1876 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Schirmecker Thor (an Stelle des alten Weißthurmthors) sind fertig gestellt und es dürften nun bald die Fundamentirungs⸗ arbeiten an dieser Stelle beginnen. Für die weitere Strecke der Stadterweiterung vom Steinthor nach den Contades sind gegenwärtig die Enteignungs⸗Maßnahmen behufs Erwerbung des nöthigen Terrains im Gange, wiewohl auch viele Par⸗ zellen im Wege des freiwilligen Verkaufs abgegeben werden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Oktober. Das Ab⸗

e ordneten haus wird, der Presse“ zufolge, für die nächste ö. auf die Abhaltung von zwei Sitzungen in der Woche sich

schränken, um den verschiedenen Ausschüssen, namentlich dem

Budget- und Steuerreform⸗Ausschusse, die nöthige Zeit zur Erledigung der ihnen zugewiesenen Materie zu gönnen. Es dürfte daher in dieser Woche außer der morgigen nur noch eine Plenarsitzung und zwar am Freitag stattfinden. Dem⸗ zufolge steht die Beantwortung der Interpellation über die Drientfrage erst für den letztgenannten Tag in Aussicht. Die Meldung der „Budap. Korr.“, daß die Regierung am kom⸗ menden Donnerstag dem Abgeordnetenhause Mittheilungen über den ungarischen Ausgleich machen wolle, kann unter diesen Umständen keineswegs richtig sein.

BPest, 23. Oktober. Wie der „Pester Lloyd“ berichtet, ist die Meldung einiger Blätter über die beschleunigte Rückkehr des Kaisers nach Wien vollkommen grundlos. Se. Majestät wird bis übermorgen in Gödöllö verweilen, sich dann nach Wien und von dort zu den Jagden nach Kladrub begeben.

Der „Bud. Korr.“ zufolge hält die ungarische Regierung an dem ursprünglich in Aussicht genommenen Termin der Wiedereröffnung des Reichstages fest, da sich bisher nicht die Nothwendigkeit ergeben habe, ihn früher oder später einzuberufen. Die erste Sitzung des Abgeordnetenhauses dürfte am 11. November stattfinden. .

24. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen des Finanz ausschusses erklärte der Minister für Landes— vertheidigung, Szende v. Kevesztes, in Beantwortung einer bezüglichen Interpellation, daß nöthigenfalls 217, 000 Honveds innerhalb acht Tagen vollständig ausgerüstet und mobilisirt werden könnten.

Ag ram, 23. Oktober. „Obzor“ fordert die Univer— . auf, an alle Universitäten der Monarchie Rundschreiben zu richten, sie mögen der „bedrückten Ra jah“ ihre Sympathie kundgeben. „Obzor“ erklärt dies in Folge des Telegrammes der Pester Universität an die Wiener für nöthig.

Schweiz. Bern, 21. Oktober. Die von der Versamm— lung Liberaler in Locarno letzten Sonntag dem Tessiner Stagtsrath überreichte Adresse lautete wörtlich: „Gestützt auf die Beschlußnahme der Bundesversammlung, resp. des Bundesrathes, mit Rücksicht auf die gesetzwidrige Beschluß— nahme des Großen Rathes; gestützt auf die von den liberalen Abgeordneten zu Protokoll gegebenen Protestationen und auf den Austritt derselben aus dem Großrathssaal; in Erwägung, daß der jetzige Große Rath durchaus verfassungswidrig bestellt ist; in Erwägung, daß die Auslassungen der ultramontanen fe ganz und gar übertrieben und unerträglich geworden ind, wird beschlossen, der Staatsrath wird n einge⸗ laden, der Beschlußnahme des Großen Rathes in Bezug auf die Volksabstimmung über den Entwurf einer Partialrevision

Sitzung

der Tessiner Kantonsverfassung keine Folge zu leisten; statt dessen möge er unverzüglich die Wahlversammlungen bh

Wahl eines neuen Großen Rathes im Verhältniß l der Bevölkerung einberufen.“

23. Oktober. (Köln. Ztg.) Der bereits telegraphisch gemeldete blutige Zusammenstoß zwischen Ultramon⸗ tanen und Liberalen in der Tessiner Ortschaft Stabio be— stätigt sich nicht nur in seinem ganzen Umfange, sondern er— scheint nach weiter eingetroffnen Berichten in noch viel schlim⸗ merem Lichte. Nach denselben wurden die Liberalen, als sie, von einem Schießen heimkehrend, gestern durch die Straßen von Stabio zogen, aus dem Hause eines gewissen Gionelli von den Ultramontanen meuchlerisch beschossen, so daß sofort von ihnen zwei todt und vier verwundet auf dem Platze blieben. Die Liberalen umzingelten hierauf das ge— nannte Haus so wie das ganze Dorf und drangen dann nach kurzem Kampfe in das erstere ein, dessen Insaffen sich jedoch bis auf einen, welchen man ebenfalls kodt in einer Kammer vorfand, hatten flüchten können. Die Regierung, von dem Vorfalle unterrichtet, hat sofort das nöthige Militär aufgeboten und Oberst Molla mit der Aufrechterhaltung der Ruhe beauftragt, welche seither auch nicht weiter gestört wor— den sein soll.

e = 2A. Oktober. Die Tessiner Regierung hat die Wahl des Großen Raths einstweilen verschoben. Der Komm issar Bavier mit zwei Regierungsdelegirten ist

in Stabio eingetroffen, die Ruhe seither ungeftört.

Niederlande. Haag, 24. Oktober. (W. T. B.) Die Regierung hat im i ü, auf eine zu erwartende inter— nationale Lösung der Münzfrage ihre diesbezüglichen bis— . Absichten modifizirt und schlägt vor, die Gold- und Silberwährung für die Niederlande gegenwärtig beizu— behalten, die weitere Ausprägung von Silbermünzen aber zu suspendiren.

