1876 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 21. September. Der Reichskanzler hat dem Bun desrath den Entwurf der auf Grund des Artikels 42 der Reichsverfassung aufgestellklen Bestimmungen über die Konstruktion und Ausrüstung der Eisenbahnen Deutschlands zur Beschlußfassung vorgelegt.

Die dem Entwurf beigegebenen Erläuterungen gehen da⸗

von aus, daß Artikel 42 der Reichsverfassung die Bundes⸗ regierungen verpflichtet, die Eisenbahnen im Interesse des all⸗ gemeinen Verkehrs wie ein einheitliches Netz zu verwalten, und zu diesem Behuf auch die neu herzustellenden Bahnen nach einheitlichen Normen anlegen und ausrüsten zu lassen. Man habe anfänglich eine Ordnung der Materie auf gesetz⸗ lichem Wege beabsichtigt, dann aber die Ueberzeugung gewon⸗ nen, daß mit Rücksicht auf die Fortschritte in der Technik und auf die täglich hinzutretenden neuen Erfahrungen auf dem Eisenbahngebiete wenigstens zur Zeit der Beschluß des Bun⸗ desraths um so mehr vorzuziehen sei, als gehofft werden dürfe, daß auch Bayern demnächst für seine Bahnen diese Bestimmungen in Kraft setzen werde. In dem hiernächst im Reichs⸗Eisenbahnamt ausgearbeiteten Entwurf der Bestim⸗ mungen über die Konstruktion und Ausrüstung der Eisenbahnen konnten auch Vorschriften für den Bau der Bahnen und die Beschaffenheit der Betriebs⸗ mittel Aufnahme finden, welche ohne den Fort⸗ schritt auf diesem Gebiete zu hindern, doch voraussichtlich für eine längere Reihe von Jahren maßgebend sein werden. Das Reglement lehnt sich zum Theil an die Vorschläge des Vereins der deutschen Eisenbahnverwaltungen an, theils sind dessen Bestimmungen mit Rücksicht auf die Sicherheit des Betriebes, wie im Interresse der Landesvertheidigung für erforderlich erachtet worden. Der Entwurf unterlag einer Vorprüfung von Kommissaren der Bundesregierungen, eines Kommissars der Reichs-Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und des Chefs der Eisenbahnabtheilung des großen Generalstabs in Konfe⸗ renzen, welche vom 26. bis 29. April und am 9. Juni 1875 hier stattfanden. Die stenographischen Berichte uͤber diese Verhandlungen sind der Vorlage beigefügt.

Die Normen für die Konstruktion und Ausrüstung der Eisenbahnen umfassen 39 Paragraphen in drei Thei⸗ len. 22 Paragraphen im ersten Theil betreffen die Kon— struktion der Eisenbahnen: das Bauprojekt, die Bau— werke, die Breite des Bahnkörpers, die Trockenlegung des Planums, Spurweite, die Geleislage und Krümmungen, Ge— fälle, Gefällwechsel, Entfernung der Geleise, Form, Beschaffenheit, Befestigung und Tragfähigkeit der Schienen, die Bahnhofs— anlagen, Konstruktionen der Weichen, Drehscheiben, Perrons 2c. Der zweite Theil (8. 23— 38) betrifft die Ausrüstung der Eisenbahnen, die Höhen- und Breitenmaße der Lokomotiven und Wagen, der Tender, Bremsen u. dgl. m. Der letzte Theil, 8. 39, enthält die Schlußbestimmungen. Der Termin des In⸗ krafttretens der Verordnung ist offengehalten. Sie findet Anwendung bezüglich der Konstruktion auf alle Bahnen von normaler Spurweite, welche nach ihrem Erscheinen in Angriff genommen oder einem umfassenderen re unterworfen werden; bezüglich der Ausrüstung bei Neubeschaffung oder Umgestaltung der bisherigen Betriebsmittel. Einzelne Aus⸗ nahmen der Bestimmungen des Reglements können rücksichtlich besonderer Verhältnisse von der Landesregierung unter Zu⸗ stimmung des Reichs-Eisenbahnamts bewilligt werden. Für Bahnen, welche nur eine untergeordnete Bedeutung für den all⸗ 6 Verkehr haben, soll das Reglement außer Wirkung

eiben.

Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte ta— bellarische Uebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken vom 15. September ergeben fol— gende summarische Daten: Es betrug der gesammte Kassen— bestand der 19 Institute der Tabelle 729,757, 0900 6, d. h. gegen die Vorwoche mehr 758,000 6, der Wechselbestand be 3,018,990 ( oder 9,095,000 M mehr als in der Vor⸗ woche; die Lombardforderungen im Gesammtbetrage von 2,014,000 c zeigen eine Zunahme von 976,000 gc, der Notenumlauf im Betrage von 884,603,000 (66 konstatirt eine solche von 4,715,000 (6, während die täglich fälligen Verbind— lichkeiten in Höhe von 226,864,000 S6 sich um 14,083,000 (66 und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlich— keiten in Höhe von 145,061,000 um 1,643,000 66 vermin— dert haben.

Im Laufe des gestrigen Tages sind die Truppentheile des Garde-Corps aus dem Mansver-Terrain wieder hier eingetroffen.

Die Bundesraths-Bevollmächtigten, Großherzoglich oldenburgische Geheime Ober⸗Regierungs-Rath Selkmann und Herzoglich sachsen⸗altenburgische Regierungs-Rath Schlippe, sind hier angekommen.

. Der Contre-Admiral Batsch ist von Wilhelmshaven hierher zurückgekehrt.

Hannover, 20. September. Der Provinzial-Land— tag trat in seiner gestrigen Sitzung in die Berathung des Finanz⸗Etats für das Jahr 1877 ein, genehmigte den An— schlag der Einnahmen und erledigte die Ausgabe-Positionen ganz nach den Ansätzen.

