselbe in Um in Empfang genommen. Wie die „Köln. Ztg.“ mittheilt, stellt es sich jetzt heraus, daß Griechenland, nicht Serbien, jenes Material, ins⸗ besondere Chassepotgewehre aus dem franzöͤsischen Beute⸗A1ntheil, gekauft und griechische Offiziere dasselbe abgenommen haben. Bekanntlich führt Griechenland gegenwärtig eine Armee⸗Reorga⸗ nisation durch, welche sein Heer auf eine bedeutende Stärke brin⸗ gen soll.

Baden. Schloß Mainau, 1. September. Dienstag den 29. August mafen die Kaiserin Eugenie und der Prinz Louis Napoleon, Mittwoch den 20. der Fürst und die Fürstin von Waldeck zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften hier ein und kehrten sodann nach Arenenberg, beziehungsweise Konstanz

zurück. Donnerstag den 31. August besuchten der Großher« zog, die Großherzogin und der Srbgroßherzog die Prinzessin Friedrich und den Prinzen Wilhelm von Würt— temberg in Seefeld; begaben sich dann zum Besuch der Land⸗ gräfin von Hessen⸗Philippsthal nach Horn und kehrten am Abend nach Schloß Mainau zurück.

Sessen. Darmstadt, 1. September. Wie das „Frankf. Journ.“ vernimmt, ist der Zusammentritt der Zweiten Kam mer etwa für Ende nächsten Monats oder Anfang Okiober in Auesicht genommen, indem der Finanz⸗Ausschuß bis dahin seine Berichte über die Beschlüsse der Ersten Kammer zum Staats- Budget beendet haben wird. Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 1. September. (Leipz. Ztg.) Der General⸗Feldmarschall Graf v. Roon ist seit einigen Tagen auf seiner Besitzung Neuhof bei Coburg nicht unbedenklich erkrankt. Derselbe leidet namentlich an Asthma.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. September. Aus Poisdorf wird gemeldet, daß der Kaiser heute von Zisters— dorf kommend, gegen 7 Uhr vor Poisdorf auf dem Mansver— selde eingetroffen sei. Nach dem Manöver begab sich Se. Maje— stät nach Feldeberg. Der Kronprinz Ru dolf ist gestern Nachmittags von Ischl in Schönbrunn angekommen.

4. September. (W. T. B.) Prinz Arthur von Eng— land ist gestern Abend hier angekommen und in der Hofburg abgestiegen. Verselbe begiebt sich heute Nachmittag mit dem Kronprinzen Rudolf nach dem Mansöverfelde.

3. September. Das „Fremdenbl.“ schreibt: „Wir haben allen Grund, anzunehmen, daß in der Frage der Anerken—⸗ nung des neuen Sultans, sobald dieselbe durch eine von Konftantinopel ausgehende Initiative spruchreif geworden sein wird, die Mächte in vollkemmenem Einverftändnisse gleichmäßig vorgehen werden. J

Salzburg, 2. September. Win Kairserin von Bra— silien ist gestern von Gastein hier angekommen.

Prag, 31. August. Die Herzogin Anna von Mecklen— burg⸗Schwerin ist gestern Nachmittags hier angekommen.

Pest, 31. August. Ueber die Freilassung der inter— nirt gewesenen Russen erhält der „Pester Lloyd“ folgende Zuschrift: „Nach Punkt 7 der Genfer internationalen Konven— tion verleiht das Abzeichen des „rothen Kreuzes“ auf Grund der angenommenen „Non(lnterventio« nur dann Anspruch auf freie Reise nach den kfriegführenden Ländern, wenn dieses Ab— zeichen den Betreffenden von der hierzu berechtigten Landes— behörde gegeben wurde. Als die Reisedokumente der wegen po⸗ lizeilicher Ausschreitung detenirten russischen Unterthanen unter— sucht wurden dieselben waren sammt und sonders außer den ordnungsmäßigen Reisepässen von dem Comité der Ver— eine des rothen Kreuzes aus Warschau und St. Peters burg ausgestellt wollte sich die ungarische Regierung im Interesse der „Non-(lnterventio“ die Ueberzeugung verschaffen, ob diese Dokumente von den hierzu berechtigten Vereinen aus⸗ gefertigt wurden? und internirte mittlerweile abgesehen von der polizeilichen Ausschreitung die Betreffenden Rachdem sie sich indessen an kompetenter Stelle überzeugte, daß die aus— gestellten Urkunden den Normen des Genfer internationalen Vereins entsprechen, gab sie die Internirten frei. Diese Verhand⸗ lung erforderte der Natur der Sache nach längere Zeit, welche den Inhaftirten als Strafe für die polizeiliche Ausschreitung angerechnet wurde.“

