1876 / 257 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Oct 1876 18:00:01 GMT) scan diff

nisse der ersten Lesung der Beschlußfassung des Bundesraths unterlegen hatten. Die Beschlüsse des Bundesraths wurden der Kommission theils in übersichtlicher Darstellung, theils bei Berathung der einzelnen Paragraphen mitgetheilt. Sie ge⸗ langten zur Diskussion auf Grund von Anträgen, welche, sofern sie nicht einzelne Mitglieder stellten, vom Vorsitzenden unterzeichnet wurden. Die Kommis⸗ sion hat 169 Sitzungen gehalten. Die Berathung des Gerichts verfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zu demselben hat einschließlich der eventuellen Berathung des handelsgerichtlichen Verjahrens in erster Lesung 35 Sitzungen, in zweiter Lesung 17 Sitzungen, die Berathung der Eivil⸗ prozeßordnung und des Einführungsgesetzes zu derselben in erster Lesung 36 Sitzungen, in zweiter Lesung 18 Sitzungen, endlich die Berathung der Strafprozeßordnung und des Ein⸗ führungsgesetzes zu derselben in erster Lesung 52 Sitzungen, in zweiter Lesung 20 Sitzungen erfordert. Die Kommission ist versammelt gewesen: am 26. 28., 30. und 31. Januar 1875, vom 26. April bis zum 109. Juli 1875, vom 1. September 1875 bis zum 19. Februar 1876 und vom 2. Mai bis zum 3. Juli 1876. Wahrend die Sitzungen der Kommission regelmäßig in der Zeit von 11 Uhr Morgens bis 4 Uhr Nachmittags stattfanden, hielten die Redaktions⸗ Kommission sowie die über einzelne Materien eingesetzten Subkommissionen ihre Sitzungen entweder vor der Plenar— sitzung der Kommission oder des Abends. Die Redaktions⸗ Kommission hat, soviel festgestellt worden, 85 Sitzungen gehabt. Als Vertreter des Deutschen Reichs und der Einzelstaaten nahmen an den Berathungen Theil 1) der Civilprozeßordnung: der Direktor des Reichskanzler⸗ Amts, Kaiserlicher Wirklicher Geheimer Ober ⸗Regierungs⸗Rath Herr v. Amsberg, der Kaiserliche Geheime Qber⸗-Regierungs⸗ Rath Herr Hanauer, der Kaiserliche Geheime Regierungs-Rath 1. Hagens, der Königlich preußische Geheime Ober ⸗Justiz⸗ ath Herr Kurlbaum II., der Königlich preußische Sberst⸗ Lieutenant Herr Blume, der Königlich bayerische Appella⸗ tionsgerichts Rath Herr Dr. Hauser, der Königlich württem⸗ bergische Ministerial- Rath Herr Heß, der Königlich württembergische Ober-Tribunals⸗Rath Herr von Kohlhaas, der Königlich sächsische Geheime Justiz⸗Rath Herr Held; 2) der Strafprozeßordnung: die oben genannten Mitglieder des Reichskanzler Amts, der Königlich preußische Geheime Justiz⸗ Rath Herr Oehlfchläger, der Königlich preußische Geheime Justiz-⸗Nath Herr Schmidt, der Königlich bayerische Mi— nisterial Rath Herr Los, der Königlich bayerische Ap⸗ pellationsgerichts- Rath Herr r. Hauser, der Kö⸗ niglich sächsische Geheime Justiz⸗ Rath Herr Held, der Kgl. württeibergische Ober⸗-Tribunals⸗-Vize⸗Direktor Herr v. Beyerle, der Kgl. württembergische Ministerial⸗Rath Herr Heß, 3) des . die oben genannten Mitglieder des Reichskanzler⸗Amts, der Kgl. preußische Geh. Ober⸗Justiz-Rath Herr Kurlbaum II., der Kgl. preußische Geh. Justiz Rath Herr Schmidt, der Kgl. preußische Geh. Justiz— Rath Herr Oehlschläger, der Kgl. preußische Geh. Qber⸗-Regie⸗ rungs⸗Rath Herr Dr. Forch, der Kgl. bayerische Ministerial⸗ Rath Herr Loë, der Kgl. bayerische Appellationsgerichts⸗Rath Herr Dr. Hauser, der Kgl. württembergische Ministerial⸗Rath Herr Heß, der Kgl. sächsische Geh. Justiz⸗-Rath Herr Held, der Kaiserl. Geh. Ober ⸗Post⸗Rath Herr Dr. Fischer. Außerdem betheiligten sich der Kgl. preußische Justiz Minister Herr Dr. Leonhardt und der Kgl. bayerische Justiz-Minister Herr Dr. von Faeustle an verschiedenen Sitzungen zur Berathung des Gerichts⸗ verfassungs⸗Gesetzes und der Civilprozeß⸗Ordnung. Die Mit⸗ glieder des Kaiserlichen Reichskanzler-Amts, sowie die Ver— treter verschiedener Bundesregierungen nahmen ebenfalls regel⸗ mäßig an den Arbeiten der Redaktionskommission Theil. Zur Berathung und Abstimmung gelangten außer den Anträgen der Mitglieder der Kommission die von sonstigen Mitgliedern des Reichstags eingereichten Anträge. In der Regel wurden alle Anträge vor der Abstimmung gedruckt, ohne daß jedoch schriftliche während der Berathung eingebrachte Anträge nach der Geschäftsordnung ausgeschlossen waren. In zweiter Lesung wurde jedoch beschlossen, daß angenommene schrift iche Anträge auch nach der Beschlußfassung ge— druckt werden sollten und daß es jedem Mitgliede freistehe, nach erfolgtem Druck eine nochmalige Abstimmung über den betreffenden Antrag zu fordern Nach Beendigung der zweiten Lesungen der Entwürfe be— schloß die Kommission, dem Reichstag über dieselben schrift⸗ liche Berichte erstatten zu lassen. Nach dem Beschluß der Kommission sollen diese Berichte jedoch keine erschöpfende und eingehende Begründung aller einzelnen Beschlüsse der Kom— mission enthalten, da diese in den gedruckten Protokollen nie— dergelegt ist. Die Berichte sollen vielmehr nur eine er⸗ läuternde übersichtliche Darstellung der wichtigsten zur Er— örterung gelangten Fragen und der wesentlichsten Differenz⸗ punkte zwischen der Kommission und dem Bundesrath geben und dadurch das Verständniß der Ergebnisse der Be⸗ rathungen dem Reichstage und dem deutschen Volke selbst erleichtern. Als Berichterstatter wurden gewählt: 1) für das Gerichtsverfassungsgesetz und das Einführungsgesetz zu demselben der Abg. Miquel, als Korreferent und Stellver— treter desselben der Abg. Hauck; 2) für die Civilprozeßordnung und das Einführungsgesetz zu derselben der Abg. Becker, als Korreferent und Stellvertreter desselben der Abg. von For⸗ cade de Biaix; 3) für die Strasprozeßordnung und das Einführungsgesetz zu derselben der Abg. Dr. v. Schwarze, als Korreferent und Stellvertreter desselben der Abg. Klotz.

