e, .
ariechische und das ronprinzliche Paar, Prinzessin Thyra und Prinz Wilhelm von Glücksburg) nach Jütland erfelgt heute Abend von Bellevue mit dem Dampfschiffe Sles vig !). Die Rückkehr wird am nãchsten Montag Abend stattfinden, da der Aufenthalt in Viborg bis zum Montag Morgen verlängert ist.
Amerika. Aus Rew⸗gork wird unterm 7. ds. per Kabel gemeldet: Später eingegangene Vahlberichte reduziren die Majoritãt der republilanischen Partei in Vermont auf 5000 Stimmen. Die gestern von den Ausschüssen der republi⸗ kanischen Partei veröffentlichten Wahlausweise geben sie irrthüm⸗ lich auf 30 000 an.
Statistische Nachrichten.
Soeben erschien Heft J. und II. (Doppelheft) der Zeit⸗ schrift des Königlich preußischen statist ischen Bure aus. Sechs zehnter Zahrgang. 1876. (Verlag des Königlich prenßischen ssarsflischen Bureaus (Dr. Engel) in Berlin] mit folgendem Inhalte:
Der Schutz der Kinderarbeit in Frankreich (Gesetz vom 19. Rai 155 8; von Dr. W. Stieda. Durchschnittspreise der wich · tigsten Lebengmittel für Menschen und Thiere in den bedeutendsten Marktstãdten der preußischen Monarchie. I. Menatsdurchschnitts · Marktpreise für Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Rauchfutter in den Monaten August bis einschlie glich Dezember 1875 nebst einer Zusammenstellung der Durchschnitte preise im Kalenderjahr 1875. I. Getreidevreise in den Monaten August bis einschliehlich Dezember 1875, nebst einer Zusammerstellung der Durch schnitts reife im Kalenderjahre 1875. — Die Lebens. und Feuerversicherung im preußischen Staate und in Deutschland in den Jahren 1873 und 1571 mit Rückklicken auf frühere Jabre von H. Brämer. — Der Erwerb und Verlust der Reichs und Steatsangehörizkeit im preußzi schen Staate während des Jahres 1875. — Vorläufige Ergebnisse der standez amtlichen Eintragungen der im Jabre 1872. vor— gekommenen Geburten, Ebeschließungen und Sterbefälle. — Die Mehr⸗
rurten im preußischen Staate während der Jabre 1824 bis 1874. Einige Bemerkungen über die Berechnung des Durchschnitts alters der in den ersten fünf Lebensjahren Verftorbenen; von Joses Körösi. 3 Statiftischer Sanitaäͤtebericht über die russssche Armee im Jahre 1872. F Morbititãf. II. Mortalitãt. III. Invalidität, II. Einige ge⸗ nauere Mittheilungen über die Gesundhesteverhältnisse in der Garde; von Pr. J. Schmulewitsch. — Die Statistik der Morbit tät, In . validität und Mortalität, sowie der Unfall. und Inraliditätsver- ficherung der Erwerbethätigen. Eirleitung. J. Die Morbititãt, In- palidital und Mortalität der zu festen Verbänden organisirten oder im fentlichen Dienste stehenden Erwerbrthätigen. II. Die Verunglütungen der Erwerbethätigen im Berufe. III. Die Slatiftik Ter Uafall- und Invalidität versicherung der Er werbẽthãtigen. IV. Anhang von Dr. Engel. — Die Statiftik der Aktien- und Aktien ⸗Kommanditgesellschaften; von Fr. Engel. — Ein Vermächtniß M. Maur y's und A. Quete lets an die IT. Versammlung des internationalen statistischen Kongresses zu Budapeft im Jahre 1876, die internationale Wetter und Ernte Berichterftattung betreffend. — Büch eranzeigen. Statistische Forrefponderz. — Als besondere Beilage: Die vorlãusizen Er s ebnisse ber Volkszählung vom 1. Dezember 1875 im Königreich Preußen. — Wir behalten uns vor, auf den Inhalt einzelner Artikel dieses Doppel⸗ heftes noch gelegentlich zurückzukemmen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Aus den neuerdings im Archiv des Frauen hauses ju Straßburg aufgefundenen Dokumenten über den Mänsterbau
in Straßburg erhellt deutlich die Reihenfolge der letzten bedeutenden
—
Baumeister in 15. Jahrhunderte. Bon 1396 bis 1418 war Meister Ültich von Ensingen Erwing Nachfolger, und Hanns Gültz ven Cöln, dessen Herkanft so zum ersten Male durch ein gleichzeitiges Doku ment beglaubigt wird, übernahm den Münsterbau urkundlich 1419 und leitete denselben bis zu seinem 1449 erfolgten Tode. Wie be⸗ kannt, war Gültz eg, der den einen Thurmrumpf mit dem gan; styl · sofen, aber als endlicher Abschluß doch mit Beifall begrüßten, in seiner Art genial erdachten Helme abschloß. Auf Gültz folgte als Dombaumeifter Mathias von Ensingen, Sechs des vorerwãhnten rich, der das Amt 1450 übernahm, aber bald darauf in Folge sehr fataler Händel mit dem Magistrate wieder niederlegte und den Mänfterbau in Um übernahm. 1486 wurde Johann Dammerer von Verden an die Stelle berufen, derselbe, dem der Mũnster die noch vorhandene Kanzel für den berühmten Prediger Geiler von Kaisers⸗ berg verdankt.
— Bilder aus El saß ⸗ Lothringen. Driginal · Zeichnungen von Robert Aßmus. Schilderungen von Karl Stieler. Holischnitte aus den Ateliers von A. Ciegß, Brend ' amour u. A. Es liegen die 2 ersten Hefte dieses bei Paul Neff in Stuttgart erscheinenden HDrachtwerkcz vor, welches sich zur Aufgabe stellt. die Reichs lande in Vort und Bild zu schildern. Das Werk enthält eine anschauliche, aus dem Leben gegriffene Darstellung der landschaftlichen Schönheiten und Ter kunfihblistorischen Denkmäler der Architektur. Mindestens 40 ganzseitige Bilder und ctwa 140 Text⸗Illustrationen sollen im Ganzen das Werk schmücken, so daß alle bedeutenderen und inter⸗ efsanten Punkte des Reichs landes vertreten sind. Die beiden erften Lieferungen, die bis jetzt erschienen sind, enthalten 8 garzseitige Bilder und führen uns Metz und seine Umgebungen, sowie Dassburg, NRiederbronn und Bitsch vor. Das Werk ist etwa auf 15 Lieferungen
berechnet.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Aus Rüdesheim vom 4. September berichtet der Rh. K. über den Stand der Trauben: Die überschwängliche Hoff nung unserer Rheingauer Weinzüchter auf den diesjährigen Herbst hat sich bedeu ˖ fend getrübt. Durch die wahrhaft tropische Augusthitze Und die an— haltende Trockenheit girg der Weinsteck nicht voran. Die Beeren blieben durchweg sebr klein, namentlich im Berg und in den Lagen mit zartem Schieserboden; dagegen haben sich die Trauben in den Lagen mit schwererem Boden vollkommener ausgebildet. Ven Sennenbrand ist in unserer Gegend nur äußerst wenig zu finden. Sie Fleischtrauben zeigen hin und wieder ein krankkaftes Aus seben. Das plötzlich gegen Ende des vorigen Monats eingetretene naßlalte Wetter hat dem Weinsteck nichts geschadet. Die Trauben füllen sich und werden auch, wenn wir so sonnige Tage wie heute behalten, bald sich zu bellen anfangen. Im Allgemeinen sind die Trauben gegen voriges Jahr zurück. Nur die Orleans im Berg zeigen sich besonders schön. n Quantität wird der diesjährige Jabrgang den von 1874 erreichen; aber Tie Hoffnung auf einen vorzüglichen Wein ist gänzlich dahin.
