1876 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

schwerin sche Regierung), Ober⸗Medizinal⸗Kath Dr. Volz (badi⸗ sches Ministerium des Innern). ; . ͤ

Au ßerdem haben sich Deutscherseits als Kongreßmitglieder bis jetzt angemeldet: Dr. Pfeiffer, Sekretãr des ärztlichen Vereins von Thüringen (Weimar), Bergwerksdirektor Haßlacher ESt. Johann a. d. Saar) Baumeister Schmieden (Berlin), Ober⸗Bürgermeister Becker (( Cöln), Ober ⸗Stabsarzt Dr. Beyer (Dresden), JFabrikbesitzer Dr. von Heyden (Dresden), Professor Dr. Liebreich (Berlin, Geheimer Kom⸗ merzien⸗Kath Günther (Brüssel). Direktor Dr. Struck (Berlin), Geheimer Staats⸗Rath und Hofmarschall Baron von Warden⸗ burg (Weimar), Ober⸗Präsident Wirklicher Geheimer Rath Günther (Pofen), Geheimer Kommerzien⸗Rath Meyer jun. (Harburg a. / E.), Gutsbesitzer von Hoenika (Herzogswalde in Schlesien) Ge⸗ heimer SanitätsRath Varrentrapp, Chef⸗Ingenieur W. Lindley und Civilingenieur W. H. Lindley (Frankfurt a. M.), Geheimer Sanitäts⸗Rath und Freisphysikus Dr. Hoffmann (Glogau), Di⸗ rektor Professor Dr. Dünkelberg (Poppelsdorf bei Bonn), Major a. D. Freiherr von Seherr⸗Thoß (Dresden), Dr. W. Siemens, Mitglied der Akademie der Wissenschaften (Berlin), Fabrikbesitzer Aug. Dollfus (Mülhausen i. Els.), Stabsarzt Dr. Ziemssen (Aachen), Kreisphysikus Dr. Willems (Meckenheim, Rheinprovinz). Sanitäts⸗Rath und Kreis⸗ physikus Dr. Feldmann und Dr. V. Claus (Elberfeld), Ober⸗ Wiedizinalrath Dr. Hoelder (Stuttgart), Geheimer Regierungs⸗ Rath Dr. Finkelnburg (Berlin), Oberstabsarzt Dr. Boerner (Berlin), die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (Bremen), Rentier Suermondt (Aachen), das Zentralcomité der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger (Berlin), der vaterländische Frauenverein (Berlin), die Aktiengesellschaft Bleyberg ez Montzen (Aachen), das Hessische Hülfscomité für verwundete Frieger (Darmstadt), die Stadt Essen und der Verband öffentlicher Feuerversicherungs⸗ anstalten in Deutschland. . ;

Uebrigens ist hervorzuheben, daß Ihre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Sachsen⸗ Weimar dem Kongresse die Ehre erwiesen haben, sich als Mit⸗ glieder eintragen zu lassen.

Nach einem Cirkular⸗Reskript der Ressort⸗Minister vom 4. d. Mts. sind die Beiträge, welche den Arbeits⸗ und Lehrherren zur Unterhaltung der gewerblichen Fort— bildungsschulen durch Orts statut auferlegt werden sollen, nicht als Schulgeld im Sinne der Cirkularverfügung vom 4. März 1871, sondern als Beiträge im Sinne des Gesetzes vom 9. Februar 1849 8§. 57 Nr. 2 aufzufassen. Indem diese allegirte Vorschrift des Gesetzes vom 9. Februar 1849 durch die Bestimmungen der Reichs⸗Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869, insbesondere durch den 8. 106 der letzteren nicht außer Kraft gesetzt, vielmehr, da sie neben der Reichs-Gewerbeordnung bestehen kann, in Geltung geblieben ist, erscheint die ortsstatuta⸗ rische Bestimmung an sich zulässig, nach welcher die Lehr⸗ und Arbeitsherren der nach §. 1 zum Besuche der Fortbildungsschule verpflichteten Lehrlinge und Arbeiter gehalten sein sollen, zu den Unterhaltungskosten der Anstalt einen monatlichen Beitrag zu zahlen. Ebensowenig sind Bestimmungen des Statuts über die exekutivische Beitreibung der von den Lehrherren zu zahlenden Beträge und der für den freiwilligen Schul⸗ besuch Seitens der Arbeitnehmer zu entrichtenden Schulgelder mit Rücksicht auf 5. 59 der Verordnung vom 9. Februar 1849, bezw. den 5. 1 der Allerhöchsten Ordre vom 19. Juni 1836 (Ges.Samml. S. 198) zu beanstanden.

Der Ober⸗Präsident von Jagow ist nach beendigtem Urlaub nach Potsdam zurückgekehrt.

Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Fürst zu Ly⸗ nar, ist von seinem Urlaube dorthin zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen.

Dem ständigen Hülfsarbeiter im Reichskanzler-Amt, Regierungs-Rath Dr. Haller, ist auf seinen Antrag die Ent— lafsung aus dem Reichsdienste gewährt worden.

Der General-Gouverreur von Wilna, General⸗Adjudant von Albedinsky, ist heute morgen aus Wilna hier einge⸗ troffen und im Hotel Royal abgeßiegen.

Briefsendungen für S. M. S. „Ariadne“ sind von heute ab bis inel. 12. Oktober er. nach Plymouth zu dirigiren.

Bayern. München, 135. September. Die Königin⸗ Mutter von Sachsen ist gestern von Possenhofen hier ein⸗ getroffen. Heute hat Ihre Majestät der Ausßellung einen län⸗ geren Besuch gewidmet. Morgen sell die Rückreise nach Dris⸗ den angetreten werden. Die Großherzogin von Mecklen— burg⸗Schwerin hat sich heute zum Besuch der Herzoglichen Familie nach Possenhofen begeben und wird morgen gleichfalls die Heimreise nach Mecklenburg antreten.

Der König hat seinem funktionirenden Kabinets-Sekre⸗ tär Dr. v. Ziegler die früher von dessen Amtsvorgänger Staatsrath von Eisenhart in der Residenz innegehabte Woh⸗ nung angewiesen. Morgen nehmen die 7 Tage andauernden Divi sions-Manöver des J. Armee⸗Corps ihren Anfang.

