1876 / 240 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 19. Oktober 1876.

Der Denkschrift, welche das Reichstanzler-Amt dem Bundesrathe über die Ausgrabungen zu Olympia hat zugehen lassen, ist ein Bericht des Direktoriums für die Aus⸗ grabungen zu Olympia vorangeschickt. Wir entnehmen demselben folgende Mittheilungen. pause sind folgende Arbeiten, zuerst in Athen, dann in Verlin be⸗ zonnen und vollendet worden: 1) die vollständige Rechnungs⸗ . 2) die Herstellung der Gipsabgüsse (von den wichtig⸗ sten sind gleich 6 Exemplare angefertigt worden, um an Kunstinstitute nach Bedarf abgeben zu köännen); 3) die Druck⸗ legung eines fortlaufend geplanten Werkes, betitelt: Die Ausgrabungen von Olympia. J. Ueberficht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 187576.

4 die öffentliche Ausstellung der Gipsabgüsse im Kuppelsaal des Museums; 5) die Kopirung der wichtigsten Zeichnungen, sowie des Tagebuchs und des Inventars. Aus dem Inventar er— giebt sich, daß die gehegten Erwartungen im vollen Maße er⸗ reicht worden sind, denn dasselbe verzeichnet: 1) an Marmoren 178 Stück (darunter 14 größere Torsen, die Nike, eine Me—⸗ tope, 8 Löwenköpfe 2ꝛc.); 2) an Bronzen 685 Stück; 3) an Terrakotten 242 Stück; 4) an Münzen 174 Stück (außer einem Schatz von über 800 Stück byzantinischen Kupfer⸗ münzen); 5) an Inschristen 79 Stück u. a. m., so daß sich schon jetzt nach etwa fünfmonatlicher Arbeit ein be⸗ deutendes Lokalmuseum in Slympia befindet. Für die Ueberwachung, sowie Sicherung des ganzen Grabungs⸗ gebiets während der Arbeitspaufe ist Seitens der griechischen Regierung vollständig Sorge getragen worden. Die Gesammtsumme aller bisherigen Kosten beträgt rot. 120.900 ½ . Dieselbe vertheilt sich auf folgende Titel: A. Arbeitslöhne 49,000 S6, B. Gehälter und Reise⸗Entschädi⸗ gung der Beamten, Löhne und Unterhalt der Diener 19,800 6, C. Wohnhäuser, Werkstatt und Baracken bauten 20,9000 6. D. Arbeitsgeräth und Materialbeschaffung ein— schließlich Transporte 11,250 A6, E. Aerztliche Behandlung der Arbeiter und Krankenpflege 1366 W, F. Kosten für die Gipsformen einschließlich Emballage und Trans— port bis Berlin 11,6840 S, 6. Inventar für Haus— und Wirthschaftsgeräthe, Bücher, Waffen ec. 24960 sb,

Diverse Ausgaben 2895 M6, J. Kosten des Photo⸗ graphirens 1365 S6 Da von Seiten der Reichsbehörden bis—⸗ her 21,0090 6 (Vorarbeiten), 150,000 60 (Grabungs⸗ arbeiten), in Summe 171,006 G. bewilligt worden sind, ver— bleibt ein Rest von rot. 51,000 6, mit welcher Summe das zunächst ins Auge gefaßte erste Ziel: die Ausgrabung des Zeustempels mit seiner nächsten Umgebung zu bewirken sein wird. Es sind schon vor dem Abschlusse der ersten Cam— pagne alle vorbereitenden Schritte geschehen, indem ein zweites unfertiges Haus in Druva auf längere Zeit gemiethet worden ist, um während des Sommers ausgebaut zu werden zur Wohnung für zwei Ober⸗Aufseher. In ähnlicher Weise hat das bisherige deutsche Haus einen entsprechenden verbessernden Um- und Erweiterungs⸗ bau erfahren. Ferner sind alle nothwendigen Schritte auf diplo⸗ matischem Wege geschehen, um den von der griechischen Regie⸗ rung übernommenen Bau der Straße von Pyrgos nach Olympia zu beschleunigen. Endlich hat der dirigirende Tech— niker Auftrag erhalten, an zwei Haupt-Ausgrabungsplätzen, Athen und Pompeji, Studien zu machen für verschiedene Arbeitsmethoden, speziell für die mit Pferden und Kippkarren. Er ist demselben nach vorliegenden Berichten aus Athen bereits theilweis nachgekommen. rungen läßt sich annehmen, daß zur kräftigen und erfolgreichen Fortführung der Arbeiten im obengenannten Sinne die Summe von 340,009 erforderlich ist, wovon in der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1877 40,000 S, vom I]. April 187778 150,000 S, vom 1. April 1878 79 150, 000 s zur Verwendung kommen würden.

Internationaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel.

