Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 9. September. Ueber den Aufent⸗ Majestät des Kaisers und Königs in Merseburg ist uns nachstehender Bericht vom 8. d. Mets. zugegangen:
Se Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Morgens 9 Uhr zum Empfang Sr. Majestät des Sach fen nach dem hiefigen Bahnhof und gelei⸗ teten Seinen von Leipzig behufs Theilnahme an den Manövern des IV. Armee⸗Corps kommenden Königlichen Gast in die für en beflimmten Appartements im Königlichen der bei des Königs Majestät befehligte Ehren⸗ L-Lieutenant von Bülow und Major von Roon,
Königs von
Allerhõchstdenselb
dienst, Genera in Funktion trat. Abend vorher erfolgten Ankunft Sr. Majestät des Kaisers eine aus Truppentheilen des IV. Armee⸗Corps kombinirte Ehren⸗ Compagnie mit der Fahne des Landwehr⸗Bataillons Weißenfels aufgestellt, welche zunächst besichtigt wurde.
Gegen 10 Uhr begaben Sich die Majestäten zu Wagen nach auf welchem die große Parade des 15. Armee⸗
dem Platze, d. Derselbe liegt südlich der Stadt Merseburg,
Corps stattfan zwischen dem Dorfe Das Arme⸗-Corps hatte hier in zwei Treffen, und in der vor⸗ geschriebenen Weise geordnet, unter Befehl seines kommandiren⸗ den Generals, Ausstellung genon men. Im 1. Treffen, kommandirt vom General- Lieutenant von Rothmaler, Commandeur der J. Division, flanden die 13. Infanterie⸗Brigade, General⸗Major v. Mützschefahl, Regimenter Nr. 26 und 66, die der 14. Infanterie⸗Brigade, von Nachtigall, Regimenter Nr. 27 und
15. Infanterie Brigade, General ⸗ Major von Regimenter Nr. 36 und 71, die 16. Infan⸗ terie⸗Brigade, General⸗Major v. d. Burg, Regimenter Nr. 72 und g6, das Jäger-Bataillon Nr. 4 die Unteroffizierschule zu Weißenfels, das Pionier⸗Bataillon Nr. 4.
Im 2. Treffen, kommandirt vom General Lieutenant von Stiehle, Commandeur General ⸗Major von Salmuth, Kürassier⸗Regiment saren⸗Regiment Nr. 10, Dragoner⸗Regiment Nr. 7, Ulanen-Regiment Rr. 16, die 8. Kavallerie⸗Brigade, General Winterfeld, Husaren⸗ Regiment Nr. 12, Dragoner⸗ t Nr. 6, die 4. Feldartillerie⸗Brigade, General ⸗Major Arnold, Magdeburgisches und Thüringisches Feldartillerie⸗Regi⸗ ment Nr. 4 und Rr. 19, Detaschement des Train⸗Bataillons
General · Major
Nr. 7, Hu
Auf dem rechten Flügel des Corps hatte fich als Inspecteur der III. Armee⸗Inspektion auch Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ herzog von Mecklenburg-Schwerin aufgestellt.
Der vom Schloß zu Merseburg durch die Stadt nach dem Paradefeld führend und an verf nes seit dem frühen Morgen fallenden Landregens war Besuch des Paradeplaͤtzes Seitens der ländlichen und städtischen Bevölkerung ein sehr zahlreicher. Die geräumige Tri⸗ büne war mit mehreren Hundert von Zuschauern besetzt, dichte Wagenreihen bedeckten außerdem die Chaussee sowie die für das Publikum frei gelassenen Wege.
Bei dem Erscheinen Sr. Majestät des Kaisers, Ihrer er Kaiserin und des Königs Albert, welcher Allerhöchst eines Dragoner⸗Regiments trug, und der Königlichen Prinzen und Fürftlichkeiten, unter denen sich auch der Prinz Ludwig von Hessen befand, wurden die Honneurs, zuerst im Ganzen, dann brigadeweise gemacht. Der Vorbeimarsch fand das erste Mal bei der Infanterie in Eompagnie⸗ bei der Kavallerie in halber Tecadrons- bei der Artillerie in Batteriefront statt, das zweite Mal in Regiments - Kolonne, resp. in Eacadrons⸗ und Batteriefronten Die deuischen Fürsten, deren Landes⸗Kontingente in der Front ftanden, führten dieselben bei den Parademärschen an den Herzog von Anhalt an der Spitze des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments Nr. 93, den Herzog von Altnburg vor dem 1. Bataillon, den Fürsten von Reuß vor dem 2. Bataillon, den Fürsten von Schwarzburg⸗Rudolstadt vor Füfilier⸗Bataillon des 7. Thüringischen Infanterie⸗ Regimentes
Majestät d die Uniform
im Trabe.
vor; so sah m
von Sachsen das Altmärkische Ulanen⸗-Regt. Nr. 16, Se. der Herzog von Coburg das Magdeburgische Kürassier⸗
Mag deburgische Infanterie⸗Regiment Nr. 27, der Ge⸗ der Insanterie v. Blumenthal das Magdeburgische Füsilier⸗ ent Rr. 35, der General der Infanterie z. D. v. Treskow ringische Infanterie⸗Regiment Nr. 96 der General der r. Podbielsti das Thüringische Husaren⸗Regiment
i. Die Haltung der Truppen war trotz des regne⸗ kühlen Wetters eine gleichmäßig gute. Die Fahnen und re, des Corps zeigten in den sie umwehenden Kriegs⸗ ie ehrenden Erinnerungszeichen an eine durch her⸗ krie gerische Leistungen ausgezeichneten geschichtlichen
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Aichtamtliches.
Im Schloßhof war, ebenso wie bei der am
Kötzschen und der Weißenfelser Chaussee.
Generals der Infanterie von Blumenthal,
der 7. Division, standen die J. avallerie⸗
e Weg war mit Laub und Fahnen reich chiedenen Stellen mit Ehrenpforten ges chmückt.