Sachsen. Dresden, 14. September. Se. Majestät der König hat dem „Dr. Journ.“ zufolge nachstehenden Tages⸗ befehl an das Königlich Sächsische (XII.) Armee⸗Corps erlassen:

Tagesbefehl. Merseburg, den 13. September 1876. Soldaten!

Zum ersten Male seit den denkwürdigen Jahren 1870 / 71 ist das Sächsische Armee⸗Corps in diesen Tagen als Ganzes wieder vereint gewesen, um auch unter den Augen Sr. Maßsestät des Deutschen Kaisers von seiner Schlagfertigkeit Zeugniß abzulegen.

Sowie dem Coips die Ehre des Beifalls unseres Kaiserlichen Oberfeld herrn bereits zu Theil geworden, so gereicht es auch Mir zur Freude und Genugthunng, Euch wegen Eurer bewiesenen guten Lei- stung, Haltung und Disziplin Meine volle Zufriedenheit und Aner— kennung aussprechen zu können.

Der echt soldatische Geist, der Meine Truppen beseelt, sowie deren stetes, gewissenhaftes Streben nach Vervollkommnung, be— fähigten dieselben nur erneut auch jetzt als ein tüchtiges Ganze sich zu bewähren.

Euch Allen, von Eurem Erlauchten Führer herab bis zu dem jüngsten Soldaten entbiete Ich hierfür Meinen Königlichen Dank, indem Ich von Euch Meinen braven Truppen erwarte und vertraue, daß Ihr alle Zeit fortfahren werdet in Eifer, Hingebung, Treue und Tapferkeit das Volk Meiner Sachsen, in Mitten unferes großen deutschen Heeres, würdig zu vertreten.

Das walte Gott!

Albert.

Württemberg. Stuttgart, 14. September. Der „St. A. f. Württemb.“ enthält heute einen Aufruf der Kom⸗ mission der bürgerlichen Kollegien zum feierlichen Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei Allerhöchst— dessen bevorstehendem Besuche Stuttgarts.

Baden. Karlsruhe, 14. September. Die „arler. 3.“ veröffentlicht heute folgenden Erlaß Sr. Föniglichen Hoheit des Großherzogs: ͤ

Die Vollendung meines 50. Lebensjahres wurde in herzlichster Weise als Anlaß ergriffen, um mir aus allen Kreisen der Bevölke⸗ rung des Großherzogsthums so viele Kundgebungen wärmster Theil nahme zu widmen, daß ich mir die Beantwortung im Einzelnen zur Vermeidung einer meinem Gefühl widerstrebenden Verzögerung ver⸗ sagen muß. Ich spreche daher Allen, welche mir ihre treuen Wünsche zu meinem Geburtstag dargebracht haben, hiermit meinen aufrichtigen Dank aus. .

Die Gesinnungen der Liebe und des Vertrauens, welche mir in so wohlthuender Weise entgegengebracht wurden und die ich im vollen Maße erwidere, geben mir das befriedigende Bewußtsein. daß mein Streben, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, gerne erkannt wird und lassen mich zuversichtlich hoffen, daß ich auch fortan bei der Lösung meiner Regentenaufgaben auf die wirksame Unterstützung meines Volkes zählen kann.

Schloß Mainau, den 12. September 1876.

Friedrich.

HSessen. Darm stadt. 13. September. Das Finanz⸗Ministe⸗ rium hat unterm 6. d. M. an die Zweite Kammer der Stände eine Vorlage gelangen lassen, welche beantragt, die Kam⸗ mer möge ihre Zustimmung dazu ertheilen, daß zu besonderen einmaligen Vergütungen an die mit der Umwechselung der Münzen süddeutscher Währung in Reichsmünzen beauftragten Großherzoglichen Kassenbeamten der Betrag von 13313 M aus den Ueberschüssen der Hauptstaatskasse entnommen werde. Die Vorlage wurde dem Finanzausschusse zur Berichterstattung über⸗ wiesen.

Der Finanzausschuß der Zweiten Kammer hielt heute zwei Sitzungen ab.

Sachsen⸗ Coburg ⸗Gotha. Coburg, 12. September. Die Kaiserin von Brasilien ist heute Nachmittags mit Ge⸗ folge hier eingetroffen und im Hotel Leuthäußer abgestiegen. Die hohe Frau begab sich sofort nach ihrer Ankunft in die hiesige katholische Kirche zu St. Augustin, wo ihre Tochter, Prinzessin Leopoldine, vermählt an den Prinzen August von Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha (gestorben am 7. Februar 1871), beigesetzt ist.

Schwarzburg⸗ Sondershausen. Das heute aus⸗ gegebene Landes Gesetzsammlungsstück enthält: Verordnung vom 4. September 1876 zur Ausführung des Gesetzes über die Fortbildungsschulen im Fürstenthum Schwarzburg⸗Sonders⸗ hausen vom 15. Januar d. J.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. September. Aus Hermannstadt wird telegraphisch gemeldet, daß der Kaiser heute um 75 Uhr Abends von dort abgereist sei.

Wie man dem „Pester Lloyd“ von verläßlicher Seite von hier berichtet, ist die Meldung von einer Verschiebung der Eröffnung des Reichsrathes bis Mitte Oktober zu⸗ nächst vollkommen unbegründet, da ein in den nächsten Tagen stattfindender Ministerrath, zu dem die Mehrzahl der Minister von ihren Urlauben nach Wien zurückgekehrt, diese und andere Fragen von größerer Wichtigkeit endgiltig feststellen wird. Die Annahme, daß ein Provisorium damit geschaffen werden solle, indem man den bestehenden Ausgleich auf ein Jahr verlängert, sei durch die ganze Lage der getroffenen Abmachungen ausgeschlossen, da die Schwierigkeiten, die nach den Anschauungen einiger Blätter zwischen beiden Regierungen noch bestehen sollen, einfach schon längst überwunden seien. Dem gegenüber wird von anderer Seite versichert, daß denn doch eine Differenz zwischen beiden Regierungen bestehe, und daß dieselbe den Abschluß des deutschen Handelsvertrages be⸗ treffe, welchen die österreichische Regierung gleichzeitig mit den Ausgleichsvorlagen in Behandlung gezogen sehen wolle, wäh⸗ rend sich die ungarische Regierung diesem Standpunkte bisher nicht angeschlossen habe. Da die ungarische Regierung mit der Antwort in dieser Angelegenheit zögere, lasse sich der Termin für die Einberufung des Reichsrathes vorläufig nicht bestimmen und könne ein sehr später werden. Sollte diese Darstellung richtig sein, bemerkt hierzu das „Fremdenblatt“, dann sehen wir in der That nur ein Mittel, um berechtigten Klagen dar⸗ über, daß die parlamentarische Prüfung der Ausgleichsvorlagen hüben und drüben überstürzt werden solle, vorzubeugen, eben jenes einjährige, sogenannte Provisorium“. Uebrigens drückt sich der Korrespondent des „Pest. Lld.“ ungenau aus, wenn er von „Verlängerung des bestehenden Ausgleiches! auf ein Jahr spricht. Das Quotengesetz und das Bankstatut erlöschen de facto erst mit Ablauf des Jahres 1877. Es könnte sich also lediglich um die Verlängerung des von Ungarn gekündigten Zoll⸗ und Handelsbündnisses auf die Dauer des Jahres 1877 handeln.