Nach der Cirkular⸗Verfügung vom 1. März 1871 soll⸗ ten in Gemäßheit des 5. 4 des Bundesgesetzes über den Unter— stützungswohnsitz vom 6. Juni 1870, nach welchem bis zum 1. Juli 1871 jedes Grundstück, das noch zu keinem Orts⸗ armenverbande gehört, entweder einem angrenzenden Orts— armenverbande zuzuschlagen, oder selbständig als Ortsarmen⸗ verband einzurichten ist, die KLommunalverhältnisse der bis dahin noch gemeindefreien Grundstücke ungesäumt den gesetzlichen Vorschriften entsprechend geregelt werden. Diese Anordnung ist noch nicht zur vollständigen Ausführung ge— langt, vielmehr befinden sich in den Provinzen Preußen, Bran⸗ denburg, Pommern und Posen noch 101, resp. 15, 2 und 24, zusammen 142, nicht inkommunalisirte Wohnplätze. Der Mi—⸗ nister des Innern hat durch Cirkularerlaß vom 21. d. M. die Ober⸗Präsidenten ersucht, behufs Beseitigung dieser Verhält— nisse das weiter Geeignete zu veranlassen.

In Beziehung auf die Rechtskraft der Entschei⸗ dungen der höchsten (drittinstanzlichen) Gerichts— höfe des Königlichen Ober⸗Tribunals und des Reichs⸗Ober⸗ Handelsgerichts nach preußischem Prozeßverfahren hat das Reichs-Ober-Handelsgericht, J. Senat, in einem Erkennt⸗

nisse vom 19. September d. f folgende Entscheidung gefällt: Der Nichtigkeitsrichter hat, falls er die Sache zum Behufe einer neuen Ausmittelung in die unteren Instanzen zurückweist, die Befugniß, positiv denjenigen Punkt des Streitstoffes, der allein noch der Ausmittelung bedarf, festzustellen, Die hierbei aus⸗ esprochenen Gesichtsvunkte sowohl rechtlicher, als auch that⸗ ächlicher Natur sind von dem Gerichte, an welches die Sache verwiesen ist, zu respektiren und sie können auch nicht von Neuem von den Parteien mit einem Rechtsmittel angegriffen werden.

Der hiesige Königlich belgische Gesandte, Baron Nothomb, ist nach längerer Abwesenheit auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. ;

Der Königlich spanische Gesandte am Kaiserlich rus⸗ sischen Sofe, Marquis de Bedmar, traf heute früh aus St. Petersburg hier ein, und reiste Mittags über Paris nach Madrid weiter.

Der Spezial⸗Kommissarius, Oekonomie⸗Kommissions⸗ Rath Huttner zu Rinteln ist verstorben und an seine Stelle der Spezial⸗Kommissarius, Regierungs⸗-Assessor Delius von Bückeburg nach Rinteln versetzt. Die Leitung der Spezial⸗ Kommission zu Bückeburg ist dem bisher beim Kollegium der General- Kommission zu Cassel beschäftigten Regierungs⸗Assessor Dr. Roettig übertragen.

Stettin, 30. Oktober. (Osts. 3.) Heute trat hier der 47. Kom munal-Landtag zusammen. Hauptgegenstand der Tagesordnung ist die Ueberleitung der Geschäfte auf die Pro⸗ vinzial⸗Verwaltung.

Cöln, 30. Oktober. (Köln. Ztg.) Von der zuständigen Behörde ist die Bewilligung zur Mitbenutzung der Gereonskirche für die hiesige altkatholische Pfarr⸗ gemeinde eingetroffen.

Bayern. München, 29. Oktober. Der „Bayer, Kurier“ citirt und bestätigt als vollständig richtig folgende (schon er— wähnte) Mittheilungen der „Südd. Presse“: Hr. Dekan Enzler wurde am 26. August von seiner bevorstehenden Ernennung vertraulich benachrichtigt und erhielt das Dekret unter dem 14. September. Etwa in den ersten Tagen dieses Monats hat der hiesige Nuntius, Msgr. Blanchi, Sr. Excellenz dem Herrn Minister des Aeußern, v. Pfretzschner, gegenüber die r ,, „beanstandet“; das Gleiche that ungefähr gleichzeitig in Rom der Kardinal-Sekretär Antonelli gegenüber dem bayerischen Gesandten bei dem Vatikan, Grafen Paum— garten. Als Hrn. Enzler mitgetheilt wurde, daß Rom ihn beanstande, gab er etwa am 18. d. Mts. sein Enthebungs— gesuch an Se. Majestät den König ein.“

Baden. Karlsruhe, 28. Oktober. Die General— synode beschloß heute entgegen den Anträgen mehrerer Diözesansynoden die bisherige Pfarrerwahl beizubehalten.

