(Aus türkischer Quelle, Die Antwort des Groß⸗ veziers an die hiesige azmenische Gemeinde, welche für die ihren Brüdern ir. Juzgat angethane Schmach Genug—⸗ thuung und zugleich auch eine kräftige Beschützung derselben forderte, soll nicht sehr befriedigend ausgefallen sein. In Folge dessen begab sich eine armenische Deputation zu dem hiesigen englischen Votschafter und bat ihn um seine Intervention in dieser Uagelegenheit. Auf des letzteren Betreiben ist nun eine aus Muselmanen und Nichtmuselmanen zusammengesetzte Koömmission nach dieser Stadt abgegangen, um an Ort und Stelle eine Untersuchung einzuleiten.
— Man meldet, daß aus dem Gefolge des Kanonikus Dr. Liddon, der nach der Türkei gereist ist, um die Zustände der Christen dortselbst zu untersuchen, sehr traurige Nach⸗ richten aus Bos nien eingelaufen sind. Die Türken, und zwar die regulären Truppen, gehen mit der furchtbarsten Grausamkeit vor, sie pfählen alle Christen, die sie mit den Waffen in der Hand fangen oder bie denen sie in den Häusern Waffen finden. Diese Meldung soll angeblich durch Offiziere und Mannschaften von österreichischen, auf der Save verkeh⸗ renden Schiffen bestätigt werden.
Die „Budapester Corr.“ erhält folgendes Telegramm:
Belgrad, 30. September. Auch gestern wurde auf dem linken Ufer der Morawa gekämpft; über errungene Vortheile wird nichts gemeldet. Zum Kommandanten der Ibar⸗Armee ist Alimpics ernannt worden.
Widdin, 1. Oktober. (Aus türkischer Quelle) Morgen Nachmittag wird Abdul Kerim Pascha die Offensive ergreifen, und man erwartet schon für Dienstag oder Mittwoch eine entscheidende Schlacht.
— Vom Kriegsschauplatze schreibt das Wiener „Frem—⸗ denblatt“ vom 2. d.: Die Niederlage am 28. September, welche sich die Serben durch die Wiederaufnahme der Feind⸗ seligkeiten geholt haben, stellt sich mit jedem Tage als be— trächtlicher heraus. Dieselbe ist um so empfindlicher für die Serben, als die letzte Schlacht die bedeutendste während des ganzen Krieges war, und als fast sämmtliche serbische Truppen in Aktion waren. Man schätzt die serbischen Verluste an Todten und Verwundeten auf beinahe 4000 Mann. Die Tür⸗ ken haben ungleich weniger gelitten und hatten genau dieselben Po— sitionen inne, wie vor Beginn der Schlacht. Sie scheinen die Größe ihres Erfolges nicht sofort überblickt zu haben, denn sie thaten nichts zu dessen sofortiger Ausnützung. Erst heute kündigt eine Depesche aus türkischer Quelle den Eintritt Abdul Kerim Paschas in die Offensive, und zwar für morgen Nach— mittag an. Die Pforte notifizirte bereits den Vertretern der Großmächte, daß sie der Armeeleitung Auftrag ertheilt habe, auch ihrerseits die Offensive zu ergreifen. Doch dauern die Friedensverhandlungen in Konstantinopel deshalb fort. Auf dem montenegrinischen Kriegstheater herrscht Waffen— ruhe, doch wird von mehreren Seiten behauptet, daß die Söhne der Schwarzen Berge dieselbe nur bis 2. Oktober respektiren wollen, eine weitere Verlängerung derselben jedoch nicht annehmen, wenn bis dahin nicht ein formeller Waffen— stillstand zu Stande kommt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Oktober. Der Minister-Staatssekretär Nabokow, der zehn Jahre hin⸗ durch die Oberleitung der Geheimkanzlei des Kaisers für die Angelegenheiten des Königreichs Polen gehabt und, wie es in einem an ihn erlassenen Kaiserlichen Schreiben heißt, „die auf den wahren Nutzen des Landes gerichteten Absichten Sr. Majestät zur Ausführung zu bringen es sich unablässig hat angelegen sein lassen“, ist, nachdem die Verwaltung der polnischen Gouvernements den allgemeinen Institutionen des Reiches untergeordnet und die besondere Kanzlei aufgehoben worden ist, zum Dank für seine „wahrhaft nutzbringende und
Korvette
eifrige Thätigkeit! mit dem Range eines Wirklichen Geheim⸗ raths zum Mitglied des . ernannt worden.