Pest, 1. September. Ein hiesiges Organ erklärt sich „er⸗ mächtigt“, mitzutheilen, daß die Meldung mehrerer Blätter, Minister August Trefort sei „zum Gouverneur der (künftigen) Ungarischen Bank“ designirt, jeder Begründung entbehre und rein auf Erfindung beru ne. In kompetenten Kreisen sei eine solche Kombination noch nie besprochen worden.

Im Ministerium des Innern werden wie „Hon“ meldet gegenwärtig die Durchführungsinstruktionen zur neuen Komitats Organisation ausgearbeitet. Am 4. September findet im ganzen Lande die Konstituirung der neugebildeten Komitate statt; bis dahin dürfte auch die Rektifizirung der Terri⸗ torien beendigt sein. Am 4. Oktober soll sodann die neue Organisation mit den Verwaltungsausschüssen ins Leben treten.

Die Verhandlungen der beiderseitigen Regierungen mit der österreichischen Nationalbank über die Bankfrage werden wie der „Disch. Ztg.“ von hier telegraphirt wird am 15. Oktober beginnen. In den letzten Tagen des September sollen der Nationalbank die Vorschläge der beiden Regierungen übermittelt werden.

3. September (W. T. B.) Heute fand hier die hun⸗ dertjährige Jubel feier zu Ehren des Erzherzog-Palatinus Josef statt. Nach dem Redeakt in den Redoutensälen setzte sich ein Festzug nach dem Josesplatz in Bewegung, wo ein Lorbeer⸗ kranz auf das Monument des Erzherzog⸗Palatinus niedergelegt wurde. Die Minister und die von dem Reichstage, der Haupt— stadt, den Comitaten, der Armee und der Geistlichkeit abgeordne⸗ ten Vertreter, auch die Mitglieder des internationalen statisti⸗ schen Kongresses nahmen an der Feier Theil, deren Mittelpunkt der Sohn des Palatinus, der Erzherzog Josef, mit seiner Fa⸗ milie bildete.

Zara, 1. September. Die Erhebungen in der Affaire Ossoinik ergaben, daß 14 österreichischen Unterthanen 353 und drei Herzegowiner Flüchtlingen 221 Thiere geraubt wurden.

Agraäm, 31. August. Der oppositionelle Deputirte Conte Buratti richtete an das Landiags-Präsidium ein Schreiben, worin er erklärt, daß er sein Mandat niederlege.

1. September. Heute wurden die seinerzeit in Belo⸗ var verhafteten Milovies, Polis und Rozulies in Frei⸗ heit gesetzt.

Schweiz. Bern, 1. September. (N. Zürch. Ztg.) Zu⸗ folge Verständigung zwischen dem Bundesrath und der fran⸗ zöfischen Regierung verbleibt der Handels vertrag vom 50. Juni 1864 bis zum 19. August 1877 in Kraft, wofern nicht vor diesem Zeitpunkt eine anderweitige Vereinbarung zwi⸗ schen beiden Staaten getroffen wird.

Niederlande. Haag, 30. August. In Betreff der mi⸗ nisteriellen Krisis geht liberalen Organen die Piittheilung zu, daß der König Herrn Kappeyne in der Audienz, zu welcher dieser beschieden war, blos die Frage gestellt habe, ob die Verwerfung des Art. 1 des Milizgesetzes Grund für den Rücktritt des Kabinets gebe; Herr Kappeyne habe diese Frage in verneinender Weise beantwortet; eine weitere Frage sei nicht gestellt worden und auch keine Aufforderung an Herrn Fappeyne, die Bildung eines Ministeriums zu übernehmen, gefolgt.

