vest, 9. Oktober. responudenz“ me Der 3 welcher die österreichischen Minister hierherführte, ist erreicht. Die Texrtirung der den Ausgleich bildenden Gesetzentwürfe ist genau festgestellt und an die Schlußredaktion in der Nachmittags abgehaltenen gemeinsamen Minister⸗Kon⸗ ferenz die letzte Hand angelegt worden. — Nachmittags fand auch eine Sitzung der Han dels-⸗ und Gewerbekammer statt, und zwar Behufs Erörterung der Momente, welche der Regierung anläßlich des mit Deutschland abzuschließenden neuen Handelsvertrages in Bezug auf die festzustellen den Zölle besonders zu empfehlen wären. Die Regierung ließ sich dei dieser Gelegenheit durch den Seftions⸗Rath Dr. Matlekovics vertreten.
Agram, 9. Oktober. In der heutigen Landtagssitzung legte der Banus den Landesvaoranschlag pro 1877 vor, welcher dem Budgetausschusse zugewiesen wurde.
— Anläßlich des Beginnes der parlamentarischen Herbst⸗ campagne im kroatischen Landtage wird der „Pol. Korr.“ aus Agram geschrieben: „Zumeist dürften sich die Klagen voraussichtlich gegen die Straßen wenden und bei dieser Ge⸗ legenheit auch die Frage der Grenzeisenbahnen angeregt werden, von welchen man im Wege der Ideenassoziation auf die Reinkorporirung der Militärgrenze, auf den Gebrauch der ungarischen Sprache bei den Eisenbahnen, und wie diese ständigen Klagen alle lauten, kommen wird. Die eu ropäi⸗ schen Wirren werden hier, wie dies sich wohl von selbst versteht, unausgesetzt mit jener gespannten Aufmerksamkeit verfolgt, die ihnen in der ganzen Welt gewidmet wird. In unseren kroatischen Kreisen läßt man der Politik des Grafen Andrassy volle Gerechtigkeit widerfahren und erkennt sie als die richtige, den Interessen der Gesammt-Monarchie entsprechende an. Es muß jedoch als rühmenswerth hervorgehoben werden, daß sich selbst die, der herrschenden Politik weniger freundlich gesinnten Kreise einer Mäßigung befleißen, die in anderen siavischen Ländern kaum anzutreffen sein wird — ein Moment, das in erster Linie dem Verhalten unserer Regierung gutgeschrieben werden muß, das aber auch an maßgebender Stelle bereits anerkannt worden ist. — Landtags⸗Präsident Krestics be— findet sich zur Stunde in Wien, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach mit den leitenden Kreisen Fühlung gewinnen wird.“
Großbritannien und Irland. London, 9. Oktober. (E. C.) Der deutsche Botschafter, Graf Münster, kam mit seinen Töchtern am Sonnabend Abend von Hannover an. Gestern Abend kehrte auch der österreichische Bot⸗ schafter, Graf Beust, von Wien wieder nach Lon— don zurück. — Der Minister des Innern, Mr. Croß, wird im November Birmingham besuchen, und die kon servative Partei daselbst wird ihm zu Ehren ein Bankett veranstalten. — In Manchester soll am 28. Oktober eine große Kundgebung der konservativen Vereine stattfinden; durch dieselbe soll die auswärtige Politik der Re— gierung unterstützt werden. — Mr. G. W. Ro maine, früher Admiralitäts⸗-Sekretär und kürzlich General-Advokat des Heeres in Indien, geht morgen nach Kairo, wo er die Stellung eines Mitgliedes des ägyptischen Ober— Rechnungsrathes angenommen hat. — Die Admiralität beabsichtigt die Masten des versunkenen „Vanguard“ mit Dynamit zu zersprengen.
Frankreich. Paris, 9. Oktober. Der Präsident Marschall Mac Mahon hatte heute eine Berathung mit dem General Chg nch. der bereits heute Abend hach Algier zurückkehrt. — Die Karren der Maires und Ben geordneten sind in den 33,000 Gemeinden Frankreichs in Ruhe verlaufen. Ueber die Ergebnisse des verwichenen Sonn— tags ist jedoch heute noch wenig zu melden. Endgültig liegen sie nur aus drei Departements vor: dem Loiret, wo von 322 gewählten Maires 233 schon im Amt waren und wieder— gewählt wurden; aus der Corrèéze, wo 168 von 255 Maires beibehalten wurden und aus dem Allier, wo von 288 Maires 243 wiedergewählt wurden. Im Departement Pas-de-Calais waren die Veränderungen gleichfalls nicht zahlreich, die. Mehrzahl derselben fiel jedoch im republikanischen Geiste aus. Der „Bien Public“ meldet, daß in der Gironde eine gewisse Anzahl bonapartistischer Maires wiedergewählt wurde. — Zu Ende dieser Woche wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, ein Rundschreiben des Mi? nisters des Innern an die Maires abgesandt werden. Der Minister wird die Gewählten in demselben an ihre Pflichten sowohl der Regierung als ihren Gemeinden gegen⸗ über, ermahnen. — Die in Paris anwesenden radikalen Abgeordneten haben sich gestern bei ihrem Präsidenten Lepère versammelt und die Wünsche ihrer . für die am 30. d. M. beginnende Sitzungsperiode der Kammer vorläufig besprochen: Vermehrung der republikanischen Elemente in der Verwaltung, Ausdehnäüng der Amnestiemaßregeln, aber ohne die eigentliche Amnestie zu verlangen; Fortsetzung der Budget⸗ berathung im bisherigen Sinne; das sind die Punkte, über die man hauptsächlich verhandelte. — Der „Fran ais“ tritt! für den Grundsatz ein, daß der Singt das Recht habe, Posten, die von den Abgeordneten ge—⸗ strichen sind, wieder in das Budget zu setzen. — Der Handelsrertrag Frankreichs mit der Schweiz ist, weil die Arbeiten für einen neuen Vertrag ssch noch sehr lange hinausziehen, bis zum September des nächsten Jahres Verlängert worden — Auf dem Marsfeld und am Trocadero sieht man die ersten Erdarbeiten für die A usstellung ver 1878.