Das neueste Hest der, Marine⸗Nachrichten“ enthält folgende Mittheilungen über die 13 Kriegsschiffe, welche sich gegen⸗ wärtig in ausländischen Gewässern aufhalten. Es be⸗ finden sich: im Stillen Ozean der Schrauben⸗Klipper „Wsadnik“ (6 Kanonen) unter dem Kommando des Kapitän ⸗Lieutenants Nowossilskijz III. Der „Wsadnik“ hat sich aus Petropawlowsk nach Norden zum Kreuzen begeben. Ferner der Schrauben⸗Klipper „Haidamak“ mit 5 Kanonen unter dem Kommando des Kapitän⸗Lieutenants Tyrtow V. bei Hong-Kong und die Schrauben⸗Korvette „Ba⸗ jan“ (10 Kanonen) unter dem Kapitän⸗Lieutenant Bayle lll. bei De-Kastri; im Mittelmeer: die Schrauben⸗ Fregatte „Swetlana“ (16 Kanonen) unter dem Großfürsten Alexej Alexandrowitsch, die Panzer- Fregatte „Petropawlowsk“ (34 Kanonen) unter dem Kapitän 1. Ranges Kornilow; die Schrauben⸗Korvette „Askold“ (12 Kanonen) unter dem Kapitän 2. Ranges Tyrtow 1V., alle drei in Smyrna; die Schrauben⸗ „Ssokol“ (11 Kanonen) unter dem Kommando des Kapitäns 1. Ranges Sselistratow in Bojuk⸗-Dere; der Schrauben⸗-Klipper „Kreuzer“ (8 Kanonen) unter dem Kom⸗ mando des Kapitän⸗Lieutenants Nasimow in Smyrna; die Schraubenkorvette Bogatyr“ (8 Kanonen) unter dem Kom— mando des Kapitäns 1. Ranges Schafrow im Piräus (s. u.); der Schrauben⸗-Schooner „Psesuape“ (4 e,, , unter dem Kapitän⸗Lieutenant Feodotow in Smyrna und der Schrauben— schooner „Kelassura“ (4 Kanonen) unter dem Kommando des Kapitän⸗Lieutenants Grigorasch in Salonichi. Der russischen Bot⸗ schaft in Konstantinopel sind zur Verfügung gestellt: der Rad⸗ dampfer Taman“, unter dem Kommando des Kapitäns 2. Ranges Iwanow; der Dampfer liegt bei Bujuk⸗Dere vor Anker; der Schrauben⸗Schooner „Tuapse“ unter dem Kapitän⸗ Lieutenant Kislinskiß. Dieses Schiff ist von seinem Stand vor den Donaumündungen nach Galatz gegangen. Auf allen diesen Fahrzeugen befinden sich 270 Offiziere und 2893 Mann unterer Chargen. — Die Schrauben⸗Korvette „Bogatyr“ ist, wie man dem „Kronst. Westn.“ aus St. Petersburg telegra⸗ phirt, am 14. (26.) September wohlbehalten in Smyrna ein— gelaufen.
Dänemark. Kopenhagen, 2. Oktober. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute ohne Thronrede eröffnet worden. Die bisherigen Präsidenten und Vize⸗Präsidenten der beiden Kam⸗ mern wurden wiedergewählt.
Amerika. (A. A. C.) In Brunswick verursacht das gelbe Fieber furchtbaren Nothstand. In Georgia wird eine Hungersnoth befürchtet. Die in der Bevölkerung ist er— krankt. Das Fieber hat sich auch in New-Orleans gezeigt, aber ein Umsichgreifen desselben wird nicht besorgt. Man er— wartet, der Eintritt kühler Witterung werde der Epidemie einigermaßen Einhalt thun.
— Die Rebellion im Staate Cauca dauert fort. Den neuesten Berichten aus Panama zufolge fand am 31. August eine Schlacht zwischen 6000 Konservativen und 4000 Mann kolumbischer Bundestruppen statt. Letztere waren siegreich. Der Verlust auf beiden Seiten wird auf 1000 Todte und 10600 Verwundete 5.
New⸗York, 2. Oktober. (W. T. B.) Die Staats⸗ schuld der Vereinigten Staaten hat sich im Monat September um 2915, 900 Dollars vermindert. Im Stagtsschatze befanden sich Ende September 64,591, 000 Dollars in Gold und 12,525,000 Dollars in Papiergeld.
Afrika. Neuesten Berichten vom Kap vom 9g. Septem⸗ ber zufolge gewinnt der Krieg im Transvaalschen Frei⸗ staate an Ausdehnung. Leydenburg ist bedroht und auch die Zulukaffern machen sich angeblich bereit, um gegen die Boers vorzugehen.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Wies baden, Dienstag, 3. Oktober, Vormittags. Professor Adolph Stahr aus Berlin ist heute hier gestorben.
London, Dienstag, 3. Oktober, Vormittags. Lord 3 empfing gestern zwei Abgesandte der Bevölkerung in Bul— garien, welche eine Denkschrift und eine an die Königin ge— richtete Bittschrift überreichten. Lord Derby erklärte den * esandten, England nehme den regsten Antheil an dem Schid— . Bulgariens und die Regierung werde keine Anstrengungen cheuen, um gegen die Wiederkehr von Greuelthaten, wie sie
vorgekommen, Garantien zu erlangen. Die bulgarischen Ab⸗
gesandten haben auch auf der deutschen Botschaft und bei den
anderen Botschaften die Denkschrift überreicht.
Konstantinopel, Dienstag, 3. Oktober, Morgens. Ueber die in der gestrigen Sitzung des Ministerraths aßen Beschlüsse verlautet von unterrichteter Seite, daß es ich eines⸗ wegs um eine pure Ablehnung der Friedensvorschläge der Mächte handelt, sondern daß die Hauptdifferenz darin besteht, daß die Pforte besonderes Gewicht darauf legt, die zur An—⸗ wendung gelangenden Reformen nicht blos in den insurgirten Provinzen, sondern im ganzen Reich einzuführen.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Berlin. Am 1 Oktober ist hier der Reichstags⸗Abgeordnete Ober⸗Bürgermeister a. D. Ziegler gestorben.
Statistische Nachrichten.
. (CG. C.). Der letzte Tag in der dritten Septemberwoche wies 773882 hülflese Arme in London auf, gegen Si, 839 in der⸗ selben Woche des Vorjahres, 91,512 im Jahre 1874 und 98,247 im
Jahre 1873. Gewerbe und Handel.
Nach dem Geschäftsbericht gesellschaft Redenhütte hat das am 36. Juni er. beendete Geschäftsjahr einen Verlust von 28,886 A1 ergeben. Durch die fallende Konjunktur wurden Abschreibungen auf alle Vorräthe nöthig, die insgesammt 52972 4 betrugen; ferner hat das Die slr, welches mit dem Schluß des vorigen Geschäftsjahres stillgesetzt wurde, noch 6323 M Unkosten verursacht. Die genannten beiden Posten ergeben einen Betrag von 59,296 4 Zu Gunsten dieses Ausfalles ist der Reservefonds im Betrage von 40 887 6 abgeschrieben, so daß sich ein Saldo von 18,318 M ergiebt. Der Cet! hat nach Deckung sämmtlicher Unkosten von den per Jahr zu zahlenden Hypothekenzinsen im Betrage von Jö, 00 4 den größten Theil im Betrage von 64,546 M verdient. Der Ausfall von 10,453 M ergiebt, hinzugefügt zu dem obigen Saldo von 18,318 , den Verlust von 28, 8366 (da Ende Juni 1875 ein Defizit von 773,533 6 vorhanden war,
würde sich des Gesammtdefizit per Ende Juni 1876 auf 8M, 19 M
berechnen) pro Geschäftsjahr 1875/76.