Großbritannien und Irland. London, 22. Oktober. Die in der Kap-Kolonie erscheinende Zeitung „Cape Standard and Mail“ (vom 23. September) veröffentlicht eine Depesche des Kolonial-Ministers Lord Carnarvon an Sir Henry Barkly. Die „E. C.“ giebt aus derselben folgende

auptbestimmungen, über die zwischen England und dem Prã⸗ identen des Dranje-Freistaates, H. Brand, eine Einigung stattfand, wieder: „Nach voller Ueberlegung meiner An⸗— schauungen ward der Grundsatz einer Geldberichtigung von Hrn. Brand angenommen. Sie werden, wenn Sie sich zu den Ein— zelheiten der Uebereinkunft wenden, von der Abschriften beifolgen, bemerken, daß die leitenden Züge der ersten und hauptsächlichsten Denkschrift sind: Bezahlung von 90,09 Pfd. Sterl. an' den Freistaat und eine Grenzberichtigung ... so daß, während die , für die Provinz erhalten bleiben, dem Frei⸗ staate so viel Land zugewiesen wird, wie in fich die Gutshöfe einschließen, die zwei leitenden Mitgliedern jenes Gemeinwefens gehören.. . Genaue Abdrücke der im Vertrage besprochenen Landkarte werden gemacht werden, und Exemplare werden Ihnen so bald wie möglich zugehen, die Ihnen die Art der leichten Grenz veränderung klarer zeigen werden, welche ich gemäß den Wünschen des Hrn. Brand zuzugeben für förderlich gehalten habe. Ich werde Sie gleichzeitig mit den Anweisungen ver⸗

zur Za

*.

linie nothwendig sind. An demselben Tage ward die Ergän⸗ zungs⸗Uebereinkunft von mir und dem Präsidenten Brand unterzeichnet. Sie bestimmt die Zahlung einer ferneren Summe von 15,900 Pfd. Sterl. an den Oranje⸗Freistaat in dem Falle, daß der Freistaat eine oder mehrere Eisenbahn⸗ linien in Verbindung mit einer oder mehreren Kolonie⸗Bahnen anlegen sollte.“

Frankreich. Paris, 23. Oktober. Der Prinz von Wales wird am 15. November zu einem vierwöchentlichen Aufenthalt in Paris erwartet. Gestern hielt der Minister des Innern, de Marcare, bei Gelegenheit des ihm zu Ehren in Maubeuge gegebenen Bankets eine Rede, in welcher er von dem Wohlergehen von Handel und Gewerben, die in guten Händen seien, ausging und die Nothwendigkeit hervorhob, den Neigungen und Gewohnheiten der Decentrali⸗ sation zu widerstehen, welche, wenn sie in die Gewohnheiten und Sitten des Volkes übergingen, die mächtige französische Einheit gefährdeten. Nachdem er sodann von der Macht ge⸗ redet, die der Staat im Norden, wo so oft Frankreichs Ge— schicke entschieden worden, bewahren müsse, sprach der Minister von der Bedeutung der Armee. „Die Armee“, bemerkte er, der Köln. Ztg.“ zufolge, „geht fort und fort aus dem Schooße des Landes hervor und das Land hält sie in Ehren; es hegt eine besondere Zärtlichkeit für sie, und sie ist eine seiner glorreichsten Erbschaften. Wenn vergrillte oder böswillige oder von bösen Absichten geleitete Geister dieselbe angreifen, so kann sie die Nackenschläge, gleichviel woher sie kommen, verachten, denn die öffentliche Meinung, die große öffentliche Meinung würde sie vertheidigen, wenn es darauf ankäme; sie weiß ihr Dank für die Anstrengungen, die sie gemacht, für die Beispiele patriotischer Mannszucht und Hingebung, die sie giebt!“ Nachdem der Minister hierauf ein Lebehoch auf den Marschall Mac Mahon, „dieses Muster bürgerlicher und mili— tärischer Tugenden“, ausgebracht, schloß er mit der Ermah⸗ nung zur Einheit und Eintracht und fügte hinzu: „Friede und Einheit!“ ist unser Wahlspruch. Was Frankreich will, was auch wir wollen, ist die Entwaffnung der Parteien und der Einklang aller Männer von gutem Willen.“ In acht Tagen werden die Kammern zu einer außer— ordentlichen Session zusammentreten. Der „Moniteur“ spricht heute unumwunden seine Besorgnisse über den Parteistreit aus: „Die Stellungen sind genommen, die Verpflichtungen auferlegt und die Dinge werden ihren Gang gehen; nur könnte es, wenn die Mehrheit diesem Lärm nicht steuerte, geschehen, daß das Budget für 1877 nicht rechtsgültig zu Stande käme, und dies wäre für Ansehen und Befestigung des jetzigen Systems sehr beklagenswerth.“ Dem „Moniteur“ zufolge will, die Regierung den Unteroffizieren neue Vortheile bewilligen, um sie zu bestimmen, in der aktiven Armee zu bleiben; u. A. soll die Verleihung der Kapitulationsprämien wieder hergestellt, auch die Prüfung der Freiwilligen soll in Zukunft verschärft werden. Auch der Bischof von Nimes hat jetzt bei dem Justiz-Minister Dufaure gegen die Unter— drückung des Etats für die Garnisonsprediger Einspruch

erhoben.

24. Oktober. (W. T. B.) Die Nachricht, daß der russische Botschafter, Graf Schuwaloff, ,,, sei, ist unrichtig. Der augenblicklich hier weilende Graf Schuwaloff ist ein Bruder des Botschafters und befindet 69 nur ver ere hier auf der Durchreise von Wien nach London, wo derselbe einen Monat zu verbleiten gedenkt.