Der „Köln. Ztg.“ entnehmen wir folgende Mittheilung Aus Paris, vom 8. 6. M.: „Heute fand in Paris eine kleri⸗ Tale Kundgebung zu Gunsten von El saß⸗Lothringen sttatt. Die in Paris wehnhaften Elsaß⸗Lothringer wurden wall⸗ fahrtend nach der provisorischen Kapelle des „Sacré⸗Coeur“ auf Ment martre geführt. Ter Sammelpunkt war auf dem Peters platz. Gegen 2 Ühr Nachrrittags hatten sich ungefähr 5000 Pilger und Pilgerinnen, größtencheils Leute aus dem Volk, auf dem Peterszolatze eingefunden, von wo sie in Prozession nach der Ka, elle zogen, um die sie mehrere Male herumzogen. Nach dem Herummarschstellten sich die Pilger und die Pilgerinnen auf dem Platz vor der Lapelle unt die Geistlichkeit herum in einem Halbkreis arif, worauf einer der Geistlichen, der Elsässer Tofen— bach, eine Predigt in deutscher Sprache hielt, in welcher er sagte: „Unser Wunsch ist endlich erfüllt; alle Elsaß-Lothringer sind heute beisammen. Machen wir Alle unfere Ileg culpa und sprechen wir unsere Hoffnung in die Zukunft aus, indem wir das Herz Jesu anbeten.“ Nach Dosenbach sprach ein an⸗ derer elsässer Priester in franzöfischer Sprache. Die Pilger und Pilgerinnen hörten die heiden Redner ruhig an.
Die „‚Pester Korrespondenz“ meldet:!
Nach diesen beiden Reden begab sich die Prozession unter dem Absingen des „Dien de Clémence sauve Rome et la France au
nom du Sacré-Coeur- nach der Kirche.
Spanien. Madrid, 98. Oktober. (Köln. Ztg.) Die Königin Isabella begiebt sich morgen zum Besuche der Prin⸗ zessin Adalbert von Bayern nach München.
— 10. Oktober. (W. T. B.) Die Ernennung des Generals Martinez Campos zum Ober-⸗Befehls⸗ haber der Truppen auf Cuba ist nunmehr erfolgt und amtlich publizirt; mehrere neuerlich erst erbaute Schiffe haben Befehl erhalten, sich zur Verstärkung des in den cubanischen Gewässern kreuzenden Geschwaders nach dort zu begeben. — Das Journal „Epoca“ spricht sich gegen einen Hirtenbrief des Bischofs von Minorga lebhast miß— billigend aus, welcher die Protestanten und alle, die mit den⸗ selben verkehren, mit dem Kirchenbanne belegt.
Italien. Rom, 8. Oktober. (Ital. Nachr.) Gestern kam im Rom die erste aus 200 Personen bestehende Karavane spanischer Pilger an. Dieselben wurden durch den Nun— tius in Madrid eingeladen, sich von jeder politischen Demon⸗ stration fernzuhalten. — In Folge vorherigen Uebereinkommens zwischen dem Internuntius und der brasilianischen Regie— rung ist der Bischof von Olinda eingeladen worden, sich in seine Residenz zu begeben. Der Entscheidung über die Konfraternitäten wird nicht vorgegriffen und diese Angelegen⸗ heit, um sie nicht zu erschweren, zwischen der Regierung und dem Internuntius geordnet werden.
Bologna, 9. Oktober. (Köln. Ztg.) Heute Morgen wurde in der hiesigen Dreifaltigkeitskirche der Katholiken⸗ Kongreß eröffnet, wobei eine kurze Zuschrift des Papstes zur Verlesung gelangte, die zur Betheiligung an den Gemeinde⸗ wahlen auffordert, „um derselben Rechte theilhaftig zu werden, deren sich die Revolution erfreue.“ Der Herzog von Salviati setzte als Präsident auseinander, daß der Zweck des Kongresses darin bestehe, „die Revolution zu bekämpfen und die Autorität des Papstes in ihrer Unversehrheit wieder herzustellen.“
Türkei. Aus Konstantinopel liegen heute folgende zwei Depeschen vor:
10. Oktober. (W. T. B.) Die hiesige „Agence Havas“ meldet: Die Pforte wird, vertrauend auf die Absichten der Mächte, wahrscheinlich den von allen Mächten übereinstimmend verlangten einmonatlichen Waffenstillstand bewilligen.
— 10. Oktober. (W. T. B.) In dem heutigen außer⸗ ordentlichen Ministerrathe wurde, wie die „Agence Havas“ meldet, beschlossen, einen sechsmonatlichen Waffenstill— stand, bis Ende März 1877, zu bewilligen. Diese Ent⸗ schließung und die Bedingungen für den Waffenstillstand sollen den Mächten morgen durch ein Cirkularschreiben mitgetheilt werden. Die Pforte wird nunmehr für eine schleunige Ein⸗ führung der neuen Reformen Sorge tragen. — Der ehemalige Präsident des Staatsrathes, Kiamil Pascha, ist gestorben.
Sophia, 28. September. Der „Pol. Korr.“ geht von hier folgender Bericht zu: Während die Pforte eifrig damit beschäftigt ist, die Urheber und Schuldigen der letzten Gräuel— thaten zu entdecken, tauchen in einigen Bezirken neue „Helden“ auf, welche das Leben und Eigenthum der ruhigen und loya⸗ len Unterthanen des Sultans bedrohen. In Pljeyne selbst treiben zwei bekannte Pomaken, Hassan und Mehmed, welche sich um die türkischen Behörden nicht entfernt kümmern, in der unverschämtesten Weise ihr Nnwesen. Man hat es da mit einem sörmlichen Brigantenthum zu thun, welches sogar die Sicherheit der ganzen Stadt ernstlich gefährdet. Dem Mutessarif bedeuteten sie, zu schweigen, da sie sonst auch mit ihm, den sie einen verkappten „Gjaur“ nennen, kurzen Prozeß machen würden. Die Helfershelfer dieser Gesellen auf dem flachen Lande meh— ren sich und machen sich in der unangenehmsten Art bemerk— bar. Aus den Dörfern Mudvenja, Toroß und Ober⸗Mitro— polje dringen Nothschreie und Hülferufe immer lauter zu den Behörden. Die Untersuchungskommission schickte Funktionäre zur, Untersuchung und Beseitigung der mißlichen Zustände dahin ab. Indessen ist es sicher, daß ohne genügende bewaff— nete Macht diesen türkischen Räuberbanden das Handwerk nicht gelegt werden wird. Auch der Mutessarif des Orchaner Kreises bat um Truppen, damit die Ordnung aufrecht erhalten werden könnte. Zwei bulgarische Renegaten, Hun-Meto und Vrazeschli, machen diesen Kreis unsicher. Ihre Bande hat bereits zwel Dörfer, Lupen und Ossikowitza, total ausgeplündert. Zwar erhob sich ein türkischer Notabler, Namens Junus Aga und sucht die Bulgaren zu schützen, allein ohne militärische Assistenz wird man nicht viel ausrichten. Die Einwohner von Tatar— Bazardjik haben eine „Masbata“ (Gesuch) an die Pforte ab— geschickt, um Ersatz für den ihnen von den Tscherkessen zuge— fügten Schaden anzusprechen. Der Kaiserliche Kommissär Hadzi⸗JIvantscho⸗Pentschovits hat 15,000 türkische Gold—⸗ lire zur Vertheilung an die meistbeschädigten Familien der genannten Stadt erhalten. In Tatar— Bazardjik wird eifrig an der Herstellung der zerstörten Häuser, am Wiederaufbaue der Ortskirche und der zwei Schulen ꝛc— gearbeitet. — Zwei Softas wollten hier Unordnungen durch aufreizende Predigten hervorrufen. Dieselben wurden unter Escorte nach Nisch zur Aburtheilung abgeschickt. Es ist wahr—⸗ scheinlich, daß die Pforte eine Art Standrecht für derartige Delikte im Vilajet Adrianopel proklamiren werde. — Hier wird ein neues Spital mit einem Belegraume für 400 Betten errichtet. Der Stabsarzt Hassip⸗Bey ist mit der Organisirung des Sanitätsdienstes betraut. Es fehlt hier nicht an Doktoren, wohl aber an Verbandzeug und Charpie, was aus der Haupt⸗ stadt fchwer zu erhalten ist.