— In der außerordentlichen Generalversammlung der War— schau⸗Terespoler Eisenbahn waren 37 Aktionäre erschienen. Gegenstand der Verhandlungen war der von der Tagesordnung der Generalversammlung vom 23. Juni abgesetzte Antrag des Ver⸗
waltungsraths, mit Rücksicht auf die günstige pekuniäre Lage der . Gesellschaft, welche ein eigenes, theils aus Bau⸗Ersparnissen, theils den selben
aus Anhäufung der Zinsen und Coursgewinne von entstandenes Kapital von 1,229, 13 Rub. besitzt, den Aktionären bisher bezogenen auf 10½S zu erhöhen, ĩ
ĩ den von giuss cl gg von oM) sowie der in derselben General
Versammlung von dem Aktionär Wolsti gestellte Gegenantrag aus. .
diesen . vielmehr einmalig 2) Rub. auf jede Aktie auszuzahlen. Der Antrag des Verwaltungsraths wurde abgelehnt, dagegen dessen Vorschlag, die von dem Aktionär Wolsti bean ragte Auszahlung auf 19 Rub. pr. Aktie zu beschränken, angenommen. Es wurde mithin be⸗
schlossen: 1 daß vom J. April 1877 ab auf jede Warschau⸗Terespoler Aktie,
sowohl effektiv: als Genuß⸗Aktie 10 Rub. in Papierwährung ein malig zur Auszahlung kommen; Y daß der bisherige Zinszufchlag von J Ce in klingender Münze pro Aktie fortbesteht uud wie bis
jeßt, am 1. Oktober eines jeden Jahres, gegen Einreichung des ent⸗
sprechenden Dividenden⸗Coupons ausgezahlt wird.
Berlin, 3. Oktober 1876.
Internationaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel.
Das Fest in Antwerpen.
Am 1. Oktober fand das Fest statt, welches die Stadt Antwerpen zu Ehren des Brüsseler Kongresses gab, und bei welchem zugleich verschiedene Experimente mit den in Brüssel ausgestellt gewesenen nautischen Gegenständen ge— macht werden sollten. Der Empfang war eben so herz— lich wie glänzend. Der Bürgermeister von Antwerpen empfing die von Brüssel herüber gekommenen Gäste in dem stattlichen Saale des alten Rathhauses mit einer warmen, von allgemeinem Beifalle begleiteten Ansprache, deren Beantwor— tung der Vorsitzende des deutschen Comités, Wirkliche Ge— heime Rath von Philipsborn, welcher zum Besuch der Aus— stellung und zur Eröffnung des Kongresses auf einige Tage nach Brüssel gekommen war, übernahm. Die von dem Herrn von Philipsborn bei diesem Anlaß gesprochenen Worte lauten in deutscher Uebersetzung etwa wie folgt:
„Herr Bürgermeister! Der gastliche und liebenswürdige Empfang, den Sie uns bereiten, und dem Sie einen so war— men Ausdruck zu geben gewußt haben, läßt mich lebhaft wünschen, Ihnen den innigsten Dank von unserer Seite aus— zusprechen. In der That, wir sind gerührt über den Empfang, den wir überall in Ihrem Vaterlande finden bei Ge— legenheit dieses humanitären Werkes, welches unter dem Hohen Protektorat Sr. Majestät des Königs in Belgien eingeleitet worden ist und, wenn auch nach mannigfachen Mühen, schließlich überall einmüthige Würdigung gefunden hat. Wir sind tief bewegt von dem wohlwollenden und gnädigen Empfang, den Se. Majestät uns Allen hat zu Theil werden lassen, die wir auf Ihren Ruf gekommen sind. Und was soll ich sagen von der Liebenswürdigkeit und unbe— grenzten Gastlichkeit, der wir auf jedem Schritt und bei jeder Gelegenheit begegnen; ich würde niemals das treffende Wort finden, um dem vollen Gedanken erschöpfenden Ausdruck zu geben. Ich bitte um die Erlaubniß, hierbei zu erwähnen, wie ich persönlich in diesem Augenblick bewegt bin, wenn ich mir ins Gedächtniß rufe, daß ich, vor einer Reihe von Jahren in amtlicher Stellung hierher entsendet, das Glück gehabt habe, in 3. schönen Stadt Antwerpen zu wohnen; ich werde niemals die aufrichtige und herzliche Freundschaft vergessen, die ich hier gefunden habe. Ich bin überzeugt, daß ich in unser aller Sinn spreche, indem ich diese Stadt voll glorreicher Erinnerungen und diesem Lande, zu dessen schönsten Zierden sie gehört, eine immerdar steigende Wohlfahrt wünsche.“
Die Rede des deutschen Vorsitzenden wurde mit allge— meinem Anklang aufgenommen; sämmtliche Gäste begaben sich demnächst an die Ufer der Schelde, um dort die oben gedachten
nautischen Experimente in Augenschein zu nehmen. Ein Früh⸗ stück, welches die Stadt Antwerpen den Gästen gab un bei welchem mannigfache Toaste ausgebracht wurden, schloß die Feier, welche Allen, die dabei zugegen gewesen, im Gedächtniß bleiben wird.