— An Ver suchen, die voluminõsen und wässerigen Futter st oeffe auch auf weitere Entfernungen transportabel zu machen, hat es in den letzten I hren nicht gefehlt. Das Heu wird jetzt gepreßt und auf 20 - 30 Meilen versandt, die Bierträber hat man auch schon ge—⸗ täocnet und derschikt, wenn auch dabei nech manche Hindernisse zu überwinden sind. Neu ist jedoch ein in Desterreich versuchtes Ver- fahren, die Branntweinschlempe zu komprimiren und versandtfãhig zu macken. Es werden aus den Ruückftänden einer Spiritus und Preß⸗ hefenfabrik schon seit zwei Mongten durch einen Kompre ssions apparat fogenannte Schlempekuchen hergeftellt, die sich kequem versenden lassen. Diefelben wurden durch den Proöfessor Moser, Leiter der landwirthschaft⸗ sich-chemischen Versuchestelle in Wien, unsersucht und es fanden sich in 169 Theilen wasserfreier Substanz: Proteinstoff: 31,6, Rohfett 10646, Robfaser 112, stickstofflese Extraktfroffe 44 o, Asche und Sand 2M, Summa 1000 In 100 Gewichtetheilen Asche fanden sich 55 0o Fhosphorsanre, so daß in 160 Theilen Treck nfubstanz O/o Phos. Fhorsäure enthalten sind. Die wasserfreie komprimirte Schlempe soll
danach den doppelten Nährwert von Maigschrot und den 21 fachen von guter Roggenkleie haben. An der oben genannten Versuchtstelle wurden auch Fütterung? versuche mit solchen Sch lempekachen bei Nilch⸗ kũhen vorgenommen.
Statt 23 Ko. Roggenkleie gab man ihnen 1ẽRo. komprimirte Schlempe, wobei die Milch in Quantität und
Qualitat diefelbe blich. Von den in Pest erzeugten Schlempekuchen wurden schen Versendungen nach Böhmen und Deutschland ausge⸗= führt; dieselben wurden nicht nur als Kraftfutter für Mast- und 4 sondern auch anstatt des Hafers für Pferde mit gutem
rfolge verwandt. Wenn sich das Verfahren bewährt, so würde den
futterbedurftigen Landwir hen damit eine nene Quelle eröffnet, denn bie in den Städten befindlichen Brennereien werden, wenn der Aksatz
in nächster Räße ihnen fahlt, gewiß sehr gern verfachen, ihren Ab-
fällen ein größeres Absatzgebiet durch das neue Verfahren zu erõffnen.
Alexandrien, Anfangs August. (.⸗Aufstria.) Die die a jãhrige
Weizenernte verspricht die vorjährige, welche ca. 2000 0090 Ardeb n Ni Liter) betrug, zu übertreffen und wird auf ungefähr 23 Mill. Ardeb geschätzt; dagegen ist die Qualitãt im Ganzen kinter der jenigen der 1875er Sec
bedeutend niedriger als die vorjahrigen. So werden die besseren Qua ·
ung zurückgeblieben. Auch die bisherigen Preise sind
sitãten (Behera⸗Aschah und Bubis mit 85 - 109 Pur. Tarif, die mittleren Sorten (Behera, roth und weiß) mit 80-37 P. T., und die letzte Sualitãt (Sandij mit 73 - 30 P. T. pr. Ardeb, loco Alexan. drien, nofirt. Die gesaimmte Gerealienernte (mit Einschluß des Weizens) durfte diesmal bei 4 Mill. Ardeb erreichen.
Gewerbe und Sandel.
Die Flensburger Sch if fabaugesellsch aft beschãftigt 425 Mann statt 300 kis 325 Mann im Vorjahre. Sie vꝛrarbeitete 37 262 Ct. Eisen und Stabl, 242 ECtr. Zink, Zinn und Kupfer, so wie 58 M0 Kubikfuß verschiedener Hölzer. Ein eisernes Fregattichiff, Brutto 684 Registertons und ein eiserner Dreimastschoo ner, Brutto 397 Registerton wurden resp. am 3. November und am 22. Dezem⸗ ber abgeliefert; 4 Dampfschiffe von reip. 120, 1220, 900 und 72 Regiftertons, sowie ein eisernes Barkschiff, groß 348 Tons, waren im Bau begriffen. Die Schiffsbaugesellschaft baut nicht blos die Schiffe, sondern fertigt in ihren Werkftätten auch die Maschinen an.
Verkehrs⸗Anstalten.
Neuftrelitz, 7. September. Die Eisenbahnarbeiten in der Nähe unserer Stadt (Berliner Nordbahn) haben in letzter Zeit wieder einen guten Fortgang gehabt. Das Empfangsgebäude ist bei⸗ nahe feitig. Am Güterschuppen dürfte nicht viel mehr zu thun sein. Der Weg von der Stadt nach dem Bahnhof, bei dem eine tiefere Niederung auszufüllen war, wird nächstens gepflastert werden können.
— ueber den Geldanweisungsverkehr der Schweiz mit dem Auslande vom 1. Januar bis zum 30. Juni in ten Jahren 1875 und 1876 werden folgende statistische Daten mitgetheilt: In der Schweiz In der Schweiz
aus gestellt. ausbezahlt.
1875 1876. 1875. 1876.