Bayern. München, 19. September. Von einer hie— sigen Korrespondenz ging unlängst die Nachricht aus, daß das Königliche Staats⸗Ministerium des Innern demnächst eine Entschließung erlassen werde, daß die Anfertigung der Wähler⸗ listen für die kommende Reichstagswahl zu bethätigen und so zeitig zum Abschluß zu bringen sei, daß deren Auslegung bis zum Monat Oktober erfolgen könne u. s. w. Diese Notiz ist, wie die „A. 3.“ zuverläfsig erfährt, vollständig unbe— gründet, und zur Behandlung dieser Sache noch gar kein Anlaß gegeben.

ist im Einverständnisse mit den betheiligten Königlichen Civil⸗ aats⸗-Ministerien vom Finanz⸗Ministerium verfügt worden, daß auf jene Kategorie von Bediensteten, welchen die analoge Anwendung der Dienstespragmatik durch allgemeine Normen oder spezielle Reskripte in Aussicht gestellt ist, auch der 8. 11 des Landtagsabschiedes vom 29. Juli l. J. in analoge Anwen⸗ dung gebracht und demgemäß den seit dem 1. Januar 1876 in den Stand der Sustentation getretenen oder mit Hinter⸗

storbenen die Nachzahlung der erhöhten Bezüge von dem er⸗ wähnten Zeitpunkte an gewährt werde, sowie daß die Neu⸗ regulirung der Sustentationen unter Zugrundelegung der er⸗ höhten Bezüge zu erfolgen habe. Die Kassen haben jetzt die Ermächtigung erhalten, den Mehrbetrag zu zahlen.

Württemberg. Stuttgart, 19. September. Der König ist heute von Friedrichshafen hier wieder eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 18. September. Die Konferenzen des Ober-Schulraths und der Kreis-Schulräthe des Landes im Ministerium des Innern befaßten, dem „Frkf. J.“ zufolge, außer der Durchführung der neuen gesetzlichen Bestim⸗ mungen über die gemischte Schule, noch die Fortbildungsschule, welche zweckmäßiger auf einen Werktag zu verlegen sei, und die Heranbildung von , ,. Für diese wurde der Besuch einer Mittelschule als obligatorisch gewünscht, damit im Seminar der Unterricht wenigstens in der französischen Sprache ermöglicht werden könne. Sodann wurden dem An— nehmen von Geldgeschenken und der Beaufsichtigung der Schüler im Gottesdienst durch die Lehrer bestimmte Grenzen gezogen.

Schloß Mainau, 19. September. Gestern traf der Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich zum Besuche der Großherzoglichen Familie hier ein und setzte nach mehr— stündigem Aufenthalt 8e Reise nach Freiburg fort.

HSessen. Darmstadt, 18. September. Der vierte Ausschuß der Zweiten Kammer hat sich nach der „Wes. Ztg.“ in Verfolg des v. Rabenauschen Antrages einstimmig für das Reichs-Eisen bahnprojekt ausgesprochen. Die Konklusionen des Referates werden dahin gehen, daß I) die Uebernahme der preußischen Staatsbahnen durch das Reich, 2) die Uebernahme auch der übrigen deutschen Bahnen oder desjenigen Theils derselben, welcher zu erwerben beabsichtigt wird, durch das Reich, 3) endlich auch speziell der Uebertragung der hessischen Bahnen auf das Reich zugestimmt wird.

Mainz, 18. September. (Mainz. J.) Die Großherzog— liche Regierung hat wegen fortgesetzter Vornahme amtlicher Funktionen Seitens des in Castel angestellten Kaplans eine zweite Klage gegen den Bischof eingereicht, welcher auf heute vor den Untersuchungsrichter geladen ist.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 21. September. Vermöge der Vorschrift in 8. 9 des Gesetzes, die Organisation der Verwaltung in der unteren Instanz betreffend, vom 13. Juni 1876, hat das Ministerium, Abtheilung des Innern bestimmt, daß das gedachte Gesetz mit dem 1. Oktober 1876 in Wirksamkeit tritt.

Oesterreichungarn. Wien, 19. September. Der Kaiser ist heute früh von Gödölls nach Schönbrunn zurück— gekehrt. Die Kaiserin ist mit der Frau Erzherzogin Marie Valerie am 17. d. um 10 Uhr Vormittags von Miramare in Gödöllö angekommen.

Das „Fremdenbl.“ schreibt: Die faktische Waffenruh; wird von der Diplomatie benutzt werden, um den Wafafenstill⸗ stand herbeizuführen, der die nöthige Muße zur . der Friedensbedingungen allein gewähren kann. Die Pour— parlers zu diesem Zwecke finden bereits statt und eine Ver⸗ ständigung der Mächte äber die Grundlagen des Friedens ist im Zuge. Daß die von der Pforte ausgesprochenen „Wünsche“ nicht diese Grundlagen sein können, versteht sich von icht, da diese den politischen Status Serbiens alteriren würden, worauf keine Macht eingehen kann. Heute fand ein Mi⸗ nisterrath unter Vorsitz des Minister⸗Präsidenten statt, der mit Unterbrechung seines Urlaubes zu diesem Zwecke nach Wien gekommen war. 20. September. (W. T. B.) Einer Mittheilung der Politischen Korrespondenz“ zufolge hat der Kaiser anläßlich der stattgehabten Manöver mehreren preußischen und russischen izieren Orden verliehen.