Die 14. Generalversamm lung des Pestalozzi⸗Vereins der Provinz Brandenburg wurde heute Vormittag 9 Uhr unter überaus zahlreicher Betheiligung von Lehrern aus der ganzen Provinz im oberen Saale des Reichshallen⸗-Etablissements durch den Schulvorsteher Lutter eröffnet. Derselbe begrüßte die Versamm— lung Namens des Lokaleomités zum zweiten Male in der Haupt⸗ stadt. Demnächst übernahm der Lehrer Riehl (Potsdam) den Vorsitz und die Verhandlungen begannen mit dem Jahresbericht des Hrn. Sellheim (Neustadt E. W.). Danach umfaßt der Verein zur Zeit 152 Agenturen, von denen 146 die Jahresberichte eingesandt haben. Dieselben zählen 5878 Mitglieder mit 11,K,797 „. Aus 56 Agenturen sind außerordentliche Beiträge in Höhe von 1523 S 54 3 einge⸗ gangen. Dazu kommen die Provisionen der Buchhandlung mit 439 6 25 , für den Verkauf der Nähmaschinen 324 M 45 , von der Victoria⸗Versicherungsgesellschaft 65 M 62 3, vom Pestalozzi⸗ Frauenverein in Berlin 1000 46 90 3, so daß die Summe der gußerordentlichen Beiträge 7215 M 76 3 beträgt. Der Verein hat im verflossenen Jahre 4590 Wittwen und Waisen mit 12,100 . unterstützt. Der Bau des Pestalozzi⸗Waisenhauses in Neustadt E. / W. ist in Angriff genommen und soll eifrigst gefördert werden. — Nach Dechargirung der Rechnungen beschloß die Generalversammlung, der Pestalozzistiftung in Pankow auch in diesem Jahre einen Beitrag von 300 M zu bewilligen. — Es folgte eine längere Debatte über mehrere Statutenänderungen. Hieran reihten sich die Ergänzungs— wahlen des Vorstandes, worauf der Vorsitzende mit einigen weiteren geschäftlichen Mittheilungen die Generalversammlung schloß. Der— selben folgte unmittelbar eine Delegirtenversammlung des Provinzial⸗ Debrernereins. welcher seine Generalversammlung am Dienstag abhält.
Vom Kunst markt. — Die am Mittwoch, den 4. Oktober und am folgenden Tage in Lepke's Auktionslokal (Markgrafen⸗ straße 87) stattfindende 198. Kunstauktion, in der u. a. die Sammlung des Hrn. Felsing zur Vertheilung gelangt, darf nach den verschie⸗ densten Seiten hin das Interesse von Sammlern und Kunstfreunden in hohem Maße in Anspruch nehmen. Der ungemein reichhaltige Katalog, der in vier Abtheilungen 973 Nummern umfaßt, zählt zunächst, eine ansehnliche Reihe moderner, zumeist fran zöfi—⸗ scher, italienischer und deutscher Kupferstiche auf, unter denen uns hervorragende Meister, wie von Deutschen unter anderen Amsler, Felsing, Forster, Keller, Mandel, Metzmacher, Fr. Mülltler und Steinle, mit vorzüglichen Ab— drücken in zum Theil sehr seltenen Zuständen begegnen. In der zweiten Abtheilung sind dann moderne Radirungen meist französischer Meister, sowie einige interessante Blätter von A. Menzel, Weber, Verböckho ven u. A. in oft seltenen Probe⸗Abdrücken, in der dritten Radirungen, Kupferstiche und Holz⸗ schnitte von und nach alten Meistern enthalten, unter denen namentlich van Dyck, Edelinck, Claude Lorrain, Goltzins, J. B. Jackson (mit feinen Cłairobscurs), C. W. Kolbe, Raphael Morghen, P. Nolpe, Mare⸗Anton Raimondi, G. Vol⸗
pato, A. Water loo, W. Woollet und vor allem Rembrandt .
durch ebenso zahlreiche wie treffliche Vertretung auffallen. Den Be⸗ schluß endlich bildet eine Kollektion älterer wie neuerer Kupferstiche, Radirungen u. s. w., unter denen gleichfalls noch manches gute und seltene Blatt der verschiedensten Schulen zu finden ist.
In Magdeburg ist am 27. v. M. eine Gedenktafel für . Friedrich Friesen an seinem Geburtshause (Petersstr. 14) feier⸗
lich enthüllt worden.
Philadelphia, 29. September. Die Ausstellung ist 118 Tage offen gewesen und hat 5, 996783 Besucher gehabt, darunter 4,583,465 zahlende, deren Eintrittsgeld fast 2, 100,060 Doll. brachte. Am 28. d. besuchten mehr als 230,009 zahlende Personen die Aus⸗
stellung. Am 10. November wird dieselbe geschlossen. Theater.
Im Woltsrsdorff-hzater gaftirt jetzt rl Ling Mayr in einer neuen Posse mit Gesang in 3 Akten von O. F. Berg und?
W. Mannstädt: „Frauen, wie sie nicht sein sollen,“ die auf
der Idee beruht, (ine brave tüchtige Frau auf den Gedanken kommen zu lassen, ihrem Mann, der mit ihrem einfachen häuslichen Sinn un⸗ zufrieden ist und eine leichtlebige Weltdame vorzöge, einmal eine solche
Dame selber vorzuspielen; sie gestaltet dieselbe so extravagant, daß er froh
ist, wenn er zum Schluß einsieht, daß ihm nur eine Komödie vorgespielt si giebt Frl. Lina Mayr mit frischem Humgr, trefflich unterstützt durch Hrn. Junker, der ihren Gatten, den Schirmfabrikanten Wankelmann vorstellt. Hr. Em il Thomas als Nachtigall ist originell und von unnachahmlicher Komik. Da auch die übrigen Mitwirkenden, unter welchen Frl. Kuhse (Cora)
worden ist. Diese Frau
und Hr. Klickerm ann (Troddel) hervorzuheben sind, wirksam ein⸗ greifen, so findet die Posse lebhaften Beifall, an welchem auch der von den Herren Brandt und Ad. Mohr komponirten ansprechenden Musik ihr Antheil gebüährt.