Fr. Fr. Fr Fe. Deutschland 1,867 998 2,648,204 1098, 373 1,288,556 Italien. 2, 6718 2,951,826 685 822 749476 Frankreich. 551219 671,66 529, 189 596, 591 Defterreich 176 894 295,394 94475 1255810 Nordamerika. 79.759 94, 865 145,398 191493 Großbritannien 66 524 81.746 148,977 171181 Belgien 65,973 55.930 123, 648 87,964 Niederlande 103,617 16,501 25,878 32.704 Ungarn. 12,6549 23,483 30, 809 46, 936 Indien. — 200 — 558
5, 195, 551 5.939. 810 2, 8835, 545 3,302, 169
Berlin, den 11. September 1876.
In der Juristischen Gesellschaft sprach am Sonnabend der Stadtzerichts Rath Hagens, zur Zeit Mitglied des internationalen (gemischten) Gerichtshofes zu Kairo über die ägyptische Ju stiz⸗ re5orm. Es ist eine in allen Zeitepochen gemachte Beohachtung, so unge⸗ fahr außzerte sich der Redner, daß der Orlent fremden Einwanderern die größten Freiheiten, namentlich auch in Bezug auf die Handhabung ber Rechtspflege zugestanden hat. Die Kolonisten des Alterthum und des Mittelalterz brachten ibre heimatlichen Gesetze jowie die BVollfirecker derselben mit sich, die Holonisten der Neuzeit stellten sich den Anbeginn an unter die Jurisdiktion ihrer Konsuln. Eine Reihe sogenannter Kapitulationen, Verträge über Jurisdiktiont reser vate, waren die nothwendige Folge eines derartigen Vor gebens. Zunächft bewährte sich dieses Spstem gan vor züglich, als jedoch die Nationalitäten, wie namentlich in Aegypten mebr und mehr in nähere Beziehung zu einander traten, sich mehr und mehr miteinander vermischten, wurde jede rechtliche KAnterität véllig Untergraben, da die verschiedenen juriftischen An · schauungen der einzelnen Nationen, die oft miteinander kollidirten, tine klare Rechtserkenntniß richt herbeizuführen vermochten. Dies, dann aber auch der Umftand, daß für den Khedive, der gleichzeitig der größte Grundbesitzer Aeghptens ist, ein Forum überhaupt nicht beftand, hatte schon längft das Bedürfniß nach einer Jun ĩiʒieform in Aegppten geltend gemacht, dem denn endlich durch die Errichtung der sog⸗nannrten neuen oder gemischten Gerichte entsprochen wurde, die Ende Februar d. J. ihre Thätigkeit eröffnet haben, und zwar zunãchft perfuck zweife auf 5 Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit tritt entweder der Status quo ante wieder ein, oder es wird zwischen den be theiligten Mächten eine neue Konvention abgeschlossen. Die Gerichte selbft haben einen doppelten Inftanzenzug; der cour d'appel hat seinen Sitz in Alexandrien; er setzt sich aus 7 europäischen und 4 arabischen Juriften zusammen, den Vorsitz führt ein aus der Zahl der Europäer gewãhlter Richter. Außerdem bestehen drei Tribunale erster Instanz n Merandria, Cairo und Jsmailia mit je 4 europãischen und 3 ara⸗ biscken Mitgliedern. Das Daraquet besteht aus einem Europãer als G eeral Prokurator, dem 7 Guroräer und 4 Araber zur Seiie stehen. Jur Ausübung der Advokatur ist Jeder berechtigt, der die betteffen⸗ den Zengniffe einer der betheiligten Mächte beibringt oder fich dor dem eoar d appel, einer. Prüfung unterzieht. Die Kompetenz der gemischten Gerichte liegt unn hauptsächlich im Fivil- und Handelsrechte. Sie treten ein bel Streitigkeiten zwischen Ausländern, sowie jwischen In. und Ausländern. Die Kriminal- surisdiktien unterliegt den gemischten Gerichten nur da, wo Beamte ber Herichte selbst ais Beschädigte auftreten; bis jetzt hat ein der- artiger Kriminalfall noch nicht vorgelegen. Das Geseßzbuch, das zur
Anwendung gelangt, ist von einem Franzosen zusammengestellt. Das Prozeßverfahren ift im BWBesentlichen dem franzöͤsischen nach zebildet, es ist das einzelrichterliche Verfahren, edoch mit iwas erweiterter Kompelenz. Ein Rekurs, wie in Preu- her, exiftirt nickt. Schöffen bene. Geschworenen werden, wie bei uns hinzugezogen, eine Voruntersuchung muß fast regelmäßig statt- finden, Gerichts sprachen sind offiniell Französisch, Jialienisch und rgbisch. Im Ganzen und Großen ist man den neuen Gerichten
2 Vertrauen entgegengetreten und hat oft ihre Hülfe in . nommen. Auch das Verhältniß zur Regierung hat sich erfreulich gefäcret, nur ir Bezug auf die Frage der Staatsschulden
hat ich jcner best- gfiche Konflikt herausgebildet, der 11 ö 3 litt h ildet, jedoch voraus⸗ sichtlich zu Gunsten der Kerichte seine Gatscheidung finden wird.
Reschiza, 9. September. Die Mitglieder des statistijschen Kongressegz stnd heute Morgens *. . San mtliche trehartigen Werke wurden besichtigt. achmittags reisten die Kon ˖ grepnmitglieder nach Bazias weiter.
Ueber eine in der Nähe Rostocks gemachte Entdeckung von pfahlbauten schreiht man der „Rost. Itg.“: „Auf der Feldmark kes Gutes Dammerstorf hat sich beim Durchgraben eines Torf · moors anscheinend ein Pfahlbau gefunden. Das Terrain ift ein ziem lich weit sich ausdehnendes Moor, welches in früherer Zeit allem An⸗ scheine nach ein See gewesen, worauf Muschelkalk ꝛc. hindeuten. An dieses Moor lehnt fich ein Bergrücken zur Potremser Gemarkung ge⸗ hörig, von wo ans Pfahlreihen ungefähr 200 Schritt in das Moor hbineinführen bis zu einer Holzlagerung, die unten auf Strauchwerk zu ruhen scheint. Diese Hohzlagerung, mehrere Schichten über einan⸗ ker enchalte'd, ist bei der Äuszrabung des Zarnowbaches durchstechen und man hat dabei mehrere Gegenstände aufgefunden, die auf ein ziemmich hehes Alter schlie ßen lassen. ö
—
· ᷣ — —— — —
Berichten von Australien zufolge ist es dem Forscher Hen.
Gües gelungen, den Ashburten Fluß bis zu seiner Quelle zu ver⸗
folgen. Nachdem er den Murdchison Fluß in Westaustralien am
10. April verlaffen hatte, trat er am 23. August wohlbehalten am ö K
Peake in Südaustralien lein.