Olmütz, 19. September. Aus klerikalen Kreisen

bringt die „Neue Zeit“ eine Zuschrift in der Kapitel— frage. Der römische Advokat Martini, des Grafen Lich— nowsky Rathgeber, hat nämlich zwei Schriften ausgearbeitet zur Verfechtung des Adelsprivilegs. Die citirte Zuschrift sagt nun, „diese Schriften strotzen von historischen Unrichtig— keiten und Trugschlüssen“; die Zuschrift ist um so beachtens— werther, als sie aus Kreisen der hiesigen theologischen Fakultät stammt. . Prag, 19. September. Die Bezirks⸗Hauptmannschaften Carolinenthal, Kolin und Przibram untersagten, wie die „N. Fr. Pr.“ meldet, das für rn anberaumte czechische Meeting zu Gunsten der Serben, da ein solches der von Oesterreich beobachteten Neutralität widerstrebe. Pest, 19. September. Gestern fand abermals ein Ministerrath statt, in welchem auch die 1877er Budgetvorlage und der Landesbudget⸗Vor—⸗ anschlag Kroatiens für 1877 besprochen wurden. Die Vorlage über das 1877er Landesbudget wird dem kroatischen Landtage noch in der jetzigen Session unterbreitet und in der— selben verhandelt werden, da der kroatische Landtag in der Lage ist, bis gegen Ende Oktober tagen zu können, indem der ungarische Reichstag nach seinem bevorstehenden Zusammen— tritte nur wenige Sitzungen halten und die meritorischen Ver— handlungen erst nach dem 20. Oktober, bis zu welcher Zeit die Fachkommissionen zu arbeiten haben werden, auf— nehmen wird.

Bekanntlich waren einzelne Punkte des zwischen Oesterreich und Ungarn zu vereinbarenden Zolltarifs bisher noch in Schwebe geblieben. Einige dieser Dif— ferenzen wurden nun, wie die „Bud. Corr.“ erfährt, in den letzteren Tagen im schriftlichen Wege ausgeglichen. So sei nunmehr namentlich die Tarifpost „Mehl“ jetzt endgültig fest⸗ gestelt; dagegen konnte Betreffs des Zollsatzes für einige Baumwollwaaren und für einige „durchbrochene Stoffe“ eine Vereinbarung noch immer nicht zu Stande kommen, wenn auch die obschwebenden Differenzen nur ganz geringfügig sind. In den am 21. d. M. beginnenden gemeinsamen Minister—⸗ Konferenzen werde der ganze Zolltarif jedenfalls endgültig fest⸗ gestellt werden.

. In den Motiven zu dem Beschlusse der König—⸗ lichen Tafel, betreffend Miletie und Kasapinowie wird ein Zeugniß Georg Rankovic (gewesenen Sekretärs des Generals Stratimirovich hervorgehoben, wonach die An⸗ geklagten Ende Mai mit mehreren Anderen in Belgrad be— rathend, beschlossen, 20 30,090 Freiwillige für den serbisch⸗ türktischen Krieg bereit zu halten. Dadurch wurden wichtige

ö

lassung von Wittwen und Waisen in Dienstesaktivität Ver⸗

barstaat Türkei gerichtet waren, mit dem Oesterreich in freund⸗ schaftlichem Verhältniß lebt. Weiteres werden Verdachts⸗ gründe dafür angeführt, daß die Angeklagten gegen die In⸗ tegrität der ungarischen Krone agitirten und wird die Ver⸗ haftung Miletics durch die Bestimmungen des Gesetzartikels 7 vom Jahre 1715 für gerechtfertigt erklärt, wonach in Hoch⸗ verrathsfällen die Verhaftung und Beseitigung aller Formali⸗ täten einzutreten hat.

. Wie man der „Bud. Korr.“ aus Wien meldet, wird im Sinne des Entwurfes des neuen Zoll- und Handelsbündnisses Dalmatien in Zukunft in das gemeinsame Zollgebiet 3 werden und demnach der dalmatinische Zoll⸗ Aus chluß ebenso wie der Brodyer nlit dem neuen Ausgleiche zu existiren aufhören.

Schweiz. Rheinfelden, 19. September. Die Kon⸗ sekration des Bischofs Herzog hat gestern unter großer Betheiligung der Bevölkerung in Rheinfelden feierlichst statt⸗ gefunden.

Großbritannien und Irland. London, 19. Sep— tember. Die Königin hatte gestern in Balmoral einen Un⸗ fall zu bestehen. Während einer langen Spazierfahrt nach dem Schloß Kildrummy gingen die Pferde der Equipage, in welcher Ihre Majestät saß, plötzlich durch; einem herbeieilen⸗ den Polizisten gelang es jedoch, dieselben aufzuhalten, ohne daß irgend ein Schaden angerichtet werden konnte.

Nach einer Depesche der „Times“ aus Kalkutta vom 17. d. M. bestätigt sich die Mittheilung, daß die indische Regierung verschiedene Aemter mit Eingeborenen zu besetzen gedenkt. Sir R. Temple soll das Vorhaben lebhaft unterstützen und eine Anzahl Namen in —ᷣ gebracht haben. Der erste Versuch mit der neuen Einrichtung soll im Hooghly⸗Distrikte gemacht werden.

Nach Berichten aus der Kapstadt vom 1. d. bestä— tigt sich die der transvaglschen Armee von dem Kaffernhäupt— ling Sickakune beigebrachte totale Niederlage. Präsident Bur⸗ gers befindet sich in einer sehr schwierigen Lage und ist von dem größeren Theile seiner Mannschaften verlassen worden. Die Republik ist in einem Zustande der Desorganisation. Den Beamten ist seit 2 Monaten kein Gehalt gezahlt worden.