95. Als Chef der betreffenden Re⸗ Se. Königliche Hoheit der Prinz
sowie der General der Infanterie v. Treskow
Ich dessen eingedenk sein, daß das Corps die Ehre gehabt, unter Ew. Majestät Fährung in dem glorreichen Kriege mit Ehren zu fechten. Wie damals im Kampfe, so hat es sich auch heute durch seine Friedensleistung Meine ganze Zufriedenheit zu erwerben gewußt. So trinke Ich denn auf das Wohl Ew. Majestãt und des IV. Armee · Corps.
Sich und der Geueral v. Blumenthal im Namen des Armee⸗Corps.
Majestät den aus Warschau zurückgekehrten General⸗Feld⸗ marschall Frhrn. von Manteuffel.
9 Uhr der von den Krieger⸗ und Landwehrvereinen veranstaltete Fest⸗Fackelzug statt, und empfingen Se. Majestãt der Kaiser auch eine Deputation der genannten Vereine.
die Mitglieder der Stände zur Kaiserlichen Tafel geladen. Am Abend findet das große Ständefest statt. Wegen des andauernd stürmischen Wetters war das für heute angesetzte Corps. Manöver abgesagt worden.
Württemberg, General⸗Oberst von der Kavallerie und kom⸗ mandirender General des Garde-Corps hat sich gestern in Be⸗ gleitung Höchstseines Stabes in das Manöverterrain nach Bran⸗ denburg a. / H. begeben, ebenso der General der Infanterie von Groß⸗ gen. von Schwarzhoff, kommandirender General des III. Armee⸗Corps mit dem Stabe des General⸗ Kommandos in das Mansverterrain des III. Armee⸗Corps.
hat Warschau am J. d. M. Nachmittags verlassen und ist, nach kurzem Aufenthalt in Berlin, am 8. von hier nach Merseburg weiter gereist, um sich bei Sr. Majestät dem Faiser zu melden. Heute, den 9., früh ist der Feldmarschall wieder hier durchgereist, uͤm sich nach Varzin zu begeben.
Abbot zu Salonichi von der türkischen Regierung gezahlte Entschädigungssumme von 300900 Franken ist durch die Kaiferliche Botschaft in Konstantinopel der Wittwe desselben übergeben worden.
an den Reichskanzler ihren herzlichen Dank für die ihr durch Vermittelung des Reichs zu Theil gewordene Sicherstellung ihrer Zukunft zum Ausdruck zu bringen.
in der heutigen Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung wurdin im Monat Juli d. J. auf den Eisenbahnen Deutsch⸗ lands exkl. Bayerns mit einer Gesammtlänge von 24,6641) Kilo⸗
metern befördert:
denen 180,510,253 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen.
und Schnell-, Personen⸗ und gemischten Zügen 1276 Züge oder O99 Prozent. Von diesen Verspätungen wurden jedoch 640 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß durch im eigenen Betriebe der Bahnen liegende Ursachen 636 Verspätungen bei O Prozent der beförderten Züge ent⸗ standen.
säumt.
Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Ursachen 899 Züge gleich 0 Prozent der beförderten Züge.
von Reichskassenscheinen, vom 30. April 1874 sind bis Ende August d. J. auf den definitiven Antheil an Reichskassen⸗ scheinen (120 Millionen Mark) 118,036,525 6 in Reichskassen⸗ scheinen und 70 6 baar angewiesen worden, so daß noch 1,963,305 M (für Preußen) rückständig waren. Auf den Maximalbetrag der zu gewährenden Vorschüsse (G54, 889, 941 2 ) waren bis Ende August d. J. 53,627,103, 3 c angewiesen, so daß zur Erfüllung des Maximalbetrages 1,262, 838,9 M6 er⸗ forderlich waren.
Sammtlich mit dem Eisernen Kreuz in der
ie außerpreußischen Kon⸗ erworbenen Gedenk- und besonders fällt
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en haben, in die Augen. Parade bis zum ut Sr. Maj ftãt dem König von
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urg zurüd, woselbst um 4 Uhr u welchem etwa 250 Einladungen Preußen auch ein Bedürfniß sei, weil nur eine solche, in angemessenen Zwischenräumen zu wiederholende Aufnahme die
Tafel rahmen Se. Majestãt der
Prinz Carl, Prinz Georg von
der Herzog von Anhalt,
Bernhard von Sachsen,
— links von Ihren Majestaten
Großherzog von Mecklenburg, Prinz
an Coburg, der Erbgroßherzog von n
gon Sachsen.
2, M ne 41 2 Faiser 1 5* 6. 19641 Der d er Ul
40 3 20⸗Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 20, 662,919 6 20 3
; des Erinnerungskreuzes von 1866 ge⸗ tragen die an kriegerischen Vorgängen der Jahre 1348 9 Beteiligten Truppen auch das Band des Militär⸗
; eeeinfachen. Der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ hnten ebenso wie Ihre Majeftãt
ber Aenderungen in der landwirthschaftlichen Produktion und der Konfumtion landwirthschaftlicher Erzeugnisse und zu einer Be⸗ rechnung der Ernteerträge eines jeben Jahres in absoluten Zahlen bieten könne, es doch fraglich erscheine, ob Aufnahmen sich auf alle in dem Formular aufgezählten Früchte zu erstrecken
„Wenn Ich auf das Wohl des I. Armee ⸗Coips trinke, so muß
Se. Majestät der König von Sachsen dankte hierauf für
Im Laufe der späteren Nachmittagsstunden empfingen Se.