, der letzten Sitzung der Sektion für allgemeine Ge—

sundheitspflege am 4 d. M stand die Frage der Kanali—

sirung zur . Der Baurath Hobrecht nahm im

Laufe derselben das Wort zu folgender Rede:

Meine Herren! Der geehrte Herr aus Holland, welcher an der zweiten Stelle gesprochen, hat darauf hingewiesen, daß in Holland ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten für die Durchführung eines Kanalifations' Systems vorhanden seien, weil die Terrains eingepoldert find und 3—4 Meter unter dem Wasser liegen. Ich erkenne als Ingenieur die außerordentlichen Schwierigkeiten fehr wohl an, welche unter solchen Umständen der Durchführung einer Kanalisation sich entgegenstellen, ebenso wie der Durchführung einer Berieselung, ebenso endlich, wie der Gewinnung eines reinen und guten Wassers zur Versorgung der Städte. Indessen ich glaube, der geehrte

err Vorredner wird, mit mir darin übereinstimmen, daß dieser uustand kein allgemeiner in Holland ist, sondern nur gelegentlich vielleicht im großen Maßstabe vorkommt. Wenn nun eine Rüchsichtnahme auf die besonderen Verhältnisse des Landes gefordert wird, so dürfen wir andererseits auch für uns in Anspruch nehmen eine Rücksichtnahme auf die besonderen Verhaͤltnisse der Städte, in denen wir leben, der Städte des ganzen Kontinents. Im Uebrigen kann man wohl sagen und wir dürfen hoffen, daß die Billigkeit welche wir den besonderen Verhältnissen Hollands gegenüber beobachten auch uns gegenüber beobachtet wird. ö

Bei uns liegen in der That die Verhältnisse vollkommen guders. Es, ist meines Erachtens durch ein bedauerliches Mißverstandniß die richtige Fragestellung verschoben worden, indem wir fortgesetzt von der Beseitigung der Fäkasstoffe sprechen, während alle modernen Städte, die mir bekannt sind, nicht so fehr unter diesem Uebelstande leiden, als vielmehr darunter, daß wir es mit kolossalen Quantitãten verunreinigten Wassers zu thun haben. Sie haben, meine Herren, aus den Debatten über die Versorgung

eine solche

Während der nothwendigen Sommer⸗

an unserem Körper, in unseren Wohnungen, in unseren Häusern, auf unseren Straßen zu entfernen. Diese Schwierigkeit liegt für den In⸗ genicur vor. Nun, meine Herren, die Waterklosets, welche ja rie Frage in gewissem Sinne verändern, sind, wie ich aus Erfahrung sagen kann, nicht eine Anordnung, welche zwangweise von den Be⸗ hörden eingeführt ist, etwa aus dem Grunde, um mittelst des zuge⸗

führten Wassers ein System der leichten Beseitigung der Fäkalstoffe zu finden, sondern sie sind gegen die polizeilichen Befeble sie sind

gegen die Anordnungen der Obrigkeit unter den allerschwierigsten Verhältnissen durchgeführt, weil die Einwohnerschait einer großen

Stadt die immensen Vortheile eines Waseerklosets zu fühlen ver steht und gelernt hat, und weil die Population, welche gewöhnt ist und sich daran gewöhnt, reinlich zu fein, auf das Waterkloset nicht

4 Bogen Tert

mit 31 Photographien, 2 Lichtdrucktafeln und ein Holzschnitt; ri * Verwaltung dadurch entstehen,

Nach den jetzt vorliegenden Erfah⸗

der Städte mit Wasser entnommen, daß man eine Quantität? von!

Wasser im Betrage von 106 1560 Litern per Tag und Einwohner fordert. Diese Quantität würde allein fuͤr Brüssel 60, O00 Kubik⸗ meter verunreinigten Wassers betragen, und diese Quantität zu be— seitigen, ist im Wesentlichen die Aufgabe des Ingenieurs eines Wassers so verunreinigt, daß es daneben gleichgiltig zu sein scheint, Eb die Fäkalmassen darin sind oder nicht. Den größten Theil dieser Fätalmassen, namentlich den Urin, ist man niemals im Stande von dem au menagre abzuhalten; es hat sich dieser Theil des ver— unreinigten Wassers stets zugefunden zu den Abflüsfen, die ja so wie so in jedem Hause gemacht werden müssen. Nun, meine Herren, wird Niemand von uns im Uebrigen ver⸗ zichten wollen auf die Wohlthat einer Versorgung der Stadt mit reinem Wasser, Niemand wird verzichten wollen auf die Distribution des Wassers in den Städten; und wenn wir dieses Wasser in diesen Quantitäten in die Sfadt führen, so müssen wir es in verunreinigtem Zustande täglich aus der Stadt entfernen, denn der Zweck dieses Wassers ist der, verunreinigt zu werden, der Zweck des Wassers ist, durch Reinigung, durch Spülung, durch Gebrauch, durch Waschen, durch Baden u. dergl. verunreinigt zu werden und die Unreinigkeiten

verzichten will. Wir sehen es, daß in allen Städten in Rußland, in Deutschland, und wo es sei das Erste sst, daß alle Hotels sich anfangen trotz aller Verbote mit Waterklosets zu versehen und einzu⸗ richten, daß die größten Schwierigkeiten demnächst der öffentlichen indem sie nicht weiß, wo damit hin. So, meine Herren, dürfen wir nicht sagen, daß das Schwemmsystem oder das Kanalisationssystem etwa die Absicht hätte, ein Verfahren zu finden, welches die Fäkalmassen beseitigt, nein umgekehrt: weil den Bestimmungen, den Anordnungen, Verboten der öffentlichen Be⸗ hörden gegenüber die Waterklosets eingerichtet werden, so hat die öffentliche Verwaltung für den Weg zu sorgen, um nunmehr eine Reinigung der Städte, eine Beseitigung dieser Stoffe herbeizuführen.