Oesterreich⸗angarn. Wien, 29. Oktober. Der Auf⸗ enthalt des Kaisers hierselbst wird sich, dem „Fremdenbl.“ zufolge, auf einige Tage erstrecken, worauf Se. Majestät wieder nach Gödöllö zurückkehren wird.

30. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stellte der Abg. Herbst den An⸗ trag, daß die Debatte über die Antwort der Regierung auf die Fnterpellation bezüglich der Orient politik auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt werde. Der Minister—⸗ Praͤsident Fürst Auersperg gab hierauf folgende Erklärung ab: „Die Regierung habe wahrgenommen, daß die auf die ge— dachte Interpellation abgegebene Erklärung, worin von kriege— rischen Manifestationen und Demonstrationen die Rede sei, in Abgeordnetenkreisen eine der Intention der Regierung fern liegende Deutung erfahren habe. Die Regierung habe durch die Beantwortung der Interpellation das Gewicht hinlänglich bekundet, welches sie auf die Kundgebung der Reichsvertretung gelegt habe und vermöge diese Deutung ihrer Antwort nur einem Mißverständnisse zuzuschreiben, halte es aber Angesichts der ernsten Lage für eine patriotische Pflicht, dieses Mißver— ständniß durch die Erklärung zu beseitigen, daß unter den er— wähnten Manifestationen und Kundgebungen nicht diejenigen der legalen Vertretungskörperschaften gemeint gewesen sein konnten.“

Pola, 29. Oktober. Enthüllung des Kaise Maximilian-Denkmals fand heute in Gegenwart der Erzherzoge Karl Ludwig und Karl Stefan in feierlicher Weise statt.

Krakau, 29. Oktober. Der „N. Fr. Pr.“ wird von hier gemeldet, daß der reichsräthliche Polen⸗Elub die hier weilenden Reichsraths-Abgeordneten telegraphisch aufgefordert hat, nach Wien zu kommen, um der Besprechung der Inter— pellation in der Drientfrage beizuwohnen.

Pest, 29. Oktober. Dem W. „Fremdenbl.“ wird von hier gemeldet: Der Vorstand des Studenten comités begab sich zum türkischen Generalkonsul, um ihm mitzutheilen, die Generalversammlung der Studenten hätte beschlossen, demselben durch eine Deputation ihre Sympathien für die türkische Sache offiziell ausdrücken zu lassen. Der eben ab⸗ wesende Generalkonsul ließ jedoch dem Vorstande sagen, er könne eine solche Deputation nicht empfangen und er lasse auch die Studenten ersuchen, von einer jeden ferneren De— monstration abzusehen.

289. Oktober. Nach der „Budap. Korr.“ soll Graf Beust in London bereits die nöthigen Schritte eingeleitet haben, damit vom 1. Januar 1877 an Stelle der gekündigten Handelskonvention mit England auf Basis der Meist— begünstigten ein Provisorium zu Stande komme. Die eng⸗ lische Regierung wäre auf die Verhandlungen bereitwilligst eingegangen. Dieselbe Quelle meldet, daß die ungarische Re⸗ gierung ein Verzeichniß aller jener Linien angelegt habe, welche sie vom österreichisch-ungarischen Lloyd anläßlich der bevorstehenden Verhandlungen über die Erneuerung, resp. Erhöhung der Subvention desselben im Interesse des unga⸗ rischen Handels und Verkehrs fordern will. Diese Verhand— lungen dürften demnächst in Wien beginnen.

Schweiz. Tessin. Die Ereignisse von Stabio vom letzten Sonntag schildert die „Gazetta Ticinese“ folgender⸗ maßen:

Am Sonntag Morgen verfügten sich die liberalen Schützen aus Stabio, denen sich Freunde aus dem ganzen Bezirk Mendrisio ange⸗ schlossen hatten, verabredetermaßen nach einem nahe bei Stabio ge⸗ legenen Landgut, um daselbst eine Schießübung abzuhalten. Alles

Die

dingungen

ͤ

verlief ruhig bis zum Mittag, als das Schießen unterbrochen wurde und die Schützen nach Stabio zurückkehrten, meist ohne Waffen, um sich zu erfrischen. Plötzlich und, wie es scheint, ohne jegliche Provo⸗ kation, fielen vom Bad⸗Etablissement Ginellg einige Flintenschüsse und zwei liberale Schützen, ein Pedroni von Mendrisio und ein Cat⸗ taneo von Riva San Vitale, stuͤrzten zu Tode getroffen hin.

Von den überraschten Schützen eilte ein Theil zum Schießplatz zurück, um sich mit Waffen und Munition zu versehen, während ein anderer das Haus Ginella zu stürmen versuchte. Die von den An⸗ greifern eingenommene Position war aber eine sehr starke und konnte von einer Handvoll Männer lange gegen eine Ueberzahl von Angreifern vertheidigt werden. Die Liberalen ihrerseits mußten ohne Deckung vorgehen, und so wurden beim ersten Angriff noch zwei Andere von ihnen, ein gewisser Moresi von Mendrisig und ein Maderni von Capolago, schwer verwundet. Darauf entspann sich ein Feuergefecht, welches ungefähr eine Viertelstunde dauerte.