Unter Vorsitz des Minister-Präsidenten Fürsten Auersperg, welcher seinen Urlaub unterbrach, fand heute ein Ministerrath statt, an welchem Freiherr v. Lasser, Freiherr v. Pretis, Dr. Unger, Dr. Glaser, v. Ehlumecky, Dr. v. Ziemialkowski und Oberst v. Horst theilnahmen. Derselbe dürfte, dem „Fremdenbl.“ zufolge, wohl auch der Feststellung, des Termins für die Einberufung des Reichsrathes gegolten haben, obschon es auf der Hand liegt, daß der endgiltige Beschluß die Erledigung aller jener Ange⸗ legenheiten zur Voraussetzung hat, welche derzeit noch Verhand⸗ lungs⸗Objekte zwischen den Regierungen beider Reichshaͤlften bilden. Gleichzeitig erfährt das „Fremdenbl.“, daß die unga— rischen Kabinetsmitglieder in den nächsten Tagen hier eintreffen werden, um jene Verhandlungen mündlich aufzunehmen, welche im Laufe des Sommers nur schriftlich geführt werden konnten. Salzburg, 12. September. Der K. K. Botschafter am britischen Hofe, Graf Beust, ist vorgestern in Gastein ange⸗ kommen.

Prag, 13. September. Der Prinz Arthur von England ist gestern Morgens von hier nach Dresden abgereist.

Krakau, 13. September. Der „Czas“ bespricht das Sam⸗ borer Wählerprogramm und bekämpft dessen. Oppositions⸗ Prinzip. Er sagt, es sei nothwendig zur Heilung der Krank⸗ heit, daß endlich einmal nicht die Schuld alles Unheils der Re⸗ gierung zugeschrieben, sondern erkannt werde, was den eigenen Fehlern entstamme. Beklagenswerth sei, daß eine ähnliche Po⸗ litik, wie sie das Samborer Programm formulire, auch im Tar⸗ nower Bezirk Platz greife.

Triest, 13. September. Die Kaiserin ist gestern Abends hierher zurückgekehrt. Morgen früh reist der Kronprinz nach Wien ab. Heute Nachts um 11 Uhr trifft der Erzherzog Stephan, aus Fiume kommend, hier ein.

Agram, 13. September. Der Landtag hat heute die Spezial debatte über das Gesetz, betreffend das Straßennetz, fortgesetzt, aber nicht beendet. Das Budget ist behufs vor⸗ läufiger Sanktion nach Wien abgegangen und wird dem Kaiser nachgeschickt werden.

Schweiz. Bern. (N. 3. 3.) Der italienische Minister⸗ Präsident Depretis hat sich bei der am 5. in Göͤschenen statt⸗ gehabten Konferenz sehr befriedigt über den Gang der Arbeiten an der Gotthardbahn ausgesprochen. Derselbe gab auch dem hohen Interesse Ausdruck, mit dem Italien einer möglichst baldigen Vollendung des Werkes entgegensehe und sprach die Hoffnung aus, daß der dafür angesetzte Termin eingehalten werden könne.

Aargau. Am 17. d. M. findet in Rheinfelden die Konsekration des altkatholischen Bischofs Herzog durch den Bischof Reinkens statt.

Großbritannien und Irland. London, 13. Sep⸗ tember. Neue Meetings zur Erörterung der orien⸗ talischen Frage werden noch fortdauernd veranstaltet, doch lehnten der Minister des Innern, Mr. Croß, und der Unter⸗ Staatssekretär im Auswärtigen Amte, Mr. Bourke, sowie Lord Granville es ab, sich an denselben zu betheiligen, da sie es nicht für opportun erachteten, sich gegenwärtig über die Frage auszulassen.

Nach den neuesten Telegrammen aus Shanghai find die Beziehungen Englands zu China fortwährend sehr gespannt. Der englische Gesandte Wade, der sich ebenso wie die Vertreter Rußlands, Deutschlands, Frankreichs, Oe sterreichs, Nordamerikas und Spaniens bereits seit längerer Zeit in Chefoo befindet, wurde dort von dem chinesischen Spezialkommissar Li⸗Hung⸗ Chang behufs Regelung der Jünnan⸗Frage am 21. August auf⸗ gesucht. Mr. Wade verlangte, der frühere Statthalter von Jünnan, sowie verschiedene andere Beamte und Personen von Rang sollten zur Untersuchung und Aburtheilung wegen des an dem englischen Konsularbeamten Margary verübten Mordes nach Peking vorgefordert werden. Li⸗Hung⸗Chang er⸗ widerte, diesem Verlangen könne nachgegeben werden, wenn die bezüglichen Anschuldigungen ausreichend begründet würden. Auf den bloßen Verdacht hin könne dies aber nicht geschehen. Bei einer späteren Gelegenheit ersuchte er den englischen Gesandten um schriftliche Abfassung der Anklage und der Beweisgründe gegen den früheren Statthalter von Jünnan.