— Im Stadttheater sind die Rollen für „Schnell Gefreit“ nach dem englischen „married in hastér von Byron, für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Lindau, bereits ausgetheilt — und die erste Aufführung auf nächsten Sonnabend bestimmt festgesetzt. Die Besetzung ist folgende: Benjamin Pendragson Direktor Lebrun als Gast, Gibson Green Hr. Carl Mittell als Gast, Josua Grainger Hr. Mejo, Ellen seine Frau Frl. Keller, Delia seine Tochter Frl. Bertba Nocker als Gast, Perog Adams Hr. Fliegner, recks Hr. Paradies; Brown, Bouffler, Fack die Herreu Marx, Bojock und Haͤser.
Der in der musikalischen Welt weit bekannte Floren⸗ tiner Quartett⸗Verein von Jean Becker veranstaltet am Mittwoch, den 4. Oktober, Abends 77 Uhr, im Saale der Sing⸗ akademie hierselbst sein erstes Konzert. Inserat) stehen Quartette von Haydn, Schumann un
; ; J eethoven. Das zweite Konzert ist auf den 6. Oktober angesetzt.
Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kesseh. Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Berlin: Dru W. Els ner⸗
der Bergwerks ⸗Aktien⸗
Auf dem Programm (s. rg
M 23.
; Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 3. Oktober
6. 1876.
Berlin, 3. Oktober.
Der nach den westlichen Territorien, bezw. Staaten ent⸗ sendete Theil der von dem preußischen Handel s-Mi nister mit dem Studium des Berg- und Hüttenwesens Nordamerikas beauftragten Kommission begab sich, nachdem sie in Philadelphia zur Besichtigung der Weltaus⸗ stellung einen kurzen Aufenthalt genommen hatte, über Chi⸗ cago nach Omaha (Nebraska). In dieser Stadt ist nahe am Missuri, auf dessen rechtem Ufer vor einigen Jahren ein Blei⸗ üttenwerk angelegt worden, das, wenn auch vorzugsweise zur ö von Werkblei bestimmt, gleichzeitig auf die Virschmel⸗ zung von Erzen, namentlich Silber und Gold haltenden Bleierzen eingerichtet ist, die besonders aus Montana bezogen werden. Die günstige Lage des Werkes an einem Strome ersten Ranges und im Schnittpunkte einiger wichtiger Eisenbahn— linien erleichtert sowohl die Zufuhr des Rohmaterials, als den Absatz der Produkte, und dürfte das Werk noch durch die im Bau begriffene Zweigeisenbahn von Omaha aus nach Montana hinsichtlich des Erzbezuges gewinnen.
Das Territorium Fah? dessen Bergwerksbezirke von der Eisenbahnstation Kelton (Utah) aus mit der Post zu erreichen sind und besucht wurden, ist bisher durch Eisen bahnen nicht auf⸗ geschlossen. Da demselben auch größere, für die Schiffahrt geeignete Ströme abgehen, so hat sich hier Bergwerks- und Hütkenindustrie um so weniger leicht entwickeln können, als Brennmaterial und Bauholz wegen des Fehlens von Mineral⸗ kohle und der spärlichen Bewaldung hohe Preise erzielen und auch die Arbeitslöhne hoch stehen. Der Lebensunterhalt wird nämlich dadurch vertheuert, daß das dazu Nothwendige aus weiter Entfernung herbeigeführt werden muß. Die Bergwerke bei Idaho-, Central⸗- und Silver -⸗City, von denen die in der Umgegend letzterer Stadt ge⸗ legenen vorzugsweise Silbererze führen, die übrigen beson⸗ ders Gold produziren, das meist in gediegenem Zustande in Seifen und auf Quarzgängen auftritt, stehen daher nur schwach im Betriebe. Die früher ziemlich reichen Goldwäsche⸗ reien bei dem Orte Idaho werden gegenwärtig nur noch von einer beschränkten Anzahl chinesischer Arbeiter betrieben, welche sich im Vergleich zu den weißen Arbeitern mit einem gerin— geren Arbeitslohne, bezw. mit mäßigerer Ausbeute begnügen. Gold⸗ und Silbererze werden durch Amalgamation mit Queck— silber zu Gute gemacht. Die . von Silbererzen ist versucht, wird jedoch durch die hohen Frachten außerordentlich erschwert und blieb daher bis jetzt ohne Bedeutung und Aussicht auf Erfolg. Man versuchte auch, durch vorgängige Anreicherung der Erze auf mechanischem Wege dieselben exportfähig zu machen, inzwischen scheiterten die desfallsigen Unternehmungen an dem zu großen Silberverluste, der wegen der feinen Ver— theilung der Silbererze in der Gangmasse sich nicht hatte ver⸗ meiden lassen. . .