Belgrad, 7. Oktober. Der „Pol. Korr.“ wird von hier geschrieben: Die letzten Kämpfe haben das Verwundetenkon⸗ tingent beträchtlich vermehrt. Man war gezwungen, hier drei neue Spitäler, in zwei Kommunalschulen und dem Priester⸗ seminar, zu errichten. Von nun an werden die westlichen Kreise Verwundete aufnehmen müssen, da die Krankenhäuser in den südöstlichen Kreisen keinen Belegraum mehr aufweisen. Trotz dieses ede sind neue Legionen in der Bildung be— griffen.
Zur Ibar-Armee sind sieben große Geschütze, die eben in Kragujewatz fertig wurden, abgeschickt worden. In der Kanonen— . wird Tag und Nacht gearbeitet. Brünner Fabrikanten haben über 50,060 Wintermäntel zu liefern. Eine Partie ist gestern hier eingetroffen. Die Regierung zahlt die Lie— ferungen baar.
Im Morawathale herrscht seit dem 1. Oktober Ruhe. Die serbische Armee wird wahrscheinlich in der Defensive verharren. Abdul Kerim Pascha scheint noch Verstärkungen abzuwarten,
ehe er zur Offensive übergeht. Die serbische Regierung soll den Mächten konfidentiell mitgetheilt haben, daß sie nach wie vor auf dem in der Note vom 26 v. M. präzisirten Stand⸗ punkte stehe. Sie wird einen formellen Waffenstillstand, welcher Garantien gegen Ueberfälle des Feindes gewährt, rückhaltslos annehmen.
Ragusa, 9. Oktober. Es liegen jetzt der „Polit. Korr.“ genauere Angaben über die Kämpfe vor, welche am 6. und L d. M. zwischen den Corps des Wojwoden Vukotic und Moukhtar Paschas stattgefunden haben, die sich an der Grenze des Distriktes Grahovo in einer langen Linie gegenüberstan— den. Montenegrinischen Berichten zufolge war das Gefecht am 6. d. M. vorwiegend ein Artilleriegefecht, welches durch sechs Stunden anhaltend geführt wurde. Am 7. d. M. wurde der Kampf um 3 Uhr Morgens wieder aufgenommen und bis 7 Uhr Nachmittags mit größter Erbitterung fortgeführt.
Der aus vier Bataillonen bestehende rechte Flügel der montenegrinischen Armee wurde von den Truppen Moukhtar Paschas von zwei Seiten angegriffen. Dieser Angriff wurde indeß abgeschlagen und die Türken, vollständig deroutirt, flohen bergab gegen Klobuk. Der türkische Verlust soll 1306 Todte betragen; die Montenegriner hatten 145 Todte und Verwun— dete. Ein Theil der montenegrinischen Armee unter dem Kommando des Wojwoden Dakovic überschritt den Fluß Tre⸗ binsica und steht im Rücken Moukhtar Paschas. Peko Pavlo— vie zieht alle detachirten Insurgenten⸗-Abtheilungen an sich. Ein Beweis dafür, wie unerwartet auf manchem Punkte der kürkische Angriff kam, dürfte darin zu sehen sein, daß ein herzegowinisches Bataillon, dessen Vorposten schliefen, türkischerseits überrumpelt und mit schweren Verlusten in die Flucht geschlagen wurde. .
Uehrigens soll auch gestern, den 8. d., gekämpft worden sein und hätten die Montenegriner auf der ganzen Linie Vor— theile errungen. Der Bruch der Waffenruhe, welcher in den hiesigen Konsularkreisen Aufsehen erregt hat, wird türkischer— eits damit entschuldigt, daß die Insurgenten die Telegraphen— leitung zwischen Trebinje und Ljubinje zerstörten, weshalb Moukhtar Pascha die Verlängerung der Waffenruhe nicht er— fahren habe. Die Montenegriner ihrerseits behaupten, ihm den Waffenruhebeschluß mitgetheilt zu haben.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Oktober. Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht folgende Depesche aus Livadia vom 7. Oktober: Se. Kaiserliche Hoheit der Groß fürst Thron folger ist am 25. September (7. Oktober) um 123 Uhr Mittags auf der Kaiserlichen Jacht „Livadia“ in Livadia eingetroffen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. Oktober. Durch Königliche Verordnung vom 29. v. Mts. wird die Einfuhr von Kartoffeln aus Amerika sowohl, wie von den europäischen Ländern — England, Portugal und Griechen— land — wo ein derartiges Einfuhrverbot nicht erlassen worden ist, verboten, um dadurch die Einschleppung des Eolorado— käfers zu verhindern.
Amerika. Dominikanische Republik. Puerto Plata, 9g. September. Der Aufstand, welcher vor einigen Wochen in der Provinz Cibao ausbrach, ist im Wachsen und hat sich auf andere Landestheile ausgedehnt. Die Stellung der Fremden ist nicht überall eine gänzlich ungefährdete.