6. Diöber . T. BJ). Dag aurtta ficie- veröffentlicht die Ernennung des Barons Baude zum französischen Botschafter beim päpstlichen Stuhl, des Marguis de Gabriac zum Gesandten in Brüssel, des Grafen Duchatel, zum Gesandten in Kopenhagen, Tissots zum Gesandten in Athen, Lessourds zum Gesandten in Marocco.

Spanien. San Sebastian, 24. Oktober. (W. T. B. Die aus Madrid eingegangenen Nachrichten über eine dort . soziglistische Verschwörung und die in Folge dessen von der Regierung getroffenen Maßnahmen haben auch unter der hiesigen Bevölkerung eine lebhafte Erregun g hervor⸗ gerufen, doch ist die Ruhe bis jetzt nicht gestört worden, Um Unruhen entgegentreten zu können, sind die Truppen kon— signirt. Nach weiteren Berichten haben auch in Saragossa Logrono, Bilbao und Santander zahlreiche Verhaf⸗ tungen stattgefunden, und sollen außer den bereits verhafte— ten noch verschiedene andere Generale kompromittirt fein. Gerüchtweise verlautet, daß Ruiz Zorilla von der arrago⸗ nischen Grenze her Spanien wieder betreten habe.

Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. Im Verfolg der bereits gestern gemeldeten Entdeckung eines Komplottes zur Verhinderung der Einführung von Re— formen, sind noch einige Ulemas, die mit der Verschwörung in Verbindung standen, von hier ausgewiesen worden. Uebrigens ist die Ruhe nirgends gestört.

. , . hier verbreitete Gerücht von dem Ausbruche von Unruhen in Jamboly in Bulgarien wird von der Regierung als unbegründet erklärt. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von Jslimia (Sliwno) sei die Ruhe nicht gestört worden, auch sei kein Mord in Jamboly

vorgekommen. Cöln, 24. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Kölnischen vom heutigen Tage gemeldet wird, mache

(W. T. B.)

Zeitung“ aus Pera die Pforte die Annahme der russischen Forderung eines sechs⸗ wöchentlichen Wafsenstillstandes davon abhängig, daß vorher festgesetzt werde, jede weitere Berlängerung des Waffen⸗ stillstandes müsse ebenfalls sechs Wochen umfassen. Wien, 24. Oktober. (W. T. B.) Wie der „Politischen Korrespondenz“ aus Serajewo gemeldet wird, fürchtet man dort eine Erhebung der mohamedanifchen Bevöl— kerung Bosniens für den Fall, daß die für Bosnien pro— jektirte Autonomie wirklich zur Durchführung gelangt. Der dortige Landesverwaltungsrath hat einen Antrag angenommen nach welchem aus jedem Vilajetskreise zwei Mohamedaner in den dort bestehenden Rath für einen Religionskrieg einberufen werden sollen.

(Wr T. B.). . Nach hier eingetroffenen glaub— würdigen Berichten sollen die letzten Gefechtstage bei Deligrad zwar sehr ruhmvoll für die Türken aus— gefallen sein, ohne jedoch einen strategischen Erfolg zu ergeben. Dagegen hat die Kapitulation von Medun' den Montenegrinern nicht blos einen außerordentlichen moralischen, sondern auch einen effektiven Vortheil gebracht und sie in die Lage gesetzt, Moukhtar Pascha mit ganzer Kraft zu bedrängen.

sehen, die zur Ausführung der dort erwähnten Begrenzungs⸗

Man erwartet eine entscheidende Aktion in dieser Richtung.

Vom türkisch⸗serbischen Kriegs schauplatz schreibt das Wiener Fremdenbl.“ vom 24:

k Kämpfe an der Morawa scheinen nach den neuesten Nach— richten an Intensität zu gewinnen, ohne jedoch entscheidende Resultate zu bringen. Immerhin neigt sich der Vortheil auf Seite der Türken, die mit größerem Ungestüm, als früher, vorangehen und in der That verschiedene, nicht unwichtige serbische Positionen und Forts genom⸗ men haben. Bis jetzt ist es ihnen aber nicht gelungen, einen Haupt- angriff auf Alexinatz so weit vorzubereiten, daß er mit Nussicht auf Erfolg unternommen werden könnte. Dagegen scheint Djunis, fegen das sich jetzt die Offensive des linken türkischen Flügels richtet, ernst⸗ ich gefährdet zu sein. Jedenfalls stehen die Dinge ungünftiger, als vorher, für die Armee Tscherngjeffs, und es hat allen Anschein, daß er, um sich in Alexinatz und Deligrad zu behaupten, neuer und aus— . Verstärkungen an Mannschaft und Kriegsmaterial dringend zedarf.

Von Yavor wird über Belgrad gemeldet, daß am 18. d. M. das Armee Corps Nowoseloffs einen heißen Tag zu bestehen hatte. Die türkischen Positionen, die von vier Tabors Nizams und zwei Batterien besetzt gehalten wurden, sind nach einem vierstündigen Ar⸗ tilleriekampfe genommen worden. In seinem Berichte hebt General Nowoseloff hervor, daß die Milizen, und hier stehen auch solche zweiter und dritter Klasse, sehr tapfer mit dem Bajonnet vor— gingen. Sechs Schanzen wurden innerhalb drei Stunden genommen, und die Türken mußten retiriren. Nowoseloff wollte urfprünglich die Offensive erst in einigen Tagen ergreifen, da die Kälte Fehr empfindlich ist, und bereits Schnee den Stari⸗Wlah bedeckt, und die Leute noch nicht vollständig mit Winterkfeidern verfehen sind. Allein die Türken machten Miene, der beabsichtigten serbischen Offensive zuvorzukommen, und so wurde beschlossen, ernstlich vorzugehen. Die mohamedanische Bevölkerung verläßt das flache Land und flüchtet sich sammt Hab und Gut in die befestigten Orte.