In San Francisco, wohin sich die Kommissarien unter Benutzung der Eisenbahn von Station Winneinucca (Nevada) aus demnächst begaben, ist in den letzten 5 Jahren für die Verarbeitung von Erzen, sowie zur Erleichterung des Handels mit denselben und mit Hüttenprodukten Beachtenswerthes ge⸗ schehen. In letzterer Hinsicht ist neben gut eingerichteten Laboratorien zur chemischen Prüfung, namentlich die Anlage einiger Anstalten zu erwähnen, in denen die Erze auf mecha—⸗ nischem Wege so zerkleinert werden, daß sich mit hinläng⸗ licher Sicherheit Durchschnittsproben aus dem Haufwerke ent⸗ nehmen lassen. Außer einer Goldscheideanstalt besitzt San ö Hüttenwerke zur Verschmelzung von Blei und Sil⸗ ererzen, zur Raffinirung von Werkblei, sowie ein solches zur Verarbeitung güldischer Kupferkiese im nassen Wege. Diese
üttenwerke stehen allerdings nur schwach. im Betriebe; sie fer, aber den Beweis, daß die Industrie des Landes der Ausfuhr der Roherze aus demselben nach dem Auslande ent— gegenarbeitet. So günstig, wie New-⸗York, liegt San Fran⸗ zisco für Bleihütten und namentlich für Bleiraffinirwerke nicht, da dort die Kohlen, welche zu ansehnlichem Betrage aus England eingeführt werden, theurer sind und da nament⸗ lich der Absatz an Blei⸗ und bleiischen Produkten ein viel beschränkteres Feld besitzt. J
Außer San Franzisco wurden in Kalifornien die Berg⸗ werksbezirke bei San José, wo Zinnober und aus, diesem durch Destillation Quecksilber gewonnen wird, sowie die Gold— und Silbererzbezirke von Grave Vally und Nevada City be— ucht. Wenn auch die Goldseifen Kaliforniens an Ertrags⸗ eh keit abgenommen haben, so sind in diesen Bezirken doch noch immer zahlreiche Hände mit der Gewinnung von Wasch⸗ gold beschäftigt. J
Für die Silberproduktion ist der Staat Nevada, der nun⸗
mehr besucht wurde, der entschieden wichtigste unter den Staa⸗ ten und Territorien der Republick. Hier tritt bei Virginia City, das durch Zweigbahn mit der Pacific-Eisenhahn verbun⸗ den ist, der mächtige Comstock-Bang auf, aus dessen Erzen in den letzten 10 Jahren ein wesentlicher Theil der Silberpro⸗ duktion entnommen worden ist. Wenn auch der niedrige Silberpreis in neuerer Zeit den Besitzern von Bergwerks⸗ antheilen Verluste verursachte, da in Folge davon der Rein⸗ ertrag der Bergwerke sinken mußte, so hat doch die Pro⸗ duktion von Silbererzen in diesem Bezirke dadurch eine wesentliche Einschränkung nicht erlitten. In der Haupt⸗ sache wird das Silber des Comstock von wenigen reichen Gru⸗ ben gefördert, welche letzteren auch noch bei etwaigem weiterem Sinken des Silberpreises mit Ausbeute würden bearbeitet werden können, namentlich, da das gewonnene Silber gleich— zeitig einen ziemlich hohen Goldgehalt besitzt. — . Wie schleunig man mit Ausarbeitung der reichen Erz⸗ mittel vorgeht, dafür spricht besonders der Umstand, daß die Bergwerke in wenigen Jahren eine Tiefe erreicht haben, welche inter derjenigen der tiefsten Erzminen Deutschlands nicht zurück— teht. Die Silberproduktion wird daher an dieser Stelle aller Voraussicht nach schleuniger zu Ende gelangen, als man es in unseren Silbererz-Bezirken gewohnt ist.
Die Erze werden an Ort und Stelle durch Amalgamation in Pfannen verarbeitet. Sind dabei die Silberverluste auch sehr erheblich (vielfach werden dieselben auf 35 Prog. vom Silbergehalt der verarbeiteten Erze geschätzt), so hat doch diese Methode den Vorzug vor anderen, namentlich dem Schmelz-
prozeß, daß der größere Theil des güldischen Silbers in wenigen Tagen fertig gestellt wird. Das in den Rückständen verbleibende edle Metall wird voraussichtlich zum Theil später durch wiederholte Amalgamation noch gewonnen werden.
Außer durch seine Silbererze hat Nevada durch seine Lager und Gänge von Bleierzen in neuerer Zeit für den Bleihütten⸗ betrieb Nordamerikas Bedeutung gewonnen. Noch im Jahre 1873 betrug, bei einem Bedarf an Blei von 62,447 Tons, die eigene Produktion der Vereinigten Staaten nur 37,183 Tons, während bereits 1875 bei einem Bedarf von 61,473 Tons 53,253 Tons dargestellt wurden. Der größere Theil dieses Bleies wird in Utah, Nevada und Colorado gewonnen, doch spielt hierbei auch Missuri eine bedeutende Rolle. Mit den Bleierzen zu⸗ gleich werden silberhaltige Dürrerze und silber⸗ und gold⸗ haltige Kupfererze verschmolzen, so daß auch diese Art von Erzen, welche sonst häufiger durch Export verwerthet wurden, in immer wachsendem Maße im Inlande verarbeitet werden.
In Eureka (Nevada) werden vorzugsweise oxydische Bleierze gefördert, welche theilweise mit Kupfererzen gemengt sind und in mächtigen Lagerstätten meist nesterweise auftreten. Das gewonnene Werkblei wird zu großem Theile nach den östlichen Raffinirwerken (namentlich Newark bei New⸗York), zum Theil auch nach San Francisco zum Raffiniren und Entsilbern abgegeben. Doch besitzt auch die Richmond-Hütte bei Eureka Einrichtungen zum Raffiniren und Entsilbern des Werkbleies.
Bei Salt Lake City fut h das darauf besucht wurde, fand man einen Erzbezirk von ähnlicher Beschaffenheit vor, wie der soeben bei Eureka beschriebene, nämlich den Bezirk von Bingham. Inzwischen sind die Erzvorkommnisse in der Umgegend von Salt Lake City reicher an Zahl und mannig— faltiger in geognostischer und mineralogischer Beziehung. Außer den hier gewonnenen Erzen werden solche aus dem süd— lichen Uah und aus Montana in Salt Lake City auf den Markt gebracht.