20. September. (W. T. B.) Bei einem in Ayles⸗ bury stattgehabten Banket sagte der Earl von Beacons⸗ field in Erwiderung eines ihm dargebrachten Toastes: Es würde von Voreingenommenheit zeugen, wenn man behaupten wollte, daß die Regierung gegenwärtig die gewohnte Unter⸗ stützung des ganzen Landes hinter sich habe; die Gedanken einer großen Partei seien vielmehr von anderen Dingen als von der Aufrechterhaltung der permanenten Interessen des Landes und des Friedens in Anspruch genommen. Diese , fänden Seitens der englischen Regierung fortdauernd ernste Erwägung. Leider sei aber ein fen er Theil des englischen Volkes zu Schlüssen ge— angt, welche nach der Meinung der englischen Regierung ver— derbenbringend für die englischen Interessen und schädlich für die Aufrechterhaltung des Friedens sein würden. Im Ver⸗ laufe seiner Rede tadelte Lord Beaconsfield Diejenigen, welche die gegenwärtige Situation zu ihren Parteizwecken miß⸗— brauchen und theilte mit, daß Lord Derby nach der Ableh⸗ nung des Berliner Memorandums an den Prinzipien fest— hielt, welche die größte Aussicht auf die Wiederherstellung der Ruhe im Orient gegeben hätten. Indeß sei zu jener Zeit der Krieg Seitens Serbiens erklärt worden. Nie sei eine abscheulichere Verleumdung in Umlauf gesetzt worden, als die⸗ jenige, daß die englische Regierung allen Vorschlägen, welche von Rußland ausgehen, widerspreche. Sämmtliche Mächte Europas ständen in den freundschaftlichsten Beziehungen zu der englischen Regierung; doch bei keiner Macht finde England eine herzlichere und vollständigere Unterstützung als bei Ruß⸗ land; indeß habe man seit Beginn des Krieges auf die ge— heimen Gesellschaften Rücksicht nehmen müssen, und gegen— wärtig könnte Seitens Englands nichts weiter geschehen, als sich einem von den Großmächten einstimmig getroffenen Ueber— einkommen anzuschließen. Der serbische Krieg war ein sehr schlimmes und durchaus nicht zu rechtfertigendes Unternehmen. Doch sei Seitens der englischen Regierung für Serbien alles, was möglich gewesen, geschehen. Lord Derby habe sein Mediationswerk vollendet; er habe nicht allein darin Erfolg gehabt, alle Mächte zu einem gemeinsamen Zu⸗ sammengehen zu veranlassen, sondern auch Versicherungen für den Wafrjfenstillstand, welche sehr schwierig zu erlangen waren, erhalten. Die Pforte habe dem Vertreter Englands gegenüber erklärt, daß sie bereit sei, einen liberalen und großmüthigen Frieden zu gewähren, für welchen die Bedingungen von den Mächten selbst festgestellt werden könnten. Alles, was die türkische Regierung in dieser Beziehung verlange, sei, daß zu gleicher Zeit, wo der Waffenstillstand verlangt würde, auch die Bedingungen und die Dauer desselben fest— gestellt würden. Schließlich habe die Pforte darein gewilligt, allein die Einstellung der Feindseligkeiten ohne Festsetzung eines bestimmten Datums zu gewähren, und den sechs Mächten es überlassen, die Friedensbedingungen festzustellen. (Beifall). Der nächste Schritt Lord Derby's würde sein, genau wieder auf die Stellung zurückzukommen, welche die englische Regie⸗ rung vor dem serbischen Kriege eingenommen habe, nämlich dahin, ein Einvernehmen der Mächte in Bezug auf das künf⸗ tige Verhältniß der christlichen Bevölkerung zur Pforte herbei⸗ zuführen. Bei einigen der englischen Demonstrationen sei erklärt worden, daß man die gänzliche Vertreibung der Türken aus Europa und die Errichtung eines slavischen Reiches oder einer slavischen Republik verlange. Solche Pläne würden unzweifelhaft einen europäischen Krieg veranlassen und seien außerdem unausführbar. Vielmehr müsse die eng⸗ lische Regierung im Verein mit den übrigen Mächten dahin streben, eine Grundlage für befriedigende Beziehungen zwischen der Pforte und ihren christlichen Unterthanen herzustellen. Die Großmächte wünschten eine allgemeine Lösung und er (der Redner) sei der Ansicht, daß die Vorschläge Derby's für eine definitive Lösung der Frage geeignet seien.

Frankreich. Paris, 19. September. Wie das „Journ. off.“ mittheilt, hat der Marschall-Präsident gestern den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten niederländi⸗ schen Minister, Baron de Zuylen de Nyevelt in besonderer Audienz empfangen und von ihm die Insignien des König⸗ lichen Ordens des Niederländischen Löwen entgegengenommen.

Der „Moniteur“ meldet, daß die heute von dem Prä⸗ sidenten angetretene Reise die letzte in diesem Herbste sei.

Vorgestern sind in 12,000 Kommunen die Wahlen vorgenommen worden und sind überall in der größten Ruhe

Staatsinteressen verletzt, insofern die Pläne gegen den Nach⸗

vor sich gegangen.

Die neuen Forts von Paris sind jetzt alle, wie der „K. 3. gemeldet wird, fertig und bewaffnet, fast alle haben uch berelts Garnisonen. Diese Forts haben ohne Ausnahme Hinterlader erhalten, welche nach dem neuen für das Belage= rungsgeschütz angenommenen System angefertigt wurden. Die neuen Festungswerke, welche man im Osten Frankreichs ge⸗ baut, sind ebenfalls sämmtlich fertig.

Türkei. Kon stantinopel, 15. September. Ueber die türkischen Friedensbedingungen und ihre Geschichte schreibt die Pol. Corr.“ von hier: Die Dinge haben sich günstiger gestaltet, als zu erwarten war. In früheren Be⸗ richten wurde bereits auf die Versöhnlichkeit und den Wunsch Abdul Hamids hingewiesen, den Krieg zu beendigen. Bei alledem mußte er der berechtigten Empfindlichkeit einer Nation Rechnung tragen, welche schließlich sich ihrer Angreifer zu er⸗ wehren hat. Da sind es nun wohl die höflichen Schritte und Bemühungen der österreichischen Diplomatie, welche einen Er⸗ olg errungen haben, der ihr, wenn erst die Details bekannt . werden, die Anerkennung Europas sichern wird. Oester⸗ reich hat sich bei aller Beharrlichkeit, mit welcher es auf der Nothwendigkeit der Wiederherstellung des Friedens bestand, doch von Allem enthalten, was einem imperativen Gebahren gleichen konnte. Durch seine maßvolle Sprache hat es wohl am meisten dazu beigetragen, den versöhnlichen Ideen bei der Pforte zur Oberhand zu verhelfen. .