Frankreich. Paris, 13. September. Der Marschall⸗ Präsident begab sich heute früh in Besangon in die Ka⸗ thedrale, wo der Erzbischof Mgr. Paulinier an ihn folgende Anrede hielt:

„Als Franzosen begrüßen wir den tapferen Soldaten, dessen ruhmvoller Degen nach so vielen Kämpfen dem Bruderkriege ein Ende gemacht hat, das Oberhaupt und den ehrenwerthen Bürger, dem das dankbare Vaterland seine Geschicke anvertraute. Als Prie⸗ ster begrüßen wir nach dem Marschallstabe und der Aureole des Obersten Staatsoberhauptes den Katholiken; wir wissen, daß, wenn je die unvergänglichen Rechte Gottes und der Kirche in Ge⸗ fahr kämen, diese Gesetze in Ihnen, Herr Marschall, nach dem alten Wablspruche der Mac Mahon: „sie nos, sie sacra tuemur!“ einen unverzagten Vertheidiger finden werden.“

Der Marschall erwiderte nichts auf die Rede. Er besuchte demnächst verschiedene Etablissements, das Arsenal u. s. w. Um 11 Uhr fand feierlicher Empfang der Behörden statt und später ein vom Herzog von Aumale gegebenes Dejeuner. Nach einem großen offiziellen Diner ist der Präsident Abends um 11 Uhr hierher abgereist, wo morgen ein Ministerrath stattfinden wird.

In Lorient soll bekanntlich nächstens ‚La Rédou⸗ table“ vom Stapel laufen; der „K. 3.“ wird hierüber ge⸗ schrieben: Der Bord dieses neuen Schiffes, an welchem mehr als 1000 Arbeiter seit drei Jahren beschäftigt sind, ist mit einem Panzer bekleidet, dessen Dicke nach Aussage der französischen Marine⸗Offiziere alles bisher Dagewesene übertrifft. Das Ge⸗ wicht einer jeden dieser Panzerplatten beträgt ungefähr 25,000 Kilogramm. Die ganze Länge des „Redoutable“ üoerschreitet 100 Meter. Das Schiff ist fast gänzlich aus Stahl konstruirt, und nur der Ftielrand besteht aus Eisenblech. Es ist das erste Mal, daß man Stahl in diesem Maße bei dem Erbau eines Kriegsfahrzeugs verwandt hat. Der Bug des „Réödoutable“ ist mit einem Sporn von Schmiedeeisen in einem Gewichte von 31,400 Kilogramm versehen. Das Verdeck ist bombenfest her⸗ gestellt; die Schraube, welche einen Durchmesser von 67 Meter hat, ist aus Bronze und wird durch eine Maschine von 6000 Pferdekraft gedreht; andere kleinere Dampfmaschinen werden für die Drehung des Steuers verwandt. Die Bewaffnung dieses Kriegsschiffes besteht aus Kanonen vom größten Kaliber, und werden dieselben nach einer neuen Einrichtung so auf dem Schiffe vertheilt, daß sie nach allen Richtungen feuern können.

14. September. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ erfährt, wären von dem Minister des Auswärtigen, Herzog De⸗ cazes, in dem heutigen Ministerrathe ebenfalls beruhigende , . über die Lage der Dinge im Orient gemacht worden.

Italien Rom, 5. September. Durch ein vom Minister⸗ Präsidenten kontrasignirtes, telegraphisch bereits erwähntes Königliches Dekret vom 25. v. M. ist der Wirkungskreis des Ministerraths und die Stellung des Minister⸗ Präsidenten im Verhältniß zu den einzelnen Fachministern neu geregelt worden.

Das Dekret verfolgt die doppelte Tendenz, einmal die Kompetenz des Ministerraths genau festzustellen und sodann die Autorität des Minister⸗Präsidenten seinen Kollegen gegenüber zu stärken, um ihm die Mittel zu einheitlicher Leitung der in⸗ neren und äußeren Staatsangelegenheiten zu sichern.

Unter Fortlassung der Eingangs⸗ und Schlußformel lautet das Dekret in deutscher Uebersetzung wie folgt:

Art. J. Der Berathung bezw. Beschlußfassung des Ministerraths sollen folgende Gegenftände unterliegen:

I) Fragen der öffentlichen Ordnung und der höchsten Staats⸗ verwaltung; ;

2) die dem Parlament vorzulegenden Gesetzentwürfe;

3) Vertragsentwürfe;

4) Entwürfe organischer Verordnungen;

57 Völkerrechtliche und auf die Auslegung von Verträgen bezüg⸗ iiche Fragen; ;

6) Kompetenzstreitigkeiten zwischen verschiedenen Ministerien und den von denselben ressortirenden Behörden;

7) Petitionen, welche vom Parlament dem Minifterrath über⸗ wiesen werden;

8) Vorlagen, welche die Beziehungen des Staats zu den kirch⸗ lichen Behörden betreffen;

9) Die Ernennungen zum Senat des Königreichs, zum Staatsg⸗ rath, zum Rechnungshofe und zu den General⸗Kommandos, sowie diejenigen der Gesandten bei den fremden Mächten, der Präfidenten, General ⸗Prokuratoren und General Advokaten bei den Gerichtskolle⸗ gien, des General⸗Advokaten des Schatzes, der Präfekten, Unterprä⸗ fekten, der Kommandanten der Militär-⸗Divisionen und der Marine⸗ Departements, ferner die Ernennungen der General-Sekretäre der Ministerien, der General⸗-Direktoren und- anderen Chefs bei den General ⸗Central-Administrationen und den Provinzial. Regierungen.

10) Entlassungs-⸗Anträge. Pensionirungen und Absetzungen der im vorhergehenden 5. 9 aufgeführten Beamten.

Art. II. Im Ministerrath sollen vorgelegt werden:

I Die Entwürfe von Ausführung Verordnungen der Gesetze; allgemeine Verwaltungs Reglements und alle Angelegenheiten, für welche nach vorherigem Gutachten des Staattratbs durch Königliches Dekret Enischeidung getroffen werden muß, in denjenigen Fällen, wo der zu⸗ ständige Minister sich dem Gutachten des Staatsraths nicht anschließen zu können meint; ;

Y die Entwürfe derjenigen Königlichen Dekrete, durch welche die nach Wortlaut des Art kels 9, 5§. 4 des Gesetzes über den Staats- rath an den König gerichteten Berufungen erledigt werden;

3) die motivirten Mittheilungen an den Rechnungshof in den- jenigen Fällen, wo die Eintragung unter einem vom Ministerrath vorher beschlossenen Vorbehalt erforderlich ist;

4) Auslieferungsanträge, welche an fremde Regierungen gerichtet werden sollen oder von denselben ausgehen;

5) die Berichte über Konflikte, welche von der richterlichen oder Verwaltungs. Inflanz erboben sind. ;

Art. III. Der Präsident des Ministerraths beruft die Sitzungen desselben, leitet die Verhandlungen und verwahrt das Verzeichniß der Beschlüsse. * ;

Er theilt schriftlich allen Ministern, die Beschlüsse von prin zipieller Tragweite mit, und jedem einzelnen diejenigen, über deren Aus führung derselbe wachen soll.