Ich habe aber schon gesagt, meine Herren, daß für unsere Städte die Frage vollkommen irrelevant ist, was wir mit den Fäkalstoffen thun x denn quantitativ steht uns das Vier-, das Fünfhundert⸗ das Tausendfache gegenüber an verunreinigtem Wasser, und es giebt kein Mittel, zu verhüten, daß, wenn in einer Stadt eine Wasserleitung ist auf die wir ja Alle nicht verzichten wollen —, ein großer Theil der menschlichen Entleerungen des Tages in diese Wasserabzüge hineingeführt wird. Wir wissen nun Alle, meine Herren, und es ist bis jetzt wenigstens durch Erfahrung festgestell, daß der chemische Prozeß vollkommen resultatlos ist; die neuesten Berichte aus allen Ländern, die wir ja wohl Alle kennen, konstatiren bei jedem Versuch einer chemischen Poudretirung, einer chemischen Desinfektion enorme Verluste. Meine Herren, in Verbindung mit Professor Virchow und anderen Herren aus Berlin habe ich durch Jahre hin— durch in Berlin die Versuche gemacht über die Desinfektion von Kanalwässern, die ja auch veröffentlicht sind. Wir sind zu dem Refultat gekommen, D

daß die billigsten und schlechtesten Desinfektionsinittel doch nicht anzuwenden sind anders, als zu einem Preise von 4-5 Frs. per Jahr und Kopf der Bevölkerung. Ich bitte Sie, zu erwägen, welch eine Summe dies beträgt, wenn Sie in einer großen Stadt versuchen wollten, zu desinfiziren! Und Das Resultat ist ein voll— ständig unbefriedigendes geblieben; die Residuen sind absolut unver— käuflich; das Wasser, welches anscheinend im Anfang geklärt ist, wird nach kurzem Verlauf von neuem faulig, und verpestet die Flüsse unter⸗ halb der Stadt, gleichviel, ob vorher dieser Prozeß der Desinfektion stattgefunden hat oder nicht.

Nun, meine Herren, ich freue mich, wenn es Städte giebt, in denen der Verkauf der Fäkalmassen Erträge abwirft; gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, daß die Stadt Berlin, welche umgeben ist von einem so magern und schlechten Boden, daß es sich wohl der Mühe lohnen würde, dort den Dünger zu ver— werthen, durchschnittlich jährlich 5 Mo Thaler in mi! imè zahlt lediglich für die Abfuhr der Fäkalstoffe, wobei man wohl sagen kann, daß drei Viertel dieser Quantität überhaupt nicht abgefahren wird, sondern doch durch die aften schlechten Kanäle abgeführt wird, und in die Wasserläufe geht, oder sich in den Boden zieht. Diese enermen Kosten will die Stadt vermeiden; sie will sich dabei im Uebrigen im Wesentlichen von den großen Nachtheilen befreien, die eine enorme Quantität verunreinigten Wassers täglich in der Stadt verursachen. Die Stadt Berlin hat geglaubt und ich glaube, dieses System auch allgemein empfehlen zu können diese große Frage lediglich lösen zu können durch die Kombinirung einer allgemeinen Wasserleitung und einer allgemeinen systematischen Kanalisation. Die Stadt Berlin geht dabei von der Erwartung aus, daß die Gesammtkosten der Kanalisation, der Maschinen, der Druckrohre 26 interessirt und amortalisirt werden durch dieselbe Abgabe, welche heute gezahlt wird lediglich für die Beseitigung der Fäkalmassen, und daß, abgetrennt von diesem Systeme, die dort in großem Maßstabe in der Ausführung begriffene Berieselung für sich allein rentabel sein wird und rentabek sein muß, wenn man zu Lasten dieser Berieselung nichts anderes

Güter und den jährlichen Be—

schreibt, als den Ankauf der trieb. Es ist nicht ein kleiner Ort unter ganz beson—

deren, lokalen Verhaäͤltnissen, wie derjenige ist, der uns von dem Herrn Vorredner genannt wurde, von dem ich glaube, daß er uns ein Beispiel sein kann, sondern es sind die große Masse der Städte, welche anders gelegen sind, welche andere Erfahrungen gemacht haben, welche andere Bedingungen kennen, auf die wir ganz besonders regardiren müßen, und ich glaube, Ihnen für diese weit⸗ aus größte Zahl aller Städte empfehlen zu sollen das System einer Kanalisatin mit Anschluß der Waterklosets, die unmittelbare Fort⸗ führung aller verunreinigten Wässer inklusive der Fäkalstoffe aus der Stadt heraus und die endliche vollständige Klärung und Verwendung dieser verunreinigten Wässer auf dem Wege der Berieselung.

Später äußerte der Redner sich noch einmal über denselben Gegenstand wie folgt:

Erlauben Sie mir, Aus Berlin zu machen, einer Stadt, Was ich gebe, ist nur Thatsächliches.

Durch Beschluß der Administration ist festgestellt, daß die Reini⸗ gung der Stadt hergestellt werden soll durch die Kombination einer Wasserleitung und einer Kanalisation. Demzufolge ist die Waffer— leitung obligatorisch; sie ist. obligatorisch geworden für jedes Haus,