Zur Begründung des eben Gesagten möge folgender

summarische Rückblick auf die Verhandlungen der letzten Tage dienen: Am letztverflossenen Sonntag Ausarbeitung der ersten Friedensbedingungen im Ministerrathe, die dem Sultan zur Approbation unterbreitet werden. Der Sultan verweigert die Approbation derselben und fordert den Großvezier auf, einen außerordentlichen Rath, bestehend aus den Ministern, dem Scheik⸗ul⸗Islam, den Ülemas, den Generalen und Admiralen und den hervorragendsten Civilfunktionären, einzuberufen. Dieser Rath versammelt sich Dienstag auf der hohen Pforte. Rach einer lebhaften Debatte werden die Stimmen der Ver⸗ fammlung eingeholt. 3 Stimmen erklären sich für den Frie— den ohne jedwede Bedingung. 31 Stimmen verlangen, daß die vorgelegten Bedingungen unverändert bleiben. 48 Stimmen entscheiden sich dafür, daß diese Bedingungen den befreundeten Mächten nicht als Ultimatum, sondern einfach in der Form einer Note mitgetheilt werden, welche die Ansichten der Regierung über die Bedingungen auseinandersetzt, wie sie ein sollten, und es den Mächten überläßt, die Bedingungen . Mittwoch früh wird dieses Resultat dem Sultan unterbreitet, welcher, unentschlossen und zögernd, die Minister zu sich beruft. In diesem entscheidenden Augenblicke erachtete Graf Zichy es für ersprießlich, einen letzten unmittelbaren Schritt zu machen, um noch einmal die Erwägungen zur Geltung zu bringen, welche die europäischen Kabinete bestimmten, der Türkei Mäßigung und. Versöhnlichkeit zu empfehlen und an die, hochherzigen Gesinnungen des Sultans zu Gunsten des Friedens zu appelliren. Diese vom wohlwollendsten Interesse durchdrungenen Rathschläge wurden dankbar aufgenommen und der Sultan, bis dahin unent⸗ schlossen und besorgt, sich allzu weit auf. der Bahn der Kon— zessionen vorzuwagen, kündigte seinen Ministern an, daß er den Beschlüssen des großen Rathes vollständig zustimme. Es verdient bemerkt zu werden, daß die Natur der gegenwärtigen Beziehungen verschiedener hiesiger Botschaften zum Palais des Sultans es Oesterreich allein gestattete, einen derartigen Schritt zu versuchen. So wie Sir Elliot von der , , . des Sultans Kenntniß hatte, drang er neuerlich bei dem Großvezier darauf, daß dem Serdar⸗Ekrem der Befehl zugehe, die Feindseligkeiten überall einzustellen. . .

19. September. Dem Wiener Fremdenbl .“ wird von hier telegraphirt; Da der Frieden während der zehntägigen Waffen⸗ ruhe schwerlich zu Stande kommen dürfte, so wird auf letztere wahrscheinlich ein vierwöchentlicher Waffenstillstand folgen, und würden wähnend dieser Zeit die türkischen Soldaten mohame— danischen Glaubens ihre großen Ramazanfasten und das gleich Darauf folgende Bairamfest gehörig begehen können.

Der „Moniteur Universel“ bemerkt zu dem von der Pforte den fremden Botschaftern mitgetheilten Memorandum, welches die Friedensbedingungen für Serbien und Montenegro formulirt: . . . .

„‚Diese Bedingungen sind und bleiben als Ganzes unzulässig; darüber herrscht in ganz Europa nur eine Stimme, und der letzte Theil des türklschen Memorandums läßt erkennen, daß die Pfortte selbst darauf gefaßt ist, ihre Anforderungen erheblich herabgestimmt zu sehen. Ehe man aber in die Erörterung der Sache selbst eintritt, bleibt ein Präliminarpunkt zu erledigen: das ist der Waffenstillstand. Sämmtliche Mächte dringen auf den sofortigen Abschluß desselben. Wir kennen nicht den Wortlaut des türkischen Memorandumẽ, aber wir bezweifeln, daß es zutreffende Gründe gegen einen vorgängigen Waffenstillstand anführen kann, sobald man ernstlich einen definitiven Frieden wünscht. Die Pforte muß also in diesem Punkte dem Druck der Mächte nachgeben und darf namentlich nicht hoffen, sich dem Waffenstillstand dadurch entziehen zu können, daß sie aus eigener Initiative die Feindseligkeiten suspendirt. ö.

Die türkische Regierung hat beschlossen, gleich nach Einstellung der Feindseligkeiten ta einen Posteourier von Konstantinopel über Adrianopel, Rustschuk und Bukarest nach Wien abgehen zu lassen. Das internationale Postbureau tritt schon diese Woche hier in Wirksamkeit. Es mögen daher Briefe nach Konstantinopel mit der Aufschrift: „au soin du purean internationale“ versehen werden, da sie dann schneller zur Vertheilung gelangen, . ö

= 20. September. (W. T. VB.) Der Sultan empfing heute in feierlicher Audienz den österreichisch-ungarischen Bot⸗ chafter, Grafen ichn welcher feine neuen Beglaubigungs⸗

reiben überreichte, bei welcher Gelegenheit . dem Sultan und 2 Botschafter freundschaftliche Versicherungen usgetauscht wurden. ; ö 9. n, 19. September. Die Seitens England ge⸗ stellten Friedensvorschläge basiren, nach dem „Daily Telegraph . auf dem Status quo ante für Serbien und Montenegro. Serbien leistet keine Geldentschädigung. Für Bosnien, die Herzegowina und Bulgarien werden reformirte Lokalregierungen J ; Sir Arnold Kemball, der dem türkischen Haupt⸗ quartiere beigegebene britische Offizier, hat dem Botsch after in Konstantinopel telegraphirt, daß in Bezug auf Ser ien von Gewaltthaten der türkischen Truppen an Weibern und Kindern nicht die Rede sein könne, da Die Dörfer sämmtlich ganz verödet gefunden sind. Für die Thaten, der Circassier will derselbe nicht gut sagen, dennoch hat er keinen Grund zu der Annahme, sie hätten die ihnen zugeschriebenen

Greuel begangen.