Art. IV. An den Präsidenten des Ministerraths werden die An⸗ träge der Minister gerichtet, damit die Angelegenheiten, welche sie vorzutragen haben, auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Derselbe hat das Recht zu verlangen, daß jede beliebige Frage selbst wenn sie nicht in den vorstehenden Artikeln einbegriffen ist an den Ministerrath gebracht werde, wenn er es für angezeigt hält, eine Beschlußfassung über dieselbe im Ministerrath herbei⸗ uführen. nut Art. V. Der Präsident des Ministerraths vertritt das Kabinet., er hält die Einheit in der politischen und administrativen Leitung sämmtlicher Ministerien aufrecht und wacht darüber, daß die Ver⸗ pflichtungen, welche die Regierung in den Reden der Krone, im Verkehr mit dem Parlamente und in Kundgebungen an das Land übernommen hat, erfüllt werden.

Er fordert Rechenschaft von der Ausführung der von den Räthen der Krone gemeinschaftlich gefaßten Beschlüsse, und erhält Mittheilung derjenigen Rundschreiben, Erlasse und Berichte jedes Ministeriums, durch welche die Oberleitung der Regierung und der Landesverwaltung verbindlich gemacht wird und welche durch die Peesse zur Kenntniß des Publikums gebracht werden sollen.

Dem Präsidenten des Minifterraths muß vor der Ausführung jede Angelegenheit mitgetheilt werden, welche eine außerordentliche Ausgabe nach sich ziebt oder nothwendig machen kann.

Art. VII. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten beräth sich mit dem Präsidenten des Ministerraths über alle Noten und Mittheilungen, durch welche die Politik der Regierung in ihren Be⸗ ziehungen zu den fremden Regierungen verbindlich gemacht wird.

Att. VIII. Der Präsident des Ministerraths kontrasiguirt die Ernennungsdekrete der Minister-Staatesekretäre und nimmt die Ob- liegenheiten eines Sekretärs des höchsten Ordens der Verkündigung

wahr. Art. IX. Alle dem gegenwärtigen Dekret entgegenstehenden Be⸗

stimmungen sind aufgehoben.

Türkei. Konstantinopel, 12. September. Der Kaiserliche Hat, erklart der „‚Pester Lloyd“, sei ein sehr mageres durftiges Aktenstück über die reklamenhaft ange⸗ kündigten Reformen Midhat Paschas, doch sei er keineswegs von den abstrakt liberalen Tendenzen desselben durchweht. Die Konstitutionalisirung der Türkei auf dieser Basis sei nicht zu erwarten . . . Allerdings seien die Friedensbedingungen, wie sie jetzt von der Pforte formulirt wurden, schlechthin unan⸗ nehmbar. Allein die Pforte sei nur die Eine Partei in dieser Koöntroverse, Europa die zweite. Der Friede könne nur auf der Basis der europäischen Interessen geschlossen werden; dazu könne die Pforte ebenso angehalten werden, als im entgegengesetzten Falle Serbien und Montenegro. Das europäische Interesse aber fordere, daß die Voraussetzungen eines möglichst dauernden Friedens ge⸗ schaffen und alle Loͤsungen vermieden werden, welche den Keim eines neuen Zwiespaltes in sich schließen. Darum ergäben sich für die Haltung der europäischen Mächte ganz klare, sowohl positive als negative Standpunkte. In letzterer Beziehung gehe daraus hervor, daß von der Absetzung des Fürsten Milan, von der Erneuerung des tür— kischen Besatzungsrechtes nicht die Rede sein könne. In posi⸗ tiver Beziehung stelle sich heraus, daß die Pforte in energischer Weise zur Durchführung der von den Mächten vorgeschlagenen Reform⸗Maßregeln in den insurgirten Provinzen verpflichtet werden muß, d. h. es leben auch in dieser konkreten Frage alle politischen Zdeen des Drei⸗Kaiser-⸗Bündnisses wieder auf.

13. September. Der Spezialkorrespondent des „Wiener Fremdenbl.“ telegraphirt von hier: „Mit dem Regierungsantritte des neuen Sultans hat auch für die katholische Kirche in der Türkei eine neue Aera begonnen. Wie nämlich aus authen⸗ tischer Ouelle verlautet, habe es sich nun die Regierung des Sultans Abdul Hamid zur strengsten Richtschnur gemacht, weder die Hassuniten noch die Anti⸗Hassuniten besonders zu bevorzugen, und die eine dieser Religionsparteien zur Freude und zum Frommen der andern zurückzusetzen. Seit einigen Tagen find daher hohe Regierungsbeamte, die diesen beiden Parteien ange⸗ hören, fortwährend bestrebt, letztere einander näher zu bringen und zwischen ihnen womöglich eine völlige Aussöhnung herzustellen. Dies dürfte auch vollständig gelingen, da die türkische Regierung diese Bestrebungen moralisch unterstützt. Der österreichische Bot—⸗ schafter hat zwar in den letzten Tagen den Versuch gemacht, zwischen der Pforte und dem heiligen Stuhle eine vollständige Versöhnung herbeizuführen, und Erstere zugleich zu veranlassen, Monseigneur Hassun wieder in seine früheren Rechte einzusetzen. Die Pforte erklärte sich zwar bereit, ihre Hand zur Versöhnung hinzureichen, doch weigerte sie sich entschieden, dies auf Kosten der Anti⸗Hassuniten zu thun. Monseigneur Hassun hat daher keine Ursache, auf seine frühere Rehabilitation hier zu hoffen.“