für jede Etage, für jede Wohnung; ebenfo sst die Kanalisation obli⸗ gatorisch für jedes Haus, für jede Etage, für jede Wohnung. Sämmt— liche Abgangswässer der Stadt gehen unmittelbar und ohne die Mög⸗ lichkeit irgend einer Zurückhaltung oder Aufspeicherung oder Ansammlung zunächst nach 5 großen Pumpstationen, welche Maschi⸗ nen von etwa 2409 Pferdekraft haben und welche das Wasser der Egouts durch 5 Röhren, 4 Röhren von 1 Meter Durchmesser, und 1L Röhre von 4 Meter Durchmesser, nach den Rieselfeldern drücken, welche zu diesfem Zwecke von Seiten des Magistrats gekauft sind. Die Rieselfelder in Größe von 1560 Hektaren sind frei ohne Ex⸗ propriation erworben; eine Beihülfe des Staats existirt in keiner Weise für dies ganze Unternehmen. Die Ent⸗ sernung der Rieselfelder von der Stadt beträgt 14 Kilometer. Der Hub, die Höhe, wesche die Maschinen zu überwinden haben, d.h. die Höhe, um welche das Rieselfeld höher liegt als das Wasser in den Kanälen, betragt 235 - 3 Meter, wozu die Reibungswiderstande hinzutreten. Die Arbeit ist in voller Durchführung begriffen; an Hunderten von Pumpen wird in der Stadt gleichzeitig gearbeitet, täglich werden 10—15 Häuser mit einer Bevölkerung von 560 Ein wohnern der Kanalisation angeschlofsen, und täglich vergrößert sich das in Kultur befindliche Rieselfeld um 4 Hektar. Ich glaube, meine Herren, es ist der Stadt Berlin eigenthümlich, daß nach einem ganz voraus festgestellten Plan, allerdings indem wir die wichtigen und bedeutenden Erfahrungen und Lehren der Städte Paris und London und anderer, namentlich englischer Städte uns zu eigen gemacht haben, ich sage, daß nach einem voraus fest⸗ gestellten einheitlichen Plan' eine Stadt von? einer Million Einwoh⸗ nern kanalisirt, entwässert, gereinigt wird, und daß die Disposition dahin geht, die gesammten Abgangswässer inklusive aller Fäkalftoffe im Wege der landwirthschaftlichen Ausnutzung durch die Berieselung zu klären und nutzbar zu machen. Das Obligatorische der Einfüh— rung der Wasserleitung in alle Häufer, das bligatorische des An—‚ schlusses aller Häuser an die Kanalisation ist etwas Eigenthuͤmliches und Besonderes; die Ausführung bietet ihre besonders interessanten Seiten dar durch das Klima, unter dem wir leben, durch den Boden, auf dem wir genöthigt sind, die Berieselung durchzuführen.

Ihnen einige thatsächliche, Mittheilungen von etwa 1 Mill. Einwohnern.

für Sie sein mögen.

daß diese kurzen Notizen nicht ganz ohne Interesse Erlauben Sie mir zum Schluß die Versiche⸗ rung aus zusprechen, daß es mir eine große Freude sein wird, allen geehrten Mitgliedern des Kongresses, wenn sie je ibre Schritte nach Berlin lenken sollten, dort ein Fübrer zu sein und alles Dasjenige zu zeigen und zu erklären, was für sie von Interesse sein kann.

Ich hoffe,

Gestern begann in Hoppegarten das Herbst⸗ meeting der Berliner Pferderennen, zu welchem das schöne Wetter ein für die Herbstsaison ungewöhnlich zahl reiches Publikum hinausführte. Zum Rennen um den Staatspreis erster Klasse von 106600 4 starteten von 9 Nennungen drei Pferde: Graf Arnims „Hymenäus“, Frhrn. v. Langens Ehrenbogen“ und Frhrn. v. Op⸗ penheims „Gastgeber!. „Ehrenbogen“ rung davon, und holte sich den ersten Preis mit 200 „M, während sich „Gastgeber ! mit dem zweiten von 9900 4 begnügte. Das Rennen um den deutschen Gestütz— preis nahmen von 51 Nennungen nur 6 Iweijährige an: aus dem Graxitzer Gestüt Berggeist! und Wetterhahn“, Major v. Belows Fackelträger“, Fürst Hohenlohe s „Do⸗ mino“ und „Jützen“, und endlich Fehrn. v. Maltzahns Wohlbehagen V. Schon auf dem vierten Theil der Strecke fetzt sich Jützen an die Spitze, an der er später von „Berggeist“ so hart bedrängt wurde, daß er trotz aller Aufforderung demfelben den Sieg mit einer Länge und die 5009 MM überlassen mußte. Er selbst erhielt 1560 ½ aus den Einsätzen und, Wetterhahn“, der als guter Dritter einkam, seinen Ein⸗ satz zurück. Den Staatspreis vierter Klaffe von 1500 0 sprachen „Biedermann“ und „Vergißmeinnicht aus dem Graditzer Gestüt und Hrn. Espenschieds „Kaiser Rothbart' an. Biedermann“ ließ „Vergißmeinnicht! den ersten Platz nebst 1770 4 und be⸗ gnügte sich selbst mit dem zweiten Preise von 270 6. Ein sehr interessantes Rennen war das DOmnium um den Graditzer Gestüts⸗ preis von 300 „6, zu welchem 8 Pferde aufkanterten. Vis zur Ede beim Wagenplatz gingen die Pferde in zwei Gliedern, dann nahm „Gretchen“ aus dem Hohenlohe schen Stall die Führung, in der sie aber bald von D.. Marckwalds „Recorder“ abgelöst wurde. Dieser ging als Sieger mit 17623 44 aus dem Rennen hervor. Um den Staatspreis von 1505 4 wetteiferten Hr. Lübcke auf Graf Bernstorffs Der Böhme“, Prinz Hatzfeldt auf seinem »Kladderadatsch“. Hr. Nette auf seiner „Ironie“, Tt. v. Tresckow zuf. Dehlschlägers Y. Blair Athol'. Lt. v. Kramsta J. auf Lt. v. Schmidt-Paulis „Fikucius“, Lt. v. Tepper-⸗Laski auf seiner ‚Ein⸗ leitung, und Graf Bninski auf Frhrn. v. Zieglers ‚„Eilig“. „Eilig“ kam als erstes, „Der Böhme“ als zweikes und Kladderadatsch⸗ als drittes Pferd durchs Ziel. Die Preise betrugen 1785 A resp. 285 und 60 A Den Schluß des Tages bildete das Hoppe⸗ garten-Iggdrennen um den Staatspreis von 1760 zu welchem auf der Bahn erschienen: „Flamingo“ unter seinem Besitzer Hrn. Oehlschläger, und „Markgraf“ unter seinem Besitzer Lt. Par⸗ low. Beide Pferde nahmen alle Hindernisse; die mächtige Distanz von 5060 Meter war schlieflich aber dem „Markgraf“ doch zu viel und setzte er sich auf den letzten Platz mit den Einsätzen von 500 A, seinem Konkurrenten den Sieg ganz nach Gefallen anheim—⸗ gebend. Das zweite Herbstrennen findet heute statt.