Brasilien. Dem Reuterschen Bureau in London wird aus Rio de Janeiro unterm 6. d. M. telegraphirt: Die brasilianische Regierung hält ihren Protest vom 15. Juli gegen den im Januar d. J abgeschlossenen Vertrag zwischen den Repräsentanten der Regierung von Paraguay und den englischen Bondsbesitzern aufrecht und besteht auf die Priorität ihrer Rechte auf die Zahlung der Kriegsentschä— digung, welche Paraguay ihr schuldet.
Afrika. Aus der Capstadt wird dem „Standard“ unterm 18. v. M. gemeldet, daß der Krieg in Transvaal fortdauert. Die Regierung beschränkt sich auf die Defensive. Die Legislatur tagt, und der Präsident erklärte, daß das Mi— litärsystem der Reorganisation bedürfe.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Darmsta dt, Mittwoch, 11. Oktober. Die Zweite Kammer ist auf den 18. d. einberufen worden. Haupt⸗Berathungs⸗ gegenstand der ersten Sitzung ist ein Gesetzentwurf wegen der Erhöhung der Lehrergehalte.
Paris, Mittwoch, 11. Oktober, Vormittags. Das Dournal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches der
—
Senat und die Deputirtenkammer auf den 30. d. einbe— rufen worden.
Paris, Mittwoch, 11. Oktober, Mittags. Die „Agence Havas“ veröffentlicht folgendes Telegramm aus Konstantinopel vom 19. d. M. Abends: In dem heute stattgehabten außer⸗ ordentlichen Ministerrath fand der Vorschlag auf Abschluß eines Waffenstillstandes zuerst einen lebhaften Widerstand. Schließlich wurde, in Erwägung, daß der beantragte Waffenftillstand auf die Dauer von sechs Wochen, wegen der kurzen Zeit⸗ dauer große Gefahren für die Türkei, für den unwahrschein⸗ lichen Fall des Scheiterns der Friedensverhandlungen mit ' sich bringen müßte, beschlossen, den Mächten die Bedingungen mitzutheilen, unter welchen die Pforte sich bereit erkläre, einen Waffenstillstand von 5 oder 5 Monaten abzuschließen. Ein solcher Waffenstillstand würde nach Ansicht der Pforte einen dreifachen Vortheil haben: Erstens würde die Pforte in dem erwähnten Zeit⸗ raum die Möglichkeit haben, den überreizten Fanatismus ihrer muselmännischen Unterthanen zu beruhigen; zweitens würde sie nicht in die Lage kommen können, die Feindseligkeiten zu einem Zeitpunkte wieder aufzunehmen, in welchem die Jahres⸗ zeit die militärischen Operationen erschwert; drittens würde es in der Zwischenzeit leichter möglich sein, ein Einvernehmen über die Friedensbedingungen und die allgemeinen Reformen herzustellen, welche für das gesammte Reichsgebiet zu erlassen wären. Morgen soll die Mittheilung über die Bereitwilligkeit der Pforte zur Bewilligung eines fünf⸗ oder sechsmonatlichen Waffenstill— standes den Botschaftern der Mächte mitgetheilt werden. Das Telegramm der „Agence Havas“ fügt hinzu, daß man in Kon⸗ stantinopel die Annahme der Bedingungen der Pforte für wahrscheinlich halte.
Madrid, Dienstag, 10. Oktober. Die Regierung hat sich, wie das Journal „Tiempo“ meldet, das Recht vorbe⸗ halten, den Beschluß der Generaljunta von Biskaya, durch welchen die Gehaltszahlung für die Geistlichkeit f
wurde, zu modifiziren oder ganz aufzuheben, da derselbe einen
suspendirt dein alten römischen Castrum am Wichelshof vorüber.
Bruch der freundschaftlichen Beziehungen zwischen und dem Vatikan herbeiführen könnte. New⸗York, Mittwoch, 11. Oktober.
Wahlkampf äußerst lebhaft. Die Resultate desselben sind bis
jetzt noch nicht vollständig bekannt, doch scheint es, nach den
vorliegenden Ergebnissen, daß in Indiana der demokratischen,
in Ohio der republikanischen Partei, der ersteren wie der
letzteren mit einer wenig beträchtlichen Majorität der Sieg zugefallen ist. ah Dhio fünf Kongreßsitze.
Statistische Nachrichten.
Die geschäftsführende Direktion des Vereins deutscher Eisen⸗ bahnverwaltungen hat jetzt den XXV. Jahrgang der Deutfschen Eisenbahnstatistik, die Betriebsergebnisse des Fahres 1874 umfassend, veröffentlicht. Wir entnehmen daraus die nachfol⸗ genden, auf die deutschen Eisenbahnen sich beziehenden Daten: Die Länge sämmtlicher 24,2563 Kilometer mit einem Anlagekapital von 29014, 973, 116 Thlr. oder 83,022 Thlr. pro Kilometer. Hiervon entfallen auf Staatsbahnen (16) 10,7025 Kilom. Bahnlaͤnge und 929,409,516 Thlr. Anlagekapital, Privatbahnen unter Staatsverwaltung (15) 2705, Kilom. und 267,425,918 Thlr., Privatbah⸗ nen unter eigener Verwaltung (44) 10, 848,8 Kilom. und 818, 137682 Thlr. Von dem gesammten Anlagekapital sind 239,719, 7159 Thlr. mit 3 bis 4 σ vom Staate garantirt. — An Transportmitteln waren im Ganzen vorhanden: 9253 Loko— motiven, 8306 Tender, 16,245 Personenwagen mit 720,646 Plätzen, 296 Postwagen, 3565 Gepäckwagen, 187,V 17 Güterwagen (einschließ—⸗ lich Equipage⸗ und Viehwagen, darunter 127,935 offene) und 5398 Arbeitswagen. Die Gesammt-Ladungsfähigkeit der Post⸗, Geväck— und Güterwagen betrug 36, 680, 450 Ctr. und erforderte die Anschaffung sämmtlicher Transportmittel einen Kostenaufwand von 394,959,533 Thlr. — Was den Personen- und Güterverkehr betrifft, so sind auf sämmtlichen deutschen Bahnen im Jahre is74 befördert worden: 192,15912 Personen (in J. Klasse 2,696,169, in II. Klasse 31,671,547, in III. Klasse 118,189,765, in JIV. Klasse 35,231. 265, zu ermäßigten Fahrpreisen 5, 126 266), ferner 8,519,697 Ctr. Reifegepäck, 18,821,013 Etr. Eilgüter, 936,083 Ctr. Postgüter, 120, 885,761 Ctr.