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Theater.
Die Senntagsvorstellung: ‚Wenn Leute Geld haben — können sie lachen d fand im Wolters dorff⸗ Theater vor ausverkauftem Hause statt und wurden sämmtliche Darstellet, vorzussweise Hr. Direkter Thomas, mit großem Beifall belohnt. — Da auch die Wochentagseinnahme sich mit jedem Tage um ein Erhebliches ge—⸗ steigert, so dürfte die genannte Posse noch längere Zeit das Reperteir beherrschen. Mm , ö
— Im Thaliatheater tritt seit Sonnabend ein Polnisches Juden⸗Quartett“', Sänger, auf; ihre angezeigte Produktion, ein Scholem aleichum- wurde, wie der Regisseur bekannt machte, kurz dor der Aufführung polizeilich verboten. Statt dessen sangen sie nun und führten auf: „Bie sädische Hochzeit? und „ein Fest bei Heymann Levy; Beides sehr komisch, lustig, geschickt und unter großem Beifall mit mehrfachem Hervorruf. — Eingelegt war das Ganze, nebst Nachahmung Bellachini's, in einen Gelegenheitsschwank“, den in Noth befindlichen, durch etwas Außergewöhnliches aus der- felben zu befreienden Schauspieldirektot.
Singegangene literarische Reuigkeiten.
Königsgeburtstags⸗Reden, gebalten am Pädagogium zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg von Prof. Dr th. et phil. Wilhelm Herb st, damals Probst u. Direktor des Pädago⸗ giums, jetzt Rektor der K. Landesschule Pforta. Zweite Auflage. Mainz. Verlag von E. H. Kunze's Nachfolger. 1876. (100 S)
Luise, Königin von Preußen. Ein Lebensbild für deutsche Frauen und Jungfrauen, von Dr. H. E. Burkhardt, Ober Dom. drediger und Superintendent in Stendal. Barmen, 1872 Dr. und eig von D. B. 1. T. H. Wiemann (Firma: J. J. Steinhaus).
Der Bär. Berlinische Blätter für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgeg. von Geoꝛrze Hiltl u. Ferd. Meyer. II. Jahrg. Nr. 15 u. 16.
Die Militärgesetze des Deutschen Reichs mit Etläute⸗ rungen, herausgegeben auf Veranlassung da Königl. preuß. Kriegs⸗ Ministeriumg. 3. Lief. (Wehrpflicht und Organisation des Reichs 8 4 Lief. Quartierleistungs · Gesetz = Naturalleistungs ˖ GesetzJ
erlin 1876. E. Sgfr. Mittler n. S. G17 u. 112 S.)
Beitrag zu den Kavallerie URebungg⸗Reisen. Von J. v. Verdy du Verncis, Oberft und Chef des Generalftabes ds L Armerc⸗Gorps. Nebst einer Karte. Berlin 18575 E. Sgfr. Mitt⸗
Das Garde⸗Füsilier Regiment von v. d. Mülbe, Hauptmann und Compagnie - Chef im Garde Fůsilier⸗ Regiment. Berlin 18575. (E. Sgfr. Nittler u. S. (464 S. mit 2 Karten.) Geschichte der Kurfürstlich und Königlich Sächsi⸗ schen Feld ⸗Artillerie ven 1620 - 1829. Urter . archi⸗ valis cher Quellen bearbeitet von A von Kretschm ar, Hauptmann und Batterieckef im 1. Königlich Sächsischen Feld · Artillerie Regiment Rr I2. Berlin 1876. E Sgfr. Mittler u. Sohn. (146 S.) Rotizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstart und des mitt elrheinischen geolo⸗ gischen Vereins. (Das Notizblatt das Vereins für Erdkunde III. Folge. XV. Heft) Nr. 176. Auguft 1876.
Das Großberzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart von Ferdinand Dieffenbach. Darmstadt, literar⸗ artfft. Anftalt, A. Lange, 1. Lf. (Land und Leute). 4. Preis pro Heft 60 3. ! .
Bilder aus Elsaß-Lothringen. DOriginal-Zeichnungen von Robert Aßmus. Sch elderungen von Karl Stieler. Holzschnitt aus den Ateliers von A. Eloß, Brend'amsur u. A. Initialen von A. Schnorr. Stuttgart. Verlag von Paul Neff. 2. Lfg. 4. Preis ö
Die Kredit-⸗Mißverhältnisse in Deutschland. Ein treues Spiegelbild der Gegenwart von A. O. Crawford. Zweite, erheblich vermehrte Auflage. Dresden, 1876. Kommisstonsverlag von H. Reinhardt. (10 S.) . ö
Verhandlungen der zur Herstellung größerer Eini- gung in der Deutschen Rechtschre bung berufenen Konfe renz. Berlin, den 4. bis 15. Januar 1576. Weroͤffentlicht im Aut“ trage des Königlich preußischen Unterrichts Ministers. Halle, Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1876. (182 S)
Das Quedlinburger Fragment einer illustrirten FItala. Ven Dr. W. Schum in Halle a. S. Sepgratabdruck aus den „‚Theolbgischen Studien und Kritiken. Gotha, Druck von Fr. Andr. Perthes. 1876. (16 S.) z
Däs deutsche Theater und seine Zukunft. Von einem Stactäbeamten. Berlin. Verlag von Wilhelm Hertz. 1876. 128 S.)
Die Begründung der neueren deutschen Geschichts-⸗ schreibunz durch Gatterer und Schlözer, nebst Einleitung über Gang und Stand derselben vor diesen. Von Dr. Hermann Wesendenck. Gine von der philosophischen Fakultät der Universität 3 i gekrönte Preisschrift. Leipzig, Krüger u. Roskoschny. 1876. (286 S.)
Die Antonine 69 180 nach Christt. Nach dem von der französischen Akademie gekrönten Werke des Grafen de Champaany beutsch bearbeitet von Br. Ed. Döhler, Oberlehrer und Suhrektor am Gymnafium in Brandenburg a. d. Havel. Erster Band. Nerva und Trajanuz, Halle. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1876. (255 S.) J
Grammatik der littauischen Sprache von Dr. Friedrich Kurschat, Professor zu Königsberg i. Pr. Mit einer Karte des littauischen Sprachzebiets und einer Abhandlung über littauische Volkspoesie nebst Musikbeilage von 25 Dairosmelodien. Halle. Verl. der Buchhandl. des Waisenhauseg. 1876. (46 S)
Volkabe te. Ein gemeinnütziger Volkskalender auf das Jahr 1877. Mit einem Notizkalender als Gratiszugabe. Vierzigster Jahrgang, mit vielen Illustratienen und Initialen. Oldeaburg, Schulze sche Hofbuchhandlg. u. Hofbuchdiuckerei. kl. 8.