sprang mit der Füh⸗

Der Qber-Staatsanwalt Giehlow in Kiel, der Strafanstalts⸗ Direktor Krohne in Rendsburg und der Strafanstalts⸗Direktor Grumbach in Hamburg laden, wie der Hann. Cour.“ meldet, auf den 15. November nach Altona aus Schleswig⸗Holstein, dem nörd⸗ lichen Hanncver, Mecklenburg, Oldenburg und den Hansestädten alle Diejenigen ein, welche sich der Gefä ngnißreform thaätig anneh— men wollen, insbesondere Oberbeamte von Strafanstalten, Richter, Staatsanwälte, Anwälte, Verwaltungsbeamte, Geistliche u. . »Bei der großen Verschiedenheit der Ansichten über die Prinzi⸗ pien des Strafvollzugs und seiner Organisation,.“ heißt es in dem erlassenen Einladungsschreiben, „ft es die Aufgabe sowohl derer, welche sich in irgend einer Weise mit dem Strafvolt— zuge hefassen, als aller derer, welchen eine Heilung der Schäden un— seres Volkslebens am Herzen liegt, von denen Verbrechen und Strafe Kunde geben, zur Klärung der Änsichten über den Strafvollzug bei⸗ zutragen und das Interesse für eine gefunde Gefängnißreform zu wecken. Wenn der Gedanke Beifall findet, hoffen die Urheber, sich aus der Altonger Versammlung einen Gefängnißverein für das nord⸗ westliche Deutschland entwickeln zu sehen, der jährlich ein⸗ oder zwei⸗ mal zu öffentlicher Verhandlung zusammenträte. Zunächst soll be— rathen werden über die „Reorganifation des Gefängnißwesens in Deutschland‘ und über „Aufgabe der Gesetzgebung fuͤr die Reform des Strafvollzuges in ihrer Selbstbeschränkung.“

Cöln, 3. Oktober. Die im Gürzenich-⸗-Saale abgehaltene fünfte Haupt versammlung deutscher Dirigenten und Lehrer höherer Mädchenschulen, an welcher etwa 250 Per⸗ sonen, Damen und Herren, Theil nahmen, hat folgende (erste) These angenommen: „Die höhere Mädchenschule bedarf zur Erfüllung ihrer Aufgabe der gemeinsamen Thätigkeit männlicher und weiblicher Lehr⸗ kräfte; auch zu dem Unterrichte an den oberen Klassen ist die Mit⸗ wirkung wissenschaftlich gebildeter Lehrerinnen wünschenswerth.“

Der durch die Ueberfluthung des Rheins im Elsaß verursachte Schaden hatte dem Vaterländischen Frauen? verein Veranlassung gegeben, mit einem Aufrufe zu Beiträgen für die Beschädigten vorzugehen. Die demzufolge Seitens seiner Zweig⸗ vereine und von Privaten veranstalteten Sammlungen haben das Resultat geliefert, daß zu dem gedachten Zwecke bis jetzt 18018 , A 3 aufgekommen sind: ein neuer Bewels, daß der Vaterländische Frauenverein durch seine Organifation und patriotische Grundlage auch in Friedenszeiten gemeinnützig zu wirken berufen und dieser Auf⸗ gabe auch in dem vorliegenden Falle mit segensreichem Erfolge nach— gekommen ist.

Zur Unterstützung der durch das Hochwasser des vergangenen Frühsahrs Beschädigten sind im Laufe des Frühjahrs bel der Regierungs⸗Hauptkasse zu sseldorf 7934, 4M eingezahlt und von derselben vertheilt worden. Außerdem find zum gleichen Zweck aus dem Wasserbau-Fonds der Königlichen Regierung 15, 156 über⸗ wiesen und 160,920 aus Privatsammlungen verwendet worden.

Theater.

Das Königliche Schauspielhaus und das National⸗ Theater feiern heute (Dienstag) Heinrich v— Kleists hundert⸗ jährigen Geburtstag durch Aufführung des neu in Scene ge⸗ setzten Schauspiels: Prinz Friedrich von Homburg‘. Im Nationaltheater geht der Vorstellung ein von Frl. Amalie Sebenti verfaßter Prolog vorauf. Um auch den weitesten Kreisen den Genuß dieser vaterländischen Dichtung zu ermöglichen, hat die Direktion des Nationaltheaters den vielfach an sie ergangenen Aufforderungen entsprechend sich entschlossen, diefe Festvorstellung zu ermäßigten Preisem stattfinden zu lassen.