0
Frachtgüter der Normalklasse, 2248 33531198 Ctr. Frachtgüter der
ermäßigten Klasse incl. Kohlen und Koks, überhaupt 2388, N75, 76 Ctr.
Güter, außerdem noch 27064 Equipagen und andere Fahrzeuge, , 3) Eisenbahnfahrzeuge, 389,23 Pferde, 11443249 Stück Rindvieh, Schweine und sonstige Thiere. — Bezüglich der finanziellen Ergebnisse des Jahres 1874 ist zu bemerken, daß sich die Gefammt— einnahmen auf 262,969,641 Thlr. oder 9996 Thlr. pro Kilometer Bahn— länge (aus dem Personenverkehr 72.773, 376 Thlr., aus dem Güter— verkehr 173,967,233 Thlr., sonst i6 229,032 Thlr.) und die Gesammtausgaben auf 167,881,146 Thlr. oder 63,83 09 der Bruttoeinnahme (darunter 50,229, 9018 Thlr. für die Bahnver—⸗ waltung und 186,054,751 Thlr. für die Transportverwaltung) be— laufen haben. Der Ueberschuß sämmtlicher Bahnen, welcher sich übrigens nicht aus der Differenz zwischen den Einnahmen und Aus— gaben allein berechnet, wird mit 96,737,172 Thlr. oder 4, se ί ) des Gesammt⸗Anlagekapitals nachgewiesen. Von den 73 drutschen Bahnen haben 6 einen Ueberschuß nicht geliefert, bei 19 betrug der— selbe weniger als 25 Ye½ des Anlagekapitals, bei ig von 2 bis unter 5 (o, bei 17 von 5 bis unter 75oso, bei; 7 von 7 bis unter 160, bei 5 Bahnen mehr als 10*so.
— In der Denkschrift Die internationale Finanz⸗ statistik, ihre Ziele und ibre Grenzen, welche der Königl. württemberg. Ober⸗-Finanz⸗Rath und Vorstand des Königl. statiftisch—= topographischen Bureaus in Württemberg, Karl Vict. v. Riecke, im Auftrage der permanenten Kommission des internationalen statistischen Kongresses ausgearbeitet und derselben im Juli 1876 vorgelegt hat, Stuttgart, bei Karl Aue) handelt der Verfasser im 1. Abschn. über die Statistik im Allgemeinen, sowie über die Verwaltungs. und die Finanzstatistik, insbesondere über die vergleichende und internationale Finanzstatistik, berichtet sodann im 2. Abschn. über die mehrmaligen Versammlungen des internationalen statistischen Kongresses bei deffen Sessionen in Brüssel (1853), Paris (1855), Wien (1857), London (S860), Berlin (1863), Florenz (1867), lm Haag (1869) und in St. Petersburg (1872) und ihre Beschluͤsse, namentlich bezüglich der vergleichenden Finanzstatistik. Der internationale statistische Kongreß habe den Zweck, für die Arbeiten der Statistik übereinstimmende Grundlagen zu gewinnen, um dadurch die in den verschiedenen Län— dern gesammelten Ergebnisse vergleichbar zu machen. Diese seine . suchte der Kongreß frühzeitig auch auf dem Gebiete der Finaazstatistik zu verfolgen. Ausführlich wurden die Resolutionen mitgetheilt, die der Kongreß bei der 4. Versammlung in London und bei der 7. Sitzung im Haag in Betreff des Katasterwesens, der Klassifikation der Steuern, der Statistik der Finanzen der Gemeinden, Bezirke, Provinzen, Herrschaften und Korporationen, sowie der jãhr⸗ lichen Ermittlung des Nationaleinkommens gefaßt hat. Zufolge der Beschlüsse im Haag und in St. Petersburg wurde der Abschnitt über die Finanzen in dem großen Werke einer internationalen und ver— gleichenden Statistik an das statistisch⸗topographische Burcau des Königreichs Württemberg übertragen. — Im 3. Abschnitt wird sodann das von dem 3. internationaler Kongresse angenommene Programm einer Finanzstatistik eingehend erörtert. Hierauf werden im 4. Abschnitt die Schriften, die sich bis jetzt mit der internationalen Finanzstatistik beschäftigt, besprochen. Im 5. Abschnitt endlich handelt der Verfasser über die bisherigen Leistungen auf dem Gebiete der internationalen Finanzstatistik, ihre Lücken und die ihr gezogenen Grenzen.
— Dem Bericht des „Bureau Veritas“ zufolge sind im Monat August auf offener See 76 Segelschiffe zu Grunde gegangen. Von der Gesammtzahl, waren der Flagge nach 36 englische, 10 deutsche, 38 niederländische, 5 norwegische, 4 amerikanische, * französische, 3 spanische, 2 dänische, 1 6sterreichisches, 1 italienisches, schwedisches, und 7 deren Nationalität nicht' ermittelt wurde!. In der Totalanzahl sind 4 Fahrzeuge eingeschlossen, die vermißt werden. Von Dampfern sind il zu Grunde gegangen, und zwar 6. englische, 2 deutsche, 1 amerikanischer, 1 belgischer' und 1 portu⸗ giesischer.
— Gtal. Nachr.) Aus der statistischen Bewegung der italie—⸗ nischen Bevölkerung während des Jahres 1875 hervor, daß die Gesammtzahl wovon. 533,511 männlichen waren. ehelicher weiblichen ehel icher und
O0 Findlingen; 21, 159 un⸗ Findlinge. Die Gesammt⸗ zahl der Todten ist S4 3, 161 gewesen, wovon 431,756 männlichen und 411,405 weiblichen Geschlechtes. Männlichen Heschlechtes waren 294,68 ledig und 5611 verheirathet und weib— lichen Geschlechtes 261,141 ledig und 70, S2 verheirathet. — Die Zahl der Todtgeborenen betrug 29, 830, wovon 16,917 männlichen und 12.913 weiblichen Geschlechtes; unter den ersteren waren 15,419 ehe⸗
unter den zweiten 11,695 ehe—
waren ehelicher,
14, 141
licher und 1219 unehelicher Geburt; licher, 956 unehelicher Geburt und 362 Findlinge. — Der Ueberschuß au Geborenen gegen die Todten für das ganze Jahr betrug 192,286. — Die italienische Bevölkerung am 31. Dezember 1875 bezifferte sich auf 27, 482, 174 Personen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Auf dem alten Exerzierplatz bei Bonn sind bei den Fundamen⸗
tirungsarbeiten für die neue pathologische Klinik interessante archäo⸗
Hier führte die Römerstraße zu
logische Funde gemacht worden. Neben der
Spanien w ; hnte nen ren Wehnhäusern gefunden, welche mit schönen quadratischen Ziegeln ohne
Nach aus Ohio und Indiana hier eingelangten Nachrichten war der dortige
die Lanze in der weit ausholenden Rechten.