Freiwilligen zu Offizieren; außerdem die Verleihung des Ta⸗ kovo-Kreuzes an sechs Offiziere, u. a. auch an den monte⸗ negrinischen Bevollmächtigten Mascho Vrbiza. Auch sollen die Montenegriner Boscho Petrovics, Vukoties, Plamenaz und Radonics den Takovo⸗Orden 1. Klasse erhalten. Außerdem publizirt das Blatt drei Zuschriften des Ministers Nisties an die serbischen Agenten im Auslande, wovon die erste bereits bekannt ist. Die zweite Zuschrift beruht auf der Eingabe des Kreisvorstehers Stephan Lukics, welcher die 45 Dörfer nominell anführt, welche die Türken in den Bezirken von Alexinatz, Raschanj und Banja eingeäschert haben. Die dritte Zuschrift enthält den Bericht des Obersten Horvatovics über die im Kreise von Knjazewatz angetroffenen Verwüstungen der Armee Achmed Ejub Paschas. ö Vom türkisch⸗serbischen Kriegsschauplatz liegt heute folgendes Telegramm vor: 2 U . Wien, 20. September. (W. T. B.) Die „Politische

Korrespondenz“ meldet aus Belgrad vom heutigen Tage,

daß der Kriegs⸗Minister sich nach Deligrad begeben wird, um

den General Tschernajeff wegen der in seinem Lager stattge⸗

habten Manifestation zur Rede zu stellen, für welche der Fürst

ihm keinen Dank wisse.

Eine Depesche vom türkisch-montenegrinischen

Kriegs schauplatze lautet: 8 . Kagusa, 20. September. (W. T. B) Hier eingelangte Privatberichte schildern die Niederlage, die Derwisch Pacha bei dem Versuche, in Piperi einzudringen, erlitt, als sehr bedeutend. Mit 7000 Mann die Moraca überschreitend, stieß er auf 3000 Montenegriner. Als seine Truppen, vor dem Anprall dieser zurückwichen, ließ Derwisch Pascha die Kanonen wider die Fliehenden richten und vermehrte so die Verwirrung in den eigenen Reihen. Man schätzt seiner Verlust auf 1500 Mann, wovon der größere Theil in den Wellen der Mo⸗ raca umkam.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Septem⸗ ber. Die Blätter besprechen jetzt sämmtlich die türkischen Friedensbedingungen und sind alle einig darin, daß sie unan⸗ nehmbar seien. Das „Journal de St. Petersbourg“ sagt, die autorisirten Organe aller europäischen Regierungen hätten sich im Grunde in gleichem Sinne ausgedrückt; die Mächte hätten die Friedensbedingungen zu formuliren, deren Basis, die Regulirung der Verhältnisse in den insurgirten Provinzen, unter die Garantie der Mächte zu stellen sei. Der „Golos— findet als einzig mögliche Antwort auf die in Konstantinopel g stellten Friedensbedingungen die einfache Erklärung, daß de gleichen Bedingungen überhaupt nicht Gegenstand der Ver handlung werden könnten wegen des kolossalen Gegensatze indem sie sich nicht blos zu den Zielen der Luropäischen Ve mittlung, sondern auch zu der Lage der Türken auf dem Kriegsschauplatze befänden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Sep⸗ tember. Der König und der Kronprinz sind gestern Nach⸗ mittag in Stockholm eingetroffen, worauf, die. während des Aufenthaltes des Königs auf „Sophiero“ eingesetzte Regierung aufgelöst wurde. . )

Wie „Goteb. Handls. Tidn.“ von hier berichtet wird, herrschte innerhalb des Departements für Landesvertheidigung während des ganzen Sommers eine lebhafte Thätigkeit, unge⸗ achtet der Chef desselben einen längeren Urlaub genoß. Dem bevorstehenden Reichstage wird ein neuer Armeen gani⸗ fations-Vorschlag, der sich in seinen wichtigsten Punkten der Regierungsvorlage von 1875 anschließt, vorgelegt werden, da der Kriegs ⸗Minister es für unbedingt nöthig erachtet hat, die früheren Bestimmungen über Loosung und Kasernirung, wenn auch mit einigen minder wichtigen Aenderungen, beizu⸗ behalten.

Dänemark. Kopenhagen, 17. September. Die hie— sige Garnison hat gestern auf dem Norderfelde eine Königs⸗ Revue abgehalten. Um 11 Uhr kamen der König und König Georg, der Kronprinz und Prin; Wilhelm (Bruder des Königs) zu Pferde von Bernstorff an. Gleich darauf folgten in offenen Equipagen die Königin und die Königin Aga von Griechen⸗ land, die Kronprinzessin und,. Prinzessin Thyra. Die hohen Herrschaften wurden vom Kriegs-Minister und dem komman⸗ direnden General Scharfenberg, gefolgt von einem zahlreichen und glänzenden Stab, empfangen, In Begleitung dersel en passirten die Majestäten und übrigen Mitglieder der König— lichen Familie die Fronte, während die Musik-Corps den Fahnenmarsch spielten. Darauf ließ der König die Truppen Nevyu passiren, worauf sich die hohen Herrschaften unter leb⸗ f Zuschauer⸗

haftem Hurrahrufen der zahlreich versammelten menge nach Bernstorff zurückbegaben. Die älteren Silbermünzen verlieren mit dem 1. Oktober d. * ihre Gültigkeit als Bezahlungsmittel sowohl bei der Staatskasse als im gewöhnlichen Verkehr, aber infolge einer Königlichen Resolution vom 7. August, bekannt gemacht am 11. September, werden dieselben noch bis zum 31. Oktober von der Staatskasse zum Umtausch gegen Kronenmünze ange— nommen. Peru. Lima, 1. August. Das bereits