Fr. Mathilde Mallinger wird demnächst im König—

lichen Opernhause die Rolle der Senta im „Fliegenden

Holländer“ zum ersten Male singen.

Redacteur: F. Pr ehm. Verlag der Crpedition (Kes fel Drück: W. Elsner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

außerdem ein Fahrplan der Niederschlesisch⸗Märkischen . Eisenbahn.

Berlin:

Deutscher Reichs⸗Anzeiger

aats⸗Anzeiger.

Das Ahonnement betrgt 4 M 50 9 für das Vierteljahr.

Ansertionapreis für den Raum einer Zruckzeile 30 *

J. * . Alle Rost· Anstalten des Ju- und Auslandes chmee . ; e GBrstellung au; für Ggerlin außer den Nost · Anstalten . 4 auch die Expedition: SW. Wilhelmstr. No. 32. 1

2240.

Berlin, Mittwoch,

1876.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

dem Stadtrath und Stadtkämmerer G ünther zu Tilsit den Rothen Adler-Orden vierter Klasse; dem Geheimen Re⸗ gierungs und Schulrath Crüger zu Stettin den Königlichen Kronen⸗-Orden zweiter Klasse; dem Pastor Kellner zu Schwirtz im Kreise Namslau, dem Lehrer Sievert am Gym⸗ nasium zu Wernigerode und dem Gerichtsvogt Trumpf zu Vennigsen den Königlichen Kronen-Orden vierter Klasse; dem Schullehrer und Küster Kabelitz zu Pausin im Kreise Ost⸗ havelland, und den Chaussee⸗Aufsehern Recker zu Sternberg und Rohmünder zu Srken im Kreise Grevenbroich das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen.

Deutsches Reich.

Zu Eslohe, Fredeburg, Schmallenberg, Milspe und Kabel im Regierungsbezirk Arnsberg, werden am 16. Sktober d. 8 mit Ortspostanstalten vereinigte Telegraphenämter mit beschränktem Tagesdienst eröffnet.

Arnsberg, den 7. Oktober 1876.

Kaiserliche Ober⸗Postdirektion. Am 16. d. Mts. wird in Heidelberg eine Telegramm-An—

nahmestelle in Vereinigung mit dem in der Marstallstraße belegenen Stadt-Postamte mit vollem Tagesdienst eröffnet werden.

Karlsruhe, den 5. Oktober 1876. Der Kaiserliche Ober-Postdirektor.

Königreich Preußen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: der Wahl des Gymnasial⸗Qberlehrers Hr. Franz Adam in Wongrowitz zum Vn des Gymnasiums in Patschkau die Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen; und den Appellationsgerichts⸗ Referendar a. D. Koetz zu Mag⸗ deburg, in Folge der von der Stadtverordneten versammlung zu Buckau bei Magdeburg getroffenen Wahl, als zweiten Bürgermeister (Beigeordneten) der Stadt Buckau für die gesetzliche zwölfjährige Amtsdauer zu bestätigen.

Ministerium der geistlichen, unterrichts⸗ und Medizinal-⸗Angelegen heiten.

Beim Friedrichs⸗-Kollegium zu Königsberg i. Pr. ist der ordentliche Lehrer hr. Viktor Mergu ct, und

am Wilhelms⸗-Gymnasium daselbst der ordentliche Lehrer br. Qs kar Erdmann zum Oberlehrer befördert worden. Der praktische Arzt ꝛc. Dr. Risse zu Thorn ist zum Kreiswundarzt des Kreises Thorn ernann? worden.

Justiz⸗Ministerium. J Der Rechtsanwalt und Notar Meißner zu Osterwieck ist in gleicher Eigenschaft an das Kreisgericht zu Quedlinburg e n, ft seines Wohnsitzes in Aschersleben versetzt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Nath und Ober⸗Berghauptmann Krug von Nidda aus Dberschlesien.

Oeffentliche Bekanntmachung.

2 Nachdem durch den Staatshaushalts(Etat die Mittel zu fipendien für Thierärzte behufs einer weiteren wissenschaft⸗ lichen Ausbildung derselben zur Verfügung gestellt worden ind, hat der Herr Minister für die landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten bestimmt, daß diese Stipendien im Betrage von 500 M für das Semester an solche Thierärzte bewilligt petden können, welche die Staatsprüfung in Preußen be⸗ anden, sich befähigt gezeigt und tadellos geführt haben und pelche beabfichtigen, zu obigem Zweck eine Thierarzneischule, Universität oder landwirthschaftliche Akademie zu besuchen.

Die Bewerbungen sind an die technische Deputation für Us Veterinärwesen und zwar für das laufende Winter— Smester bis zum 15. November, später für das Winter— emester bis zum 1. August, für das Sommer⸗Semester bis Un J. Februar des betreffenden Jahres einzureichen. Den⸗ flben sind die Abgangszeugnisse von den besuchten Thier— hneischulen, die Appröbation und ein von der Ortsbehbrde Eusgestelltes Führungsattest beizufügen.

Berlin, den 19. Slftober 186.

Königliche technische Deputation für das Veterinärwesen.

Marcard.

Bekanntmachung.