Wahrscheinlich gewinnen die Republikaner in
dung darstellend.
deutscher Bahnen (73) betrug Ende 1874:
chlechtes
Straße wurden ziemlich ausgedehnte Substruktionen ron römischen
Mörtel gemauert sind und vielfache Spuren von Brand zeigen, und innerhalb deren verschiedenartig gearbeiteter Estrich und glatt ge— putzte Wände noch gut erhalten sind. Auf einer derselben fanden sich sehr schöne Frefkomalereien, die leider beim Herausnehmen in mehrere Stücks zerbrachen. Zwischen einem grünen und rothen Rande zeigen dieselben in hellem Felde eine sehr geschickt und lebendig gezeichnete Kampfscene im Kleinen. Auf heranspringen⸗ dem Roß erblickt man eine Amazone mit zurückwehendem Mantel, Zu beiden Seiten stehen einzelne Fußsoldaten, die, soweit der Bruch noch ein Erkennen zulaßt. gegen sie gerichtete Stöße abzuwehren scheinen. Dieser bemalte Fries hat eine Höhe von 8 Zoll, und die Farben sind im Ganzen gut erhalten. Als ein weiterer Beleg dafür, daß es sich hier um eine weit vorgeschrittenen Kulturstätte handelt, erwähnen wir eine höchst zierliche Bronce⸗Statuette, einen Jüngling in zierlicher Gewan⸗ Die Haltung von Armen und Händen legt die Vermuthung nahe, daß es sich um die Reste eines Roffelenkers handelt. worauf das Flattern des Gewandes hindeutet. Weiter fand sich ein zertrümmertes Sandstein⸗Relief, bei welchem die neben den nackten Beinen sichtbare Keule auf Herkules schließen läßt, und eine kleine Votiv⸗-Ara mit einer stark verstümmelten Inschrift. Auch ein Törfer— efen mit seinen Kanälen und einer Anzahl Urnen, Thurschwellen, Dachziegel mit schönem Stempel wurden gefunden; desgleichen zahl⸗ lose Gegenstände des praktischen Lebens, Schüsseln von terra sigellata mit Töpferstempel, Trinkbecher oon schwarzem Thon mit weißer In- schrift, große und kleine Fläschchen mit hübscher Patina überzogen, Gürtelschnallen, Würfelsteine und Griffel in Elfenbein und Brönck mit verzierten Knäufen. An Münzen wurde in den neben der Römer. straße gefundenen Urnen von theilweise kolossalen Dimensionen reiche Autbeute erhalten, darunter namentlich eine fehr prächtige des Kaisers Hadrian.
Taschkent, 6. Oktober. (Int. Tel. Ag.) Die gelehrte Alai— Expedition ist erfolgreich beendet. Die Alai⸗ und Trans Alai⸗ Berge, sowie das nördliche Gebiet des Pamir sind längs den Marsch⸗ routen von gut bestimmten astronomischen Punkten aus aufgenommen worden. Der höchste astronomische Punkt befindet sich in dein Pamir⸗ Gebiete Chorgota in einer Höhe von 14,500 Fuß. Der hobe Berg⸗ rücken Ns-⸗Biel hat eine Hohe von 15,500 Fuß. Auf dem Pamir wurde eine Abweichung der Magnetnadel konstatirt. Eine zahkreiche Kollektion naturwissenschaftlicher Gegenstände ist gesammelt und eine Beschreibung aller passirten Gebiete abgefaßt worden. Petermann hat eine überaus gelungene, auf die Marschrouten und Beschreibungen Fedtschenko's basirte Karte des Alai zusammengestellt.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Im heutigen öffentlichen. Anzeiger d. Bl. befindet sich ein Inserat über die am 31. d. M. in Brandenburg a. H. stattfindende erste große Pferdever lo osung, deren Gewinne vornehmlich
durch Ankauf des besten Zuchtmaterials, sowie edler Reit? und
Wagenpferde geschaffen sind, und zu welcher Loose à 3 . außer dach die veröffentlichten Verkaufsstellen, durch den General-Debitor Hrn. A. Molling in Hannover zu beziehen sind.
Aus Kiel, 9. Oktober, schreibt man der „Kieler 3. Die Kar⸗ toffel⸗Ern te dürfte jetzt ziemlich überall beschafft sein. Der Ertrag ist durchweg gut, namentlich im Gegensatz zu früheren Jahren auf schwerem Boden. Auf leichtem Boden sind die Knollen durchweg sehr klein geblieben. Spuren der Krankheit treten in diesem Jahre sehr vereinzelt auf. Im Uebrigen ist die Beschaffenheit der Kar— toffeln eine vorzügliche. Merkwürdig wenig Sorgfalt wird im All— gemeinen auf die Auswahl in den Anbau edler Sorten verwandt. Meist wird im Frühjahr wieder gepflanzt, was von der vorigen Ernte durch den Winter gebracht wurde. Um Beschaffung neuer besserer Sorten kümmert man sich wenig, und doch ist gerade in den letzten Jahren auswärts viel geschehen, feine und zugleich widerstandsfähige Kartoffelsorten zu kultiviren.