In naher Umgebung der Stadt liegen die Hütten— werke, auf denen die Erze verschmolzen werden. Die letzteren werden der Regel nach von den Gruben zunächst an die gleichfalls in und nahe bei der mehrgenannten Stadt vorhandenen sogenannten Sample— works gesendet, wo ihr Trockengewicht und durchschnittlicher Gehalt an verwerthbaren Metallen bestimmt wird. Nach den in diesen Anstalten ermittelten Ergebnissen erfolgt der Verkauf an die Hütten. . ,
In Utah nämlich pflegt ebenso, wie in den übrigen durch⸗ reisten Bezirken es nicht die Regel zu sein, daß die Erze auf den Bergwerken zu Gute gemacht werden. Oft bieten sich an der Gewinnungsstelle keine günstigen Verhält— nisse für Zu und Abfuhr der für die Verxarbei—⸗ tung erforderlichen Materialien und der gewonnenen Hütten⸗ produkte. Auch wird für den Hüttenbetrieb häufig eine Gattirung der Erze verschiedener Gruben und Bergwerks⸗ bezirke vortheilhaft sein. Kurz die Grubenbesitzer pflegen ihre Erze im rohen Zustande oder nach Konzentration des Gehalts derselben im Wege mechanischer Aufbereitung zu verkaufen. Wie bereits erwähnt, ist Salt Lake Eity einer der lebhafteren Handelsplätze für rohe Erze und Hüttenprodukte.
An diesen Käufen betheiligen sich Hüttenbesitzern der Umgegend auch solche aus wei⸗ teren Kreisen. Zu dem Zwecke haben sowohl die Bleihütten bei Saint Louis, wie die bei Omaha, Newark, San Francisco und andere mehr besonders bestellte Agenten am Orte. Die Verkäufe werden entweder über die ganze oder einen Theil der Förderung eines Bergwerks innerhalb eines gewissen Zeitraumes, jedoch auch über eine bestimmte Gewichts⸗ menge von Erz abgeschlossen. Was die Bezahlung betrifft, so legen die Käufer ihrem Angebot gewöhnlich die Annahme zu Grunde, daß 80 Proz. von dem nach der Probe in den Erzen enthaltenen Blei und 90 Proz. von dem darin enthaltenen Silber ausgebracht werden, ; .
Die Hüttenwerke bei Salt Lake C. stellen zur Zeit Werk— blei und Kupferstein dar, die behufs weiterer Bearbeitung an auswärtige Werke verkauft werden. Es sind zwar beispiels⸗ weise auf dem Hüttenwerke Germanig Einrichtungen zur Ent⸗ silberung des Werkbleies und zur Darstellung von Reinblei vorhanden, dieselben standen aber zur Zeit außer Betrieb. Da an Ort und Stelle Reinblei nicht abgesetzt werden kann sondern nach einem der größeren Plätze, gewöhnlich nach New⸗York gesendet werden muß, so, verspricht allerdings die weitere Verarbeitung des Werkbleies an der Produktionsstätte weniger Gewinn. Der bei der Verhüttung fallende Kupferstein ist für die Verwerthung durch Export etwas arm, derselbe könnte aber durch Verschmelzen mit silber⸗ haltigen Kupfererzen, die im südlichen Uah vorkommen, an⸗ gereichert und dadurch exportfähig gemacht werden. Salt Lake City ist jedenfalls ein Platz an welchem die Metallindustrie sich günstig entfalten kann. Es ist mit der Pacific Eisen bahn durch eine Zweigbahn verbunden, die bereits mehrfach Ver⸗ ästelungen besitzt und nach Süden hin verlängert werden wird. .
Der östlich sich anschließende Staat Colorado mit der Hauptstadt Deuder besitzt bei Black Hawk, . Georgetown und weiter südlich bei Montezuma eine Anzahl von gut ausgebildeten Erzgängen, auf denen vorzugsweise Bleiglanz und Blende mit Silbergehalt, sowie goldhaltige Kupferkiese brechen. Die letzteren werden auf sehr reichen Stein oder Schwarzkupfer verarbeitet, die erste⸗ ren hat man seither theils an das Ausland, theils an inländische Werke jedoch bestrebt, Ein⸗
verkauft, ist t richtungen zu treffen, um sie ebenfalls an Ort und Stelle zu Gute machen zu können.
außer den
Besonders lebhaft werden auch die Versuche betrieben, die Blende vom Bleiglanz durch mecha⸗ nische Aufbereitung zu scheiden und ist hierbei sowohl die nasse Aufbereitung, als auch die Methode versucht worden, das fein⸗ gewalzte Erz zu trocknen und demnächst durch Luftströmung u separiren. Praktische Ergebnisse scheinen auf letzterem Wege fate noch nicht erlangt zu sein und, auch die nasse Aufbe⸗ reitung ist nicht ohne größeren Silberverlust durchführbar gewesen.
Im Allgemeinen wurde gefunden, daß in den letzten Jahren besonders in der Verhüttung von silberhaltigen Bleierzen be⸗ deutende Fortschritte gemacht worden sind, sowohl in Rücksicht auf die verarbeitete Erzmenge, als auf die Betriebsergebnisse und die Reinheit der dargestellten Produkte. Diese Erze sind gegenwärtig von den Schmelzwerken sehr begehrt. .
Verhältnißmäßig nicht so gut werden von den wenigen Kupferhütten, welche sich mit der Verarbeitung von Kupfer⸗ erzen und Steinen beschäftigen, die in diesen enthaltenen edlen Metalle bezahlt.
Die reinen Silber- und Golderze werden fast ausschließ⸗ lich amalgamirt. Am meisten im Gebrauch steht die Amalga⸗ mation in offenen Pfannen. Diese Methode der Erzverarbeitung ist im Ganzen in neuerer Zeit wenig verändert und verbessert worden, wenn man von den Einrichtungen absieht, welche zur Abröstung der vor der Amalgamation einer solchen bedürfenden Erze absieht. Die Röstung geschieht fast ausschließlich in Fort—⸗ schaufelungsöfen. Jedoch ist auch der Ofen von Stetefeld und neuerdings, namentlich in Colorado, der rotirende Brücknersche Ofen mit Erfolg in Anwendung gebracht worden.