Um 8 Uhr fand die Vorstellung der Behörden und um
— Für heute, den 9. sind die Spitzen der Behörden und
— Se. Königliche Hoheit der Prxinz August von
— Der General⸗Feldmarschall Freiherr von Mante uffel
— Die in Folge der Ermordung des deutschen Konsuls
Frau Abbot hat davon Anlaß genommen, in einem Schreiben
— Nach der vom Reichseisenbahn⸗Amt herausgegebenen,
an fahrplanmäßigen Zügen: 12,374 Courier⸗ und Schnelle, 79,471 Personen⸗ 36,349 gemischte und 67,680 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 3265 Personen⸗ und gemischte und 33,722 Güterzüge, Im Ganzen wurden 585,537,733 Achskilometer bewegt, von
Es verspäteten von den 128,194 fahrplanmäßigen Courier⸗
In Folge der Verspätungen wurden 158 Anschlüsse ver⸗
In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf 58
— Zur Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausgabe
— n den deutschen Münzftätten sind bis zum 2. September 18716 geprägt: an Goldmünzen; 11,087,813, 300 Doppelkronen, 330. 036,550 MS Kronen; hiervon auf Privat⸗ rechnung: 171,345,164 S; an Silbermünzen: 65,174,090 6 Mark stücke, 22,396, 654 S6 2⸗Markstücke, 143,412, 165 6 1⸗Mark⸗ fiücke, 35.053, 709 S6 50 3 50⸗Pfennigstücke 31,274,406 Am
10⸗Pfennigstücke, 10,924 047 S6 70 8 5 ⸗Pfennigstücke; an FTupfermünzen: 5 772,508 M 58 8 2⸗Pfennigstücke; 3 283, 487 16 40 3 1⸗Pfennigstüucke. gesammtaus präaung: an Goldmünzen: 1,417,849, 750 M; an Silbermünzen: 297,311,024 46 90 3; an Ricelmünzen: 31,586,966 MS 90 3; an Kupsere unzen: g, 055,995 M 98 9.
— Es hat sich als wünschenswerth herausgestellt, das für die beabsichtigte Ermittelung der landwirthschaftlichen Boden nutzung s. 3. auf gestellte Formular zu ver⸗
heiten hat deshalb die Vorstände sämmtlicher landwirthschaft⸗ licher Eentral- und Provinzialverbände ersucht, diesen Gegen⸗ stand den Berathungen seines Verhandes resp. seiner Unter⸗ verbände zu unterbreiten.! — Dabei hat der Minister bemerkt, daß, wenn die Aufnahme einer Anbausatistik für
Grundlagen zu einer richtigen Beurtheilung des Zustandes und
Hierdurch würde nicht ausge⸗ wo eine spezielle, in jenen eine besondere Bedeutung Angaben gemacht r Aufnahme sei so gedacht, selbstãndiger das Formular
Hackfrüchte 2c. gemacht wärden. schlossen, daß in allen den Gegenden, Hauptarten nicht enthaltene Frucht, beansprucht, Die Vornahme de Vor inden und Gutsbezirke den betreffenden Verwaltur lassen, wie sie die nöthigen ob sie hierzu direkte Schätzung ahlen vornehmen wollen. Au Centralstelle das Gesammtresultat zusammenge Von der Zuverlässigkeit dieser A in Zukunft in
zugehen soll, ständen bleibe es dann über⸗ Daten ermitteln und verifiziren, und en oder Berechnungen nach Prozent⸗ 3s den Einzelberichten soll dann an stellt werden. ufnahme werde es abhängen, der Weise geändert werden kann, telle der jetzt durch die landwirthschaftlichen Ver⸗ rten Berichte über die Ernteaussichten, und d wei Mittheilungen treten. Von etwas später wie in diesem Jahre, August zu erstattende, die Ernteaussichten in während die andere im November einzu⸗ Hektoliter auf Grund des schon statt⸗ besonderer Probedrusche in positiven Wenn es dann ferner mit Hülfe der ne gelungen wäre, die verschiedenen ch Bodenbeschaffenheit und sonstigen ge⸗ bedingungen zu begrenzende Produktions- rchschnittlicher Ertragsfähigkeit zu bestimmen, so würde auf dieser on der Angaben über die Ernte⸗ ür die einzelnen Produktionsgebiete in jedem Jahre eine Berechnung der lich sein, welche viel genauer als der politischen Abtheilungen des und so früh fertig gestellt werden ktischen Zwecke der Landwirthschaft und
Erntestatistik daß an die S eine eingeforde Ernte und Erdruschtabellen, nur z diesen würde die eine, Vereinen gegen Mitte Prozentzahlen angeben, reichende, die Ernteertrãge pro gefundenen Ausdrusch Zahlen anzugeben hätte. landwirthschaftlichen Ve Vereinsgebiete in je n meinsamen Produktions gebiete von gleichmäßiger du n und deren Größe zu Grundlage durch Multiplikati erträge mit den Zahlen d ermittelten Anbaustatistik, Ernte in absoluten Zahlen mög die bisherige auf der Größ Staats basirende sein w könnte, wie dies die pra des Handels verlangen. — Das Ober⸗Tribu nal, 1 kenntnisse vom 20. Juni d. J. die ob ein abgeschlo (d. h. Kaufvertrag unter einer bestimmten Frist) a ein Pfand⸗ und Darlehnsvert jetzt, trotz der Aufhebung des Landrecht gegebenen Spezial vors unter dem Wie
V. Senat, hat in einem Er⸗ Entscheidung gefällt, daß für Rückkaufsvertrag behalt des Wiederkaufs innerhalb ls ein wirklicher Kaufvertrag oder als rag rechtlich aufzufassen sei, noch Wuchergesetzes, die im Allgemeinen chriften über die Kennzeichen der und Pfand⸗
sind enthalten 11 des Allg. L. R. unter nter dem Wiederkaufe
die Frage, ssener sog.
derkaufe verborgenen Darlehns⸗ äfte für rechtsbeständig anzusehen sind. führt das Erkenntniß des Ober⸗Tribunals aus, in den §5§. 321 ff. Th. 1; Tit. dem Marginale: „Von einem u borgenen Darlehns⸗ und Pfandgeschäfte.“ Bestimmungen ĩ setzt mit dem Wucher, dem vorbehaltenen Wie borgen, so ist der Kau Pfandvertrag zu beurtheile Wuchers ist für die Versch bei einem wucherlichen Geschäfte bleibt als selbständiger Mangel des Geschãf er aufgeführten Umstände, aus we der Simulation entnommen werden der durch das preußische Gesetz vom ch das Reichsgesetz vom 14. November Zinfen, berührt und be⸗ n den Zinsfuß nur von betreffen aber die zur Ver⸗ attgefundene Simulation nicht. s Moment und untersteht in ihrer
§5§. 326 ff.