Redacteur: F. Vrebm. Verlag der Troedinien Re sJsei). Triud: W. Els aer
Vier Beilagen leinschließlich Bör en · Beilage).
Berlin:
ler u. S. (64 S.)
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich
* 214.
Personal⸗Beränderungen. Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Pertegee- Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere Berlin, 2. September. v. Krolsigk, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Rr. 4, von seinem Kommdo als Atjut. der 11. Kav. Brig. enttun. den. v Lieres und Wilkau, Pr. Lt. vom Kür. Regt Nr 1, als Atjut. zur 11. Kap. Beig, kommdrt. Frhr. v. Glaubitz⸗ Altengabel, Sec. Lt, vem Drag. Regt. Ar. 22 wird in das Garde Kür. Regt. versetzt. Frhr. v. Sulzer ⸗Wart, bisber Lt. in der schweiz Kar, in der preuß. Armee, und zwar als Sec. Lt. mit einem Pafent vom 2 September 1876 im Drag. Regt. Nr. 22, v. Carlowitz, bisher Pert. Fähnr. im Königl. Sãchs. 2. Hus Regt. in der preuß. Armee, und zwar als Port. Faähnr. mit einem Patent vom 16. April 1876 im Drag. Regt. Nr. 6, angefstellt.
Abschiedsbewiligungen. Im aktiven Heere. Schloß Babelsberg, 29. Auguft. v. Lieres und Wilkau, Maj. a D., 6 im Inf. Regt. Nr. 84, die Aussicht auf Anstellung im Civil- dienst ertbeilt. — Berlin, 2. September. . Dew all“ ꝗm Pr. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 49, die Erlaubniß zum Tragen der Armee ⸗Unif. ertheilt.
Im Beurlaubtenst ande. Berlin 2. September. Graf v. Wartensleben, Ste. Lt. ven der Res. des Garde ⸗Hus. Regts. der Abschied bewilligt.
Beamte der. Militär- Verwaltung. Durch Verfügunz des Kriegs Ministerinns Den 11. August. Schrempel, Pro— xiant · Amts Control. in Graudenz, nach Braunschweig, Hoffmann,
roviant · Amts · Ajsistent in Brem berg, nach Hagenau, v. Karger,
roviant⸗ Amts Assistent in Hagenau, nach Bromberg veisetzi. —
en 22. August. Groß, Ober -⸗Roßarzt vom Hu. Regt. Nr. 6, unter Entbindung von dem Kommando als Inspizient bei der Militär ⸗Roßarzt⸗ Schule, zum Corps - Roßarzt des V. Armee Corps. Reinicke, Roßarzt vom Train Bat. Nr. 150, unter Versetzung zum Drag. Regt. Nr. 23, zum Qper - Roßarzt er= nannt. Pu schmann, Oker -Roßarzt rom Drag. Regt Nr. 23, zum Hus. Regt. Nr. 6 versetzt
Militär ⸗-Justiz⸗Beamte. Durch Verfügung des General- Auditeurs der Armee. Den 5. September. Dr. Stickel, Di⸗ visions Auditenr der 25. Diviston, vom 1. Oktober cr. ab als Gar nison⸗Auditeur an das Kommandantur⸗Gericht zu Breslau, Mentz, Divisions - Auditeur der 18. Diviston, vom I. Oktober cr. ab als Garnison⸗Auditeur nach Hannover versttzt.
Politische Monatsübersicht für August. J.
Oesterreich- Ungarn Der Geburtstag des Karfets (18. August), den Se. Majeflät im Kreise der Kaiserlichen Familie zu Ischl verlebte, wurde, wie alljährlich, in der ganzen Monarchie festlich begangen. Am 26. nahm der Raiser in Schön⸗ brunn Aufenthalt und begab sich am 28. zur Abhaltung von Manövern nach Zisters dorf. Am 21. wurde der Geburtstag des Fronprinzen Rudolf gefeiert. — Die Bankfrage, welche den „Ausgleich“ zwischen beiden Reichshälften sehr erschwerte, wurde in Folge der Anfangs des Monats gepflogenen Be⸗ rathungen des österreichischen und ungarischen Finanz⸗Ministers gänzlich zur Zufriedenheit beider Regierungen gelöst. Weil bei dem ersten Ausgleich von 1867 gerade diesem Gliede der Beziehungen zwischen den beiden Hälften der habsburgischen Monarchie ein unbestimmter Charakter gegeben worden war und weil man ferner dann in Ungarn andauernd erklärte, die österreichische National⸗ bank sei nur ein geduldetes, kein berechtigtes Institut in Ungarn, hatte fich mehr und mehr die Ansicht festgestellt, die Bankfrage lasse keine Verständigung zu, wenn nicht auch die Valuta ge⸗ regelt und so die Herstellung einer selbfländigen ungarischen Bank erzielt oder wenigstens der Statusquo aufrecht erhalten werde. Um so verdienfmwoller für die beiderseitigen Unterhandier ist nun die dennoch erzielte Hebung der Schwierigkeiten. Um über die schließliche Ausführung des durch diese veraufgegange⸗ nen Verhandlungen im Prinzip festgessellten Ausgleichs einig zu werden, fand dann am 17. in Pest eine Sitzung des Minister⸗ raths statt, zu welcher der Minister Präsident Tisza und der Finanz⸗Minister Szell eingetroffen waren.
Der Krieg auf der Balkanhalbinsel bereitete der Reichsregierung unablässig bedeutende Schwierigkeiten. Die Frage der Schließung des Hafens von Klek war auch auf dem Felde der Thatsachen als abgewickelt anzusehen, nachdem die türkischen Truppen am 4. die Baracken von Klek und das Fort Utovo eingeäschert und sich auf die Fregatte „‚Enthié“ zurückgezogen hatten. Die Umtriede der Om⸗ ladinist n unter den österreichischen Südslawen indessen dauerten wenigstens in erster Hälfte des Monats noch fort. So wurden in Pakracz und Belovar mehrere neue Verhaftungen von Omla⸗ dinisten vorgenommen. Nach amtlicher Erklärung der kroatischen Regierung geschahen diese Verhaftungen nicht etwa in Folge einer Weisung von Seiten der Regierung, sondern ganz unabhängig durch den dortigen Gerichtshof. Es habe sich um en landesverräthe⸗ risches Komplot und einen Zuzug zu der angeblich siegreich in Bosnitn eingedrungenen serbischen Armee gehandelt. Später wirkten die Fortschritte, welche die Türken in der Kriegführung machten, beruhigend auf die ungarischen Serben. — Gegen Ende des Monats kamen an der illyrisch⸗türkischen Grenze wiederholt mit groben Excessen verbundene Grenzverletzungen österreichischen Gebietes durch türkische Truppen vor.