Dem Markscheider Hermann Kutscher aus Clausthal ist von uns am heutigen Tage die Konzession zu Verrichtung von Mark⸗ ker, . für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.

Clausthal, den 5. Oktober 1876.

Königliches Ober-Bergamt.

Aichtamtlich es.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen am Montag in Baden die Vorträge des Geh. Legations-Rathes v. Bülow, sowie des Militär- und des Civil-Kabinets entgegen und empfingen einige Fremde von Distinktion.

Dem Bundesrath ö. jetzt auch der Etat für die Verwaltung des Reichsheeres auf das Vierteljahr vom 1. Januar bis 31. März 1877 zur Beschlußnahme vor.

Die in der heutigen Börsen⸗Beilage abgedruckte ta⸗ bellarische Uebersicht der W ochenausweise der deutschen Zettelbanken ergiebt folgende summarische Daten: Es betrug der gesammte Kassenbestand der 19 In⸗ stitute der Tabelle 694,669, 000 , d. h. gegen die Vorwoche weniger 13,729,000 S½; der Bestand an echseln belief sich auf 78,751,000 Mυς, und konstatirt eine Zunahme von 31,838,009 66 gegen die Vorwoche; die Lombardforderungen mit 105,999, 006 haben sich um 14,144,909 , der Noten⸗ umlauf mit 968,669, 000 M hat sich um 5, 4690 S der Vormoche gegenüber w ce hrt, mährend Ute kaglich fälligen Verbindlichkeiten im Betrage von 175,595,009 M eine ö. nahme um 37,711,000 S und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 136,616, 000 6 eine solche

von 4,027,000 6. nachweisen.

Bayern. München, 9. Oktober. (Allg. Ztg.) Einem heute Mittags abgehaltenen Ministerrath haben nach etwa zwei Monaten zum ersten Mal wieder sämmtliche Staats⸗ Minister n . Das „Vaterland“ bringt heute die Mittheilung, „daß Hr. Graf Ludwig Arco⸗Zinneberg, welcher, weil fast ständig, und auch zur Heik von München abwesend, zu der Vorbesprechung für die Reichstag swahlen nicht ge— laden werden konnte, die in seiner Abwesenheit auf ihn gefallene Wahl in das voraussichtlich viel beschäftigte Comité anzu⸗ nehmen leider nicht in der Lage ist.“ Der Hr. Graf druͤckt indessen seine aufrichtigen Wmf für ein ehrliches und einiges Zusammenwirken aller Katholiken Münchens bei den bevor— stehenden Wahlen aus und wird seinen ganzen Einfluß in diesem Sinne geltend machen. Dazu bemerkt die „Allg. Ztg.“: „Das ist ein recht höflicher Absagebrief, aber eben doch eine Absage. Ob und welches ultramontane Wahlcomits hier besteht, kann übrigens ganz gleich— gültig sein, denn München J. hat bisher im liberalen und Leichstreuen Sinn gewählt und wird das bei der nächsten Wahl auch wieder thun, man wird das schon jetzt behaupten dürfen, ohne auf prophetische Gabe Ansprüch zu machen.“ Während bezüglich des Parksteiner Wahlaufrufs der den klerikalen Blättern noch fortwährend viel zu schaffen macht die „Amberger Volkszeitung“ meldet: „In Parkstein . gar keine Wählerversammlung stattgefunden. Der von Rothenstadt eingesandte Wahlaufruf wurde lediglich vom Vorstand des Männervereins unterschrieben, in der gewöhn⸗ lichen Monatsversammlung aber einstimmig verworfen,“ wer— den im „Vaterland“ vier weitere oberpfälzer Gemeinden auf⸗ geführt, von welchen Zustimmungserklaͤrungen zu jenem Wahl— aufruf erfolgt sind.

Sachsen. Dres den, 10. Oktober. (Dr. J) Die e van⸗ gelisch-lutherische Landessynode beschäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung mit dem Erlasse der in Evangelicis beauftragten Staats-Minister, betreffend die Re elung der finanziellen Lage der Geistlichen. Das Kir enregiment erbittet sich in diesem Erlasse die Ermächtigung, nach Verneh⸗ mung mit der Landesvertretung ein Kirchengesetz zu publi— ziren, durch welches der Minimalgehalt der geistlichen Stellen auf 2400 60 erhöht und außerdem festgesetzt wird, daß den Geistlichen in ähnlicher Weise wie Lehrern vom 10. bis 25. Dienstjahre aller 5 Jahre Alterszulagen gewährt werden, die zur Hälfte vom Staate, zur anderen Hälfte ebenso wie die Erhöhung der Minimal⸗ gehalte von den Kirchengemeinden zu tragen sind. Im Falle des Unvermögens der Gemeinden soll der Staat eintreten. Die Diskussion bewegte sich in der Hauptsache um die Moda⸗ lität der Aufbringung der Alterszulagen. Fast allseitig war man darüber einverstanden, daß den Kirchengemeinden die Zah⸗ lung von Alterszulagen nach den üblen Erfahrungen, welche man mit dem System der Aufbringung der Dienstalterszu⸗ lagen der Lehrer durch die Gemeinden gemacht habe, direkt nicht anzusinnen sei; doch gingen die Meinungen darüber aus⸗ einander, ob der auf die Kirchengemeinden entfallende Antheil

ebenfalls auf die Staatskasse übernommen (Antrag des Superintendenten Dr. Kunze), oder aus einem, aus Prozenten der , und durch allgemeine Kirchenanlagen zu bil— denden Kirchenfond gedeckt werden soll (Antrag des Professors Dr. Luthardt). Die Vorlage mit den dazu eingebrachten An⸗ trägen wurde dem Verfassungsausschuß überwiesen. Die nächste Sitzung findet am Donnerstag sstatt.