Wien, 25. Oktober. (W. T. B.). Der „Neuen freien Presse wird aus Belgrad gemeldet, daß Tschernajeff auch die Ortschaften Veliki Siljegopvas und Boboviste aus strate— gischen Gründen geräumt habe.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 23. Oktober (Journ. de St, Pet.) Nach einer der „Börsenzeitung“ zuge— gangenen Mittheilung werden die Befestigungsarbeiten am Hafen von Odessa sehr lebhaft fortgesetzt. Der General Totleben leitet die Arbeiten persönlich. Demselben Blatte wird von Otschakoff geschrieben, daß in den letzten Tagen 15,0990 Arbeiter bei den Arbeiten zur Errichtung der Batterie vor dem Hafen beschäftigt gewesen sind. Gegenwärtig ist die Batterie vollständig fertig gestellt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 21. Oktober. (H. N.). Heute früh reisten mehrere Staatsräthe nach So— phienruh, da der König eine Staatsrathsfitzung zu halten beabsichtigt. Von hervorragender Wichtigkeit kann jedoch die in Frage stehende Angelegenheit kaum sein, da, den Be— stimmungen des Grundgesetzes gemäß in wichtigen Fragen sämmtliche Mitglieder des Ministeriums gehört werden sollen und die der interimistischen Regierung angehörenden Staats⸗ räthe nicht mit nach Sophienruh gereist sind. Gestern beendete der König seinen Besuch in Lund, nachdem er am Vormittage Vorlesungen gehört, am Nachmittage einige Deputationen empfangen und ann dem von der Universität und der Kommune gegebenen großen Diner Theil genommen hatte. Um 10 Uhr Abends reiste der König nach Helsingborg und Sofiero ab. Die Insel St. Barthélemy ist am 12. Sep⸗ tember von einem heftigen Orkan heimgesucht worden. Dem Bericht des Gouverneurs zufolge wurden in der Stadt 41 Häuser gänzlich zerstört und 178 mehr oder minder beschaädigt, von sechs im Hafen liegenden Schiffen hielten nur zwei schwedische dem Unwetter Stand. Auf dem Lande wüthete der Sturm mit noch größerer Heftigkeit; so weit die Nachrichten bei Ab— gang des Rapportes eingelaufen waren, sollen 52 Gebäude vollständig zerstört sein, darunter auch die erst im Jahre 1871 neu erbaute massive katholische Kirche in CSrient. Eine große Anzahl von Bäumen, besonders Kokosbäume, sind asgebrochen und die ohnehin armen Bewohner der Insel dadurch einer ihrer Haupteinnahmequellen beraubt. Wenn auch der effektive Werth der zerstörten Gebäude nur unbe— deutend, man schätzt den Schaden auf ca. 20,900 Dollar, so ist er doch sehr empfindlich, da die Bewohner nun obdachlos dastehen und aller Mittel baar sind, sich ein, wenn auch noch so dürftiges Quartier zu schaffen. Die Staats- und Kom—⸗ munalgebäude kamen verhältnißmäßig mit geringem Schaden davon. Von den Nachbarinseln haben besonders St. Martin und St. Thomas am meisten gelitten, die Anzahl der zer— störten Häuser auf der Ersteren allein wird auf 355 angegeben. Christiania, 12. Oktober. Das norwegische „Aften⸗

Diese Umstände dürften dazu beitragen, die Pforte nachgiebiger

bladet“ enthält die Mittheilung, daß die Kontrahenten fich erst

am Dienstage über die Bedingungen in Betreff der neuen norwegischen Anleihe von 6 Mill. Kr. geeinigt haben und daß die Kontrakte erst am Mittwoch unterschrieben worden sind. Die skandinavische Aktiengesellschaft nimmt mit einigen anderen schwedischen Bankinstituten Theil an einem Konsor⸗ tium, welches die Anleihe übernommen hat. Am 28. Dk⸗ tober findet die Enthüllung der für den norwegischen See helden Tordenskjold in Drontheim errichteten Statue statt.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Oktober. Man schreibt den „Hamb. Nachr.“: Die Stimmung im Folkething, oder richtiger in der Opposition, scheint sich allmählich mehr und mehr zu beruhigen, die Verhandlungen werden 6. Bitter⸗ keit fortgesetzt nnd einige neue Gesetzvorlagen haben gestern abermals Aussicht auf eine Erledigung in dieser Session er⸗ halten. Ein Gesetzentwurf, betreffend das Lootsenwesen, und ein dazu gehöriger, betreffend die Gehälter der Lootsen, wurden in erster Berathung beendigt, der Uebergang zur zweiten Berathung einstimmig angenommen und sogar ein Ausschuß zur Prüfung der Sache beschlossen. Auch ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend eine interimistische Erweiterung der Seeoffiziersschule, ging sogar auf spezielle Empfehlung des Abgeordneten Holstein⸗Ledreborg ein⸗ stimmig zur zweiten Berathung. Der genannte Abgeordnete be⸗ merkte, daß die Erweiterung der Seeoffizierschule, nämlich, daß die Anzahl der Kadetten statt 12 nun 14 betragen solle, zu unbedeutend sei, als das man Grund habe, sich dem zu wider⸗ setzen, wenn es auch scheine, als wolle die Regierung auch auf diesem Gebiete „stückweise“ reformiren. Indessen stimme die Erweiterung mit den Wünschen des Folkethings überein, da dasselbe eben auch eine stärkere Entwickelung der Flotte wolle. Der Kammerherr Wolfhagen ist in diesen Tagen in Paris als General-Kommissar für Dänemark bei der Weltausstellung von 1878 angekommen und hat bereits mit dem französischen General⸗Kommissar und dem Direktor der fremden Abtheilungen verhandelt.

24. Oktober. Der König und der Kronprinz reisten gestern mit dem Dampfschiffe „Gefion“ von Helsingör nach Helsing borg, um zusammen mit dem König Oscar an einigen Jagden Theil zu nehmen. Zur Begleitung der Königin Olga auf der Rückreise nach Athen hat der König Georg von Griechenland von Wien aus seinen Hofmarschall hierher gesandt.