Großbritannien und Irland. Landon, 2. September. (. C.) In Birmingham, Sheffield, Bradford, Norwich, Wol ver⸗

digung der Gefahr anwenden können.

hampton Sunderland und West-Hartlepool werden in den näch⸗ sten Tagen sogenannte Protest⸗Meetinas gegen die tärkischen Grausamkeiten in Bulgarien resp. gegen die Haltung der enali⸗ schen Regierung in dieser Angelegenheit stattfinden. Der Erzbischof von Canterbury hat von dem Metropslitan von Serbien einen von Vertretern der chöistlichen Hevölkerung in Bosnien und der Herzegowina unterzeichneten und an das englische Volk gerichteten Aufruf erhalten. Es werden darin die Leiden geschildert, welche die Serben in Folge der von hen Türken täglich verübten Gräuelthaten und Exzeffe zu erdulden haben. In Erwiderung auf dieses Sendschreiben bemerkt der Erzbischof: „Ich erlaube mir im Namen meiner Landsleute Ew. Excellenz unserer Sympathie mit den Leiden derjenigen, die Sie repräsentiren, zu versichern und meinen festen Glauben auszu⸗— drücken, daß die Regierung, sowie das Volk Englands, ihr Besies thun werden, um diese Leiden zu lindern und ihren Be⸗ schwerden in der Weise abzuhelfen, die am gerechtesten und thunlichsten erscheinen mag.“

(Köln. Ztg.) In einer Versammlung zu Nottingham, welche ihre Entrüßtung über die tũrkischen Grausam keiten lundgeben wollte, kam gestern folgendes, schon telegraphisch im Auszuge gegebenes Schreiben zur Verlesunn, welches der Unter⸗ Staatssekretar des Auswärtigen, Bourke, an das Parlaments⸗ mitglied Saul Isaac gerichtet hat:

Coalstown, Haddington. 27. Auzust.

Geehrter Herr! Es wundert mich durchaus nicht, daz Ihre Wähler entrüst't und entsetzt sind über die kärzlich in England ein—⸗ getroffenen Berichte von den in der Bulgarei verübten Schreckeng-= thaten. Sie wissen, daß die Regierung in den stärksten Ausdrücken der Pforte Vorstellungen über den Gegenstand gemacht und ihr bemerkt hat, daß diese Ereignisse eine Entfremdung Englands von der Täckei zur Folge gehabt haben, eine Entfremdung der Art, daß sie für das ottomanische Reich unheilvoll werden kann. Ich meinestheils frage nicht darnach, wie ernst der von Ausländern geföckerte Aufitand oder wie blutdürstig die Absichten und Handlungen der aufständischen Christen gewesen. Das Gemetzel und die Verwüstung, womit er unterdrückt wurde, ist nicht zu rechtfertigen und wirft Schmach auf eine Regie— rung, unter der diese Vorgänge stattfanden, Schande auf die Urheber dieser gräuelvollen Verbrechen. Ich glaube, daß unser Botschifter in Konstantinopel nie eine Gelegenheit versäumt hat, um Alles zu ttzun, was die Diplomatie zur Beendigung des Blutvergießens und zur Herbeiführung der gebübrenden Strafe für die Schuldigen thun kann. Jedoch haben der russische und der österreichische Botschafter, genau so wie Sir H. Elliot, von den Gräuelthaten nicht eher Kenutnitz erhalten, als bis das Schlimmste vorüber wac. Sie mögen sich versichert halten, daß der Premier Minister und Lord Derby über diese Ereignisse die gleiche Entrüstung empfinden, wie irgend zwei andere Männer in unserem Lande und im Einklange mit diesen Gefühlen handeln wollen; aber wie herz⸗ zerreißend die bulgarischen Metzeleien auch gewesen sein mögen, so müssen wir uns Loch alle erinnern, daß englische Staatsmänner nicht die Herrscher der Türkei sind und physische Gewalt in den inneren Previnzen des Reiches nicht gleich in wenigen Tagen nach der Ankün— Die erste Pflicht englischer Staatsmänner ist Rücksicht auf das Interesse dieses Landes; aber die Türkei weiß so gut wie Sie, daß die Regierung Englands Tyrannei, Unterdrückung oder Grausamkeit, wo sie sich auch fiaden mögen, nie unterstützen wird, und daß wie die Königin von England ihre moha⸗ medanischen Unterthanen mit Gerechtigkeit und Milde behandelt, wir auch das Recht haben, von dem Haupte des mohamedanischen Glau⸗— bens für die verschiedenen christlichen Völkerschaften, die in dem Ge— biete des Sultans leben, eins ähnliche Behandlung zu verlangen. h n. . w. Robert Bourke.