Der General-Lieutenant von Biehler, Allerhöchst be⸗ auftragt mit Wahrnehmung der Ges des Ingenieur⸗Corps und der Festun der Feld⸗Manöver des IV. und XII. Corps, sowie des Garde⸗-Corps und Ill.
— Der hiesige Königlich bay Perglas, ist von seinem Urlau Geschäfte wieder übernommen.
annover, 8. September. Prinz Albrecht ist heute Nacht, wieder eingetroffen.
Wiesbaden, 6. September. ersten Sitzung der Geh. Regierungs⸗Rath a. D. und Pfarrer Schröder und
München,
Beziehung denn der 5. 321 lautet: „⸗Ist unter derkaufe ein wucherliches Geschäft ver⸗ f ungültig und die Handlung als ein — Allein die Abficht des leierung nur das Motio, und die vorgekommene tes bestehen. lchen in dem
allerdings
Simulation
von dem Gesetzgeb beregten Falle die Absicht soll, sind daher auch 12. Mai 1866, noch dur 1867, betreffend die vertragsmäßigen Beide Gesetze befreie
seitigt worden. sbeschränkungen,
den positiven Gesetze schleierung des Wuchers st letztere ift ein selbständige sachlichen Beurtheilung den fernerhin.“
chäfte der General⸗Inspektion gen, hat sich zur Beiwohnung (Königlich fächsischen) Armee⸗ Armee⸗Corps begeben.
erische Gesandte, Freiherr von be zurückgekehrt und hat die
Se. Königliche Hoheit der von Leipzig kommend, hier
(Rhein. Kour.) In der rordentlichen Pr. Firnhaber zum Vorfitzenden Pr. Stamm zu Beisitzern gewählt. : Se. Majeftät der chmittag von Schloß Berg nach Königin-Mutter morgen ihr Namens⸗
KWayern. J. September.
König begab sich Hohenschwangau, wo die fest begeht.
— Wie die „A. A. Königliche Hoheit der Kronprinz, enthalts in Regensburg die Kö Gast des Königs bewohnte, hierfür verbindlichsten Wei
Z.“ mittheilt, hat Se. Kaiserliche und welcher während des Auf⸗
in einem Schreiben an Se. se seinen Dank ausgesprochen.
den Königlich bayerischen Hof neu ernannte Major Stanton,
Majestät in der
— Der für schäftsträger G vorgestern zur U
Sachsen. Königin Marie ist ge
roßbritanniens, General⸗Major 1 ebernahme des Postens hier eingetroffen.
Dresden, 8. September. Ihre Majestät die stern nach Possenhofen abgereist.
Darm stadt, J. September. Der Prinz Lud⸗ tachementsübung der Großherzoglichen Mörlenbach beigewohnt und ist Manövern des IV. und XII. 8s abgereist.
Ministerium des Innern hat bezüg⸗ Stiftungs⸗
wig hat gestern der Detas (505 Infanterie⸗Brigade bei ch Merfeburg zu den iglich sächsischen) Corp (Frkf. J) Das valtung der Kirchen- und geistlichen Vorschriften der Verordnung vom 9. klärt. Künftig werden die für da geltenden Grundsätze analog ist wegen
lich der Verr Fonds die für aufgehoben er Rechnungswesen
8 Gemeinde⸗ zur Anwendung Beseitigung
brauche, oder ob es nicht genüge und auch zuverläfsigere Resul⸗ tate der Aufnahme garantlre, wenn nur die Angaben für die Haupt, und Stoppelfrüchte gesondert oder in zusammenfassenden
9 ö s Rubriken, wie Wintergetreide, Sommergetreide, Hülsenfrüchte,
Regierung Lehrbuches bischöflichen Seminare mit an getreten. — Der Finanzauss züglich des Kapital-Steuergesetzes de sischen Steuer⸗Gesetzgebun der wissentlichen faischen Dellaration, fachen Betrag der defrar Beitragspflichtige, die be
Moöral⸗Theologie deren Regierungen in Verbindung chuß der Zwelten Kammer hat be⸗ n Grundsatz der säch⸗ abgesehen von die mit dem vier bis zehn⸗ estrast werden soll, auch der Ginschätzung übergangen oder in
angenommen, wonach,
1oirten Steuer b
e zu niedrige Klasse gesetzt wurden, gehalten sind, den dadurch er Staatskasse entzogenen Betrag nachzuzablen, und zwar soll er Anspruch auf Nachzahlung, zu der auch die Erben ver⸗
ichtet find, fünf Jahre weit zurück verfolgt werden können
Mecklenburg. Rostock. 7. September. ¶ Rost. Ztg.) heute Nachmittag mit dem um 2t Uhr abgehenden Zuge reiste er Herzog Moritz von Altenburg nebst Gemahlin und echter, vom Heiligendamm kommend, über Hamburg nach Iltenburg zurück.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien. ]? September. Der Kai⸗ er tritt die Reise nach Herrmannstadt übermorgen früh an. er Kronprinz Rudolf begiebt sich an demselben Tage nach liramare.