Asien. Jokohama, 29. August. (Wes. tg) Am Abend des 25. August begaben sich, nachdem den Minister⸗ Residenten der fremden Mächte in dem Schlosse Hamagoten, wo immer die Fremden empfangen werden, ein großes Banket gegeben war, der Mikado und die Kaiserin nach dem Kaiserlichen Residenzschlosse in Shiba (ein Stadtviertel in Tokioh, wohin auch die Kaiserlichen Prinzen und Prin⸗ zessinnen, die höchsten Beamten und die Mitglieder des diplomatischen Corps geladen waren. An diesem Tage waren zum ersten Male die Gemahlinnen der fremden Minister⸗Resi⸗ denten und die Legations⸗-Sekretäre bei einem Hoffeste zugegen, dem der Kaiser und die Kaiserin beiwohnten. Nachdem die offizielle Vorstellung einiger Damen vorüber war, nahmen die Maje⸗ stäten in einem an den Hauptbau des Schlosses angebauten Pavillon Platz, wo sie den von Japanern exekutirten Konzert⸗ aufführungen zweier Musikchöre und dem Abbrennen eines Feuerwerks beiwohnten. Um 10 Uhr zog sich der Hof und Hofstaat zurück, nachdem die Kaiserin einige Worte an die Damen und der Mikado an die Vertreter der fremden Mächte gerichtet hatten. Hierdurch wurde das Signal zum Aufbruch der ganzen Gesellschaft gegeben. Das Erscheinen der Kaiserin bei Hoffesten ist wieder als ein großer Fortschritt in der Kultur für Japan anzusehen, denn es wird dadurch gewisser⸗ maßen die bis jetzt noch sehr niedrige Stellung der Frauen moralisch aufgebessert.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Pera, Mittwoch, 25. Oktober, Vormittags. Es bestätigt

sich, daß die Pforte erklärt hat, einen sechswöchentlichen Waffenstillstand annehmen zu wollen, wenn die Mächte sich verpflichten, falls nach Ablauf dieser Frist die Friedensverhandlungen noch kein Nesultat ergeben sollten, eine abermalige Verlängerung des Waffen⸗ stillstandes auf weitere sechs Wochen und wenn auch dann noch keine Einigung erzielt sei, eine zweimonatliche Verlänge— rung zu bewilligen. Der russische Bgtschafter soll, wie ver⸗ lautet, hierauf erklärt haben, er bezweifele, daß seine Regie⸗ rung dieser Forderung der Pforte, die nur auf einen ver⸗ stecklen fünfmonatlichen Waffenstillstand hinauslaufe, zustimmen werde. . . New-York, Dienstag, 24. Oktober. In Berichtigung des Telegramms von gestern, wonach Wade Hampton zum Gouver⸗ neur von Süd⸗Karolina gewählt sei, ist zu melden, daß der⸗ selbe nur als Kandidat um den Gouverneurposten aufgetreten ist und die bezügliche Rede in dieser Eigenschaft gehalten hat.

Nr. 81 des Amts-Blatts der Deutschen Reichs Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 19. Oktober 1876. Annahme von Telegrammen durch die Landbriefträger. Vom 21. Oltober 1876. Eröffnung der Eisenbahn Scherfede⸗Holzminden Vom 21. Oktober 1876. Anderweite Regelung des Postbetriebes auf den Eisenbahnstrecken Unna⸗Hamm, Unna⸗Soest und Soest⸗Holzminden.

Statistische Nachrichten. .

Im Königreich Bayern befinden sich nach statistischen Erhedungen, die im 1877er Jahrbuch von Dr. Br. Rother, mitge⸗ theilt werden, 35 stenographische Vereine mit 1433 Mit⸗ gliedern. Davon gehören 21 Vereine mit 919 Mitgliedern dem Allg. deutschen Stenographenbunde an. Unterrichtet wurden von 100 darunter 15 geprüften) Lehrern, bez. 8 Damen an 66 Lehranstalten bei 6 mit privater, 55 fakultativer und 5 obligatorischer Schüler ˖ etheiligung) überhaupt 2436 Schüler, einschließlich 152, Mädchen, auf Privatwege 691, insg sammt 3127 Personen, darunter 241 Frauen und Mädchen. Die Bibliotheken der Vereine und Privaten ent- halten 4571 Werke mit 7315 Bänden an stenographische Literatur- erzeugnisfe; für Ünterrichts· ez, propagandistische Zwecke rergus. gabten die' Vereine von den auf 5g42 . bezifferten Jahresbeiträgen hrer Mitgfieder 3745 ½ und verbleibt ein Vermögensbestand von 2336 M einschließlich früherer Ueberschüsse. .

Nach dem von der Centralstelle für die Landesstatistik ver= öffentlichten Resultate der Volkszählung betrug die ortsanwesende Bevslkerung des Großherzogthums Hessen am 1. Dezember 13575: 38843218 Einwohner und ist die Berölkerungsziffer seit der 1872er Zählung gestiegen. Auf die Provinz Starkenburg fallen

eine Einwohnerzahl über 1000 haben die Städte Darmstadt (37273),

n

konnten es nur unvollständig.

370 170, auf Oberhessen 254036, und auf Rheinhessen 260012 Be⸗ wohner. Gemeinden mit 3000 bis 19.000 Einwohner sind 31 vorhanden,

Offenbach (26 012), Gießen (13,985), Mainz (57,020) und Worms

1874.