Inzwischen verbreitete sich die Nachricht von dem ausgebrochenen Kampfe und die Liberalen erhielten Verstärkungen aus den um⸗ liegenden Dörfern, in Folge dessen die Vertheidiger des Etablisse⸗ ments Ginella aus Furcht, umgangen und vom Rückzug abgeschnitten zu werden, sich durch ein Fenster des Hinterhauses und ron da über eine Ümfassungsmauer flüchteten und uber das offene Land entflohen. Erst jetzt konnte man in das belagerte Haus eindringen und da ent⸗ deckte man in einem gewissen Giorgetti von Stabio eine neue Leiche, Derselbe lag am Fuß eines Fensters mit einer Schußwunde im Kopf und umfaßte mit der rechten Hand noch krampfhaft die Waffe, deren er sich soeben bedient hatte. Man fand überdies im Hause einige Vetterli⸗ und Jagdgewehre und eine beträchtliche Munition. .

Die Polizei schritt sofort zur Untersuchung und verhaftete ein Individuum. welches verdächtig war, am Ueberfall Theil genommen zu haben. Am Abend schien die Ruhe wieder verhältnißmäßig her⸗ gestellt und auch die Nacht verlief im Ganzen ruhig. Eine Abthei⸗ lung bewaffneter Liberaler sammelte sich in Mendrisio, während in Stabio nur ein starker Gensd'armerieposten nebst einigen Pa⸗ trioten vom Lande zurückblieb. In Lugano hesetzte eine starke Ab⸗ theilung Bürgerwehr zum Zwecke der Aufrechterhaltung der 4 die Gemeindekaserne. Auf eine in der Nacht auf den 23. d. von Men⸗ drisio anlangende Depesche, nach welcher Großrath Spinelli mit einer Abtheilung Leute aus dem Valle di Muggio Balerna bedrohen sollte, wurde mit dem Dampfschiff eine starke Abtheilung Bewaffneter nach Capolago geschickt. Die Kolonne langte am 23. d. Morgens in guter Ordnung in Balerna an, woselbst die Ruhe nicht gestört worden n. die Kolonne kehrte daher Mittags mit der Bahn nach Lugano zurück.

Belgien. Brüssel, 30. Oktober. (W. T. B.)... Der „Nord“ bespricht die deutsche Thronrede und sagt hierbei: Die Rede sei die feierliche Bestätigung des Drei— kaiserbündnisses, welchem Europa die Erhaltung des Friedens verdanke. Die auf die Auflösung dieses Bündnisses gerichteten Bestrebungen seien fruchtlos geblieben. Die Rolle eines Vermittlers zwischen Oesterreich und Ruß⸗ land, welcher der Deutsche Kaiser sich auch ferner unterziehen wolle, sei ein Pfand für die friedliche Beilegung der Schwierig⸗ keiten, welche sich erheben könnten.

Großbritannien und Irland. London, 29. Oktober.

(Engl. Korr) Die Flotte der Besika⸗Bucht schließt gegenwärtig alle britischen Panzerschiffe ein. Es sind dort elf große und drei kleinere Schiffe unter dem Befehle der Abmirale Drummond und Rice. Das gewaltigste Fahrzeug ist die „Devastation“. Auf die „Devastation“ folgt als zweit⸗ mächtigstes Schiff „Herkules“, das Flaggenschiff des Admirals Drummond, dann der „Sultan“, befehligt vom Herzog von Edinburth, und der Monarch“ Kaum geringer an Macht ist „Triumph“, Flaggenschiff des Contre-Admirals Rice, dann folgen „Raleigh“, „Research“, „Pallas“, „Swift⸗ sure“ und die zwei eisernen Widderschiffe „Hotspur“ und „Rupert“. Der Avisodampfer „Helieon“ und die Schaluppen „Cruiser“ und „Rapid“ vervollständigen die Flotte der Besika⸗ Bucht; außerdem befinden sich noch acht britische Kanonen— boote in verschiedenen Theilen des Mittelmeeres; sie verrich— ten gegenwärtig das sonst den größeren Schiffen zufallende Geschäft, Häfen, in denen britische Konsuln stationirt sind, zu besuchen. 30. Oktober. Auf des Erzbischofs von Canterbury Einladung zur pananglikanischen Synode liefen von fast sämmtlichen anglikanischen, vielen amerikanischen und kolonialen Bischöfen zustimmende Antworten ein.

Frankreich. Paris, 28. Oktober. (Köln. Ztg.) Der Herzog Decazes und der Präsident der rumänischen Depu⸗ ö Rosetti, haben heute das Abkommen unter⸗ zeichnet, welches zwischen dem französischen Konsul in Bu— karest und der rumänischen Regierung getroffen worden war. Dasselbe bestimmt die Verhälnisse n den Handelsbezie⸗ hungen zwischen beiden Ländern bis zum Abschluß eines endgültigen Handelsvertrags. Diesem Akte zufolge werden bei der Einfuhr der Produkte der beiden Länder die Bestim⸗ mungen in Anwendung kommen, welche in den bezüglichen Staaten die meist begünstigten Nationen genießen; wird dieses Abkommen nicht ausdrücklich erneuert, so geht es am 30. April 1877 zu Ende. Der Ausschuß für die Prüfung des Antrags von Pascal Duprat, welcher eine Untersuchung über die fremden Anleihen, na⸗ mentlich die mexikanische, welche in Frankreich gemacht wurden, bezweckt, wird gleich nach Beginn der Session seinen Bericht vorlegen, der eine Untersuchung beantragt: 1) über die Ver⸗ antwortlichkeit für die mexikanische und andere Anleihen; 2) über die Verluste, welche diese Anleihen Frankreich bereitet; 3) über die Maßregeln, die zu ergreifen sind, um die natio⸗ nalen Kapitale sicherzustellen, ohne der Freiheit des Marktes zu nahe zu treten. Der Deputirte für Paris, Clemen⸗ ceau, hat heute in einer Privatversammlung von etwa 2000 Personen die Politik der Intransigenten auseinander⸗ gesetzt; er verlangt vollständige Amnestie, keine Oppor⸗ tunitätspolitik und Kampf gegen die Klerikalen, welche die bittersten Feinde der Republik seien. Die „Patrie“ meldet: „Den von den Unternehmern eingegangenen Be⸗ zufolge müssen die meisten Festungswerke, welche in der Nähe von Paris errichtet werden, späte⸗ stens in den Jahren 1875 und 1880 gänzlich vollendet sein. Nun aber vernehmen wir, daß in Folge der hierbei entwickelten Thätigkeit mehrere dieser Forts bereits im Jahre 1878 an die Kriegsverwaltung abgeliefert werden können. Diese neuen Kantonnirungen werden gestatten, die Oktroi-Kasernen längs der Pariser Ringmauer, welche bis jetzt immer noch von Infanterietruppen besetzt sind, zu leeren.“