Prag, 7. September. Heute wird in der „Politik? der Fdlan der posttiven staatsrechtlichen Opposition zur Herstellung es Ausgleichs auf föderalistischer Basts weiter ausgeführt. Die lltezech en erklären, daß sie zu diesem Zweck bereit seien, den arlamentarischen Weg zu betreten, aber nicht im Reichs⸗ athe. Die geeignete parlamentarische Behandlungsart er österreichischen Verfassungsfrage sei nur — der Aus⸗ leih zwischen dem Monarchen und den Landtagen und
wWwischen diesen. Die „Politik“ bestätigt aber heute zu⸗
leich, daß die passive czechische Oppositionspartei von der Rechts⸗ sartei aufgefordert worden ist, zu den Ausgleichsverhandlungen den Reichsrath einzutreten, damit durch ein Mißtrauensvotum n Ministerwechsel herbeigeführt und damit dann eine neue födera⸗ stische Regierung beauftragt würde, Vorlagen zur Sanirung s Dualismus“ durch einen föderalistischen Ausgleich auszu⸗ heiten. Wie ferner der „Politik“ zu enmehmen ist, hätten sich je Altczechen diesmal wirklich gern auf den Utilitätsstandpunkt stllt und wären zum Eintritt in den Reichsrath bereit ge⸗ ssen, wenn sich ihnen dadurch nur wirklich bessere Aussichten if einen Erfolg eröffnet hätten. Aber die „Politik“ bezwei—⸗ lt es, daß die Opposition die Majorität im Abgeordneten⸗ use erlangen würde, und meint sogar, selbst in diesem alle wäre es fraglich, ob das Ministerium nach einem solchen sißtrauensvotum wirklich seine Entlassung erhalten würde oder ch nur gezwungen wäre, das Abgeordnetenhaus aufzulösen. ch muß das altezechische Blatt zu seinem Bedauern ge⸗ hen, daß ein Mißtrauensvotum der föderalistischen Oppo⸗ ion im Äbgeordnetenhause leider das gemeinsame Ministerium cht erreichen könne, während, so lange Graf Andrassy Minister schwerlich auf einen Wechsel im österreichischen Ministexium rechnen sei. Deshalb hätten die Altezechen selbst auf die ölänzendste Campagne im Reichsrathe verzichtet und trösten h mit der Hoffnung, daß, wenn maßgebenden Orts die Ueber— gung vorhanden ist, die Erneuerung des ungarisch— serreichischen Ausgleiches müsse mit einem Versuche zur heilung des Dualismus“ verbunden sein, der Ministerwechsel nehin eintreten werde.
Pest, 6. September. Am 15. d. Mis. findet hier unter sprsiö des ungarischen Ministerpräsidenten als Minister des mern eine Konferenz der Obergespäne föatt, in welcher gemeine Verwaltungsfragen erörtert, beziehungsweise uniforme sinzipien festgestellt und dann auch die Ansichten über das s Wie und Wann der Einrichtung von Domesiikalkassen ge— irt werden sollen.
— Aus Semlin werden abermals Verhaftungen ge⸗ eldet. Einer der Verhafteten, Progovies, wird als Korrespon⸗ nt des „Glas Cernagorski“ bezeichnet; ein zweiter soll der edacteur des „Granicsan“, Pablovies, sein. Beide wurden, e die „Pester Eorr.“ berichtet, unter Eskorte nach Petrinia ge— acht; derselben Quelle zufolge sollen sie des Hochverrathes be⸗ chtigt sein. Bezüglich Pavlopvics bemerkt jedoch die „Presse“, ß diesen die „Bud. Corr.“ bereits vor mehreren ochen, und zwar gleichfalls wegen Hochverrath, verhaftet rden ließ, daß sie aber dann die Angabe dahin berichtigte: vlovies fei nicht wegen staatsgefährlicher Umtriebe verhastet brden, sondern habe nur eine mehrmonatliche Gefängnißstrafe getreten, in welche er wegen eines Preßvergehens verfällt den war. Bestätigt sich aber nun, sagt die „Pr.“, die stige Angabe der „Pester Corr.“, so wäre die Berichtigung r rBud. Corr.“ gerade so erfunden, wie ihre ursprüngliche itheilung gewesen und wäre hiemit ein neuer Beweis für die verläßlichkeit der Nachrichten geliefert, welche von Pest aus üglich staatsgefährlicher Umtriebe in Südungarn und Kroatien d. der mit diesen in Zusammenhang gebrachten Verhaftungen Umlauf gesetzt werden.
Zara, 7. September. Nach einer dem „Fremdenbl.“ zu⸗ jangenen Meldung haben sich alle in Grahovo weilenden Her⸗ sowinger Flüchtlinge und viele montenegrinische Familien auf erreichisches Gebiet geflüchtet.
Großbritannten und Irland. London, JT. Sep⸗ nber. Die öffentlichen Kundgebungen gegen die türkischen. äuelthaten in Bulgarien nehmen im ganzen Lande ihren ttgang. Heute liegen Berichte über Meetings in Reading, ds, Wolverhampton, Southampton, Neweaftle und einer Reihe derer Orte vor. Ueberall gelangten bezügliche Resolutionen
Annahme. In Southhampton hielt Mr. Russell Gnuney Rede, in welcher er die Regierung vertheidigte.