— Im Regierungsbezirk Fassel sind die Ernteergebnisse im Allgemeinen, soweit bis jetzt Nachrichten vorliegen, hinter den günstigen Erwartungen, zu denen man im Frühjahr berechtigt war. zurückgeblieben. Der seltene Regen genügte nicht, um die Naͤchtheile vorausgegangener anhaltender Dürre und der abnormen Hitze zu über— winden. Wenn gleichwohl die Nachrichten über die Ernke eine nicht geringe Verschiedenheit zeigen, so erklärt sich dieses aus der großen Mannigfaltigkeit der Bodenbeschaffenheit und der durch den häufigen Wechsel von Berg und Thal bedingten klimatischen Verhältnisse des Regierungsbezirks. Die Aecker und Wiesen im Thale und mit ge⸗ bundenem Boden konnten den Nachtheilen der ungünstigen Witterung leichter widerstehen, als die mit leichtem Sandboden und die an Bergabhängen liegenden. Was die einzelnen Erzeugnisse anlangt, so zeigt den empfindlichsten Ausfall an Körnern und Stroh die Roggenernte, deren Ertrag, eine Mittelernte zu 1 gerechnet, im All— gemeinen auf , bis 9. geschätzt wird. Besser zeigt sich die Weizen‘ Gerste⸗, Hafer und Hülsenfrucht⸗Ernte. Der freilich nur wenig angebaute Raps. hat,. einen sehr guten Ertrag geliefert. Heu und Klee sind dagegen in so geringer Menge eingebracht, daß es den Landwirthen vielfach un— möglich sein wird, ihren Viehstand in dem jetzigen Umfange beizu— behalten. Ueber die Kartoffelernte läßt sich ein bestimmtes Urtheil zur Zeit noch nicht bilden; von Krankheit war bis zum Eintritt des anhaltenden Regenwetters im September nichts zu bemerken. Wenn die Spätkartoffeln einen verhältnißmäßig gleichen Ertrag liefern, wie die Frühkartoffeln, dann ist Mangel an diesem wichtigen Nahrungs⸗ mittel nicht zu befürchten. — Qbst giebt es nur wenig und felbst die Aepfel, deren Blüthe vom Frühjahrsfrost verschont geblieben war und einen reichlichen Ertrag erwarten ließ, sind durch das Abfallen der Früchte in Folge der großen Hitze und Trockenheit stark decimirt worden, während die hängengebliebenen zu schnell gereift und daher nicht zur vollen Entwickelung gelangt sind. — Der Wein in der Umgegend von Gelnhausen verspricht an Quantität und Qualität er, m g zu werden. Ebenso war die Kirschenernte in der Gegend von Witzen⸗ hausen eine sehr gesegnete. Abgesehen von dem Konsum an Ort und Stelle kamen nach genauen Angaben 10,00 Ctr. im Werthe von 120 050. zur Versendung. — Die Kraut- und Kohlfelder haben theilweise durch Raupenfraß gelitten, welcher auch im vorigen Jahre einen großen Theil dieser Pflanzungen zerstörte. — Der Gesundheits⸗ justand der Hausthiere war während des dritten Quartals diefes Jahres durchaus günstig. —Die Arbeiterverhältnisse für die Landwirth— schaft haben sich insoweit etwas besser gestaltet, als das Angebot der Arbeitskräfte sich vermehrt hat. Dabei ist indeß ein Sinken des Arbeitslohnes noch nicht bemerkbar gewesen. — Das Fischereigesetz vom 30. Mai 1874 beginnt auch im Regierungsbezirk Gaffel einen günstigen Einfluß auf die Hebung der Fischzucht zu äußern. Fs sind die nöthigen Vorarbeiten zur Bildung von Fischerei⸗Genossenschaften im Gange; ebenso wird auf die Bil' dung von Laich ⸗Schon-Revieren Bedacht genommen. Ein größeres derartiges Revier ist in der Fulda in der unmittelbaren Nähe 'von Cassel bereits angelegt worden. Ungemein günstig wirken die An— stalten zur künstlichen Errrütung von Fischen, namentlich Forellen und Lachsen. Eine größere Anstalt dieser Art unterhält der land— wirthschaftliche Centralverein des Regierungsbezirks zu Hahlingsmühle an der Rhön im Kxeise Fulda. Aus derselben werden alljährlich viele tausend junge Forellen in die fischarmen Bäche und Lachse in die Nebenflüsse der Weser verpflanzt. Auch von dem Kreisverein des Kreises Schmalkalden zu Oberschönau wird eine Fischzucht-Anstalt unterhalten.
— Das Rost. Tgbl. meldet: Die Arheiterverhältnisse auf dem Lande innerhalb des Schweriner Amtsbezirks haben seit Jahresfrist eine wesentliche Aufbesserung erfahren, die den Land⸗ wirthen, namentlich während der Ernte, schon fehr zu Gute kam. Während im vorigen Jahre noch vielfach über Mangel an Arbeits⸗ kräften geklagt und die Ansicht ausgesprochen wurde, daß die Arbeiter⸗ frage, namentlich auf dem Lande, ihre richtige Lösung noch immer
nicht sinden könne, scheint eine zweckentsprechende Aufbesserung der Löhne und das Hinzutreten, noch anderer Faktoren das Angebot der Arbeiter inzwischen erfreulich gemehrt zu haben. Zu diesem günstigen Umschwunge der Arkeiter⸗ verhältnisse trug wesentlich die starke Rückwanderung der sogenannten inländischen Auswanderung bei, indem ca. zwei Drittel der nach Berlin, Lübeck Hamburg, Bremen, Hannover und anderen Städten und Ortschaften vor Jahren abgegangenen Arbeiter wegen Beschrän⸗ kung der Industrie und Einstellung der Gewerbthätigkelt in die Hei⸗ math und zu ihren früheren landwirthschaftlichen Beschäftigungen zurückgekehrt sind. Zu dieser inländischen Auswanderung hatte Jahre lang die ganze Gegend zwischen der Lewitz, Dömitz, Ludwigslust u. s. w., auch mancher Ort des Schweriner Amtsbezirks ein iem⸗ liches Kontingent gestellt. An Lohnen wurde für die Dauer der Ernte von vielen Landwirthen 48 bis 690 M gegeben.
— Das Echo Agricole“ veröffentlicht eine größere Arbeit über
Getreide⸗Ernte Frankreichs im Jahre 1876. Der B. B. C. berichtet aus derselben Folzendes: Im Jahre 1875 waren 6,946,981 Hektaren mit Getreide besäct worden; im Jahre 1876 be— trug dagegen die Zahl der so bepflanzten Hektaren nur 6,633,000. Der Ertrag des Getreidebaues erreichte 1876 die Summe von 23,355,090 Hektoliter. Die Beschaffenheit des Getreides ist in Hin⸗ sicht auf das Gewicht eine außerordentlich gute. In gewissen De⸗ partements, wo das Hektoliter Getreide 1875 ein Gewicht von Z— 74 Ko. hatte, wiegt das diesjährige 79 — 31 Ko. In anderen Departements ist der Unterschied noch größer: 1875 woß dort das Hektoliter Getreide 70— 72 Ko., 1876 dagegen 82— 84 Ko. Das Er— gebniß der Ernte für ganz Frankreich beträgt 73,327,860 meterische Centner, d. h. in Anbetracht des Gewichtes von 1215 Millionen weniger als das der Totalernte von 1873.