Betreffs ihres neuesten Berichtes aus Kreta schreibt die „Pol. Korr.“: „Die hiesige (Wiener) ottomanische Botschaft hat den Wiener Zeitungen ein Telegramm des General⸗Gouver⸗ neurs von Kreta, Reouf Pascha, zugehen lassen, welches einen Bericht unseres Korrespondenten in Canea, vom 14. August, als unbegründet bezeichnet. Wir acceptiren dieses Dementi als ebenso berechtigt, wie den seinerzeitigen Widerspruch, welchen unsere bulgarischen Berichte von derselben Seite erfahren haben. Wir acceptiren dieses Dementi als ebenso legitim, wie die fünf Stunden vor dem Eintreffen des Telegrammes über die Thronbesteigung des Sultans Abdul Hamid in unserer Redaktion von maßgeblicher ottomanischer Seite abgegebene Versicherung, daß unser Konstantinopeler Kor⸗ respondent mit seinen Ankündigungen einer bevorstehenden neuen Veränderung auf dem ottomanischen Throne uns tendenziös irreführe. Im Uebrigen verweisen wir auf ein lange vor unse⸗ rem obbezogenen Berichte aus Canea in der „N. Fr. Pr.“ ver⸗ öffentlichtes Telegramm über die Vorfälle in Rhetymno. Wir verweisen auf die Mission Kadri Beys nach Kreta und berufen uns schließlich auf das Athener Telegramm vom T0. September, r n die Verhaftung des kretensischen Deputirten Mizotachi meldet.

Vom tůrkisch⸗serbischen Kriegs schauplatze liegen heute folgende Mittheilungen vor:

Man schreibt der, Pol. Corr. aus Belgrad, 10. Sep⸗ tember: „Die Türken, auf dem rechten Ufer der Morawa zu⸗ rückgewiesen, versuchen nun mit großer Anstrengung, ins Morawa⸗ Thal vom linken Ufer aus einzudringen. Dieser Weg ist den Türken aus dem Jahre 1313 bekannt. Damals kamen sie auf diesem Wege bis Belgrad und zwangen den Kara Georg, über die Donau nach Semlin sich zu flüchten, worauf die türkische Herrschaft abermals in Serbien restaurirt wurde. Abdul Kerim Pascha hofft nun auch auf diesem Wege nach Belgrad gelangen zu können. Dieser Versuch dürfte aber voraussichtlich scheitern, da die Linie Deligrad⸗Djunis⸗Krusewatz nicht leicht zu durch⸗ brechen ist.

Die Türken haben von Belina aus am 8. d einen Vorstoß mit gehörigen Nachdruck gegen Alimpies versucht. Die Vorhut des serbischen Corps repliirte sich auf das Gros, da die tür⸗ kischen Kräfte sehr zahlreich waren. Allein eine Viertelstunde von der Drina entfernt, empfing die serbische Drina⸗Armee die Türken, welche selbst fünf Batterien Geschütze des größten a⸗ libers mit sich führten, mit einem gewaltigen Geschützfeuer, und zwang nach einem längeren Kampfe den türkischen rechten Flügel zum Rückzuge.“

Der Belgrader Korrespondent des Reuterschen Bureaus in London telegraphirt vom 12. d. M.:

„Am letzten Sonntag versuchten die Türken, eine Brücke über die Morawa in der Nähe von Trnjan zu schlagen, wurden aber von den Serben zurückgeworfen. Gestern erneuerten sie den Versuch bei Bo—⸗ bowichte, worauf sich längs der ganzen Linie zwischen Vonkonja und Nischni Androwatz ein scharfes Gefecht entspann. Die Montenegriner unter Macho Verbitza zeichneten sich besonders in der Affaire aus. Verbitza wurde leicht verwundet. Die Bewegungen der Türken er— klären sich aus dem Grunde, daß sie es für unmöglich halten, Alexinatz durch einen Frontangriff zu nehmen, und zwar wegen der den Platz vertheidigenden 19 Schanzen. Sie sind demnach bemüht, Alexinatz zu umgehen, um in den Rücken von dessen Vertheidigungswerken zu ge— langen. Das Gros der serbischen Macht steht in Deligrad, und da der in Alexinatz hbefehligende Major Popovich nur über eine Streitmacht von 6400 Mann verfügt, dürfte der Feind in einem Frontangriff auf die Verschanzungen reussiren. Die Einnahme von Alexinatz ist schon aus dem Grunde nothwendig für die türkische Armee, weil sie des Platzes bedarf für eine Operationsbasis gegen Deligrad und auch für die gehörige Sicherheit der türkischen Verbindungen mit Nisch, die jeden Anzenblick unterbrochen werden möchten, wenn Alerinatz in serbischem Besitz bleibt. Oberst Horvatovie hat mit 12000 Mann von Deligrad aus eine Flankenbewegung gemacht und ria Djunis, Karnik, Silge⸗ jovatz und Gredelin Korman erreicht. Sodann griff er die türkische Armee im Rücken an, während Tschernajeff dieselbe vorne attakirte. Der Kampf dauerte den ganzen gestrigen Abend ohne entscheidendes Resultat fort und endigte erst bei Einbruch der Nacht. Heute früh begann das Treffen wieder.“

Die „Times“ lassen sich aus Belgrad, 12. Sep⸗ tember, telegraphiren: Es herrscht hier bereits (in Folge der Nachricht vom Wiederbeginn der Feindseligkeiten) große Niedergeschlagenheit und Gerüchte von frischen Mißgeschicken der serbischen Waffen sind im Umsaufe. Vergangene Nacht wurde allgemein geglaubt, Alexinatz sei schließlich genommen. Die Ende vergangener Woche gemachte Mittheilung, daß es Horvatovie unmöglich gemacht worden, aus der Umgegend von Banja hervorzubrechen, bestätigt sich als wahr. Es ist nun gewiß, daß er noch vor kurzer Zeit sehr weit von St. Stefan entfernt war.

Der „Standard“ erhielt folgendes Telegramm: Vor Alezinatz (türkisches Hauptquartier) 10. September. Während der letzten fuͤnfß Tage hat Ruhe geherrscht, obgleich gelegentliche Scharmützel stattfanden. Die Truppen waren mit dem Bau von Brücken über die Morawa beschäf⸗ tigt. Diese sind endlich vollendet, und 6 schwere Geschütze wur— den aus Nissa bezogen. . ö

Tiesen Nachmittag fand heftiges Geschützfeuer zwischen Hafis Pascha auf unserer äußersten Linken und den Serben statt. Da unsere Brücken über den Fluß nicht weit von Deli⸗ grad geschlagen sind, muß diese Position genommen werden, bevor wir uns gegen Alexinatz zurückwenden können. Es kann das auch durchgeführt werden, wird aber schwere Kämpfe erfordern.