Versailles, 36. Oktober. (W. T. B. Der Senat und die Deputirtenkamm er haben ihre Sitzungen heute wieder aufgenommen. Die Deputirtenkammer setzt die Diskussion

über den Antrag Gatineau, betreffend die Einstellung der

Verfolgung von auf die Kommune bezüglichen Verbrechen auf nächsten Freitag fest. Der Senat vertagte sich nach seiner heutigen Sitzung, die ohne bemerkenswerthen Zwischen⸗ fall verlief, bis zum nächsten Montag.

Italien. Nom, 24 Oktober. Ital. Nacht) Die Herzogin von Ao sta ist in Begleitung des Prinzen Ama⸗ deo und der Familie mit einem Extrazug nach San Remo abgereist. Ihre Königliche Hoheit befindet sich ziemlich wohl. Dem hier durchreisenden Grafen Greppi, italienischen Minister beim spanischen Hof, hat Graf Coello, spanischer Ge⸗ sandter heim Hofe des Königs von Italien, ein Diner gegeben, dem der General Sekretãr des Ministeriums des Aeußern und die Vertreter Frankreichs, Oesterreichs und Englands beiwohnten. Graf Coello konstatirte die guten Beziehungen, die zwi— schen Span ien und Italien herrschen und dankte der italienischen Regierung für ihre Haltung gegen die zahlreichen spanischen Pilger. Ausdrücke besonderen Dankes hatte er für den Präfekten und den Bürgermeister von Nom, die gleichfalls anwesend waren. Der Ti ge en can versicherte er, daß die spanische Regierung den bekannten Bischof von Urgel, ehemals Hauptkaplan der Carlisten, halten lassen, der eben im Begriffe gewesen sei, nach Rom abzu⸗ reisen, und an der katholischen Demonstration Theil zu nehmen. Der Erzbischof von Granada sei in Genua zurückgehalten worden, wo er die Befehle des Königs von Spanien erwarten müsse, bevor er nach der Heimath zurück⸗— kehren könne. Graf Coello erzählte auch als einen Beweis der liberalen Gesinnungen seiner Regierung, daß diese dem Erzbischof von Minorca wegen seines Hirtenbriefes gegen die übrigen religibsen Genossenschaften einen starken Ver— weis ertheilt habe.

25. Oktober. (Ital. Nachr) Der Nuntius in Madrid hat vom Pap st Instruktionen erhalten, um den Häuptern der spanischen Pilgerfahrt die Vorlegung ihrer ae in Nom zu ersparen. Der Vatikan betheuert, die Pilger als KLatholiken und nicht als Carlisten empfangen zu haben. * Vatikan hofft man, die spanische Regierung zur Zurücknahme ihrer strengen Befehle bewegen zu können.