Paris, 13. Oktober. Das „Journal officiel veröffentlicht einen Bericht des Justiz-⸗Ministers Dufaure über die Thätigkeit der franjösischen Gerichte während des Fahre 1874. Die Schwurgerichte hatten über 4081 Fälle mit 3Z225 Angeklagten zu erkennen und verurtheilten deren 4183; 29, die unter 15 Jahre alt waren, wurden in Besserungsanstalten versorgt, die übrigen freigesprochen. Die Verurtheilungen zerlegen sich wie folgt: II zum Tode, 151 zu lebenslänglicher Strafarbeit, V2 zu zeitweiligem Zuchthaus, 949 zur Einzelhaft, 1 zur einfachen Depor⸗ tation, 4 zur Einsperrung in Strafanstalten, 1802 zu mehr als einem Jahre, 235 bis zu einem Jahre Gefängniß, 2 zu Geld— strafen. Die meisten Verbrecher lieferten im Verhältnisse zur Ein wohnerzahl das Euredepartement, 43 auf 199,00 Einwohner, dann die Seine, Seine⸗Inférieure, Buches-du⸗Rhone, Nord, Calvados, Gironde, Rhone, die sämmtlich große Städte enthalten, am wenigsten der Lot (vier Verbrecher auf 100,009 Einwohner), die Hautes⸗ Pyrenees, die Alpendepartements und einige andere vorwiegend Vieh⸗ zucht und Ackerbau treibende. Von den 4183 Verurtheilten hatten 1911, d. i. iM schon früher vor Gericht gestanden; von den 3225 Angeklagten konnten 1810 (zs 10 weder lesen noch schreiben, 2160 Ferner erhellt aus den angestellten Erhebungen, daß die Städte, welche nur drei Zehntheile der Ge⸗ sammtbevölkerung des Landes bilden, die Hälfte der Verbrecher liefern. Die Verbrechen gegen das Eigenthum nahmen verhältniß- mäßig ab, diejenigen gegen die Personen sowie die Brandstiftungen in bedenklichen Maße zu. Die Zuchtpolizeigerichte verhängten 186,448 Strafen, 72, 832 Geldbußen, 105,552 Verurthei lungen zu Gefängniß unter und 8064 zu Gefängniß über ein Jahr.

St. Peters burg, 22. Oktober. (Wratsch. Wed.). Zum J. Ja⸗ nuar 1876 betrug die Anzahl der im russischen Militärdienste stehenden Aerzte 2102; der Pharmgzeuten 259; der Veterinãre 13 der Feldscheerer 5877; der in den Militär-Feldscheer⸗Schulen befind⸗ lichen Zoͤglinge 1010. Es kamen im Jahre 1875 1 Arzt auf 407 Mann; 1 Pharmazeut auf 3454 und 1 Feldscheer auf 161 Mann. Christiania, 15. Oktober. Vom statistischen Bureau in Christiania ist. dem norwegischen Aftonbladet“ zufolge, in diesen Tagen ein Heft erschienen, welches tabellarisch das vorläufige Refultat der Volkszählung am 31. Dezember 1875 mittheilt. Es ergiebt sich daraus, daß die Volksmenge im ganzen Reiche LS02, 85827 betrug, während die wirklich im Reiche landesangehörige Volksmenge etwas größer war, nämlich 13313237. Von Liesen lebten 14534,299 auf dem Lande, der Rest (332,938) in den Städten. A. A. C) Die Total⸗Einwanderung in die Vexei⸗ nigten Staaten von Nordamerika während des am 39. Juni beendeten Jahres umfaßte 169,386 Personen gegen 27,489 im vor- hergehenden Jahre. Von der Gesammtzahl sandte England 243 3. Irland 19,675, Schottland 4582, Wales 321, Deutschland 31,937 und Canada fowie die anderen britischen Kolonien in Nordamerika 22,471 Perfonen. Die Gesammt-⸗Einwanderung für das Fiskaljabr 1875575 repräsentirt kaum ein Drittel derjenigen in 18723173.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die anthropologische Gesellschaft trat am Sonn abend Abend unter Vorsitz des Prefesser Bastian zu ihrer erften Sitzung nach den Ferien zusammen. Professors Virchow legte zunächst 5 Kartenskizzen vor, die die Resultate der statistischen Erhebun⸗ gen über Farbe der Haare, Aug en und der Haut der Schul— end in den einzelnen Theilen Deutschlands graphisch dargestellt. Es erhellt aus diesen Karten mit überraschender Uebereinstimmung, daß im Süden durchweg die dunklen, im Norden dagegen die hellen Farben vorherrschend sind, während zwischen ihnen eine Misch— zone liegt, in der auch die graue Farbe der Augen sich vorfindet. Auffallend ist es, daß sich längs den Läufen der— jenigen großen Flüsse, die als die eigentlichen natürlichen Verkehrs⸗ wege angesehen werden können, also längs des Rheines, der Weser, der Elbe, vor Allem aber längs der Donau und der Oder, ein ent⸗ schiedenes Vordringen der dunkleren Race bemerkbar macht. Die Angaben aus Mecklenburg und Sachsen fehlen noch; die Zusammen⸗ stellung der Resultate aus Thüringen wird demnächst beendet werden. Man hofft mit dem Gesammtresultat der Erhebungen Ende dieses Jahres an die Oeffentlichkeit treten zu können und wird sich alsdann an die Regierung wenden, um auch die Rekruten bei ihrer Aushebung einer ver⸗ gleichenden Untersuchung in Bezug auf Größenverhältnisse u. dgl. u unter⸗ ziehen. An diese Mittheilungen schloß sich sodann ein Vortrag des Prof. Ba stign über die Resultate seiner jüngst beendeten Reise nach der Westküste von Südamerika, die derselbe bekanntlich unternommen hatte, um Werke südamerikanischer Kultur für das hiesige Königliche Museum zu erwerben. Im Allgemeinen ist Prof. Bastian in Anbetracht der Schwierigkeiten, die sich ihm darboten, mit den Resultaten seiner Reise zufrieden. Es ist ihm zwar nicht geglückt, umfassende Funde aus den ältesten Zeiten zu machen, desto reichhaltiger sind jedoch seine Erwerbungen von Alter⸗ thümern aus der Zeit der Inkas gewesen. . . London, 22. Oktober. (G. C.). Der Wittwe des a ssy⸗ rischen Forschers George Smith, ist folgender Brief des Lord Beaconsfield zugegangen: 10 Downingstreet, Whitehall. Ok— tober, 20., 1876. Madame, die Königin, mit Ihnen in Ihrem Verluste sympathisirend, und den Tod eines Mannes beklagend, dessen anziehende und hingebungsvolle Arbeiten frisches Licht auf die alte Geschichte geworfen haben, hat geruht, Ihnen eine Pension von 159 Pfd. Sterl. jährlich auszusetzen. Ich habe Weisungen ertheilt, daß die gnädigen Absichten Ihrer Majestät sofort in Ausführung ge— bracht werden. Ich verbleibe, Madame, Ihr ergebener Diener Beaconsfield.