Der Wiener „at. Fr. Pr.“ vom 14. geht folgendes Telegramm zu: Belgrad, 13. September. „Ueber die Schlacht vom 11. September hat die Regierung aus dem Hauptquartier des Ge⸗ nerals Tschernajeff in Deligrad einen vom 12. d. M, 7 Uhr 30 Minuten fruͤh, datirten telegraphischen Bericht erhalten, dem die nachfolgenden Details zu entnehmen sind: „Gestern früh um 5 Uhr rückte die serbische Armee gegen Alexinatz auf den Nerevec Han, längs des rechten Morawa⸗ Ufers, vor. Der Kampf begann sogleich mit einem kräftigen Angriff von Seite der Serben. Die Türken wurden von zwei Seiten angegriffen: in der Front von General Tschernajeff und im Rücken von Horvatovich. Dieser hat mit seinen drei Brigaden eine glänzende Umgehungsbewegung ausgeführt, indem er von Deligrad über Djunis und weiter in den Rücken der Türken bis gegen Silsegowatz drang. Die Türken befanden sich zwischen Trüjan und Adrowatz und versuchten bei Boboviste eine Brücke über die Morawa zu schlagen. Während des Brücken⸗ schlages wurden die Truppen von Horvatovich angegriffen. General Tschernajeff entsendete zwei Brigaden nach Vukanja, um den Türken die Straße nach Tesiea abzuschneiden. Der Kampf entbrannte auf der ganzen Linie, von Vukanja bis Adrowatz und Korman. Die Türken griffen die serbische Armee wiederholt an, und einige Brigaden derselben wurden durch das Ungestüm der türkischen Angriffe gezwungen, sich zurückzuziehen. Mascha Vrbica hat sich mit seiner Jatagan⸗Legion und zwei serbischen Bataillonen am meisten ausgezeichnet. Er wurde leicht ver⸗ wundet. Die Schlacht dauerte bis 61 Uhr Abends, und ver⸗ blieben die Kämpfenden in ihren Positionen. Heute früh um 5 Uhr 30 Minuten wurde der Kampf von Seite der türkischen Armee wieder aufgenommen.“ .

Belgrad, 14. September. (5. T. B.) Die Serben haben gestern Saitschar wieder eingenommen. Osman Pascha retirirte bis Veliki Izror. Die Serben errichteten bei Katun eine Brücke über die Morawa.

Ein im serbischen Lager weilender Korrespondent des „Moniteur“ hat am 2. September die Werke von Deligrad besucht und entwirft eine anschauliche Schilderung von dem Zu⸗ stande, in welchem er diese für die serbischen Waffen so wichtige Position gefunden hat. Unter Anderem schreibt derselbe;

Gegen 10 Uhr Morgens kamen wir im Lager von Deligrad an, wo wir von dem Kommandirenden, dem Ohbrist Nikolies empfangen wurden. Er hatte bis dahin noch keinerlei Ordre er⸗ halten; feine fämmtlichen Stellungen waren von Truppen ent⸗ blößt, und wenn ihn die Türken jetzt . würden, so könnte er ihnen etwa nur 3500 Mann mit Pistongewehren bewaff

neter Milizen dritter Klafse entgegenstellen. Während dieser Zeit rücken die Türken rasch das linke Morawa⸗Ufer herab; die Tscherkessen galoppiren voraus und mit ihnen wälzt sich die Flamme

von Dorf zu Dorf weiter. Innerhalb vier Stunden sehen wir die Ortschaften Adrovatz, Trnjan, Gredelin, PVescanitza, Kerman, Srezevatz und Vitkovatz in Feuer aufgehen. Die acht Bataillene welche sich in jener Gegend befanden, haben sich nach Djanis ʒurũd⸗ gezogen. Die durch diesen Rück ug kecker gewordenen Tscherkessen sprengen Deligrad gegenüber am linken Ufer herum. Eine äußerst wichtige Höhe, San Nestorberg genannt, rechts von Deligrad auf dem linken Ufer der Morawa gelegen, war trotz aller Vorstellungen des Obersten Nikolies nicht besetzt und befestigt worden. Die Türken konnten, wenn sie derselben sich bemächtigte, die Laufgräben und Redouten von Deligrad in Enfilade nehmen. Oberst Nikolic. schickte darum, ohne weltere Befehle abzuwarten, ein Bataillon mit Schaufeln und Hacken ab, um dort Befestigungen anmulegen, und etablirte alsdann daselbst eine eben von Alexinatz angekommene Bat⸗ terie Zwölfpfünder, deren Feuer die Türken abhalten wird, in diesem Theile des Thales irgend ein Geschütz aufzustellen. Die Türken wollen übrigens, wie ihr Marsch anzeigt, das Lager von Deligrad nicht in der Front angreifen, sondern dasselbe durch Wegnahme von Djunis umgehen, um von da Krusewatz oder das untere Morawathal zu gewinnen und die Verbindung zwischen Deligrad und Belgrad ab— zuschneiden. Um 11 Uhr kamen Tschernajeff und General Proties, der Kommandant von Alexinatz, in Deligrad an. Drei Brigaden Infanterie waren vor ihnen eingetroffen und hatten in den Redouten Stellung zenommen. Die ganze Armee soll, mit Ausnahme von zehn Bataillonen und einigen Feldgeschützen, welche in den Alexinatz zu⸗ nächst gelegenen Redouten zurückgelassen worden sind, nach Deligrad zurückkehren. Die übrigen Vorwerke von Alerinatz, namentlich die Redoute von Schumatovatz wurden geräumt. Wahrscheinlich will man Alexinatz nur noch einige Tage halten, bis das dort befindliche transportable Material in Sicherheit gebracht worden ist.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Septem⸗ ber. Am 26. August (J. September) hat der Kaiser durch einen Ukas auf Antrag des Ministeriums befohlen, daß die Kanzlei für die Angelegenheiten des Königreichs Polen aufgehoben wer⸗ den und ihre Obliegenheiten zwischen der Sektion der Privat⸗ kanzlei des Kaisers und der Enquete-Kommission getheilt werden sollen.