Amerika. ; 1 ust, 66 seit längerer Zeit schwebende Projekt eines Kongresses ; zur Regelung von Fragen des

amerikanischer Staaten zur . internationalen Privatrechts ist seiner Ausführung nahe ge⸗ rückt. Nachdem die Regierungen der argentinischen Nepuhlik, von Bolivien, Chile, Ecuador, Costa Rica, San Do⸗ mingo, San Salvador, Mexiko, Columbien, Nicaragua, Paraguay und Uraguay auf die bezůgliche Anregung der peruanischen Regierung zustimmend geantwortet, hat das auswärtige Ministerium in Lima, mittelst Cirkulars vom 28. Juli, den 9. Dezember d. Is, Jahrestag der Schlacht bei 6 zur Eröffnung des Kongresses festgesetzt und zur Beschickung desselben die genannten Regierungen formell ein— geladen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

osen, Donnerstag, 2. September, Vormittags. Dekan Habanowski in Neustadt erklärt in einem an die „Posener Zeitung“ gerichteten und von derselben veröffentlichten Schrei⸗ den, daß er den Pfarrer Dronkowski in sein Amt in Luttom kirchlich nicht eingeführt habe. Dronkowski habe allerdings die kirchliche Berufung als Pfarrer von Luttom erhalten und er Habanowsri sei in der Kirche zu Luttom erschienen, um dies durch seine Anwesenheit beim Gottesdienst vor der Gemeinde zu bezeugen, habe n, , Amtshandlung als

D ski's vorgenom ;

Vorgesetzter Dronkowski's vorg .

S Die offizielle Srbske Novine“ Belgrad, 17. September. Die offizielle „Srbs vom Heutigen veröffentlicht wieder die Ernennung von acht

Wien, Donnerstag, 21. September, früh. ö. Belgrad hier eingegangenen Nachrichten hat Fürst Milan das

Pronunciamiento des Generals ff mißbilli ü null und nichtig erklart, zugleich auch über die Haltung des

Tschernajeff mißbilligt und für

Kommandanten sich tadelnd ausgesprochen.

Paris, Donnerstag, 21. September, früh. Gestern Vor⸗

mittag hat eine längere Unterredung zwischen dem Minister

des Aeußern, Herzog Decazes, und dem türkischen Botschafter, Sadik Pascha, stattgefunden. Dem „Temps? zufolge sollen nach dieser Konferenz die Chancen für einen baldigen Friedens⸗ schluß sehr erhebliche (8erieuses) sein. New-⸗Rork, Donnerstag, 21. September.

Fieber greift in Savannah immer weiter um genwärtig sollen etwn 8000 Personen daran erkraukt fein. Gestern allein sind 36 Personen gestorben. Der rößere Theil der Einwohner hat die Stadt verlassen. In Georgia ist es zu einem ernstlichen Konflikt zwischen den ißen und den Negern gekommen, bei welchem mehrere Per— enge tödtet wurden.

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as gelbe sich. Ee⸗

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Statistische Nachrichten.

Die Kaiserliche Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen und Luxemburg hat ihren Jahres bericht für 1875 veröffentlicht. Nach demselben betrug die Länge des Bahn⸗ netzes in Elsaß⸗Lothringen (24 Bahnstrecken) am Schlusse des Jah⸗

res 1875: S6, sr Kilometer, diejenige der Wilhelm-Luxemburg⸗Bahn

7 Bahnstrecken) 170, n Kilometer. Das Anlagekapital, welches für den Erwerb der Reichseisenbahnen nach dem Friedensvertrage vom 10. Mai 1871, sowie zur Verbesserung und Erweiterung der erwor⸗ benen Bahnanlagen aufgewendet werden mußte, belief sich auf 341,212.3356 6 An Betriebsmitteln waren Ende 1875 vorhanden: 449 Lokomotiven, 776 Personenwagen, 200 Gepäckwagen, 1791 be⸗ deckte Güterwagen mit 17,685,900 Kilogr. Tragfähigkeit, und S 85 offene Güterwagen mit 82,995,000 Kilogr. Tragfähigkeit. Im Jahre 1575 wurden im Ganzen befördert: S, 886.775 Per= sonen einschließlich Militärs (1874: 384,448), 5,731, 649099 Kilogr. Frachtgüter (1874: 5,955, 174,774 Kilogr.), 26775 Achsen Vich (1574: 29,541). Die Gesammteinnahme des Jahres 1875 belief sich auf 35,125,008 M gegen 33,B86 8,99 46 im Ver⸗ jahre, so daß sich für 1375 ein Mehr von 1256, 107 „* ergiebt. Von der Einnahme für 1875 entfallen: auf den Persyonenverkehr einschl. der Nebenerträge 9,082,600 „, auf den Güterverkehr einschl. der Viehbeförderung 25,891,173 6 (gegen 1874 mehr 1,730,360 S6), auf verschiedene Einnahmen 2, 1513255 6 Der Gesammteinnahme pro 1875 treten aus der Restverwaltung 2833390 60. hinzu, wogegen IIS, 661 S im Rest verblieben sind; die wirkliche Einnahme für 1875 beträgt daher 35.090, 238 S Die wirkliche Ausgabe einschl. der Pacht für die dem Reiche nicht gehörigen Bahnstrecken hat 26, 131,140 40. oder 745 0 der Einnahme betragen; hiervon entfallen: auf die allgemeine Verwaltung 1,382, 37 ½, auf die Bahn⸗ verwaltung 85,825,077? 4, auf die Transportverwaltung 13,277 55 4, auf Pachtzahlungen für die dem Reiche nicht gehörigen Bähnstrecken 616,26 6. Läßt man die Einnahmen bezw. Aus= gaben der Restverwaltung außer Betracht, so ergiebt sich für 1875 ein Einnahmeüberschuß von 8,562,045 ½, welcher denjenigen des Vor⸗ jahrs (761,855 6) um 3,857, ig0 46 übersteigt. Es ergiebt sich hiernach eine erhebllche Verbesserung der finanziellen Exgebnisse gegen das Vorjahr und ist dies Resultat in erster Linie durch die beträcht⸗ lichen Ersparnisse bei den Ausgaben, welche sich gegen 1874 um 2, 602,052 . vermindert haben, erzielt worden. Der obige Einnahme— Überschuß ergiebt eine Verzinsung des Anlagekapitals zu 2,51 osso.