Sessen. Darmstadt, 8. Oktober. Die Zweite Kammer beschloß bei der Budgetberathung das Ersuchen an die Regierung, die Staatsschuldentilgungs⸗Kasse mit Ablauf des aher 1876 als besondere Behörde aufzuheben und, unter geeigneter Verringerung des Beamtenpersonals, mit der Haupt⸗Staatskasse, sei es auch als besondere Abthei⸗ lung, jedenfalls aber unter gemeinschaftlicher Oberleitung, un⸗ beschadet der Kontrole der Stände, zu vereinigen. Die Erste Kammer ist diesem Ersuchen nicht beigetreten. Mit Berück⸗ sichtigung der von dem Finanz⸗Ministerium in der emein⸗ schaftlichen Sitzung mit dem Finanzausschusse der Zweiten Kammer geltend gemachten Gründe, welche sich auf den Um⸗ tausch der Aktien der n, ,,, Eisenbahnen ge en Staats⸗ obligationen und auf die Abwicklung des Rothschildschen An⸗ lehens in diesem Jahre beziehen, beantragt der Ausschuß nun⸗ mehr, das Ersuchen dahin zu modifiziren, daß die Staats⸗ schuldentilgungs⸗Kasse mit Ablauf des Jahres 1877 als be⸗ sondere Behörde aufgehoben werden möge.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 9. Oktober. Der Landtagsausschuß für das Herzogthum Gotha, welcher behufs verfassungsmäßiger Prüfung der Domänenkasserechnung und der Staatskassenrechnungen auf die Zeit vom 1. Juli 1874 bis ult. Juni 1875 am 5. September 34 zusammen⸗ trat, hat sich am 7. d. M. wieder vertagt, nachdem sich zuvor der Wisschuß sür ven eiiie infchaft lichen Eendtug der Yergo 8 itärze goburg und Gotha in der Zeit vom 14. 56 19. August e. der verfassungsmäßigen Prüfung der Jährez— rechnung über die gemeinschaftlichen Einnghmen und Aus⸗ gaben der beiden Herzogthümer auf dieselbe Zeit unter⸗ zogen hatte.

Lippe. Detmold, 19. Oktober. ürstin sind am gestrigen Abend von eiermark zurückgekehrt.

Lübeck, 10. Oktober. (8. Ztg.) Der Kronprinz von Dänemark wurde auf seiner gestern gemeldeten Durchreise von dem Königlich dänischen Konsul, Hrn. Charles Petit, am Bahnhofe empfangen und nach dem Hafen geleitet, von wo aus um 3 Uhr mittelst des Dampfers „Orion“ die Abreise nach Kopenhagen erfolgte.

Der Fürst und die Donnersbachwald in

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Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. Oktober. Die öster⸗ reichischen Minister verlassen heute Pest, nachdem der Wort— laut der gemeinsamen Gesetzvorlagen, betreffend das Zoll und Handelsbündniß, den Quotenbeitrag, die S0⸗Millionenschuld mit der ungarischen Regierung vereinbart worden sind. Der König von Griechenland trifft morgen hier ein.

11. Oktober. (W. T. B.) Wie das „Fremdenblatt“ meldet, beabsichtigt die Verfassu ngspartei des Abgeord⸗ netenhauses gleich nach Eröffnung der Session, die Regie⸗ rung über die politische Lage und insbefondere“ über ihre Stellung zu den Ereignissen im Orient zu interpelliren. Demselben Blatte zufolge ist die Mittheilung, wonach es in der Absicht der Regierung läge, einen auf die Uebe rnahme der Privatbahnen durch den Staat abzielenden Gesetz= entwurf vorzulegen, ungenau; eben sowenig werde daran gedacht, eine Vorlage zu machen, durch welche für die Garantie“

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verpflichtung die Goldwährung bestimmt würde; dagegen sei es zweifellos, daß die Regieruͤng Gesetzvorlagen einbringen müsse, welche ihr für die Geschäftsführung und den Betrieb e fer Gesellschaften einen erweiterten Einfluß einräumen würden.

Prag, 9. Oktober. Für die Anwesenheit des Kaiser⸗ paares in Prag werden umfassende . getroffen. Ein großartiger und festlicher Empfang wird von Seite der Gemeinde und, der Korporationen vorbereitet. Der Tag der Ankunft und die Dauer der Anwesenheit find noch nicht defi⸗ nitiv festgesetzt. Die „Narodni Listy“ erklären Gregr's Broschüre für den Ausdruck seiner persönlichen Ansichten, die nicht als eine Manifestation der j

; i jung ez echischen Partei angesehen werden dürfen. Die Broschüre sei lediglich eine Privatarbeit ohne

; jegliche Mitwirkung oder Mitwi sen⸗ schaft der Partei. Dieselbe stimme nicht überein mit dem, was in der Broschüre bezüglich des böhmischen Staatsrechts, des gesetzlichen Widerstandes, der Reichsrathsbeschickung, der Reviston des Programmes gesagt wird. Die Broschüre sei ferner unzeitgemäß, da gegenwärtig die orientalische Frage die Czechen über häusliche Streitigkeiten erhebe. Zara, 9. Oktober. Heute wurden die Landtagswahlen für Dalmatien ausgeschrieben.