Die durch den Tod des Barons Holzgethan im Reichs⸗ Ministerium entstandene Lücke ist dadurch ausgefüllt worden, daß der Kaiser den Sektionschef im Ministerium des Aeußern, v. dern, n. durch ein vom 14 August datirtes Kaiserliches
andschreiben zum Reichs⸗Finanz⸗Minister ernannt hat. — Das Entlassungsgesuch des ungarischen Handels⸗-Ministers, Baron Simonyi wurde vom Kaiser angenommen und mit der interi⸗ mistischen Verwaltung des Handels- Ministeriums der Unterrichts⸗ Minister Trefort beauftragt — Nach kurzer Vertagung trat in Agram am 28. der kroatische Landtag wieder zusammen. — Am gleichen Tage wurde in Salzburg der dreizehnte deutsche Juristentag eröffnet. Der Zustiz⸗Minister Dr. Glaser begrüßte denselben mit Betonung der Fortdauer der Gemeinsamkeit des Rechtslebens zwischen Oesterreich und Deutsch⸗ land, hervorgehend aus einer auf denselben rechtsgeschichtlichen Grundlagen emporwachsenden und in gleichem Geist an den bei⸗ derseitigen Universitãten gepflegten Rechtswissenschaft.
SErste Beilage
Berlin, Mantag den 11. September
—— — — —
Die Centennial⸗Weltausstellung zu Philadelphia. (Vgl. die Nrn. 196 u. 17 d. BL)
Die deutsche Abtheilung in der Maschinenhalle. Berg ⸗ und Hũttenwesen.
Es ist erfreulich zu konstatiren, daß der das deutsche Berg- und
Hütten wesen repräsentitende Theil der Ausstellu⸗g, wenn auch nicht
greßartig, so doch würdig in die Erscheinung tritt. Derselb ã
ein ziemlich genaues Bild des Erzreichthums unseres Een .
6 Weise, wie die Industiie diesen Reichthum hebt und ver— et.
Deutschland besitzt vorwiegend Steinkohlen und Eisenerzschachte; so daß sowohl der Staat, als Privatgesellschaften von der Ratut hingewiesen sind auf die Eisenindu trie. Durch den stetig zuneh—⸗ menden Aufschwung und Umfang dieser Industrie in Deutschland haben sich aber neuerdings die reichen Erz und Kohlenquellen für den Bedarf nicht mehr ausreichend gezeigt, so daß Deutschland das Fehlende durch Bezug aus fremden Landern ergänzen muß.
Aehnlich fteht es mit der Zinkindustrie, die ibren Bedarf zu 20 0so aus fremden Ländern bezieht. Die Zinkindustrie ist hier leider nicht so ausreichend repräsentirt wie die Eisenindustrie Haupt- sächlich aber ist zu bedauern, daß es an einer größeren Kellektion von Slei und Bleierzen fehlt, da gerade Nordamerika an Blei ganz arm it, wãhrend es Eisenerze reichlich besitzt. Amerika bezieht seinen Bleibedarf zum größten Theile aus England und Spanien. Im Jahre 1554 hatte die Bleiproduktion in Deutschlasd einen Werth von 28. 759, 0911 S und die Zinkproduktion ungefähr denselben Werth. Demnach dürfte Deutschland mit jenen Ländern die Konkurrenz wohl aufnebmen können, und es wäre praktischer gewesen, auf die Be— schickung dieser beiden Zweige mehr Sorgfalt zu verwenden.
Geben wir auf die Vertreter des deutschen Eisen⸗, Berg- und Hüttenwesenz näher ein, jo finden wir aus den großartigen oberschle⸗ sisden Distrikten zunächst A. Borsig. Das Etablissement hat eine Mustersammlung geliefert — wenn nicht durch Größe und Mannigfaltig⸗ Hit so doch durch die belehrende und praktische Zasammenstellung. — Die Königs. und Laurahütte, sowie die Hütten in Zabrze und Tarnowitz, ferner die beiden, dem Staate gehörigen Werke, die von größter Bedeutung sind. haben nicht auagestellt; dennoch genügt die Borsigsche Ausstellung um ein ein- gehenderes Bild des Umfanges der schlesischen Eisenindustrie gewinnen zu lassen. In einer Schaupyramide befindet sich eine Sammlung sämmilicher Eisenerzarten, die in Schlesien gefunden werden Freilich
wird durch diese Stücke die Größe und Bedeutung jenes industriellen Etablissements in Schlesien keineswegs veranschaulicht; auch erfährt
man durch sie nichts über die Beherbergung jener Tausende von Ar— beitern des Etablissements, nichts über den musterhaften Betrick im Allg-meinen. Ein Modell der bei Beuthen errichteten Arbeiter- ,. Borsigs würde hier vielleicht wesentliche Dienste geleistet zaben.
In der Eisenerzsammlung von Borsig sind mulmige Brauneisen⸗ erze, manganhaltige Brauneisenexze und Brauneisensteine, ferner die in seinen Hohöfen als Zuschlagsmaterialten henutzten Dolomit— und Kalksteinprodukte, endlich Proben von silberhaltigen und zink— staubäbnlichen Hohofen⸗Nebenprodukten zu finden. Interessanter für den Laien sind die Musterarbeiten, die aus den Borsigschen Eisen— werken in Birlin und Schlesien hervorgegangen sind, und unter
diesem besonders Kesselbleche in verschiedenen Größen und Stärken,
die in der Ausführung sowohl wie im Material unübertroffen sind.
Die Eisenerzproduktion des Siegerlandes ist von noch größerer
Bedeutung, als die Schlesiens. Diese Eisenerzlage erstreckt sich in einer Länge von 10, bei einer größten Breite von 5 deutschen Meilen und umfaßt mehr als 500 Gänge, von denen die meisten ausgezeich- neten manganreichen Spath, andere Braun! und Rotheisenstein, wenige Blei und Kupfererz führen. Die vom Bergrath Huntt ver⸗ anftaltete Ausstellaͤng „der Gruben des Siegerlandes enthält Proben von allen diesen Erzen. Befonder. Veruͤhmtheit hat das Siegerland durch sein Spiegeleisn erlangt. Dasselbe wird in alle Welttheile, besonders aber nach den Vereinigten Staaten, versendet und mit Vorliebe zur Gußstablbereitung verwendet. Aus solchen Spiegeleisen⸗ stäcken ist in der deutschen Abtheilung eine ansehnliche Säule errichtet und haben sich an dieser Kollektivansstellung die Heinrichshütte bei Au an der Steig, der Cöln-Müsener Bergwerke⸗Aktienverein in Kreunhal, die Aktiengesellschaft Charlottenhütte in Niederschelden und die Wissener Berzwerks Aktiengesellschaft betheiligt.