Der Kaiser von Brasilien ist, wie man dem „Golos“ aus Moskau telegraphirt, daselbst am Sonntag, den 10. September, eingetroffen und hat in dem Gasthause „Ssla⸗ wanskij⸗Basar! Wohnung genommen. Bald nach seiner An⸗ kunft begab sich der hohe Reisende in die katholische Kirche, 1oorauf er die Kirchen im Kreml und die Universität zu besuchen beabsichtigte.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington 29. August. (N. J. 5. 3.) Der zwischen den Vereinigten Staaten und der Insel Bermuda abgeschlossene neue Post— Vertrag ist heute hier unterzeichnet worden. Das Porto nach und von Bermuda wird dem neuen Vertrage zufolge, überein⸗ stimmend mit dem Berner Post⸗Vertrage, fünf Cents für jede halbe Unze oder deren Bruchtheil betragen und die bisher obli⸗ gatorische Frankatur aufgehoben. Bermudas Gesuch, der durch den Berner Vertrag gebildeten postalischen Union beizutreten, wird wahrscheinlich in Bälde gewährt werden.

(A. A. C.) In den Vereinigten Staaten von Columbia ist einer New⸗Jorker Depesche vom 11. d. zufolge der Belagerungszustand proklamirt worden. Antioquia und Tolina, zwei Staaten des Bundes, haben der Regierung den Krieg erklärt.

Mexiko. (N. J. H. 3.) Nachrichten zufolge, welche im mexikanischen Konsulat in San Francisco bis zum 31. August eingetroffen sind, haben die Revolutionäre, welche Calican besetzt hatten und von dort aus Mazatlan bedrohten, erstere Stadt wieder evaeuirt, und befinden sich die Regierungstruppen auf dem Marsche dorthin.

Costa Rica. Die centralamerikanischen Zeitungen mel⸗ deten, daß Präsident Esquirol gestürzt, und Dr. Vicente Herrera zum provisorischen Präsidenten gewählt wurde.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. September bis inkl. 9. September cr. zur Anmeldung ge— kommen: 151 Eheschließungen, 893 Lebendgeborene, 16 Todtgeborene, 588 Sterbefälle.

Gewerbe und Handel.

In der Generalversammlung der Aktionäre der Aktien . gesellschaft zur Verwerthung der Herrschaft Stolzen⸗ burg waren 700,000 Thlr. Aktienkapital vertreten. Die General— versammlung genehmigte die im April stattgehabte Auszahlung einer Liquidationsrate, nahm den Revisionsbericht entgegen und ertheilte auf Grund desselben der Verwaltung Decharge. Die bis jttzt zur Rückzahlung gebrachten Beträge belaufen sich auf 565 0.

Verkehrs⸗Anstalten.

Stettin, 12. September. Aus der Sitzung der Vorsteher der Kaufmannschaft vom 7. d. Mts. berichtet die „Ostsee Ztg.“ vem 13. d. Bei dem Reichs -Eisenbahn⸗Amt sind eine Anzahl von Anträgen auf Aenderung einzelner Bestimmungen des Be⸗ trieb s⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands eingegangen und von demselben dem Vorsteheramte zur Begutachtung mitgetheilt worden. Die Vorsteher beschlossen, die Mehrzahl der vorgeschlagenen Aenderungen zur Annahme zu empfehlen. Die wöch⸗ tigsten sind folgende: 1) auf denjenigen Hauptstationen, welche von der Aufsichts behörde mittelst öffentlicher Kundmachung bestimmt wer den, soll der Billetverkauf wie die Expedition des Reisegepäcks künftig zu allen an dem betr. Tage abgehenden Zügen ununterbrochen oder nur mit den ausdrücklich nachgelassenen Unterhrechungen statifinden; 2) bei Wagenladungen soll das Gewicht nicht wie jetzt stets auf l00 Kilogramm, sondern nur von 10 zu 10 Kilogramm abge⸗ rundet werden; 3) im Falle der letzte Tag der Lieferfrist auf einen Sonn⸗ oder Festtag fällt, soll dieselbe künftig erft an dem nächstfolgenden Werktage ablaufen.

Die Liquidatoren der Nienburger Zuckerfabrik ver— öffentlichen eine Bilanz pr. 30. Aptil 1876; dieselbe weist als Passiva nach: Aktienkapital 1500, 009 6, rückständige Dividenden 56 ½ι, Creditoren 3988 M, zusammen 1,B504,924 S. Dieser Summe stehen als Aktivn nur 135, M5 (S½ν gegenüber, mithin Verlufst: 1,368,949 M Rechnungsmäßig wird also ein Vermögensstand von 131.061 1K eder ca, Soo des Aktienkapitals nachgewiesen. Doch dürfte nur eine geringere Quote zur Vertheilung an die Aktionäre gelangen. Nach dem Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto setzt sich der Verlust von ls368, 949 M 69 3 folgendermaßen zusammen; An Saldo 1874 S3, 6095 75 , Realitäten Conto, an Verlust beim Verkauf der Fabrik, der Guter Dornbock und Hohendorf 918,307 M 30 J, an Unkosten⸗Conto: Saläre, Löhne, diverfe Unkesten, Zinsen 111.687 (6. 327 8, an Inventar und Vorräthen 264,845 6 23 8, zusammen 1,368,949 M 60 . . ö

Nach dem Geschäftsbericht der Pariser Gürtelbahn pro 1875 wurden mit großer Geschwindigkeit befördert: 4, 267,691 Per- sonen und 74.943 Messagerie⸗ Sendungen; mit geringer Geschwindig ˖ keit: 1958. 025 Tonnen Waaren, 2664 Wagen und Eisenbahnfahr zeuge, 1077, 582 Stück Vieh. Die Spezialeinnahmen der Gürtel bahn beliefen sich 1375 im Ganzen auf 3093282 Fres., die Aus- gaben des Betriebs 2c. auf 2,327,116 Fres. Der EGinnahme ⸗Ueber⸗ schuß von 766,166 Freg. kommt zur Vertheilung unter die im Be⸗ triebe betheiligten 5. Gesellschaften.