ö Gladston e's Broschüre, welche den Titel führt: „Bul⸗ ische Schrecken und die orientalische Frage“, ist, wie telegra⸗ sch bereits gemeldet, jetzt erschienen; sie ist dem Viscount katford de Redeliffe gewismet und erörtert folgende Fragen: Wie die gegenwärtige Lage sich entwickelt hat, — Skizze, der tür— ken Race und Rezierung — die Palitik des britischen Ministeriums die Fragen und,. Antworten — die Entdeckung der bulgarischen recken — die britische Flotte in der Bisika⸗Bay — die zu ver. denden Fallstricke — die zu erstrebenden Ziele. Die gegenwärtige se sei durch die große Sorglesigkeit, zu großes Vertrauen zur Re—⸗ ung entstanden; dedurch fei das Volk mitschuldig an den dortigen äueln geworden; die Nation habe jetzt eingesehen, daß sie in Ab⸗ enheit des Parlaments durch Meetings der Regierung, welche ihren llen kund zu geben habe, „erst, gleich einem lallenden Kinde, zu en habe, was ste sagen müsse. Dann wird dem vereinigten opa das einzige Hindeiniß der Bestrafung eines riesen—
ten Unrechts aus dem Wege geräumt sein. — Dann
t der Verfasser einen hifterischen Ueberblick über den Verlauf der tür⸗ tn Gräuel und die Behandlung der orientalischen Frage im Par— ent und kommt zu dein Schlusse, es sei jetzt noch nicht zu spät die höchste Zeit: . „I) Einhalt zu gebieten der anarchischen Mißregierung, dem ndern, dem Morden, welche, wie wir nun aus zuverlässiger le erfahren, noch immer Bulgarien verwüsten. 2 Wirksame Vorkebrung gegen Wiederholung der neulich unter ligung der türkischen Regierung vollbrachten Gräuel zu treffen, in— deren Verwaltungsthätigkeit für die Zukunft nicht allein von nien und der Herzegowina, sondern auch besonders von Bulgarien, welchem besten falls Jahre und Generationen hindurch die Spuren
Verhältnisses. So wurden Brüder des Insurgentenführers
wohnten, sowie dessen Schwestern, Schwägerinnen, Neffen und sonstige Angehörige eingesperrt, beraubt, mißhandelt und zur Deportation verurtheilt!“
daß die Bulgaren trotz des unerhörten Unglücks, das sie traf, und des tiefen Elends, in welchem sie schmachten, doch noch den Muth besitzen, vor die Pforte mit Forderungen hinzutreten. Sowohl hier als in Philippopel, Sofia, Plovdiv, Spistovo, Loptscha und Nikopolje ist eine Agitation wegen Absendung von Massendeputationen an den Sultan eingeleitet, um demselben die Bitte um Gewährung einer autonomen Stellung für Bul⸗ garien zu unterbreiten. Von hier geht schon innerhalb acht Tagen die betreffende Deputation nach Konstantinopel ab.
lichen Regierung ein Promemoria über die Leiden der Bulgaren zu überreichen. Zwei andere bekannte bulgarische Patrioten, der Pope Lukanoff und Dimitrije Puschkoff aus Sofia, beabsichtigen
ihrer verruchten und blutigen Hand haften bleiben werden . schließen ist. 9 . .
3) Duich diese Maßregeln wiederherzustellen die Ehre des britischen Namens, welche im Laufe der Ereignisse dieses Jahres schwerer kom promittirt worden ift, als, so viel mir bekannt, jemals in einem früheren Zeitraume geschehen.“
Abgeseben ven der bier geforderten Vertreibung türkischer Ver - waltung aus den aufständischen Provinzen, welche er sich als Tributäc - staaten organisirt denkt, erklärt Gladstone, wünsche er die Urverletzlich⸗ keit des türkischen Reiches aufrecht erhalten zu sehen und schließt mit der Aufforderung, den leidenden Bulgaren durch Geldsammlungen E⸗⸗ leichterungen zu versch affen.
— In Ports mouth werden am Ende dieses Monats bei der jährlichen Inspektionsreise des Herzogs von Cambridge ausgedehntere Manöver stattfinden.
Frankreich. Paris, 7. September. Die Großfürstin Constantin hat Paris wieder verlassen.
— Der Prinz von Wales wird am 10. hier ankommen, um sich zur Jagd nach Exclimont, einem dem Herzog von Laroche⸗ foucauld⸗Bisaccia gehörigen Schloß, zu begeben.
— Am Sonntag wurde auf dem Berge Bouvray in Gegen— wart des Generals Ducrot durch den Bischof von Nevers die feierliche Messe abgehalten, zu welcher durch den Telegraphen der Segen des Papstes für die unter Ducrots Kommando stehenden Truppen erbeten worden war. General Ducrot stand mit dem Generalstabschef neben dem Altar. Der Erzbischof ertheilte den päpstlichen Segen unter dem Donner der Geschütze und lautem Tusch der gesammten Musik. — Die Blätter be⸗ schäftigen sich nunmehr mit diesem Vorgange, da auch Pro— testanten und Juden des VIII. Armee Cörps den päpftlichen Segen empfangen mußten.
. Spanien. Madrid, 8. September. (W. T. B.) Der. Mini sterrath hat, wie die „Correspondencia“ meldet, beschlossen, die spanischen Behörden auf gewissenhafte Beobachtung der Ver⸗ fassungsbestimmungen über den Religions kultus besonders hinzuweisen und denselben namentlich einzuschärfen, daß sie öffentlichen Kundgebungen gegen den römisch⸗katholischen Kultus entgegentreten, andererseits aber auch darüber wachen, daß die Unverletzlichkeit der Gotteshäuser und Friedhöfe der reformirten Konfessionen respektirt werde.
Türkei. Konstantinopel, 6. September. Dem „Wien Fremdenbl.“ wird von hier gemeldet: Wie hier verlautet, hat der Großvezier gestern Vormittags an Abdul Kerim Pa scha telegraphirt und ihn aufgefordert, schleunigst vorwärts zu dringen, um dem Kriege bald ein Ende zu machen. Letzterer telegraphirte hierauf zurück, er werde auch fernerhin nur langsam vorwärts dringen, um so den Serben Zeit zu lassen, ihre Städte zu räumen und ihre Habseligkeiten mit sich zu nehmen und seinen Soldaten keinen Anlaß zu geben, durch Plündern oder irgend eine Blutthat den Zorn Europas heraufzubeschwören.
— Wie die „Korr. orient.“ vom 5. mittheilt, hat sich zwi— schen dem neuen Sultan und Midhat Pascha ein voll— standiges Einvernehmen hergestellt. Es ist aber nichts destowe⸗ niger wahr, daß die letzten Tage der vorigen Regierung nicht verflossen sind, ohne dem Vorsitzenden des Staatsraihs bittere Enttäuschungen zu verursachen. Seine Reformpläne haben ihm den Haß der sangtischen Muselmanen eingetragen, verschiedene anonyme Briefe sind ihm gesandt worden, in welchen man ihn mit dem Tode bedrohte, wenn er nicht seine christlichen Reformpläne aufgebe. Aehnliche Plakate sind an die Thüren der Hotels des Großveziers und Midhat Paschas angeschlagen.