Der wichtige Saarbrückener und Lothringer Bergwerks⸗ und
Hüttenbezirk ist durch die Burbacher Hütte auf das Vortheilhafteste repräsentirt. Die von ihr ausgestellten 15 Meter langen gezogenen Eisenträger (zu Bauten) geben einen schlagenden Beweis davon, daß
die deursche Eisenindustrie mit derjenigen der vorgeschrittensten anderer Nationen auf gleicher Höhe steht; sie find in der Ausführung muster⸗
haft und unerreicht.
Die „Westfälische Union, Aktien - Gesellschaft für Bergbau, Eisen⸗ und Drahtinduftrie in Hemm“ präsentirt eine respektable Sammlung von Eisenerzen, Roheisen, gewalztem Eisen, Stabeisen, Eisenblechen, Gußwagren und Drähten aller Sorten. Die Firma Lohmann K Soeding in Witten an der Ruhr hat kleine Gußstahl⸗ fabrikate für Waffen und Werkzeug: und Gußstahlbleche und die Friedrich Wilhelm - Hütte bei Friesdorf zwei greße, prächtig gearbeitete Kesselböden gesendet. ;
. Königlich preußischen Berg⸗ und Hüttenwerke in Clausthal, die Königlich preußischen und Herzoglich braunschweigischen Berg und Hüttenwerke in Goslar, die Königlich preußzische Friedrichshütte bei Tarnowitz, die Aktiengesellschaft fuͤr Bergbau, Blei und Zinkfabrika—⸗ tion in Stollberg bei Aachen und die ebendaselbst domi: ilirte Rheinisch⸗ Nassauische Bergwerk und Hütten ˖Aktiengesellschaft haben sich zu iner umkassenden Kellektivausstellung von Erzen und Metallen der Blei⸗ und Zinkindustrie vereinigt. Diese genannten Werke beziehen vom Auslande — z. B von Sardinien, Algier, Nordamerika (Utah und Nevada); — große Quantitäten von silberreichen Erzen und obgleich sie für dieselben, durch Eaglands Konkurrenz getrieben, sehr hohe Preise zahlen, ermöglichen ste durch große und gediegene Betriebs- einrichtungen den Export der Metalle zu billigen Preisen Datz sich die schlesische Aktiengesellschaft für Zinkhütten vetrieb, die hachwichtige Manzfelder Gewerkschaft und die Hütte in Freiberg (Erzgebirg«“) nicht an der Beschickung betheiligten, ist bedauerlich.
Von den Hüttenwerken des Siegerlandes sei noch erwähnt, daß, um dem Besucher einen Ueberblick über den Bergbau und das Huͤtten⸗ wesen dieses Distriktes zu geben, an einer Wand auf der Nordseite der deutschen Abtheilung mehrere statistische Tabellen, Zeichnungen (Hochöfen), Instruktionepläne ꝛc. angebracht sind. Aus der einen Tabelle geht hroor, daß im Jahre 1870 die Hauptstationen Siegen, Niederschelde, Neunkerchen und Barbach zusammen 2 387,750 Centner Eisenerz verfandten, ven welchem der größte Theil in unmittelbarer Nähe von Siegen verhüttet wurde. Eine sehr übersichtliche Zeich= nung giebt dem Beschauer den Durchschnitt des von Jugenie r Rohlig bei Siegen g⸗bauten Hochofens, welcher im Dezember 1875 ange— blasen wo den ist.
Nach einer 21tägigen Seereise trafen die Kruppschen Guß⸗ st ahlfabrikate auf dem Dampfer „Essen' in Philadelphia ein, um in der Maschinenhalle einen hervorragenden Platz einzunehmen. Der Dampfer Essen hat 1925 Tonnen Register und ist eines der 4 Dampfschiffe, welche von der Firma Friedrich Krupp in Essen zum überseeischen Transport von Geschützen,
wohl darin, daß eine solide und schöne Vernickelung nur bei
3 Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1828.
— — — — Eisenbahnschienen 2. und zur Herbeiskaffung von Eisen⸗ erzen aus ihren in Spanien gelegenen Eisenbergwerken verwendet — Die koloffsalen Laften der Belagerungs⸗ und Küstenver⸗ 8 — ct. rc am Tiefsten im Raume vertaden und des- halb dauerte es längere Zeit, (he man an dieselben gelangen konnte. Der mit der Leitung dieser Ausstellung bea trage Ingenizar hatte ein sehr starkeg. aus Gaßstahl korstruirkes Deberenn . el utes, aus Gußstahl konftrairtes Hebezeug mitgebracht, um dasselbe beim Einlegen der schweren Röhre in die Lafetten zu ver⸗ wenden; — stellte sich doch hier heraus, daß der große Krahn ven Allisons Car Werken jene Laften nicht zu heben vermochte. Welche kolossale Lasten hier zu heben waren, zeigen folgerde Noti⸗ zen: Das Gußstahltohr der greßen Kanone wir zt 58. 380 Rlũlozr. der dajn gehörige, nach der Kreinerscken Methode korstruirte Ver schlußkeil Als Kilogr, kleinere Theile des Veischlusses, d. h. Rur⸗ belarme, Führungs chraube ꝛc. 247 Kilogr, die Lafeite 9084 Kilogr der Rahmen 5,177 Kilogr, der kleine Wagen, auf welchem Tas 10680 Pfund schwere cylinder ⸗konische Hartgußgescheß (mit fupfernen Fü hrungsringen nach dem Geschütz gebracht wird, 514 Kilogr, die Schwenkbahn 1073 Kilegr, die Pivothaube nibst Ring für Bffesti⸗ ung des Rahmens 4517 Kilozr. und die kleinen Zubehärstücke
I41 Kilogramm. ö Das Geschütz ist ein sogeaanntes Ringzeschütz, hat einen Durch- messer der Seele von 351 Centimeter, eine Rohrlänge von 28 Fuß und erhält eine Ladung von 254 Klegramm pris mat ischen Kanälen versehenen Palveis. Das kleinere Velatze⸗
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mit 7 rungsgeschütz hat einen Seelendurchmesser von 24 Cantimeter das Rohr wiegt 15 457 Kilogr, der Verschlußkell 693 Kilogr, Theile des Berschlusseg 135 Kilogr. die Lafette 2872 Kilomr, der Rah men 6059 Kilogr, die Pivethaube 2658 Kilozr.,, die Schwenkbabn 195 Kilogr. und die Zubehörstücke 133 Kilegr. An Geschätzen stellt die Firma außerdem ein vierpfündiges Feldgeschütz, mit neuestem Krupp— schen Rund keilverschluß mit Broadwell⸗Liderung, zwei achtpfündige Feldgeschütze, von denen das eine völlig polirt und glänzend ausge stattet ist, und endlich zwei Gebirgeg-schütze, von denen jedes 414 Kilogramm wiegt, aus. Eines der letzteren wird auf drei mit Päck— jätteln versehenen Maulthieren (aus Holz) verpackt, gezeigt. Die Feldgeschütze sind nach dem neuesten Muster angefertigt, und haben gleichfalls den Kruposchen Rundkeilverschlüuß, mit Broadwell ⸗Lide⸗ rung und halber Führungeschraube. .