Gewerbe und Handel.
Hiesige Blätter geben aus einem Bescheide des Reich sbank— Därekteriums an die Reichsbank-Hauptstelle zu Fankfurt a. M. folgende Stelle wieder: Wir sind mit der Reichs bank⸗Hauptstelle darin einverstanden, daß zwar Wechsel, welche auf Marken! oder Reichsmarken“ lauten, abzulehnen sind, weil diese Wörter nicht die Mehrheit von „Mack“ sondern von „Marke“ G. B. Stempel ⸗Marke) bedeuten, daß dagegen die Ausdrücke Marks“ oder Mares“ nicht beanstandet werden können, da dieselben, zumal bei Wechseln in französischer oder englischer Sprache, einen Zweifel darüber nicht aufkommen lassen, daß eine Müänzsorte, bezw. Währung und welche (nämlich die deutsche Reichswährung) damit bezeichnet ist.“
— Der Aussichtsrath der
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d.
9 . znr ö Mner 9 EH Andre A. der Antrag einiger Aktionäre, Dessau zum Sitze Kr Gesellschaft
— Der Geschäftsbericht der BeWrgbau-Gesellschaft Voll mond zu Langendreer enthält folgende Mittheilungen: Gefördert wurden 2,479,176 Ctr. Kohlen bei einem Selbstverbrauch von 145,593 Ctr. Die Selbstkosten betrugen 36 FJ pro Ctr. gegen 51 3 pro 1874/75 und der Verkaufspreis 39 3 gegen 535 3 des wvoran— gegangenen Jahres. An Koks producirte die Gesellschaft 416,710 Ctr. bei einem Durchschuitts-Verkaufspreise von 58,5 F pro Ctr. Die Bilanz ergiebt einen Bruttogewinn für das letzte Jahr von S8, 04 AM; 3124 M weniger als im Vorjahre wovon S5, 913 M1 zu Abschreibungen verwandt und der Rest auf Gewinn- und Verlust— conto vorgetragen ist. An Passiven hat die Gesellschaft 3,337,809 44 Stammaktien, 18,00 6 Stam m-⸗Prioritätsaktien, 979.476 46 Hy⸗ potheken⸗Kapital und schwebende Schulden, welch' letzteren 152, 101 A0 an Debitoren und Kassabeständen gegenüberstehen; in Aktiva und Passiva schließt die Bilanz mit 4418, 620 S,
— Die amtlichen Ausweise für den Monat September über den Handel Englands ergeben Folgendes: Im Ausfuhrwerth zeigt
dieses Jahres betrug der 151,835,247 gegen 169,365,594 im Jahre 1875 und 150,769,902 im Jahre 1874. Die Einfuhr verminderte sich im September gegen den entsprechenden Monat der beiden Vorjahre um 3 und 110½, nämlich von 3), 858, 9609 und 31,142,794 R auf 30,694,539. Tie Abnahme des Einfuhr— werthes der ersten neun Monate dieses Jahres gegen die beiden vor— hergehenden beträgt etwas über eine Million E.
Paris, 9. Oktober. (Köln. Ztg.) Die drei letzten Sitzungen des Arbeiter⸗Kongresses waren ohne Interesse. Man befprach in denselben die Fragen betreffs der Vertretung des Arbeiterelements im Parlament und der Associationen. Ein Theil der Arbeiter, wie dies auch in Deutschland der Fall, ist gegen Cooperatip-Gesellschaften. Der Kongreß wird morgen zu Ende gehen. Der Antrag, ihn bis zum 12. zu verlängern, wurde gestern verworfen. Das Banket wird jedoch stattfinden.
— Wie das „Journal officiel! aus Paris meldet, haben die vielen bei der Polizei⸗Präfektur über die Fälschung der Weine eingelaufenen Klagen diese Verwaltung bestimmt, eine strenge Ueber— wachung aller Weinwirthschaften, aller Weingroßhändler und Makler anzustellen. Alle Polizeikommissare haben Befehl, in ihrem betreffen⸗ den Viertel mit Hülfe eines Sachverständigen die von Weinwirthen und Händlern verkauften Weine zu untersuchen und die Stücke, welche ihnen verdächtig vorkommen, unter Siegel zu legen. Eine Probe wird alsdann der Analyse einer chemischen Kommiffion der „Arts et Hetiers, unterbreitet und das gerichtliche Verfahren gegen die Schul— digen eingeleitet, der Wein selbst aber in die Rinnfsteine oder die Seine gegossen. Eine größere Masse gefälschter Weine wurde in Paris bereits mit Beschlag belegt, was auch zu Beschlagnahmen bei den Händlern in den Departements führte, welche die Weine nach Paris geliefert hatten.
— Der gesammte Verbrauch an roher Baumwolle war in den nordamerikanischen Spinnereien im Jahre 1875, der „Stat. Corr, zufolge, um 3,3 M höher, als am Beginne dieses Jahrzehnts und betrug 1870 931, 1871 1019, 1872 1138, 1873 1251, iS 1325 und 1875 1242 Tausend Ballen. Damit haben die Vereinigten Staaten von Amerika unter allen Baumwolle spinnenden Ländern die zweite Stelle erreicht, sie finden nur
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r noch in England einen über⸗ legenen Konkurrenten. In welch bedeutendem Maße aber die eng⸗ lische Spinnerei die nordamerikanische noch immer überragt, zeigen folgende Zahlen. Es war 1875: ie der Verbrauch an roher Baumwolle
in England ; 1264 Mill. engl. Pfd. in den Vereinigten 576,4 ö ü
Diese Zahlen geben zugleich Aufschluß über den Unterschied des amerikanischen und des englischen Gespinnstes. In den englischen Spinnereien fiel nämlich hiernach auf jede Spindel jährlich ein Ver⸗ brauch an roher Baumwolle von 36, in den amerikanifchen dagegen von 60,6 englischen Pfunden. Es sind also nur die gröberen Garne, welche die amerikanischen Spinnereien dem einheimischen Verbrauche liefern, während die Fabrikation der feineren Sorten ihren Standort diesseits des Ozeans hat, wo auf die Verarbeitung des durch den Transport vertheuerten Rohmaterials mehr Kapital und Arbeit ver⸗ wandt werden kann und muß.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 11. Oktober. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Apollo“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost heute Morgen aus Alexandrien hier eingetroffen.
NewYork, 10. Oktober. 3 r Dampfer „Helvetia“ von der National-Dampfsfchi S⸗-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
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