— Die türkischen Blätter enthielten die Mittheilung, daß der Sultau Abdul⸗Hamid die Söhne Sultan Murads so freund schaftlich empfangen und ihnen volle Freiheit gewährt habe; die „Korr. orient.“ erklärt dies für durchaus erfunden. Die Prin— zen sind zum neuen Sultan gebracht worden, um ihm zu huldigen und dann wieder nach ihrer Residenz zurückgeführt, aus der sie künftig ebensowenig herauskommen werden wie bis⸗ her; das ist hier so der Brauch. Jedenfalls kann aber diese KRudienz bestätigt und das vom Gerücht gemeldete Verschwinden der Söhne Murads als unwahr bezeugt werden. —
Auf Befehl des Sultans wird das Bureau der Presse fortan täglich dem Palast ein Exmmplar aller zu Konstantinopel erscheinenden Journale zusenden.
Wien, 8. September. (W. T. B.) Wie von gut unter⸗ richteter Seite verlautet, soll in dem türkischen Ministerium die— jenige Partei die Oberhand gewonnen haben, welche Serbien und Montenegro die härtesten Bedingungen für den Friedens⸗ schluß auferlegen will.
Adrianopel, 31. August. Man schreibt der „Pol. Korr.“
Regierung eingeleitet wurden und noch gepflogen werden, sind nicht im Stande, den grauenhaften Zuständen ein Ende zu machen. Trotz der vor ungefähr 14 Tagen erlassenen Amnestie bleiben doch die Gefängnisse überall noch mit Angeschuldigten vollgepfropft. Die Insurgenten-Riecherei und Verdächtigungen gehen über alles Maß und Ziel. In den hiesigen Gefängnissen allein werden noch 460 Bulgaren festgehalten. Die Ploydiver und Lootscher Kerker sind noch mit bulgarischen Detenirten über⸗ füllt. Die Masse dieser Inhaftirten kann doch nicht in die Kategorie der Urheber des Aufstandes fallen, welche bekanntlich von der Amnestie ausgeschlossen sind. Zwei hiesige angesehene Bulgaren sind nach onstantinopel gereist, um vom Großvezier die Befreiung der zumeist unschuldig in Haft zurückgehaltenen Mitbürger zu er— bitten. Es ist Thatsache, daß von den hier Detenirten kein Ein⸗ ziger mit der Waffe in der Hand ergriffen wurde; die Ver⸗ haftungen erfolgten zumeist auf bloßen Verdacht hin, oder wegen eines mit einem der Insurgenten bestehenden verwandtschaftlichen
Pajoff, Stojan und Chrifto Pajoff, die ganz friedlich in Etropol
In psychologischer Beziehung ist es geradezu ein Räthsel,
Nach Wien reisen demnächst zwei Bulgaren, um der Kaiser⸗
auch in Wien eine Darstellung aller Vorgänge in Bulgarien in den letzten Monaten dem Drucke zu übergeben. Dieses Werk
von hier: „Alle Untersuchungen und Enqueęten, die von der
wird ein Bild der türkischen Administration entrollen, welches alle Vorstellungen von den in Bulgarien verübten Gräueln noch weit zu übertreffen geeignet sein dürfte.“
. Aus Widdin, 1. September, wird berichtet: Wie wenig die türkischen Behörden an ein humaneres Verfahren denken, beweisen folgende von aller Welt hier gekannten Thatsachen. Erst vor einigen Tagen wurden hier sieben Bulgaren, die im Hause des hiesigen Einwohners Diltovies ergriffen wurden, durch den Strang hingerichtet. Man beschuldigte die Unglücklichen, aus Rumänien Waffen eingeschmuggelt und dieselben an Insurgenten vertheilt zu haben. Ein vollgültiger Schuldbeweis konnte nicht erbracht werden, und trotzdem und unbekümmert um die mi stler⸗ weile erlassene Amnestie, wurden die sieben Bulgaren dem Tode geweilt. In Rustschuk erlitten die drei Bulgaren: Todor Stajkoff, aus dem Dorfe Mikta im Kreise Lovtscha, 17 Jahre alt, Pentscho Bontschoff, aus dem Dorfe Kalugerovo im Kreise Trnovo, 23 Jahre alt, und Stefan Nikoloff aus Slivno, 27 Jahre alt, den Tod durch den Strang. Verurtheilungen zu lebenslänglichem Kerker kommen noch täglich vor. So wurden aus dem Widdiner Kreise am 18. August acht Bulgaren zur Verbüßung der ihnen zuerkannten lebenslänglichen Kerkerstrafe nach Asien expedirt. Während die Regierung es noch immer für angemessen erachtet, die bulgarische Nation die Schärfe des Schwertes fühlen zu lassen, hat sie für die tscherkessischen Wütheriche keine Strafen. Nach wie vor begehen diese Kaukasier, die fich in hellen Haufen in Widdin und Umgebung herumtreiben, ihre Schandthaten. Zwei Dörfer bei Widdin wurden von ihnen niedergebrannt und vierzig bulgarische Insassen niedergemetzelt. Hier in der Stadt kommen wieder täglich Raubanfälle vor, und der Gouverneur will oder kann nicht diesen Bösewichtern das Handwerk legen. Viele Bulgaren flüchten sich nach Rumänien. Man versichert aus glaubwürdiger Quelle, daß seit Monat Mai schon mehr als 50 000 Bulgaren in Rumänien eine Zufluchts⸗ stätte gefunden haben. Hätie nicht der reiche Bulgare Jonin in Bukarest den Emigranten große Summen zukommen lassen, so wären schon viele der Unglücklichen dem Hungertode erlegen.“