Paris, 23. Oktober. (Köln. Ztg.) Als Annex zur Feole de Médecine wird jetzt eine Hochschule für Anthropologie ge— gründet. Verschiedene große Finanzmänner haben ein nachahmen?“ werthes Beispiel gegeben und die Geldmittel dazu verbürgt und theil⸗

ise geliefert. J .

a,, Wie die Academy“ erfährt, beabsichtigt ein portugiesischer Offizier, Major M. G. He nrigues, den Congo und andere Flüsse Wfrikas sowie den mittleren Theil des afrikanischen Festlandes im Allgemeinen zu erforschen. Major Henrigues weilt gegenwär⸗ tig in England, um sich alle diejenige vorläufige Information zu verschaffen, die aus den Werken fruͤherer Reisender gesammelt werden kann. w . ;

Athen, 5. Oktober. Dr. H. Schlie mann hat seine Aus— grabungen in Mykenä auf eine kurze Zeit unterbrochen, da ihn die turkische Regierung telegraphisch nach Konstantinopel berufen hat, um den dort weilenden Kaiser von Brasilien auf seinem Ausfluge nach Troja zu begleiten. Doch wird er seine Arbeiten in Kurzem wieder aufnehmen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wie der N. Fr. Pr.“ geschrieben wird, herrscht in Aeg yp⸗ ten eine Pferde feuche, welche so um sich greift, daß kaum ein Viertel der Pferde von Kairo und Umgegend lebend geblieben ist. Waarenkarren werden von Ochsen, selbst von Männern gezogen, Kavallerie“ -Patrouillen machen ihren Dienst zu Fuß und von Mieth⸗ wagen sieht man auf den Straßen nicht den zehnten Theil wie

Gewerbe und Sandel.

Berlin. 25. Oktober. (Der Geld und Kaxitalsmarkt wahrend der letzten zwei Monate) Seit Mitte August, bis zu welchem Zeit⸗ punkt in dem letzten Bericht die Uebersicht geführt worden, ent⸗ wickelten sich die Verbaltnisse auf dem Geld⸗ und Kapitals⸗ markt bis um die Mitte des September gleichmäßig ruhig, und ohne, daß besondere Ereignisse auf verwandten Gebieten, auf die Gesammtlage einen erwähnenswerthen Einfluß ausübten. Die in der zweiten Hälfte des Monats August in Pertugal zum Ausbruch gekommene Banken⸗ oder besser Goldkrisis hat den Londoner Markt einigermaßen aber nur vorüber⸗ gehend beeinflußt, während im Uebrigen der internationale Geld⸗ markt auch durch diese Begebenheiten wenig berührt wurde. Die Vorgänge auf politischem Gebiet in dem erwähnten Zeitabschnitte erfuhren Seitens der Börsen eine verhältnißmäßig kühle Betrachtung, so daß der Kapitalsmarkt gleichfalls keinen erheblichen Schwankungen unterlag. Der Geldstand wies unverändert die Abundanz der früherer Monate auf, die Ausweise der großen und centralen Bank ⸗Institute ließen eine wesentliche Abnahme des Baarvorraths nicht erkennen, wenn das Ver⸗ hãltniß des letzteren zu den Anlagen oder zum Notenumlauf in Betracht kam. Die offizielle Bankrate hielt sich demgemäß unverändert in Berlin auf 4M, in London auf 29½so, während der Diskent am offenen Markte noch wesentlich unter der Bankrate nöotirte; in Lon⸗ don hielt sich der Privatdiskont ziemlich fest auf 10; in Berlin war er größeren Schwankungen unterworfen, die sich zwischen 212 und i /s d bewegten. Seit der Mitte des vorigen Monats haben nun sowohl auf dem Geld wie auf dem Kapitalsmarkte sich größere Bewegungen vollzogen. In dieser Beziehung wurden als Motive einerseits die ernste Geschäftslage in Rußland und die dortigen Verhältnisse genannt, andererseits aber waren die politischen Entwickelungen ursächlich wirksam, die besonders um die Mitte des laufenden Monats in einer von London aus angefachten Aufregung einen charakteristischen Ausdruck gewannen. Während nun in diefer letzteren Periode der Londoner Markt, was den Geldstand und den Status der Bank von England anbetrifft, eine Spannung der Verhältnisse nur in mäßigem Umfange erkennen ließ, kam auf dem hiesigen Markt eine mehr und mehr erkennbare Knappheit zur Erscheinung. Der Privatdiskont in Berlin steigerte sich bis zum Ultimo⸗ Septembertermin bis auf 370. welcher Satz sich letztlich auf 3 o/o erhob; eine Erhöhung der offiziellen Bankrate erschien daher immer wahrscheinlicher und ist denn auch mit dem heutigen Tage eingetreten. Die Erläuterung dieser Maßnahmer Seitens der Direktion der Reichsbank dürfte der demnächst zu ver— öffentlichende Ausweis vom 22. d. M. ergeben, der statt der erwar⸗ teten Abnahme der Anlagen der Bank ein Anwachsen derselben kon⸗ statirt, während der Baarvorrath gleichzeitig abgenommen hat. Als wesentlichstes Motiv aber dürfte der Umstand maßgebend gewesen, daß Gold auszuführen z. B. nach Dänemark profitabel geworden ist und wahrscheinlich schon dahin eine Ausfuhr stattgefunden hat. Dem⸗ gemäß ist es nicht außer Betracht zu setzen, daß der heutigen Er⸗ höhung um Pposo eine weitere in nicht zu ferner Zeit folgen kännte, wenn lie gedachten, diesmal maßgebend gewesenen Motive andauern sollten. In London machte sich aus den angeführten Gründen eine gerade entgegengesetzte Bewegung geltend; die Rate am offenen Markte ermäßigte sich bis zum Ultimo auf Yo und hat sich auf diesem Punkte bisher erhalten. . . In den Ausweisen der beiden angezogenen Bankinstitute äußern sich die gekennzeichneten Bewegungen des Marktes folgendermaßen: Reichsbank.