Aus Cotrone (Calabrien) wird unterm 24.8. M. den „Ital. Nachr.“ gemeldet: „Gestern haben zwei gemischte Abtheilungen, an deren Spitze der Delegirte Lucchesi und der Exhauptmann der Nationalgarde Spina standen, in der cosentinischen Sila die aus 9 Mann bestehende Bande Seinardi angegriffen. Nach einem langen und erbitterten Kampf wurden der Bandenhäuptling Seinardi, sein Lieute⸗ nant Eiorito und der Brigant Godino getödtet. Unglück— licherweise hat man den Tod eine Vizebrigadiers der Cara⸗ binieri, Antonioli und eines Bersagliere, sowie die schwere Verwundung eines Polizisten zu beklagen. Die Ver⸗ folgung der übrigen Briganten, denen es unter dem Schutze des Waldes gelang, zu entfliehen, dauert fort. Der zur Zeit in Florenz weilende Bischof von Urgel wird, trotz des Verbotes der spanischen Regierung, nach Rom zu gehen, hierher kommen, da er sich vor dem Gericht der Kongregationen wegen der von . begangenen Verbrechen zu verantworten hat. Auch die an den Erzbischof von Gra— nada gerichtete Aufforderung, nach Rom zu kommen, um seinen Paß vidimiren zu lassen, wird ohne Wirkung bleiben, da derselbe erklärt hat, nach Spanien zurückkehren, und wenn man ihn nicht hineinlasse, in der Verbannung bleiben zu wollen. In Voraussicht sehr wichtiger Arbeiten, die der Papst den Kardinalkongregatio nen zu unterbreiten beabsichtigt, sind die im Ausland wohnenden Mitglieder des heiligen Kollegs, die Licht in diese Arbeiten bringen zu können glauben, benachrichtigt worden, sich nach Rom zu begeben, um die nöthigen Verabredungen zu treffen. Kardinal Dechamps, Erzbischof von Malines, wird erst Ende dieses Monats hier eintreffen. Kar— dinal Cullen wird in der zweiten Hälfte des November erwartet. Die spanischen Pilger sind fast alle abgereist. Der spanische Gesandte, Graf Coello, hat im Auftrag seiner Regierung dem spanischen Konsul in Genua telegraphirt, sich an Bord des Dampfers zu begeben, auf dem sich der Erz⸗ bischof von Granada eingeschifft hat, und ihm zu noti— ficiren, daß Se. Majestät der König Alfons die Beleidigung des Grafen Coello als eine ihm persönlich zugefügte betrachtet, da der Erzbischof, Haupt der spanischen Pilgerkarawane, dem Gesandten keinen Besuch in Rom gemacht hat, daß darum der Erzbischof auf Befehl des Königs sich nach Rom zu begeben habe, um den Grafen Coello um Entschuldigung zu bitten, und daß, wenn er dies nicht thue, der Konsul dem Erz— bischof mittheile, daß ihm auf Befehl des Königs verboten sei, die, spanische Grenze zu überschreiten. Die Bischöfe von Vich und Oviedo haben sich vor ihrer Ab— reise auf der spanischen Gesandtschast eingestellt, und somit deren Autorität anerkannt. Auch der Vatikan wollte gewisser— maßen diese Pilgerfahrt eines jeden politischen Charakters entkleiden, und ein geheimer Kammerherr Sr. Heiligkeit be— gab sich gestern in das spanische Gesandtschaftshotel, um dem Grafen Coello einen Achtungsbesuch zu machen. Außerdem wird berichtet, wie dem Nuntius Instruktionen des Vatikans zugekommen sind, die Bischöfe zu benachrichtigen, daß man die künftigen Wallfahrten in einer Weise organisire, daß sie so wenig zahlreich als möglich erscheinen, da— mit sie nicht wie politische Demonstrationen aus— sehen und daß man absolut vermeide, den Wallfahrten einen politischen Anstrich zu geben. Aus Eivitavecchia wird gemeldet: Drei von Nom zurückkehrende spanische Pilger suchten vor ihrer Einschiffung ihr letztes Goldgeld auszugeben oder gegen Silber umzuwechseln, ihre Goldmünzen wurden aber als nachgemacht erkannt. Die öffentliche Sicher⸗ heitsbehörde wurde benachrichtigt und ließ die Pilger ver⸗ haften, durchsuchen und unmittelbar den Gerichtsbehörden übergeben. Nachdem sie einer eingehenden Unter⸗ suchung unterstellt worden waren, sahen sich die An⸗ geklagten gezwungen, die Herkunft dieser Münzen zu bekennen, und sie offenbarten die Existenz zweier Fal schmünzerstätten an zwei spanischen Plätzen ihrer Herkunft und gaben auch die nöthigen Einzelnachwei— sungen. Die italienische Behörde telegraphirte sogleich Alles an die Madrider Regierung, die mittelst der Lokalbehörden so . war, die Fabriken zu überraschen und sich der Pressen, gemuünzten Geldes und der Falschmünzer zu bemäch⸗ tigen. Gestern bekam unsere Regierung von der spanischen ein Danktelegramm. Der Vertreter der spanischen Regierung bereitet sich vor, die Auslieferung der drei Italie, zu verlangen, aber da es sich um zwei Reate, Fabrikation und Vertrieb falschen Geldes, handelt, müssen die Angeklagten wegen des zweiten Punktes den italienischen Gerichten zur Rede stehen, ehe sie von ihren Heimathsgerichten abgeurtheilt werden können.

. 26. Oktober. (Ital. Nachr) Graf Greppi, italie⸗ nischer Gesandter in Madrid, ist gestern nach seinem Amtssitz

in Florenz habe zurück⸗

Legnago, 30. Oktober. (W. T. B. Der ehemalige

Wählern eine Rede gehalten, worin er sein früheres Pro⸗ gramm vonneuem darlegte und versicherte, daß er demselben stets treu geblieben sei. Derselbe sprach ferner über die Herstellung des finanziellen Gleichgewichtes und setzte seine Ansichten über die Eisenbahnfrage auseinander. Die Anschuldigungen, daß die gemäßigte Partei die Ausführung von Reformen vernach⸗ lässigt habe, wurden von dem Redner zurückgewiesen. Den von Sella in Cossato kundgegebenen Anschauungen stimmte Minghetti bei. Schließlich versprach derselbe, jede nützliche Reform zu unterstützen.

Türkei. Konstantin opel, 24. Oktober. Die, Turguie“ bringt heute eine Note über das hier entdeckte Kom plot“, welche sich in vorsichtig allgemein gehaltenen Ausdrücken be⸗ wegt. Die Häupter dieses Komplots sind festgenommen und in die Verbannung geschickt worden, ihre Mitschuldigen sind im Gefängnisse oder bereits ausgewiesen. Die Stadt ist voll⸗ kommen ruhig. Die Verschworenen hatten es auf die Minister abgesehen isaient les ministres), welche sich unter den gegen— wärtigen Verhältnissen dem Wohle des Landes widmen und auf die neuen Institutionen, von denen die glückliche Zukunft des Landes abhängt. Beweise der Schuld sind in den Händen der Behörden. Das Unternehmen war das Werk einiger gekränkter Leute, auf welche die Regierungsgewalt noch ihre berückende Macht ausübte.

30. (W. T. B.) Der russische Botschafter Ignatieff hatte gestern eine Konferenz mit dem Groß⸗ vezier. Nach derselben traten sowohl der türkische Minister— rath, wie die Vertreter der sechs Mächte zu Berathungen zu⸗ jammen. Es heißt fortgesetzt, die Sachlage sei der Art, daß sie zu Friedenshoffnungen berechtige.

30. Oktober. (W. T. B.) Die Pforte hat, wie die „Agence Havas“ meldet, einem zweimonatlichen Waffenstillstande mit zwei Verlängerungsfristen von je 6 Wochen, falls die Friedensunterhandlungen die— selben nothwendig machen sollten, ihre Zustimmung er— klärt. Die Feindseligkeiten sollen in Serbien, Montenegro, Bosnien und in der Herzegowina aller Orten eingestellt wer⸗ den. Die Militär⸗Attachés der fremden Mächte sollen die Demarkationslinie feststellen.