„In Erzerum traf am 25. August vom Kriegs-Ministerium aus Konstantinopel die Ordre ein, die im ganzen Vilajet ein⸗ berufenen Redifs und Baschi⸗Bozuks nicht abzusenden, sondern in der Provinz zu belassen, da sie eine andere Bestimmung er⸗ halten. Nach authentischen Informationen sollen diese Truppen an die türkisch kaukasische Grenze rücken und sind zunächst 17000 Mann zu diesem Zwecke bestimmt. Die Hälfte dieser Truppen soll zur Verstärkung der Garnisonen in den Grenz⸗ festungen, die andere Hälfte zur Ueberwachung der Grenze selbst verwendet werden. Gleichzeitig ist die Rede davon, daß 12,000 Mann arabischer Nizams und Baschi⸗Bozuks aus dem Euphrat⸗Thale und dem Bagdader Vilajet über Konstan⸗ tinopel eintreffen jollen. Nuri Pascha läßt für dieselben bereits Quartiere vorbereiten. — Wie es heißt, soll Redif Pascha, der Sieger von Jemen und gegenwärtige Kommandant von Kon— stan tinopel (mittlerweile zum Kriegs-Minister ernannt), das Oberkommando aller Truppen in Türkisch-⸗Armenien übernehmen. Es sieht so aus, als rüste die Pforte in Erwartung einer Kriegseventualität von größerer Bedeutung. Die Stimmung zeigt sich in Folge dessen sehr besorgt. — Auf dem flachen Lande herrschen wie gewöhnlich unerquickliche Zustände. Täglich laufen Klagen über Gewaltthätigkeiten der Kurden ein. Javer Effendi ist von Konstantinopel ge chickt worden, um eine minutiöse Enquete über die beklagenswerthen Zustände anzustellen. Er hat auch bereits zwei Kadis abgesetzt. Eine radikale Hülfe ist aber davon nicht zu erwarten. Im letzten Dezennium sind nicht weniger als acht Spezialkommissionen mit der Aufgabe betraut gewesen, die Ursachen der traurigen Verhältnisse, der Unsicherheit, der Bedrückung der Christen, der Gesetzlosigkeit zu ergründen und zu beseitigen. Die Effendis vollzogen stets pünktlich ihre Auf— gabe, aber die Gesammtlage blieb trotzdem immer dieselbe trau⸗ rige. Die Willkür der Administration wuchert fort, die Kurden fahren fort, Gewaltthätigkeiten gegen die Christen zu üben, christliche Mädchen zu rauben und Dörfer zu verbrennen. Und das geschieht in einer Provinz, deren armenische Bevölkerung ah ahtiqno treu und loyal zu Sultan und Reich stand!“
— Vom türkisch⸗-serbischen Kriegs schauplatze liegen heute folgende Mittheilungen . k ;
Das „Fremdenbl.“ vom 8. d. Mis. berichtet:
An der militärischen Situation hat sich auf keiner der bei⸗ den wichtigsten Kriegsbühnen etwas Wesentliches geändert. Man ist zur Stunde ohne Meldung darüber, welche Fortschritte der mit formidabler Macht unternommene vierfache Angriff der Türken auf Montenegro gemacht hat. Die Doppeloffensive bei Spuz und Podgorizza am 5. d. M. wird von den Montene—⸗ grinern selbst als Scheinangriff bezeichnet, welcher dazu bestimmt war, ihre Aufmerksamkeit von dem eigentlichen Zwecke der tür— kischen Heeresleitung abzulenken. Auch behauptet Bozo Petro⸗ ves, der montenegrinische Führer, diesen Angriffen erfolgreich Stand gehalten zu haben. — Tschernajeff befindet sich seit dem 3. in Deligrad, dessen Befestigungswerke sehr ausgedehnt wurden. Außer den Positionsgeschüßen zählt die Artillerie in Deligrad 150 Piecen. Die Macht, über welche Tschernajeff ver⸗
fügt, beträgt 55,000 Mann Infanterie, 30900 Reiter und 25
Batterien Artillerie. Die besten Truppen, die Belgrader und die Gruzaner Bataillone, stehen noch in Alexinatz. Die Gerüchte über den angeblichen Selbstmordversuch des Oberst Lesjanin sind unbegründet. Lesjanin hat sich zufällig an der Halsseite verwundet und befindet sich zur Heilung seiner ganz ungefährlichen Wunde bei seiner Familie in Belgrad. In längstens 14 Tagen hofft er zu feinen Truppen zurückkehren zu können. — In Belgrad wird die Frage der Zusammenberufung der Skupschtina ventilirt. Im Schoße des Ministeriums herrschen darüber zwei diametral entgegengesetzte Ansichten. Drei Minister behaupten, die Skup— schtina allein könne die Friedenspräliminarien acceptiren, da sie auch den Krieg beschlossen hat. Die anderen Mitglieder des
Kabinets weisen aus der Verfassung nach, daß der Fürst, resp. seine Regierung, das Recht hat, über Krieg und Frieden zu entscheiden. Der Skupschtina bleibt freilich das Recht der Rati⸗ fikation des Vertrages vorbehalten. Bis zur Stunde ist noch keine Entscheidung in dieser Sache getroffen worden.
— Die „Presse“ vom 8. schildert die Situation auf
dem türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatze:
Am Tage nach dem Rückzuge der Serben von Alexinatz nach
Deligrad haben wir auf die Verschlimmerung in der strategischen Situation der serbischen Armee hingewiesen, wenn sich auch die ver⸗ schanzten Stellungen bei Deligrad im Falle eines direkten türkischen Angriffes noch widerstandsfähiger erweisen dürften als jene voa Alexinatz
Die Redouten von Deligrad liegen an den letzten Abhängen des
Bukovnik Gebirges, beherrschen also das vorliegende Morawath=l. Das Hügelland um Deligrad ist für größere Heeresabtheilungen un⸗ praktikabel; die Posttionen werden demnach in der nächsten Nähe von
Norden her nicht leicht zu umgehen sein. Die Morawa ist drei bis vier Kilometer von Deligrad entfernt, die Redouten können also von