Die mechanische Aufbereitung der Erze hat zwar wesent⸗ liche Erfolge bis jetzt nicht aufzuweisen, macht aber sichtlich Fortschritte. ᷣ
Fast überall läßt sich wahrnehmen, daß man auf die Ge— winnung der Mineralien und auf deren Verarbeitung regen Fleiß und ansehnliche Kapitalien verwendet. Wenn sich auch nicht verkennen läßt, daß beim Betriebe der Bergwerke, wie der Hütten, der Grundsatz an die Spitze gestellt zu werden pflegt, in kurzer Zeit möglichst viel Metall zu gewinnen, so daß man weniger auf reineren Abbau und vollständiges Aus⸗ bringen der Metalle aus den Erzen achtet, so darf doch auch auf der anderen Seite nicht übersehen werden, daß die 2536 Arbeitslöhne und far gen Betriebskosten, namentlich auch der höhere Zins, den man für das Betriebskapital be— rechnen muß, dieses Verfahren aus finanziellen Gründen be⸗ dingen, wobei freilich auch die herrschende Neigung, möglichst schnell Geld aus dem Geschäfte zu ziehen, von Einfluß sein mag.
Besonders verdient die Sorgfalt und Schnelligkeit her— vorgehoben zu werden, mit denen man neu in Angriff ge— nommene, von den großen Verkehrsstraßen entlegene Mineral— bezirke mit letzteren in Verbindung setzt. Es geschieht durch schmalspurige Eisenbahnen, die mit Lokomotiven befahren und auch dem Personenverkehr zugänglich gemacht werden. Diese schmalspurigen Bahnen lassen bedeutende Kurven und starkes Ansteigen zu. Eben deshalb kostet der Bau derselben ver⸗ hältnißmäßig wenig an Zeit und Geld und es ist möglich, sie auf weite Erstreckung und in bergigem Terrain zu legen. Durch solche Bahnen werden die bis dahin entlegensten Be— zirke bald bevölkert und denselben Lebensmittel zu billigerem Preise zugeführt. Je mehr derartige Bahnen gebaut werden, um so mehr muß sich die Montanindustrie durch stärkere und billigere Produktion heben.
Monatsübersicht für August. . (Vergl. Nr. 230 d. Bl.)
Nordamerika. Der Präsident Grant hat durch eine Pro⸗ klamation das Territorium Coloradoals Staat in die Union auf⸗ genommen. Ferner zeigteer dem Senate an, daß er sich in einem Schreiben an den Gouverneur von Süd-⸗Carolina mißbilligend über die Niedermetzelung der schwarzen Milizen in Hamburg (Distrikt Edgefield in Süd⸗Carolina) ausgesprochen und den Gou⸗ verneur aufgefordert habe, die Schuldigen zu bestrafen, wobei er ihm seinen Schutz zugesagt. 53 Weiße sollen darum in Anklagestand versetzt sein. Das Repräsentantenhaus verlangte gleichfalls Bestrafung der Schuldigen. Zugleich wurde General Sherman vom Präsidenten aufgefordert, Streitkräfte zum Schutz der Ausübung des Stimmrechtes im Süden bereit zu halten. — Eine Vorlage des Senats, die durchging, dehnt die Dauer der Court of Commissioners of Alabama Claims bis zum 1. Januar 1877 aus. Die noch zur Vertheilung übrig bleibende Summe beträgt etwa 9 Millionen Dollars. — Den vom Repräsentantenhaus genehmigten Zusatz zur Verfassung, daß Staatsgelder nicht zur Unterstützung von Schulen, welche besonderen kirchlichen Sekten angehören, verwandt werden sollen, lehnte der Senat ab; genehmigte aber die Ertheilung einer Konzession zur Her⸗ stellung einer amerikanisch-asigtischen Telegraphenverbindung, sowie den Antrag des Repräsentantenhauses auf Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der Frage über die Silbermünzen und die Mittel zur Wiederaufnahme der Baarzahlungen. — Das Reprãfentantenhaus genehmigte ein Amendement, welches überhaupt die Verwendung öffentlicher Mittel zu Gunsten von einzelnen kirchlichen Sekten untersagt; es nahm ferner die Bill an, durch welche der Artikel des Gesetzes über Wiederaufnahme der Baarzahlungen, der den Termin bestimmt, wieder aufgehoben wird. Sodann eine Resolution, eine Kommission zur Prüfung der nanziellen und allgemeinen politischen Lage zu ernennen, um die Wieder⸗ aufnahme der Baarzahlungen zu erleichtern. — Alle Differen⸗ zen bezüglich der Budgetvorlagen (Appropriation⸗Bills) sind durch Kompromiß der beiden Häuser beiseitigt. — Die bisherigen Gesandtschaftsposten in Portugal, Schweiz, Bolivia, Ecuador, Columbia, Paraguay, Uruguay, Griechenland und. Dänemark werden abgeschafft und durch Chargès d'affaires ersetzt, ebenso werden die Konfulate aufgehoben in Swatow, Southampton, Malta, Wladiwostock, Oporto, Santa Cruz, Port Said, Nantes, Ta Rochelle, Port Mahon, Valencia, Stettin, Matanham, Eypern, Buͤkarest, Venedig, Mailand, Gabun, Hakodadi, Gobrich und Windsor in Canada West. — Dann wurde der Kongreß vertagt. — Der frühere Kriegsminister BVelknap ist freigesprochen worden, da er mit 25 Stimmen des Senats für nicht schuldig, mit 35, also nicht mit der erforderlichen Zwei⸗ drittelmajorität, für schuldig erklärt war. — Um Ersparungen zu machen, ist das Personal der Marine von S500 guf 7500 Mann herabgesetzt worden. — Der Sprecher des Repräsen⸗ tantenhauses, Kerr, ist gestorben.