Pera, 30. Oktober. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach liegt auch Seitens der Botschafter Englands und Oester— reichs eine Unterstützung des russischen Waffenstill— standsvorschlages vor.

Belgrad, 30. Oktober. (W. T. B.) (Amtliche Mel⸗ dung.) Fürst Milan ist heute Morgen zur Armee abgereist

London, 31. Oktober. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Belgrad von gestern, der russische Generalkonsul Karzoff habe in der vergangenen Nacht 1 Uhr eine Depesche nach Livadia abgehen lassen und darin im Namen des Fürsten Milan gebeten, daß der Botschafter Ignatieff ent⸗ weder sofort einen sechswöchentlichen Waffenstillstand erwirke oder daß russische Intervention eintrete.

Vom Kriegsschauplatze liegen folgende Nachrich⸗ ten vor: w

Konstantinopel, 30. Oktober. (W. T. . B.) Nach einer der Regierung heute vom Kriegsschauplatz zuge⸗ gangenen Meldung hat am 26. d. M. in der Nähe von Sa— ratin ein Gefecht stattgefunden, bei welchem die Serben eine erhebliche Anzahl Todter hatten und ein Geschütz sowie eine Anzahl Pferde, Waffen, Gepäck und Kriegsmunition auf dem Platze ließen. Mehrere Serben fielen gefangen in die Hände der Türken. Nach einem weiteren Telegramm von gestern haben die Serben bei dem von den Türken auf die Befesti⸗ gungen von Kirmizi töpé vor Alexinatz unternommenen An— griff 6 schwere Geschütze, 4 Berghaubitzen und eine große . Kriegsmunition in den Händen der Türken ge⸗ assen.

Der Spezial⸗Korrespondent der „Daily News“ bei der serbischen Armee erstattet unter dem 24. Oktober folgenden Bericht über die im Morawathal stattgefundenen Kämpfe: „Dieselben dauerten vom 19. bis 23. d. M. Am ersten Tage gelang es den Türken, Gredelin zu nehmen und zwischen diesem Orte und Kavnik dee serbische Linie zu durch— brechen. Ermuntert durch diesen Erfolg, erneuerten sie den Angriff am 20. Oktober mit verzweifelter Furie. Während der Nacht vom 20. auf den 21. d. M. wurde die serbische Front in Folge dessen etwas verändert und von den Türken eine neue Linie ein wenig weiter vorgerückt als die früher eingenommene. Am Morgen des 21. erneuerten die Türken den Angriff mit großer Entschlossenheit, aber sie waren außer Stande, irgend einen Erfolg zu erringen und wurden ge— zwungen, am folgenden Tage zu rasten. Am 23. griffen sie wieder an, doch abermals ohne eigentlichen Erfolg.

Das Resultat des viertägigen Kampfes war der Verlust von zwei Dörfern auf Seite der Serben, die indeß noch immer eine Position inne haben, in welcher sie das Vordringen des Feindes in irgend welcher Richtung wirksam verhindern kön— nen, während die Türken eine Seite des Dreiecks, in welchem sie festsaßen, etwas nach Norden vorgeschoben haben. Auf beiden Seiten waren die Verluste sehr stark.“

Aus Nisch wird der „Times“ von ihrem Korrespon⸗ denten bei der serbischen Armee unterm 25. d. M. telegraphirt: „In der Schlacht am 23. d. war der Hauptangriff gegen zwei Waldredouten nördlich von Djunisch gerichtet, die sehr günstig für den Schutz der Artillerie und Infanterie gelegen waren. Zwei Minen wurden gesprengt, ohne indeß irgend welchen Schaden zu verursachen. Am 23. war der Verlust beträchtlich. Das von den Serben am A. verlassene und in Brand gesteckte Kavnik entging theilweise dem ihm zugedachten Schicksal. Man fand dort werthvolle Beute. Der Ort ist jetzt im Besitz der Türken. Das Wetter ist kalt und naß. Es wird eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten auf Seite der Türken erwartet.“

Wid din, 28. Oktober. Dem W. „Fremdenbl . geht die Mittheilung zu, daß auf Befehl des Serdar Ekrem vor Alexinatz zahlreiche Holzhütten aufgeführt werden, woraus man schließen will, derselbe gedenke vor diesem Platze ein Observations⸗Corps zurückzulassen, während er selbst mit dem

Gros seiner Armee weiter nordwärts vordringen werde. Auch treffen in dem Lager daselbst fortwährend zahlreiche Ver⸗

abgereist, wird sich aber einige Tage in Paris aufhalten.

stärkungen ein.

Minister⸗Präsident Minghetti hat vor seinen hiesigen

St. Petersburg, 30. Oktober. (W. T. B.) Die uner⸗

wartete Abreise des Fürsten Milan zur Armee, hängt, wie der „Internationalen Telegraphen⸗Agentur“ aus Belgrad gemeldet wird, mit Zerwürfnissen zusammen, die zwischen den oberen Militär- und Eivilbehörden ausgebrochen sein sollen. Gleichzeitig erhielten die in Belgrad befindlichen Offiziere den Befehl, sofort zur Grenze abzugehen. Es heißt, den Türken sei es gelungen, bei Djunis durchzübrechen und dieselben marschirten bereits auf Krusewatz. Bestätigung letzterer Nach⸗ richt von anderer Seite liegt noch nicht vor.