(EG. C.) Es ist ein seit langer Zeit Seitens der Radika en gehegter Gedanke, die Dauer der Parlamentsperioden von 7 auf 3 Jahre herabzusetzen. In Folge einer Anfrage eines seiner Wähler hat sich Gladstone jetzt aber brieflich entschieden dagegen ausgesprochen. Er befürchtet, daß die schon jetzt sehr hohen Wahlausgaben dadurch noch erhöht und das Parlament noch mehr mit Arbeiten, deren es jetzt schon zu viel habe, über— häuft werden könnte.

Die Todtenbeschauerverhandlungen über die Opfer der Explosion auf dem Kriegsschiffe „Thunderer“ sind gestern zum Schlusse gektmmen. Die Jury gab nach 11stündiger Berathung einen Spruch auf „zufälligen Tod“ ab und sprach die Ansicht aus, die Kessel seien von ausgezeichneter Qualität, sowohl hinsichtlich des Vtaterials wie der Arbeit gewesen.

2 September. (W. T. B.) Der „Globe“ erklärt sich für ermächtigt, die von dem Journal „John Bull“ gerücht⸗ weise gebrachte Nachricht, Lord Odo Russell merde demnächst den englischen Botschafter in Konstantinopel, Sir Elliot, ersetzen, als un begründet zu bezeichnen.

Spanien. Madrid, 2. September. (W. T. B.) Die Junten in Guipuzcoa haben ihre Arbeiten begonnen. Die Deputirten gehören zum größten Theil zu der ehemaligen Transigenten-⸗Partei.

3. September. (W. T. B.) Nach einem von der Re⸗ gierung gefaßten Beschluß soll von den baskischen Provin⸗ zen die sofortige Bezahlung der rückständigen Kon— tributionen gefordert werden.

Italien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Die „Gaz⸗ zetta ufficiale“ veröffentlicht eine Verfügung, durch welche die Befugnisse des Präsidiums des Ministeriums geregelt merden. Die Verfügung bestimmt, daß alle Verträge, Ernen⸗ nungen und Dekrete dem gesammten Ministerium unterbreitet werden sollen und daß dem Präsidium die Einflußnahme auf alle wichtigen Kabinetsakte zustehen soll. Der Finanz⸗ Ginister Depretis ist nach Turin abgereist, um, wie bereits gemeldet, sich von dort zu Besprechungen über die Gotthard⸗ bahn nach Locarno zu begeben.

3. September. (W. T. B.) Mehrere Journale ver⸗ sichern, daß der Ministerrath definitiv beschlossen habe, die allgemeinen Wahlen für die Deputirtenkammer im Monat Oktober er. vornehmen zu lassen.

4. September. (W. T. B.) In einem gestern zu Gunsten der Slaven hier stattgehabten Meeting wurde eine Resolution angenommen, welche sich energisch gegen die von den Türken begangenen Grausamkeiten ausspricht, zugleich wurde beschlossen, die italienische Regierung zur Unter⸗ stützung der von der Versammlung geägßerten bezüglichen Wuͤnsche aufzufordern und schließlich ein Comité eingesetzt, welches zu Gunsten der Slaven Sammlungen veranstalten soll. In einem gestern in Mailand abgehaltenen Meeting wurden ähnliche Beschlüsse gefaßt.

Türkei. Die „Pelitische Korrespondenz“ meldet aus Kon⸗ stantinopel vom 1. September, der sterreichisch⸗ungarische Botschafter habe den neuen Sultan Abdul Hamid durch den ersten Dragoman der Botschaft beglückwünschen lassen, heute. würden die Patriarchen der christlichen Konfessionen vom Sultan empfangen werden. Für die Ceremonie der Schwert umgürtung wird neben dem nach der früheren Meldung dafür in Aussicht genommene Freitag kommender Woche auch

l der Donnerstag genannt. Die bereits avisirte Konferenz