I5. August 15. Septber. 15. Oktbr. (in Tausenden A4)

Sh h 483 543, 36

392, 747 448, 751

48,448 52, 273

596. 862 08,693 47,694

gesammter Kassenbestand Wechselbestand Lombardforderungen 35448 227 Notenumlaußf. 662.0984 666,446 728,271 täglich fällige Verbindlichkeiten 226,977 196565 147,585. Während demnach die Anlagen der Bank von Mitte August bis Mitte September nicht unwesentlich abgenommen haben, ergiebt sich ein wesentliches Anwachsen bis zum 15. Oktober; aber nach diesem Termine ist, wie erwähnt, die erwartete gegentbeilige Strömung nicht erfolgt; während der Notenumlauf einige 60 Millionen Mark und der Wechselbestand seit 15. September um ca. 56s Millionen sich erhöht haben, hat der Baarvorrath einen Rückgang von rot. 47 Millionen Mark erfahren. Ein ähnliches Verhältniß ist für die Ultimo⸗Ausweise zu konstatiren; nur zeigt der Notenumlauf von ult. August gegen ult. Juli eine erhebliche Abnahme, deren gleich⸗ zeitiges Wachsen den täglichen Verbindlichkeiten entspricht; es be— trugen bei der Reichsbank (in Tausenden Mark): ult. Juli ult. August 591,401 598,487 434, 145 410,426 Lombardforderungen 47,778 51,573 Notenumlantnr 690694 665,7! 190,150 tägl. fällige Verbindlichkeiten 2,115 227872 151,137 Dieselben Positionen des Status der Preußischen Bank aus den beiden vorangehenden Jahren stellen sich folgenderma— ßen dar: ult. Juli 1875: 1874: 563,347 724,287 403,825 375,303 51,883 57,981

ult. September 556,053 440,834 61, 887 740,150

gesammter Kassenbestand . Wechselbestand .

ult. September

1875: 1874: 466,493 680,028 446, 162 94,97

ult. August

1875: 1874: 528,566 711,741 387,671 360,033 5M 679 57 996

788,297 808,598 724,914 813,771 35,

46, 755 41A 739 32,150

Man sieht aus dieser Aufstellung, daß in den beiden Vorjahren sich ähnliche Veränderungen des Status wie im laufenden Jahre vollzogen haben, wenn man von dem Verhältniß des Baarrorraths zu den Anlagen der Bank resp. dem N

totenumlauf absieht. . Die Bewegungen in dem Status der Bank von England

mögen noch durch folgende Gegenüberstellung erläutert werden;

betrugen am:

. es

. .

2. Oktober:

29, 095,750 6, 181,234 30, 003,658

September: 27,976,390 7,043, 838 N., 517, 747 15,300, 264 16,000,461 34, 827,641 3,689, 467

30. August: 2 * 28, 087,975 E 5, 768, 584 E 2, 686,451 E 15,259, 133 * 15554355 * 33 7605, 3365 . 3,362, 213 Noten⸗Reserve. * 19,952, 820 2, M2, 83) Metall⸗Reserve K 668,531 778,371 Æ 381, In Rücksicht der oben erwähnten Vorgänge auf dem Kapitals⸗ markt mögen noch folgende Relationen bier ihren Platz finden. Der Wiener Platz notirte Wechsel auf London: ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober. 171 12 TV d An denselben Tagen notirten in Berlin Wechsel auf Wien, 100 Fl. in Mark: . ö ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober. 168,13 167,0 165,50 ö gleichzeitig galten Wechsel auf London am hiesigen Platze ( Pfd. Sterl. in Mark): ̃ ult. August. Mitte Septbr. ult. Septbr. Mitte Oktober. 20 , 435 20,46 20,43 ö 20. 06, . d. h. es wuchs dauernd der Preis von Londoner Gold in österreichi⸗ scher Währung ausgedrückt, während ebenso kontinuirlich österreichische Silberwährungswechsel in Berlin an Werth gegen deutsches Gold einbüß⸗ ten; zugleich aber wich nicht unwesentlich der Preis für Londoner Wechsel in Berlin. Zur Kennzeichnung der Beziehungen zwischen St. Peterẽ⸗ burg und Berlin mögen folgende vergleichende Notirungen von St. Petersburger Wechseln in Berlin dienen. s notirten (160 S.⸗R. in Mark) Wechsel auf St Petersburg in Berlin: 15. September. ult. September. 15. Oktober.

Noten⸗ Umlauf. Staats⸗Depositen 1 ö Regierungssicherheiten Privatsicherheiten. Metall Vorrath .

bo bot bebe bebe bebe hlt bebe bebe belt be,

d. h.

früher. Auch im Marstall des Vizekönigs sollen viele Pferde ge— fallen sein.

i 5342 2350 265,50. 265,0. 259.