(W. T. B.) Nach einer weiteren Meldung der, Internatio⸗

nalen Telegraphen Agentur“ aus Semlin ist die serbische Stellung bei Djunis gestern Nachmittag gegen 4 Uhr nach erbittertem Kampfe, wobei die Hälfte eines russischen Bataillons auf dem Platze blieb, von den Türken genommen worden. Tschernajeffs Linien sind somit durchbrochen. Der⸗ selbe sucht Krusewatz zu decken. Die Tscherkessen schwärmen bis Ralani und haben bereits zwei serbische Dörfer in Asche gelegt. ; Belgrad, 31. Oktober. (W. T. B.) Von der ver— einigten Timok- und Morawa⸗Armee wird vom 29. d. gemeldet: Gestern hat der Feind die Höhen von Djunis und Schiljegowatz gestürmt, ist aber von der serbischen Artillerie zurückgeschlagen worden. Heute warf sich derselbe mit seiner ganzen Kraft auf die unter Horvatodich stehenden Truppen. Horvatovich wurde gezwungen, die Vertheidigungslinie auf— zugeben und bezog in Gaglowa bei Krusewatz eine neue Stellung. ;

Der Ragusaner Korrespondent des „Standard“ meldet unterm 26. d.: „Der gründliche Mißerfolg Derwisch Paschas endet den Feldzug gegen Montenegro für dieses Jahr, da der Winter begonnen hat. Moukhtar Pascha wird sich in Kurzem nach Trebinje zurückziehen. Er wird wahrscheinlich ein hohes Kommando in der gegen Serbien operirenden Armee erhalten. Die albanesische Armee ist gründlich demora— lisirt. Sämmtliche katholischen Baschibozuks sind in ihre Heimath zurückgekehrt, nachdem sie sich geweigert, die ihnen von. der Regierung gelieferten Hinterlader abzuliefern. Die Freiwilligen und Zebeks aus Smyrna verlangen peremtorisch ihre Entlassung.“ .

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Oktober. (W. T. B.). Die im heutigen „Regierungsanzeiger“ mitge— theilte Weisung Sr. Majestät des Kaisers an den Botschafter Ignatieff in Konstantinopel ist bereits gestern den 18. 30. Oktober von Livadia nach Konstantinopel abgegangen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. Oktober. (SH. N.) Der König wird am nächsten Freitag nach Nor⸗ wegen reisen und am 3. November wieder in Stockholm ein— treffen; am selben Tage wird auch die Rückkunft der Königin erwartet.

änemark. Ko 27. Oktober. (H. N.) Ei Derr vom 3 gien ng, f . . . , , enn. z außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Frankreichs in Dänemark ernannt worden. Der bisherige Gesandte, Vicomte de Saint-Ferriol, ist abberufen, um einen andern Posten zu übernehmen. Saint⸗-Ferriol, der Nachfolger Dotézac's, wurde von Napoleon III. im Juli 1869 zum französischen Gesandten ernannt und erhielt im April 1871 vom Präsidenten Thiers die Bestätigung seiner Er⸗ nennung.

Amerika. Wie der „Times“ aus Philadelphia tele— graphirt wird, ist in Charleston eine von dem Bischof und Klerus aller Konfessionen, den Präsidenten sämmtlicher Banken und dem Präsidenten bei der Handelskammer unter— zeichnete Adresse erlassen worden, welche die von dem Gou— verneur Chamberlain und anderen republikanischen Beamten gemachten Angaben über die in Süd⸗Carolina bestehende Zwietracht widerlegt, der Loyalität der Bevölkerung des Staates Ausdruck giebt, und in Abrede stellt, daß innerhalb dessen Be⸗ reiches eine Insurrektion herrsche, oder daß die Gesetze nicht gehörig in Kraft gesetzt werden können. In der Adresse wird auch behauptet, daß in den jüngsten Kollisionen zwischen den zwei Racen die Weißen nicht die Angreifer waren, und er— klärt, es sei nur eine höchst ernstliche politische Agitation im Gange, die zum Zweck. habe, korrumpirte Beamte zu besei⸗ tigen und eine ehrliche Staatsregierung herzustellen. Ein sol—⸗ ches Bestreben, schließt die Adresse, sollte die Sympathie und Unterstützung eines jeden Patrioten genießen.

; Dem „Buenos Ayres Standard“ vom 20. September zufolge ist Jacuarembo von einer Heuschreckenplage heimgesucht.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

St. Petersburg, Dienstag, 31. Oktober, früh. Der „Regierungsanzeiger“ meldet, der Botschafter Ignatieff in Konstantinopel sei angewiesen, von der Pforte binnen 48 Stunden die Annahme eines sechswöchentlichen Waffenstill⸗ standes und die Einstellung der Feindseligkeiten zu verlangen, widrigenfalls aber die diplomatischen Beziehungen zur Pforte abzubrechen und Konstantinopel mit dem gesammten Bot— schaftspersonal zu verlassen.

Belgrad, Dienstag, 31. Oktober. Der Regierung zu⸗ gegangene Nachrichten melden bestätigend, daß die Türken sich der serbischen Positionen bei Djunis bemächtigt haben. S0, 000 Türken mit einem großen Belagerungsmaterial hätten eine so ungeheure Uebermacht gebildet, daß die serbischen Streitkräfte nicht hätten Widerstand leisten können. Horvato— vics habe sich nach Krusewatz zurückgezogen. 3

Landtags⸗Angelegenheiten. ö Nat. Ztg.“ hat, soweit dies schon jetzt möglich ist, die Stärke der Fraktionen, in dem neugewählten Hause der Ab⸗ geordneten, im Vergleich mit der Zusammensetzung des früheren Hauses berechnet. Das Resultat ist aus folgendem Tableau ersichtlich:

1873: 186:

Nationalliberale. V 178 /w 5 ö 710 Altliberale H,,, 3 Liberale außerhalb einer Fraktion k Centrum. Polen Dänen

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