Aus dem kürzlich erschienenen Jahresbericht über die auf Selbsthülfe gegründeten deutschen Erwerbs- und Wirthschafts⸗-Genofsenschaften pro 1876 von Dr. H. Schultze⸗ Delitzsch (Verlag von Julius Klinkhardt, Leipzig 1876) ergeben sich die Fortschritte, die das Genossenschaftswesen gemacht. Der Gesammtgeschäftsumsatz von 4574 Genossenschaften betrug 2609 Mil⸗ lionen Mark, bei ca. 1360090 Mitgliedern. Von den 1034 Kon⸗ sumvereinen haben nur 179 ihre Abschlüsse zur statistischen Zu⸗ sammenstellung eingeliefert. Diese 179 Konsumpereine mit 98, 55 Mitgliedern, machten im Jahre 1875 einen Geschäftsumsatz von 22,764,964 M, während derselbe im Jahre 1864 bei 7709 Mitglie- dern nur die Höhe von 267,539 Thlr. oder 803,ů767 6 erreichte.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Königliche Staatsregierung hat, in Uebereinstim— mung mit den Provinzialständen beschlossen, in der Rheinprovinz zwei Museen für rheinische Alterthümer in Bonn und in Trier, zu gründen, und eine Kommission mit gleichen, Befugnissen für diefe beiden Museen berufen. Diese Kommission führt die Be⸗ nennung: ‚Kommissäon für die Rheinischen Pro vinzial— Museen zu Bonn und zu Trier.“ Dieselbe hat ihren Sitz in Bonn und besteht aus 9 Mitgliedern, von denen der Vorsitzende und T Mitglieder von dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten ernannt und 4 Mitglieder von dem Pro— vinzial⸗Verwaltungsrathe gewählt werden. Die Verwaltung und Vertretung jedes der beiden Provinzial-⸗Museen wird einem Direktor übertragen, der auf Vorschlag des Pro⸗ vinzial Verwaltungsrathes von dem Minister ernannt wird. Die Staatsregierung und die Provinziglstände haben für die Pro⸗ vinzias-⸗-Museen und für die im Interesse der rheinischen Alterthüͤmer zu treffenden Einrichtungen jährlich je 12,000 , zusammen 24,000 4 bewilligt. Aus dieser jährlichen Dotation werden die von dem Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten den beiden Direktoren bewilligten Remunerationen bezahlt. Die Kommission beschließt über die Verwendung des übrigen Theiles des Fonds nach Maßgabe des von ihr zu entwerfenden und von dem Minister der geistlichen. Unterrichts- und Medizinal⸗ Angelegenheiten zu genehmigenden Etats. Bei dem Etate ist ein Fonds von 3600 bis 5060 Sς, zu größeren Ankäufen oder Unter⸗ suchungen ohne Rücksicht auf das Gebiet, welches sie betreffen, zu reserviren, während im Uebrigen für jedes der beiden Museen ein gleich hoch bemessener Fonds zu Ankäufen für Untersuchungen ꝛc. auszubringen ist. Die Kommission ist dem Minister der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal-Angelegenheiten untergeordnet und führt ihre Geschäfte nach einer von demselben genehmigten Geschäftsordnung. Beim Ausscheiden eines Kommissions-Mit⸗ gliedes ernennt der Minister ein anderes oder veranlaßt den Pro⸗ vinzial⸗Verwaltungsrath zu einer Neuwahl. Beim Abgange eines der Direktoren wird ein anderer auf den Vorschlag des Provinzial⸗ Verwaltungsraths von dem Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Angelegenheiten ernannt. Den Direktoren fällt die Sorge für die Aufstellung und Verwahrung der Museumssammlungen und die mit diesen verbundenen Bibliotheken, die Aufsuchung, Ausgrabung und Erhaltung der Alterthümer in ihrem Geschäftsbereich vorzugs⸗ weise zu. Es gehört jedoch zu den Aufgaben der Kom⸗ miffion in Gemeinschaft mit den Direktoren auch der Erforschung und Konservirung der Alterthümer der Provinz überhaupt ihre Aufmerk⸗ samkeit zuzuwenden, auf Erfordern der Königlichen Sta cnttsbehörden oder des Provinzial ⸗Verwaltungsraths des halb Gutachten abzugeben oder bei denfelben die erforderlichen Anträge selbständig zu stellen. Der Geschäftsbereich der beiden Direktoren, sowie der. Museen wird in der Weise getheilt, daß dem Direktor des Museums zu Trier der Regierungsbezirk Trier, dem Direktor des Museums zu Bonn die übrigen vier Regierungsbezirke der Provinz überwiesen werden. . .

Zu Mitgliedern der genannten Kommission sind 1) der Wirk⸗ liche Geheime Rath und Ober⸗Berghauptmann a. D;. von Dechen als Vorfitzender, 3) der Professor Dr. Bücheler zugleich als Stell⸗ vertreter des Vorsitzenden ernannt worden.

Aus Zürich wird der „A. 3. geschrieben: Auch die Hoch—= schule Zürich hat sich der Bestrebung ihrer deutschen Schwestern an⸗