Land⸗ und Forstwirthschaft.
ö Hars) Die Aussichten auf die Erträge der Ernte sind im Ngzaft gegenüber den Schätzungen im Juli sehr herab— gedrückt, eine Ausnahme findet nur hirsichtlich des Weizens und Hafers in einigen Bezirken des Südens statt. Der Futter- und Wassermangel hat bereits zur Zeit auf die Haltung und die Er— träge der landw rihschaftlichen Nutzthiere, namentlich des Rind⸗ viehes und der Schafe shr nachtheilig einzewirkt, und der bevor stehende Futtermangel für den Winter stellt weitere Nachiheile in dieser Richtung, ein: Entwerthung und Verminderung des Vleh⸗ bestandes, wie sogac eine Schädigung der Zucht in Aussicht.
Schweiduitz, 8. September. In Monat Okte her wird Die landwirthschaftliche Winterschule hiererts eröffnet werden. Un die Landbewohner mit der Aufgabe, welche diese Schule verfolgt,
genauer bekannt zu machen, wird, wie die Sc! Pr,“ mitth ilt der Dire kior derselben, Herr Rieger, in den nächsten Wochen in 11 Orten des hiesigen Kreises Vortrãge halten, nachdem er bereits ; Zeit im hiesigen landwirthschaftlichen Vereine dieses Thema be— handelt hat.
Paris, 9. September. Nach amtlichen Berichten haben sich die Setreideernten in 42 Departements als gute, in 35 als mittel
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mäßige und nur in 5 Departements als schiechte herausgestellt.
Gewerbe und Banhel.
Ueber die Einrichiung einer Vernickelungsanstalt am bhayertischen Gewerbemuseum erthalten die Minh. des Bayr. Gew. Mus.“ (Dr. Otto v. Schorn) Folgendes: Die Vernickelung von Metallwaaren, besonders von Gegensänden aus Eisen und Stahl, hat in neuerer Zeit eine so große Bedeutung gewonnen, daß in ein« zelnen Ländern, vorzüglich in Nordamerika, kaum noch G genstãnde, Aus den letztgenannten Materialien, vorgefunden werden, velche eines Nickelüberzuges entbehren. Da ein Nickelüberzug Eisen und Stahl vor dem Rosten, selst in feuchter Luft schützt, außerdem auch noch eine sehr angenehme silberähnliche Farbe mit eirem Stiche ins Gelbe besitzt, da er ferner, der großen Härte des Nickels wegen, sebr lange
der Abrützung, bei Geräthen etwa, widersteht, so ist die zunehmende Veibreitung der Vernicktlung sehr erklärlich. — Diese mit der Vernickellung verbundenen Vortheile sind nun auch wohl allseitig erkannt, und, wie zahlreiche an das bayerische Gewerbemuseum gerichtete Anfragen beweisen, hat man bereits viel fach Versuche gemacht, in den betreffenden Gewerben sich der Ver nickelunz zu bedienen Leider, wie es scheint, mit nur geringem, oder wenigstens nicht genügendem Erfolge. — Die Ursache hiervon liegt i Beach⸗
tung mannichfacher Nebenumftände erzielt wrd, deren Kenniniz erst durch zahlreiche Versuche und schorfe Becba btunz der bei densel ben
auftretenden Erscheinungen erzielt werden kann. Hierzu nun hat ein Gewerbetreibender wohl nur in den seltensten Fällen die nöthige Zeit und Gelegenheit, und so wird es gekommen sein, daß vor— genommene Verfuche nur ungenügende Resultate gegeben harten uad deshalb wieder aufgegeben wurden. — Von dem Gedanken ausgehend, daß es auch hier gelte, der einheimischen Industeie der auswärtigen Konkurrenz gegenüber fördernd und unterstützend zur Seite zu stehen, hat jetzt das bayerische Gewerbemuseum eine Vernickelungsanstalt ein— gerichtet, in welcher Gewerblreibende gegen Eistattung der Selbskosten Metallgezenstände vernickelt erhalten können. Es mag noch erwähnt werden, daß es von großer Wichtigkeit für eine gute Vernickelung ist, daß die betreffenden Gegenstände völlig orvdfrei sind, und mussen die · selben also vor ihrer Uebergabe zur Vernickelung von allem Glühipan, Roft u. dergl. vollständig befreit werden, da jede nicht ganz davon befreite Stelle eine fleaige Vernickelung bewirkt. .
Es ist nun wünschenzwertb, daß diese vom baverischen Gewerbe⸗ museum für die einheimische Industcie getroffene Einrichtung auch eine ihrem Zwecke entsprechende Verwenduag finde.
— Der 18755 76er Jahresbericht der Aktiengesellschaft säch sische Kammgarnspinnerei zu Harthau orm A. Selbräg) ver- zeichnet die Thatsache einer Unterbilanz von 152.012 M Der Be⸗ richt, welcher diesez Faktum durch das Mißverhältniß zwischen den Materialien und Fabrikatpreisen, durch das vollständige Darnieder⸗ siegen dieser Industriebraache ꝛc. erklärt, sowie auf diz geschäftlich ersprießliche Aufnahme einer amortisationsfähigen 5 oO Hypothek von 450,900 6 verweist, beziffert die Außenstände abzũuglich der Verlufte auf 394,657 ½ Der Reservefond von 185 GM diente zur antheiligen Deckung der Verluste und fanden einige Abschreibungen statt. Das Etablissement, dessen General Woll und Garnkonto mit 231,007 46 saldirt, arbeitet mit 15,500 Feinspindeln und 23,00) Zwirnspindeln, für welche ein Bedarf von ca. 10 000 Ctr. Wolle und Zug vorhanden ist. Ueber die Produktion und Absatz mangeln Details. Bilanz
2608 674 M, Gewinn ⸗ und Verlustkonto 402,806